Die Sommerresidenz von Kaiser Hadrian ist mehr als eine private Landvilla – sie ist vielmehr eine Palaststadt und sollte wohl vor allem repräsentieren. Der Kaiser ließ in seiner Residenz, deren Gestaltung und Planung er persönlich überwachte, viele Bauten nach griechischen und ägyptischen Vorbildern errichten.
Im antiken Ort Tibur ließ Kaiser Hadrian zwischen etwa 117 und 138 n. Chr. eine republikanische Landvilla, ein Erbe seiner Ehefrau Vibia Sabina, zu einer Sommerresidenz und seinem späteren Altersruhesitz umbauen. In 3 Bauphasen ließ er auf einer Fläche von ca. 120 Hektar den größten jemals von einem römischen Kaiser errichteten Landsitz erbauen und überwachte dabei den Bau persönlich.
Es entstand so eine regelrechte Palaststadt mit prachtvoll ausgestatteten Privaträumen für den Kaiser und seine Familie und repräsentativen Verwaltungs- und Gästebereichen, in der bis zu 20.000 Menschen lebten, davon rund 5.000 Sklaven. In der „Unterwelt“ der Villa befanden sich außerdem ein über 4 km langes Straßennetz und zudem Heizungen und hydraulische Anlagen. Allein 4 Aquädukte sorgten für die Versorgung mit Wasser.
Viele Gebäude waren dabei antiken Vorbildern nachempfunden, die Hadrian auf seinen Reisen in die griechischen und ägyptischen Provinzen beeindruckt hatten. Auffallend ist auch seine Vorliebe für Kuppeln und Rundbauten, die man z.B. in den insgesamt 4 Thermengebäuden der Villa, im Maritimen Theater oder im Serapeum finden kann.
Nach dem Tod des Kaisers wurde die Villa noch bis 3. Jahrhundert bewohnt, danach verfiel sie jedoch und wurde als Steinbruch genutzt. Viele Statuen und Gebäudeteile ließ Kardinal Ippolito II. d’Este im 16. Jahrhundert für den Bau seiner Villa d’Este abtransportieren und spätere Ausgrabungen „bereicherten“ Sammlungen von Adeligen in ganz Europa. Erst ab etwa 1870 setzte der Übergang in den Besitz des italienischen Königshauses weiteren Plünderungen ein Ende.
Heute sind etwa 30 Gebäude auf einer Fläche von ca. 40 Hektar zu besichtigen. Von einigen Gebäuden lässt sich der ursprüngliche Zweck nicht immer eindeutig herleiten. Manche der heute gebräuchlichen Bezeichnungen sind zudem irreführend und inzwischen widerlegt – was zusammen mit den verwinkelten und ineinander übergehenden Gebäudeteilen oft verwirrend erscheint.
Man kann jedoch anhand der Techniken beim Mauerwerk und der verwendeten Materialien bei Wänden und Böden gut auf die ehemalige Funktion schließen: je bunter und aufwendiger die Ausstattung, desto „kaiserlicher“ waren die Räume. Auch wenn z.B. auch Gästeunterkünfte mit aufwendigen, teppichartigen Mosaikböden ausgestattet waren, besaßen diese allerdings „nur“ schwarz-weiße Mosaike. Funktionale Räume für Bedienstete oder Wachen waren völlig schmucklos. Auch die Größe von Latrinen ist aufschlussreich: in den Privaträumen des Kaisers gab es private „Ein-Mann“-Latrinen, während ansonsten mehrsitzige Gemeinschaftslatrinen üblich waren.
Für den Rundgang in der Villa Hadriana sollte man mindestens 2, besser 3 Stunden einplanen. Hierbei kann man folgende Stationen besuchen:
- Großer Portikus oder Poikile (Pecile) **
- Saal der Philosophen (Sala dei Filosofi) *
- Maritimes Theater oder Inselpavillon (Teatro Marittimo) **
- Hof der Bibliotheken (Cortile delle Biblioteche)
- Gästehaus (Hospitalia) *
- Heliocaminus-Therme (Terme con Heliocaminus)
- Kaserne der Feuerwache (Caserma dei Vigili)
- Gebäude mit dorischen Pfeilern (Edificio con Pilastri Dorici) *
- Goldener Platz (Piazza d’Oro) *
- Gebäude mit Fischteich (Edificio con Peschiera) *
- Kleine Therme (Piccole Terme) **
- Große Therme (Grandi Terme) **
- Wachkaserne (Pretorio)
- Canopen (Canopo) **
- Serapis-Tempel (Seapeo) **
- Antiquarium **
- Roccabruna-Turm (Torre di Rocca Bruna)
- Kleiner Palast (Accademia)
- Vestibül (Vestibolo)
- Gebäude mit 3 Exedren (Edificio con Tre Esedre) **
- Gartenstadion bzw. Nymphäum (Ninfeo/Stadio)
- Antinoos-Heiligtum (Antinoeion)
- Hundert Kammern (Cento Camerelle)
- Tempel der Venus (Tempio di Venere)
- Griechisches Theater (Teatro Greco)
Wer nur die wichtigsten Stationen besuchen möchte (gekennzeichnet mit **), benötigst mindestens 30 bis 45 Minuten Zeit, der etwas längere Rundgang (gekennzeichnet mit *), der z.B. auch Teile des Kaiserpalastes einschließt, dauert ca. 60 bis 90 Minuten. Leider sind durch den teilweise schlechten Erhaltungszustand oft einzelne Gebäude wegen Renovierung oder Einsturzgefahr gesperrt.
Die Hadriansvilla gehört seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe und ist von etwa April bis September täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (am 1. Sonntag eines Monats ist der Eintritt kostenlos). Es werden auch Führungen in verschiedenen Sprachen angeboten. Im Besucherzentrum am Ticketoffice befindet sich auch ein Modell der Villa, mit dessen Hilfe man sich einen guten Überblick über die Gesamtanlage verschaffen kann.
Von Rom aus ist Tivoli gut mit dem Bus oder Zug zu erreichen und ist zusammen mit der ebenfalls in Tivoli gelegenen Villa d’Este ein schöner Ganztagesausflug von Rom.
Lage: Villa Adriana, Largo Marguerite Yourcenar 1, 00010 Tivoli
Links: www.levillae.com/de/die-staetten/villa-adriana; www.visittivoli.eu/le-ville/villa-adriana&lang=EN