Das Kastell Quintanis gehörte bis in die Spätantike zu den Befestigungen des raetischen Donaulimes. Eine der hier stationierten Kohorten, die Cohors V Bracaraugustanorum gab dem Lagerdorf den Namen ad quintanas, d.h. beim Lager der Fünften.
Das Museum Quintana zeigt Funde aus der mindestens 7000 Jahre alten Siedlungsgeschichte der Gegend. In der Nähe eines Altarms der Donau errichteten jungsteinzeitliche Bauern bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. eine riesige Kreisgrabenanlage, die heute als Modell im Museum zu sehen ist. Auch die Rekonstruktion des Kopfes der „Toten von Niederpöring“, die 2015 in einem Gräberfeld bei Niederpöring an der Isar entdeckt wurde, gehört zu den außergewöhnlichen Exponaten dieser Epoche: ihr aus über 400 Schneckengehäusen gefertigter Kopfschmuck belegt ihre hohe soziale Stellung. Aus der Bronzezeit stammen neben einem keltischen Töpferofen auch riesige Graburnen, die in sogenannten „Häuptlingsgräbern“ gefunden wurden.
Im Obergeschoß des Gebäudes befindet sich die Römische Abteilung, in der man von einer lebensgroßen römischen Feldherrnfigur begrüßt wird. Hier werden die Funde aus dem Auxiliarkastell Quintanis ausgestellt, das um 90 n. Chr. unter Kaiser Domitian für etwa 500 Mann Besatzung errichtet wurde. In mehreren Phasen wurde dieses mehrfach umgebaut und an die unruhigen Verhältnisse am raetischen Donaulimes angepasst. Während der Markomannenüberfälle im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das Kastell schließlich zerstört und anschließend aufgegeben
In der Spätantike entstand im Nordwesten des ersten Kastells ein Burgus für eine kleine Garnison, in dessen Mauern auch die Bewohner des ehemaligen Lagerdorfs Schutz fanden. Daraus entwickelte sich eine befestigte Siedlung, die nach der Völkerwanderungszeit im 6. Jahrhundert von Bajuwaren übernommen wurde. Im 9. Jahrhundert wird hier der Ort Villa Cunzina urkundlich erwähnt, der im Mittelalter Quintzen und später Künzing genannt wurde. Man kann daher davon ausgehen, dass der Ort fast durchgehend besiedelt war.
Das bereits 1874 entdeckte Kastell mit einer Fläche von gut 2 Hektar wurde ab 1976 ausgegraben. Hierbei entdeckte man unter anderem Waffenhorte, Werkzeuge und Militärdiplome. Weitere Funde, beispielsweise Kochutensilien, Geschirr, Schmuck, Schreibgeräte, Spielsteine und Badeutensilien, stammen aus dem Lagerdorf, den beiden Thermen und einem Mithräum.
Im Jahr 2003 wurden die Reste eines hölzernen Amphitheaters entdeckt mit einer 29,6 x 34,6 Meter großen Arena und einem Gesamtumfang von rund 40 x 46 Meter. Es bot 600 bis 800 Zuschauern Platz und wurde wohl ab 150 n. Chr. von der hier stationierten Cohors V Bracaraugustanorum erbaut. Seine Umrisse wurden aus Holzbalken am Originalstandort visualisiert und sind frei zugänglich. Ein Themenweg verbindet die römischen Ausgrabungen von Künzing.
Seit 2021 gehört Künzing zum UNESCO-Weltkulturerbe “Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westlicher Abschnitt)”. Das Museum Quintana ist Partnermuseum der Archäologischen Staatssammlung in München und wurde 2001 eingeweiht. Es ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet und bietet regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen.
Lage: Museum Quintana, Osterhofener Str. 2, 94550 Künzing