Ein Bergwerk, bei dem man nicht unter Tage gehen muss? Im römischen Bergwerk Meurin ist das möglich, denn durch den Abbau einer meterhohen Bimssteinschicht in der Neuzeit wurden die Stollendecken des ursprünglichen Bergwerks aufgedeckt, so dass die antiken Stollen wieder ans Tageslicht kamen.
Das Römerbergwerk von Meurin ist ein originaler Steinbruch aus der Römerzeit mit noch heute erkennbaren Spuren des römischen Tuffabbaus. Das Gestein stammt aus dem Ausbruch eines Vulkans am heutigen Laacher See vor über 10.000 Jahren und wird seit der Römerzeit bis heute auf dem Gelände abgebaut.
Die Tuffsteine der Gegend waren während der Römerzeit sehr gefragt, da diese relativ leicht und zudem gut zu bearbeiten waren. In mehreren Bergwerken rund um Meurin wurden daher bereits um Christi Geburt Stollensysteme angelegt, in denen der Tuff systematisch gebrochen wurde. Der Abbau erfolgte dabei noch unter Tage, da die begehrte Tuffschicht unter einer etwa 5 Meter hohen Bimsschicht lag.
Aus diesem größten Tuffsteinabbaugebiet nördlich der Alpen kamen nicht nur Steine für Stadthäuser, Gutshöfe, Wasserleitungen, Brunnen, Sarkophage, Weihesteine oder Grabbauten in der näheren Umgebung, sondern es wurden auch Steine für den Bau repräsentativer Gebäude in Köln, Trier und sogar Xanten gewonnen oder hochwertige Mühlsteine für den Export in das römische Reich hergestellt.
Die von den Römern angelegten Stollen wurden auch im Mittelalter noch genutzt und auch in der Neuzeit wurde hier weiter Vulkangestein abgebaut. Als man beim Abbau der Bimssteinschicht in den 1950er-Jahren die römischen Stollen wiederentdeckte, stürzten dabei durch das Gewicht der Bagger Teile der römischen Stollendecken ein.
Ab 1996 wurde das römische Stollensystem archäologisch erforscht, die Stollen nach der Freilegung abgestützt und im Jahr 2000 als Schutz vor Wasser und Umwelteinflüssen eine rund 45 x 55 Meter große freitragende Stahlgitterkonstruktion über dem Gelände errichtet.
Das eigentliche Bergwerk kann der Besucher nun über Laufwege, Holzstege und Rampen begehen und dabei anhand der noch sichtbaren Abbauspuren, auf Infotafeln und Leuchtbildern alles über die Abbautechniken und Arbeitsbedingungen der römischen Bergleute und die Gewinnung der Steine erfahren. Im Kinoraum zeigt „der älteste Film der Welt“ fiktive römische Bergarbeiter und im rekonstruierten Heiligtum kann man heute noch Herkules Saxanus, den Gott der Steinbrecher, um Schutz vor Unfällen bitten.
Im Freigelände hinter dem Schutzbau befindet sich seit 2016 die interaktive „Antike Technikwelt“ mit rekonstruierten antiken Maschinen wie Steinsäge, Flaschenzüge, Baukran oder Säulendrehbank. Auch eine antike Mühle, ein Lehmbackofen, eine Töpferei für Baukeramik und Ziegel, eine Steinmetzhütte und eine Schmiede sind zu sehen.
Das mit dem „European Union Prize for Cultural Heritage“-Award ausgezeichnete Römerbergwerk ist von April bis Oktober täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es wird festes Schuhwerk und dem Wetter angepasste Kleidung empfohlen.
Mittwochs und sonntags werden kostenlose öffentliche Führungen und im Außengelände „Technik zum Anfassen“ angeboten. Es gibt kostenlose Audioguides in verschiedenen Sprachen. Außerdem können Fackel- und Erlebnisführungen gebucht werden, es finden Familien-Erlebnistage, Sonderausstellungen und Workshops statt – und wer mag, kann hier sogar heiraten!
Lage: Römerbergwerk Meurin, Nickenicher Straße, 56630 Kretz (an der B256 gegenüber der Ortseinfahrt von Kretz)
Link: www.roemerbergwerk.de