Grotten des Catull

Römische Provinz: Gallia Cisalpina

Die an drei Seiten von Wasser umgebenen Grotten des Catull liegen in absolut traumhafter Lage über dem Gardasee. Doch auch die Ausmaße des heute größten römischen Anwesens Norditaliens machen die antike Luxusvilla zu einem sehenswerten Ziel auf den Spuren der Antike.

Das heutige Oberitalien war schon in der Bronzezeit besiedelt und wurde danach von Etruskern, Galliern, Venetern und Liguriern bevölkert. Als Rom im 2. Jahrhundert v. Chr. weiter expandierte, verleibte es sich die Region rund um den Gardasee (Lacus Benacus) als Provinz Gallia Cisalpina ein.

Die etwa 4 Kilometer lange, wie ein Finger geformte Halbinsel Sirmione am Südufer des Sees war in der Antike ein beliebter Ferienort. In spektakulärer Lage an der Spitze von Sirmione entstanden etwa Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. die ersten Landvillen. Die nördlichste davon wurde Anfang/Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu einer luxuriösen Seevilla (villa maritima) ausgebaut und bis etwa 350 n. Chr. genutzt. In spätrömischer Zeit um das 5. Jahrhundert n. Chr. wurde das nun verlassene Gelände mit einer rund 2 km langen Mauer umgeben und zu einem Teil der Befestigung von Sirmione.

Im 15. Jahrhundert wurden die Ruinen wiederentdeckt und als „Grotte des Catull“ bekannt, da sie wie natürliche Höhlen aussahen und ein gefundenes Freskenfragment angeblich den aus Verona stammenden Dichter Gaius Valerius Catullus darstellte. Catull lobte Sirmione in seinen Versen zwar als „Perle der Halbinseln und Inseln“, allerdings wurde die Villa erst weit nach seinem Tod erbaut, so dass er höchstens mit der Vorgängervilla in Verbindung gebracht werden kann. Der Ausbau der heute sichtbaren Villa könnte von Gaius Herennius Caecillianus stammen, einem Senator und Quästor der Provinz Gallia Narbonensis.

Nach ersten Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wird die rund 2 Hektar große Ausgrabung seit 1948 von der Archäologischen Oberaufsichtsbehörde der Lombardei betreut und erforscht. Die Grabungen brachten eine etwa 170 x 105 Meter große Villa zutage, die auf mehreren über Treppen und Gänge miteinander verbundenen Ebenen lag. An den im Süden gelegenen Eingang mit Atriumshof schloss sich ein Risalitgebäude mit Wohnräumen, Speisezimmer (triclinium) und einer Therme an. Die mit 800 Quadratmetern ungewöhnlich große Thermenanlage mit separatem 4 x 10 Meter großen Wasserspeicher für die heißen Mineralquellen wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. ergänzt und könnte darauf hindeuten, dass die Villa nun als „Wellnesszentrum“ oder Heilbad genutzt wurde.

An der gegenüberliegenden Nordseite befand sich ein weiteres Risalitgebäude mit einer von Sonnensegeln beschatteten Panoramaterrasse. Zwischen den beiden Hauptgebäuden lag ein etwa 4000 Quadratmeter großer Gartenbereich (viridarium) mit einer unterirdischen Trinkwasserzisterne, die mit Ziegeln im Fischgrätmuster bedeckt war. Ein Arkadengang an der Ostseite des Gartens und ein knapp 160 langer und 9 Meter breiter überdachter Gang (cryptoportikus) im Westen verbanden die beiden Gebäudeteile. Unter den in der Mitte von 64 Säulen getragenen und mit Brunnennischen und Skulpturen geschmückten Bögen war man vor Sonne und Regen geschützt. Von den mit Stuckreliefs und Fresken von Landschaften, Pflanzen und Tieren geschmückten Wänden und den Böden mit geometrischem Schwarz-Weiß-Mosaik sind heute nur noch in einem Raum, der vielleicht ein Lararium war, Reste von Fresken erhalten.

Im archäologischen Museum, das sich seit 1999 am Eingang des Geländes befindet, sind Funde aus der Villa und der Gegend des südlichen Gardasees ausgestellt und vervollständigen mit vielen Informationen und Ausstellungsstücken den archäologischen Rundgang.

Die Grotten des Catull sind täglich außer Montag gegen Eintritt geöffnet. Ein Kombiticket bietet zusätzlich Zugang zur Skaligerburg am Eingang der Altstadt.

Bitte beachten: Die Altstadt von Sirmione und die Grotten des Catull sind nur zu Fuß erreichbar. Vom Parkplatz südlich des Hafens geht es durch die Altstadt und an der Terme di Sirmione vorbei, bis man dann nach insgesamt etwa 1,5 Kilometern den Eingang zum Archäologischen Gelände erreicht. Da Sirmione eines der beliebtesten (und auch teuersten) Touristenziele des Gardasees ist, sollte man hier möglichst früh am Tag oder außerhalb der Saison anreisen, damit man die Ausgrabungen noch weitestgehend für sich allein hat.

Lage: Grotte di Catullo e Museo Archeologico di Sirmione, Piazzale Orti Manara 4, 25019 Sirmione

Link: www.grottedicatullo.beniculturali.it/index.php?de/1/home