Der Besitzer des Hauses hatte wohl mit dem Seehandel oder Schiffsbau zu tun, denn er ließ sich den Eingangsbereich mit einem Bodenmosaik eines stilisierten Ankers verschönern. Dieser war aber auch gleichzeitig Symbol für Sicherheit und Frieden, das sich die Bewohner des Hauses wünschten.
Für dieses große Haus, dessen Besitzer Melisseus offenbar Schiffsbauer oder Reeder war, wurden etwa Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. zwei samnitische Häuser zusammengelegt, die sich auf unterschiedlichen Geländeebenen befanden. Dabei entstand ein L-förmiger Grundriss, der für Pompeji vor allem durch seinen tiefer gelegenen Gartenbereich einzigartig ist.
Anhand der bei den Ausgrabungen in den Jahren 1826 bis 1829 entdeckten Fresken, die aus verschiedenen Epochen und unterschiedlichen Stilrichtungen stammen, konnten man nachweisen, dass das Haus im Laufe der Jahre mehrere Umbau- und Renovierungsphasen durchlief und einige Räume auch noch nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. ausgebessert und erneuert wurden.
Der Gebäudeteil im Nordwesten war wie ein traditionelles Atriumhaus angelegt, bei dem sich mehrere Wohnräume und Schlafzimmer um ein Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium), gruppieren, während gegenüber dem Eingang ein Empfangsraum (tablinum) lag.
Der hintere Hausbereich ist dagegen sehr ungewöhnlich geschnitten: hinter dem Tablinum führte eine Terrasse an der Nordseite zu zwei Wohnzimmern (oecus) und einem Speiseraum (triclinium), im Süden jedoch zu einem auf tieferem Niveau liegenden Garten (viridarium). Von den auf der oberen Ebene gelegenen, nach Süden hin offenen Räumen, die sicher Repräsentationszwecken dienten, hatte man so einen spektakulären Blick auf den „versunkener Garten“ und die Nymphäen an dessen Südende.
Über eine rechts neben dem Tablinum liegende Treppe erreichte man den Gartenbereich, der auf drei Seiten von einem überdachten Korridor (cryptoporticus) umgeben war. Der westliche Korridor besaß bogenförmige Türöffnungen und Fenster, die Blicke in den Garten ermöglichten. Am südlichen Korridor befanden sich zwei Brunnennischen und in deren Mitte ein als kleiner Tempel gestaltetes Venus-Heiligtum (sacellum).
Viele der Fresken und Mosaike wurden leider während der Ausgrabungen entfernt und in Museen oder Privatsammlungen gebracht, so dass man heute vor Ort meist nur noch Reste der Bemalung und der Böden sehen kann.
Das Haus des schwarzen Ankers ist nur montags geöffnet.
Lage: Casa dell’Ancora, Regio VI/Insula 10.7, Via di Mercurio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-anchor