In Ostia wurde nicht nur ein Flottenstützpunkt eingerichtet, der die Mündung des Tiber kontrollierte, hier landeten auch die Getreideimporte aus Ägypten und Nordafrika und wurden von hier aus verteilt – nach der römischen Maxime „Brot und Spiele“ (panem et circensis) eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Zufriedenheit des Volkes.
In Ostia, knapp 25 km südwestlich von Rom an der Mündung (ostium) des Tiber, lag der Haupthafen von Rom. Er war strategisch und wirtschaftlich ungemein wichtig, denn hier landeten nicht nur die Luxusprodukte und Sklaven für die römische Oberschicht, hier kamen auch die riesigen Transportschiffe mit Getreide aus Ägypten und Nordafrika an.
Auch das für die Getreideverteilung und Festsetzung des Getreidepreises zuständige Getreideamt (cura annonae) war in Ostia angesiedelt, und neben riesigen Lagerhäusern (horrea) für Getreide, Wein, Olivenöl und andere Waren gab es unzählige Geschäfte, Garküchen, Weinschenken, Bäckereien, Thermen und auch Bordelle. Die Einwohner von Ostia wohnten entweder in Stadthäusern (domus) oder in Miethäusern (insulae), die bis zu 4 Stockwerke hoch waren.
Der Legende nach wurde die Hafenstadt Roms 620 v. Chr. von Ancus Marcius, dem 4. König Roms, gegründet. Höchstwahrscheinlich jedoch wurde hier erst in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. eine befestigte Siedlung (castrum) als Flottenstützpunkt zur Kontrolle der Flussmündung gegründet. In republikanischer Zeit entwickelte sich Ostia zum Haupthafen von Rom und Handelszentrum (emporium), das mit einer Stadtmauer befestigt wurde. Während der Kaiserzeit hatte Ostia schätzungsweise 50.000 Einwohner und es wurden in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude vergrößert oder neu errichtet, wie z.B. das Forum, das Theater, öffentliche Thermen und riesige Lagerhäuser.
Da der Hafen von Ostia zunehmend versandet, verlagerte sich ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die wirtschaftliche Infrastruktur in den von Kaiser Claudius und Trajan nördlich von Ostia angelegten Portus Ostiensis Augusti. Ostia entwickelte sich nun zum Wohnort reicher Römer und Senatoren, bevor es nach dem Zerfall des Römischen Reichs weitgehend aufgegeben wurde. Der Tiber verlief damals noch entlang der gesamten Nordseite der Stadt und auch die Küste lag näher als heute.
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Ostia erste Ausgrabungen, die bis 1942 eine Fläche von etwa 34 Hektar erreichten. Heute ist Ostia nach Pompeji die zweitgrößte archäologische Ausgrabung der Welt, auch wenn mit rund 50 Hektar bisher erst etwa 2/3 der antiken Stadt freigelegt wurde. Im Jahr 2020 wurde dem Archäologischen Park von Ostia Antica das Europäische Kulturerbe-Siegel verliehen.
Ostia Antica erreicht man von Rom aus am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln: mit der Metro Linea B bis zur Station Piramide, dann weiter mit dem Zug Roma-Lido bis zur Station Ostia Antica. Auch vom Flughafen Fiumicino, Terminal 2, gibt es eine Busverbindung nach Ostia Lido (an der Station Lido Centro umsteigen in den Zug Roma-Lido und dann bis zur Station Ostia Antica).
Der Archäologische Park von Ostia ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Für den Besuch sollte man mindestens einen halben Tag einplanen und dabei auch das Museum mit den Funden aus den Ausgrabungen von Ostia besuchen.
Lage: Parco Archeologico di Ostia Antica, Viala degli Scavi, 00119 Roma
Links: www.ostiaantica.beniculturali.it; www.ostia-antica.org/dict.htm