Villa Rustica Poing

Römische Provinz: Raetia

Die beiden römischen Gutshöfe von Poing wurden in der Nähe einer bereits in der Jungsteinzeit genutzten Handelsstraße errichtet, die während der Römerzeit die wichtigen Städte Augusta Vindelicorum (Augsburg) mit Ovilava (Wels) verband.

Die heutige Gemeinde Poing (die erste urkundliche Erwähnung „Piuuuingun“ um 1000 n. Chr. bedeutet „bei den Leuten des Piuwo“) entstand an einem schon in der Jungsteinzeit genutzten Salzhandelsweg und ist bereits seit rund 5000 Jahren mehr oder weniger durchgängig besiedelt.

Während der Römerzeit verband die Straße als Heeres- und Handelsstraße die rätische Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum (Augsburg) mit Ovilava (Wels), einer bedeutenden Stadt in der Nachbarprovinz Noricum. Etwa zwischen dem 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden dabei entlang dieser Straßen und oftmals nur wenige Kilometer davon entfernt zahlreiche Siedlungen und Gutshöfe.

Während der Erschließungsmaßnahmen in einem Neubaugebiet wurden in Poing auf einer Fläche von etwa 12 Hektar archäologische Untersuchungen durchgeführt, die im Jahr 2004 auch die Reste dreier Gutshöfe aus der römischen Kaiserzeit ans Tageslicht brachten.

Die mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln in Holzbauweise errichteten Gutshöfe (villa rustica) bestanden aus einem Wohnhaus mit zahlreichen Ställen, Schmiedewerkstätten, Scheunen, Obst- und Nutzgärten, mehreren Töpferöfen, Viehpferchen und Brunnen, besaßen allerdings keine Badeanlagen. Sie waren großräumig mit Holzpalisaden umzäunt, in denen sich mehrere Eingangstore und ein besonders aufwendig errichteter Hauptzugang befanden.

Die Gehöfte waren jeweils etwa 50 Hektar groß und bestanden weitestgehend zwischen dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr., einer der Höfe wurde sogar bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bewirtschaftet. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass der Brunnen dieses Hofes im Jahr 131 n. Chr. erbaut und 393 n. Chr. repariert wurde.

In der Poinger Villa Rustica kann man heute unter einem gläsernen Schutzbau einen gut erhaltenen Töpferöfen besichtigen, in dem man bei den Ausgrabungen vor allem Gebrauchskeramik, aber auch Terra-Sigillata-Geschirr fand. Außerdem konnte man anhand der vorgefundenen Pfostengruben das Eingangstor und eine Palisadenreihe an ihrer ursprünglichen Stelle rekonstruieren. Der auf dem Gelände angelegte Kräutergarten beinhaltet zudem Pflanzen, die in römischer Zeit angebaut wurden.

Eine archäologische Kulturroute, die „Poinger Zeitreise 2“, führt heute neben der Villa Rustica auch zu anderen archäologischen Fundorten von Poing und erklärt auf Schautafeln die Befunde. Die 2008 als Freiluftfläche eröffnete Geländer der römischen Villa Rustica ist jederzeit frei zugänglich. Ein geeigneter Parkplatz befindet sich an der Sudetenstraße.

Lage: Villa Rustica Poing, Am Römerbrunnen, 85586 Poing