Das Kastell von Waldmössingen wurde an einem wichtigen Truppentransportweg errichtet, der die schnellere Verlegung von Truppen aus den Legionslagern Mainz, Straßburg und Augsburg ermöglichte, ohne dabei den längeren Weg über das Rheinknie benutzen zu müssen.
Das Kastell von Waldmössingen lag an der Kinzigtalstraße von Straßburg (Argentoratum) über Rottweil (Arae Flaviae) nach Tuttlingen und wurde vermutlich zusammen mit dieser Straße geplant. Diese Verbindung zwischen dem Rhein und der Donau war ein wichtiger Truppentransportweg und verband die Provinzen an Rhein und Donau miteinander. Eine weitere Straße zweigte Richtung Norden nach Rottenburg am Neckar (Sumelocenna) ab, so dass die Lage in Waldmössingen für ein Kastell strategisch günstig war.
Gegen 74 n. Chr. wurde hier daher ein erstes etwa 2 ha großes Holz-Erde-Kastell für eine unbekannte Kohorte (Auxiliartruppe) mit ca. 500 Mann errichtet. Die ungewöhnliche fünfeckige Form ergab sich wohl aus der topografischen Lage an einem Hügel.
Zu einem unbekannten späteren Zeitpunkt wurde dieses Kastell dann durch ein rechteckiges Steinkastell mit ungleich langen Seiten (118,2 m x 127,9 m x 177,85 m x 154,7 m) ersetzt. Vermutlich mit der Errichtung des Neckar-Odenwald-Limes Ende des 1. Jahrhunderts, aber spätestens mit dem Ausbau des Obergermanisch-Raetischen Limes war die Reichsgrenze so weit Richtung Norden vorgerückt, dass das Kastell militärisch nicht mehr notwendig war und daher aufgegeben wurde. Nur der südlich und westlich des Kastells gelegene Vicus bestand vermutlich bis ins 3. Jahrhundert weiter.
Das Kastell wurde 1896 durch die Reichslimeskommission untersucht und ausgegraben. Von den nachgewiesenen Toren mit Doppeltürmen besaßen 3 eine doppelte Zufahrt. In den abgerundeten Ecken lagen Türme und es gab vermutlich 8 oder 9 Zwischentürme, von denen bisher 3 lokalisiert werden konnten. Ein teilweise doppelt angelegter Graben schützte das Kastell. Es wurden 2 Bauten mit Steinfundamenten gefunden, von denen aber nur das Stabsgebäude (principia) sicher identifiziert wurde, die Funktion des zweiten ist unklar. Funde aus dem Vicusgelände weisen einen Töpferofen nach, auch ein Altarstein und ein Fluchtäfelchen wurden im vermuteten Tempelbereich gefunden.
Der 1975 freigelegte und anschließend rekonstruierte südliche Eckturm, der auf einem kleinen Hügel liegt, gibt heute noch einen guten Eindruck der Wirkung des Kastells. Eine kleine Ausstellung von Funden aus dem Kastell sind im Turm untergebracht.
Das Kastell ist jederzeit frei zugänglich, die Ausstellung im Turm ist gelegentlich geöffnet.
Lage: Römerkastell Waldmössingen, Weiherwasenstraße 10, 78713 Schramberg-Waldmössingen