Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur (Tolbiacum)

Römische Provinz: Germania Inferior

Das muss man gesehen haben!

Eine der besterhaltenen römischen Thermenanlagen nördlich der Alpen kann man in Zülpich im Museum für Badekultur besichtigen. Zusammen mit einer kurzweiligen Ausstellung über 2000 Jahre Badekultur von der Antike bis heute, führt ein Rundweg durch die wirklich sehenswerte Badeanlage.

Zülpich (Tolbiacum) lag nur eine Tagesreise entfernt von Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) und direkt an der Straße nach Trier (Augusta Treverorum). Hier entstand im 1. Jahrhundert n. Chr. aus der ursprünglich keltischen Ansiedlung ein größeres römisches Straßendorf, in dem Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. auch eine Thermenanlage für Reisende gebaut wurde.

In der Anlage im Reihentypus lagen hintereinander, d.h. der üblichen Badefolge nach, der Umkleideraum (apodyterium), das Kaltbad (frigidarium), das Warmbad (tepidarium) und das Heißbad (caldarium). Zusätzlich gab es einen Schwitzraum (sudatorium), einen Innenhof zur sportlichen Betätigung (palaestra) und natürlich auch Latrinen.

Im 3. und 4. Jahrhundert wurde das Bad offenbar zu klein, denn es wurde mit mehreren zusätzlichen Räumen, Wannen, Feuerstellen und einer Mehrzweckhalle (basilica thermarum) erweitert. Erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts wurden Teile des Bades stillgelegt, bevor die Anlage schließlich ganz aufgegeben wurde.

Lange Zeit blieb die Badeanlage unter dem Gelände der Kirche St. Peter verborgen, bis sie 1929 bei Kanalbauarbeiten wiederentdeckt wurd. Um die erstaunlich gut erhaltenen Reste zu bewahren, wurden sie mit einem Schutzbau überdacht und in den folgenden Jahren bis Ende der 1980er Jahre systematisch ausgegraben. Hierbei kam eine der besterhaltenen römischen Thermenanlagen dieser Art nördlich der Alpen zum Vorschein mit einer Fläche von etwa 400 m², bis zu 1,5 m hohen Mauerresten, noch gut erkennbaren Wasser- und Heizungssystemen und Terrazzo-Böden.

Die Thermen wurden der Öffentlichkeit zunächst als Teil des Probsteimuseums präsentiert, bevor sie dann 2008 einen eigenen Museumsbau erhielten. Auf einem Rundweg durch die römischen Thermen im Erdgeschoss, dem Herzstück der Ausstellung, wird an 18 Stationen die Funktionsweise eines römischen Bades erläutert. Zusätzlich werden weitere interessante Funde rund um die römische Badekultur gezeigt, wie z.B. Absperrventile, Bleileitungen, Toilettenartikel oder Pinzetten.

In der Ausstellung im Obergeschoss wird der Bogen der Geschichte der Badekultur weiter bis in die heutige Gegenwart gespannt. Sie beginnt im Mittelalter mit der Funktion öffentlicher Badestuben, den Aufgaben eines Baders und den damaligen Hygiene- und Badegewohnheiten. Daran schließt sich in der frühen Neuzeit und dem Barock die Entstehung von privaten Räumen mit Badewannen und Toilettenstühlen an.

Mit der Errichtung der städtischen Wasserver- und -entsorgung während der industriellen Revolution, der Erfindung von Klosett, Wasserzapfhahn, Gusseisenbadewanne und Gasbadeofen erreicht die Ausstellung dann die Neuzeit, in der die öffentlichen Bäder vom privaten Badezimmer abgelöst werden, der Bädertourismus entdeckt wird und Wellnesstempel und Erlebnisbäder entstehen. Hierbei findet sich allerlei Kurioses, wie z.B. eine Schaukelbadewanne, aber auch geniale Erfindungen, die für uns heute selbstverständlich sind, wie z.B. die „Douche“.

Mithilfe von modernen Multimediapräsentationen, Lichtinstallationen und auf Leintücher projizierten Filmeinspielern wird das Thema Baden und Wellness im Museum äußerst kurzweilig präsentiert. Auch Kinder haben an der Duftwand, den Multimediastationen und mit dem Begleitcomic sicher ihren Spaß.

Das Museum der Badekultur ist gegen Eintrittsgebühr täglich außer montags geöffnet. Die wechselnden Sonderausstellungen können gegen Aufpreis besucht werden und es gibt kostenlose Audioguides (auch speziell für Kinder). Es werden Themenführungen und 1x pro Monat auch kostenlose öffentliche Führungen angeboten. An einem Wochenende Ende August/Anfang September findet das „Römerspektakel Tolbiacum“ statt, bei dem Legionäre und Reiter auftreten, römisches Handwerk zu sehen ist und verschiedene Mitmachaktionen geboten werden.

Lage: Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur, Andreas-Broicher-Platz 1, 53909 Zülpich

Link: www.roemerthermen-zuelpich.de