In Osterburken ist ein eher ungewöhnliches Doppelkastell erhalten. Da das ursprünglich rechteckige Kohortenkastell offenbar wegen der zusätzlichen Stationierung einer Numeruseinheit zu klein geworden war, wurde es kurzerhand mit einem Anbau, dem Annexkastell, erweitert.
Etwa 500 m vom Limesverlauf entfernt und südlich der Kirnau wurde um 160 n. Chr., als der Odenwaldlimes an den ORL vorverlegt wurde, ein Kohortenkastell für die rund 500 Mann starke teilberittene Cohors III Aquitanorum Equitata Civium Romanorum errichtet.
Bereits um ca. 185-192 n. Chr. entstand hieraus ein Doppelkastell, als an die südöstliche Seite des Kohortenkastells das Annex-Kastell angebaut wurde, in dem der Numerus Brittonum Elantiensium stationiert war.
Das Kohortenkastell mit einer Größe von 186 x 115 m (2,14 ha) war bereits in der Erbauungsphase aus Stein gebaut und besaß 4 Tore, 4 Ecktürme und einen umlaufenden, 7 Meter breiten Graben. Das Annexkastell mit seiner unregelmäßigen Trapezform und einer Fläche von ca. 1,35 ha besaß auf jeder Seite ein Tor und an jeder Ecke einen Turm. Von der Innenbebauung gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse.
Erste Ausgrabungen in Osterburken begannen im 19. Jahrhundert. Die ersten systematischen Ausgrabungen erfolgten dann Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Reichslimeskommission. Bei weiteren Ausgrabungen wurden in den 1970er-Jahren die beiden Badeanlagen und in den 1980er Jahren der Benefiziarier-Weihebezirk emtdeckt.
Heute ist das Kohortenkastell bis auf einen Teil der Südostmauer komplett überbaut. Um wenigstens einen Eindruck seines Aussehens zu vermitteln, wurde das Seitentor, das eine doppelte Durchfahrt und 2 flankierende Türme besaß, mithilfe eines 14 m hohen Stahlrahmens visualisiert. Über ein am Infopunkt installiertes Archaeoskop bekommt man nun eine gute Vorstellung davon, wie diese Toranlage einst ausgesehen haben könnte. Die Umwehrung des Annexkastells hingegen ist in Grundmauern konserviert und heute noch in der Parkanlage sichtbar.
Der Kastellvicus befand sich nordöstlich des Kastells, aber auch auf der anderen Seite des Flusses, und ist weitestgehend unter der Stadtbebauung verborgen. Zu den wichtigsten Gebäudefunden des Vicus gehören das Kastellbad und das kleinere Bad des Annexkastells, ein dazwischenliegender Bau unbekannter Nutzung und der etwas weiter nördlich gelegene Benefiziarier-Weihebezirk.
Das Annex-Kastell ist Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ und jederzeit frei zugänglich.
Lage: Annex-Kastell Osterburken, Kastellstraße, 74706 Osterburken