Anhand der teilrekonstruierten Reste des Hafentempels kann man heute noch ermessen, wie imposant dieses Bauwerk bereits in der Antike gewesen sein muss. Übrigens sollte man ihn sich bunt bemalt vorstellen und nicht strahlend weiß, wie man bisher oft irrtümlich vermutete.
In der Nähe des Hafens lag nach dem Kapitolstempel der zweitgrößte Tempel von Xanten, der im 2. Jahrhundert n. Chr. gebaut wurde. Der für eine nördliche Provinz eher unübliche Ringhallentempel mit einer Höhe von knapp 27 Metern sah für die ankommenden Reisenden sicher beeindruckend aus und war vermutlich schon damals ein Wahrzeichen der Stadt.
Auf dem 3 Meter hohen Podium, das man an der Südostseite über eine Freitreppe erreichen konnte, lag in der Mitte der Kultraum (cella), der mit Marmor an Boden und Wänden geschmückt war und in dem eine Statue der Gottheit stand. Die Cella ist von einer umlaufenden Säulenreihe (peristasis) mit 26 korinthischen Säulen umgeben, die das Dach trugen. Reich verzierte Friese an der Dachkonstruktion und am Giebel und eine bunte Bemalung vervollständigten den erhabenen Eindruck des Gebäudes.
Der Tempel stand innerhalb eines 68 x 94 Meter großen Tempelbezirks, der mit Portikushallen umgeben war. Vor dem Tempel lag der Altar für die bisher noch nicht identifizierte Gottheit – möglich ist, dass der Tempel dem Gott Mars geweiht oder vielleicht Kaiser Trajan im Rahmen des Kaiserkults gewidmet war.
Zwischen 1934 und 1936 wurden am Tempel erste wissenschaftliche Ausgrabungen vorgenommen. 1977-1978 folgten weitere Grabungen, bei denen die in Tausende Einzelteile zersplitterte, 24 x 36 Meter große römische Fundamentplatte zum Vorschein kam, die heute unterhalb des rekonstruierten und gleichzeitig als Schutzbau dienenden Podiums zu sehen ist.
Der Tempel präsentiert sich heute bewusst nur in Teilen wieder aufgebaut, da die Befundlage für die detailgetreue Rekonstruktion des einstigen Aussehens nicht eindeutig genug ist. Daher wurde auf dem Podium die Cella und die Säulen nicht in voller Höhe vervollständigt, sondern nur eine Tempelecke mit 4 Säulen mitsamt Giebelteil rekonstruiert und teilweise farbig bemalt. Der Umriss des Tempelbezirks wurde mit einer Hecke markiert.
Der Eingang zum römischen Tempelfundament befindet sich an der Rückseite des Podiums.
Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel Am Rheintor, 46509 Xanten)
Link: apx.lvr.de