Das nahezu quadratische Haus macht eher den Eindruck einer Landvilla, denn das relativ kleine Atriumhaus öffnet sich Richtung Süden zu einem großen, schönen Garten mit langem, schmalem Wasserbecken, das von einer Pergola mit Weinranken beschattet wird.
Das elegante Wohnhaus aus samnitischer Zeit, das sich ursprünglich über die gesamte Nordseite der Insula erstreckte, wurde nach dem Erdbeben 62 n. Chr. umgebaut und in zwei einzelne Atriumhäuser aufgeteilt. Der Garten gehörte jedoch weiterhin zum westlichen Wohnhaus. An der zur Straße gewandten Seite wurden außerdem zwei Garküchen (caupona) eingerichtet.
Auf einer Inschrift wurde der Name Loreius Tiburtinus erwähnt, so dass das Haus zunächst unter diesem Namen bekannt war. Der tatsächliche Besitzer konnte aber später anhand eines hier gefundenen Siegelrings als Decimus Octavius Quartio identifiziert werden. Er gehörte dem Orden der Augustalen an, war aber offenbar ein Anhänger des Isiskultes bzw. hatte zumindest eine Vorliebe für Ägypten. Das lange Wasserbecken im Garten, das dem Canopenkanal im Nildelta nachempfunden ist, die Wandmalereien und die Marmorstatuen im Garten geben davon Zeugnis.
Im Atrium befand sich ein mit Pflanzen umsäumtes Impluvium, während an den beiden Seiten mehrere Wohn- und Schlafräume und eine Küche lagen, die heute in keinem sonderlich guten Zustand sind. Südlich war ein Peristylgarten angelegt, von dem man u.a. in einen ägyptisch dekorierten Oecus gelangte, der ursprünglich für ein Isisheiligtum gehalten wurde, und einen Empfangs- oder Speiseraum mit noch gut erhaltenen Fresken mit Szenen aus dem Trojanischen Krieg.
Im Süden befindet sich eine Terrasse mit Säulengang und einem etwa 15 Meter langen Wasserkanal (euripus), der mit Statuen im griechischen und ägyptischen Stil gesäumt war. Am östlichen Ende des Beckens lag das Sommer-Biklinium mit einer Aedikula und Fresken, die auf der rechten Seite den Selbstmord von Pryamus und Thisbe zeigen und links den in sein eigenes Spiegelbild verliebten Halbgott Narziss. An den Fresken der westlichen Wand ist der Held Actaeon dargestellt, der die Göttin Diana beim Baden überrascht und danach, in einen Hirsch verwandelt, von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird.
Vor dem Wasserbecken liegt ein Tetrastyl-Pavillion und darunter eine höhlenartige Nische mit Marmorbrunnen und mythologischen Fresken. Hier beginnt im 90-Grad-Winkel zum oberen Euripus ein auf einer etwas tiefer gelegenen Ebene liegender weiterer Wasserkanal, der sich etwa 50 Meter bis zum Ende des Gartens erstreckt. Er ist dabei von mehreren Becken mit Wasserspielen und Springbrunnen unterbrochen und war von einer mit Wein berankten Pergola beschattet.
Das Haus wurde bereits 1918 bis 1921 in Teilen ausgegraben und nochmals 1933 bis 1935. Der heutige Zugang liegt im Süden am ehemaligen Eingang in den Garten und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.
Lage: Casa di Ottavio Quartione, Regio II/Insula 2.2, Via di Castricio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-octavius-quartio