Das größte Bühnentheater nördlich der Alpen befindet sich in Mainz in der Nähe der Zitadelle. Hier fanden vermutlich bereits Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. neben Theateraufführungen auch Gedenkfeiern für Heerführer wie Drusus oder Germanicus statt.
Spätestens ab 39 n. Chr., aber wahrscheinlich bereits einige Jahre früher, gab es in Mainz (Mogontiacum) ein kleines halbrundes Bühnentheater (odeon), das an einem natürlichen Hang durch Erdaufschüttungen mit Holztribünen errichtet wurde. Im 2. Jahrhundert wurde das Theater dann aus Stein in seiner heutigen Größe neu errichtet und bis zum 4. Jahrhundert genutzt.
Mit seinen Zuschauertribünen (cavea) mit einem Durchmesser von über 116 Metern war das Theater von Mainz das größte Bühnentheater nördlich der Alpen und bot etwa 10.000 Zuschauern Platz. Diese konnten auf 3 Rängen auf die halbrunde Orchestra und die gut 41 Meter lange Bühne (pulpitum) hinunterblicken. Die die Bühne begrenzende Bühnenwand mit mehreren Durchgängen in dahinterliegende Räume schloss oben vermutlich auf Höhe der obersten Sitzreihe ab. Die Außenfassade des Theaters besaß mehrstöckige Arkaden, innen führten mehrere Umgänge und Treppenaufgänge zu den Rängen.
Das Theater wurde neben Theateraufführungen auch für kultischen Feiern genutzt, Gedenkfeiern für Drusus und Germanicus und Ehrenfeiern für das römische Kaiserhaus sind zumindest am in direkter Nachbarschaft gelegenen Drususstein historisch belegt und wurden vermutlich auch durch Veranstaltungen im Theater fortgesetzt.
Das Theater wurde bereits 1884 beim Bau einer Eisenbahnstrecke entdeckt. Erste Ausgrabungen fanden dann zwischen 1915 und 1916 statt, wurden aber wegen der Weltkriege gestoppt und erst wieder zwischen 1997 und 1999 aufgenommen. Hierbei wurden die heute sichtbaren quadratischen Pfeilerfundamente der Tribünen ausgegraben.
Der aktuelle Erhaltungszustand erfordert eine grundlegende Sanierung, die für die nächste Jahren geplant ist. Hierbei soll nicht nur die Substanz erhalten werden, es soll auch das Theater wieder nutzbar gemacht machen. Der durch den oberen Bereich des Theatergeländes führende Zitadellenweg soll dabei zurückgebaut werden, um das Theater komplett freilegen zu können.
Heute kann man durch eine Glaswand am Bahnsteig des Bahnhofs „Mainz – Römisches Theater“ einen Blick auf das Ausgrabungsgelände werfen. Auf den Bahnsteigen 2 und 3 sind die Umrisse der Bühne und die Lage der Bühnenwand mit helleren Pflastersteinen markiert. 5 Sitzreihen des untersten Rangs, auf denen rund 500 Gäste Platz finden, wurden aus Holz nachgebildet.
Das Theater ist vom Bahnhof und vom Zitadellenweg aus von außen frei einsehbar. Am und im Theater finden verschiedene Veranstaltungen und Aufführungen statt, auch Führungen werden von der „Initiative Römisches Mainz“ angeboten.
Lage: Römisches Bühnentheater, Zitadellenweg, 55116 Mainz (oberhalb des Bahnhofs Mainz – Römisches Theater)