Heute könnte der ehemalige Besitzer der Villa Borg fast schon wieder einziehen, denn die Gebäude des Herrschaftsbereichs, wie das Herrenhaus, die Wohnräume, das Badegebäude oder die Küche, wurden wieder voll funktionsfähig rekonstruiert.
Die Villa Borg lag direkt an der antiken Fernstraße zwischen Metz und Trier im bereits von den Kelten besiedelten Gebiet um Saar und Mosel. Sie wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und war bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts bewohnt. Sie ist die wohl größte römische Villa der Gegend.
Das ca. 7,5 ha große Gelände der Villa bestand aus einem Herrschaftsbereich (pars urbana), in dem das Herrenhaus mit Wohnräumen, Badeanlage und Küche lag, und einem Wirtschaftsbereich (pars rustica). Hier befanden sich die symmetrisch angeordneten Nebengebäude, die als Wohnungen für den Verwalter und das Personal, Speicher, Ställe, Remisen oder Werkstätten dienten. Eine knapp 2 m hohe Mauer umfasste das gesamte Gelände, das über ein Tor im Nordwesten betreten wurde. Eine weitere Toranlage und eine zusätzliche Mauer trennten den Herrschafts- vom Wirtschaftsbereich.
Die ersten kleineren Grabungen eines örtlichen Lehrers fanden um 1900 statt, allerdings ging danach das Wissen darüber währen der Weltkriege wieder verloren. Erst bei der Planung einer Autobahntrasse entdeckte man diese wieder und erkannte ihre Bedeutung. Die daraufhin folgenden planmäßigen Ausgrabungen begannen 1986 und dauern bis heute an, so dass sich das Erscheinungsbild der Anlage immer noch ändert.
Aufgrund der umfangreichen Funde entschloss man sich 1994, die Villa zu rekonstruieren, so dass sich in der Zwischenzeit neben dem Herrenhaus auch das Villenbad, der Innenhof, der Wohn- und Wirtschaftstrakt, das Torhaus, eine Taverne und die Gartenanlagen im komplett wieder aufgebauten Zustand präsentieren.
Heute betritt man das Gelände über das Torhaus, das ursprünglich den Herrschafts- vom Wirtschaftsbereich trennte und in dem heute die Museumskasse und der Museumsshop untergebracht sind. Vor dem Innenhof der Villa, der heute mit Buchshecken und einem Brunnen gestaltet ist, lag ein 10 x 30 m großes Wasserbecken, in dem vermutlich auch Fische gehalten wurden.
Das Herrenhaus betrat man über eine zweigeschossige Empfangshalle, die das Zentrum des Hauses bildete. Es war sicher mit einem prachtvollen Mosaikboden ausgestattet, von dem heute um das Marmorbecken herum ein kleiner Teil rekonstruiert wurde. Die Wände waren bemalt, die Kassettendecke bestand aus Holz. Heute werden die Räume des Herrenhauses als Museum genutzt.
Das Badehaus der Villa war prächtig ausgemalt und ausgestattet und ist heute wieder voll funktionsfähig. Über einen kleinen Eingangsbereich und den Umkleideraum (apodyterium) gelangt man zunächst in das Kaltbad (frigidarium), dessen relativ großes Wasserbecken mit Fischen und Meerestieren bemalt war. Das daran angrenzende Heißbad (caldarium) besitzt neben einem mit Marmor verkleideten Wasserbecken ein kleiner Brunnen (labrum), an dem man sich abkühlen konnte. Das heiße Wasser, das aus einem Löwenkopf in das Becken floss, wurde in einem im angrenzenden Heizraum befindlichen Kessel erhitzt. Der folgende Raum, ein Ruheraum in dem auch Massagen ausgeführt wurden, führt dann in das Laubad (tepidarium), wo man sich bei angenehmen Temperaturen aufhalten konnte. Eine Latrine schloss sich an das Badehaus an.
Direkt an das Badehaus grenzt die Taverne an, in der u.a. römische Speisen und Menüs angeboten werden. Daneben befindet sich eine große römische Küche, in der sich mehrere Feuerstellen befanden. Auch diese Küche ist heute voll funktionsfähig und wird z.B. für Kochkurse genutzt.
Die im gegenüberliegenden Flügel liegenden Wohngebäude und die beiden Wirtschaftsgebäude wurden zwar von außen dem antiken Erscheinungsbild angepasst, werden aber heute funktional als Tagungs- und Veranstaltungsräume genutzt. Im Mediensaal kann man eine multimediale Diashow und ein virtuelles Modell der Anlage erleben.
Da der Innenhof nicht überdacht war, verlief entlang der Seitenflügel und des Herrenhauses ein überdachter Säulengang, so dass man auch bei Regen trockenen Fußes von einem Flügel in den nächsten gelangte. Gartenbereiche befanden sich auch noch hinter dem Badehaus, wo heute ein Rosen- und ein Kräutergarten liegen, aber auch hinter dem Wirtschaftsflügel, wo heute ein Obst- und Gemüsegarten angelegt wurde.
Im Wirtschaftsbereich der Villa, der außerhalb des heute zugänglichen Museumsgeländes liegt, wurden bereits ein Nebengebäude und eine Pferdeschwemme ergraben. Momentan wird ein weiteres Nebengebäude im Wirtschaftsbereich ausgegraben, die restlichen 15 der insgesamt 17 Nebengebäude des Wirtschaftsbereichs sind bisher aber noch nicht sichtbar.
Außerhalb des Villengeländes und etwa 500 m vom heutigen Eingang entfernt an der Zufahrtsstraße liegt ein Gebäude, bei dem es sich vermutlich um eine Herberge (mansio) handelte.
Die Villa ist von Februar bis November täglich außer montags geöffnet und kostet Eintritt. Es finden auch (Erlebnis-)Führungen oder Kochkurse statt, man kann Tuniken ausleihen oder die Villa als Rahmen für Feste und Trauungen buchen. Am 1. Wochenende im August finden jährlich in der Villa Borg die Römertage statt mit Gladiatorenkämpfen, Handwerkern und Händlern und mit römischen Köstlichkeiten.
Lage: Archäologiepark Römische Villa Borg, Im Meeswald 1, 66706 Perl
Link: www.villa-borg.de