Antinous-Heiligtum (Antinoeion)

Römische Provinz: Italia

Das Antinous-Heiligtum wurde erst um 1998 entdeckt und ausgegraben. Im Heiligtum, das mit Gebäuden im ägyptisch-hellenistischen Stil errichtet und mit Wassergräben und Palmen ausgestattet war, wurde Antinous, der jugendliche Geliebte von Kaiser Hadrian, nach seinem frühen Tod wie ein Gott verehrt.

Der aus Bithynien in Kleinasien stammende Jüngling Antinoos (lat.: Antinous) war der Günstling bzw. Geliebte von Kaiser Hadrian. Er ertrank 130 n. Chr. vor dessen Augen in den Fluten des Nils. Ob es sich dabei um einen Unfall handelte oder ob sich Antinous freiwillig für seinen Mentor opferte oder sogar Selbstmord beging, ist auch in antiken Berichten umstritten.

Hadrian war über den frühen Tod des Jünglings (er wurde nur zwischen 15 und 20 Jahre alt) so betrübt, dass er kurze Zeit später in der Nähe seines Sterbeortes die Stadt Antinopolis gründete. Es entstand zudem vor allem im Osten des Römischen Reichs ein Antinous-Kult mit zahlreichen Tempeln, in denen er als Gottheit verehrt und in Statuen meist als Osiris-Antinoos (Osiroantinous) oder Dionysos-Antinoos dargestellt wurde. Auch in seiner Villa in Tibur ließ Hadrian um 134 n. Chr. ein Antinous-Heiligtum (Antinoeion) errichten und dort auch vermutlich seine Überreste aufbewahren.

Obwohl man an dieser Stelle bereits im 18. Jahrhundert mehrere Antinoos-Statuen fand, wurde das eigentliche Heiligtum erst im Jahr 1998 entdeckt und ausgegraben. Hierbei kam ein etwa 63 x 23 Meter großer Platz zum Vorschein mit zwei sich gegenüberstehenden Tempeln, einem an der südlichen Schmalseite gelegenen Nymphäum und einem Obelisken im Zentrum. Im Westen lag eine halbkreisförmige Exedra mit Säulenhalle, hinter der das eigentliche Grab des Antinoos lag.

Die Grundrisse des Platzes, der beiden Tempel und der Exedra sind heute noch gut zu erkennen. Der Antinoos-Obelisk wurde bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. entfernt, im 16. Jahrhundert wiederentdeckt und steht seitdem auf dem Pincio-Hügel in Rom. Die 1740 hier ausgegrabene Statue des Osiris-Antinous befindet sich in den Vatikanischen Museen, viele weitere Antinous-Statuen sind in Museen in ganz Europa zu finden.

Lage: Antinoeion, Villa Adriana, 00010 Tivoli