Die Römerbaustelle Alisio ist der bisher größte originalgetreue Nachbau eines römischen Holz-Erde-Militärlagers. Aus den Erkenntnissen, die beim Nachbau des Lagers mithilfe historischer Techniken, Werkzeuge und Materialien gewonnen werden, können die Wissenschaftler wichtige Schlüsse über römische Bautechniken ziehen.
Als die Römer ab 12 v. Chr. versuchten, das rechtsrheinische Germanien dem Römischen Reich einzuverleiben, gründeten sie mit Alisio den wichtigsten Militär- und Verwaltungssstützpunkt in Germanien. Hierbei spielte die Lippe, die Alisio mit Xanten (Colonia Ulpia Trajana) und damit dem Rhein verband, als Transport- und Wasserweg eine entscheidende Bedeutung.
Zunächst errichteten die Römer hier zwischen 7 und 1 v. Chr. kurz nacheinander mehrere Lager. Zunächst entstand ein großes Feldlager, das bald darauf zu einem befestigten Hauptlager umgebaut und wenig später erneut erweitert wurde. Nun konnten auf einer Fläche von 18,3 ha (560 x 380 m) bis zu 5000 Soldaten untergebracht werden.
Das Lager war von einer 3 Meter breiten Holz-Erde-Mauer, d.h. einem Erdwall mit aufgesetzten Wehrbauten aus Holz, und einem Doppelspitzgraben umgeben. Neben dem Verwaltungsgebäude (principia), dem Sitz des Lagerkommandanten (praetorium), den Mannschaftsbaracken, Speichern (horreum) und dem Lazarett (valetudinarium) gab es mehrere weitere repräsentative Gebäude und Werkstätten.
Von hier aus startete Varus seinen Feldzug gegen die Cherusker, der 9. n. Chr. in der „Varusschlacht“ zur katastrophalen Vernichtung dreier römischer Legionen führte, darunter eine der in Haltern stationierten Legionen. Bei der anschließenden Belagerung von Alisio gelang es den dort verbliebenen Römern in einer riskanten Aktion, sich bis an den Rhein durchzuschlagen und auf die sichere Seite des Flusses zu retten.
Erste Ausgrabungen in Haltern ab 1899 und anschließende weitere Grabungskampagnen brachten bisher das große Hauptlager und zusätzlich die Reste mehrerer Marsch- und Feldlager, eine Marinebasis an der Lippe, eine Schiffsanlegestelle, ein Gräberfeld, und eine Töpferei zu Tage. Aufgrund der geografischen Lage und der bisherigen Funde sind sich viele Wissenschaftler einig, dass es sich hier um den in historischen Quellen genannten Militärstützpunkt Alisio handelt, auch wenn hierzu bisher noch keine eindeutigen Beweise, wie z.B. Inschriften, gefunden wurden.
Heute ist das Hauptlager bis auf den westlichen Teil überbaut, der seit 2012 zu einem Archäologischen Park umgestaltet wird. In einem ersten Bauabschnitt wurde dabei auf einem Areal von 4,8 ha ein Teil der Westmauer mit gut 150 Metern der Holzumwehrung, dem Westtor und dem umlaufenden Spitzgraben rekonstruiert und hierbei Wert auf möglichst originalgetreue Materialien, Techniken und Werkzeuge gelegt.
Im 2018 begonnenen zweiten Bauabschnitt werden nun nach und nach verschiedene Innenbauten des Kastells rekonstruiert, wie z.B. das Wachhaus und eine Offiziersunterkunft.
Wenn es nicht auf dem Wasser ist, kann man auch das nachgebaute Römerschiff „Victoria“, ein wendiges und schnelles Patrouillenboot für ca. 20 Ruderer, auf dem Gelände der Römerbaustelle besichtigen.
Die Römerbaustelle ist von etwa Anfang April bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet. Man kann im Römermuseum entweder nur den Eintritt für die Römerbaustelle Alisio oder auch eine Kombikarte für das Römermuseum inklusive Römerbaustelle erwerben.
Lage: Römerbaustelle Aliso, Zum Silverberg, 45721 Haltern am See (etwa 300 m vom Museum entfernt und von dort aus ausgeschildert)