Beim Bau eines Wohn- und Geschäftshauses fand man 1997 die Reste eines römischen Stadthauses und eine der Hauptstraßen der römischen Stadt. Die restaurierten Reste dieser Römerstraße kann man heute im Keller des Hauses besichtigen.
Die Überreste der etwa 15 m langen und 7,5 m breiten Römerstraße und eines römischen Stadthauses aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. wurden rund 4 Meter unter dem heutigen Straßenniveau entdeckt, als in der Calle Álamo ein neues Wohn- und Geschäftshaus gebaut werden sollte.
Die großzügige Breite der Straße, ihre sorgfältige Ausführung und ihre Lage innerhalb der Stadt lassen darauf schließen, dass es sich hier um den cardo maximus gehandelt haben muss, eine der beiden Hauptstraßen der stadt, die auf einer Länge von etwa 500 Metern von Nord nach Süd verlief und in etwa dem heutigen Verlauf der Calle Álamo von der Plaza del Punto bis zur Plaza de España folgte.
Die Straße war so breit, dass 2 Fahrzeuge gleichzeitig passieren konnten. Zu beiden Seiten gab es Gehwege, auf denen auch die öffentlichen Brunnen für die Wasserversorgung standen. Auf einem der Gehwege entdeckte man vor den Eingangsstufen eines Hauses zwei Spielbretter (tabulae lusoriae), die in das Straßenpflaster eingeritzt worden sind. In regelmäßigen Abständen ermöglichten Steinblöcke den Fußgängern, die Straße gefahrlos und trockenen Fußes zu überqueren – ähnlich wie bei heutigen Zebrastreifen. Unter der Mitte der Straße verliefen die Abwasserkanäle, die hier rund 0,9 Meter hoch und 0,65 Meter breit waren.
Das römische Haus und die Reste der Straße wurden 1997 bis 2001 archäologisch untersucht, die Straße anschließend restauriert, unter einer Betonstruktur geschützt und mit einem Zugangskorridor von der Calle Sacramento her versehen. Erst dann wurde der Bau der Tiefgaragen des Wohn- und Geschäftshauses fortgesetzt.
Sowohl die Straße als auch das Haus konnten dabei von den Archäologen auf das 1. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Im 2. Jahrhundert wurde das Innere des Hauses verändert, Böden angehoben und neue Wände eingezogen. Im 3. und 4. Jahrhundert wurde das Haus als Getreidelager genutzt und dann nach einem Brand aufgegeben.
Die Konservierung der Römerstraße ist ein gelungener Kompromiss zwischen der Bewahrung antiker Zeitzeugen und dem Wunsch nach einer modernen städtebaulichen Entwicklung.
Die Römerstraße ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen, die im Museum gebucht werden kann. Das Römerhaus ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Lage: Calzada Romana, Calle Sacramento 4, 11170 Medina-Sidonia, Cádiz (in der Nähe des Museums)