Während der Blütezeit von Aguntum wurde das Atriumhaus gebaut, das heute das Herzstück des Archäologischen Parks bildet. Das prächtige Marmor-Zierbecken aus dem Peristyl, das heute im Museum zu besichtigen ist, zeugt vom Reichtum einer einflussreichen Familie.
Aguntum liegt strategisch günstig am Schnittpunkt mehrerer Alpentäler und an der Via Julia Augusta, die von Aquileia durch das Drautal ins Pustertal und weiter über den Brenner bis nach Innsbruck (Veldidena) führte. Zudem verlief eine Römerstraße Richtung Norden ins Mölltal, wo unter anderem Gold abgebaut wurde.
Schon weit vor der Römerzeit war das Plateau jedoch bereits von den Norikern besiedelt, die seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. mit den Römern verbündet waren und mit ihnen regen Handel trieben. Durch die Ausweitung des römischen Einflussbereichs auf die Gebiete nördlich der Alpen wurde das Noricum nach und nach romanisiert und schließlich um 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus friedlich ins Römische Reich eingegliedert. Wahrscheinlich war Aguntum zu diesem Zeitpunkt nicht viel mehr als eine Straßenstation (mansio), die sich aber nun unter römischem Einfluss zu einer Siedlung entwickelte, die zusätzlich mit einer Mauer Richtung Osten begrenzt wurde.
Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr., unter Kaiser Claudius, wurde die Siedlung zur Stadt erhoben (Municipium Claudium Aguntum) und eine geplante Stadt mit Foren, Tempeln, öffentlichen Gebäuden und prachtvollen Villen errichtet. In der nun folgenden rund 200-jährigen Blütezeit wurde Aguntum zu einem regionalen Gewerbe- und Handelszentrum, dessen Einflussbereich sich über große Teile Osttirols und bis ins Pustertal erstreckte.
Obwohl ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die Bevölkerung teilweise ins besser zu verteidigende Levant abwanderte und ein Brand einen Teil der Stadt zerstörte, existierte Aguntum auch noch im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr., wenn auch viele der öffentlichen Bauten zu Werkstätten oder Wohnbauten umfunktioniert wurden und die Stadt zunehmend ihre Bedeutung verlor. Im Jahr 610 n. Chr. wurde Aguntum während einer Schlacht zwischen Bajuwaren und Slawen vollständig zerstört.
Obwohl erste Teile der Stadt bereits im 16. Jahrhundert entdeckt wurden, fanden systematische archäologische Grabungen erst ab 1912/13 statt. Ein erstes kleines Museum mit Funden aus diesen Ausgrabungen wurde 1953/54 eröffnet. Seit 1991 führt die Universität Innsbruck regelmäßige Grabungskampagnen durch.
Nach Notgrabungen, die 1994/95 wegen des geplanten Baus der Bundesstraße durch das Grabungsgebiet durchgeführt wurden, begann der Ausbau des Grabungsareals zum Archäologiepark. Ein Aussichtsturm wurde 1997 errichtet und 1999 das Grabungshaus über dem Atriumhaus. Nach der Sicherung und Versetzung des Marmorbeckens aus dem Atriumhaus wurde dieses zum Zentrum des 2005 eröffneten Museums. Ein neuer Schutzbau über dem Atriumhaus wurde 2007 eröffnet.
Auf einer Fläche von 30.000 qm wurden bisher eine Reihe von Gebäuden ausgegraben: das östliche Stadttor mit Teilen der Stadtmauer, der Decumanus Maximus und der Decumanus I Sinistra, das Atriumhaus, das Händlerforum mit der Markthalle (macellum), die öffentlichen Thermen, ein Handwerker- und ein Wohnviertel, ein „Prunkbau“, eine frühchristliche Kirche und die Vorstadt. Hierbei wurde bisher etwa 1/3 der Stadt archäologisch erfasst. Einen perfekten Rundumblick über das Ausgrabungsgelände erhält man am besten von der rund 15 Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform des Aussichtsturms.
Das Museum stellt die wichtigsten Funde aus der römischen Stadt aus. Im Südteil des modern gestalteten Gebäudes findet man dabei das etwa 16 x 14,5 große Marmorbecken (impluvium) aus dem Peristyl des Atriumhauses, das hierher versetzt worden ist. Die weiteren Exponate, wie z.B. Schmuck, Reliefs, Keramik, Münzen oder römische und einheimische (norische) Kleidung, sind nach verschiedenen Themengebieten geordnet. Außerdem erfährt man, was die Römer gegessen haben und wie eine römische Küche ausgesehen hat.
Der Archäologische Park Aguntum und das Museum sind von Mai bis Oktober gegen Eintrittsgebühr täglich geöffnet, nur im Mai und von Mitte September bis Ende Oktober ist sonntags geschlossen. Zwischen November und April ist ebenfalls geschlossen. Es werden kostenpflichtige Führungen angeboten und ein Film zeigt virtuell, wie die Römerstadt einst ausgesehen haben kann. Seit 2019 befindet sich gegenüber dem Museumseingang auch ein Museumscafé.
Lage: Stribach 97, 9991 Dölsach, Österreich (etwa 4 km östlich von Lienz direkt an der Bundesstraße 100)
Link: www.aguntum.at/museum