Auf einer kleinen Anhöhe über der Jagst und gut 1 Kilometer vom Limes entfernt liegen die Reste eines Kohortenkastells, in dem eine etwa 600 Mann starke teilberittene Einheit stationiert war.
Das Kohortenkastell Rainau-Buch lag etwa 1,2 km vom Limes entfernt auf einer Anhöhe über der Jagst und in der Nähe einer Handelsstraße, die von Augsburg (Augusta Vindelicum) zur Donau bei Günzburg (Guntia) und von dort über Aalen (Alae) zum etwa 2 km entfernten Limestor bei Dalkingen führte. Es war Standort einer unbekannten teilberittenen Kohorte (cohors equitata) von ca. 600 Mann, wurde um 150 n. Chr. errichtet und war bis zur Limesaufgabe um 260 n. Chr. belegt.
Das Kastell hatte eine Größe von 140 x 150 m (2,1 ha) und besaß 4 umlaufende Gräben, die bis zu 6 m breit waren. In einer ersten Aubauphase wurde das Kastell noch mit einer Holzumwehrung geschützt, die später durch Stein ersetzt wurde und innen eine aufgeschüttete Erdrampe erhielt. Es gab 4 Lagertore mit einer doppelten Durchfahrt, die von 2 Türmen flankiert waren. In der Wehrmauer befanden sich weitere 8 Zwischentürme. Das Stabsgebäude (principia) mit dem Fahnenheiligtum (aedes) lag in der Mitte des Kastells, wo sich die Lagerstraßen via principalis und via praetoria kreuzten. Daneben lagen auf der einen Seite ein Speicherbau (horreum) und auf der anderen das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium). Die Mannschaftsbarracken und die Ställe waren auf die restlichen Lagerfläche verteilt.
Entdeckt wurde das Kastell bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen fanden 1897 statt. Die südliche Toranlage, ein Zwischenturm und ein Teil der Wehrmauer wurden 1972 ausgegraben und wissenschaftlich untersucht. Weitere Ausgrabungen und geomagnetische Untersuchungen fanden nochmal zwischen 1992 und 2000 statt und brachten vor allem weitere Erkenntnisse über die Innenbebauung des Kastells.
Heute sind die Reste der Toranlage im Süden (porta principalis dextra) und eines südlichen Zwischenturms mit Teilen der Wehrmauer in konservierter Form sichtbar. Die restlichen Eck- und Zwischentürme und die Steinumwehrung des Kastells wurden durch Büsche und Bäume und einen Erdwall markiert. Der Grundriss des Stabsgebäudes mit dem angebauten Fahnenheiligtum sind anhand von Steinplatten erkennbar. Ein Bronzemodell des Kastells steht im Zentrum der Anlage, so dass man einen guten Eindruck über das einstige Aussehen erhält.
Das Kastell Rainau-Buch ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des römischen Reiches“. Das Gelände ist jederzeit frei zugänglich.
Lage: Bucher Stausee, 73492 Rainau-Buch (Parken am Parkplatz P2 Bucher Stausee)