Die Sommermonate verbrachten viele wohlhabende Römer in Baiae und besuchten die von den Phlegräischen Feldern gespeisten Thermalquellen, die mit Bädern, Saunen, Wandelgängen und Unterkünften wie ein heutiges Wellnesszentrum ausgestattet waren.
Etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurde Baiae zu einem beliebten Ferienort der römischen Aristokratie und wurde u.a. von Pompeius, Lucullus oder Kaiser Septimius Severus besucht. Unter Kaiser Augustus wurden Teile der Stadt zu kaiserlichem Besitz und die Aristokratie errichtete hier ihre Sommerresidenzen (wie z.B. Julius Caesar, Kaiser Nero oder Kaiser Hadrian). Die von unterirdischen Thermalquellen und heißen Dämpfen gespeisten Bäder waren bis in die späte Kaiserzeit in Betrieb. Mit dem Portus Julius lag ab 36 v. Chr. in Baiae auch der Stützpunkt der römischen Marineflotte, der jedoch aufgrund von Verlandung später nach Misenum verlegt wurde.
Die archäologischen Überreste des antiken Thermenkomplexes von Baiae wurden Mitte des 20. Jahrhunderts ausgegraben und erstrecken sich auf eine Fläche von etwa 40.000 Quadratmetern terrassenförmig entlang eines Hangs bis hin zum Hafen.
Vom oberen Eingang an der Via Sella di Baia gelangt man zunächst zur Villa dell’Ambulatio, die sich über insgesamt 6 miteinander über Treppen verbundene Terrassen erstreckt. Auf der obersten Terrasse lag ein Wohnbereich mit Schlafzimmern, Innenhöfen und Ruheräumen. Die zweite Ebene besaß einen überdachten Portikus mit 2 Längsschiffen, der als Wandelgang (ambulatio) diente. Auf der dritten Ebene lag eine Gartenterrasse und auf der vierten ein Servicebereich. Es folgte eine Terrasse mit Wohn- und Schlafzimmern und auf der untersten Terrasse ein großer Portikusgarten.
Südlich davon lag der Sosandra-Komplex, in dem eine Statue der Aphrodite Sosandra gefunden wurde. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Nero und war wohl ein Erholungsort für Seeleute der Misenum-Flotte. Auf der obersten der insgesamt 4 Terrassen befand sich ein Servicebereich und ein Balneum, darunter lag eine große Terrasse mit Sommertriklinien und Ruheräumen. Bei den hinter dem halbkreisförmigen Säulenportikus gelegenen Räumen mit Blick auf ein rundes Becken (auch als Theater-Nymphäum bezeichnet) könnte es sich um Gästezimmer gehandelt haben. Auf der untersten Terrasse lag ein Peristylgarten.
Der Tempel des Merkur mit seiner Gussbetonkuppel mit einem Innendurchmesser von 21,55 Metern stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und gilt als ältester bekannter römischer Kuppelbau. Die heute noch komplett erhaltene Kuppel mit zentralem Oculus und 4 Oberlichtern diente als Kaltbad (frigidarium), besaß 6 Nischen und in der Mitte ein Podest für ein Triklinium. In den umliegenden Gebäuden, die sich bis zum Meer hin erstreckten, lagen sich u.a. ein Apodyterium und ein Laconium.
Der Tempel der Venus befand sich im Süden inmitten eines auf 3 Ebenen gelegenen Badekomplexes und diente als Thermalraum. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Hadrian (2. Jahrhundert n. Chr.). Der außen achteckige Grundriss besaß große Bogenfenster, das Kuppelinnere war kreisförmig und hatte einen Durchmesser von 26,30 Metern.
Im Norden des Geländes liegt der Tempel der Diana aus der Zeit von Kaiser Alexander Severus (um 222 bis 235 n. Chr.) mit einer nur noch zur Hälfte erhaltenen Kuppel. Sie hatte ursprünglich einen Innendurchmesser von 29,50 Metern und war mit Friesen mit Jagdszenen verziert. Hier wurden die aus dem Boden aufsteigenden Dämpfe gesammelt und als Dampfsauna genutzt.
Die Thermen von Baia sind noch nicht vom Massentourismus überlaufen und täglich außer montags geöffnet. Die gemäßigte Eintrittsgebühr reduziert sich nochmals mit der campania artecard.
Lage: Complesso archeologico delle Terme di Baia, Via Terme Romane/Via Sella di Baia 22, 80070 Baia