Kleinkastell Gunzenhausen

Römische Provinz: Raetia

Am nördlichsten Punkt des raetischen Limesverlaufs findet man eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Limeskastellen und Limestürmen. Auf dem Schlossbuck, einer Anhöhe östlich von Gunzenhausen, kann man auf einem kurzen Spaziergang mehrere dieser Befestigungen entdecken.

Das Kleinkastell Gunzenhausen, das auf dem Hinteren Schlossbuck im Burgstallwald liegt, wird manchmal auch als „Feldwache Schlossbuck“ bezeichnet. Es wurde auf einer Erhebung nur wenige Meter von der Limesmauer weg errichtet und ist nur etwa 2 km vom westlich liegenden Numeruskastell Gunzenhausen entfernt. Letzteres wurde im 1. Jahrhundert errichtet, war mit 100 bis 200 Soldaten besetzt, liegt aber heute vollständig überbaut im Stadtzentrum von Gunzenhausen und ist daher nicht mehr sichtbar.

Vom etwa 20 x 20 Meter großen und aus Stein erbauten Kleinkastell sind heute nur noch Reste der Fundamente erkennbar. Forschungen ergaben, dass die Außenmauer aus Stein innen mit einem umlaufenden Wehrgang versehen war, dessen Pultdach zu einem Innenhof hin abfiel. Dort lagen die aus Holz erbauten Wohn- und Wachstuben. Den Eingang bildete ein nach Norden zum Limes hin gerichteter Torturm.

Da auf dem Schlossbuck neben dem Kleinkastell auch mehrere Limestürme gab, scheint sich hier ein Limesdurchgang befunden zu haben, der so gesichert wurde. Es gibt nur wenige Hinweise darauf, wann genau das Kastell erbaut wurde, man kann nur aufgrund von Funden im Brandschutt darauf schließen, dass das Kastell etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. durch Feuer zerstört wurde.

Heute sind die Umrisse des Kastells am Boden markiert und in der Mitte wurde ein Gedenkstein mit der Aufschrift „Castrum Romanum“ aufgestellt.

Etwa 500 Meter westlich des Kleinkastells liegen am Ostabhang des Vorderen Schlossbucks die Steinfundamente des Limesturms WP 14/5. Dieser scheint mit 4,8 × 7,6 Meter Grundfläche und einer geschätzten Höhe von 5 m ein ziemlich großer Turm gewesen zu sein, der zudem nur 65 Meter vom nächstgelegenen WP 14/4 entfernt liegt.

Dieser Turm muss wohl nachträglich in die bereits bestehende Limesmauer eingefügt worden sein und wurde außerdem auch ziemlich schief „eingepasst“. Er stammt daher mit Sicherheit aus einer späten Bauphase des Limes, d.h. mindestens nach der Erbauung der Raetischen Mauer um 200 n. Chr.

Der Turm wurde 1980 teilrekonstruiert und konserviert. Die Limesmauer an diesem Teil des Limes war hier mindestens 2,6 m, vermutlich sogar 3 m hoch und zeugt von der Wehrhaftigkeit dieses Limesabschnitts.

Kleinkastell und Limesturm sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Kleinkastell Gunzenhausen, Burgstallwald/Am Hinteren Schlossbuck, 91710 Gunzenhausen (Zugang über Parkplatz an der Frickenfelder Straße gegenüber der Pizzeria)