Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern (Tabernae Rhenanae)

Römische Provinz: Germania Superior

Im heutigen Rheinzabern wurde ein Großteil der Terra Sigillata hergestellt, die in den Provinzen an Rhein und Donau verwendet wurde. Hierbei entwickelte sich im 2. und 3. Jahrhundert ein Zentrum der Keramik-Produktion, in dem die begehrte Ware in einer großen Zahl von Manufakturen und von namhaften Töpfern hergestellt wurde.

Das Terra-Sigillata-Museum in Rheinzabern ist seit 1978 im „Alten Schulhaus“ untergebracht. Die 2007 neu gestaltete Ausstellung erweckt in vier Themenbereichen das römische Töpferhandwerk zu neuem Leben.

Im ersten Themenbereich „Zeit und Raum – Chronik in Ton“ wird die Entwicklung der zwischen 10 und 20 n. Chr. gegründeten Straßenstation Tabernae zum größten Produktionsort für römische Keramikprodukte, aber auch für Baukeramik (z.B. zum Bau römischer Legionslager) aufgezeigt. Hier wurden bis ca. 350 n. Chr. Millionen von Töpfereiprodukten hergestellt. Als wichtiger Standortvorteil zählten dabei die in der Gegend ausreichend vorhandenen Rohstoffe (Ton, Holz, Wasser), die gute Lage am Rhein und an einer Fernstraße, eine gute Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften, die sogar von weit her kamen, um hier zu arbeiten.

Der Themenbereich „Lebenswelten – Leben im Vicus“ widmet sich dem Leben der Bewohner von Tabernae. Anhand der Ziegelstempel sind uns heute viele der hier arbeitenden Töpfer namentlich bekannt. Aber auch die Funde von Haushaltsinventar, Schmuck, Werkzeugen, Gefäßen, Götterfiguren oder Grabbeigaben erzählen mehr vom täglichen Leben der Einwohner. Auch wenn diese in meist einfachen Häusern lebten, erlangten sie durch die Töpferei einen bescheidenen Wohlstand. Die massenhafte Herstellung von Baukeramik (bis zu 20.000 Ziegel pro Monat!) führte auch zu nahezu industriellen Fertigungsabläufen, die hier gezeigt werden.

Im Raum „Terra Sigillata – Herstellung im Manufakturbetrieb“ dreht sich alles um das beliebte römische Tafelgeschirr, die „terra sigillata“. Man erfährt, wie der Ton und der rote Glanztonüberzug (Engobe) gewonnen und aufbereitet wurden, wie die Rohlinge auf der Töpferscheibe gedreht und mit Punzen, Messern oder Tonschlicker verziert wurden und wie die fertigen Gefäße dann nach dem Überziehen mit Glanzton und dem Trocknen gebrannt wurden. Aufgrund der großen Menge an Keramik, die in den Töpfereien nachgefragt wurde, begannen diese, die Produkte in Arbeitsteilung herzustellen. Stellte ein Töpfer bisher ein Produkt von der Gewinnung des Tons bis zum fertigen Gefäß her, entwickelten sich nun in den Manufakturen „Spezial-Berufe“ für die einzelnen Arbeitsschritte. Ausstellungs-Highlight dieses Raumes ist dabei die Teilrekonstruktion eines Terra Sigillata-Brennofens.

Der letzte Themenbereich „Töpfermarkt – Produkte, Handel und Vertrieb“ gibt einen Überblick über die verschiedenen Produkte, die in Rheinzabern hergestellt wurden – vom einfachen Koch- und Essgeschirr (Töpfe, Becher, Teller, Schüsseln, Reibschalen) über Vorratsgefäße (Amphoren, Krüge) bis zu Tafelgeschirr (terra nigra, terra sigillata) und Baukeramik wie Dach-, Heizungs- und Wandziegel (hypokaustum, tubuli). Durch die Lage am Rhein und an einer Fernstraße konnten die Waren leicht mithilfe eines weitläufigen Netzes von spezialisierten Keramikhändlern (negotiatores rei cretariae) zu den Kunden transportiert werden. Der Hauptabsatzmarkt befand sich zwar im rechtsrheinischen Gebiet und den Provinzen an der Donau, aber die Gefäße aus Rheinzabern wurden in das gesamte römische Reich und sogar nach Germanien exportiert. Und durch die Massenproduktion wurde schönes Geschirr auch für viele Teile der Bevölkerung erschwinglich.

In einem weiteren Raum ist Platz für wechselnde Sonderausstellungen.

Das Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern ist von Mittwoch bis Sonntag und feiertags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es können Gruppenführungen (auch mit römischem Essen) gegen Gebühr gebucht werden.

Lage: Terra-Sigillata-Museum, Hauptstraße 33, 76764 Rheinzabern

Link: www.terra-sigillata-museum.de