Die Römische Villa Haselburg liegt auf einer Anhöhe mit herrlichem Blick über den Odenwald und den Bayrischen Spessart. Der Besitzer des stattlichen Gutshofs mit Haupthaus, Villenbad, Wirtschaftstrakt und Jupiterheiligtum gehörte vermutlich der lokalen Oberschicht an.
Die Villa Rustica befindet sich etwa 10 Kilometer westlich des Odenwaldlimes und entstand um 130 n. Chr., als der Limes während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian Richtung Osten vorverlegt wurde. Der bisher größte bekannte römische Gutshof der Gegend wurde über 100 Jahre lang bewirtschaftet, wurde jedoch in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr., spätestens jedoch nach dem sogenannten „Limesfall“ um 260 n. Chr. aufgegeben und verfiel danach.
Die fast quadratische Anlage war etwa 183,5 x 185,5 Meter (3,4 Hektar) groß und war von einer Umfassungsmauer begrenzt mit einem breiten Tor an der Nordwestseite. Das Haupthaus im Osten besaß 5 Räume, die teilweise beheizt waren. Der mittlere Raum mit Apsis diente dabei eventuell als Speiseraum (triclinium). Östlich davon lag ein dreiseitiger Portikus mit Innenhof, an den an der Ostseite ein Wirtschaftstrakt mit unterkellertem Küchengebäude anschloss. Etwa 30 Meter westlich lag ein etwa 10 x 17 Meter großes Heiligtum, in dem eine etwa 10 Meter hohe Jupitergigantensäule aufgestellt war. Weitere Nebengebäude und Ställe waren auf dem Gelände verteilt.
Im Südwesten des Portikus lag das mit 14 x 11 Metern ungewöhnlich große Badgebäude, das man über den Umkleideraum (apodyterium) betrat. Danach ging man weiter in den Kaltbaderaum (frigidarium) mit Kaltwasserbecken, von dem man entweder in das Schwitzbad (sudatorium) oder weiter in das Laubad (tepidarium) gelangte. Anschließend folgte das Warmbad (caldarium) mit großer Warmwasserwanne, das über die daran anschließende Heizanlage (praefurnium) beheizt wurde. Eine Latrine lag im Osten neben dem Eingang zum Badgebäude.
Für ein gewöhnliches Landgut waren die Gebäude deutlich größer und repräsentativer als sonst üblich dimensioniert, daher liegt der Schluss nahe, dass der Besitzer ein höheres Amt in der Provinzverwaltung bekleidete und das Gut vielleicht auch Verwaltungszwecken diente.
Wiederentdeckt wurde der Gutshof bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, als Graf Franz I. zu Erbach-Erbach erste Untersuchungen durchführen ließ. Damals ging man noch davon aus, dass es sich um ein römisches Kastell handelte. Nach Ausgrabungen in den 1880er-Jahren setzte sich aber die Erkenntnis durch, dass man hier wohl ein römisches Landgut gefunden hatte.
Als 1979 eine Ferngasleitung durch das Gelände verlegt werden sollte, grub man die bereits wieder zugeschütteten Reste erneut systematisch aus. Zwischen 1984 und 1993 wurden die Grundmauern und die Umfassungsmauer rekonstruiert und konserviert. Das 2012 erbaute Informationszentrum, das einem römischen Gebäude nachempfunden ist, zeigt Fundstücke aus dem Gelände (z.B. Glas, Wandbemalungen oder Ziegel) und informiert auf Tafeln über die Geschichte der Villa Rustica.
Die Villa Rustica, die von der Gemeinde Höchst und einem Förderverein ehrenamtlich betrieben wird, ist als Freilichtmuseum jederzeit frei zugänglich. Das Informationszentrum ist zwischen Anfang April und Ende Oktober an Sonn- und Feiertagen geöffnet und es können Führungen gebucht werden. Neben weiteren Veranstaltungen gehört das Römerfest im Juni zu den Höhepunkten im Jahr.
Lage: Römische Villa Haselburg, an der L3106 bei Hummetroth, 64739 Höchst im Odenwald
Link: www.haselburg.de