Museum Lauriacum Enns

Römische Provinz: Noricum

Das muss man gesehen haben!

Das Museum Lauriacum wurde anlässlich der Oberösterreichischen Landesausstellung 2018 komplett neu konzipiert und ist heute eine der bedeutendsten Römerausstellungen Österreichs.

Lauriacum, das als „Siedlung des Laurius“ übersetzt werden kann, war schon vor Ankunft der Römer ein wichtiger Siedlungsplatz an der Kreuzung des Donauwegs mit einer Nord-Südverbindung zwischen Moldau und Aquileia.

Die Römer kamen zwischen 50 und 100 n. Chr. und gründeten hier eine Militärstation. Nach den Markomannenkriegen entstand ab ca. 180 n. Chr. das rund 21,5 ha große Legionslager der Legio II Italica, einer rund 6000 Mann starken Infanterieeinheit mit Reiterabteilung, die ab 205 n. Chr. von Albing hierher verlegt wurde und die Donaugrenze Richtung Norden schützen sollte. Die Umfassungsmauer des Lagers war mit 4 Ecktürmen, 26 Zwischentürmen und einem doppeltem Spitzgraben befestigt und besaß 4 Lagertore mit doppelten Tortürmen. Der Legionskommandant war zugleich Statthalter der Provinz Noricum (legatus Augusti pro praetore provinciae Norici) und Lauriacum somit Provinzhauptstadt.

Parallel zum Lager entstanden eine im Norden Lagersiedlung (canabae legionis) und im Westen eine Zivilstadt (vicus) mit Forum, Tempelbezirken, Themen, Läden, Werkstätten, Handwerksbetrieben und komfortablen Wohnhäusern wohlhabender Einwohner. Außerhalb der Siedlung lagen Gräberfelder und ein Töpferviertel mit Kalkbrennöfen, an der Enns lag ein Hafen für den Handel und als Stützpunkt der Donauflotte. Lauriacum entwickelte sich zu einem bedeutenden Handels- und Militärzentrum der Provinz Noricum, in dem insgesamt rund 20.000-25.000 Menschen lebten und das vermutlich 212 n. Chr. von Kaiser Caracalla zur Stadt (municipium) erhoben wurde.

Das Legionslager wurde in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts teilweise zerstört, nach dem Wiederaufbau Ende des 4. Jahrhunderts erneut zerstört, diente aber noch bis ca. 5. Jahrhundert als Rückzugsort für die Bevölkerung, bevor es endgültig aufgegeben wurde.

Das Museum in Enns zeigt die Bedeutung von Lauriacum als wichtiger Militär- und Handelsplatz und ist eine der bedeutendsten römischen Sammlungen Österreichs. Es ist bereits seit 1898 im ehemaligen Rathaus der Stadt untergebracht, wurde ab 2011 umgebaut und anlässlich der Oberösterreichischen Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich“ (27. April bis 4. November 2018) neugestaltet.

Auf 1300 qm Ausstellungsfläche und 3 Stockwerken erhält man nun detaillierte Informationen über die militärische Präsenz der Römer am norischen Teil des Donaulimes, die Aufgaben der in Lauriacum stationierten Legio II Italica und das Leben der Soldaten und ihrer Familien in der Zivilstadt.

Zu den über 1200 Exponaten gehören vor allem die Originalfunde aus Lauriacum, wie z.B. die monumentale Bauinschrift des Legionslagers, militärische Ausrüstungsgegenstände, Silbergeschirr, Grabdenkmäler oder Götterfiguren. Weitere Highlights der Ausstellung sind das in den 1970er Jahren entdeckte, etwa 4,80 x 5,80 m große Deckenfresko von Amor und Psyche aus der Zivilstadt und die Wandmalereien aus dem „Haus der Medusa“, die anhand eines interaktiven 3D-Modells wiederaufleben. Eine Zinnfigurenlegion mit 6000 Figuren, das Modell des Legionslagers, Medienstationen und der eigens für die Landesausstellung produzierte Film runden den Besuch ab.

Durch die Ausstellung führen in witzigen Comics der römische Junge Marius und sein Großvater und Legionsveteran Seccius Secundus, die dem Besucher Geschichten über das Legionärsleben als Pioniere, Baumeister und Handwerker und über ihre Familien erzählen. Für die wirklich lohnenswerte Ausstellung sollte man 1,5 bis 2 Stunden einplanen.

Das Museum ist zwischen Mai und Oktober täglich und zwischen November und April montags bis freitags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es sind auch Führungen und Themenführungen buchbar.

Ein archäologischer Rundweg mit Schautafeln (Via Lauriacum) verbindet die wichtigsten Stationen des römischen Lauriacum miteinander wie z.B. das Museum Lauriacum, die Basilika St. Laurenz und die 12 Kalkbrennöfen in der Lorcher Straße. Das Legionslager ist heute größtenteils überbaut – wer jedoch den Umfassungsmauern des Legionslagers folgen will, kann dies über die Strecke Teichweg, Bahnhofweg, Römergraben und Lorcher Straße tun.

Lage: Museum Lauriacum, Hauptplatz 19, 4470 Enns

Link: museum-lauriacum.at