Die Ausgrabungen von Pompeji sind mit inzwischen rund 44 Hektar Ausgrabungsfläche die einzige archäologische Stätte weltweit, in der sämtliche Bestandteile einer römischen Stadt an einem Ort versammelt sind und die so ein vollständiges Bild einer antiken geplanten Ansiedlung zeigt.
Die antike Stadt Pompeii wurde nach mythologischer Überlieferung vom Halbgott Herakles gegründet. Viel wahrscheinlicher wurde sie aber Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. von oskischen Siedlern in der Nähe der Flussmündung des Sarno gegründet, die ursprünglich aus der Nähe des heutigen Nola kamen. Der Name stammt vermutlich aus dem Oskischen und ist vom Zahlwort pompe (= fünf) abgeleitet.
Die Stadt wuchs stetig und stand unter wechselndem Einfluss sowohl der Griechen, Etrusker als auch der Samniten, bis sie sich 290 v. Chr. zwangsweise dem römischen Reich als Bundesgenosse anschließen musste. Während der Samnitenkriege und des Bundesgenossenkrieges stand Pompeii wieder auf Seiten der Gegner Roms, unterlag dann aber im Jahr 80 v. Chr. dem römischen Feldherrn und Diktator Lucius Cornelius Sulla Felix und wurde daraufhin als Colonia Cornelia Veneria Pompeianorum endgültig dem römischen Einflussgebiet einverleibt. In den folgenden Jahrzehnten wurde Pompeii zu einer blühenden Handelsstadt und einem beliebten Sommersitz der römischen Oberschicht, die in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude und prachtvolle Villen errichteten.
Im Oktober 79 n. Chr. lebten in Pompeii etwa 9.000 Menschen auf einer Gesamtfläche von etwa 66 Hektar und an vielen Gebäuden war man gerade noch dabei, die Schäden eines schweren Erdbebens aus dem Jahr 62 n. Chr. auszubessern. Der Wiederaufbau war noch nicht völlig abgeschlossen, als die Eruption des Vulkans die gesamte Stadt unter einer dicken Schicht aus Vulkanasche und Bimsstein begrub, Dächer zum Einsturz brachte und Fluchtwege blockierte, so dass dadurch viele Menschen ums Leben kamen.
In den folgenden 1500 Jahren blieb die Stadt fast unverändert unter den Vulkanmassen verborgen und geriet immer weiter in Vergessenheit. Auch die im 16. Jahrhundert bei Kanalarbeiten entdeckten römischen Artefakte stießen zunächst auf nur mäßiges Interesse. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Stadt auf Betreiben des neapolitanischen Königshauses schrittweise systematisch ausgegraben, vor allem zur Sicherung der schönsten Stücke und Wertgegenstände für das Königshaus. Leider wurden dabei viele Wandmalereien herausgebrochen oder zerstört, landeten im königlichen Museum oder wurden an andere europäische Königshäuser verschenkt.
Erst im Lauf des 19. Jahrhunderts begannen in Pompeji wissenschaftliche Ausgrabungen, mit dem Ziel, die gefundenen Gegenstände und Fresken vor Ort zu rekonstruieren, zu konservieren und die Ausgrabung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Besonders eindrucksvoll sind dabei die damals angefertigten Gipsabgüsse von menschlichen und tierischen Opfern sowie von organischem Material.
Durch fehlende wissenschaftliche Dokumentationen, Vernachlässigung der Konservierung, das Bombardement während des 2. Weltkriegs und ein schweres Erdbeben im Jahr 1980 drohten immer mehr Gebäude in Pompeji zu verfallen oder stürzten sogar bereits ein. Das daraufhin 2014 mit Mitteln der EU ins Leben gerufene Projekt Grande Progetto Pompei konnte inzwischen dazu beitragen, viele gefährdete Gebäude in Pompeji zu stabilisieren und zu konservieren.
So kann man in Pompeji heute neben dem Forum mit seinen repräsentativen öffentlichen Gebäuden und Tempeln auch zwei Theater, ein Amphitheater und eine Reihe öffentlicher Thermen besichtigen. Außerdem gibt es eine große Zahl von prächtig ausgestatteten Wohngebäuden, viele Geschäfte, Tavernen und Bäckereien, Werkstätten und ein noch gut erhaltenes Netz von Straßen, in denen sogar noch die Trittsteine und Reste der Wasserversorgung erhalten sind. Sogar einzelne Graffiti an den Wänden sind noch heute erkennbar.
Seit 1997 gehören die Ausgrabungen von Pompeji zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata”. Zu besseren Orientierung wurde die Ausgrabung in 9 große Regionen und diese wiederum in einzelne Wohnblöcke (insulae) unterteilt und die Eingänge mit Hausnummern versehen.
Die Ausgrabungen sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet, jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos, allerdings sind dann die Besucherzahlen begrenzt. Mit der campania artecard ist der Eintrittspreis reduziert. Der Haupteingang befindet sich an der Porta Marina, weitere Eingänge liegen an der Piazza Esedra und an der Piazza Anfiteatro. An der di Villa dei Misteri befindet sich ein Ausgang, über den man die Ausgrabung aber nur verlassen kann. Am Haupteingang an der Porta Marina kann man außerdem Audioguides ausleihen und geführte Touren buchen.
Lage: Parco Archeologico di Pompei, Via Villa dei Misteri 2, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en