Bei den Ausgrabungen im Cigognier-Heiligtum wurde mit einer Goldbüste von Kaiser Marc Aurel, die möglicherweise mit dem hier ausgeübten Kaiserkult in Verbindung stand, einer der spektakulärsten Funde der Schweiz gemacht. Auf einer der beiden noch aufrecht stehenden Säulen befand sich früher ein Storchennest, das dem Bauwerk seinen heutigen Namen gab.
Das Cigognier-Heiligtum war der größte Tempel von Aventicum, vielleicht sogar der Helvetier. In diesem monumentalen Tempelheiligtum wurde vermutlich dem Göttervater Jupiter und den wichtigsten Schutzgottheiten der Helvetier geopfert, er diente aber sicherlich auch dem Kaiserkult.
Der etwa 112 x 119 Meter große Komplex, der das mit dem gegenüberliegenden Theater eine Einheit bildete, wurde unter Kaiser Trajan um etwa 100 n. Chr. errichtet und wurde bis etwa 350 n. Chr. genutzt. Er besaß einen 64 x 83 Meter großen Hof, der an 3 Seiten von Säulenhallen umgeben war. In der Mitte der westlichen Säulenhalle befand sich auf einem Podium ein etwas nach vorne versetzter 42 x 27 Meter großer Tempel. Hier endete die gepflasterte Prozessionsstraße, die zwischen dem etwa 230 Meter weiter südöstlich gelegenen Theater und dem Heiligtum verlief.
Systematische Grabungen zwischen 1938 und 1940 führten im Jahr 1939 zur Entdeckung einer Goldbüste von Kaiser Marc Aurel, die zu den spektakulärsten und wertvollsten Funden der Schweiz zählt.
Auf der 12 Meter hohen Säule, die als einzige der ursprünglich 8 Säulen der Vorhalle (pronaos) heute noch aufrecht steht, nisteten seit dem 17. Jahrhundert bis ins Jahr 1978 regelmäßig Störche, was dem Tempel im Volksmund den Namen Cigognier (franz. cigogne = Storch) einbrachte.
Der Tempel ist jederzeit frei zugänglich. Am besten erreicht man ihn vom Parkplatz aus, der gegenüber dem Grange-des-Dîmes-Heiligtum an der Route du Faubourg liegt.
Lage: Sanctuaire du Cigognier, Route du Faubourg 3, 1580 Avenches, Schweiz