Ausgrabungen in St. Pölten (Aelium Cetium)

Römische Provinz: Noricum

Die mittelalterliche Stadt von St. Pölten wurde genau an der Stelle errichtet, an der einst das römische Aelium Cetium lag. Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Domplatz bringen daher eine Unzahl an Zeugnissen der langen Stadtgeschichte von St. Pölten zutage.

Vermutlich Ende des 1. Jahrhunderts begannen die Römer bereits mit dem Bau der Zivilsiedlung Aelium Cetium, die verkehrsgünstig an der römischen Fernstraße von Wels (Ovilava) nach Wien (Vindobona) lag und sich hier mit einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Fernhandelsweg kreuzte. Der römische Name kann auf die keltische Bezeichnung des Wienerwaldmassivs zurückgeführt werden, das als mons cetius (= Waldberg) bezeichnet wurde.

Durch die Lage – nur jeweils rund 1 Tagesmarsch von insgesamt 6 Auxiliarkastellen am Donaulimes entfernt – eignete sich der Ort gut als Verwaltungszentrum der Region, von dem aus die Kastelle problemlos mit Nahrung und sonstigem benötigten Material versorgt werden konnten.

Die rund 25 ha große, im Schachbrettmuster geplante Siedlung erhielt von Kaiser Hadrian bereits 121/122 n. Chr. als Municipium Aelium Cetium das römische Stadtrecht. Während der Markomannenkriege um 170 n. Chr. und erneut um 240 n. Chr. wurde die Stadt durch Brände zerstört, sie wurde jedoch jedesmal wieder aufgebaut.

Im 4. Jahrhundert erlebte Aelium Cetium dann einen großen wirtschaftlichen Aufschwung, der bis etwa 400 n. Chr. anhielt, bevor der Ort das Schicksal der meisten Siedlungen in Noricum teilte und verlassen wurde, da sich die römischen Truppen Richtung Italien zurückzogen. Bis zum zweiten Drittel des 5. Jahrhunderts war die Stadt dann vermutlich komplett aufgegeben und wurde erst wieder im frühen Mittelalter, in der Zeit Karls des Großen, neu besiedelt.

Von 2010 bis 2019 wurden Ausgrabungen auf dem heutigen Domplatz vorgenommen, bei denen eine Fläche von gut 5.500 qm erforscht wurde. Hier verlief einst eine der Hauptstraßen (decumanus maximus) der römischen Stadt. Unter der Domkirche wurden Reste der städtischen Thermen aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. gefunden und im Norden des Platzes lag ein großer Fachwerkbau mit Portikus. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde hier ein Gebäudekomplex mit Verwaltungsgebäuden, Badehaus und Wohngebäuden errichtet, der mehrfach erweitert und umgebaut wurde und wohl als repräsentativer Sitz des zivilen Statthalters der Provinz Noricum ripense (Ufernoricum) diente.

Neben Funden aus der Römerzeit kamen bei den Grabungen auch zahlreiche Funde aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit zum Vorschein. Die meisten dieser Funde befinden sich heute im Stadtmuseum St. Pölten. Der Domplatz selbst wird nach Abschluss der Ausgrabungen neu gestaltet.

Lage: Grabung Domplatz, Domplatz, 3100 St. Pölten