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Vicusthermen in Bern

Im römischen Vicus Brenodurum gab es natürlich auch öffentliche Bäder, wie diese Vicusthermen, die teilweise rekonstruiert wurden und heute unter einem Schutzbau liegen.

Die öffentlichen Thermen der Siedlung stammen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und wurden über einem etwas kleineren Vorgängerbau errichtet. Die einzelnen Räume waren hintereinander angeordnet, wobei die im Süden gelegenen Räume beheizt waren.

Man betrat die Anlage von einem überdachten Portikus aus und gelangte zunächst in den Umkleideraum (apodyterium). Daran schloss sich das Kaltbad (frigidarium) mit einem großen Kaltwasserbecken (piscina) an. Weiter ging es von hier über das Laubad (tepidarium) ins Warmbad (caldarium) mit Heißwasserwanne (alveus). Daneben befand lag der Heizraum (praefurnium) mit Wasserkessel.

Erste Grabungen auf der Engehalbinsel fanden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts statt. Das Badgebäude wurde jedoch erst 1937 freigelegt, anschließend restauriert und mit einem Schutzdach versehen. Nach einer Renovierung in den 1990er-Jahren wurde das Bad mit einem Schutzzaum umgeben, um Vandalismus vorzubeugen. Die Funktionsweise einer römischen Thermenanlage sind auf vielen Schautafeln gut erklärt.

Die Vicusthermen sind frei zugänglich und Teil eines 4 km langen archäologischen Rundwegs auf der Engehalbinsel. Vom Römischen Theater am Startpunkt des Rundwegs sind es noch etwa 15 min Fußweg.

Lage: Römisches Bad, Engehalbinsel, 3004 Bern, Schweiz

Legionärspfad Vindonissa

Der Legionärspfad in Windisch besteht aus 11 Stationen, die an den Originalschauplätzen des römischen Militärlagers Vindonissa inszeniert wurden. Da das Legionslager kaum überbaut wurde, konnten hier noch einige Reste von Gebäuden und Lagertoren restauriert werden.

Ursprünglich lag hier am Zusammenfluss von Aare und Reuss eine keltische Siedlung, bei der um 15 v. Chr. nach den Alpenfeldzügen unter Kaiser Augustus ein römischer Militärstützpunkt entstand. Dieser wurde dann unter Kaiser Tiberius von der Legio XIII Gemina zu einem etwa 20 Hektar großen Legionslager für rund 6000 Legionäre ausgebaut, dessen Holzbauten um etwa 45 n. Chr. von der Legio XXI Rapax durch Steingebäude ersetzt wurden. Außerhalb des Lagers entstand zudem ein etwa 45 Hektar großes Lagerdorf (canabae legionis) mit rund 10000 Einwohnern, das neben Forum, Bädern, Herbergen und Tempeln auch ein Amphitheater besaß.

Ab 69 n. Chr. wurde Vindonissa zum Standort der Legio XI Claudia, die jedoch 101 n. Chr. durch die Vorverlegung des Limes nach Norden verlegt wurde. Es blieb nun nur noch ein kleiner militärischer Außenposten zurück und ein Teil der Zivilbevölkerung siedelte sich innerhalb der Lagermauern an. Als der Rhein um 270 n. Chr. nach dem Limesfall wieder die Nordgrenze des Reiches bildete, wurde westlich des Legionslagers im heutigen Altenburg ein etwa 0,3 Hektar großes Kastell (Castrum Vindonissense) errichtet, das als Teil des Donau-Iller-Rhein-Limes bis etwa 401 n. Chr. bestand.

Zahlreiche Ausgrabungen auf dem im Laufe der Zeit nur wenig überbauten Lagergelände brachten einige gut erhaltene römische Funde zutage, deren Spuren man seit 2009 auf dem Legionärspfad Vindonissa mit seinen 11 Stationen folgen kann.

Der Pfad beginnt am Gästezentrum, wo sich auch die Legionärsunterkünfte (contubernia) befinden. Jede der beiden originalgetreu nachgebauten Baracken besteht aus jeweils 10 Stuben, in denen jeweils 8 Soldaten untergebracht waren und in denen man heute sogar übernachten kann.

Weiter geht es zum Westtor (porta principalis), von dem noch die Grundmauern der 2 achteckigen Tore und der Torbau zu sehen sind. Die nächste Station ist der ursprünglich etwa 5 Kilometer lange, verzweigte Abwasserkanal (cloaca maxima), von dem noch ein auf etwa 20 Meter Länge begehbares Teilstück des 1 Meter breiten und 2 Meter hohen Sammelkanals erhalten ist.

Am Nordtor (porta decumana) lag eine zur Aare hin abfallende Böschung, an der man den Abfall entsorgte. In dem 18 Meter hohen und 200 Meter langen Müllberg konnten viele wichtige Funde geborgen werden. Nach nur wenigen Schritten gelangt man zu einem öffentlichen Bad (balneum) aus der Zeit um 100 n. Chr., in dem noch einige gut erhaltene Wandmalereien zu bewundern sind.

In der Nähe des ehemaligen Stabsgebäudes (principia) liegen die Reste eines 1100 Quadratmeter großen Hauses, das einem ranghohen Offizier – vielleicht sogar dem Centurio der Legion – gehört haben könnte. Hier hat sich neben einigen Grundmauern noch der etwa 10 Quadratmeter große Herd der Offiziersküche (culina centurionis) erhalten.

Das Südtor (porta praetoria) mit den beiden etwa 15 Meter hohen Türmen war das Haupttor des Lagers und ist heute im modernen Stil nachgebaut. Durch dieses Tor verlief die Via Praetoria, auf der die Legionen das Lager in geordneter Formation in die Schlacht zogen.

Die etwa 2400 Meter langen Wasserleitung (aquaeductus), die das im Süden des Lagers gesammelte Grundwasser in Ton- und Bleiröhren in das Lager transportierte, war noch bis 1897 die einzige Trinkwasserversorgung von Windisch und ist sogar heute noch in Betrieb. Das ebenfalls außerhalb des Lagers gelegene Amphitheater (amphitheatrum) wurde in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. für etwa 11000 Zuschauer erbaut.

Im Lager gab es ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. auch ein 4500 Quadratmeter großes Lazarett (valetudinarium) mit etwa 60 Krankenzimmern, in denen jeweils etwa 5 Betten standen. Anstelle des ursprünglichen Steinbaus steht hier heute ein Feldlazarett, in dem neben chirurgischen Instrumenten auch von den römischen Ärzten genutzte Heilkräuter und Salben gezeigt werden.

Als letzte Station wurde das ursprünglich im Zentrum des Lagers errichtete Fahnenheiligtum (aedes) rekonstruiert. In diesem zentralen Kultort wurden die Feldzeichen, Standarten, das Abbild des Kaisers und der Goldene Adler der Legion, aber auch die Legionskasse aufbewahrt.

Der Legionärspfad Vindonissa ist zwischen April und Oktober täglich außer Montag gegen Eintritt geöffnet. Es gibt Audioguides und zahlreiche Veranstaltungen, wie Spiel- und Themen-Touren, Familientage, Führungen, Übernachtung in der Legionärsunterkunft oder Koch- und Schmiedekurse.

Lage: Legionärspfad, Römerlager Vindonissa, Königsfelderstrasse 265, 5210 Windisch, Schweiz

Links: www.museumaargau.ch/legionaerspfad; www.vindonissapark.ch

Amphitheater Vindonissa

Das antike Amphitheater von Vindonissa geriet nie ganz in Vergessenheit, denn im 15. Jahrhundert tauchte es in einer Urkunde unter dem Flurnamen Berlisgruob (Bärengrube) auf – eine Reminiszenz an die antiken Tierhatzen? Heute finden hier im Rahmen der jährlichen Römertage auch wieder Gladiatorenkämpfe statt.

Das im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. erbaute Amphitheater von Vindonissa ist das älteste und auch das größte der 7 bisher in der Schweiz entdeckten Amphitheater. Es wurde während der Regierungszeit von Kaiser Tiberius von der 13. Legion außerhalb des Legionslagers errichtet und bestand zunächst größtenteils aus Holz. In dem etwa 95 x 80 Meter großen Bau konnten bis zu 9000 Zuschauer Platz finden.

Nachdem der erste Bau 45 n. Chr. einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde er um 50 n. Chr. von der 21. Legion größtenteils aus Stein wiederaufgebaut. Dabei wurde der Zuschauerbereich (cavea) auf ein Außenmaß von 112 x 98 Meter vergrößert, so dass darin nun bis zu 11000 Personen den Gladiatorenkämpfen (munera) und Tierhatzen (venationes) folgen konnten. Doch es wurden den Zuschauern anscheinend auch exotische Tiere präsentiert, wie der Fund des Fußknochens eines Kamels beweist.

Nachdem die Legionen um 101 n. Chr. abzogen, wurde das Amphitheater noch bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt, bevor es als Steinbruch diente. Dennoch schien seine ursprüngliche Funktion dabei nie ganz in Vergessenheit geraten zu sein, denn das Gelände wurde in einer Urkunde aus dem 15. Jahrhundert mit dem Flurnamen Berlisgruob (Bärengrube) erwähnt.

Die ersten privat finanzierten Ausgrabungen auf dem Gelände fanden bereits 1897 statt, wurden dann aber schon bald von der Schweizerischen Eidgenossenschaft übernommen, die mehrere Grabungskampagnen durchführen ließ und zudem die Arena konservierte und restaurierte. Mit der Aufführung der „Braut von Messina“ wurde das Amphitheater dann 1907 feierlich eingeweiht.

Nach einer 2010 abgeschlossenen Komplettsanierung ist vom Amphitheater heute noch die von einem gedeckten Gang umgebene 64 x 52 Meter große Arena erhalten. Neben den 3 Eingängen zur Arena kann man noch die Kammern und Zugänge erkennen, durch die die Tiere über Rampen in die Arena gelangen konnten. Anstelle der etwa 13,5 Meter hohen Außenmauern wurden heute Pappeln gepflanzt, die einen guten Eindruck über die Ausmaße des Gebäudes geben.

Das Amphitheater Vindonissa ist Teil des Legionärspfads Vindonissa und ist jederzeit frei zugänglich. An den jährlich stattfindenden Römertagen erwacht die Antike z.B. bei Schaukämpfen von Gladiatoren, einem Marschlager der Legionäre, bei antiken Handwerkern oder römischen Imbissständen wieder zum Leben. Es finden in der Arena aber auch verschiedene Musik- und Kunstfestivals statt.

Lage: Amphitheater Vindonissa, Römerlager Vindonissa, Römerstrasse 13, 5210 Windisch, Schweiz

Link: www.museumaargau.ch/legionaerspfad/roemische-schauplaetze/amphitheater

Vindonissa Museum

Die wichtigsten Funde aus den Ausgrabungen des römischen Vindonissa sind in einem eigens dafür errichteten Gebäude untergebracht, dessen Eingangsportal an ein römisches Kastelltor erinnert und das schon an sich ein architektonisches Meisterwerk darstellt.

Das Museum Vindonissa zeigt auf 3 Stockwerken die wichtigsten archäologischen Funde der Ausgrabungen auf dem Gebiet des römischen Legionslagers und des Zivilorts Vindonissa und ist in verschiedene Ausstellungsbereiche unterteilt, die Themen wie Handel, Militär, Kommunikation oder Finanzen aufgreifen. Es werden sowohl Gegenstände des täglichen Lebens als auch militärische Funde, Grabbeigaben oder ein Modell der römischen Vindonissa gezeigt.

Die ersten Ausgrabungen in Windisch wurden vor über 125 Jahren begonnen und werden auch heute noch fortgesetzt. Hierbei ist von Vorteil, dass das Gelände des Legionärslagers im Laufe der Jahrhunderte nur wenig überbaut wurde. Auch die Funde aus einer 18 Meter hohen und 200 Meter breiten römischen Abfallgrube brachten viele Gegenstände zutage, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind. So kamen neben Holz- und Ledergegenständen auch römische Schreibtäfelchen zum Vorschein, die teilweise sogar noch ihre ursprüngliche Wachsschicht besaßen und heute noch lesbar sind! Sie bieten einzigartige Einblicke in das römische Alltagsleben und bilden die weltweit größte Sammlung an römischen Schreibtäfelchen.

Das Museum ist in einem 1912 vom Architekten Albert Froelich eigens hierfür erbauten und ebenso sehenswerten Jugendstilgebäude untergebracht. Das Eingangsportal ist dabei einem römischen Kastelltor nachempfunden, an der Längsseite sind Bildnisse römischer Kaiser angebracht, aber auch das Innere des Gebäudes, die Ausstellungsvitrinen und die Malereien an den Säulen nehmen Elemente aus römischer Zeit auf. Der etwa 450 Quadratmeter große Garten hinter dem Museum ist als römischer Ziergarten mit Wasserspielen, Brunnen, einem Säulengang und Blumenbeeten angelegt, in denen man Pflanzen findet, die es bereits in römischer Zeit gab.

Auf dem Rundgang „Schätze aus Vindonissa – Werde Archäologe“ kann man in die Rolle eines Archäologen, Ausgräbers, Grabungstechnikers, Restaurators, Wissenschaftlers oder Museumsdirektoren schlüpfen und in einem nachgebauten Grabungszelt, im Grabungscontainer, im Labor oder im Archiv die Arbeit der Wissenschaftler hautnah erleben. Interaktive Stationen mit Filmen, Hörgeschichten und Spielen und Veranstaltungen wie Familientage oder Weinabende im römischen Garten vervollständigen das Angebot.

Das Vindonissa Museum ist Teil des Museum Aargau und ist täglich außer Montag und Samstag gegen Eintritt geöffnet. Es gibt ein Kombiticket, das den Eintritt zum Römerlager beinhaltet, auch Audioguides sind erhältlich.

Lage: Vindonissa Museum, Römerlager Vindonissa, Museumstrasse 1, 5200 Brugg, Schweiz

Link: www.museumaargau.ch/vindonissa-museum

Keltenwelt am Glauberg

Auf dem Glauberg mit seinem spektakulären Blick über die Landschaft der Wetterau siedelten unter anderem Kelten, die am Fuße ihrer Höhensiedlung auch mehrere Hügelgräber errichteten. In diesen fand man reiche Grabbeigaben, darunter die einzigartige, lebensgroße Sandsteinstatue des „Keltenfürsten vom Glauberg“.

Auf dem Glauberg gibt es Besiedlungsspuren, die bis in die Jungsteinzeit hineinreichen. Bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. wurde das etwa 8 Hektar große Plateau des Glaubergs landwirtschaftlich genutzt. Es war bis ins Mittelalter fast durchgehend besiedelt und wurde erst im 13. Jahrhundert aufgegeben, als die Staufer ihre Glouburgh genannte Höhenburg verließen.

Zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. erlebte der Glauberg wohl seine größte Blütezeit, als hier die von einer etwa 2 Kilometer langen Mauer umgebene keltische Höhensiedlung erbaut wurde, die bis etwa 350 v. Chr. bestand. Aus dieser Zeit stammen auch die 3 keltischen Fürstengräber am Fuße des Berges. Bei Ausgrabungen 1994 wurden hier umfangreichen Grabbeigaben gefunden, die man heute in der Museumsausstellung bewundern kann. Zu diesen gehören neben wertvollen Waffen, filigranem Goldschmuck und bronzenen Kannen auch einer der spektakulärsten keltischen Funde überhaupt: die lebensgroße Sandsteinstatue des „Keltenfürsten vom Glauberg“ mit der seltsamen, wie überdimensionale Ohren wirkenden Haube bzw. „Blattkrone“.

Die Keltenwelt am Glauberg besteht aus dem etwa 35 Hektar großen Archäologischen Park, der Rekonstruktion eines keltischen Grabhügels und dem modernen Museumsbau mit spektakulärem Blick über die Landschaft der Wetterau und auf das rekonstruierte Hügelgrab mit einem Teil des von Pfosten gesäumten Wall-Graben-Systems und der sogenannten „Prozessionsstraße“.

Der etwa 2,2 Kilometer lange, beschilderte Keltenwelt-Pfad führt auf einem etwa einstündigen Rundweg vom Museum auf das 8 Hektar große Plateau des Glaubergs, wo vor allem noch die Reste der mittelalterlichen Befestigungen und des keltischen Ringwalls erhalten geblieben sind. Neben der Enzheimer Pforte, einem Torhaus aus dem Mittelalter, sind noch einige mittelalterliche Hauskeller, eine Zisterne und die staufische Burgruine zu sehen. Mehrere Infotafeln informieren dabei über die lange und wechselvolle Geschichte des Glaubergs.

Das Museum wurde 2011 eröffnet und ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Im Museum finden zudem regelmäßige Sonderausstellungen, Mitmachprogramme und Führungen statt und man kann Audioguides ausleihen. Der Archäologische Park und das Plateau des Glaubergs sind dagegen jederzeit frei zugänglich.

Lage: Keltenwelt am Glauberg, Am Glauberg 1, 63695 Glauburg

Link: www.keltenwelt-glauberg.de

Römisches Forum Waldgirmes

Waldgirmes war eine der frühesten römischen Gründungen in den außerhalb des römischen Reiches gelegenen germanischen Stammesgebieten und sollte dort eine Infrastruktur sowohl für den Handel als auch für militärische Erkundungszüge in die Germania Magna schaffen.

Ab Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. unternahmen römische Feldherren, darunter Caesar, Drusus und Tiberius, ausgedehnte Feldzüge, um auch die Gebiete der Germania Magna als Provinz in das Römische Reich einzugliedern. Dabei wurden neben Militärlagern auch neue Städte und Handelsorte erbaut, um die dauerhafte Eroberung und Sicherung der Gebiete zu ermöglichen, die römischen Truppen auf ihren Feldzügen zu versorgen und den Handel mit den Germanen zu erleichtern.

Waldgirmes war dabei eine der ersten nach römischem Vorbild geplant angelegten Städte im Gebiet der Germania Magna. Sie wurde vermutlich von Drusus spätestens im Jahr 4 v. Chr. gegründet und ist somit die älteste bekannte römische Stadtgründung östlich des Rheins und nördlich der Donau.

Die von einer Holz-Erde-Mauer umgebene, etwa 7,7 Hektar große Stadt wurde dabei wie ein römisches Militärlager befestigt, war aber eine typisch römische zivile Stadt mit Forum, einem Markt, Wohn- und Lagerhäusern, Tavernen, Straßen und einer öffentlichen Wasserversorgung.

Doch bereits kurz nach der Gründung, im Jahr 9 n. Chr., erlitten die Römer in den Germanengebieten eine empfindliche Niederlage in der sogenannten „Varusschlacht“ im Teutoburger Wald. Der nun folgende Widerstand der germanischen Stämme veranlasste Rom, sich etwa ab 16 n. Chr. endgültig aus der Germania Magna in die linksrheinischen Gebiete zurückzuziehen und die rechtsrheinischen Städte, darunter auch Waldgirmes, aufzugeben.

Die römische Stadt bei Waldgirmes und wurde Ende der 1980er Jahre entdeckt und zwischen 1993 und 2009 erforscht. Hierbei wurde auch das Forum ausgegraben, dessen Umrisse heute konserviert sind, gemeinsam mit einem darauf errichteten Fachwerkbau mit steinernen Sockelmauern und einer monumentalen Größe von etwa 2200 Quadratmetern. Dieser bestand mehreren um einen Innenhof errichteten Gebäudeflügeln, die z.B. als Versammlungs- und Handelsgebäude dienten.

Neben den überwiegend nichtmilitärischen Funden wie Glasperlen, Gefäßen und Schmuckstücken, wurden bei den Ausgrabungen auch Teile einer vergoldeten Reiterstatue von Kaiser Augustus gefunden, die ursprünglich auf einem Sockel im Innenhof des Forums stand. Neben dem Fuß des Reiters gehört hierbei der Kopf des Pferdes zu den schönsten und spektakulärsten Funden der Ausgrabung, die heute im Museum der Saalburg ausgestellt sind. Eine vom Künstler Heinrich Janke gestaltete moderne Nachbildung der Reiterstatue steht seit 2009 auf dem Forum von Waldgirmes.

Das Forum von Waldgirmes ist jederzeit frei zugänglich. Das Besucherzentrum, das 2022 eröffnet wurde und einige der Funde und Repliken ausstellt, ist täglich, außer am Montag und an Feiertagen, bei freiem Eintritt geöffnet. Auf aufgestellten Tafeln erhält man Informationen zur Stadtgründung, dem Forum und dem Reiterstandbild. Es werden auch Veranstaltungen und Führungen angeboten.

Lage: Römisches Forum Waldgirmes, Zum Römischen Forum 25, 35633 Lahnau-Waldgirmes

Link: roemerforum-waldgirmes.de

Archäologischer Park „Römische Villa Haselburg“

Die Römische Villa Haselburg liegt auf einer Anhöhe mit herrlichem Blick über den Odenwald und den Bayrischen Spessart. Der Besitzer des stattlichen Gutshofs mit Haupthaus, Villenbad, Wirtschaftstrakt und Jupiterheiligtum gehörte vermutlich der lokalen Oberschicht an.

Die Villa Rustica befindet sich etwa 10 Kilometer westlich des Odenwaldlimes und entstand um 130 n. Chr., als der Limes während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian Richtung Osten vorverlegt wurde. Der bisher größte bekannte römische Gutshof der Gegend wurde über 100 Jahre lang bewirtschaftet, wurde jedoch in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr., spätestens jedoch nach dem sogenannten „Limesfall“ um 260 n. Chr. aufgegeben und verfiel danach.

Die fast quadratische Anlage war etwa 183,5 x 185,5 Meter (3,4 Hektar) groß und war von einer Umfassungsmauer begrenzt mit einem breiten Tor an der Nordwestseite. Das Haupthaus im Osten besaß 5 Räume, die teilweise beheizt waren. Der mittlere Raum mit Apsis diente dabei eventuell als Speiseraum (triclinium). Östlich davon lag ein dreiseitiger Portikus mit Innenhof, an den an der Ostseite ein Wirtschaftstrakt mit unterkellertem Küchengebäude anschloss. Etwa 30 Meter westlich lag ein etwa 10 x 17 Meter großes Heiligtum, in dem eine etwa 10 Meter hohe Jupitergigantensäule aufgestellt war. Weitere Nebengebäude und Ställe waren auf dem Gelände verteilt.

Im Südwesten des Portikus lag das mit 14 x 11 Metern ungewöhnlich große Badgebäude, das man über den Umkleideraum (apodyterium) betrat. Danach ging man weiter in den Kaltbaderaum (frigidarium) mit Kaltwasserbecken, von dem man entweder in das Schwitzbad (sudatorium) oder weiter in das Laubad (tepidarium) gelangte. Anschließend folgte das Warmbad (caldarium) mit großer Warmwasserwanne, das über die daran anschließende Heizanlage (praefurnium) beheizt wurde. Eine Latrine lag im Osten neben dem Eingang zum Badgebäude.

Für ein gewöhnliches Landgut waren die Gebäude deutlich größer und repräsentativer als sonst üblich dimensioniert, daher liegt der Schluss nahe, dass der Besitzer ein höheres Amt in der Provinzverwaltung bekleidete und das Gut vielleicht auch Verwaltungszwecken diente.

Wiederentdeckt wurde der Gutshof bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, als Graf Franz I. zu Erbach-Erbach erste Untersuchungen durchführen ließ. Damals ging man noch davon aus, dass es sich um ein römisches Kastell handelte. Nach Ausgrabungen in den 1880er-Jahren setzte sich aber die Erkenntnis durch, dass man hier wohl ein römisches Landgut gefunden hatte.

Als 1979 eine Ferngasleitung durch das Gelände verlegt werden sollte, grub man die bereits wieder zugeschütteten Reste erneut systematisch aus. Zwischen 1984 und 1993 wurden die Grundmauern und die Umfassungsmauer rekonstruiert und konserviert. Das 2012 erbaute Informationszentrum, das einem römischen Gebäude nachempfunden ist, zeigt Fundstücke aus dem Gelände (z.B. Glas, Wandbemalungen oder Ziegel) und informiert auf Tafeln über die Geschichte der Villa Rustica.

Die Villa Rustica, die von der Gemeinde Höchst und einem Förderverein ehrenamtlich betrieben wird, ist als Freilichtmuseum jederzeit frei zugänglich. Das Informationszentrum ist zwischen Anfang April und Ende Oktober an Sonn- und Feiertagen geöffnet und es können Führungen gebucht werden. Neben weiteren Veranstaltungen gehört das Römerfest im Juni zu den Höhepunkten im Jahr.

Lage: Römische Villa Haselburg, an der L3106 bei Hummetroth, 64739 Höchst im Odenwald

Link: www.haselburg.de

Kastell & Römerbad Würzberg

Vom Kastell Würzberg, das am älteren Odenwaldlimes lag, sind nur noch wallartige Erhebungen im Gelände zu erkennen. Das zum Kastell gehörende Römerbad aber gehört zu den besterhaltenen Kastellbädern am Odenwaldlimes.

Das Kastell in Würzberg, von dem man noch die Umrisse gut als Wall im Gelände erkennen kann, war etwa 74 x 81 Meter (6 Hektar) groß und war mit einer noch nicht identifizierten Numeruseinheit von etwa 160 Mann bemannt. Es stammt aus trajanischer Zeit um 100 n. Chr. und wurde zunächst als Holz-Erde-Kastell errichtet. Um die frühe Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Mauern mit Steinen erneuert. Spätestens 159 n. Chr. wurde das Kastell bereits wieder aufgegeben, da der Limes zu dieser Zeit Richtung Osten vorverlegt und das Kastell daher nicht mehr benötigt wurde.

Das Kastell geriet jedoch auch nach seiner Aufgabe nicht ganz in Vergessenheit und war in Aufzeichnungen des Mittelalters immer noch als „vulline burch“ bekannt. Erste Ausgrabungen der Neuzeit fanden dann Anfang des 19. Jahrhunderts durch den altertumsinteressierten Graf Franz I. zu Erbach-Erbach statt, der jedoch viele der hier aufgefundene Steine in den Englischen Garten Eulbach bringen ließ, um dort nach seinen Vorstellungen römische Mauern und Kastelltore nachzubilden.

Mehrere weitere Grabungen, unter anderem 1895 durch die Reichslimeskommission und weitere wissenschaftliche Untersuchungen und Konservierungen im Jahr 1963 und 1982, brachten weitere Erkenntnisse zu den verschiedenen Bauphasen, den Außenmauern und den 3 Toren, von der Innenbebauung und dem Lagerdorf wurden aber nicht mehr viele Reste gefunden.

Im Kastellbad konnte man jedoch die Funktionsweise noch sehr gut nachvollziehen. Es ist im Reihentypus angelegt, d.h. man betrat das Bad im Norden, wo der heute nicht mehr sichtbare, als hölzerner Vorbau ausgestaltete Umkleideraum (apodyterium) lag. Der erste Raum des Steinbaus war das Kaltbad (frigidarium), an das links ein Kaltwasserbecken und rechts ein kreisförmiges Schwitzbad (sudatorium) mit eigenem Heizraum (praefurnium) angebaut war. An das Frigidarium schloss dann zunächst ein Laubad (tepidarium) mit seitlich angefügter Wanne und dann das Heißbad (caldarium) mit einer großen Warmwasserwanne an. Dahinter lag der Heizkanal und das Präfurnium.

Das Römerbad Würzberg ist jederzeit frei zugänglich. Etwa 1 km südlich vom Ort Würzberg zweigt an der K45 Richtung Breitenbuch rechts an einer Straßenkurve ein kleiner mit „Römerbad“ ausgeschilderter Weg ab. Nach etwa 500 Metern gelangt man zu Fuß über einen Forstweg rechts nach etwa 250 Metern zum Römerbad.

Lage: Kastell & Römerbad Würzberg, an der K45, 64720 Michelstadt

Römischer Gutshof Weinsberg

Die kleine, aber kompakt gebaute und teilweise noch gut erhaltene Badeanlage und ein Teil des dazugehörenden Gutshofs liegen direkt am Fuß des Weinsbergs und gehören zu den ältesten römischen Bauwerken, die man derzeit in Baden-Württemberg besichtigen kann.

Nachdem der Limes Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. vom Neckar Richtung Osten bis nach Öhringen verschoben wurde, entstanden nun im neu gewonnenen Gebiet zahlreiche Gutshöfe (villa rustica). Die Villa Rustica von Weinsberg mit angeschlossenem Bad wurde um 175 n. Chr. erbaut, im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und erweitert, aber nur knapp 100 Jahre bewirtschaftet. Denn als der Limes etwa 260 n. Chr. nach zahlreichen Alamanneneinfällen endgültig aufgegeben und die neue Grenze zum Rhein zurückverlegt wurde, wurden viele römische Gebäude zerstört oder brannten ab. In späterer Zeit wurden sie dann oft als Steinbruch genutzt und gerieten so in Vergessenheit.

1906 wurde die etwa 14 x 15 Meter große Badruine entdeckt und anschließend ausgegraben. Obwohl bei späteren Zufallsgrabungen noch weitere römische Reste gefunden wurden, glaubte man zunächst, eine öffentliche Badeanlage gefunden zu haben, bis dann bei weiteren Ausgrabungen 1977 südöstlich des Badgebäudes der dazugehörende Gutshof entdeckt wurde. Beide Gebäude wurde anschließend restauriert und die Badeanlage mit einem Schutzbau überdacht.

Ein großer Teil der Gebäude, wie z.B. Ställe und Scheunen, sind noch nicht entdeckt oder liegen unter der aktuellen Bebauung, so dass die gesamte Ausdehnung der Villa Rustica nur teilweise bekannt ist. Auch sind heute viele Mauern, vor allem die des Hauptgebäudes, zerstört oder nur noch unvollständig vorhanden. Allerdings sind bei der Badanlage die Hypokausten der Wände und Fußböden, aber auch einige Mauern und die beiden Wasserbecken teilweise noch sehr gut erhalten, so dass man einen guten Eindruck über die Anlage bekommt.

Vom Hauptgebäude ist heute nur ein Teil der Front mit einem unterkellerten Eckrisaliten sichtbar, hinter dem die teilweise mit Fußbodenheizung ausgestatteten Wohnräume lagen. Ein überdachter Säulengang führte vom Eckrisaliten zum Badgebäude.

Das Bad betrat man über einen Umkleideraum (apodyterium) bzw. Kaltbaderaum (frigidarium) mit kleinem halbkreisförmigen Kaltwasserbecken, dem ein Laubad (tepidarium) gegenüberlag. Ein Durchgang führte vom Apodyterium ins Warmbad (caldarium) und weiter in einen beheizten Raum mit Wasserbecken. Dieser oder der danebengelegene weitere Raum dienten vermutlich als Schwitzbad (sudatorium). Im Anschluss daran lag der Heizraum (praefurnium), während sich die Latrine neben dem Eingang befand, wo auch die Entwässerung des Kaltwasserbeckens lag. Im Apodyterium wurde eine (kopflose) Statue einer Fortuna Balnearis gefunden, die heute im Museum in Weinsberg zu sehen ist, außerdem sind noch Säulenreste des Verbindungsgangs und einige Reliefs vor Ort zu sehen.

Der Gutshof und die Badruine sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römischer Gutshof und Römerbad von Weinsberg, Leiblingstraße, 74189 Weinsberg

Link: www.weinsberg.de/freizeit-und-kultur/museen-und-austellungen/roemischer-gutshof-mit-badruine

Römischer Vicus & Mithräen von Güglingen

In Güglingen wurden neben einem Vicus mit Resten von Streifenhäusern auch 2 Mithräen und eine Badeanlage gefunden. Diese werden sowohl am Originalfundort in einer Archäologischen Freilichtanlage als auch im Museum in Güglingen anschaulich präsentiert.

In der Zeit ab etwa 120 n. Chr. bestand in Güglingen eine Zivilsiedlung (vicus), die durch ihre verkehrsgünstige Lage ein zentraler Markt- und Handelsort der Umgebung wurde. Er war bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bewohnt, wurde aber danach verlassen und gezielt in Brand gesteckt.

Die Ausgrabungen der Jahre 1999 bis 2005 brachten im südlich der Zaber gelegenen Industriegebiet „Ochsenwiesen“ zahlreiche Reste zu Tage: neben 2 Mithräen fand man auf einer Fläche von etwa 4,5 Hektar auch Reste von etwa 30 Streifenhäusern, mehrere Straßenzüge und eine Badeanlage.

Die Häuser waren meist aus Holz in Fachwerkbauweise errichtet und lagen mit der Front zur Straße hin, wo es einen überdachten Portikusgang gab. Vorne befanden sich Läden und Werkstätten, im rückwärtigen Teil Wohnräum, Keller und Herdstelle, während in den umzäunten Gartenparzellen z.B. Viehställe und Schuppen und in einigen auch Töpferöfen, Brunnen und Latrinen zu finden waren.

Teile der Ausgrabungen wurden der Öffentlichkeit am Originalort in einer Freilichtanlage zugänglich gemacht. Ein Fußweg beginnt am Mithräum I, das bereits 1999 ausgegraben wurde. Das etwa 17 Meter lange und 7,4 Meter breite Gebäude wurde ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. bis Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Heute sind hiervon nicht viel mehr als die Grundmauern sichtbar. Der Weg führt weiter über 7 Stationen mit Infotafeln, auf denen auf die 7 Weihegrade des Mithraskults (Rabe, Bräutigam, Soldat, Löwe, Perser, Sonnenläufer und Vater) und die ihnen zugeordneten Götter, Planeten und Symbole erklärt werden.

Schließlich erreicht man das Mithräum II, dessen Fachwerkbauweise heute in Teilen rekonstruiert und über dem Kultraum wieder aufgebaut wurde. Mit 15 x 5,80 Meter Fläche war dieses zwar kleiner als Mithräum I, besaß aber einen noch fast unversehrten Kultraum mit Altären, Kultgegenständen und Opfergaben und einer zwar eingestürzten, aber noch gut erhaltenen Deckenmalerei. Es wurde etwa ab 120 n. Chr. erbaut und in 3 Bauphasen bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.

Neben angedeuteten Grundrissen von Streifenhäusern, einem eingefriedeten Hofbereich und einem rekonstruierten Brunnen ist ein weiteres Highlight das gut 55 Meter lange und 5 Meter hohe illustrierte Siedlungspanorama, das die Bewohner des Vicus bei ihren täglichen Verrichtungen zeigt und somit einen detailreichen Blick in den römischen Alltag erlaubt.

Das Museum in Güglingen komplettiert das Gesamtbild der römischen Siedlung in einer interessanten Ausstellung. Hier findet man die Funde aus den Ausgrabungen von Güglingen und Rekonstruktionen des Mithräums und eines Streifenhauses in Originalgröße.

Die Archäologische Freilichtanlage in Güglingen ist jederzeit frei zugänglich, während das Museum Güglingen von Mittwoch bis Freitag nur nachmittags, an Wochenenden und Feiertagen ganztägig gegen Eintritt geöffnet ist. Hier werden auch Führungen und Sonderausstellungen angeboten, nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten für Gruppen.

Lage: Archäologische Freilichtanlage „Römischer Vicus und Mithräen von Güglingen“, Emil-Weber-Straße, 74363 Güglingen

Link: www.roemermuseum-gueglingen.de/website/de/freilichtanlage

Archäologischer Park von Paestum

Die von Griechen gegründete Siedlung Poseidonia wurde später zur römischen Colonia mit dem Namen Paestum. Im Archäologischen Park von Paestum kann man heute sowohl die griechische als auch die römische Epoche der Stadt perfekt nebeneinander bewundern.

Um 600 v. Chr. gründeten griechische Achaier, die aus dem am Golf von Tarent liegenden Sybaris (Sibari) kamen, in einer fruchtbaren Ebene nahe einer prähistorischen Siedlung eine Pflanz- oder Tochterstadt (apoikia) und gaben ihr zu Ehren des Meeresgottes Poseidon den Namen Poseidonia.

Als die Mutterstadt um 510 v. Chr. zerstört wurde, flohen viele der nun heimatlosen Bürger in die Tochterkolonie und brachten ihre Handelsbeziehungen, ihr handwerkliches Können, aber auch ihren Wohlstand mit. So vergrößerte sich im 6. und 5. Jahrhundert die wirtschaftliche und politische Macht von Poseidonia immer weiter. Es entstanden viele öffentliche und religiöse Gebäude, unter anderem die Agora, das Heroon, die drei großen Tempel, das Ekklesiasterion und das etwa 8 km nördlich der Stadt am Sele-Fluß gelegene Heiligtum der Hera Argiva, auch wenn dieses einer Legende zufolge bereits von Jason, dem Führer der Argonauten, errichtet worden sein soll.

Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde Poseidonia dann von den benachbarten Lukanern, einem samnitischen Volksstamm, erobert und in Paistom umbenannt. Die lukanische Epoche endete jedoch 273 v. Chr., als die Stadt nach der römischen Eroberung Kampaniens zu einem Verbündeten Roms und zu einer Colonia wurde, die als socii navales bei Bedarf Schiffe zur Verfügung stellen musste.

Die Römer gestalteten die nun Paestum genannte Stadt nach ihren Vorstellungen um, siedelten römische Veteranen an, bauten private und öffentliche Gebäude und ein neues Forum und verhalfen der Stadt so zu neuer Blüte. Unter anderem entstanden in dieser Zeit das Comitium, das Macellum, die Basilika, das Heiligtum mit Schwimmbecken und das Amphitheater.

Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr., als der Hafen verlandete, die Landschaft versumpfte und sich Malaria ausbreitete, verlor Paestum allerdings seine Bedeutung, so dass der Ort um 500 n. Chr. größtenteils aufgegeben wurde. Im 9. Jahrhundert n. Chr. wurde Paestum durch die Sarazenen weiter verwüstet und geriet danach endgültig in Vergessenheit.

Erst Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Entdeckungen in Pompeji und Herkulaneum großes Interesse an der Antike hervorriefen, stieß man bei Straßenbauarbeiten auf die vergessenen Ruinen und begann mit ersten Ausgrabungen, die dann im 20. Jahrhundert systematisch durchgeführt wurden.

Die ursprünglich rund 120 Hektar große Stadt, von der heute etwa 25 Hektar freigelegt sind, war in der Antike von einer fast 5 Kilometer langen und etwa 7 Meter hohen Stadtmauer umschlossen, dieß 4 noch teilweise erhaltene Stadttore (Porta Aurea im Norden, Porta Sirena im Osten, Porta Giustizia im Süden und Porta Marina im Westen), 28 Türme und 47 kleinere Türöffnungen besaß.

Die bereits aus griechischer Zeit stammende etwa 12 Kilometer lange Via Sacra, die die Stadt in Nord-Südrichtung durchquerte, war gleichzeitig der Cardo Maximus und verband Paestum mit dem Hafen von Heraion am Ufer des Flusses Sele. Die sich von West nach Ost erstreckende Via Porta Marina (Decumanus Maximus) kreuzte die Via Sacra am Forum und teilte so die Stadt mehr oder weniger in 4 Quadrate: im Südosten befand sich der wohl der Hera gewidmete Tempelbezirk, im Nordosten eine Reihe öffentlicher Gebäude, Tempel und das Amphitheater, und im Südwesten und Nordwesten lagen die Wohnquartiere, in dem auch Reste eines öffentlichen Bades gefunden wurden

Die Archäologischen Ausgrabungen von Paestum gehören seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Nationalpark Cilento und Vallo di Diano“, aber dennoch liegt es noch abseits der touristischen Besucherströme. Wegen des weitläufigen Geländes sollte man mindestens 2 bis 3 Stunden einplanen und, da es kaum Schatten gibt, ausreichenden Sonnenschutz und genug Flüssigkeit mitnehmen.

Der Archäologische Park von Paestum ist täglich geöffnet. Der Haupteingang befindet sich beim Neptuntempel. Die Eintrittskarten, die man auch im Archäologischen Museum kaufen kann, sind 3 Tage lang gültig und beinhalten neben dem Archäologischen Park und dem Archäologischen Nationalmuseum von Paestum auch die Archäologischen Ausgrabungen von Velia. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert, an jedem 1. Sonntag im Monat ist er kostenlos.

Lage: Parco Archeologico di Paestum, Via Magna Graecia 917/919, 84047 Paestum

Link: museopaestum.cultura.gov.it/il-museo/?lang=en

Archäologisches Nationalmuseum Paestum

Das Archäologische Nationalmuseum Paestum, in dem die Funde aus den Ausgrabungen von Paestum und der Umgebung zu finden sind, bildet eine perfekte Ergänzung zu den benachbarten Ausgrabungen der antiken Stadt.

Das 1952 eröffnete Museum wurde eigens für die Ausstellungsstücke aus den archäologischen Ausgrabungen von Paestum und der Umgebung errichtet, platzte aber schon bald aus allen Nähten, so dass bereits 1959 der Metopensaal angebaut werden musste. Die sogenannte Sanctuary Hall und die auf den Innenhof und den Garten der Hera blickenden Räume wurden zwischen 1968 und 1970 hinzugefügt und 1972 kam ein weiterer Raum für das Grab des Tauchers hinzu.

Die ausgestellten Stücke stammen aus der griechischen, lukanischen und römischen Epoche von Paestum und erstrecken sich über einen Zeitraum zwischen der Gründung im späten 7. bzw. frühen 6. Jahrhundert v. Chr. bis in die Zeit der römischen Kolonie.

Im Metopensaal sind Reliefs aus dem dorischen Fries (Metopen) des Hera-Heiligtums am Sele-Fluss ausgestellt, die unter anderem Taten des Herkules oder tanzende Mädchen bei einer Prozession zeigen. Sie waren ursprünglich bunt bemalt und sind als oberer Abschluss eines nachgebildeten Kultraumes angebracht, so dass man einen guten Eindruck bekommt, wie sie in der Antike auf die Besucher gewirkt haben können.

In weiteren Räumen sind Opfer- und Votivgaben zu sehen, zu denen unter anderem Bronzevasen, Götterstatuetten, Gegenstände aus Terrakotta, Metall oder Knochen, aber auch schwarz- oder rotfigurige griechische Vasen und Krater gehören.

Besonders sehenswert ist der Ausstellungsbereich mit Funden aus lukanischen Gräbern, zu denen neben Grabbeigaben, wie Vasen, Rüstungen oder Musikinstrumente, auch die bemalten Grabplatten der Kammergräber zählen, auf denen Wagenrennen, kämpfende Helden, klagende Frauen oder das Boot des Charon dargestellt sind.

Zu den wohl außergewöhnlichsten und seltensten Kammergräbern gehört dabei das „Tomba del Tuffatore“ (Grab des Tauchers bzw. Grab des Turmspringers) aus der Zeit zwischen 480 und 470 v. Chr., das 1968 in einer südlich der Stadt gelegenen Nekropole gefunden wurde. An den beiden Seitenwänden des Kistengrabes sind je 5 auf Klinen liegende Männer während eines Symposiums oder Totenbanketts dargestellt, an den kurzen Seiten befindet sich eine Prozession von Männern. Das interessanteste Motiv wurde jedoch auf den Deckel gemalt: ein Mann, der von einem Turm ins Wasser springt – wohl die symbolische Darstellung des Todes oder des Übergangs vom Leben ins Jenseits.

Das Museum, in dem auch regelmäßige Sonderausstellungen gezeigt werden. ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Das Kombiticket beinhaltet auch den Eintritt in den Archäologischen Park. Mit der Campania Artecard ist der Eintritt ermäßigt.

Lage: Museo della Magna Grecia, Via Magna Graecia 919, 84047 Paestum

Link: museopaestum.cultura.gov.it/il-museo/?lang=en

Hera-Tempel von Paestum

Der Hera-Tempel stammt aus der Anfangszeit der griechischen Siedlung Poseidonia. Er wurde aus lokalem Sandstein erbaut und war ursprünglich mit weißem Marmor verkleidet, während die Zierornamente bunt bemalt waren.

Der südlichste und älteste der drei Tempel wurde zwischen 550 und 540 v. Chr. im früharchaischen, dorischen Stil erbaut. Er wird auch oft als „Basilika“ bezeichnet, da die frühen Ausgräber annahmen, dass es sich hier um eine römische Basilika, also ein Gerichtsgebäude, handelte. Heute geht man allerdings davon aus, dass hier die Göttermutter Hera verehrt wurde, die Göttin der Ehe, Frauen und Familie, aber auch die Schutzgöttin der griechischen Stadt.

Der etwa 24 x 54 Meter große Tempel besaß insgesamt 50 Säulen – je 9 Säulen an den Schmalseiten und 18 an den Längsseiten. Sie bildeten eine etwa 6,5 Meter hohe umlaufende Säulenhalle, die den inneren Teil des Tempels umgab. Die Cella, vor der sich eine Vorhalle mit 6 Säulen befand, wurde durch eine mittig liegende Säulenreihe in zwei Schiffe geteilt, so dass hier eventuell sogar neben Hera auch ihr Gatte, der Göttervater Zeus verehrt wurde.

An der Rückseite der Cella befand sich ein kleiner, nur von der Cella zugänglicher Raum (adyton), der wohl die Schatzkammer des Tempels war. Vor dem Tempel lag im Osten ein Altar, auf dem die öffentlichen Opferzeremonien stattfanden. Hier fand man auch mehrere Votivtäfelchen, die auf den Kult der Hera hindeuten.

Lage: Tempio di Hera, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Neptun-Tempel von Paestum

Der als letzter der drei großen Tempel von Paestum errichtete Neptun-Tempel war nicht, wie ursprünglich angenommen, dem Meeresgott Poseidon, der Schutzgottheit der Stadt Poseidonia, gewidmet, sondern war wohl ein Tempel für die Göttermutter Hera. Er besticht durch seine perfekt ausbalancierte harmonische Gestaltung.

Der Neptun-Tempel (auch Poseidon-Tempel oder Hera II-Tempel genannt) ist der jüngste und größte der drei Tempel von Paestum. Er stammt aus der Zeit zwischen 450 bis 440 v. Chr. und ist im klassischen dorischen Stil erbaut.

Der heute am besten erhaltene Tempel in Paestum war etwa 24 x 60 Meter groß und besaß insgesamt 36 Säulen, von denen 6 an den Schmalseiten und 14 an den Längsseiten lagen. Vor bzw. hinter der Cella lag jeweils eine Vorhalle (pronaos bzw. opisthodom) und hinter den äußeren Säulen der Kultraum (cella). Dieser besaß eine innenliegende doppelte Säulenreihe, die das Dach trug und die Cella in drei Schiffe teilte.

Am Kopfende der Cella befand sich die Kultstatue der Gottheit. Die ersten Ausgräber nahmen an, dass hier der Meeresgott Poseidon (römisch: Neptun) und somit die Schutzgottheit der Stadt verehrt wurde. Heutige Forschungen ergaben, dass es sich hier möglicherweise um einen Hera-Tempel handelte oder dass er eventuell auch Apollo, dem Gott der Heilkunst, geweiht war. Jedenfalls ist noch nicht abschließend geklärt, wem der Tempel nun tatsächlich diente, vielleicht wurde ja in jedem der drei Schiffe eine eigene Gottheit verehrt.

Der Tempel wurde von den antiken Baumeistern in einer geradezu perfekten Harmonie erbaut. Dies gelang ihnen dadurch, dass es fast keine geraden Linien oder rechte Winkel gibt: die Säulen der äußeren Kolonnade standen beispielsweise horizontal in einer leicht nach oben gekrümmten Linie, die Säulenschäfte verjüngten sich nicht linear, sondern besaßen eine leichte Verdickung in der Mitte und auch die Abstände der Säulen waren nicht einheitlich, so dass das Gesamtgebäude für das menschliche Auge optisch vollkommen harmonisch wirkte.

Lage: Tempio di Nettuno, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Athena-Tempel von Paestum

Auf einer kleinen Anhöhe im Norden der Stadt befand sich in einem eigenen Tempelbezirk der kleinste der drei Paestum-Tempel. Er wurde im frühen Mittelalter in eine christliche Kirche umgewandelt und ist wohl der einzige Tempel in Paestum, der bis zum Untergang der Stadt durchgehend als Kultstätte genutzt wurde.

Der auf den Resten eines älteren Tempels in der Nähe der Porta Aurea erbaute Tempel stammt etwa aus der Zeit zwischen 510 bis 500 v. Chr. und wurde im spätarchaischen, dorischen Stil mit ionischen Elementen errichtet.

Das in älteren Publikationen auch Ceres-Tempel genannte Gebäude wurde von den ersten Ausgräbern ursprünglich Ceres, der Göttin des Ackerbaus und der Bodenfruchtbarkeit (griech. Demeter), zugeschrieben.

Allerdings spricht die große Anzahl von hier ausgegrabenen Pfeilspitzen, Bronzeschilden, die gefundenen Votivgaben und die leicht erhöhte Lage auf einer kleinen Anhöhe eher dafür, dass der Tempel der Athene geweiht war, der Göttin der Weisheit, des Kampfes, der Kunst und des Handwerks und der Schutzgöttin von Athen.

Der etwa 14,5×32,9 Meter große Tempel besaß eine äußere Kolonnade aus insgesamt 34 Säulen, von denen sich an den Schmalseiten 6 und an den Längsseiten 13 befanden. Im Innenraum des Tempels lag vor der etwas erhöht liegenden Cella eine Vorhalle (pronaos) mit 8 Säulen, hinter der die Cella anschloss. Im Gegensatz zu den beiden anderen Tempels von Paestum war die Cella im Inneren nicht weiter unterteilt.

Im 7. bis 8. Jahrhundert n. Chr., als Paestum fast vollständig verlassen wurde, zog sich eine kleine Gemeinde auf die Anhöhe zurück und nutzte den Tempel als christliche Kirche.

Lage: Tempio di Athena, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Forum von Paestum

Im Zentrum der antiken Stadt, wo sich die beiden Hauptstraßen kreuzten, lag in griechischer Zeit eine Agora. Diese wurde von den Römern zu einem Forum umgestaltet und bildete sowohl den gesellschaftlichen, den religiösen, als auch den wirtschaftlichen Mittelpunkt von Paestum.

Auf dem Gebiet zwischen dem Athene-Tempel und den beiden Hera-Tempeln lag in griechischer Zeit die rund 10 Hektar große Agora, die  Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens war. Hier befanden sich neben den wichtigsten öffentlichen Bauwerken auch das Ekklesiasterion, das Heroon und der Tempes des Zeus Agoraios.

In römischer Zeit, kurz nach 273 v. Chr., wurde die Südhälfte der Agora mit einer Reihe von Gebäuden überbaut. Nordöstlich der Kreuzung von Via Sacra und Via Porta Marina entstand so das etwa 57 x 160 Meter große Forum, das politische und kommerzielle Zentrum der Stadt. Während der Regierungszeit von Kaiser Augustus wurde der Forumsplatz an allen 4 Seiten mit einem Säulenportikus umbaut, hinter dem eine Vielzahl von Ladengeschäften (taberna) lagen.

Im Norden waren Ladenreihen unterbrochen vom Versammlungsgebäude (comitium) mit dem Tempel des Friedens bzw. dem Tempel der Mens Bona. Im Süden lag die römische Basilika aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., die ein Tagungsort des Stadtrats war. Die halbrunde Sitzbank, auf der die Mitglieder saßen, ist noch gut erhalten. Östlich davon lag die Markthalle (macellum), die einen großen Innenhof mit Marmorportikus besaß, hinter dem die Marktstände lagen.

Ein Asklepeion schloss im Südosten des Forums an, die Forumsthermen lagen in der südwestlichen Ecke und der Sitz der Augustalen im Nordwesten, während sich das Gebäude der Staatskasse (aerarium) im Nordosten befand. Nördlich des Forums war das Heiligtum mit Schwimmbecken und im Osten das Amphitheater. Zwischen den Forumsgebäuden und dem Tempelbezirk mit den Hera-Tempeln im Süden der Stadt gab es weitere Tempel, z.B. den Magna Mater-Tempel, den Demeter-Tempel, den Herkules-Tempel und den Tempel der Laren.

Lage: Foro, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Mithräum von Capua

Eines der ältesten und am besten erhaltenen Mithräen aus der Antike liegt unter einem unscheinbaren Gebäude mitten in Capua. Der Hauptraum und Teile der Fresken des Mithräums sind noch gut erhalten, so dass man sich die mystische Atmosphäre der Initiationsriten auch heute noch gut vorstellen kann.

Das Mithräum, das 1922 entdeckt und 1924 ausgegraben wurde, stammt aus dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. und gilt nicht nur als eines der ältesten und bedeutendsten Kultstätten des Mithras, es ist auch eines der heute am besten erhaltenen Mithräen aus der Antike.

Der Mithraskult, der aus dem indo-persischen Raum stammt, wurde von Kaufleuten und Sklaven in die kampanische Gegend gebracht und war besonders unter Gladiatoren, Soldaten und Sklaven verbreitet, aber nur Männern vorbehalten, die zur vollständigen Weihe sieben Initiationsstufen durchlaufen mussten.

Die unterirdischen, höhlenartigen Räume des Mithräums in Capua bestehen aus einem L-förmigen Vorraum, von dem aus man in den etwa 3,5 x 10 Meter großen Kultraum gelangte. Dieser besaß ein Tonnengewölbe, das mit roten und blauen achtzackigen Sternen auf gelbem Grund übersät ist und das Himmelsgewölbe darstellen soll. Die Wände sind mit Stuckreliefs und Fresken verziert und stellen unter anderem Amor und Psyche und die auf- und untergehende Sonne (Sol Oriens und Sol Occidens) dar. An den Seiten sind mit Szenen der Initiation geschmückte Sitzbänke (praesepia) angebracht, auf denen die Eingeweihten während des rituellen Banketts (agape) Platz nahmen und in denen sich Wasserbecken zur rituellen Reinigung befanden.

Das zentrale Fresko an der hinteren Wand wird von der Darstellung des Stieropfers (Tauroktonie) und der Geburt des Kosmos bestimmt, in der der Sonnengott Mithras, erkennbar an seiner phrygischen Mütze und dem Sternenmantel, einen weißen Stier mit einem Messer tötet. Die Szene ist umgeben von weiteren symbolischen Tieren, wie Schlange, Hund, Löwe und Skorpion, und von den beiden den Mithras begleitenden Fackelträgern Cautes und Cautopates. Weitere Darstellungen zeigen die Sonne (Sol/Helios; oben links mit einem Raben), den Mond (Luna/Diana; oben rechts mit Mondsichel im Haar), das Meer (Oceanus; unten links mit Bart) und die Erde (Terra; unten rechts mit grünlichen Haaren). Auf der dem Mithrasbild gegenüberliegenden Wand ist Luna/Diana in einer zweirädrigen Kutsche sitzend dargestellt.

Das Mithräum, das seit 1937 der Öffentlichkeit zugänglich ist, wurde erst vor wenigen Jahren restauriert und ist seit 2023 wieder zu besichtigen. Da das Mithräum über ein sensibles Mikroklima verfügt, sind Besichtigungen allerdings nur an bestimmten Tagen möglich und nur nach Voranmeldung im Museum und in kleinen Gruppen von jeweils max. 5 Besuchern. Der Zutritt ist im Eintrittspreis zum Museum und Amphitheater enthalten.

Lage: Mitreo, Vico Mitreo 5, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/museo-archeologico-dell-antica-capua-e-mitreo

Amphitheater von Capua

Das Amphitheater von Capua war das zweitgrößte Amphitheater nach dem Kolosseum in Rom und diente diesem vermutlich als Vorbild. In der Arena von Capua kämpften einst die Gladiatoren der berühmten Gladiatorenschule von Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus, zu denen auch Spartacus gehörte, der Anführer des gleichnamigen Aufstandes.

Das Amphitheater von Capua ist eines der ältesten Amphitheater der antiken Welt, das aus Stein errichtet wurde. Es wurde vermutlich von Kaiser Vespasian wenige Jahre vor dem Kolosseum in Rom erbaut, dem es als Vorbild diente und löste wohl einen hölzernen Vorgängerbau aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. ab. Laut einer 1726 bei Ausgrabungen entdeckten Inschrift ließ Kaiser Hadrian das Amphitheater 119 n. Chr. restaurieren, während sein Nachfolger Antoninus Pius es dann 155 n. Chr. einweihte.

Das elliptisch geformte Amphitheater wurde, ähnlich wie auch das nur wenig größere Kolosseum in Rom, auf flachem Gelände errichtet und wirkt daher besonders imposant. Es ist außen etwa 170 x 140 Meter groß und besitzt eine Arena mit einer Größe von 76 x 46 Metern. Die insgesamt 46 Meter hohe Außenfassade bestand aus 3 Arkadengeschossen, von denen heute nur noch die unteren beiden Reihen erhalten sind, und wurde oben von einer Attika abgeschlossen. Die unterste Arkade besaß 80 mit Travertin verkleidete Bögen, deren Schlusssteine mit Götterbüsten dekoriert waren.

2 der 4 Haupteingänge führten in die Arena, während man über die anderen zu den Ehrenlogen gelangte. Über ein komplexes Treppensystem im Inneren erreichte man die Zuschauerränge, in denen 50.000 bis 60.000 Zuschauer Platz fanden. Anders als sonst üblich, gab es in Capua nicht nur 3, sondern sogar 5 abgestufte Ränge (maeniana), die in jeweils 16 Sektoren (cunei) aufgeteilt waren.

Die rings um die Arena laufende Podiumsmauer und die Brüstungen waren mit Reliefs mit Jagd- und mythologischen Szenen geschmückt. Zur Arena öffneten sich 12 Tore, hinter denen die Käfige für die wilden Tiere (carceres) lagen.

Das Amphitheater war komplett unterkellert und besaß unzählige Räume, in denen Tiere und Kulissen untergebracht waren, die man über „Aufzüge“ (pegmata) in die Arena heben konnte. Die Katakomben, die heute zu den am besten erhaltenen aus der Antike gehören, waren sowohl von außerhalb als auch aus dem Inneren des Amphitheaters über Treppen zu erreichen.

Nach der Zerstörung durch die Vandalen 456 n. Chr. verfiel das Amphitheater, wurde als Steinbruch genutzt und viele der Statuen in andere Gebäude integriert. Erst die Ausgrabungen der Bourbonenzeit setzten dem Raubbau ein Ende. Seit 1913 ist das Amphitheater wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und auch die Katakomben können nun wieder besucht werden.

Das Amphitheater von Capua ist täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Mit der campania artecard ist der Eintritt zusätzlich reduziert.

Lage: Anfiteatro Campano di Santa Maria Capua Vetere, Piazza I Ottobre 36, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/anfiteatro-campano

Archäologisches Nationalmuseum Neapel (MANN)

Das Museo Archeologico Nazionale di Napoli ist eines der bedeutendsten Archäologiemuseen weltweit. Hier kann man neben der Farnese-Sammlung der Bourbonen auch die wichtigsten Funde aus Neapel, Pompeji und Herculaneum und eine ägyptische Sammlung bewundern.

Die im Museo Archeologico Nazionale di Napoli (MANN) ausgestellten Exponate gehen auf die Sammlungen des Bourbonen-Königs Karl III. zurück. Neben der bedeutenden Farnese-Sammlung, die er von seiner Mutter Elisabetta Farnese geerbt hatte, förderte der König auch die Ausgrabungen der Vesuvstädte. Sein Sohn Ferdinand IV. ließ dann ab 1777 einen Palazzo aus dem 16. Jahrhundert umbauen, wo die Sammlung der Öffentlichkeit als Real Museo Borbonico zugänglich gemacht wurde. Sie wurde 1957 umbenannt zum Museo Archeologico Nazionale di Napoli.

Das MANN teilt sich heute in folgende Ausstellungsbereiche auf:

Epigraphen-Sammlung: etwa 2000 Inschriften aus Mittel- und Süditalien aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. in Latein, Griechisch und Italischer Sprache (Untergeschoss).

Ägyptische Sammlung: aufgeteilt in die Themen „Geschichte der Sammlung“, „Der Pharao und die Männer“, „Das Grab und die Grabbeigaben“, „Religion und Magie“ und „Schreiben, Kunst und Handwerk“ (Untergeschoss)

Kampanien in der Römerzeit: Marmor- und Bronzeskulpturen, Fresken, Inschriften, architektonische Elemente und Einrichtungsgegenstände aus öffentlichen Gebäuden und Grabdenkmälern, die zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert bei Ausgrabungen in den Vesuv-Städten (Pompeii, Herculaneum), der Misenum-Halbisel (Baiae, Puteoli, Cumae) und dem kampanischen Binnenland (Capua) gefunden wurden (im Westflügel des Erdgeschosses)

Farnesische Sammlung: Skulpturen- und einer Edelsteinsammlung, die Alexander Farnese, der spätere Papst Paul III., im 16. Jahrhundert begonnen hatte. Sie kam letztendlich in den Besitz der Bourbonenherrscher, die sie im 18. Jahrhundert mit vielen wertvollen Schätzen aus den archäologischen Stätten rund um den Vesuv ergänzten (im Ostflügel des Erdgeschosses)

Mosaike: einzigartige Boden- und Wandmosaike aus Pompeii, Herculaneum und anderen Städten Kampaniens, vor allem auch aus dem Haus des Fauns in Pompeji, z.B. das berühmte Alexander-Mosaik, aber auch die Bronzestatuette des tanzenden Fauns (1. Stock, Westseite)

Geheimes Kabinett: Die Objekte mit erotischen Motiven wurden noch bis zum Jahr 2000 unter Verschluss gehalten, da sie als obszön oder zumindest peinlich galten. Sie stammen aus Privathäusern, Bordellen, Banketträumen aber auch von Häuserwänden (1. Stock, Westseite)

Numismatische Sammlung: eine der weltweit umfangreichsten Sammlungen von Münzen, die aus der Zeit der Magna Graecia bis zur Zeit des Königreichs beider Sizilien Mitte des 19. Jahrhunderts stammen, vor allem auch Münzfunde aus Pompeji (1. Stock, Ostseite – vorübergehend geschlossen)

Funde aus Süditalien: archäologische Funde aus der Vor- und Frühgeschichte vom Neolithikum bis zur Eisenzeit; antike Funde aus Kampanien, Ischia, Cuma und Neapel; Bronzeskulpturen und Büsten aus der Villa dei Papyri in Herculaneum; Funde aus den Städten der Magna Graecia, z.B. Paestum, Locri, Metaponto, Taranto, Cumae, Ruvo, Canosa (2. Stock, Westseite)

Funde aus Pompeii, Herculaneum und den Vesuvstädten: Alltagsgegenstände aus privaten und öffentlichen Gebäuden wie Möbel, Kochgeschirr, Töpfer- oder Glaswaren; ein maßstabsgetreues Modell von Pompeji im Maßstab 1:100 aus dem Jahr 1879; Ausstellung über orientalische Kulte und den Tempel der Isis aus Pompeji; große Ausstellung mit den von den Wänden der Häuser abgenommenen Fresken aus den bourbonischen Ausgrabungskampagnen (2. Stock, Ostseite)

Zu den Highlights des Museums gehören u.a. der Farnesische Stier, der Farnesische Herkules, der Atlas Farnese, die Venus Kallipygos, die Blaue Vase aus Pompeji, der Silberschatz aus dem Haus des Menander und vor allem das Mosaik der Alexanderschlacht aus dem Haus des Fauns in Pompeji.

Das MANN erreicht man am besten von der Metro-Station Museo (Metro Linie 1) oder der Station Cavour (Passante ferroviario Linie 2). Es ist täglich außer dienstags geöffnet. Die Eintrittskarten sind personalisiert und an 2 hintereinander folgenden Tagen gültig. Für die Magna Graecia-Ausstellung ist ein Aufpreis fällig, die Sonderausstellungen sind in der Regel im Eintrittspreis enthalten. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert und an jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Es sind Audioguides gegen Gebühr erhältlich.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Napoli, Piazza Museo 19, 80135 Napoli

Link: mann-napoli.it/en/home-english

Archäologischer Park von Cuma (Cumae)

Die Tempelbauten im Archäologischen Park von Cuma haben eine lange Vergangenheit. Sie stammen aus der Zeit der griechischen Kolonie Cumae und wurden erst von den Samniten und dann von den Römern übernommen. Später wurden viele der Tempel zu christlichen Basiliken umgewidmet.

Cumae wurde ursprünglich im 8. Jahrhundert v. Chr. als griechische Kolonie gegründet. Zwischen dem 7. und dem 5. Jahrhundert v. Chr. erlebte die Stadt ihre erste Blüte. Aus dieser Zeit stammt die Akropolis mit dem Jupitertempel (griech: Zeus), der im 5. Jahrhundert n. Chr. in eine christliche Basilika umgewandelt wurde, ebenso wie der etwas unterhalb der Akropolis gelegene Tempel des Apollo aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Die Via Sacra, die Heilige Straße, verband die Akropolis mit der am Fuße des Hügels gelegenen Höhle der Sibylle von Cumae, die ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. als einer der bekanntesten Orakelorte der Antike galt.

Im Jahr 421 v. Chr. eroberten zunächst die Samniten die Stadt und dann 341 v. Chr. die Römer. Ab 334 v. Chr. wurde Cumae zu einem municipium erhoben und erhielt die römischen Stadtrechte. Während der frühen römischen Kaiserzeit wurde die östlich gelegene Unterstadt erneuert und unter anderem das Forumsbad, ein Tempel für die Kapitolinische Trias und im Süden ein Amphitheater errichtet. Auch der Apollotempel wurde erneuert und der südöstlich der Stadt bei Baiae gelegene Hafen Portus Julius als Standort der kaiserlichen Misenum-Flotte ausgebaut.

Die antike Stadt wurde im 16. Jahrhundert wiederentdeckt und dann Mitte des 18. Jahrhunderts teilweise und leider ziemlich planlos ausgegraben. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann eine systematische Freilegung und Erforschung der Strukturen.

Der 1927 eröffnete Archäologische Park erstreckt sich heute auf einer Fläche von etwa 50 Hektar, von denen aber aktuell nur die Höhle der Sibylle, der byzantinische Turm am Eingangstor zur Akropolis, der Apollontempel auf der unteren Terrasse und der auf der Spitze des Hügels gelegene Jupitertempel zugänglich sind. Die Ausgrabungen in der Unterstadt, die immer noch im Gange sind, kann man vom Hügel aus zumindest aus der Ferne betrachten.

Der Archäologische Park von Cuma ist täglich außer dienstags geöffnet. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert und es gibt ein Kombiticket zusammen mit weiteren Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder.

Lage: Parco Archeologico di Cuma, Strada Provinciale 164 1, 80078 Pozzuoli

Link: www.pafleg.it/it/4388/localit/57/parco-archeologico-di-cuma

Thermen von Baia (Baiae)

Die Sommermonate verbrachten viele wohlhabende Römer in Baiae und besuchten die von den Phlegräischen Feldern gespeisten Thermalquellen, die mit Bädern, Saunen, Wandelgängen und Unterkünften wie ein heutiges Wellnesszentrum ausgestattet waren.

Etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurde Baiae zu einem beliebten Ferienort der römischen Aristokratie und wurde u.a. von Pompeius, Lucullus oder Kaiser Septimius Severus besucht. Unter Kaiser Augustus wurden Teile der Stadt zu kaiserlichem Besitz und die Aristokratie errichtete hier ihre Sommerresidenzen (wie z.B. Julius Caesar, Kaiser Nero oder Kaiser Hadrian). Die von unterirdischen Thermalquellen und heißen Dämpfen gespeisten Bäder waren bis in die späte Kaiserzeit in Betrieb. Mit dem Portus Julius lag ab 36 v. Chr. in Baiae auch der Stützpunkt der römischen Marineflotte, der jedoch aufgrund von Verlandung später nach Misenum verlegt wurde.

Die archäologischen Überreste des antiken Thermenkomplexes von Baiae wurden Mitte des 20. Jahrhunderts ausgegraben und erstrecken sich auf eine Fläche von etwa 40.000 Quadratmetern terrassenförmig entlang eines Hangs bis hin zum Hafen.

Vom oberen Eingang an der Via Sella di Baia gelangt man zunächst zur Villa dell’Ambulatio, die sich über insgesamt 6 miteinander über Treppen verbundene Terrassen erstreckt. Auf der obersten Terrasse lag ein Wohnbereich mit Schlafzimmern, Innenhöfen und Ruheräumen. Die zweite Ebene besaß einen überdachten Portikus mit 2 Längsschiffen, der als Wandelgang (ambulatio) diente. Auf der dritten Ebene lag eine Gartenterrasse und auf der vierten ein Servicebereich. Es folgte eine Terrasse mit Wohn- und Schlafzimmern und auf der untersten Terrasse ein großer Portikusgarten.

Südlich davon lag der Sosandra-Komplex, in dem eine Statue der Aphrodite Sosandra gefunden wurde. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Nero und war wohl ein Erholungsort für Seeleute der Misenum-Flotte. Auf der obersten der insgesamt 4 Terrassen befand sich ein Servicebereich und ein Balneum, darunter lag eine große Terrasse mit Sommertriklinien und Ruheräumen. Bei den hinter dem halbkreisförmigen Säulenportikus gelegenen Räumen mit Blick auf ein rundes Becken (auch als Theater-Nymphäum bezeichnet) könnte es sich um Gästezimmer gehandelt haben. Auf der untersten Terrasse lag ein Peristylgarten.

Der Tempel des Merkur mit seiner Gussbetonkuppel mit einem Innendurchmesser von 21,55 Metern stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und gilt als ältester bekannter römischer Kuppelbau. Die heute noch komplett erhaltene Kuppel mit zentralem Oculus und 4 Oberlichtern diente als Kaltbad (frigidarium), besaß 6 Nischen und in der Mitte ein Podest für ein Triklinium. In den umliegenden Gebäuden, die sich bis zum Meer hin erstreckten, lagen sich u.a. ein Apodyterium und ein Laconium.

Der Tempel der Venus befand sich im Süden inmitten eines auf 3 Ebenen gelegenen Badekomplexes und diente als Thermalraum. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Hadrian (2. Jahrhundert n. Chr.). Der außen achteckige Grundriss besaß große Bogenfenster, das Kuppelinnere war kreisförmig und hatte einen Durchmesser von 26,30 Metern.

Im Norden des Geländes liegt der Tempel der Diana aus der Zeit von Kaiser Alexander Severus (um 222 bis 235 n. Chr.) mit einer nur noch zur Hälfte erhaltenen Kuppel. Sie hatte ursprünglich einen Innendurchmesser von 29,50 Metern und war mit Friesen mit Jagdszenen verziert. Hier wurden die aus dem Boden aufsteigenden Dämpfe gesammelt und als Dampfsauna genutzt.

Die Thermen von Baia sind noch nicht vom Massentourismus überlaufen und täglich außer montags geöffnet. Die gemäßigte Eintrittsgebühr reduziert sich nochmals mit der campania artecard.

Lage: Complesso archeologico delle Terme di Baia, Via Terme Romane/Via Sella di Baia 22, 80070 Baia

Link: www.pafleg.it/it/4388/localit/51/terme-romane

Piscina Mirabilis

Im Inneren der Piscina Mirabilis kommt man sich vor wie in einer unterirdischen gotischen Kathedrale. Ihren heutigen Namen, den man als „wundersames Wasserbecken“ übersetzen kann, erhielt das Bauwerk jedoch erst im 14. Jahrhundert n. Chr. vom toskanischen Dichter Francesco Petrarca.

Die Piscina Mirabilis bildete das Ende der Aqua Augusta, des von Kaiser Augustus um 35 v. Chr. errichteten Aquädukts, das ganz Kampanien mit Wasser versorgte. Von der Quelle, die sich bei Serino auf einer Höhe von 376 Metern über dem Meeresspiegel befand, legte das Wasser eine Strecke von knapp 100 Kilometern zurück, bis es am Ende auf einer Höhe von 10 Metern über dem Meeresspiegel im antiken Ort Bauli (dem heutigen Bacoli) ankam.

Das kurz vor Misenum auf einem Hügel errichtete, teilweise in den Tuffstein gegrabene und aus Ziegeln aufgemauerte Trinkwasserreservoir war etwa 72 Meter lang, 25 Meter breit und 15 Meter hoch und hatte ein Fassungsvermögen von etwa 12.600 Kubikmetern Wasser. Die Tonnengewölbedecke der viereckigen Halle ruhte auf 48 wuchtigen Säulen, die in 4 Reihen zu jeweils 12 Säulen angeordnet waren und ähnelte einer unterirdischen Kathedrale. Die Wände waren mit wasserdichtem Mörtel (opus signinum) verputzt und die obere Abdeckung bestand aus einem Pflaster aus Gussbeton (opus caementicium), das zusätzlich mit opus signinum verputzt war.

Es gab zwei Eingänge: den heutigen Eingang im Nordwesten und einen weiteren im Südosten, von denen aus man über Treppen in die Zisterne hinuntergelangte. Das Wasser wurde über Rohre in die Zisterne eingeleitet und über mechanische Pumpen an die Verteilerstationen im Ort verteilt. Damit man die Zisterne regelmäßig reinigen konnte, befand sich in der Mitte ein gut 1 Meter tiefes Absetz- und Entwässerungsbecken (piscina limaria), über das man das Restwasser ablassen konnte.

Das Bauwerk gilt als die wohl größte antike römische Zisterne und versorgte neben dem Militärhafen von Misenum auch die luxuriösen Villen der Gegend. Nach einer rweiterung zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. blieb sie bis ins 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb.

Da sich die Piscina Mirabilis in privatem Besitz befindet und nur an Wochenenden zu fixen Zeiten und nach vorheriger Terminvereinbarung geöffnet wird, gehört sie zu den weniger bekannten Ausflugszielen und kann meist in Ruhe besichtigt werden. Es werden auch Führungen angeboten. Tickets erhält man entweder telefonisch oder per Mail oder in der wenige Meter vom Eingang entfernten Via Campi Elisi 1. Und auch im Museo Archeologico di Campi Flegrei in Baia hilft man gerne weiter.

Lage: Piscina Mirabile, Via Piscina Mirabile 27, 80070 Bacoli

Link: piscinamirabilisbacoli.it/en/piscina-mirabilis

Villa Arianna

Die Villa Arianna und der sogenannte „Zweite Komplex“ sind zwei auf einer Klippe oberhalb des Meeresufers gelegene luxuriöse Villen mit spektakulärem Blick auf die Bucht von Neapel. Sie waren mit erlesenen Fresken mit mythologischen Szenen und Mosaiken ausgestattet und sind bisher nur zu etwa einem Viertel ausgegraben.

Die aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. strammende Villa Arianna ist die älteste der Villen von Stabiae und wurde nach einem Fresko im Triklinium benannt, das die von Theseus auf Naxos zurückgelassene schlafende Ariadne zeigt. Die Villa liegt auf dem Varano-Hügel oberhalb des modernen Orts Castellammare di Stabia, knapp 650 Meter südwestlich der Villa San Marco.

Die Villa Arianna wurde wie auch die Villa San Marco Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und in den 1950er-Jahren systematisch ausgegraben. Da Teile der am Rand einer Klippe gelegenen Villa bereits abgebrochen und in die Tiefe gestürzt sind, kann ihre Größe nur geschätzt werden. Von den ursprünglich etwa 11.000 Quadratmetern Fläche sind bisher rund 2500 Quadratmeter ausgegraben.

Der Grundriss der Villa ist aufgrund der Geländetopografie komplex und besteht im Wesentlichen aus 4 Bereichen, die auf unterschiedlichen Ebenen lagen: dem Atriumbereich, dem Wirtschafts- und Badebereich, dem Bereich des Sommertrikliniums und der großen Palästra. Der östliche Teil, in dem sich rund um einen großen Peristylhof Ställe und landwirtschaftliche Gebäude befanden, liegen zu Zeit noch unter der Erde verborgen.

Das Atrium mit seinem schwarz-weißen Mosaikboden und dem Impluvium stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und ist der älteste Teil der Villa. Es war mit Fresken im dritten Stil geschmückt und von mehreren Räumen umgeben, darunter eine Reihe von Schlafzimmern (cubiculum) und Ruheräumen (diaeta), ein Tablinium im Norden und ein großes Triklinium im Südwesten.

Westlich davon wurden in der Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. ein weiterer Gebäudeteil angebaut. Hier befand sich das große Triklinium mit dem Ariadne-Fresko und kleinere Zimmer und Ruheräume, von denen einer mit einem interessanten „Kachelmuster“ mit fliegenden Figuren, Amoretten, Vögeln und Blumen geschmückt war. Außerdem entstanden südlich davon ein Badebereich mit Caldarium, Tepidarium, Laconicum, Praefurnium und ein Dienstbotenbereich mit Küche.

Eine weitere Erweiterung Richtung Westen entstand in der Zeit von Kaiser Nero, in deren Zentrum sich ein mit vielen Fenstern versehenes Sommertriklinium befand mit Blick auf die Bucht von Neapel. In flavischer Zeit um 70 n. Chr. wurde dann ganz im Westen eine mindestens 80 x 100 Meter große Palaestra angebaut, die von einer Kolonnade umgeben war und als öffentlicher Garten diente.

Der sogenannte „Zweite Komplex“ der durch eine schmale Gasse von der Villa Arianna getrennt war, gehört zu einer kleineren Villa, von der heute rund 1000 Quadratmeter ausgegraben sind. Nördlich und westlich eines großen Peristyls mit Portikussäulen und einem Fischteich lagen Ruheräume und ein großes Triklinium mit Blick auf das Meer. Im Süden befanden sich ein Badebereich mit Caldarium, Frigidarium und Laconicum und eine Küche, die bisher aber noch nicht ausgegraben sind. Der westliche Teil der Villa ist noch am besten erhalten, vor allem die beiden großen Wohnräume (oecus), die im dritten Stil mit Fabeltieren und kleinen Vignetten auf schwarzen und roten Tafeln geschmückt waren.

Sowohl in der Villa Arianna als auch im Zweiten Komplex wurden während der ersten Ausgrabungen in der Bourbonenzeit Teile der schwarz-weißen Bodenmosaiken und der Fresken abgebaut und in Museen verbracht. Ein großer Teil davon ist heute im MANN in Neapel zu sehen.

Die Villa Arianna ist täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Villa Arianna, Strada Varano 1, 80053 Castellammare di Stabia

Link: pompeiisites.org/en/stabiae-en-2/villa-arianna

Villa San Marco

Der riesige Komplex der Villa San Marco bestand aus einer Atriumvilla, die später zu einer Luxusresidenz mit großem Garten und eigenem Thermalbereich erweitert wurde und vermutlich Narcissus, einem freigelassenen Sklaven von Kaiser Claudius gehörte.

Auf dem Varano-Hügel rund 50 Meter oberhalb des heutigen Ortes Castellammare di Stabia brachten Mitte des 18. Jahrhunderts begonnene, aber erst in den 1950er Jahren systematisch durchgeführte Ausgrabungen mehrere große Sommerresidenzen zutage, von denen die Villa San Marco mit etwa 11.000 Quadratmetern Fläche (davon sind bisher rund 6000 Quadratmeter ausgegraben) die bislang größte in der Region ist. Sie wurde benannt nach einer Kapelle des Hl. Markus, die Mitte des 18. Jahrhunderts an dieser Stelle errichtet wurde.

Stabiae wurde etwa im 8. Jahrhundert v. Chr. an einer strategisch günstigen Stelle gegründet. Nach der Zerstörung durch Sulla 89 v. Chr. wurde der Ort wieder aufgebaut und zu einem Luxusresort der römischen Elite. Hier wurden mondäne Sommervillen und Residenzen neben einem Dorf (pagus) mit Läden, Thermalbädern und Landgütern errichtet. Stabiae wurde jedoch 79 n. Chr. wie Pompeii und Herculaneum durch den Ausbruch des Vesuvs unter 3 Meter dicken Ascheschichten begraben.

Eine erste, kleinere Atriumvilla entstand hier in der Zeit von Kaiser Augustus. Der ursprüngliche Haupteingang lag im Norden und führte in einen Innenhof mit Säulengang, an den ein Tablinium und danach das großzügige Atrium angrenzten, das in seiner Mitte ein großes Impluvium besaß mit einem von 4 Säulen getragenen und nach oben hin offenen Dach. Rund um das Atrium lagen eine Reihe von Wohn- und Schlafräumen, ein kleiner Raum mit Hausaltar (lararium), ein Wirtschaftsbereich mit großer Küche und ein Nebeneingang, der heute den Hauptzugang zur Villa bildet.

In der Zeit von Kaiser Claudius wurde die Villa dann von ihrem neuen Besitzer, vermutlich Narcissus, einen freigelassenen Sklaven des Kaisers, im Südwesten durch einen etwa 20 x 30 Meter großen, von Platanen beschatteten Peristylgarten mit dreiseitigem Säulenportikus ergänzt. Die Portikuswände sind mit Bäumen und Medaillons mit Architekturszenen bemalt, in der Mitte lag ein Schwimmbecken und zu beiden Seiten prächtig dekorierte Ruheräume (diaeta). Am östlichen Ende befanden sich 2 Nymphäen und am Westende mehrere Wohnräume und ein großes Wohnzimmer (oecus), von dem aus man einen herrlichen Panoramablick über den Golf von Neapel hatte. Ein zweites, wohl bis zu 145 Meter langes und bisher nur teilweise ausgegrabenes Peristyl schloss sich im Südwesten an.

In das Dreieck zwischen der Atriumvilla und dem Garten wurde im 45°-Winkel ein weiterer Gebäudeteil mit einem Badebereich (balneum) eingepasst. Über ein weiteres viersäuliges Atrium mit kleinem zentralem Schwimmbecken und Fresken mit Ringern, Faustkämpfern und Amoretten gelangte man in die Baderäume, die aus einem großen Umkleideraum (apodyterium), dem Laubad (tepidarium), Kaltbad (frigidarium) mit Kaltwasserbecken, und einem Sportbereich (palaestra) bestanden und sich um das zentrale Warmbad (caldarium) gruppierten, in dem man im Boden noch die runde Halterung für den bronzenen Wasserkessel sehen kann, der den Raum beheizte.

Die Villa San Marco ist recht gut erhalten und besticht vor allem durch die große Anzahl prächtiger und aufwendiger Fresken und Mosaiken, von denen noch eine große Anzahl vor Ort zu sehen sind, aber auch durch die Größe der Anlage. Sie ist täglich geöffnet und der Eintritt ist frei.

Lage: Villa San Marco, Via Antiquarium di S. Marco, 80053 Castellammare di Stabia

Link: pompeiisites.org/en/stabiae-en-2/villa-san-marco

Villa Poppaea in Oplontis

Die prächtig und opulent ausgestattete Villa Poppaea in Oplontis, eine der luxuriösesten Villen aus der Römerzeit, soll einst Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero gehört haben. Die Bausubstanz und die farbenprächtigen Fresken der Villa sind heute noch in einem außergewöhnlich guten Zustand.

Das antike Oplontis, nur 5 Kilometer westlich von Pompeii im heutigen Torre Annunziata gelegen, war in der Antike ein blühender Küstenort mit Vorstadtvillen, Thermalbädern, Landgütern und Ferienresidenzen wohlhabender Römer, darunter unter anderem die Villa Poppaea und die Villa von Lucius Crassus Tertius, die auf einer ursprünglich 14 Meter hohen Klippe mit Panoramablick auf das Meer lagen und durch einen langen Kryptoportikus miteinander verbunden waren.

Die Villa Poppaea (auch als „Villa A“ bezeichnet) war eine villa otium, ein luxuriöses Feriendomizil, und eine der spektakulärsten und extravagantesten Vorstadtvillen am Golf von Neapel. Sie besaß sogar einen Privathafen und war mit unzähligen und außergewöhnlich gut erhaltenen Fresken im 2. bis 4. Stil dekoriert – laut UNESCO „die am besten erhaltenen Wandmalereien aus der Römerzeit“. Neben architektonischen Illusionen und mythologischen Szenen zeigen sie detailgetreue Stillleben, filigrane Obstkörbe, Pflanzen, Vögel, Theatermasken und sogar einen farbenprächtigen Pfau.

Mehrere hier aufgefundene Objekte deuten darauf hin, dass das Anwesen einst Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero, gehörte. Man fand z.B. eine Amphore mit der Aufschrift Secundo Poppaeae, die auf einen freigelassenen Sklaven der Poppaea hinweist, einen mit L. Arriani (A)mphionis gestempelten Krug aus der Ziegelei ihrer Familie und eine Statue, die die Kaisergattin selbst darstellen soll.

Beim Erdbeben von 62 n. Chr. wurde die Villa schwer beschädigt, war danach zum Teil unbewohnt und wurde zum Zeitpunkt des Ausbruchs wohl gerade restauriert, denn in einigen Räumen fehlten Teile der Dekoration und man fand bei den Ausgrabungen noch Werkzeuge und Baumaterial.

Der ursprüngliche Eingang befand sich im Süden des Anwesens und führte in das im 2. Stil dekorierte toskanische Atrium mit einem großen Impluvium. Dies war der älteste Teil der Villa und wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. erbaut. Neben dem Atrium lagen ein Wohn- und Schlafzimmer, ein Triklinium und ein großer Saal mit eleganten Fresken im Trompe-l’œil-Stil und Fenstern mit Blick auf das Meer und einen heute unter der modernen Bebauung gelegenen südlichen Garten.

Vom Atrium gelangte man im Norden über eine Halle und einen kleinen Garten in das Tablinum, das sich zu einem repräsentativen Garten öffnete. Dieser war mit Statuen geschmückt und mit üppiger Vegetation aus Olivenbäumen, Buchsbaumhecken, Zitronenbäumen, Platanen, Zypressen, Rosen, Efeu und Oleander bepflanzt und ist heute in seinem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt.

Nordwestlich des Atriums lag die mit einem großen gemauerten Herd ausgestattete Küche, hinter der in der Kaiserzeit (frühes 1. Jahrhundert n. Chr.) ein Badekomplex (balneum) angefügt wurde. Die rund um ein Brunnenperistyl gelegenen Baderäume (frigidarium, tepidarium und caldarium) wurden später in Wohnräume umgewandelt.

Östlich des Atriums befand sich ein Raum mit einem Götterschrein (lararium) und dahinter ein von einem Säulengang umgebener Innenhof (peristylium) mit niedriger Brüstungsmauer (pluteus), einem Brunnen und einer schattenspendenden Kastanie, und um den sich Gesinde-, Wirtschaftsräume und eine große Latrine gruppierten. Ein Laubengang im Süden des Peristyls führte in einen mit Säulen umgebenen privaten Garten (viridarium) mit Blick aufs Meer, der zur Erholung und Spaziergängen (ambulatio) einlud.

Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Villa im Osten durch einen Gästebereich erweitert, in den man über einen langen, zweistöckigen Gang nördlich des Viridariums gelangte. Hier lagen entlang des 17 x 61 Meter großen Schwimmbeckens (natatio), das mit Statuen umsäumt war, mehrere Wohn-, Esszimmer und Gästeappartements (hospitalia), die durch mit Pflanzenmotiven bemalte und nach oben offene „Gartenzimmer“ getrennt wurden.

Die Villa Poppaea, die unter einer etwa 6 Meter dicken Ascheschicht begraben war, wurde bereits im 16. Jahrhundert entdeckt und um 1839 teilweise freigelegt. Erst ab 1964 begann man mit den offiziellen Ausgrabungen, bei denen bisher gut die Hälfte des Anwesens freigelegt wurde und die seit 1980 der Öffentlichkeit zugänglich sind. Da die im Süden und Westen gelegenen Teile der Villa fast komplett überbaut wurden, sind diese leider unwiederbringlich zerstört und die genaue Größe der Villa nicht mehr ermittelbar. Die heute freigelegte Fläche ist aber mit über 10.000 Quadratmetern riesig: allein die bebaute Fläche von rund 3000 Quadratmetern zählt über 90 Räume, von denen bisher etwa 40 rekonstruiert werden konnten.

Bei den Ausgrabungen wurde schon von Anfang an Wert darauf gelegt, die Fresken vor der Witterung zu schützen. Zudem untersucht und archiviert das amerikanische Oplontis Project aus Dallas/Texas die Ausgrabungen der Villa Poppaea seit 2006 und die der Villa B seit 2012 und versucht dabei die Räume anhand von Freskenfragmenten digital zu rekonstruieren und mit Hilfe von 3D-Simulationen zu visualisieren.

Die nur 250 Meter entfernt liegende Villa von Lucius Crassus Tertius („Villa B“), die 1974 beim Bau einer Schule entdeckt wurde, war dagegen eine überwiegend gewerblich genutzte villa rustica. Sie bestand aus einem Lagerhaus (horreum), in dem Wein, Olivenöl und andere landwirtschaftliche Produkte gelagert und verarbeitet wurden, und über dem in der oberen Etage Wohnräume lagen. Sie stammt aus dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. und ist damit deutlich älter als die Villa Poppaea. Bei den Ausgrabungen wurden neben Hunderten von Amphoren die Skelette von 54 Menschen gefunden, die eine große Menge an Münzen und Schmuck („Gold von Oplontis“) bei sich trugen. Anhand eines gefundenen Siegelrings konnte auch der Besitzer der Villa, Lucius Crassus Tertius, ermittelt werden.

