Inmitten von Weinbergen an einem Hang mit Blick auf die Mosel: schon der römische Gutsbesitzer wusste eine schöne Aussicht zu schätzen. Und wenn man die Ausstattung und die Größe der heute rekonstruierten Gebäudeteile betrachtet, gehörte die Villa sicher einem wohlhabenden Römer, vielleicht einem hohen Beamten aus Trier.
Die Villa Urbana von Longuich, die Landvilla eines sicher gut betuchten Römers, lag direkt an der römischen Fernstraße, die von Trier nach Mainz führte. Vielleicht gab es auch damals schon eine kleine Siedlung an der Mosel, denn der heutige Name des Ortes Longuich lässt sich auf das lateinische „longus vicus“ (Langes Dorf) zurückführen.
An der Stelle eines älteren und kleineren Landguts (villa rustica) aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. eine etwa 110 breite und 28 Meter tiefe villa urbana errichtet. Sie wurde bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts genutzt und vermutlich während der Germaneneinfälle zerstört.
Die Villa wurde 1984 im Rahmen der Flurbereinigung entdeckt. Danach wurden der östliche Seitentrakt der Villa, ein Teil der Umfassungsmauer und 2 Nebengebäude ausgegraben und 1987 konserviert. Über dem Badetrakt wurde dann auf den Originalfundamenten ein Schutzgebäude errichtet. Die Ausmaße des ursprünglichen Gebäudes kann man an den noch sichtbaren Fundament- und Säulenresten erkennen, die heute noch vor dem Schutzbau sichtbar sind.
An den Badetrakt schloss sich Richtung Westen ein Innenhof mit offenem Wandelgang an, über den man das Hauptgebäude erreichen konnte. Da die gesamte Anlage vermutlich symmetrisch aufgebaut war, folgte dann ein weiterer Wandelgang, der zum westlichen Gebäudetrakt führte. Der landwirtschaftliche Bereich der Villa, in dem wohl Wein und Getreide angebaut wurde, lag zum größten Teil hangabwärts in Richtung der heutigen Ortschaft Longuich.
Der östliche Seitentrakt, in dem die Badeanlage untergebracht war, ist heute rekonstruiert. Hier erkennt man heute das Kaltbad (frigidarium) mit einer noch fast komplett erhaltenen Wanne, das Heißbad (caldarium), den Umkleideraum (apodyterium), eine Latrine, Feuerungsräume (praefurnium) und Reste der Fußboden- und Wandheizungen (hypocaustum, tubuli). Auch ein Schwitzbad (sudatorium) war vorhanden.
Die noch sichtbaren Reste der Wandbemalung, Marmorverkleidungen, der Bodenbeläge und Glasmosaike lassen vermuten, dass es sich hier um eine prachtvoll ausgestattete Anlage eines wohlhabenden Römers gehandelt hat. Vor allem der in schwarz-weißem Marmor ausgelegte Fußboden im Kaltbad ist noch gut erhalten.
Die Villa Urbana von Longuich ist jederzeit frei zugänglich. Zwischen Mai und Oktober finden sonntags zu festgelegten Zeiten oder nach Vereinbarung Führungen statt.
Lage: Villa Urbana Longuich, Trierer Straße, 54340 Longuich (Parken im Industriegebiert Im Paesch; zwischen den Häusern 9 und 11 verläuft ein Fußweg hinauf in die Weinberge)