Kurz nach der Eroberung der rechtsrheinischen Gebiete entstand im heutigen Kurort Baden-Baden ein Kastell und ein Militärbad, in dem die heißen Thermalquellen nicht nur für die Hygiene, sondern auch zu Heilzwecken genutzt wurden. Die Aquae genannte Siedlung, in der sogar Kaiser Caracalla einst kurte, entwickelte sich später zum Hauptort der Civitas Aurelia Aquensis.
Wohl kurz nach der Besetzung der rechtsrheinischen Gebiete unter Kaiser Vespasian wurde um 74/75 n. Chr. auf dem Rettig, einem Hügel oberhalb der Oos, ein Militärlager gegründet. Die in der Nähe gelegenen etwa 68 °Celsius heißen Thermalquellen am Florentinerberg ließen schon bald ein Lagerdorf entstehen, das schlicht Aquae oder Aquae Aureliae (lat. Aqua = Quelle, Wasser, Bad) genannt wurde. Um 90/100 n. Chr. wurde es zum Verwaltungszentrum der Civitas Aurelia Aquensis, das erst um 259/260 n. Chr. nach den Limesfall aufgegeben wurde.
Rund um die Thermalquellen von Aquae entstand ein regelrechtes Kurzentrum mit mehreren Badeeinrichtungen, die z.B. auch von Soldaten aus dem Legionslager in Straßburg (Argentorate) rege genutzt wurden. Neben der reinen Badefunktion dienten sie auch Heilzwecken, wie hier aufgefundene Inschriften und Weihesteine für die Heilgöttin Minerva medica bezeugen. Während der Regierungszeit von Kaiser Caracalla, der hier um 213 n. Chr. nach einem Feldzug zur Kur weilte, wurden die bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. errichteten Kaiserthermen luxuriös ausgebaut.
Von den Badeeinrichtungen von Aquae, die 1844 bei Bauarbeiten entdeckt wurden, liegt der größte Teil unter der modernen Bebauung und konnte daher nur teilweise ausgegraben werden. Die Reste der Kaiserbäder liegen unter dem Marktplatz und sind heute nur noch als Markierungen im Pflaster zu erkennen.
Die im Bereich des Friedrichsbades gelegenen Ruinen der Soldatenbäder, die zwischen 1846 und 1900 ausgegraben und konserviert wurden, sind heute im Museum Römische Badruinen Baden-Baden zu besichtigen. Stege, die über den Ruinen angelegt wurden, führen den Besucher durch alle Bereiche der Badeanlage, so dass man anschaulich die Funktion der einzelnen Räume des ehemals rund 40 x 40 Meter großen Hygienebads (balineum) erkennen kann.
Innerhalb des Museums sind heute noch 3 Räume in ihren Grundrissen komplett erhalten. Besonders gut erkennbar sind dabei der Heizraum (praefurnium) und die Hypokaustanlagen, in denen die Wärme durch hohle Boden- und Wandziegel geleitet wurde und sogar die Sitzbänke beheizt wurden. Bei einem etwa 4,6 x 13,1 Meter großen Raum könnte es sich um ein Schwitzbad (sudatorium) gehandelt haben. Zwei weitere 6 x 10 Meter große Räume dienten als Warmbad (caldarium) und Laubad (tepidarium).
Das Museum in den römischen Badruinen wurde 2003 im Bereich der Tiefgarage des Friedrichsbads eröffnet und ist täglich von Mitte März bis Mitte November jeweils 1 Stunde am Vor- und Nachmittag oder nach Voranmeldung geöffnet. Außerhalb der Öffnungszeiten kann man die Ausgrabungen aber auch teilweise durch eine Glasfront von außen besichtigen. Im Eintrittspreis ist die Ausleihe eines Audioguides enthalten, in Videoanimationen wird die Funktion der Bäder veranschaulicht. 1x monatlich wird eine 45minütige Führung angeboten. Leider sind im Museum auch für private Zwecke keine Fotos erlaubt.
Lage: Museum Römische Badruinen Baden-Baden, Römerplatz 1, 76530 Baden-Baden