Obwohl die Villa Poppaea seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata” gehört, ist sie im Gegensatz zu den Ausgrabungen von Pompeii nur wenig besucht und noch nicht überlaufen, so dass man kann sich hier in Ruhe umschauen kann.

Der Eingang zur Villa Poppaea, die täglich außer dienstags geöffnet ist, befindet sich im Nordwesten des Geländes an der Via Sepolcri. Der Eintrittspreis reduziert sich z.B. mit der campania artecard oder einem Kombiticket (zusammen mit Pompeji und Herculaneum). Die Villa B ist derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Lage: Scavi archeologici di Oplonti, Via Sepolcri, 80058 Torre Annunziata

Links: pompeiisites.org/en/oplontis; www.oplontisproject.org

Haus des Marcus Lucretius an der Via Stabiana

Die Fresken im Haus des Weinhändlers Marcus Lucretius sind schöne Beispiele des Malstils, der kurz vor dem Vulkanausbruch in Mode war. Viele der Fresken wurden ins Archäologische Nationalmuseum in Neapel (MANN) gebracht, um sie besser vor dem Verfall zu schützen.

Das L-förmige Haus besitzt sowohl einen Eingang an der Via Stabiana als auch am Vicolo del Centenario. Es entstand in römischer Zeit aus der Verbindung zweier eigenständiger samnitischer Häuser, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden. Dabei diente das Haus an der Via Stabiana als Wohnhaus und der kleinere Teil im hinteren Bereich als Wirtschaftstrakt.

Das Haus befand sich nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. noch im Wiederaufbau, so dass die Dekorationen erst wenige Jahre vor dem Vulkanausbruch entstanden sind. Die Fresken im 4. Pompejanischen Stil besitzen eine bemerkenswerte Qualität und wurden daher teilweise entfernt und zu ihrem Schutz ins Museo Archeologico Nazionale di Napoli (MANN) gebracht.

Ursprünglich wurde das Haus auch „Haus der Musikerinnen“ genannt nach einem Gemälde im Eingangskorridor. Der Hausname wurde geändert, als man später den Namen des Besitzers, des Weinhändlers Marcus Lucretius, auf einem Gemälde in einem der Räume nördlich des Gartens fand.

Der Eingang an der Via Stabiana führte über einen großzügigen Korridor in ein großes Atrium mit zentralem Impluvium und einem Lararium. Daran schlossen sich auf beiden Seiten Wohn- und Schlafräume an, die vorwiegend mit mythologischen Szenen dekoriert waren. Im Norden lag der Küchenbereich und im Süden ein großer Speiseraum (triclinium), der ein Fenster zum Garten besaß und dessen Wände mit (inzwischen ins MANN verbrachten) großen, außergewöhnlich schönen Mitteltafeln mit mythologischen Szenen dekoriert waren.

Dem Eingang gegenüber lag ein Tablinum mit schönem Bodenmosaik, dessen großes Fenster sich auf den dahinterliegenden hübschen Garten (viridarium) öffnete. Dieser gehörte wohl ursprünglich zum zweiten Gebäude, denn er liegt auf einer etwa 50 cm höheren Ebene des Geländes.

Der Garten bildet den Mittelpunkt und die Verbindung der Räume des gesamten Gebäudekomplexes und besitzt eine schöne Brunnennische aus Marmor mit eingelegten farbigen Steinchen, in der eine Silenus-Statue stand. Von dort floss das Wasser über Stufen in ein rundes Becken mit Springbrunnen, das mit Marmorstatuen umgeben war.

Links vom Tablinum und dem Garten führte eine Treppe in den höhergelegenen Hausbereich und in weitere Räume, unter anderen auch in den Raum, in dem an der Wand der Name des Besitzers auf einer Schreibrolle zu lesen ist. Der hinter dem Garten gelegene Wirtschaftsbereich, der neben Wohn- und Schlafräumen über ein weiteres Atrium, ein Tablinum und ein Triklinium verfügte, ist heute leider in keinem guten Zustand mehr.

Das Haus des Marcus Lucretius wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegraben und zwischen 2002 und 2005 restauriert. Es ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa di Marco Lucrezio sulla via Stabiana, Regio IX/Insula 3.5 und 24, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-marcus-lucretius-in-via-stabiana

Thermopolium der Asellina

Die Taverne der Asellina war eine der größten der Stadt und lag zentral an der Hauptstraße. Bei den Ausgrabungen fand man die Einrichtung noch fast komplett vor, sogar der Kupferkessel, das Geschirr und die 22 Weinamphoren aus dem Vorrat war noch fast komplett heil geblieben.

Das Thermopolium der Asellina ist eines von über 80 dieser Art in Pompeii. Da die wenigsten Bewohner der Stadt in ihrem Zuhause eine Küche besaßen, konnte man an fast jeder Ecke etwas zu Essen oder zu Trinken bekommen. In den Thermopolien wurden meist einfache Suppen oder Eintöpfe serviert, die man im Stehen aß, aber auch gefüllte Fladenbrote und warme Getränke.

Die etwa 10 Meter lange Fassade mit 3 Zugängen ist über und über mit Wahlpropaganda bedeckt, auf denen die Wirtsfrau Asellina und ihre „Mädchen“ (die Asiatin Zmyrina bzw. Ismurna, die Pompejanerin Cuculla, die Jüdin Maria und die Griechin Aegle) mehrere Kandidaten für die anstehenden Wahlen unterstützten: sie empfahlen hier beispielsweise Caius Iulius Polybius oder Lucius Ceius Secundus zu Duumviren zu wählen oder Caius Lollius Fuscus, Cuspius Pansa und Cnaeus Helvius Sabinus zu Aedilen.

Hinter dem linken Eingang lag eine gemauerte und mit Marmorplatten bedeckte L-förmige Theke mit 4 Tongefäßen, in denen sich die Gerichte befanden. Am Ende der Theke war ein gemauerter Ofen angebaut mit Bronzekessel zum Erhitzen von Wasser oder Getränken. Im Bereich hinter der Theke befand sich ein Lager mit Weinamphoren und eine Treppe, die zu den Zimmern im Obergeschoss führte, wo die Schankmädchen wohl auch Liebesdienste anboten.

Der mittlere Eingang, der noch nicht ausgegraben wurde, führte in ein Wohnhaus und am rechten Eingang gab es eine Bottega. Das leider heute nicht mehr vorhandene Fresko einer Amphore und einer Kanne an der seitlichen Wand kündigten an, was hier ausgeschenkt wurde.

Bei den Ausgrabungen zwischen 1911 und 1912 wurde eine große Menge an Geschirr gefunden wie Teller, Krügen Tassen und Kelche aus Ton, Glas und Bronze, in denen die Speisen und Getränke serviert wurden.

In den Thekenraum des Thermopoliums kann man heute durch eine Glasscheibe hineinschauen.

Lage: Thermopolium di Aselina, Regio IX/Insula 11.2-4, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/thermopolium-of-asellina

Kleines Theater von Pompeji

Das Kleine Theater wurde als Odeon für Theater- und Gesangsaufführungen genutzt und stammt aus den ersten Jahren nach der Kolonialisierung von Pompeii. Es war deutlich kleiner als das benachbarte Große Theater, war aber der besseren Akustik wegen mit einem Dach versehen.

Das kleine Theater oder Odeion, das als Aufführungsort von Theaterspielen, Pantomimen und Musikdarbietungen genutzt wurde, wurde etwa 79 v. Chr. von den Magistraten Marcus Porcius und Caius Quinctius Valgus errichtet, die auch das Amphitheater erbauten. Da das Theater für eine verbesserte Akustik mit einem Dach versehen war, wurde es von den Römern auch theatrum tectum (überdachtes Theater) genannt.

Der Durchmesser der Cavea betrug etwa 22 Meter, der des Orchesters etwa 7 Meter. Die Bühne nahm mit etwa 26 Metern die gesamte Breite des Theatergebäudes ein. Die äußeren Sitzreihen bilden keinen kompletten Halbkreis und sind verkürzt, um eine quadratische Grundfläche zu erhalten und das Theater mit einem pyramidenförmigen Dach versehen zu können. Die Kapazität wird auf etwa 800 bis 1000 Zuschauer geschätzt.

Auch im Kleinen Theater waren die Sitzreihen in Ränge aufgeteilt, allerdings gab es nur den aus 4 Reihen bestehenden unteren Rang (ima cavea), auf dem die Sessel der Ehrengäste aufgestellt werden konnten, und den in 5 Sektionen (cunei) aufgeteilten mittleren Rang (media cavea). An beiden Seiten der Bühne befanden sich Logen für die Ehrengäste, die über separate Treppen erreicht werden konnten, an deren Geländer jeweils ein kniender Atlant (telamon) und eine geflügelte Löwentatze angebracht waren.

Die Bühnenwand des Theaters (scaenae frons) besaß 3 Durchgänge und 2 Seiteneingänge und war ebenso wie das Orchester mit farbigen Marmorplatten verziert. Dahinter lagen Räume, in denen sich die Garderobe der Schauspieler befand.

Der Eingang zu den oberen Sitzreihen des Theaters führte über den gleichen langen Korridor, über den man auch zum Großen Theater gelangte. Die unteren Reihen, die Logen und die Bühne verfügten über mehrere Eingänge an der Via Stabiana und dem Viala delle Ginestre.

Das Kleine Theater ist deutlich besser erhalten als das benachbarte Große Theater und es ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Teatro Piccolo, Regio VIII/Insula 7.17-19, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/small-theatre-odeon

Großes Theater von Pompeji

Das innerhalb eines regelrechten Theaterkomplexes gelegene Große Theater nutzt den natürlichen Verlauf des Geländes. Es wurde während der Regierungszeit von Kaiser Augustus vergrößert und konnte somit bis zu 5000 Zuschauer fassen.

Der erste Theaterbau stammt aus der Zeit zwischen 200 und 150 v. Chr. und wurde um 80 v. Chr. nach der Eroberung durch Sulla umgebaut. Er lag direkt neben dem aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammenden Dorischen Tempel, der Athene (Minerva) und Herakles (Herkules) geweiht war. Der Zuschauerraum wurde dabei in einen natürlichen Hang mit 18 Metern Gefälle eingebettet.

In augustäischer Zeit wurde der Zuschauerraum vergrößert und unterhalb der mittleren und oberen Ränge ein Gang eingebaut, um die oberen Sitzreihen erreichen zu können. Sowohl der Name des Architekten dieser Umbauphase, Marcus Artorius Primus (ein freigelassener Sklave), als auch des für den Bau verantwortlichen Duumviren Marcus Holonicus Rufus und dessen Bruder Marcus Holonicus Celer sind in Inschriften überliefert.

Die Bühne (pulpitum) war ursprünglich etwa 25 x 4,5 Meter groß und der Zuschauerraum (cavea) hatte einen Durchmesser von 49 Metern. Nach der Erweiterung maß die Cavea nun 60 Meter und die Bühne gut 33 x 7 Meter, so dass das Theater nun Platz für bis zu 5000 Zuschauer bot.

Der Zuschauerraum war halbrund und in 5 Sektoren unterteilt. Die untersten Sitzreihen (ima cavea) mit 4 Reihen waren für die Honoratioren vorgesehen, der mittlere Rang (media cavea) mit 20 Reihen, in denen die Sitze durch Linien abgetrennt und mit Nummern versehen waren, war für die Bürger der Stadt bestimmt, während der obere Rang (summa cavea) aus nur 4 Sitzreihen bestand und für die unteren Schichten vorgesehen war. Mit Sonnensegeln, die an Pfosten im oberen Rand angebracht wurden, konnte der Zuschauerraum nach Bedarf beschattet werden.

Ein langer Korridor, der mit unzähligen Graffiti bemalt ist, führte hinter dem Kleinen Theater (Odeon) von der Via Stabiana zum östlichen Zugang und eine parallel dazu laufende Rampe zu den oberen Rängen. Weitere Zugänge lagen im Norden zwischen Isis-Tempel und Samnitischer Palästra und am Forum Triangulare, wo sich auch ein Wassertank für parfümiertes Wasser und die Latrinen befanden.

Der hinter der Bühne gelegene Bereich (postscaenium) ging im Süden in einen aus 74 Säulen gebildeten Quadriporticus über, der ursprünglich als Erweiterung des Theaters diente, später jedoch abgetrennt und in eine Gladiatorenkaserne umgewandelt wurde.

Die Schäden, die durch das Erdbeben von 62 n. Chr. verursacht wurden, hatte man zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs bereits größtenteils ausgebessert. Das Theater wurde bereits ab 1764 freigelegt und ist somit eines der ersten Gebäude, die in Pompeji ausgegraben wurde. Zwischen 1973 und 2010 wurden die fehlenden Sitzreihen ergänzt, so dass der Zuschauerraum heute wieder komplett ist und das Theater so in den Sommermonaten wieder bespielt werden kann.

Das Große Theater ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Teatro Grande, Regio VIII/Insula 7.20-21 Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/large-theatre

Basilika von Pompeji

Die Basilika von Pompeji ist eine der ältesten ihrer Art aus der römischen Antike und der Mittelpunkt des täglichen Lebens. Sie lag direkt zwischen dem Forum und dem Tempel der Stadtpatronin Venus.

Die bereits in vorrömischer Zeit zwischen 123 und 120 v. Chr. begonnene und um 78 v. Chr. vollendete Basilika war über 1500 Quadratmeter groß und erstreckte sich auf einer Fläche von 24 x 65 Metern. Die Basilika war das Zentrum der Rechtsprechung, aber auch der Mittelpunkt des Wirtschaftslebens von Pompeii.

Der über 4 Stufen erreichbare Haupteingang lag am Forum und besaß eine Fassade aus 4 Tuffsteinsäulen, zwischen denen 5 Eingangsprotale lagen. Zwei weitere Eingänge befanden sich jeweils in der Mitte der Nord- und der Südseite. Eine vor der Basilika aufgefundene Inschrift nennt den Quästor V. Popidius als Stifter des Eingangsporticus.

Im Inneren wurde das zweistöckige Hauptschiff an 4 Seiten von insgesamt 28 Säulen umgeben, die aus Ziegeln gemauert und etwa 11 Meter hoch waren, während die beiden Seitenschiffe nur einstöckig waren und an den Außenwänden Halbsäulen besaßen. Die Wände dazwischen waren mit Stuck verziert, der Marmor imitieren sollte. Das obere Stockwerk des Hauptschiffs besaß eine Galerie mit großen Fensteröffnungen, so dass ausreichend Licht ins Innere gelangte.

An der Schmalseite im Westen ist das etwa 2 Meter höher gelegene Podest für das Tribunal (suggestum), das mit 6 Säulen vom Hauptraum abgetrennt war und ein Obergeschoß besaß, noch heute fast vollständig erhalten.

Die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. waren zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs noch nicht wieder behoben und man hatte zunächst nur die Trümmer beseitigt.

Die Basilika wurde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ausgegraben und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks jederzeit zugänglich.

Lage: Basilica, Regio VIII/Insula 1.1-2, Via Marina, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/basilica

Forum von Pompeji

Das Bürgerforum war der zentrale Ort des öffentlichen und privaten Lebens in einer römischen Stadt. Hier waren die wichtigsten öffentlichen Gebäude versammelt und bildeten so das religiöse, wirtschaftliche und politische Zentrum von Pompeii.

Das Forum wurde bereits in der Frühzeit von Pompeii im 7. Jhdt. v. Chr. errichtet und lag an der Kreuzung der wichtigsten Straßen. Obwohl das Forum nach der Ausweitung des Stadtgebiets an den südwestlichen Rand gedrängt wurde, blieb es weiterhin das Zentrum der Stadt. In samnitischer Zeit und in der Kaiserzeit wurde der Platz teilweise erheblich umgestaltet und auch später kamen noch weitere Gebäude hinzu. Die auf 3 Seiten umlaufende, zweistöckige und doppelreihige Säulenkolonnade stammt aus der Zeit zwischen dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., während das Travertinpflaster in der römischen Kaiserzeit gelegt wurde. Das Forum wurde ab 1808 bis 1823 ausgegraben.

Rund um den etwa 38 x 157 Meter großen Platz befinden sich im Süden 3 Verwaltungsgebäude. An der Westseite schließen die Basilika und der Tempel des Apollo an, an der Nordwestecke die Mensa Ponderaria und die Getreidespeicher (horrea). Im Norden lag der von Ehrenbögen flankierte Jupitertempel und dahinter die Forumsthermen und der Tempel der Fortuna Augusta. Die Markthallen (macellum) befanden sich an der Nordostecke und an der Ostseite die Tempel der Lares Publici, der Tempel des Vespasian, das Gebäude der Eumachia und das Comitium. Auf dem Platz standen auf Sockeln mehrere Reiterstatuen, die heute leider nicht mehr erhalten sind. Die moderne Bronzestatue eines Zentaurs am südlichen Ende des Forums wurde 1994 von Igor Motiraj geschaffen.

Gebäude der Stadtverwaltung: Die 3 Verwaltungsgebäude (Amtsgebäude der Aedilen, Curia und Amtsgebäude der Duumviren) wurden durch das Erdbeben 62 n. Chr. stark beschädigt und waren, bis auf das Amt der Duumviren, noch nicht vollständig wiederaufgebaut.

Tempel des Apollo: Der erste Apollo-Tempel wurde hier bereits im späten 7. Jahrhundert v. Chr. errichtet, während der heute sichtbare etwa 55 x 34 Meter große Tempel aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammt. Er wurde mehrfach umgebaut und nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. restauriert.

Mensa Ponderaria: Die hier im Eichamt aufbewahrten Standardgewichte und -maße sollten sicherstellen, dass Händler ihren Kunden die richtigen Mengen verkauften.

Horrea: Hier wurden die öffentlichen Vorräte gelagert, vorwiegend Getreide und Öl, aber auch andere haltbare Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Kräuter. Heute werden in den Horrea die archäologischen Funde von Pompeii gelagert.

Tempel des Jupiter: Der Tempel, der der kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva gewidmet ist, steht auf einem etwa 17 x 37 Meter großen und 3 Meter hohen Podium und stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Der Pronaos besteht aus 6 Säulen an der Vorderfront und je 4 an den Seiten. Die Statuen der 3 Götter befanden sich auf Sockeln im hinteren Teil der Cella. An den Seiten des Jupitertempels befanden sich mehrere Ehrenbögen verdienter Feldherren.

Macellum: Hier befand sich der Lebensmittelmarkt der Stadt, der in der Zeit des Kaisers Augustus erneuert wurde. Die Eingänge lagen am Forum, am Vicolo degli Augustali und am Vicolo del Balcone Pensile. Sowohl an den Außenseiten der Markthallen als auch unter den Kolonnaden, die rund um den etwa 27 x 37 Meter großen Innenhof lagen, gab es eine Reihe von Ladengeschäften, während in der von 12 Säulen getragenen Rotunde im Zentrum Fische verkauft wurden.

Tempel der Lares Publici: Der Tempel ist das jüngste Bauwerk am Forum und wurde vermutlich unmittelbar nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. erbaut. Der etwa 18 x 21 Meter große Tempel war den öffentlichen Laren gewidmet, möglicherweise wurde hier aber auch der vergöttlichte Kaiser Augustus verehrt.

Tempel des Vespasian: Der ursprünglich Kaiser Augustus gewidmete Tempel wurde nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. erneuert und war noch nicht wieder ganz fertiggestellt. Er war dem Genius des amtierenden Kaisers gewidmet. Zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs wurde hier vermutlich noch Kaiser Vespasian geehrt, da dessen Sohn, Kaiser Titus, erst seit wenigen Monaten im Amt war.

Gebäude der Eumachia: Das von Eumachia, einer Priesterin der Venus und Inhaberin eines Wollgeschäfts, zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. gestiftete Gebäude diente möglicherweise der Lagerung und dem Verkauf von Wolle und Stoffen.

Comitium: Das ohne Dach erbaute Versammlungsgebäude, in dem die Wähler die Duumviren bestimmten, wurde erst kurz vor 79 n. Chr. umgestaltet und der ursprünglich nur mit Säulenreihen vom Forum getrennte Bereich bis auf 2 Eingänge komplett geschlossen.

Lage: Foro Civile di Pompei, Regio VII/Insula 8, Kreuzung Via dell’Abbondanza mit der Via della Scuole, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/forum

Haus der antiken Jagd

Das Haus der antiken Jagd hat im Laufe der Zeit viele Namen erhalten. Es wird auch als „Haus der Jagd“, „Haus des wilden Ebers“ oder „Haus von Daedalus und Pasiphae“ bezeichnet, denn die hier aufgefundenen Fresken zeigen viele Szenen aus der Jagd oder aus der Mythologie.

Das Gebäude aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. besitzt den typischen Grundriss eines Atriumhauses, in das man über einen Eingangskorridor in ein zentrales Atrium gelangte. Dahinter lag ein Empfangszimmer (tablinum), das Zugang zum dahinterliegendem Peristylgarten bot. An den Seiten lagen Schlafzimmer (cubiculum) und ein Korridor, der zum Küchenbereich und zur Latrine führte. Das Anwesen war üppig mit Fresken im 4. Pompejanischen Stil dekoriert, die erst kurz vor dem Vulkanausbruch angebracht wurden, um die die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. zu beseitigen.

Die meisten Räume im vorderen Bereich haben einen Großteil ihrer Dekoration verloren, nur ein Raum mit gewölbter Decke, der sich rechts vom Eingang befindet, weist noch gut erhaltene Fresken auf mit mythologischen Szenen auf weißen Mitteltafeln und Medaillons mit Göttern, die von architektonischen Elementen in roter Farbe eingerahmt werden. Im Speisezimmer (triklinium) in der südwestlichen Ecke des Atriums, das ein Fenster mit Blick in den Peristylgarten besitzt, sind heute leider nur noch wenige Reste der Dekoration übriggeblieben.

Die Fresken im hinteren Hausbereich sind heute teilweise noch recht gut erhalten. Die Wände im Tablinum zeigen im Sockelbereich Nillandschaften und Jagdszenen und oben blaue Teppiche mit mythologischen Szenen und geflügelten Figuren. Die ursprünglich an der Ostwand angebrachten Tafelbilder von Daedalus, der Pasiphae die hölzerne Kuh präsentiert, und von Theseus, dem Ariadne am Eingang des Labyrinths ein Wollknäuel reicht, sind heute im MANN zu sehen.

Der relativ kleine Peristylgarten im hinteren Bereich besitzt an 2 Seiten Säulenreihen, die beiden anderen Seiten sind mit Fresken bemalt. In der Mitte des Gartens befindet sich ein rundes Wasserbecken. Das Fresko an der Südwand des Peristyls zeigt die namensgebende Jagdszene mit einem wilden Eber, der von einem Jäger und einem Hund angegriffenen wird, einem Löwen und Leoparden, die einen Bullen angreifen und mehreren Bären. Leider ist dieses Fresko heute bereits stark verwittert und nur noch schwer zu erkennen.

In der mittleren Exedra im hinteren Bereich des Anwesens sind mythologische Szenen abgebildet. Sie zeigen an der Ostwand Apollo mit seiner goldenen Leier und an der Nordwand den Jäger Aktaeon, der die Göttin Diana beim Baden überrascht. Die ursprünglich an der Südwand gemalte Szene mit dem Zyklopen Polyphem, der die Nymphe Galatea küsst, ist heute im MANN zu sehen.

Ein kleiner Korridor neben der Exedra führt zum Hintereingang des Hauses. Über eine danebenliegende Treppe gelangte man ins Obergeschoss.

Das Haus der Antiken Jagd wurde schon sehr früh ausgegraben, nämlich im Jahr 1823 und dann nochmal 1833/34, ist aber momentan nicht zugänglich.

Lage: Casa della Caccia Antica, Regio VII/Insula 4.48, Via della Fortuna/Ecke Vicolo Storto, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-ancient-hunt

Haus des verwundeten Bären

Auch das Haus des verwundeten Bären verdankt seinen Namen einem Mosaik, das hier gefunden wurde. Es ist eines der farbenprächtigsten und üppig ausgestatteten Häuser Pompejis und zeugt noch heute vom einstigen Wohlstand seiner Besitzer.

Das Haus, das etwa in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. sein heutiges Aussehen bekam, wurde vermutlich erst in später Zeit in einer Baulücke errichtet, so dass viele der Räume unregelmäßige Grundrisse besitzen.

Gleich im Eingangskorridor fällt am Boden ein aufwendig gestaltetes Mosaik eines von einem Speer verwundeten Bären auf, der den Besucher mit HAVE (Sei gegrüßt!) empfing und der dem Haus seinen heutigen Namen gab.

Das kleine Atrium mit dem Impluvium in der Mitte besaß einen heute noch gut erhaltenen Mosaikboden mit geometrischem Muster aus schwarzen und weißen Steinchen. Links vom Eingang lagen zwei große Räume, von denen einer zur Straße hin offen war und die Taberna Hedones beherbergte, in der man – laut Inschrift – für nur 1 Ass etwas zu trinken bekam, für 2 Asse besseren Wein und für 4 Asse sogar Falerner trinken konnte.

Dem Eingang gegenüber befand sich ein kleines Tablinum und dahinter ein Garten mit einer üppig gestalteten Brunnennische, die mit farbigen Steinchen und Muscheln dekoriert ist. Sie zeigen in der Nische eine in einer Muschel liegende Venus, den Meeresgott Neptun, inmitten eines Fischschwarms und seitlich geflügelte Figuren und Amor-Köpfe. Das Wasser floss aus einer kleinen Öffnung im Brunnen in das darunterliegende halbrunde Becken. Die dahinterliegende Wand war mit einem Fresko gestaltet, das einen Garten mit Pflanzen und Vögeln und im oberen Bereich ein Wildschwein und einen Hund bzw. Wolf zeigt.

Das an der südöstlichen Seite des Atriums gelegene große Triklinium war mit mythologischen Szenen im 4. Pompejanischen Stil und einem aufwändigem Mosaikboden ausgestattet. Ein weiteres Triklinium befand sich rechts neben dem Tablinum und besaß ein großes Fenster zum Tablinum hin. Bei den weiteren Räumen an der Ost- und Westseite des Atriums handelte es sich wohl um Schlafräume (cubiculum).

Das Haus des verwundeten Bären wurde 2016 umfangreich restauriert und ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet

Lage: Casa dell’Orso Ferito, Regio VII/Insula 2.45, Vicolo degli Augustali, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-wounded-bear

Lupanar von Pompeji

Das Lupanar in der Nähe der Stabia-Thermen war eines von wohl mehr als 30 Bordellen der Stadt. Vermutlich war es das einzige Bordell von Pompeii, das nur zu diesem Zweck errichtet wurde, denn viele Prostituierte gingen ihrem Geschäft in den Hinterzimmern oder oberen Stockwerken von Gaststätten, in Privathäusern oder in dunklen Gassen nach.

In der römischen Gesellschaft war Prostitution allgegenwärtig und die Preise auch für die unteren Gesellschaftsschichten erschwinglich. Man konnte schon für 2 Asse, dem Preis von 1 Laib Brot, die Dienste einer Prostituierten (lupa) in Anspruch nehmen, wobei es natürlich auch Edelprostituierte und Kurtisanen (delicata, formosa) für gehobenere Ansprüche und mit deutlich höheren Honoraren gab.

Die meisten Prostituierten waren jedoch Schankmädchen, die im Hinterzimmer der Caupona einer „Nebentätigkeit“ nachgingen, Sklavinnen, die von ihrer Herrschaft für gewisse Dienste in einem Hinterzimmer des Hauses angeboten wurden, oder auch mittellose Mädchen, die sich in einem Nebenzimmer in den Thermen oder gleich auf der Straße verkauften.

Das nahe der Stabia-Thermen und des Forums gelegene Lupanar war eines der wenigen Häuser, das ausschließlich als Bordell gebaut wurde. Es besaß 5 kleine Räume und eine Latrine im Erdgeschoss und weitere 5 größere Räume im Obergeschoss. In den Zimmern gab es gemauerte Betten mit Kopfteil, auf das Matratzen gelegt wurden. Über den (abschließbaren) Türen befanden sich Malereien mit erotischen Szenen, die wohl als Katalog der angebotenen Praktiken dienten. Viele der Sklavenmädchen und -jungen, die von einem Bordellbesitzer (leno) gekauft wurden, hatten griechische oder orientalische Namen.

In den Verputz der Wände, der nur wenige Jahre vor dem Vesuvausbruch erneuert wurde, gibt es eine Vielzahl von recht freizügigen Graffitis, die hier sowohl von den Kunden als auch von den Prostituierten eingeritzt wurden. Phalli, die im Straßenpflaster oder an Hauswänden angebracht waren, wiesen den Kunden den Weg zum Bordell.

Das Lupanar ist in einem bemerkenswert guten Zustand und ist eines der beliebtesten Ziele der Ausgrabungen von Pompeji. Es ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet. Da nur eine geringe Anzahl von Personen gleichzeitig Zutritt haben und damit sich die Besuchermassen nicht allzu stark stauen, befindet sich heutzutage der Eingang an der Via del Lupanare, während der Ausgang am Vicolo del Balcone Pensile liegt.

Lage: Lupanare Grande, Regio VII/Insula 12.18-20, Via del Lupanare, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/lupanar

Stabia-Thermen

Die Stabia-Thermen wurden bereits in oskischer Zeit errichtet und sind wohl die ältesten und noch am besten erhaltenen Badeanlagen aus der Antike. Sie besaßen getrennte Bereiche für Männer und Frauen und waren reich mit Fresken und Stuckverzierungen geschmückt.

Der erste öffentliche Thermenbau in Pompeji stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. und ist somit die älteste bekannte Therme überhaupt. Sie erfuhr im Laufe der Jahrhunderte mindestens 7 Bauphasen und erhielt etwa um 80 v. Chr. ihr heutiges Aussehen. In der letzten Bauphase wurden vorwiegend die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. ausgebessert.

Die etwa 3.500 Quadratmeter großen Thermen wurden als asymmetrisch gebaute Doppelanlage im Reihentypus mit getrennten Bereichen für Männer und Frauen errichtet. Sie besaßen insgesamt 7 Eingange an der Via dell’Abbondanza, der Via Stabiana und dem Vicolo del Lupanare, an denen sich auch eine ganze Reihe von Läden, Shops und Imbissbuden befanden.

Vom Haupteingang an der Via dell’Abbondanza gelangte man zunächst in einen auf drei Seiten von Säulenreihen umgebenen Innenhof, der als Sportplatz (palaestra) diente. Links lagen ein 8 x 13 Meter großes und 1,50 Meter tiefes Schwimmbecken (natatio), ein Massageraum (destrictarium), Umkleiden und zwei kleinere Pools zum Säubern vor dem Bad.

Die eigentlichen Baderäume, die komplett nach Geschlechtern getrennt waren, lagen im östlichen Flügel. Der deutlich größere Teil im Südosten war der Bereich für die Männer. Von den Umkleideräumen (apodyterium) und dem Vestibül, deren Tonnendecken mit farbigem Stuck, Rosetten und Figuren verziert war, gelangte man zu den verschiedenen Baderäumen, in denen man noch gut die Hypokausten und die ursprünglich mit Marmor verkleideten Wannen erkennen kann. Der links neben dem Eingang gelegene Kaltbaderaum (frigidarium) mit rundem Becken und 4 halbrunden Nischen war mit Gartenszenen bemalt und besaß eine Kuppel mit Lichtöffnung. Laut einer Stiftungsinschrift war der Raum ursprünglich ein Schwitzbad (laconicum). Daneben lag das Laubad (tepidarium) mit einer kleineren Wanne und dahinter das große Warmbad (calidarium) mit einer großen Warmbadewanne und einem Kaltwasserbecken (labrum) in der Apsis.

Der nordöstliche Flügel war den Frauen vorbehalten. Er besaß ursprünglich keine Verbindung zur Palästra und hatte zwei eigene Eingänge an der Via Stabiana und dem Vicolo del Lupanare. Das noch recht gut erhaltene Apodyterium der Frauenbäder besaß einen Boden aus Rhomben-Mosaiken und eine mit Stuck verzierte Decke. Entlang der Wände gab es Bänke, über denen man die Kleidung in Nischen verstauen konnte. Da es im Frauenbereich kein Frigidarium gab, hatte man in der Westecke des Umkleidebereichs ein Kaltwasserbecken eingerichtet. Vom Apodyterium gelangte man über das Tepidarium ins Caldarium mit einer noch gut erhaltenen Warmbadewanne aus Marmor und einem flachen Labrum. Die Wände waren rot bemalt und wie die Tonnendecke mit Stuckdekorationen geschmückt.

Zwischen den beiden Badebereichen lag das Präfurnium mit den Feuerstellen und 3 zylindrischen Wasserkesseln. Im nördlichen Bereich der Thermen gab es einige private Baderäume, die Räume des Verwalters und eine große Latrine.

In den Stabia-Thermen, die zwischen 1853 und 1858 und 1865 ausgegraben wurden, sind momentan nur die Männerthermen für Besucher geöffnet.

Lage: Terme Stabiane, Regio VII/Insula 1.8 (Nebeneingänge bei 14-17 und 48-51), Via dell’Abbondanza/Ecke Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/stabian-baths

Haus des Prinzen von Neapel

Der Name des Hauses hat nichts mit der römischen Antike zu tun. Vielmehr wurde es nach dem Prinzen Louis Joseph von Neapel und der Prinzessin Laura von Neapel benannt, die 1898 an der feierlichen Ausgrabung einiger Räume des Hauses teilnahmen.

Das Haus des Prinzen von Neapel bestand ursprünglich aus zwei kleineren Häusern aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die man Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu einem großen zusammenlegte. Es wurde zwischen 1896 und 1898 ausgegraben und besitzt einige schöne Fresken, die filigran und geschmackvoll gehalten sind. Das Haus gehörte wahrscheinlich einer Familie der unteren Mittelschicht, vielleicht einer Handwerker- oder Händlerfamilie.

Vom Eingangskorridor gelangte man in das mit einfachen roten und weißen Zonen bemalte Atrium mit einem Wasserbecken und einem Marmortisch (cartibulum), dessen Beine mit geflügelten Löwen verziert wurden. Seitlich neben dem Eingang lagen ein Raum mit einer Treppe ins Obergeschoss und ein Schlafzimmer (cubiculum), das ebenfalls schlicht dekoriert war.

Am anderen Ende des Atriums befand sich auf der rechten Seite eine Küche mit Herdstelle und Latrine und einem dahinterliegenden kleinen Lagerraum. Auf der linken Seite erweiterte sich das Atrium zu einem offenen Raum, der vermutlich als Empfangsraum (tablinum) genutzt wurde und mit kleinen Jagdszenen und Meerestieren auf weißem Grund geschmückt war. Dahinter lag ein Schlafzimmer (cubiculum) mit Fresken von Schwänen, Ziegen und einem Pfau, einer gewölbten Decke und einem Fenster zum Garten.

Durch eine Tür im Atrium gelangte man in die zweiten Haushälfte und zunächst in einen Umgang (ambulatorium), der mit kleinen Fresken von Vögeln und Früchten auf weißen Feldern geschmückt war. Eine Säulenreihe und eine niedrige Mauer grenzten den Umgang vom Garten ab. An der Westwand des Gartens befand sich ein wie ein Tempel geformter und bunt bemalter Götterschrein (lararium) mit 4 Stucksäulen und einer kleinen Nische im unteren Bereich.

Am Südende des Umgangs befand sich eine Exedra, die als Sommertriklinium diente und mit in einen fein gezeichneten Rahmen eingefassten und fast lebensgroßen Fresken geschmückt war. Diese zeigten einen nackten Bacchus mit einem Panther und eine ebenfalls nackte Venus, die gerade ihr nasses Haar auswringt. Sie waren umgeben von Tieren wie Schwänen, Antilopen, Ziegen, Greifen, kleinen Landschaftsszenen und Szenen mit Amoretten.

Im Osten des Umgangs schlossen sich zwei Räume an. Während der nördliche Raum, in dem sich eine Treppe ins Obergeschoss und der Nebeneingang des Hauses befand, nur wenig dekoriert war, waren die Wände des Wohnraums (oecus) im Süden reich geschmückt. Im Zentrum der mit Architekturelementen aufgeteilten Wände waren jeweils mythologische Szenen zu sehen, während daneben schwebende Figuren, Vögel, Hirsche und Blumengirlanden gemalt waren.

Das Haus des Prinzen von Neapel ist zur Zeit vorübergehend geschlossen und nicht zu besichtigen.

Lage: Casa del Principe di Napoli, Regio VI/Insula 15.8, Vicolo dei Vetti, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-prince-of-naples

Haus der Vettier

Das Haus der Vettier gehörte zwei freigelassenen Brüdern, die durch Handel zu einigem Wohlstand gekommen waren. In den meisten Räumen sind heute noch die ursprünglichen Fresken zu sehen, die zu den besterhaltenen von Pompeji zählen.

Mit einer Fläche von über 1150 Quadratmetern ist dieser Komplex das größte Gebäude der ganz im Norden gelegenen Insula. Bei diesem Atriumhaus fällt der verhältnismäßig große Peristylgarten ins Auge, der einen großen Teil des Gebäudekomplexes einnimmt.

Bei den Ausgrabungen zwischen 1894 und 1995 wurden in einer Geldtruhe im Atrium Bronzesiegel gefunden mit den Namen Aulus Vettius Restitutus und Aulus Vettius Conviva. Daher geht man davon aus, dass diesen Brüdern, vermutlich Freigelassene, die durch Handel zu großem Reichtum gelangten, das Haus gehörte.

Vom Haupteingang im Osten des Hauses gelangte man über ein Vestibül in ein tuskisches Atrium mit marmorverkleidetem Wasserbecken und üppigen Wanddekorationen. Hier schlossen sich mehrere Wohn- und Schlafzimmer an, während ein Korridor im Süden zu einer Treppe ins Obergeschoss, den Ställen, der Latrine und zum Nebeneingang (posticum) führte.

An das Atrium war nicht, wie sonst üblich, ein Tablinum angeschlossen, es öffnete sich im Westen stattdessen direkt zum großen Peristylgarten (viridarium), der an vier Seiten von Säulen umgeben und mit Springbrunnen, Tischen und Statuen geschmückt war. An der Ostseite des Peristyls lagen zwei Wohnzimmer (oecus), die zwei Zimmer im Norden dienten als Speisezimmer (triclinium), während sich an der Nordostecke der Zugang zu einem weiteren kleinen Peristyl und zu weiteren Schlafzimmern befand – vielleicht lag hier der Bereich für die Frauen des Hauses (gynaecaeum).

Nördlich des Atriums gab es einen Wirtschaftstrakt mit einem zweiten kleinen Atrium mit einem schönen Lararium im Tempelstil an der Westwand, das den Genius des pater familia, zwei Laren und eine Schlange zeigt. Vom Nebenatrium gelangte man zu weiteren kleinen Zimmern und in die Küche mit einer gemauerten Herdstelle. Das hinter der Küche gelegene Zimmer, das mit erotischen Gemälden geschmückt ist, diente eventuell als Privatbordell. Vielleicht bot die Sklavin Eutychis hier für 2 Asse ihre Dienste als Prostituierte an, wie ein Graffiti an der Wand des Vestibüls vermuten lässt.

Im Haus der Vettier sind noch einige besonders gut erhaltene Fresken im 4. Pompejanischen Stil zu bewundern. Das Fresko des Fruchtbarkeitsgottes Priapus im Vestibül – erkennbar an seinem übergroßen Phallus – sollte den Besitzern Überfluss und Fruchtbarkeit bringen. Die an das Atrium anschließenden Schlafzimmer zeigen mythologische Szenen und Friese mit Meerestieren und Fischen. Die Wohnzimmer an der Ostseite des Peristyls sind mit großen zentralen Freskenfeldern geschmückt, auf denen mythologische Szenen zu sehen sind. Das große Triklinium im Norden des Peristyls war mit schwarz-roten Feldern dekoriert mit den vier Jahreszeiten, Opferszenen und Zierelementen. Es wird oft auch „Amorettenzimmer“ genannt, denn ein umlaufender Fries zeigt Amoretten und Psychen bei den verschiedensten Tätigkeiten: beim Bogenschießen, beim Binden von Blumen, bei der Herstellung von Parfüm und von Goldschmiedearbeiten, bei der Arbeit in einer Färberei und in einer Bäckerei sowie bei der Weinlese und der Weinherstellung.

Das Haus der Vettier ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa dei Vettii, Regio VI/Insula 15.1, Vicolo dei Vettii, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-vettii

Haus des großen Brunnens

Der große, mit bunten Glasmosaiksteinchen, Muschelschalen und Marmor verzierte Brunnen im Garten gab dem Haus seinen heutigen Namen. Leider ist heute von den ursprünglich üppigen Dekorationen des Hauses nur noch wenig erhalten.

Das Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. errichtete Gebäude im samnitischen Stil wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut, so dass nur noch die Außenfassade aus Tuffstein aus dieser Zeit stammt.

Ein breiter Eingangskorridor führte in ein großes Atrium, in dessen Mitte sich ein mit Marmor verkleidetes Wasserbecken (impluvium) mit einer darunterliegenden Zisterne befindet. An der Straßenseite und an der Nordseite des Atriums lagen mehrere Räume, von deren Dekoration heute nur noch sehr wenig erhalten ist.

An der Südwand des Atriums sind noch 3 Türen zu erkennen, die in ein zweites Atrium führten und zugemauert wurden, als dieser Teil des Hauses in späteren Jahren abgeteilt und in die angrenzende Wäscherei (fullonica) integriert wurde. Ein Gang am Ende des Atriums führte zu einer Treppe ins Obergeschoss und in den Küchenbereich.

Das gegenüber dem Eingang liegende Empfangszimmer (tablinum) war zum Atrium hin offen und besaß an der hinteren Wand eine breite Tür, über die man in einen Portikus mit 3 Säulen gelangte. Dieser bot Zugang zu einem Speiseraum (triclinium), in den Küchenbereich und in einen kleinen Garten (viridarium).

Der große Brunnen an der hinteren Gartenwand, der dem Haus seinen Namen gab, wurde nur wenige Jahre vor dem Untergang der Stadt errichtet. Er bestand aus einer mit Glasmosaiken eines Flussgottes, von Pflanzen und Vögeln geschmückten Nische, über der sich ein tempelförmiger Giebel erhob. Aus einem schmalen Wasserauslass im Zentrum plätscherte das Wasser über eine kleine Treppe in ein darunterliegendes Wasserbecken, in dem auf einem Podest die Statuette eines Amors mit einem Delphin stand. Die marmornen Theatermasken zu beiden Seiten der Nische dienten als Lampenhalter. Die Wände des Gartens waren ursprünglich mit Gartenszenen bemalt, von denen heute so gut wie nichts mehr vorhanden ist.

Bei den ersten Ausgrabungen im Jahr 1826/27 waren einige der Wanddekorationen noch gut erhalten, wie Zeichnungen aus dieser Zeit belegen. Allerdings verfielen diese im Laufe der Jahre durch den Einfluss der Witterung, so dass bei den systematischen Ausgrabungen im Jahr 1943 viele der Fresken bereits unwiederbringlich zerstört waren.

Das Haus des großen Brunnens ist momentan geschlossen, der Brunnen ist aber durch das Eingangsgitter gut zu erkennen.

Lage: Casa della Fontana Grande, Regio VI/Insula 8.22, Via di Mercurio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-large-fountain

Haus des Fauns

Das größte Privathaus von Pompeii nimmt einen gesamten Wohnblock ein und besitzt zudem einige der schönsten Mosaike der Ausgrabung. Die kleine Bronzestatue eines tanzenden Fauns im Atrium gab dem Haus seinen heutigen Namen.

Das prachtvolle Doppelatriumhaus entstand in samnitischer Zeit Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. durch die Zusammenlegung mehrerer älterer Wohnhäuser und ist architektonisch ungewöhnlich, denn es besitzt neben zwei Atrien, zwei Peristylgärten und vier Triklinien sogar ein eigenes Privatbad.

Es ist mit einer Fläche von fast 2950 Quadratmetern das größte Privathaus der Stadt und gehörte einer reichen Familie, möglicherweise der Gens Satrii. Diese ließ sich das Haus so einiges kosten, denn es war mit einigen der schönsten in Pompeji gefundenen Bodenmosaike, dekorativen Wandmalereien und geometrisch angeordneten Peristylgärten ausgestattet. Es und wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und mit neuen Malereien und Mosaiken ergänzt.

Die beiden Haupteingänge liegen im Süden an der heutigen Via della Fortuna, wo sich zur Straße hin einige Ladengeschäfte befinden. Der linke Eingang, vor dem im Boden das Wort HAVE (Sei gegrüßt!) eingelegt ist, führt dabei in das größere, tuskische Atrium mit Marmorwasserbecken (impluvium). Daran grenzen mehrere Schlafzimmer (cubiculum), zwei Speiseräume (triclinium) und weitere Zimmer (oecus) an, während gegenüber dem Eingang ein Empfangszimmer (tablinum) liegt.

Der rechte Eingang führt in das zweite Atrium, über dessen zentralem Wasserbecken sich ein Tetrastyl erhebt und das ebenfalls von mehreren Zimmern umgeben ist. Dieser Teil des Hauses, vermutlich der Wirtschaftsbereich, war über einen Durchgang mit dem anderen Atrium verbunden, ein Korridor im Norden führte zum hinteren Bereich des Hauses. Hier lagen links das kleinere, mit 28 Stucksäulen umgebene Peristyl und rechts Wirtschaftsräume, die Küche und das mit Tepidarium und Caldarium ausgestattete Privatbad. Nördlich davon lagen Schlaf- und Wohnräume und eine Exedra mit dem berühmten „Alexander-Mosaik“, die von zwei Sommer-Speisezimmern flankiert wurde.

Der nördliche Teil des Hauses wird fast vollständig vom zweiten Peristylgarten eingenommen mit einem aus 44 Säulen bestehenden Säulengang. Am nördlichsten Ende des Anwesens, wo es auch einen Hinterausgang gab, befinden sich weitere kleine Räume für die Sklaven.

Zu den beeindruckendsten Dekorationen gehört sicher das „Alexander-Mosaik“. Dieses stellt die Schlacht bei Issos im Jahr 333 v. Chr. dar, in der der Makedone Alexander der Große den Perserkönig Dareios III. besiegt. Das etwa 5,8 x 3,10 cm große Bodenmosaik aus der Zeit zwischen 150 und 100 v. Chr. bestand aus etwa 1 Million Mosaiksteinchen und wurde 1831 bei den Ausgrabungen gefunden. Vor Ort befindet sich heute eine originalgetreue Kopie, das Original kann heute im MANN in Neapel besichtigt werden. Die Bronzestatue eines tanzenden Fauns bzw. Satyrs, eventuell eine Anspielung auf den Namen der Besitzerfamilie Satrii, im linken Atrium gab dem Haus seinen Namen. Sie steht heute als Kopie im Impluvium, während das Original ins MANN nach Neapel gebracht wurde.

Das Haus des Fauns ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa del Fauno, Regio VI/Insula 12.1-8, Via della Fortuna, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-faun

Haus des Octavius Quartio

Das nahezu quadratische Haus macht eher den Eindruck einer Landvilla, denn das relativ kleine Atriumhaus öffnet sich Richtung Süden zu einem großen, schönen Garten mit langem, schmalem Wasserbecken, das von einer Pergola mit Weinranken beschattet wird.

Das elegante Wohnhaus aus samnitischer Zeit, das sich ursprünglich über die gesamte Nordseite der Insula erstreckte, wurde nach dem Erdbeben 62 n. Chr. umgebaut und in zwei einzelne Atriumhäuser aufgeteilt. Der Garten gehörte jedoch weiterhin zum westlichen Wohnhaus. An der zur Straße gewandten Seite wurden außerdem zwei Garküchen (caupona) eingerichtet.

Auf einer Inschrift wurde der Name Loreius Tiburtinus erwähnt, so dass das Haus zunächst unter diesem Namen bekannt war. Der tatsächliche Besitzer konnte aber später anhand eines hier gefundenen Siegelrings als Decimus Octavius Quartio identifiziert werden. Er gehörte dem Orden der Augustalen an, war aber offenbar ein Anhänger des Isiskultes bzw. hatte zumindest eine Vorliebe für Ägypten. Das lange Wasserbecken im Garten, das dem Canopenkanal im Nildelta nachempfunden ist, die Wandmalereien und die Marmorstatuen im Garten geben davon Zeugnis.

Im Atrium befand sich ein mit Pflanzen umsäumtes Impluvium, während an den beiden Seiten mehrere Wohn- und Schlafräume und eine Küche lagen, die heute in keinem sonderlich guten Zustand sind. Südlich war ein Peristylgarten angelegt, von dem man u.a. in einen ägyptisch dekorierten Oecus gelangte, der ursprünglich für ein Isisheiligtum gehalten wurde, und einen Empfangs- oder Speiseraum mit noch gut erhaltenen Fresken mit Szenen aus dem Trojanischen Krieg.

Im Süden befindet sich eine Terrasse mit Säulengang und einem etwa 15 Meter langen Wasserkanal (euripus), der mit Statuen im griechischen und ägyptischen Stil gesäumt war. Am östlichen Ende des Beckens lag das Sommer-Biklinium mit einer Aedikula und Fresken, die auf der rechten Seite den Selbstmord von Pryamus und Thisbe zeigen und links den in sein eigenes Spiegelbild verliebten Halbgott Narziss.  An den Fresken der westlichen Wand ist der Held Actaeon dargestellt, der die Göttin Diana beim Baden überrascht und danach, in einen Hirsch verwandelt, von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird.

Vor dem Wasserbecken liegt ein Tetrastyl-Pavillion und darunter eine höhlenartige Nische mit Marmorbrunnen und mythologischen Fresken. Hier beginnt im 90-Grad-Winkel zum oberen Euripus ein auf einer etwas tiefer gelegenen Ebene liegender weiterer Wasserkanal, der sich etwa 50 Meter bis zum Ende des Gartens erstreckt. Er ist dabei von mehreren Becken mit Wasserspielen und Springbrunnen unterbrochen und war von einer mit Wein berankten Pergola beschattet.

Das Haus wurde bereits 1918 bis 1921 in Teilen ausgegraben und nochmals 1933 bis 1935. Der heutige Zugang liegt im Süden am ehemaligen Eingang in den Garten und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa di Ottavio Quartione, Regio II/Insula 2.2, Via di Castricio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-octavius-quartio

Haus der Julia Felix

Die Villa lag in der Nähe des Amphitheaters und war eine Mischung aus einem repräsentativen Wohnhaus, einer Landvilla und einem Mietshaus. Der große Peristylgarten mit Wasserkanal und Wasserspielen gehört wohl zu den schönsten Lustgärten der Stadt.

Die Villa der Julia Felix, das größte Anwesen von Pompeii, nahm etwa ein Drittel eines knapp 5800 Quadratmeter großen Grundstücks ein, das Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. aus ursprünglich zwei Wohnblocks zu einem großen zusammengelegt wurde. Das Atriumhaus mit 75 Räumen besaß eine private Badeanlage mit großem Außenschwimmbecken, außerdem einen Nutzgarten und einen großen Park, so dass die Villa eher als städtischer Gutshof (praedium urbanum) anzusehen ist.

Wie eine Inschrift auf der Fassade am Eingang zu den Bädern verrät, vermietete Julia Felix, die Besitzerin des eleganten Anwesens und Tochter des Spurius, die Ladengeschäfte und die Wohnungen im Obergeschoss ihrer Villa und öffnete ihre Badeanlage auch für Besucher. Vielleicht eine Folge des Erdbebens von 62 n. Chr., bei dem viele Bewohner von Pompeii ihre Unterkunft verloren hatten.

Die 4 Bereiche des Anwesens besitzen jeweils eigene Eingänge. An der Via dell’Abbondanza im Norden lag der Zugang zum Atriumhaus und der Zugang zu den Bädern. Außerdem gab es hier auch mehrere Ladengeschäfte und ein Thermopolium. Im Osten am Vicolo dell’Anfiteatro gelangte man in den Garten und die Ställe. Den Gemüsegarten konnte man im Süden an der Via di Castricio betreten und an der Vicolo di Guilia Felice im Westen lagen die Nebeneingänge zum südlichen Atriumhaus.

Die ungewöhnlich schmale Villa war etwa 65 Meter lang und nur 10 Meter breit. Dabei lagen die Räume wie Perlen an den langen, mit Säulen versehenen Wandelgangs (ambulatorium) gereiht, während sich an den Enden des Ganges jeweils ein Atrium befand. Im Zentrum der Zimmerflucht lag ein Sommertriklinium mit Liegesofas und Wänden aus Marmor und Wasserkaskaden und Nischen in der hinteren Wand. Der Raum öffnete sich nach vorne komplett zum Säulengang und gegenüber lag der große Garten mit langem, schmalem Wasserbecken (euripos), das von Skulpturen gesäumt war.

An das südliche Atrium schlossen sich ein Empfangszimmer (tablinum), ein kleines Speisezimmer mit 2 Liegen (biclinium), eine Küche und weitere Zimmer an. Die Räume der Villa waren üppig mit Fresken im 4. pompejanischen Stil geschmückt, d.h. mit farbigen Feldern in Rot, Gelb oder Blau, in deren Mitte sich Landschaftsbilder, Stillleben oder Figuren befanden.

Neben dem Eingang der Villa lag die Heizung (praefurnium) der Bäder, daneben ein Laden und danach der von einem Giebel gekrönte Zugang zum Badekomplex. Über den offenen Hof gelangte man in die Umkleide (apodyterium), die gleichzeitig als Kaltbad (frigidarium) fungierte und ein kleines Kaltwasserbecken besaß, und in das Laubad (tepidarium). Danach besuchte man entweder das Schwitzbad (laconium) oder das Warmbad (caldarium). Im Osten gelange man in den Garten mit dem etwa 8,5 x 4,5 Meter großen Schwimmbecken (natatio) und den Latrinen.

Neben den Bädern lag zudem ein Thermopolium mit direktem Zugang zu den Bädern und einem angeschlossenen Speiseraum. Auf dem restlichen Gelände befanden sich ein großer Obst- und Gemüsegarten und mehrere Nebengebäude, die vermutlich als Stallungen dienten.

Das Haus der Julia Felix wurde Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt, von 1933 bis 1934 ausgegraben und zwischen 1951 bis 1952 restauriert. Es gehörte zu den ersten Gebäuden von Pompeii, die ausgegraben wurden und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Praedia di Giulia Felice, Regio II/Insula 4.1-12, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/praedia-of-giulia-felice

Amphitheater von Pompeji

Das Amphitheater von Pompeii ist das älteste bisher bekannte der römischen Welt und fasste mehr Besucher als die Stadt Einwohner hatte. Im Jahr 59 n. Chr. war es Schauplatz einer Massenschlägerei zwischen Pompejanern und Einwohner der Nachbarstadt Nocera, was den römischen Senat daraufhin veranlasste, das Amphitheater zur Strafe für 10 Jahre zu schließen.

Das Amphitheater von Pompeii wurde laut einer Inschrift 75 bis 70 v. Chr., also nur wenige Jahre nachdem Pompeii römische Kolonie wurde, von den beiden Duumviren Caius Quinctius Valgus und Marcus Portius zusammen mit dem Odeion erbaut und bot Platz für 12.000 bis 20.000 Zuschauer, die das Spektakel in der Arena auf den 3 Rängen (ima, media und summa cavea) verfolgen konnten. Die ovale Arena war etwa 34 x 67 Meter groß, während die Außenmaße etwa 103 x 135 Meter betrugen.

Es handelt sich um das älteste, bisher bekannte Amphitheater (damals noch spectacula genannt) seiner Art und wurde rund 150 Jahre vor dem Amphitheater in Rom erbaut. Nach Beschädigungen durch das Erdbeben 62 n. Chr., wurde es laut einer Inschrift von C. Cuspius Pansa und seinem gleichnamigen Sohn wieder instandgesetzt.

Da es hier in der Nordostecke der Stadt keine natürliche Senke gab, wurden die Arena und die unteren Ränge etwa 6 Meter in den Boden vertieft. Mit dem Aushub schüttete man dann die oberen Ränge auf und stützte diese anschließend mit einer Umfassungsmauer mit Blendarkaden ab.

Die 4 Außentreppen führten zu den oberen Rängen, die unteren erreichte man durch 2 Eingänge in den Arkaden und einen unterirdischen Korridor. Die Gladiatoren jedoch zogen durch das Tor an der Nordwestseite (porta triumphalis) in die Arena ein, während die Toten und Besiegten durch das Tor an der Südwestseite, das heute den Zugang in das Innere bildet, abtransportiert wurden (porta libitinensis). Wegen der direkt angrenzenden Stadtmauer hatte dieser Zugang einen 90°-Knick. Über einen schmalen Gang an der Westseite wurden wilde Tiere direkt in die Arena gebracht.

Die Ränge waren jeweils in Sektoren (cunei) aufgeteilt und der unterste Rang von der Arena mit einer 2,50 Meter hohen Brüstung getrennt, die mit Kampfszenen bemalt war. Hier waren sowohl Gladiatoren mit ihrer typischen Ausrüstung als auch kämpfende Tiere zu sehen. Eine große Loge für die Magistraten der Stadt befand sich direkt gegenüber dem westlichen Zugang.

In den ersten Jahren bestanden die Sitzplätze des Theaters noch aus Holz, wurden dann aber schon bald aus Stein errichtet. Während der Kaiserzeit wurde ein 4. Rang aus Holz (summa cavea in ligneis) auf die oberste Reihe aufgesetzt. Eine an Holzmasten abgespannte Segeltuchmarkise (vela) schützte die Besucher vor der Sonne oder vor Regen.

Das Amphitheater wurde bereits Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und zwischen 1813 und 1814 vollständig ausgegraben. Die Außenfassade und die Arena sind noch gut erhalten, die Sitzreihen allerdings sind in keinem sonderlich guten Zustand. Das Amphitheater ist jederzeit frei zugänglich und beherbergt in den unterirdischen Gängen seit 2017 eine Gladiatorenausstellung.

Lage: Anfiteatro di Pompei, Regio II/Insula 6, Piazzale Anfiteatro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/amphitheater

Stephanus-Fullonica

Die Wäscherei des Stephanus war ursprünglich ein großes Wohnhaus, das zu einer Großwäscherei umgebaut wurde. Hier wurden die Wäschestücke in vergorenem Urin eingeweicht, dann gestampft, gewaschen und getrocknet oder neu gewebte Stoffe entfettet – trotz des wohl unvermeidlichen Gestanks ein offenbar recht einträgliches Geschäft.

Die zentral gelegene Großwäscherei, die noch außergewöhnlich gut erhalten ist, wurde in den späten Jahren von Pompeii in einem ehemaligen Wohnhaus eingerichtet und ab 1912 ausgegraben. Auf den Namen des Besitzers, Stephanus, weist eine Inschrift mit Wahlempfehlungen auf der Fassade hin.

In der Stephanus-Fullonica sorgten die Tuchwalker (fullones) nicht nur für saubere Togen und Tuniken der Bewohner und entfernten das Wollfett aus neu gewebten Stoffen, sondern kümmerten sich nebenbei auch für die Entsorgung des Urins von Mensch und Tier. Dies scheint ein äußerst einträgliches Geschäft gewesen zu sein: Kaiser Vespasian führte sogar eine „Latrinensteuer“ ein, um getreu dem Motto „Geld stinkt nicht“ (pecunia non olet) seine leeren Staatskassen aufzufüllen.

Der Urin wurde dazu in Amphoren gesammelt, die an vielen Häuserecken aufgestellt waren. Nach der Vergärung wurde die Wäsche in großen Steinwannen zunächst in der ammoniakhaltigen Flüssigkeit eingeweicht und danach mit bloßen Füßen gestampft. Nach dem Spülen mit sauberem Wasser wurde sie dann in einer Presse geglättet oder auf der Terrasse zum Trocknen aufgehängt.

Neben dem Eingangsbereich, in dem man bei den Ausgrabungen die Reste einer Spindelpresse (torcular) zum Glätten von Stoffen fand, lag das Büro, in dem man seine Wäsche abgab und wieder abholte. Die Wände dieses Raums sind im unteren Bereich mit kleinen Figuren auf roten Paneelen geschmückt, im oberen Bereich sind Vögel und Architekturmotive auf weißem Grund zu sehen.

Im anschließenden großen Atrium wurde das Impluvium durch eine große Waschwanne ersetzt, die wie auch die Wände mit Vogelmotiven auf rotem Grund verziert war. Hier wurden empfindlichere oder nur wenig verschmutzte Stücke gewaschen.

Neben dem Atrium lagen ein ehemaliges Wohnzimmer (oecus), dessen Wände ebenfalls mit Fresken bemalt waren. Im Süden lagen ein Nebenraum und ein Empfangsraum (tablinum). Hier wurden die Stoffe gebürstet, gebleicht, gefärbt oder ausgebessert.

Ein Korridor führte in den hinteren Bereich des Hauses in einen Peristylhof mit Garten, der Zugang zu den restlichen Räumen des Hauses bot. Hier lag das ehemalige Speisezimmer (triclinium) und am hinteren Ende die eigentlichen Reinigungsbereiche. Hier gab es 5 kleinere, ovale Becken, in denen die Wäsche von Sklaven mit bloßen Füßen gestampft wurde, und 3 große, miteinander verbundene Becken (lacunae), in denen die Stoffe anschließend saubergespült und im Garten aufgehängt wurden. In einem Nebenraum lagerten Amphoren mit Urin und Reinigungsmitteln, es gab außerdem eine Küche und eine Latrine.

Die noch sehr gut erhaltene Stephanus-Fullonica ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Fullonica di Stephanus, Regio I/Insula 6.7, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/fullery-of-stephanus

Haus des Paquius Proculus

Das eher schmal und unregelmäßig geformte Haus des Paquius Proculus war früher einmal deutlich größer. Es ist in einen Bereich um das Atrium und in einen Peristylbereich aufgeteilt und ist wegen seiner aufwendigen und gut erhaltenen Bodenmosaike besonders sehenswert.

Das samnitische Haus direkt an der Via dell’Abbondanza, der Hauptstraße von Pompeii, stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und schloss ursprünglich wohl auch das benachbarte „Haus des Fabius Amandus“ mit ein. Es erstreckt sich über eine Fläche von gut 750 Quadratmetern und besteht aus 44 Zimmern auf 3 Ebenen (Keller, Erdgeschoss, Obergeschoss), einem Atrium und einem Peristyl.

Die Wahlinschrift an der Hausfassade gibt vermutlich den Namen des Besitzers an: Publius Paquius Proculus. Doch auch Caius Cuspius Pansa kommt als möglicher Besitzer in Betracht, denn in dieser Inschrift wird auch dessen Name erwähnt.

Von der Hauptstraße gelangt man über einen Eingangskorridor und ein Vestibül in ein zentrales Atrium, das diesen Teil des Gebäudes beherrscht. Zu beiden Seiten dieses Korridors liegen zwei Schlafzimmer (cubiculum), die mit Fresken im 1. und 4. Stil geschmückt sind, während man am anderen Ende des Atriums in das Besucherzimmer (tablinum) mit deutlich einfacher gestalteten Böden und Wänden gelangt, neben dem eine Treppe ins obere Stockwerk führt.

Der Mosaikboden des Eingangskorridors und des Atriums, der zu den besterhaltenen und größten von ganz Pompeii gehört, ist vollständig mit kleinen schwarz-weißen Mosaiksteinchen (tessera) ausgelegt, in denen farbige Akzente gesetzt sind. Das Mosaik im Korridor zeigt neben verschiedenen Waffen einen vor einer geöffneten Türe angeketteten Hund, der symbolisch den Eingang bewachen soll. Im Atrium, in dessen Mitte sich ein Marmorwasserbecken befindet, gibt es Felder mit Tiermotiven, Fabelwesen und Menschenköpfen, die von dekorativen Bordüren eingerahmt werden. Die Wände sind mit Tiermotiven und Stilleben auf rotem und gelbem Grund gestaltet.

Hinter dem Tablinum befindet sich ein Wohnzimmer (oecus), das den Übergang in den zweiten Bereich des Hauses bildet. Dieser gruppiert sich rund um einen großen Peristylhof, der rund um einen Garten mit Marmorbecken gebaut ist. Die 4 Säulen im Zentrum des Gartens trugen dabei das Dach einer Pergola, die ein Sommertriklinum beschattete.

An drei Seiten des Peristyls befinden sich weitere Räume, darunter ein weiterer Speisesaal (triclinium) im östlichen Teil, dessen Wände mit Fresken im 4. Stil bemalt sind und ein Bodenmosaik besitzt, das eine Nilszene mit mehreren Pygmäen in einem Boot zeigt. Das Mosaik eines weiteren Raumes zeigt den betrunkenen Silenus, der auf einem störrischen Esel reitet und dem zwei Satyrn zu Hilfe kommen müssen.

Das Haus, das bereits 1911 teilweise und dann nochmal Mitte der 1920er Jahre ausgegraben wurde, ist nur von außen zu besichtigen.

Lage: Casa di Paquius Proculus, Regio I/Insula7.1, Vicolo del Paquius Proculus, 156, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-paquius-proculus

Haus und Thermopolium des Vetutius Placidus

Der Besitzer des Hauses, Vetutius Placidus, hatte an der Hauptstraße von Pompeii ein sicher gut gehendes Thermopolium eingerichtet, ein Lokal, in dem Getränke und einfache Gerichte verkauft wurden. Die Marmortheke mit den eingelassenen Speisebehältern und einige der außergewöhnlich schönen Fresken des Hauses sind heute noch gut erhalten.

Der Besitzer dieses rund 250 Quadratmeter großen Wohnhauses, Vetutius Placidus, betrieb im vorderen Bereich seines Hauses ein großes Thermopolium, in der neben Getränken auch kleinere Speisen angeboten wurden. Da es in den Häusern der ärmeren Einwohner der Stadt meist keine Küche gab, nahmen diese ihr Essen in der Regel auswärts ein in einem der rund 80 Speiselokale der Stadt.

In die u-förmige Marmortheke waren insgesamt 11 Tonkrüge (dolia) eingebaut, in denen Lebensmittel aufbewahrt wurden, und eine Herdstelle, in der die Speisen zubereitet wurden. Bei den Ausgrabungen fand man in einem der Krüge 1385 Münzen im Wert von mehr als 580 Sesterzen und mit einem Gesamtgewicht von etwa 3 Kilogramm! Entweder diente dieser Krug als „Kasse“ oder man wollte die Münzen hier bis zum Ende des Vulkanausbruchs sicher verwahren.

An der gegenüber dem Eingang gelegenen Wand kann man ein Lararium bewundern mit einem noch gut erhaltenen Fresko, das in ein aus Stuck geformtes Tempelrelief gemalt wurde. In der Mitte sieht man hier den Genius des Hauses, der über einem Altar ein Opfer darbringt: Daneben stehen zwei Laren und außen sind Bacchus, der Gott des Weins, und Merkur, der Gott des Handels, dargestellt. Unter diesen sind zwei Schlangen und ein weiterer Altar abgebildet.

Hinter dem Thermopolium liegt ein kleiner Raum mit mythologischen Szenen auf roten Tafeln, in dem vermutlich die Besucher ihre Mahlzeiten einnehmen konnten, und ein weiterer Wohnraum (oecus), von dessen Dekoration nur noch die Reste eines farbigen Marmorbodens mit geometrischem Muster (opus sectile) übriggeblieben sind.

Vom Oecus aus erreicht man das Atrium, das mit einem Wasserbecken (impluvium) mit kleinem Marmorpodest ausgestattet war und Zugang zu den weiteren Räumen des Hauses bot: ein Schlafzimmer (cubiculum) mit kleinen rotgeränderten Vogelszenen auf weißen Tafeln im dritten Stil, ein Empfangszimmer (tablinum), das sich über die gesamte Breite zum Atrium hin öffnet und von dem nur noch wenig der Fresken erhalten sind, und ein schmaler Gang (fauces), der zum Nebeneingang führt. Ein weiterer Korridor bietet Zugang zum hinteren Teil des Hauses mit einem Portikus, von dem aus man zum mit Fresken mit mythologischen Szenen auf roten Tafeln geschmückten Triklinium und in den Garten (viridarium) im hinteren Bereich des Hauses gelangte. Hier gab es auch ein Sommertriklinium, in dem man im Schatten einer Pergola speisen konnte.

Die meisten Fresken dieses Hauses wurden im dritten Stil gestaltet und stammen aus einer Zeit zwischen ca. 20 v. Chr. bis 50 n. Chr. Das Gebäude wurde 1912 teilweise und 1939 vollständig ausgegraben und ist momentan nur von außen zu besichtigen.

Lage: Casa e Thermopolium di Vetutius Placidus, Regio I/Insula 8.8, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-and-thermopolium-of-vetutius-placidus

Archäologischer Park Pompeji

Die Ausgrabungen von Pompeji sind mit inzwischen rund 44 Hektar Ausgrabungsfläche die einzige archäologische Stätte weltweit, in der sämtliche Bestandteile einer römischen Stadt an einem Ort versammelt sind und die so ein vollständiges Bild einer antiken geplanten Ansiedlung zeigt.

Die antike Stadt Pompeii wurde nach mythologischer Überlieferung vom Halbgott Herakles gegründet. Viel wahrscheinlicher wurde sie aber Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. von oskischen Siedlern in der Nähe der Flussmündung des Sarno gegründet, die ursprünglich aus der Nähe des heutigen Nola kamen. Der Name stammt vermutlich aus dem Oskischen und ist vom Zahlwort pompe (= fünf) abgeleitet.

Die Stadt wuchs stetig und stand unter wechselndem Einfluss sowohl der Griechen, Etrusker als auch der Samniten, bis sie sich 290 v. Chr. zwangsweise dem römischen Reich als Bundesgenosse anschließen musste. Während der Samnitenkriege und des Bundesgenossenkrieges stand Pompeii wieder auf Seiten der Gegner Roms, unterlag dann aber im Jahr 80 v. Chr. dem römischen Feldherrn und Diktator Lucius Cornelius Sulla Felix und wurde daraufhin als Colonia Cornelia Veneria Pompeianorum endgültig dem römischen Einflussgebiet einverleibt. In den folgenden Jahrzehnten wurde Pompeii zu einer blühenden Handelsstadt und einem beliebten Sommersitz der römischen Oberschicht, die in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude und prachtvolle Villen errichteten.

Im Oktober 79 n. Chr. lebten in Pompeii etwa 9.000 Menschen auf einer Gesamtfläche von etwa 66 Hektar und an vielen Gebäuden war man gerade noch dabei, die Schäden eines schweren Erdbebens aus dem Jahr 62 n. Chr. auszubessern. Der Wiederaufbau war noch nicht völlig abgeschlossen, als die Eruption des Vulkans die gesamte Stadt unter einer dicken Schicht aus Vulkanasche und Bimsstein begrub, Dächer zum Einsturz brachte und Fluchtwege blockierte, so dass dadurch viele Menschen ums Leben kamen.

In den folgenden 1500 Jahren blieb die Stadt fast unverändert unter den Vulkanmassen verborgen und geriet immer weiter in Vergessenheit. Auch die im 16. Jahrhundert bei Kanalarbeiten entdeckten römischen Artefakte stießen zunächst auf nur mäßiges Interesse. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Stadt auf Betreiben des neapolitanischen Königshauses schrittweise systematisch ausgegraben, vor allem zur Sicherung der schönsten Stücke und Wertgegenstände für das Königshaus. Leider wurden dabei viele Wandmalereien herausgebrochen oder zerstört, landeten im königlichen Museum oder wurden an andere europäische Königshäuser verschenkt.

Erst im Lauf des 19. Jahrhunderts begannen in Pompeji wissenschaftliche Ausgrabungen, mit dem Ziel, die gefundenen Gegenstände und Fresken vor Ort zu rekonstruieren, zu konservieren und die Ausgrabung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Besonders eindrucksvoll sind dabei die damals angefertigten Gipsabgüsse von menschlichen und tierischen Opfern sowie von organischem Material.

Durch fehlende wissenschaftliche Dokumentationen, Vernachlässigung der Konservierung, das Bombardement während des 2. Weltkriegs und ein schweres Erdbeben im Jahr 1980 drohten immer mehr Gebäude in Pompeji zu verfallen oder stürzten sogar bereits ein. Das daraufhin 2014 mit Mitteln der EU ins Leben gerufene Projekt Grande Progetto Pompei konnte inzwischen dazu beitragen, viele gefährdete Gebäude in Pompeji zu stabilisieren und zu konservieren.

So kann man in Pompeji heute neben dem Forum mit seinen repräsentativen öffentlichen Gebäuden und Tempeln auch zwei Theater, ein Amphitheater und eine Reihe öffentlicher Thermen besichtigen. Außerdem gibt es eine große Zahl von prächtig ausgestatteten Wohngebäuden, viele Geschäfte, Tavernen und Bäckereien, Werkstätten und ein noch gut erhaltenes Netz von Straßen, in denen sogar noch die Trittsteine und Reste der Wasserversorgung erhalten sind. Sogar einzelne Graffiti an den Wänden sind noch heute erkennbar.

Seit 1997 gehören die Ausgrabungen von Pompeji zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata”. Zu besseren Orientierung wurde die Ausgrabung in 9 große Regionen und diese wiederum in einzelne Wohnblöcke (insulae) unterteilt und die Eingänge mit Hausnummern versehen.

Die Ausgrabungen sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet, jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos, allerdings sind dann die Besucherzahlen begrenzt. Mit der campania artecard ist der Eintrittspreis reduziert. Der Haupteingang befindet sich an der Porta Marina, weitere Eingänge liegen an der Piazza Esedra und an der Piazza Anfiteatro. An der di Villa dei Misteri befindet sich ein Ausgang, über den man die Ausgrabung aber nur verlassen kann. Am Haupteingang an der Porta Marina kann man außerdem Audioguides ausleihen und geführte Touren buchen.

Lage: Parco Archeologico di Pompei, Via Villa dei Misteri 2, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en

Villa der Mysterien

Die Fresken in der Villa der Mysterien gehören wohl zu den beeindruckendsten und besterhaltenen Wandmalereien der Ausgrabung von Pompeii. Die mystischen Szenen, denen die Villa ihren heutigen Namen verdankt, zeigen Initiationsriten rund um den Dionysos-Kult.

Die etwa 300 Meter außerhalb der Stadtmauern gelegene Villa wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. als Vorortvilla (villa suburbana) errichtet und im 2. Jahrhundert zu einem Gebäudekomplex umgebaut, der allein im Erdgeschoss über 60 Räume besaß und eine Fläche von gut 1800 Quadratmeter umfasste. Sie diente ihrem Besitzer Istacidius sowohl als Landsitz als auch zum Anbau von Oliven und Wein.

Die Villa wurde 1809 entdeckt und 1909-1910 und 1929-1930 ausgegraben. Man fand hierbei Zerstörungen aus der Zeit des Erdbebens von 62 n. Chr., die noch nicht ganz beseitigt waren – ein Glück für die Archäologen, denn offenbar war man gerade bei der Reparatur und dem Umbau der Villa und hätte dabei sicher auch die einzigartigen Fresken im Triklinium zerstört und durch „modernere“ ersetzt.

Zu beiden Seiten des ursprünglich im Osten gelegenen Eingangs lagen Wirtschafts- und Lagerräume, ein Weinkeller, Sklavenquartiere, eine Küche mit Backöfen, ein Badetrakt (balneum), eine Latrine, ein Lararium sowie eine Kelter (torcularium), in der man bei den Ausgrabungen eine Weinpresse fand. Über einen Durchgang gelangte man in den großen zentralen Peristylhof und weiter in das Atrium im toskanischen Stil, um das sich Wohnräume (oecus), Schlafzimmer (cubiculum), ein Empfangsraum (tablinum) und ein Speisezimmer (triclinium) gruppierten. Im Westen befand sich ein Cryptoportikus und dahinter eine Terrasse mit Garten (viridarium) und Blick auf das Meer. In der im Süden an den Garten anschließenden Kolonnade befindet sich heute der Eingang zur Villa. Im Obergeschoss lagen weitere Räume, die voraussichtlich dem Verwalter (procurator) vorbehalten waren.

Die zwischen 80 und 70 v. Chr. entstandenen Fresken im Triklinium (auch „Saal der Mysterien“ genannt) wurden im für seine Architektur- und Illusionsmalerei bekannten „zweiten Stil“ gestaltet. Sie gehören zu den am besten erhaltenen und beeindruckendsten Fresken Pompeiis, wenn nicht sogar der der römischen Antike. Die insgesamt etwa 17 Meter langen und 3 Meter hohen Fresken, die um den gesamten Raum laufen, zeigen Darstellungen zu den Mysterien und Initiationsriten des griechisch-römischen Dionysos-Kultes (lat. Bacchus) und zeichnen sich durch eine außergewöhnlich lebendige und kunstvolle Gestaltung aus.

Direkt links neben der Tür ist eine sitzende Matrone abgebildet, die die Szenen des Raumes betrachtet. Auf der linken Raumseite zeigen diese die Verlesung eines Rituals der Brautmysterien, eine Schwangere mit einer Opferschale, die Vorbereitung eines rituellen Göttermahles, einen die Lyra spielenden Silenus, einen Faun, der ein Hirschkalb säugt und eine Mänade, die erschrocken einen Mantel über sich zieht.

Auf den Fresken an der Stirnseite des Raumes ist links Silenus in Begleitung von zwei Satyrn mit einer Weinschale und einer Maske in den Händen dargestellt. Daneben liegt Dionysos an seine sitzende Braut Ariadne gelehnt und auf der rechten Seite verhüllen eine Frau und eine geflügelte Gestalt einen Phallus, das Symbol für die Schöpfungskraft der Natur, mit einem Tuch.

Auf der rechten Seite des Raumes ist links die rituelle Geißelung eines über den Knien einer Frau liegenden Mädchens neben tanzenden Bacchantinnen abgebildet. Rechts neben dem Fenster wird eine Frau gerade von einer Sklavin gekämmt, vielleicht als Vorbereitung für ihre Hochzeit.

Auch das angrenzende Cubiculum ist mit Dionysosmotiven im zweiten Stil gestaltet. Die Fresken im Tablinum hingegen wurden erst später im „dritten Stil“ gemalt und zeigen Miniaturen mit ägyptischen Motiven auf schwarzem Grund.

Die Villa der Mysterien ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Villa dei Misteri, Suburba/Villa 24, Am Ende der Via delle Tombe, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/villa-of-the-mysteries

Haus des Telephos-Reliefs

Das Haus des Telephos-Reliefs gehörte einem der wichtigsten Männer der Stadt, der sich hier ein riesiges Anwesen mit Panoramablick auf den Hafen und eigenem Zugang zu den angrenzenden Vorstadtthermen errichtet hatte.

Mit einer Fläche von mindestens 1800 Quadratmetern ist das Haus des Telephos-Reliefs das zweitgrößte Anwesen von Herculaneum und bildete ursprünglich mit dem benachbarten Haus der Edelsteine einen Komplex, der fast die gesamte Insula umfasste. Es wurde in der Regierungszeit von Kaiser Augustus zwischen 27 v. Chr. und 14 n. Chr. erbaut und gehörte vermutlich dem Prokonsul Marcus Nonius Balbus, der der Stadt auch die angrenzenden Vorstadtthermen (thermae suburbanae) gestiftet hatte.

Das 3stöckige Haus am Cardo V besaß einen unregelmäßigen Grundriss und war auf mehreren Ebenen angelegt. An der Nordseite lagen Gewerberäume, ein kleiner Garten und der Stallbereich, der einen eigenen Eingang besaß, breit genug für Karren und Lasttiere. Vom südlich davon gelegenen Haupteingang betrat man den Wohnbereich, der sich um ein Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium) gruppierte. Die Wände waren mit roten und gelben Fresken dekoriert und auf beiden Seiten trugen rot gestrichene Säulen das Dach. Dazwischen hingen Marmorscheiben (oscilla), die mit dionysischen Motiven geschmückt waren und im Wild hin- und herschwangen, um böse Geister abzuhalten.

Das Telephos-Relief, das dem Haus seinen heutigen Namen gab, wurde in einem Wohnraum des Hauses gefunden. Eine Kopie des aus dem 1. Jahrhundert nach Chr. stammenden und nach einem griechischen Original gefertigten Marmorreliefs schmückt heute die Wand des Atriums. Es stellt auf der linken Seite den trojanischen Helden Achilles vor dem Orakel von Delphi dar und auf der anderen Seite seine Begegnung mit Telephos, der als Sohn des Herkules (des legendären Gründers von Herculaneum) für die Stadt eine besondere Bedeutung hatte.

Der gegenüber dem Eingang gelegene Empfangsraum (tablinum) war mit einem schwarz-weißem Mosaikboden und gelb-roten Wandputz dekoriert. Ein Fenster gab den Blick auf den dahinter auf einer tiefergelegenen Ebene liegenden großen Peristylgarten frei. Dieser war auf allen vier Seiten von einer Säulenhalle umgeben und besaß im Zentrum ein rechteckiges Becken (piscina). Zur Meeresseite hin lagen drei reich verzierte Räume und über einen Durchgang an der Südecke des Peristyls gelangte man direkt in die Vorstadtthermen und zu einem ursprünglich vierstöckigen weiteren Gebäudeteil. Von diesem turmartigen Bau mit seiner noch gut erhalten Fassade und Räumen, die mit mehrfarbigen Marmorböden und -wänden reich ausgestattet waren, hatte man sicher einen spektakulären Blick zum Meer.

Lage: Casa del Rilievo di Telefo, Insula Orientalis I.2-3, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Neptun- und Amphitrite-Haus

Das Haus ist sicher eines der schönsten Gebäude von Herculaneum. Das bunte Neptun-Amphitrite-Mosaik und das Nymphäum im Sommertriklinum gehören zu den imposantesten Kunstwerken der Ausgrabung. Auch die dem Haus angeschlossene Imbissbude sollte man gesehen haben, denn ihre Einrichtung ist noch fast vollständig erhalten.

Das Haus, das vermutlich einem reichen Kaufmann gehörte und aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt, war mit schönen Marmorreliefs, Mosaiken und Bronzestatuen aufwendig dekoriert. Der Besitzer dieses Hauses besaß vermutlich auch die neben dem Eingang eingerichtete Imbissbude.

Das Gebäude hatte einen für die damalige Zeit typischen Grundriss: Vom Haupteingang am Cardo IV führte ein Korridor (fauces) in ein großes Atrium mit einem marmorverkleideten Wasserbecken (impluvium), das Zugang zu den verschiedenen Räumen bot. Direkt am Eingang lag die Küche mit Latrine, auf der rechten Seite befanden sich 2 Räume und der hintere Zugang zum Ladengeschäft. Außerdem gab es hier einen Hausaltar (lararium), von dem 2 der bemalten Marmorplatten gefunden wurden. Eine davon trug noch die Unterschrift des Künstlers, Alexander von Athen.

Am hinteren Ende des Atriums schloss sich ein kleines Empfangszimmer (tablinum) an mit einer Fensteröffnung zum Sommertriklinum, das auch als Garten diente. Im hinteren Hausbereich lag ein weiteres, großes Triklinium mit Mosaikboden und Fresken mit architektonischen Motiven, die leider nicht mehr allzu gut erhalten sind. Die privaten Räume des Besitzers befanden sich im Obergeschoss, das über eine Treppe im hinteren Bereich des Ladens erreichbar war.

Das Sommertriklinum ist sicher der imposanteste Raum des gesamten Gebäudes, denn es ist vollständig mit Marmor ausgekleidet, mit atemberaubenden Mosaiken aus Glasguss, Muscheln und Permutteinlagen verziert und besitzt mit Gartenszenen bemalte Wände. Neben dem mit Theatermasken und einem Silenuskopf dekorieren Nymphäum, dessen Mosaike Blumen- und Jagdszenen zeigen, gibt es hier auch ein Mosaik mit Amphitrite und Neptun, das dem Haus seinen Namen gab. Hier sind die Meeresgottheit Amphitrite (lat.: Salacia), eine Tochter des Titanen Okeanos (lat.: Oceanus), zusammen mit ihrem Gemahl Neptun (griech.: Poseidon) abgebildet. Der Meeresgott ist gut an seinem Dreizack und dem wilden Bart erkennbar.

In der Mitte der 3 gemauerten Klinen befindet sich eine mit Efeublättern und Beeren verzierte Säule, auf der vielleicht einst eine Brunnenschale stand. Der Boden war mit weißem Marmor gepflastert.

Der rechts des Eingangs gelegene Laden, ein Schanklokal (caupona), in der man warmes Essen und Wein erhielt, gehörte ebenfalls zum Haus. Die karbonisierten hölzernen Weinregale mit den Aussparungen für die Amphoren, die hintere Trennwand und die Balustrade des Balkons sind Reste der ursprünglichen Ladenausstattung. In den großen, in die Theke eingelassenen Behältern (doli) wurden sogar noch Reste von Saubohnen und Kichererbsen aus der Antike gefunden.

Lage: Casa e Bottega di Nettuno e Anfitrite, Insula V.6-7, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus mit schönem Hof

Der Innenhof dieses Hauses besitzt eine für die damalige Zeit unübliche Bauweise, denn er wird beherrscht durch eine große Treppe, die Zugang zu den oberen Räumen bietet. Der mit wunderschönen Mosaiken und Stuckornamenten verzierte Hof gab dem Haus seinen heutigen Namen.

Das aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. stammende Haus war ursprünglich Teil des dahinter anschließenden Hauses und wurde später eventuell als Sitz eines Priesterkollegs umgebaut. Der für diese Zeit recht ungewöhnliche Grundriss hatte statt eines Atriums, das sonst üblicherweise den Zugang zu allen Räumen ermöglichte, einen Innenhof mit einer Treppe, die zu den oberen Räumen führte.

Der Eingang liegt am Cardo IV, der dort einen überdachten Portikus besaß. Von hier aus gelangte man direkt in einen großen, länglichen Raum, der als Vorraum diente und mit rot-weißen Fresken mit geometrischen Mustern geschmückt war. An der westlichen Seite schloss sich ein Gang an, der zu mehreren kleinen Zimmern (cubiculae) führte, an der östlichen lag hinter einem niedrigen Türsturz eine kleine Küche.

Geradeaus führte ein Durchgang in den etwas erhöht liegenden Innenhof mit der gemauerten Treppe, die an der hinteren Wandseite hinauf zu den 4 Zimmern im oberen Stockwerk führte und dort an 2 Wänden eine Brüstung besaß. Hier gab es auch einen Balkon, der auf die Straße blickte. Die Wände und das Treppenhaus waren mit rot-weißen geometrischen Fresken bemalt, im Dach befand sich eine Öffnung. Da es hier kein Wasserbecken (impluvium) gab, das das Regenwasser auffangen konnte, war der Boden leicht geneigt und es gab Abflussöffnungen im Boden.

An den Innenhof schlossen sich auf der einen Seite ein kleiner Wohnraum (oecus) an, auf der anderen lag ein großes Empfangs- oder Speisezimmer (tablinum/triclinium), das mit einem schwarz-weißen Mosaikboden mit geometrischen Mustern ausgelegt und mit Fresken auf rotem und gelbem Grund bemalt war. Die an den Wänden angebrachten Reliefs wurden im Cardo V gefunden und stellen links den Sonnenaufgang (Aurora) und rechts den Sonnenuntergang (Tramonto) jeweils in einem von Pferden gezogenen Wagen dar.

Lage: Casa del Bel Cortile, Insula V.8, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Archäologiepark Herculaneum

Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. erreichte Herculaneum erst in den frühen Morgenstunden des zweiten Tages mit einer pyroklastischen Wolke. Deren enorme Hitze vernichtete binnen kurzer Zeit alles Leben. Anders als in Pompeii wurden dabei die Häuser nur wenig beschädigt und kamen, fast 2000 Jahre später, unter der dicken Ascheschicht fast unversehrt wieder zum Vorschein.

Glaubt man dem griechischen Geschichtsschreiber Dionysios von Halikarnassos wurde Herculaneum vom griechischen Halbgott Herakles (röm.: Herkules) gegründet. Vermutlich wurde der Ort aber etwa im 4. Jahrhundert v. Chr. als planmäßig angelegte griechische Kolonie erbaut und gehörte zum Herrschaftsgebiet des italischen Volksstamms der Samniten. Nach dem Bundesgenossenkrieg 89 v. Chr. wurde diese zusammen mit Pompeii und Stabiae Teil des römischen Herrschaftsgebiets und erhielt das römische Stadtrecht (municipium).

Herculaneum war kein Handels- oder Hafenort, sondern vielmehr eine beliebte Sommerfrische römischer Bürger, die ihre Villen meist im südlichen Viertel mit Blick auf den Golf von Neapel erbauten und oft luxuriöser ausstatteten als die Privathäuser in Pompeii. Zur Zeit des Ausbruchs lebten hier etwa 4000 bis 5000 Menschen auf einer Fläche von nur ca. 15-20 ha.

Vom ersten Ausbruch des Vesuvs am 24. Oktober blieb Herculaneum zunächst verschont, da der größte Teil des Asche- und Bimssteinregens zunächst vor allem über Pompeii niederging. Die auf den Zusammenbruch der Eruptionssäule folgende pyroklastische Wolke erreichte Herculaneum jedoch in den frühen Morgenstunden des 25. Oktobers. Sie brachte eine enorme Hitze mit sich, die alles organische Material verkohlte. Wer bisher noch nicht geflohen war, hatte keine Chance mehr zu entkommen. Die Gebäude jedoch blieben so gut wie unversehrt und wurden erst später unter einer bis zu 30 Meter dicken Schicht aus Asche und pyroklastischem Material begraben, die alles bis heute mehr oder weniger luftdicht konservierte.

Im Laufe der Zeit ging das Wissen über die Lage von Herculaneum verloren, so dass es fast vollständig überbaut wurde. Erst 1709 stieß man zufällig auf erste Reste, die ab 1738 zunächst in Stollentechnik und ab 1828 auch als Freiluftgrabungen freigelegt wurden. Allerdings wurden viele der besonders schönen Fresken aus den Wänden gebrochen und verschwanden in den Sammlungen der Bourbonenkönige. Heute ist die Südwestecke mit rund 4,5 ha (etwa ¼ der ursprünglichen Stadt) ausgegraben, der Rest liegt, wie beispielsweise die Villa dei Papiri, noch unter dem modernen Ercolano verborgen bzw. ist nur zum Teil freigelegt.

Obwohl Herculaneum seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata” gehört, drohte die Substanz, ähnlich wie in Pompeii, aus Geldmangel zu verfallen. Dank eines 2001 ins Leben gerufenen, halb privaten, halb staatlichen Erhaltungsprogramms konnten inzwischen große Teile davon gerettet und konserviert werden.

Die gefundenen Gebäude sind architektonisch vielfältiger als die in Pompeii. Wegen der dicken Ascheschicht (etwa 4 Mal so dick wie die in Pompeii) sind noch viele Mauern, Holzbalken und Gegenstände erhalten, die zwar durch die hohen Temperaturen verkohlt wurden, aber weder durch Witterungseinflüsse (Luft) noch durch Plünderungen zerstört wurden oder verlorengingen. Sogar organisches Material wie Brote, Obst und andere Lebensmittel blieben erhalten und auch die erst 1982 in den Bootshäusern entdeckten etwa 340 menschlichen Skelette sind noch gut erhalten.

Warum sich so viele Menschen in den Bootshäusern zusammengedrängt hatten, ist für die Forscher noch rätselhaft, da zwischen dem Ausbruch des Vesuvs und der ersten pyroklastischen Wolke genug Zeit zur Flucht geblieben wäre. Vielleicht warteten sie ja auch auf Rettung über das Meer, denn in Misenum war zu dieser Zeit unter dem Befehl von Gaius Plinius Secundus Maior (Plinius der Ältere) eine über 6000 Mann starke Militärflotte stationiert. Oder es handelte sich um Kranke, Alte oder Sklaven, die die Stadt nicht mehr rechtzeitig verlassen konnten.

Herculaneum ist täglich gegen Eintritt geöffnet (reduzierter Eintritt z.B. mit der campania artecard). Um sich besser zurechtzufinden, ist der am Eingang erhältliche Geländeplan sinnvoll, man kann aber auch Audioguides ausleihen.

Lage: Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Link: ercolano.beniculturali.it

Vesuv (Vesuvius)

Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr., der neben Pompeii und Herculaneum auch Stabiae, Oplontis und Boscoreale zerstörte, wurde von Plinius dem Jüngeren so akribisch beschrieben, dass heutige Wissenschaftler die damaligen Ereignisse sehr genau rekonstruieren können.

In der Antike galt der Vesuv, dessen vulkanische Aktivität bereits vor mindestens 400.000 Jahren begann, als erloschen, denn der letzte große Ausbruch fand um 800 v. Chr. statt. Daher wurde das schwere Erdbeben im Jahr 62 n.Chr., das dem verheerenden Ausbruch von 79 n. Chr. voranging, nicht als Vorbote einer möglichen Eruption eingeordnet. Die Bevölkerung brachte die vulkanische Aktivität in der Region oft mit der Unterwelt oder dem Feuergott Vulcanus in Verbindung, obwohl manche Gelehrte versuchten, für Erdbeben und Vulkanausbrüche auch rationale Erklärungen zu finden.

Noch während man in Pompeii die Schäden des Erdbebens reparierte, brach der verheerende Ausbruch des Vesuvs im Herbst 79 n. Chr. (es wird zwar oft noch das Datum 24. August angegeben, vermutlich war es aber der 24. Oktober) über die Region herein. Der genaue Verlauf des Ausbruchs wurde von Plinius dem Jüngeren, der sich zu dieser Zeit in Misenum befand, detailliert beschrieben. In seinem zwar erst viele Jahre später verfassten Brief an den römischen Senator und Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus schilderte er den Vulkanausbruch so exakt, dass heutige Wissenschaftlern daraus die folgende Chronologie rekonstruieren konnten:

  • 5. Februar 62 n. Chr: ein Erdbeben erschüttert die Gegend und richtet erhebliche Schäden an, die in den Folgejahren repariert werden.
  • 24. Oktober 79 n. Chr, 5–10 Uhr: kleine Eruptionen mit Ascheregen am Osthang des Vesuvs
  • 24. Oktober 79 n. Chr, ca. 13 Uhr: Beginn des Ausbruchs. Der Druck des heißen Magmas sprengt den Verschlusspfropfen des Kraters mitsamt der Bergspitze weg; eine 15 km hohe Eruptionssäule entsteht; Asche und Bimsstein regnen auf Pompeii, das Meer zieht sich plötzlich zurück.
  • 24. Oktober 79 n. Chr, abends: Dächer in Pompeii stürzen unter dem Gewicht der niederprasselnden Bimssteine ein, die immer größer und schwerer werden.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 1–2 Uhr: die 20–30 km hohe Eruptionssäule kollabiert und wird zu einer heißen Glutlawine aus Gasen und kleinen Steinchen (pyroklastische Wolke). Diese rast über Herculaneum, Oplontis und Boscoreale hinweg und zerstört dabei alles Leben. Über Pompeii regnen immer noch Steine.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 6:30 Uhr: eine erste pyroklastische Wolke erreicht Pompeii, wo die Menschen ihre zerstörten Häuser verlassen, richtet aber nur wenig Schaden an.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 7–8 Uhr: zwei weitere, diesmal tödliche pyroklastische Wolken erreichen Pompei, begraben die Stadt unter sich und töten alles Leben. In Herculaneum beträgt die Ascheschicht nun bis zu 20 Meter.
  • 25. Oktober 79, vormittags: eine letzte Glutlawine zerstört in Pompeii die restlichen Häuser. Auch in Misenum regnet Asche nieder. Plinius der Ältere findet am Strand von Stabiae den Tod.
  • In den folgenden Tagen bricht der Vesuv immer wieder aus und verschüttet ein Gebiet von rund 15 km rund um den Vesuv. In den etwa 18 Stunden seiner Eruption kamen etwa 5000 Menschen ums Leben. Kaiser Titus leitet nach dem Ausbruch umfangreiche Hilfsmaßnahmen ein.

Bis zum heutigen Tage ist der Vesuv ein aktiver Vulkan, wenngleich er auch durchaus längere Ruhephasen hatte. Nach mehreren größeren Ausbrüchen in der Antike und im Mittelalter, zuletzt im Jahr 1139, galt er als erloschen, bis am 16./17. Dezember 1631 ein in seinem Ausmaß dem Untergang von Pompeii ähnlich starker Ausbruch den Gipfel des Berges wegsprengte. Nach mehreren größeren Eruptionen in den Jahren 1794 oder 1872, verlor der Vesuv im April 1906 bei einem weiteren großen Ausbruch ganze 200 Meter an Höhe. Im Frühjahr 1944 brach der Vesuv zum bisher letzten Mal aus.

Der Vesuv ist momentan 1281 Meter hoch und sein Krater hat einen Umfang von etwa 1500 m. Er gilt wegen seiner dichten Besiedelung als gefährlichster Vulkan der Welt, denn er liegt nur wenige Kilometer von Neapels Stadtgrenzen entfernt und die Häuser ziehen sich bis zu einer Höhe von 700 Metern die Hänge hinauf. Etwa 600.000 Menschen leben noch heute in der etwa 200 km² großen „Roten Zone“, die eigentlich als unbewohnbar klassifiziert ist. Sollte der Vesuv ausbrechen, müssten binnen kürzester Zeit bis zu 2 Millionen Menschen evakuiert werden.

Doch nicht nur der Vesuv, sondern auch die Inseln Ischia und Procida vor der Küste Neapels sind aktive Vulkane. Und die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) bei Pozzuoli werden sogar als Supervulkan eingestuft. Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs des Vesuvs ist extrem hoch, daher ist die Region heute die am besten seismologisch beobachtete Vulkanzone der Welt.

Die Gegend rund um den Vesuv ist heute ein knapp 8500 ha großer Nationalpark mit mehreren Schutzreservaten und einem Netz von Wanderwegen. Sie wird wegen der fruchtbaren Böden intensiv landwirtschaftlich genutzt und ist für ihre Weine und den Gemüseanbau (z.B. San Marzano-Tomaten) bekannt.

Das Besucherzentrum des Vesuvs liegt etwas unterhalb der Nordseite des Gipfels und ist z.B. mit öffentlichen Bussen (EAV) von Pompei oder Ercolano aus erreichbar. Von dort aus kann man (gegen Eintrittsgebühr) in etwa 15 Minuten den Kraterrand erklimmen und diesen etwa zu Hälfte umwandern.

Lage: Vesuvio, Sentiero del Gran Cono, 80044 Ottaviano

Link: www.parconazionaledelvesuvio.it/en

Museum Quintana Künzing (Quintanis)

Das Kastell Quintanis gehörte bis in die Spätantike zu den Befestigungen des raetischen Donaulimes. Eine der hier stationierten Kohorten, die Cohors V Bracaraugustanorum gab dem Lagerdorf den Namen ad quintanas, d.h. beim Lager der Fünften.

Das Museum Quintana zeigt Funde aus der mindestens 7000 Jahre alten Siedlungsgeschichte der Gegend. In der Nähe eines Altarms der Donau errichteten jungsteinzeitliche Bauern bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. eine riesige Kreisgrabenanlage, die heute als Modell im Museum zu sehen ist. Auch die Rekonstruktion des Kopfes der „Toten von Niederpöring“, die 2015 in einem Gräberfeld bei Niederpöring an der Isar entdeckt wurde, gehört zu den außergewöhnlichen Exponaten dieser Epoche: ihr aus über 400 Schneckengehäusen gefertigter Kopfschmuck belegt ihre hohe soziale Stellung. Aus der Bronzezeit stammen neben einem keltischen Töpferofen auch riesige Graburnen, die in sogenannten „Häuptlingsgräbern“ gefunden wurden.

Im Obergeschoß des Gebäudes befindet sich die Römische Abteilung, in der man von einer lebensgroßen römischen Feldherrnfigur begrüßt wird. Hier werden die Funde aus dem Auxiliarkastell Quintanis ausgestellt, das um 90 n. Chr. unter Kaiser Domitian für etwa 500 Mann Besatzung errichtet wurde. In mehreren Phasen wurde dieses mehrfach umgebaut und an die unruhigen Verhältnisse am raetischen Donaulimes angepasst. Während der Markomannenüberfälle im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das Kastell schließlich zerstört und anschließend aufgegeben

In der Spätantike entstand im Nordwesten des ersten Kastells ein Burgus für eine kleine Garnison, in dessen Mauern auch die Bewohner des ehemaligen Lagerdorfs Schutz fanden. Daraus entwickelte sich eine befestigte Siedlung, die nach der Völkerwanderungszeit im 6. Jahrhundert von Bajuwaren übernommen wurde. Im 9. Jahrhundert wird hier der Ort Villa Cunzina urkundlich erwähnt, der im Mittelalter Quintzen und später Künzing genannt wurde. Man kann daher davon ausgehen, dass der Ort fast durchgehend besiedelt war.

Das bereits 1874 entdeckte Kastell mit einer Fläche von gut 2 Hektar wurde ab 1976 ausgegraben. Hierbei entdeckte man unter anderem Waffenhorte, Werkzeuge und Militärdiplome. Weitere Funde, beispielsweise Kochutensilien, Geschirr, Schmuck, Schreibgeräte, Spielsteine und Badeutensilien, stammen aus dem Lagerdorf, den beiden Thermen und einem Mithräum.

Im Jahr 2003 wurden die Reste eines hölzernen Amphitheaters entdeckt mit einer 29,6 x 34,6 Meter großen Arena und einem Gesamtumfang von rund 40 x 46 Meter. Es bot 600 bis 800 Zuschauern Platz und wurde wohl ab 150 n. Chr. von der hier stationierten Cohors V Bracaraugustanorum erbaut. Seine Umrisse wurden aus Holzbalken am Originalstandort visualisiert und sind frei zugänglich. Ein Themenweg verbindet die römischen Ausgrabungen von Künzing.

Seit 2021 gehört Künzing zum UNESCO-Weltkulturerbe “Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westlicher Abschnitt)”. Das Museum Quintana ist Partnermuseum der Archäologischen Staatssammlung in München und wurde 2001 eingeweiht. Es ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet und bietet regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen.

Lage: Museum Quintana, Osterhofener Str. 2, 94550 Künzing

Link: www.museum-quintana.de/content

Gäubodenmuseum Straubing (Sorviodurum)

Der Gesichtshelm, der den Eingang des Gäubodenmuseums in Straubing ziert, war Teil eines in der Nähe von Straubing entdeckten Schatzfundes mit römischen Paraderüstungen, Beinschienen und Rossstirnen, der zu den umfangreichsten Entdeckungen dieser Art zählt.

In Straubing, dem römischen Sorviodurum, wurde bereits zwischen 41 und 54 n. Chr. unter Kaiser Claudius ein erster Militärstützpunkt errichtet. Unter Kaiser Vespasian entstand zwischen 69 und 79 östlich davon ein erstes Holzkastell (das sog. „Westkastell“) für etwa 500 Mann Besatzung und ein Kriegshafen für die Donauflotte. Im späten 1. Jahrhundert n. Chr. wurde mit dem Bau des ersten Ostkastells begonnen, in dem eine rund 1000köpfige Einheit von syrischen Bogenschützen stationiert war. Aufgrund mehrfacher Germanenüberfälle ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurden beide Kastelle neu befestigt und in Stein ausgebaut. Dennoch wurde das Westkastell während der Markomannenkriege zwischen 166 und 180 n. Chr. komplett zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Erst gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. gelange Sorviodurum wieder zu neuer Blüte, wurde allerdings gegen Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. nach der erneuten Verwüstung durch Germanen von den römischen Truppen verlassen und durch Truppen germanischer Föderaten ersetzt.

Das Straubinger Gäubodenmuseum, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurde, besitzt neben einer Ausstellung zur Vor- und Frühgeschichte, der bajuwarischen und mittelalterlichen Geschichte Straubings auch eine große Römische Abteilung, in deren Zentrum der „Römische Schatzfund von Straubing“ steht. Der 1950 in der römischen Villa Rustica am Alburger Hochweg entdeckte Römerschatz wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. vermutlich von germanischen Plünderern wegen seines Metallwertes vergraben. In dem umgestülpten Kupferkessel fanden sich neben Bein- und Knieschutzblechen römischer Soldaten auch Kopfschutzplatten für Pferde, Hufschuhe, Waffen, Werkzeuge und mehrere Götterstatuetten aus Bronze. Besonders beeindruckend sind aber die außergewöhnlich gut erhaltenen Gesichts- und Hinterkopfhelme mit teilweise orientalischer Anmutung, die zu den bisher größten bekannten Funden dieser Art zählen.

Südlich der Kastelle lag das Lagerdorf (vicus), von dem man bisher Reste von Streifenhäusern, Metall- und Holzwerkstätten, einer Therme und römische Gräberfelder ausgegraben hat.

Die Überreste der beiden römischen Kastelle in Straubing sind seit 2021 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes “Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westlicher Abschnitt)”. Der erste Abschnitts eines Römerparks wurde 2008 auf dem Gelände des ehemaligen Ostkastells und des südlichen Vicus eröffnet und soll nach und nach für die Besucher visualisiert werden. Das Museum ist täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet und bietet immer wieder Sonderausstellungen zu römischen Themen.

Lage: Gäubodenmuseum Straubing, Fraunhoferstraße 23, 94315 Straubing

Link: www.gaeubodenmuseum.de

Archäologische Ausgrabung von Nora

Das antike Nora besaß eine perfekte Lage auf einer Landzunge, die im Nordosten, Westen und Südosten jeweils ein natürliches und geschütztes Hafenbecken besaß. Obwohl einige Teile der Stadt heute unter Wasser liegen, sind noch einige imposante Reste aus der römischen Kaiserzeit zu entdecken.

Der Legende nach wurde die Stadt zwischen dem 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. von Norax von Tartessos gegründet. Dieser stammte aus dem Südwesten der iberischen Halbinsel und war ein Enkel des Königs Geryon. Wahrscheinlicher jedoch war Nora eine auf den Resten einer Nuraghensiedlung errichtete phönizische Handelsniederlassung, denn die Lage mit den 3 geschützten Naturhäfen war für den Handel im Mittelmeer ideal. Die Siedlung, die etwa dort lag, wo sich heute die Reste des römischen Forums befinden, entwickelte sich schon bald zur größten Stadt auf der Insel.

Nach dem 1. Punischen Krieg um 240 v. Chr. wurde Nora von den Römern erobert und anschließend fast komplett neu gebaut. Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. entstand ein Villenviertel mit großen Wohnhäusern (domus) und ein Tempelbezirk. Um 50 v. Chr. wurden das Forum, der Tempel und das Theater gebaut. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde die rund 8000 Einwohner zählende Stadt zum municipium erhoben und erlebte während der römischen Kaiserzeit im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. als bedeutendes Handelszentrum im Mittelmeer die größte Blütezeit.

Mitte des 5. Jahrhunderts eroberten die Vandalen Sizilien, worauf der langsame Niedergang der Stadt begann. Auch aufgrund von wiederholten Überfällen sarazenischer Piraten und des Anstiegs des Meeresspiegels wurde die Stadt spätestens ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. aufgegeben und die Einwohner zogen sich komplett ins Landesinnere zurück.

Bei einer Sturmflut im 19. Jahrhundert kam die antike Stadt wieder zum Vorschein und wurde ab ca. 1950 ausgegraben. Dabei kamen jedoch nur noch wenige phönizische Reste zum Vorschein, die meisten heutigen Relikte stammen aus der frühen römischen Kaiserzeit (1. und 2. Jahrhundert n. Chr.).

Der Rundgang führt heute zunächst von der Levante-Therme (Terme di Levante) am nordöstlichen Hafen zum auf einer Anhöhe gelegenen Tanit-Tempel, von dem aus man sich einen guten Überblick über das Gelände verschaffen kann. Südlich davon liegt ein Wohnviertel mit typisch punischer Bauweise, das wegen seiner verwinkelten Häuser und Gassen oft auch als „Kasbah“ bezeichnet wird.

Eine gepflasterte Straße verläuft entlang des Marktviertels zum Westhafen, wo eine halb vom Meer überspülte Christliche Basilika liegt. Von der südlich gelegenen See-Thermen (Terme a mare) sind noch der Grundriss und einige Gewölbereste zu erkennen. Weiter geht es über das Haus mit dem viersäuligen Atrium (Casa dell’Atrio Tetrastilo) zum punisch-römischen Äskulaptempel im Süden.

Auf dem Rückweg entlang des Südosthafens kommt man an den Zentralthermen, dem noch gut erhaltenen römischen Theater, dem Forum und dem römischen Tempel (Tempio romano) vorbei. Auf der östlichen Landzunge erhob sich einst die Akropolis – heute steht hier der Sarazenenturm (Torre del Coltellazzo), der im frühen Mittelalter zum Schutz vor Piratenüberfällen erbaut wurde.

Die Ausgrabungen können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden und sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link:

nora.beniculturali.unipd.it; www.sardegnaturismo.it/en/explore/ancient-city-nora

Römisches Theater von Nora

Das kleine Theater von Nora, das einzige bisher entdeckte römische Theater Sardiniens, ist noch sehr gut erhalten. Daher wird es auch heute noch vor allem im Sommer für Aufführungen genutzt.

In unmittelbarer Nähe des Forums liegt das Theater von Nora. Es ist das einzige bisher bekannte römische Theater auf Sardinien und hat die Zeit relativ gut überstanden.

Ein erstes Theater an dieser Stelle wurde ursprünglich um 50 v. Chr. in den Hang des Tanit-Hügels hineingebaut. Die heute sichtbaren Strukturen stammen aus dem Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr., als das Theater während der Regierungszeit von Kaiser Trajan oder Kaiser Hadrian repariert und umgebaut wurde.

Das rund 1000 bis 1200 Besucher fassende Theater besitzt einen nur gut 13 Meter großen Orchesterraum (orchestra), der mit violettem Marmor gepflastert und mit einem mehrfarbigen Mosaik umrandet ist. Der Durchmesser der heute noch erhaltenen unteren Zuschauerränge (ima cavea) mit 11 Sitzreihen misst knapp 40 Meter.

Über die beiden seitlichen Eingänge, von denen noch die restaurierten Tonnengewölbe zu sehen sind, betraten die Zuschauer die unteren Ränge. Den oberen Teil der Ränge (summa cavea), der heute nicht mehr vorhanden ist, erreichte man über weitere Eingänge auf der Rückseite des Theaters.

Interessant ist die Unterkonstruktion der Bühne: unter der wohl größtenteils aus Holz bestehenden Bühne befanden sich Tongefäße, die als Resonanzkörper dienten und den Ton verstärken sollten. Die monumentale Bühnenwand (scaenae frons) sind heute nicht mehr erhalten.

Das Theater wird heute regelmäßig für Veranstaltungen genutzt (z.B. das Festival „La Notte dei Poeti“ im Juli/August) und wird dafür mit mobilen Sitzreihen bestuhlt.

Lage: Teatro Romano di Nora, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-pubblici/teatro

Zentralthermen von Nora

Die Zentralthermen lagen direkt im Zentrum der Stadt und wurden während der Blütezeit der Stadt anstelle eines Wohnviertels neu erbaut. Einige der schwarzweißen Bodenmosaike mit ihren geometrischen Mustern sind noch gut erhalten.

Während der republikanischen Zeit befand sich hier im Zentrum der Stadt ein Wohnviertel, das Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. für den Neubau einer Therme komplett abgerissen wurde. Offenbar reichten die 3 anderen Thermen, die Kleinen Thermen (Piccole Terme), die See-Thermen (Terme di Mare) und die Levante-Thermen (Terme di Levante) für die Bedürfnisse und Größe der Stadt nicht mehr aus.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. fanden hier nochmal umfangreiche Renovierungen statt und die Thermen waren sicherlich noch bis zum Verfall der Stadt in Betrieb.

Die Ausgrabungen ab Mitte des 20. Jahrhunderts brachten ein recht verschachtelten, etwa 25 x 40 Meter großen Gebäudekomplex ans Licht. Der ursprüngliche Eingang befand sich im Süden, wo sich die Straße zu einem kleinen Platz erweiterte. Ein kleiner Umkleideraum (apodyterium) lag an der Südostseite, von dem aus man in den zentral gelegenen Kaltbaderaum (frigidarium) mit einem großen Becken gelangte. Daran schloss sich im Südwesten das Laubad (tepidarium), ein mit einer Apsis versehenes Warmbad (caldarium) und ein weiteres Laubad an, von dem man wieder zurück ins Kaltbad gelangte. Der ungewöhnlich lange neue Zugangskorridor im Nordosten wurde im Zuge der Umbauarbeiten im 5. Jahrhundert n. Chr. errichtet.

Heute kann man die teilweise noch gut erhaltenen geometrischen Bodenmosaike des Umkleideraums und des Kaltbads und die Reste der Heizanlagen noch gut erkennen.

Lage: Terme Centrali, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-pubblici/terme-centrali

Archäologisches Nationalmuseum Cagliari

Das Archäologische Nationalmuseum in Cagliari beherbergt neben einzigartigen Funden aus der Nuraghenzeit und der phönizisch-punischen Zeit auch prähistorische, römische und spätantike Funde.

Zusammen mit mehreren weiteren Museen befindet sich das Archäologische Nationalmuseum von Cagliari seit 1993 in der sogenannten „Citadella dei Musei“, der ehemaligen Zitadelle der Stadt.

Auf 4 Stockwerken sind hier die bedeutendsten archäologischen Funde der Insel ausgestellt., von der prä-nuraghischen Zeit ab etwa 6.000 v. Chr. über die Nuraghen-Zeit (1.800 v. Chr. bis 6. Jahrhundert v. Chr.), die phönizisch-punische Zeit (8. Jahrhundert v. Chr. bis 238 v. Chr.) und die römische Epoche (238 v. Chr. bis 455 n. Chr.) bis hin zur Zeit der Vandalenherrschaft (455 n. Chr. bis 534 n Chr.), der byzantinischen Zeit (534 n. Chr. bis 832 n. Chr.) und dem frühen Mittelalter.

Vom Erdgeschoss aus begibt man sich auf einen chronologischen Rundgang durch die Geschichte Sardiniens und der Stadt Cagliari. Viele der Ausstellungsstücke stammen dabei aus den großen nuragischen Zentren, aber auch aus den römischen Ausgrabungen von Nora oder des antiken Tharros.

Zu den bedeutendsten Funden gehören dabei die große Sammlung nuragischer Bronzestatuetten und die gut 2 m großen „Giganten vom Mont’e Prama“, Statuen aus Sandstein, die z.B. Krieger mit Schilden und Bogenschützen darstellen. Die „Stele von Nora“, auf der der Name der Insel das erste Mal überhaupt im phönizisch-punischem Alphabet als „Shrdn“ niedergeschrieben wurde, stammt vermutlich aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. und ist bisher das älteste schriftliche Dokument des Abendlands, wenngleich ihr Text bisher noch nicht eindeutig übersetzt werden konnte.

Aus der phönizischen und punischen Zeit sind einige aufwendig gestaltete Halsketten mit bärtigen Köpfen oder Masken aus Keramik zu sehen, während aus der Römerzeit vor allem Statuen, Weihesteine, Schmuck und Keramik zu finden sind, aber auch Teile der Bodenmosaike aus Nora.

Das Museum ist täglich außer dienstags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Cagliari (MAN), Piazza Arsenale 1, 09124 Cagliari

Link: museoarcheocagliari.beniculturali.it/en

Haus der Wagenlenker & Dreischiffiges Heiligtum

Aufgrund ihrer teilweise noch gut erhaltenen Gebäudereste, Wandmalereien und Bodenmosaike gehören das Haus der Wagenlenker, die dahinterliegenden Thermen der 7 Weisen, das Haus der Serapis und das danebenliegende Dreischiffige Heiligtum zu den interessantesten Gebäuden im Westen von Ostia.

Das Haus der Wagenlenker (Caseggiato degli Aurighi), die Thermen der 7 Weisen (Terme dei Sette Sapienti) und das Haus der Serapis (Caseggiato del Serapide) waren direkt miteinander verbunden und bildeten einen kompletten Wohnblock (insula). Dieser wurde in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in der Regierungszeit von Kaiser Antoninus Pius errichtet, während das Dreischiffige Heiligtum (Sacello delle tre Navate) erst etwas später direkt an die Ostseite des Komplexes angebaut wurde.

Das Haus der Wagenlenker liegt an der Cardo dei Aurighi und besaß einen doppelten Portikus zur Straße hin. Das 3- oder 4-stöckige Gebäude lag um einen zentralen Innenhof und war in zahlreiche Wohnungen unterteilt. Im Erdgeschoss gab es mehrere Säle, die gewerblichen Zwecken dienten.

Die Fresken, denen das Haus seinen heutigen Namen verdankt, wurden erst im späten 3. Jahrhundert n. Chr. in einem der Korridore angebracht und zeigen Wagenlenker (auriga oder bigarius), die auf ihren von 2 Pferden gezogenen zweirädrigen Streitwägen (biga) stehen und in den Händen einen Palmzweig und die Siegeskrone halten.

Der separate Gebäudeteil an der Ostseite mit mehreren kleineren Räumen und einer Gemeinschaftslatrine war vermutlich ein Hotel. Hier sind noch recht gut erhaltene kleine Wandmalereien mit Landschaften, Tieren, Stilleben oder mythologischen Szenen zu bewundern.

Das Dreischiffige Heiligtum wurde etwa Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. östlich an das Haus der Wagenlenker angebaut. Es bestand, ähnlich wie ein Mithräum, aus einem Mittelschiff mit zwei Säulenreihen und 2 Seitenschiffen. Diese Architektur gab dem Heiligtum seinen heutigen Namen. In den Wandmalereien und Fußbodenmosaiken fehlen aber sämtliche Hinweise auf den Mithraskult, sie deuten eher auf einen Dionysoskult hin.

An der Stirnseite des Hauptschiffs befindet sich eine Apsis mit gelbem und rotem Schachbrettmuster, in der sich eine Statue befand. Die Wände und die Mosaikböden waren mit Darstellungen von Opferszenen, Kultgegenständen und Tieren geschmückt. Ein Wasserbecken, das mit Marmor verkleidet war befand sich in der Mitte des Mittelschiffs und vor dem Eingang zum Heiligtum lag eine Küche, in der vielleicht der Kultwein erhitzt werden konnte.

Lage: Caseggiato degli Aurighi e Sacello delle tre Navate, Regio III, Insula X und II, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio3/10/10-1.htm; www.ostia-antica.org/regio3/10/10-1a.htm; www.ostia-antica.org/regio3/2/2-12.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/caseggiato-degli-aurighi

Haus der Musen & Case a Giardino

Das mit Wandmalereien und Bodenmosaiken reich ausgestattete Haus der Musen, ist Teil der Case a Giardino, einem riesigen Gebäudekomplex im Westen der Stadt. In den luxuriösen Erdgeschossappartements der bis zu 4-stöckigen Häuser lebten eher betuchtere Familien.

Nicht weit entfernt vom Zentrum Ostias, aber nahe der Porta Marina und der Küste, lagen die sogenannten Gartenhäuser (Case a Giardino), ein riesiger, rund 1,5 Hektar großer Gebäudekomplex, in dem sich mehrere, meist größere Wohneinheiten befanden. Er wurde in hadrianischer Zeit zwischen 123 und 125 n. Chr. errichtet und sind ein gutes Beispiel für ein geplantes Wohnviertel, das wohl eher von der oberen Mittelschicht bewohnt wurde. Die Gartenhäuser wurden bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. genutzt, in späterer Zeit aber teilweise zu Läden oder Werkstätten umgebaut. Sie wurden zwischen 1938 und 1942 ausgegraben.

Der Komplex mit Eingang an der Via delle Volte Dipinte bestand aus einem gut 120 x 120 Meter großen Gebäuderechteck, das sich um einen großen Garten mit 6 überdachten Brunnen gruppierte. Im Zentrum lagen 2 weitere, parallel angeordnete Häuserblocks mit jeweils 2 großen Wohnhäusern.

Im Parterre der 3- bis 4-geschossigen Gebäude lagen meist Luxusappartements für reiche Familien, die Wohn- und Repräsentationsräume mit farbigen Wandmalereien und aufwendigen Schwarz-Weiß-Mosaiken besaßen. Die oberen Geschosse mit kleineren, vermieteten Wohnungen waren über Außentreppen zu erreichen, während zu den Straßen hin teilweise Läden und Gewerberäume lagen. Insgesamt schätzt man, dass in den Gartenhäusern wohl bis zu 1200 Personen lebten.

Das wohl luxuriöseste Gebäude war das Haus der Musen (Domus delle Muse) an der Nordostecke, das als einziges über einen eigenen Innenhof verfügte. Das bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzte Haus besitzt heute noch erstaunlich gut erhaltene Wandmalereien, aufwendige schwarzweiße Bodenmosaike und auch die Mauern des Erdgeschosses sind noch weitestgehend erhalten.

Der Eingang befand sich im Osten an der Via delle Volte Dipinte, wo auch 2 separat liegende Geschäfte und ein weiterer Raum untergebracht waren, der sowohl einen Eingang zur Straße als auch einen Zugang zum Wohnhaus hatte und mit Perseus– und Andromeda-Motiven bemalt war.

Über das Vestibül gelangte man den Innenhof mit Portikus aber auch in die direkt im Norden angrenzende Küche, den einzigen Raum des Hauses ohne Fußbodenmosaik. Eine Treppe neben dem Eingang führte ins Obergeschoß zu den vermieteten Wohnungen.

Im Norden lagen Privaträume, unter anderem ein Wohnzimmer, dessen Wände mit Darstellungen des Gottes Apollo und den 9 Musen Urania, Kalliope, Klio, Thalia, Euterpe, Melpomene, Terpsichore, Erato und Polyhymnia aufwendig bemalt waren und denen das Haus seinen heutigen Namen verdankt. Ein weiteres Zimmer mit Dionysos-Motiven auf weißem Grund war wohl ein Schafzimmer.

Der gegenüber dem Eingang im Westen gelegene große Bankettsaal (triclinium) stellte auf seiner Wandbemalung ein Haus mit geöffneten Fensterläden, Holzbalkonen und Blick auf Landschaften dar. Im Süden lag der größte Raum des Gebäudes, ein Repräsentationsraum (tablinum) mit gelb, rot und schwarz bemalten Wänden ohne weitere Verzierung.

Zum Gartenhauskomplex gehören weitere interessante Gebäude: z.B. das südlich des Hauses der Musen gelegene Haus der Gelben Wände (Casa delle Pareti Gialle), das mit kleinen in gelben Feldern liegenden Landschaftsgemälden an den Wänden geschmückt war, oder an der Südostecke das Haus der Dioskuren (Domus dei Dioscuri) mit einem Mosaik der Dioskuren Castor und Pollux. Auch das Haus der Priesterinnen (Casa delle Ierodule) an der Südwestecke besitzt noch heute sehenswerte und gut erhaltene Wand- und Deckenmalereien.

Lage: Domus delle Muse e Case a Giardino, Regio III, Insula IX, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio3/9/9.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/case-a-giardino; www.ostia-antica.org/regio3/9/9-22.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/insula-delle-muse

Haus der Diana & Thermopolium

Das Haus der Diana ist ein typisches Beispiel für eine römische Insula: im Erdgeschoß lagen zur Straße hin Ladengeschäfte und im hinteren Bereich gruppierten sich repräsentative Räume rund um einen Innenhof. Im 1. Obergeschoß befanden sich größere Mietwohnungen und je weiter oben die Bewohner lebten, desto mehr nahm der Komfort ab und die Enge zu.

In unmittelbarer Nähe zum Großen Lagerhaus (Grandi Horrea) und einem großen Mühlenbetrieb in der Straße der Diana befinden sich das Haus der Diana und ein Thermopolium.

Das heute noch erstaunlich gut erhaltene Haus der Diana stammt aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., d.h. aus der Zeit von Kaiser Hadrian oder Kaiser Antoninius Pius, und besaß mindestens 2 bis 3 Obergeschosse. Es wurde in mindestens 4 Bauphasen bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. immer wieder umgebaut und den Erfordernissen angepasst.

Der Gebäudekomplex wurde Anfang des 20. Jahrhunderts und nochmals zwischen 1994 und 1997 ausgegraben. Hierbei kamen die noch fast vollständig erhaltene Fassade mitsamt den Balkonbrüstungen des 2. Obergeschosses und auch die gut erhaltenen Wände und Decken des Erdgeschosses und einiger Innentreppen zum Vorschein. Zudem waren an der Südostecke und an der Via dei Balconi noch die Bürgersteige größtenteils vorhanden.

Im Erdgeschoss befand sich ein Domus, in dem vielleicht Beamte untergebracht waren. Im 1. OG lagen Mietwohnungen, Gästezimmer und, den Funden zufolge, der Sitz einer Gilde. Neben dem Eingang und an der Westseite des Gebäudes lagen mehrere Ladengeschäfte (tabernae).

Vom Eingang führte ein Korridor in den etwa 8,5 x 5,5 Meter großen zentralen Innenhof mit einem Marmorbecken mit mehreren Nischen, das aus der Zeit um 150 n. Chr. stammte. In diesem Hof fand man auch ein Dianarelief, das dem Haus seinen Namen verlieh. Dahinter lag der mit einem schwarz-weißen Mosaik ausgelegte Hauptraum, der als Triklinium diente. Die Wände und Decken waren zumindest im Erdgeschoss üppig bemalt und sind heute noch teilweise in Resten vorhanden. Die Funktion einiger Räume ist noch erkennbar, so findet man beispielsweise eine Latrine, 2 zu Mithräen umgewandelte Räume und einen in der letzten Bauphase zu einem Stall umfunktionierten Raum.

Das Thermopolium liegt in einem Gebäudekomplex auf der anderen Straßenseite und wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. eingerichtet. Hier kann man in den 3 Räumen noch eine große L-förmige Theke, Regale, einen Ofen und Vorratsgefäße erkennen. Wie man an den Wandmalereien von Lebensmitten erkennen kann, z.B. Oliven, Karotten und ein gefülltes Glas, wurde hier Wein ausgeschenkt und man konnte kleine Speisen erhalten. Im Hinterhof mit hübschem Marmorbecken konnten sich die Gäste aufhalten und auf Sitzbänken verweilen. Eine Treppe führte in einen Keller, in dem vielleicht Vorräte lagerten.

Lage: Caseggiato di Diana e Thermopolium di Via di Diana, Regio I, Insula III und II, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/3/3-3.htm; www.ostia-antica.org/regio1/2/2-5.htm

Mithräum der Schlangen

Die Schlange war eines der wichtigsten Symbole des Mithraskultes, der in der römischen Antike vor allem bei Legionären weit verbreitet war. Für dieses Mithräum wurde ein Wandgemälde mit Schlangen aus einem vorhandenen Hausaltar übernommen und in das Mithräum integriert.

Das „Mithräum der Schlangen“ stammt aus der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. und liegt im Zentrum eines Komplexes aus Läden und Geschäften. In seinem Inneren sind noch einige gut erhaltene Wandmalereien mit Schlangenmotiven erhalten.

Diese Fresken sind vermutlich älteren Ursprungs und gehörten wohl zunächst zu einem Hausaltar (lararium). Sie stellen zwei Schlangen dar: eine männliche mit Hahnenkamm und Bart an der Südwand und an der Ostwand eine weibliche Schlange neben einem Ortsgeist (genius loci). Dieser wurde mit verhülltem Kopf und einem Füllhorn dargestellt, das für Fülle und Wohlstand steht – eine gängige Darstellung auf Hausaltären.

Bei der Umwandlung des Raums in ein Mithrasheiligtum wurden diese Malereien einfach übernommen, denn die Schlange war auch im Mithraskult eines der zentralen Symbole, die zu einer der Weihestufen auf dem Weg zu den höchsten Mysterien gehörte.

Der etwa 5 Meter breite und 12 Meter lange Kultraum besaß an beiden Seiten Podien, auf denen die Gläubigen saßen. An der Stirnseite lag der Altar, über dem sich vermutlich die für ein Mithräum typische „Stiertötungsszene“ befand, links davon waren die Schlangen abgebildet.

Außer den Schlangendarstellung sind heute leider keine weiteren Reste der Bemalung oder Ausgestaltung des Kultraumes mehr vorhanden.

Lage: Mitreo dei Serpenti, Regio V, Insula VI, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio5/6/6-6.htm

Theater & Platz der Korporationen

Das Theater von Ostia ist noch erstaunlich gut erhalten und wird auch heute noch für Aufführungen und Konzerte genutzt. Es bildet mit dem dahinterliegenden Platz der Korporationen, der ein Treffpunkt von Händlern und Schiffseignern war, eine Einheit.

Das Theater von Ostia lag direkt am Decumanus im Zentrum des Handelsviertels. Eine Inschrift belegt, dass das Theater Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. unter Kaiser Augustus von dessen Schwiegersohn Agrippa erbaut wurde. Das aus Backstein errichtete Theater besaß einen Orchesterraum von 23,5 Metern Breite und im Zuschauerbereich (cavea) mit etwa 65 Metern Durchmesser fanden etwa 2.500 bis 3.000 Besucher Platz.

Eine weitere Inschrift erwähnt eine Erweiterung im Jahr 196 n. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Septimius Severus, allerdings wurde der Umbau offenbar bereits vor 192 n. Chr. unter Kaiser Commodus begonnen, wie Ziegelstempel belegen. Dabei wurden die Zuschauerränge auf 88 Meter Durchmesser vergrößert, so dass nun bis zu 4.000 Besucher die Aufführungen verfolgen konnten. Auch im späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Theater erneut umgebaut und renoviert.

Die zum Decumanus hin ausgerichtete Fassade des Theaters war 3 Stockwerke hoch und bestand aus einem halbkreisförmigen Portikus, hinter dem 16 Geschäfte und die zu den oberen beiden Rängen des Zuschauerraumes führenden Treppenaufgänge lagen. Die unteren Zuschauerränge und das Orchester erreichte man über den zentralen Haupteingang oder einen der beiden Seiteneingänge.

Das Theater war mit Marmor verkleidet, die Gewölbedecken mit Stuckreliefs oder Malereien dekoriert und die Zuschauerränge konnten mit Sonnensegeln beschattet werden. Die Marmorbrüstung, die den Zuschauer- vom Orchesterbereich trennte, wurde in einer späteren Bauphase ergänzt. Der Sockel der mit Marmor verkleideten Bühne (scaena) besaß Nischen für Statuen und war mit den noch heute vorhandenen Theatermasken aus Stein geschmückt.

Hinter der Bühnenrückwand entstand gleichzeitig mit dem augusteischen Theater der etwa 110 × 80 Meter große Platz der Korporationen, der ursprünglich wohl als öffentlicher Garten diente und im 1. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Claudius mit einer Säulenreihe vom Theater abgegrenzt wurde. Der Doppelportikus mit den insgesamt rund 70 Läden (stationes) wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. angefügt und zu einer Art Handelsforum umgewandelt. Hier waren die Büros von Handelsgilden (collegia oder corpora), Schiffseignern (navicularii), Kaufleuten (negotiantes), aber auch von Schiffsausrüstern oder ausländischen Händlern zu finden.

Vor den Geschäften waren Mosaike in den Boden eingelassen, die – ähnlich wie Zunftzeichen im Mittelalter – anhand ihrer Inschriften und bildlichen Darstellungen von Schiffen, Leuchttürmen, Delfinen, Amphoren oder Getreidemaßen Auskunft gaben über die Art der hier getätigten Geschäfte.

Ein Ceres-Tempel (für die römische Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit) wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. in der Platzmitte errichtet und zeigt die Bedeutung des Platzes für die Getreideversorgung Roms.

Die Reste des Theaters wurden Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt, Anfang des 20. Jahrhunderts endgültig ausgegraben und anschließend restauriert. Heute sind die unteren beiden Zuschauerränge wieder fast vollständig rekonstruiert, so dass das Theater immer noch regelmäßig für Aufführungen und Konzerte genutzt wird.

Lage: Teatro di Ostia e Piazzale delle Corporazioni, Regio II, Insula VII, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio2/7/7-2.htm; www.ostia-antica.org/regio2/7/7-4.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-area-of-the-theatre/theatre; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-area-of-the-theatre/piazzale-delle-corporazioni

Neptun-Thermen

Den schwarz-weißen Mosaiken, die den Meeresgott Neptun inmitten zahlreicher Meeresgeschöpfe zeigen, verdanken den Thermen ihren heutigen Namen. Sie gehörten zu den größten und aufwendigsten Thermen von Ostia. Für ihren Bau soll Kaiser Hadrian die unglaubliche Summe von 2 Millionen Sesterzen bereitgestellt haben.

Nicht weit vom Theater von Ostia entfernt lag mit den Neptun-Thermen eines der größten der fast eineinhalb Dutzend öffentlichen Bäder von Ostia. Wie eine Inschrift besagt, wurden sie von Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius (besser bekannt als Kaiser Antoninus Pius), dem Adoptivsohn und Nachfolger von Kaiser Hadrian, im Jahr 138 oder 139 n. Chr. eingeweiht.

Dabei soll Hadrian allein 2 Millionen Sesterzen für den Bau gestiftet und Antoninus Pius zusätzliche Mittel und den Marmor beigesteuert haben. Eine unglaubliche Summe, für die man in der Antike etwa 1000 Sklaven hätte kaufen können! Heutige Forschungen bezweifeln allerdings, dass die heute in den Vatikanischen Museen aufbewahrte Inschrift tatsächlich in den Neptun-Thermen gefunden wurde und gehen davon aus, dass sie vielmehr zu den Marine-Thermen gehört.

Die Thermen ersetzten einen älteren Bäderkomplex an der gleichen Stelle und waren etwa 67 x 67 Meter groß. Sie bestanden aus mehreren hintereinander angeordneten Räumen, die man vom Decumanus aus an der Südostecke des Komplexes betrat.

Über eine Vorhalle, die mit einem Mosaik von Amphitrite, Neptuns Frau, geschmückt ist, erreichte man den größten Raum, der vielleicht als Umkleideraum gedient haben könnte und in dem sich das namensgebende Mosaik befindet. Der Meeresgott Neptun ist dabei auf einem Streitwagen dargestellt, der von fischschwänzigen Pferden (hippokampi) gezogen wird und von einer großen Zahl von Meeresungeheuern, Nereiden, Delfinen und Tritonen umringt ist.

Daran schlossen sich nacheinander das Kaltbad (frigidarium) mit 2 Kaltwasserbecken und einem Mosaik von Scylla, die beiden Laubäder (tepidarium) und das mit 2 Warmwasserbecken ausgestattete Warmbad (caldarium) an. Dahinter lag ein weiteres Warmbad, das aber später anderweitig genutzt wurde. Die westlich der Baderäume befindliche große Palästra war an 3 Seiten von einem Portikus umgeben, an den sich mehrere Räume, Läden und eine Latrine anschlossen.

Die Neptunmosaike lassen sich von einer erhöht liegenden Plattform aus gut überblicken.

Lage: Terme di Nettuno, Regio II, Insula IV, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio2/4/4-2.htm

Archäologischer Park von Ostia

In Ostia wurde nicht nur ein Flottenstützpunkt eingerichtet, der die Mündung des Tiber kontrollierte, hier landeten auch die Getreideimporte aus Ägypten und Nordafrika und wurden von hier aus verteilt – nach der römischen Maxime „Brot und Spiele“ (panem et circensis) eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Zufriedenheit des Volkes.

In Ostia, knapp 25 km südwestlich von Rom an der Mündung (ostium) des Tiber, lag der Haupthafen von Rom. Er war strategisch und wirtschaftlich ungemein wichtig, denn hier landeten nicht nur die Luxusprodukte und Sklaven für die römische Oberschicht, hier kamen auch die riesigen Transportschiffe mit Getreide aus Ägypten und Nordafrika an.

Auch das für die Getreideverteilung und Festsetzung des Getreidepreises zuständige Getreideamt (cura annonae) war in Ostia angesiedelt, und neben riesigen Lagerhäusern (horrea) für Getreide, Wein, Olivenöl und andere Waren gab es unzählige Geschäfte, Garküchen, Weinschenken, Bäckereien, Thermen und auch Bordelle. Die Einwohner von Ostia wohnten entweder in Stadthäusern (domus) oder in Miethäusern (insulae), die bis zu 4 Stockwerke hoch waren.

Der Legende nach wurde die Hafenstadt Roms 620 v. Chr. von Ancus Marcius, dem 4. König Roms, gegründet. Höchstwahrscheinlich jedoch wurde hier erst in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. eine befestigte Siedlung (castrum) als Flottenstützpunkt zur Kontrolle der Flussmündung gegründet. In republikanischer Zeit entwickelte sich Ostia zum Haupthafen von Rom und Handelszentrum (emporium), das mit einer Stadtmauer befestigt wurde. Während der Kaiserzeit hatte Ostia schätzungsweise 50.000 Einwohner und es wurden in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude vergrößert oder neu errichtet, wie z.B. das Forum, das Theater, öffentliche Thermen und riesige Lagerhäuser.

Da der Hafen von Ostia zunehmend versandet, verlagerte sich ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die wirtschaftliche Infrastruktur in den von Kaiser Claudius und Trajan nördlich von Ostia angelegten Portus Ostiensis Augusti. Ostia entwickelte sich nun zum Wohnort reicher Römer und Senatoren, bevor es nach dem Zerfall des Römischen Reichs weitgehend aufgegeben wurde. Der Tiber verlief damals noch entlang der gesamten Nordseite der Stadt und auch die Küste lag näher als heute.

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Ostia erste Ausgrabungen, die bis 1942 eine Fläche von etwa 34 Hektar erreichten. Heute ist Ostia nach Pompeji die zweitgrößte archäologische Ausgrabung der Welt, auch wenn mit rund 50 Hektar bisher erst etwa 2/3 der antiken Stadt freigelegt wurde. Im Jahr 2020 wurde dem Archäologischen Park von Ostia Antica das Europäische Kulturerbe-Siegel verliehen.

Ostia Antica erreicht man von Rom aus am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln: mit der Metro Linea B bis zur Station Piramide, dann weiter mit dem Zug Roma-Lido bis zur Station Ostia Antica. Auch vom Flughafen Fiumicino, Terminal 2, gibt es eine Busverbindung nach Ostia Lido (an der Station Lido Centro umsteigen in den Zug Roma-Lido und dann bis zur Station Ostia Antica).

Der Archäologische Park von Ostia ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Für den Besuch sollte man mindestens einen halben Tag einplanen und dabei auch das Museum mit den Funden aus den Ausgrabungen von Ostia besuchen.

Lage: Parco Archeologico di Ostia Antica, Viala degli Scavi, 00119 Roma

Links: www.ostiaantica.beniculturali.it; www.ostia-antica.org/dict.htm

Binnenhafen (Porto Fluviale) von Aquileia

In Aquileia gab es in der Antike neben dem direkt im Stadtgebiet gelegenen Binnenhafen auch einen außerhalb der Stadt gelegenen Seehafen, was die Stadt zum zentralen Warenumschlagplatz an der Adria machte. Noch heute sind anhand der Ausgrabungen die gewaltigen Ausmaße des antiken Binnenhafens gut zu erkennen.

In der Antike verliefen die Flüsse Natisone und Torre östlich von Aquileia gemeinsam in einem rund 50 Meter breiten Flussbett, das auf einer Länge von etwa 10 Kilometern auch für größere Schiffe schiffbar war. Man nimmt daher an, dass wegen dieser günstigen Lage der Fluss schon kurz nach der Gründung Aquileias Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. kanalisiert und zum Hafen umbaut wurde, der sowohl militärisch aber auch für den Handel genutzt wurde. Außerhalb der Stadt, in der Lagune der heutigen Stadt Grado, wurde zudem ein Seehafen angelegt, der das Tor zum Mittelmeer darstellte.

Im 1. Jahrhundert wurden die Hafenanlagen dann in Stein umgebaut und auch später mehrfach renoviert und erweitert. Wegen drohender Belagerungen der Stadt im Jahr im 3. und im 4. Jahrhundert n. Chr. wurden die Kais und Landungsanlagen dann zusätzlich befestigt und in die Verteidigungsanlagen der Stadt integriert.

Während der Jahrhunderte war der Hafen von Aquileia einer der wichtigsten Umschlagplätze für Waren aller Art, die entweder aus dem Norden oder über das Mittelmeer importiert wurden oder in den Werkstätten oder im Hinterland der Stadt produziert wurden. Erst als der Hafen mehr und mehr verlandete, nahm seine Bedeutung immer weiter ab und er geriet in Vergessenheit.

Erste Reste des antiken Hafens wurden zwar bereits um 1800 gefunden, aber erst bei Ausgrabungen zwischen 1926 und 1931 kamen monumentale Reste von Kais, Werften und Lagerhäusern zum Vorschein, die größtenteils aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. stammen und zu den heute besterhaltenen römischen Hafenanlagen zählen.

Die entlang des Flusses verlaufende Mole besaß sowohl einen oberen als auch einen 2 Meter tiefer liegenden unteren Landungssteg, an denen unterschiedlich große Schiffe anlegen konnten. Aber auch das Anlegen bei Ebbe, Flut oder Hochwasser wurde so erleichtert. Man kann neben den etwa 400 Meter langen Strukturen der westlichen Kais heute noch Lagerhäuser (horrea), Rampen und die Straßen erkennen, die den Hafen mit den Märkten der Stadt verbanden. Sogar die in regelmäßigen Abständen angebrachten Steinquader mit Lochbohrung, an denen die Schiffe vertäut wurden, sind noch vorhanden. Mehrere Brücken verbanden das östliche und westliche Ufer des Hafens.

Die von schattenspendenden Zypressen gesäumte Via Sacra wurde 1934 als Verbindungsweg zwischen dem Hafengelände, den Ausgrabungsgelände des Fondo Cossar und der Basilika angelegt. Sie wurde aus dem Aushub der Ausgrabungen aufgeschüttet und verläuft heute direkt auf dem ehemaligen Flussverlauf.

Die Hafenanlagen sind täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Porto Fluviale, Via Gemina, 33051 Aquileia

Link: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/binnenhafen

Basilika von Aquileia

Etwa einen halben Meter unterhalb des heutigen Bodenniveaus der Basilika Santa Maria Assunta wurden Ende des 19. Jahrhunderts die mit einer Fläche von etwa 760 qm wohl größten und bedeutendsten Mosaike aus dem frühen Christentum entdeckt und freigelegt.

Der ursprüngliche Bau der frühchristlichen, patriarchalischen Basilika von Aquilea wurde von Theodorus, dem Bischof von Aquileia, wahrscheinlich sogar bereits kurz vor dem Toleranzedikt von Kaiser Konstantin I. (313 n. Chr.) begonnen und bestand ursprünglich aus 3 großen rechteckigen Sälen, die mit Bodenmosaiken geschmückt waren. Die Nordhalle diente dabei wohl zur Feier der Messen, während in der parallel dazu liegenden Südhalle (katechumeneion) die Taufschüler ihre Unterweisungen erhielten. Im quer dazwischen liegenden Saal (consignatorium) fanden dagegen die Firmungen statt, mit der die Gläubigen die in die christliche Gemeinde aufgenommen wurden.

Bereits Mitte des 4. Jahrhunderts wurde der Komplex zu einer dreischiffigen Basilika vergrößert und im 5. Jahrhundert eine achteckige Taufkapelle angebaut. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts baute Patriarch Poppo die Basilika dann im romanischen Stil um und fügte einen 73 Meter hohen Glockenturm (Campanile) an. Nach einem Erdbeben im 14. Jahrhundert wurde das Dach im gotischen Stil rekonstruiert.

Die sogenannten „Theodorischen Mosaiken“ aus dem allerersten Kirchenbau wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und anschließend freigelegt. Sie befinden sich etwa einen halben Meter unterhalb des Bodenniveaus, was man noch gut an den Säulenbasen in der Basilika erkennen kann. Die etwas älteren Fußbodenmosaike in der Nordhalle zeigen dabei vor allem geometrische Formen, Tier- und Pflanzendarstellungen, während die Mosaike der Südhalle reichhaltiger gestaltet sind und auch Szenen mit Menschen darstellen. Während einige der Mosaike eindeutige christliche Bezüge haben (z.B. ein Hirte mit zwei Lämmern oder die Jonaslegende aus der Bibel), sind andere schwerer zu deuten und besitzen keine eindeutig christliche Symbolik.

Unter der Kirche liegen die „Krypta der Fresken“ (Cripta degli Affreschi) mit byzantinischen Fresken aus dem 12. Jahrhundert und die „Krypta der Ausgrabungen“ (Cripta degli Scavi), die Bodenmosaike aus vier verschiedenen Epochen besitzt. Westlich des Kirchenschiffs liegt die sogenannte „Heidenkirche“ (Chiesa dei Pagani), die die Basilika mit dem achteckigen Baptisterium verbindet. Nördlich der Basilika schließt sich die Bischofsresidenz (Palazzo Episcopale) an.

Seit 1998 gehört die Basilika von Aquileia zum UNESCO-Weltkulturerbe „Archäologische Stätte und patriarchalische Basilika von Aquileia”. Sie ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (am Sonntag jedoch nur nachmittags).

Lage: Basilica di Santa Maria Assunta, Piazza Capitolo 1, 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/die-basilika-von-aquileia; www.turismofvg.it/religi%C3%B6se-denkm%C3%A4ler/basilika-und-glockenturm-von-aquileia

Archäologisches Nationalmuseum Aquileia

Die neoklassizistische Villa mit dem von Arkadengängen gesäumten Innenhof bildet einen ansprechenden Rahmen für die außergewöhnlich schönen Stücke des Archäologischen Nationalmuseums von Aquileia.

Das Museum, das bereits 1882 gegründet wurde und eine der wichtigsten Sammlungen römischer Funde Norditaliens beherbergt, wurde 2018 umgestaltet und modernisiert. Ein Großteil der hier gezeigten Stücke stammt dabei aus Ausgrabungen in Aquileia.

In den 3 Etagen der neoklassizistischen Villa Cassis Faraone werden Fundstücke aus einer Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr. ausgestellt. Im Erdgeschoss befindet sich dabei eine Sammlung von Statuen, Portraitbüsten, Grabstelen, Reliefs und Inschriften, die einen guten Überblick über den Handel, die Wirtschaft und das tägliche Leben in Aquileia geben.

In den beiden oberen Stockwerken werden Gegenstände aus Keramik, Glas, Bernstein, Bronze, Münzen und Schmuck gezeigt. Diese sind dabei thematisch geordnet: von den Privaträumen eines Domus über Aquileia als Tor zum Mittelmeer bis hin zur Produktion von Waren.

In den Arkaden des großzügigen Gartens, der an den von Säulenhallen (peristyl) umgebenen Innenhof einer römischen Villa erinnert, befindet sich ein umfangreiches Lapidarium mit Mosaiken, Grabdenkmälern, Urnen, Inschriften und architektonischen Elementen. Auf einigen der Grabdenkmäler sind Schiffe oder Amphoren zu sehen, die auf die Funktion Aquileias als Handelsmetropole hinweisen.

Die Mosaiksammlung besteht aus einigen außergewöhnlich schönen Werken, die z.B. mythologische Szenen, Meerestiere oder auch Gladiatorenporträts darstellen. Besonders sehenswert ist dabei das aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammende sogenannte Schleifenmosaik (mosaico del fiocco): ein Bodenmosaik aus einem Wohnhaus in Aquileia, das Weinranken und Efeuzweige zeigt, die mit verschlungenen Bändern und einer Schleife verbunden sind.

Das Museum ist täglich außer Montag gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Aquileia, Via Roma 1, 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/archaeologisches-nationalmuseum; www.turismofvg.it/rnode/11392

Aquileia

Aquileia gehört zu den wichtigsten archäologischen Ausgrabungsstätten Italiens. Hier kann man heute auf einem Rundgang durch die Stadt sowohl ihre strategische und wirtschaftliche Funktion während der Römerzeit aber auch die frühchristliche Bedeutung als Bischofssitz anschaulich erfahren.

Aquileia war ursprünglich eine keltische Siedlung, in der im Jahr 181 v. Chr. zunächst rund 3000 Kriegsveteranen aus den römisch-gallischen Kriegen angesiedelt wurden. Der in der Provinz Gallia Cisalpina gelegene und zunächst rein militärische Außenposten besaß durch seine Lage im Süden der Pannonischen Tiefebene eine große strategische Bedeutung, u.a. während des Gallischen Krieges unter Julius Cäsar, während der Eroberung des Ostalpenraumes unter Kaiser Augustus und während der Markomannenkriege unter Kaiser Marc Aurel.

Die Lage am Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen (Via Postumia, Via Annia, Via Iulia Augusta und Via Gemina), die Rom mit den nördlichen und östlichen Provinzen verbanden, machte Aquileia schon bald auch zu einem bedeutenden Handelszentrum, das 90 v. Chr. als municipium römisches Bürgerrecht erhielt und später unter Kaiser Augustus zur römischen Bürgerkolonie (colonia) erhoben wurde. Die Stadt entwickelte sich zu einer der größten Städte im Römischen Reich und hatte am Ende der Kaiserzeit zwischen 70.000 und 100.000 Einwohner, zu denen nicht nur Römer gehörten, sondern auch Griechen, Ägypter, Syrer, Juden oder Kelten.

Der christlichen Überlieferung nach kam der Evangelist Markus persönlich nach Aquileia, um den noch jungen Glauben zu verkünden und hier den ersten Bischof einzusetzen. Ein Bischof von Aquileia wurde jedoch erst in der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. namentlich erwähnt. Das Patriarchat von Aquileia bestand allerdings von da an durchgehend bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts.

In Aquileia wurde neben Bernstein aus dem Ostseeraum und Eisen aus dem Noricum auch Holz, Leder, Getreide, Olivenöl und Wein gehandelt, über die Adria kamen Marmor, Edelsteine, aber auch Sklaven aus dem südlichen Mittelmeerraum auf die Märkte und es entstanden Betriebe für Glas, Eisenprodukte oder Amphoren. Durch die Kanalisierung des Flusses Natissa (Natiso) entstanden in Aquileia zwei Häfen (Ost- und Westhafen) mit Schiffswerften, in denen zahlreiche Schiffe gebaut wurden, und mit Lagerhäusern für Handelswaren.

Heute kann man die wechselvolle Geschichte der Stadt in den Ausgrabungen am Forum, dem Binnenhafen, in römischen Wohnhäusern (domus) und einer Nekropole erleben, aber auch in der frühchristlichen Basilika mit ihren herrlichen Fußbodenmosaiken, im Archäologischen Nationalmuseum und dem Frühchristlichen Museum. Seit 1998 gehört Aquileia daher zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätte und patriarchalische Basilika von Aquileia”.

Lage: PromoTurismo FVG, Via Giulia Augusta 11 (gegenüber des Busbahnhofs), 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de; www.turismofvg.it/arch%C3%A4ologische-st%C3%A4tten/ausgrabungsgel%C3%A4nde-von-aquileia

Canopen (Canopus)

Der wohl beeindruckendste Teil der Hadriansvilla ist der Nachbau des Canopus in Ägypten, der von Kolonnaden und Skulpturen gesäumt war und an dessen Ende sich ein spektakulärer Speisesaal befand.

Die zwischen 125 und 133 n. Chr. errichteten Canopen sind die Nachbildung eines im Nildelta zwischen der Stadt Canopus und Alexandria gelegenen Kanals. Kaiser Hadrian, der eine Vorliebe für ägyptische und griechische Kunst und Kultur hegte, ließ diesen innerhalb eines etwa 160 Meter langen terrassierten Gartens seiner Kaiserresidenz in Tibur nachbauen.

Der Canopus bestand aus einem schmalen Wasserbecken (euripus) mit einer Fläche von ca. 120 x 18 Metern. Es war ringsum von mehreren Kolonnaden und Pergolen umgeben, zwischen deren Säulen Kopien griechischer Statuen standen. Am südlichen Ende befand sich eine Grotte mit einem prächtigen Speisesaal mit Triclinium, von dem aus man einen herrlichen Blick auf das Wasser hatte.

Die heute rekonstruierten Kolonnaden an der Nordseite geben einen Eindruck, wie sich der Kanal in der Antike den Besuchern einst präsentiert haben könnte. Die beiden Statuen am nördlichen Scheitelpunkt stellen Hermes und den Krieger Theseus dar. Sie werden von zwei verwundeten Amazonen flankiert, die Nachbildungen von Statuen aus dem Tempel der Artemis in Ephesus sind. Neben einer der Amazonen ist die Statue eines Nilkrokodils zu finden, aus dessen Maul wohl Wasser in das Becken sprudelte.

Die westliche lange Seite des Wasserbeckens sind von 6 weiteren griechischen Statuen gesäumt: Nachbildungen von 4 Frauengestalten (Karyatiden), die am Erechtheion auf der Akropolis in Athen die Dachbalken tragen, und 2 Statuen von Silenos, einem Begleiter des Weingottes Dionysos, deren Originale das Dionysostheater in Athen schmückten.

Bei Ausgrabungen im 18. und Mitte des 20. Jahrhunderts wurde eine Vielzahl weiterer ägyptischer und griechischer, aber auch römischer Statuen entdeckt, z.B. Personifikationen des Nil und des Tibers oder Statuengruppen mit dem Meeresungeheuer Scylla, aber auch Porträts von Julius Caesar und von Hadrian, die aber nicht mehr vor Ort zu sehen sind.

Lage: Canopo, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Hadriansvilla (Villa Adriana)

Die Sommerresidenz von Kaiser Hadrian ist mehr als eine private Landvilla – sie ist vielmehr eine Palaststadt und sollte wohl vor allem repräsentieren. Der Kaiser ließ in seiner Residenz, deren Gestaltung und Planung er persönlich überwachte, viele Bauten nach griechischen und ägyptischen Vorbildern errichten.

Im antiken Ort Tibur ließ Kaiser Hadrian zwischen etwa 117 und 138 n. Chr. eine republikanische Landvilla, ein Erbe seiner Ehefrau Vibia Sabina, zu einer Sommerresidenz und seinem späteren Altersruhesitz umbauen. In 3 Bauphasen ließ er auf einer Fläche von ca. 120 Hektar den größten jemals von einem römischen Kaiser errichteten Landsitz erbauen und überwachte dabei den Bau persönlich.

Es entstand so eine regelrechte Palaststadt mit prachtvoll ausgestatteten Privaträumen für den Kaiser und seine Familie und repräsentativen Verwaltungs- und Gästebereichen, in der bis zu 20.000 Menschen lebten, davon rund 5.000 Sklaven. In der „Unterwelt“ der Villa befanden sich außerdem ein über 4 km langes Straßennetz und zudem Heizungen und hydraulische Anlagen. Allein 4 Aquädukte sorgten für die Versorgung mit Wasser.

Viele Gebäude waren dabei antiken Vorbildern nachempfunden, die Hadrian auf seinen Reisen in die griechischen und ägyptischen Provinzen beeindruckt hatten. Auffallend ist auch seine Vorliebe für Kuppeln und Rundbauten, die man z.B. in den insgesamt 4 Thermengebäuden der Villa, im Maritimen Theater oder im Serapeum finden kann.

Nach dem Tod des Kaisers wurde die Villa noch bis 3. Jahrhundert bewohnt, danach verfiel sie jedoch und wurde als Steinbruch genutzt. Viele Statuen und Gebäudeteile ließ Kardinal Ippolito II. d’Este im 16. Jahrhundert für den Bau seiner Villa d’Este abtransportieren und spätere Ausgrabungen „bereicherten“ Sammlungen von Adeligen in ganz Europa. Erst ab etwa 1870 setzte der Übergang in den Besitz des italienischen Königshauses weiteren Plünderungen ein Ende.

Heute sind etwa 30 Gebäude auf einer Fläche von ca. 40 Hektar zu besichtigen. Von einigen Gebäuden lässt sich der ursprüngliche Zweck nicht immer eindeutig herleiten. Manche der heute gebräuchlichen Bezeichnungen sind zudem irreführend und inzwischen widerlegt – was zusammen mit den verwinkelten und ineinander übergehenden Gebäudeteilen oft verwirrend erscheint.

Man kann jedoch anhand der Techniken beim Mauerwerk und der verwendeten Materialien bei Wänden und Böden gut auf die ehemalige Funktion schließen: je bunter und aufwendiger die Ausstattung, desto „kaiserlicher“ waren die Räume. Auch wenn z.B. auch Gästeunterkünfte mit aufwendigen, teppichartigen Mosaikböden ausgestattet waren, besaßen diese allerdings „nur“ schwarz-weiße Mosaike. Funktionale Räume für Bedienstete oder Wachen waren völlig schmucklos. Auch die Größe von Latrinen ist aufschlussreich: in den Privaträumen des Kaisers gab es private „Ein-Mann“-Latrinen, während ansonsten mehrsitzige Gemeinschaftslatrinen üblich waren.

Für den Rundgang in der Villa Hadriana sollte man mindestens 2, besser 3 Stunden einplanen. Hierbei kann man folgende Stationen besuchen:

  • Großer Portikus oder Poikile (Pecile) **
  • Saal der Philosophen (Sala dei Filosofi) *
  • Maritimes Theater oder Inselpavillon (Teatro Marittimo) **
  • Hof der Bibliotheken (Cortile delle Biblioteche)
  • Gästehaus (Hospitalia) *
  • Heliocaminus-Therme (Terme con Heliocaminus)
  • Kaserne der Feuerwache (Caserma dei Vigili)
  • Gebäude mit dorischen Pfeilern (Edificio con Pilastri Dorici) *
  • Goldener Platz (Piazza d’Oro) *
  • Gebäude mit Fischteich (Edificio con Peschiera) *
  • Kleine Therme (Piccole Terme) **
  • Große Therme (Grandi Terme) **
  • Wachkaserne (Pretorio)
  • Canopen (Canopo) **
  • Serapis-Tempel (Seapeo) **
  • Antiquarium **
  • Roccabruna-Turm (Torre di Rocca Bruna)
  • Kleiner Palast (Accademia)
  • Vestibül (Vestibolo)
  • Gebäude mit 3 Exedren (Edificio con Tre Esedre) **
  • Gartenstadion bzw. Nymphäum (Ninfeo/Stadio)
  • Antinoos-Heiligtum (Antinoeion)
  • Hundert Kammern (Cento Camerelle)
  • Tempel der Venus (Tempio di Venere)
  • Griechisches Theater (Teatro Greco)

Wer nur die wichtigsten Stationen besuchen möchte (gekennzeichnet mit **), benötigst mindestens 30 bis 45 Minuten Zeit, der etwas längere Rundgang (gekennzeichnet mit *), der z.B.  auch Teile des Kaiserpalastes einschließt, dauert ca. 60 bis 90 Minuten. Leider sind durch den teilweise schlechten Erhaltungszustand oft einzelne Gebäude wegen Renovierung oder Einsturzgefahr gesperrt.

Die Hadriansvilla gehört seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe und ist von etwa April bis September täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (am 1. Sonntag eines Monats ist der Eintritt kostenlos). Es werden auch Führungen in verschiedenen Sprachen angeboten. Im Besucherzentrum am Ticketoffice befindet sich auch ein Modell der Villa, mit dessen Hilfe man sich einen guten Überblick über die Gesamtanlage verschaffen kann.

Von Rom aus ist Tivoli gut mit dem Bus oder Zug zu erreichen und ist zusammen mit der ebenfalls in Tivoli gelegenen Villa d’Este ein schöner Ganztagesausflug von Rom.

Lage: Villa Adriana, Largo Marguerite Yourcenar 1, 00010 Tivoli

Links: www.levillae.com/de/die-staetten/villa-adriana; www.visittivoli.eu/le-ville/villa-adriana&lang=EN

Großer Portikus (Poikile)

Direkt hinter dem Zugangstor in der nördlichen Begrenzungsmauer erstreckt sich in Ost-West-Richtung eine künstlich angelegte Empfangsterrasse mit großen Wasserbecken und Säulengang (portikus), den man in der Antike gerne zum Lustwandeln nach dem Essen nutzte.

Die originale „Stoà Poikìle“ (griech.: „bemalte Säulenhalle“), die als Vorlage für diesen Portikus diente, war eine im 5. Jahrhundert v. Chr. erbaute monumentale Säulenhalle an der antiken Agora von Athen. Die hier angebrachten und von den bekannten griechischen Künstlern Micon und Polygnotos gestalteten Wandgemälde zeigten Darstellungen aus der griechischen Geschichte und Mythologie.

Kaiser Hadrian ließ sich von diesem berühmten Gebäude inspirieren und zwischen 125 und 133 n. Chr. in seiner Villa originalgetreu nachbilden. Man betrat den Großen Portikus (griech.: poikile), der hinter einer 9 Meter hohe Mauer lag, durch einen monumentalen Eingang mit doppelter Säulenreihe. Dahinter öffnete sich eine an allen 4 Seiten von Säulenumgängen umgebene Fläche von 232 x 97 Metern, in deren Mitte sich ein 106 x 26 m großer (Fisch-)Teich befand. An den Schmalseiten des Teiches lagen kleine Rundpavillons.

Der Poikile war sowohl als Empfangsterrasse für Gäste gedacht, aber auch als Wandelgang, in dem man nach dem Essen einen von den römischen Ärzten empfohlenen Spaziergang (ambulatio) machen konnte und dabei sowohl vor Sonne und Regen als auch von neugierigen Blicken geschützt war.

Auf der West- und Südseite befanden sich in den Stützmauern der Terrasse die „Hundert Kammern“, ein etwa 15 Meter hoher Unterbau, in dem auf 4 Etagen kleine fensterlose Zimmer mit Quartieren für ca. 1500 Personen (Wachen, Dienstboten oder Sklaven) lagen. Zudem waren hier auch Lagerräume und Latrinen untergebracht.

Heute ist vom Poikile nur noch die imposante nördliche Außenmauer und der riesige Teich zu erkennen. Die Säulen des Portikus sind allerdings mit Sträuchern markiert, so dass man sich die Monumentalität der Anlage noch gut vorstellen kann. Von den „Hundert Kammern“ sind an der Südseite der Terrasse noch gut die Öffnungen der Treppenaufgänge zu erkennen.

Lage: Pecile, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Capo di Bove

Die Ausgrabungen am Capo di Bove brachten vor wenigen Jahren einen erstaunlich gut erhaltenen privaten Thermenkomplex zum Vorschein, der zum ausgedehnten Landgut des Herodes Atticus und seiner Frau Annia Regilla gehörte.

Zwischen dem 3. und 4. Meilenstein an der Via Appia befand sich im 2. Jahrhundert n. Chr. das „Pagus Triopius“, ein Landgut, das dem reichen Athener Herodes Atticus und seiner römischen Frau Annia Regilla gehörte. Zur großen Villenanlage gehörten neben einem großen Privatbad auch ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen, auf denen Wein, Oliven, Getreide und Obst angebaut und Vieh gezüchtet wurde.

Im Mittelalter wurde die inzwischen zum päpstlichen Besitz gehörende Gegend wegen des in der Nähe gelegenen Grabmals der Cecilia Metella mit seinem markanten Ochsenkopffries auch „Capo di Bove“ genannt.

2002 wurde das Anwesen mit einer Fläche von 8.600 qm vom italienischen Staat erworben. Die Ausgrabungen im ehemaligen Weinberg brachten dabei eine private Thermenanlage aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zum Vorschein, die bis ins 4. Jahrhundert genutzt wurde.

In den in einem wunderschönen Garten gelegenen Ausgrabungen kann man auf einer Fläche von ca. 1400 qm neben dem Heißbad (caldarium), Laubad (tepidarium) und Kaltbad (frigidarium) auch Zisternen und Wasserleitungen finden. Viele der aufwendigen Mosaike und mehrfarbigen Marmorböden der Thermenanlage sind noch gut erhalten.

Das Capo di Bove ist seit 2008 täglich geöffnet und ist kostenlos zu besichtigen. In einem Gebäude ist ein Besucherzentrum untergebracht, in dem in einer Ausstellung u.a. interessante Videorekonstruktionen der Gebäude an der Via Appia gezeigt werden.

Lage: Complesso Capo di Bove, Via Appia Antica 222, 00178 Roma

Link: www.parcoarcheologicoappiaantica.it/luoghi/complesso-di-capo-di-bove

Maxentiusvilla

Kaiser Maxentius, einer der Kaiser der römischen Tetrarchie, ließ direkt an der Via Appia neben einem großen Palastkomplex ein Mausoleum für seinen Sohn Valerius Romulus und außerdem einen Circus errichten, der heute zu den am besten erhaltenen und größten Zirkusanlagen in der Gegend von Rom zählt.

Der riesige Komplex, den Kaiser Maxentius zwischen 306 und 312 n. Chr. als Mitkaiser während der Zeit der römischen Tetrarchie erbauen ließ, liegt knapp 2 römische Meilen von Rom entfernt auf einem kleinen Hügel direkt an der Via Appia. Ursprünglich lag hier wohl eine Landvilla (villa rustica) aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die der Kaiser für seinen neuen Palastkomplex, bestehend aus einem Palast, einem Circus und einem Mausoleum, umbauen ließ.

Das Mausoleum, ein zylindrischer Rundtempel, der sich innerhalb eines quadratischen Portikushofs befand, war ursprünglich als zweistöckiges Gebäude geplant, wurde allerdings nie ganz fertiggestellt. Der Pronaos, über den man das Mausoleum betreten konnte, lag im Südwesten und wurde im 19. Jahrhundert durch einen rechteckigen landwirtschaftlichen Anbau verdeckt, in dem sich Pferdeställe befanden.

Kaiser Maxentius ließ das Mausoleum ursprünglich als Grabanlage für sich und seine Familie errichten. Im Inneren befinden sich mehrere Nischen, die Platz für die Asche weiterer Mitglieder seiner Dynastie boten. Allerdings wurde hier nur sein 309 n. Chr. mit 14 Jahren früh verstorbener Sohn und geplanter Nachfolger Valerius Romulus bestattet.

Der Circus mit einer Länge von gut 500 Metern und einer Breite von etwa 70 Metern war für etwa 10.000 bis 18.000 Besucher ausgelegt. Auf der knapp 300 Meter langen Spina befand sich ein Obelisk, der 1650 von Bernini auf den 4-Flüsse-Brunnen an der Piazza Navona versetzt wurde. An der Westseite befanden sich zwischen zwei Türmen die Startboxen (carceres) und gegenüber der Haupteingang, die porta triumphalis. Eine Kaiserloge (pulvinar) lag an der Nordseite. Der Circus wurde vermutlich kurz nach dem Tod des Kaisersohns eröffnet und die Eröffnungsspiele gleichzeitig als Begräbnisspiele zu dessen Ehren begangen. Ob im Circus jemals weitere Wettkämpfe ausgetragen wurden, ist nicht belegt.

Vom Palast des Maxentius, der nördlich von Mausoleum und Circus lag, sind nur noch wenige Reste, wie z.B. die halbrunde Mauer des Audienzsaals, erhalten. Über einen überdachten Portikus, der zwischen der Villa und der Kaisertribüne verlief, konnte der Kaiser den Circus direkt von seiner Villa aus erreichen.

Erste Ausgrabungen auf dem Gelände begannen bereits um 1825, die Restaurierung erfolgte aber erst seit den 1960er Jahren. Seit 2014 ist das restaurierte Gelände, das von der Soprintendenza Archeologica di Roma verwaltet wird, täglich außer montags kostenlos zu besichtigen.

Lage: Villa e Circo di Massenzio & Mausoleo di Romolo, Via Appia Antica 153, 00179 Roma

Link: www.villadimassenzio.it/en

Aurelianische Mauer & Museo delle Mura

Die von Kaiser Aurelian errichtete und nach ihn benannte Stadtmauer ist heute noch zu einem Großteil erhalten. Auch viele der ursprünglichen Stadttore, an denen die römischen Ausfallstraßen begannen, werden noch heute genutzt. Im Museum delle Mura, das in einem dieser Stadttore untergebracht ist, erfährt man mehr über die Geschichte der Mauer.

Wegen der ab Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. verstärkt auftretenden Angriffe germanischer Stämme, die der Hauptstadt des Imperiums immer näher kamen, ließ Kaiser Aurelian um 271 n. Chr. eine neue Stadtmauer errichten. Diese umfasste nun auch die bereits weit über die aus Roms Königszeit stammende Severianische Mauer hinausgereichenden Stadtteile, wie z.B. das auf der anderen Seite des Tibers liegende Transtiberim, das Marsfeld (Campus Martius), den Esquilin-Hügel und den antiken Flusshafen (Emporium).

Mit ihrer Länge von gut 19 Kilometern, einer Höhe von 6 Metern etwa 3,5 Metern Dicke, 18 großen Toren und 383 Wachtürmen bildete die Aurelianische Mauer bis ins 20. Jahrhundert hinein die Stadtgrenze Roms. In den Bau wurden auch Teile des Aquädukts der Aqua Claudia, das Amphitheatrum Castrense im Osten, das Lager der Prätorianergarde (castra praetoria) im Nordosten und sogar große Grabmäler, wie z.B. die Grabpyramide des Gaius Cestius Epulo mit einbezogen.

An den Ausfallstraßen in die Provinz wurden Stadttore errichtet, die im Laufe der Zeit jedoch immer wieder erneuert, umgebaut oder auch wieder verschlossen wurden. Zu den wichtigsten gehörten (am Tiber im Norden beginnend und weiter im Uhrzeigersinn) folgende Stadttore:

  • Porta Flaminia (heute Porta del Popolo):
    hier begann die nach Norden zur Adria bei Rimini (Ariminum) führende Via Flaminia;
  • Porta Pinciana (oder Porta Salaria Vetus):
    Anfang der alten Salzstraße (Via Salaria), die an die Adriaküste bei Martinsicuro (Castrum Truentinum) führte;
  • Porta Salaria:
    Beginn der über den Apennin ebenfalls an die Adria verlaufenden Salzstraße Via Salaria Nova;
  • Porta Nomentana:
    Startpunkt der über Mentana (Nomentum) führenden Via Nomentana (das Tor wurde in der Renaissance zugemauert und durch die daneben errichtete Porta Pia ersetzt);
  • Porta Praetoriana:
    ursprünglich eines der Tore des Kastells der Prätoriandergarde, das in die Mauer integriert wurde;
  • Porta Tiburtina (heute Porta San Lorenzo):
    von hier gelangte man über die Via Tiburtina nach Tivoli (Tibur);
  • Porta Praenestina-Labicana (heute Porta Maggiore):
    Ausgangspunkt der Via Praenestina nach Palestrina (Praeneste) und der Via Labicana nach Labicum in den Albaner Bergen;
  • Porta Asinaria:
    Anfang der Via Asinaria, die die Via Latina, die Via Appia und die Via Ardeatina verband (das Tor wurde in der Renaissance durch die Porta San Giovanni ersetzt);
  • Porta Metronia (auch Porta Metrovia oder Porta Metropi):
    Beginn der Richtung Via Latina führenden Via Metropi;
  • Porta Latina:
    hier begann die nach Santa Maria Capua Vetere (Capua) in Kampanien führende Via Latina;
  • Porta Appia (heute Porta San Sebastiano):
    Start der nach Brindisi (Brundisium) führenden Via Appia Antica, in dem sich heute das Museo delle Mura befindet;
  • Porta Ardeatina:
    Anfang der Via Ardeatina, auf der man in die Stadt Ardea an der tyrrhenischen Küste gelangte;
  • Porta Ostiensis (heute Porta San Paolo):
    von hier aus führte die Via Ostiense nach Ostia;
  • Porta Portuensis:
    der auf der westlichen Tiberseite gelegene Beginn der Via Portuensis, die zum Hafen Portus Romae im Mündungsgebiet des Tiber führte;
  • Porta Aurelia:
    ebenfalls auf der Tiberwestseite gelegen und Anfang der nach Pisa (Pisae) führenden Via Aurelia (im 17. Jahrhundert abgerissen und durch die Porta San Pancrazio ersetzt);
  • Porta Septimiana:
    Beginn der Via Triumphalis, die entlang des westlichen Tiberufers zum vatikanischen Hügel verlief;
  • Porta Cornelia:
    Anfang der über die Ponte Elio zum Mausoleum von Hadrian (heute Engelsburg) und zum Vatikanhügel führenden Via Cornelia.

Die Aurelianische Mauer wurde nicht nur während der Zeit des Römischen Reiches, sondern bis ins 20. Jahrhundert hinein als Stadtmauer genutzt und ist daher heute noch eine der längsten, fast vollständig erhaltenen Stadtmauern.

Das im Jahr 1990 in der Porta San Sebastiano eröffnete Museo delle Mura, das zu den Städtischen Museen MIC (Musei in Comune Roma) gehört, gibt einen Überblick über den Bau und die Funktion der Aurelianischen Mauern. Von der oberen Terrasse aus hat man einen schönen Blick über Rom und die Campagna. Außerdem bietet das Museum Zugang in den inneren Laufgang eines ca. 350 Meter langen und noch gut erhaltenen Mauerabschnitts. Das Museum ist täglich außer Montag geöffnet, der Eintritt ist kostenlos.

Lage: Museo delle Mura, Via di Porta San Sebastiano 18, 00179 Roma

Link: www.museodellemuraroma.it/en

Caracalla-Thermen (Thermae Antoninianae)

Die unter den Kaisern Septimius Severus und Caracalla erbauten Thermen sind die zweitgrößten je in Rom errichteten und heute noch außergewöhnlich gut erhalten. Für ihren Bau wählten die im Volk eher unbeliebten Kaiser wohl bewusst ein eher ärmeres Stadtviertel, um den Plebs für sich zu gewinnen.

Zwischen dem Circus Maximus und dem Beginn der Via Appia Antica liegen die Caracalla-Thermen, die von Kaiser Septimius Severus bereits 206 n. Chr. geplant, aber erst von seinem Sohn, Kaiser Caracalla, zwischen 212 n. Chr. und 216 n. Chr. fertiggestellt wurden. Endgültig vollendet wurden sie allerdings erst 235 n.Chr. von ihren Nachfolgern. Sie waren zu dieser Zeit die größten öffentlichen Thermen Roms und wurden erst 306 n. Chr. von den Diokletiansthermen übertroffen. Man trug für ihren Bau sogar einen Teil des Aventinhügels ab und errichtete eigens eine neue Wasserleitung, die Aqua Nova Antoniniana.

Der in einem Park liegende Badekomplex hatte mit von 337 x 328 Metern Fläche gigantische Maße. Das 214 × 110 Meter große Badegebäude im Zentrum besaß bis zu 30 Meter hohe Räume und auf dem Gelände konnten sich gut 1500 Personen gleichzeitig aufhalten. Es kamen bis zu 6000 Besucher pro Tag und neben Garküchen und 2 Bibliotheken gab es hier auch das größte Mithräum Roms und wohl auch Bordelle. In den rund 50 Heizstellen wurden am Tag bis zu 10 Tonnen Holz verfeuert.

Das für eine Kaisertherme typisch symmetrisch angelegte Badegebäude besaß 2 Flügel. Über den Eingangsbereich eines jeden Flügels gelangte man zunächst in den Umkleideraum (apodyterium), an den je ein Sportplatz (palestra) und mehrere Schwitzbäder (laconia) anschlossen. Im darauffolgenden Heißbad (caldarium) mit 7 Heißwasserbecken vereinigten sich die Besucherströme wieder. Die Kuppel dieses Raumes war mit 35 Metern Durchmesser fast so groß wie die des Pantheon und sicher ein beeindruckender Anblick. Danach folgte das kleine Laubad (tepidarium) mit 2 Becken und schließlich ein riesiges, 58 x 24 Meter großes Kaltbad (frigidarium) mit 4 Kaltwasserbecken und Räumen für Massage, Maniküre, Haarentfernung und Friseure im Obergeschoss. Es gab mehrere Dampfschwitzbäder (sudatorium) und ein 50 × 22 Meter großes Hauptbecken (natatio) im Freien.

Alle Räume waren üppig ausgestattet mit Granitsäulen, Böden aus farbigen Marmor-Mosaiken, Wänden mit Glasmosaiken und reichlich Stuck und Fresken. Es gab künstliche Wasserfälle, Bronzespiegel, die das Sonnenlicht reflektierten, und Hunderte von Statuen und Skulpturen. Für einen reibungslosen Badebetrieb befand sich unter den Baderäumen ein Labyrinth von Heizkanälen, Wasserleitungen, Servicetunneln und Lagerräumen.

Die Thermen waren bis zu ihrer Zerstörung durch die Ostgoten 537 n. Chr. durchgehend in Gebrauch, verfielen jedoch danach und dienten als Steinbruch. In der Renaissance riss man dann sogar noch die prachtvollsten Mosaike heraus, um sie z.B. im Petersdom oder im Palazzo Farnese zu verbauen. Auch die Statuen, darunter auch der „Farnesische Stier“ oder der „Farnesische Herkules“, landeten während dieser Zeit in Sammlungen berühmter römischer Familien.

Zwischen 1824 und 1990 fanden hier systematische Ausgrabungen statt, so dass man heute noch einen guten Eindruck über die einstige Pracht erhält. Die Wände sind zum Teil noch bis zu 30 Meter Höhe erhalten und auch viele der Bodenmosaike sind noch vor Ort vorhanden. Trotz der Nähe zum Circus Maximus bleiben die Caracalla-Thermen vom Massentourismus noch größtenteils verschont.

Die Caracalla-Thermen sind täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet, wobei das Mithräum nur zu besonderen Anlässen zu besichtigen ist. Gegen Gebühr kann man auch einen Audioguide oder eine VR-Brille leihen. Vor allem im Sommer finden in den Caracalla-Thermen beliebte Opern- und Konzertaufführungen statt.

Lage: Terme di Caracalla, Viale delle Terme di Caracella 52, 00153 Roma

Links: www.coopculture.it/en/poi/baths-of-caracalla; www.turismoroma.it/de/places/die-caracalla-thermen

Engelsburg (Mausoleum von Hadrian)

Den wenigsten Besuchern ist bewusst, dass es sich bei der Engelsburg ursprünglich um das Mausoleum von Kaiser Hadrian handelte. Erst später wurde es in eine Burg umgewandelt, die unter anderem mehreren Päpsten als sicherer Zufluchtsort diente.

