Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr., der neben Pompeii und Herculaneum auch Stabiae, Oplontis und Boscoreale zerstörte, wurde von Plinius dem Jüngeren so akribisch beschrieben, dass heutige Wissenschaftler die damaligen Ereignisse sehr genau rekonstruieren können.
In der Antike galt der Vesuv, dessen vulkanische Aktivität bereits vor mindestens 400.000 Jahren begann, als erloschen, denn der letzte große Ausbruch fand um 800 v. Chr. statt. Daher wurde das schwere Erdbeben im Jahr 62 n.Chr., das dem verheerenden Ausbruch von 79 n. Chr. voranging, nicht als Vorbote einer möglichen Eruption eingeordnet. Die Bevölkerung brachte die vulkanische Aktivität in der Region oft mit der Unterwelt oder dem Feuergott Vulcanus in Verbindung, obwohl manche Gelehrte versuchten, für Erdbeben und Vulkanausbrüche auch rationale Erklärungen zu finden.
Noch während man in Pompeii die Schäden des Erdbebens reparierte, brach der verheerende Ausbruch des Vesuvs im Herbst 79 n. Chr. (es wird zwar oft noch das Datum 24. August angegeben, vermutlich war es aber der 24. Oktober) über die Region herein. Der genaue Verlauf des Ausbruchs wurde von Plinius dem Jüngeren, der sich zu dieser Zeit in Misenum befand, detailliert beschrieben. In seinem zwar erst viele Jahre später verfassten Brief an den römischen Senator und Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus schilderte er den Vulkanausbruch so exakt, dass heutige Wissenschaftlern daraus die folgende Chronologie rekonstruieren konnten:
- 5. Februar 62 n. Chr: ein Erdbeben erschüttert die Gegend und richtet erhebliche Schäden an, die in den Folgejahren repariert werden.
- 24. Oktober 79 n. Chr, 5–10 Uhr: kleine Eruptionen mit Ascheregen am Osthang des Vesuvs
- 24. Oktober 79 n. Chr, ca. 13 Uhr: Beginn des Ausbruchs. Der Druck des heißen Magmas sprengt den Verschlusspfropfen des Kraters mitsamt der Bergspitze weg; eine 15 km hohe Eruptionssäule entsteht; Asche und Bimsstein regnen auf Pompeii, das Meer zieht sich plötzlich zurück.
- 24. Oktober 79 n. Chr, abends: Dächer in Pompeii stürzen unter dem Gewicht der niederprasselnden Bimssteine ein, die immer größer und schwerer werden.
- 25. Oktober 79 n. Chr, 1–2 Uhr: die 20–30 km hohe Eruptionssäule kollabiert und wird zu einer heißen Glutlawine aus Gasen und kleinen Steinchen (pyroklastische Wolke). Diese rast über Herculaneum, Oplontis und Boscoreale hinweg und zerstört dabei alles Leben. Über Pompeii regnen immer noch Steine.
- 25. Oktober 79 n. Chr, 6:30 Uhr: eine erste pyroklastische Wolke erreicht Pompeii, wo die Menschen ihre zerstörten Häuser verlassen, richtet aber nur wenig Schaden an.
- 25. Oktober 79 n. Chr, 7–8 Uhr: zwei weitere, diesmal tödliche pyroklastische Wolken erreichen Pompei, begraben die Stadt unter sich und töten alles Leben. In Herculaneum beträgt die Ascheschicht nun bis zu 20 Meter.
- 25. Oktober 79, vormittags: eine letzte Glutlawine zerstört in Pompeii die restlichen Häuser. Auch in Misenum regnet Asche nieder. Plinius der Ältere findet am Strand von Stabiae den Tod.
- In den folgenden Tagen bricht der Vesuv immer wieder aus und verschüttet ein Gebiet von rund 15 km rund um den Vesuv. In den etwa 18 Stunden seiner Eruption kamen etwa 5000 Menschen ums Leben. Kaiser Titus leitet nach dem Ausbruch umfangreiche Hilfsmaßnahmen ein.
Bis zum heutigen Tage ist der Vesuv ein aktiver Vulkan, wenngleich er auch durchaus längere Ruhephasen hatte. Nach mehreren größeren Ausbrüchen in der Antike und im Mittelalter, zuletzt im Jahr 1139, galt er als erloschen, bis am 16./17. Dezember 1631 ein in seinem Ausmaß dem Untergang von Pompeii ähnlich starker Ausbruch den Gipfel des Berges wegsprengte. Nach mehreren größeren Eruptionen in den Jahren 1794 oder 1872, verlor der Vesuv im April 1906 bei einem weiteren großen Ausbruch ganze 200 Meter an Höhe. Im Frühjahr 1944 brach der Vesuv zum bisher letzten Mal aus.
Der Vesuv ist momentan 1281 Meter hoch und sein Krater hat einen Umfang von etwa 1500 m. Er gilt wegen seiner dichten Besiedelung als gefährlichster Vulkan der Welt, denn er liegt nur wenige Kilometer von Neapels Stadtgrenzen entfernt und die Häuser ziehen sich bis zu einer Höhe von 700 Metern die Hänge hinauf. Etwa 600.000 Menschen leben noch heute in der etwa 200 km² großen „Roten Zone“, die eigentlich als unbewohnbar klassifiziert ist. Sollte der Vesuv ausbrechen, müssten binnen kürzester Zeit bis zu 2 Millionen Menschen evakuiert werden.
Doch nicht nur der Vesuv, sondern auch die Inseln Ischia und Procida vor der Küste Neapels sind aktive Vulkane. Und die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) bei Pozzuoli werden sogar als Supervulkan eingestuft. Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs des Vesuvs ist extrem hoch, daher ist die Region heute die am besten seismologisch beobachtete Vulkanzone der Welt.
Die Gegend rund um den Vesuv ist heute ein knapp 8500 ha großer Nationalpark mit mehreren Schutzreservaten und einem Netz von Wanderwegen. Sie wird wegen der fruchtbaren Böden intensiv landwirtschaftlich genutzt und ist für ihre Weine und den Gemüseanbau (z.B. San Marzano-Tomaten) bekannt.
Das Besucherzentrum des Vesuvs liegt etwas unterhalb der Nordseite des Gipfels und ist z.B. mit öffentlichen Bussen (EAV) von Pompei oder Ercolano aus erreichbar. Von dort aus kann man (gegen Eintrittsgebühr) in etwa 15 Minuten den Kraterrand erklimmen und diesen etwa zu Hälfte umwandern.
Lage: Vesuvio, Sentiero del Gran Cono, 80044 Ottaviano