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Archäologiezentrum Rua dos Correeiros (NARC)

Römische Reste findet man heute meist tief unterhalb der heutigen Bebauung, die aus der Zeit nach dem großen Erdbeben von 1755 stammt. Zu den spektakulärsten Funden der Archäologen gehörte dabei der Fund einer Fischfabrik und eines Badehauses aus dem antiken Olisipo.

Schon um 1000 v. Chr. wurde am einzigen Naturhafen an der westlichen Atlantikküste ein phönizischer Handelsstützpunkt gegründet. Etwa 205 v. Chr., als die militärische Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Römer begann, wuchs die Olisipo genannte Siedlung auf dem heutigen Burghügel stetig weiter, erhielt 48 v. Chr. das römische Stadtrecht und wurde als Colonia Felicitas Iulia zu einem der wichtigsten Orte der Provinz Lusitania.

Nach den Römern folgten in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts die Westgoten, dann die Mauren und ab 1147 die portugiesischen Könige des Mittelalters, die der Stadt jeweils ihren Stempel aufdrückten. Eine große Zäsur bildete das Erdbeben 1755 und der darauffolgende Wiederaufbau, in dem die Stadt komplett umgestaltet wurde.

Archäologische Ausgrabungen in der heutigen Altstadt Lissabons brachten in der Rua dos Correeiros zwischen 1991 und 1995 viele Funde zu Tage, die einen breiten Querschnitt durch etwa 2500 Jahre der Stadtgeschichte darstellen. Aus fast allen Epochen fand man in den teilweise übereinanderliegenden Schichten viele Spuren, von denen die römischen sicher zu den interessantesten gehören.

Zwischen der Mitte des 1. Jahrhundert v. Chr. und der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. lag hier eine römische Nekropole, die als ältester Friedhof Lissabons gilt. In den Resten der Brand- und Körpergräber wurden Bestattungsurnen, diverse Grabartefakte aber auch Schmuck gefunden.

Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. entstand hier ein Fischverarbeitungszentrum, das bis Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. betrieben wurde. In den Fundamentresten kann man heute noch gut einige der insgesamt 31 Fischtanks (cetaria) erkennen, in denen die gesalzenen Fischabschnitte zu verschiedenen Fischsaucen (garum, liquamen, muria) vergoren wurden. Brunnen lieferten das nötige Wasser für die Produktion der Sauce, die in Lagerräumen in Amphoren abgefüllt und ins gesamte römische Reich exportiert wurde.

In unmittelbarer Nachbarschaft entstand im 3. Jahrhundert n. Chr. eine Siedlung mit Badehaus, von dem noch das viereckige Atrium und der Kaltbadebereich (frigidarium) mit herrlichen mehrfarbigen Mosaiken erhalten ist.

Nach Abzug der Römer kamen ab Mitte des 5. Jahrhunderts die Westgoten und ab 714 n. Chr. die Mauren, die hier Wohnhäuser errichteten. Nach der Reconquista lag hier 13. bis 14. Jahrhundert eine Töpferfabrik, was aus den gefundenen Keramikscherben geschlossen werden kann. Das große Erdbeben vom 1. November 1755 hinterließ seine Spuren in Form von Haustrümmern und verkohlten Balken, während man aus der Zeit des Wiederaufbaus der Altstadt von Lissabon durch den Marquis von Pombal Beispiele der erdbebensichernden Hausfundamente sehen kann.

Das Archäologiezentrum, das sich im Keller des Gebäudes der Millennium bcp Bank befindet, ist täglich außer sonntags bei freiem Eintritt geöffnet, kann aber nur auf einer rund 45 Minuten dauernden geführten Tour besichtigt werden. Diese werden stündlich angeboten und finden in Englisch und Portugiesisch statt.

Lage: Núcleo Arqueológico da Rua dos Correeiros (Fundação Millennium bcp), Rua dos Correeiros 21, 1100-061 Lisboa

Link: www.fundacaomillenniumbcp.pt/en/nucleo-arqueologico