Die Engelsburg war ursprünglich Teil des 128 n. Chr. begonnenen Mausoleums von Kaiser Hadrian, das 139 n. Chr., im Jahr nach dessen Tod, von seinem Nachfolger Antoninus Pius vollendet wurde. Nach Hadrian wurden hier auch die Asche seiner Frau Sabina, seines Sohnes Lucius Aelius, mehrerer nachfolgender Kaiser (z.B. Antoninus Pius, Lucius Verus, Mark Aurel, Commodus, Septimius Severus) und zuletzt 217 n. Chr. die Urne von Kaiser Caracalla beigesetzt.

Der zylinderförmige Teil des Mausoleums stand auf einem quadratischen Sockel, hatte einen Durchmesser von 64 Meter und war ca. 20 Meter hoch. Im Inneren lag die eigentliche Grabkammer, über der – ähnlich wie beim Mausoleum des Augustus – ein mit Zypressen bepflanzter Erdhügel aufgeschüttet war. Darauf stand ein kleiner Rundtempel mit einer Quadriga, in der Hadrian als Sonnengott dargestellt wurde.

Vermutlich um 403 n. Chr. unter Kaiser Honorius wurde das Mausoleum in die Aurelianische Mauer integriert und in eine Zitadelle umgebaut. Im 10. Jahrhundert wurde die Engelsburg von den Päpsten als Festung, Gefängnis, Schatzkammer und Residenz genutzt. Ende des 13. Jahrhunderts ließ Papst Nikolaus III. die Engelsburg durch einen 700 Meter langen Verbindungsgang (Passetto di Borgo) mit dem außerhalb der Stadtmauern liegenden Vatikan verbinden, um sich bei drohender Gefahr unauffällig in die sichere Fluchtburg zurückziehen zu können.

Den heutigen Namen „Engelsburg“ verdankt sie einer Legende: Während einer Pestepidemie erschien dem damaligen Papst Gregor I. (590–604 n. Chr.) auf dem Mausoleum der Erzengel Michael und verkündete das Ende der Epidemie. Die Bronzestatue des Erzengels, die heute auf der Spitze der Engelsburg thront, stammt aus dem Jahr 1753.

Ab 1870 diente die Engelsburg als Militärgefängnis und Kaserne und ab 1901 als Historisches Museum. Heute ist hier das Nationalmuseum von Castel Sant’Angelo mit militärhistorischen und kunstgeschichtlichen Sammlungen untergebracht.

Das auf der westlichen Tiberseite liegende Mausoleum war durch eine Brücke, die Pons Aelius Hadrianus, mit dem Marsfeld verbunden. Ihr heutiges Aussehen mit den Statuen der Apostel Petrus und Paulus und der von Gian Lorenzo Bernini und seinen Schülern geschaffenen 10 Engelsstatuen stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Das Museum in der Engelsburg ist täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet. Mit dem Roma Pass reduziert sich die Eintrittsgebühr und jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt sogar kostenlos. Da es eine maximal zulässige Besucheranzahl gibt, empfiehlt sich eine Online-Reservierung!

Lage: Castel Sant’Angelo, Lungotevere Castello 50, 00193 Roma

Link: castelsantangelo.com

Ara Pacis

Der Ara Pacis Augustae wurde vom Senat von Rom gestiftet, um die Pax Augusta, die unter Kaiser Augustus errungene Friedenszeit, zu feiern. Sie folgte auf die jahrzehntelange Zeit der Bürgerkriege, die seiner Herrschaft vorangingen.

Der Friedensaltar wurde am 30. Januar 9 v. Chr. durch den römischen Senat eingeweiht und dem inneren Frieden gewidmet, den Kaiser Augustus dem Römischen Reich nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen brachte. Daher wurde er auch Ara Pacis Augustae (Altar des augusteischen Friedens) genannt.

Der aus Marmorblöcken errichtete Altar steht auf einem etwa 11,5 x 10,5 Meter großen Podium. Zu einem der beiden Eingänge führt eine kleine Treppe ins Innere. Hier befindet sich der eigentliche Altar, auf dem Opfer dargebracht wurden.

Die gesamten Umfassungsmauern des Monuments sind mit sehenswerten und noch gut erhaltenen Flachreliefs geschmückt. In einer der Opferprozessionen sind neben dem Kaiser seine Frau Livia, seine Tochter Julia, seine Neffen und Nichten, Adoptivkinder, weitere Verwandte und Freunde zu sehen.

Weitere Reliefs zeigen die wichtigsten Mythen Roms, z.B. die von der Wölfin gesäugten Zwillinge Romulus und Remus zusammen mit ihrem Vater Mars und eine Darstellung von Aeneas, dem Gründer der Juliusch-Claudischen Dynastie, aber auch der Stadtgöttin Roma und der Fruchtbarkeitsgöttin Tellus. Auf den Feldern im unteren Teil des Altars sind zwischen Ranken und Ornamenten über 90 verschiedene Pflanzen und unzählige Tiere zu entdecken.

Da der Altar häufig von Überschwemmungen des Tibers heimgesucht wurde, geriet er im 2. Jahrhundert n. Chr. in Vergessenheit und wurde schließlich überbaut. Im 16. Jahrhundert wurden einige Reliefs gefunden, die man aber nicht zuordnen konnte. Erst 1937, als weitere Reliefs ans Licht kamen, erkannte man deren Herkunft und konnte so den Altar rekonstruieren und etwas weiter nördlich des ursprünglichen Standorts wieder aufbauen.

Zum Schutz vor der Zerstörung durch Umwelteinflüsse ummantelte der Stararchitekt Richard Meier den Ara Pacis 2006 mit einer kubusförmigen Stahl-Glaskonstruktion, in der im Untergeschoss auch Platz für wechselnde Ausstellungen geschaffen wurde. Über die Längsseite der Museumswand zieht sich eine Abschrift der Res Gestae Divi Augusti, ein ursprünglich am Augustusmausoleum auf  Bronzetafeln angebrachter Rechenschaftsbericht des Kaisers Augustus.

Das Museo dell’Ara Pacis gehört zu den Städtischen Museen MIC (Musei in Comune Roma) und ist täglich geöffnet. Mit dem Roma Pass erhält man hier ermäßigten Eintritt.

Lage: Museo dell’Ara Pacis, Lungotevere in Augusta/Ecke Via Tomacelli, 00186 Roma

Links: www.arapacis.it/en; www.turismoroma.it/de/places/ara-pacis

Stadion des Domitian (Piazza Navona)

An der Form der langgestreckten Piazza Navona kann man auch heute noch ihren ursprünglichen Zweck erkennen: hier lag in der Antike ein Stadion für Wettkämpfe. Die meisten Besucher kommen an diesen Platz jedoch vor allem wegen des berühmten Vier-Ströme-Brunnens, der Straßenkünstler und der einzigartigen Atmosphäre.

Julius Caesar ließ 46 v. Chr. auf dem damals noch fast unbebauten Marsfeld ein erstes Stadion errichten, das vor allem für athletische Wettkämpfe genutzt wurde. Unter Kaiser Domitian wurde es im Jahr 85 n. Chr. zum Circus Agonalis (griech.: agón = Wettkampf), ausgebaut, der mit einer Breite von 106 Metern und einer Länge von 275 Metern monumentale Ausmaße besaß und in dem rund 30.000 Personen Platz fanden. Es war das einzige heute bekannte römische Stadion, das aus Stein errichtet wurde und hatte die Form eines langgezogenen Rechtecks mit halbrundem Abschluss an der Nordseite.

Nach einem Feuer Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde das Stadion unter Kaiser Severus Alexander restauriert und bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. auch für Gladiatorenspiele und später auch für Pferderennen genutzt, bevor es endgültig aufgegeben wurde.

Im Laufe der Jahrhunderte ersetzte man die Zuschauerränge dann durch Gebäude, deren Fassaden auch heute noch der ursprünglichen Form des Stadions folgen. Die Arena blieb als Platz erhalten, wurde im Mittelalter für Märkte, Ritterspiele und Volksfeste genutzt und im 17. Jahrhundert im Barockstil umgebaut.

Auf der Piazza befinden sich heute 3 prachtvolle Barockbrunnen. Der mittlere Brunnen, der Vier-Ströme-Brunnen (Fontana dei Quattro Fiumi), wurde zwischen 1648 und 1651 von Gian Lorenzo Bernini geschaffen und stellt die größten Ströme der bekannten Kontinente dar: Donau (Europa), Nil (Afrika), Ganges (Asien) und Rio della Plata (Amerika). Am Nordrand des Platzes liegt der Neptun-Brunnen (Fontana di Nettuno) und im Süden der Mohren-Brunnen (Fontana del Moro). Der Platz ist auch berühmt für seine Straßenkünstler und -maler, die Cafés und Souvenirstände und ist vor allem am Abend beliebter Treffpunkt sowohl für Römer als auch Touristen.

Die Ausgrabungen des antiken Stadions, die sich etwa 4,5 Meter unter dem heutigen Straßenniveau befinden, wurden 1936 entdeckt und sind nach einer längeren Restaurierungszeit in einem kleinen Museum zu besichtigen. Anhand von Fotos, Videos und mithilfe eines Audioguides wird die Geschichte des Sports in der Antike und des Stadions im Laufe der Jahrhunderte erläutert.

Das Museum ist täglich gegen Eintrittsgebühr für Besucher geöffnet. Der Eingang des Museums befindet sich in der Via di Tor Sanguigna 3.

Lage: Piazza Navona, 00186 Roma

Link: stadiodomiziano.com/homepage-de

Pantheon

Das Pantheon ist eines der am besten erhaltenen Gebäude des antiken Rom und beeindruckt durch seine gewaltige Kuppel aus römischem Gussbeton, die auch heute noch als größte freitragende Betonkuppel der Welt gilt.

Ein erster Tempel, der allen Göttern (griech.: pan = alle; theós = Gott) geweiht war, wurde zusammen mit weiteren Gebäuden um 25 v. Chr. vom Konsul Marcus Vipsanius Agrippa, einem engen Freund und späteren Schwiegersohn von Kaiser Augustus, auf dem Marsfeld errichtet. Schon damals bestand er aus einem Rundbau mit vorgebauter Säulenhalle (pronaos), besaß aber vermutlich noch kein Kuppeldach.

Beim großen Brand von Rom 80 n. Chr. wurde der Tempel stark beschädigt und daraufhin von Kaiser Domitian restauriert. Nach einem weiteren Brand im Jahr 110 n. Chr. ließ ihn Kaiser Hadrian zwischen 118 und 125 n. Chr. wieder aufbauen und zusätzlich mit einer Kuppel krönen und gab ihm so die Form, die wir fast 2000 Jahre später immer noch bewundern können.

Das Pantheon wurde bis ins 5. Jahrhundert n Chr. als Tempel genutzt. Anfang des 7. Jahrhunderts wurde er zur Kirche Santa Maria ad Martyres geweiht, in der man die Gebeine von Märtyrern aufbewahrte. Später wurde sie zur Grabeskirche der italienischen Königsfamilie und berühmter Persönlichkeiten. Man findet heute noch in den Nischen die Gräber von König Vittorio Emanuele II., König Umberto I. und dessen Gemahlin Margherita di Savoia, sowie das Grab des Malers Raffael.

Im 17. Jahrhundert ließ Papst Urban VII. vom Architekten Bernini zwei Glockentürme entwerfen und zu beiden Seiten des Giebels anbringen. Diese von der römischen Bevölkerung spöttisch als „Eselsohren“ bezeichneten Türme wurden allerdings 1883 wieder entfernt.

Man betritt das Pantheon heute über eine ca. 33 x 15 Meter große Säulenhalle mit dreieckigem Giebel, auf dem die von Hadrian angebrachte Widmung für Agrippa zu lesen ist. Bei der 6 Meter hohen Bronzetür, durch die man in die Rotunde gelangt, soll es sich noch um die Originaltür aus dem Tempel des Agrippa handeln.

Die zylinderförmige Cella ist beeindruckende 43 Meter hoch und besitzt einen Durchmesser von ebenfalls 43 Metern. Die Wände sind in 8 Zonen eingeteilt, in die jeweils Nischen und Ädikulen eingelassen sind, in denen in der Antike vermutlich Statuen aufgestellt waren und die später in Altäre und Grabnischen umgewandelt wurden.

Darüber wölbt sich die Kuppel aus römischem Gussbeton (opus caementicium), die innen in 5 Reihen à 28 Kassetten untergliedert ist. Die Kassetten dienten nicht nur der Optik, sondern auch der Verringerung des Deckengewichts. Die Öffnung in der Kuppel (opaion bzw. oculus), durch die das Licht (aber auch der Regen) in den Innenraum fällt, hat einen Durchmesser von 9 Metern. Sie bildet zusammen mit dem Eingangsportal die einzige natürliche Lichtquelle und erzeugt im Inneren des Raums faszinierende Lichtspiele.

Der Boden der Rotunde ist aufwendig mit verschiedenfarbigen Marmorintarsien ausgelegt und besitzt in der Mitte 22 geschickt in die Gestaltung des Bodens integrierte Abflusslöcher, in denen das Regenwasser abfließen kann.

Die geometrisch perfekt berechnete und harmonisch gestaltete Kuppel des Pantheon war weltweite Vorlage für eine ganze Reihe von Rotunden, wie z.B. das Panthéon in Paris, das Kapitol in Washington, die Rotunde im Alten Museum in Berlin, die Kirche Santa Marija Assunta in Mosta (Malta) oder auch der Kuppel des Petersdoms in Rom, die ursprünglich größer geplant war, aber dann doch nur mit einem ein paar Metern kleineren Durchmesser ausgeführt werden konnte.

Das Pantheon ist täglich kostenlos geöffnet. Allerdings können sich in der Saison schon mal größere Warteschlangen vor dem Eingang bilden, da die maximale Besucherzahl auf 160 Personen/halbe Stunde begrenzt ist. Am Samstag, Sonntag und an Feiertagen ist der Besuch nur nach voriger Online-Reservierung unter pantheon.cultura.gov.it/en möglich.

Lage: Pantheon, Piazza della Rotonda, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/das-pantheon

Domus Romane

Die römischen Wohnhäuser, die sich unter dem Palazzo Valentino befinden, gehörten sicher einst einflussreichen römischen Familien. Hier wurden neben den beiden Patrizierhäusern auch ein privates Bad und ein Gebäude gefunden, bei dem es sich um den Trajanstempel des in unmittelbarer Umgebung liegenden Trajansforums handeln könnte.

Nur wenige Meter vom Trajansforum entfernt und 7 Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus wurden 2005 unter dem Keller des im 16. Jahrhundert erbauten Palazzo Valentini, dem Sitz der Provinzverwaltung Roms, die Überreste zweier römischer Patrizierhäuser und einer Badeanlage entdeckt.

Die Gebäude der rund 2.000 qm großen Ausgrabung stammen aus dem 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. und wurden bis ins 6. Jahrhundert genutzt, als – vermutlich nach einem Erdbeben – Teile der Gebäude einstürzten und durch ein anschließendes Feuer weiter zerstört wurden.

Die archäologischen Überreste wurden in ein Museum umgewandelt, das 2010 eröffnet wurde und die Ausgrabungen anschaulich und eindrucksvoll mit Videos und Grafiken aufbereitet. Im Rahmen einer rund 90-minütigen mulitimedialen Führung mit Licht- und Toneffekten bewegt man sich zum Teil auf wie ein Fenster in die Vergangenheit wirkenden Glasböden direkt über den archäologischen Ausgrabungen. Mit Hilfe von Computeranimation und virtuellen Rekonstruktionen werden dabei die einst prächtigen Fresken, Wanddekorationen, Marmorböden, Bodenmosaike, Säulen und Möbel auf die archäologischen Überreste projiziert und lassen die antiken Räume in lebendiger Weise wieder auferstehen.

Neben dem Badegebäude mit verschieden temperierten Baderäumen und einem Wasserbecken gelangt man in die Wohnhäuser mit Schlafzimmern, einem monumentalen Treppenhaus, einer Bibliothek, Küchen und einem Peristyl. Sogar und auch Reste einer römischen Straße sind zu sehen. Am Ende der Führung liegen die Überreste eines großen, vermutlich öffentlichen oder sakralen Gebäudes mit massiven Säulen und Gewölbedecken, das eventuell der Trajanstempel gewesen sein könnte. Hier erwartet einen die virtuelle Rekonstruktion des Trajansforums mit der Basilica Ulpia, den Bibliotheken und der Trajanssäule, die man durch ein kleines Fenster auch real und aus nächster Nähe ansehen kann.

Das Museum ist täglich außer dienstags geöffnet. In der nicht ganz billigen Eintrittsgebühr ist eine Führung (englisch oder italienisch) enthalten, die sich unbedingt lohnt. Am besten online vorab reservieren, denn die Besucheranzahl pro Führung ist auf kleine Gruppen gegrenzt! Der Eingang zum Museum liegt am Trajansforum an der Piazza Foro Traiano 85. Fotos oder Videos im Inneren des Museums sind leider nicht erlaubt.

Lage: Le Domus Romane di Palazzo Valentini, Via IV Novembre, 119a, 00187 Roma

Link: www.palazzovalentini.it/domus-romane/index-en.html

Trajanssäule (Columna Traiana)

Die rund 35 Meter hohe Trajanssäule ist für die Altertumsforschung ein wahrer Glücksfall: sie erzählt in Tausenden von Bildern nicht nur von den militärischen Erfolgen während der beiden Dakerfeldzüge von Kaiser Trajan, sie gibt auch einen guten Überblick über Architektur und Bauweise römischer Kastelle und Brücken und die militärische Ausrüstung der Legionen Roms.

Die heute noch fast im Originalzustand erhaltene Trajanssäule misst vom Sockel bis zur Säulenspitze rund 35 Meter und wurde, laut Inschrift auf dem Piedestal, vom Senat und Volk von Rom aufgestellt „um zu zeigen, wie hoch der Hügel und das Gelände war, das für diese umfangreichen Baumaßnahmen entfernt wurde“. Sie stand zwischen den beiden Bibliotheksteilen des Trajansforum und war bei ihrer Einweihung 113 n. Chr. das letzte der dort aufgestellten Bauwerke.

Die Säule beeindruckt vor allem durch ihr etwa 60-75 cm hohes, 200 Meter langes und in 23 Windungen spiralförmig um die Säule laufende Fries, das aus in den Stein gemeißelten Reliefs mit insgesamt über 2500 Personen in 155 Szenen besteht. Die Säule wurde durch eine vergoldete Statue des Kaisers gekrönt, in ihrem Sockel wurde im Jahr 117 n. Chr. die Urne mit der Asche von Trajan beigesetzt. Im Inneren lag eine Wendeltreppe mit 185 Stufen, über die man bis auf die Plattform hinaufgelangte, von wo aus sich ein guter Blick über das Forum bot.

Die vermutlich einst farblich gestaltete Säule zu Ehren des Kaisers ist ein wahres Manifest seiner Triumphe. Auf ihr wurden seine Siege und Erfolge während der Dakerfeldzüge der Jahre 101/102 und 105/106 n. Chr. verewigt, mit denen er die Donaugrenze des römischen Reiches für viele Jahrzehnte sichern und dem römischen Reich die neue römische Provinz Dacia einverleiben konnte.

In diesem wie ein aus Bildern bestehenden Kriegstagebuch sind viele Schlüsselszenen der Feldzüge erkennbar: die Schlacht bei Tapae, der Bau der Donaubrücke nahe des heutigen rumänischen Dobreta, die Eroberung der dakischen Hauptstadt Sarmizegetusa Regia, der Selbstmord des Daker-Königs Decebalus angesichts der verlorenen Schlacht und der Abtransport der dakischen Gefangenen nach Rom. Dazwischen sind Kampfszenen mit römischen Bogenschützen und Panzerreitern, niedergebrannte Dörfer, Opferrituale und Siegesfeiern, aber auch die dakische Flora und Fauna und römische Soldaten bei der Ernte dargestellt. Der Kaiser selbst ist fast 60 Mal zu sehen.

Die Reliefs wurden von der Luftverschmutzung bereits stark in Mitleidenschaft gezogen und weisen bereits deutliche Verwitterungsspuren auf. Glücklicherweise gibt es von der Säule heute zahlreiche und noch deutlich besser erhaltene Gipsabgüsse aus dem 19. Jahrhundert, die heute im Museo della Cività Romana, aber auch in verschiedenen internationalen Ausstellungen zu sehen sind. Die heute auf der Spitze thronende Figur stellt den Apostel Petrus dar und stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Die Trajanssäule ist Teil der Area archeologica dei Fori Imperiali und kann täglich gegen Eintrittsgebühr besichtigt werden (Kombiticket mit Palatin und Forum Romanum). Da allerdings die Wendeltreppe im Inneren nicht für Besucher zugänglich ist, kann man die Säule auch genauso gut von außerhalb des Ausgrabungsgeländes besichtigen.

Lage: Colonna Traiana, Piazza Foro Traiano, 00187 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/die-trajanss%C3%A4ule

Blick auf die Szenen der Trajanssäule

Mamertinischer Kerker (Carcer Tullianum)

Der mamertinische Kerker wurde schon in frührömischer Zeit als Staatsgefängnis genutzt und ist wohl die älteste Todeszelle der Welt. Für die meisten der hier Eingekerkerten bedeutete es das sichere Todesurteil, denn sie wurden entweder gleich vor Ort oder öffentlich im Circus hingerichtet.

Am Fuß des Kapitols und in unmittelbarer Nähe zum Comitium und den Gerichten wurde wohl bereits im 7. oder 8. Jahrhundert v. Chr. eine Gefängniskammer in den Felsen geschlagen. Der darunterliegende Kerker wurde laut Legende im. 6. Jahrhundert v. Chr. unter der Herrschaft von Servius Tullius, dem 6. König von Rom, errichtet und nach ihm benannt.

Nach einer Verurteilung oder der öffentlichen Zurschaustellung in einem Triumphzug wurden die Gefangenen vom oberen Kerker (carcer) durch ein Loch in den unteren Kerker, das Tullianum, hinabgelassen. Wer hier eingesperrrt war, kam in den seltensten Fällen wieder auf freien Fuß, denn eine Inhaftierung mit späterer Freilassung war im römischen Strafrecht nicht üblich. Meist wurden die Gefangenen im Tullianum gefoltert und direkt vor Ort erdrosselt oder geköpft – wenn sie nicht im Colosseum oder Circus öffentlich hingerichtet wurden. Das Tullianum war praktischerweise mit der Cloaca Maxima verbunden, in die die Verbrecher nach ihrer Hinrichtung gleich „entsorgt“ werden konnten.

Der heute sichtbare untere Teil der Fassade stammt aus der frühen Kaiserzeit, während der sie laut einer Inschrift von den Konsuln Rufinus und Nerva erneuert wurde. Der Kerker wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt. Der Name Carcer Mamertinus entstand erst in nachrömischer Zeit und bezieht sich möglicherweise auf einen in der Nähe befindlichen Tempel des Mars.

Zu den prominentesten Insassen des Kerkers gehören der numidische Usurpator Jugurtha, der Gallierfürst Vercingetorix, einige Mitglieder der Catilina-Verschwörung und die Apostel Petrus und Paulus. Letztere sollen während ihrer Inhaftierung mehrere Mitgefangene zum Christentum bekehrt und in einer wundersam entsprungenen Quelle getauft haben.

Der Ort der Einkerkerung der Apostel wurde angeblich bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. in die Kirche San Pietro in Carcere umgewandelt und im 16. Jahrhundert darüber die heute noch genutzte Kirche San Guiseppe dei Falegnami (Hl. Josepf der Zimmermann) erbaut. Am Peter-und-Paul-Altar im Mamertinum ist ein auf dem Kopf stehendes Kreuz angebracht, das an den Kreuzigungstod des Hl. Petrus erinnern soll. An der Säule daneben waren die Apostel während ihrer Inhaftierung angeblich angekettet.

Der Mamertinische Kerker befindet sich außerhalb des Forums und kann täglich gegen Eintrittsgebühr besucht werden. Seit der Restaurierung im Jahr 2016 befindet sich im Kerker auch ein kleines Museum. Im Ticketpreis ist ein Audioguide inbegriffen.

Lage: Carcer Tullianum Museo, Clivo Argentario 1, 00186 Roma (der Zugang befindet sich auf der Treppe der Clivo Argentario)

Kaiserpalast (Domus Augustana)

Kaiser Domitian ließ sich direkt neben den Flavischen Palast seine Privatresidenz errichten, die aus mehreren luxuriös eingerichteten Gebäudeteilen bestand und mit mehreren Säulengängen, Gärten und Wasserbecken ausgestattet war.

Die Domus Augustana lag auf dem Palatin und schloss sich direkt östlich an den Flavischen Palast an, zu dessen Komplex sie gehörte. Sie diente Kaiser Domitian als private Residenz und bestand aus zwei Gebäudeteilen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden.

Der Eingang in den Palast befand sich im Norden und lag direkt neben dem Eingang in den Flavischen Palast. Die nördliche Gebäudehälfte, die eher repräsentative Funktion hatte, lag auf gleicher Ebene wie der Flavische Palast und wurde vermutlich zeitgleich erbaut. Hier lagen die Räume rund um zwei Peristyle, die von Säulengängen umgeben waren. In der Mitte des zentralen Peristyls lag ein Wasserbecken mit einem kleinen Heiligtum. Im südlichen Bereich der oberen Ebene gab es einen großen halbrunden Saal, an den Wohn-, Schlaf- und Baderäume angrenzten.

Die südliche Gebäudehälfte, die etwas später als der Nordteil erbaut wurde und dem Kaiser und seiner Familie vorbehalten war, lag 12 Meter tiefer und gruppierte sich um eine große, ungewöhnlich geformte Brunnenanlage, die inmitten eines üppigen Gartens und einer Säulenhalle lag. Sie wurde im Süden von einer halbrunden Exedra abgeschlossen, von der aus man einen Blick auf den Circus Maximus hatte.

Der Eintritt zur Domus Augustana ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, es ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich. Der tiefer gelegene Gebäudebereich ist momentan nicht zugänglich und kann nur von der oberen Ebene aus betrachtet werden.

Lage: Domus Augustana, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Flavischer Palast (Domus Flavia)

Der Flavische Palast wurde von Kaiser Domitian errichtet und erstreckte sich fast über das gesamte Zentrum des Palatin. Er verfügte sowohl über öffentliche Repräsentationsräume als auch über einen privaten Flügel für den Kaiser (die Domus Augustana) und ein Stadion.

Bereits Kaiser Augustus ließ auf dem Palatin seine Privatresidenz erbauen und auch seine Nachfolger, wie Tiberius oder Nero, bauten auf dem Palatin ihre Residenzen.

Um 92 n. Chr. ließ Kaiser ​​Domitian auf dem Palatin-Hügel eine gigantische Kaiserresidenz erbauen. Sie wurde über älteren republikanischen Gebäuden errichtet, die zugeschüttet wurden, um eine ebene Fläche zu erhalten und dienten den römischen Kaisern bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. als kaiserliche Residenz.

Der westliche Teil des Gebäudekomplexes diente dabei repräsentativen Zwecken, der östliche Teil bildete als Domus Augustana die Privatresidenz des Kaisers, an die sich das palatinische Stadion anschloss. Die Räume waren reich mit Mosaikböden und Wandfresken dekoriert und luxuriös eingerichtet.

Die öffentlichen Repräsentationsräume des Kaiserpalastes lagen rund um einen großen Innenhof (peristyl) mit einem Wasserbecken mit einem achteckigen labyrinthartigen Brunnen. An der Nordseite des Peristyls befand sich der rund 30 x 39 Meter große Thronsaal (aula regia), in dem der Kaiser Audienz hielt.

Westlich davon lag ein dreischiffiger Raum, der vermutlich als Sitzungssaal oder Basilika diente und unter dem man einen mit Isisfresken ausgeschmückten Raum (aula isiaca) ausgegraben hat. Unter dem östlich des Peristyls gelegenen Raum, in dem möglicherweise die Prätorianergarde untergebracht war, fand man Stuckdekorationen eines republikanischen Hauses mit Darstellungen von Greifen.

An der Südseite des Peristyls lag eine große Halle mit Apsis, die als Speisesaal (triclinum) diente und als cenatio iovis (Speiseraum des Jupiter) bezeichnet wurde. Sie war mit einer Heißluftheizung versehen und mit einem mehrfarbigen Marmorboden ausgelegt. Über große Fenster konnte man auf zwei symmetrisch neben dem Speisesaal liegende ovale Wasserspiele blicken, von denen eines heute noch gut erhalten ist. In weiteren Räumen an der Südseite des Speisesaals befanden sich vermutlich Bibliotheken.

Der Eintritt zum Flavischen Palast ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich.

Lage: Domus Flavia, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Saturntempel

Der Saturntempel gehört zu den ältesten Bauwerken auf dem Forum und wurde bereits in der Gründungszeit Roms errichtet – die Legende behauptet sogar, dass der Halbgott Hercules persönlich den Altar des Saturn geweiht habe.

Die Quellen datieren den Bau des ersten Saturntempels noch in die römische Königszeit, jedoch ist es wahrscheinlicher, dass der Tempel zwar vom letzten römischen König Lucius Tarquinius Superbus geplant, aber erst nach seiner Vertreibung zwischen 497 und 501 v. Chr., d.h. in frührepublikanischer Zeit, erbaut wurde. Er wurde vermutlich im 2. Jahrhundert v. Chr. umgebaut, sein ursprüngliches Erscheinungsbild blieb über die Jahrhunderte hinweg aber weitestgehend beibehalten.

Erst im Laufe weitreichender Bautätigkeiten auf dem Forum im Jahr 42 v. Chr. plante der Konsul Munatius Plancus auch einen Neubau des Saturntempels, der 32 v. Chr. fertiggestellt wurde. Auf einem Podium erhob sich der Tempel mit einer Gesamthöhe von gut 28 Metern und einem Vorbau mit 6 Säulen an der Front und je 1 seitlichen Säule, deren Optik durch jeweils 10 weitere, an die Cella angefügte Halbsäulen an der Seitenwand des Tempels weitergeführt wurde.

Nach einem Brand, vermutlich im frühen 4. Jahrhundert n. Chr., wurde der Tempel wieder aufgebaut und wurde bis in die Spätantike hinein genutzt. Heute sind vom Tempel nur noch die 8 Säulen des Vorbaus mit einem Teil des Giebels und das Podium erhalten, die jedoch einen guten Eindruck von der einstigen Größe des Tempels geben.

Saturn war der Gott des Reichtums, des Ackerbaus und der Freiheit, daher war im Saturntempel neben dem Staatsarchiv, in dem wichtige Dokumente, Geburtsregister und Gesetze aufbewahrt wurden, auch der römische Staatsschatz (aerarium) aufbewahrt. Unter der Haupttreppe des Tempels wurden zudem öffentliche Dokumente und Gesetze angebracht und an der Ostwand des Podiums täglich die öffentlichen Bekanntmachungen (acta diurna) angeschlagen.

Am jährlichen Saturnalien-Fest am 17. Dezember feierte das römische Volk die Tempelweihe. Nach dem Opferritual vor dem Tempel wurde die Saturn-Statue von ihren Fußfesseln befreit, die sie sonst den Rest des Jahres trug. Daran schlossen sich eine mehrtägige Festzeit an mit Trink- und Festgelagen und man tauschte Geschenke aus, wohl eine Art Mischung aus unserem heutigen Weihnachten und der Karnevalszeit. Die streng hierarchische Gesellschaftsordnung wurde dabei teilweise auf den Kopf gestellt und Sklaven genossen ungewohnte Freiheiten: sie durften sich als Herren verkleiden, wurden sogar mitunter von ihrer eigentlichen Herrschaft bedient und durften ihnen einmal ungestraft ihre Meinung sagen.

Der Saturntempel ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Saturno, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südwestlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo westlich der Basilica Iulia)

Septimius-Severus-Bogen

Der heute noch fast vollständig erhaltene Triumphbogen feiert den Sieg des Kaisers Septimius Severus gegen die Parther. Die Widmungsinschrift ehrte ursprünglich auch seine beiden an den Feldzügen beteiligten Söhne Caracalla und Geta. Nachdem Caracalla jedoch seinen Bruder ermorden ließ, wurden auf dem Bauwerk sämtliche Hinweise auf Geta ausgelöscht.

Septimius Severus war der erste vom afrikanischen Kontinent stammende Kaiser Roms. Er wurde nach der Ermordung von Kaiser Pertinax 193 n. Chr. von den pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen und konnte sich im Vierkaiserjahr letztendlich auch militärisch gegen seine Konkurrenten durchsetzen. In den Jahren 195 und 197/198 n. Chr. führte Septimius Severus zwei Feldzüge gegen das Reich der Parther im Osten und richtete die neuen Provinzen Mesopotamia und Osrhoene ein.

Der 203 n. Chr. erbaute Triumphbogen wurde zu Ehren von Septimius Severus und seinen Söhnen Marcus Aurelius Severus Antoninus (Caracalla) und Publius Septimius Geta errichtet. Er besteht aus drei Torbögen, die von 4 korinthischen Säulen flankiert und mit Marmor verkleidet sind. Mit seiner Größe von gut 23 x 11 Metern und einer Höhe von knapp 21 Metern beherrscht er als einer der größten antiken Triumphbögen den westlichen Teil des Forums.

Auf dem Bogen sind die militärischen Erfolge des Kaisers dargestellt. Über den beiden kleineren Bögen wird in einem Fries sein Triumphzug durch Rom nach dem Sieg über die Parther dargestellt. An den Sockeln sind parthische Kriegsgefangene abgebildet, die von römischen Soldaten abgeführt werden. Auf der Attika stand ursprünglich eine von 6 Pferden gezogene Quadriga mit Statuen von Septimius Severus, Caracalla und Geta.

Nach dem Tod von Septimius Severus 211 n. Chr. traten seine Söhne und Mitregenten gemeinsam seine Nachfolge an, Caracalla ließ allerdings seinen Bruder Geta noch im gleichen Jahr ermorden und verhängte über ihn die damnatio memoriae, indem er sämtliche Bilder und Inschriften, die sich auf Geta bezogen, auf dem Bogen entfernen ließ. Die Tilgung des Namens auf der Inschrift ist auch heute noch gut zu erkennen.

Da der Triumphbogen im Mittelalter Teil der Festungsanlagen Roms wurde, ist er heute noch relativ gut erhalten.

Der Septimius-Severus-Bogen ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Arco di Settimio Severo, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im westlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Saturntempel und der Curia Iulia)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/archus-of-septimius-severus

Curia Iulia

Die Curia, die in republikanischer Zeit als Sitz des römischen Senats das Zentrum der wichtigsten politischen Entscheidungen war, ist eines der repräsentativen Gebäude Roms, das sogar bis in die römische Königszeit zurückzuführen ist. Ihr heutiges gut erhaltenes Aussehen verdankt sie ihrer Umwandlung in eine Kirche in nachrömischer Zeit.

Ein erster Bau des Senatsgebäudes (Curia Hostilia) entstand bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. und soll von Tullus Hostilius, dem dritten König Roms, errichtet worden sein. Dieser Bau wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert, umgebaut und restauriert.

Unter dem Diktator Lucius Cornelius Sulla wurde um 80 v. Chr. die Anzahl der Senatsmitglieder verdoppelt, was eine Vergrößerung des Senatsgebäudes notwendig machte. Die nach Sullas Familiennamen benannte Curia Cornelia wurde allerdings 52 v. Chr. während der Unruhen des Bürgerkriegs von Anhängern des Publius Clodius Pulcher angezündet und brannte dabei völlig ab.

Der Nachfolgerbau wurde bereits um 45 v. Chr. während der Diktatur von Gaius Iulius Caesar zu klein für die nunmehr abermals vergrößerte Zahl der Senatsmitglieder, so dass eine neue Curia geplant wurde. Diese Curia Iulia wurde 29 v. Chr. unter Kaiser Augustus fertiggestellt, lag zum Standort der bisherigen Curia leicht Richtung Osten versetzt und schloss direkt an das ebenfalls neu errichtete Caesarforum an.

Die Curia Iulia wurde 94 n. Chr. von Kaiser Domitian restauriert, 283 n. Chr. durch einen Brand zerstört und daraufhin von Kaiser Diokletian in fast identischem Aussehen wieder aufgebaut. Der heute erhaltene Bau mit einer Fläche von etwa 28 x 25 und einer Höhe von ca. 30 Metern entspricht weitestgehend dieser Curia Diocletiani.

Bei der Umwidmung der Curia in die Basilika Sant’Adriano al Foro im 7. Jahrhundert wurde am Äußeren des Gebäudes nur wenig verändert. So ist sie auch heute noch so gut wie komplett erhalten und gibt einen guten Eindruck vom Aussehen der Forumsgebäude in der Antike.

Entgegen einigen Behauptungen wurde Iulius Caesar übrigens nicht an diesem Ort niedergestochen. Zum Zeitpunkt des Mordes an den Iden des März 44 v. Chr. tagte der Senat in der Curia Pompeia, die sich auf dem Marsfeld westlich des Kapitolshügels befand.

Die Curia Iulia ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Curia Iulia, Parco archeologico del Colosseo, 4, 00186 Roma (im nordwestlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Septimius-Severus-Bogen und der Basilica Emilia)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/curia-iulia

Juturnaquelle

Um die Quelle der Iuturna, einer Quellnymphe, die über Quellen, Teiche und Flüsse wachte, ranken sich viele Legenden. Sicher ist, dass hier bereits in republikanischer Zeit ein Heiligtum errichtet wurde, dessen Wasser als heilkräftig galt.

Die Juturnaquelle (lacus iuturnae) wurde bereits in republikanischer Zeit zu Ehren der Quellnymphe Iuturna errichtet. Ihr als heilkräftig geltende Wasser entsprang direkt auf dem Forum Romanum und wurde für rituelle Handlungen und Opfer genutzt.

Die Quellnymphe und Halbgöttin Iuturna bekam von Iupiter die Aufsicht über Quellen, Teiche und Flüsse verliehen. Als Gefährtin des zweiköpfigen Gottes Janus ist sie zudem die Mutter des Gottes Fontus, des Gottes der Quellen und Brunnen. Jedes Jahr am 11. Januar wurden zu ihren Ehren die Juturnalien veranstaltet, ein Fest zur Verehrung des Wassers.

Einer Legende nach tränkten die Dioskuren-Zwillinge Castor und Pollux bereits um 500 v. Chr., nach der Schlacht gegen die Latiner am See Regilius, in der Juturnaquelle ihre Pferde. Daher errichtete man auch direkt daneben einen Tempel zu Ehren der Dioskuren.

Vermutlich im Jahr 117 v. Chr. ließ die Familie der Cecilii Metelli die Quelle einfassen. Die im Becken der Juturna-Quelle gefundenen Reste von Marmorstatuen aus dieser Zeit stellten die Dioskuren mit ihren Pferden dar und sind heute im Tempel des Romulus zu sehen. Das heute sichtbare quadratische Becken der Quellfassung stammt aus der Zeit von Kaiser Trajan.

Das hinter der Quelle liegende Tempelchen ist die Ädikula der Juturna, in dem sich auch eine Statue des Heilgottes Äskulap befand. Es wurde unter Kaiser Konstantin in den heutigen Zustand umgebaut.

Die Juturnaquelle ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Fonte di Giuturna, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Dioskurentempel und dem Haus der Vestalinnen)

Tempel der Vesta und Haus der Vestalinnen

Die Vestalinnen waren die angesehensten Frauen Roms: sie hüteten das Tag und Nacht brennende Heilige Feuer, ein Symbol für das „Lebenslicht“ Roms. Das Verlöschen der Flamme war ein unheilvolles Omen, für das die diensthabende Vestalin schwer bestraft wurde.

Der Überlieferung nach begründete der zweite König von Rom, Numa Pompilius, um ca. 700 v. Chr. den Vesta-Kult. Er bestimmte, dass seine Töchter das Herdfeuer in seinem Haus nie verlöschen lassen durften. Daraus entwickelte sich der Kult zu Ehren der Göttin Vesta, in deren Tempel in einer Kohlenpfanne das Heilige Feuer brannte, das von anfangs 6, in späterer Zeit 7 jungfräulichen Priesterinnen (virgo vestalis) bewacht wurde.

Die Vestalinnen stammten aus dem Patrizierstand und mussten mindestens 30 Jahre lang ihren Dienst versehen. Ließen sie das Feuer ausgehen, wurden sie dafür ausgepeitscht. Auch wenn eine Vestalin ihre Jungfräulichkeit verlor, wurde sie dafür bestraft und lebendig begraben. Die Priesterinnen besaßen jedoch einen hohen gesellschaftlichen Status (vergleichbar dem eines Mannes), wurden von Liktoren begleitet und saßen im Circus auf Ehrenplätzen.

Durch das offene Feuer war der Vesta-Tempel besonders feuergefährdet und brannte im Laufe der Zeit mehrmals ab. Er wurde auch 64 n. Chr. beim großen Brand von Rom zerstört und von Kaiser Nero als Rundtempel wieder aufgebaut. Sein heutiges Aussehen stammt aus dem Jahr 191 n. Chr. als Julia Domna, Ehefrau von Kaiser Septimius Severus, den erneut durch Brand beschädigten Tempel nach diesem Vorbild neu errichten ließ. Er wurde bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.

Das Podium mit 20 korinthischen Säulen bestand aus mit Marmor verkleidetem Gussbeton und hatte einen Durchmesser von ca. 15 Metern. Das Dach war oben offen, damit der Rauch des Heiligen Feuers abziehen konnte. In einer unter dem Tempel liegenden Schatzkammer wurde das Palladium aufbewahrt, ein Götterbild der Minerva, das der Sage nach von Aeneas aus Troja hierher gebracht worden war.

Direkt neben dem Tempel lebten die Priesterinnen im Haus der Vestalinnen (atrium vestae). Die etwa 50 mit Heizungen und Bädern luxuriös ausgestatteten Gemeinschafts- und Privaträume lagen dabei auf 3 Etagen rund um einen schönen Innenhof mit 3 Wasserbecken und Statuen von ehemaligen ranghohen Vestalinnen.

Als die Priesterschaft der Vestalinnen mit der Einführung des Christentums als Staatsreligion im späten 4. Jahrhundert endete, diente das Haus der Vestalinnen kaiserlichen Beamten als Residenz.

Der Tempel der Vesta wurde 1930 partiell rekonstruiert. Dabei konnten 3 der Säulen, ein Teil der Cella und Teile des Podiums wiederhergestellt werden. Den Innenhof des Hauses der Vestalinnen kann man heute leider nur von außen betrachten.

Der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Vesta e Casa delle Vestali, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen der Regia und dem Palatin)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/temple-of-vesta-and-vestal-house-atrium-vestae

Titusbogen

Anlässlich der Vergöttlichung von Kaiser Titus ließ dessen jüngerer Bruder und Nachfolger Domitian den Titusbogen auf dem Forum errichten, der an dessen größten Triumph erinnert: die Niederschlagung eines Judäeraufstandes und die Eroberung Jerusalems.

Im Jahre 81 n. Chr. ließ Kaiser Domitian seinen kurz zuvor verstorbenen älteren Bruder, Kaiser Titus, zum Gott erklären und errichtete ihm zu diesem Anlass einen Triumphbogen. Gleichzeitig sollte dies der Legitimation seiner Regentschaft dienen, die er so auf vergöttlichte Vorfahren zurückführen konnte.

Der direkt an der Via Sacra errichtete Bogen ist der älteste Triumphbogen auf dem Forum. Er besteht aus 1 Bogen und ist etwa 15,4 Meter hoch, 13,5 Meter breit und 4,75 Meter tief.

Auf dem Bogen wurden mit der Niederschlagung des Judäeraufstands und der Eroberung Jerusalems 70 n. Chr. die wichtigsten militärischen Erfolge von Titus geehrt, an denen er während der Herrschaft seines Vaters, Kaiser Vespasian, als militärischer Oberbefehlshaber wesentlich beteiligt war. Unter anderem ließ er dabei den Tempel zerstören und wertvolle jüdische Tempelschätze rauben, die er nach Rom bringen ließ.

An der Innenwand des Bogendurchgangs zeigt ein Relief den Abtransport des Tempelschatzes und der goldenen Menora (siebenarmiger Leuchter), ein weiteres Relief stellt den Triumphzug dar, bei dem kein Sklave sondern die Siegesgöttin Victoria einen Siegeskranz über das Haupt des Triumphators Titus hält. Von den Reliefs an den Außenseiten ist heute kaum mehr etwas erkennbar. In der Mitte der Kassettendecke des Gewölbes ist der vergöttlichte Titus dargestellt, der von einem Adler in den Himmel getragen wird. Auf der Oberseite des Bogens waren vermutlich Statuen oder eine Quadriga angebracht.

Die Ostseite des Bogens ist mit einer Stiftungsinschrift versehen, die den Anlass des Baus, nämlich die Vergöttlichung des Titus, eindeutig belegt: „Der Senat und das römische Volk für den vergöttlichten Titus Vespasianus Augustus, Sohn des vergöttlichten Vespasian“. Die Inschrift auf der Westseite stammt aus dem Jahr 1821 und wurde von Papst Pius VII. angebracht, der die Anbauten aus dem Mittelalter, als der Bogen Teil einer Festung und des Klosters Santa Maria Nova wurde, entfernen ließ und ihm so wieder das Aussehen aus der Antike zurückgab.

Der Titusbogen diente als Vorlage für den 1836 fertiggestellten Arc de Triomphe de l’Étoile, den Kaiser Napoleon Bonaparte in Paris errichten ließ.

Direkt am Titusbogen liegt der südöstliche Zugang zum Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Arco di Tito, Piazza di Santa Maria Nova, 00186 Roma (am östlichen Ende des Parco archeologico del Colosseo)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/arch-of-titus

Konstantinsbogen

Der Triumphbogen, den der Senat und das Volk von Rom im Jahre 315 n. Chr. errichten ließen, verherrlicht den Sieg des Kaisers Konstantin I. gegen seinen Kontrahenten Maxentius an der Milvischen Brücke, mit dem gleichzeitig das Ende der Christenverfolgung begann.

Der monumentale Triumphbogen wurde 315 n. Chr. anlässlich des zehnjährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Konstantin I. (Konstantin der Große) vom Senat und dem Volk von Rom errichtet und feierte dessen Sieg in der Schlacht an der Milvischen Brücke, in der er nach dem Zerfall der Tetrarchie am 28. Oktober 312 seinen Rivalen Maxentius besiegte. Dieser Sieg leitete den Aufstieg Konstantins zum alleinigen Herrscher Westroms ein, der 324 n. Chr. in die Herrschaft über das gesamte römische Reich mündete.

Mit seiner gewaltigen Größe von knapp 26 Metern Breite, einer Tiefe von 7 Metern und einer Höhe von 21 Metern ist der der größte der drei Triumphbögen rund um das Colosseum und das Forum Romanum. Er liegt direkt an der via triumphalis, der Straße der Triumphzüge. Diese begannen gewöhnlich am Circus Maximus, bogen hier in die via sacra, die Heilige Straße, ab und folgten dieser durch den Titusbogen zum Forum Romanum.

Über dem mittleren der 3 Bögen des Monuments ist eine Widmungsinschrift angebracht, in dem auf den Sieg über Maxentius hingewiesen wird, der Konstantin durch „göttliche Eingebung“ gewährt worden sei. Der Legende nach hatte Kaiser Konstantin am Vorabend der Schlacht eine Vision, in der ihm Christus den Sieg vorhersagte und das der Kaiser als Anlass für das Ende der Christenverfolgungen nahm. Obwohl auf dem Bogen keinerlei christliche Symbole zu sehen sind, wird diese Inschrift in der christlichen Kirchengeschichte als klarer Hinweis auf dieses Wunder interpretiert.

Der Konstantinsbogen diente als Vorlage für das 1850 eingeweihte Siegestor in München, das König Ludwig I. von seinem Hofarchitekten Friedrich von Gärtner errichten ließ. Der Konstantinsbogen ist zwar mit einem Gitter eingefriedet, ansonsten aber jederzeit frei zugänglich.

Lage: Arco di Costantino, Via di San Gregorio (Piazza del Arco di Constantino), 00186 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/arch-of-constantine-and-meta-sudans

Kolosseum (Amphitheatrum Flavium)

Das Kolosseum ist wohl eine der bekanntesten römischen Ruinen und gleichzeitig das Wahrzeichen von Rom. Seinen Namen verdankt es nicht seinen gewaltigen Ausmaßen, sondern einer ursprünglich neben dem Theater aufgestellten, 35 Meter hohen Kolossalstatue von Kaiser Nero.

Das flavische Amphitheater wurde von Vespasian, dem ersten Kaiser der Flavier-Dynastie, um 72 n. Chr. begonnen. Das Areal, das sich Kaiser Nero nach dem Brand von Rom (64 n. Chr.) für seine Privatgärten angeeignet hatte, wurde von Vespasian mit dem Bau des Amphitheaters demonstrativ wieder dem römischen Volk zurückgegeben. Nach dem Tod Vespasians 79 n. Chr. wurde es von dessen Sohn Titus fertiggestellt und mit 100 Tage  andauernden Einweihungsspielen eingeweiht.

Der ellipsenförmige Bau mit einem Umfang von 527 Metern und einer Größe von 156 x 188 Metern war das größte Amphitheater der römischen Welt und fasste 50.000 bis 60.000 Zuschauer. Die Außenfassade war knapp 49 Meter hoch und ist heute noch zu einem Großteil erhalten. Die unteren 3 Geschosse mit je 80 Arkaden wurden von einem massiver gebauten vierten Stockwerk gekrönt, das von kleineren Fenstern durchbrochen war. Hier waren im Inneren Löcher für die Masten angebracht, an denen Sonnensegel zur Beschattung der Zuschauerränge aufgezogen werden konnten.

Die Sitzreihen waren in 6 Ränge unterteilt. Der unterste Rang, in dem sich auch die Kaiserloge und die Sitzplätze der Vestalinnen befanden, war den Senatoren vorbehalten, die mittleren Ränge den männlichen Bürgern, während der oberste Rang für Frauen, Sklaven und die unteren Schichten vorgesehen waren.

Die Theaterarena, die 54 x 86 Meter groß war, besaß zwei Zugänge: die porta triumphalis im Westen, über die die Gladiatoren in die Arena einzogen, und die porta libitinaria im Osten, durch die die Toten und Verletzten abtransportiert wurden. Hier lag auch der Zugang zu den Katakomben, in denen sich Kerker, Käfige und technische Einrichtungen wie Aufzüge und Rampen befanden, und zusätzlich ein Gang, der direkt zur östlich gelegenen Gladiatorenschule (ludus magnus) führte.

Das Kolosseum, in dem neben Seeschlachten (naumachiae) und Wagenrennen auch Tierhatzen (venationes), Gladiatorenkämpfe (munera) und Gefangenenhinrichtungen (damnatio) veranstaltet wurden, war rund 450 Jahre lang in Betrieb. Die Spiele wurden in der Regel von Mitgliedern des Kaiserhauses ausgerichtet und der Eintritt war für die Bürger Roms kostenlos. Das Prinzip „Brot und Spiele“ (panem et circenses) sollte das Volk bei Laune halten und verhindern, dass es sich gegen die Regierung erhob.

Das Kolosseum ist täglich gegen Eintritt geöffnet. Im 2. Geschoss ist ein Museum untergebracht mit einer Dauerausstellung, die weitere Informationen zur Geschichte des Kolosseums, dem Leben der Gladiatoren und den Erkenntnissen der Ausgrabungen gibt. Mit dem Roma-Pass kann man einen eigenen Zugang (Skip the line) nutzen, mit dem man sich einen großen Teil der oftmals langen Warteschlangen ersparen kann, eine vorherige Reservierung ist allerdings obligatorisch. Es gibt ein Kombiticket, in dem neben dem Kolosseum auch der Eintritt zum Forum Romanum und zum Palatin enthalten ist. Der Zugang zur Arena und den Katakomben ist gegen Aufpreis möglich und es sind zudem auch Audioguides erhältlich.

Lage: Colosseo, Parco archeologico del Colosseo, Piazza del Colosseo 1, 00184 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/the-colosseum

Blick auf die Tribünen und die Arena des Kolosseums

Römerstadt Carnuntum

In Carnuntum erhebt sich heute ein ganzes römisches Stadtviertel aus seinen antiken Grundmauern und präsentiert sich dem Besucher so, wie es im frühen 4. Jahrhundert n. Chr. ausgesehen haben könnte. Man hat den Eindruck, die Bewohner wären nur kurz fortgegangen und würden gleich zurückkehren.

Schon in vorrömischer Zeit bestand an der Kreuzung der Donau mit der Bernsteinstraße eine Keltensiedlung, deren latinisierter Name auf den keltischen Tier- und Fruchtbarkeitsgott Cernunnos („der Gehörnte“) zurückgeführt werden kann.

Um das Jahr 6 n. Chr. errichtete Kaiser Tiberius hier ein befestigtes Winterlager, das unter Kaiser Claudius um 40/50 n. Chr. zu einem stationären Legionslager ausgebaut wurde. Einige Kilometer westlich des Lagers entstand schon bald darauf eine Zivilstadt und Carnuntum stieg zu einem der bedeutendsten Militär- und Verwaltungsstandorte der Donauregion auf.

Zwischen 103 und 107 n. Chr. verlegte Kaiser Trajan den Sitz des Statthalters (legatus Augusti pro praetore) der Provinz Oberpannonien hierher und unter Kaiser Hadrian erhielt die Zivilsiedlung um 124 n. Chr. das Stadtrecht als Municipium Aelium Karnuntium (M.A.K.). Kaiser Marc Aurel hielt sich während der Markomannenfeldzüge zwischen 171 und 173 n. Chr. hier auf und Kaiser Septimius Severus wurde hier 193 n. Chr. von den pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen. Zum Dank dafür erhob er die Stadt 194 n. Chr. zur Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum (C.S.A.A.K.).

Im Jahr 308 n. Chr. fand in Carnuntum unter Leitung von Diokletian die „Kaiserkonferenz“ statt, die die Machtverhältnisse der Tetrarchenzeit neu regeln sollte. Die Auswirkungen dieser Konferenz ermöglichten nicht nur die rasante Ausbreitung des Christentums, sondern bescherten Carnuntum auch einen neuerlichen Bauboom. Nach einem schweren Erdbeben um 350 n. Chr. begann jedoch der langsame Niedergang der Stadt, der 433 n. Chr. mit der Aufgabe der Provinz Pannonia endete.

Während der Zeit der größten Ausdehnung lebten in den Militär- und Zivilbereichen von Carnuntum um die 50.000 Einwohner und etwa 6.500 Soldaten auf einer Fläche von ca. 1.000 Hektar. Die von einer Stadtmauer umgebene Zivilstadt war rund 67 Hektar groß, die Lagerstadt etwa 120 Hektar.

Seit etwa 1870 finden in Carnuntum Ausgrabungen statt. Ein erstes Freilichtmuseum entstand in den 1950er Jahren, der Archäologiepark wurde 1988 eröffnet. Im Rahmen eines Archäologieprojektes wird das Gelände der Zivilstadt seit 2001 nach und nach erforscht und die Gebäude und deren Inneneinrichtung anhand der archäologischen Befunde mit antiken Mitteln und experimenteller Archäologie originalgetreu nachgebaut und weiter ergänzt. Bisher sind von der Gesamtfläche erst ca. 0,5% ausgegraben, dennoch ist das bisherige Ergebnis beeindruckend.

Der Rundgang durch das Römische Stadtviertel beginnt im Eingangsgebäude und führt zunächst durch eine rekonstruierte Gräberstraße, einen Multimediaraum und eine kleine Ausstellung mit Repliken römischer Feldzeichen der in Carnuntum stationierten Einheiten. Ein Modell im Maßstab 1:300, das Carnuntum um das Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. zeigt, gibt einen guten Überblick über die Lage und Ausdehnung der Militär- und Zivilsiedlungen.

Am Kaiserkonferenz-Monument vorbei erreicht man den sogenannten „Spaziergarten“ des römischen Stadtviertels und erhält einen ersten Überblick über das Gelände. Über die Südstraße, die einen Häuserblock (insula) mit privaten Wohngebäuden von einem Viertel mit öffentlichen Gebäuden trennt, betritt man nun das Haus des Ölhändlers (Haus I). Dieses besteht aus einem zur Straße gelegenen Gewerbebereich, einem zentralen Wohnbereich mit mehreren mit Mosaikböden ausgestatteten Wohnräumen und einem Garten mit Nutz- und Zierpflanzen. Seit 2019 ist das Gewerbegebäude mitsamt Inneneinrichtung vollständig rekonstruiert und zeigt das Ladengeschäft eines Ölhändlers.

Das benachbarte Haus des Lucius (Haus II) gehörte dem Tuchhändler Lucius Maticeius Clemens und ist ein typisches Wohnhaus der wohlhabenden römischen Mittelschicht. Dem Wohnhaus war ein Gewerbebereich mit 2 Töpferöfen vorgelagert. Über einen kleinen Hof erreichte man über einen Vorraum den Innenhof, neben dem sich die Küche befand. Daran schlossen sich ein Geschäftsraum und ein mit Fußbodenheizung versehener Wohnraum an und dahinter eine Veranda, die zum Garten führte. Im Obergeschoss befanden sich die Schlaf- und Gesinderäume. Dieses Haus wurde zwischen 2005 und 2006 als erstes Gebäude in Carnuntum komplett rekonstruiert.

In Haus III und Haus V, von denen nur die Grundmauern konserviert wurden, gibt es bisher noch keine Funde, die Aufschluss über ihre mögliche Funktion geben. Sie waren aber sicher ebenfalls Gewerbe- und Wohnhäuser. Das zwischen den beiden Häusern gelegene und 2013 teilrekonstruierte Domus Quarta (Haus IV) war ein aufwendig und luxuriös ausgestattetes Wohnhaus mit einen eigenen kleinen Badebereich (balneum). In den Mosaikbändern des einzigen in situ verbliebenen Fußbodenmosaiks des Stadtviertels waren in der Antike wohl figürliche Darstellungen eingelegt.

Auf der anderen Seite der Südstraße liegt die rund 2000 qm große Villa Urbana, eine Stadtvilla eines wohlhabenden Römers aus der Oberschicht, die bis zum Jahr 2008 etwa zur Hälfte rekonstruiert wurde. Die Repräsentationsräume, die Küche und einige Wohnräume und vor allem der große Hauptsaal mit der steinernen Halbkuppel über der Apsis und den originalgetreu rekonstruierten Wandmalereien sind auch heute noch imposant. Im Wirtschaftshof befand sich die Feuerstelle (praefurnium) für die Fußbodenheizungen und eine Loggia öffnete sich zum Innenhof mit Garten.

Der neben der Villa Urbana gelegene Bau gab den Forschern lange Jahre Rätsel auf. Heute meint man, dass es sich um eine Herberge (mansio) handelt. Dafür spricht die unmittelbare Nähe zur Therme und einer Gaststätte. Aber auch die Funktion als Lazarett (valetudinarium), Lagerhalle (horreum) oder Markthalle (marcellum) wäre plausibel.

Zum wohl beeindruckendsten Gebäude gehört die Römische Therme, die bis 2011 rekonstruiert wurde und heute voll funktionsfähig ist. Mit ihrer Fläche von ca. 1500 Quadratmetern war sie jedoch nur eine der kleineren Stadtteilthermen. Der Eingang lag an der Nordstraße, wo sich auch eine Gaststätte (thermopolium) befand. An der mit 16 „Sitzplätzen“ ausgestatteten Latrine vorbei erreichte man zunächst die Eingangshalle (basilica thermarum), in der sich neben dem Umkleidebereich (apodyterium) auch Ruhebereiche und Massageräume und der Zugang zum Sportgelände (palaestra) befanden. Über den Kaltbadebereich (frigidarium) mit Kaltwasserbecken (piscina) und das Laubad (tepidarium) ging man dann in den Warmbadebereich (caldarium) mit Warmwasserbecken (alveus). In einem der abzweigenden Räume, in denen heute die Reste der originalen Hypokaustenpfeiler zu sehen sind, gab es vielleicht auch ein Heißbad (sudatorium).

Die Nordstraße begrenzt den von der Therme, der Herberge und der Villa Urbana gebildeten Häuserblock nach Norden. Sie war von Säulenhallen (portikus) gesäumt, die als überdachter Gehsteig dienten. Hier wurde das Original-Straßenpflaster verlegt, unter dem die römische Kanalisation auch heute noch funktionsfähig ist.

Die Römerstadt Carnuntum, die seit 2021 auch zum UNESCO-Welterbe „Grenzen des römischen Reiches – Donaulimes“ gehört, ist von Mitte März bis Mitte November täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Römischen Stadtviertel auch für das Amphitheater der Militärstadt und das Museum Carnuntium gültig. An den Wochenenden und nach Vereinbarung werden geführte Themenrundgänge durch das Stadtviertel angeboten.

Rund ums Jahr gibt es in Carnuntum verschiedene Festivals und Veranstaltungen wie z.B. das „Römerfestival Carnuntum“ im September mit römischen Legionären, Reiterei, Gladiatoren und Händlern, oder das „Fest der Spätantike“ im August mit Living-History-Akteuren aus ganz Europa, ein Kinderfest und Aktionstage. In der Villa Urbana werden auch Abende mit römischen Gaumenfreuen veranstaltet.

Lage: Römerstadt Carnuntum, Hauptstraße 1A, 2404 Petronell-Carnuntum

Links: www.carnuntum.at; www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/roemisches-stadtviertel

Museum Auxiliarkastell Petronell-Carnuntum

Im Keller des Kulturhauses von Petronell-Carnuntum befindet sich ein einzigartiges Architekturbauwerk aus römischer Zeit: die Kreuzung eines römischen Hauptabwasserkanals mit einer Trinkwasserleitung, bei der der Abwasserkanal entgegen der römischen Bauvorschriften über die Trinkwasserleitung geführt wurde.

Das Reiterkastell von Carnuntum wurde 1977 bei Bauarbeiten für ein Siedlungsgebiet entdeckt. Es stammt aus der Zeit zwischen 81 und 96 n. Chr. und wurde unter Kaiser Domitian zur Verstärkung des bereits bestehenden Legionslagers errichtet. Es war für eine Reitereinheit von ca. 500 Mann (ala quinquenaria) ausgelegt und war etwa 4 Hektar groß. Es wurde mehrfach umgebaut und bestand bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Bei den Ausgrabungen kamen neben Resten der Mannschaftsbaracken, Stallungen und einem Kastellbad auch eine außergewöhnliche „Wasserkreuzung“ zutage, die mit einem Schutzbau versehen wurde, der nach und nach zu einem Kulturhaus und Museum ausgebaut wurde. Seit 1989 werden hier immer wieder verschiedene Ausstellungen gezeigt, doch erst seit 2008 ist das Museum fertig eingerichtet und konnte danach auch offiziell eröffnet werden.

Die Ausstellung gliedert sich in mehrere Bereiche. Raum 1 zeigt die Ausstellung „Antike Wassertechnik in Carnuntum“ mit Teilstücken von Kanälen, Wasserrohren aus Blei und Ton und Teilen von Brunnen. In Raum 2 befindet sich die Dauerausstellung „Das Reiterlager in Carnuntum“ mit Informationen über die Entdeckung und Ausgrabungen des Reiterkastells und die hier ab 118 n. Chr. stationierte Reitereinheit Ala I Thracum victrix. In einem weiteren Raum im Keller wird mit dem Thema „Gräber und Totenkult im Raum Carnuntum“ der römische Totenkult mithilfe von rekonstruierten Originalgräbern und deren Grabbeigaben erläutert. Im Museumsgarten befindet sich außerdem noch ein Lapidarium mit 12 Grabsteinen, die aus dem Gräberfeld des Kastells stammen.

Das Herzstück des Museums, das sich im Keller des Museums befindet, ist jedoch ein Kuriosum, das den strengen römischen Bauvorschriften absolut zuwiderläuft und bisher auch nirgendwo anders gefunden wurde: in der Ausgrabung im zentralen Raum sieht man einen antiken Abwasserkanal, der sich mit einer Trinkwasserleitung kreuzt. Statt die Abwasserleitung aus Hygienegründen unterhalb der Frischwasserleitung zu verlegen, wurde sie darüber geführt. Offenbar ließ sich das bautechnisch nicht vermeiden, so dass das Bauwerk sicherheitshalber sowohl aus massiven Mauern als auch zusätzlich aus wasserdichtem Beton (opus caementitium) gefertigt war. Ein weiteres interessantes Baudetail in der Wasserkreuzung ist ein Sandfang, in dem das Frischwasser von Schwebstoffen gereinigt werden konnte.

Das Museum Auxiliarkastell, das von ehrenamtlichen Mitgliedern des örtlichen Museumsvereins betrieben wird, ist von Anfang Mai bis Ende Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen oder nach vorheriger Voranmeldung geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind jedoch willkommen.

Lage: Museum Auxiliarkastell Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 78, 2404 Petronell-Carnuntum (im Kulturhaus des Ortes)

Links: www.auxiliarkastell.at; www.facebook.com/Auxiliarkastell

Museum Carnuntinum

Im Laufe der Jahre kamen in Carnuntum so viele interessante Fundstücke zum Vorschein, dass sie im Museum Carnuntium einen eigenen Präsentationsort erhielten. Im Museumsgebäude, das einer römischen Stadtvilla nachempfunden ist, werden die interessantesten und wichtigsten Stücke präsentiert und dabei immer wieder neue Sonderausstellungen konzipiert.

Die große Anzahl der Funde, die in den Ausgrabungen von Carnuntum entdeckt wurden, ließ schon bald den Ruf nach einem angemessenen Unterbringungsort folgen. Mit der Gründung der „Gesellschaft der Freunde Carnuntums“ im Jahr 1885 sollten mehrere private Sammlungen zusammengeführt und hierfür ein eigenes „Schatzhaus“ errichtet werden. Zudem war auch die Erforschung und Ausgrabung des römischen Carnuntum ein wichtiges Ziel der Gesellschaft, in der sich viele Förderer und Mäzene aus dem Adel zusammentaten.

Das Museum wurde in einem eigens hierfür errichteten Gebäude in Bad Deutsch-Altenburg eingerichtet, das schon von außen an eine römische Landvilla erinnert, und 1904 vom österreichischen Kaiser Franz Joseph I. persönlich eröffnet. Nach einer umfassenden Modernisierung und Neugestaltung wurde das zwischenzeitlich größte Römermuseum in Österreich im Jahr 1992 wiedereröffnet.

Im Museum haben sich inzwischen über 2 Millionen Fundstücke aus der Militär- und der Zivilstadt von Carnuntum angesammelt, die in immer wieder wechselnden Sonderausstellungen ausgestellt werden. Hierzu gehören beispielsweise Gegenstände aus dem Soldatenalltag, wie Waffen, römische Helme oder Schilde. Auch Objekte aus dem öffentlichen Leben, wie z.B. Statuen, Reliefs, Mosaike, Fresken Münzen und Schmuckstücke oder Fundstücke aus dem Totenkult und der Glaubenswelt, wie z.B. Götterstatuen, Grabsteine und Graburnen werden präsentiert. Im Erdgeschoss befindet sich zudem der Nachbau einer antiken Mithrasgrotte mit dem Kultbild der Stiertötung durch den Gott Mithras, das aus dem 1894 im Osten der Zivilstadt entdeckten Mithräum stammt.

Die Ausstellung “Der Adler Roms – Carnuntum und die Armee der Caesaren”, die sich dem römischen Militär, dem Alltagsleben, der Glaubenswelt, dem Totenkult der Römer und der Siedlungsgeschichte von Carnuntum als wichtigem Stützpunkt am Donaulimes widmet, läuft noch bis Ende 2021. Highlights sind hier vor allem der komplett mit Helm, Schild und Waffen ausgerüstete römische Reiter und ein militärisches Signalhorn (cornu).

Das Museum Carnuntium ist von Mitte März bis Mitte November täglich geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Museum Carnuntium auch gültig für das Römische Stadtviertel und das Amphitheater der Militärstadt. Neben der Dauerausstellung gibt es wechselnde Sonderausstellungen.

Tipp: Am besten besucht man das Museum am Ende des Tages, denn nach Vorlage des mit den Stempeln aller 3 Museumsstätten im Museums-Pass kann man im Eingangsbereich des Museums selbst eine Erinnerungsmünze prägen.

Lage: Museum Carnuntinum, Badgasse 42 40-46, 2405 Bad Deutsch-Altenburg

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/museum-carnuntinum

Heidentor Carnuntum

Das Heidentor ist heute das wohl bekannteste römische Monument Österreichs und gleichzeitig Wahrzeichen von Carnuntum, dem es in stilisierter Form auch als Logo dient. Es stammt aus der Spätantike und ist vermutlich ein Siegesdenkmal, das zu Ehren des Kaisers Constantius II. errichtet wurde.

Die monumentalen Reste eines Triumphalmonuments (quadrifrons) aus der Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. befinden sich etwa 900 Meter außerhalb der Zivilstadt von Carnuntum an der Richtung Süden führenden Straße nach Sopron (Scarbantia). Hierbei handelt es sich um ein Siegesdenkmal für Kaiser Constantius II., der zwischen 357 und 359 n. Chr. in Pannonien erfolgreiche Feldzüge gegen die Quaden und Sarmanten führte.

Vom würfelförmigen Bau mit den Seitenlängen und einer Höhe von je 14,5 Metern sind heute nur noch 2 Pfeiler mit einem der ehemals 4 Bögen erhalten, die exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. In der Mitte befand sich eine überlebensgroße Statue, die wahrscheinlich den Kaiser Constantius II. darstellte und seine Siege verherrlichen sollte.

Die genaue Funktion des Monuments ist bisher noch nicht ganz geklärt. Vielleicht markierte der Bogen in der Antike einfach nur eine wichtige Straßenkreuzung oder er war Teil einer militärischen Aufmarschzone, in der sich größere Truppenverbände zu Feldzügen sammelten.

Das Monument wurde nach Abzug der Römer als Steinbruch genutzt und erst wieder im 13. Jahrhundert als Grabmal des Riesen Theuto erwähnt. In der Renaissance wurde es als Stadttor oder auch als „heydnisch Thor“ interpretiert – was ihm den heutigen Namen einbrachte.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erste Versuche unternommen, die Bausubstanz zu sichern und ab 1891 fanden erste Grabungen statt. Nach einer aufwendigen Generalsanierung zwischen 1998 und 2001 ist das Heidentor, obwohl nur noch zu etwa einem Drittel erhalten, noch immer ein imposanter Anblick.

Informationstafeln, Visualisierungen und ein Modell des Tors geben dem Besucher vor Ort weitere Informationen und man erhält dabei eine gute Vorstellung vom antiken Aussehen des Denkmals.

Das Heidentor ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Heidentor, Heidentorgasse, 2404 Petronell-Carnuntum (vom Parkplatz des römischen Stadtviertels zu Fuß in ca. 15 Minuten erreichbar, es gibt aber auch einen Parkplatz direkt am Heidentor)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/heidentor

Gladiatorenschule Carnuntum

Die Entdeckung der der Gladiatorenschule (ludus) von Carnuntum war eine kleine Sensation und ihr Grundriss konnte von den Forschern noch gut rekonstruiert werden, da das Gelände während der Jahrhunderte nie besiedelt wurde. Heute vermittelt die rekonstruierte hölzerne Übungsarena ein gutes Bild des einstigen Aussehens.

Bei der 2011 entdeckten Gladiatorenschule handelt es sich um die bisher einzige, von der der genaue Grundriss vollständig ermittelt werden konnte, da hier im Gegensatz zu anderen Standorten im Laufe der Zeit keinerlei spätere Überbauung stattgefunden hatte.

Bei der Erforschung und Auswertung der geophysikalischen Messungen des etwa 12.000 qm großen Gesamtareals konnte festgestellt werden, dass es von der Gladiatorenschule einen direkten Zugang zum Amphitheater gab. Dieser war mit Flankenmauern gesichert, denn Gladiatoren waren meist Sklaven, verurteilte Kriminelle oder Kriegsgefangene und mussten daher auch an einer möglichen Flucht gehindert werden.

Auch das Gebäude selbst, ein um einen Innenhof gebauter, 2.800 Quadratmeter großer Komplex mit 4 Gebäudetrakten, ähnelte eher einem Gefängnis als einer Kaserne und die ca. 5 Quadratmeter großen, zellenartigen Stuben boten den 40 bis 60 Gladiatoren nur wenig Komfort. Dennoch gab es hier auch einen Badetrakt, Gemeinschafts- und Verwaltungsräume, einen Wohntrakt für den Besitzer der Gladiatorenschule (lanista) und sogar eine mit Fußbodenheizung versehene Trainingshalle für die kalte Jahreszeit.

Im Innenhof lagen ein runder Übungsplatz und eine hölzerne Übungsarena in der die Gladiatoren täglich für ihren Einsatz im Amphitheater üben konnten. An das Gebäude schlossen sich im Norden ein ummauertes Hofareal und im Südwesten ein eigener Friedhof für die Gladiatoren an.

Im Jahr 2014 wurde die insgesamt 19 Meter große runde Übungsarena am Originalstandort und originalgetreu in Holzbauweise rekonstruiert. Rund um die Arena mit 14 Metern Durchmesser, in deren Mitte ein Übungspfahl (palus) stand, liegen die beiden Zuschauerreihen, von denen man einen guten Blick auf das Geschehen hat.

Die Arena wird auch heute für Veranstaltungen genutzt, beispielsweise während des Römerfestivals, bei dem man die Übungskämpfe der Gladiatorentruppe Familia Gladiatoria Carnuntina verfolgen kann.

Die Gladiatorenschule ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Gladiatorenschule, Weg zum Amphitheater 1, 2404 Petronell-Carnuntum (wenige Schritte westlich neben dem Amphitheater der Zivilstadt)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/amphitheater

Kaiservilla Bruckneudorf

Die Mosaike in der Kaiservilla in Bruckneudorf sind mit etwa 500 qm Fläche der bislang größte gefundene römische Mosaikkomplex Österreichs. Die Originale sind heute im Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt zu sehen, vor Ort wurde die Struktur der Mosaike anhand verschiedenfarbiger Pflasterungen nachgestellt.

Das römische Landgut in Bruckneudorf war nicht weit von Carnuntum entfernt und gehörte sicherlich zum Versorgungsnetzwerk des Legionslagers. Auf dem von einer Mauer umgebenen Hofareal (fundus) mit ca. 12,5 ha Fläche wurde bereits in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Landwirtschaft betrieben.

Die Villa durchlief im Laufe ihres ca. 350 Jahre langen Bestehens mehrere Bauphasen. Ein erstes kleineres Holzgebäude wurde bereits in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Dieses wurde dann in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch einen Fachwerkbau mit Steinfundament ersetzt, bei dem die Räume um einen Innenhof gruppiert waren. An der hier festgelegten Gebäudeausrichtung orientierten sich größtenteils auch die späteren Bauphasen.

Um das Ende des 2. Jahrhunderts wurde das Haupthaus komplett in Stein ausgebaut. An der Südostseite entstanden die beiden 2stöckigen Eckrisaliten, die durch einen Säulengang (portikus) verbunden waren. Die Räume waren teilweise mit Fußboden- und Wandheizungen ausgestattet und mit Mosaiken verschönert.

Etwa Mitte des 4. Jahrhunderts wurde die Villa in eine prachtvolle Palastanlage mit 34 Räumen umgewandelt. Der Innenhof wurde zugunsten von neuen Räumen aufgegeben, die Eckrisaliten mit Apsiden erweitert, im Nordosten wurde ein großer Saal mit halbrunder Apsis (aula) angefügt und insgesamt 11 Räume der Nordostseite erhielten prächtige Mosaike. Die Wände waren ebenfalls mit prachtvollen Fresken bemalt, allerdings sind hiervon nur noch wenige Reste erhalten.

Sicher wurden nicht alle Räume als Wohnräume genutzt, sondern einige wohl auch als Amtsstuben, während die große Aula als Audienzsaal diente. Ob die Villa als Ersatz für den bei einem Erdbeben zerstörten Statthalterpalast von Carnuntum gedient hatte oder um 375 n. Chr. die Familie des Kaisers Valentinian I. beherbergte, ist unter Wissenschaftlern bisher noch umstritten.

Im 5. Jahrhundert wurde die Villa abermals geringfügig umgebaut, bevor sie dann bei einem Brand zumindest teilweise zerstört wurde.

Reste von römischen Gräbern und Grabsteine wurden hier bereits im 19. Jahrhundert gefunden, erste wissenschaftliche Ausgrabungen des Hauptgebäudes fanden 1931 und nochmals zwischen 1949 und 1955 statt. Hierbei kamen neben dem Hauptgebäude und der Umfassungsmauer auch einige Nebengebäude zum Vorschein, wie z.B. ein Getreidespeicher, ein Wirtschaftshof mit Schmiede und Stallungen, das Badegebäude, Gesindewohnhäuser und Torbauten. Von den prachtvollen Mosaiken wurde nur ein kleiner Teil ausgehoben, die restlichen wurden wieder zugeschüttet.

Erst zwischen 1975 und 1977 wurden auch die verbliebenen Mosaike ausgegraben und größtenteils ins Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt gebracht, wo man sie heute besichtigen kann. Von den ursprünglichen 500 qm Mosaikfläche konnten dabei ca. 320 qm restauriert werden. Um noch einen optischen Eindruck der ursprünglichen Mosaike zu erhalten, wurde zumindest ihre Struktur mit verschiedenfarbigen Pflasterungen angedeutet.

Die Gelände der Kaiservilla Bruckneudorf ist jederzeit frei zugänglich. Ein informativer Rundgang mit Schautafeln führt den Besucher durch die einzelnen Räume. Vom aus dem Aushub der Ausgrabungen aufgeschütteten Hügel erhält man einen guten Überblick über die Gesamtanlage.

Lage: Römische Palastanlage, Güterweg Bruckneudorf-Straßheide, Gemeinde Bruckneudorf (Ausfahrt 40/Parndorf der Ostautobahn A 4, dann auf die Bundesstraße 10 Richtung Parndorf und den Schildern folgend nach ca. 250 m links abbiegen)

Link: kaiservillabruckneudorf.com

Römermuseum Wien

Das römische Vindobona bestand neben dem Legionslager aus einem Reiterkastell, einer Lagervorstadt und einer Zivilsiedlung. Das Römermuseum Wien, das im Untergeschoss auch die Reste zweier Tibunenhäuser zeigt, illustriert anschaulich den Alltag der römischen Soldaten und Bürger in Vindobona.

Vindobona war rund 350 Jahre lang Standort eines Legionslagers für ca. 6.000 Soldaten und eines Reiterkastells mit 1.000 Mann Besatzung. In den beiden Lagersiedlungen rund um das Lager lebten zudem bis zu 30.000 Zivilpersonen. Doch auch die strategische Lage an der Donau und an der Kreuzung von wichtigen Handelsstraßen machte Vindobona neben Carnuntum zu einem der bedeutendsten Militär- und Verwaltungszentren der Provinz Pannonia.

Bereits Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. war hier eine Vexillation der Legio XV Apollinaris stationiert. Zwischen 89 und 92 n. Chr. wurde mit dem aus Stein errichteten Bau eines Legionslager begonnen, das sich über eine Fläche von über 20 Hektar erstreckte. Ab 97 n. Chr. war dieses zunächst Stützpunkt der Legio XIII Gemina, die ab 101 n. Chr. von der Legio XIIII Gemina Martia Victrix abgelöst wurde. Ab 114 kam die Legio X Gemina Pia Fidelis, die in Vindobona bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. stationiert war.

Das Alenkastell, das sich im Bereich des heutigen Schottenstifts befand, wurde um 85 n. Chr. errichtet. Er war mit gut 4 ha Fläche für rund 1000 Mann ausgelegt und diente vermutlich dem Schutz der Bauvexillation des Legionslagers. Zu den nachgewiesenen Truppen gehören die Ala I Flavia Domitiana Augusta Britannica milliaria, die hier zwischen 89 und 101 n. Chr. stationiert war, und die bis ca. 114 n. Chr. belegte Ala I Batavorum milliaria pia fidelis.

Nach den Markomannenkriegen und dem folgenden Wiederaufbau erlebte Vindobona ab dem Ende des 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts seine größte Blüte in einer nun weitestgehend befriedeten Region. Als ab Anfang des 4. Jahrhunderts jedoch die Grenzkonflikte erneut ausbrachen, baute man das Legionslager zur Festungsstadt aus und verstärkte die Befestigungen.

Ab Mitte des 4. Jahrhunderts wurde zusätzlich das Hauptquartier der Donauflotte (classis histricae) von Carnuntum nach Vindobona verlegt und brachte der Stadt eine weitere kurze Blüte. Ab Ende des 4. Jahrhunderts, nach einer schrittweisen Reduzierung der Truppenstärke, zog sich die Bevölkerung der Lagerstädte in die Lagermauern zurück und gab die Vorstädte auf. Das vollständige Ende der römischen Militärpräsenz in Vindobona wird um 430 n. Chr. vermutet.

Vor allem vom römischen Legionslager finden sich in der Innenstadt Wiens noch einige Spuren, und auch den Grundriss des Lagers kann man im Straßenverlauf heute noch gut erkennen, z.B. an der Naglergasse/Ecke Heidenschuß, wo die Straße den Verlauf der abgerundeten Lagerecke nachzeichnet. Im Tiefen Graben floss in römischer Zeit der Ottakringer Bach, der die Westmauer des Lagers schützte, und an der Rotenturmstraße verlief die östliche Lagermauer.

Nach Abzug der Römer blieb nur die Lagermauer erhalten, die Innenbebauung des Areals wurde in den folgenden Jahrhunderten komplett neu errichtet, so dass die Lage der römischen Straßen und Gebäude heute nur noch aufgrund der archäologischen Funde rekonstruiert werden kann.

Der bisher wichtigste Fund wurde dabei 1948 am Hohen Markt gemacht, als bei Ausgrabungen Reste von 2 typisch römischen Villen zum Vorschein kamen, die eine Fläche von ca. 3.500 qm einnahmen. Hierbei handelte es sich vermutlich um die Wohnhäuser von Militärtribunen, den nach dem Legionskommandanten und dem Lagerpräfekten höchsten militärischen Befehlshabern der Legion.

Eines der beiden Gebäudekomplexe, das vermutlich dem aus dem Senatorenstand stammenden und ranghöchsten Tribunen (tribunus laticlavus) gehörte, besaß einen säulenumstandenen Innenhof (atrium), um den sich die Wohn- und Wirtschaftsgebäude gruppierten. Es war aufwendig und komfortabel mit Fußboden- und Wandheizung ausgestattet und diente nicht nur als Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude, sondern auch als Wohnhaus für die Familie des Tribunen und seinen gesamten Haushalt. Das zweite Tribunenhaus war etwas einfacher ausgestattet und besaß z.B. nur eine Schlauchheizung.

Seit 1961 sind die Ausgrabungen der bisher größten konservierten Ausgrabungsstätte Wiens in einem Schauraum öffentlich zugänglich. 2008 wurde das Museum erweitert und auf 2 weiteren Stockwerken das Römermuseum eröffnet, in dem man nun auch Funde der Ausgrabungen des Legionslagers aber auch der Lagervorstadt und der Zivilsiedlung besuchen kann. Filme, digitale Rekonstruktionen, Videoguides oder Repliken zum Anfassen machen den Besuch dabei zu einem kurzweiligen Erlebnis für Jung und Alt.

Das Römermuseum ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es gibt wechselnde Sonderausstellungen, regelmäßige kostenlose öffentliche Führungen, es können aber auch kostenpflichtige Gruppen- oder Themenführungen gebucht werden.

Lage: Römermuseum Wien, Hoher Markt 3, 1010 Wien

Links: www.wienmuseum.at/de/standorte/roemermuseum; www.roemermuseum.at

Römerrundgang in Zeiselmauer

Zeiselmauer ist mit großer Wahrscheinlichkeit das römische Cannabiaca, das östlichste Kastell am norischen Donaulimes. Die Reste des Burgus, des Fächerturms und des Körnerkastens gehören zu den Lagerbefestigungen des 4. Jahrhunderts und sind wegen ihrer monumentalen und gut erhaltenen Mauerreste in ganz Österreich einzigartig.

Cannabiaca war das letzte Kastell der Provinz Noricum, das am Donaulimes die Grenze sicherte. Das um 80 n. Chr. errichtete Holz-Erde-Kastell war ursprünglich Standort einer nicht näher bekannten rund 500 Mann starken gemischten Auxiliarkohorte aus Reitern und Fußsoldaten (cohors equitata).

Zwischen ca. 122 und etwa 150 n. Chr. wurde das Kastell von der hier stationierten Cohors II Thracum equitata nach und nach in Stein erneuert. Aufgrund der zunehmenden Germanenüberfälle begann ab dem Beginn des 4. Jahrhunderts n. Chr. dann der Umbau zu einer regelrechten Festung mit Fächertürmen in den Lagerecken und Zwischentürmen.

Im Zuge des allmählichen Rückzugs der Römer aus der Donauregion ab etwa 370 n. Chr. wurde der nordwestliche Eckturm zuletzt zu einem Restkastell (burgus) umgebaut, in das sich die auf ca. 50 Mann verringerte Uferwächtermannschaft (ripenses oder limitanei) zurückzog. Zusätzlich wurde das auf der gegenüberliegenden Kastellseite liegende östliche Lagertor verschlossen und festungsartig ausgebaut. Auch die Bevölkerung des Lagerdorfs suchte nun innerhalb des Kastellareals Schutz, so dass Cannabiaca letztendlich zu einer befestigten Siedlung (oppidum) wurde.

Um 460 n. Chr. wurde das Kastell endgültig zerstört und verlassen. Erst für das Ende des 8. Jahrhunderts sind wieder erste Nachweise für eine zunehmende Besiedelung zu finden, der ursprüngliche römische Name ging verloren und der Ort wird 971 erstmals wieder als Zeizinmurus erwähnt.

Das Steinkastell war gut 2 ha groß und besaß ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. 4 Lagertore, 8 hufeisenförmige Zwischentürme und an den Ecken ca. 9 Meter hohe Fächertürme, von denen der nordwestliche um 370 n. Chr. durch einen Burgus ersetzt wurde. Die Zivilsiedlung mit ca. 1000 Einwohnern, die aus Händlern, Handwerkern und Soldatenfamilien bestand, lag südlich und südwestlich des Kastells.

In Zeiselmauer wurden schon im 18. Jahrhundert immer wieder römische Funde gemacht, aber nicht mit den Ruinen im Ort in Verbindung gebracht. Dass es sich hierbei um ein römisches Kastell handelt, wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts klar. Systematische Ausgrabungen fanden in Zeiselmauer erst ab etwa 1910 statt, weitere folgten in den 1970er Jahren. Heute befinden sich in Cannabiaca nach Carnuntum die am besten erhaltenen antiken Gebäude Österreichs.

Ein etwa 500 Meter langer Rundweg verbindet in etwa ½ Stunde die noch sichtbaren römischen Bauten miteinander. Beginn ist am Kirchenplatz, wo unter der Kirche das römische Fahnenheiligtum des Stabsgebäudes (principia) aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. liegt. Über die B14, an der das heute nicht mehr sichtbare Westtor (porta principalis sinistra) lag, erreicht man am Florianiplatz rechts die Augasse und an deren Ende das Restkastell (burgus). Weiter geht es rechts über die Römergasse zum Fächerturm der NO-Ecke und von dort rechts über einen Fußweg zum Körnerkasten. Über den Kirchenplatz führt der Weg nun zur Volksschule mit den Resten der südlichen Lagermauer und eines südlichen Zwischenturms (letzterer ist aber nicht zugänglich). Folgt man der Schulgasse in westlicher Richtung, erreicht man nach ca. 5 Minuten an der Ecke Bahnhofstraße das Gemeindeamt mit dem römischen Schauraum.

Der ausgeschilderte Rundweg mit informativen Schautafeln und anschaulichen Kastellmodellen ist jederzeit frei zugänglich. Das Fahnenheiligtum in der Unterkirche ist nur mit Führung und nach Anmeldung zu besichtigen.

Lage: Startpunkt des Römerrundgangs am Kirchenplatz, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/147-2

Burgus des Kastells Cannabiaca

Mit dem Zerfall des Römischen Reichs ging auch in Cannabiaca ein Rückzug der Truppen aus dem Donaulimesgebiet einher. Das Kastell war mit der reduzierten Truppenstärke nur noch schwer zu verteidigen, so dass für die Resttruppe ein Burgus gebaut wurde.

Um 370 n. Chr. wurde am Donaulimes ein Großteil der Legionen und Truppen abgezogen und die Grenze nur noch von einer fest stationierten „Uferwächter“-Truppe (ripenses/limitanei) bewacht. Im Zuge dessen wandelte sich das Kastell zu einer befestigten Siedlung (oppidum), in die sich die Bevölkerung bei Gefahr zurückziehen konnte, mit einem Burgus für die auf ca. 50 Mann reduzierte Truppe. Dieser wurde dabei anstelle des bisherigen Fächerturms in die Nordwestecke des Kastells eingebaut. Gerade am Donaulimes wurden in dieser Zeit einige Kastelle in ähnlicher Weise umgewandelt, z.B. in Oberranna, Traismauer und Mautern.

Der Burgus, der von den Einheimischen heute noch als „Römermauern“ bezeichnet wird, war mit 20 x 21 Metern Grundfläche nahezu quadratisch und nur vom Inneren des Kastells aus durch einen Torbogen zugänglich. Um einen kleinen Innenhof gruppierten sich im Erdgeschoss Werkstätten, Dienst- und Lagerräume, die an der Außenseite fensterlos waren. Im darüberliegenden Geschoss befanden sich die Mannschaftsquartiere und im 2. Obergeschoss ein umlaufender Wehrgang.

Bei ersten durchgeführten Ausgrabungen im Jahr 1910 ging man zunächst davon aus, die hakenförmigen Fundamente des Innenhofs seien Reste eines Limesturms. Erst während der Ausgrabungen in den 1970er Jahren wurde diese Ansicht revidiert und es wurde klar, dass es sich hier um ein auf dem ursprünglichen Fächerturm des Kastells errichtetes Restkastell handeln musss.

Der Burgus ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Burgus, Augasse 6, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/burgus-kleinkastell

Körnerkasten Zeiselmauer

Das östliche Lagertor wurde etwa zur gleichen Zeit wie der Burgus zu einem Kastentor umgebaut. Im Mittelalter diente er als Zehentscheune, was ihm seinen Namen „Körnerkasten“ einbrachte.

Das massive Torgebäude des Körnerkastens wurde um 370 n. Chr. in der letzten Ausbauphase des Kastells gleichzeitig mit dem Burgus und anstelle des östlichen Lagertors (porta principalis dextra) errichtet. So konnten einerseits die aus Richtung Osten zu erwartenden Feinde rechtzeitig abgewehrt und andererseits die dem Burgus gegenüberliegende Kastellseite besser geschützt werden. Ob der Bau zu dieser Zeit noch als Zugang zum Kastell diente oder ob der Torbogen bereits damals komplett zugemauert wurde, ist noch unklar.

Nach der Römerzeit, als Zeiselmauer im Mittelalter Herrenhof des Bischofs von Passau wurde, blieb das Gebäude erhalten und wurde als Getreidespeicher für den Zehent genutzt. Lange Zeit hielt man den Körnerkasten daher auch für ein Gebäude, das in dieser Zeit erbaut wurde. Erst als klar wurde, dass in Zeiselmauer einst ein römisches Kastell lag und auch dessen Grundriss einzuschätzen war, war klar, dass es sich hier um die Reste des östlichen Lagertors handeln musste.

Das Bodenniveau lag in der Antike etwa 2 Meter tiefer, wie man am ursprünglich etwa 4 Meter hohen Bogen des Kastelltors erkennen kann, von dem heute nur noch der obere Teil zu sehen ist. Der Turm ist noch bis zur Dachkante in original spätrömischer Bausubstanz erhalten, auch die schmalen, schlitzartigen Fenster stammen noch aus römischer Zeit, alle anderen Tür- oder Fensteröffnungen wurden erst in nachrömischer Zeit eingesetzt. Die abgerundeten Ecken des Turms sind typisch für die damalige römische Bauweise und an der Nord- und Südseite kann man noch den Ansatz der Kastellmauern erkennen.

Der Körnerkasten ist das größte erhaltene spätrömische Gebäude Österreichs und auch das einzige bisher bekannte römische Kastentor.

Der Körnerkasten ist nur von außen frei zugänglich.

Lage: Körnerkasten, Passauerplatz, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/koernerkasten-oestliches-lagertor

Römermuseum Tulln

Die rund 400jährige römische Geschichte von Comagenis kann man im Stadtmuseum Tulln erleben. Hier wird das militärische und zivile Leben der Römer an der Nordgrenze des Reiches anhand von Originalfunden aus den Ausgrabungen in Tulln, aber auch mit Hilfe von Modellen, Dioramen oder Nachbildungen anschaulich dargestellt.

Das 1928 gegründete Museum wurde im Jahr 2001 neugestaltet. Im Gebäude des ehemaligen Dominikanerinnenklosters wird das römische Leben in mehreren Räumen umfassend und kurzweilig präsentiert.

Die militärische Bedeutung des Kastells Comagenis an der Grenze des Reiches wird mit Hilfe von lebensgroßen Figuren deutlich, die detailgetreu als Legions- oder Auxiliarsoldaten, einheimische Kelten oder Germanen eingekleidet sind. Anhand von Kastellmodellen erhält man einen Überblick über die militärischen Stützpunkte in der Tullner Gegend, Zinnfiguren-Dioramen stellen Szenen aus dem Soldatenalltag nach und neben einem Militärdiplom, Waffen und Ausrüstungsteilen ist auch ein Modell des Kastells zu sehen.

Außerdem widmet sich ein Teil der Ausstellung dem zivilen Leben und zeigt z.B. anhand von Schmuck, Keramik- und Glaswaren, Terra sigillata-Geschirr oder Werkzeugen, wie die Zivilbevölkerung von Comagenis gelebt hat. Götterstatuetten, Grabsteine, Weihealtäre, ein nachgebautes Ziegelplattengrab, aber auch die Grabbeigaben eines Schmieds illustrieren das religiöse Leben in Comagenis und auch die römische Baukunst wird mit Hilfe einer nachgebildeten Giebelfront eines Hauses, einer rekonstruierten Wandmalerei, gestempelten Ziegeln und Werkzeugen für den Bau erläutert.

Zu den interessantesten Funden gehören dabei ein Mythrasrelief aus Marmor, die originale Bauinschrift (tablua ansata) des ersten Steinkastells von Comagenis, ein Münzhort mit mehr als 1700 Münzen, ein Ring mit Christusmonogramm und ein Meilenstein. Vor dem Museum steht eine Statue des Jupiter Dolichenus, einem Soldatengott, der in der Gegend von Kommagene verehrt wurde und mit den in Comagenis stationierten Soldaten hierherkam.

Das Römermuseum, das bereits mehrfach das Österreichische Museumsgütesiegel erhalten hat, ist von etwa Anfang April bis Ende Oktober gegen Eintrittsgebühr von Mittwoch bis Sonntag und feiertags geöffnet (montags und dienstags ist geschlossen). Es können auch Führungen nach Vereinbarung gebucht werden und zu Beginn des Rundgangs kann man sich mit einer kurzen Audio-Dia-Schau in das Thema einstimmen lassen.

Lage: Stadtmuseum Tulln RÖMERMUSEUM, Marc-Aurel-Park 1b, 3430 Tulln an der Donau

Link: www.roemermuseum-tulln.at

Römerkastell Comagenis

Das Ende des 1. Jahrhunderts von einer Spezialeinheit berittener Bogenschützen aus Kommagene gegründete Kastell erhielt von dieser ihren Namen Comagenis bzw. Castra Comagena. Die genaue Größe kann heute nur noch geschätzt werden, denn nach Abzug der Römer wurde von der Donau etwa ein Drittel des Kastellareals fortgespült.

Das erste Holz-Erde-Kastell von Comagenis wurde ca. 81 n. Chr. zur Zeit von Kaiser Domitian errichtet. Es bestand aus einer Lehm-Ziegelmauer mit Holztürmen, war etwa 1,5 ha groß und mit etwa 500 Mann einer Reitereinheit besetzt.

Dieses Kastell wurde dann ab 104 n. Chr. von der Ala I Commagenorum milliaria sagittaria, einer aus dem Königreich Kommagene in Kleinasien stammenden Einheit aus ca. 1000 berittenen Bogenschützen, durch ein Steinkastell mit einer Fläche von ca. 4,5 ha ersetzt. Um das Kastell herum entstanden im Westen und Süden außerdem große Lagerdörfer und mehrere Gräberfelder.

In der Spätantike ab Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Umwehrung mit mindestens 2 Ecktürmen (Fächertürme) und 6-12 Seitentürmen (Hufeisentürme) verstärkt und das Lager auf rund 5-6 ha vergrößert. Außerdem war hier nun eine neue Einheit von Speerwerfern (Lanciarii Comaginensis), eine weitere Reitereinheit und ein Teil der Donauflotte stationiert.

Ab Beginn des 5. Jahrhunderts wurde die Truppenstärke in den Donaukastellen nach und nach reduziert und die Bevölkerung siedelte gleichzeitig zum Schutz vor den Germanen in das Kastellinnere um, bis um 488 n. Chr. auch Comagenis von den Römern endgültig aufgegeben wurde. Der Ort wurde erst wieder in karolingischer Zeit besiedelt und unter dem Namen Tulna oder Tullina bekannt.

Bereits im 18. Jahrhundert wurden römische Funde entdeckt, aber erst seit 1928 wurden auf dem Areal des Kastells, der Lagerdörfer und Gräberfelder systematische archäologische Grabungen und Notgrabungen durchgeführt und dabei verschiedene Gebäude der Lagerdörfer, Teile der Lagerbefestigung und der Innenbebauung des Kastells, mehrere Gräberfelder und eine große Zahl an Kleinfunden ausgegraben.

Die Fundamente des östlichen Lagertors (porta principalis dextra) wurden 1980 bei der Erweiterung des Landeskrankenhauses entdeckt und freigelegt. Hierbei kamen neben Mauerresten des Holz-Erde-Kastells aus der frühen Kaiserzeit die noch gut erhaltene Toranlage des Steinkastells mit Resten der Kastellmauer aus der Zeit um 104 n. Chr. zum Vorschein. Das insgesamt rund 22 Meter breite Tor besaß eine doppelte Tordurchfahrt mit jeweils 4,2 m breiten Fahrspuren und war von 2 rechteckigen, etwas vorspringenden Tortürmen flankiert. In der Spätantike wurde das Tor verkleinert und dabei die südliche Tordurchfahrt zugemauert. Das Tor, das sich östlich neben dem Museum befindet, wurde 2001 restauriert und mit einem Schutzbau versehen.

Die Reste der Südmauer und eines der südlichen Zwischentürme wurden bereits 1964 entdeckt und anschließend ausgegraben, der Fächerturm der Südostecke wurde 1989 ausgegraben. Im Zuge der Freilegung eines Teils der Westmauer 1995 konnte die Position des Westtores (porta principalis sinistra) berechnet werden.

Heute kann man die Reste des Osttores durch die Glasfront des Schutzbaus jederzeit besichtigen. Die Lage des Westtors ist durch eine Bronzetafel an einer Wohnanlage in der Ländgasse/Ecke Nibelungenstraße markiert, Teile des Maueransatzes der Südmauer und der im Gehsteig markierte Verlauf sind in der Bonvicinistraße zusammen mit einer Gedenktafel zu sehen. Der Fächerturm der Südostecke, der sich auf dem Gelände der Hauptschule an der Wienerstraße befindet, ist nur im Rahmen einer Stadtführung zu besichtigen.

Lage: Porta Principalis Dextra, Donaulände 50, 3430 Tulln an der Donau (direkt hinter dem Museum)

Kastell Traismauer (Augustianis)

In der heutigen Altstadt von Traismauer kann man noch gut den Straßenraster der römischen Lagerstraßen erkennen. Teile der Befestigungsanlagen sind noch in den Resten der Südostecke der mittelalterlichen Stadtmauer und des Burgus im Schloss Traismauer zu finden.

Das Auxiliarkastell Augustianis wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zunächst als Holz-Erde-Kastell errichtet und beherbergte eine Reitereinheit von etwa 500 Reitern, die vermutlich der Ala I Hispanorum Auriana angehörten. Nach der Zerstörung durch ein Feuer wurde dann Ende des 1. Jahrhunderts ein neues Holz-Erde-Kastell errichtet.

Ein Inschriftenstein belegt den Bau des ersten, etwa 3,75 ha großen Steinkastells um das Jahr 140 n. Chr., in dem nun mit der Ala I Augusta Thracum eine berittene Auxiliareinheit mit ca. 500 Reitern stationiert war. Um 170 n. Chr. wurde das Kastell nach den Markomanneneinfällen durch Mauern und Türme verstärkt, in den folgenden Jahrhunderten auf ca. 4,1 ha vergrößert und die Befestigungsanlagen verstärkt.

In der Spätantike wurde die Anzahl der Soldaten stark reduziert und ihr Standort in ein Restkastell (burgus) in der Nordwestecke verlegt, während die Zivilbevölkerung innerhalb des befestigten Kastellareals siedelte. Nach der Zerstörung durch einen Brand im späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert n. Chr. verließen nach den inzwischen abgezogenen Soldaten nun auch die meisten der restlichen Einwohner das Kastell.

Erst im 8. Jahrhundert n. Chr. erfolgte eine erneute Neubesiedlung des Ortes, der nun Treisma genannt wurde. Teile der römischen Kastellumwehrung wurden dabei in die mittelalterliche Stadtmauer integriert und sind auch heute noch sichtbar. So bildete das mit zwei mächtigen Hufeisentürmen flankierte Römer- oder Wienertor das Osttor des Kastells und auch der hufeisenförmige Hunger- oder Reckturm gehörte zur Kastellbefestigung. Vom römischen Stabsgebäude (principia) wurden unter der heutigen Stadtpfarrkirche Fundamentreste gefunden und ausgegraben.

In der südöstlichen Lagerecke sind noch die Bruchsteinfundamente des römischen Fächerturms aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. zu sehen, der auch im Mittelalter zur Stadtbefestigung gehörte. Die heute sichtbare und aus Ziegelsteinen errichtete Mauer wurde erst im 17. Jahrhundert zum Schutz vor den Türkeneinfällen etwas außerhalb der ursprünglichen römischen Mauern gesetzt.

Das Stadtschloss von Traismauer wurde auf den Fundamenten des römischen Burgus aus dem 4. bis 5. Jahrhundert errichtet. Hiervon finden sich noch Reste des Mauerwerks. Im Innenhof des Schlosses sind römische Grabsteine und Bauteile ausgestellt, darunter auch die Weiheinschrift für den Bau des Kastells zur Zeit des Kaisers Antoninus Pius (ca. 140 n. Chr.).

Auf dem eigens angelegten Kulturweg „Sprechende Römer“ kann man heute auf einem etwa gut einstündigen und etwa 3,5 km langen Spaziergang an 5 Stationen die wichtigsten Punkte der römischen Sehenswürdigkeiten verbinden. An jeder Station erfährt man dabei von sprechenden römischen Figuren – ein Senator, Legionäre, ein Wachsoldat und eine römische Familie – Interessantes über die römische Geschichte des Kastells Augustianis.

Die Reste der Kastellmauern und Türme sind von außen jederzeit frei zugänglich. Die Tourismusinfo im Schloss ist von April bis Oktober täglich nachmittags geöffnet. Nach Voranmeldung können in der Tourismusinfo auch Stadtführungen und Besuche der Unterkirche von St. Ruprecht gebucht werden. Die Gemeinde Traismauer bietet zudem auch beispielsweise für Schulen einen „Römerprojekttag“ mit geführtem Stadtrundgang und Römerwerkstatt an.

Lage:
Burgus: im Schloss Traismauer, Hauptplatz 1, 3133 Traismauer
Südostecke der Stadtmauer: Bahnhofstraße/Ecke Alter Schulweg, 3133 Traismauer

Link: www.traismauer.at

 

Stadtmuseum St. Pölten

In der Archöologieabteilung des Stadtmuseums sind die wichtigsten Funde aus der Zeit der römischen Stadt Aelium Cetium ansprechend präsentiert. Aber auch die Abteilung zur Stadtgeschichte und die Jugendstilausstellung des 2007 neueröffneten Museums sind sehenswert.

Das Stadtmuseum St. Pölten wurde im Jahr 1879 gegründet und präsentiert seit 1976 im barocken Gebäude des Karmeliterhofs die Sammlungen der Bereiche Archäologie, Stadtgeschichte und Jugendstil der Stadt St. Pölten von der Steinzeit bis heute. Zudem werden die archäologischen Funde aus St. Pölten und Umgebung erforscht, wissenschaftlich aufbereitet und im Museum ausgestellt.

Der Rundgang im Archäologiebereich beginnt mit der Sammlung zur Ur- und Frühgeschichte. Hier gehören z.B. ein rund 6000 Jahre alter steinzeitlicher Muschelschmuck, der Bronzeschatz aus Regelsdorf, ein Bronzeschwert aus Unterradlberg oder die Ausrüstung eines keltischen Druiden zu den Highlights.

Die Entwicklung der Stadt und das Leben der Menschen während der Römerzeit wird in mehreren Räumen in der Abteilung „AELIUM CETIUM – Stadtkultur in der römischen Antike“ gezeigt. Neben einem kleinen bronzenen Eber und einem aufwendig gravierten Glasbecher gehört auch ein computergeneriertes 3D-Modell der Stadt zu den interessanten Exponaten.

Die Stadtgeschichte nach dem Abzug der Römer zeigt u.a. langobardische Fundstücke, ein historisches Stadtrichterschwert, historische Stadtansichten, die Entwicklung des Transportwesens aber auch die Industriegeschichte der Stadt. In der Ausstellung „Jugend.Stil“, die 2004 im 1. OG neugestaltet wurde, werden Bilder, Kunstwerke, Gläser und Möbel bedeutender Künstler des Jugendstils und der Wiener Secession, wie z.B. Ferdinand Andri, Ernst Stöhr, Wilhelm Frass und Rudolf Wondracek ausgestellt.

Das Museum wurde nach einem Umbau 2007 neu eröffnet und 2008 mit einem Museumsgütesiegel ausgezeichnet. Es ist von Mittwoch bis Sonntag gegen Eintrittsgebühr geöffnet (montags und dienstags geschlossen). Es gibt regelmäßige Sonderausstellungen und es werden Führungen und Workshops angeboten.

Lage: Stadtmuseum St. Pölten, Prandtauerstraße 2, 3100 St. Pölten

Link: www.stadtmuseum-stpoelten.at

Kulturweg Favianis Mutaren Mautern

Von den Mauern des römischen Kastells sind heute noch große Teile der Westseite erhalten, die in die mittelalterliche Stadtmauer integriert wurden. Sie gehören zu den heute besterhaltenen römischen Kastellmauern in Österreich. Auf einem Rundweg mit 8 Stationen folgt man den Spuren, die die Römer, der Hl. Severin und die Nibelungen hinterlassen haben.

Das Castellum Favianis (auch Castra Faviana) wurde vermutlich als eines der ersten Kastelle an der Donau um 70 n. Chr. als ca. 1,75 ha kleines Holz-Erde-Lager für eine rund 500 Mann starke berittene Auxiliareinheit (ala) gegründet und bewachte einen wichtigen Donauübergang. Um 120 n. Chr. wurde dieses Lager durch einen neues Steinkastell ersetzt, in der auf rund 3 ha Fläche eine größere Reitereinheit (Cohors I Ubiorum) mit ca. 1000 Mann stationiert war. Der ab etwa 130 n. Chr. hier stationierten Cohors II Batavorum folgte um 140 n. Chr. die Cohors I Aelia Brittonum Millaria. Während der Markomannenkriege wurden Kastell und Siedlung um 180 n. Chr. zerstört, aber danach wieder aufgebaut.

Nach mehreren Umbauphasen wurde um 300 n. Chr. die Legio I Noricorum stationiert und Favianis zudem Stützpunkt von Patrouillenbooten der Donauflotte. Mitte des 4. Jahrhunderts erfolgte eine Vergrößerung des Kastells auf eine Fläche von 5,25 ha Richtung Norden zur Donau hin und es wurden zur stärkeren Befestigung zusätzlich hufeisenförmige Zwischentürme und Ecktürme (Fächertürme) errichtet.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. zog sich die inzwischen stark reduzierte Garnison in ein ca. 30 × 21 m großes Restkastell (burgus) im Nordteil des Kastellareals zurück, während die Bevölkerung innerhalb des Kastellareals siedelte. Etwa zur gleichen Zeit, um 450 n. Chr. gründete Severin von Noricum in der Nähe ein Kloster, in dem er im Jahr 482 n. Chr. auch stirbt. Er half der zunehmend von eindringenden Germanentruppen (Ostgoten) bedrängten Bevölkerung, sich zu verteidigen und wirkte auch Wunder. Sein Leben wurde 511 n. Chr. von Eugippius, einem seiner Begleiter, in der Vita Severini aufgeschrieben. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts zogen die letzten Soldaten Roms dann endgültig ab und auch die Bevölkerung verließ das Kastellareal größtenteils.

Erst im frühen Mittelalter wurde das Areal wieder besiedelt und diente im 9. Jahrhundert n. Chr. als Zollstation am Donauübergang. Aus der Bezeichnung des Ortes als civitas mutarensis (Siedlung der Mauteinnehmer) entstand der heutige Name. Um 1200 n. Chr. wird Mutaren sogar im Nibelungenlied als Maut- und Zollstation erwähnt.

Heute ist das Kastellareal zwar fast komplett überbaut, die Umrisse sind jedoch noch gut sichtbar und auch noch teilweise in den heutigen Straßenverläufen erkennbar. Im westlichen Teil der Altstadt wurden Teile der römischen Befestigungen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. in die mittelalterliche Stadtbefestigung integriert. Neben einem langen Stück der Kastellmauer sind hierbei der noch rund 10 Meter aufragende westliche Hufeisenturm, der westliche Fächerturm und der Kastellgraben besonders gut erhalten. Auch Reste der südlichen Kastellmauer, heute Bestandteil der Mauer der Margaretenkapelle, und die Grundmauern des östlichen Hufeisenturms im Keller des Nikolaihofes sind heute noch sichtbar. Von den Kastelltoren sind nur noch die Reste des Nordtors sichtbar, dessen Schwellenstein heute vor dem Römermuseum liegt. Es handelte sich aber wohl um eines der Nebentore des Kastells, das Haupttor lag wohl im Süden.

Die Innenbebauung des Kastells ist heute zwar teilweise bekannt, aber inzwischen komplett überbaut. Das Stabsgebäude (principia) lag etwa dort, wo die Kremser Straße auf die Melker Straße trifft. Auch von der Zivilsiedlung (vicus), die an der Süd-, West- und Ostseite des Kastells anschloss und rund 4- bis 5-mal größer als das Kastellareal war, ist heute kaum mehr etwas vorhanden. Während der Blütezeit von Favianis im 2. Jahrhundert n. Chr. lebten hier jedoch ca. 4.500 Menschen.

Diese Reste aus der Römerzeit, die Spuren des Hl. Severin und auch des mittelalterlichen Mutaren bis in die heutige Zeit kann man auf dem Kulturweg „Favianis Mutaren Mautern“ auf einem etwa 1stündigen Rundweg auf folgenden 8 Stationen entdecken:
Station 1: Die Römer kommen (Favianis 15 v. Chr.)
Station 2: Das Leben an der Grenze (Favianis 350 n. Chr.)
Station 3: Frühes Christentum in Mautern (Favianis 400 n. Chr.)
Station 4: Der Heilige Severin (Favianis 500 n. Chr.)
Station 5: Wirtschaft in Mautern (Mautern seit 1700 n. Chr.)
Station 6: Mautern, die Stadt der Heldensagen (Mutaren 1200 n. Chr.)
Station 7: Folter und Rechtsprechung (Mutaren 1300 n. Chr.)
Station 8: Die Römer gehen (Favianis 476 n. Chr.)

Lage: Am Limes/Aggsteiner Straße, 3512 Mautern an der Donau, Österreich (Startpunkt am Parkplatz an der Römerhalle)

Link: www.mautern-donau.at

Keltendorf Mitterkirchen

Der spektakuläre und einzigartige Fund eines Hügelgrabs mit reichhaltigen Grabbeigaben und dem prunkvollen Bestattungswagen der „Herrin von Mitterkirchen“ ist das Herzstück des Keltendorfs, in dem rund 20 originalgetreu nachgebaute keltische Gebäude zu sehen sind.

Das Keltendorf in Mitterkirchen wurde auf dem Ausgrabungsgelände eines keltischen Gräberfelds errichtet, in dem in 50 Hügelgräbern insgesamt 80 Bestattungen aus der Hallstattzeit gefunden wurden. Die ca. 1000 Grabbeigaben, zu denen z.B. Gefäße, Schmuck, Pferdegeschirre, Waffen und ein Prunkwagen aus einem Wagengrab gehören, deuten darauf hin, dass es sich bei den hier Bestatteten um hochrangige Personen gehandelt haben muss.

Nach dem Fund eines ca. 2700 Jahre alten bronzenen Hohlrings mit Spiralverzierungen wurden zwischen 1981 und 1990 archäologische Ausgrabungen durchgeführt und ab 1988 eine komplette Keltensiedlung rekonstruiert, die 1991 mit zunächst 4 Gebäuden eröffnet wurde. Zwischenzeitlich wurden rund 20 Gebäude originalgetreu aufgebaut und dabei ausschließlich urgeschichtliche Techniken angewandt, d.h. es wurden hierfür weder Schrauben, Nägel oder sonstige Werkzeuge und technische Hilfsmittel der Neuzeit verwendet. 2002 mussten zudem nach einem Donauhochwasser einige der Gebäude wieder repariert und neu aufgebaut werden.

Im Museumsdorf erhält man einen guten Eindruck vom Leben der keltischen Bevölkerung, die vor der Ankunft der Römer das nördlich der Donau und somit im Barbaricum gelegene Machland besiedelten. In der Römerzeit gehörte das Gebiet zu einer Pufferzone, die vom auf der südlichen Donauseite gelegenen Kastell Wallsee (Adiuvense) und dem westlich liegenden Legionslager Albing kontrolliert wurde.

Zum sicher beeindruckendsten Teil des Museumsdorfs gehört heute das begehbare Hügelgrab der „Herrin von Mitterkirchen“, das zugleich das prachtvollste Grab des Gräberfelds ist. Hier wurde ein einzigartiger Prunkwagen mit bronzenen Zierbeschlägen gefunden, der als Prozessions- und Bestattungswagen einer Frau der Herrschaftsschicht diente und der heute als Nachbildung gezeigt wird.

Zu den rekonstruierten hallstattzeitlichen Gehöften gehört das Herrenhaus, das einen Wohnraum mit Herdstelle, eine Schlaf- und Vorratskammer, einen überdachten Vorbau und einen Dachboden besaß. Daneben liegt das Winterhaus, in dem die eine Hälfte als Wohnraum und Küche diente und in der anderen der Stall untergebracht war, damit die Körperwärme des Viehs die Menschen mitwärmen konnte. Das aus 2 Räumen bestehende Sommerhaus besaß unter dem überdachten Vorbau einen Vorratskeller, in dem Vorräte kühl gelagert werden konnten und einen Schlafraum im Obergeschoss. Auch die Inneneinrichtung der Häuser wurde rekonstruiert.

Weitere Gebäude sind beispielsweise der auf angekohlten Pfählen errichtete Getreidespeicher, in dem das Getreide sowohl vor Hochwasser als auch vor Schädlingen geschützt war. Im Backhaus befanden sich die 3 kuppelförmigen Backöfen in einer Grube, um die Temperatur im restlichen Haus erträglich zu machen und in der Töpferwerkstatt liegt im hinteren Teil ein überdachter Platz mit Trog zur Tonaufbereitung. In den Werkstattgebäuden gibt es außerdem eine Weberei, eine Metall- und eine Holzwerkstatt und zusätzlich auf dem Gelände einen Brennofen und einen Kräutergarten. Im Informationshaus wird ein Film über den aktuellen Stand der Ausgrabungen in Mitterkirchen gezeigt.

Das Keltendorf ist von Mitte April bis Ende Oktober täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Führungen und Workshops wie Töpfern, Weben, Spinnen, Backen, Bogenschießen o.ä. können nach Vereinbarung gebucht werden und es werden regelmäßig Sonderausstellungen, Familientage und Thementage veranstaltet.

Lage: Keltendorf Mitterkirchen, Lehen 12, 4343 Mitterkirchen im Machland

Link: www.keltendorf-mitterkirchen.at

Basilika St. Laurenz in Enns

Bei der großen und luxuriös ausgestatteten Stadtvilla, die unter der Lauzenz-Basilika entdeckt wurde, handelte es sich vermutlich um das Haus des Legionskommandanten, der gleichzeitig Statthalter der Provinz Noricum war.

Westlich des Legionslagers befand sich die Lagerstadt von Lauriacum. Bei Ausgrabungen in den 1960iger Jahren fand man unter der heutigen Basilika St. Laurenz Mauern eines etwa 34 x 20 Meter großen Gebäudes, das aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammt und zeitgleich mit dem Legionslager entstanden sein muss. Aufgrund seiner Lage und Ausstattung könnte es sich um das Wohnhaus des Legionskommandanten handeln, der gleichzeitig Statthalter der Provinz Noricum war. Die mit einem Peristylhof erbaute Stadtvilla wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und wurde bis ins 4. Jahrhundert genutzt.

Einige Jahrzehnte nach dem Märtyrertod des Hl. Florian, ein Mitarbeiter des Statthalters, der 304 n. Chr. wegen seines christlichen Glaubens in der Enns ertränkt wurde, wurde das Gebäude durch eine frühchristliche Kirche ersetzt. Ein mit Hypokausten versehener Apsidensaal dieses Gebäudes ist heute noch in der Oberkirche sichtbar. Auch aus der Erweiterung des Kirchenbaus im 5. Jahrhundert wurden Reste einer Klerikerbank, eines Altars und einer Reliquienkammer gefunden, in der wohl die Gebeine der Gefährten des Hl. Florian bestattet wurden, die ebenfalls als Märtyrer gestorben waren. Diese Gebeine befinden sich heute in einem Ossarium im Hauptaltar der Kirche.

Während der Zeit des Hl. Severin, der zwischen 453 und 482 n. Chr. in Lauriacum und Oberösterreich wirkte, wurde die Kirche zur Bischofskirche, in der vermutlich auch die Reliquien des Heiligen beigesetzt wurden. Nach dem Abzug der Römer wurden im 9./10. Jahrhundert für den Unterbau des neuen Kirchturms Steinquader aus dem aufgelösten Legionslager verwendet. Die heutige Kirche im gotischen Stil stammt aus dem Ende des 13. Jahrhunderts.

Die Reste der Statthaltervilla sind heute in der Unterkirche sichtbar. Eine Ausstellung, die ebenfalls in den Ausgrabungen der Unterkirche zu sehen ist, zeigt die dort geborgenen Funde, u.a. einen Weihestein, Skulpturen, einen römischen Opferstein und Reste von Fresken. Ein Teil der Ausstellung ist den Heiligen Florian und Severin und der frühchristlichen Gemeinde gewidmet.

Im neben der Basilika gelegenen Severinhaus ist eine kleine Ausstellung untergebracht. Außerdem kann man ein paar Schritte weiter in der Lauriacumstraße noch Reste eines römischen Stadthauses finden.

Die Ausgrabungen in der Unterkirche können nur im Rahmen einer Führung und ab einer Mindestteilnehmerzahl von 5 Personen besichtigt werden. Diese kann über das Pfarrbüro (Tel.: +43-(0)7223-82237 bzw.  severinhaus.enns@dioezese-linz.at) gebucht werden und dauert 1 Stunde (Römerführung) bzw. 1 1/2 Stunden (Basilikaführung).

Lage: Basilika St. Laurenz, Lauriacumstraße 4, 4470 Enns

Link: www.dioezese-linz.at/enns-stlaurenz

Museum Lauriacum Enns

Das Museum Lauriacum wurde anlässlich der Oberösterreichischen Landesausstellung 2018 komplett neu konzipiert und ist heute eine der bedeutendsten Römerausstellungen Österreichs.

Lauriacum, das als „Siedlung des Laurius“ übersetzt werden kann, war schon vor Ankunft der Römer ein wichtiger Siedlungsplatz an der Kreuzung des Donauwegs mit einer Nord-Südverbindung zwischen Moldau und Aquileia.

Die Römer kamen zwischen 50 und 100 n. Chr. und gründeten hier eine Militärstation. Nach den Markomannenkriegen entstand ab ca. 180 n. Chr. das rund 21,5 ha große Legionslager der Legio II Italica, einer rund 6000 Mann starken Infanterieeinheit mit Reiterabteilung, die ab 205 n. Chr. von Albing hierher verlegt wurde und die Donaugrenze Richtung Norden schützen sollte. Die Umfassungsmauer des Lagers war mit 4 Ecktürmen, 26 Zwischentürmen und einem doppeltem Spitzgraben befestigt und besaß 4 Lagertore mit doppelten Tortürmen. Der Legionskommandant war zugleich Statthalter der Provinz Noricum (legatus Augusti pro praetore provinciae Norici) und Lauriacum somit Provinzhauptstadt.

Parallel zum Lager entstanden eine im Norden Lagersiedlung (canabae legionis) und im Westen eine Zivilstadt (vicus) mit Forum, Tempelbezirken, Themen, Läden, Werkstätten, Handwerksbetrieben und komfortablen Wohnhäusern wohlhabender Einwohner. Außerhalb der Siedlung lagen Gräberfelder und ein Töpferviertel mit Kalkbrennöfen, an der Enns lag ein Hafen für den Handel und als Stützpunkt der Donauflotte. Lauriacum entwickelte sich zu einem bedeutenden Handels- und Militärzentrum der Provinz Noricum, in dem insgesamt rund 20.000-25.000 Menschen lebten und das vermutlich 212 n. Chr. von Kaiser Caracalla zur Stadt (municipium) erhoben wurde.

Das Legionslager wurde in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts teilweise zerstört, nach dem Wiederaufbau Ende des 4. Jahrhunderts erneut zerstört, diente aber noch bis ca. 5. Jahrhundert als Rückzugsort für die Bevölkerung, bevor es endgültig aufgegeben wurde.

Das Museum in Enns zeigt die Bedeutung von Lauriacum als wichtiger Militär- und Handelsplatz und ist eine der bedeutendsten römischen Sammlungen Österreichs. Es ist bereits seit 1898 im ehemaligen Rathaus der Stadt untergebracht, wurde ab 2011 umgebaut und anlässlich der Oberösterreichischen Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich“ (27. April bis 4. November 2018) neugestaltet.

Auf 1300 qm Ausstellungsfläche und 3 Stockwerken erhält man nun detaillierte Informationen über die militärische Präsenz der Römer am norischen Teil des Donaulimes, die Aufgaben der in Lauriacum stationierten Legio II Italica und das Leben der Soldaten und ihrer Familien in der Zivilstadt.

Zu den über 1200 Exponaten gehören vor allem die Originalfunde aus Lauriacum, wie z.B. die monumentale Bauinschrift des Legionslagers, militärische Ausrüstungsgegenstände, Silbergeschirr, Grabdenkmäler oder Götterfiguren. Weitere Highlights der Ausstellung sind das in den 1970er Jahren entdeckte, etwa 4,80 x 5,80 m große Deckenfresko von Amor und Psyche aus der Zivilstadt und die Wandmalereien aus dem „Haus der Medusa“, die anhand eines interaktiven 3D-Modells wiederaufleben. Eine Zinnfigurenlegion mit 6000 Figuren, das Modell des Legionslagers, Medienstationen und der eigens für die Landesausstellung produzierte Film runden den Besuch ab.

Durch die Ausstellung führen in witzigen Comics der römische Junge Marius und sein Großvater und Legionsveteran Seccius Secundus, die dem Besucher Geschichten über das Legionärsleben als Pioniere, Baumeister und Handwerker und über ihre Familien erzählen. Für die wirklich lohnenswerte Ausstellung sollte man 1,5 bis 2 Stunden einplanen.

Das Museum ist zwischen Mai und Oktober täglich und zwischen November und April montags bis freitags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es sind auch Führungen und Themenführungen buchbar.

Ein archäologischer Rundweg mit Schautafeln (Via Lauriacum) verbindet die wichtigsten Stationen des römischen Lauriacum miteinander wie z.B. das Museum Lauriacum, die Basilika St. Laurenz und die 12 Kalkbrennöfen in der Lorcher Straße. Das Legionslager ist heute größtenteils überbaut – wer jedoch den Umfassungsmauern des Legionslagers folgen will, kann dies über die Strecke Teichweg, Bahnhofweg, Römergraben und Lorcher Straße tun.

Lage: Museum Lauriacum, Hauptplatz 19, 4470 Enns

Link: museum-lauriacum.at

Porec (Colonia Iulia Parentium)

Auch wenn in Porec heute nur noch wenige römische Bauwerke, wie beispielsweise der Neptuntempel, sichtbar sind und das Straßenniveau heute etwas höher liegt als in der Antike, geht man heute immer noch über die von den Römern angelegten Straßen und Plätze, von denen sogar einige ihren römischen Namen behalten haben.

Schon vor der Ankunft der Histrier war die etwa 400 Meter lange und 200 m breite Halbinsel von Porec besiedelt. Die Histrier jedoch bauten die Siedlung aus und legten einen durch die vorgelagerte Insel geschützten Hafen an, der für den Fischfang und den Handel – aber auch für die Piraterie – ideal geeignet war.

Nach den römischen Kriegszügen gegen die Istrier, die immer wieder römische Siedlungen bedrohten oder überfielen, entwickelte sich die histrische Siedlung ab de, 2. Jahrhundert v. Chr. zu einer Militärfestung (castrum), die später zunächst zum Municipium Parentium und in der Zeit zwischen 50 und 40 v. Chr. zur Colonia Julia Parentium erhoben wurde.

Der Straßenraster des Militärlagers mit dem Decumanus Maximus in Ost-West-Richtung und dem Cardo Maximus in Nord-Süd-Richtung wurde beibehalten und es entstand eine Stadt mit rechtwinkligem Straßenraster, einer Stadtmauer und einem Forum, das anstelle einer prähistorischen Kultstätte im westlichen Teil der Stadt, angelegt wurde.

Auch heute noch folgen die Stadtmauer und der Straßenverlauf in der Altstadt größtenteils dem römischen Straßenraster. Der im Westen der Halbinsel liegende Marafor-Platz, der einst das Forum der römischen Stadt bildete und seinem Namen nach dem Kriegsgott Mars gewidmet war (lat.: martis forum = Forum des Mars) ist noch heute einer der Hauptplätze der Altstadt.

Den Haupttempel des Forums bildete der Marstempel, von dem heute noch Teile der Mauern und des Giebels zu sehen sind, die vermuten lassen, dass er einer der größten römischen Tempel Istriens gewesen sein muss. Die danebenliegenden Säulenreste gehören zu einem wesentlich kleineren Neptuntempel, der aus ebenfalls aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt.

Wenn man in der Stadt unterwegs ist, sollte man unbedingt auch die Euphrasius-Basilika, die zum UNESCO-Welterbe zählt, die verschiedenen mittelalterlichen Gebäude der Stadt und die Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung besichtigen.

Lage:
Decumanus Maximus: Ulica Decumanus, 52440 Poreč; Forum: Trg Marafor, 52440 Poreč; Neptuntempel: Neptunov Hram, Obala Maršala Tita 23, 52440 Poreč

Links: www.istria-culture.com/de/neptuntempel-i105; www.istria-culture.com/de/romisches-strassenraster-i106

Antike Ruinenstätte Nesactium

In Nesactium besaßen die Histrier einen ihrer Rückzugsorte, von dem aus sie gelegentliche Piratenüberfälle ins Mittelmeer und auch auf die italienische Küste unternahmen. Nach mehreren Kriegszügen und mehrjähriger Belagerung nhmen die Römer die Festung ein und machten sie letztendlich zu einer römischen Kolonie.

Auf einem Hügel über dem Fluss Budava und mit Blick über die Bucht findet man heute sowohl die Reste einer bronzezeitlichen histrischen Siedlung als auch die Überreste einer römischen Stadt, die bis in spätrömische Zeit bestand.

Ursprünglich lag hier der Hauptort der Histrier (Histrii), geschickte Seefahrer und Händler, die von den Römern aber auch als Piraten des Mittelmeers gefürchtet waren, da sie auch immer wieder Siedlungen an der italienischen Küste überfielen. Nach der Eroberung Venetiens unternahmen die Römer 221 v. Chr. einen Kriegszug auf die istrische Halbinsel, um die Piraten in ihre Schranken zu weisen, die jedoch weiterhin Überfälle auf römisches Gebiet unternahmen.

Rom schlug diese Vorstöße gnadenlos zurück und zerstörte letztendlich nach langer Belagerung im Jahre 177 v. Chr. die von König Epulo verteidigte histrische Wallburg, unterwarf den Stamm der Histrier und stellte ihr Land unter römische Verwaltung zusammen mit einer starken militärischen Präsenz.

Im 1. Jahrhundert v. Chr. begannen die Römer mit der Romanisierung des Landes und errichteten in Istrien mehrere Städte und Kolonien, zu denen auch die komplett neu geplante Stadt (municipium) Nesactium gehörte, in der neben dem zentralen Forum mit Tempeln, Thermen und öffentlichen Bauten auch luxuriöse Privathäuser am Stadtrand und eine Nekropole vor den Stadtmauern an der Straße nach Pula entstanden. Zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde Istrien dann unter Kaiser Augustus als Regio X Venetia et Histria mit der Hauptstadt Aquileia in das römische Kernland eingegliedert.

In spätrömischer Zeit wurden Teile der öffentlichen Gebäude in Wohn- und Handelsgebäude umgewandelt und es entstanden am Rand des Forums 2 neue frühchristliche Hallenbasiliken mit Apsiden, Taufbecken, Baptisterium und Priesterstuhl.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches bestand die Stadt in byzantinischer Zeit noch bis Ende des 6./Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. weiter, bevor sie von den einfallenden Slawen zerstört und teilweise in Brand gesetzt wurde.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Reste der Stadt wiederentdeckt, die anhand des Fundes eines Votivaltars zu Ehren des Kaisers Gordianus aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. (mit der Inschrift „res republica nesactiensium„) eindeutig identifiziert werden konnte. Die anschließenden Ausgrabungen förderten zahlreiche Gebäudereste und Funde zutage, die heute größtenteils im Archäologischen Museum Istriens in Pula zu besichtigen sind. Für das Verständnis der Geschichte von Nesactium sind dabei vor allem die Grabbeigaben aus den Nekropolen wichtig, die bereits aus einer Zeit zwischen dem 11. und 9. Jahrhundert v. Chr. stammen und bis zum Ende der römischen Besiedlung genutzt wurden.

In Nesactium findet man heute vor allem noch Gebäudereste aus der römischen bis spätrömischen Zeit, von denen besonders der Forumsplatz mit den 3 römischen Tempeln und die beiden frühchristlichen Hallenbasiliken aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. noch gut zu erkennen sind. Auch die Reste eines Stadttors aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. und der einst über 800 Meter langen Stadtmauern, die über den ursprünglichen histrischen und römischen Mauern errichtet wurden, sind noch sichtbar.

Die Archäologische Stätte von Nesactium ist täglich bei freiem Eintritt geöffnet. Am Eingang des Geländes befindet sich ein kleines Museum.

Lage: Nezakcij, Vizače, 52206 Muntić (an der Straße zwischen Muntić und Valtura etwa 12 km nordöstlich von Pula)

Links: www.ami-pula.hr/en/collections-on-other-locations/nesactium; www.istria-culture.com/de/nezakcij-i111; www.istria-culture.com/de/hallenbasiliken-in-nezakcij-i154

Arena von Pula

Die Arena von Pula ist das weltweit wohl besterhaltene römische Amphitheater, denn die Außenfassade ist heute noch fast komplett erhalten. Zudem ist sie heute das Wahrzeichen der Stadt Pula, in dem heute immer noch Festivals und Aufführungen stattfinden.

Das Amphitheater von Pula wurde von Kaiser Augustus um die Zeitenwende aus Holz erbaut, unter Claudius dann durch einen Steinbau ersetzt, unter Vespasian vergrößert und erst kurz nach seinem Tod 81 n. Chr. vollendet. Es lag außerhalb der Stadtmauern, aber direkt an der Via Flavia, die Triest (Tergeste) und Aquileia verband und heute als Flavijeska Ulica eine der Hauptstraßen der Stadt bildet.

Mit Außenmaßen von ca. 133 x 105 m, einer Größe der Arena von ca. 68 x 42 m und einer Fassadenhöhe von 32,5 m ist es das sechstgrößte Amphitheater aus der Römerzeit und vor allem eines der besterhaltenen. Die 3stöckige Fassade aus 2 Arkadenreihen à 72 Bögen und einem darüberliegenden Obergeschoss mit 64 rechteckigen Fensternischen ist heute noch fast vollständig vorhanden. Da das Theater teilweise in den natürlichen Hang eingebaut wurde, konnten auf der Ostseite 32 Bögen der unteren Arkadenreihe eingespart werden.

Ungewöhnlich gut erhalten sind auch die außen an die Fassade angebauten 4 turmartigen Anbauten mit hölzernen Treppenaufgängen. In diesen Türmen befanden sich oben Zisternen mit Wasser, das zur Abkühlung auf die Zuschauer gesprüht werden konnte.

Die Arena besaß 2 Haupteingänge und auf den Zuschauerrängen fanden auf den 30 Sitzreihen ca. 23.000 bis 26.000 Menschen Platz, die gegen die Hitze mit großen Sonnensegeln (velaria) beschattet werden konnten. Im Untergrund der Arena (hypogaeum) befanden sich Tierkäfige, Lagerräume und Lastenaufzüge und neben Gladiatorenkämpfen und Tierhatzen wurden in der Arena vermutlich auch Seeschlachten (naumachia) veranstaltet. Laut einer Legende soll der Hl. Germanus, der heute der Stadtpatron von Pula ist, hier 290 n. Chr. gefoltert und ermordet worden sein.

Das Amphitheater blieb bis ins 5. Jahrhundert in Gebrauch und wurde dann als Steinbruch genutzt. Glücklicherweise blieb dabei die Fassade weiterhin erhalten und so wurde die Arena z.B. im Mittelalter auch gerne als Ausrichtungsort für Jahrmärkte oder Ritterturniere genutzt.

Im 19. Jahrhundert fanden die ersten archäologischen Ausgrabungen statt. 1933 folgte dann die Restaurierung der Zuschauerränge auf der Ostseite, die nun 5.000 Sitzplätze bietet. Weitere Restaurierungen wurden nach dem 2. Weltkrieg vorgenommen. Wegen der guten Akustik wird die Arena heute als Veranstaltungsort Opern, Konzerte oder Theateraufführungen genutzt, aber auch als Filmkulisse.

In den unterirdischen Räumen ist heute eine Dauerausstellung „Oliven- und Weinbau zu Zeiten der Römer in Istrien“ untergebracht, die auch über die Handelsbeziehungen in der Römerzeit und zu Stilen und Verwendung von Amphoren informiert.

Das Amphitheater ist täglich gegen eine relativ hohe Eintrittsgebühr geöffnet. Man kann auch Audioguides ausleihen. Im Sommer findet hier von Juni bis September das „Spectacvla Antiqva“ statt, in dessen Rahmen auch Gladiatorenkämpfe aufgeführt werden.

Lage: Amfiteatar u Puli, Ulica Flavijevska, 52100 Pula

Links: www.ami-pula.hr/en/collections-on-other-locations/amphitheater/amphitheater; www.pulainfo.hr/de/where/arena-amphitheater-2; www.istria-culture.com/de/arena-i1

Augustus-Tempel und Forum

Auf dem römischen Forum standen einst drei Tempel: der Zentraltempel für Jupiter, Juno und Minerva und die beiden baugleichen Tempel rechts und links, die einerseits der Göttin Diana und andererseits der Göttin Roma und dem Kaiser Augustus gewidmet waren.

Das Forum entstand bereits um 100 v. Chr. in der Nähe des Hafens. Hier lagen die wichtigsten Verwaltungsgebäude der Stadt, die das Forum zum Zentrum der Religion, der Gerichtsbarkeit und des Handels machten.

Im Laufe der Zeit wurden auf dem Forum 3 Tempel errichtet, von denen heute nur noch der Augustus-Tempel fast vollständig erhalten ist. Der auf der linken Seite gelegene Diana-Tempel war baugleich mit dem Augustus-Tempel und seine Rückwand ist heute noch komplett als Rückwand des heutigen Rathauses erhalten. Nur vom ursprünglich in der Mitte gelegenen Tempel für die Kapitolinische Trias Jupiter, Juno und Minerva, sind heute keine sichtbaren Reste mehr erhalten.

Der Augustus-Tempel wurde in der Regierungszeit und noch zu Lebzeiten von Kaiser Augustus, d.h. zwischen 2 v. Chr. und 14 n. Chr., erbaut und war der Göttin Roma, der Personifikation der Stadt Rom, und zusätzlich dem Kaiser Augustus geweiht. Er besteht aus einem etwa 17,5 m breiten, geschlossenen Kultraum (cella) mit vorgebauter Eingangshalle, die aus 6 etwa 8 Meter hohen korinthischen Säulen errichtet wurde. Im Laufe seines Bestehens wurde der Tempel mehrfach erneuert und diente auch als Kirche oder Getreidespeicher. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er zwischen 1945 bis 1947 wieder rekonstruiert und beherrscht heute den Forums-Platz.

Auch heute ist das Forum immer noch das Zentrum der Stadt, auf dem neben dem Augustus-Tempel das aus dem 13. Jahrhundert stammende venezianische Rathaus und verschiedene Cafés und Restaurants zu finden sind.

Die Ausstellung im Augustus-Tempel, in der römische Skulpturen und Marmorstatuen ausgestellt sind, ist zwischen Ostern und September täglich gegen geringen Eintritt geöffnet.

Lage: Augustov Hram, Trg Forum, 52100 Pula

Links: www.ami-pula.hr/en/collections-on-other-locations/the-temple-of-augustus; www.pulainfo.hr/de/where/augustustempel; www.pulainfo.hr/de/where/forum; www.istria-culture.com/de/augustustempel-und-forum-in-pula-i102

Casa del Obispo

Im Casa del Obispo sind die Spuren einer fast 3000 Jahre alten Besiedelung zu entdecken. Sie reichen von phönizischen Wohngebäuden über Grabanlagen bis hin zu einem römischen Asklepieion und einem Bischofspalast aus dem 16 Jahrhundert.

Die Gegend um das Casa del Obispo ist der älteste Teil von Cadiz, das bereits um 1100 v. Chr. besiedelt wurde. Die ältesten hier bisher gefundenen architektonischen Überreste gehören zu einem Gebäude aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr., das von den Phöniziern errichtet wurde.

Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gelände als Nekropole genutzt und ein phönizisches Grabdenkmal errichtet, das heute zu den wichtigsten Grabanlagen der iberischen Halbinsel zählt. Die in den Felsen geschlagenen Nebengebäude aus dem 6. bis 3. Jahrhundert v. Chr. dienten unter anderem als Räume für Heilträume (incubatio).

Auch während der karthagischen Zeit, ab dem 3. Jahrhundert v. Chr., blieb der Ort ein heiliger Bezirk, der mit monumentalen Sakralgebäuden erweitert wurde, von denen ein Tempel vielleicht dem punischen Gott Baal-Hammon geweiht war.

Aus der Zeit der römischen Republik stammen mehrere Zisternen aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. und außerdem einige noch gut erhaltene Räume eines neu errichteten Gebäudes aus der Kaiserzeit (1. Jahrhundert n. Chr.) mit rotgrundiger Wandbemalung. Außerdem sind noch die Fundamente von öffentlichen Gebäuden und von römischen Tempeln für Apollo, Aesculap und Hygieia und ein Ritualbrunnen des Asklepieion-Tempelbezirks aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. erhalten. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurden Teile der Gebäude zerstört, vielleicht bei einem Erdbeben.

In der muslimischen Zeit lag in unmittelbarer Nähe eine Moschee, neben der nun auf den römischen Resten im 11. bis 13. Jahrhundert n. Chr. neue Gebäude aus Stampflehm erbaut wurden, in denen vielleicht der Muezzin lebte. Nach dem Ende der Maurenzeit, im 16. Jahrhundert, wurde hier stattdessen die Residenz des Bischofs von Cadiz errichtet, wiederum in der Nähe einer christlichen Kirche. Über viele Jahrhunderte und Epochen hinweg ist dieser Teil von Cadiz also immer ein heiliger Bezirk geblieben.

In der Ausgrabungsstätte liegen die Reste aus den unterschiedlichen Besiedlungs- und Nutzungszeiträumen oft direkt über- und nebeneinander. Das Grabungsgelände erstreckt sich dabei über eine Fläche von 1500 Quadratmetern. Beim Rundgang über Stege und Glasböden kommt man an allen Bebauungsphasen vorbei und bekommt die einzelnen Phasen der Besiedelung auf informativen Tafeln anschaulich skizziert und erklärt.

Aufgrund von eingedrungenem Wasser und dem dadurch akut drohenden Einsturz von Mauern im phönizischen Grabdenkmal wurde das Ausgrabungsgelände trotz Sicherung durch Stützpfähle und Betongürtel in die Rote Liste gefährdeter Denkmäler aufgenommen und ist seit 2014 für die Öffentlichkeit geschlossen. Ob und wann wieder geöffnet werden kann, ist daher momentan noch ungewiss.

Lage: Yacimiento Arqueológico de la Casa del Obispo, Plaza Fray Félix 5, 11004 Cádiz

Museum von Cadiz

In der Archäologischen Abteilung des Museums von Cadiz widmen sich 5 der 8 Ausstellungssäle der römischen Geschichte von Cadiz und der Umgebung. Viele der römischen Funde aus Cadiz, Baelo Claudia und Medina Sidonia können hier im Original besichtigt werden.

Das Museum von Cadiz befindet sich im Zentrum der Satdt und ist im Teil des säkularisierten Franziskanerklosters untergebracht. Es besteht aus 3 Abteilungen: Im Erdgeschoss befindet sich die Archäologieabteilung, im 1. OG eine Gemäldesammlung mit Werken aus dem 16. bis 20. Jahrhundert und im 2. OG eine Ethnografie-Abteilung mit traditionellen Marionetten.

Die Archäologieausstellung im Erdgeschoss zeigt in 8 Räumen Funde aus der Vorgeschichte, der Zeit des phönizisch-punischen Gadir, der römischen Epoche und dem Mittelalter und der Neuzeit. Hierbei liegt der Fokus auf der römischen Epoche und den Ausgrabungen aus den römischen Städten Gades (Cadiz), Asido Caesarina (Medina Sidonia) und Baelo Claudia (Bolonia).

Zu den außergewöhnlichsten Funden gehören die beiden phönizischen Sarkophage aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. (400-470 v. Chr.), die einen Mann und eine Frau darstellen. Außerdem findet man phönizische Grabbeigaben und Votivfiguren, eine Statue des Melqart-Herkules, eine Sammlung römischer Statuen (wie z.B. die Trajanstatue aus Baelo Claudia), Architekturteile und Säulen, römische Mosaike, die bronzene Panzerstatue eines römischen Kaisers, Amphoren, phönizische und römische Schmuckstücke, eine Vase aus Bergkristall und Münzen aus verschiedenen Epochen.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist für EU-Bürger frei.

Lage: Museo de Cádiz, Plaza de Mina, 11004 Cádiz

Link: www.spainisculture.com/en/museos/cadiz/museo_de_cadiz.html

Archäologisches Museum von Medina Sidonia

Das Archäologische Museum von Medina Sidonia ist gleichzeitig Ausgrabungsstätte und Ausstellung: es wurde um die Ausgrabungen der römischen Kanalisation herum gebaut, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind.

Die nur wenige Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus entdeckten Reste einer römischen Abwasserleitung (cloaca) stammen aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und bilden den Mittelpunkt der Ausstellung im Archäologischen Museum von Medina Sidonia.

Der etwa 20 Meter lange unterirdische Komplex von noch gut erhaltenen Abwasserkanälen, Gewölben, Galerien und unterirdischen Korridoren (cryptoporticus) wurde 1969 entdeckt und ab 1991 ausgegraben. Hierbei kam neben weiteren Nebenkanälen und Leitungen der rund 1 Meter breite und 2 Meter hohe römische Hauptabwasserkanal zum Vorschein, der aus mit einem Tonnengewölbe abgedeckten Sandsteinblöcken gemauert und am Boden mit wasserfestem Putz verkleidet war. Durch die verschiedenen Öffnungen im Gewölbe ergoss sich das Abwasser aus den Abwasserleitungen der Häuser direkt in den Sammelkanal.

Die Dauerausstellung im Museum zeigt Fundstücke aus den Ausgrabungen in Medina Sidonia, die sich über einen Zeitraum von rund 3000 Jahren erstrecken, beginnend mit den bronzezeitlichen Kulturen über die Phönizier und Karthager zu den fast 700 Jahren der römischen Herrschaft, aus der z.B. umfangreiche architektonische Exponate, eine Sammlung von Marmorskulpturen und Gegenstände des täglichen Lebens zu sehen sind. Weitere Stücke stammen aus der Zeit der Westgoten, der Zeit der islamischen Provinz Sidonia, der Phase der Rückeroberung durch die Christen bis hin zur napoleonischen Besetzung der Stadt.

Das Ende 2013 eröffnete Museum ist täglich außer mittwochs gegen eine geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Das Ticket ermöglicht auch den nur mit Führung möglichen Zugang zu den Resten der in der Nähe liegenden römischen Straße. Es gibt zudem ein Kombiticket mit dem Cerro del Castillo.

Lage: Museo Arqueológico de Medina Sidonia (MAMS), Calle Ortega 10, 11170 Medina-Sidonia, Cadiz

Link: www.andalucia.org/de/medina-sidonia-kultureller-tourismus-museo-y-conjunto-arqueologico-romano

Archäologische Enklave Carteia

Fast wären die Ausgrabungen von Carteia dem Ausbreitungsdrang einer großen Ölraffinerie zum Opfer gefallen, aber die archäologische Stätte wurde gerade noch rechtzeitig als kulturelles Erbe ausgewiesen. So kann man heute noch die punischen, römischen und westgotischen Ruinen der Stadt bewundern.

Die strategische Lage von Carteia erkannten bereits die Punier, die hier im 6. Jahrhundert v. Chr. eine Siedlung errichteten. Auf einer Anhöhe über der Flussmündung des Guadarranque gelegen, war sie einerseits geschützt durch die Bucht von Algeciras, in der ganze Flotten ankern konnten, und kontrollierte andererseits die Straße von Gibraltar. Der Name der Siedlung ist phönizischen Ursprungs (K’rt = Stadt).

Nachdem die Römer 206 v. Chr. im 2. Punischen Krieg die Karthager in der Seeschlacht von Carteia besiegt hatten, wurden hier um 190 v. Chr. Veteranen angesiedelt und hierzu eine neue Stadt mit repräsentativen öffentlichen und privaten Bauten angelegt. Da die Veteranen oft Verbindungen mit einheimischen Frauen eingingen, die Frauen und die Kinder dadurch aber nicht das römische Bürgerrecht erhielten, baten die Bewohner Carteias den römischen Senat, die Stadt als römische Kolonie anzuerkennen und somit alle Einwohner zu römischen Bürgern zu machen. 171 v. Chr. erhielt Carteia den Titel Colonia Latina Libertinorum Carteia und wurde somit die überhaupt erste römische Kolonie außerhalb Italiens.

Vor allem in den Jahren der römischen Republik war Carteia eine blühende Handelsstadt, was sie vor allem ihren zahlreichen Fischverarbeitungsbetrieben, der Purpurschneckenfischerei und dem Handel mit Wein und Olivenöl zu verdanken hatte. In den letzten Jahren der römischen Republik diente Carteia dem Konsul Pompeius als Standort bei seinem Kampf gegen die Piraten des Mittelmeers und später auch als Zuflucht für Pompeius‘ Söhne im römischen Bürgerkrieg gegen Caesar.

Die Stadt bestand auch über die Herrschaft der Römer hinaus weiter und wurde im 5. Jahrhundert n. Chr. von den Westgoten und ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. von den Arabern besiedelt, die von hier ausgehend die iberische Halbinsel eroberten. Auch nach der Reconquista gehörte Carteia vor allem in militärischer Hinsicht zu einem der wichtigsten Stützpunkte an der Küstenlinie, was sich an verschiedenen Verteidigungsanlagen wie dem Torre del Rocadillo aus dem 16. Jahrhundert und mehreren Bunkern aus dem 2. Weltkrieg zeigt.

Nach ersten Grabungen um 1960 wurde das Gelände 1969 zu einem archäologischen Denkmal erklärt und für die Öffentlichkeit freigegeben. Auch heute finden immer noch weitere Ausgrabungen statt.

Obwohl das Gelände inmitten einer großen Ölraffinerie liegt, sind heute noch einige der wichtigsten römischen Bauwerke zu erkennen. Vor allem das Forum mit Resten eines Tempels, von Wohnblocks und einer westgotischen Nekropole, sowie die öffentlichen Thermen, ein großes Stadthaus, das römische Theater, Reste der punischen und römischen Stadtbefestigung und eine Fischfabrik können heute noch besichtigt werden.

Die Ausgrabungen der Enklave von Carteia sind von Mittwoch bis Sonntag vormittags geöffnet. Der Eintritt ist frei und ist nur mit einer ebenfalls kostenlosen Führung möglich (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch), die rund 50 Minuten dauert und stündlich beginnt.

Lage: Enclave Arqueológico De Carteia, Avenida del Puerto, 11369 San Roque

Links: www.andalucia.org/de/san-roque-kultureller-tourismus-enclave-arqueologico-de-carteia; www.sanroque.es/tourism/carteia-roman-san-roque?language=en

Arch. Ensemble Baelo Claudia

Die am vollständigsten erhaltene römische Ruinenstadt der iberischen Halbinsel verdankt ihre Gründung ihrer Lage an der Straße von Gibraltar. Schon die Phönizier fischten in der Region die jährlich vorbeiziehenden Thunfischschwärme mit einer speziellen Fangmethode. Die Römer machten die Gegend dann zu einem der wichtigsten Zentren des Fischfangs und der Fischverarbeitung.

Bereits gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurde eine Siedlung mit dem Namen Baelo gegründet, die sich zu einem Zentrum des Thunfischfangs und der Fischverarbeitung und zum wichtigsten Hafen der Region mit Verbindung ins nordafrikanische Tingis (Tanger) entwickelte. Die jährlich auf ihrem Weg vom Atlantik zu ihren Laichplätzen im Mittelmeer vorbeiziehenden Thunfischschwärme, die bereits von den Phöniziern mit der auch heute noch genutzten speziellen Fangmethode (Almadraba)  gefischt wurden, wurden anschließend in den Manufakturen der Stadt zu Pökelfisch und vor allem zur im gesamten römischen Reich begehrten Fischsauce (garum) verarbeitet.

Die dadurch erwachsende wirtschaftliche Blüte führte um 45 n. Chr. unter Kaiser Claudius zum Bau einer neuen, geplanten Stadt, die zu seinen Ehren den Beinamen Claudia erhielt. Die ungewöhnlich große Anzahl der öffentlichen Gebäude zeugen von der wirtschaftlichen Bedeutung von Baelo Claudia. Doch bereits Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Stadt teilweise durch ein Erdbeben und im 3. Jahrhundert von Piraten verwüstet. Der anschließende wirtschaftliche Niedergang führte Ende des 6./Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. zur endgültigen Aufgabe der Stadt.

In ersten Grabungen zwischen 1917 und 1921 wurden zunächst die Fabrikanlagen, die Tempel und das Theater erforscht. Ab 1966 wurden weitere Grabungen durchgeführt und dann 1990 das Archäologische Ensemble von Baelo Claudia geschaffen, das Ende 2007 durch ein Museum mit angeschlossenem Forschungszentrum ergänzt wurde. Baelo Claudia ist heute die am vollständigsten erhaltene römische Ruinenstadt der iberischen Halbinsel.

Heute liegen die Ruinen in einer halbkreisförmigen Bucht und den sanft zum Strand abfallenden und den landschaftlich reizvollen Dünen von Bolonia. Der ausgeschilderte Rundgang mit 22 Stationen, der am Museum beginnt, verbindet die sehenswerten Ausgrabungsareale des Freigeländes miteinander.

Zunächst passiert man die Reste eines der 3 Aquädukte, die die Stadt mit Wasser versorgten. Entlang der östlichen Stadtmauer erreicht man die vor den Stadtmauern gelegene südöstliche Nekropole, bevor man die Stadt beim östlichen Stadttor (Carteia-Tor) betritt.

Der gepflasterten Hauptstraße (decumanus maximus) folgend trifft man auf den cardo maximo, der Richtung Süden in das Gewerbeviertel führt, in dem man neben den Gärtanks der Fischfabriken auch Wohngebäude erkennen kann.

Zurück am decumanus maximus erreicht man dann den südlichen Vorplatz mit den Säulenresten der Basilika und der Kopie einer Trajan-Statue. Dahinter liegt das Forum, um das sich verschiedene öffentliche Gebäude gruppieren.

Der weitere Weg auf dem decumanus maximus führt zur Markthalle (macellum), bevor man kurz vor dem Westtor (Gades-Tor) zu den öffentlichen Thermen gelangt.

Anschließend gelangt man zum noch erstaunlich gut erhaltenen halbkreisförmigen Theater, in dem auch heute noch Aufführungen stattfinden. Von dort erreicht man schließlich den oberhalb des Forums gelegenen Tempelbezirk mit den Tempeln für Jupiter, Juno und Minerva und dem benachbarten Isistempel. Von hier aus kann man noch den herrlichen Ausblick über das Grabungsgelände genießen, bevor man über ein Nebentor der Stadtmauer wieder den Ausgang erreicht.

Das Archäologische Ensemble von Baelo Claudia ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist für EU-Bürger frei.

Lage: Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (ca. 20 km nordwestlich von Tarifa)

Link: www.andalucia.org/de/tarifa-kultureller-tourismus-conjunto-arqueologico-de-baelo-claudia

Fischfabriken von Baelo Claudia

Neben den Fischfabriken findet man im Viertel der Fischverarbeitung an einer von Arkaden gesäumten Straße (Cardo de las Columnas) auch Wohn- und Verwaltungshäuser wie das Haus des Sonnenquadranten und das Westhaus. Hier lagen vermutlich die Verwaltungs- und Handelskontore und auch die Wohnbereiche der Fabrikeigentümer.

Das Westhaus (Domus del Oeste) stammt aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. und besaß zur Straße hin Ladengeschäfte, in denen vermutlich die Produkte verkauft und gelagert wurden, die in der im hinteren Bereich des Gebäudekomplexes liegenden Fischmanufaktur hergestellt wurden. Die Räume des Wohnbereichs gruppierten sich dabei um einen großen Peristylhof. In späterer Zeit, als offenbar die Fabrik vergrößert wurde, trennte man den nördlichen Teil des Wohnbereichs ab, um weitere runde Fischbecken in den Boden einzulassen.

Das gegenüberliegende etwa 28 x 20 Meter große Haus des Sonnenquadranten (Domus del Cuadrante Solar) stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und wurde bis mindestens ins 3. Jahrhundert n. Chr. hinein genutzt. Auch hier handelte es sich wohl um ein Wohn- und Handelsgebäude, in dem die meisten der um einen Peristylhof gruppierten Räume mit Stuck und Wandgemälden verziert waren. Anhand der aufgefundenen Reste der Wandbemalungen mit teilweise erotischen Motiven könnte man aber auch annehmen, dass es zumindest zeitweise als Bordell (lupanar) gedient hat. Der Name des Hauses geht auf den Fund eines aus Marmor gefertigten Sonnenquadranten hervor, die als Kopie im Museum zu besichtigen ist.

Die Fischfabriken (cetaria), denen die Stadt ihren Wohlstand verdankte, bestanden mindestens vom 1. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr., obwohl bereits seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. in kleinerem Maßstab Fisch verarbeitet wurde. Ihre größte Blütezeit verzeichneten sie im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., als in den zwischen 80 und 200 qm großen Fischfabriken die Fischtanks ein gesamtes Fassungsvermögen von etwa 90.000 Litern erreichten! Neben den Tanks, in denen sowohl Fisch zur Haltbarmachung eingesalzen als auch Fischsauce (garum) hergestellt wurde, gab es Brunnen, Frischwasserzuläufe, Räume, in denen die Fische ausgenommen und für die Weiterverarbeitung vorbereitet wurden und Lager- bzw. Verwaltungsräume.

Lage: Factorías de salazón, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Forum von Baelo Claudia

Das Forum von Baelo Claudia gehört zu den wohl besterhaltenen römischen Foren der gesamten iberischen Halbinsel. Sein Erscheinungsbild wird heute vor allem durch die Säulen der Basilika geprägt, die an der südlichen Schmalseite des Forums liegt.

Das Forum, das bereits in der Zeit von Kaiser Augustus angelegt wurde, stammt in seiner heutigen, noch gut erhaltenen Form aus der Zeit zwischen 50 und 70 n. Chr. und nimmt mitsamt seinen umgebenden öffentlichen Gebäuden eine Fläche von etwa 75 x 50 Metern ein.

Rund um den 37 x 30 Meter großen Forumsplatz, der nicht nur in zentraler Lage in der Mitte der Stadt und an der Kreuzung der beiden wichtigsten Hauptstraßen liegt, sondern in römischer Zeit auch das Zentrum des öffentlichen, politischen, administrativen, juristischen und religiösen Lebens bildete, liegen an der Südseite die Basilika und im Norden ein monumentaler Brunnen und die Rednertribüne (rostra). An der westlichen Längsseite befinden sich Verwaltungsgebäude, wie z.B. das Gemeindearchiv (tabularium), der Abstimmungssaal, die Curia und eine öffentliche Schule (scholae), und auf der Ostseite eine Reihe von Geschäften.

Die Basilika wurde zwischen 50 und 70 n. Chr. erbaut und bis zu ihrem Einsturz nach einem Erdbeben im 3. Jahrhundert genutzt. Über ein Peristyl aus 20 Säulen erhob sich die Basilika auf einer Fläche von 31,5 x 18,5 Metern über 2 Stockwerke. Das unter anderem als Justizzentrum und Ort für Geschäfte dienende öffentliche Gebäude öffnete sich Richtung Norden zum Forum, dessen gesamte Südseite es einnimmt, zum anderen Richtung Süden zum südlichen Vorplatz, von dem aus man auf den decumanus maximus gelangte.

Bei den Ausgrabungen wurde in den Ruinen der Basilika eine Kolossalstatue des Kaisers Trajan entdeckt, der mit der Toga eines Magistraten bekleidet ist und ein Füllhorn als Symbol für den Überfluss in den Armen hält. Man vermutet daher, dass in der Basilika auch Riten des Kaiserkults durchgeführt wurden. Die Säulen des Peristyls wurden nach den Ausgrabungen wieder weitestgehend aufgerichtet und geben heute einen guten Eindruck von den einstigen Ausmaßen der Basilika.

Das Marktgebäude (macellum), das an die Südwestecke des Forums an die Basilika angrenzt, wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut, als das Forum als Marktplatz zu klein geworden war. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurden die 10 um einen kleinen Innenhof gelegenen hinteren Ladengeschäfte zu Lagern umgebaut und es blieben nur noch die 4 zur Hauptstraße gelegenen Ladengeschäfte erhalten. In der Mitte ist noch der Grundriss einer kleinen Kapelle (aedicula) zu erkennen, die vermutlich Merkur, dem Gott des Handels, geweiht war.

Lage: Plaza del Foro, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Archäologischer Komplex von Itálica

Trotz der Nähe zur Stadt Hispalis (Sevilla) entwickelte sich Italica neben seiner Funktion als Militärstandort zu einem wichtigen Zentrum römischer Kultur, die einige berühmte Persönlichkeiten, wie die Kaiser Trajan und Hadrian, hervorbrachte.

Der 2. Punische Krieg (218 v. Chr. bis 201 v. Chr.), in dem der römische Feldherr Publius Cornelius Scipio Africanus die von Feldherr Hasdrubal und Hannibals Bruder Mago Barkas befehligten Karthager im Jahre 206 v. Chr. in der Schlacht von Ilipa (heute: Alcalá del Rio) besiegte, war der entscheidende Sieg, nach dem die Römer ihre Vorherrschaft auf der iberischen Halbinsel festigen konnten.

Nur etwa 6 km nordwestlich von Sevilla wurde nach dem Ende dieser Schlacht in der Nähe des Flusses Guadalquivir die Siedlung Italica gegründet. Hier wurden vor allem Veteranen angesiedelt, die aus dem aktiven Dienst ausgeschieden waren.

Trotz der Nähe zum deutlich größeren Hispalis (Sevilla) entwickelte sich Italica vom Militärstandort zu einem wichtigen Zentrum römischer Kultur und erreichte während seiner Blütezeit eine Ausdehnung von etwa 52 Hektar. Hier wurden sowohl Kaiser Trajan als auch Kaiser Hadrian geboren.

Obwohl Hadrian als Kaiser seine Heimatstadt nicht wieder besuchte, erhob er sie während seiner Regierungszeit (117-138 n. Chr.) zur Colonia Aelia Augusta Italica bzw. Colonia Victrix Italicensis und erweiterte die Militärsiedlung um ein neues Viertel für die Oberschicht, die nova urbs (Neustadt).

Ihre Blüte erlebte die Stadt im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr., auch während der Herrschaft der Westgoten wurde die Stadt als Festung ausgebaut. Erst nach der Besetzung Andalusiens durch die Mauren ab 711 verlor Italica seine einstige Bedeutung und verfiel zusehends. Erst im 18. Jahrhundert wurden die antiken Reste wiederentdeckt und erste Ausgrabungen brachten die römische Metropole wieder zum Vorschein.

Neben den prächtig angelegten Straßen, auf denen man heute noch auf römischen Spuren wandeln kann, wurden ein Handelsbezirk, mehrere Thermen, ein Kaiser Trajan gewidmeter Tempel (trajaneum), ein Theater, ein Amphitheater, Aquädukte und Zisternen ausgegraben. Von diesen Bauten und von einigen der imposant ausgestatteten Häuser der Oberschicht kann man im Archäologischen Komplex von Itálica heute noch die eindrucksvollen Überreste besichtigen. Es gibt ein kleines Museum auf dem Ausgrabungsgelände, doch viele der Mosaike und Statuen, die in der Ausgrabung gefunden wurden, sind heute im Archäologischen Museum von Sevilla zu bewundern.

Der Archäologische Komplex von Itálica ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist für EU-Bürger frei.

Lage: Conjunto Arqueológico de Itálica, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce

Links: www.andalucia.org/de/santiponce-kultureller-tourismus-conjunto-arqueologico-de-italica; www.italicasevilla.org/en

Amphitheater von Itálica

Das Amphitheater von Italica war in der Antike das drittgrößte Amphitheater seiner Zeit. Die imposanten Ruinen des Gebäudes werden auch heute noch gerne als Filmkulisse genutzt: so verwandelten sie sich in der Fantasy-Serie „Game of Thrones“ zur „Drachengrube“ von Königsmund.

Mit einer Länge von ca. 160 und einer Breite von ca. 130 Metern war das Amphitheater von Italica zur Zeit seiner Erbauung das drittgrößte Amphitheater im Römischen Reich. Es wurde vermutlich während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian am Rand der neu angelegten nova urbs (Neustadt) erbaut.

Bis zu 25.000 Personen konnten in der Antike die Tierhatzen und Gladiatorenkämpfe mitverfolgen, weit mehr als doppelt so viele Menschen wie jemals in der Stadt lebten. Vermutlich wurde das Amphitheater daher auch von Besuchern aus dem nahegelegenen Hispalis (Sevilla) besucht.

Die 71 x 48 Meter große Arena besaß 2 Eingänge: das Tor des Lebens (porta sanavivaria) im Osten, durch das die siegreichen Gladiatoren die Arena im Triumph verließen, und das Tor der Toten (porta libitinaria) im Westen, das den weniger glücklichen Kämpfern vorbehalten war. In der Nähe des Tors des Lebens befanden sich Kulträume (sacellum), die den Göttinnen Nemesis und Dea Caelestis geweiht waren und in denen die Gladiatoren um Gesundheit und Glück im Kampf beteten, wie verschiedene Votivsteine mit Fußabdrücken belegen.

Unterhalb der Arena lagen in der Mitte die Keller (fossa bestiaria) mit den Käfigen der wilden Tiere, die über Aufzüge direkt in die Arena gehoben werden konnten.

Das Publikum verfolgte die Schauspiele auf 3 Rängen, die sich hinter der 3,5 Meter hohen Podiumsmauer erhoben. Der erste Rang (ima cavea), der Senatoren und der Oberschicht vorbehalten war, besaß 6 Sitzreihen, die mit Marmor verkleidet waren. Der zweite Rang (media cavea), mit 12 Sitzreihen war „normalen“ Bürgern vorbehalten, während Frauen und Kinder mit dem dritten Rang (summa cavea) Vorlieb nehmen mussten – wenigstens konnte dieser mit Sonnensegeln beschattet werden.

In den imposanten Resten des Amphitheaters kann man auch heute noch gut die Dimensionen erahnen, die das Gebäude in der Antike besaß.

Lage: Anfiteatro de Itálica, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce, Sevilla (auf dem Gelände des archäologischen Parks von Itálica)

Link: www.italicasevilla.org/en/amphitheater.html

Haus der Vögel

Eines der beeindruckendsten Häuser von Italica erhielt seinen Namen von einem äußerst aufwendig gestalteten Bodenmosaik, das mit verschiedenen Vögeln verziert ist.

Die luxuriös ausgestattete Stadtvilla, die heute „Haus der Vögel“ genannt wird, stammt aus der Regierungszeit von Kaiser Hadrian und gehörte sicherlich einem ranghohen Mitglied der Oberschicht. Auf einer Fläche von ca. 1700 qm nahm es etwa die Hälfte eines Wohnblocks (insula) ein.

Zur Straße hin lagen einige Ladengeschäfte während der Innenhof (peristyl) mit dem Garten das Zentrum des Hauses bildete, um das sich zu beiden Seiten die verschiedenen Repräsentationsräume gruppieren. Unter dem Peristyl befand sich eine Regenwasserzisterne, über der ein Brunnen (puteus) für fließendes Wasser innerhalb des Hauses sorgte. Der Speiseraum (triclinium) und zwei Atrien mit Wasserbecken schlossen sich am Ende des Peristyls an, während im hinteren Teil die privaten Schlafzimmer der Bewohner lagen.

Einige der Repräsentationsräume waren mit aufwendigen Bodenmosaiken geschmückt. Das beeindruckendste dieser Mosaike, das rund um ein achteckiges Mittelmotiv 32 verschiedene Vogelmosaike zeigt, gab dem Haus seinen Namen.

Weitere Mosaike in nebengelegenen Räumen zeigen beispielsweise wilde Tiere, einen Medusakopf oder waren mit grafischen Mustern und Blüten gestaltet.

Im zur Straße gelegenen Teil neben dem Eingang zum Haus wurde ein Brotofen ausgegraben, der vermutlich zu einer Bäckerei gehörte.

Der Grundriss des Gebäudes wurde mit niedrigen Mauern sichtbar gemacht, der Garten des Peristyls wurde bepflanzt und viele der Mosaike kann man heute noch direkt vor Ort bewundern. Auch wenn an der ein oder anderen Stelle Teile der Mosaike bereits entfernt wurden oder Steinchen fehlen, erhält man einen guten Eindruck von der einstigen Pracht der Motive.

Lage: Casa de los Pájaros, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce (auf dem Gelände des archäologischen Parks von Itálica)

Link: www.italicasevilla.org/en/domus.html

Römisches Theater von Itálica

Das römische Theater ist neben den Kleinen Thermen (Trajansthermen) eines der wenigen ausgegrabenen Gebäude der ursprünglichen Veteranensiedlung von Italica, die heute weitestgehend unter dem heutigen Ort Santiponce liegt.

Das Theater wurde zwischen 30 und 37 v. Chr. in einer natürlichen Senke in der Nähe des Forums errichtet und lag im alten Stadtteil von Italica, der vetus urbs (Stadt der Veteranen).

Der halbkreisförmige Zuschauerbereichs (cavea) besaß einen Durchmesser von ca. 70 m und bot auf den 3 Rängen bis zu 3000 Zuschauern Platz. Hinter dem Bühnenbereich mit seiner zweistöckigen Bühnenwand befand sich ein Säulenhof und ein Garten, in dem die Besucher in den Theaterpausen wandeln konnten.

Das Theater wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. erweitert und umgebaut und bis ins 5. Jahrhundert und in die Zeit der Völkerwanderung genutzt. Nach seiner teilweisen Zerstörung wurden Teile des Theaters als Lagerhaus und sogar als Friedhof genutzt.

Erst in den 1930er Jahren wurden die Reste des Theaters wiederentdeckt und ab 1970 archäologisch untersucht. Die Sitzreihen des ersten Ranges, die Orchestra und die Theaterbühne wurden anschließend teilweise rekonstruiert, so dass heute im Theater wieder regelmäßig Veranstaltungen und Festivals stattfinden können.

Den besten Überblick über das Gelände des Theaters kann man sich von eigens angelegten Mirador Teatro Romana verschaffen, der im Ort ausgeschildert ist. Der Eintritt ist frei.

Lage: Teatro Romano, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce (im Ort Santiponce ca. 750 m südöstlich des Eingangs zum Archäologischen Park)

Link: www.italicasevilla.org/en/theater.html

Archäologisches Museum Sevilla (Hispalis)

Die römische Stadt Hispalis wurde bereits im Jahr 45 v. Chr. von Gaius Iulius Caesar zur Colonia Romulensis bzw. Colonia Iulia Romula erhoben. Im Archäologischen Museum von Sevilla findet man heute neben Funden aus Hispalis vor allem auch Originalfunde aus dem nahegelegenen Italica.

Das Archäologische Museum von Sevilla, das vor allem Ausstellungsstücke aus der punischen und römischen Zeit beherbergt, wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Es war ursprünglich im alten Kloster Convento de la Merced untergebracht, wurde dann aber in den „Palast der Schönen Künste“ verlegt, der 1929 anlässlich der Ibero-amerikanischen Ausstellung im Parque de Maria Luisa errichtet wurde.

In den 10 Sälen im Untergeschoss kann man Exponate aus der Vor- und Frühgeschichte der Provinz Sevilla entdecken. Zu den Prunkstücken aus punischer Zeit gehören dabei der „Schatz von Carambolo“ mit seinen herrlichen Schmuckstücken aus Gold oder die sitzende Astarte-Figur aus Bronze.

Das Erdgeschoss zeigt in 18 Sälen Ausstellungsstücke aus der Römerzeit, der Spätantike, des Mittelalters und der Neuzeit. Unter anderem findet man hier Originalstatuen und -mosaike aus den Ausgrabungen von Itálica, von denen besonders das Mosik mit dem Triumph des Bacchus und die Hadriansbüste hervorstechen. Im Obergeschoss befinden sich weitere Räume für Sonderausstellungen und eine Bibliothek.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Für EU-Bürger ist der Eintritt frei.

Lage: Museo Arqueológico de Sevilla, Plaza de América 51, 41013 Sevilla (im Parque de Maria Luisa)

Link: www.andalucia.org/de/sevilla-kultureller-tourismus-museo-arqueologico-de-sevilla

Römische Villa Milreu

Die Bewohner des römischen Landguts von Milreu hatten offenbar ein Faible für das Meer, wie die aufwendigen Mosaike im Herrenhaus aber auch die noch gut erhaltenen maritimen Mosaike im Tempelbezirk zeigen.

Etwa 8 km nördlich von Faro (Ossonoba), ein wichtiger Handelshafen für Wein, Öl und garum, wurde an der Kreuzung der Küstenstraße mit der Straße nach Beja (Pax Iulia) dieses römische Landgut (villa rustica) errichtet.

Die Ausgrabungen belegen, dass die Gebäude im Laufe der Zeit mehrfach erweitert wurden. Ursprünglich entstand hier im 1. Jahrhundert n. Chr. ein kleineres Landgut mit einfachem Wohnhaus, das jedoch im 2. Jahrhundert vergrößert und zu einem Atriumhaus ausgebaut wurde.

Ende des 3. Jahrhunderts wurde das bestehende Gebäude beträchtlich erweitert, erhielt einen großen zentralen Innenhof mit Wasserbecken, einen Speiseraum (triclinium) mit Apsis und einen großzügigen Badekomplex (balneum) mit heute noch gut erhaltenen Warm- und Kaltbadebecken. Die Räume waren dabei aufwendig und luxuriös ausgestattet, mit Marmor und Mosaiken reicht verziert und teilweise mit Fußbodenheizung ausgestattet. Auch die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte nahm in dieser Zeit deutlich zu, wie zusätzliche Räume für Ölpressen und Weintanks und Kellerräume belegen.

Im 4. Jahrhundert wurde gegenüber dem Haupteingang der Villa ein Heiligtum errichtet. Auf einem Podium stand der von Säulen umgebene Umgangstempel mit halbrunder Apsis. Die Böden, Wände und das Deckengewölbe waren dabei über und über mit Mosaiken mit maritimen Motiven verziert. Das später in der cella errichtete sechseckige Wasserbecken weist auf die Verehrung von Nymphen oder Wassergöttern hin.

Im 6. Jahrhundert wurde der Tempel christianisiert und im Innenhof ein rechteckiges Taufbecken ergänzt. Aus der Zeit zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert stammen Gräber mit Inschriften, die nachweisen, dass die Siedlung auch in maurischer Zeit noch bewohnt war und erst danach aufgegeben wurde.

Im 15. oder 16. Jahrhundert wurde dann auf den Ruinen der Villa ein Bauernhaus errichtet, das im 19. Jahrhundert mit für die Algarve ungewöhnlichen halbrunden Ecktürmen mit Schießscharten befestigt wurde.

Die Ruinen wurden bereits 1877 entdeckt und ausgegraben. Systematische Ausgrabungen und Restaurierungen fanden in den 1970er bis 1990er Jahren statt.

Die heute im Freilichtmuseum zugänglichen Ruinen der Villa stammen größtenteils aus dem 2. und 3. Jahrhundert, die ursprünglichen Reste aus dem 1. Jahrhundert wurden bisher noch nicht ausgegraben. Vom Heiligtum sind die Mauern der cella noch bis zum Beginn des Deckengewölbes erhalten. Vor allem die aufwendigen polychromen Mosaike in der Villa und im Tempelbereich sind absolut sehenswert!

Im Besucherzentrum sind in einer Dauerausstellung Funde aus der Ausgrabung ausgestellt wie z.B. eine Büste der Agrippina Minor, der Kopf einer Römerin und Büsten der Kaiser Hadrian und Gallienus. Auf informativen Tafeln und Beschilderungen werden die sichtbaren Teile der Ruinen anschaulich erklärt (in Englisch und Portugisisch).

Die Ruinen von Milreu sind täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Ruínas Romanas de Milreu, Rua de Faro, 8005-411 Estoi

Link: www.visitalgarve.pt/de/523/equipamento-patrimonio—faro—ruinas-do-milreu.aspx

Römische Villa Cerro da Vila

Die römische Siedlung war nicht nur ein Landgut, sondern eine schon fast industrielle Produktionsstätte, die auf Export ausgerichtet war. Hier wurden Fische in Salzlake zu garum vergoren, aus den Schalen von Meeresschnecken Purpur gewonnen und Wein und Olivenöl produziert.

Die Siedlung von Cerro da Vila (übersetzt: Hügel des alten Dorfes) wurde zunächst von den Römern, dann von den Westgoten und schließlich von den Arabern genutzt.

Zunächst entstand hier im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. ein kleineres Gehöft, das sich ab der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts zu einer Siedlung mit umfangreichen Gewerbebauten (fabrica) entwickelte. Man war vor allem auf Fischfang, Garum- und Purpurproduktion spezialisiert, betrieb aber auch Wein- und Olivenanbau. Das für eine so kleine Siedlung ungewöhnlich große Badehaus zeugt von einigem Wohlstand der Bewohner und Keramikfunde belegen rege Handelsbeziehungen mit dem römischen Kernland und Gallien.

Trotz Verlandung der Lagune, die in der Antike noch direkt bis an das Gutsgelände reichte, blieb die Siedlung in westgotischer Zeit ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. weiterhin als Fisch-Fabrik bestehen, während man in arabischer Zeit ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. hier vor allem Keramik produzierte. Erst nach der Reconquista im 13. Jahrhundert wurde die Siedlung aufgegeben.

Erste Mosaikreste dieser außergewöhnlichen antiken Siedlung wurden 1963 entdeckt und die Anlage anschließend bis 1991 in mehreren Grabungskampagnen archäologisch ausgegraben. Hierbei kamen auf einer Fläche von gut 2 ha umfangreiche Reste von Bauten zum Vorschein, die heute einen guten Eindruck über die Geschichte der Siedlung geben.

Der Kernbereich der Siedlung war das Wohnhaus der Villa, ein zunächst einfaches, 18 x 20 m großes Gehöft, das Ende des 1. Jahrhunderts zu einem Peristylhaus mit zentralem Wasserbecken (compluvium) erweitert wurde. Seine größte Blüte erreichte das Wohnhaus im 3. bis 4. Jahrhundert n. Chr. als prächtig ausgestattete Wohnanlage mit polychromen Bodenmosaiken, 2 sechseckigen Risalittürmen und einem eigenen privaten Bad (balneum). Erst in der Spätantike wurde das Wohnhaus wieder verkleinert und mehrere Wohnräume zu Lagerräumen umgebaut.

Die zwischen Wohnhaus und Schiffsanlegestelle gelegene öffentliche Badeanlage im Reihentypus stammt in ihrer ersten, kompakten Form etwa aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Sie wurde später umfangreich erweitert und mit einer Vorhalle (palaestra), einem großzügigen Schwimmbecken (natatio), einem Schwitzbad (laconicum) und einem großen Wasserspeicherbecken ausgestattet. Auch hier wurde die Anlage in der Spätantike wieder verkleinert.

Die Wohnunterkünfte der Arbeiter lagen nördlich der Thermenanlage. Östlich davon schlossen sich verschiedene Gebäudekomplexe mit Gewerberäumen (fabricia) an. In einem etwa 120 m langen Gebäude befanden sich unter anderem die Becken zum Einsalzen von Fischen (cetaria), die mit wasserdichtem opus signium ausgekleidet waren.

Südlich der Gewerbekomplexe wurde ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. eine Nekropole mit einem Grabmonument (columbarium) angelegt. In den Resten der Grundmauern kann man noch die Begräbnisnischen sehen, in denen die Asche der Verstorbenen aufbewahrt wurde. Vor dem Grabmonument lagen Altäre für Begräbniszeremonien und Tieropfer.

Im an das Gelände angeschlossenen Museum ist eine kleine archäologische Ausstellung untergebracht, in der Schmuck, Keramiken und Mosaike ausgestellt sind.

Das Freilichtmuseum von Vilamoura ist täglich außer samstags und sonntags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es werden Führungen angeboten.

Lage: Cerro da Vila Estação Arqueológica, Av. Cerro da Vila, 8125-507 Quarteira (ca. 15 km nordwestlich von Faro)

Link: www.vilamouraworld.com/cerro-da-vila-museum

Archäologiezentrum Rua dos Correeiros (NARC)

Römische Reste findet man heute meist tief unterhalb der heutigen Bebauung, die aus der Zeit nach dem großen Erdbeben von 1755 stammt. Zu den spektakulärsten Funden der Archäologen gehörte dabei der Fund einer Fischfabrik und eines Badehauses aus dem antiken Olisipo.

Schon um 1000 v. Chr. wurde am einzigen Naturhafen an der westlichen Atlantikküste ein phönizischer Handelsstützpunkt gegründet. Etwa 205 v. Chr., als die militärische Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Römer begann, wuchs die Olisipo genannte Siedlung auf dem heutigen Burghügel stetig weiter, erhielt 48 v. Chr. das römische Stadtrecht und wurde als Colonia Felicitas Iulia zu einem der wichtigsten Orte der Provinz Lusitania.

Nach den Römern folgten in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts die Westgoten, dann die Mauren und ab 1147 die portugiesischen Könige des Mittelalters, die der Stadt jeweils ihren Stempel aufdrückten. Eine große Zäsur bildete das Erdbeben 1755 und der darauffolgende Wiederaufbau, in dem die Stadt komplett umgestaltet wurde.

Archäologische Ausgrabungen in der heutigen Altstadt Lissabons brachten in der Rua dos Correeiros zwischen 1991 und 1995 viele Funde zu Tage, die einen breiten Querschnitt durch etwa 2500 Jahre der Stadtgeschichte darstellen. Aus fast allen Epochen fand man in den teilweise übereinanderliegenden Schichten viele Spuren, von denen die römischen sicher zu den interessantesten gehören.

Zwischen der Mitte des 1. Jahrhundert v. Chr. und der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. lag hier eine römische Nekropole, die als ältester Friedhof Lissabons gilt. In den Resten der Brand- und Körpergräber wurden Bestattungsurnen, diverse Grabartefakte aber auch Schmuck gefunden.

Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. entstand hier ein Fischverarbeitungszentrum, das bis Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. betrieben wurde. In den Fundamentresten kann man heute noch gut einige der insgesamt 31 Fischtanks (cetaria) erkennen, in denen die gesalzenen Fischabschnitte zu verschiedenen Fischsaucen (garum, liquamen, muria) vergoren wurden. Brunnen lieferten das nötige Wasser für die Produktion der Sauce, die in Lagerräumen in Amphoren abgefüllt und ins gesamte römische Reich exportiert wurde.

In unmittelbarer Nachbarschaft entstand im 3. Jahrhundert n. Chr. eine Siedlung mit Badehaus, von dem noch das viereckige Atrium und der Kaltbadebereich (frigidarium) mit herrlichen mehrfarbigen Mosaiken erhalten ist.

Nach Abzug der Römer kamen ab Mitte des 5. Jahrhunderts die Westgoten und ab 714 n. Chr. die Mauren, die hier Wohnhäuser errichteten. Nach der Reconquista lag hier 13. bis 14. Jahrhundert eine Töpferfabrik, was aus den gefundenen Keramikscherben geschlossen werden kann. Das große Erdbeben vom 1. November 1755 hinterließ seine Spuren in Form von Haustrümmern und verkohlten Balken, während man aus der Zeit des Wiederaufbaus der Altstadt von Lissabon durch den Marquis von Pombal Beispiele der erdbebensichernden Hausfundamente sehen kann.

Das Archäologiezentrum, das sich im Keller des Gebäudes der Millennium bcp Bank befindet, ist täglich außer sonntags bei freiem Eintritt geöffnet, kann aber nur auf einer rund 45 Minuten dauernden geführten Tour besichtigt werden. Diese werden stündlich angeboten und finden in Englisch und Portugiesisch statt.

Lage: Núcleo Arqueológico da Rua dos Correeiros (Fundação Millennium bcp), Rua dos Correeiros 21, 1100-061 Lisboa

Link: www.fundacaomillenniumbcp.pt/en/nucleo-arqueologico

Römisches Forum Augst

Das soziale und politische Leben spielte sich auf dem Hauptforum der Stadt ab. Hier lagen der Haupttempel, das Gerichts- und das Verwaltungszentrum und auf dem Platz und den Säulenhallen, die diesen umsäumten, trafen sich die Bewohner der Stadt sowohl zu offiziellen Feiern als auch zum Handeln oder dem Zeitvertreib mit Freunden.

Der quadratische Hauptplatz (forum) der Stadt wurde bereits um 20 n. Chr. errichtet und bestand zunächst aus einfachen Holzgebäuden, die jedoch schon bald durch Steingebäude ersetzt wurden.

Das Forum war aufgeteilt in die area publica, in der das Gerichtsgebäude (basilica) und das daran angeschlossene Ratsgebäude (curia) lagen, und in die area sacra mit dem Forumstempel und dem Tempelaltar. Auf dem Platz waren Statuen und Ehrenmale wichtiger Bürger der Stadt aufgestellt und in den Säulenhallen, die den Platz umsäumten, lagen Amtsstuben und Handelskontore, aber auch Läden und Lager.

Der Forumstempel war der Haupttempel der Stadt, in dem die Stadtgöttin Roma und der vergöttlichte Kaiser Augustus verehrt wurden. Auf einem von Säulen umgebenen Podium stand der Altarraum (cella) mit den Götterstatuen. Vor dem Tempel stand ein mit Marmor verkleideter und mit Götterinsignien geschmückter Jupiter-Altar, auf dem die Römer ihre Opfer darbrachten. Heute ist die Fassade des Forumstempels mit einer Holzkonstruktion nachempfunden.

Auf der dem Tempel gegenüberliegenden Seite befand sich das dreischiffige Verwaltungs- und Gerichtsgebäude (basilica), an dessen hintere Wand ein dreiviertelrundes Rathaus (curia) angebaut war, das über die Basilica zugänglich war.

In der Curia tagten der aus 100 Bürgern der Oberschicht (decurio) bestehende Stadtrat und die beiden Bürgermeister (duoviri). Da beide Gebäude am Abhang des Forumsplatzes lagen, mussten sie mit einer imposanten Stützmauer abgestützt werden. Der Keller der Curia war ursprünglich eine Lagerkammer und ein Gefängnis, wurde aber nach einem Brand mit Schutt aufgefüllt, in dem u.a. eine Minerva-Büste gefunden wurde. Heute befindet sich in diesem Raum eine Ausstellung von Mosaiken, die aus einem Palast im Süden der Stadt stammen.

Ein weiteres Forum (Südforum), das heute nicht mehr sichtbar ist, lag etwa 200 m südwestlich davon und war mit öffentlichen Gebäuden (praetorium) und einem Markt (macellum) ausgestattet.

Das Römische Forum ist jederzeit kostenlos frei zugänglich.

Lage: Forumstraße, 4302 Augst, Schweiz (östlich des Theaters an der Forumstraße)

Link: www.augustaraurica.ch

Römisches Theater Augst

Das Theater von Augusta Raurica wurde im Laufe seines Bestehens immer wieder den Bedürfnissen angepasst: zunächst war es zusammen mit den Tempeln auf dem Schönbühl Teil eines Kultbezirks, dann wurde es als Amphitheater zum Schauplatz von Gladiatorenspielen, um später wieder zu einem reinen Bühnentheater umgebaut zu werden.

Das römische Theater liegt teilweise in einen natürlichen Hang eingepasst und besitzt eine Zuschauertribüne von knapp 100 m Durchmesser. Es bot Platz für ca. 10.000 Besucher und diente als Aufführungsort von Schauspielen, für religiöse Feste und für politische Versammlungen. Das mitten im Stadtzentrum gelegene Theater wurde im Laufe der Zeit unterschiedlich genutzt und in mehreren Bauphasen neu- und umgebaut.

Zwischen 60 und 80 n. Chr., also schon in der ersten Bauphase der Stadt, wurde ein erster Theaterbau errichtet, der wohl Teil des Kultkomplexes am Schönbühl war. Der dort gelegene Podiumstempel lag genau gegenüber und war mit dem Theater über einen Prozessionsweg verbunden. Das Theater war zudem ein Mehrzweckbau, denn statt einer halbrunden Bühne gab es eine runde Arena, so dass im Gebäude neben Bühnen- auch Arenaaufführungen stattfinden konnten. Von diesem Bau sind heute nur noch wenige Reste vorhanden.

Um 110 n. Chr. wurde der erste Bau fast vollständig abgerissen und zu einem Semi-Amphitheater umgewandelt, das nun aus einer ovalen Arena mit halbkreisförmigen Zuschauertribünen im Westen und 5 Podiumssitzreihen im Osten bestand. Nun fanden im Amphitheater fast ausschließlich Gladiatorenspiele, Tierkämpfe und vermutlich auch Hinrichtungen statt. Die Begrenzungsmauer der Arena ist heute noch im Gelände sichtbar.

Um 180-200 n. Chr. errichtete man am Stadtrand ein neues Amphitheater, in dem die stark gewachsene Bevölkerungszahl an den Spielen teilnehmen konnte. Das Theater im Stadtzentrum wurde nun wieder zu einem szenischen Theater mit halbkreisförmigen Zuschauertribünen umgebaut. Die in der Mitte offene Bühnenmauer (scena) ließ auch bei diesem Bau den Blick frei zum Tempel auf Schönbühl. Das heutige Aussehen des Theaters entspricht dieser letzten Ausbaustufe.

Um 275 n. Chr. wurde das Theater zerstört und danach nur noch teilweise repariert. Dennoch ist es heute das besterhaltene römische Theater dieser Art nördlich der Alpen.

Seit der Restauration und Konservierung zwischen 1930 und 1970 und einer aufwändigen Sanierung um 1990 wird das Theater, in dem heute rund 2000 Zuschauer Platz finden, wieder regelmäßig als Freilichtbühne für Konzerte und Aufführungen genutzt.

Auf einem Platz zwischen dem Theater und dem Museum steht ein großes Bronzemodell der römischen Stadt und unterhalb der Stützmauer des Tempels ist eine Backstube mit Getreidemühle und Backofen eingerichtet.

Das Römische Theater ist jederzeit kostenlos frei zugänglich.

Lage: Römisches Theater, Sichelenstraße, 4302 Augst, Schweiz (südlich des Museumsgebäudes)

Link: www.augustaraurica.ch

Museum und Römerhaus Augst

Im Römerhaus, das einer typisch römischen Villa nachempfunden ist, und dem danebengelegenen Römermuseum mit den wichtigsten Funden aus den Ausgrabungen bekommt man einen guten Eindruck über das römische Leben in Augusta Raurica.

Die römische Stadt Augusta Raurica hatte eine wechselvolle Geschichte. Zwar wurde sie bereits 44 v. Chr. formal als Kolonie auf dem Territorium des keltischen Stammes der Raurici gegründet, aber die tatsächliche römische Besiedelung begann erst ab 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus, der ihr den Namen Colonia Paterna Munatia Felix Apollinaris Augusta Emerita Raurica verlieh und auf dem Plateau über dem Rhein (heute Augst) römische Veteranen ansiedelte. Zur Sicherung der Reichgrenze wurde um 20 n. Chr. in der Ebene vor der Stadt direkt am Rhein (heute Kaiseraugst) ein Militärlager errichtet, eine Brücke über den Rhein geschlagen und ein Hafen gebaut.

Mit Verlegung des Limes Richtung Norden verlor Augusta Raurica seine Bedeutung als Militärstandort, erreichte aber als Handelssiedlung zwischen 120 und 260 n. Chr. seine größte Ausdehnung und Bedeutung. In der teilweise mit einer Stadtmauer befestigten Ober- und Unterstadt lebten bis zu 20.000 Einwohner auf einer Fläche von über 100 ha. Neben mehreren Foren, Tempeln, einem Theater und einem Amphitheater gab es öffentliche Bäder, Werkstätten, Handelshäuser, Tavernen, Herbergen und Wohnquartiere.

Um 260 n. Chr. und nach den Alamannenüberfällen begann ein schleichender Niedergang, den ein kurz zuvor stattgefundenes Erdbeben bereits eingeleitet hatte. Mit der Zurückverlegung der Reichsgrenze an den Rhein wurde Augusta Raurica wieder Grenzgebiet und 290/300 n. Chr. erneut mit einem Kastell (Castrum Rauracense) befestigt. Nach erneuten Germanenüberfällen 352 n. Chr., in denen die Zivilstadt völlig zerstört wurde, existierte nur noch das Kastell, das von den Römern dann um 401 n. Chr. endgültig aufgegeben wurde.

Heute präsentiert sich die römische Geschichte von Augusta Raurica im archäologischen Park, dessen perfekter Ausgangspunkt zu dessen Erforschung das Römermuseum mit dem Römerhaus bildet.

Das Römerhaus wurde 1954/55 als Villa im gehobeneren Stil rekonstruiert und ist typisch für die nördlichen Provinzen. Im vorderen Bereich befinden sich hinter der zur Straße gerichteten Säulenreihe (porticus) neben einer Schmiede (officina ferraria) und einer Bronzegießerei (officina fabri aerarii) auch eine Metzgerei (taberna lanionis) und eine Schankstube (caupona). Diese Räume waren in der Regel vermietet und hatten keinen direkten Zugang zum Wohnhaus.

Im hinteren Teil gruppieren sich um einen Innenhof (peristylum) mit Garten (hortus) die Privaträume mit Wohnräumen (cubiculum), Baderäumen (balneum), Speiseraum (oecus) und Küche (culina). Die liebevoll ausgestatteten und originalgetreu möblierten Räume bergen manch kleine Überraschung und versetzen den Besucher so in die Zeit der Antike.

Im Museum sind die Funde aus den Ausgrabungen von Augusta Raurica ausgestellt, wie Grabreliefs, Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Schmuckstücke, Götterstatuetten oder Mosaike. Außerdem wird der 58 kg schwere „Silberschatz von Augst“ gezeigt, der wohl 351/352 n. Chr. wegen der Belagerung des Kastells durch die Germanen von einem hochrangigen Offizier vergraben wurde und aus 270 Objekten wie Tafelgeschirr, einem Kandelaber, einer Venusstatuette, Silberbarren und Münzen bestand – der größte jemals gefundene römische Silberfund!

Das Museum ist täglich und ganzjährig gegen Eintrittsgebühr geöffnet und es gibt regelmäßige Sonderausstellungen, Führungen und Workshops. Man sollte sich für das Museum und die kostenlos zu besichtigenden Ausgrabungen auf jeden Fall ½ Tag Zeit nehmen. Im August findet jährlich ein großes Römerfest mit Gladiatorenkämpfen, Theateraufführungen, Wagenrennen und Mitmachaktionen statt.

Lage: Museum und Römerhaus, Augusta Raurica, Giebenacherstrasse 17, 4302 Augst, Schweiz

Link: www.augustaraurica.ch

Thermenmuseum Schleitheim (Iuliomagus)

In den 5 Bauphasen wurde das öffentliche Bad während seiner Nutzungszeit immer wieder den veränderten Bedürfnissen angepasst. Zu den interessantesten Funden aus den Thermen gehören die Reste eines verzierten Tauchbeckens aus Blei, in dem man heute sogar noch den Wasserauslass erkennen kann.

Die öffentlichen Bäder von Iuliomagus wurden schon bald nach Gründung der Siedlung errichtet und waren etwa 250 Jahre in Benutzung. Während dieser Zeit wurden die Räume mehrfach umgebaut, erweitert oder repariert, um den veränderten Bedürfnissen der Besucher gerecht zu werden.

Von der 1. Bauphase um 60/70 n. Chr. ist nur noch wenig bekannt, da das Gebäude schon bald nach dem Bau einem Brand zum Opfer fiel.

Im späten 1. Jahrhundert n. Chr. entstand in der 2. Bauphase ein einfaches Bad im Reihentypus mit Umkleideraum (apodyterium), Innenhof (palaestra), Schwitzbad (laconicum), Warmbad (caldarium) mit kleinem Tauchbecken, Laubad (tepidarium) und Kaltbad (frigidarium) mit Kaltwasserbecken. Beheizt wurde die Anlage von einem Heizraum (praefurnium) im Nordwesten.

Die größte Ausbaustufe erreichte das Bad dann Anfang des 2. Jahrhunderts, als man in einer 3. Bauphase die Baderäume verdoppelte, vielleicht damit nun nun Männer und Frauen gleichzeitig in 2 Linien baden konnten. Es kamen zusätzlich je 1 weiteres Warm- und Laubad hinzu, das Schwitzbad hingegen wurde aufgegeben und durch einen weiteren Umkleideraum ersetzt. Auch das kleine Tauchbecken im Warmbad wurde durch ein großes Warmwasserbecken ersetzt.

Vielleicht aufgrund sinkender Besucherzahlen und wegen zunehmender Überschwemmungen durch den Zwärenbach wurde das Bad in einer 4. Bauphase stark umgebaut und verkleinert. Das große Warmbad neben dem Bach wurde abgerissen, einige Räume geteilt und das Bodenniveau angehoben, um weitere Überflutungen zu vermeiden. Die Heizung wurde an die Südseite verlegt, einige Bodenheizungen stillgelegt und das ursprüngliche Laubad mithilfe von Wandheizungsrohren (tubuli) in 2 Räume aufgegliedert, in denen das Warm- und Laubad untergebracht war.

In der letzten Bauphase Anfang des 3. Jahrhunderts wurden nur noch wenige Veränderungen vorgenommen und vor allem Reparaturen ausgeführt. Es wurde aber ein zusätzliches kleines Kaltbad mit kleinem Kaltwasserbecken an der Nordwestseite angebaut.

Erste römische Reste wurden bereits 1909 entdeckt, aber erst 1975 beim Bau eines Stalls als römische Badeanlage identifiziert. Die daraufhin vorgenommenen Ausgrabungen legten eine 31 x 35 m große Therme frei, die anschließend konserviert und seit 1976 unter einem Schutzbau für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Der heutige moderne Museumsbau wurde 2017 neu eröffnet.

Heute kann man vor allem die Heizanlagen mit den Hypokausten und den Wandheizungen erkennen, aber auch die mit farbigen Steinplatten belegten Böden der Wasserbecken.

In einem kleinen Vorraum findet man ein Modell der Thermenanlage, in Vitrinen werden die Funde ausgestellt, z.B. die Reste des mit Weinranken verzierten Tauchbeckens aus Blei aus Bauphase 2 mit Wasserauslass. Auf dem Besuchersteg, der um das Badegelände herumführt, kann man die Reste gut überblicken. Dabei erklären Schautafeln die einzelnen Bereiche der Anlage.

Das Thermenmuseum ist das ganze Jahr über täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es können Führungen gegen Gebühr gebucht werden.

Lage: Zum Salzbrunnen, 8226 Schleitheim, Schweiz

Link: pro-iuliomago.ch

Römermuseum Villa Urbana Heitersheim

Die villa urbana in Heitersheim gehört zu den frühesten bekannten Villenanlagen auf der rechten Rheinseite. Sie wurde im Stil einer italienischen Landvilla errichtet und bestand aus einem Herrschaftsbereich (pars urbana) und einem davon mit einer Portikushalle abgetrennten Wirtschaftsbereich (pars rustica).

Die römische villa urbana von Heitersheim war ein rund 5,5 ha großes, mit einer Mauer umfasstes Landgut und bewirtschaftete eine landwirtschaftliche Fläche (fundus) von rund 2000 ha. Eine parallel zum Rhein verlaufende Fernstraße lag nur ca. 2 km entfernt, so dass der die hier produzierten Güter leicht verkauft werden konnten.

Der prächtige Gutshof auf einem axialsymmetrisch angeordneten Gelände bestand aus 2 Bereichen. Es gab einen Wirtschaftsbereich (pars rustica), in dem sich das Haus des Verwalters (vilicus), die Häuser der Sklaven und Bediensteten, die Wirtschaftsgebäude und Werkstätten sowie die landwirtschaftlichen Bereiche befanden. Mit einer Mauer davon abgetrennt lag der ca. 1,35 ha große Herrschaftsbereich (pars urbana) mit einem prächtigen Wohngebäude, einem separaten Badegebäude und einer parkähnlichen Gartenanlage (hortus). Er wurde von den Besitzern bewohnt, die ihn aber oft nur als Ferien- oder Sommerdomizil nutzten.

Es konnten über die rund 150-jährige Nutzungszeit des Gutes insgesamt 5 Bauphasen nachgewiesen werden. Das erste Herrenhaus, ein etwa 20 x 25 m (500 m²) großer Holzbau, wurde bereits um 30 n. Chr. errichtet und bestand aus einem um einen Binnenhof gruppierten zweiflügligen Gebäude.

In einer 2. Bauperiode ab ca. 70 n. Chr. wurde das Holzgebäude dann durch ein ca. 750 m² großes Fachwerkgebäude auf Steinsockeln ersetzt, das im Stil einer italienischen Landvilla gestaltet war. In den Werkstätten des Wirtschaftsbereichs wurde Metall verarbeitet und Keramik produziert. Auf gefundenen Keramikscherben befanden sich Stempel, die vielleicht auf Besitzer des Landguts, Lucius Iulius Fontus, hinweisen.

Ab ca. 110 n. Chr. wurde in einer 3. Bauperiode ein auf 30 x 50 m (1500 m²) erweitertes Haupthaus komplett aus Stein errichtet. Als Trennung zwischen Herrschafts- und Wirtschaftsbereich diente im Westen eine 90 m lange Säulenhalle (porticus), an die sich ein Atriumbereich und ein von Säulen umgebener Innenhof (peristyl) mit einem 4,2 x 18,5 m großen Zierbecken anschloss. Die zu beiden Seiten neu errichteten Repräsentations- und Privaträume waren mit Mosaiken und Wandmalereien geschmückt. Außerdem kamen ein etwa 54 m² großer Keller und im Süden ein separates Badegebäude hinzu.

Um 150 n. Chr. wurden weitere Umbauten und Erweiterungen vorgenommen. Dabei wurde das Zierbecken wieder zugeschüttet und dieser Bereich in einen offenen Innenhof (peristyl) umgewandelt.

In der 5. und letzten Umbauphase um 180 n. Chr. wurde die Fläche des Gebäudes erneut auf ca. 50 x 60 m (3000 m²) vergrößert und ein neuer Repräsentationsflügel gebaut, der teilweise mit Fußbodenheizungen ausgestattet war. Das Landgut bestand so weitestgehend unverändert weiter, bis es etwa um 270 n. Chr. bei einem Brand zerstört und danach nicht wieder aufgebaut wurde.

Obwohl bereits im 19. Jahrhundert die Existenz römischer Mauern bekannt waren, brachten Zufallsfunde die Villa erst 1956 wieder ins Bewusstsein. Nach umfangreichen Sondierungen wurde das Projekt „Römervilla Heitersheim“ 1991 ins Leben gerufen und anschließend in mehreren archäologischen Grabungen freigelegt, konserviert und mit einem Schutzbau versehen, der seit 2001 das Römermuseum beherbergt. Die Ausgrabungen und Rekonstruktionen auf dem Gelände des Römerparks gehen jedoch immer noch weiter, auch eine nach antiken Vorbildern gestaltete Gartenlandschaft ist hierbei geplant.

Der Keller und das Zierwasserbecken aus der 3. Bauphase präsentieren sich heute in rekonstruierter Form im Schutzbau. Der Darstellung auf einem Delphin reitende Amor, der heute als Wasserspeier dient, wurde dabei optisch an eine in der Villa gefundene silberne Gewandspange (fibula) angelehnt. Neben einer großen Anzahl von Keramikscherben, Terra sigillata oder Tonlampen sind auch einige Schmuckstücke, Gewandspangen und Teile von Götterstatuetten aus Bronze ausgestellt und außerdem Reste der Fußbodenmosaike, Wandmalereien und Glasfenster.

Der Schutzbau des Römermuseums liegt in einer Parkanlage, in der die Ausmaße des Villengeländes anhand von Bäumen und Wegen im Gelände gekennzeichnet sind. Die Villa artis, in der heute ein Café und ein Kunstzentrum untergebracht sind, steht an der Stelle eines Speichergebäudes (horreum) und ist architektonisch an dieses angelehnt. Ein Römerspielplatz rundet den Römerpark ab.

Das Römermuseum der Villa urbana ist von April bis Oktober täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist frei. Sonntags gibt es nachmittags eine öffentliche Führung, weitere Führungen können außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden.

Lage: Römermuseum Villa Urbana Heitersheim, Johanniterstraße 89, 79423 Heitersheim

Link: www.heitersheim.de/Freizeit-Tourismus/Roemerpark

Römische Badruine Badenweiler (Aquae Villae)

Schon die Römer wussten von der heilkräftigen Wirkung von Thermalquellen und man ging auch schon damals „zur Kur“. In Badenweiler ließ man sich in den Wasserbecken mit Thermalwasser verwöhnen und bat in den Tempeln der Siedlung Diana Abnoba, die Göttin des Schwarzwalds, um Heilung.

Den genauen römischen Namen von Badenweiler weiß man heute nicht mehr sicher, er könnte aber Aquae Villae (Stadt des Wassers) gewesen sein. Hier entsprangen jedenfalls heiße Quellen, die die Römer schon bald zum Bau eines Thermalbads veranlassten.

Der im Reihentypus angelegte Badekomplex, der während der römischen Nutzung mindestens 6 Bauphasen durchlebte, war symmetrisch angelegt, so dass man über getrennte Badebereiche für Frauen und Männer verfügte und nicht, wie sonst üblich, die Frauen die Bäder nur vormittags und die Männer diese nur nachmittags besuchen konnten.

Ein erster Thermenbau mit einer Fläche von 64 x 30 m entstand um etwa 75 n. Chr. Hierbei handelte es sich um ein Gebäude, in dem man über einen zentralen Empfangsraum die nach Geschlecht getrennten Auskleideräume (apodyterium) erreichte. An dieses schloss sich dann ein jeweils 12 Meter hoher Hauptraum mit einem rechteckigen Badebecken (piscina) an, in dem man im Thermalwasser entspannen konnte. Um die Becken herum waren in eckigen und halbrunden Nischen zusätzliche kleinere Wannen eingebaut, in denen Einzelanwendungen angeboten wurden.

Nach mehreren Umbauten und Erweiterungen, in denen die symmetrische Aufteilung jedoch beibehalten wurde, entstand im 2. Jahrhundert n. Chr. ein riesiger Badekomplex von 92 m Länge, der nun insgesamt 4 große Badebecken mit Thermalwasser und 2 Schwitzbäder (sudatorium) mit einem daran angeschlossenen kreisrunden Kaltwasserbecken besaß. Außerdem gab es Empfangs- und Umkleideräume und pro Hälfte jeweils eine große Terrasse und einen großen Hofbereich. Die Räume wurden größtenteils durch die Wärme des Thermalwassers beheizt, denn nur wenige Räume, wie z.B. die Schwitzräume, besaßen eine eigene Heizanlage.

Da im Glauben der Römer vor allem die Götter für Heilung sorgten, waren die Bäder der Diana Abnoba, der jugendlichen Göttin des Schwarzwalds geweiht. Daher gab es in der neben dem Bad entstandenen größeren römischen Siedlung neben Herbergen, Gasthäusern und Werkstätten auch mehrere Tempel, von denen sich ein großer Umgangstempel heute an der Stelle der heutigen Pauluskirche an der Kaiserstraße befindet.

Das Thermalbad wurde mit dem Abzug der Römer um 260 n. Chr. von den germanischen Alamannen wohl noch eine Weile weitergenutzt, bevor das Gebäude dann verfiel und als Steinbruch genutzt wurde.

Erst im 18. Jahrhundert wurde die Bedeutung der Ruinen wieder erkannt und auf Veranlassung des Markgrafen Karl Friedrich von Baden ab 1784 systematisch ausgegraben. Wegen ihres immer noch außerordentlich guten Erhaltungszustands wurden sie anschließend mit einem Schutzdach überdacht.

Seit den 1980er-Jahren werden die Ruinen kontinuierlich konserviert und weitere Grabungen durchgeführt. Seit 2001 schützt ein Schutzbau aus Glas die Badruine und man kann die Anlage nun auf einem Besuchersteg durchwandern.

Die Badruinen von Badenweiler gelten auch heute noch als die größten und kostbarsten Ruinen eines römischen Gebäudes in Südwestdeutschland und zählen zu der am besten erhaltenen römischen Badeanlage nördlich der Alpen. Am eindruckvollsten sind dabei wohl die 4 noch gut erhaltenen großen Thermalwasserbecken, in denen heute noch die Verkleidung aus Kalksteinplatten, die Sitzstufen und sogar die Wasserzu- und -überläufe gut zu sehen sind. Auch der an drei Seiten der Anlage gelegene Drainage- und Abwasserkanal ist noch gut erhalten.

Die Badruine in Badenweiler ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (außer bei Schnee und Eis). Es finden öffentliche Führungen zu festen Zeiten und nach Vereinbarung statt. Infotafeln erklären z.B. die römische Badekultur und es gibt eine Videopräsentation, die das Aussehen in der Römerzeit zeigt.

Lage: Römische Badruine Badenweiler, Ernst-Eisenlohr-Straße 1, 79410 Badenweiler

Link: www.badruine-badenweiler.de

Legionsbad Rottweil

Eine der größten römischen Badeanlagen in Südwestdeutschland wurde auf dem Gelände des ehemaligen Legionskastells in Rottweil entdeckt. Ungewöhnlich ist dabei, dass das Bad innerhalb des Kastellgeländes lag und auch nicht parallel zu den Kastellmauern ausgerichtet war.

Das Legionsbad war Teil eines 16 ha großen Holz-Erde-Kastells, das um ca. 75 n. Chr. auf dem heutigen Nikolausfeld erbaut wurde. Hier war bis etwa 85 n. Chr. die Legio XI Claudia stationiert, die ursprünglich aus Windisch (Vindonissa) stammte. Nach der Aufgabe des Legionslagers wurde das Kastell auf ca. 5,7 ha stark verkleinert und zu einem Hilfstruppenlager mit ca. 1000 Mann Besatzung umgebaut. Dieses wurde dann bis zur Verlegung des Limes Richtung Norden (um 110 n. Chr.) genutzt.

Das Legionsbad wurde bereits zusammen mit dem Kastell I auf dem Kastellgelände errichtet und wurde auch in Kastell II weiter genutzt. Dabei passte sich der Bau in seinen 3 Bauphasen jeweils an die veränderte Besatzungsstärke an.

Die Anlage war ursprünglich symmetrisch und im Reihentypus errichtet und besaß neben Kalt-, Lau- und Warmbad auch 2 Schwitzräume und mehrere Wannen. In der zweiten Phase wurden weitere Wannen und ein neuer Schwitzraum eingebaut und die Fläche auf 45 x 42 m erweitert.  Erst nach Abzug der Legion wurde das Bad, das nun im Kastell II integriert war, erneut umgebaut und verkleinert.

Bei einem Wasserbecken, das in der Nähe der heutigen Pelagiuskirche gefunden wurde, könnte es sich um eines der in den Nischen im Warmbad (caldarium) aufgestellen Handwaschbecken (labrum) handeln, das in der 2. Bauphase aus dem Legionsbad entfernt wurde.

Durch die geplante Erweiterung des neben dem Legionsbad gelegenen Ruhe-Christi-Friedhofs wurde das Legionsbad 1967 ausgegraben. Nach seiner Restaurierung ist es seit 1971 der Öffentlichkeit jederzeit frei zugänglich. Informationstafeln erklären die verschiedenen Bauphasen und die Funktion der unterschiedlichen Räume des Bades.

Lage: Römisches Legionsbad, Hölderstraße/Königstraße, 78628 Rottweil-Mittelstadt

Dominikanermuseum Rottweil

Der größte Teil des Dominikanermuseums widmet sich mit seiner 2011 komplett umgebauten und neu konzipierten römischen Abteilung der Ausstellung „römisches rottweil – arae flaviae“.

Der Besucher erlebt dabei den Tagesablauf eines römischen Bürgers am fiktiven 4. August des Jahres 186 n. Chr. – dieses Datum wird auf einer im Museum ausgestellten unscheinbaren Schreibtafel aus Holz genannt, auf der die Stadt das erste Mal schriftlich als municipium erwähnt wurde.

Beim Spaziergang durch das römische Arae Flaviae erlebt man anhand von Rekonstruktionen und an interaktiven Stationen den militärischen, zivilen und religiösen Alltag der Römer. Der Tag beginnt morgens auf dem Forum und verläuft über den Einkauf auf dem Markt, den Besuch eines öffentlichen Bades und eines Theaters, ein Totenfest auf dem Friedhof bis zu einem abendlichen Festmahl.

Mittelpunkt der Ausstellung sind dabei das in einer römischen Villa gefundene 8 x 8 Meter große Orpheus-Mosaik aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr., die Rekonstruktion des Forums, bronzene Sattelbeschläge und das unter der Pelagiuskirche gefundene Wasserbecken (labrum).

Neben der Römerausstellung kann man in der Abteilung „sammlung dursch“ sakrale Kunst des Mittelalters besuchen. In der Abteilung „kunst raum rottweil“ finden wechselnde Ausstellungen der Gegenwartskunst statt.

Das Dominikanermuseum Rottweil ist ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz und ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Außerdem werden Sonderveranstaltungen und (Themen-)Führungen angeboten.

Lage: Dominikanermuseum, Kriegsdamm 4, 78628 Rottweil

Link: dominikanermuseum.de

Freilichtmuseum Heuneburg (Pyrene)

Schon der griechische Geschichtsschreiber Herodot kannte eine „polis pyrene“ (Stadt Pyrene) in der Nähe des Donau-Ursprungs. Diese älteste erwähnte Stadt nördlich der Alpen war ein wichtiges Handels- und Wirtschaftszentrum, das Handelsbeziehungen bis in den Mittelmeerraum unterhielt.

Auf dem Plateau am Oberlauf der Donau siedelten bereits in der Jungsteinzeit Menschen, doch erst etwa Ende des 7. Jahrhundert v. Chr., in der späten Hallstadtzeit, errichteten Keltenfürsten auf dem Felssporn oberhalb der Donau eine befestigte Höhensiedlung mit rund 3 ha Fläche. Diese wurde zunächst mit einer Holz-Erde-Mauer befestigt und im 6. Jahrhundert v. Chr. durch eine etwa 750 m lange Lehmziegelmauer mit hölzernem Wehrgang, Toren an der Ost- und Westseite und ca. 17 Bastionstürmen an der Nord- und Westseite ersetzt.

Ungewöhnlich war die Bautechnik der Außenmauer, die vermuten lässt, dass die Architekten aus dem Mittelmeerraum stammten. Der Innenraum der Burg war planmäßig angelegt und besaß eine stadtähnliche Bebauung. Vor der Kernburg lag eine 1,5 ha große Vorburg mit Palisadenwall und Graben und einem 10 m breiten und 16 m langen Torhaus aus Stein, davor befand sich die bis zu 100 ha große Außensiedlung. Insgesamt bot die gesamte Anlage Platz für bis zu 5.000 Menschen.

Durch die Lage sowohl an der Kreuzung von Handelswegen als auch an der Donau gelangte die Stadt in dieser Zeit zu großer Blüte. Es entstand ein florierendes Handels- und Wirtschaftszentrum, in dessen Handwerkerviertel in Metallbetrieben und Webereien Waffen, Alltagsgegenstände, Gefäße, Schmuck und Textilien hergestellt und bis in den Mittelmeerraum exportiert wurden.

Um 530 v. Chr. wurde Pyrene durch eine Brandkatastrophe zerstört, die Kernburg aber kurz darauf wieder aufgebaut. Nun entstanden allerdings innerhalb der Burg einzelne Hofareale mit Wohn-, Wirtschafts- und Speicherbauten, aber auch Repräsentativbauten („Herrenhäuser“). Gleichzeitig wurde die Außensiedlung aufgegeben und 4 Grabhügel darauf errichtet. Um 450 v. Chr. wurde Pyrene erneut durch Brand zerstört und danach als Stadt endgültig aufgegeben. Als die Römer in Germanien auftauchten, lebten wohl nur noch wenige Menschen auf dem Plateau.

Erste archäologische Grabungen sowohl auf dem Plateau als auch in der direkten Umgebung fanden zwischen 1950 und 1979 und statt. Das Freilichtmuseum mit den rekonstruierten Bauten wurde zwischen 1998 und 2001 errichtet. Seit 2004 werden wieder umfangreiche Grabungen im Außenbereich durchgeführt. Hierbei wurde 2010 etwa 2,5 km südöstlich der Heuneburg im Donautal das „Fürstinnengrab vom Bettelbühl“ entdeckt, in dem 583 v. Chr. eine wahrscheinlich aus dem keltischen Adel stammende 30- bis 40-jährige Frau mit reichhaltigen Grabbeigaben und edlem Schmuck bestattet wurde.

Heute betritt man das Areal des Freilichtmuseums über das Torhaus, von dem das Fundament der Toranlage rekonstruiert wurde. Die Stahlsilhouette des Torhauses, der vorgelagerte Spitzgraben und die darüber liegende Holzbrücke vervollständigen den Eindruck. Der Rundweg führt weiter am Herrenhaus vorbei zur ca. 80 m langen Teilrekonstruktion der Lehmziegelmauer mit hölzernem Wehrgang und dem „Donau-Tor“. Hier liegen Speicher- und Wohnhäuser und Handwerkerhäuser. Im Herrenhaus wird eine Ausstellung zur Geschichte der Heuneburg und zum Fürstinnengrab vom Bettelbühl präsentiert.

Das Freilichtmuseum ist von Ostern bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet. Es gibt in Kombination mit dem Eintrittsticket des Heuneburgmuseums eine Eintrittsermäßigung und gegen Aufpreis finden diverse Themenführungen, Handwerker- und Aktionstage und im September das Keltenfest Heuneburg statt.

Lage: Freilichtmuseum Heuneburg, Heuneburg 1-2, 88518 Herbertingen-Hundersingen (zwischen Hundersingen und Binzwangen)

Link: www.heuneburg-pyrene.de

Museum Römerhaus Walheim

Das römische Streifenhaus von Walheim ist eines der besterhaltenen Stadthäuser nördlich der Alpen und gehörte vermutlich einem Händler. Leider ist nicht bekannt, welche Produkte hier verkauft wurden – allerdings müssen sie wertvoll gewesen sein, sonst hätte der Besitzer sich kein so aufwendiges Haus leisten können.

Walheim war ursprünglich eine militärisch geprägte Ansiedlung an der strategisch günstigen Lage nahe der Enzmündung in den Neckar. Ab ca. 90 n. Chr. wurde etwa an Stelle des heutigen Ortskerns das Kastell einer teilberittenen Kohorte von ca. 500 Mann erbaut. Zwischen 115 und 125 n. Chr. kam dann etwas weiter nördlich ein weiteres Numeruskastell hinzu. Zudem entstanden zwischen den beiden Kastellen eine Zivilsiedlung und ein Hafen am Neckar, die den Handel begünstigten.

Nach der Vorverlegung des Limes 159/160 n. Chr. vom Neckar etwa 30 km Richtung Osten wurden die Kastelle aufgegeben und zivil genutzt. Der Vicus wurde nun zu einem Handelszentrum für landwirtschaftliche Produkte ausgebaut, das mit ca. 4 ha Fläche etwa die Größe des heutigen Ortes erreichte. In den planmäßig angelegten Straßen und insulae entstanden zu beiden Seiten des Baumbachs Streifenhäuser mit Steinfundamenten, Kellern und Fachwerk- oder Steinwänden, in denen bis ca. 235/260 n. Chr. reger Handel getrieben wurde.

Der Vicus wurde 1980 beim Bau einer Neubausiedlung und einer Umgehungsstraße entdeckt. Bei den umfangreichen Rettungsgrabungen zwischen 1980 und 1988 konnten mehr als 30 Gebäude ausgegraben und dokumentiert werden. Da eines der Streifenhäuser (Gebäude 19) aus der Zeit um 160 n. Chr. noch ungewöhnlich gut erhalten war, wurde dieses auf den Originalmauern konserviert und mit einem Schutzbau versehen. Seit 1991 ist dieses als Museum Römerhaus Walheim eröffnet.

Bei diesem 40 x 14 m großen zweistöckigen Steingebäude im Zentrum des Vicus handelte es sich vermutlich um das Haus eines wohlhabenden Händlers, das im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut wurde. Welche Produkte hier verkauft wurden, lässt sich nicht mehr nachweisen, aber vielleicht waren es hochwertige Metallwaren, sonst hätte sich der Besitzer das große und aufwendig gebaute Haus kaum leisten können.

Im vorderen Bereich lag hinter dem Portikus eine große Halle, die als Verkaufsraum diente. Von hier führte eine Treppe in den großen Kellerraum, der vielleicht ein Vorratsraum für Waren wie Olivenöl, Fischsauce oder Wein war und in dem ein großer Steintisch stand. Dieser Kellerraum ist heute noch in einem außergewöhnlich guten Zustand.

Am Ende der Halle lagen hinter einer Schiebtür die Wohn- und Lagerräume, die über einen mit großen Steinplatten ausgelegten Hof verbunden waren. Hier befanden sich ein Wohnraum mit Fußbodenheizung und eine Küche mit Backofen und Herdstelle, dahinter lagen ein Speicher und ein (Pferde-)Stall und davor ein Brunnen. Man kann heute noch gut die verwendeten großen Pflastersteine und die Abflussrinne des Hofs erkennen.

Das Streifenhaus lässt sich über einen Rundgang gut erkunden und Schautafeln erklären die Funktion der Räume. In der 2018 neu konzipierten Dauerausstellung sind die Funde aus den Grabungskampagnen der beiden Kastelle und des Vicus ausgestellt (z.B. Schmuck, Würfel, Götterbilder, Gefäße, Architekturteile). Die vor dem Museum aufgestellte Kopie einer 6 m hohen Jupitergigantensäule wurde 1967 im Ort gefunden und ist eine beliebte Kopie, die in vielen weiteren Römerstätten nachgebildet wurde. Die Originalteile befinden sich im römischen Lapidarium Stuttgart und im Limesmuseum Aalen.

Das Römerhaus Walheim ist ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz und ist von April bis Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Es werden Führungen und Themenführungen angeboten (Anfrage bei der Gemeindeverwaltung Walheim), zudem gibt es wechselnde Sonderausstellungen, Museumstage oder Kindernachmittage.

Lage: Museum Römerhaus Walheim, Römerstraße 16, 74399 Walheim

Link: www.roemerhaus.com

Römischer Gutshof Lauffen

Einer der wenigen vollständig ausgegrabenen römischen Gutshöfe in Baden-Württemberg liegt heute inmitten der Weinbergterrassen von Lauffen mit einem schönen Ausblick auf das Ufer des Neckars.

Bis etwa 150 n. Chr. bildete der Neckarlimes die Grenze des römischen Reiches, bevor die Römer diese etwa 30 km Richtung Osten verlagerten und dort den Obergermanisch-Rätischen Limes errichteten. Im Hinterland entstanden daraufhin eine große Zahl an Landgütern, die die neuen Limeskastelle und die wachsende Bevölkerung versorgen sollte.

Der bereits um 3000 v. Chr. besiedelte Hang oberhalb des Neckars besaß auch eine Quelle und war so ein idealer Standort für einen Gutshof. Dieser wurde in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bewirtschaftet. Vermutlich wurde hier neben Ackerbau und Viehzucht auch Weinbau betrieben.

Die Reste der Villa wurden 1977 bei der Flurbereinigung der Weinberge entdeckt und 1978 ausgegraben. Hierbei kam auf einer Fläche von ca. 90 x 94 m ein komplett erhaltener Gutshof mit 4 Gebäuden und einer ca. 2,5 m hohen Hofmauer zum Vorschein.

Das am unteren Ende des Geländes gelegene Gebäude 1 war das ursprüngliche Wohnhaus aus der Mitte des 2. Jahrhunderts. Es wurde von anfangs 10 x 8 m Größe mehrfach erweitert und war in der letzten Bauphase 15 x 13 m groß. In der ursprünglichen Version besaß das Gebäude auf einem soliden Steinfundament einen Wohnraum mit Terrazzoboden, bemaltem Wandputz und Fußbodenheizung. Die Wandelhalle und der Keller mit Lichtschacht wurden dann später angebaut. Die spätere Funktion des Gebäudes ist nicht ganz geklärt – vielleicht diente es später als Kelter.

Beim seitlich und leicht nach oben versetzt gelegenen Gebäude 2 handelt es sich um einen Speicherbau, der ebenfalls im Laufe der Zeit erweitert wurde von ursprünglich 18 x 15 m auf später 22 x 15 m. Der zweigeschossige Bau besaß ebenfalls Steinfundamente.

Gebäude 3, das neue Wohnhaus, wurde statt eines älteren Holzbaus errichtet und ersetzte das ältere Wohnhaus (Gebäude 1). Es liegt zurückversetzt am oberen östlichen Rand der Anlage, bot aber einen guten Überblick über das Landgut. Die 23 x 18 m große Portikusvilla mit Eckrisaliten und beheizten Wohnräumen besaß an der Nordecke ein angebautes Badehaus im Reihentypus mit Umkleideraum, Warmbad mit Wanne, Kaltbad und Latrine.

Beim direkt an die Hofmauer und in den Hang gegrabene Gebäude 4 handelte es sich wahrscheinlich um einen Viehstall und eine Unterstellmöglichkeit für landwirtschaftliche Geräte oder Fuhrwerke.

Auf dem Gelände wurden einige interessante Stücke gefunden, darunter das Teilstück eines Merkurreliefs, viele Gefäße, Amphoren und Krüge, Sicheln und Rebmesser, so dass die Nutzung für den Weinanbau nicht unwahrscheinlich ist. Der Fund zweier alamannischer Adelsgräber aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. belegt außerdem, dass das Gelände auch nach der römischen Zeit weiter besiedelt war.

Die Villa Rustica von Lauffen ist eine der wenigen vollständig ausgegrabenen Anlagen in Baden-Württemberg. Sie liegt heute oberhalb des Neckars inmitten von Weinbergen und ist jederzeit frei zugänglich. Auf Infotafeln und mithilfe eines Rekonstruktionsmodells aus Bronze kann man sich einen guten Überblick über das einstige Aussehen machen.

Lage: Römischer Gutshof, Ilsfelder Straße, 74348 Lauffen a. N. (der Parkplatz „Römischer Gutshof“ befindet sich etwa 1,5 km außerhalb von Lauffen an der L1105 Richtung Ilfeld, von dort aus sind es ca. 300 m zu Fuß über einen Feldweg)

Link: www.lauffen.de/website/de/freizeit/geschichte/gutshof

Römerbergwerk Meurin

Ein Bergwerk, bei dem man nicht unter Tage gehen muss? Im römischen Bergwerk Meurin ist das möglich, denn durch den Abbau einer meterhohen Bimssteinschicht in der Neuzeit wurden die Stollendecken des ursprünglichen Bergwerks aufgedeckt, so dass die antiken Stollen wieder ans Tageslicht kamen.

Das Römerbergwerk von Meurin ist ein originaler Steinbruch aus der Römerzeit mit noch heute erkennbaren Spuren des römischen Tuffabbaus. Das Gestein stammt aus dem Ausbruch eines Vulkans am heutigen Laacher See vor über 10.000 Jahren und wird seit der Römerzeit bis heute auf dem Gelände abgebaut.

Die Tuffsteine der Gegend waren während der Römerzeit sehr gefragt, da diese relativ leicht und zudem gut zu bearbeiten waren. In mehreren Bergwerken rund um Meurin wurden daher bereits um Christi Geburt Stollensysteme angelegt, in denen der Tuff systematisch gebrochen wurde. Der Abbau erfolgte dabei noch unter Tage, da die begehrte Tuffschicht unter einer etwa 5 Meter hohen Bimsschicht lag.

Aus diesem größten Tuffsteinabbaugebiet nördlich der Alpen kamen nicht nur Steine für Stadthäuser, Gutshöfe, Wasserleitungen, Brunnen, Sarkophage, Weihesteine oder Grabbauten in der näheren Umgebung, sondern es wurden auch Steine für den Bau repräsentativer Gebäude in Köln, Trier und sogar Xanten gewonnen oder hochwertige Mühlsteine für den Export in das römische Reich hergestellt.

Die von den Römern angelegten Stollen wurden auch im Mittelalter noch genutzt und auch in der Neuzeit wurde hier weiter Vulkangestein abgebaut. Als man beim Abbau der Bimssteinschicht in den 1950er-Jahren die römischen Stollen wiederentdeckte, stürzten dabei durch das Gewicht der Bagger Teile der römischen Stollendecken ein.

Ab 1996 wurde das römische Stollensystem archäologisch erforscht, die Stollen nach der Freilegung abgestützt und im Jahr 2000 als Schutz vor Wasser und Umwelteinflüssen eine rund 45 x 55 Meter große freitragende Stahlgitterkonstruktion über dem Gelände errichtet.

Das eigentliche Bergwerk kann der Besucher nun über Laufwege, Holzstege und Rampen begehen und dabei anhand der noch sichtbaren Abbauspuren, auf Infotafeln und Leuchtbildern alles über die Abbautechniken und Arbeitsbedingungen der römischen Bergleute und die Gewinnung der Steine erfahren. Im Kinoraum zeigt „der älteste Film der Welt“ fiktive römische Bergarbeiter und im rekonstruierten Heiligtum kann man heute noch Herkules Saxanus, den Gott der Steinbrecher, um Schutz vor Unfällen bitten.

Im Freigelände hinter dem Schutzbau befindet sich seit 2016 die interaktive „Antike Technikwelt“ mit rekonstruierten antiken Maschinen wie Steinsäge, Flaschenzüge, Baukran oder Säulendrehbank. Auch eine antike Mühle, ein Lehmbackofen, eine Töpferei für Baukeramik und Ziegel, eine Steinmetzhütte und eine Schmiede sind zu sehen.

Das mit dem „European Union Prize for Cultural Heritage“-Award ausgezeichnete Römerbergwerk ist von April bis Oktober täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es wird festes Schuhwerk und dem Wetter angepasste Kleidung empfohlen.

Mittwochs und sonntags werden kostenlose öffentliche Führungen und im Außengelände „Technik zum Anfassen“ angeboten. Es gibt kostenlose Audioguides in verschiedenen Sprachen. Außerdem können Fackel- und Erlebnisführungen gebucht werden, es finden Familien-Erlebnistage, Sonderausstellungen und Workshops statt – und wer mag, kann hier sogar heiraten!

Lage: Römerbergwerk Meurin, Nickenicher Straße, 56630 Kretz (an der B256 gegenüber der Ortseinfahrt von Kretz)

Link: www.roemerbergwerk.de

Limeskastell Pohl

Nach heutigen Wissenstand ist das Kastell in Pohl die wohl authentischste Rekonstruktion eines Holz-Erde-Kastells aus der frühen Limes-Ausbauphase. Es wurde unter wissenschaftlicher Begleitung und nach mehrjähriger Planungszeit mithilfe antiker Techniken innerhalb von 2 Jahren erbaut.

Das ursprüngliche römische Auxiliarkastell Pohl lag etwa 150 Meter südöstlich des heutigen Kastell-Nachbaus auf einer kleinen Anhöhe und ist heute teilweise überbaut. Die Lage war strategisch günstig, denn hier machte der Limes einen Bogen, an dem sich auch ein Limesübergang befand. Der Ortsname Pohl lässt sich übrigens direkt vom Limes ableiten, der auch oft auch als „Pfahl“ bzw. „Pfahlgraben“ überliefert wurde.

Im Kastell war eine unbekannte Vexillationseinheit mit ca. 80 Mann Besatzung stationiert, die den Waren- und Personenverkehr an der Grenze überwachen sollte und vielleicht auch am weiteren Limesausbau beteiligt war.

Zwischen 1897 und 1903 fanden wissenschaftliche Ausgrabungen statt. Hier stellte sich heraus, dass das Kastell aus der Zeit Ende des 1./Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. stammt, d.h. aus der 1. Limesausbauphase. Das 34 x 43 Meter große Holz-Erde-Kastell bestand aus einem mit Rasensoden bedeckten Erdwall mit einer Holz-Brustwehr mit Wehrgang und Zinnen und war von einem einfachen Spitzgraben umgeben. Um eine massivere Steinbauweise vorzutäuschen, wurden die Holzpalisaden außen in der Optik einer Quadermauer mit rotem Fugenstrich gestrichen.

Die Innenbauten bestanden aus Holzfachwerk, die in U-Form angeordnet waren. Rechts und links befanden sich dabei die Mannschaftsbarracken (contubernium), das mittlere Gebäude war das Stabsgebäude. Es wurden 2 Wachtürme (WP 23a und WP 23b) gefunden, die aus verschiedenen Bauphasen stammen. Der ältere Holzturm stand etwas außerhalb des Kastells, ein später errichteter Steinturm lag im Inneren des Kastells.

Das Projekt „Limeskastell Pohl“ wurde von der Gemeinde Pohl und dem Verein „Förderkreises Limeskastell Pohl“ initiiert. Nach einer fast 10-jährigen Planungszeit mit wissenschaftlicher Beratung entstand zwischen 2009 und 2011 ein weltweit einzigartiger authentischer Nachbau eines kompletten Limes-Kleinkastells mitsamt Wachturm, das dem heutigen Forschungsstand entspricht.

Die Rekonstuktion des ohne Steine und Ziegel erbauten Holz-Erde-Kastells zeigt dem Besucher heute, wie ein Kastell aus der Zeit 1. Limesausbauphase um die Zeit zwischen ausgesehen haben könnte. In den Mannschaftsbaracken kann man eine komplett ausgestattete Mannschaftsunterkunft (contubernium) für 8 Mann und eine Ausstellung zu archäologischen Funden aus der Region besichtigen, während im Stabs- bzw. Verwaltungsgebäude (basilica) die Sonderausstellung „Mainzer Römersteine“, eine Leihgabe des Landesmuseums Mainz, zu sehen ist. Der über eine Brücke mit dem Kastell verbundene Wachturm ist begehbar und bietet neben einer kleinen Ausstellung auch einen schönen Blick über die Landschaft.

Das Limeskastell in Pohl ist Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ und wird als Freilichtmuseum vom Verein „Förderkreises Limeskastell Pohl“ auf ehrenamtlicher Basis betrieben, deren ausgebildete Gästeführer die Besucher zu festen Zeiten durch die Anlage führen. Es können nach Absprache auch Führungen gebucht werden und man kann ab 2021 vor Ort Video- und Audiosequenzen mit weiterführenden Informationen auf das eigene Smartphone laden. Das jährliche Römerfest „LimesLive“ findet Mitte September statt.

Das Limeskastell ist zwischen März und Oktober von Freitag bis Sonntag und im Februar und November samstags und sonntags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Limeskastell Pohl, Kirchstraße, 56357 Pohl

Link: www.limeskastell-pohl.de

Quellfassung Grüner Pütz bei Nettersheim

An der Quellfassung „Grüner Pütz“ beginnt die fast 100 km lange Eifelwasserleitung, die das Wasser von der Quelle bis nach Köln führte. Der Name „Grüner Pütz“ leitet sich vom lateinischen puteus (= Pfütze, Wasseransammlung) ab.

Am Grünen Pütz wurde das Wasser durch Sickerleitungen gefasst, die das vom Berghang herabsickernde Wasser einsammelten. Hierzu bauten die Römer eine etwa 80 Meter lange Sickerleitung , deren zum Berghang gerichteten Seiten wasserdurchlässig waren. Die übrigen Seiten hingegen waren abgedichtet, so dass kein Wasser verlorenging, aber auch kein verunreinigtes Wasser von außen eindringen konnte. Die Leitung wurde außerdem oben mit Bruchsteinplatten und Erdreich abgedeckt, damit sie frostsicher war.

Das aus dem Hang quellende und in die Leitung eingesickerte Wasser lief über den Leitungskanal in die Brunnenstube, wo das Wasser aufgestaut wurde, die Fließgeschwindigkeit reduziert wurde und sich Schwebteilchen absetzen konnten. Über zusätzliche Durchbrüche im Fundament des Beckens konnte außerdem weiteres Quellwasser einsickern. Das in der Brunnenstube vorgeklärte Wasser wurde anschließend in die Leitung nach Köln eingespeist.

Die knapp 2 x 2 m große gemauerte Brunnenstube war nach oben offen und hatte eine Krone aus Sandstein, die an den Ecken mit 2 Gorgonen-Reliefs zur Abwehr von Unheil verziert ist. Sie wurde 1975 auf dem vorhandenen Fundament rekonstruiert, wobei die Öffnung zur Römerzeit nicht vorhanden war und heute nur zur besseren Sicht in die Brunnenstube dient.

Die Quellfassung und die Brunnenstube Grüner Pütz sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Grüner Pütz, 53947 Nettersheim (in Nettersheim der Rosenthalstraße Richtung Norden folgen. Etwa 200 m nach Unterquerung der L205 links über die Bahnbrücke fahren. Nach weiteren 200 m rechts abbiegen und der parallel zur Bahnstrecke verlaufenden Straße bis zum Parkplatz im Urfttal folgen. Von hier sind es zu Fuß noch etwa 250 m)

Link: freundeskreis-roemerkanal.de

Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur (Tolbiacum)

Eine der besterhaltenen römischen Thermenanlagen nördlich der Alpen kann man in Zülpich im Museum für Badekultur besichtigen. Zusammen mit einer kurzweiligen Ausstellung über 2000 Jahre Badekultur von der Antike bis heute, führt ein Rundweg durch die wirklich sehenswerte Badeanlage.

Zülpich (Tolbiacum) lag nur eine Tagesreise entfernt von Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) und direkt an der Straße nach Trier (Augusta Treverorum). Hier entstand im 1. Jahrhundert n. Chr. aus der ursprünglich keltischen Ansiedlung ein größeres römisches Straßendorf, in dem Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. auch eine Thermenanlage für Reisende gebaut wurde.

In der Anlage im Reihentypus lagen hintereinander, d.h. der üblichen Badefolge nach, der Umkleideraum (apodyterium), das Kaltbad (frigidarium), das Warmbad (tepidarium) und das Heißbad (caldarium). Zusätzlich gab es einen Schwitzraum (sudatorium), einen Innenhof zur sportlichen Betätigung (palaestra) und natürlich auch Latrinen.

Im 3. und 4. Jahrhundert wurde das Bad offenbar zu klein, denn es wurde mit mehreren zusätzlichen Räumen, Wannen, Feuerstellen und einer Mehrzweckhalle (basilica thermarum) erweitert. Erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts wurden Teile des Bades stillgelegt, bevor die Anlage schließlich ganz aufgegeben wurde.

Lange Zeit blieb die Badeanlage unter dem Gelände der Kirche St. Peter verborgen, bis sie 1929 bei Kanalbauarbeiten wiederentdeckt wurd. Um die erstaunlich gut erhaltenen Reste zu bewahren, wurden sie mit einem Schutzbau überdacht und in den folgenden Jahren bis Ende der 1980er Jahre systematisch ausgegraben. Hierbei kam eine der besterhaltenen römischen Thermenanlagen dieser Art nördlich der Alpen zum Vorschein mit einer Fläche von etwa 400 m², bis zu 1,5 m hohen Mauerresten, noch gut erkennbaren Wasser- und Heizungssystemen und Terrazzo-Böden.

Die Thermen wurden der Öffentlichkeit zunächst als Teil des Probsteimuseums präsentiert, bevor sie dann 2008 einen eigenen Museumsbau erhielten. Auf einem Rundweg durch die römischen Thermen im Erdgeschoss, dem Herzstück der Ausstellung, wird an 18 Stationen die Funktionsweise eines römischen Bades erläutert. Zusätzlich werden weitere interessante Funde rund um die römische Badekultur gezeigt, wie z.B. Absperrventile, Bleileitungen, Toilettenartikel oder Pinzetten.

In der Ausstellung im Obergeschoss wird der Bogen der Geschichte der Badekultur weiter bis in die heutige Gegenwart gespannt. Sie beginnt im Mittelalter mit der Funktion öffentlicher Badestuben, den Aufgaben eines Baders und den damaligen Hygiene- und Badegewohnheiten. Daran schließt sich in der frühen Neuzeit und dem Barock die Entstehung von privaten Räumen mit Badewannen und Toilettenstühlen an.

Mit der Errichtung der städtischen Wasserver- und -entsorgung während der industriellen Revolution, der Erfindung von Klosett, Wasserzapfhahn, Gusseisenbadewanne und Gasbadeofen erreicht die Ausstellung dann die Neuzeit, in der die öffentlichen Bäder vom privaten Badezimmer abgelöst werden, der Bädertourismus entdeckt wird und Wellnesstempel und Erlebnisbäder entstehen. Hierbei findet sich allerlei Kurioses, wie z.B. eine Schaukelbadewanne, aber auch geniale Erfindungen, die für uns heute selbstverständlich sind, wie z.B. die „Douche“.

Mithilfe von modernen Multimediapräsentationen, Lichtinstallationen und auf Leintücher projizierten Filmeinspielern wird das Thema Baden und Wellness im Museum äußerst kurzweilig präsentiert. Auch Kinder haben an der Duftwand, den Multimediastationen und mit dem Begleitcomic sicher ihren Spaß.

Das Museum der Badekultur ist gegen Eintrittsgebühr täglich außer montags geöffnet. Die wechselnden Sonderausstellungen können gegen Aufpreis besucht werden und es gibt kostenlose Audioguides (auch speziell für Kinder). Es werden Themenführungen und 1x pro Monat auch kostenlose öffentliche Führungen angeboten. An einem Wochenende Ende August/Anfang September findet das „Römerspektakel Tolbiacum“ statt, bei dem Legionäre und Reiter auftreten, römisches Handwerk zu sehen ist und verschiedene Mitmachaktionen geboten werden.

Lage: Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur, Andreas-Broicher-Platz 1, 53909 Zülpich

Link: www.roemerthermen-zuelpich.de

Museumspark Kalkriese

Wie macht man für einen Nicht-Wissenschaftler eine Schlacht „erlebbar“? Diese schwierige Frage wurde in Kalkriese gut gelöst: neben dem Museum, in dem die Funde der Ausgrabungen präsentiert werden, wurde im Museumspark der Germanenwall rekonstruiert und der „Weg der Römer“ mit Bodenplatten markiert.

Die anschauliche Darstellung einer Schlacht ist keine leichte Aufgabe für ein Museum. In Kalkriese wurde diese aber interessant gelöst.

Vom Museumsbau aus führt der Weg durch den Museumspark als erstes auf den „Weg der Römer“. Hier wurde der vermutete Marschweg, den die Römer entlang eines Berghangs durch das Gelände nahmen, mit Metallplatten belegt, von denen einige mit Zitaten aus antiken Quellen versehen wurden. Der Verlauf des Weges wurde dabei nicht zufällig gewählt, sondern folgt den gefundenen Spuren und Fundstücken.

Die drei entlang des Weges gelegenen Pavillons „Sehen“, „Hören“ und „Fragen“ sollen unsere Sinne dafür schärfen, wie ein römischer Legionär die Umgebung, den Angriff der Germanen und die Schlacht wahrgenommen haben könnte.

Der auf dem Weg liegende Landschaftsschnitt ist eine Rekonstruktion der Landschaft, wie sie sich im Hinblick auf die topografischen Bedingungen den Römern zur Zeit der Varusschlacht gezeigt haben könnte. Das in der Antike von unzähligen Rinnsalen, Tümpeln und Sümpfen durchzogene Gelände ließ den Römern nur einen einzig möglichen Wegeverlauf entlang des mit dichtem Wald bestandenen Berghangs.

Der Germanenwall, den die Germanen unter Arminius entlang des Berghangs aus Pfosten, Astwerk und Grassoden angelegt hatten, verbarg die Angreifer. Am südlichen Teil des Landschaftsschnitts wurde der Wall mit einer Durchgangspforte am nachgewiesenen Originalstandort rekonstruiert.

Das Museum und der Park Kalkriese sind von April bis Oktober täglich und von November bis März täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museum & Park Kalkriese, Venner Str. 69, 49565 Bramsche

Link: www.kalkriese-varusschlacht.de

Varusschlacht-Museum Kalkriese

Nach dem aktuellen Forschungsstand könnte Kalkriese der Schauplatz der legendären Varusschlacht gewesen sein. Unwiderlegbare Beweise dafür gibt es zwar noch nicht, aber die Hinweise und Indizien sind sehr überzeugend. Im Museum und dem Park von Kalkriese kann man sich selbst ein Bild vom Schauplatz des Geschehens machen.

Über die Varusschlacht, die auch als „Schlacht im Teutoburger Wald“ in die Geschichtsbücher einging, gibt es bereits in der Antike schriftliche Aufzeichnungen. Darin wird berichtet, wie im Jahr 9 n. Chr. der Feldherr Publius Quinctilius Varus in einen vom Cheruskerfürsten Arminius eingefädelten germanischen Hinterhalt geriet, an dessen Ende Kaiser Augustus 3 komplette Legionen, 3 Alen (Reitereinheiten) und 6 Kohorten mitsamt Tross bis auf wenige Überlebende verloren hatte. Insgesamt kamen dabei zwischen 15.000 und 20.000 Soldaten ums Leben, d.h. etwa ein Achtel der gesamten damaligen römischen Armee!

Auf der Suche nach dem Schauplatz des verheerenden Blutbads gab es schon viele Theorien und Vermutungen, aber noch keine absolut unwiderlegbaren Beweise. Durch die seit 1987 in den Ausgrabungen von Kalkriese gefundenen Stücke verdichteten sich aber die Hinweise, dass es hier stattgefunden haben könnte. Dafür sprechen auch die bisher fast 6000 ausgegrabenen Funde, die zu einem germanisch-römischen Kriegsschauplatz passen und auch mit dem Zeitpunkt 9 v. Chr. vereinbar sind.

Seit 2000 widmen sich der 20 ha große Museumspark „Varusschlacht“ und der 2 Jahre später eröffnete neue Museumsbau diesem Thema. Ein neues Besucherzentrum wurde 2009 mit einer Jubiläumsausstellung eingeweiht.

Der Museumsbau mit dem 40 m hohen Museumsturm beherbergt die Dauerausstellung zur Varusschlacht. Die 2009 neu konzipierte Ausstellung legt ihren Schwerpunkt dabei auf die wissenschaftlichen Forschungen und Indizien zur Varusschlacht und ihrer Lokalisierung. Aber auch die an der Varusschlacht beteiligten Römer und Germanen kommen zu Wort. In einem fiktiven Gespräch zwischen Arminius und Varus werden 3 mögliche Szenarien für den Verlauf ihres Gesprächs präsentiert.

Es gibt in der Ausstellung viel zu entdecken, man kann Schubladen öffnen, Bilder und Modelle studieren oder erhält an Hörstationen neue Informationen. Ausstellungshighlights sind z.B. römische Schleuderbeile, eine römische Gesichtsmaske oder das Marschmodell der Römerlegionen. Am Ende der Ausstellung erreicht man den Aussichtsturm, von dem aus man einen guten Überblick über das Schlachtengelände erhält.

Das Museum und der Park Kalkriese sind von April bis Oktober täglich und von November bis März täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Im Besucherzentrum werden zusätzlich gegen geringen Aufpreis Sonderausstellungen präsentiert. Führungen oder Rollenführungen können gegen Aufpreis gebucht werden. Alle 2 Jahre finden in ungeraden Jahren die „Römer- und Germanentage“ mit Hunderten von Darstellern, Handwerkern und Händlern statt, in denen man das Lagerleben, Reitervorführungen, Demonstrationen von Kampftechniken, Aktionen und Mitmachprogramme erleben kann.

Lage: Museum & Park Kalkriese, Venner Str. 69, 49565 Bramsche

Link: www.kalkriese-varusschlacht.de

Römerbaustelle Aliso

Die Römerbaustelle Alisio ist der bisher größte originalgetreue Nachbau eines römischen Holz-Erde-Militärlagers. Aus den Erkenntnissen, die beim Nachbau des Lagers mithilfe historischer Techniken, Werkzeuge und Materialien gewonnen werden, können die Wissenschaftler wichtige Schlüsse über römische Bautechniken ziehen.

Als die Römer ab 12 v. Chr. versuchten, das rechtsrheinische Germanien dem Römischen Reich einzuverleiben, gründeten sie mit Alisio den wichtigsten Militär- und Verwaltungssstützpunkt in Germanien. Hierbei spielte die Lippe, die Alisio mit Xanten (Colonia Ulpia Trajana) und damit dem Rhein verband, als Transport- und Wasserweg eine entscheidende Bedeutung.

Zunächst errichteten die Römer hier zwischen 7 und 1 v. Chr. kurz nacheinander mehrere Lager. Zunächst entstand ein großes Feldlager, das bald darauf zu einem befestigten Hauptlager umgebaut und wenig später erneut erweitert wurde. Nun konnten auf einer Fläche von 18,3 ha (560 x 380 m) bis zu 5000 Soldaten untergebracht werden.

Das Lager war von einer 3 Meter breiten Holz-Erde-Mauer, d.h. einem Erdwall mit aufgesetzten Wehrbauten aus Holz, und einem Doppelspitzgraben umgeben. Neben dem Verwaltungsgebäude (principia), dem Sitz des Lagerkommandanten (praetorium), den Mannschaftsbaracken, Speichern (horreum) und dem Lazarett (valetudinarium) gab es mehrere weitere repräsentative Gebäude und Werkstätten.

Von hier aus startete Varus seinen Feldzug gegen die Cherusker, der 9. n. Chr. in der „Varusschlacht“ zur katastrophalen Vernichtung dreier römischer Legionen führte, darunter eine der in Haltern stationierten Legionen. Bei der anschließenden Belagerung von Alisio gelang es den dort verbliebenen Römern in einer riskanten Aktion, sich bis an den Rhein durchzuschlagen und auf die sichere Seite des Flusses zu retten.

Erste Ausgrabungen in Haltern ab 1899 und anschließende weitere Grabungskampagnen brachten bisher das große Hauptlager und zusätzlich die Reste mehrerer Marsch- und Feldlager, eine Marinebasis an der Lippe, eine Schiffsanlegestelle, ein Gräberfeld, und eine Töpferei zu Tage. Aufgrund der geografischen Lage und der bisherigen Funde sind sich viele Wissenschaftler einig, dass es sich hier um den in historischen Quellen genannten Militärstützpunkt Alisio handelt, auch wenn hierzu bisher noch keine eindeutigen Beweise, wie z.B. Inschriften, gefunden wurden.

Heute ist das Hauptlager bis auf den westlichen Teil überbaut, der seit 2012 zu einem Archäologischen Park umgestaltet wird. In einem ersten Bauabschnitt wurde dabei auf einem Areal von 4,8 ha ein Teil der Westmauer mit gut 150 Metern der Holzumwehrung, dem Westtor und dem umlaufenden Spitzgraben rekonstruiert und hierbei Wert auf möglichst originalgetreue Materialien, Techniken und Werkzeuge gelegt.

Im 2018 begonnenen zweiten Bauabschnitt werden nun nach und nach verschiedene Innenbauten des Kastells rekonstruiert, wie z.B. das Wachhaus und eine Offiziersunterkunft.

Wenn es nicht auf dem Wasser ist, kann man auch das nachgebaute Römerschiff „Victoria“, ein wendiges und schnelles Patrouillenboot für ca. 20 Ruderer, auf dem Gelände der Römerbaustelle besichtigen.

Die Römerbaustelle ist von etwa Anfang April bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet. Man kann im Römermuseum entweder nur den Eintritt für die Römerbaustelle Alisio oder auch eine Kombikarte für das Römermuseum inklusive Römerbaustelle erwerben.

Lage: Römerbaustelle Aliso, Zum Silverberg, 45721 Haltern am See (etwa 300 m vom Museum entfernt und von dort aus ausgeschildert)

Link: www.lwl-roemermuseum-haltern.de

LVR-Römer-Museum Xanten

Das LVR-RömerMuseum verbindet heute durch seine einzigartige Architektur das Gestern mit dem Heute: das auf den Fundamenten der Thermenvorhalle errichtete Gebäude dient heute nicht nur als Museums-, sondern auch als Schutzbau.

Die Thermen müssen wohl einst beeindruckend gewesen sein, denn allein die Vorhalle der Thermen (basilica thermarum) hatte mit einer Grundfläche von 70 x 22 Metern und einer Höhe von knapp 25 Metern gewaltige Dimensionen. Sie war zum einen Eingangshalle, hatte aber sicher auch weitere Verwendung als Gymnastik- oder Veranstaltungsraum.

Der zwischen 2005 und 2006 errichtete Schutzbau wurde über den Originalfundamenten der Thermenvorhalle errichtet. Die Architektur wurde dabei, ähnlich wie beim benachbarten Thermenschutzbau, an das ursprüngliche Aussehen des antiken Gebäudes angelehnt. Anschließend zog dann das Museum, das vorher im Stadtzentrum untergebracht war, ein und wurde 2008 eröffnet.

Im Inneren sind die einzelnen Ausstellungsbereiche auf mehreren Plattformen angeordnet, die auf unterschiedlichen Ebenen liegen und über Rampen miteinander verbunden sind.  Auf einer Fläche von 2.000 m² sind über 2.500 Funde aus den Ausgrabungen von Xanten zu entdecken, die in folgende Themenbereiche unterteilt sind:

  • Auftakt – Großquader und „Spuren“: Die vor dem Museum liegenden antiken Steinquader zeigen anschaulich, welche Mengen an Material für den Bau der Stadt benötigt wurden. Unterhalb einer begehbaren 30 m² großen Glasfläche im Museumsfoyer stellen die Abdrücke von Wagenrädern, Tierpfoten und Fußspuren ihre hinterlassenen Spuren in der Geschichte bildlich dar.
  • Legionen und frühe Besiedlung: Der Rundgang führt chronologisch durch die militärischen und zivilen Einflüsse der römischen „Invasion“ und deren Auswirkungen auf das Leben der einheimischen Bevölkerung.
  • Im Mittelpunkt: die Colonia: Die Geschichte und Entwicklung der Colonia Ulpia Traiana bildet das Kernstück der Ausstellung. Der Bogen geht dabei von der Erbauung der Monumentalbauten über das Leben der Armen und der Reichen in der Colonia, die Welt der Götter und Laren, die Bedeutung als Handelszentrum und die Funktion von Grab- und Weihesteinen. Ein Highlight ist dabei ein römisches Schiff, das frei im Raum schwebt.
  • Untergang, Wiederaufbau und Wandel: Der letzte Bereich widmet sich der Zerstörung der Stadt durch die Franken, den Wiederaufbau als Festungsstadt Tricensimae und der Wandel zu einer mittelalterlichen Stadt.

Von einem verglasten Balkon im mittleren Bereich aus hat man außerdem eine gute Sicht auf die Ausgrabungen im Thermengelände. Im Untergeschoss, in dem man einen Blick auf die Fundamente werfen kann, werden wechselnde Sonderausstellungen präsentiert. In den Hörspielen und Filmen, die an einzelnen Stationen in Deutsch, Englisch und Niederländisch zu erleben sind, kommen ehemalige Bewohner der Stadt zu Wort und viele der Exponate kann man anfassen und ausprobieren. Die Architektur des Baus wurde schon kurz nach ihrer Eröffnung mit dem „best architects 09“-Award ausgezeichnet.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Nebeneingang LVR-RömerMuseum, Trajanstraße 10, 46509 Xanten oder einen der beiden Haupteingänge)

Link: apx.lvr.de

Handwerkerhäuser von Xanten

Die 3 Handwerkerhäuser sind originalgetreue Nachbauten von römischen Streifenhäusern – hier wurde sowohl bei den Bautechniken als auch bei der Einrichtung der Werkstätten und Wohnungen auf Detailtreue geachtet.

Die Handwerkerhäuser wurden bereits 1957 ausgegraben. Hierbei fand man Reste, die darauf hindeuten, dass hier in einer Schmiede Metall verarbeitet und im anderen Haus eine Weberei betrieben wurde.

Diese beiden Häuser wurden zwischenzeitlich auf den Originalfundamenten mitsamt den Werkstätten, Wohnräumen, Höfen und der Inneneinrichtung komplett rekonstruiert, wobei man zunächst eine Betonplatte einzog, um die vorhandenen Grundmauern zerstörungsfrei zu konservieren. Das mittlere Haus hingegen zeigt noch die originalen freigelegten Grundmauern.

Die 3 Streifenhäuser lagen mit ihrer Front jeweils zur Straße. Im vorderen Teil lagen im Erdgeschoss eine Werkstatt bzw. ein Laden, im Obergeschoß waren die Wohnräume untergebracht. Die Mauern und Böden der Häuser bestanden aus gestampftem Lehm, die Decken und das Dach wurden aus Eichenbalken gefertigt. Das Dach war mit handgefertigten Dachziegeln gedeckt und die Fenster bestanden teilweise aus Glas.

Bei der Rekonstruktion wurde mithilfe experimenteller Archäologie versucht, die Häuser mit den während der Römerzeit verwendeten Baustoffen und Techniken so nahe am Original wie möglich zu rekonstruieren. Auch bei der Inneneinrichtung der Werkstätten und der Wohnräume und bei der Bemalung wurde auf höchstmögliche Detailtreue geachtet.

In einem Pavillon neben den Handwerkerhäusern liegen die Grundmauern eines weiteren Hauses, das ein „Fenster in den Boden“ darstellt. Anhand der freigelegten Fundamente kann man hier die verschiedenen Bauphasen des ausgegrabenen Gebäudes im Laufe der Nutzung unterscheiden und beispielsweise eine Feuerstelle und eine Darre erkennen, auf der Getreide, Flachs oder auch Ton getrocknet wurde.

Ein spannender Film zeigt den Verlauf der Rekonstruktionsarbeiten im Zeitraffer und im Weberhaus zeigt eine Ausstellung, dass „Kleider machen Leute“ auch schon in der Antike galt. Für die Handwerkshäuser kann eine 1-stündige Gruppenführung gebucht werden.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten oder den Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten)

Link: apx.lvr.de

Herberge und Herbergsthermen von Xanten

Die Herberge ist heute zusammen mit der dazugehörenden Thermenanlage komplett rekonstruiert und könnte fast wie zur Römerzeit genutzt werden. Zumindest für die Taverne ist das heute bereits wieder möglich.

Die direkt am Kleinen Hafentor gelegene Herberge (mansio) stammt aus der Zeit zwischen 80 und 90 n.Chr., war ursprünglich 64 x 10 Meter groß und hatte 2 Stockwerke. Vermutlich wegen ihrer Nähe zum Hafen war sie wohl sehr beliebt, denn sie wurde schon bald auf die heute rekonstruierte Größe von 78 x 25 Meter erweitert.

Das Gebäude mit seinen 3 Flügeln war um einen Innenhof gruppiert. Die Gäste, zu denen Händler, Kaufleute oder Schiffsreisende gehörten, waren in kleinen Schlafkammern untergebracht, es gab aber auch größere Räume und „Suiten“ für betuchtere Gäste. Für das leibliche Wohl war in Form einer Taverne mit einer großen Küche und einem großen Vorratskeller gesorgt.

Im größeren der beiden Seitenflügel waren die Herbergsthermen untergebracht, die von den Gästen und wahrscheinlich auch von den Bewohnern des Stadtviertels genutzt wurden. Auf einer Fläche von 415 m² waren die Räume im Reihentypus, d.h. hintereinander angeordnet.

Ein erstes Thermengebäude aus Holz aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. wurde vermutlich zeitgleich mit der Herberge errichtet. Der Steinbau entstand dann 135 n. Chr., wurde aber noch mindestens weitere zwei Mal umgebaut und dabei im 2. Jahrhundert n. Chr. wieder verkleinert. In zwei Ladengeschäften, die am Portikusgang des Badegebäudes liegen, waren Werkstätten untergebracht.

Der Herbergskomplex war bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Benutzung und wurde, den Brandspuren im Keller zufolge, wahrscheinlich 275/276 n. Chr. bei den Frankeneinfällen zerstört.

Die Gebäude wurden zwischen 1974 und 1983 ausgegraben, wissenschaftlich untersucht und danach auf den Originalfundamenten rekonstruiert. Nach der vollständigen Rekonstruktion sind sie seit 1989 öffentlich zugänglich.

Die Räume der Herberge, darunter eine kleine Schlafkammer, ein Speisezimmer (triclinum), ein Appartement (mit Empfangsraum, Wohnzimmer und Schlafkammer), die Küche mit Keller und ein Hausaltar wurden dabei nach römischen Vorbildern ausgemalt und möbliert. Im Innenhof wurde ein römischer Kräutergarten angelegt.

Um Erkenntnisse über ihre Funktionsweise zu gewinnen, wurde die Heizanlage der Thermen mitsamt Wasserkessel voll funktionsfähig rekonstruiert und dann nach Vorlagen originalgetreu ausgemalt. In den Werkstatträumen sind heute eine Schuster- und eine Knochenschnitzerwerkstatt untergebracht, in denen an den Wochenenden „gearbeitet“ wird.

In den Ausstellungsräumen der Herberge informiert die Ausstellung „Kaiser, Senat & Volk“, teilweise an Hörstationen, über die römische Gesellschaftsordung, die Politik und die Verwaltung des Reiches und der Provinzen. Im Erdgeschoss der Herberge kann man im Restaurant römische Gerichte nach Rezepten des Apicius genießen. Die Festräume der Taverne können auch gemietet werden.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten oder den Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten)

Link: apx.lvr.de

Archäologischer Park Xanten (APX)

Der Archäologische Park in Xanten (Colonia Ulpia Traiana) ist ein gelungenes Beispiel, wie man dem Besucher Geschichte eindrücklich näherbringen kann. In den rekonstruierten Gebäuden, wie der Herberge, den Herbergsthermen, den Handwerkerhäusern, aber auch im Amphitheater oder am Hafentempel, erwacht die Antike zu neuem Leben.

Die Entstehung von Xanten beginnt um 13-12 v. Chr., als am Niederrhein mit dem Legionslager Castra Vetera (heute in der Nähe des Xantener Stadtteils Birten) ein erstes Militärlager gegründet wurde. Es war Standort einer Doppellegion von 8000 bis 10.000 Legionären. Etwas nördlich davon wurde an einem Rheinarm der Hafen für die Rheinflotte angelegt, der sich schon bald zu einer großen Zivilsiedlung entwickelte.

Nach der Zerstörung des Kastells und der Siedlung während des Bataveraufstands 69/70 n. Chr. wurde beides wieder aufgebaut und die Siedlung dabei mit rechtwinklig angelegten Straßen im Schachbrettschema komplett neu errichtet. Im Jahr 98 oder 99 n. Chr. wurde der neuen Stadt das Stadtrecht verliehen und nach dem Kaiser Trajan (Marcus Ulpius Traianus) benannt.

Die Stadt mit einer Fläche von 73 ha erhielt eine 3,4 km lange Stadtmauer und bot Platz für 10.000 bis 15.000 Einwohner. Es wurden Monumentalbauten wie das Amphitheater, Tempel oder öffentliche Bäder gebaut, Handwerker produzierten Ziegel und Keramik, schmiedeten Eisen oder stellten Gegenstände aus Leder, Holz oder Metall her. Händler importierten Luxusgüter und verkauften die Waren der Stadt, Soldatenfamilien und Veteranen siedelten sich an. Herbergen boten Platz für Reisende und Restaurants und Bäckereien versorgten die Einwohner. Neben Köln und Trier war Xanten nun die drittgrößte Stadt nördlich der Alpen.

Wahrscheinlich um 275 n. Chr. endete diese Blüte jedoch, als die Stadt von den Franken fast komplett zerstört wurde. Anschließend wurde um 310 n. Chr. der Kernbereich der Stadt, d.h. die mittleren 9 Insulae, zur neuen, nur noch 16 ha großen Festungsstadt Tricensimae umgebaut, in der sowohl Militär als auch Zivilisten lebten. Sie wurde mit Wehrmauer, Wehrtürmen und Doppelgraben zu einer starken Festung ausgebaut, die bis 426 n. Chr. Bestand hatte, bevor sie nach erneuten Germanenüberfällen endgültig aufgegeben und nicht mehr besiedelt wurde. Die Bauten verfielen und die Steine wurden im Mittelalter in neue Gebäude verbaut, so dass das Wissen um die römische Stadt verloren ging.

Nach der Entdeckung der Fundamente des Amphitheaters und ersten Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wurden 1930 wegen einer geplanten Straße Notgrabungen durchgeführt. Ab 1934 folgten weitere Grabungen und schließlich wurde 1977 ein erster Teil der Ausgrabungen als Park eröffnet. Der 1999 erbaute Schutzbau über den Thermen lag dabei zunächst noch außerhalb des Geländes. Dies änderte sich dann 2009, als nach dem Umzug des Museums in einen Schutzbau über der Thermenvorhalle nun alle Ausgrabungsareale in einen Park integriert wurden, der heute wieder die gesamte Fläche der antiken römischen Stadt umfasst.

Im 60 ha großen Archäologischen Park sind nun neben dem LVR-RömerMuseum und dem Schutzbau über den Großen Thermen auch die Nachbauten des römischen Amphitheaters, einer Herberge mit Herbergsthermen, mehrerer Handwerkerhäuser, eines Hafentempel und von Teilen der Stadtmauer mit dem Nordtor versammelt. Der schachbrettartige Verlauf der Straßen und der Häuserblocks (insulae) wird durch die angelegten Wege verdeutlicht. Hecken und Bäume zeichnen dabei die Hausgrundrisse und Säulenportiken der Häuser nach.

Zwischen Hafentempel und Nordtor werden an verschiedenen Stationen weitere Aspekte des römischen Lebens gezeigt. Es gibt u.a. den Nachbau eines Backofens und einer Kornmühle, Teile eines Aquädukts, einen Meilenstein, römische Baukräne, Grabsteine, Abwasserkanäle, und die teilweise freigelegten Fundamente des Matronen- und Capitolstempels und des Forums zu sehen. In den Ausstellungspavillons werden die Themen „Bauen & Technik“, „Reise & Verkehr“ beleuchtet und es gibt eine Schiffswerft, in der antike Schiffe nachgebaut werden. Auch ein Spielehaus und ein großer Abenteuerspielplatz für „kleine Römer“ dürfen nicht fehlen.

Der Archäologische Park in Xanten ist rund ums Jahr täglich geöffnet (außer an Weihnachten und Silvester) und kostet Eintritt. Alle 2 Jahre findet im Wechsel mit einem Handwerkerfest das Römerfest „Schwerter, Brot & Spiele“ statt. Im Sommer gibt es an den „Römerwochenenden“ Vorführungen in den Werkstätten und Führungen zu verschiedenen Themengebieten. Sonntags kann man an kostenlosen öffentlichen Führungen teilnehmen und es gibt diverse Vorträge und Sonderveranstaltungen.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, Am Amphitheater, 46509 Xanten
Der APX besitzt 3 Eingänge, an denen es jeweils kostenfreie Parkplätze gibt:
Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten: Haupteingang mit dem größten Parkplatzangebot
Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten: nur im Sommer geöffnet
Eingang LVR-RömerMuseum, Trajanstraße 10, 46509 Xanten: in der Nähe des Museumsbaus und mit eingeschränkten Parkmöglichkeiten

Link: apx.lvr.de

Museum für antike Schifffahrt Mainz

Der spektakuläre Fund von 5 guterhaltenen Römerbooten im Jahr 1981 und deren anschließende Konservierung führte zur Eröffnung des Museums für Antike Schifffahrt. Es ist in einer ehemaligen Lokhalle in der Nähe des Römischen Theaters untergebracht und nicht nur für Nautiker interessant.

Die 5 sogenannten „Mainzer Römerschiffe“, die 1981 bei Bauarbeiten in der Nähe des heutigen Zollhafens gefunden wurden, bilden den Kern des Museums, das 1994 als Außen- bzw. Zweigstelle des RGZM eröffnet wurde.

Hier sind neben den restaurierten und konservierten Wracks aus dem späten 4. Jahrhundert, die wohl irgendwann im 5. Jahrhundert versenkt wurden, auch 2 originalgetreu und im Originalmaßstab nachgebaute römische Kriegsschiffe zu sehen. Dabei handelt es sich um ein schlankes, schnelles Patrouillenboot (navis lusoria), das von 20 bis 30 Ruderern bewegt wurde und zusätzlich einen Segelmast besaß. Der zweite Nachbau ist ein breites Last- und Transportboot (navis actuaria) mit flachem Kiel und geringem Tiefgang, das ebenfalls gesegelt werden konnte.

Diese Art von Schiffen war während der Römerzeit in Mainz (Mogontiacum) stationiert, das nicht nur einer der Hauptstützpunkte der Rheinflotte war und die Rheingrenze vor feindlichen Überfällen schützte, sondern auch eine Schiffswerft besaß und sowohl einheimischen Rheinschiffern als auch Fernhändlern als Handelshafen diente. Bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts konnte die Nutzung des Hafens nachgewiesen werden.

Weitere Schiffsmodelle im Maßstab 1:10 zeigen die Vielfalt des militärischen aber auch des zivilen Schiffsbaus in römischer Zeit. Anhand von Inschriften, Grabsteinen oder Briefen wird die Geschichte des Schiffsbaus und der Alltag auf römischen Kriegs- und Handelsschiffen näher erklärt. Beim Blick in die Werkstätten erhält man zusätzlich einen direkten Einblick in die Arbeit der Restauratoren und Modellbauer.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist frei. Es finden regelmäßig Führungen, Veranstaltungen und Familientage statt.

Lage: Museum für Antike Schifffahrt, Neutorstraße 2b, 55116 Mainz

Link: web.rgzm.de/museen/museum-fuer-antike-schifffahrt-mainz

Isis- und Mater Magna-Heiligtum Mainz

Das einzige bisher ausgegrabene Isis-Mater Magna-Heiligtum Deutschlands befindet sich im Zentrum von Mainz unterhalb der „Römerpassage“. In einer ansprechenden multimedialen Präsentation wird im Museum der aus dem Orient stammende Kult für die beiden Göttinnen inszeniert.

Nur wenige Jahrzehnte nach der Errichtung des römischen Militärlagers in Mainz (Mogontiacum) wurde in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts für die Soldaten diese Tempelanlage zu Ehren der altägyptischen Göttin Isis Panthea und der orientalischen Mater Magna errichtet. Es ist damit das früheste datierbare Heiligtum dieser Art in den Nordprovinzen.

Es handelte sich hier um einen großen Tempelbezirk, der bis zum 3. Jahrhundert genutzt und während dieser Zeit mehrfach umgebaut und erweitert wurde.

Bei Bauarbeiten für eine Ladenpassage in der Innenstadt wurden im Jahr 1999 die Überreste des Heiligtums gefunden und bis 2001 ausgegraben. Die Eröffnung des mit multimedialen Hörspiel- und Filmsequenzen, Diaprojektionen und Animationen aufwendig konzipierten und präsentierten Museums im Kellergeschoss der Römerpassage erfolgte 2003.

Der Besucher bewegt sich dabei auf Glasstegen über den konservierten Resten der Grundmauern des Tempels und kann das Heiligtum dabei von allen Seiten betrachten. In Vitrinen werden dabei Funde aus der Ausgrabung präsentiert, wie z.B. Fluchtäfelchen, Zauberpuppen, Weihinschriften, Opfergaben, Öllampen, Terrakottafiguren oder Brandaltäre.

Die Ausstellung, die von Freiwilligen des Vereins „Initiative Römisches Mainz“ betreut wird, ist täglich geöffnet außer sonntags. Der Eintritt ist frei, Spenden sind aber willkommen. Es finden auch Sonderausstellungen und Gruppenführungen statt.

Lage: Isis- und Mater Magna-Heiligtum (Taberna archaeologica), Römerpassage 1, 55116 Mainz

Link: roemisches-mainz.de/das-heiligtum

Römermuseum Osterburken

Am besten beginnt man einen Rundgang durch den Limespark Osterburken im zentral gelegenen Römermuseum. Neben den Ausstellungen zum Leben von Römern und Germanen am Limes, zur römischen Religion und zu archäologischen Methoden sind die Original-Grundmauern des zum Annex-Kastell gehörenden Badegebäudes zu sehen.

Der ursprüngliche Altbau des Römermuseums Osterburken wurde 1983 als Schutzbau über den konservierten Resten eines Badegebäudes errichtet. Da das Museum im Laufe der Jahre zu klein geworden war, um die Funde angemessen zu präsentieren, wurde 2006 ein Neubau eingeweiht, in dem seither auch das überregionale Limes-Informationszentrum untergebracht ist.

Hier werden nun neben der gut erhaltenen Ruine des kleineren Badegebäudes viele weitere sehenswerte Funde aus den Ausgrabungen in Osterburken und der Region vorgestellt. Auf den 3 Etagen des Museums beschäftigen sich die Ausstellungen mit folgenden Schwerpunkten:

  • Römer und Germanen (EG): Dieser Ausstellungsteil informiert über das Leben der Menschen auf beiden Seiten des Limes. Hierbei teilt dieser den Ausstellungsraum auch real in einen römischen und einen germanischen Bereich.
  • Römische Religion (OG): Am Beginn der Ausstellung zeigt ein hinterleuchtetes Wandbild die Götterwelt der klassischen griechisch-römischen Mythologie. Die Steindenkmäler aus dem Gräberfeld von Osterburken (mit Resten von bis zu 10 m hohen Grabdenkmälern und einem Teilstück einer Jupiter-Giganten-Säule), die Statuengruppe aus dem kleinen Tempel an der Schneidershecke und das 1861 gefundene und äußerst gut erhaltene Mithrasrelief zeigen eindrucksvoll, wie die römische Glaubenswelt sich in der Provinz mit den einheimischen keltischen und mit Religionsvorstellungen aus dem Orient vermischt haben.
  • Archäologische Methoden (UG): Seit 2012 ist ein Forschungs- und Depotraum im Untergeschoss zu besichtigen, in dem über archäologische und naturwissenschaftliche Methoden der Forschung informiert wird.
  • Badegebäude (Altbau des Museums): Im Schutzbau sind die ausgegrabenen und konservierten Originalmauern des „Kleinen Kastellbads“, der Nachbau eines Benefiziarier-Weihebezirks und eine Ausstellung über das Badewesen zu sehen.
    Das Militärbad, das vermutlich zum Annexkastell gehörte, wurde im Reihentypus errichtet. Hier gelangte man vom Umkleideraum (apodyterium) über das Kaltbad (frigidarium) und das Laubad (tepidarium) in die beiden Heißbaderäume (caldarium). Außerdem gab es noch Schwitzräume (sudatorium) und je 2 Warm- und Kaltwasserwannen, die heute noch in einem äußerst guten Erhaltungszustand sichtbar sind.
    Der Weihebezirk der Benefiziarier, der zwischen 1982 und 1994 unweit der Badeanlagen entdeckt und ausgegraben wurde, befindet sich heute als Rekonstruktion neben der Badruine. Von den aus der Zeit um 160 n. Chr. stammenden Weihesteinen mit Inschriften konnten bisher 31 der wohl ursprünglich etwa 80 Steine geborgen werden.

In einem weiteren Raum im OG werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Vor dem Museum sind auf dem Pflaster die Grundmauern eines älteren und größeren Kohortenbades markiert, die teilweise auch unter dem Museumsbau liegen.

Die Mauern des Militärbades sind Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“. Das Römermuseum Osterburken, ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz, ist täglich außer montags geöffnet und kostet Eintritt. Gegen zusätzliche Gebühr sind auch Gruppenführungen buchbar und es gibt wechselnde Sonderausstellungen. Mehrere Rundwanderwege beginnen am Museum.

Lage: Römermuseum Osterburken (RMO), Römerstraße 4, 74706 Osterburken

Link: www.roemermuseum-osterburken.de/index.php?id=769

Archäologischer Park Ostkastell Welzheim

In Welzheim lagen mit dem Ostkastell, dem Westkastell und dem Kleinkastell Rötelsee gleich 3 Kastelle, so dass anzunehmen ist, dass es sich hier um einen wichtigen Truppenstandort am Südteil des Obergermanischen Limes handelte.

Das Ostkastell von Welzheim war ein Numeruskastell und der Standort einer Numeruseinheit mit unbekanntem Namen. Überlieferte Inschriften weisen auf einen dort stationierten „Numerus Brittonum L…“ und zusätzlich eine Einheit von „Exploratores“ (berittene Kundschafter) hin, die hier mit jeweils ca. 160 Mann stationiert waren. Das Ostkastell wurde spätestens zwischen 163 und 165 n. Chr. erbaut und bestand bis etwa 220 oder 230 n. Chr., als es vermutlich zugunsten des wesentlich größeren Westkastells ganz aufgegeben wurde.

Das Kastell ist in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlich „unsymmetrisch“. Zunächst ist sein Grundriss mit etwa 123 x 130 bzw. 136 m (1,6 ha) nicht ganz rechtwinklig. Außerdem ist jedes der 4 Lagertore unterschiedlich gebaut: das Haupttor im Westen hatte 2 flankierende Türme, das Osttor nur 1 und die beiden Seitentore gar keine Türme. Auch der leicht versetzt stehende nordöstliche Eckturm und die 3 unsymmetrisch angeordneten Zwischentürme an der West- und Nordmauer passen nicht ganz ins sonst übliche Schema.

Das alles spricht dafür, dass das Kastell mehrere Umbauphasen durchlief. Vielleicht stürzten aber auch Mauerteile aufgrund einer ungünstigen Geologie des Bodens und des relativ starken Richtung Süden abfallenden Geländes ein und mussten daher repariert werden. Die Umwehrung aus Stein mit 2 umlaufenden Spitzgräben außen und innenliegendem Wehrgang an der Westseite und einer Wallanschüttung an der Südseite entspricht wieder eher dem sonst üblichen Bauschema eines Limeskastells.

Erste Ausgrabungen fanden bereits Ende des 19. Jahrhunderts durch die Reichslimeskommission statt. Zwischen 1976 und 1981 wurde dann vor allem die Kastellumwehrung erforscht und anschließend das Westtor, ein Teil der West- und Südmauer und der Graben auf den Originalfundamenten rekonstruiert und die Reste des südwestlichen Eckturms konserviert. Von der Innenbebauung wurden bisher nur 2 Steingebäude ausgegraben, der Rest verblieb für spätere Untersuchungen bewusst unter der Oberfläche. Das eine Gebäude ist mit ziemlicher Sicherheit ein Badegebäude, das eventuell erst nach Abzug der Truppen erbaut wurde, das andere wurde noch nicht eindeutig identifiziert. Vielleicht können einige der Rätsel des Ostkastells ja in zukünftigen Untersuchungen geklärt werden.

Heute fällt dem Besucher im Archäologischen Park vor allem die rekonstruierte westliche Toranlage mit den angrenzenden Teilen der West- und Südmauer ins Auge. Nach den neuesten Forschungen waren die Türme des Tors ursprünglich höher als in der rekonstruierten Form. Einer der Brunnen in der südwestlichen Lagerecke konnte nach Funden relativ gut rekonstruiert werden. Die Lagerstraßen und die beiden Steingebäude sind auf dem Gelände mit Steinplatten markiert, Bäume und Büsche markieren Tore und Umwehrung. Auf dem Gelände gibt es außerdem ein Lapidarium mit Kopien von Reliefs und Götterstatuen. Informationstafeln auf dem Gelände, ein Infopavillon und ein Bronzemodell der Welzheimer Kastell-Landschaft geben weitere Informationen über das Kastell und den Limes.

Das nur gut 500 m entfernte „Westkastell“ der Ala I Scrubulorum mit einer Besatzung von ca. 500 Reitern war spätestens ab 160/165 n. Chr. das Hauptkastell von Welzheim. Es wurde zwar bereits lokalisiert und teilweise ausgegraben, ist aber heute unter der modernen Bebauung verborgen. Auch das zwischen Ost- und Westkastell lokalisierte Lagerdorf ist heute komplett überbaut. Das Kleinkastell Rötelsee, etwa 1,75 km nördlich gelegen, ist hingegen sichtbar. Der Limesverlauf ist im Ortsgebiet von Welzheim auch noch nicht komplett geklärt. Würde man die bisher gesicherte Linie ergänzen, läge das Ostkastell außerhalb des Limes. Daher vermutet man, dass der Limes in Welzheim einen „Umweg“ ans Ufer der Lein machte.

Die Ausgrabungsfunde aus den Welzheimer Kastellen (u.a. Brunnenfunde wie Lederschuhe, eine Reitermaske, ein bronzener Schildbuckel und Tafelgeschirr) sind im Städtischen Museum Welzheim zu sehen.

Der Archäologische Park im Ostkastell Welzheim ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches” und ist jederzeit frei zugänglich. Die Tortürme sind zu bestimmten Zeiten am Wochenende geöffnet und mit einem Limes-Cicerone als „Kastellwache“ besetzt, der auch kurze Führungen durch das Kastell macht. Die Welzheimer Römertage finden etwa alle 3 Jahre im Juni auf dem Kastellgelände statt.

Lage: Ostkastell Welzheim, Rienharzer Str. 95A, 73642 Welzheim

Römerpark Köngen (Grinario)

Köngen (Grinario) war einst einer der wichtigsten Orte östlich des Rheins, da hier die Straße von Windisch und die Straßen nach Augsburg und Mainz zusammentrafen und sich hier ein Übergang über den Neckar befand. Der Name des Ortes kommt aus dem Keltischen „grinnos“ oder “grennos“, was als „Bärtiger Mann“ übersetzt werden kann.

Köngen, das römische Grinario, lag am Ende der von Südwesten kommenden Straße von Windisch (Vindonissa). Nach Norden führte die Straße weiter nach Mainz (Mogontiacum), nach Südosten überquerte sie den Neckar und verlief weiter nach Augsburg (Augusta Vindelicorum).

An dieser strategisch günstigen Stelle wurde um 90-95 n. Chr., als die römische Herrschaft bis an den Neckar vorrückte, ein 160,5 x 151 m (2,4 ha) großes Kohortenlager angelegt. Hier war eine unbekannte teilberittene Hilfskohorte (cohors quingenaria equitata) mit ca. 500 Mann stationiert, die den wichtigen Neckarübergang sicherte. Das Lagerdorf, das durch Inschriften und einen gefundenen Meilenstein als Grinario identifiziert werden konnte, entstand etwa um die gleiche Zeit oder nur wenig später.

Zunächst wurde das Militärlager als Holz-Erde-Kastell angelegt, das dann zwischen 110 und 120 n. Chr. mit einer Umwehrung aus Stein und 2 Spitzgräben verstärkt wurde. Die 4 doppeltorigen Lagertore waren mit je 2 Türmen flankiert und es gab 4 Eck- und 10 Zwischentürme. In der Mitte lag das Stabsgebäude (principia) mit Exerzierhalle und Fahnenheiligtum (aedes), daneben auf der einen Seite das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), auf der anderen das Lagerlazarett (valetudinarium) und ein Speicher (horreum). Auf dem restlichen Gelände lagen die Mannschaftsbaracken und die Ställe. Das Haupttor (porta praetoria) war Richtung Neckar ausgerichtet.

Im westlich und südwestlich des Kastells gelegenen Lagerdorf lebten während seiner größten Ausdehnung von etwa 20-22 ha rund 1500 Menschen, größtenteils in Streifenhäusern aus Fachwerk. Neben den Angehörigen der Soldaten gab es hier vor allem Händler und Handwerker, die z.B. Metallwerkstätten und Töpfereien betrieben. Zudem boten Bäckereien und Gastbetriebe ihre Dienste an und es gab mehrere Heiligtümer.

Als der Limes zwischen 150 und 155 n. Chr. Richtung Norden versetzt wurde, war das Kastell militärisch nicht mehr von Bedeutung und wurde aufgegeben. Dennoch blieb das Lagerdorf weiter bestehen und auf dem offengelassenen Kastellgelände wurde u.a. ein öffentliches Bad errichtet. Erst Mitte des 3. Jahrhunderts wurde auch das Dorf während der Alamannenüberfälle zerstört und daraufhin verlassen.

Bereits 1782-1786 fanden erste Ausgrabungen im Auftrag des Herzogs Karl Eugen von Württemberg statt, nachdem beim Pflügen auf dem „Burgfeld“ Münzen gefunden wurden. Bei systematischen Ausgrabungen durch die Reichslimeskommission wurde 1896 das kurz vorher lokalisierte Kastell mit Wehrmauer, Principia, Praetorium und Speicher und das Zivilbad ausgegraben. Der Wiederaufbau des südlichen Eckturms erfolgte nach Ende der Ausgrabungen im Jahr 1911.

Der heutige Römerpark und das Römermuseum wurden 1988 eröffnet. Die Umwehrung und die Türme sind dabei auf dem ehemaligen Kastellgeländes durch Büsche und Bäume markiert. Die Wege folgen den ehemaligen Haupt-Lagerstraßen, die Gebäude (das Stabsgebäude, das Bad und eine Mannschaftsbaracke) sind durch Pflasterungen markiert. Auf dem Gelände sind insgesamt 23 Kopien von Steindenkmälern und die Nachbildung einer Jupiter-Gigantensäule verteilt und es wurden Obstbäume gepflanzt, die es schon zu Römerzeit gab. Im rekonstruierten Eckturm ist eine kleine Ausstellung zur Militärgeschichte untergebracht.

Beim Bau des Museumspavillons wurde das Fundament eines Zwischenturms in das Gebäude integriert. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte des Kastells und der Siedlung. Zu den Hauptattraktionen gehören dabei ein Mithrasrelief, dessen untere Ecke im Originalzustand zu sehen ist, und ein Hochrelief der Göttin Epona. Außerdem sind die Funde aus dem Kastell und dem Vicus Grinario ausgestellt. Im Obergeschoss sind eine Diashow und wechselnde Sonderausstellungen zu sehen, z.B. zur „Varusschlacht“ (2016), die in einem Diorama aus Zinnsoldaten nachgestellt wurde, oder zum „Römischen Leben am Neckar und auf der Alb“, für das Alltagsszenen aus LEGO nachgebaut wurden (2020).

Der Park ist jederzeit frei zugänglich. Das Museum ist zwischen April und Oktober von Dienstag bis Donnerstag, an Feiertagen und an 2 Sonntagen im Monat gegen eine geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Es können Führungen gebucht werden und es finden diverse Projekttage statt. Alle 2 Jahre finden im Römerpark die Köngener Römertage statt.

Lage: Römerpark Köngen, Altenbergweg 3 (Zufahrt über Ringstraße), 73257 Köngen

Link: www.museum-koengen.de/de/startseite

Limestor Dalkingen

Einen Limesdurchgang gab es hier vermutlich bereits in der Zeit, als der Limes noch mit Holzpalisade und Holztürmen gesichert war. Aus einem späteren aus Stein gebauten Torhaus wurde dann für Kaiser Caracalla aus Anlass seines erfolgreichen Germanenfeldzugs ein Prunktor errichtet, wohl um die besiegten Germanen zu beeindrucken.

Der Limesdurchgang von Dalkingen veränderte sich durch den Ausbau des Limes im Laufe der Zeit von einer einfachen Kontrollstelle zu einer stark gesicherten Grenzstation.

Um 160 n. Chr., als der Limes noch aus einem einfachen Flechtzaum mit dazwischenliegenden Holz-Wachtürmen bestand, war der Durchgang eine einfache bewachte Pforte im Limes, die von den im Wachturm stationierten Soldaten kontrolliert wurde.

Im Laufe der Zeit kam neben dem Wachturm ein ebenfalls aus Holz gebautes Torhaus hinzu, in dem sich weitere Dienst- und Wachträume befanden. Um 190 n. Chr. ersetzte man den Holzwachtturm durch einen Steinturm, das Torhaus und die Holzpalisade blieben aber unverändert.

Erst um 206 n. Chr. wurden sämtliche Gebäude des Durchgangs abgerissen und durch ein 12,6 x 9,3 Meter großes Torhaus aus Stein mit einer 2,1 m breiten Tordurchfahrt ersetzt, das direkt in die Limesmauer aus Stein integriert war. Da der Wachtturm dabei störte, wurde er an einer anderen Stelle in der Nähe neu aufgebaut.

In der letzten Bauphase, wurde dann zwischen 213 und 214 n. Chr. anlässlich des siegreichen Feldzugs des Kaisers Caracalla (eigentlich Marcus Aurelius Severus Antoninus) gegen die Alamannen ein 13 Meter hohes Prunktor, das einem Triumphbogen ähnelte, auf die ins Landesinnere zeigende Seite des Torgebäudes aufgesetzt und eine überlebensgroße Bronzestatue des Kaisers aufgestellt. Eine Toranlage dieser Art wurde bisher am gesamten Limes nirgendwo anders gefunden und ist daher als einzigartig anzusehen. Vermutlich 233 n. Chr. wurde das Tor bei den Alamanneneinfällen in Brand gesetzt und zerstört.

Das Limestor wurde zwischen 1974 und 1975 ausgegraben, war aber seitdem den Witterungseinflüssen stark ausgesetzt. Um den Verfall der noch erhaltenen Substanz zu stoppen, wurde 2010 über den Grundmauerresten ein Glaskubus errichtet. Zusätzlich wurde der Triumphbogen auf einer schwebenden und mit bedruckten Planen bespannten Metallkonstruktion visualisiert. So kann man heute sowohl noch die Originalreste der Mauern als auch die beeindruckende Größe und das ehemalige Aussehen des Tors nachvollziehen. Vitrinen mit Ausstellungstücken aus der Zeit des Kaisers Caracalla vervollständigen die gelungene Präsentation.

Das Limestor Dalkingen ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des römischen Reiches“.

Zwischen März und November ist der Glaskubus täglich außer Montag geöffnet und in den Schulferien auch montags. Öffentliche Führungen finden mehrmals täglich zu festen Zeiten statt. Außerhalb der Öffnungszeiten kann man das Tor aber auch jederzeit gut von außen durch den Glasbau besichtigen. Der Eintritt und auch die öffentlichen Führungen sind kostenlos. Es finden außerdem zahlreiche Aktionstage, Ferienprogramme und Veranstaltungen statt.

Lage: Limestor Dalkingen, 73492 Rainau-Schwabsberg (zwischen Dalkingen und Schwabsberg; Parkmöglichkeiten gibt es am Parkplatz Limestor Rainau-Schwabsberg am östlichen Ortsrand von Schwabsberg – von dort aus ist das Tor nur zu Fuß über einen ausgeschilderten Feldweg erreichbar)

Link: www.rainau.de/index.php?id=192

Limesmuseum und Archäologischer Park Aalen (Alae)

Auf dem Außengelände des Archäologischen Parks von Aalen kann man sich die Dimensionen eines römischen Limeskastells noch gut vorstellen – obwohl heute nur noch etwa 1/3 der ehemaligen Kastellfläche zu sehen sind. Doch allein die Dimension des Stabsgebäudes, das in Grundmauern konserviert ist, sind gewaltig.

Das Reiterkastell der Ala II Flavia Miliaria Pia Fidelis war mit einer Fläche von gut 6 ha (277 x 214 m) das größte seiner Art nördlich der Alpen und zugleich der Hauptsitz der Militärverwaltung des raetischen Limesabschnitts. Das Kastell wurde 160 n. Chr. erbaut und war bis 260/270 n. Chr. der Standort der größten Truppe am gesamten Limes, die aus rund 1000 berittenen Soldaten und 1200-2000 Pferden bestand. Der heutige Name der Stadt Aalen erinnert noch heute an das lateinische Wort ala = Reitertruppe.

Nach außen hin war das Steinkastell mit seiner 6 Meter hohen Wehrmauer gut befestigt und von 4 Gräben umschlossen. In der Lagermauer befanden sich an allen 4 Seiten insgesamt 19 Meter breite und 11 Meter hohe Doppeltore mit 2 Durchfahrten, die so breit waren, dass jeweils 2 Reiter bequem nebeneinander hindurchreiten konnten. Die Mauer war in regelmäßigen Abständen mit insgesamt 4 zweigeschossigen Ecktürmen und 12 Zwischentürmen versehen und im Inneren verlief ein hölzerner Wehrgang, auf denen die Soldaten patrouillierten. Die Mauer war weiß verputzt und mit einem roten Fugenstrich versehen, so dass das Kastell von außen sicher sehr imposant gewirkt haben muss.

Auf dem Kastellgelände befand sich ein 70 x 60 Meter großes Stabsgebäude (principia) mit einer 18 m hohen Vorhalle und einem Fahnenheiligtum (aedes), unter dem der Keller für die Truppenkasse (aerarium) lag. Daneben lag das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), ein Getreidespeicher (horreum), ein Wirtschaftsbau und ein Lazarett (valetudinarium). Die 12 Doppelbaracken, in denen die Mannschaft mit ihren Pferden untergebracht waren, verteilten sich über das restliche Gelände und waren aus Holz in Fachwerkkonstruktion gebaut.

An das Gelände schloss sich im Süden und Osten ein vicus an, wo sich auch das Kastellbad befand. Straßenverbindungen führten nach Westen ins Neckartal, nach Süden über die Alb an die Donau und nach und Osten ins Nördlinger Ries.

Die ersten systematischen Ausgrabungen wurden bereist 1894/95 durch die Reichslimeskommission vorgenommen und 1964 wurde das erste Limesmuseums gegründet, nachdem man zunächst nur das linke Kastelltor (porta principalis sinistra) ausgegraben und konserviert hatte. Das Museum wurde 1980-86 nach der Konservierung des Stabsgebäudes um ein Außengelände erweitert, das 1999 und 2005 um weitere Ausgrabungen ergänzt wurde. Bisher sind allerdings nur etwa 1/3 des gesamten Kastellareals ausgegraben, da sich der Rest unter dem alten St. Johann-Friedhof bzw. der modernen Bebauung befindet.

Heute sind im Archäologischen Park noch die Grundmauern des monumentalen Stabsgebäudes, eine Teilrekonstruktion einer Reiterkaserne mit Pferdestall und Wohnstube der Soldaten (contubernium), Kopien römischer Steindenkmäler, Nachbauten eines Schmiede- und Backofens und der Nachbau eines römischen Baukrans zu sehen. Vor dem Museumseingang liegen die konservierten Grundmauern des linken Lagertors, im Foyer befindet sich an seiner originalen Stelle die Rekonstruktion eines in Stein gefassten, 8 m tiefen römischen Brunnens, an dem sich die Soldaten und Pferde mit frischem Wasser versorgen konnten.

Im Museum, das nach 2,5jähriger Umbauphase und Erweiterung 2019 wiedereröffnet wurde, sind Originalfunde aus Aalen und der Umgebung ausgestellt, u.a. die Reste einer Kaiserstatue, Waffen, Ausrüstungsteile, Lederschuhe, ein Depotfund aus Bronze und Weihesteine. Man kann sich so wunderbar über den Limes und das Leben der Soldaten und Zivilisten in der Grenzregion informieren.

Das Museumskino zeigt zusätzlich die Multimediaproduktion „Am Rande des Imperiums“ und an einzelnen Stationen im Museum und im archäologischen Park erhält man an Hörstationen weitere Informationen über den Alltag am Limes.

Das Reiterkastell in Aalen ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“. Das Limesmuseum Aalen ist ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz und ist täglich außer montags geöffnet. Eintrittsgebühr. Es finden regelmäßig Erlebnisführungen, Sonderveranstaltungen (Archäologietag, Handwerkertag), Feste oder Familientage mit Mitmachaktionen statt und alle 2 Jahre die „Römertage Aalen“.

Lage: Limesmuseum Aalen, St.-Johann-Straße 5, 73430 Aalen

Link: www.limesmuseum.de

Archäologischer Park Römerkastell Saalburg

Die Rekonstruktion der Saalburg wurde vom antikenbegeisterten Kaiser Wilhelm II. um 1900 in Auftrag gegeben. Obwohl diese Rekonstruktion nach heutigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht ganz korrekt ist, lässt die Saalburg noch heute in beeindruckender Weise die römische Antike wiederauferstehen.

Die Saalburg, die zwischen etwa 90 n. Chr. und 260 n. Chr. einen wichtigen Limesdurchgang am Obergermanisch-raetischen Limes sicherte, ist das heute am vollständigsten wiederaufgebaute und das wohl am besten erforschteste Kastell am Limes. Es liegt etwa 150 Meter hinter dem Limesverlauf und direkt an einem Pass über den Taunus, der von Provinzhauptstadt Nida (heute Frankfurt-Heddernheim) ins Gebiet der Germanen führte.

Die ersten kastellartigen Erdschanzen wurden um 85-90 n. Chr. östlich des heutigen Kastells vermutlich von einer Vexillationseinheit errichtet und waren eher befestigte Zeltlager, die in den Chattenkriegen den Pass über den Taunuskamm sichern sollten.

Um 90 n. Chr. folgte dann ein etwa 0,7 ha großes Holz-Erde-Kastell, in dem eine namentlich nicht bekannte Numeruseinheit mit ca. 160 Mann stationiert war. Die Kastellumwehrung bestand aus Holzpalisaden, die mit Erde und Flechtwerk verstärkt und durch einen breiten vorgelagerten Graben und Holztürme an den Kastellecken geschützt wurde.

Um 135 n. Chr. wurden das Numeruskastell komplett abgerissen und stattdessen ein 147 x 221 m (3,2 ha) großes Kohortenkastell für die etwa 500 Mann starke Cohors II Raetorum civium Romanorum gebaut. Mit seinen 4 Toren, den umlaufenden Doppelspitzgräben und einer Steinmauer mit Holzpalisaden war dieses Kastell bereits deutlich stärker befestigt als das vorhergehende.

In einer weiteren Umbauphase in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts wurde dann die Umwehrung durch eine komplett aus Stein errichtete Steinmauer ersetzt. Auch die Verwaltungs- und Stabsgebäude im Inneren wurden aus Stein errichtet, während die Mannschaftsbarracken und die Werkstätten noch aus Holz waren. Die 4 Lagertore hatten je 2 Wachtürme und das Haupttor war als Doppeldurchfahrt angelegt, während die anderen nur eine einfache Durchfahrt besaßen. Im Lagerinneren diente eine Erdrampe als Zugang zur mit Zinnen bewehrten Mauerkrone mit den turmlosen abgerundeten Lagerecken, außen schützte weiterhin ein Doppelgraben das Kastell.

Vor dem im Südosten gelegenen Haupttor (porta praetoria) außerhalb des Kastells, wo sich auch das Kastellbad und eine Straßenstation (mansio) befand, war das Lagerdorf im Lauf der Zeit stark angewachsen und bot wohl zwischenzeitlich etwa 2000 Menschen Obdach. Hier gab es zahlreiche Wohn- und Handwerkerhäuser, Wirtshäuser, Heiligtümer und auch ein Gräberfeld.

Im Zuge der Aufgabe der Limesregionen nach den Alamanneneinfällen und den Rückzug der Römer hinter die Rheingrenze wurde die Saalburg wohl um 260 n. Chr. kampflos aufgegeben.

Die ersten wissenschaftlichen Ausgrabungen wurden bereits zwischen 1853 und 1862 durchgeführt. Die komplette Rekonstruktion des Kastells erfolgte dann ab 1897 durch Betreiben des Kaisers Wilhelm II. durch die wenige Jahre zuvor gegründete Limeskomission, und dauerte bis 1907 an. Grundsteinlegung war 1900 durch den Kaiser persönlich.

Hierbei wurden die Außenmauer mit doppeltem Spitzgraben und innen liegendem Erdwall, die 4 Lagertore, das Stabsgebäude (principia) mit Vorhalle (Appellhalle) und Fahnenheiligtum (aedes), das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), die Speicher (horreum), 2 Mannschaftsbaracken (centuriae) mit den Soldatenunterkünften (contubernia) und die Werkstätten (fabrica) rekonstruiert.

Außerhalb des Kastellgeländes wurden die Reste des Kastellbads und von Streifenhäusern des ehemaligen Straßendorfs (vicus) ausgegraben. Das Gräberhaus, das Mithraeum und eine Jupitersäule sind Nachbildungen ohne direkten Bezug zu tatsächlichen Ausgrabungen in der Saalburg. Im Norden des Kastells wurde ein Teilstück des Limes mit dem Limesdurchgang rekonstruiert.

Neueste Forschungen ergaben, dass zwischenzeitlich einige Aspekte der Rekonstruktion wissenschaftlich nicht mehr haltbar sind. So war beispielsweise an den Außenseiten des Kastells kein rohes Mauerwerk zu sehen, sondern ein mit Fugenstrich versehener Putz, der einen Eindruck von imposanten Steinquadern erwecken sollte. Auch die Zinnen hatten einst deutlich größere Abstände, da die Soldaten beim Verwenden der üblichen Wurf- und Schleuderwaffen mehr Platz benötigten. Dennoch kann man sich in der Saalburg auch heute noch einen guten Eindruck über das Aussehen und die Funktionsweise eines römischen Kastells am Limes verschaffen.

Bei einem Besuch des Archäologischen Parks und der Saalburg sind folgende Gebäude und Stationen sehenswert:

  • Stabsgebäude (principia): im Zentrum des Kastells gruppierten sich die Schreibstuben, Amtsräume und die Waffenkammer um einen schönen Innenhof. Die große Vorhalle diente wahrscheinlich zum Appell. Neben einer Dauerausstellung, in der als Highlight ein vergoldeter Pferdekopf aus Waldgirmes zu sehen ist, sind hier heute u.a. das rekonstruierte Fahnenheiligtum und ein Triclinum mit Wandmalereien untergebracht.
  • Speicher (horreum): diente als Getreide- und Vorratsspeicher. In der Dauerausstellung sind originale Funde aus der Saalburg und anderen Limeskastellen ausgestellt und präsentieren sich in den Themenbereichen Essen und Trinken, Bauen und Handwerk, Waffen und Ausrüstung, Kleidung und Schmuck, Medizin und Körperpflege, Geldwesen und Religion.
  • Werkstattgebäude (fabrica): hier lag die Feldschmiede und andere Werkstätten, in der meist dienstältere Soldaten Dienst taten. Heute sind neben Ausstellungsräumen auch die rekonstruierten Werkstätten eines Beinschnitzers und eines Schuhmachers und eine Garküche zugänglich.
  • Mannschaftsbaracken (centuriae):  in den langgestreckten Gebäuden befanden sich die Unterkünfte der Soldaten. In jeder der 10 Mannschaftsstuben (contubernium) wohnten dabei 8 Soldaten zusammen, im Kopfbau der Baracke befand sich die Wohnung des Centurio. Heute kann man eine rekonstruierte Stube besichtigen. Außerdem ist in einer der beiden Baracken die nach Vorbildern aus Pompeji ausgestattete „Taberna“ der Saalburg untergebracht, in der auch römische Speisen serviert werden.
  • Haus des Kommandanten (praetorium): Hier lagen die privaten Räume des Lagerkommandanten. Heute sind hier ein Forschungsinstitut und die Museumsverwaltung untergebracht.

Der Rundweg im archäologischen Park führt über 2,4 km (ca. 45 Minuten) rund um das Außengelände der Saalburg. Beginn ist am Kassenhäuschen, das wie der danebenliegende Museumsshop einem römischen Streifenhaus des römischen Straßendorfs nachempfunden ist. Von hier aus erfährt man an Informationstafeln allerlei Wissenswertes über folgende Stationen: die beiden römische Schanzen, einen Limesdurchgang mit Limespalisade, zwei Modellschanzen (hier wurden zu wilhelminischer Zeit in experimenteller Archäologie römische Schanzen nachgebaut), eine „inszenierte Landschaft“ (so stellte man sich in wilhelminischer Zeit ein römisches Dorf vor), eine Jupitersäule, ein Gräberhaus, ein Mithras-Heiligtum und das Straßendorf.

Die Saalburg ist Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches” und ist von März bis Oktober täglich, von November bis Februar täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Die Taberna ist montags und im Januar geschlossen und auch nur mit Eintrittskarte zum Archäologischen Park zugänglich.

Führungen sind gegen Aufpreis buchbar und es gibt eine Kombikarte mit der Keltenwelt am Glauberg. Es finden regelmäßige Sonderausstellungen, Veranstaltungen, (Erlebnis-)Führungen, Themen- und Backtage sowie Kochveranstaltungen und Workshops statt.

Lage: Römerkastell Saalburg Archäologischer Park, Am Römerkastell 1, 61350 Bad Homburg vor der Höhe

Link: www.saalburgmuseum.de

Limesturm-Rekonstruktion in Idstein (WP 3/26)

Der Limes in der Idsteiner Senke hatte eine kleine Besonderheit: er war als doppelte Limeslinie ausgebaut, d.h. der ursprünglich krumm verlaufende Limesverlauf wurde durch eine etwa 750 Meter weiter nördlich liegende Grenzlinie begradigt

Der 2002 bei Idstein rekonstruierte Wachtposten steht nahe der ursprünglichen Stelle des römischen Steinturms WP 3/26. Bei seiner Rekonstruktion wurde darauf geachtet, dass die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt wurden, so dass er dem ursprünglichen Aussehen eines typisch römischen Limeswachturms um 150 n. Chr. wohl recht nahe kommt.

So bekam der Turm auch die charakteristische weiße Verputzung mit rotem Fugenstrich, was den Eindruck eines aus Quadern errichteten Mauerwerks erweckte und ihn wohl besonders imponierend wirken lassen sollte.

Mit einem Grundriss von 5 x 5 Metern war der Turm etwa 12 Meter hoch und hatte ein mit Holzschindeln gedecktes Dach und einen hölzernen Wehrgang. Der Eingang zur Wachstube lag im 1. Stock und konnte nur über eine einziehbare Leiter betreten werden. Im Untergeschoss lag ein von innen zugänglicher Lagerraum, im 1. Stock die Wohnstube für 4 bis 6 Mann Besatzung und im 2. Stock die Wachstube.

In der Idsteiner Senke gab es einen ungewöhnlichen „doppelten Limes“: Hierbei wurde der ursprüngliche Limes, der den landschaftlichen Gegebenheiten angepasst war und nicht ganz gerade verlief,  vermutlich bereits um 120 n. Chr. (also rund 30 Jahre vor der zweiten Ausbaustufe des Limes) durch eine etwa 750 Meter weiter nördlich liegende Grenzlinie begradigt und so zusätzlich verstärkt.

Der Turm, in dem sich eine kleine Ausstellung befindet, ist zwischen März und Oktober 2mal im Monat sonntags zu festen Zeiten geöffnet: Es können nach Absprache aber auch (Erlebnis-)Führungen vereinbart werden. Im August findet jährlich ein Römerfest statt. Der Limes-Wanderweg führt direkt am Turm vorbei.

Lage: Limesturm Idstein, an der L3026, 65510 Idstein-Dasbach

Link: limes-idsteiner-land.de

RömerWelt am Caput Limitis

Am Startpunkt des Limes in Rheinbrohl ist mit der RömerWelt am Caput Limitis ein Erlebnismuseum zu finden, das Wissen und Spaß für alle bietet und in dem Anfassen und Ausprobieren ausdrücklich erlaubt sind!

In Rheinbrohl, das direkt an der Grenze zwischen Germania Superior und Germania Inferior liegt, begann einst das mit 550 km längste Bodendenkmal Europas: der Grenzwall des Obergermanisch-Raetischen Limes, der hier direkt am Rhein mit dem heute nicht mehr sichtbaren Kleinkastell Rheinbrohl und dem 1. von insgesamt über 900 Limeswachtürmen begann.

Das 2008 eröffnete Erlebnismuseum zeigt in seiner multimedialen und interaktiven Ausstellung im Museumsbau und den verschiedenen Stationen im Außengelände alles Wissenswerte zur Geschichte und den verschiedenen Ausbaustufen des Limes. Da der Begriff „Caput Limitis“ in der Fachsprache bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert für den Beginn des Limes verwendet wurde, bot er sich als Name für das Museum geradezu an.

In der Ausstellung im Museumsbau wird neben dem Alltag der Soldaten und der Zivilbevölkerung auch die Entwicklung des Limes während der Zeit seines Bestehens und der Handel auf beiden Seiten der Grenze beleuchtet und dem Besucher mithilfe von interaktiven Stationen und mulitmedialen Darstellungen auf spielerische Weise nähergebracht.

Im Außengelände wurden außerdem ein Limeswall mit Graben und Palisade nachgebaut, es wurde ein Kräuter- und Küchengarten angelegt, im römischen Backhaus (mit Getreidemühle, Herdstelle und Kuppelbacköfen) kann man Brot und römische Gerichte herstellen und es gibt sogar einen Weinberg mit einer Rebsorte, die bereits in Römerzeit bekannt war. Man erfährt außerdem, wie die Römer mithilfe einer Pfahlramme, die als Nachbau zu sehen ist, Brücken durch Flüsse legten.

Im Vicusgebäude, das einer römische Soldatenbaracke nachempfunden ist, sind in den unterschiedlichen Räumen römische Werksstätten eingerichtet, wie die eines Steinmetzen oder eines Schmieds, es sind eine originalgetreu ausgestattete Soldatenunterkunft (contubernium) und eine Waffenkammer zu sehen und es gibt sogar eine nachgebaute Latrine.

Das Museum ist Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches” und ist zwischen Mitte März und Mitte November täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es finden Workshops, Thementage und Veranstaltungen statt, wie z.B. Backtage oder die „RömerTage“ im Mai. Man kann auf Anfrage (Erlebnis-)Führungen buchen.

Hier ist auch das offizielles Limesinformationszentrum für Rheinland-Pfalz untergebracht und ein 8,4 km langer Wanderweg (RömerWeltWeg) verläuft vom Museum bis zum Nachbau eines hölzernen Limeswachturms (Römerturm 1/9) im Rheinbrohler Wald.

Lage: RömerWelt am Caput Limitis, Arienheller 1, 56598 Rheinbrohl

Link: www.roemer-welt.de

Römervilla am Silberberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Wenn Steine reden könnten, hätten sie hier in der Römervilla am Silberberg sicher viel zu erzählen: von der Zeit als villa rustica über die Funktion als Herberge und einer späteren Metallschmelze bis hin zur frühchristlichen Nutzung als Friedhof war während der über 700jährigen Nutzungsgeschichte fast alles dabei.

Auf dem Ausgrabungsgelände der Römervilla liegen die verschiedenen Nutzungsphasen, die sich von der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis zum 7.-8. Jahrhundert erstrecken, direkt neben- und zum Teil auch übereinander und können hier wunderbar parallel betrachtet werden. Für die lange Nutzungszeit des Geländes spielt sicher die Lage etwa 15 km westlich der Mündung der Ahr in den Rhein und an der Handelsstraße durchs Ahrtal an den Rhein eine große Rolle.

Der ursprüngliche römische Gutshof, auch Haus I genannt, entstand in der Zeit um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. und ist nur noch in wenigen Resten vorhanden. Das noch deutlich kleinere Herrenhaus besaß aber bereits Hypokaustenheizungen und es gab ein kleines Badehaus.

Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erfolgten umfangreiche Umbauten, große Teile des Vorgängerbaus wurden dabei abgerissen und komplett neu gebaut. Es entstand Haus II, eine große Portikusvilla mit einer Größe von 72 x 20 Metern, die über einen kurzen Gang mit einem neuen, in Reihenbauweise errichteten Badegebäude verbunden war. Zwischen Haupthaus und Bad lag ein Wasserkanal zur Wasserversorgung von Bad und Landgut.

Das Herrenhaus wurde im Laufe der Zeit stetig erweitert oder umgebaut und wurde bis um 270 n. Chr. genutzt, bevor das Landgut von seinen Besitzern wohl aufgegeben wurde – vermutlich wegen der immer unsicher gewordenen Lage durch Germaneneinfälle von der anderen Rheinseite.

Bereits kurze Zeit später, ab Ende des 3. Jahrhunderts, wurde das teils verfallene Hauptgebäude aber wieder repariert und zu einem Hospiz bzw. einer Herberge (mansio) umgebaut. Große Räume wurden dabei in mehrere kleine aufgeteilt, die Küche wurde deutlich erweitert, erhielt einen großen Herd und einen Backofen und es kam eine caupona mit Gastraum und Ausschank hinzu. An das Badehaus wurde eine größere Latrine angebaut, die bis zu 8 Besuchern Platz bot. Das Rasthaus bestand bis etwa Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr., wurde aber wohl durch einen Hangabrutsch verschüttet.

Auf den teils mit Schutt bedeckten Resten der Herbergsruine siedelte sich dann in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts eine Metallschmelze an, in dem in mehreren Schmelzöfen das Silber und Eisen der Gegend eingeschmolzen und verarbeitet wurde. Wohl um 400 n. Chr. wurde auch diese Nutzung aufgegeben, vermutlich aufgrund der zunehmenden Germanenüberfälle, aber auch durch weitere Hangabrutsche.

Danach geriet das Haus völlig in Vergessenheit. Erst im 7. bis 8. Jahrhundert n. Chr. wurde über den Ruinen des Badegebäudes ein frühmittelalterlicher christlicher Friedhof mit 32 Reihengräbern angelegt, in denen die Toten zumeist in Steinkisten und ohne Grabbeigaben beigesetzt wurden.

Die Villa wurde 1980 beim Ausbau der Bundesstraße 267 entdeckt, die daraufhin umgeplant werden musste. Zwischen 1980 und 1990 fanden dann umfangreiche Ausgrabungen statt, die seit 1993 unter einem Museumsbau geschützt der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Bei der Ausgrabung der Gebäude kamen eine große Reihe ungewöhnlich gut erhaltener farbiger Wandmalereien mit figürlichen Darstellungen und sogar ein Lehrer-Schüler-Graffito in Versform zum Vorschein. Die Fußböden bestanden aus zu Mustern und Ornamenten gelegten Steinplatten und die Räume wurden mit Hypokausten beheizt. Auch die bis zu einer Höhe von 1,5 Metern erhalten gebliebenen Mauern des Gebäudes und die ungewöhnlich großen Fenster des Hauptwohnraums, die verglast und mit Fensterläden versehen waren, sind noch gut zu erkennen. Die Decke eines kleinen quadratischen Raumes mit Tonnengewölbe und bemaltem Putz konnte in voller Höhe rekonstruiert werden.

Die verhältnismäßig wenigen wertvollen Funde deuten darauf hin, dass die Villa bewusst aufgegeben wurde und nicht durch einen Überfall oder einen Brand zerstört wurde. Dennoch konnten einige schöne Stücke, wie z.B. Armreife, Haarnadeln, gallische Gewandfibeln, ein Durchbruchornament und Theatermasken gefunden werden. Auch Terra Sigillata und Reste von Fensterglas waren bei den Funden, die heute in den Vitrinen im Nordhof ausgestellt sind.

Der Besucher kann auf Stegen die über 1000 qm Ausstellungsfläche erkunden und die wichtigsten Informationen auf angebrachten Tafeln nachlesen. Hierbei sollte man sich unbedingt vor dem Rundgang als Erstes das Modell der Anlage und einen 20minütigen Einführungsfilm Obergeschoss ansehen, um einen ersten Eindruck über die Villa zu erhalten.

Öffentliche Führungen finden gegen geringen Aufpreis an einigen Tagen in der Woche (mittwochs, samstags, sonntags) zu festen Zeiten statt. Es gibt wechselnde Sonderausstellungen und man kann auch Kostümführungen durch die „Hausherrin“ buchen.

Das Museum ist zwischen Anfang April bis Mitte November täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museum Römervilla, Am Silberberg 1, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler

Link: www.bad-neuenahr-ahrweiler.de/roemervilla-ahrweiler

Archäologiepark Martberg (Mons Martis)

Der Name des hoch über der Mosel gelegenen Martbergs geht auf den gallo-römischen Gott Lenus Mars zurück, der hier verehrt wurde. Er war als Lenus ursprünglich der Hauptgott des keltischen Trevererstammes und wurde von den Römern einfach assimiliert und zu ihren Göttern hinzugefügt. Der Tempelbezirk wurde rund 500 Jahre lang genutzt und entwickelte sich während der Römerzeit zu einem regelrechten Pilgerzentrum.

Der etwa 180 m hohe Tafelberg an der Mosel wurde bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Kelten besiedelt, die hier um 100 v. Chr. ein großes Oppidum, d.h. eine stadtähnliche Hügelfestung errichteten, die als nördlicher Hauptort der Treverer rund 5000 Menschen Platz bot. Es lag an einer wichtigen Handelsstraße, die Trier und Koblenz miteinander verband.

Diese Keltenstadt war von einer 5 km langen Stein-Erde-Befestigung umgeben und hatte in ihrer Mitte einen Kultplatz, der sich nach der römischen Eroberung Galliens zu einem gallo-römischen Tempelbezirk entwickelte. Das Oppidum wurde gleichzeitig nach und nach aufgegeben und die keltischen Einwohner siedelten sich in den neu entstandenen Handelszentren der Römer an, unter anderem in Kadern (Vicus Cardena) am Fuße des Martbergs.

Der etwa 70 x 60 m große gallo-römische Tempelbezirk weist bis zu 9 Bauphasen auf und war dem keltischen Gott Lenus geweiht, einem Kriegs- und Heilgott, der von den Römern mit Mars gleichgesetzt und als Lenus Mars in die römische Götterverehrung einbezogen wurde. Hier ist die Verschmelzung von keltischer mit römischer Kultur gut nachzuverfolgen, was in neuen Provinzen nicht unüblich war. Eine Bronzestatue, die auf dem Martberg gefunden wurde, zeigt den Gott mit korinthischem Helm, Schild und Rüstung.

Seine Blütezeit erlebte der Tempelbezirk um 200 n. Chr., als er sich zu einem wahren Pilgerort entwickelte. Hiervon zeugen Tausende von Opfergaben – von Münzen über Waffen besiegter Feinde bis zu Fibeln und Schmuck. Die Scherben von Tausenden von Miniaturgefäßen, die im unten am Fuß des Berges liegenden römischen Vicus Cardena hergestellt wurden und als Votivgaben dienten, zeugen ebenfalls von einer regen Opferpraxis.

Die ersten Ausgrabungen auf dem Martberg wurden bereits im 19. Jahrhundert vorgenommen. Seit 1994 werden systematische wissenschaftliche Ausgrabungen durchgeführt. Vom römischen Tempelbezirk wurden seit 2003 der 20 x 20 Meter große Umgangstempel, ein kleinerer Nebentempel und ein Teil der 60 x 70 Meter großen Wandelhalle, die den Tempelbezirk umgab, wieder auf ihren Grundmauern rekonstruiert. Von 2 weiteren Tempeln sind die Grundmauern konserviert. Auch ein keltisches Wohnhaus des Oppidums wurden inzwischen wieder aufgebaut.

Das Gelände ist jederzeit frei zugänglich. Der Lenus-Mars-Tempel ist von Mai bis Oktober gegen ein geringes Entgelt und mit kleiner Führung von Freitag bis Sonntag und feiertags geöffnet. Funde vom Martberg sind in der keltisch-römischen Abteilung des Stiftsmuseums Treis-Karden ausgestellt.

Der Tempelbezirk auf dem Martberg kann auch von Pommern oder Treis-Kadern auf dem Lenus-Mars-Weg erwandert werden. Auf dem 5 km langen Wanderweg erfährt man auf Infotafeln Wissenswertes über das Leben von Keltern und Römern. Auf dem Martberg finden auch römische Veranstaltungen statt.

Lage: Archäologiepark Martberg, 56829 Pommern (Zufahrt von Pommern mit PKW bis zum Waldparkplatz möglich; von dort aus führt ein ca. 1 km langer Fußweg in ca. 15 Minuten zum Tempelbezirk)

Link: www.martberg-pommern.de/archaeologie-park.html

Römische Villa Otrang

Die 4 heute noch ausnehmend gut erhaltenen Mosaikfußböden der Villa Otrang sind atemberaubend schön – sie zeigen neben opulenten Ornamenten und geometrischen Dekors auch prachtvolle und lebendige Szenen mit wilden Tieren – Fußbodenheizung natürlich inklusive! Die Villa gehört zu den besterhaltenen und größten nördlich der Alpen.

Die Villa in Otrang war ein Landgut, das in der Nähe der Straße von Trier nach Köln lag und der Versorgung der Bevölkerung diente. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden an einen regionalen Markt in der nahegelegenen Straßensiedlung Bitburg (Beda) geliefert, von wo sie dann von Händlern nach Trier gebracht wurden.

Auf einem Areal von 132 Metern Breite und 379 Metern Länge (allein das Herrenhaus besaß eine Fläche von über 3600 qm!) gab es neben dem Herrenhaus zahlreiche Wirtschaftsgebäude, 2 große Hauptthermen, ein sogenanntes Gesindebad, einen eigenen Tempelbezirk und ein Gräberfeld.

In den insgesamt 66 Räumen des Herrenhauses waren 14 mit prachtvollen Fußbodenmosaiken ausgeschmückt. Säulenhallen und Gänge verbanden die Wohn- und Speiseräume, die über eine ausgedehnte Fußbodenheizung beheizt werden konnten.

Die Villa stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und wurde bis Anfang des 5. Jahrhunderts bewirtschaftet. Grabungsergebnisse haben nachgewiesen, dass die Villa Mitte des 2. Jahrhunderts und noch mindestens zwei weitere Male umfangreich erweitert wurde.

Entdeckt wurden die Mosaike 1825 bei landwirtschaftlichen Arbeiten und daraufhin wurde das Gelände kurz darauf vom preußischen Staat gekauft, archäologisch erforscht, konserviert und mit Schutzbauten versehen, die zwischenzeitlich ebenfalls denkmalgeschützt sind. Bei weiteren Ausgrabungen auf dem Gelände wurden inzwischen auch mehrere Wirtschaftsgebäude und 2 Tempel freilegt.

Heute sind unter den Schutzbauten 4 der schönsten Mosaike zu sehen und auch Teile der rekonstruierten Fußbodenheizung. Die Mosaike zeigen größtenteils aufwendige geometrische Muster und blütenartige Ornamente. Im als Apsidensaal bezeichneten Raum, in dem sich vermutlich ein Wohn- und Speisezimmer befand, wurde das aufwendigste und prächtigste Mosaik der Villa gefunden. Es zeigt in verschnörkelte Ranken eingebettet zwei Raubkatzen, die ein Pferd und eine Antilope jagen und einen Kranich, der gerade mit seinem Schnabel eine Schlange aufspießt.

Vom Herrenhaus wurden die Grundmauern des östlichen Risalitgebäudes und der Südflügel mit der Terrasse teilweise wiederaufgebaut. Auf der mit Portiken versehene Terrasse kann man auch heute noch im Gastronomiebereich die Aussicht bewundern – und auch römische Gerichte genießen.

Der Außenbereich ist jederzeit frei zugänglich und ist mit Informationstafeln versehen. Die Schutzbauten sind von April bis Oktober von Mittwoch bis Sonntag ohne Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Römische Villa Otrang, Otrang 1, 54636 Fließem

Porta Nigra Trier

Die Porta Nigra, das „Schwarze Tor“ der antiken Stadtbefestigung, gehört wohl zu den bekanntesten und beeindruckendsten Römermonumenten Deutschlands, wenn nicht sogar Europas. Seit seiner Erbauung Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. diente das Wahrzeichen Triers zwischenzeitlich sogar als Kirche.

Die Porta Nigra ist das am besten erhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen, obwohl es im Laufe der Zeit mehrere Veränderungen erlebt hat.

Erbaut wurde das monumentale Doppeltor 170 n. Chr. unter Kaiser Marc Aurel als nördliches Stadttor von Trier. Es war Teil einer 6,4 km langen und 3 m hohen römischen Stadtmauer mit 5 Stadttoren und über 40 Türmen.

Das 36 m breite, 22 Meter tiefe und 30 m hohe Tor, das sogar einen Innenhof und fast 150 Rundbogenfenster besaß, war 4 Stockwerke hoch. Es wurde aus 7.200 Quadern ohne Verwendung von Mörtel errichtet. Ausschließlich Metallklammern hielten die bis zu 7 Tonnen schweren Sandsteinquader zusammen – eine in Stein gefasste Machtdemonstration!

In der Antike war das Tor noch als porta martis, d.h. Tor des Kriegsgottes Mars, bekannt und diente bis noch zur Verwüstung Triers durch die Wikinger im 9. Jahrhundert als Stadttor. Danach hatte es keinerlei wirkliche Bedeutung mehr, blieb aber stehen und begann langsam zu verwittern. Da der einst helle Sandstein zwischenzeitlich so stark nachgedunkelt war, dass er fast schwarz erschien, wurde das Tor zu dieser Zeit bereits als Porta Nigra (d.h. „Schwarzes Tor“) bezeichnet.

Im Jahr 1030 ließ sich dann im Obergeschoss des Ostturms der Einsiedler und spätere Heilige Simeon in eine Klause einmauern, die nach seinem Tod und seiner Heiligsprechung von 1035 bis 1042 durch Erzbischof Poppo umgebaut wurde: das Untergeschoss wurde zu einer Volkskirche, wobei der Innenhof des Tors als Mittelschiff der Kirche diente, das Obergeschoss des Ostturms wurde abgerissen.

Die Kirche hatte bis ins 19. Jahrhundert Bestand und wurde erst 1804 unter Napoleon säkularisiert, der sie wieder zu einem Tor zurückbauen ließ. Die aus dem Barock stammenden Wandreliefs der Volkskirche bleiben dabei teilweise erhalten, der Ostturm blieb aber weiterhin 1 Stockwerk niedriger als der Westturm.

Die Porta Nigra gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier. Das Torinnere und die Simeonsklause, in der eine Multimediashow über das Leben des Hl. Simeon gezeigt wird, sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet – die „Antikencard Trier“ bietet hierbei Kombimöglichkeiten bzw. Rabatte mit anderen Sehenswürdigkeiten Triers. Es werden auch Erlebnisführungen mit einem Zenturio angeboten.

Hohe Domkirche St. Peter zu Trier

Der Trierer Dom ist mit der direkt daneben liegenden Liebfrauenkirche über einen Kreuzgang zu einem riesigen Kirchenkomplex verbunden. Über die rund 1700 Jahre seines Bestehens wurde der Dom ständig erneuert, erweitert und verschönert, so dass der heutige Kirchenbau so gut wie alle europäischen Stilepochen miteinander vereint.

Eine erste christliche Gemeinde entstand in Trier um 270 n. Chr. in einer kleinen Hauskirche, die dann schon um 310-320 n. Chr., d.h. nach dem Toleranzedikt von 313 n. Chr., zu einer Basilika umgebaut und ab der Mitte des 3. Jahrhunderts zur Kathedrale und Grablege der Trierer Bischöfe wurde – sie ist somit die älteste Bischofskirche Deutschlands.

Bereits ab 326 ließ dann Kaiser Konstantin diese Basilika zu einem monumentalen, festungsähnlichen Kirchenkomplex umbauen und machte sie zur größten Kirchenanlage im Imperium Romanum, die aus weiteren 4 Basiliken, einem Baptisterium und zahlreichen Nebengebäuden bestand. Hierzu überließ sogar Kaiserin Helena, die Mutter des Kaisers, um 340 ihren Palast dem Trierer Bischof – zusammen mit dem „Heiligen Rock“, einer Christusreliquie, den die Kaiserin 327 von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem mitbrachte.

Dies scheint keine reine Legende zu sein, denn sowohl für das Wohnhaus als auch für die Reliquie der Helena gibt es heute Indizien: Unter dem Dom wurde bei Grabungen ein antikes Wohnhaus mit Deckenfragmenten gefunden, auf dem die Mitglieder der Kaiserfamilie gemalt waren, und auch die Reliquie wurde bereits 1196 in einer Urkunde erwähnt und wird auch heute noch in der Domschatzkammer aufbewahrt.

Der in dieser Zeit errichtete zentrale Quadratbau wurde über die folgenden Jahrhunderte als Hauptschiff der Kirche im Wesentlichen beibehalten, obwohl der Dom danach mehrfach zerstört, wiederaufgebaut, umgestaltet, restauriert und an den gerade in Mode befindlichen Baustil angepasst wurde, so dass sich sein Erscheinungsbild ständig änderte. Daher finden sich neben romanischen und gotischen Elementen fast alle Stile bis hin zum Barock.

Die hochgotische Liebfrauenkirche wurde zwischen 1227 und 1260 direkt neben dem Dom auf der ehemaligen Südkirche neu erbaut und hat eine 12blättrige Rose als Grundriss. Sie ist mit dem Dom über einen Kreuzgang verbunden.

Heute ist der 112,5 m lange und 41 m breite Kirchenbau des Doms immer noch die größte Kirche der Stadt und eine bedeutende Wallfahrtsstätte.

Die „Hohe Domkirche St. Peter zu Trier“ und die Liebfrauenkirche gehören seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier. Der Dom ist täglich geöffnet. Die Schatzkammer im Dom ist zwischen April und Oktober und im Dezember täglich geöffnet, im November und Januar bis März täglich außer montags. Es können öffentliche Führungen vereinbart werden.

Lage: Hohe Domkirche St. Peter zu Trier und Liebfrauenkirche, Domfreihof, 54290 Trier

Link: www.dominformation.de

Amphitheater Trier

Zu einer kaiserlichen Stadt gehörte in jedem Fall ein ordentliches Amphitheater, das dem Volk „Brot & Spiele“ bot. Der natürliche Hang am Petrisberg machte es den Erbauern einfach, die Zuschauertribunen in das Theater einzubauen. In späterer Zeit diente das Amphitheater als östliches Stadttor, das in die Stadtmauer integriert wurde.

Das Amphitheater von Trier wurde vermutlich Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und bis Anfang des 5. Jahrhunderts genutzt, bevor es aufgegeben wurde und als Steinbruch diente. Zeitweise war es sogar so in die Stadtmauer integriert, dass einer der Eingänge zugleich auch das östliche Stadttor Triers war.

Im Amphitheater war Platz für ca. 18-25.000 Besucher. Mit einem Außenmaß von 120 x 145 Metern und einer etwa 50 x 75 Meter großen, elliptischen Arena ist es heute das zehntgrößte erhaltene römische Amphitheater der Welt. Am Nordende war eine Kaiserloge eingebaut und die Zuschauerreihen verteilten sich auf 3 Ränge, die eine Höhe von 22 Metern erreichten.

Die 4 Meter hohe Mauer, die die Arena von den Zuschauertribünen trennte, besaß 12 Öffnungen, in denen Menschen und Tiere untergebracht waren, um auf ihren (un)freiwilligen Auftritt in der Arena zu warten. Unter der Arena lag ein geräumiger Keller, der eine Hebebühne besaß, über die Tiere und Material in die Arena gehoben werden konnte.

Das Amphitheater gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier und ist täglich geöffnet. Die „Antikencard Trier“ bietet hierbei Kombimöglichkeiten bzw. Rabatte mit anderen Sehenswürdigkeiten Triers. Im Sommer erklären Mitglieder der Gladiatorenschule Trier, in der man die römische Kampfkunst erlernen kann und die auf Römerfesten in ganz Deutschland ihre Künste zeigt, in Erlebnisführungen von „Wilden Tieren und tapferen Gladiatoren“ oder geben Einblick in das Leben von „Gladiator Valerius“. Außerdem finden im Sommer Open-Air-Veranstaltungen statt wie z.B. „Brot & Spiele“.

Lage: Amphitheater, Olewiger Straße, 54295 Trier

Rheinisches Landesmuseum Trier

Die archäologische Sammlung des Landesmuseums Trier zeigt einige der wichtigsten römischen Funde Europas und kann mit einigen Highlights aufwarten: so findet man hier die größte Mosaiksammlung nördlich der Alpen, den größten römischen Goldschatz der Kaiserzeit und eine atemberaubende Multimediashow über das römische Trier.

Das Rheinische Landesmuseum in Trier gehört zu den wohl wichtigsten Römermuseen europaweit. Hier spannt sich der Bogen der Geschichte der Trierer Region über rund 200.000 Jahre – von der letzten Eiszeit über die Latènezeit, die Kelten- und Römerzeit bis zur Frankenzeit, zum Mittelalter und zum Kurfürstentum Trier.

Den größten Bereich der Dauerausstellung nimmt dabei die Römerzeit ein, in der so berühmte Ausstellungsstücke wie das „Neumagener Weinschiff“, das „Schulrelief“ oder weitere 50 monumentale Grabdenkmäler aus Neumagen gezeigt werden. Auch die größte Mosaiksammlung nördlich der Alpen und der 1993 gefundene „Trierer Goldschatz“, ein Hortfund aus 2600 Goldmünzen mit einem Gesamtgewicht von 18,5 kg, die „Gründungsscheibe“ der Stadt und ein riesiges Modell der Stadt im 4. Jahrhundert gehören zu den bedeutendsten römischen Exponaten in Europa.

Besondere Attraktion ist die 45minütige filmische 360°-Rauminszenierung „Im Reich der Schatten“, die mit Rundumprojektionen die Grabdenkmäler aus Neumagen in eine Geschichte rund um den Trierer Kaufmann Gaius Albinius Asper und den Götterboten Merkur einbinden. Sie findet 2x täglich im medialen Raumtheater statt.

Die Dauerausstellung wurde für ihre Gestaltung im Jahr 2011 zu Recht mit dem „red dot: best of the best“-Award ausgezeichnet.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Im Eintrittspreis ist ein kostenloser Audioguide enthalten, die Inszenierung „Im Reich der Schatten“ kostet extra. Es werden wechselnde Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen der Antike gestaltet, die im regulären Eintrittspreis enthalten sind. Die „Antikencard Trier“ bietet ein Kombiticket zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Trier, wie dem Landesmuseum, der Porta Nigra, den Kaiserthermen, dem Amphitheater und den Thermen am Viehmarkt und außerdem Ermäßigungen bei verschiedenen Führungen.

Lage: Rheinisches Landesmuseum, Weimarer Allee 1, 54290 Trier

Link: www.landesmuseum-trier.de/de/home.html

Konstantin-Basilika Trier

Das Innere der heute eher schmucklosen Palastaula war zu Zeiten Konstantins des Großen als Thronsaal seiner Kaiserresidenz sicher prächtig und luxuriös ausgestattet. Der säulenlose Bau ist eine einzige Demonstration kaiserlicher Macht aber auch ein Zeichen der herausragenden Baukunst römischer Ingenieure.

Die Konstantin-Basilika wurde 310 n. Chr. als Thronsaal und Aula der Kaiserresidenz vom Konstantin I. dem Großen errichtet und bildete den Kern eines riesigen Palastbezirks, der auch die Kaiserthermen und den Circus einschloss.

Der rechteckige Raum mit einer Apsis am Nordende ist eine statische Meisterleistung, da der 67 Meter lange, 27,5 Meter breite und 33 Meter hohe Raum ohne eine einzige Stützsäule im Inneren auskommt. Nur die 6 Meter tiefen Fundamente aus römischen opus caementitium (Gussbeton) und die bis zu 3,4 Meter dicken Ziegelmauern stützen den Bau, der damit heute der größte noch erhaltene säulenlose Bau der Antike ist – sogar die Porta Nigra würde in den Raum hineinpassen. Hier fanden problemlos 1300 Personen Platz.

Der Boden der Aula war mit schwarz-weißem Marmor ausgelegt, der mit einer Hypokaustenheizung beheizt war. Die Wände waren mit hellem Marmor und Stuck verkleidet und eine prächtige Kassettendecke schloss den Raum nach oben hin ab.

Die Palastaula wurde bis zum Zusammenbruch des römischen Reichs im 5. Jahrhundert n. Chr. genutzt und verfiel anschließend. Erst im 13. Jahrhundert wurde sie in eine burgähnliche Anlage umgebaut und als bischöflicher Verwaltungssitz genutzt.

Der nächste Umbau folgte im 17. Jahrhundert, als für den Neubau des kurfürstlichen Schlosses St. Petersburg die Ostwand und Teile der Südwand der Aula eingerissen wurden, um in der Residenz einen großen Zentralhof zu ermöglichen. Später diente das Schloss als Kaserne, bevor der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. aus den Resten der Aula ab 1835 die „Evangelische Kirche zum Erlöser“ erbauen ließ. 1944, während des 2. Weltkriegs, wurden die Kirche und die Residenz schwer beschädigt und es blieben nur die Außenmauern erhalten.

Nach dem Wiederaufbau von Konstantin-Basilika und Residenz in den 1950er Jahren zeigt sich die ehemalige Palastaula heute eher nüchtern: der Innenraum ist unverputzt, die Decke besteht aus Spannbeton mit einer abgehängten Kassettendecke aus Holz und der Innenraum besitzt nur wenige sonstige Schmuckelemente. Heute sind nur noch an einigen Fenstern der Außenfassade Reste des römischen Putzes erhalten, aber die schiere Größe des Raumes beeindruckt noch heute. An den Informationstafeln, die an den Wänden der Kirche angebracht sind, erhält man umfangreiche Informationen zur Geschichte.

Die Konstantin-Basilika gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier und ist zwischen April und Oktober und im Dezember täglich geöffnet (an Sonn- und Feiertagen nur nachmittags!). Im November und von Januar bis März ist auch montags geschlossen. Der Eintritt ist frei. Nach vorheriger Vereinbarung sind Führungen möglich, bei denen man auch einen Blick auf die Fundamente werfen kann.

Lage: Konstantin-Basilika, Konstantinplatz 10, 54290 Trier

Link: trier.ekir.de/thema/konstantin-basilika

Römischer Tempelbezirk Tawern

Die idyllisch in einem Wald gelegene rekonstruierte Tempelanlage von Tawern lag nur eine halbe Tagesreise von Trier entfernt. Hier konnten Reisende den Handelsgott Merkur um eine gute Reise oder erfolgreiche Geschäfte bitten – die passenden Opfergaben wie Münzen, Statuen, Gefäße konnte man gleich im nahegelegenen Straßendorf kaufen.

Nur wenige Meter von der Handelsstraße Metz-Trier und nur rund 15 km von Trier entfernt, das von hier aus schon zu sehen war, bauten die Römer bereits Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine Tempelanlage, die bis zum Ende des 4. Jahrhunderts genutzt wurde.

Der Tempelbezirk, der oberhalb des wohl etwa gleichzeitig entstandenen Straßendorfs auf dem Metzenberg errichtet wurde, war ein 48 x 36 m großer, trapezförmiger und mit einer Mauer eingefriedeter Bezirk, der sowohl über den Haupteingang auf der Talseite als auch über eine kleinere Toranlage auf der Bergseite betreten werden konnte.

In der ersten Bauphase lagen 5 kleinere, nebeneinandergereihte Tempel zur Talseite ausgerichtet. Diese wurden dann später in einer Erweiterungsphase fast alle abgerissen und durch neue Tempel ersetzt. Nur der rund 4,5 x 4 m kleine Tempel der Epona, der gallo-römischen Göttin der Fuhrleute, Pferde und Maultiere, blieb vom Abriss verschont.

Der neue, 10,8 x 9,8 m große Haupttempel für Merkur (Gott des Gewerbes, Handels, Reichtums und der Diebe, aber auch des Friedens und des Wetters) wurde als Umgangstempel gebaut und erhielt an 3 Seiten einen offenen Umgang. Ein weiterer, etwas zurückversetzter und kleinerer Umgangstempel war Apollo geweiht, dem Gott des Lichts und der Heilkunst.

Es entstanden außerdem ein größeres Profangebäude, das vielleicht ein Wohnhaus für Priester, Gäste oder auch nur ein Stall war, und kleinere Gebäude und Schatzhäuser, in denen Geräte für die Kulthandlungen aufbewahrt wurden. An der Nordwestecke des Tempelbezirks wurde ein gut 15 m tiefer Brunnen angelegt.

Als Kaiser Theodosius das Christentum zur Staatsreligion erhob und 392 n. Chr. die heidnischen Kulte verbieten ließ, wurde der Tempel bald darauf zerstört und die Reste im Brunnen entsorgt. Für die Forschung war dies eine ergiebige Erkenntnisquelle, denn hier wurden zahlreiche Steinfragmente, Reliefs und Weiheinschriften gefunden, aus denen man die Geschichte des Tempelbezirks rekonstruieren konnte, u.a. der leicht überlebensgroße Kopf des Merkur-Kultbildes, ein Epona-Relief, ein Relief des ägyptischen Götterpaares Serapis und Isis, diverse Weihestatuetten und Münzen.

Bereits in den 1930er Jahren wurde die Tempelanlage entdeckt, aber erst 1986/87 ausgegraben. Sowohl der kleine Epona-Tempel der 1. Phase als auch der Merkur-Umgangstempel der 2. Phase wurden rekonstruiert und können heute besucht werden. Bei der Rekonstruktion der Bemalung konnte man teilweise auf gefundene Farbreste zurückgreifen, so dass man heute einen guten Eindruck vom ehemaligen Aussehen bekommt.

Der Tempelbezirk ist jederzeit frei zugänglich. Es können über den Verein Römisches Tawern e.V. nach telefonischer Absprache auch Führungen vereinbart werden. Alle 2 Jahre findet im Mai/Juni ein großes Römerfest statt.

Lage: Römischer Tempelbezirk Tawern, 54456 Tawern (vom Wanderparkplatz am Ende der Bachstraße in Tawern erreicht man den Tempelbezirk nach einem etwa 800 m langen Fußweg über eine bergauf führende geteerte Straße)

Link: www.roemisches-tawern.de

Archäologiepark Römische Villa Borg

Heute könnte der ehemalige Besitzer der Villa Borg fast schon wieder einziehen, denn die Gebäude des Herrschaftsbereichs, wie das Herrenhaus, die Wohnräume, das Badegebäude oder die Küche, wurden wieder voll funktionsfähig rekonstruiert.

Die Villa Borg lag direkt an der antiken Fernstraße zwischen Metz und Trier im bereits von den Kelten besiedelten Gebiet um Saar und Mosel. Sie wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und war bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts bewohnt. Sie ist die wohl größte römische Villa der Gegend.

Das ca. 7,5 ha große Gelände der Villa bestand aus einem Herrschaftsbereich (pars urbana), in dem das Herrenhaus mit Wohnräumen, Badeanlage und Küche lag, und einem Wirtschaftsbereich (pars rustica). Hier befanden sich die symmetrisch angeordneten Nebengebäude, die als Wohnungen für den Verwalter und das Personal, Speicher, Ställe, Remisen oder Werkstätten dienten. Eine knapp 2 m hohe Mauer umfasste das gesamte Gelände, das über ein Tor im Nordwesten betreten wurde. Eine weitere Toranlage und eine zusätzliche Mauer trennten den Herrschafts- vom Wirtschaftsbereich.

Die ersten kleineren Grabungen eines örtlichen Lehrers fanden um 1900 statt, allerdings ging danach das Wissen darüber währen der Weltkriege wieder verloren. Erst bei der Planung einer Autobahntrasse entdeckte man diese wieder und erkannte ihre Bedeutung. Die daraufhin folgenden planmäßigen Ausgrabungen begannen 1986 und dauern bis heute an, so dass sich das Erscheinungsbild der Anlage immer noch ändert.

Aufgrund der umfangreichen Funde entschloss man sich 1994, die Villa zu rekonstruieren, so dass sich in der Zwischenzeit neben dem Herrenhaus auch das Villenbad, der Innenhof, der Wohn- und Wirtschaftstrakt, das Torhaus, eine Taverne und die Gartenanlagen im komplett wieder aufgebauten Zustand präsentieren.

Heute betritt man das Gelände über das Torhaus, das ursprünglich den Herrschafts- vom Wirtschaftsbereich trennte und in dem heute die Museumskasse und der Museumsshop untergebracht sind. Vor dem Innenhof der Villa, der heute mit Buchshecken und einem Brunnen gestaltet ist, lag ein 10 x 30 m großes Wasserbecken, in dem vermutlich auch Fische gehalten wurden.

Das Herrenhaus betrat man über eine zweigeschossige Empfangshalle, die das Zentrum des Hauses bildete. Es war sicher mit einem prachtvollen Mosaikboden ausgestattet, von dem heute um das Marmorbecken herum ein kleiner Teil rekonstruiert wurde. Die Wände waren bemalt, die Kassettendecke bestand aus Holz. Heute werden die Räume des Herrenhauses als Museum genutzt.

Das Badehaus der Villa war prächtig ausgemalt und ausgestattet und ist heute wieder voll funktionsfähig. Über einen kleinen Eingangsbereich und den Umkleideraum (apodyterium) gelangt man zunächst in das Kaltbad (frigidarium), dessen relativ großes Wasserbecken mit Fischen und Meerestieren bemalt war. Das daran angrenzende Heißbad (caldarium) besitzt neben einem mit Marmor verkleideten Wasserbecken ein kleiner Brunnen (labrum), an dem man sich abkühlen konnte. Das heiße Wasser, das aus einem Löwenkopf in das Becken floss, wurde in einem im angrenzenden Heizraum befindlichen Kessel erhitzt. Der folgende Raum, ein Ruheraum in dem auch Massagen ausgeführt wurden, führt dann in das Laubad (tepidarium), wo man sich bei angenehmen Temperaturen aufhalten konnte. Eine Latrine schloss sich an das Badehaus an.

Direkt an das Badehaus grenzt die Taverne an, in der u.a. römische Speisen und Menüs angeboten werden. Daneben befindet sich eine große römische Küche, in der sich mehrere Feuerstellen befanden. Auch diese Küche ist heute voll funktionsfähig und wird z.B. für Kochkurse genutzt.

Die im gegenüberliegenden Flügel liegenden Wohngebäude und die beiden Wirtschaftsgebäude wurden zwar von außen dem antiken Erscheinungsbild angepasst, werden aber heute funktional als Tagungs- und Veranstaltungsräume genutzt. Im Mediensaal kann man eine multimediale Diashow und ein virtuelles Modell der Anlage erleben.

Da der Innenhof nicht überdacht war, verlief entlang der Seitenflügel und des Herrenhauses ein überdachter Säulengang, so dass man auch bei Regen trockenen Fußes von einem Flügel in den nächsten gelangte. Gartenbereiche befanden sich auch noch hinter dem Badehaus, wo heute ein Rosen- und ein Kräutergarten liegen, aber auch hinter dem Wirtschaftsflügel, wo heute ein Obst- und Gemüsegarten angelegt wurde.

Im Wirtschaftsbereich der Villa, der außerhalb des heute zugänglichen Museumsgeländes liegt, wurden bereits ein Nebengebäude und eine Pferdeschwemme ergraben. Momentan wird ein weiteres Nebengebäude im Wirtschaftsbereich ausgegraben, die restlichen 15 der insgesamt 17 Nebengebäude des Wirtschaftsbereichs sind bisher aber noch nicht sichtbar.

Außerhalb des Villengeländes und etwa 500 m vom heutigen Eingang entfernt an der Zufahrtsstraße liegt ein Gebäude, bei dem es sich vermutlich um eine Herberge (mansio) handelte.

Die Villa ist von Februar bis November täglich außer montags geöffnet und kostet Eintritt. Es finden auch (Erlebnis-)Führungen oder Kochkurse statt, man kann Tuniken ausleihen oder die Villa als Rahmen für Feste und Trauungen buchen. Am 1. Wochenende im August finden jährlich in der Villa Borg die Römertage statt mit Gladiatorenkämpfen, Handwerkern und Händlern und mit römischen Köstlichkeiten.

Lage: Archäologiepark Römische Villa Borg, Im Meeswald 1, 66706 Perl

Link: www.villa-borg.de

Römische Villa Nennig

Die Entdeckung dieses römischen Fußbodenmosaiks war eine regelrechte Sensation: es konnte wieder so gut wie komplett restauriert werden, obwohl es aus rund 3 Millionen kleiner Steinchen besteht, und ist zudem das größte erhaltene Fußbodenmosaik nördlich der Alpen.

Das Mosaik, das 1852 zufällig entdeckt, bis 1854 wiederhergestellt und zusätzlich mit einem Schutzbau versehen wurde, gehörte zur Portikusvilla eines römischen Landguts aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. und schmückte dort die Empfangshalle des Herrenhauses. Mit einer Größe von 15,65 x 10,30 m, d.h. einer Fläche von über 160 qm, und aus über 3 Millionen kleiner Steinchen (tesserae) zusammengesetzt, ist es das größte römische Mosaik nördlich der Alpen und zudem noch fast komplett erhalten.

Von den einst 650 m langen Villenareal, dessen Hauptgebäude allein 140 m lang war, ist heute nichts mehr erhalten, sie muss jedoch mit Wandelhallen, Badeanlagen und großzügigen Räumen ausgestattet gewesen sein und gehörte zu einem großen Landgut, das sicher zusätzlich zahlreiche Wirtschaftsgebäude besaß.

In den Ornamenten dieses wie ein edler Teppich wirkenden aufwendigen Mosaiks sind Szenen aus römischen Amphitheatern dargestellt.

Das rechteckige große Mittelbild zeigt den Kampf zweier Gladiatoren (ein retiarius mit Netz, Dreizack und kurzem Dolch und ein secutor mit großem Schild und kurzem Schwert), der von einem Schiedsrichter (lanista) beaufsichtigt wird. Statt einem weiteren Mittelbild war in das Mosaik zusätzlich ein Marmorbecken eingelassen.

Die 6 achteckigen Medaillons zeigen:

  • den Kampf zwischen einem Wildesel und einem Tiger
  • einen Löwen, den von einem alten Dompteur mit einem Ziegenkopf gefüttert wird
  • einen von einem Speerwerfer verletzten Panther
  • den Kampf zweier Gladiatoren mit Stock und Peitsche
  • drei mit einem Bären kämpfende Gladiatoren
  • zwei Musikanten mit Wasserorgel und Trompete

Das Mosaik ist gegen eine geringe Eintrittsgebühr täglich außer Montag geöffnet.

Lage: Römische Villa Nennig, Römerstraße 11, 66706 Perl-Nenning

Links: www.roemischevillanennig.de/de/; www.kulturbesitz.de/museen/roemische-villa-nennig.html

Römermuseum Schwarzenacker

In der Nähe der Kreuzung zweier wichtiger römischer Handelsstraßen wurde bereits um Christi Geburt eine Siedlung gegründet, die sich zu einem wichtigen Handelszentrum und einer Etappenstadt mit über 2000 Einwohnern entwickelte.

Die fruchtbare Talaue an der Blies war bereits in der Bronzezeit besiedelt. Unter der Herrschaft des Kaisers Augustus, also um Christi Geburt, wurde dann auf einer Fläche von 25-30 ha Fläche eine komplett neue Stadt (vicus) mit schachbrettartigem Grundriss gegründet, die etwa 2000-2500 Menschen Platz bot.

Da die Stadt direkt an der Handelsstraße von Trier (Augusta Treverorum) nach Straßburg (Argentoratum) und 2 km südlich der Straße von Metz (Divodurum) nach Worms (Borbetomagus) lag, diente sie wohl auch als Zwischenstation, in der es Herbergen für Reisende gab, Werkstätten, in denen Töpfer, Weber, Tuchwalker, Färber, Schreiner oder Schmiede Waren für den Handel herstellten, aber auch Handelskontore und Fuhrbetriebe, die für den Verkauf und Transport der Waren sorgten.

Die Stadt hatte knapp 300 Jahre Bestand, bevor sie 275/276 n. Chr. von den Alamannen zerstört wurde und erst wieder im 4. Jahrhundert neu besiedelt wurde. Ihre ursprüngliche Bedeutung erhielt sie allerdings nie wieder, auch der römische Name ging verloren und ist bisher noch nicht bekannt.

Entdeckt wurde die antike Stadt bereits Ende des 18. Jahrhunderts, die systematischen Ausgrabungen des Geländes begannen aber erst in den 1960er Jahren. Seitdem wurde die Stadt in Teilen wiederaufgebaut und man kann z.B. einige der Streifenhäuser, eine Taberna, ein rekonstruiertes Wohnhaus, das „Säulenkellerhaus“ und einen gallo-römischen Umgangstempel besichtigen.

Am Eingang des Museums fällt die nach Vorbildern rekonstruierte, 7 m hohe Jupitergigantensäule auf, auf der am Sockel die Götter Juno, Minerva, Merkur und Herkules und darüber die 7 Gottheiten der Wochentage dargestellt sind. Oben auf der Spitze der Säule schleudert Jupiter, auf einem Pferd über einen besiegten Giganten reitend, sein Blitzbündel in die Luft.

Das 1725 errichtete barocke „Edelhaus“, vor dem 2 überlebensgroße römische Reiterstandbilder stehen, ist heute ein Museum, in dem im 2. Stock die römischen Funde aus Kunst, Handwerk und Haushalt ausgestellt sind.

Im Barockgarten steht ein Umgangstempel, der Merkur, dem Gott der Händler und Reisenden, geweiht ist. Er ist ein Nachbau eines Tempels aus dem gallo-römischen Tempelbezirk Bierbach auf dem etwa 3 km nordwestlich gelegenen Rödersberg. Der kleine Rechteckstempel im nordöstlichen Teil des Gartens wurde auf den originalen Fundamenten errichtet und wurde, durch Münzfunde belegt, mindestens in der Zeit von 9 n. Chr. bis 386 n. Chr. genutzt.

Vom Garten aus betritt man das Grabungsgelände der antiken Stadt und folgt der antiken Straße. Hier fallen vor allem die mit Portiken überdachten Gehsteige auf, die von Traufrinnen, Wasser- und Abwasserkanälen gesäumt sind.

Auf der linken Seite einer Straßenkreuzung liegen mehrere rekonstruierte zweigeschossige Streifenhäuser. In einem davon war im vorderen Bereich eine Bäckerei untergebracht, ein anderes Gebäude diente wohl als Herberge (mansio). Die Häuser besaßen im mittleren Bereich in der Regel Wohnräume mit Kellern, im hinteren Bereich lagen Werkstätten, die Latrine und Gärten.

Auf der gegenüberliegenden Seite lag die Taberna des Wirtes Capitolinus, in der es einen Schank- und einen Gastraum gab. Daran schließt das rund um einen Innenhof erbaute Haus des Augenarztes Sextus Aiacius Launus an, in dem es ein Empfangszimmer (triclinum), mehrere Wohnräume, ein Handelskontor und einen Backofen gab. Bei der Ausgrabung der Fußbodenheizung fand man hier sogar das Skelett eines Hundes, der sich wohl irgendwann hierher verirrt hatte und dort erstickt ist – es liegt auch heute noch da, wo es gefunden wurde.

Das danebenliegende repräsentative Säulenkellerhaus besaß einen von 5 massiven Säulen gestützten imposanten Keller, in dessen oberem Bereich ein großer Raum lag, der entweder als Verkaufs- oder Ausstellungsraum oder auch als administratives Gebäude genutzt wurde.

Das Museumsgelände ist von März bis Oktober täglich geöffnet und kostet Eintritt. Sonntags werden Führungen angeboten. Im Edelhaus finden auch Sonderausstellungen statt und es gibt diverse Projekte und Workshops für Kinder und Erwachsene.

Lage: Römermuseum Schwarzenacker, Homburger Str. 38, 66424 Homburg

Link: www.roemermuseum-schwarzenacker.de

Kastellbad Schirenhof in Schwäbisch Gmünd

Das Kohortenkastell Schirenhof, lag direkt an der Grenze zwischen den Provinzen Raetia und Germania Superior und hatte daher neben der Sicherung der Außengrenzen auch eine „innerrömische“ Bedeutung als Zoll- und Kontrollstation. Außerdem begann hier die sogenannte „Raetische Mauer“, die als massive Steinmauer die Grenze nach Germanien sicherte.

Das Kastell wurde für 500-600 teilberittene Soldaten der Cohors I Flavia Raetorum angelegt, eine Hilfstruppeneinheit, die aus der Gegend rekrutiert wurde und der Ala II miliaria im Kastell in Aalen unterstellt war. Es wurde um 150 n. Chr. gegründet und hatte bis 244/47 Bestand.

Die Lage auf einem Felssporn über dem Remstal war ideal, dennoch wurde das bereits in der Gründungsphase aus Stein erbaute, etwa 157 x 130 Meter große Kastell zusätzlich mit 3 Gräben gesichert. Zusätzlich zu dem 4 Lagertoren, von denen mindestens 2 eine doppeltorige Zufahrt hatten, bestand die Ummauerung aus 4 Ecktürmen und weiteren Zwischentürmen.

Von der Innenbebauung wurden bisher nur Teile des Stabsgebäudes (principia) lokalisiert. Obwohl das Kastell heute nicht überbaut ist, sind heute leider keine Reste des Kastells zu sehen.

Dagegen wurden vom zeitgleich erbauten Kastellbad, das bereits 1893 etwa 120 Meter vom Kastell entfernt ausgegraben wurde, die Grundmauern rekonstruiert und 1972-75 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach einer Sanierung 1999 kann man heute anhand von Infotafeln und eines Modells nähere Informationen zum römischen Badewesen erhalten. Die Statue einer Quellnymphe, die bei den Ausgrabungen gefunden wurde, ist als Kopie auf dem Gelände ausgestellt.

Das Kastellbad war in der ersten Bauphase zunächst ein kleineres Bad im Reihentypus, das dann um 200 n. Chr. offenbar deutlich vergrößert und erweitert wurde. Dabei entstand ein mit 25 x 50 Meter Außenmaß durchaus großes Kastellbad mit 5 Wasserbecken, insgesamt 4 Schürkanälen und Räumen in teils doppelter Ausführung. Nach den Alamanneneinfällen um 233 n.Chr. wurde das Bad allerdings wieder verkleinert und bereits 248 n. Chr. endgültig aufgegeben.

Im Norden, Westen und Süden des Kastells lag entlang der ehemaligen Ausfallstraßen das Lagerdorf (vicus), der heute weitestgehend überbaut ist. Man hat hier auch nur wenige Reste von Gebäuden entdeckt, deren Funktion sich aber nicht eindeutig bestimmen lässt. Vermutlich handelt es sich hier aber um Streifenhäuser, Werkstätten zur Metallverarbeitung und vielleicht das Haus des Lagerkommandanten. 1977 wurde außerdem an der Straße nach Süden ein Gräberfeld mit 310 Brandgräbern entdeckt.

Das Kastellbad ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römisches Kastellbad Schirenhof, Am Schirenhof, 73525 Schwäbisch Gmünd

Link: www.schwaebisch-gmuend.de/RoemerbadSchirenhof.html

Limes-Informationspavillon im Rotenbachtal

Das Rotenbachtal ist ein besonderer Punkt am Obergermanisch-raetischen Limes, denn hier befindet sich nicht nur die Grenze des römischen Reiches, es treffen auch 2 unterschiedliche „Konzepte“ der Limesbefestigung aufeinander: in Raetia bauten die Römer eine Steinmauer, in Germania Superior einen Wall mit einer Holzpalisade, um die Reichsgrenze zu befestigen.

Auf dem Wanderparkplatz im Rotenbachtal wurde ein Limes-Informationspavillon aufgebaut, in dem auf Tafeln und mithilfe von Modellen die verschiedenen Bauweisen des Limes erläutert werden.

Während man in Raetien auf eine feste Steinmauer mit steinernen Wachtürmen setzte, wurde in der obergermanischen Provinz ein tiefer Wall errichtet, der mit einer Holzpalisade aus längs gespaltenen Holzstämmen gesichert wurde. Teilrekonstruktionen dieser beiden Arten der Grenzbefestigung kann man hier ebenfalls finden.

Auf einem ca. 7,5 km langen archäologischen Rundwanderweg kann man sich auf eine 2-3stündige Spurensuche begeben und neben 3 Kastellen und einem Kastellbad auch ein Gräberfeld und ein Reststück der Limesmauer entdecken. Ein Römerhelm als Symbol leitet den Wanderer dabei.

Lage: Wanderparkplatz Rotenbachtal, 73525 Schwäbisch Gmünd

Link: www.schwaebisch-gmuend.de/limes-und-roemer.html

Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein

Bei der Rekonstruktion der Villa rustica von Hechingen-Stein entstand ein reizvoller Kontrast zwischen Originalbefund und Rekonstruktion, denn die schlechter erhaltene Hälfte des Hauptgebäudes präsentiert sich heute komplett rekonstruiert, bei der anderen wurden nur die noch gut erhaltenen Grundmauern konserviert.

Der Gutshof in Hechingen-Stein stammt aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. und wurde als Porticusvilla mit Eckrisaliten errichtet. Mit einer Fläche von 5 ha ist sie eine der an besten erhaltenen römischen Gutsanlagen im süddeutschen Raum.

Entdeckt wurde die Villa 1973 vom damaligen Bürgermeister und sie wurde anschließend durch das Landesdenkmalamt zwischen 1978 und 1981 ausgegraben, konserviert und rekonstruiert. Dabei wurden Teile des Ostflügels der Villa auf ihren originalen Grundmauern komplett wiederaufgebaut und zusätzlich nach historischen Vorlagen und Funden originalgetreu ausgemalt und eingerichtet. Von der anderen Hälfte der Villa wurden die noch gut erhaltenen Grundmauern „nur“ konserviert, so dass man heute nebeneinander sowohl Originalbefunde als auch Rekonstruktion sehen kann. Die Gutsanlage wird seit 1992 durch einen Förderverein weiter ausgegraben und rekonstruiert, so dass inzwischen auch ein Tempelbezirk und mehrere Wirtschaftsgebäude (teil)rekonstruiert sind.

Das Hauptgebäude besteht aus einer 30 Meter langen Porticushalle mit offenen Rundbögen und einer Freitreppe. An diese schließen auf beiden Seiten Eckrisaliten an, der in denen die Wohntrakte untergebracht waren und die über eine Hypokaustenheizung beheizt werden konnten. Einige der Wohnräume wurden rekonstruiert, u.a. das Speisezimmer (triclinium), die Küche, der Keller und im Obergeschoss die Schlafräume. Außerdem befinden sich in den Räumen heute eine Ausstellung von Originalfunden und ein Lapidarium. Eine 15-minütige Tonbildschau informiert über die gesamte Anlage.

Das Badegebäude konnte man über eine überdachte Säulenhalle vom Haupthaus aus erreichen. Die Räume wie das Heißbad (caldarium), das Kaltbad (frigidarium) und die Latrine gruppierten sich hierbei um das Warmbad (tepidarium) in der Mitte.

Auf dem Gelände kann man außerdem mehrere Wirtschaftsgebäude besuchen, beispielsweise eine rekonstruierte Schmiede, einen Speicher (horreum), die Reste eines Mühlengebäudes mit 3 Darren, Bierbrauerei und römischem Backhaus und ein weiteres Gebäude, das entweder eine Herberge oder ein Wohnhaus war.

Eine Hofmauer mit einem Eingangsportal und bewohnten Ecktürmen, von denen einer rekonstruiert wurde, umgab das trapezförmige Gelände, das etwa 5 ha groß war. Die Gesamtlänge der Mauern betrug ca. 1 km, wobei die komplett rekonstruierte Westmauer 270 m lang war. Vermutlich diente die Mauer dabei aber nicht der Befestigung sondern eher repräsentativen Zwecken. Anhand eines Teils der Umfassungsmauern, die im Ganzen umgestürzt war, konnte man die ursprüngliche Höhe mit mindestens 2,4 m ablesen. Vom Eckturm hat man heute einen guten Blick über das Gelände und auf die Burg Hohenzollern.

Im restlichen Hofgelände wurde sicher landwirtschaftlich genutzt und es wurde hier auch Obst und Gemüse angebaut. Heute ist auf dem Hofgelände zwischen Haupthaus und Badegebäude ein kleiner Kräutergarten angelegt, an der westlichen Hofmauer findet man einen Rosengarten mit alten Sorten.

Es wurden Reste einer Jupitergigantensäule vor dem Gebäude gefunden, die heute durch eine Nachbildung der Säule von Walheim ersetzt wurde. Bei dieser ist die Darstellung des Gottes Jupiter auf einem Pferd eher untypisch, war aber in der keltisch geprägten Provinz, die besonders die Pferdegöttin Epona verehrte, durchaus üblich.

Im außerhalb der Mauer gelegene, ummauerte Heilige Bezirk wurden die Fundamente von 9 unterschiedlichen Gottheiten geweihten Kapellen (aediculae) ausgegraben, was für ein reines Landgut eher ungewöhnlich war. Eine dem Merkur geweihte Kapelle ist bereits komplett rekonstruiert, weitere Rekonstruktionen sind gerade in Arbeit und sollen im September 2021 eröffnet werden.

Von Juni bis September ist das Museum täglich geöffnet, im April, Mai und Oktober montags geschlossen. Eintritt. Der Förderverein Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein e.V. veranstaltet Führungen, Sonderausstellungen und Feste, u.a. findet seit 1994 alle 2 Jahre im August ein großes Römerfest statt, das im Jahr 2020 allerdings ausfallen musste und auf 2022 verschoben wurde.

Lage: Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein e.V., Eichwäldle 1, 72379 Hechingen-Stein

Link: www.villa-rustica.de/index.php/de

Pompejanum in Aschaffenburg

Obwohl das Pompejanum, das in Aschaffenburg am Hochufer des Mains thront, nicht aus der römischen Antike stammt, gibt es einen geradezu authentischen Eindruck einer prachtvoll ausgestatteten römischen Villa.

Im Auftrag des Königs Ludwig I. von Bayern wurde das Pompejanum vom bayrischen Haus- und Hofarchitekten Friedrich von Gärtner zwischen 1840 und 1848 erbaut. Es ist nach dem Vorbild der Casa dei Dioscuri in Pompeji gestaltet und genau wie dieses üppig mit Fresken, Stuck und Marmorböden ausgestattet. Zur damaligen Zeit waren die Ausgrabungen von Pompeji schwer in Mode und der von der griechischen und römischen Antike begeisterte König wollte mit dieser römischen Villa Kunstinteressierten das Studium der römischen Antike ermöglichen.

Am Ufer des Mains mit Blick über den Main und zum Schloss Johannisburg, das im 17./18. Jahrhundert Zweitresidenz der Mainzer Kurerzbischöfe war, fand sich dann ein idealer Standort für dieses Projekt. Nachdem das Pompejanum im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und ab 1960 restauriert wurde, ist es seit 1994 wieder der Öffentlichkeit zugänglich.

Die von außen zwar ungewöhnlich, aber dennoch schlich wirkende Villa wurde um einen Innenhof mit Wasserbecken (atrium) und einen weiteren, im hinteren Teil der Villa liegenden, begrünten Innenhof (viridarium) herumgebaut. Hier gibt es Empfangs-, Schlaf-, Gästezimmer, eine Küche, 2 Speisezimmer, Räume für Bedienstete und sogar eine Latrine. Im Obergeschoss befinden sich dann die Schlaf- und Wohnräume für die Besitzerfamilie.

Am meisten beeindrucken jedoch die Innenräume, die nach antiken Vorbildern prächtig ausgemalt, mit aufwendig gelegten Marmorfußböden ausgelegt und mit Bronzestatuen, Marmorbüsten und Gebrauchsgegenständen ausgestattet wurden.

Die im Pompejanum ausgestellten antiken Kunstwerke und Ausstellungsstücke sind größtenteils Leihgaben aus den Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek in München. Es finden in Zusammenarbeit mit diesem Museum jährlich wechselnde Sonderausstellungen zu archäologischen Themen statt.

Das Pompejanum ist von April bis Mitte Oktober täglich außer montags geöffnet. Es wird von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen verwaltet und kostet Eintritt. Eine Kombikarte gewährt Zutritt für das Pompejanum und das in Sichtweite liegende Schloss Johannisburg.

Lage: Pompejanum, Pompejanumstraße 5, 63739 Aschaffenburg

Link: www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/as_pom.htm

Archäologisches Museum Gunzenhausen

Von der Steinzeit über die Römerzeit bis ins frühe Mittelalter – in jedem der 3 Etagen des Museums wird eine andere archäologische Epoche der Gunzenhauser Umgebung beleuchtet und so ein Bogen von der Steinzeit über die Bronzezeit und die Römerzeit bis hin zum Frühmittelalter gespannt.

Ein Großteil der Funde im Museum für Vor- und Frühgeschichte geht auf die Sammlung von Dr. Heinrich Eidam zurück, der bei seinen über Jahrzehnte hinweg durchgeführten Ausgrabungen zum Teil einzigartige Schätze fand. Dazu gehören unter anderem auch ein bronzezeitlicher Schatzfund, ein Pferdegeschirr und der Nachbau eines Grabhügels aus der Hallstattzeit, frühmittelalterliche Reihengräber mit reichhaltigen Grabbeigaben, die in Original-Fundsituation im Museum präsentiert werden.

Die Römer am Limes, an dem Gunzenhausen in der Antike lag, stellt dabei einen Schwerpunkt des Museums dar. Hier findet man Modelle von Limeswachtürmen, Legionärsausrüstungen und Informationen über den Limesverlauf rund um Gunzenhausen. Auch das römische Leben mit Alltagsgegenständen, der Handel und das Leben in römischen Landhäusern werden im Museum beleuchtet. Eine Merkurstatuette und Überreste eines Mithras-Heiligtums spiegeln die römische Glaubenswelt wider.

Das Museum ist seit 1998 in einem historischen Bürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht und von Montag bis Freitag gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet (Samstag, Sonntag und Feiertag geschlossen). Eintrittskarten erhält man in der Touristinfo schräg gegenüber.

Lage: Archäologisches Museum Gunzenhausen, Brunnenstraße 1, 91710 Gunzenhausen (direkt neben dem Blasturm)

Link: archaeologisches-museum.gunzenhausen.de

Römermuseum Bedaium

Der keltische Wassergott Bedaius, der hier am Ausfluss der Chiemsees in die Alz verehrt wurde, wurde von den Römern einfach in die lokale Götterwelt übernommen und gab der Siedlung ihren Namen. Auch der heutige Name Seebruck weist auf die bereits in Römerzeit bestehende Brücke hin.

Am Nordende des Chiemsees, an dem dieser in die Alz abfließt, entstand um 50 n. Chr. eine römische Straßenstation und später im 2. Jahrhundert n. Chr. eine Benefiziarstation, die sowohl die Brücke über die Alz als auch den Warenverkehr auf der Römerstraße kontrollierte und für deren Instandhaltung zuständig war.

Hier kreuzten sich mit der von Augsburg (Augusta Vindelicum) nach Salzburg (Iuvavum) führende Via Julia mit einer weiteren von Süden vom Paß Thurn am Jochberg kommende Straße, die über Töging nach Regensburg und Passau führte. Auf beiden Seiten der Alz entstanden zudem größere Siedlungen, in denen die keltisch-norische Bevölkerung lebte, und ein Tempel für den keltischen Wassergott Bedaius.

Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde Bedaium mit einem Kastell befestigt, das bis etwa Ende des 4. Jahrhunderts besetzt war. Um 400 n. Chr. wurden jedoch sowohl das Kastell als auch der Vicus aufgegeben. Steinfragmente aus dem römischen Kastell findet man noch heute in der im 15. Jahrhundert erbauten Kirche St. Thomas und St. Stephan.

Bei zahlreichen Ausgrabungen in der Umgebung kamen viele Reste von antiken Gebäuden und Kleinfunde wie Münzen, Keramik, Glas, Schmuck, Gerätschaften zum Vorschein, so dass Seebruck heute als einer der am besten erforschten Römerorte Bayerns gilt.

Heute kann man im 1988 eröffneten Museum für keltisch-römische Vergangenheit des Chiemgaus eine große Anzahl dieser Funde aus der Steinzeit bis zu den Bajuwaren entdecken. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt dabei auf der Lebensweise der keltisch-norischen Siedlungsgemeinschaft.

Ein archäologischer Rundweg mit 27 km Länge und 11 Stationen wurde im April 2007 eröffnet. Er beginnt am Römermuseum Bedaium, wo noch ein Teil der Mauer des spätantiken Kastells zu sehen ist. Weitere Stationen sind:

  • ein römisch-norisches Gräberfeld mit Grabhügeln und Repliken römischer Grabsteine,
  • ein Nachbau eines keltischen Gehöfts mit 4 Gebäuden,
  • eine Keltenschanze, von der man einen Wallgraben und ein Eingangstor rekonstruiert hat,
  • eine rekonstruierte frühmittelalterliche Fluchtburg, die mit Palisaden und Erdaushub befestigt war,
  • hallstattzeitliche Hügelgräber mit einem schematischen Aufbau eines Grabhügels,
  • ein altbajuwarisches Gräberfeld mit der Rekonstuktion eines Grabes,
  • die Fundstätte eines bronzezeitlichen Hortfundes und Hochäcker aus dem frühen Mittelalter,
  • der Längsschnitt einer Römerstraße mit den typischen Schichten einer römischen Straße,
  • die Ausgrabung einer römischen Darre,
  • Fundamente eines römischen Streifenhauses.

Der Rundweg kann gut in rund 2 Stunden mit dem Fahrrad bewältigt werden, man muss lediglich dem „Capricorn“-Logo folgen. Weitere Informationen zu den einzelnen Stationen erhält man dann an den aufgestellten Infotafeln.

Das Museum ist von Februar bis November täglich außer montags geöffnet und kostet eine geringe Eintrittsgebühr. Träger des Museums ist der örtliche Heimat- und Geschichtsverein Bedaium, der mit der Archäologischen Staatssammlung in München zusammenarbeitet. Das Museum bietet Vortragsreihen, Sonderausstellungen und Museums- und Erlebnisführungen und es werden Familientage und das Römerfest Vivat Bedaium veranstaltet. Der Rundweg ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römermuseum Bedaium, Römerstraße 3, 83358 Seeon-Seebruck

Link: roemermuseum-bedaium.de

RömerMuseum Kastell Boiotro

Durch das heutige Passau verlief einst die Grenze zwischen den Provinzen Raetia und Noricum – der Inn bildete dabei die Grenzlinie. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es in Passau eine ganze Reihe von Kastellen gab.

Ein Vorgängerkastell Boiodurum, das auch als Boioduron oder Boiodoro erwähnt wurde, lag etwa 1 km flussaufwärts, wurde aber 250 n. Chr. zerstört. Daraufhin wurde zwischen 280 und 290 n. Chr. das wesentlich kleinere, dafür aber stärker befestigte Kastell Boiotro errichtet. Obwohl es um 375 n. Chr. aufgegeben wurde, scheint der Bau bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. zumindest in Teilen weiterbestanden zu haben, denn 511 n. Chr. wurde in einer Denkschrift über den Heiligen Severin ein Kloster namens Boiotro erwähnt, das von diesem errichtet worden sei.

Schon seit den 1970er Jahren wurden auf dem Gelände des Museums Ausgrabungen durchgeführt. Die beiden im späten Mittelalter über dem Kastell erbauten Gebäude wurden dabei miteinander verbunden und 1982 als Museum eröffnet. Die Fundamentreste des Kastells sind heute sowohl im Garten des Museums als auch direkt in den Museumsräumen sichtbar. Interessant ist dabei der trapezartige Umriss des Kastells, die sich deutlich von den sonst meist spielkartenförmigen Kastellformen unterscheidet.

Im inzwischen neugestalteten Museum ist im Untergeschoss an mehreren Stellen noch die Originalreste des Kastells Boiotro zu sehen. Außerdem erfährt man hier alles über den Handel und die Wirtschaft der Gegend, in der bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. Feuerstein hergestellt und exportiert wurde während spätere Bewohner mit Salz oder Keramik handelten. In der Römerzeit diente Passau als Grenzort an den Provinzen Raetia und Noricum auch als wichtige Zollstation.

Im Obergeschoss vorwiegend die Funde aus der Römerzeit ausgestellt, die in Passau und Ostbayern gefunden wurden und aus einer Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. stammen. Hier befindet sich auch ein sehenswertes riesiges Modell mit einer Rekonstuktion der römischen Ansiedlung Boiodurum, an mehreren Hörstationen erfährt man Interessantes über das Leben des Weinhändlers P. Tenatius Essimnus, die Gutsverwalterin Flora oder den Zöllner Faustinianus.

Eintritt. Mittwochs finden Museumsführungen statt.

Lage: Römermuseum Kastell Boiotro, Lederergasse 43, 94032 Passau (Innstadt)

Link: www.stadtarchaeologie.de/museum/default.htm

Mithräum Königsbrunn (Ad Nonas)

Das Mithräum von Königsbrunn wurde durch Ehrenamtliche eines Heimatvereins über viele Jahre hinweg in Eigenleistung freigelegt. Auf den von Mitgliedern des Vereins organisierten Führungen erfährt man einiges über das Mithräum und den römischen Mithraskult.

Der Mithraskult, dessen Geheimnisse nur Männer vorbehalten waren, war ein aus Persien stammender Mysterienkult, der sich ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. über das gesamte römische Reich ausbreitete. Er beeinflusste in Teilen auch das in dieser Zeit neu entstehende Christentum. Viele der Mysterien (wie die Taufe, die Vorstellung von Himmel und Hölle oder das Datum des Weihnachtsfestes zur Wintersonnenwende) finden sich auch heute noch in christlichen Glaubensvorstellungen und zeremoniellen Riten. Auch die Darstellung des Mithras als „sol invictus“ (unbesiegte Sonne) oder „Kosmokrator“ (Weltenherrscher) lassen Parallelen zu Jesus erkennen.

Entdeckt wurde das Mithäum, das danebenliegende Römerbad und weitere Gebäude bereits 1976, als der städtische Friedhof neu angelegt wurde. Allerdings war man sich damals der Bedeutung des Fundes nicht bewußt, so dass ein Teil der Mauern beim Bau eines Fahrweges unwiderbringlich zerstört wurden.

Die gefundenen Mauerreste wurden dann wieder zugeschüttet, bevor sie 1998 vom „Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte“ des Heimatvereins für den Landkreis Augsburg e.V. wieder ausgegraben und weiter untersucht wurden. Dabei stellte man fest, dass es sich hier um das wohl einzige noch erhaltene Mithräum in Bayern handelte, was einer kleinen Sensation nahekam.

Der rund 10 x 9 Meter große Mithräum bestand aus einem großen Raum mit einem Mittelgang, erhöhten Podien auf beiden Seiten und einer Apsis, in der das Mithrasbild stand. Ein vorgelagerter Vorraum könnte eventuell „Uneingeweihten“ vorbehalten gewesen sein. Die Mauern des Hauptraums waren bemalt, während die Wände vermutlich aus Holz und das Dach aus Schindeln bestand.

2001 wurde das aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. stammende Mithräum mit einem Schutzbau versehen, der die höhlenartige Anmutung eines Mithräums sehr stimmungsvoll nachbildet.

Der Eintritt ist frei, der Zugang aber nur im Rahmen einer Führung möglich, die während der Saison jeweils 1x im Monat sonntags oder nach Vereinbarung stattfindet.

Lage: Mithräum Königsbrunn, Wertachstraße/Ecke Königsallee, 86343 Königsbrunn (auf dem Gelände des Städtischen Friedhofs)

Link: www.heimatverein-landkreis-augsburg.de/beteiligungen/mithraeum

Römervilla Schwangau am Tegelberg

Die meisten Touristen, die nach Schwangau kommen, laufen achtlos an diesem Kleinod vorbei, da ihnen die Tegelbergbahn und die Schlösser des bayrischen Königs Ludwigs II. in der Umgebung viel interessanter erscheinen.

Am Fuße des Tegelbergs kamen 1934 die Reste einer relativ großen römischen Villa Rustica aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zum Vorschein, die beim Bau der Talstation der Tegelbergbahn 1966-1968 freigelegt wurden.

Die Anlage besteht aus einem Wohngebäude, das allerdings heute nicht sichtbar ist, einem ziemlich gut erhaltenen Badegebäude und einem Wirtschaftsgebäude mit 3 Brennöfen bzw. Darren, in denen vermutlich Lein und Flachs für die Stoffproduktion getrocket wurde.

Auf einem Besuchersteg, der über die Ausgrabungen führt, kann man die wichtigsten Teile des als Ringtyp angelegten Bades gut erkennen: über einen langen Korridor und einen zentral gelegenen Vorraum gelagte man in den ungewöhnlich großen beheizten Umkleideraum (apodyterium), der vermutlich auch für Massageanwendungen oder als Ruheraum genutzt wurde. Das große Becken des Kaltbads (frigidarium) lag gegenüber. Daneben gelangte man über das Laubad (tepidarium) zum Warmbad (caldarium) mit einer Heizwanne, das über den dahinterliegenden Heizraum (praefurnium) und den Heizkessel mit warmer Luft und warmem Wasser versorgt wurde.

Die Mauern des Bedagebäudes sind teilweise noch bis in eine Höhe von 1,50 Metern vorhanden, auch Teile der Hypokaustheizung und des Estrichs sind noch gut erkennbar.

Das Bad war reich mit Fresken geschmückt, die noch relativ gut erhalten waren und sich heute in der Archäologischen Staatssammlung in München befinden. Ein Nachbau der Fresken aus der Apsis des Warmbads kann man im Südschwäbischen Archäologiemuseum Mindelheim (ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung) sehen.

Das mit einem Schutzbau überdachte Bad, das direkt neben der Talstation der Tegelbergbahn liegt, ist tagsüber frei zugänglich, das noch in den Grundmauern vorhandene Wirtschaftsgebäude liegt direkt neben dem Endpunkt der Sommelrodelbahn. Parkplätze (gebührenpflichtig) gibt es an der Tegelbergbahn.

Lage: Römervilla Schwangau, Tegelbergstraße 33, 87645 Schwangau (neben der Tegelbergbahn-Talstation)

Links: www.schwangau.de/koeniglich/tegelbergbahn-mit-koeniglicher-aussicht/roemervilla-am-tegelberg; www.alpenrand-in-roemerhand.de/schwangau.html

Römerbad Kohlhunden

Beim Bau einer Straße wurden im Jahre 2002 die Überreste von insgesamt 10 Gebäuden gefunden, die offenbar zu einer römischen villa rustica gehörten.

Neben einem Haupthaus, Wirtschaftsgebäuden, Scheunen und Ställen wurde unter anderem das kleine, nur 9×13 Meter große Römerbad gefunden, das heute der Öffentlichkeit zugänglich gemacht ist. Trotz der bescheidenen Größe, sind in diesem Bad alle wichtigen Einrichtungen vorhanden. Man kann auch noch gut die Heiztechnik erkennen und auch Teile des Verputzes. Sogar ein in den Boden geritztes antikes Mühlespiel ist noch vorhanden.

Das genaue Erbauungsdatum des Hofes ist nicht bekannt, er scheint allerdings etwa in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut worden zu sein. Genutzt wurde er bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts.

Unter den Funden des Hofes befanden sich Terra-sigillata-Gefäße, die wohl zu Opferzwecken verwendet wurden und in denen der Ortsname“Canabio“ eingeritzt wurde. Es ist aber nicht sicher, dass das auch der Name dieses Ortes war.

Die Siedlung von Kohlhunden ist die größte villa rustica, die bisher im Allgäuer Voralpenland gefunden wurde und daher für Archäologen bedeutsam.

Die geschnitzten Legionäre  und der nachgebaute Römerturm sind schon von Weitem sichtbar und zeigen den Weg zum Römermuseum. Der Turm ist einem römischen Getreidespeicher nachempfunden und kann betreten werden. In seinem Innren befindet sich ein Modell der villa rustica. Vom Dachgeschoss aus hat man einen guten Überblick über das Gelände des Gutshofes und in die Allgäuer Berge. Der in der Nähe liegende „Kuhstallweiher“, ein Moorsee, der bereits von den Römern genutzt wurde.

Neben Steinschafen, Bienenstöcken und einer „Buddelecke“ für kleine Archäologen wurde auch ein kleiner Weingarten angelegt.

Das Römerbad selbst ist mit einem verglasten Schutzbau überbaut und daher jederzeit zu besichtigen. Am Wochenende ist das Bad während der Saison (zwischen Mai und November) zu festen Zeiten bzw. nach telefonischer Absprache geöffnet, zu denen ein Mitglied des Fördervereins Römerbad e.V. Marktoberdorf Besuchern gerne Fragen beantwortet.

Im Juni findet ein Blumen- und Kräuter-Fest, im Oktober ein Weinfest statt. Die beiden 4 km langen Lehr- und Erlebnispfade „Terra Nostra“ (für Erwachsene) und „Klobunzeleweg“ (für Kinder) beginnen direkt am in der Nähe gelegenen Kuhstallweiher.

Im Projekt „Alpenrand in Römerhand“ haben sich mehrere in der Nähe der Via Claudia Augusta liegende römische Fundstätten zusammengeschlossen.

Lage: Römerbad Kohlhunden, Am Römerberg, 87616 Marktoberdorf-Kohlhunden (direkt an der St2008 4 km südlich von Marktoberdorf am Rand des Ortsteils Kohlhunden. Anfahrt über die ST 2008 in Richtung Seeg, Ausfahrt Kohlhunden)

Links: www.roemerbad-marktoberdorf.de; www.alpenrand-in-roemerhand.de/kohlhunden.html

Reiterkastell in Weißenburg (Biriciana)

In Weißenburg lag alles nebeneinander, was zu einer Römersiedlung am raetischen Limes gehörte: neben dem Reiterkastell Biriciana gab es sowohl eine Straßenstation (mansio) als auch eine Therme und ein Straßendorf (vicus).

Das Kastell stammt aus der Zeit um 90 n. Chr. und war eines der größten Reiterkastelle am raetischen Limesabschnitt. Eine etwa 500 Mann starke Reitereinheit, die Ala I Hispanorum Auriana, war hier stationiert.

Eine erste auf einer Anhöhe mit gutem Blick Richtung Limes errichtete Holz-Erde-Konstruktion wurde Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch ein etwas größeres fast quadratisches Steinkastell ersetzt, das ca. 170×180 Meter groß war.

Das Kastell besaß 4 Doppeltore, die mit je 2 Türmen flankiert waren. An den Lagerecken befanden sich je 1 Turm und zwischen Toren und Ecktürmen lagen weitere kleinere Türme. Ein Doppelgraben außerhalb der Kastellmauern bot zusätzliche Verteidigungsmöglichkeiten. Im Inneren lagen die Stabsgebäude mit Fahnenheiligtum, Praetorium, Mannschaftsbaracken, Stallungen, Werkstätten, Kastell-Lazarett und Speichern (horreum).

Im Laufe der Zeit wuchs neben dem Kastell ein recht großes Straßendorf mit bis zu 2500 Einwohnern und es gab eine Straßenstation, in der man auf Reisen übernachten und Pferde wechseln konnte. Auch mehrere Thermenanlagen wurden gebaut, von denen die „Großen Thermen“ heute als Museum besichtigt werden können.

Das Kastell bestand etwa bis zu den Alamanneneinfällen Mitte des 3. Jahrunderts n. Chr., was durch die jüngsten auf dem Kastellareal gefundenen und aus dem Jahr 254 n. Chr. stammenden Münzen belegt wird.

Die Rekonstruktion des Nordtors (porta decumana) sieht zwar imposant aus, entspricht aber nicht mehr den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Vermutlich war das Tor mindestens 1 Stockwerk höher als es heute dargestellt ist. Vom restlichen Kastell sind heute nur noch Teile der Fundamente zu sehen.

Das Kastell ist Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches”. Es ist jederzeit frei zugänglich und seit 1990 als archäologischer Park mit Informationstafeln versehen.

Seit 2015 wird alle 2 Jahre an einem Wochenende Ende August/Anfang September das Römerfest Biriciana auf dem Kastellgelände veranstaltet. Es gibt ein Römerlager mit römischer Reiterei, Händlern, Handwerkern, römischem Essen und Musik, man kann an einem Leginärstraining teilnehmen oder Gladiatorenkämpfen und Weihezeremonien zusehen und für die Kinder gibt es Mitmachstationen mit Mosaiklegen oder römischen Kinderspielen. Ein Wanderweg (Via Biriciana) beginnt am Kastell und verbindet auf einer Länge von 24 km die wichtigsten Römerdenkmäler der Gegend.

Lage: Kastell Biriciana, Am Römerlager, 91781 Weißenburg i. Bay.

Link: museen-weissenburg.de/de/unsere-museen/kastell-biriciana

Römische Thermen in Weißenburg

Schon früh entstand eine erste Thermenanlage in Weißenburg, die vermutlich zur gleichen Zeit wie das damals noch als Holz-Erde-Konstruktion ausgeführte Kastell Biriciana errichtet wurde.

Bereits um 90 n. Chr. wurde in einer 1. Bauphase eine Thermenanlage im Reihentypus errichtet, d.h. die Räume (Umkleideräume, Laubad, Warmbad und Kaltbad) waren hintereinander angeordnet.

In der 2. Bauphase um 130 n. Chr. erhielt das Bad zusätzlich ein Schwitzbad, der Innenhof und Sportplatz wurde überdacht und mehrere Räume aus- bzw. umgebaut. Auch die Umkleideräume waren nun beheizt.

Nach der Zerstörung während der Markomannenkriege entstand um 180 n. Chr. in einer 3. Bauphase eine mit 65 x 42 Meter Größe deutlich größere und auch im Grundriss veränderte Anlage, in der die Räume nun ringförmig angeordnet waren. Die Badebecken wurden mit Kalkplatten ausgekleidet und die gesamte Anlage luxuriös ausgestattet.

Eine erneute starke Beschädigung fand um 230 n. Chr. während der Alamanneneinfälle statt. Danach wurde die Anlage nicht mehr wiederaufgebaut und etwas später auch endgültig aufgegeben.

Die Thermen wurden 1977 bei Bauarbeiten gefunden und anschließend konserviert und teilweise auch rekonstruiert. Ein mit einem imposanten Zeltdach versehener Schutzbau spannt sich über die Therme. Auf Stegen kann man nun seit 1983 in der gesamten Anlage herumgehen und bekommt auf den informativen Schautafeln die Funktionsweise einer römischen Therme erklärt.

Die Thermen sind nur von Mitte März bis Mitte November geöffnet. Eintrittsgebühr. Es gibt ein Kombiticket, das Zutritt zum RömerMuseum, den Römischen Thermen und dem ReichsstadtMuseum ermöglicht. Es finden sowohl in den Museen als auch in der Stadt Weißenburg Führungen statt, darunter auch Themen- und Kostümführungen.

Lage: Römische Thermen, Am Römerbad 17a, 91781 Weißenburg i. Bay.

Link: museen-weissenburg.de/de/unsere-museen/roemische-thermen

RömerMuseum in Weißenburg

Einer der spektakulärsten römischen Hortfunde Deutschlands wurde 1979 in der Nähe der römischen Thermen gefunden. Das RömerMuseum in Weißenburg zeigt diesen aus der Mitte des 3. Jahrhunderts stammenden Schatz zusammen mit weiteren Funden aus der Umgebung und macht so das Leben der Römer am Limes lebendig.

Der sogenannte „Weißenburger Schatz“ bestand aus 114 Objekten, unter anderem 17 einzigartigen und extrem gut erhaltenen Götterfiguren aus Bronze, die auch als „Weißenburger Götterhimmel“ bekannt sind. Auch Alltags- und Sakralgegenstände und Votivtafeln waren Bestandteil des Schatzfundes. Ergänzt wird die Ausstellung durch weitere Fundstücke wie Ausrüstungsgegenstände der am Limes stationierten Soldaten, Teile von Paraderüstungen oder ein Militärdiplom. Wer will, kann sich hier auch in einen römischen Soldaten verwandeln und verschiedene Helmarten ausprobieren.

Das 1983 eröffnete Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München wurde 2017 nach einer 2jährigen Schließung und einer Neukonzeption der Ausstellung neu eröffnet. Es ist gleichzeitig Bayerisches Limes-Informationszentrum und bietet Informationen zum UNESCO-Welterbe “Grenzen des Römischen Reiches”, zu dem der Limes seit 2005 gehört.

Eintrittsgebühr. Es gibt ein Kombiticket, das Zutritt zum RömerMuseum, den Römischen Thermen und dem ReichsstadtMuseum ermöglicht. Es finden sowohl in den Museen als auch in der Stadt Weißenburg Führungen statt, darunter auch Themen- und Kostümführungen, außerdem ist im Museum ein Audioguide erhältlich.

Lage: RömerMuseum und Bayerisches Limes-Informationszentrum, Martin-Luther-Platz 3-5, 91781 Weißenburg i. Bay.

Link: museen-weissenburg.de/de/unsere-museen/roemermuseum

Kastell Pfünz (Vetoniana)

Ein Felssporn, der an 3 Seiten von steil abfallenden Tälern umgeben ist, bildete eine ideale Lage zum Bau eines Kastells, das den etwa 11 km nördlich verlaufenden Limesabschnitt schützen sollte.

Das Kastell Pünz war ein Kohortenkastell mit einer gemischten Besatzung von ca. 600 Mann (128 Reiter und 480 Fußsoldaten) der Cohors I Breucorum equitata civium Romanorum, einer Auxiliarkohorte, die zur in Regensburg stationierten Legio III Italica gehörte. Es wurde um 90 n. Chr. zunächst als Holz-Erde-Kastell angelegt und später in mehreren Bauabschnitten erweitert und mit Steinbauten ausgebaut.

Ein Lagerdorf (vicus) schloss sich südlich der Kastellmauern an, auch ein Jupiter-Dolichenus-Tempel, ein Gräberfeld und ein Römerbad wurden hier gefunden. Außerdem führte hier eine Römerstraße weiter zum nächstgelegenen Kastell Weißenburg (Biriciana).

Um 200 n. Chr. besaß das knapp 190×145 Meter große Kastell dann eine rundum verlaufende Steinmauer mit 4 Doppeltoren, Ecktürmen und einer Wehrmauer und war mit einem Doppelgraben umgeben. Es war bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts als Truppenstandort in Funktion, bevor es zusammen mit dem Vicus bei einem Alamanneneinfall zerstört wurde.

Das Nordtor mit römischer Wachstube, ein Teil der Mauer mit Wehrgang und 1 Eckturm wurden am Originalstandort rekonstuiert. Außerdem erhält man auf einem Römerlehrpfad an Schautafeln weitere Informationen und kann noch den Graben, Reste des Westtors und der Ecktürme erkennen.

Der heutige Name des Ortes Pünz leitet sich vom lat. pons (= Brücke) ab und verdeutlicht die Lage an einem antiken Übergang über die Altmühl. Das Kastell ist auch als Vetonianae oder Castra Vetoniana überliefert.

Das Kastell ist jederzeit frei zugänglich und ist seit 2005 ein Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches”.

Lage: Römerkastell Pfünz bei Eichstätt, Antonistraße, 85137 Walting

Kelten-Römer-Museum Manching

Bei Manching wurden neben dem Kastell bei Oberstimm auch ein keltisches Oppidum aus der La Tène-Zeit gefunden, das vermutlich der Hauptort der Vindeliker war.

Im Museum, das im Jahr 2006 eröffnet wurde, werden sowohl die Funde aus dem keltischen Oppidum (wie beispielsweise ein Goldschatz mit 450 muschelförmigen „Regenbogenschüsselchen“ und ein vergoldetes Kultbäumchen) als auch die aus der darauf folgenden römischer Zeit ausgestellt.

Der Ringwall des keltischen Oppidums, das bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. und vor der Ankunft der Römer aufgegeben worden war, verlief östlich des Museums und hatte einen Umfang von ca. 8 km. Die Römer errichteten dann im 1. Jahrhundert n. Chr. westlich von Manching im heutigen Ortsteil Oberstimm ein Kastell mit einer Besatzung von ca. 500 Soldaten, das die südlich der Donau verlaufende Straße aber auch den Donauübergang kontrollierte.

Zu den bedeutendsten Funden aus dieser Zeit gehören 2 noch ausnehmend gut erhaltene römische Militärschiffe, die etwa Ende des 1. Jahrhunderts gebaut wurden und wohl als Patrouillenboote dienten. Sie sind in der Halle des Museums ausgestellt. Modelle des Römerkastells von Oberstimm und der Donaubrücke bei Stepperg (westlich von Neuburg a.d. Donau) sind ebenfalls sehenswert.

Auf einem Archäologischen Lehrpfad mit 11 Stationen, der direkt am Museum beginnt und in 2 jeweils etwa 4-6 km lange Teilstücke aufgeteilt ist, kann man die wichtigsten Stationen des keltischen Oppidums erkunden.

Eintrittsgebühr und diverse Sonderausstellungen. Man kann auch einen Audioguide gegen geringe Gebühr ausleihen und es werden auch (Sonntags-)Führungen angeboten. Das Museum ist eine Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlung München.

Ein für Mitte Juni 2020 geplantes Kelten- und Römerfest soll im Jahr 2021 nachgeholt werden.

Lage: kelten römer museum manching, Im Erlet 2, 85077 Manching

Link: www.museum-manching.de

Kleine Thermen Cambodunum

Der Statthalter von Raetien ließ diese Thermenanlage, die gar nicht so klein ist wie ihr Name vermuten läßt, um etwa 50 n. Chr. neben seinem Palast errichten. Sie war, anders als die öffentlichen „Großen Thermen“, ausschließlich für den Statthalter und seine Gäste gedacht.

Als der Amtssitz des Statthalters um das Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. nach Augusta Vindelicorum (Ausgburg) verlegt wurde, wurden sowohl der Statthalterpalast als auch die dazugehörenden Thermen umgebaut und dienten öffentlichen Zwecken.

Die heute sichtbaren Ausgrabungen der Kleinen Thermen sind mit einem Schutzbau überbaut und geben einen guten Eindruck in die Funktionsweise einer Thermenanlage. Schautafeln erklären zusätzlich die römische Badekultur.

Die Eintrittsgebühr zum Tempelbezirk beinhaltet auch den Eintritt in die Kleinen Thermen. Während der Saison findet jeden Sonntag eine (kostenlose) Führung und Themenführungen statt.

Lage: Archäologischer Park Cambodunum (APC), Cambodunumweg 3, 87437 Kempten (Allgäu)

Link: www.apc-kempten.de

Gallo-römischer Tempelbezirk Cambodunum

Der Tempelbezirk, der am nördlichen Rand der antiken Stadt lag, bestand aus mehreren Tempeln und Altären, von denen ein Teil wieder rekonstruiert und 1:1 auf den Grundmauern nachgebaut wurde. Auch die umgebende Doppelhalle in U-Form wurde teilweise wieder errichtet. Hier erklären Schautafeln und einige Austellungsstücke alles Wissenswerte über Götter, Handel und das Leben in Cambodunum.

Die in Cambodunum verehrten Gottheiten waren nicht nur römische, wie beispielsweise Merkur, der als Götterbote auch der Gott der Händler und Diebe war, oder Hercules sondern auch einheimische Götter wie z.B. die Fruchbarkeits- und Pferdegöttin Epona.

Im großen Umgangstempel kann man an einer multimedialen Prozession teilnehmen.

Die Eintrittsgebühr beinhaltet den Tempelbezirk und die Kleinen Thermen. Während der Saison findet jeden Sonntag eine (kostenlose) Führung und Themenführungen statt.

Lage: Archäologischer Park Cambodunum (APC), Cambodunumweg 3, 87437 Kempten (Allgäu)

Link: www.apc-kempten.de

Archäologischer Park Cambodunum

Auf einer Anhöhe mit Blick über das Illertal liegt der Archäologische Park Cambodunum mit seinem gelungen rekonstruierten Tempelbezirk, den beeindruckenden Kleinen Thermen und dem Forum der antiken Stadt Cambodunum.

Cambodunum war ein wichtiger Knotenpunkt, hier kreuzen sich die Via Claudia Augusta mit einer Heerstraße, die von Bregenz nach Salzburg führte.

Am Kiosk der Taberna am Tempelbezirk erhält man die Eintrittskarten, die für den Tempelbezirk und die Kleinen Thermen gelten. Der restliche Archäologiepark mit Forum und Römerspielplatz ist frei zugänglich. Das
Römerfest CAMBODVNVM findet alle 2 Jahre Ende Juli/Anfang August statt. Hierbei gibt es ein Heereslager, Gladiatorenkämpfe, Reiterspiele und es wird historisches Handwerk gezeigt.

Lage: Archäologischer Park Cambodunum (APC), Cambodunumweg 3, 87437 Kempten (Allgäu)

Link: www.apc-kempten.de

Römerpark Ruffenhofen

In Ruffenhofen wurden ein Römerkastell und die dazugehörige Zivilsiedlung gefunden und ab 2003 ausgegraben. Der auf diesem Gelände entstandene Römerpark Ruffenhofen, der ständig erweitert und ausgebaut wird, bringt dem Besucher das Aussehen und das Leben in dieser römischen Anlage näher.

Der Römerpark besteht aus dem 2012 eröffneten Museum LIMESEUM, einem Aussichtshügel mit Blick über das Gelände, einem Naturpfad, einem Nachbau des Reiterkastells im Maßstab 1:10, einem Gräberfeld mit Steindenkmälern und einem Labyrinth. Als Besonderheit wurden die Strukturen der Kastellgebäude mithilfe der Bepflanzung mit Hecken und ausgemähten Flächen unter dem Motto „Kastell in Blüte“ visualisiert.

Als eines der wenigen Kastelle am Limes wurde das ca. 190 x 197 Meter große Kastell, dessen römischer Name nicht bekannt ist, nie überbaut. Es bot Platz für ca. 500 Reitersoldaten und wurde um 100 n. Chr. erbaut. Eine Zivilsiedlung mit Bädern, Tempel und Handwerkerhäusern lag direkt neben dem Kastell.

Ein fiktiver römischer Soldatenalltag wird im Museum anhand des Soldaten December anschaulich erzählt. Er ist insofern real, da man auf dem Gelände einen Soldatenhelm mit seinem eingepunzten Namen gefunden hat.

Eintrittsgebühr. Der Römerpark Ruffenhofen gehört als Teil des römischen Grenzsystems seit 2005 zum UNESCO-Welterbe “Grenzen des Römischen Reiches”. Mitte September findet jährlich ein Vicusfest statt.

Lage: LIMESEUM, Römerpark Ruffenhofen 1, 91749 Wittelshofen

Links: www.roemerpark-ruffenhofen.de; www.limeseum.de

Römervilla Möckenlohe

Die Villa Möckenlohe wurde vom Verein Römervilla Möckenlohe in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Bayern auf den gefundenen Grundmauern komplett wieder aufgebaut.

Die kleine Villa Rustica, die auf dem Gelände der Familie Donabauer gefunden wurde, ist in Besitz des Vereins Römervilla Möckenlohe und wird von diesem verwaltet.

Der Komplex besteht aus einem Wohnhaus, einer Küche und einer Säulenhalle, die nach Süden zum Garten hin ausgerichtet war. Im Wirtschaftshof befanden sich ein Backhaus, die Ställe und ein Präfurnium, über das die Heizung des Wohnhauses befeuert wurde.

Die Funde aus Möckenlohe sind direkt in einem kleinen Museumsbereich in der Villa ausgestellt. Im dazugehörigen Haustierpark leben Tierrassen, die es bereits zu Römerzeiten gab, wie Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und Hühner.

Eintrittsgebühr. Im August findet jährlich ein Römerfest/Erntedankfest statt.

Lage: Römervilla Möckenlohe, Tauberfelder Weg 1, 85111 Möckenlohe

Link: www.roemervilla-moeckenlohe.de

Archäologisches Museum in Chania

Seit 1963 werden archäologische Funde von der minoischen bis zur römischen Zeit im imposanten gotischen Kirchenschiff des ehemaligen Franziskanerklosters San Francesco aus dem 13. Jhdt. präsentiert.

Das Museum ist chronologisch aufgebaut. In der historischen Abteilung im Westflügel werden Funde aus der Präfektur Chania ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis in die Römerzeit gezeigt. Zu den wichtigsten gehören mehrere schöne römische Mosaike aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., die man in Häusern in Chania entdeckt hat und die Statue eines Philosophen aus der antiken Stadt Elyros. Außerdem sind griechischer und römischer Schmuck, Skulpturen, Inschriften und Stelen zu sehen.

Wer sich für die minoische Zeit interessiert, findet in der prähistorischen Abteilung im Ostflügel z.B. Tonscherben mit eingeritzten Schriftzeichen der mysteriösen minoischen Linearschrift A und B, die bisher nur teilweise entziffert werden konnte. Außerdem werden Grabbeigaben wie Schmuck, Siegel, Gefäße oder sogar Spielzeug und bemalte Sarkophage ausgestellt.

In einer Sonderausstellung werden Stücke aus der Sammlung von Konstantin Mitsotakis (griechischer Ministerpräsident von 1990 bis 1993) gezeigt, die ebenfalls chronlogisch präsentiert sind und sich über die Zeit zwischen dem 4. Jahrtausend v. Chr und dem 3. Jahrhundert n. Chr. erstrecken. Im schattigen Innenhof findet man ein zehneckiges türkisches Brunnenhaus und einige schöne Kapitelle und Steinmetzarbeiten.

Das Museum ist seit 13. September 2020 geschlossen und soll ab 2021 im komplett neu gebauten „Neuen Archäologischen Museum Chania“ am Odos Skra 15 wiedereröffnet werden.

Es gibt ein Kombiticket mit der „Byzantine and Post Byzantine Collection of Chania“, dem „Archaeological Museum of Kissamos“ und der „Archaeological Site of Aptera“.

Lage: Chalidon 21, Chania, Kreta 73100 (an der Westseite der Odos Chalidon; knapp 100m vor dem Hafen)

Anmerkung: Seit Herbst 2021 ist das Museum als „New Archaeological Museum of Chania“ in neuen Räumlichkeiten im Ortsteil Chalepa untergebracht (Skra 15, Chania, Kreta 73133).

Ebene von Aptera

In strategisch günstiger Lage auf dem 200 Meter über der Souda-Bucht liegenden Plateau findet man heute noch Reste aus mehreren Jahrtausenden.

Bereits in hellenistischer Zeit war Aptera ein blühendes Handelszentrum, wurde aber im 7. Jhdt. v. Chr. vermutlich von einem Erdbeben zerstört.

Unter der Herrschaft der Römer erreichte die Stadt eine neue Blüte gebracht, was man z.B. an den Thermen, dem römischen Theater, den Ruinen einer Villa, Tempelgrundmauern und den beiden riesigen Zisternen sehen kann.

In die größere Zisterne kann man hinabsteigen und die gemauerten Bögen bewundern. Das Theater ist ebenfalls noch recht gut erhalten, wohingegen die Thermen und die Villa in keinem sehr guten Zustand sind und beim Bau des Klosters offenbar als Steinbruch herhalten mussten.

Auf dem großen Areal sind heute außerdem ein Kloster aus byzantinischer Zeit, eine alte Stadtmauer und die türkische Festung Koule gebaut, von der man heute den wohl schönsten Blick über die Landschaft hat. In einem kleinen Museum im Inneren des Klosters bekommt man Informationen zur Geschichte von Aptera und zu den Ausgrabungen.

Für Aptera gibt es eine geringe Eintrittsgebühr, die Festung Koule ist frei zugänglich.

Lage: Aptera, Chania, Kreta 732 00 (etwa 12 km östlich von Chania von der Küstenstraße Richtung Aptera abbiegen; etwa 500 m hinter dem Dorf Megala Chorafia führt eine enge Straße zum Ausgrabungsgelände von Aptera; die Festung Koule erreicht man, wenn man der Straße etwa 500 Meter weiter folgt)

Eleftherna

Eleftherna war einst eine bedeutende hellenistische Stadt, die sich zwischen zwei Gebirgsbächen am Fuße des Psiloritis befand.

Heute finden an verschiedenen Stellen rund um die beiden Orte Eleftherna und Archaia Eleftherna systematische Ausgrabungen statt. Unter anderem grub man im östlichen Teil des Hügels eine Siedlung aus, die mit hellenistischen Stadtmauern, römischen Häusern mit herrlichen Mosaiken und einer frühchristlichen Basilika eine wahre Reise durch sämtliche nachminoischen Epochen Kretas darstellt. Der Stadtkern befand sich im Zentrum des Hügels, wo man außer hellenistischen und römischen Gebäuderesten und Zisternen auch einen Verteidigungsturm erkennen kann. Auch eine komplette Totenstadt, die aus der hellenistischen Periode stammt, wurde bei den Grabungen entdeckt.

Das 2016 komplett neueröffnete Museum befindet sich direkt an der Hauptstraße zwischen den beiden Orten Eleftherna und Archeia Eleftherna, die Nekropole Orthi Petra liegt nordöstlich von Eleftherna und die Akropolis nördlich von Archeia Eleftherna (alles ausgeschildert).

In der Nähe der Ausgrabungen befindet sich die kleine byzantinische Kirche Christos Soter und Agia Anna aus dem 10. Jahrhundert.

Lage: Eleftherna, Kreta 740 52 (von Moni Arkadia aus ausgeschilder; Achtung: die Straße führt bei Moni Arkadi direkt durch den großen Parkplatz vor dem Kloster durch!)

Links: en.mae.com.gr/museum.html; odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=2588

Gortys (Gortyna)

Die römische Stadt Gortyna muss beeindruckend gewesen sein: 30 000 Einwohner sollen hier während der römischen Epoche Kretas einst gelebt haben.

Spuren aus neolithischer Zeit bezeugen eine frühe Besiedlung, bereits um etwa 6000 v. Chr. gab es hier eine minoische Stadt. Während der römischen Herrschaft über Kreta war Gortyna die Hauptstadt der Provinz Creta et Cyrenaica, die neben der Insel Kreta auch die Nordostküste des heutigen Libyen umfasste. Hier war der Amtssitz des prokonsularischen Statthalters der Provinz.

Das „Stadtrecht von Gortys“ aus dem 5. Jhdt. v. Chr., in dem die Rechte der Stadtbewohner beschrieben werden, sind das wohl berühmteste „Schriftstück“ von Gortyna, das in die Rückwand des in römischer Zeit erbauten Odeon eingemeißelt wurde und noch heute zu sehen ist. Die Zeilen mit den griechischen Gesetzestexten werden interessanterweise immer abwechselnd von links und von rechts gelesen.

Nachdem der Apostel Paulus im Jahr 59 n. Chr. auf Kreta predigte, ließ er seinen Begleiter Titus als ersten Erzbischof von Kreta zurück. Die Basilika Agios Titos aus dem 6. Jhdt., in der auch das Grab des 105 n. Chr. in Gortyna hingerichteten Titus liegen soll, ist noch erstaunlich gut erhalten.

Außerdem findet man auf dem Gelände noch ein römisches Amphitheater, einen Apollotempel, ein Nymphäum und eine Therme.

Eintrittsgebühr für den nördlich der Straße gelegenen Teil, der südliche Teil ist frei zugänglich.

Lage: Agioi Deka, Kreta 700 12 (etwa 16 km östlich von Phaistos, an der Nationalstraße)

Link: odysseus.culture.gr/h/3/eh352.jsp?obj_id=2355

Archäologisches Museum in Heraklion

Das mit vielen äußerst wertvollen Fundstücken ausgestattete und wohl auch berühmteste Museum Griechenlands ist ein absolutes „Muss“ für alle, die sich für die mehr als 8000jährige Geschichte der Insel interessieren.

Beginnend mit der neolithischen Zeit folgt man der geschichtlichen Entwicklung Kretas durch die minoische Zeit bis hin zur griechischen und römischen Antike.

Auch wenn die meisten Exponate aus der monoischen Zeit stammen, sind hier doch viele berühmte Exponate zu sehen, die einen Eindruck über die glanzvolle Zeit der Minoer vermitteln. Dazu gehören u.a. der Diskus von Phästos, dessen Schriftzeichen noch nicht entziffert werden konnten, das Stierspringer-Fresko aus Knossos oder reichverzierter Gold- und Elfenbeinschmuck, wie der goldene Bienenanhänger aus dem Palast von Malia.

In 2 Sälen im Obergeschoss sind Funde aus der römischen Zeit ausgestellt, die vorwiegend aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammen.

Die Eintrittsgebühr ist nicht ganz billig, es gibt aber auch ein Kombiticket mit dem Palast von Knossos.

Lage: Stefanou Xanthoudidou, Heraklion, Kreta 712 02 (nördlich der Platia Eleftherias im östlichen Teil der Altstadt)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3327

Dolaucothi Gold Mines

Walisisches Gold ist selten, da seine Gewinnung keine oder nur geringe wirtschaftlichen Erfolge bringt und in Wales auch nur insgesamt 3 Goldminen existieren. Der Tradition zufolge werden seit 1923 die Trauringe der britischen Königsfamilie aus walisischen Gold gefertigt.

Der Goldabbau in der Mine von Dolaucothi, die auch Ogofau-Mine genannt wurde, begann bereits in der Bronzezeit, allerdings nur in geringem Umfang und mit einfachsten Werkzeugen.

Erst mit den Römern, ab ca. 70 n. Chr., wurden die Goldadern der Mine in größerem Maße im oberflächennahen Tagebau ausgebeutet und bis etwa 125 n. Chr. betrieben.

Man grub hierzu mehrere Stollen, die den Goldadern bis in eine Tiere von ca. 30 Metern ins Berginnere folgten und in denen das erzhaltige Gestein gebrochen wurde. Wasserleitungen wurden gebaut, die das Wasser zum Zerkleinern des Erzes und zum Auswaschen der Goldpartikel aus dem gebrochenen Gestein heranführten.

Dennoch war die Arbeit mühsam, denn die Erzbrocken wurden ausschließlich mit Hämmern, Pickeln und der Sprengkraft von Wasser aus den Felsen gewonnen. Die Spuren der Werkzeuge aus vorindustrieller Zeit sind auch heute noch gut zu erkennen. Die Topographie der umgebenden Landschaft ist keinesfalls „natürlich“, sondern wurde durch den entstandenen Abraum geformt.

Nach den Römern wurde die Mine nicht mehr systematisch ausgebeutet, erst in viktorianischer Zeit um 1900 betrieb die Victorian South Wales Company hier nach mehreren erfolglosen Versuchen erneut Bergbau. Doch erst in den 1930er Jahren konnte die Mine nennenswerte Goldmengen gewinnen. Da jedoch die Kosten die Erlöse bei weitem überstiegen, wurde der Betrieb 1938 endgültig eingestellt.

Heute kann man – ausgerüstet mit Helm und Grubenlampe – auf einer geführten Tour in die Stollen hinabsteigen. Es gibt neben einer „Victorian Tour“ auch eine „Roman Tour“, die sich mit den Spuren befasst, die die Römer hinterlassen haben. Und wer mag, kann sich nach der Tour beim Goldwaschen versuchen und mit etwas Glück mithilfe eines Goldwaschsiebs in einem Goldwaschtrog kleine Goldnuggets (oder vermutlich eher Glimmerschieferpartikel) heraussieben.

Vom National Trust verwaltet, daher relativ hohe Eintrittsgebühr, die sich aber lohnt! Die Gruppengröße ist begrenzt, d.h. man muss eventuell warten, bis man sich an der Kasse auf die nächstmögliche Führung einbuchen kann. Da es in den Stollen nass und rutschig sein kann, sind festes Schuhwerk und angemessene Kleidung empfehlenswert.

Lage: Pumsaint, Llanwrda, Carmarthenshire SA19 8US

Link: www.nationaltrust.org.uk/dolaucothi-gold-mines

Insel Mochlos (Agios Nikolaos)

In der Antike war die dem Ort Mochlos vorgelagerte kleine Insel noch mit dem Festland über eine Landbrücke verbunden. Heute kann man entweder hinüberschwimmen oder sich mit einem Boot übersetzen lassen.

Die knapp 200 Meter von Mochlos entfernt liegende Insel, die offiziell Nisida Agios Nikolaos heißt, hat ihren Namen von der kleinen Kapelle, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist. Sie wird aber auch Mochlos oder Psyllos („Floh“) genannt und hieß während der venezianischen Epoche auch Scoglio de Muflo.

Die gerade mal 250 x 300 Meter große Insel war vermutlich noch bis in römische Zeit mit dem Festland über eine schmale Landbrücke verbunden, die wahrscheinlich 365 n. Chr. durch ein Erdbeben überflutet wurde. Reste römischer Gebäude lassen sich noch heute im nur maximal 2,5 Meter tiefen Wasser finden.

Die ersten Siedlungsspuren stammen aus der Bronzezeit zwischen 3500 und 3000 v. Chr., doch die Blütezeit von Mochlos lag in der minoischen Epoche. Die meisten Gebäude und Gräber auf der Insel wurde größtenteils in der mittel- und spätminoischen Zeit errichtet, als Mochlos mit seinem Hafen ein wichtiges Handelszentrum im Osten von Kreta war.

Die Insel erreicht man am besten per Boot, mit dem man gegen geringe Gebühr übergesetzt werden kann (in den Tavernen am Hafen fragen). Obwohl das Meer hier nicht sehr tief ist, ist das Hinüberschwimmen nur geübten Schwimmern zu empfehlen.

Lage: Mochlos Minoan settlement, Nisida Agios Nikolaos, Mochlos, Kreta 72057

Link: www.mochlosarchaeologicalproject.org

Aquädukt bei Moria

Das Aquädukt von Moria liegt malerisch am Ende einer gepflasterten Straße, die inmitten vieler Olivenbäume verläuft, und ist schon von Weitem zu sehen.

Dieses imposante und noch recht gut erhaltene dreistöckige Aquädukt wurde Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. von den Römern errichtet, um die Versorgung der Inselhauptstadt mit Wasser zu gewährleisten.

Die Leitung verlief über mehr als 25 km vom Berg Olympos bis nach Mytilini. Das Aquädukt bestand aus 17 Bögen, die bis zu 27 m hoch sind und sich auf einer Länge von rund 170 Metern über das Tal spannen. Ein weiteres kleines Stück der Wasserleitung ist in Lampou Mili zu sehen. Berechnungen zufolge soll das Aquädukt täglich bis zu 127 Millionen Liter Wasser nach Mytilene gefördert haben.

Lage: Moria, Lesvos 811 00 (600m südwestlich von Moria; in Moira als „Roman Aquaeduct“ ausgeschildert)

Link: odysseus.culture.gr/h/2/eh251.jsp?obj_id=1832

Archäologisches Museum von Lesbos

Das Archäologische Museum gehört zu einem der schönsten in Griechenland. Es werden hauptsächlich Funde aus den Ausgrabungen von Lesbos ausgestellt, wie z.B. Statuen oder Keramik.

Das Museum besteht aus 2 Gebäuden: dem alten Museum, das in einer klassizistischen Villa in der Odos Eftaliotou untergebracht ist, und das 1995 eröffnete neue Museum, das in einem Neubau ein paar Meter weiter in der Odos 8th Novembriou liegt.

Das alte Museum zeigt Keramik, Münzen, Schmuck und Grabbeigaben aus der Spätsteinzeit bis in die römische Zeit.

Im neuen Museum ist die Dauerausstellung „Lesbos from Hellenistic to Roman Times“ absolut sehenswert. Hier werden z.B. Mosaike und Wandmalereien aus Häusern des antiken Mytilene, Grabreliefs, Porträts und Statuen aus der Zeit zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. gezeigt. Das aus dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. stammende Mosaik aus dem „Haus des Menander“ sollte man dabei unbedingt anschauen.

Lage:
Altes Museum: Odos Eftaliotou 7, Mytilini, Lesvos 811 00 (am südlichen Ende der 8 Novembriou zwischen Hafen und Kastell)
Neues Museum: 8th Novembriou, Mytilini, Lesvos 811 0

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh155.jsp?obj_id=3484

Antike Stadt Thasos

Eine gewaltige Stadtmauer umschloss die Stadt ab dem 5. Jh. v. Chr. in einem weiten, halbkreisförmigen Bogen und einer Länge von fast 4 Kilometern. Massive Marmorblöcke wurden hierbei zu einer dicken Mauer zusammengefügt, die sowohl um die Unterstadt als auch um die Oberstadt herumgezogen war.

Die Stadt konnte durch mehrere Tore betreten werden, die mit Darstellungen von Göttern versehen waren. Das Zeus- und Hera-Tor befand sich im Westen, das Silenen-Tor im Süden, das Parmenonas-Tor im Osten, Das Wagen-Tor am Hafen und das Hermes-Tor im Norden.

Einige Teile der Mauer, vor allem beim Kap Evraiokastro und im Süden der Stadt, sind noch relativ gut erhalten.

In der Odos Polignotou Vagi ist in den Ruinen einer frühchristlichen Basilika ein römisches Bodenmosaik aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. zu sehen, das mit Blättern und Ornamenten verziert war.

Südlich außerhalb der antiken Stadtmauern wurden eine große Zahl von römischen Stein-Sarkophagen gefunden. Man nimmt an, dass hier im 3. Jahrhundert n. Chr. ein antiker Friedhof lag. Einer Inschrift auf einem dieser Sarkophage zufolge wurde hier ein Mann namens Poliadis bestattet.

Auch im WEsten der Stadt, bei Glyfada, wurde ein Gräberfeld gefunden.

Lage: Odos Pietrou Axioti, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (Reste liegen nördlich des antiken Hafens zwischen Wagen-Tor und Hermes-Tor, ein weiteres Stück liegt zwischen Kap Evraiokastro und dem antiken Theater; ein langes, fast komplett durchgehendes Stück liegt zwischen der Akropolis und dem Zeus- und Hera-Tor im Süden der Stadt)

Antiker Kriegs- und Handelshafen von Thasos

Einer der schönsten Flecken von Limenas ist der hübsche Fischerhafen mit seinem beschaulichen Charme. Er befindet sich an genau der Stelle, an der zwischen dem 7. und 5. Jh. v. Chr. der antike Kriegshafen erbaut wurde.

Geschützt wird der Hafen auch heute noch von zwei Molen, deren südliche zusätzlich zwei befestigte Wehrtürme besaß (Reste sind im Wasser noch zu erkennen).

Die Einfahrt in den so genannten „geschlossenen Hafen“, dessen Becken komplett mit Marmor ausgekleidet war, war in der Antike nur Kriegsschiffen erlaubt. Alle anderen Schiffe legten im „offenen“ Handelshafen an, der sich nordöstlich des Kriegshafens an der Stelle des heutigen Stadtstrandes und der Bootswerft befand.

Vermutlich aus Sicherheitsgründen lagen die beiden Häfen in der Antike außerhalb der Stadtmauern, doch eine gepflasterte Straße führte direkt auf die Agora zu.

Lage: Odos Miaouli, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (etwa 700m nordöstlich des Anlegers der Fähren von Keramoti)

Antike Agora von Thasos

Vor etwa 50 Jahren begannen Archäologen der Französischen Archäologischen Schule mit den Grabungen, die allerdings bis heute noch nicht komplett abgeschlossen sind.

Dieser große rechteckige Platz, der an allen vier Seiten von Säulenhallen (Stoas) umgeben war, bildete das religiöse, wirtschaftliche und politische Herz der Stadt. An die Stoen schlossen sich sowohl öffentliche Gebäude (z. B. das Paraskenia-Gebäude, an dessen Wänden offizielle Stadtdokumente eingraviert waren) als auch Geschäfte und Lagerhallen an. Auf dem Platz standen die wichtigsten Ehrenmonumente, Denkmale und Altäre der Stadt.

Die ältesten Teile der Agora stammen aus dem 6. Jh. v. Chr., doch die größte Bautätigkeit fand zwischen dem 4. und dem 1. Jh. v. Chr. statt. Ende des 5. Jh. n. Chr. jedoch verlor die Agora ihre Bedeutung und begann zu verfallen.

Das Hauptheiligtum auf der Agora war der Tempel des Zeus Agoraios (Zeus des Marktes), von dem noch Fundamente erhalten sind. Daneben lag das Heiligtum des thassiotischen Athleten Theagenes, der so siegreich war, dass man ihn wie einen Gott verehrte. Außerdem errichtete man den Enkeln des Augustus – Gaius und Lucius Caesar – einen großen Ehrenaltar. Ein weiteres Monument wurde zum Gedenken an eine Seeschlacht gebaut und besitzt eine mit Wellen verzierte Basis in Form eines Schiffsrumpfes. Das Glaukos-Denkmal (7. Jh. v. Chr.) im nordöstlichen Teil ist das älteste Monument der Agora und ehrt Glaukos, Sohn des Leptines, als Helden. Daneben liegt der Durchgang der Theoroi, eine religiöse Prachtstraße, die einst reich mit Altären und Reliefs geschmückt war und an der sämtliche Namen der Magistraten von Thassos (Theoroi) verzeichnet waren.

Folgt man der gepflasterten Hauptstraße, die an der Südecke der Agora beginnt, kommt man zunächst an einer gut erhaltenen Exedra vorbei, die mit Girlanden und Stierköpfen verziert ist. Kurz danach führt links ein schmaler Weg zu einem kleinen Odeion, von dem vier Sitzreihen und die Treppenaufgänge noch erhalten sind.

Lage: Odos Petrou Axioti, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (südlich des antiken Kriegshafens, Eingang an der Westseite des Geländes, beim Archäologischen Museum)

Antikes Theater von Thasos

Mit Panoramablick über das Meer und die Stadt Thassos fügt sich das antike Theater in die natürlichen Gegebenheiten des Hanges ein.

Das antike Theater wurde im 5. Jh. v. Chr. erbaut, hat eine sehr gute Akustik und fasste 2000 bis 3000 Zuschauer. Die Vorbühne mit ihren 12 Säulen, die aus dem 3. Jh. v. Chr. stammt und mit Darstellungen beliebter Götter geschmückt war, wurde dem Dionysos, dem Gott des Theaters geweiht.

Das Theater wurde zunächst ausschließlich für Aufführungen von Komödien oder Dramen genutzt. Die Römer ließen jedoch im 1. Jh. v. Chr. eine 1,70 Meter hohe Schutzwand errichten, damit das Theater auch als Arena für Gladiatoren- und Tierkämpfe nutzbar wurde.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte eroberte sich die Natur das Gelände zurück, doch seit 2001 wird es restauriert und soll schon bald – vor allem im Sommer – für Aufführungen antiker Theaterstücke genutzt werden.

Lage: Acropolis, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (vom Kap Evraiokastro etwa 600m dem Weg Richtung Süden folgen. Oder vom Hafen aus über die Odos Akropoleon dem Hinweisschild „Archeio Theatro + Akropolis“ folgen; am Ende der Straße über eine gepflasterte Treppe (nicht die Treppe mit den weißen Stufen nehmen!) weitergehen; insgesamt etwa 700 m vom Hafen entfernt

Halbinsel Aliki

Wie ein Schuh ist diese mit Kiefern bewachsene Halbinsel geformt. Sie war bei den Römern für ihren hochwertigen Marmor bekannt und galt wegen des Dioskurenheiligtums als heilig.

Aliki, der „heilige Felsen“, gilt seit dem 7. Jh. v. Chr. als heiliger Ort, denn aus dieser Zeit stammt eine der wichtigsten Kultstätten der Insel, das Dioskuren-Heiligtum, das sich direkt am östlichen Strand von Aliki befindet. Es ist den Dioskuren Castor und Pollux geweiht, die Schutzgötter der Seefahrer und Reisenden waren.

Bis in die frühchristliche Zeit war das Heiligtum, von dem heute noch die Fundamente, Mauern und einige Säulenstümpfe zu erkennen sind, in Gebrauch, bis man in byzantinischer Zeit südöstlich davon zwei Basiliken (5. Jh. n. Chr.) errichtete. Auch hier kann man noch eine Vielzahl an Überresten (Altäre, Säulen, Mauern, Treppen und Fundamente) finden.

Geht man weiter Richtung Süden, erreicht man die antiken Marmorsteinbrüche, die zwischen dem 6. Jh. v. Chr. und dem 6. Jh. n. Chr. ständig in Betrieb waren. Teilweise sind noch Spuren der antiken Werkzeuge sichtbar, obwohl ein Teil der Steinbrüche in der Zwischenzeit vom Meer überspült ist.

Man kann um die gesamte Halbinsel herumwandern, sogar in den wannenartigen Vertiefungen der Steinbrüche baden. Auf dem Rückweg kommt man noch an einem riesigen römischen Steinsarkophag vorbei, bevor man wieder zum Strand und den Tavernen zurückkehrt.

Lage: Aliki, Thassos 640 04 (etwa 11 km südlich von Kinira an der Inselringstraße)

Ireon von Samos (Heraion)

Hier wurde, wenn man der griechischen Sage glauben darf, die Göttermutter Hera (röm.: Juno) geboren und sie lebte hier auch zusammen mit ihrem Bruder und Ehemann Zeus (röm.: Jupiter).

Das Ufer des Flusses Imvrassos galt nach der Mythologie als Geburtsort der Hera und so wurde bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. mit dem Heraion von Samos einer der wichtigsten der Hera geweihten Tempelbezirke der panhellenistischen Zeit erbaut.

Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. wurde dann gegenüber dem Hera-Heiligtum ein größerer Tempel erbaut, der allerdings wenige Jahre später vermutlich durch ein Erdbeben zerstört und daher neu erbaut wurde. Er war mit seinen 155 Säulen damals der größte Tempel Griechenlands und die einzige heute noch aufrecht stehende Säule, von der allerdings nur noch etwa die Hälfte vorhanden ist, stammt von diesem Tempel.

Im Laufe der Jahrhunderte erlebte das Heraion insgesamt 6 oder 7 Bauphasen, auch während der Römerzeit wurden Erweiterungen errichtet, Schäden ausgebessert, Marmorverkleidungen angebracht und die bis nach Pythagorion führende, knapp 5 km lange Heilige Straße gepflastert. Ein Thermenkomplex und eine kleine Siedlung entstanden im 3. Jahrhundert n. Chr. und später eine frühchristliche Basilika.

Nach der byzantinischen Zeit wechselte Samos immer wieder seine Herrschaft, Piraten beherrschten die Ostägais, und so wurde auch das Heraion aufgegeben und geplündert, so dass man sich die ehemalige Wirkung dieser Anlage nur noch anhand der wenigen Säulenreste und Gebäudegrundrisse vorstellen kann.

Zusammen mit der antiken Stadt Pythagorion gehört das Heraion zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es gibt ein Kombiticket mit dem Tunnel des Eupalinos.

Lage: Ireon, Samos 831 03 (ca. 7 km südwestlich von Pythagorion, kurz vor Ireon nach links abbiegen)

Link: odysseus.culture.gr/h/2/eh251.jsp?obj_id=572

Pythagorion (Samos)

In der Antike lag die Inselhauptstadt, die genauso wie die Insel Samos hieß, noch hier an der Südwestküste, in unmittelbarer Nähe des wichtigsten Hera-Heiligtums von Ireon.

Während der Herrschaft des Tyrannen Polykrates (538 bis 522 v. Chr.) stand hier die große antike Stadt Samos, die sehr wohlhabend wurde und deren Reste heute zum Teil freigelegt sind. Nach der Eroberung durch die Perser verfiel die Stadt aber zusehends.

Während der römischen Epoche erreichte Samos eine weitere Blütezeit und es entstanden Villen, Thernemanlagen und ein Theater wurden gebaut.

Auch während der byzantinischen Zeit war Samos ein wichtiger Handelshafen vor der kleinasiatischen Küste, allerdings verlor es während der osmanischen Zeit seine Bedeutung und wurde durch die neue Hauptstadt Chora an der Nordküste abgelöst.

Erst ab etwa 1859 wurde auf den Ruinen des antiken Samos das Dorf Tigani neu errichtet, das ab 1955 nach Pythagoras, dem genialen griechischen Philosophen und Mathematiker, benannt wurde.

Auch heute ist der schöne Hafen von Pythagorion der Mittelpunkt des Ortes. Entlang der Hafenpromenade und in den Gassen von Pythagorion lässt es sich gut einkaufen und die vielen Restaurants sind meist gut besucht.

Lage: Pythagorio, Samos 831 03 (ca. 14 km südlich von Samos-Stadt)

Link: odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=8941

Römische Thermen in Pythagorion

Die Thermen der antiken Stadt Samos wurden unter der Herrschaft der Römer an einen hellenistischen Sportkomplex angebaut.

Von der römischen Thermenanlage aus dem 2. Jhdt. n. Chr. kann man noch einige gut erhaltene Reste der Hypokausten erkennen. Auch Bodenmosaike und Sarkophage sind aus dem ausgedehnten Gelände zu finden.

Im Eingangsbereich der Thermenanlage befanden sich zunächst die Umkleideräume (apodyterium). Im Norden lag das frigidarium mit einem Kaltwasserbecken und einem achteckigen Wasserbecken, die Warmbereiche (caldarium und tepidarium) wurden zusammen mit der Heizanlage und den Hypokausten an der Südseite angelegt. Es gab auch eine überwölbtes Gebäude, das als Saunabereich (sudatorium) diente. Reste der marmorverkleideten Wände und der Bodenmosaike kann man heute noch auf dem Gelände finden.

Die Bäder wurden an einen bereits bestehenden Sportkomplex aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. angebaut, der aus einem Wettkampfstadium (stadium), einer Ringkampfarena (palestra) und einem Sportplatz (gymnasium) bestand und der zu den größten der griechischen Antike gehörte.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde der nördliche Teil der Thermen zu einer Basilika umgewandelt, wobei man den runden Saunabereich in ein Taufbecken umwandelte.

Der Thermenkomplex gehört zusammen mit der antiken Stadt Samos und dem Heraion zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eintritt.

Lage: Odos L. Logotheti, Pythagorio, Samos 831 03 (direkt an der Straße zwischen dem Flughafen und Pythagorion)

Archäologisches Museum von Samos

Die archäologischen Funde der Insel Samos werden gleich in 2 Gebäuden ausgestellt. Da das „alte“ Museum zu klein wurde, wurde direkt daneben 1987 das „neue“ Museum eröffnet, in dem v. a. die Funde aus dem Heraion angemessen präsentiert werden können.

Dieses absolut sehenswerte Museum stellt in den beiden Museumsteilen archäologische Funde von der prähistorischen bis zur römischen Zeit aus, aber vor allem die Fundstücke aus dem Tempel der Hera in Ireon.

Zu den wichtigsten Stücken im Neubau gehören die sogenannte „Genelos-Gruppe“ und die fast 4,8 Meter hohe Kouros-Statue, die beide aus dem Heraion und aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammen.

Im Altbau kann man auch Votivgaben aus Holz oder Elfenbein aus den weiteren Ausgrabungen der Insel sehen. Die in einem weiteren Raum ausgestellten Protome, Bronzekessel mit ungewöhnlichen Greifenfüßen und -köpfen, gab es nur auf Samos.

Moderate Eintrittsgebühr.

Lage: Gimnasiarchou Κatevaini, Samos, Samos 831 00 (am Stadtpark, am nordöstlichen Ende der Fußgängerzone Kapetan Katavani)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3311

Roman Villa (Domus Romana)

Die Mosaikböden im Peristyl der Roman Villa (römisches Haus) von Rabat sind wirklich außergewöhnlich schön und detailliert und wurden von wahren Meistern ihres Fachs hergestellt.

Dieses römische Stadthaus aus dem Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurde im 19. Jhdt. freigelegt und ist heute zu einem Museum umgestaltet worden. Wunderschöne Bodenmosaike im Erdgeschoss und viele römische Alltagsgegenstände erzählen heute über das Leben auf der Insel in der Römerzeit. Eintrittsgebühr.

Lage: Museum Esplanade/Wesgha tal-Muzew, Rabat (im Norden von Rabat)

Links: heritagemalta.org/domvs-romana; www.visitmalta.com/de/info/domus-romana

Asklepieion von Kos

Die in einem Zypressenhain gelegene Anlage mit herrlichem Blick auf die Küste Kleinasiens wurde erst Anfang des 20. Jhdts. entdeckt und restauriert.

Der Grundstein dieses großen antiken Therapiezentrums und der Medizinschule wurde gegen Ende des 4. Jhdts. v. Chr. gelegt, nach dem Tod des Arztes Hippokrates (ca. 460-375 v. Chr.). In den 3 Ebenen, die durch breite marmorne Freitreppen miteinander verbunden sind, findet man Reste eines Asklepios-Tempels (Gott der Heilkunde), eines Opfer-Altars und von Säulenhallen, die auch in der römischen Zeit genutzt wurden.

Unterste Ebene: in der von Säulen umstandenen hufeisenförmige Stoa war vermutlich die Medizinschule untergebracht, östlich davon lagen die römischen Thermen (3. Jhdt. n. Chr.). Die Arkaden wurden in römischer Zeit in die Stützmauer zur mittleren Ebene eingebaut. In einer Mauernische auf der rechten Seite der Freitreppe wurde ein Xenophon-Tempel eingelassen, links von der Treppe befindet sich eine Quelle mit einem Bild des Hirtengottes Pan.

Mittlere Ebene: ein Marmoraltar gleich gegenüber der Freitreppe ist das wohl älteste Bauwerk der Anlage (4. Jhdt. v. Chr.), links daneben wurden 7 korinthische Säulen eines Apollo-Tempels aus dem 2. Jhdt. n. Chr. wieder aufgerichtet, auf der rechten Seite befindet sich vor dem Abaton, der Residenz der Priester, ein kleiner ionischer Asklepion-Tempel (3. Jhdt. v. Chr.), von dem noch 2 Säulen aufrecht stehen.

Obere Ebene: hier befindet sich der jüngere, große dorische Tempel des Asklepios (2. Jhdt. v. Chr.), umgeben von einer großen hufeisenförmigen Stoa. Ein Säulenrest des Tempels wurde in frühchristlicher Zeit in einen christlichen Altar umgewandelt, der heute noch steht.

Eintrittsgebühr. Kombiticket mit Casa Romana und Archäeologischem Museum in Kos-Stadt.

Lage: Asklepeion, Kos 85 300 (etwa 4 km südwestlich von Kos-Stadt, bei Platani)

Link: odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=2395

Westliche Ausgrabungen in Kos-Stadt

In den westlichen Ausgrabungen findet man mehrere gut erhaltene Mosaike, die Motive der griechischen Mythologie zeigen und die sehr sehenswert sind. Auch das von außen unscheinbar wirkende Nymphäum muss man unbedingt ansehen!

In diesem großen Ausgrabungsareal am Rande der Altstadt gibt es einige Highlights zu entdecken: Eines der schönsten Gebäude ist das Nymphaion, ein viereckiger Bau aus dem 3. Jhdt. n. Chr., dessen Mauern komplett rekonstruiert wurden. Ins Innere kann man zwar nur durch ein vergittertes Fenster schauen, doch dahinter öffnet sich ein wunderschöner, üppig mit Mosaiken, Brunnen und Statuen dekorierter Innenhof in fast maurisch wirkendem Stil. Daher kam man lange nicht darauf, dass es sich bei diesem Gebäude „nur“ um eine antike öffentliche Toilette handelte.

Westlich des Nymphaion, auf der anderen Seite des im 3. Jahrhundert n. Chr. angelegten Decumanus Maximus und des Cardo Maximus mit noch gut zu erkennenden Karrenspuren und Gehsteigen, stehen die Ruinen der Westthermen aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., in die in byzantinischer Zeit eine Basilika gebaut wurde. Anschließend folgen die 17 (von ehemals 81) wiederaufgebauten Säulen des Xysto, der Säulenhalle des Gymnasion, die noch aus hellenistischer Zeit, d.h. aus dem 2. Jhdt. v. Chr., stammen.

Zu den wichtigsten und bekanntesten Mosaiken dieser Ausgrabungsstätte, die größtenteils aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. stammen, gehören „Das Urteil des Paris“ (am nördlichen Rand der Ausgrabungen) und „Die Entführung der Europa“ im östlichen Teil, nahe der ehemaligen Akropolis. Außerdem findet man noch ein Mosaik mit Gladiatorenmotiven und das eines antiken „Briefboten“

Der Eintritt ist frei.

Lage: an der Leoforos Grigoriou V, Kos-Stadt, Kos 853 00

Archäologisches Museum von Kos

Das Gebäude des Archäologischen Museums stammt aus italienischer Zeit und wurde 1936 im Stil einer römischen Villa erbaut. Nach fast 4jähriger Renovierung wurde das Museum im September 2016 wiedereröffnet.

Im archäologischen Museum von Kos sind die bedeutendsten koischen Funde aus klassischer, hellenistischer und römischer Zeit ausgestellt.

Eines der schönsten Stücke erwartet einen gleich im Innenhof: ein sehr gut erhaltenes römisches Mosaik aus dem 3. Jhdt. n. Chr., das Asklipios, den Gott der Heilkunde, bei seiner Ankunft auf Kos zeigt. Hinter einem Felsen wird er von Hippokrates erwartet, während ihn rechts ein koischer Bauer begrüßt.

Außerdem sehenswert sind unter anderem eine römische Statue der Hygieia, der griechischen Göttin der Gesundheit, eine imposante Statue des Hippokrates aus dem 4. Jhdt. v. Chr. und ein sitzender Götterbote Hermes, mit geflügeltem Helm und Stiefeln.

Eintrittsgebühr. Kombiticket mit Casa Romana und Asklepieion.

Lage: Platia Elefteria, Kos-Stadt, Kos 853 00 (am Nordende der Platia Eleftherias)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh155.jsp?obj_id=3410

National Roman Legion Museum Caerleon

Im Legionary Museum kann man eine bemerkenswerte Sammlung an gut erhaltenen Ausgrabungsfunden, z.B. eindrucksvolle Mosaiküberreste des Badehauses, aus dem römischen Caerleon bewundern.

Lage: High Street, Caerleon, Newport NP18 1AE (in der Ortsmitte)

Link: museum.wales/roman

Prestatyn Roman Bath House

In Prestatyn befanden sich bereits während der Römerzeit um 70 n. Chr. eine Siedlung und eine römische Militärstation, die zur 20. Legion (Legio XX Valeria Victrix) in Chester gehörte. Reste eines Badehauses und mehrerer Gebäude wurden in den 1930er-Jahren entdeckt, aber erst 1984 archäologisch ausgegraben.

Prestatyn liegt direkt an der Irischen See in der Nähe der Mündung des River Dee und zudem an der Römerstraße, die zwischen den heutigen Orten Chester (Deva Victrix) und Caernarfon (Segontium) verlief. Durch die Blei- und Silbervorkommen bei Meliden entstand hier um etwa 70 n. Chr. eine Militärstation mit Zivilsiedlung, in der wohl auch Metall verarbeitet wurde und die bis mindestens zum Ende des 3. Jahrhunderts römisch war.

Das kleine Badehaus entstand um 120 n. Chr. und wurde um 150 n. Chr. erweitert. Es besteht ganz klassisch aus drei hintereinanderliegenden Räumen: einem Frigidarium, in dem man sich umkleidete und in dem ein Kaltwasserbecken Abkühlung bot, einem Tepidarium mit mäßiger Temperatur und einem Caldarium, in dem man schwitzte und sich mit Öl und einem Strigilis den Schmutz von der Haut schaben konnte. Die Reste der Hypokausten und den Heizraum außerhalb des Caldariums kann man noch gut erkennen.

Bei den Ausgrabungen wurden auch Broschen und Keramik aus der Zivilsiedlung gefunden, die bis ins 4. Jahrhundert reichen. Der Stempel, mit dem hier gefundene Fliesen gekennzeichnet waren (LEG XX VV und die Darstellung eines Ebers), weist darauf hin, dass diese von der Legio XX Valeria Victrix in Holt bei Chester hergestellt wurden.

Lage: 42 Melyd Avenue, Prestatyn LL19 8RT

Link: atprestatyn.co.uk/out-about/history-and-heritage/

St. Pauls Catacombs

Der aus vielen Räumen, Korridoren und Grabnischen bestehende Komplex wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. als Versammlungsort aber auch als Grabstätte verwendet.

In diesen Katakomben soll der Apostel Paulus während seines Aufenthalts im Jahre 59/60 n. Chr. auf Malta gelebt und gepredigt haben. Mehrere, aus dem Fels herausgehauene Agapetische zeugen vom Leben der christlichen Gemeinde. Doch die Katakomben dienten nicht nur als Wohn- und Versammlungsorte, auch die Toten wurden hier begraben.
Lage: St. Agatha Street/Triq Sant Agata, Rabat

Link: heritagemalta.org/museums-sites/st-pauls-catacombs

Roman Baths in Bath (Aquae Sulis)

Die heißen Quellen von Bath sprudeln mit ungefähr 46,5 °C aus dem Boden. Sie sind mit rund 30 verschiedenen Mineralien angereichert. Schon um 500 v. Chr. war die Quelle als heilkräftig bekannt.

Um 54 n. Chr. gründeten die Römer am Ufer des Avon die Siedlung Aquae Sulis und bauten, neben einem Minerva-Tempel, die „Roman Baths“, ein Thermalbad mit Kalt- und Warmwasserbecken, Wasserleitungen und Hypocausten. Die heute sichtbaren, erstaunlich gut erhaltenen Ausgrabungen vermitteln einen guten Eindruck von der einstigen Größe der perfekt angelegten römischen Badeanlage.

Im 17. und 18. Jhdt. wurde Bath zu einem eleganten und beliebten Bade- und Kurort, verlor aber im 19. Jahrhundert an Bedeutung. Doch seit 2005 gibt es mit dem „Thermae Bath Spa“ wieder einen modernen Wellness- und Beautykomplex.

Seit 1987 gehört die Altstadt von Bath zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Lage: Roman Baths, Stall Street, Bath BA1 1LZ (Eingang über die Abbey Church Yard im Zentrum von Bath)

Link: romanbaths.co.uk