Mit dem Zerfall des Römischen Reichs ging auch in Cannabiaca ein Rückzug der Truppen aus dem Donaulimesgebiet einher. Das Kastell war mit der reduzierten Truppenstärke nur noch schwer zu verteidigen, so dass für die Resttruppe ein Burgus gebaut wurde.
Um 370 n. Chr. wurde am Donaulimes ein Großteil der Legionen und Truppen abgezogen und die Grenze nur noch von einer fest stationierten „Uferwächter“-Truppe (ripenses/limitanei) bewacht. Im Zuge dessen wandelte sich das Kastell zu einer befestigten Siedlung (oppidum), in die sich die Bevölkerung bei Gefahr zurückziehen konnte, mit einem Burgus für die auf ca. 50 Mann reduzierte Truppe. Dieser wurde dabei anstelle des bisherigen Fächerturms in die Nordwestecke des Kastells eingebaut. Gerade am Donaulimes wurden in dieser Zeit einige Kastelle in ähnlicher Weise umgewandelt, z.B. in Oberranna, Traismauer und Mautern.
Der Burgus, der von den Einheimischen heute noch als „Römermauern“ bezeichnet wird, war mit 20 x 21 Metern Grundfläche nahezu quadratisch und nur vom Inneren des Kastells aus durch einen Torbogen zugänglich. Um einen kleinen Innenhof gruppierten sich im Erdgeschoss Werkstätten, Dienst- und Lagerräume, die an der Außenseite fensterlos waren. Im darüberliegenden Geschoss befanden sich die Mannschaftsquartiere und im 2. Obergeschoss ein umlaufender Wehrgang.
Bei ersten durchgeführten Ausgrabungen im Jahr 1910 ging man zunächst davon aus, die hakenförmigen Fundamente des Innenhofs seien Reste eines Limesturms. Erst während der Ausgrabungen in den 1970er Jahren wurde diese Ansicht revidiert und es wurde klar, dass es sich hier um ein auf dem ursprünglichen Fächerturm des Kastells errichtetes Restkastell handeln musss.
Der Burgus ist jederzeit frei zugänglich.
Lage: Burgus, Augasse 6, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing