Palästra von Herculaneum

Römische Provinz: Italia

Der größte Teil der Palästra von Herculaneum liegt noch immer unter der dahinter hoch aufragenden vulkanischen Ascheschicht begraben. Dennoch kann man sich heute die einstige Größe und Wirkung des für Ringkämpfe und sportliche Veranstaltungen genutzten öffentlichen Platzes noch gut vorstellen.

Der gesamte Palästra-Komplex, der bisher nur teilweise ausgegraben ist, nahm mit einer Fläche von etwa 75 x 100 Metern fast die gesamte Insula Orientalis II ein, wobei allein der offene Bereich etwa 75 x 48 Meter groß war. Es handelte sich hier um einen öffentlichen Platz, der der Körperertüchtigung, aber auch der geistigen Erziehung diente und während der Regierungszeit von Kaiser Augustus errichtet wurde.

Man konnte in die Palästra über zwei Eingänge gelangen: Der Haupteingang, der mit zwei Säulen flankiert war, lag am Cardo V und führte über einen großen viereckigen Vorhof (der zunächst fälschlicherweise als Tempel der Mater Deum gedeutet wurde) zur Westecke der Palästra. Den zweiten Eingang an der Nordecke erreichte man über einen am Decumanus Maximus gelegenen öffentlichen Hallenraum (aula) und einen kurzen Durchgang.

Im Zentrum des Platzes – heute noch unter den Lavamassen begraben – lag ein gut 1 Meter tiefes, kreuzförmiges Wasserbecken, in dem man möglicherweise schwimmen konnte. Auf dem Brunnen in der Mitte befand sich die Bronzestatue einer sogenannten „Lernäischen Hydra“, eine sich um die Äste eines Baumes windende Schlange, aus deren 5 Köpfen das Wasser sprudelte. Eine Kopie dieser Statue kann man zusammen mit den Resten eines Mosaikbodens an der ursprünglichen Stelle (über einen kurzen in das vulkanische Material gehauenen Tunnel erreichbar) bewundern, das Original steht heute im Antiquarium.

Der Platz war auf 3 Seiten mit einem Portikus umgeben, während die vierte Seite im Nordosten aus einer zweigeschossigen überdachten Säulenhalle (cryptoporticus) bestand, vor dem ein weiteres Wasserbecken – vielleicht ein Fischbecken – lag. In der Mitte der nördlichen Längsseite befand sich ein Raum mit Apsis und einem Marmortischchen, der für religiöse Zeremonien oder zur Präsentation von Preisen genutzt wurde. Die Wände der Portiken waren mit Fresken dekoriert, die im 18. Jahrhundert entfernt wurden und daher heute nicht mehr vor Ort zu sehen sind. Einige davon sind jedoch in Neapel im Archäologischen Museum (MANN) zu bewundern.

Die etwa 30 Meter hohe Wand, die sich über dem bisher noch nicht freigelegten Bereich der Palästra auftürmt, verdeutlicht eindrucksvoll, wie die vulkanische Ascheschicht des Vesuvausbruchs das Gelände bis auf das heutige Straßenniveau aufgeschüttet hat.

Lage: Palestra, Insula Orientalis II.4, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano