Bei den Ausgrabungen in Pompeji wurden bisher gut 30 Bäckereien gefunden, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren. In dieser nahe des Forums gelegenen Bäckerei sind 3 Mühlsteine und auch der Backofen noch gut erhalten.
Brot war eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Stadt. Daher gab es an fast jeder Ecke in Pompeji eine Bäckerei (pistrinum), in der das von den Bauern der Umgebung gelieferte Getreide zu Mehl vermahlen, der Teig geknetet und verschiedene Sorten Brot gebacken wurde. Dieses wurde dann entweder in einem angrenzenden Laden oder von fliegenden Verkäufern in den Straßen der Stadt verkauft.
In der Bäckerei an der Via Consulare, die strategisch günstig an der Verbindungsstraße zwischen dem Forum und dem Herculaneum-Tor lag, diente der Vorraum vermutlich als Verkaufsraum. Der dahinterliegende Raum könnte ein Lagerraum oder ein Stall für die Esel gewesen sein. Im Obergeschoss der Bäckerei wohnte wohl der Besitzer der Bäckerei.
Die 3 noch gut erhaltenen Getreidemühlen (mola asinaria) bestanden aus einem feststehenden, glockenförmigen Mühlstein (meta) und einem einer Sanduhr ähnelnden beweglichen Teil (catillus). Durch diesen war ein Holzbalken gesteckt, der von im Kreis laufenden Eseln, Pferden oder Ochsen angetrieben wurde.
Der Backofen, neben dem sich eine Bank mit zwei Vertiefungen befand, war in die Wand eingemauert und ist in einem fast perfekten Erhaltungszustand. Über dem Ofen befand sich ursprünglich eine Plakette mit dem Relief eines Phallus und der Inschrift hic habitat felicitas (Das Glück wohnt hier). Diese ist nun im MANN in Neapel zu sehen.
Der hinter dem Ofen gelegene Raum war vielleicht ein Zubereitungsraum (panificium), in dem der Teig geknetet und die Brote geformt wurden.
Die Bäckerei ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.
Lage: Panificio, Regio VI/Insula 6.17, Vicolo di Modesto/Ecke Via delle Terme, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei