Waldgirmes war eine der frühesten römischen Gründungen in den außerhalb des römischen Reiches gelegenen germanischen Stammesgebieten und sollte dort eine Infrastruktur sowohl für den Handel als auch für militärische Erkundungszüge in die Germania Magna schaffen.
Ab Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. unternahmen römische Feldherren, darunter Caesar, Drusus und Tiberius, ausgedehnte Feldzüge, um auch die Gebiete der Germania Magna als Provinz in das Römische Reich einzugliedern. Dabei wurden neben Militärlagern auch neue Städte und Handelsorte erbaut, um die dauerhafte Eroberung und Sicherung der Gebiete zu ermöglichen, die römischen Truppen auf ihren Feldzügen zu versorgen und den Handel mit den Germanen zu erleichtern.
Waldgirmes war dabei eine der ersten nach römischem Vorbild geplant angelegten Städte im Gebiet der Germania Magna. Sie wurde vermutlich von Drusus spätestens im Jahr 4 v. Chr. gegründet und ist somit die älteste bekannte römische Stadtgründung östlich des Rheins und nördlich der Donau.
Die von einer Holz-Erde-Mauer umgebene, etwa 7,7 Hektar große Stadt wurde dabei wie ein römisches Militärlager befestigt, war aber eine typisch römische zivile Stadt mit Forum, einem Markt, Wohn- und Lagerhäusern, Tavernen, Straßen und einer öffentlichen Wasserversorgung.
Doch bereits kurz nach der Gründung, im Jahr 9 n. Chr., erlitten die Römer in den Germanengebieten eine empfindliche Niederlage in der sogenannten „Varusschlacht“ im Teutoburger Wald. Der nun folgende Widerstand der germanischen Stämme veranlasste Rom, sich etwa ab 16 n. Chr. endgültig aus der Germania Magna in die linksrheinischen Gebiete zurückzuziehen und die rechtsrheinischen Städte, darunter auch Waldgirmes, aufzugeben.
Die römische Stadt bei Waldgirmes und wurde Ende der 1980er Jahre entdeckt und zwischen 1993 und 2009 erforscht. Hierbei wurde auch das Forum ausgegraben, dessen Umrisse heute konserviert sind, gemeinsam mit einem darauf errichteten Fachwerkbau mit steinernen Sockelmauern und einer monumentalen Größe von etwa 2200 Quadratmetern. Dieser bestand mehreren um einen Innenhof errichteten Gebäudeflügeln, die z.B. als Versammlungs- und Handelsgebäude dienten.
Neben den überwiegend nichtmilitärischen Funden wie Glasperlen, Gefäßen und Schmuckstücken, wurden bei den Ausgrabungen auch Teile einer vergoldeten Reiterstatue von Kaiser Augustus gefunden, die ursprünglich auf einem Sockel im Innenhof des Forums stand. Neben dem Fuß des Reiters gehört hierbei der Kopf des Pferdes zu den schönsten und spektakulärsten Funden der Ausgrabung, die heute im Museum der Saalburg ausgestellt sind. Eine vom Künstler Heinrich Janke gestaltete moderne Nachbildung der Reiterstatue steht seit 2009 auf dem Forum von Waldgirmes.
Das Forum von Waldgirmes ist jederzeit frei zugänglich. Das Besucherzentrum, das 2022 eröffnet wurde und einige der Funde und Repliken ausstellt, ist täglich, außer am Montag und an Feiertagen, bei freiem Eintritt geöffnet. Auf aufgestellten Tafeln erhält man Informationen zur Stadtgründung, dem Forum und dem Reiterstandbild. Es werden auch Veranstaltungen und Führungen angeboten.
Lage: Römisches Forum Waldgirmes, Zum Römischen Forum 25, 35633 Lahnau-Waldgirmes