Theater & Platz der Korporationen

Römische Provinz: Italia

Das muss man gesehen haben!

Das Theater von Ostia ist noch erstaunlich gut erhalten und wird auch heute noch für Aufführungen und Konzerte genutzt. Es bildet mit dem dahinterliegenden Platz der Korporationen, der ein Treffpunkt von Händlern und Schiffseignern war, eine Einheit.

Das Theater von Ostia lag direkt am Decumanus im Zentrum des Handelsviertels. Eine Inschrift belegt, dass das Theater Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. unter Kaiser Augustus von dessen Schwiegersohn Agrippa erbaut wurde. Das aus Backstein errichtete Theater besaß einen Orchesterraum von 23,5 Metern Breite und im Zuschauerbereich (cavea) mit etwa 65 Metern Durchmesser fanden etwa 2.500 bis 3.000 Besucher Platz.

Eine weitere Inschrift erwähnt eine Erweiterung im Jahr 196 n. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Septimius Severus, allerdings wurde der Umbau offenbar bereits vor 192 n. Chr. unter Kaiser Commodus begonnen, wie Ziegelstempel belegen. Dabei wurden die Zuschauerränge auf 88 Meter Durchmesser vergrößert, so dass nun bis zu 4.000 Besucher die Aufführungen verfolgen konnten. Auch im späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Theater erneut umgebaut und renoviert.

Die zum Decumanus hin ausgerichtete Fassade des Theaters war 3 Stockwerke hoch und bestand aus einem halbkreisförmigen Portikus, hinter dem 16 Geschäfte und die zu den oberen beiden Rängen des Zuschauerraumes führenden Treppenaufgänge lagen. Die unteren Zuschauerränge und das Orchester erreichte man über den zentralen Haupteingang oder einen der beiden Seiteneingänge.

Das Theater war mit Marmor verkleidet, die Gewölbedecken mit Stuckreliefs oder Malereien dekoriert und die Zuschauerränge konnten mit Sonnensegeln beschattet werden. Die Marmorbrüstung, die den Zuschauer- vom Orchesterbereich trennte, wurde in einer späteren Bauphase ergänzt. Der Sockel der mit Marmor verkleideten Bühne (scaena) besaß Nischen für Statuen und war mit den noch heute vorhandenen Theatermasken aus Stein geschmückt.

Hinter der Bühnenrückwand entstand gleichzeitig mit dem augusteischen Theater der etwa 110 × 80 Meter große Platz der Korporationen, der ursprünglich wohl als öffentlicher Garten diente und im 1. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Claudius mit einer Säulenreihe vom Theater abgegrenzt wurde. Der Doppelportikus mit den insgesamt rund 70 Läden (stationes) wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. angefügt und zu einer Art Handelsforum umgewandelt. Hier waren die Büros von Handelsgilden (collegia oder corpora), Schiffseignern (navicularii), Kaufleuten (negotiantes), aber auch von Schiffsausrüstern oder ausländischen Händlern zu finden.

Vor den Geschäften waren Mosaike in den Boden eingelassen, die – ähnlich wie Zunftzeichen im Mittelalter – anhand ihrer Inschriften und bildlichen Darstellungen von Schiffen, Leuchttürmen, Delfinen, Amphoren oder Getreidemaßen Auskunft gaben über die Art der hier getätigten Geschäfte.

Ein Ceres-Tempel (für die römische Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit) wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. in der Platzmitte errichtet und zeigt die Bedeutung des Platzes für die Getreideversorgung Roms.

Die Reste des Theaters wurden Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt, Anfang des 20. Jahrhunderts endgültig ausgegraben und anschließend restauriert. Heute sind die unteren beiden Zuschauerränge wieder fast vollständig rekonstruiert, so dass das Theater immer noch regelmäßig für Aufführungen und Konzerte genutzt wird.

Lage: Teatro di Ostia e Piazzale delle Corporazioni, Regio II, Insula VII, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio2/7/7-2.htm; www.ostia-antica.org/regio2/7/7-4.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-area-of-the-theatre/theatre; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-area-of-the-theatre/piazzale-delle-corporazioni