Römischer Gutshof Lauffen

Römische Provinz: Germania Superior

Das muss man gesehen haben!

Einer der wenigen vollständig ausgegrabenen römischen Gutshöfe in Baden-Württemberg liegt heute inmitten der Weinbergterrassen von Lauffen mit einem schönen Ausblick auf das Ufer des Neckars.

Bis etwa 150 n. Chr. bildete der Neckarlimes die Grenze des römischen Reiches, bevor die Römer diese etwa 30 km Richtung Osten verlagerten und dort den Obergermanisch-Rätischen Limes errichteten. Im Hinterland entstanden daraufhin eine große Zahl an Landgütern, die die neuen Limeskastelle und die wachsende Bevölkerung versorgen sollte.

Der bereits um 3000 v. Chr. besiedelte Hang oberhalb des Neckars besaß auch eine Quelle und war so ein idealer Standort für einen Gutshof. Dieser wurde in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bewirtschaftet. Vermutlich wurde hier neben Ackerbau und Viehzucht auch Weinbau betrieben.

Die Reste der Villa wurden 1977 bei der Flurbereinigung der Weinberge entdeckt und 1978 ausgegraben. Hierbei kam auf einer Fläche von ca. 90 x 94 m ein komplett erhaltener Gutshof mit 4 Gebäuden und einer ca. 2,5 m hohen Hofmauer zum Vorschein.

Das am unteren Ende des Geländes gelegene Gebäude 1 war das ursprüngliche Wohnhaus aus der Mitte des 2. Jahrhunderts. Es wurde von anfangs 10 x 8 m Größe mehrfach erweitert und war in der letzten Bauphase 15 x 13 m groß. In der ursprünglichen Version besaß das Gebäude auf einem soliden Steinfundament einen Wohnraum mit Terrazzoboden, bemaltem Wandputz und Fußbodenheizung. Die Wandelhalle und der Keller mit Lichtschacht wurden dann später angebaut. Die spätere Funktion des Gebäudes ist nicht ganz geklärt – vielleicht diente es später als Kelter.

Beim seitlich und leicht nach oben versetzt gelegenen Gebäude 2 handelt es sich um einen Speicherbau, der ebenfalls im Laufe der Zeit erweitert wurde von ursprünglich 18 x 15 m auf später 22 x 15 m. Der zweigeschossige Bau besaß ebenfalls Steinfundamente.

Gebäude 3, das neue Wohnhaus, wurde statt eines älteren Holzbaus errichtet und ersetzte das ältere Wohnhaus (Gebäude 1). Es liegt zurückversetzt am oberen östlichen Rand der Anlage, bot aber einen guten Überblick über das Landgut. Die 23 x 18 m große Portikusvilla mit Eckrisaliten und beheizten Wohnräumen besaß an der Nordecke ein angebautes Badehaus im Reihentypus mit Umkleideraum, Warmbad mit Wanne, Kaltbad und Latrine.

Beim direkt an die Hofmauer und in den Hang gegrabene Gebäude 4 handelte es sich wahrscheinlich um einen Viehstall und eine Unterstellmöglichkeit für landwirtschaftliche Geräte oder Fuhrwerke.

Auf dem Gelände wurden einige interessante Stücke gefunden, darunter das Teilstück eines Merkurreliefs, viele Gefäße, Amphoren und Krüge, Sicheln und Rebmesser, so dass die Nutzung für den Weinanbau nicht unwahrscheinlich ist. Der Fund zweier alamannischer Adelsgräber aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. belegt außerdem, dass das Gelände auch nach der römischen Zeit weiter besiedelt war.

Die Villa Rustica von Lauffen ist eine der wenigen vollständig ausgegrabenen Anlagen in Baden-Württemberg. Sie liegt heute oberhalb des Neckars inmitten von Weinbergen und ist jederzeit frei zugänglich. Auf Infotafeln und mithilfe eines Rekonstruktionsmodells aus Bronze kann man sich einen guten Überblick über das einstige Aussehen machen.

Lage: Römischer Gutshof, Ilsfelder Straße, 74348 Lauffen a. N. (der Parkplatz „Römischer Gutshof“ befindet sich etwa 1,5 km außerhalb von Lauffen an der L1105 Richtung Ilfeld, von dort aus sind es ca. 300 m zu Fuß über einen Feldweg)

Link: www.lauffen.de/website/de/freizeit/geschichte/gutshof