Römermuseum Wien

Römische Provinz: Pannonia Superior

Das muss man gesehen haben!

Das römische Vindobona bestand neben dem Legionslager aus einem Reiterkastell, einer Lagervorstadt und einer Zivilsiedlung. Das Römermuseum Wien, das im Untergeschoss auch die Reste zweier Tibunenhäuser zeigt, illustriert anschaulich den Alltag der römischen Soldaten und Bürger in Vindobona.

Vindobona war rund 350 Jahre lang Standort eines Legionslagers für ca. 6.000 Soldaten und eines Reiterkastells mit 1.000 Mann Besatzung. In den beiden Lagersiedlungen rund um das Lager lebten zudem bis zu 30.000 Zivilpersonen. Doch auch die strategische Lage an der Donau und an der Kreuzung von wichtigen Handelsstraßen machte Vindobona neben Carnuntum zu einem der bedeutendsten Militär- und Verwaltungszentren der Provinz Pannonia.

Bereits Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. war hier eine Vexillation der Legio XV Apollinaris stationiert. Zwischen 89 und 92 n. Chr. wurde mit dem aus Stein errichteten Bau eines Legionslager begonnen, das sich über eine Fläche von über 20 Hektar erstreckte. Ab 97 n. Chr. war dieses zunächst Stützpunkt der Legio XIII Gemina, die ab 101 n. Chr. von der Legio XIIII Gemina Martia Victrix abgelöst wurde. Ab 114 kam die Legio X Gemina Pia Fidelis, die in Vindobona bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. stationiert war.

Das Alenkastell, das sich im Bereich des heutigen Schottenstifts befand, wurde um 85 n. Chr. errichtet. Er war mit gut 4 ha Fläche für rund 1000 Mann ausgelegt und diente vermutlich dem Schutz der Bauvexillation des Legionslagers. Zu den nachgewiesenen Truppen gehören die Ala I Flavia Domitiana Augusta Britannica milliaria, die hier zwischen 89 und 101 n. Chr. stationiert war, und die bis ca. 114 n. Chr. belegte Ala I Batavorum milliaria pia fidelis.

Nach den Markomannenkriegen und dem folgenden Wiederaufbau erlebte Vindobona ab dem Ende des 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts seine größte Blüte in einer nun weitestgehend befriedeten Region. Als ab Anfang des 4. Jahrhunderts jedoch die Grenzkonflikte erneut ausbrachen, baute man das Legionslager zur Festungsstadt aus und verstärkte die Befestigungen.

Ab Mitte des 4. Jahrhunderts wurde zusätzlich das Hauptquartier der Donauflotte (classis histricae) von Carnuntum nach Vindobona verlegt und brachte der Stadt eine weitere kurze Blüte. Ab Ende des 4. Jahrhunderts, nach einer schrittweisen Reduzierung der Truppenstärke, zog sich die Bevölkerung der Lagerstädte in die Lagermauern zurück und gab die Vorstädte auf. Das vollständige Ende der römischen Militärpräsenz in Vindobona wird um 430 n. Chr. vermutet.

Vor allem vom römischen Legionslager finden sich in der Innenstadt Wiens noch einige Spuren, und auch den Grundriss des Lagers kann man im Straßenverlauf heute noch gut erkennen, z.B. an der Naglergasse/Ecke Heidenschuß, wo die Straße den Verlauf der abgerundeten Lagerecke nachzeichnet. Im Tiefen Graben floss in römischer Zeit der Ottakringer Bach, der die Westmauer des Lagers schützte, und an der Rotenturmstraße verlief die östliche Lagermauer.

Nach Abzug der Römer blieb nur die Lagermauer erhalten, die Innenbebauung des Areals wurde in den folgenden Jahrhunderten komplett neu errichtet, so dass die Lage der römischen Straßen und Gebäude heute nur noch aufgrund der archäologischen Funde rekonstruiert werden kann.

Der bisher wichtigste Fund wurde dabei 1948 am Hohen Markt gemacht, als bei Ausgrabungen Reste von 2 typisch römischen Villen zum Vorschein kamen, die eine Fläche von ca. 3.500 qm einnahmen. Hierbei handelte es sich vermutlich um die Wohnhäuser von Militärtribunen, den nach dem Legionskommandanten und dem Lagerpräfekten höchsten militärischen Befehlshabern der Legion.

Eines der beiden Gebäudekomplexe, das vermutlich dem aus dem Senatorenstand stammenden und ranghöchsten Tribunen (tribunus laticlavus) gehörte, besaß einen säulenumstandenen Innenhof (atrium), um den sich die Wohn- und Wirtschaftsgebäude gruppierten. Es war aufwendig und komfortabel mit Fußboden- und Wandheizung ausgestattet und diente nicht nur als Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude, sondern auch als Wohnhaus für die Familie des Tribunen und seinen gesamten Haushalt. Das zweite Tribunenhaus war etwas einfacher ausgestattet und besaß z.B. nur eine Schlauchheizung.

Seit 1961 sind die Ausgrabungen der bisher größten konservierten Ausgrabungsstätte Wiens in einem Schauraum öffentlich zugänglich. 2008 wurde das Museum erweitert und auf 2 weiteren Stockwerken das Römermuseum eröffnet, in dem man nun auch Funde der Ausgrabungen des Legionslagers aber auch der Lagervorstadt und der Zivilsiedlung besuchen kann. Filme, digitale Rekonstruktionen, Videoguides oder Repliken zum Anfassen machen den Besuch dabei zu einem kurzweiligen Erlebnis für Jung und Alt.

Das Römermuseum ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es gibt wechselnde Sonderausstellungen, regelmäßige kostenlose öffentliche Führungen, es können aber auch kostenpflichtige Gruppen- oder Themenführungen gebucht werden.

Lage: Römermuseum Wien, Hoher Markt 3, 1010 Wien

Links: www.wienmuseum.at/de/standorte/roemermuseum; www.roemermuseum.at