Die Bäckerei des Sextus Patulcius Felix ist die größere der beiden bisher in Herculaneum gefundenen Bäckereien. Hier findet man noch die Reste der Mahlsteine und einen noch fast komplett erhaltenen Backofen.
In diesem Bereich des Cardo V lagen vor allem Läden und Werkstätten, aber auch die beiden einzigen bisher in Herculaneum ausgegrabenen Bäckereien (pistinum). Die größere dieser beiden Betriebe gehörte dem Sextus Patulcius Felix, wie ein im Obergeschoss aufgefundener Siegelring belegt.
Im Hauptraum der Bäckerei stehen noch die Reste von zwei Getreidemühlen (mola asinaria), die vermutlich von Maultieren oder Eseln, eventuell aber auch von Sklaven betrieben wurden. Sie waren typisch für die Gegend um Pompeji und bestanden aus einem kegelförmigen Bodenstein (meta), auf dem ein mit einer Hebelstange ausgestatteter und wie eine Sanduhr geformter Einfülltrichter (catullus) saß. Dieser wurde mithilfe der Stangen im Kreis gedreht und vermahlte dabei das oben eingefüllte Getreide zu Mehl. Bei den Ausgrabungen fand man hier noch zahlreiche karbonisierte Getreidekörner. Der hintere Bereich des Mühlenraums diente vermutlich als Stall für die Tiere.
Die Backstube befand sich im links vom Eingang gelegenen Gebäudeteil. Hier stand ein gemauerter Backofen, der heute noch sehr gut erhalten ist. Dahinter gab es eine Stube, in der vermutlich der Teig geknetet wurde. Hier wurden auch 25 Rundbleche aus Bronze gefunden, auf die die fertig geformten Brotfladen (placenta) gelegt wurden, um anschließend gebacken zu werden. Am Eingang zu diesem Raum, aber auch auf dem Ofen und in der Teigstube waren mehrere Phalli angebracht, die dafür sorgen sollen, dass die Backerzeugnisse nicht durch Hexerei verdorben werden konnten.
Da man in der Bäckerei keine Ladentheke gefunden hatte und auch der Platz begrenzt war, geht man davon aus, dass das Brot hier nur gebacken wurde, vermutlich aber in einem eigenen Laden verkauft wurde. Für die Bäckerfamilie jedoch gab es im oberen Teil des Hauses eine Wohnung.
Der links der Bäckerei gelegene Weinladen (taberna vinaria) könnte laut einer Aufschrift auf einer hier gefundenen Weinamphore dem M. Livius Alcimus gehört haben. Hier sind noch die karbonisierten Reste des Gestells zu sehen, auf dem die Amphoren gelagert wurden. In einer muschelförmigen Nische auf der linken Seite befand sich ein mit Stuck verziertes Lararium, über dem Fresken von Bacchus, Merkur und Herkules angebracht waren.
Lage: Pistrinum di Sextus Patulcius Felix, Insula Orientalis II.8, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano