Im Römerhaus, das einer typisch römischen Villa nachempfunden ist, und dem danebengelegenen Römermuseum mit den wichtigsten Funden aus den Ausgrabungen bekommt man einen guten Eindruck über das römische Leben in Augusta Raurica.
Die römische Stadt Augusta Raurica hatte eine wechselvolle Geschichte. Zwar wurde sie bereits 44 v. Chr. formal als Kolonie auf dem Territorium des keltischen Stammes der Raurici gegründet, aber die tatsächliche römische Besiedelung begann erst ab 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus, der ihr den Namen Colonia Paterna Munatia Felix Apollinaris Augusta Emerita Raurica verlieh und auf dem Plateau über dem Rhein (heute Augst) römische Veteranen ansiedelte. Zur Sicherung der Reichgrenze wurde um 20 n. Chr. in der Ebene vor der Stadt direkt am Rhein (heute Kaiseraugst) ein Militärlager errichtet, eine Brücke über den Rhein geschlagen und ein Hafen gebaut.
Mit Verlegung des Limes Richtung Norden verlor Augusta Raurica seine Bedeutung als Militärstandort, erreichte aber als Handelssiedlung zwischen 120 und 260 n. Chr. seine größte Ausdehnung und Bedeutung. In der teilweise mit einer Stadtmauer befestigten Ober- und Unterstadt lebten bis zu 20.000 Einwohner auf einer Fläche von über 100 ha. Neben mehreren Foren, Tempeln, einem Theater und einem Amphitheater gab es öffentliche Bäder, Werkstätten, Handelshäuser, Tavernen, Herbergen und Wohnquartiere.
Um 260 n. Chr. und nach den Alamannenüberfällen begann ein schleichender Niedergang, den ein kurz zuvor stattgefundenes Erdbeben bereits eingeleitet hatte. Mit der Zurückverlegung der Reichsgrenze an den Rhein wurde Augusta Raurica wieder Grenzgebiet und 290/300 n. Chr. erneut mit einem Kastell (Castrum Rauracense) befestigt. Nach erneuten Germanenüberfällen 352 n. Chr., in denen die Zivilstadt völlig zerstört wurde, existierte nur noch das Kastell, das von den Römern dann um 401 n. Chr. endgültig aufgegeben wurde.
Heute präsentiert sich die römische Geschichte von Augusta Raurica im archäologischen Park, dessen perfekter Ausgangspunkt zu dessen Erforschung das Römermuseum mit dem Römerhaus bildet.
Das Römerhaus wurde 1954/55 als Villa im gehobeneren Stil rekonstruiert und ist typisch für die nördlichen Provinzen. Im vorderen Bereich befinden sich hinter der zur Straße gerichteten Säulenreihe (porticus) neben einer Schmiede (officina ferraria) und einer Bronzegießerei (officina fabri aerarii) auch eine Metzgerei (taberna lanionis) und eine Schankstube (caupona). Diese Räume waren in der Regel vermietet und hatten keinen direkten Zugang zum Wohnhaus.
Im hinteren Teil gruppieren sich um einen Innenhof (peristylum) mit Garten (hortus) die Privaträume mit Wohnräumen (cubiculum), Baderäumen (balneum), Speiseraum (oecus) und Küche (culina). Die liebevoll ausgestatteten und originalgetreu möblierten Räume bergen manch kleine Überraschung und versetzen den Besucher so in die Zeit der Antike.
Im Museum sind die Funde aus den Ausgrabungen von Augusta Raurica ausgestellt, wie Grabreliefs, Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Schmuckstücke, Götterstatuetten oder Mosaike. Außerdem wird der 58 kg schwere „Silberschatz von Augst“ gezeigt, der wohl 351/352 n. Chr. wegen der Belagerung des Kastells durch die Germanen von einem hochrangigen Offizier vergraben wurde und aus 270 Objekten wie Tafelgeschirr, einem Kandelaber, einer Venusstatuette, Silberbarren und Münzen bestand – der größte jemals gefundene römische Silberfund!
Das Museum ist täglich und ganzjährig gegen Eintrittsgebühr geöffnet und es gibt regelmäßige Sonderausstellungen, Führungen und Workshops. Man sollte sich für das Museum und die kostenlos zu besichtigenden Ausgrabungen auf jeden Fall ½ Tag Zeit nehmen. Im August findet jährlich ein großes Römerfest mit Gladiatorenkämpfen, Theateraufführungen, Wagenrennen und Mitmachaktionen statt.
Lage: Museum und Römerhaus, Augusta Raurica, Giebenacherstrasse 17, 4302 Augst, Schweiz
Link: www.augustaraurica.ch