Bootshäuser

Römische Provinz: Italia

Es war eine regelrechte Sensation, als im Frühjahr 1980 bei den Ausgrabungen in den ehemaligen Bootshäusern von Herculaneum etwa 340 noch gut erhaltene menschliche Skelette gefunden wurden. Durch deren wissenschaftliche Untersuchung konnten neue Erkenntnisse über den Ablauf des Vesuvausbruchs im Jahre 79 n. Chr. gewonnen werden.

Die 12 Gewölberäume, die sich in der Antike unterhalb der Terrasse des Vorstadtbezirks befanden, wurden als Bootshäuser und Hafenspeicher genutzt und lagen einst direkt an der Küstenlinie. Durch die vom Vesuvausbruch ausgeworfenen Lavamassen wurde die Meeresküste jedoch so weit verschoben, dass sie heute gut 450 Meter weiter westlich liegt.

Nachdem der Ausbruch des Vesuvs auch Herculaneum bedrohte, flüchteten sich viele Bewohner der Stadt in die vermeintlich sicheren Bootshäuser. Die meisten von ihnen waren dabei Frauen und Kinder, die sich häufig im hinteren Bereich dicht aneinanderdrängten, um dem Stein- und Ascheregen zu entkommen. Viele der Geflüchteten hatten ihre wertvollsten Habseligkeiten, wie Schmuck und Münzen, bei sich. Doch auch die vermeintlich schützenden Steinmauern konnten ihren Tod nicht verhindern: bei Temperaturen wie in einem Backofen und im dichten Gedränge erstickten die Menschen vermutlich qualvoll.

Doch auch die Menschen, die versuchten den giftigen Gasen über das Meer zu entkommen, wurde der Ascheregen zum Verhängnis: ein Soldat und ein Ruderer kamen offenbar noch am Strand ums Leben. Ihr etwa 9 Meter langes und noch gut erhaltenes Boot wurde 1982 zusammen mit ihren sterblichen Überresten entdeckt. Das Skelett des Soldaten trug dabei noch mehrere persönliche Gegenstände wie den Soldatengürtel (cingulum militare), Kurzschwert (gladius) und Dolch (pugio), eine Tasche mit Hammer und Meißel und eine Geldbörse.

In 6 der Bootsschuppen sind die Harzabgüsse der Skelette seit 2011 wieder an ihrem Originalort zu sehen und vermitteln so ein grauenvolles, aber dennoch eindrückliches Bild der schrecklichen Ereignisse in der Antike.

Lage: Fornici, Suburba, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano