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Römisches Theater von Verona

Das Römische Theater von Verona, das in den Hang des San Pietro-Hügels eingebaut wurde, bietet heute einen spektakulären Blick über den Fluss bis zur Altstadt von Verona. Es wird wegen seiner hervorragenden Akustik auch heute noch für Aufführungen und Musikveranstaltungen genutzt.

Das römische Theater, das vorwiegend für Theaterschauspiele, aber auch für religiöse Zeremonien genutzt wurde, wurde etwa 20 v. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Augustus begonnen und etwa 50 n. Chr. vollendet. Nach der teilweisen Zerstörung (vermutlich durch Erdbeben oder Hochwasser) und dem anschließenden Verfall wurde es etwa ab dem 10. Jahrhundert n. Chr. mit Privathäusern und sakralen Gebäuden überbaut.

Das für etwa 6000 bis 7000 Zuschauer ausgelegte Theater war in den natürlichen Hang des San Pietro-Hügels eingebaut und ist Teil des aus mehreren Terrassen mit einem Höhenunterschied von etwa 60 Metern bestehenden Theaterviertels, zu dem neben dem südlich des Theaters gelegenen Odeum auch ein Nymphäum und ein an der Spitze des Hügels gelegener Tempel gehörte. Die Fassaden und Ränge waren mit verschiedenfarbigen Marmorplatten verkleidet und mit Statuen geschmückt.

Die in 3 Ränge mit je 6 Sektoren (cunei) eingeteilten halbkreisförmigen Zuschauerreihen hatten einen Durchmesser von etwa 110 Metern. Die ursprünglich etwa 25 Stufen der unteren Zuschauerreihen (ima cavea), von denen heute die unteren 12 Reihen bestuhlt sind, sind noch gut zu erkennen, die vermutlich je 12 Reihen des mittleren und oberen Ranges (media cavea, summa cavea) wurden durch spätere Bauten zerstört und sind heute nicht mehr zu identifizieren. Der über der Cavea liegende obere Bereich des Theaters wurde von einem Arkadenumgang mit mehreren dahinterliegenden Terrassen und einem Nymphäum abgeschlossen.

Die vor den Zuschauerrängen liegende etwa 30 Meter breite orchestra wurde nach vorne vom etwa 71,5 Meter breiten Bühnengebäude (scaena) begrenzt, das 3 Eingänge für die Darsteller besaß. Zum Fluss hin war das Theater durch eine monumentale Mauer gegen Hochwasser geschützt. Sowohl vom Bühnengebäude als auch von der Hochwassermauer sind heute nur noch Reste vorhanden.

Das Gelände wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von einem Veroneser Kaufmann erworben, der viele der baufälligen Häuser abreißen ließ und während seiner auf eigene Kosten veranlassten archäologischen Ausgrabungen das gesamte Theater freilegte. 1904 wurde das Theatergelände von der Stadt gekauft, die weitere Ausgrabungen durchführte und das Theater bis 1914 umfassend rekonstruierte. Dabei konnte der untere Bereich fast komplett und der mittlere Bereich mit den Stützkonstruktionen im Süden und Norden und den Bögen des Arkadenumgangs teilweise rekonstruiert werden. Nur die Überbauung des Theaters im Bereich des Klosters der Jesuaten und der Chiesa dei Santi Siro e Libera blieb dabei vom Abriss verschont.

Der Zugang zum Römischen Theater ist während der Öffnungszeiten über das Archäologische Museum gegen Eintritt möglich. In der Sommersaison finden regelmäßige Musik- und Theateraufführungen statt.

Lage: Teatro Romano di Verona, Lungadige Re Teodorico 2, 37129 Verona

Links: museoarcheologico.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=43449; turismo.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=35665

Archäologisches Museum im Römischen Theater

Das Archäologische Museum von Verona ist in zweierlei Hinsicht sehenswert: zum einen beherbergt es die Archäologische Sammlung von Verona mit interessanten Funden aus römischer und etruskischer Zeit, zum anderen kann man hier die Reste des römischen Theaters bewundern.

Das Archäologische Museum wurde 1924 von der Stadt Verona gegründet und erstreckt sich auf mehreren Ebenen am San Pietro-Hügel. Vom Eingang des Museums, der sich im Palazzo Fontana befindet, gelangt man zunächst ins Römische Theater und von dort aus über die Kirche Chiesa di San Girolamo und mehrere Terrassen zum Komplex des Convento dei Gesuati (Kloster der Jesuaten), der im 15. Jahrhundert errichtet wurde.

Das Museum zeigt vor allem Funde aus römischer und etruskischer Zeit aus Verona und der Umgebung, dies sich in mehreren Gebäuden und auf mehreren Ebenen verteilen. Im ehemaligen Palazzo Fontana, in dem der Eingang des Museums liegt, befinden sich die Überreste des Bühnengebäudes aus dem römischen Theater. Daran schließt sich im Außenbereich der Zuschauerraum (cavea) an, über dessen Sitzreihen man zur 3. Ebene gelangt. Hier lag das Torhaus des Klosters der Jesuaten, in dem heute Weihealtäre und Grabsteine ausgestellt sind.

Weiter geht es von dort zur 4. Ebene im Untergeschoss des ehemaligen Klosters. Hier werden im überdachten Innenhof und im ehemaligen Refektorium Bronze- und Marmorskulpturen ausgestellt, während in den ehemaligen Klosterzellen Sammlungen von römischen und etruskischen Bronzen, Gläsern und Keramik zu sehen sind. Im Kreuzgang und auf der Panoramaterrasse befinden sich dann Epigraphen und Grabdenkmäler und in der Kirche San Girolamo Fresken und römische Mosaike.

In der 5. Ebene im Obergeschoss des Klosters kann man Funde aus dem römischen Verona betrachten, die aus den Nekropolen, vom Gavierbogen, dem Amphitheater, dem Theater und dem Heiligtum der Isis und Serapis stammen, wie z.B. Mosaike mit Darstellung von Gladiatoren und Wagenlenkern, Statuen, Inschriften aber auch Modelle, Gemälde oder Karten.

Das Archäologische Museum im Römischen Theater von Verona ist täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet, mit der Verona Card ist der Eintritt kostenlos.

Lage: Museo Archeologico al Teatro Romano, Regaste Redentore 2, 37129 Verona

Links: turismo.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=36103museoarcheologico.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=42704&lang=en

Ponte Pietra

Der Bau der Ponte Pietra an einer Furt über die Etsch ermöglichte die Entstehung von Verona als Knotenpunkt zwischen der Provinz Italia und der Provinz Gallia Cisalpina. Die Brücke war einer der wichtigsten Flussübergänge und wurde daher im Laufe ihrer über 2000-jährigen Geschichte immer wieder aufgebaut und erneuert.

Bereits in prähistorischer Zeit gab es an dieser Stelle eine Furt und später eine erste Holzbrücke über die Etsch. In römischer Zeit wurde diese dann durch die Ponte Pietra ersetzt, auch heute noch eine wichtige Verbindung der Altstadt mit dem am Ostufer der Etsch gelegenen San Pietro-Hügel und dem römischen Theaterbezirk. Da die Brücke nicht wie die flussabwärts gelegene Pons Postumius auf das römische Straßennetz und die Via Postumia ausgerichtet war, muss sie bereits vor der Ernennung Veronas zu einer römischen Kolonie, also vor dem Jahr 89 v. Chr., errichtet worden sein.

Die aus Stein erbaute Brücke bestand zunächst aus 4 Bögen, war etwa 92 Meter lang und besaß mehrere Öffnungen in den Brückenpfeilern, durch die das Hochwasser besser abfließen konnte. Trotzdem stürzte die Brücke sowohl im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. aber auch im Mittelalter mehrmals ein, wurde aber immer wieder aufgebaut, so dass sie heute mit ihren nunmehr 5 Bögen eine bunte Mischung aus verschiedenen Epochen bildet.

Der Torturm, der heute den Eingang zur Altstadt bildet, wurde im späten 13. Jahrhundert n. Chr. angefügt. Aus dem Mittelalter stammen auch der Torturm auf der gegenüberliegenden Seite und die an die Brückenwangen angefügten winzigen Häuser und Läden, die jedoch heute verschwunden sind. Ihren heutigen Namen Ponte Pietra, d.h. Steinbrücke oder auch Ponte di San Pietro, erhielt sie im Mittelalter.

Während des 2. Weltkriegs wurde die der Altstadt zugewandte Hälfte der Brücke zwar im Jahr 1945 von den Deutschen gesprengt, aber ab 1956 aus den Originalsteinen wieder aufgebaut. Der aus römischer Zeit stammende östliche Teil ist dabei gut an den hellen Kalksteinen erkennbar, während der überwiegend aus rötlichen Ziegeln restliche Teil der Brücke aus dem 13. und 16. Jahrhundert stammt.

Die Brücke ist seit ihrem Wiederaufbau für den Autoverkehr gesperrt, aber für Fußgänger passierbar.

Lage: Ponte Pietra, 37100 Verona

Link: turismo.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=40871

Forum von Verona

Vom römischen Forum von Verona ist heute nicht mehr viel zu sehen, allerdings gibt es rund um den Platz, auf dem sich einst das öffentliche Leben abspielte, noch einige versteckte Hinweise auf die römische Vergangenheit zu entdecken.

An der Stelle der Piazza delle Erbe, dem „Kräuterplatz“ und heutigen zentralen Marktplatz von Verona, kreuzten sich die beiden Hauptstraßen der Stadt, der Decumanus Maximus und der Cardo Maximus. Hier wurde Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. das römische Forum errichtet, das etwa genauso lang wie der heutige Platz war, wohl aber etwa doppelt so breit.

An der Nordseite des Forums lagen das Kapitol und die Basilika, an den anderen Seiten gab es wohl eine Curia, Tempel und Forumsthermen, von denen aber heute – bis auf einige wiederverwendete römische Spolien an den umliegenden Gebäuden – nur noch wenige Reste erhalten geblieben sind.

Die als Wahrzeichen Veronas geltende Madonnenstatue, die auf einer Säule der Fontana di Madonna steht, wirkt zwar auf den ersten Blick überhaupt nicht römisch, das Brunnenbecken und der Torso der Statue stammen jedoch aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. – wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass das Wasserbecken vermutlich aus den Thermen wiederverwendet und sowohl der Kopf als auch die Arme erst später, nämlich im Mittelalter, zur Statue hinzugefügt wurden.

An der Dachbrüstung des aus dem 17. Jahrhunderts stammenden Palazzo Maffei befinden sich Statuen der römischen Götter Herkules, Jupiter, Venus, Merkur, Apollo und Minerva und erinnern an das römische Erbe, während der vor dem Palast auf einer Säule stehende Markuslöwe, aber auch der Gardello-Turm und der mächtige Lamberti-Turm auf die 400-jährige Zugehörigkeit Veronas zur Republik Venedig verweisen.

Die Obst- und Gemüsestände, Kleidungs-, Handwerks- und Souvenirshops auf der Piazza delle Erbe sind täglich außer sonntags geöffnet.

Lage: Piazza delle Erbe, 37121 Verona

Link: turismo.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=35953

Porta Borsari

Die Porta Borsari war in der Antike der Hauptzugang zur Stadt und Teil der römischen Stadtmauern. Der Name des Tores stammt jedoch aus dem Mittelalter und geht auf die Bursarii zurück, die am Stadttor postierten Steuereintreiber, die hier den Zoll auf die von Händlern eingeführten Waren erhoben.

Um etwa 49 v. Chr., nach der Erhebung Veronas zum Municipium, wurde hier anstelle eines älteren Stadttors ein neues erbaut, das um 44 n. Chr. von Kaiser Claudius mit einer monumentalen Außenfassade versehen und von Kaiser Gallienus laut einer Inschrift im Jahr 265 n. Chr. renoviert wurde.

Zusammen mit der Porta Leoni im Südosten bildete die Porta Borsari eines der Stadttore der rund 1 Kilometer langen Stadtmauern. Das im Nordwesten der Stadt gelegene Tor war dabei der Hauptzugang von der Fernhandelsstraße Via Postumia und gleichzeitig Beginn des Decumanus Maximus, der Hauptstraße der Stadt.

In römischer Zeit war das Tor noch als Porta Iovia (Jupitertor) bekannt, da es in der Nähe eines außerhalb der Stadtmauern gelegenen Tempels für Jupiter Lustralis lag. Seinen heutigen Namen erhielt es erst im Mittelalter, als hier die Wachsoldaten (bursarii, Kurzform für gabellieri con la borsa, d.h. Steuereintreiber mit dem Geldbeutel) von den Händlern die Abgaben auf die eingeführten Waren eintrieben.

Das mit einer dreigeschossigen Fassade aus Marmor und weißem Sandstein gestaltete Stadttor mit 2 Tordurchgängen und insgesamt 12 Fenstern war insgesamt knapp 14 Meter hoch, während die beiden Durchgangstore 3,9 Meter hoch und 3,6 Meter breit waren. Es besaß ursprünglich einen Innenhof, der aber heute verschwunden ist. Auch die zwei ursprünglich seitlichen Wachtürme fehlen heute, da sie in die Mauern der umliegenden Häuser integriert wurden. Die Außenseite, die heute noch gut erhalten ist, war mit Halbsäulen und Statuen reich verziert.

Auch heute noch bildet die Porta Borsari den Hauptzugang in die Altstadt von Verona und ist frei zugänglich.

Lage: Porta Borsari, Corso Porta Borsari 57A/Ecke Via A. Diaz, 37100 Verona

Link: turismo.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=35663

Arena von Verona

Die Arena von Verona ist nach dem Kolosseum in Rom das wohl bekannteste antike Amphitheater der Welt. Seine Akustik wurde so perfekt berechnet, dass die Aufführungen auch heute noch ohne technische Verstärkung auskommen können.

Die südwestlich außerhalb der Stadt gelegene Arena von Verona wird auf die Zeit um 30 n. Chr. geschätzt (vermutlich in der Regierungszeit von Kaiser Tiberius) und ist somit etwa 50 Jahre älter als das Kolosseum in Rom. Nach diesem und dem Amphitheater in Capua ist es das drittgrößte römische Amphitheater und das heute wohl am besten erhaltene überhaupt. Es wurde bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. genutzt und dann in die Stadtmauer integriert.

Das Amphitheater wurde vorwiegend für Gladiatorenspiele und Wettkämpfe, aber auch für Tierhatzen und Hinrichtungen errichtet und wurde auch nach dem Untergang des Römischen Reiches für Stierkämpfe, Turniere, Theater- oder Zirkusvorstellungen weitergenutzt. Im Mittelalter wurde das Gebäude mit den labyrinthartigen Gängen gemieden und bot sogar Kriminellen und Prostituierten Unterschlupf. Erst seit dem 16. Jahrhundert fanden systematische Restaurierungen statt.

Das ursprünglich etwa 123 x 155 Meter große Amphitheater mit elliptischem Grundriss bestand aus 4 Gebäuderingen, die eine etwa 76 x 44 Meter große Arena umschlossen, und bot in der Antike Platz für etwa 30.000 Zuschauer. Der Zuschauerraum (cavea) war in 4 Sektoren unterteilt und besaß 45 Sitzreihen, in denen die Plätze sogar nummeriert waren.

Vom dreistöckigen und knapp 31 Meter hohen äußeren Fassadenring, der einst das Gebäude umgab, sind heute nur noch die 4 Bögen der „Ala“ (Flügel) erhalten, da dieser im 6. Jahrhundert n. Chr. unter dem Ostgotenkönig Theoderich abgerissen und für den Bau einer Stadtmauer verwendet wurde.

Die heutige zweistöckige Außenfassade, der ursprünglich dritte Ring des Bauwerks, wirkt mit den 72 Arkadenbögen aus abwechselnd weißem und rosafarbenem Kalkstein, einer Fläche von immerhin noch 109 x 138 Metern und gut 24 Metern Höhe aber immer noch imposant. Die antiken Sitzreihen sind noch so gut erhalten, dass sie heute noch für Aufführungen genutzt werden.

Die Opernfestspiele von Verona, für die anlässlich des 100. Geburtstags von Guiseppe Verdi erstmals am 10. August 1913 dessen opulente Oper Aida inszeniert wurde, verwandeln die antike Arena, in der bis zu 22.000 Zuschauer Platz finden, seitdem jeden Sommer zur berühmtesten Freilichtoper der Welt. Sie bietet aber auch Rockkonzerten oder klassischen Konzerten eine perfekte Bühne.

Die Arena von Verona ist zur Besichtigung von November bis März täglich außer montags geöffnet. Während der Saison von April bis Oktober wird die Arena an den Veranstaltungstagen (vor allem an den Wochenenden) bereits mittags oder nachmittags geschlossen und es gelten dann die Preise für die jeweiligen Veranstaltungen. Auch wenn der Eintrittspreis ziemlich hoch ist, lohnt sich der Besuch allemal! Mit der Verona Card erhält man kostenlosen Zutritt zu mehreren Sehenswürdigkeiten der Stadt und in der Wintersaison ist der Eintritt an jedem ersten Sonntag des Monats stark verbilligt.

Lage: Arena di Verona, Piazza Brà 1, 37121 Verona

Links: www.arena.it/de/; museomaffeiano.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=69387&lang=en; turismo.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=35664

Gavierbogen

Der Gavierbogen, der von einer der bedeutendsten Familien im römischen Verona gestiftet wurde, ist einer der wenigen antiken Ehrenbögen, von denen auf Inschriften nicht nur die Familienangehörigen, sondern sogar der Architekt namentlich erwähnt sind.

Der Ehrenbogen, der außerhalb der Stadt errichtet wurde und den Beginn der Via Postumia markierte, wurde um 50 n. Chr. von der Familie der Gavier gestiftet, einer der bedeutendsten Familien Veronas. Er wurde laut zweier Inschriften vom römischen Architekten Lucius Vitruvius Cerdo errichtet. Diese war ein Freigelassener des Lucius Vitruvius, der wohl aus der gleichen Familie stammt wie der im 1. Jahrhundert v. Chr. lebende berühmte römische Architekt Marcus Vitruvius Pollio (Vitruv).

Der aus weißem Kalkstein errichtete Ehrenbogen war 12,7 Meter hoch, 11 Meter breit und 6 Meter tief und hatte auf den beiden Hauptseiten jeweils einen etwa 8,4 Meter hohen und 3,5 Meter breiten Durchgang mit seitlich angebrachten Nischen, in denen Statuen der Familienangehörigen standen. Das Bauwerk, das von korinthischen Säulen und Flachreliefs mit Pflanzenmotiven eingerahmt wurde, war auf jeder Seite einem Familienmitglied gewidmet, von denen Caius Gavius Strabo, Marcus Gavius Macro und Gavia noch überliefert sind.

Der Bogen war im Mittelalter Teil der Stadtbefestigung und wurde später in das Castelvecchio integriert. Um 1805, in napoleonischer Zeit, wurde der Bogen jedoch abrissen, da er als Verkehrshindernis galt.

Aus den eingelagerten und wiederentdeckten Steinen wurde er dann aber 1932 in der Nähe seines ursprünglichen Standorts mithilfe von noch vorhandenen Zeichnungen rekonstruiert. Auch die Reste des römischen Straßenpflasters aus schwarzem Basalt, in dem die Einkerbungen von Wagenrädern noch gut sichtbar sind, wurden dabei wieder eingesetzt. Der Originalstandtort direkt vor dem Castelvecchio wurde mit weißen Steinen im Kopfsteinpflaster des Corso Castelvecchio markiert.

Der Gavierbogen ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Arco dei Gavi, Corso Cavour, 37122 Verona

Link: turismo.comune.verona.it/nqcontent.cfm?a_id=35662

Amphitheater Militärstadt Carnuntum

Das Amphitheater war Teil der Militärstadt des Legionslagers Carnuntum und war für militärische Zwecke und zur Unterhaltung der Soldaten bestimmt. In der Lagerstadt selbst gab es neben den Wohngebäuden der Soldatenfamilien, Werkstätten und Händlerhäusern auch den Statthalterpalast, einen Übungsplatz, einen Tempelbezirk und eine Thermenanlage.

Bereits um das Jahr 6 n. Chr. errichtete Kaiser Tiberius in der Gegend von Carnuntum ein befestigtes Winterlager, das zwischen 41 und 54 n. Chr. unter Kaiser Claudius zu einem etwa 3,4 Hektar großen stationären Holz-Erde-Lager ausgebaut wurde, in dem die Legio XV Apollinaris mit ca. 6.000 Mann stationiert war. Ab 70 n. Chr. wurde das Lager dann nach und nach durch Steinbauten ersetzt und auf 17,5 Hektar vergrößert. Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde unter Kaiser Domitian westlich des Lagers ein Auxiliarkastell für eine Reitereinheit von ca. 500 Mann errichtet. Auch die Militärstadt (canabae legionis) und das Amphitheater des Lagers stammen aus dieser Zeit.

Zwischen 103 und 107 n. Chr., nach der Teilung Pannoniens unter Kaiser Trajan, wurde Carnuntum zum Sitz des Statthalters der Provinz Oberpannonien (legatus Augusti pro praetore), dessen Palast sich ebenfalls in der Lagerstadt befand. Ab 114 n. Chr. bis zum Ende der römischen Anwesenheit war die Legio XIIII Gemina hier stationiert und Carnuntum wurde zu einem der wichtigsten Legionsstandorte der nördlichen Provinzen.

In Carnuntum fanden auch weitere wichtige Ereignisse statt, wie z.B. der Aufenthalt des Kaisers Marc Aurel während der Markomannenfeldzüge zwischen 171 und 173 n. Chr. oder 193 n. Chr. die Ausrufung von Septimius Severus zum Kaiser durch die pannonischen Truppen. 308 n. Chr. fand hier der Kaiserkongress statt und in der Spätantike wurde Carnuntum zudem Standort der Donauflotte. Unter Kaiser Valentinian I. lag hier 375 n. Chr. noch ein letztes Mal die zentrale Operationsbasis im Krieg gegen Quaden und Sermaten, bevor ein langsamer Niedergang in der gesamten Region einsetzte und das Lager im Laufe des 5. Jahrhunderts endgültig aufgegeben wurde.

Die Militärstadt (canabae legionis) erstreckte sich an 3 Seiten des Kastells und besaß eine Gesamtfläche von ca. 120 Hektar. Heute ist von den Gebäuden der Lagervorstadt nur noch das Amphitheater sichtbar. Auch vom Legionslager (castra) ist heute oberirdisch nichts mehr vorhanden, nur die Lage der Feldwege lässt noch Teile des Umrisses erkennen. Südwestlich des Lagers befand sich ein Übungs- und Exerziergelände (campus), auch die Lage des Palastes des Provinzstatthalters konnte westlich des Lagers an der Donau lokalisiert werden. Zudem wurden auf Luftbildern Gebäudeumrisse erkannt, die als Therme und Kultbezirke interpretiert werden können.

Das nordwestlich des Legionslagers gelegene Amphitheater wurde um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zunächst als Holzkonstruktion und um 70 n. Chr. als Steinkonstruktion neu errichtet. Die heutige Form mit einem Außenmaß von ca. 97 x 76,6 Metern, einer etwa 71,7 x 44 Meter großen Arena und Zuschauertribünen mit Holzsitzreihen erhielt es in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts. Es bot Platz für ca. 8.000 Personen und wurde zur Unterhaltung der Soldaten mit Gladiatorenspielen (munera) oder Tierhatzen (venationes), aber auch für Kampf- und Reiterübungen oder als Exerzierplatz genutzt.

Am westlichen Hauptzugang lagen Tierkäfige (carcer) und ein Nemesis-Heiligtum (nemeseum) – von hier aus betraten die Gladiatoren und auch die wilden Tiere die Arena. Auf der gegenüberliegenden Seite lag ein weiterer Zugang. An der Südseite gab es eine Ehrenloge (pulpitum), in der vielleicht der Statthalter die Spiele verfolgte, und auf der gegenüberliegenden Seite eine kleinere Loge für nicht ganz so wichtige Würdenträger. In der Mitte der Arena lag ein gemauertes Wasserbecken, dessen Funktion noch unklar ist, das aber vielleicht für die Reinigung und Entwässerung des Kampfplatzes errichtet wurde.

Ein Teil der Sitzreihen wurde heute mithilfe eines Stahlgerüsts rekonstruiert, dessen Außenfassade mit großflächig bedruckten Planen die antike Optik anschaulich visualisiert. Eine interessante Multimedia-Ausstellung „Gladiatoria Carnuntina – Welt der Arena“, die sich im hinteren Bereich des Kassenhäuschens befindet, erzählt anhand von Originalfunden und Spielszenen vom Alltag der Gladiatoren.

Das Amphitheater der Militärstadt ist von Mitte März bis Mitte November täglich geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Amphitheater der Militärstadt auch gültig für das Römische Stadtviertel und das Museum Carnuntium. Es finden in der Arena auch heute noch Veranstaltungen, Gladiatorenkämpfe oder Sommercamps statt.

Lage: Amphitheater Militärstadt, Wiener Straße 52, 2405 Bad Deutsch-Altenburg (direkt an der L167 zwischen Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/amphitheater

Forumspalast von Cividate Camuno

Das an der nordöstlichen Ecke des Forums gelegene Gebäude war ursprünglich ein Wohnhaus eines Angehörigen der lokalen Aristokratie, das in flavischer Zeit beim Bau des Forums einem öffentlichen Gebäude weichen musste.

Im Nordwesten der Stadt entstanden im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. zunächst Privatresidenzen wohlhabender Bürger. Das hier in einer ersten Bauphase errichtete Wohnhaus, das vermutlich einem reichen Aristokraten gehörte, war mit üppigen Mosaiken und Fresken ausgestattet und besaß ein zentrales Atrium.

Als Civitas Camunnorum dann im späten 1. Jahrhundert n. Chr. ein Forum erhalten sollte, wurde das Haus abgerissen und durch ein öffentliches Gebäude ersetzt, das direkt ans Forum anschloss und bis etwa 350 n. Chr. genutzt wurde. Die Fassade des etwa 80 Meter langen Gebäudes war dabei zum Forum hin mit Nischen versehen, in denen Statuen von Mitgliedern der kaiserlichen Familie und bedeutenden Bürgern der Stadt standen.

Der als Forumspalast bezeichnete Gebäudekomplex wurde 2004 entdeckt und 2008 ausgegraben. Dabei wurde eine Reihe von wertvollen Statuen und architektonischen Elementen aufgefunden, die heute im Archäologischen Museum Valle Camonica ausgestellt sind. Reste der Fresken des ursprünglichen Domus befinden sich ebenfalls im Museum.

Die 2011 abgeschlossenen Ausgrabungen des Forumspalastes sind nicht öffentlich zugänglich, aber gut von außen zu besichtigen.

Lage: Area Archeologica del Palazzo, Via Palazzo, 25040 Cividate Camuno

Archäologischer Park von Cividate Camuno

Das an den Santo Stefano-Hügel angelehnte Stadtviertel, das heute als Archäologischer Park für Besucher geöffnet ist, diente der Unterhaltung der Bevölkerung der Civitas Camunnorum. Hier lagen neben dem Amphitheater und dem Theater auch ein Heiligtum, die Gladiatorenschule und öffentliche Thermen.

Das Vergnügungsviertel der Civitas Camunnorum wurde um 50 n. Chr. am Fuße des Santo Stefano-Hügels im Norden der Stadt erbaut und bis etwa 350 n. Chr. genutzt. Es bestand aus einem Theater, einem Amphitheater und einer Gladiatorenschule, zu der ein Heiligtum und öffentliche Thermen für die Gladiatoren sowie Servicegebäude und Ställe für die Tiere gehörten.

Das 1984 entdeckte Amphitheater mit seinen Außenmaßen von etwa 74 x 65 Metern und einer Arena von 48 x 38 Metern gehört zu den am besten erhaltenen der Lombardei und hatte ein Fassungsvermögen von ca. 5.500 Zuschauern. Hier fanden unter anderem Kämpfe zwischen wilden Tieren und Tierhatzen (venationes), aber vor allem Gladiatorenkämpfe (munera) und Kämpfe von Sklaven oder Kriegsgefangenen auf Leben oder Tod statt. Der Haupteingang in die Arena befand sich im Norden, wo es auch einen Raum für gefährliche Tiere (carcer) gab.

Die öffentlichen Bäder wurden 1971 direkt neben dem Amphitheater entdeckt und wurden wohl vorwiegend von den Gladiatoren genutzt. Der Raum mit der halbrunden Apsis war vermutlich das Warmbad (caldarium), an das sich die weiteren Räume (tepidarium, frigidarium und apodyterium) und ein Schwimmbecken (natatio) anschlossen.

Das westlich des Amphitheaters gelegene Theater, dessen halbrunder Zuschauerraum (cavea) einen Durchmesser von etwa 56 Metern besaß, wurde in den natürlichen Hang des Santo Stefano-Hügels hineingebaut. Es war ein Veranstaltungsort für Komödien, Tragödien, aber auch für Versammlungen und Schauprozesse. Das 1972 entdeckte Theater wurde in den 1980er-Jahren teilweise ausgegraben. Heute sind mit den Umrissen des Bühnengebäudes und einigen Treppen nur noch etwa ein Drittel des Gebäudes sichtbar, da der ehemalige Zuschauerraum zwischenzeitlich mit mehreren Gebäuden überbaut wurde.

Ein Heiligtum (sacello), in dem vermutlich die Gladiatoren vor ihren Kämpfen den Göttern wie Herkules, Mars, Diana oder Nemesis Opfer brachten, um sich von ihnen Stärke, Mut oder Glück zu erbeten, und mehrere Servicegebäude befanden sich am südlichen Eingang, während sich die Wohnbaracken der Gladiatorenschule (ludus) im Westen befanden.

Die Gebäude, die in den 1990er-Jahren restauriert wurden, sind seit 2003 im etwa 20.000 Quadratmeter großen Gelände des Archäologischen Parks von Cividate Camuno für die Öffentlichkeit bei freiem Eintritt zugänglich. Schautafeln erklären die Funktionen der Gebäude und geben weitere Informationen zum Theater- und Amphitheaterkomplex und deren Funktionen. Der Archäologische Park ist täglich außer montags geöffnet; im Winter nur vormittags, zwischen April und Oktober samstags und sonntags auch nachmittags. Es werden auch Führungen angeboten und während der Sommermonate finden im Amphitheater regelmäßig Veranstaltungen und Konzerte statt.

Lage: Parco Archeologico del Teatro e dell’Anfiteatro, Via Mosé Tovini 1, 25040 Cividate Camuno

Archäologisches Museum Valle Camonica

Das archäologische Museum in Cividate Camuno widmet sich der Geschichte der römischen Stadt Civitas Camunnorum und der Romanisierung der Alpenregion. Im Innenhof des Museums befinden sich zudem noch Mauerreste eines römischen Wohnhauses.

Das 1981 eröffnete Museum, das sich ursprünglich auf der anderen Seite des Flusses in der Via Roma befand und im Laufe der Jahre zu klein geworden war, wurde Mitte 2021 im historischen Zentrum von Cividate Camuno in den Räumen eines ehemaligen Klosters neu eröffnet.

Das Museum zeigt auf 2 Stockwerken die Romanisierung der Alpenregion anhand der Funde aus dem Camonica-Tal und der römischen Stadt Civitas Camunnorum. Die Ausstellung ist dabei in 8 Abschnitte unterteilt, die sich folgenden Themen widmen: „Gentes Alpinae“ (Alpenvölker), „i Santuari“ (Heiligtümer), „di Pietra e di Legno“ (aus Stein und Holz), „Civitas Camunnorum“, „Panem et Circenses“ (Brot und Spiele), „Thermae“ (Thermen), „Res Publica“ (öffentliches Leben) und „Oltre la Vita“ (Jenseits des Lebens).

Zu den wichtigsten Ausstellungsstücken zählt dabei die Statue der Göttin Minerva, die 1986 im Minerva-Heiligtum in Breno gefunden wurde. Ein weiteres sehenswertes Ausstellungsstück ist der sogenannte „nackte Held“. Die Statue, die 2004 auf dem Forum von Civitas Camunnorum entdeckt wurde, stammt aus dem 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. und stellt ein Mitglied der kaiserlichen julisch-claudischen Dynastie dar, möglicherweise Nero Claudius Drusus, den Sohn von Kaiser Tiberius.

Außerdem kann man im Museum noch einige schöne Mosaike aus den Thermen und Fresken aus dem Forumspalast bewundern und die verkohlten Reste einer Holztür aus Pescarzo di Capo di Ponte, aus der man die typische Bauweise der Behausungen im 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. rekonstruieren konnte. Im Innenhof des Museums befindet sich zudem die Ausgrabung eines kleinen römischen Wohnhauses (domus).

Das Museum ist bei freiem Eintritt täglich (außer am Montag) vormittags geöffnet und samstags und sonntags sogar ganztägig.

Lage: Museo Archeologico Nazionale della Valle Camonica, Piazzale Giacomini 2, 25040 Cividate Camuno

Römische Villa von Predore

 

 

Nur wenige Meter vom Ufer des Iseosees entfernt liegt diese Landvilla, die mit einer heute noch außergewöhnlich gut erhaltenen, großzügigen Thermenanlage ausgestattet war. Sie gehörte, wie auch die Villa Romana in Toscolano Maderno, der Familie der Nonii aus Verona.

Die römische Landvilla (villa rustica) von Predore wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und bis ins 4. Jahrhundert genutzt. Sie diente zunächst nur als Wohnsitz, wurde jedoch im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut und erweitert und lag nur wenige Meter vom Ufer des Iseosees (sebuinus lacus) entfernt, dessen Ufer sich damals etwa 60 bis 70 Meter landeinwärts befand. In den Ländereien, die zur Villa gehörten, wurden Oliven und Feigen angebaut.

Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. (vermutlich um 210 n. Chr.) ließ ihr damaliger Besitzer, der Senator und Konsul Marcus Nonius Arrius Mucianus, die Villa mit aufwendigen Fresken und Mosaiken ausstatten und im westlichen Bereich mit einer großen Thermalanlage ergänzen, so dass sie sich nun über eine Fläche von etwa 15.000 Quadratmetern erstreckte.

Die Reste der Villa, die man unter einem stillgelegten Fabrikgelände gefunden hatte, wurden ab 2003 teilweise freigelegt. Seit 2012 ist nun ein etwa 1000 Quadratmeter großer Bereich, der einen Großteil der Badeanlagen und der Werkstätten der Villa umfasst, für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Thermen der Villa befinden sich noch in einem recht guten Zustand, so dass man den Grundriss der verschiedenen Räume noch gut erkennen kann. Im Nordosten des L-förmig angelegten Thermenkomplexes lag das Warmbad (caldarium), das aus 3 Räumen bestand und von einem zentralen Heizraum (praefurnium) beheizt wurde. Daran schloss das kreisförmige, mit einer halbrunden Nische ausgestattete Laubad (tepidarium) an, von dem aus man in das Kaltbad (frigidarium) mit dem großen mit Steinplatten ausgelegten Schwimmbecken (natatio) gelangte.

Neben den auf dem Gelände ausgegrabenen Funden, die in Vitrinen ausgestellt werden, geben Informationstafeln weitere Hinweise zu den archäologischen Überresten.

Die Thermen sind während der Saison am Samstag abends und Sonntag vormittags und abends (bzw. nach Vereinbarung) bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Terme della villa romana, Via Roma 12, 24060 Predore

Link: www.pad-bg.it/en/siti-archeologici/predore-thermal-baths-of-the-roman-villa/

Villa Romana in Marone

Von der römischen Villa, die über etwa 3 Jahrhunderte hinweg genutzt wurde, ist heute leider nur noch etwa ein Drittel der zum See gewandten Mauern zu sehen. Sie gehörte wahrscheinlich zu einem großen Landgut, in dem Olivenöl produziert wurde.

Nach der Besiedlung Norditaliens durch die Römer entstanden auch am Ufer des Iseosees (Sebinus Lacus) mehrere Landsitze wohlhabender Bürger aus der Gegend, denn durch Marone, das am Ostufer des Sees etwa auf halben Weg zwischen dem Süd- und dem Nordende lag, führte auch eine Konsularstraße von Brixia (Brescia) nach Civitas Camunnorum (Cividate Camuno).

Das Landgut (villa rustica), das im heutigen Ortsteil „Cò de Ela“ (wörtlich: Kopf der Villa“) auf mehreren Terrassen in den Hang hineingebaut war, stammt etwa aus der Zeit um 50 n. Chr. und wurde bis ins 3./4. oder sogar 5. Jahrhundert n. Chr. genutzt. Dabei diente die Villa nicht nur als Wohngebäude, sondern auch als Produktionsstätte, vermutlich für die Olivenölgewinnung.

Erste Reste der Villa wurden bereits 1865 entdeckt, darunter Mosaike, Teile eines Aquäduktes und das Fragment einer Herkulesstatue, die sich heute im Römischen Museum von Brescia befindet. Bei Bauarbeiten an der Bahnstrecke zwischen Brescia und Edolo im Camunotal kamen um 1906 weitere Mauerreste zum Vorschein, die 1963 noch weiter freigelegt wurden.

In den bisher auf einer Länge von etwa 40 Metern konservierten Mauerresten kann man heute noch gut eine Exedra mit mehreren Nischen und Reste von Wasserrinnen und Heizanlagen erkennen, die Teil einer Badeanlage gewesen sein könnten. Ein Steinblock mit Vertiefungen könnte zu einer Ölpresse gehört haben. Der größte Teil der Villa ist aber heute durch den Bau von Straße und Bahnstrecke zerstört oder liegt noch darunter begraben.

Die direkt zwischen der Bahnstrecke und der Küstenstraße „eingeklemmte“ Ausgrabung ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Villa Romana „Cò de Ela“, Via Battista Cristini, 25054 Marone

Villa Romana dei Nonii Arrii

Von den noch erhaltenen römischen Villen am Gardasee sind die Reste der Villa Romana dei Nonii Arrii vielleicht nicht unbedingt die spektakulärsten. Sie gehörte jedoch einst wohl zu den der prächtigsten und luxuriösesten Seevillen der Gegend und wurde zudem von einer der einflussreichsten römischen Familien erbaut.

Die ursprünglich im 1. Jahrhundert n. Chr. von der Familie der Nonii Arrii direkt am Ufer des Gardasees (Lacus Benacus) errichtete Villa wurde in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts zu einer prachtvollen Seevilla (villa maritima) umgebaut und dabei auf rund 15 Hektar Fläche erweitert. In einer hier aufgefundenen Inschrift wird als ihr Besitzer Marcus Nonius Macrinus erwähnt, der während der Regierungszeit von Kaiser Marc Aurel im Jahr 154 n. Chr. Konsul war und später Prokonsul der Provinz Asia wurde.

Die gesamte Anlage, die bis ins 5. Jahrhundert bewohnt war, erstreckte sich entlang des Seeufers und war ringsum von einer Mauer umgeben. Der Eingang mit großem Atríum befand sich im Norden in der Nähe der heutigen Pfarrkirche Chiesa dei Santi Pietro e Paolo und der Kapelle Madonna del Benaco. Davor lagen 2 Tempel, die Bacchus und Jupiter geweiht waren.

Vom Eingang aus gelangte man zunächst in einen riesigen Garten mit überdachten Loggien und zentralem Wasserbecken und anschließend in ein Peristyl mit umlaufenden Säulenkolonnaden, bevor im Süden der Wohnbereich mit Schlaf- und Wohnzimmern anschloss. An der Landseite befanden sich weitere Gartenanlagen mit Volieren, Brunnen und Rennbahnen, in denen man die freie Zeit verbringen konnte.

Bereits im 15. Jahrhundert fand man erste Reste der Villa, aber deren Bedeutung wurde erst 1967 klar, als man bei Kanalbauarbeiten für die benachbarte Papierfabrik hier Mauern und Mosaike entdeckte und daraufhin freilegte. Das heute etwa 2200 Quadratmeter große Ausgrabungsareal zeigt bisher aber nur einen kleinen Teil der einstigen Villa: einen Flügel des Südteils, in dem sich einst der private Wohnbereich befand. In den bis zu 1 Meter hoch erhaltenen Mauern sind noch einige der farbigen Bodenmosaike mit geometrischen Mustern und Reste der Wandmalereien zu sehen.

Die Ausgrabungen sind seit 2014 kostenlos für die Öffentlichkeit zugänglich und von Mai bis September jeweils von Mittwoch bis Sonntag geöffnet, außerhalb der Saison nur am Samstag und Sonntag. Die unter einem Schutzbau gelegenen Ausgrabungen sind aber auch von außen jederzeit gut einsehbar.

Lage: Villa romana dei Nonii Arrii, Piazza SS. Maria del Benaco, 25088 Toscolano Maderno

Link: www.visittoscolanomaderno.info/de/Villa-Romana-dei-Nonii-Arrii

Römische Villa von Desenzano

Die Villa Romana von Desenzano gehört zu den schönsten und bedeutendsten spätrömischen Villen in Norditalien. Der Besitzer der Villa, die mit aufwendigen Bodenmosaiken und einer großzügigen Architektur ausgestattet war, war möglicherweise Flavius Magnus Decentius, auf den sich auch der heutige Name der Stadt zurückführen lässt.

Mitten in der historischen Altstadt von Desenzano del Garda und direkt an der antiken Via Gallica, die Verona, Brixia (Brescia) und Bergomum (Bergamo) miteinander verband, lag in traumhafter Lage direkt am Ufer des Gardasees (Lacus Benacus) diese Villa, die heute wegen ihrer herrlichen Mosaike und den noch gut erhaltenen Mauern zu den wichtigsten Ausgrabungen Norditaliens zählt.

Die Villa mit einer Fläche von etwa 11000 Quadratmetern wurde in mehreren Bauphasen zwischen dem Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. und der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. genutzt. Die heute sichtbaren Reste stammen größtenteils aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr., als die Villa grundlegend erweitert und umgebaut wurde. Man nimmt an, dass diese Umbauten von Flavius Magnus Decentius vorgenommen wurden, dem Bruder des zwischen 350 und 353 n. Chr. regierenden Gegenkaisers Magnentius. Der Ort, der sich um die Villa herum entwickelt hat, wurde jedenfalls wohl nach ihm benannt.

Erste Mosaike der Villa wurden 1921 zufällig bei Bauarbeiten entdeckt und ein erster Teil zwischen 1928 und 1930 ausgegraben. Dabei kam eines der bedeutendsten Beispiele einer norditalienischen Villa aus der spätrömischen Zeit ans Licht.

Der Rundgang durch die Ausgrabung beginnt direkt hinter dem Eingang am Antiquarium, das 1971 eröffnet wurde und in 3 Räumen Funde aus den Ausgrabungen präsentiert, wie beispielsweise Statuen, Küchenutensilien, Alltagsgegenstände, Münzen oder Reste von Wandbemalung. Das daran anschließende Ausgrabungsgelände ist in 4 Sektoren unterteilt:

Der südliche Sektor A, der sich direkt an das Antiquarium anschließt, war das repräsentative Hauptgebäude des Gutshofs (villa rustica). Im Osten lag eine achteckige Vorhalle (vestibulum) mit geometrischen Mosaiken. Von hier aus gelangte man in ein großes Peristyl mit Säulenarkaden, neben dem im Süden ein Thermenkomplex lag. Durch ein kleines Atrium erreichte man ein Triklinium mit 3 halbrunden Nischen, in dessen Boden Mosaikflächen mit Jagd- und Ernteszenen, Allegorien der Jahreszeiten, fischenden Amoretten, Bäumen und Blütenranken eingelassen sind. Ein dahinter gelegener Garten (viridarium), an den sich drei Wohn- oder Schlafräume anschließen, wird am Ende mit einem Nymphäum mit 7 Brunnennischen abgeschlossen. Die Räume an der Nordseite dienten als Wirtschafts- und Diensträume.

Im Sektor B, der erst in den 1960er-Jahren teilweise ausgegraben wurde, lag ursprünglich ein Wirtschaftsbereich, vielleicht eine Ölmühle oder Weinpresse, der nach der Umstrukturierung im 4. Jahrhundert zu einem repräsentativen Bereich umgewandelt wurde. Er wird von einer großen Apsis dominiert, die vermutlich als Abschluss eines großen rechteckigen Raumes diente und von mehreren Räumen mit geometrischen Bodenmosaiken flankiert wird.

Bei den Gebäuden von Sektor C im nordöstlichen Bereich der Ausgrabungen könnte es sich um Thermen aus der spätantiken Umbauphase gehandelt haben, die allerdings, genauso wie der benachbarte Sektor D, teilweise zerstört oder noch nicht ausgegraben wurden.

Die Villa Romana ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es gibt ein Kombiticket zusammen mit den Grotten des Catull und der Skaligerburg von Sirmione.

Lage: Villa Romana di Desenzano del Garda, Via Crocefisso 22, 25015 Desenzano del Garda

Link: www.villaromanadesenzano.beniculturali.it

Grotten des Catull

Die an drei Seiten von Wasser umgebenen Grotten des Catull liegen in absolut traumhafter Lage über dem Gardasee. Doch auch die Ausmaße des heute größten römischen Anwesens Norditaliens machen die antike Luxusvilla zu einem sehenswerten Ziel auf den Spuren der Antike.

Das heutige Oberitalien war schon in der Bronzezeit besiedelt und wurde danach von Etruskern, Galliern, Venetern und Liguriern bevölkert. Als Rom im 2. Jahrhundert v. Chr. weiter expandierte, verleibte es sich die Region rund um den Gardasee (Lacus Benacus) als Provinz Gallia Cisalpina ein.

Die etwa 4 Kilometer lange, wie ein Finger geformte Halbinsel Sirmione am Südufer des Sees war in der Antike ein beliebter Ferienort. In spektakulärer Lage an der Spitze von Sirmione entstanden etwa Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. die ersten Landvillen. Die nördlichste davon wurde Anfang/Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu einer luxuriösen Seevilla (villa maritima) ausgebaut und bis etwa 350 n. Chr. genutzt. In spätrömischer Zeit um das 5. Jahrhundert n. Chr. wurde das nun verlassene Gelände mit einer rund 2 km langen Mauer umgeben und zu einem Teil der Befestigung von Sirmione.

Im 15. Jahrhundert wurden die Ruinen wiederentdeckt und als „Grotte des Catull“ bekannt, da sie wie natürliche Höhlen aussahen und ein gefundenes Freskenfragment angeblich den aus Verona stammenden Dichter Gaius Valerius Catullus darstellte. Catull lobte Sirmione in seinen Versen zwar als „Perle der Halbinseln und Inseln“, allerdings wurde die Villa erst weit nach seinem Tod erbaut, so dass er höchstens mit der Vorgängervilla in Verbindung gebracht werden kann. Der Ausbau der heute sichtbaren Villa könnte von Gaius Herennius Caecillianus stammen, einem Senator und Quästor der Provinz Gallia Narbonensis.

Nach ersten Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wird die rund 2 Hektar große Ausgrabung seit 1948 von der Archäologischen Oberaufsichtsbehörde der Lombardei betreut und erforscht. Die Grabungen brachten eine etwa 170 x 105 Meter große Villa zutage, die auf mehreren über Treppen und Gänge miteinander verbundenen Ebenen lag. An den im Süden gelegenen Eingang mit Atriumshof schloss sich ein Risalitgebäude mit Wohnräumen, Speisezimmer (triclinium) und einer Therme an. Die mit 800 Quadratmetern ungewöhnlich große Thermenanlage mit separatem 4 x 10 Meter großen Wasserspeicher für die heißen Mineralquellen wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. ergänzt und könnte darauf hindeuten, dass die Villa nun als „Wellnesszentrum“ oder Heilbad genutzt wurde.

An der gegenüberliegenden Nordseite befand sich ein weiteres Risalitgebäude mit einer von Sonnensegeln beschatteten Panoramaterrasse. Zwischen den beiden Hauptgebäuden lag ein etwa 4000 Quadratmeter großer Gartenbereich (viridarium) mit einer unterirdischen Trinkwasserzisterne, die mit Ziegeln im Fischgrätmuster bedeckt war. Ein Arkadengang an der Ostseite des Gartens und ein knapp 160 langer und 9 Meter breiter überdachter Gang (cryptoportikus) im Westen verbanden die beiden Gebäudeteile. Unter den in der Mitte von 64 Säulen getragenen und mit Brunnennischen und Skulpturen geschmückten Bögen war man vor Sonne und Regen geschützt. Von den mit Stuckreliefs und Fresken von Landschaften, Pflanzen und Tieren geschmückten Wänden und den Böden mit geometrischem Schwarz-Weiß-Mosaik sind heute nur noch in einem Raum, der vielleicht ein Lararium war, Reste von Fresken erhalten.

Im archäologischen Museum, das sich seit 1999 am Eingang des Geländes befindet, sind Funde aus der Villa und der Gegend des südlichen Gardasees ausgestellt und vervollständigen mit vielen Informationen und Ausstellungsstücken den archäologischen Rundgang.

Die Grotten des Catull sind täglich außer Montag gegen Eintritt geöffnet. Ein Kombiticket bietet zusätzlich Zugang zur Skaligerburg am Eingang der Altstadt.

Bitte beachten: Die Altstadt von Sirmione und die Grotten des Catull sind nur zu Fuß erreichbar. Vom Parkplatz südlich des Hafens geht es durch die Altstadt und an der Terme di Sirmione vorbei, bis man dann nach insgesamt etwa 1,5 Kilometern den Eingang zum Archäologischen Gelände erreicht. Da Sirmione eines der beliebtesten (und auch teuersten) Touristenziele des Gardasees ist, sollte man hier möglichst früh am Tag oder außerhalb der Saison anreisen, damit man die Ausgrabungen noch weitestgehend für sich allein hat.

Lage: Grotte di Catullo e Museo Archeologico di Sirmione, Piazzale Orti Manara 4, 25019 Sirmione

Link: www.grottedicatullo.beniculturali.it/index.php?de/1/home

Straßennetz von Brixia

Der Decumanus Maximus war in der Antike die Hauptstraße der Stadt und ist auch heute noch als Via dei Musei die zentrale Straße der Altstadt von Brescia. Sie kreuzt am Forum den von Nord nach Süd führenden Cardo Maximus.

Im heutigen Straßenbild der Altstadt von Brescia kann man heute noch gut die schachbrettartig angelegten Straßenzüge des antiken Brixia erkennen. Die römische Stadt lag im Osten der späteren mittelalterliche Stadt und war deutlich kleiner als diese.

Auf der Piazza del Foro befand sich dabei das römische Forum von Brixia, wo sich die beiden Hauptstraßen kreuzten: Der Decumanus Maximus, der in etwa der heutigen Via dei Musei entsprach, verlief dabei von Ost nach West und der Cardo Maximus von Nord nach Süd. Im Westen endete die römische Stadt kurz vor der heutigen Piazza della Loggia am Torre di Porta Bruciata.

Von der Pflasterung der römischen Straßen ist heute fast nichts mehr sichtbar. Nur im Untergeschoss des Museums Santa Giulia kann man noch Reste einer Straße des nordöstlichen Wohnquartiers sehen, die 1967 unter den Gemüsegarten des Klosters entdeckt wurden.

Lage: Via dei Musei, 25121 Brescia

Link: www.bresciamusei.com/en/museums-and-venues/brixia-roman-archaeological-area/

Römisches Theater von Brixia

Das perfekt in den Cidneo-Hügel eingepasste Theater von Brixia wurde von den flavischen Kaisern anstelle eines älteren Theaters aus augustäischer Zeit errichtet und bis in die Spätantike genutzt. Es ist bis auf das Bühnengebäude und die Orchestra freigelegt und wird auch heute noch für Aufführungen genutzt.

Das östlich des Kapitolstempels gelegene Theater, dessen halbkreisförmiger Zuschauerraum (cavea) einen Durchmesser von etwa 90 Metern besaß, war in 3 Ränge eingeteilt und fasste bis zu 15.000 Besucher. Es wurde direkt in den Cidneo-Hügel hineingebaut und war mit dem Bühnengebäude zum Decumanus Maximus hin ausgerichtet. Es wurde vom flavischen Kaiser Vespasian Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. anstelle eines Theaters aus augusteischer Zeit begonnen und von seinen Söhnen Titus und Domitian fertiggestellt.

Ende des 2. Jahrhunderts ließ Kaiser Septimius Severus das Theater renovieren und ein neues dreistöckiges und reich dekoriertes Bühnengebäude errichten. Bis in die Spätantike um das Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. blieb das Gebäude dann in Gebrauch, wurde dann aber in späterer Zeit wohl nur noch als öffentlicher Versammlungsort genutzt. Als im 11. oder 12. Jahrhundert dann die Bühne vermutlich nach einem Erdbeben einstürzte, diente das Gebäude als Steinbruch für neue Gebäude, die teilweise über den Resten des Theaters erbaut wurden.

Erste Ausgrabungen fanden um bereits 1838 und dann nochmals zwischen 1930 und 1970 statt. Dabei legte man Teile der Bühne, der Sitzreihen und des oberen Zugangs frei, die heute noch recht gut erhalten sind. Von dem etwa 50 Meter breiten Bühnengebäude und der davorgelegenen halbrunden Orchestra ist heute nicht mehr viel zu sehen, denn sie sind auch nur noch teilweise vorhanden und wurden bisher auch noch nicht ausgegraben.

Nach einer gründlichen Restaurierung in den 2000er-Jahren ist das Theater, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, seit 2014 wieder öffentlich zugänglich.

Lage: Teatro Romano, Via dei Musei 55, 25121 Brescia

Link: www.bresciamusei.com/en/museums-and-venues/brixia-roman-archaeological-area/

Republikanisches Heiligtum von Brixia

Die Reste eines Tempelkomplexes aus der spätrepublikanischen Zeit wurden unterhalb des kaiserzeitlichen Kapitols entdeckt. Die farbenprächtigen Fresken im Inneren des westlichen Tempels sind die einzigen aus dieser Epoche, die in Norditalien noch erhalten sind.

Bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. befand sich hier am Fuße des Cidneo-Hügels eine kleinere Kultstätte, die dann etwa 80-70 v. Chr. (nur wenige Jahre nachdem Brixia 89 v. Chr. das römische Bürgerrecht verliehen bekam) abgerissen und durch einen neuen Tempelkomplex ersetzt wurde.

Auf einem großen Podest errichtete man dabei 4 nebeneinanderliegende Kulträume, die über einen gemeinsamen auf einer Säulenreihe ruhenden Architrav miteinander verbunden waren. Über eigene schmale Treppen und ein Eingangsportal gelangte man in die Kulträume, die durch Säulenreihen jeweils in 3 Schiffe geteilt wurden. Dem Eingang gegenüber befand sich die Cella für die Götterstatue.

Nach einem Umbau in augustäischer Zeit ließ Kaiser Vespasian dann 73 n. Chr. direkt über dem Tempelkomplex einen neuen Kapitolstempel errichten, ohne jedoch das republikanische Heiligtum vollständig abreißen zu lassen.

Die Reste der republikanischen Tempel wurden bereits 1823 entdeckt, aber erst Mitte des 20. Jahrhunderts genauer untersucht. Dabei wurden im westlichen Tempel noch außergewöhnlich gut erhaltene Wandfresken entdeckt, die durch ihre farbenfrohen und realistisch wirkenden gemalten Vorhänge, Säulen und Marmorintarsien die Räume wohl größer und luxuriöser erscheinen lassen sollten.

Der westliche Tempel kann heute im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Zum Schutz der empfindlichen Malereien ist die Besucheranzahl dabei limitiert und der Zugang in die unterirdischen Räume erfolgt über eine Luftschleuse, die dafür sorgt, dass Temperatur und Feuchtigkeit im Inneren konstant gehalten werden können.

Das republikanische Heiligtum ist Teil des Archäologischen Parks von Brixia und des UNESCO-Weltkulturerbes. Es ist täglich außer Montag und nur mit einer vorab gebuchten Führung zu besuchen. Ein mehrere Tage gültiges Kombiticket bietet Zugang zum Archäologischen Park und dem Museum Santa Julia.

Lage: Santuario Repubblicano, Via dei Musei 55, 25121 Brescia

Link: www.bresciamusei.com/en/museums-and-venues/brixia-roman-archaeological-area/

Kapitol (Capitolium) von Brixia

Im Zentrum von Brixia, direkt am Forum, befand sich das Kapitol, der Haupttempel der Stadt, der den drei Hauptgöttern Jupiter, Juno und Minerva geweiht war. Seine Reste mit den noch teilweise aufgerichteten Säulen und den noch gut erhaltenen Kulträumen gehören heute zu den wichtigsten römischen Sehenswürdigkeiten von Brescia.

Laut einer Inschrift auf dem Giebel der Vorhalle wurde der Kapitolstempel im Jahr 73 n. Chr. von Kaiser Vespasian in Auftrag gegeben. Er sollte wohl an die 69 n. Chr. in Bedriacum (bei Cremona) stattgefundene Schlacht erinnern, in der die vespasianischen Truppen im soganannten Vierkaiserjahr den unbeliebten Kaiser Vitellius besiegten, einer der Konkurrenten um die Nachfolge von Kaiser Nero. Nach seinem Sieg wurde Vespasian vom Senat zum Kaiser ernannt und begründete so die Dynastie der Flavier.

Das Kapitol steht an der Kreuzung des Decumanus Maximus (heute Via dei Musei) mit dem Cardo Maximus und am Fuß des Cidneo-Hügels, im politischen, wirtschaftlichen und religiösen Zentrum der Stadt und in unmittelbarer Nähe des Forums, der Basilika und des Theaters. Er ersetzte mehrere republikanische Tempel, die aus der Zeit von 80-70 v. Chr. stammten.

Im 4. Jahrhundert wurde der Tempel zusammen mit dem Forum zerstört und erst 1823 wiederentdeckt. Dabei fand man 1826 auch die Bronzestatue der geflügelten Siegesgöttin Victoria (Vittoria Alata) aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., Teile einer sitzenden Marmorstatue des Jupiter Optimus Maximus und mehrere Kaiserbüsten und Bronzestatuetten.

Der Tempel, in dem die Kapitolinische Trias verehrt wurde, bestand aus 3 Heiligtümern (für Jupiter in der Mitte, für Juno im Westen und für Minerva im Osten), die sich auf einem gemeinsamen Podest befanden. Eine große Freitreppe führte dabei zu einer vorgelagerten Vorhalle (pronaos) mit ehemals 10 Säulen, von denen heute noch 6 wieder aufgerichtet und rekonstruiert wurden. Auch die Mauern der Zellen wurden teilweise rekonstruiert. Das Innere der jeweils mit einem großen Eingangsportal ausgestatteten Zellen war mit Böden aus farbigem Marmor in geometrischen Mustern (opus sectile) ausgestattet, die heute sogar noch im Original erhalten sind.

In der Cella von Jupiter wurde nach den Ausgrabungen im 19. Jahrhundert das Museo Patrio eingerichtet mit einer umfangreichen Sammlung von Epigraphen. Im Jahr 2023, als Brescia italienische Kulturhauptstadt war, wurde aus diesem Anlass in der Cella von Minerva die Installation „Il Puglie e la Vittoria“ des spanische Architekten Juan Navarro Baldeweg eröffnet. Dabei wurde die Vittoria Alata zusammen mit dem sogenannten „Faustkämpfer vom Quirinal“ ausgestellt, einer beeindruckend lebensechten Bronzestatue, die normalerweise im Museo Nazionale Romano in Rom zu sehen ist.

Nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wurde der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Kapitolstempel 2013 wiedereröffnet. Er ist täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet.

Lage: Tempio Capitolino (Capitolium), Via dei Musei 55, 25121 Brescia

Link: www.bresciamusei.com/en/museums-and-venues/brixia-roman-archaeological-area/

Archäologischer Park Brixia

Das ehemalige Forumsgelände von Brixia bildet mit dem römischen Kapitol, der Basilika und dem römischen Theater heute nicht nur den größten archäologischen Park Norditaliens, er kann auch mit einigen gut erhaltenen Gebäuden aus der Römerzeit aufwarten.

Das Forum, das heute nur noch als kleiner, länglicher Platz (Piazza del Foro) zu erkennen ist, war einst das Stadtzentrum von Brixia. Hier kreuzten sich der Decumanus Maximus und der Cardo Maximus, die beiden Hauptstraßen des schachbrettartig geplanten Stadtzentrums, und bildeten so das politische, wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Zentrum der Stadt.

An der Südseite befand sich die Basilika, an der Nordseite der Kapitolstempel (capitolinum), der der kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva geweiht war und teilweise über einem älteren Tempel aus der republikanischen Zeit errichtet wurde. Vom Bogengang, der ehemals das Forum umgab und in dem sich Geschäfte befanden, ist heute noch das Fundament und eine einzelne, etwa 6,5 Meter hohe Säule zu sehen, die sich etwa 5 Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus befindet.

Forum und Kapitolstempel wurden im 4. Jhd. n. Chr. während der Germaneneinfälle niedergebrannt und verfielen danach. Die römischen Gebäude wurden erst im 19. Jahrhundert bei archäologischen Ausgrabungen wiederentdeckt und ausgegraben. Der Archäologische Park Brixia gehört heute jedoch zu den größten und besterhaltenen römischen Ausgrabungen in Norditalien.

Der knapp 1 Kilometer lange Fußweg des sogenannten UNESCO-Corridors, der den Archäologischen Park Brixia und das Museum Santa Giulia seit 2023 miteinander verbindet, ist frei zugänglich und verläuft vom Forum über das Theater bis zum Kloster San Salvatore, zum Kloster Santa Maria in Solario und zum römischen Viridarium.

Lage: Parco Archeologico di Brescia romana, Via dei Musei 55, 25121 Brescia

Link: www.bresciamusei.com/en/museums-and-venues/brixia-roman-archaeological-area/

Museum Santa Giulia

Das Museum Santa Giulia, das in einem ehemaligen Klosterkomplex untergebracht ist, spannt den Bogen von der Bronzezeit bis in die Spätrenaissance. Neben keltischen, langobardischen und römischen Funden aus Brescia findet man hier auch sehenswerte Ausgrabungen römischer Villen, die unter den Klostergebäuden entdeckt wurden.

Die Abtei San Salvatore, ein ehemaliges benediktinisches Frauenkloster, wurde 753 vom Langobardenkönig Desiderius gegründet. Sie besteht aus der lombardischen Basilika San Salvatore (9. Jahrhundert), dem romanischen Oratorium Santa Maria in Solario (12. Jahrhundert) und dem Nonnenchor der Kirche Santa Giulia (16. Jahrhundert), die ineinander verschachtelt zu einem großen Klosterkomplex verbunden wurden.

Schon die sakralen Gebäude sind sehenswert, aber die Entdeckung mehrerer römischer Wohnhäuser unter den Fundamenten des Klosters und des Klostergartens, waren eine Sensation. Denn das Kloster San Salvatore wurde nicht nur über einer älteren Kirche errichtet, sondern auch über den Resten römischer Gebäude, die zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr. bestanden.

In den ehemaligen Klosterräumen ist heute das Museum Santa Giulia untergebracht, das auf einer Ausstellungsfläche von 14000 Quadratmetern etwa 12000 Objekte von der Bronzezeit (4. Jahrtausend v. Chr.) über die Römerzeit bis hin zum Mittelalter und ins 18. Jahrhundert zeigt. Der Rundweg durch das Museum ist dabei in chronologischer und thematischer Reihenfolge geordnet.

Im Bereich zur Vor- und Frühgeschichte gehört die silberne Schmuckplatte eines Pferdegeschirrs (phalerae) aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. zu den bedeutendsten Stücken.

Highlights des vor wenigen Jahren neugestalteten und multimedial ergänzten Bereichs zur Römerzeit sind 5 Kaiserbüsten aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. und die Büste einer adeligen Frau aus flavischer Zeit. Diese stammen aus einem 1826 im Kapitolstempel entdeckten Hortfund, zu dem auch die fast 2 Meter große Statue der geflügelten Siegesgöttin Victoria gehört, die 2023 vorübergehend im Kapitolstempel zu bewundern war, zwischenzeitlich aber wieder zurückgekehrt ist.

Im Untergeschoss des Museums befinden sich neben den Resten einer römischen Straße und der nordöstlichen Wohnquartiere die beiden 1967 unter den Gemüsegarten des Klosters entdeckten Domus dell’Ortaglia. Die Atriumhäuser in erstaunlich gutem Erhaltungszustand stammen aus der Zeit zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr. und sind mit prächtigen Mosaiken und Fresken geschmückt. Das aufwendige Mosaik im Esszimmer des Domus des Dionysos und die Zisternen und Wasserbecken im Domus der Brunnen zeigen, dass sie von wohlhabenden Bürgern erbaut wurden.

Im etwa 3000 Quadratmeter großen Skulpturengarten, der einem antiken Viridarium ähnelt, wurden bereits in der Antike bekannte (Obst-)Bäume, Sträucher, Kräuter und Pflanzen angepflanzt. Sie werden durch Funde von Sarkophagen, Inschriften, Grabdenkmälern und Weihealtären ergänzt.

Der in der romanischen Kirche Santa Maria in Solario ausgestellte und mit kostbaren Elfenbeinschnitzereien ausgestaltete Reliquienkasten (Lipsanothek) aus der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. gilt als eines der frühesten christlichen Reliquiare seiner Art. Er gehörte neben dem mit 212 Edelsteinen und Kameen geschmückten goldenen Desideriuskreuz aus der späten Langobardenzeit (Ende 8./Anfang 9. Jahrhundert n. Chr.) zum wertvollen Klosterschatz der Abtei.

Der Klosterkomplex San Salvatore-Santa Giulia und das Capitolium gehören seit Juni 2011 unter dem Titel “Die Langobarden in Italien, Orte der Macht (568 bis 774 n. Chr.)” zum UNESCO-Welterbe.

Das Museum Santa Giulia, das seit 1998 das Stadtmuseum (Museo della Città) von Brescia ist, ist täglich außer montags geöffnet. Das Kombiticket (UNESCO Ticket) beinhaltet den Eintritt für den Archäologischen Park Brixia und das Museum Santa Giulia.

Lage: Museo di Santa Giulia, Via dei Musei 81 b, 25121 Brescia

Link: www.bresciamusei.com/en/museums-and-venues/santa-giulia-museum/

Archeoparc Villanders

An den Hängen oberhalb des Eisacktals, die bereits seit der Mittelsteinzeit besiedelt waren, wurde eine römische Villa Rustica errichtet, in der neben landwirtschaftlichen Produkten auch Keramik- und Metallprodukte hergestellt wurden.

In Villanders gibt es eine Reihe von Spuren, die zu den bedeutendsten im Alpenraum zählen, denn sie weisen darauf hin, dass der Ort bereits in der Mittelsteinzeit (etwa 7. Jahrtausend v. Chr.) genutzt wurde. Auch aus der Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit sind noch mehrere Siedlungsreste vorhanden.

Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr., noch bevor das heutige Südtirol in der Regierungszeit von Kaiser Augustus von den Römern besetzt wurde, siedelte sich hier eine romanisierte Bevölkerung an. In dieser Zeit wurde ein erstes landwirtschaftliches Gebäude errichtet, das im Laufe seiner Nutzung bis ins mindestens 5. Jahrhundert n. Chr. mehrfach umgebaut und renoviert wurde.

Die 1976 bei Bauarbeiten zufällig entdeckten und in den 1980er-Jahren ausgegrabenen Funde auf dem sogenannten Plunacker gehörten zu einem großen und prachtvoll ausgestatteten römischen Gutshof (villa rustica) aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr., zu dem mehrere Ziegelbrennöfen und eine Metallverarbeitung gehörten, in der vermutlich Mineralerze aus dem nahegelegenen Bergwerk verarbeitet wurden.

Auf einer Fläche von etwa 1600 Quadratmetern sind im Archeoparc Villanders seit 2009 die Reste von insgesamt 4 Gebäuden aus der Römerzeit öffentlich zugänglich. Zum Schutz vor Witterungseinflüssen wurden die Ausgrabungen überdacht, sind aber jederzeit von außen zu besichtigen. In der Dauerausstellung im Schulgelände von Villanders werden die hier aufgefundenen Stücke, wie Amphoren, Keramik, Küchenutensilien und ein Knochenkamm, ausgestellt.

Während der Saison von Juni bis September gibt es mittwochs und freitags abendliche Führungen und nach Anmeldung auch Gruppenführungen außerhalb dieser Öffnungszeiten.

Lage: Archeoparc Villanders, Franz-von-Defregger-Gasse 6, 39040 Villanders

Link: archeo.bergwerk.it/de/

Römerlager im Zeughaus

Das Römermuseum ist nur vorübergehend im Zeughaus untergebracht, da man für die Präsentation der zahlreichen Funde aus Augusta Vindelicum noch immer nach einem passenden Ausstellungsort sucht. Dennoch ist die Interimslösung, die die Highlights des Römermuseums zeigt, unbedingt sehenswert.

Die Grundlage des Römermuseums von Augsburg ist eine Sammlung von 23 römischen Denkmälern und der im 12. Jahrhundert angefertigten Abschrift einer römischen Straßenkarte, die der Augsburger Stadtschreiber und Humanist Konrad Peutinger 1505 präsentierte. Daraus entwickelte sich das Römermuseum, das seit 1966 im Dominikanerkloster St. Magdalena untergebracht war, aber leider Ende 2012 wegen Statikproblemen geschlossen werden musste. Danach suchte man mehrere Jahre nach einem angemessenen Rahmen für die vielen außergewöhnlichen römischen Objekte, konnte sich bisher aus Kostengründen aber noch nicht auf einen Neubau einigen.

2015 wurde daher in der Toskanischen Säulenhalle im Zeughaus ein Interimsmuseum eingerichtet. Unter dem Namen „Römerlager – Das römische Augsburg in Kisten“ greift die Ausstellung ihre Vorläufigkeit und Unvollständigkeit auf und präsentiert die Funde bewusst auf Paletten und in Transportkisten, die der Besucher auch selbst öffnen und erkunden darf. Die rund 200 Objekte zeigen dabei nur etwa 1 Prozent der bisher in Augsburg gefundenen Stücke – der Rest befindet sich noch im Archäologischen Zentraldepot und wartet auf eine baldige Präsentation in neuen Räumen.

Die Funde stammen aus Grabungen in Augsburg und Umgebung, viele davon aus dem Stadtteil Oberhausen, wo einst das zwischen 8 und 5 v. Chr. erbaute erste Römerkastell lag. Hier barg man 2021 aus dem Kiesbett der Wertach Objekte mit einem Gesamtgewicht von etwa 400 Kilogramm, darunter 5600 Silberdenare aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. – mit 15 Kilogramm Gewicht der bisher größte jemals in Bayern entdeckte Silberschatz, der allerdings momentan im Depot liegt und noch nicht ausgestellt werden kann.

In 7 Themenbereichen zeigt das Museum Aspekte römischen Lebens in Augusta Vindelicum und die größten Highlights der hier geborgenen Schätze:

  • Stadtgründung: Abguss einer Statue von Kaiser Augustus mit verhülltem Haupt (ein Geschenk aus Italien). Büsten von Kaiser Hadrian, der Augsburg 121 n. Chr. das Stadtrecht verlieh, und Kaiser Augustus, nach dem Augsburg benannt ist.
  • Militär: Replik einer Militärausrüstung mit Kettenhemd und Kurzschwert. Vergoldeter Offiziershelm aus der späten Römerzeit. „Augsburger Siegesaltar“ (260 n. Chr. nach der Juthungenschlacht für die Siegesgöttin Victoria gestiftet).
  • Verkehrswege: 7 Meter langes Faksimile der Peutingertafel (tabula peutingeriana), einer mittelalterlichen Abschrift der einzigen heute noch überlieferten römischen Straßenkarte aus der Zeit um 375 n. Chr. (seit 2007 UNESCO-Weltkulturerbe; das Original befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien). Originale Reste einer hölzernen Schiffsanlegestelle (am antiken Ufer des Lechs ausgegraben). Steindenkmal eines römischen Weinhändlers mit seinem Hund auf einem Ochsenkarren.
  • Handel: Depotfund mit 52 Goldmünzen (um 170 n. Chr. während der Markomannenkriege vergraben und 1978 an der Stephansgasse entdeckt). Relief des Handelsgottes Merkur. Amphoren zum Transport von Olivenöl und Wein. Darstellung eines Weinverkaufs auf einem Grabdenkmal.
  • Zivilleben: Nachbildung eines Trikliniums. Modell der Thermen von Cambodunum. Mosaike, Wandmalereien und Ziegel. Schmuck, Öllampen, Geschirr, Mühlstein.
  • Götter: Sammlung von Götterstatuetten aus Bronze. Modell des Apollo-Grannus-Tempels von Faimingen. Adam-und-Eva-Schale (gravierte Glasschale aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. mit Darstellung des Sündenfalls – der älteste Nachweis des Christentums in Bayern).
  • Abschied: Steindenkmäler, Grabinschriften und Reliefs mit Darstellungen von Weinhandel und Textilverarbeitung.

Ein besonderes Highlight ist zudem ein vergoldeter bronzener Pferdekopf, der 1769 in der Wertach gefunden wurde. Er stammt aus der Zeit Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. und war vermutlich Teil einer Quadriga oder einer Reiterstatue für den Kaiser (möglicherweise Kaiser Marc Aurel).

Die Römerlager-Ausstellung im Zeughaus ist täglich außer Montag gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Neben der Dauerausstellung gibt es auch kleine Sonderausstellungsbereiche mit Forschertischen. Es werden Führungen angeboten.

Lage: Römerlager im Zeughaus, Zeugplatz 4, 86150 Augsburg

Link: kunstsammlungen-museen.augsburg.de/roemerlager

Augustusbrunnen

Der monumentale Augustusbrunnen stammt nicht aus der Römerzeit, sondern wurde erst während der Renaissance aufgestellt – anlässlich der 1600-Jahr-Feier Augsburgs und zu Ehren des römischen Kaisers Augustus, dem Augsburg seine Gründung verdankt.

Die Figuren des Renaissancebrunnens wurden Ende des 16. Jahrhunderts vom niederländisch-deutschen Bildhauer Hubert Gerhard nach italienischen Vorbildern entworfen und vom Augsburger Stadtgießer Peter Wagner in einer Bronze-Messing-Legierung gegossen. Der Brunnen selbst und die Säule wurden aus Marmor gefertigt.

Die mit 2,5 Meter überlebensgroße Statue von Kaiser Augustus, der mit Lorbeerkranz, Waffenrock und erhobener rechter Hand dargestellt ist, steht an der Spitze der Säule. Zu seinen Füßen sind das Stadtwappen von Augsburg und Steinbockköpfe zu sehen. Darunter wurden Eroten mit wasserspeienden Delfinen und weibliche Hermen angebracht, aus deren Brüsten Wasser sprüht und die Fruchtbarkeit, Wohlstand und Überfluss symbolisieren sollen.

An den 4 Ecken des Brunnenbeckens befinden sich die Allegorien der Augsburger Wasseradern: Der Lech ist als Flussgott mit wallendem Bart, Wolfsfell, Flößerpaddel und einer Krone aus Fichtenzapfen dargestellt, die Singold als Flussgöttin mit Ährenkrone, Ähren und dem Teil eines Mühlrads, die Wertach als Flussgott mit Eichenlaubkrone, Fisch und Fischernetz und der Brunnenbach (Brunnenlech) als Flussgöttin mit Füllhorn, Kanne, Krönchen und Schleier. Ein schmiedeeisernes Gitter mit Spindelblumen und Spiralranken umgibt den gesamten Brunnen.

Der Augustusbrunnen gehört neben den beiden weiteren Prachtbrunnen, dem Merkur- und dem Herkulesbrunnen, seit 2019 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Augsburger Wassermanagement-System“ und ist jederzeit frei zugänglich (er wird allerdings im Winter unter einer Holzverkleidung geschützt). Die originalen Bronzeskulpturen der Augustusbrunnen sind zum Schutz von Vandalismus seit einigen Jahren durch Kopien ersetzt worden. Die Originale sind im Maximilianmuseum in Augsburg zu sehen.

Lage: Augustusbrunnen, Rathausplatz, 86150 Augsburg

Link: wassersystem-augsburg.de/de/objekte/augustusbrunnen

Sieben-Kindel-Stein

In der Fassade des am Unteren Graben gelegenen Hauses „Bei den Sieben Kindeln“ ist ein römisches Flachrelief mit der Darstellung spielender Kinder eingemauert, um das sich eine alte Augsburger Sage rankt.

Das Steinrelief stellt 6 tanzende, nackte Kinder dar, die ins Spiel vertieft sind. Es stammt ursprünglich aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. und wurde im Mittelalter als Spolie wiederverwendet. Im 18. Jahrhundert wurde es dann in die Wand eines barocken Bürgerhauses am Unteren Graben eingemauert.

Der Sage nach wurde das Relief, das die Seitenwand eines Sarkophags geziert haben soll, von einem römischen Offizier beauftragt. Dieser soll mit seiner Frau und seinen 7 Kindern einst in diesem Haus am Bach gewohnt haben. Als eines der Kinder beim Spielen in den Bach fiel und dort ertrank, ließ er das Relief anfertigen, auf dem die 6 verbliebenen Kinder um ihr jüngstes Geschwisterchen trauerten, das im Inneren des Sarkophags bestattet wurde.

Viel wahrscheinlicher jedoch handelt es sich um ein Relief mit der Darstellung von Eroten, das die Fassade eines römischen Hauses oder eine Wand geschmückt haben könnte. Die unter dem Relief eingemeißelte lateinische Inschrift wurde erst in der Barockzeit ergänzt und heißt übersetzt: „Du siehst hier die Spiele der Kinder auf einem uralten Kunstwerk, doch ist jedes Alter, jeder Stand auch nur ein Spiel.“

Der Sieben-Kindel-Stein, der unter einer stabilen Glasplatte gegen Vandalismus geschützt wird, ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Bei den sieben Kindeln, Unterer Graben 3, 86152 Augsburg

Archäologischer Garten Augsburg

Im Archäologischen Garten von Augsburg fand man bei Ausgrabungen sich schichtweise überlagernde archäologische Strukturen, die von den Anfängen Augsburgs als römisches Kastell über die römische Zivilstadt bis ins Mittelalter und die Neuzeit reichen.

Im Archäologischen Garten in der Nähe des Domviertels fand man Spuren hölzerner Mannschaftsbaracken des römischen Kastells, das zwischen 10 und 16 n. Chr. im nördlichen Teil der heutigen Altstadt entstand. Dieses ersetzte das zwischen 8 und 5 v. Chr. errichtete und bei einem Hochwasser zerstörte erste römische Militärlager, das 1913 im Stadtteil Oberhausen in einem Kieswerk entdeckt wurde.

In dem auf der Lechhochebene gelegenen großen neuen Kastell – einer der größten und wichtigsten Militärstützpunkte im heutigen Süddeutschland – waren auf einer Fläche von 320 x 280 Metern etwa 3000 Soldaten einer teilberittenen Vexillationseinheit untergebracht, die neben der militärischen Sicherung der neuen Provinz Raetia auch für den Aufbau römischer Infrastruktur, den Straßenbau und für Vermessungsarbeiten zuständig waren.

Das Kastell brannte 69/70 n. Chr. während des durch den Tod von Kaiser Nero ausgelösten Bürgerkriegs nieder und wurde danach aufgegeben. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage an der Via Claudia Augusta (heute Maximilian- und Frauentorstraße), der Via Julia und der Militärstraße nach Mainz (Mogontiacum) entwickelte sich die Lagersiedlung Augusta Vindelicum (= Stadt des Augustus im Gebiet der Vindeliker) jedoch zu einem Handelszentrum für Wein, Textilien und Lampen. Sie löste 95 n. Chr. Kempten (Cambodunum) als Provinzhauptstadt ab und erhielt 121 n. Chr. durch Kaiser Hadrian als Municipium Aelium Augustum (oder Aelia Augusta) das römische Stadtrecht.

Die Stadt erlebte im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. ihre größte Blüte und war mit fast 100 Hektaren die größte römische Siedlung in Süddeutschland. Auf dem Kastellareal wurden in dieser Zeit zahlreiche Steingebäude gebaut, u.a. das Forum, eine große Markthalle, Tempel und öffentliche Thermen.

Nach dem Abzug der Römer im 5. Jahrhundert n. Chr. verlagerte sich im Mittelalter der Stadtkern Richtung Süden. Die nun außerhalb der Stadtmauern gelegenen, ungenutzten römischen Steingebäude dienten als Steinbruch und wurden teilweise mit sakralen Bauten überbaut.

Zwischen 1990 und 1995 fanden hier in einem etwa 2000 Quadratmeter großen Areal umfangreiche Ausgrabungen statt, die verschiedene stadtgeschichtliche Epochen Augsburgs freilegten. Die ältesten Spuren, bis zu 3,5 Meter unter dem heutigen Straßenniveau, brachten zahlreiche römische Funde zutage: neben Resten von Wohngebäuden, Kellern und Brunnen fand man sogar gut erhaltene Fußböden mit Fußbodenheizungen. Nach der Dokumentation und Bergung der Objekte deckte man den größten Teil der Ausgrabungen zum Schutz vor der Witterung wieder ab und legte 2011 im westlichen Teil den rund 400 Quadratmeter großen Archäologischen Garten an.

Der Archäologische Garten gibt Informationen zu den Ausgrabungen, erklärt römische Bautechniken wie die Herstellung eines Flechtmauerwerks, zeigt die Herdstelle einer römischen Küche oder die Funktionsweise römischer Fußbodenheizungen. Im hinteren Teil befinden sich Reste von römischen Mauern, die vermutlich zu etwa 3500 Quadratmeter großen Thermen gehörten. Er ist von April bis November täglich außer montags frei zugänglich.

Lage: Archäologischer Garten Augsburg, Äußeres Pfaffengäßchen 9, 86152 Augsburg

Römermauer am Dom

Das als „Römermauer“ bezeichnete Bauwerk wurde im Jahr 1954 als Lapidarium errichtet, in dem einige der schönsten und wichtigsten in Augsburg geborgenen Steindenkmäler ausgestellt sind. Die römische Stadtmauer selbst ist heute aber nicht mehr sichtbar.

Nach den Markomannenkriegen wurde die Stadt Municipium Aelium Augustum um etwa 175 n. Chr. mit einer Mauer versehen, die Anfang des 4. Jahrhunderts zusätzlich mit Wehrtürmen befestigt wurde. Sie umfasste dabei einen gut 85 Hektar großen Bereich, der im Osten etwa vom heutigen Unteren Graben begrenzt wurde und im Südosten und Süden am Mauerberg und am Obstmarkt entlang Richtung Westen verlief. Am südlichen Ende des Hofgartens befand sich das westliche Stadttor, die nordöstliche Ecke lag an der Ecke Rugendasstraße/Am Pfannenstiel. Heute ist die antike Stadtmauer größtenteils unter der modernen Bebauung begraben und nicht mehr sichtbar.

Bei den verschiedenen Ausgrabungen in Augsburg fand man über das ganze Stadtgebiet verteilt eine große Zahl von römischen Steindenkmälern, Grab- und Ehreninschriften, Weihesteinen, Säulenresten, Architekturfragmenten und Reliefs, die größtenteils aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. stammen und den Wohlstand und die Blüte der Stadt bezeugen. Um diese wichtigen Zeugnisse aus der Römerzeit gesammelt zeigen zu können, wurde 1954 die „Römermauer“ errichtet, die nur wenige Schritte von der ehemaligen römischen Stadtmauer entfernt steht. Diese Backsteinmauer mit Schutzdach dient heute als römisches Lapidarium, in dem die schönsten Römersteine zu sehen sind.

Besonders beeindruckend ist dabei das etwa 7 Meter hohe Pfeilergrabmal des Marcus Aurelius Carus, das etwa aus dem Jahr 190 n. Chr. stammt. Die Inschrift verrät, dass Carus Mitglied der Augustalen und Rechtsgelehrter (pragmaticus) war und dass er dieses Denkmal für sich, seine Ehefrau Faustinia Iucunda und seine Tochter Aurelia errichten ließ. Auf dem zentralen Relief sitzt Carus zusammen mit einem Pfau auf einer Bank und liest in einem aufgeschlagenen Buch. Die Pfeiler des Denkmals sind mit Weinlaub und Weinamphoren geschmückt und an der Spitze des Schuppendachs befindet sich ein Pinienzapfen, Symbol für die Unsterblichkeit. Es ist das bisher größte in Augsburg gefundene Grabmal dieser Art und noch fast komplett erhalten.

Eines der Grabdenkmäaerl stellt ein mit Weinfässern beladenes Ochsengespann dar, auf dem ein Hund sitzt. Auf einem weiteren Relief verschnüren 4 Männer einen großen Stoffballen, während der Händler etwas auf seiner Schreibtafel notiert. Auch der Sockel einer Jupiter-Gigantensäule, ein Merkurrelief und ein Weihealtar für die Siegesgöttin Victoria, der nach der siegreichen Schlacht gegen die Juthungen am 11. September 260 n. Chr. aufgestellt wurde, sind an der Mauer zu sehen.

Die Römermauer ist jederzeit frei zugänglich. Um die Steine vor den Witterungseinflüssen und vor Vandalismus zu schützen, wurde die Mauer 2001/2002 umgestaltet und dabei die Originale durch Abgüsse ersetzt. Wer die Originale sehen möchte, kann diese nun im Römischen Museum Augsburg bewundern.

Lage: Römisches Lapidarium, Peutingerstraße 10/Domvorplatz, 86152 Augsburg

Römisches Peristylhaus am Dom

Die Reste einer römischen Peristylvilla liegen unter denen der karolinischen Kirche St. Johannes. Die Lage am Südende der Römerstadt und direkt an der wichtigen Handelsstraße Via Claudia Augusta deuten darauf hin, dass es sich hier entweder um die Stadtvilla eines Händlers oder um eine Herberge handelte.

Nur wenige Schritte südlich des Augsburger Doms befinden sich in einer Ausgrabungsstätte die Reste einer römischen Peristylvilla. Diese entstand wohl im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. im Zuge der umfangreichen Bautätigkeiten, die nach der Erhebung zur Stadt Aelia Augusta (auch Municipium Aelium Augustum) stattfanden. Die Villa wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt und in dieser Zeit mehrfach umgebaut und erweitert.

Der etwa 38 Meter breite zweiflügelige Bau besaß mehrere Räume und einen nach Osten ausgerichteten und hufeisenförmig von Säulengängen begrenzten Eingangshof. Im Norden befand sich ein Badegebäude und an der Nordostecke ein Anbau, der wohl gewerblich genutzt wurde. Da die meisten Räume mit Fußbodenheizung ausgestattet waren und das Haus am Südende der Stadt direkt an der Via Claudia Augusta lag, könnte es sich hierbei um das Haus eines wohlhabenden Händlers oder um eine Herberge (mansio) gehandelt haben.

Im 3. Jahrhundert wurde das Gebäude im Norden durch weitere Räume ergänzt und im Osten eine große Halle angebaut, so dass der Innenhof nun von allen Seiten umschlossen war und an eine Peristylvilla aus dem Mittelmeerraum erinnerte.

Auch im 4. Jahrhundert wurde die Villa nochmals vergrößert und erhielt im Osten einen Apsidenraum und im Südwesten einen großen Raum mit Brunnen, der vielleicht schon in dieser Zeit als frühchristliche Taufstätte verwendet wurde. Das Badegebäude im Norden wurde durch einen Raum mit Apsis ersetzt, der möglicherweise als frühchristliche Kirche diente.

Im frühen Mittelalter wurde im 6./7. Jahrhundert n. Chr. über den Resten des südlichen Teils der Villa eine christliche Kapelle errichtet. An diese schloss im Westen ein Baptisterium an, in dem der römische Brunnen als Taufbrunnen weiterverwendet wurde. Diese Gebäude wurden jedoch im 10. Jahrhundert n. Chr. abgerissen und durch die Tauf- und Friedhofskirche St. Johann ersetzt, die südlich des Augsburger Doms innerhalb des Domfriedhofs errichtet wurde. Sie wurde 1808 abgebrochen, als man den Domvorplatz planierte. Ihre Fundamente wurden bei den Ausgrabungen zwischen 1929 und 1931 konserviert und sind heute als Ziegelmauern sichtbar.

Der nördliche Teil des römischen Peristylhauses liegt heute unter dem Domvorplatz verborgen, vom südlichen Teil sind heute nur noch die Grundrisse als doppelte Pflasterreihe innerhalb der jederzeit frei zugänglichen Ausgrabung von St. Johannes markiert.

Lage: Römische Grabungsstätte, Peutingerstraße 10/Domvorplatz, 86152 Augsburg

Zucchini mit Kreuzkümmelsauce

Kürbisgewächse wie Zucchini oder Gurken waren bereits bei den Römern bekannt und beliebt. Dieses Rezept eigent sich gut als Beilage zu verschiedenen Fleisch- oder Fischgerichten.

Zutaten (für 4 Personen):

  • Für die Zucchini:
  • 1 mittelgroße Zucchini
  • 1 EL Olivenöl
  • Salz, Pfeffer
  • ¼ TL Koriander, gemahlen
  • Für die Sauce:
  • 1 Zweig Minze
  • ½ TL gehackte Petersilie
  • ¼ TL Liebstöckel (Maggikraut)
  • ½ EL Honig
  • 1 EL Fischsauce
  • ½ EL Aceto Balsamico
  • 2 EL Wasser
  • ¼ TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • Salz, Pfeffer

Von der Zucchini die Enden abschneiden, dann halbieren und in etwa 5 mm dicke Scheiben schneiden.

In der Pfanne das Olivenöl erhitzen und die Zucchini darin anbraten, bis sie goldbraun sind. Mit Salz. Pfeffer und Koriander würzen.

In der Zwischenzeit für die Sauce die Kräuter hacken und mit Honig, Fischsauce, Balsamico und Wasser vermischen. Mit Kreuzkümmel, Salz und Pfeffer würzen.

Die Sauce zu den Zucchini in die Pfanne geben, alles einmal aufkochen und anschließen servieren.

Fischbällchen in Sauce

Für diese Fischbällchen eignet sich jede Art von Weißfisch. Die Sauce kann man auch gut zu pochiertem oder gegrilltem Fisch servieren.

Zutaten (für 4 Personen):

  • Für die Fischbällchen:
  • 500 g Kabeljaufilet
  • ½ Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 4 Blättchen Minze
  • ½ TL frischer Liebstöckel (Maggikraut)
  • 2 Zweige frisches Bohnenkraut
  • 4 Zweige frischer Thymian
  • 3 Zweige frischer Oregano
  • ½ TL Petersilie
  • 1 Ästchen Weinraute
  • 1 Ei
  • 2-3 EL Semmelbrösel
  • 2-3 EL Mehl
  • ¼ TL Salz
  • Pfeffer
  • Mehl zum Wenden
  • Für den Sud:
  • 1 Liter Wasser
  • Salz
  • 1 Schuss Fischsauce
  • 1 Schuss Olivenöl
  • 10 ml Weißwein
  • Für die Sauce:
  • ½ Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 EL Mehl
  • 1 EL Olivenöl
  • 1 EL Petersilie
  • Salz, Pfeffer
  • etwas Kreuzkümmel
  • 1 Schuss Essig
  • 1 Schuss Weißwein
  • 1 TL Honig

Für die Bällchen den Fisch, die Zwiebel, den Knoblauch und die Kräuter sehr fein hacken und mit den restlichen Zutaten gründlich vermischen. Man kann aber auch alles im Blitzhacker zu einer homogenen Masse vermischen.

Aus der Masse etwa golfballgroße Bällchen formen und diese in etwas Mehl wenden, damit sie beim Pochieren nicht zu sehr abkochen.

Für den Sud Wasser mit Salz, Fischsauce, Olivenöl und Wein aufkochen und die Bällchen einlegen. Die Hitze zurückschalten und die Bällchen im Sud etwa 5 Minuten leise simmern lassen (nicht kochen, sonst zerfallen die Bällchen!). Aus dem Sud nehmen, abgedeckt warmstellen und den Sud aufbewahren.

Für die Sauce Zwiebel und Knoblauch fein hacken. In einem Topf Mehl und Olivenöl anschwitzen, Zwiebel und Knoblauch mitschwitzen und nach und nach mit dem warmen Fischsud aufgießen, bis eine gebundene Sauce entsteht.

Gehackte Petersilie, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und je 1 Schuss Essig und Weißwein zugeben und mit dem Honig abschmecken.

Zum Schluss die Fischbällchen in der Sauce erhitzen und servieren.

Tipp:
Um zu testen, ob die Bällchen zusammenhalten, unbedingt ein Probeklößchen kochen. Sollte dieses zerfallen, noch etwas Mehl oder Semmelbrösel unter die Masse mischen.

Hühnerfrikassee

Dieses Frikassee benötigt nur wenige Zutaten und ist mit wenig Aufwand schnell zubereitet. Lauch war ein beliebtes Gemüse in der römischen Küche.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 600 g Hühnerbrust
  • 1 ½ Stangen Lauch
  • 2 EL Olivenöl
  • 300 ml Hühnerbrühe
  • 1 Zweig Salbei
  • 2 Zweige Weinraute
  • Pfeffer
  • 1 EL Fischsauce
  • 1 EL Sapa (Traubenmost)
  • 1 EL Mehl
  • 1 EL frischer Dill, gehackt

Das Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden. Den Lauch längs halbieren, gut waschen und in etwa 1 cm breite Halbringe schneiden.

Das Fleisch im Olivenöl rundum mit etwas Farbe anbraten. Aus der Pfanne nehmen und den Lauch im Bratfett andünsten. Mit der Brühe ablöschen und die Hühnerstücke wieder zugeben.

Salbei und Weinraute zu einem Bündel binden, zugeben und alles etwa 10 Minuten köcheln lassen, bis der Lauch knapp gar ist. Mit reichlich Pfeffer, Fischsauce und Sapa abschmecken.

Mehl in kaltem Wasser klümpchenfrei anrühren, in die Sauce rühren, aufkochen und alles noch etwa 5 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce andickt.

Den Kräuterstrauß aus der Sauce nehmen, den gehackten Dill unterrühren, evtl. nochmal abschmecken und sofort servieren.

Tipp:
Als Beilage passen z.B. Zucchini mit Kreuzkümmelsauce (Patina de cucurbitas cum aliter cuminatum) und „Ebly“ (vorgekochter Instant-Weizen).

Staatliche Antikensammlungen & Glyptothek München

Die Museen am Königsplatz sind in zwei von König Ludwig I. beauftragten klassizistischen Tempeln untergebracht. Hier sind herausragende Stücke aus der griechischen und römischen Antike ausgestellt, die auf Sammlungen der Wittelsbacher Herzöge und Könige und auf verschiedene private Stiftungen und Vermächtnisse zurückgehen.

Auf dem Königsplatz in München, der einem römischen Forum nachempfunden wurde, stehen sich die beiden klassizistischen Tempel der Glyptothek und der Staatlichen Antikensammlungen gegenüber. Sie werden vom Torbau der Propyläen ergänzt, die den Platz Im Westen abschließen.

Erbaut wurden die Gebäude im Auftrag von König Ludwig I. von Bayern als architektonischer Rahmen für die umfangreiche Wittelsbacher Sammlung antiker Kunst. Zwischen 1816 und 1830 entstand zunächst die Glyptothek, die der Hofarchitekt Leo von Klenze an der Nordseite des Platzes als Tempel im ionischen Stil plante. Gegenüber wurde dann zwischen 1838 und 1848 der korinthische Tempel der Antikensammlung errichtet.

Heute sind in der Glyptothek ausschließlich griechische und römische Marmorskulpturen aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. ausgestellt. Die 13 Säle, die sich um einen großen Innenhof gruppieren, sind nach ihren wichtigsten Objekten benannt: Saal der frühgriechischen Jünglinge, Saal des Faun, Saal des Diomedes, Saal des Grabreliefs der Mnesarete, Saal der Eirene, Saal des Grabreliefs mit dem Jäger, Saal der Westgiebelgruppe von Ägina, Saal der Sphinx, Saal der Ostgiebelgruppe von Ägina, Saal des Alexander, Saal der römischen Bildnisse, Saal des Apollon und Saal des Knaben mit der Gans. In der Glyptothek gibt es auch immer wieder Sonderausstellungen, wie z.B. im Jahr 2003 die sehr erfolgreiche Sonderausstellung „Bunte Götter – Die Farbigkeit antiker Skulptur“, die seitdem bereits in vielen Orten auf der ganzen Welt zu Gast war.

Die Staatlichen Antikensammlungen sind die größte Sammlung antiker Kleinkunst und Gebrauchsobjekte aus griechischer, römischer und etruskischer Zeit, die aus der Zeit zwischen dem 3. Jahrtausend v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. stammen. Dazu gehören unter anderem Vasen und Keramik, Terrakotta, Bronzen, Statuetten, Gefäße, Gläser, Goldschmuck, Gemmen, Münzen und Reliefs. Zusätzlich gibt es einen Sonderausstellungsbereich, in dem regelmäßig neue Aspekte der klassischen Antike präsentiert werden wie z.B. die Sonderausstellung „Mythos Troja“ (2006-2008), „Neuer Schmuck für die Götter“ (2013) oder „Neues Licht aus Pompeji“ (2022-2023).

In den beiden Zweigmuseen, dem Pompejanum in Aschaffenburg und dem Keramikmuseum in Weiden, findet man weitere Werke aus der griechischen und römischen Antike, die ebenfalls aus den Sammlungen der Wittelsbacher stammen.

Die Museen der „Antike am Königsplatz“ sind täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet. Sonntags ist der Eintritt ermäßigt. Ein Kombiticket beinhaltet den Eintritt in beide Häuser. Es gibt wöchentliche Abendführungen (jeweils mittwochs in den Antikensammlungen und donnerstags in der Glyptothek) und Gruppenführungen nach Vereinbarung.

Lage: Staatliche Antikensammlung und Glyptothek, Königsplatz 1 und 3, 80333 München

Link: www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/index.php/de

Villa Rustica Gambach

Der römische Gutshof in Gambach, von dem heute nur noch die konservierten Grundmauern des Wohnhauses zu sehen sind, muss einem wohlhabenden Besitzer gehört haben – wer sonst hätte es sich leisten können, eine derart große und prachtvolle Risalitvilla mit Atriumhof im mediterranen Stil zu errichten?

Die ersten Reste der Villa Rustica wurden bereits um 1910 entdeckt, aber erst in den 1980er Jahren mithilfe von Luftbildaufnahmen systematisch erforscht. Als hier dann ein Neubaugebiet geplant wurde, wurde das Gelände ab 2015 archäologisch untersucht und anschließend ausgegraben.

Hierbei kam ein etwa 3 bis 4 Hektar großes Landgut aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. zum Vorschein, in dem mindestens 4 Steingebäude – u.a. ein Herrenhaus, ein Getreidespeicher und ein Heiligtum – und der Verlauf der Umfassungsmauer nachgewiesen werden konnten. Zu seiner Zeit muss es sich hier um einen der größten römischen Gutshöfe rechts des Rheins gehandelt haben, der von einem wohlhabenden Besitzer erbaut wurde. Aufgefundene Reste von Wandmalereien, Geschirr, Werkzeuge, Ziegel, Münzen und einem eisernen Hufschuh bekräftigen diese Annahme.

Bei den Ausgrabungen am etwa 18 x 24 Meter großen Haupthaus, das nach Süden ausgerichtet war und zwei seitliche Ecktürme (Risaliten) besaß, entdeckte man innerhalb des 10 x 17 Meter großen und im mediterranen Atriumstil gestalteten Innenhofes ein 2,6 x 2,9 Meter großes Wasserbecken (impluvium). Dies war eher ungewöhnlich für einen rechts des Rheins gelegenen Gutshof, der noch dazu nicht weit vom Wetterau-Limes entfernt war, der damaligen Außengrenze des römischen Reichs.

Doch die Ausgrabungen ergaben auch, dass hier bereits vor den Römern Menschen siedelten, denn man konnte auch die Umrisse eines sogar noch größeren hölzernen Vorgängerbaus aus der Zeit um 130 n. Chr. lokalisieren. Außerdem konnte ein jungsteinzeitliches Langhaus und mehrere Grubenhäuser nachgewiesen werden.

Die Grundmauern des Steingebäudes und des Wasserbeckens wurden konserviert und sind seit 2017 innerhalb einer Grünfläche frei zugänglich.

Lage: Römische Villa Rustica „Im Brückfeld“, Blumenstraße, 35516 Münzenberg-Gambach

Villa Rustica Steingritz

Die Ausgrabungen der römischen Villa Rustica, die heute mitten im Wohngebiet „Am Steingritz“ liegen, zeigen nur einen Bruchteil des ursprünglichen römischen Gutshofes, da die restlichen Teile heute unter der modernen Bebauung verborgen sind.

Die Villa Rustica von Ober-Eschbach liegt inmitten der fruchtbaren Wetterau, die vom Obergermanisch-Rätischen Limes in einem großen Bogen umschlossen wurde. Beim heute sichtbaren Gebäude handelt es sich um das Hauptgebäude eines römischen Gutshofs (villa rustica), zu dem eine Reihe weiterer Nebengebäude gehört haben müssen.

Beim Bau eines Neubaugebietes wurde die südwestliche Hälfte des Haupthauses entdeckt, die 1991 ausgegraben und 1992 restauriert wurde. Die nordöstliche Hälfte war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits unter der modernen Bebauung verborgen, es konnten aber noch ein Getreidespeicher (horreum) und Teile der Umfassungsmauer lokalisiert werden.

Anhand der Ausgrabungen war jedoch noch gut zu erkennen, dass es sich hier um eine Risalitvilla gehandelt hatte. Der Hauptzugang lag dabei an der Südseite. Hier befand sich ein offener Säulengang (porticus), der an beiden Seiten mit vorspringenden 2stöckigen Ecktürmen (Risaliten) versehen war, in denen sich die Wohnräume befanden. Dahinter lag ein Innenhof, um den sich die restlichen Räume gruppierten. Im südwestlichen Gebäudeflügel befand sich ein Bad und im hinteren Gebäudeflügel ein etwa 5,5 x 3,25 Meter großer Lagerkeller mit einer Zugangsrampe, von dem die Mauern noch bis zu 2 Meter hoch erhalten sind.

Das Gebäude aus der Zeit um die frühe Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt und im Laufe dieser Zeit mehrfach umgebaut. Das hinter dem südlichen Risaliten gelegene Badegebäude wurde in einer der Umbauphasen ergänzt. In seiner halbrunden Apsis befand sich wohl ein Wasserbecken.

Seit 1995 kann man die Reste des Haupthauses der Villa Rustica in einer der Öffentlichkeit frei zugänglichen Archäologischen Garten besichtigen, der am Ende der Lorscher Straße beziehungsweise Am Römischen Hof liegt.

Lage: Römische Villa Rustica Am Steingritz, Lorscher Str. 29, 61352 Bad Homburg vor der Höhe/ Ober-Eschbach

Römerkeller Oberkochen

Ursprünglich nahm man an, dass der Römerkeller von Oberkochen zu einem Nebengebäude eines römischen Gutshofes gehörte. Zwischenzeitlich vermutet man aber eher, dass es sich hier um den Keller einer römischen Straßenstation handelte.

Der im Hinterland des Obergermanisch-Rätischen Limes gelegene „Römerkeller“ stammt aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. und wurde bei einem Brand zerstört, der möglicherweise mit den Alamanneneinfällen Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. zusammenhängt.

Der heute noch gut erhaltene und etwa 5,5 x 5,5 Meter große Keller gehörte zu einem etwa 11,6 x 12,9 Meter großen, in Fachwerkbauweise errichteten Gebäude. Er erhielt Licht über mehrere Lichtschächte, war mit 3 halbrunden Nischen versehen und wurde über eine abknickende Zugangsrampe betreten.

Ob der Keller zu einem Gutshof (villa rustica) oder zu einer Raststation (mansio) gehörte, konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden. Jedoch spricht die Lage in der Nähe einer Handelsstraße zwischen den beiden wichtigen Kastellen von Heidenheim (Aquileia) und Aalen (Alae) dafür, dass es sich hier eher um eine Straßenstation handelte, in der Reisende einkehren und übernachten konnten. Ein weiteres, etwa 70 Meter nördlich aufgefundenes Gebäude könnte dann ein zur Raststation gehörendes Badegebäude gewesen sein und eine Quelle lag nicht weit entfernt.

Der Keller wurde 1971 von einem Landwirt entdeckt und von einem Lehrer des örtlichen Gymnasiums und seinen Schülern freigelegt. Anschließend wurde der Keller konserviert und 2011 nochmals wissenschaftlich untersucht. Zu den bei den Ausgrabungen entdeckten Funden gehören unter anderem Reste von Wandbemalungen, Terra Sigillata-Geschirr, ein Schlüssel und Reste von verkohltem Getreide. Diese Funde sind heute im Heimatmuseum Oberkochen ausgestellt.

Der Römerkeller von Oberkochen ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römerkeller Oberkochen, Langes Teich, 73447 Oberkochen

Link: www.oberkochen.de/de/Stadt-Buerger/Unsere-Stadt/Stadtportrait/Sehenswuerdigkeiten-Denkmaeler/Roemerkeller

Römisches Bad Wurmlingen

Das Besondere an dieser römischen Ausgrabung ist, dass hier innerhalb der Steinruinen eines römischen Bades auch Spuren eines alamannischen Holzhauses gefunden wurden, das nach dem Abzug der Römer direkt in das römische Gebäude gesetzt wurde.

Schon bald nach der Besetzung der nördlich der Donau gelegenen Gebiete durch die Römer um 73/74 n. Chr. entstanden in dieser Region mehrere Gutshöfe (villa rustica), zu denen auch der von Wurmlingen gehörte.

Das Landgut wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. in der Nähe einer Quelle zunächst in Fachwerkbauweise errichtet, wurde dann aber Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. neu in Stein gebaut. Es bestand aus einem etwa 21 x 29 Meter großen Wohngebäude, einem Wirtschaftsgebäude und einem 9,2 x 7,7 Meter großen Badegebäude, das aus Umkleideraum mit Kaltwasserbecken, Laubad, Warmbad und einer Heizanlage bestand.

Aufgrund der Nähe zur Kreuzung zweier Fernstraßen – der Kinzigtalstraße von Straßburg (Argentorate) über Rottweil (Arae Flaviae) zur Donau und der Donautalstraße von Hüfingen (Brigobannis) nach Günzburg (Guntia) – nimmt man an, dass der Gutshof in dieser Zeit auch als Herberge (mansio) und Pferdewechselstation (mutatio) diente – dies würde auch einige Funde erklären, die auf eine solche Nutzung hindeuten.

Etwa um 230 n. Chr. brannte das Wohnhaus nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Stattdessen nutzte man nun nur noch das Badgebäude, das man zu Wohnzwecken umbaute. Mitte des 3. Jahrhunderts wurde der Gutshof dann von den Römern endgültig verlassen.

Danach siedelten sich innerhalb der noch teilweise gut erhalten Mauern Alamannen an, die allerdings Holzbauten bevorzugten. Daher wurde eine Zwischenwand des Badegebäudes abgerissen und in die entstandene Fläche ein Speichergebäude aus Holz errichtet, für das man Pfostenlöcher in den römischen Estrich schlug. Diese gezielte Nutzung römischer Steingebäude durch die Germanen war vermutlich nicht ungewöhnlich, konnte bisher aber nur hier in Wurmlingen nachgewiesen werden.

Bei der Planung eines Neubaugebietes wurde die Gutsanlage erstmals 1989 entdeckt, ab 1993 ausgegraben und anschließend mit einem Schutzbau überbaut. In diesem befindet sich heute auch eine kleine Ausstellung mit Fundstücken und anschaulichen Infotafeln zur römischen und alamannischen Geschichte. Neben einer Pantherfibel und einem Adlerkopf-Aufsatz eines römischen Reisewagens wurde auch ein gut erhaltener römischer „Gullydeckel“ gefunden, der in den Fußboden des Badegebäudes eingelassen war.

Seit 1998 ist das römische Bad, das zur Teilstrecke Neckar-Hochrhein der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, jeden Sonntag Nachmittag oder nach Vereinbarung der Öffentlichkeit zugänglich. Die Ausgrabung kann aber auch gut von außen eingesehen werden. Der Förderverein Römisches Bad e.V. veranstaltet neben den Führungen auch Ferienprogramme für Kinder.

Lage: Römisches Bad Wurmlingen, Etterweg 3, 78573 Wurmlingen

Links: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/24/; www.schutzhaus-wurmlingen.de/

Römischer Gutshof Büßlingen

Der römische Gutshof in Büßlingen ist nach der Villa Rustica von Meßkirch bei Sigmaringen die zweitgrößte Anlage ihrer Art in Süddeutschland. Vom gesamten Hofareal sind bisher etwa 15 Prozent komplett ausgegraben und in den Grundmauern rekonstruiert.

Die Villa Rustica von Büßlingen befindet sich an einem sanften Hang in der Nähe einer kleinen Quelle, gut 8 Kilometer westlich des Kastellstandortes Singen-Hohentwiel und etwa 10 Kilometer nördlich des Rheins. Die Anlage wurde Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt, aber erst ab 1976 ausgegraben und bis etwa 1982 rekonstruiert. Dabei wurden die Reste von insgesamt 10 Steingebäuden gefunden, von denen man heute die restaurierten Grundmauern von 7 Gebäuden besichtigen kann.

Aufgrund der auf dem etwa 5,4 Hektar großen Hofareal gemachten Funde – darunter ein Hort mit fast 100 Münzen – lässt sich die Zeitspanne, in der die Villa Rustica genutzt wurde, heute relativ genau bestimmen: sie wurde um 75 bis 80 n. Chr., ursprünglich in Holzbauweise, errichtet und nicht vor 263 n. Chr. von den Römern aufgegeben, danach aber wahrscheinlich von den nachfolgenden Alamannen weiterverwendet.

Auf dem Hof, der hauptsächlich von der Viehwirtschaft lebte, lebten wohl etwa 50 Personen. Das zweistöckige Haupthaus mit 10 Räumen, das im Zentrum des mit einer niedrigen Mauer umgebenen Hofareals lag, war etwa 35 x 29 Meter groß und besaß eine überdachte Eingangshalle im Süden, in die zwei seitliche Ecktürme integriert waren. Die Räume, die teilweise beheizt werden konnten, gruppierten sich rings um einen teilweise überdachten Innenhof.

Südlich des Haupthauses lagen ein Tempel mit einer Cella und einer offenen Säulenhalle sowie ein recht großzügig bemessenes, rund 200 Quadratmeter großes Badegebäude, das über Umkleideraum, Kaltbad mit Kaltwasserbecken, Laubad, Warmbad und einen Heizraum verfügte. Außerdem gab es ein Gesindehaus, Speicher- und Wirtschaftsgebäude, Stallungen, ein Schlachthaus und ein Pförtnerhaus.

Die Villa Rustica von Büßlingen gehört zur Teilstrecke Neckar-Hochrhein der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist als Freilichtmuseum jederzeit zugänglich. Die Funde aus der Villa Rustica sind heute in 2 Räumen des Archäologischen Hegau-Museums Singen zu besichtigen. Man erreicht den Gutshof von der Ortsmitte in Büßlingen aus den Schildern folgend über die Schlatter Straße, der man etwa ca. 1 km folgt und dann links abbiegt.

Lage: Villa Rustica Tengen-Büßlingen, Schlatter Straße, 78250 Tengen-Büßlingen

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/26/

Römischer Gutshof Rosenfeld

Die Villa Rustica von Rosenfeld ist eine der größten römischen Gutsanlagen in Baden-Württemberg und gehörte vor etwa 2000 Jahren sicher einem wohlhabenden Besitzer. Vor allem das Badegebäude ist heute noch gut erhalten.

Beim Bau eines Neubaugebietes wurden oberhalb von Rosenfeld 1973 mehrere Gebäude eines großen römischen Gutshofs ausgegraben, unter anderem das Haupthaus, das in seiner letzten Ausbauphase aus mehreren Gebäudeflügeln bestand.

Die Lage oberhalb der heutigen Altstadt von Rosenfeld an einem sanften Hang und in der Nähe einer Quelle war gut gewählt und die Ausmaße der Anlage mit über 25 Räumen lässt vermuten, dass sie einem wohlhabenden Besitzer gehört haben muss. Das repräsentative Gebäude ist eine der größten Anlagen ihrer Art in Baden-Württemberg.

In der ersten Bauphase entstand etwa in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. das Haupthaus, eine Portikusvilla mit 4 Flügeln. Im Süden besaß diese einen Säulengang mit Eckrisaliten, hinter dem sich ein großer Innenhof befand. Weitere Schlaf- und Wohnräume sowie mehrere Kellerräume lagen rund um diesen Innenhof in den 3 anderen Gebäudeflügeln.

Zwischen dem 2. und der Mitte des 3. Jahrhundert n. Chr. wurde in der 2. Bauphase die Säulenhalle in Wohnräume umgewandelt, eine neue Säulenhalle davorgesetzt und das Gebäude an den Eckrisaliten durch weitere Räume um jeweils knapp 20 Meter verlängert, so dass es nun eine Fläche von 48 x 43 Metern umfasste. Zusätzlich wurden an die Schmalseite im Westen ein etwa 53 Quadratmeter großes Badegebäude und im Norden ein 3 Quadratmeter großer Toilettenraum mit 2 oder 3 Sitzplätzen angefügt, die heute beide noch in einem sehr guten Zustand erhalten sind.

Das Bad, das heute unter einem Schutzbau zu sehen ist, bestand aus Auskleideraum, Kalt-, Heiß- und Schwitzbad mit Kalt- und Warmwasserbecken und einen Feuerraum. Reste des Putzes weisen auf farbig gestaltete Innenwände hin und die Böden waren zumindest im Badegebäude mit Terrazzo-Estrich belegt. Der Abwasserkanal des Bades wurde genutzt, um die Latrine zu spülen.

Der Gutshof in Rosenfeld gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“. Der teilweise freigelegte Westteil mit der Badeanlage ist als Freilichtanlage jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römischer Gutshof Rosenfeld, Drosselweg, 72348 Rosenfeld

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/15/

Römerkeller Sulz am Neckar

Der Keller dieses römischen Streifenhauses war nicht nur reich bemalt, er besaß auch eine Feuerstelle und man fand bei den Ausgrabungen mehrere Götterfiguren. Daher wurde er wohl nicht als Lagerkeller genutzt, sondern wahrscheinlich eher als Versammlungsraum einer Kultgemeinde.

In Sulz wurde auf einem Felssporn oberhalb des Neckars ab etwa 74 n. Chr. ein etwa 110 x 130 Meter großes Holz-Erde-Kastell zur Sicherung der Straße von Köngen (Grinario) nach Rottweil (Arae Flaviae) errichtet, das mit einer Kohorte von etwa 500 Mann (vermutlich der cohors XXIII voluntariorum civium Romanorum) besetzt war.

Im Zuge der Befestigung des Neckar-Limes wurde dieses Kastell schon bald etwas größer neu in Stein errichtet, außerdem entstand in der Nähe ein Lagerdorf (vicus), in dem Händler, Handwerker und Angehörige der Soldaten siedelten. Obwohl das Kastell aufgrund der Vorverlegung des Limes bereits um 90 n. Chr. wieder aufgegeben wurde, bestand die verkehrsgünstig an einer Wegekreuzung gelegene Zivilsiedlung noch bis etwa 260 n. Chr. weiter.

Die Häuser des Vicus waren vorwiegend Streifenhäuser aus Fachwerk, die mit der Schmalseite entlang der etwa 500 Meter langen Straße standen. In deren hinteren Bereichen befanden sich unter anderem Töpferöfen, Getreidemühlen, Brunnen und Werkstätten. Im Laufe der Jahre wurden sie meist durch Steinbauten ersetzt und Kellerräume ergänzt, wobei das Kastell als Steinbruch diente.

Die Reste des Vicus wurden zwischen 1967 und 1972 während der Erschließungarbeiten für ein Neubaugebiet ausgegraben. Unterhalb des „Streifenhauses Nr. 7“, das Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut wurde, entdeckte man dabei einen etwa 7 x 8 Meter großen römischen Keller.

Der Kellerraum aus der Zeit um 150 n. Chr. ist für die Forschung interessant, denn seine Wände waren flächig bemalt, mit farbigen Linien in Felder unterteilt und mit pflanzlichen Motiven versehen. Zudem gab es mehrere Rundbogen-Nischen und – für römische Keller eher ungewöhnlich – eine Feuerstelle in der Ecke. Funde von Götterreliefs der Epona und des Merkur und einer Statue mit Merkur und Rosmerta im Keller legen nahe, dass es sich hier um einen Versammlungsraum einer Kultgemeinde, von Kaufleuten oder Händlern handelte.

Nach mehreren weiteren Grabungen und Untersuchungen wurde der Römerkeller 1993 mit einem achteckigen Schutzpavillon überbaut, der sich heute als kleines Museum mit Repliken von Grabungsfunden präsentiert. Neben dem Schutzbau befindet sich die Rekonstruktion eines 7,7 Meter tiefen, gemauerten Tiefbrunnens aus römischer Zeit.

Der Schutzbau des Römerkellers, der zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört und vom Kultur- und Heimatverein Sulz e.V. ehrenamtlich betreut wird, ist von außen jederzeit einsehbar. Die Ausstellung im Schutzbau ist zwischen Mai und Oktober an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat oder nach Vereinbarung geöffnet.

Lage: Römerkeller Sulz am Neckar, Plettenbergstraße 2, 72172 Sulz am Neckar

Links: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/16/; kuh-sulz.de/roemerkeller/

Römisches Lapidarium Rottenburg

Die vor dem Sumelocenna-Museum aufgestellten Steindenkmäler und Reliefs wurden in und um Rottenburg entdeckt und geben einen guten Eindruck vom Leben der Menschen in einer römischen Stadt in der germanischen Provinz Obergermanien.

Vor dem Sumelocenna-Museum, wo sich der mittelalterliche Stadtgraben von Rottenburg befand, versammelt sich eine umfangreiche Reihe von Grabsteinen, Weihesteinen, Bauinschriften und Reliefs, die aus der gesamten Region stammen.

Auf den Grabmälern und Gedenksteinen, die keine Originale, sondern Repliken sind, kann man anhand der Inschriften und eingemeißelten Reliefs einen guten Eindruck vom Leben, der Ämter und Berufe der Menschen und der Götterwelt bekommen, die einst in der römischen Stadt lebten. Auf Tafeln wird jeweils erklärt, was auf den Steinen zu sehen oder zu lesen ist.

Am nördlichen Ende des Lapidariums befindet sich ein Teilstück der römischen Wasserleitung und ein kreuzförmiger Zierbrunnen, das wohl zu einem Garten eines Peristylhauses gehörte.

Am südlichen Ende ist die Nachbildung einer 11,5 Meter hohen Jupiter-Gigantensäule zu sehen. Diese zeigt im unteren Sockelbereich die vier Götter Juno, Apollo, Herkules und Merkur und darüber auf einem weiteren Sockelstein Genius, Minerva, Silvan und Diana. An der Spitze der darüberliegenden Säule ist Jupiter auf einem Pferd zu sehen, der ein Bündel Blitze in der erhobenen rechten Faust hält und einen Giganten niederreitet.

Das Lapidarium in Rottenburg liegt direkt vor dem Eingang des Sumelocenna-Museums und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Sprollstraße 2, 72108 Rottenburg am Neckar (hinter dem Museum)

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/7/

Sumelocenna-Museum Rottenburg

Im Sumelocenna-Museum wurde die Ausgrabung eines Teils der römischen Stadt direkt in die Ausstellung integriert und ermöglicht so dem Besucher anschaulich, einen Blick in die Vergangenheit der römischen Stadt Sumelocenna zu werfen.

Als man im Jahr 1986 im Zentrum von Rottenburg bei Bauarbeiten für ein Parkhaus auf römische Mauern stieß, ahnte man noch nicht, dass man hier eine wahre Sensation vor sich hatte. Erst im Laufe der 5 Jahre andauernden Ausgrabungen stellte man fest, dass man hier die teilweise noch gut erhaltenen Reste eines etwa 1000 Quadratmeter großen Teilausschnitts des römischen Sumelocenna vor sich hatte.

Zu den dabei entdeckten Resten gehören mehrere Wohngebäude, bei denen neben den noch gut erhaltenen Grundmauern auch Teile von Hypokausten, ein Vorratskeller, eine Apsis und ein Peristylgang zu erkennen sind.

Besonders eindrucksvoll ist jedoch eine Straßenkreuzung mit einer öffentlichen Latrine aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr., die mit Wandmalereien geschmückt war und noch extrem gut erhalten geblieben ist. Mit einer Länge von 32 Metern und 5,3 Metern Breite stellte sich diese als die größte bisher entdeckte römische öffentliche Latrine nördlich der Alpen heraus.

In den Latrinenraum, der in der Mitte von mehreren Steinsäulen gestützt wurde, führten ausgetretene Treppenstufen hinunter. Der Boden war mit Steinplatten ausgelegt und besaß vor den hölzernen Sitzbänken Rinnen, in denen Frischwasser für die Reinigung verlief. Dieses wurde anschließend direkt weiter in die Kanalisation (cloaca maxima) geleitet, deren Verlauf noch gut zu erkennen ist.

Die Ausgrabungen wurden sehr eindrucksvoll direkt in das darüber neu errichtete Römermuseum integriert, das 1992 eröffnet wurde. Auf Stegen bewegt man sich direkt über der Ausgrabung und ein Ausstellungsbereich gibt mithilfe von Originalfunden, Infotafeln und Modellen weitere Informationen zum Alltagsleben in Sumelocenna.

Das Museum, das zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es werden neben Führungen und Aktivitäten für Kinder auch Sonderausstellungen angeboten und es gibt einen Dokumentarfilm zur römischen Epoche Südwestdeutschlands.

Lage: Sumelocenna-Museum Rottenburg, Am Stadtgraben (Eugen-Bolz-Platz/Sprollstraße 2), 72108 Rottenburg am Neckar

Links: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/7/;

www.rottenburg.de/sumelocenna+museum.49255.htm

Römisches Bad II in Rottenburg

Auch wenn es sich beim sogenannten „Bad II“ nur um ein kleines Privatbad handelte, ist diese die am besten erhaltene der 3 in Rottenburg gefundenen Badeanlagen. Anhand der noch gut erhaltenen Räume kann man ihre ehemalige Funktion noch gut unterscheiden.

Das aus den 2. Jahrhundert n. Chr. stammende und bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts genutzte Badegebäude war mit einer Größe von nur 11 x 18 Metern deutlich kleiner als die beiden anderen bisher in Rottenburg entdeckten Bäder, so dass es sich hier wohl eher um ein Privatbad als um ein öffentliches Bad gehandelt haben dürfte.

Die Badeanlage bestand aus einem Umkleideraum (apodyterium) im Nordwesten, von dem aus man ins Laubad (tepidarium) gelangte, welches über eine Feuerstelle (praefurnium) im Südosten beheizt wurde.

In einer späteren Bauphase wurde im Nordosten das mit einer Kaltbadewanne (piscina) versehene Kaltbad (frigidarium) angebaut und zusätzlich ein Warmbad (caldarium) mit 3 Apsiden, in dem sich im Südosten ein Warmwasserbecken befand. Unter der nördlichen Apsis lag das Präfurnium, das diesen Raum beheizte.

In den noch teilweise bis über 2 Meter hoch erhaltenen Räumen sind noch Teile des Estrichs, die Bogen der Schürkanäle, die Hypokausten am Boden und die Hohlziegel an den Wänden zu sehen. Die Räume waren ursprünglich mit Gewölben überdeckt und mit farbig bemaltem Putz ausgeschmückt.

Das Badegebäude wurde bereits 1929 entdeckt, aber erst 1962 beim Bau des Eugen-Bolz-Gymnasiums komplett freigelegt und anschließend konserviert. Heute kann man es im Kellergeschoss unter einem Schutzbau besichtigen.

Den Schlüssel zur Ausgrabung erhält man gegen eine Kaution im Sumelocenna-Museum, von dem aus man am besten zu Fuß nach etwa 300 Metern das Gymnasium erreicht. Der Eingang zum Badegebäude liegt an der Nordostecke des Gymnasiums und ist von der Mechthildstraße aus zugänglich

Lage: Römerbad Rottenburg, Untergeschoss des Eugen-Bolz-Gymnasiums, Mechthildstraße 26, 72108 Rottenburg am Neckar

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/7/

Römerquelle Bad Niedernau

Die Heilwirkung des schwefelhaltigen Wassers bei Bad Niedernau wurde bereits von den Römern geschätzt. Gleichzeitig wurde an dieser Quelle der gallo-römische Heil- und Quellgott Apollo Grannus verehrt, wie ein hier aufgefundenes Relief beweist.

Am Eingang zum Katzenbachtal liegt nur wenige hundert Meter südlich des Bad Niedernauer Kurparks eine bereits in römischer Zeit bekannte schwefelhaltige Mineralwasserquelle, die später wohl in Vergessenheit geriet.

Dennoch war die Gegend auch noch im Mittelalter für ihre verschiedenen Heilquellen bekannt. Im 15. Jahrhundert entstand hier der erste kleine Kurbetrieb, der sich Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Heilbad entwickelte.

Als man 1836 einen weiteren Mineralwasserbrunnen bohren wollte, stieß man dabei auf die Reste eines römischen Brunnens, in dem neben dem Relief des Heilgottes Apollo Grannus auch Schmuckstücke, Tonscherben und etwa 300 römische Münzen aus der Zeit zwischen der Mitte des 1. Jahrhunderts bis ins späte 4. Jahrhundert n. Chr. gefunden wurden. Offenbar wurde bei den Kulten zu Ehren des Quellgottes nicht nur das Wasser getrunken, sondern man warf auch anschließend Münzen als Dankopfer in den Brunnenschacht.

Um 1840 errichtete man über der wiederentdeckten Quelle ein Gebäude, in dem man noch bis 2020 Wasser aus der „Römerquelle“ zapfen konnte, das man heute aber nur noch von außen besichtigen kann. An der Rückwand des Quellhauses kann man noch die Replik des Apolloreliefs erkennen und wenige Schritte daneben stehen im Wald noch ein paar aufgerichtete Säulenreste.

Vom Parkplatz am Kurpark in der Badstraße erreicht man das Quellhaus nach etwa 800 Metern auf einem etwa 10-minütigen Spaziergang. Die Römerquelle gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“.

Lage: Bad Niedernauer Römerquelle, Römerquelle 2, 72108 Rottenburg-Bad Niedernau (gegenüber der Abfüllanlage)

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/8/

Römische Wasserleitung Obernau

Die Reste der Wasserleitung, die das römische Sumelocenna mit Wasser versorgte, sind heute noch in Teilen recht gut erhalten. Mit über 7 Kilometern Länge ist es heute das längste gemauerte römische Aquädukt rechts des Rheins.

Die Wasserleitung, die frühestens um etwa 100 n. Chr. oder vielleicht sogar erst Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. erbaut wurde, versorgte die römische Siedlung Sumelocenna mit Trinkwasser. Hierzu wurde eine 7,16 Kilometer lange Wasserleitung erbaut, die das Wasser aus den Quellen im Rommelstal in einem Aquädukt bis in ein Sammelbecken westlich der Stadt leitete. Von dort aus wurde es über Rohre an die öffentlichen Brunnen, Bäder und auch auf einige Privathaushalte verteilt.

Das gemauerte Aquädukt, das zwischen 1911 und 1912 archäologisch untersucht, teilweise freigelegt und anschließend konserviert wurde, war etwa 1,7 Meter breit und besaß eine etwa 30 Zentimeter breite und 50 Zentimeter hohe Wasserrinne, die mit wasserdichtem Ziegelbeton ausgekleidet war. Nach oben war der Kanal größtenteils offen und wurde nur an steilen Hängen abgedeckt oder verlief unterirdisch. Obwohl das Gefälle mit nur 0,33 Prozent eher gering war, flossen durch die Leitung dennoch zwischen 75 und 100 Liter Wasser pro Sekunde.

In der Nähe von bei Obernau wurde eine der insgesamt 21 aufgedeckten Stellen des Leitungskanals mit einem Schutzbau überdacht und ist heute jederzeit frei zugänglich. Man erreicht diesen vom Wanderparkplatz Rommelstraße nach etwa 700 Metern auf einem etwa 10-minütigen Spaziergang. Die Wasserleitung in Obernau gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“.

Lage: Römische Wasserleitung Obernau, Wanderparkplatz Rommelstalstraße 46, 72108 Rottenburg-Obernau

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/9/

Pfeilergrabmal Kirchentellingsfurt

Das Grabmal in Kirchentellinsfurt ist ein bisher seltenes Beispiel eines römischen Pfeilerdenkmals nördlich der Alpen und ist, neben der Igeler Säule, nur eines von bisher 4 in ganz Deutschland aufgefundenen Grabmälern dieser Art.

Im Jahr 1859 fand man bei Straßenbauarbeiten nördlich von Kirchentellinsfurt Teile eines römischen Pfeilergrabmals, das direkt an der Römerstraße von Köngen (Grinario) nach Rottenburg (Sumelocenna) stand und einst etwa 15 Meter hoch gewesen sein dürfte.

Das Grabmal stammt aus dem Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhundert n. Chr. und bestand aus einem etwa 4 x 4 Meter großen mehrstufigen Unterbau, auf dem eine leider nicht mehr erhaltene Grabinschrift mit dem Namen, Alter und dem Beruf des Verstorbenen angebracht war.

Im Obergeschoss des Denkmals waren etwa 3,5 Meter hohe Halbreliefs angebracht, die auf einer Seite den in eine römische Toga gekleideten Verstorbenen mit seiner Ehefrau zeigten. Auf den anderen Seiten waren mythologische Szenen dargestellt, während die seitlichen Pilaster mit Weinranken und Blättern geschmückt waren.

Darüber befand sich ein pyramidenartig geschwungenes und schuppenartig mit Blättern bedecktes Dach, das auf seiner Spitze einen Pinienzapfen oder eine Figur trug. Das gesamte Denkmal war vermutlich farbig bemalt und war von mehreren Figuren umgeben, zu dem neben paarweise aufgestellten Löwen und Sphingen auch ein Kopf des Jünglings Attis mit phyrgischer Mütze gehörte. Dieser war zum einen ein Symbol für die Trauer, zum anderen Teil des in den römischen Provinzen weit verbreiteten Kybele-Kults.

Die heutige sichtbare Holzkonstruktion, die 2000 auf den originalen Sandsteinblöcken des Sockels in der Nähe des ursprünglichen Fundorts errichtet wurde, ist nur halb so hoch wie das ursprüngliche Denkmal. Da die genaue Lage der Fundstücke nicht sicher zu rekonstruieren war, wird das Denkmal dabei heute bewusst nicht detailgetreu dargestellt, sondern soll dem Betrachter nur einen ungefähren Anhaltspunkt zum ursprünglichen Aussehen geben.

Neben Abgüssen von Teilen der Reliefs und mehreren Figuren, die das Grabmal umgaben, ist auch ein Originalteil des geschwungenen Pyramidendachs ausgestellt.

Das Pfeilerdenkmal gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Pfeilergrabmal, P+R-Parkplatz an der B27 neu/L379 (in der Nähe des Wasserkraftwerks), 72138 Kirchentellinsfurt

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/6/

Merkurrelief „Pliezhäuser Teufelchen“

Das Merkurtempelchen, das sich hier vermutlich in römischer Zeit befand, wurde in christlicher Zeit zwar abgerissen und in eine Kirche verwandelt, ein Teil des heidnischen Kultbildes befindet sich aber noch heute an der Außenwand der heutigen St-Martins-Kirche.

In römischer Zeit befand sich in Pliezhausen ein Merkurtempelchen, das als heidnische Opferstätte in christlicher Zeit kurzerhand abgerissen wurde, um es an der (vermutlich) gleichen Stelle durch eine Kirche zu ersetzen. Die noch brauchbaren Steine (Spolien) wurden dabei aber nicht zerstört, sondern einfach in der neuen Kirche verbaut. Dies war in dieser Zeit durchaus üblich, denn auch damals war Bauen teuer und bereits behauene Steine eigneten sich prima für Türschwellen oder Mauern.

Das etwa 1,30 Meter hohe Relief des Götterboten Merkur, der mit Flügelhut, Mantel, Geldbeutel und Hermesstab dargestellt ist, wurde auch hier einfach liegend in die Außenwand der St.-Martins-Kirche eingebaut. Später im 16. Jahrhundert war den Gläubigen das Relief wohl nicht mehr so ganz geheuer, da die Flügel auf dem Kopf des Gottes auch als Teufelshörner gedeutet werden konnten, so dass dieser im Volksmund als „Pliezhäuser Teufelchen“ bezeichnet wurde.

Das Relief befindet sich links neben dem Kirchturm an der westlichen Außenwand der Kirche unter einem kleinen Schutzdach und ist jederzeit frei zugänglich. Es gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“.

Im ganz in der Nähe gelegenen Privatgarten der Familie Zimmermann, die zur Legio VIII Augusta gehört, ist zudem ein Nachbau des Merkurtempelchens öffentlich zugänglich (Rosenstraße 10, östlich der Kirche).

Lage: „Pliezhäuser Teufelchen“, an der Evangelischen Martinskirche, Pfarrgasse, 72124 Pliezhausen

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/5/

Villa Rustica Nürtingen

Die Villa Rustica von Nürtingen, eine der größten in Baden-Württemberg, wurde bei Erschließungsarbeiten des Neubaugebietes „In den Seelen“ entdeckt und wird daher auch oft so bezeichnet. Es war eines von mehreren Landgütern, die zur Versorgung des nur etwa 6 Kilometer entfernten Kastells in Köngen (Grinario) dienten.

Etwa ab 90 n. Chr., kurz nach der Errichtung des Kastells Grinario im nur wenige Meilen nördlich gelegenen Köngen, entstand an einem relativ steilen Hang ein Landgut, dessen Hauptgebäude zunächst nur ein einfacher quadratischer Wohnraum war, der später einen kleinen Anbau erhielt.

In einer zweiten Bauphase wurde wohl während der trajanischen Zeit um 117 n. Chr. nördlich dieser beiden Räume eine etwa 19 x 20 Meter große, repräsentative Risalitvilla angebaut. Die teilweise beheizbaren Wohnräume lagen dabei in den Ecktürmen (Risaliten) im Osten, zwischen denen es einen unterkellerten Verbindungsgang gab. Zwischen der Risalitvilla und dem älteren Bau wurde zudem in dieser Bauphase bereits eine kleine Badeanlage eingefügt, während der westliche Teil der Villa vermutlich aus einem offenen Hofbereich mit einer Herdstelle bestand.

Später wurde im Osten ein repräsentativer Portikusgang und ein Wohnraum mit Fußbodenheizung ergänzt und das alte Bad durch ein im Norden gelegenes, größeres Badegebäude ersetzt. Durch die steile Hanglage konnte nicht – wie sonst üblich – ein eigenes Badegebäude errichtet werden, aber der Hausherr wollte wohl auf diesen Luxus nicht verzichten und so baute man die beiden Baderäume einfach direkt an das Wohnhaus an.

Das Bad bestand aus einem Warmbad (caldarium) und einem noch recht gut erhaltenen Kaltbad (frigidarium), mit jeweils einer Badewanne in einer halbrunden Apsis und sicher hübsch bemalten Wänden. Beheizt wurden das Bad und der südlich davon gelegene Wohnraum durch eine Heizanlage im Osten, die etwas tiefer am Hang lag.

Nach der Zerstörung des Gutshofes durch einen Brand während eines Alamanneneinfalls um etwa 223 n. Chr., wurde der Gutshof teilweise wieder aufgebaut. An der Westseite wurden dabei mehrere Wirtschaftsgebäude und Holzschuppen angebaut, in denen mehrere Herdstellen und 2 Darren untergebracht waren. Doch auch dieser Gutshof wurde nur wenige Jahre später erneut zerstört und danach aufgegeben.

Der Gutshof wurde 1988 bei Erschließungsarbeiten im Neubaugebiet „In den Seelen“ entdeckt, in den folgenden Jahren mithilfe von vielen freiwilligen Helfern ausgegraben und die teilweise noch meterhohen Mauern anschließend konserviert. Hierbei wurde klar, dass die Villa Rustica eine Fläche von etwa 280 x 180 Metern besaß und von einer Hofmauer umgeben war. Neben dem Wohnhaus befanden sich in diesem Areal auch Wirtschaftsgebäude, Ställe und Werkstätten, die man anhand von Funden und Ziegelresten annähernd lokalisieren konnte.

Der Gutshof gehört zum Streckenteil Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist jederzeit frei zugänglich. Die Funde aus dem Gutshof sind im Stadtmuseum Nürtingen ausgestellt und der Schwäbische Heimatbund veranstaltet Führungen.

Lage: Römischer Gutshof „In den Seelen“, Friedrich-Glück-Straße, 72622 Nürtingen-Oberensingen

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/4/

Museum der Stadt Miltenberg

Von den römischen Bauwerken sind in Miltenberg nur noch wenig Reste zu sehen. Die Funde aus den beiden Römerkastellen, den Lagerdörfern und Heiligtümern sind jedoch im Museum Stadt Miltenberg in einer kleinen, sehenswerten Ausstellung zu finden.

Miltenberg bildete den südlichsten Punkt des „Mainlimes“, den Kaiser Antoninus Pius Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. von Großkrotzenburg über Wörth bis Miltenberg bzw. Bürgstadt an den Main vorverlegen ließ. Er bildete eine „nasse Grenze“ entlang des Mainverlaufs und war in regelmäßigen Abständen mit Kastellen befestigt. Ab Bürgstadt verlief der Limes dann wieder als „feste Grenze“ Richtung Süden bis nach Lorch und von dort als Rätischer Limes weiter bis zur Donau.

Im heutigen Miltenberg wurden bei Ausgrabungen ab den 1970er-Jahren in der Altstadt unter anderem das Kohortenkastell mit römischem Militärbad und Lagerdorf und im Ortsteil Bürgstadt das Ostkastell (Numeruskastell) mit Lagerdorf gefunden. Aus Funden von Weihesteinen geht hervor, dass im etwa 2,7 Hektar großen Kohortenkastell eine etwa 480 Mann starke Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata und im heute komplett überbauten 0,6 Hektar großen Numeruskastell die Numerus exploratorum Seiopensium mit etwa 160 Mann stationiert gewesen waren. Beide Kastelle stammen aus der Zeit zwischen etwa 150 bis 250 n. Chr., als der Mainlimes die äußere Grenze bildete.

In Miltenberg gibt es außerdem noch gut erhaltene Reste eines römischen Töpferofens, der tagsüber im Foyer des Caritas-Altenheims „Maria Regina“ (in der Nähe des Würzburger Tors) frei zugänglich ist, eine (nicht mehr sichtbare) römische Straßenstation in der Nähe des Greinbergs, ein Merkurheiligtum auf dem Greinberg und Reste von Limes-Wachtürmen bei Bürgstadt. Der etwa 19 km lange Rundwanderweg M1 (Römerweg) verbindet die wichtigsten dieser Punkte.

Im Museum Stadt Miltenberg, das in 3 historischen Fachwerkhäusern in der Nähe des Marktplatzes untergebracht ist, sind in den insgesamt 44 Räumen mehrere Ausstellungsteile zur Geschichte der Stadt von der Steinzeit bis in die Gegenwart untergebracht. Die römische Abteilung beherbergt eine Ausstellung zu den Kastellen und Zivilsiedlungen, zu Handwerk, Alltag und Religion und zeigt unter anderem Werkzeuge, Keramik, Glas, Schmuck und Münzen. Zudem sind verschiedene Weihesteine und die in der Nähe des Westtors des Kastells gefundene „Victoriasäule“ zu sehen.

Das Museum Stadt Miltenberg ist von Mitte März bis Ende Oktober täglich außer Montag und von November bis Mitte Januar täglich außer Montag und Dienstag gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Zwischen Mitte Januar und Mitte März ist das Museum geschlossen, es können aber auch außerhalb der Öffnungen Führungen nach Vereinbarung gebucht werden. An der Kasse kann ein Audioguide ausgeliehen werden.

Lage: Museum Stadt Miltenberg, Hauptstraße 171-175 (Am Schnatterloch), 63897 Miltenberg

Link: museum-miltenberg.de

Kleinkastell Irgenhausen

Auf einer kleinen Anhöhe mit herrlichem Rundblick auf den Pfäffikersee liegt das römische Kleinkastell Irgenhausen, das zu den am besten erhaltenen der Schweiz gehört. Bisher konnte jedoch weder dessen römischer Name noch die dort stationierte Einheit ermittelt werden.

Das Kastell Irgenhausen stammt vermutlich aus dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. und gehörte zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer Kastelle (Winterthur, Stein am Rhein, Pfyn, Arbon, Kloten, Zürich-Lindenhof) zur rückwärtigen Linie des Donau-Iller-Rhein-Limes, der die Rheingrenze und das Hinterland gegen die Alamannen sicherte. Das mit einer Größe von 60 x 61 Metern und 0,366 Hektar Fläche eher kleine Kastell war vermutlich von einer kleinen Hilfstruppeneinheit mit bis zu 50 Mann besetzt.

Erste Grabungen und Restaurierungen zwischen 1898 und 1907 legten die Kastellmauern frei. Dabei fand man unter den Mauern des südlichen Eckturms auch Reste von Hypokausten, die zu einem römischen Gutshof aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. gehörten. Wie Münzfunde belegen, wurde das Kastell mindestens bis ins späte 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt,

Das Kastell besaß 4 quadratische Eck- sowie 3 etwas kleinere und ebenfalls viereckige Mitteltürme. Das Haupttor lag in der südöstlichen Mauer, es gab aber noch 3 weitere schmale Durchlässe in den anderen Mauern. An der Westecke sind Reste eines dreigeteilten Gebäudes mit Anbau zu erkennen, das möglicherweise ein Kastellbad gewesen war.

Das Kastell Irgenhausen ist jederzeit frei zugänglich und ist vom Ort aus zu Fuß über die Bürglenstrasse erreichbar.

Lage: Kleinkastell Irgenhausen, Baumenstrasse, 8330 Pfäffikon-Irgenhausen, Schweiz

Römisches Museum Avenches

Im römischen Museum in Avenches sind die bedeutendsten Fundstücke aus dem römischen Aventicum ausgestellt, darunter auch die bekannteste und größte Büste von Kaiser Marc Aurel. Im Museum ist heute „nur“ eine Kopie zu sehen, denn das wertvolle Original befindet sich aus Sicherheitsgründen im Tresor der Kantonalbank in Lausanne.

Die archäologische Sammlung des römischen Museums von Avenches wurde bereits 1824 begonnen und befindet sich seit 1838 im aus dem aus dem 11. Jahrhundert stammenden „Bischofsturm“, der sich über dem Eingang des Amphitheaters erhebt.

Hier sind auf mehreren Etagen die wichtigsten Fundstücke aus den Ausgrabungen in Avenches zu sehen. Im Untergeschoss befindet sich noch ein Teil der originalen Fassade des Amphitheaters. Im Erdgeschoss, das sich unter anderem dem Thema Tod und Jenseits widmet, sind Teile von Grabdenkmälern einer nordöstlich der Stadt gelegenen Nekropole zu sehen und außerdem Mosaike, Wandmalereien und Inschriften aus Häusern des römischen Aventicum.

Der Ausstellungsteil im 2. Stock zeigt, wie wichtig die vom Kaiser ausgeübte Macht, die Inszenierung von Gladiatorenspielen im Amphitheater oder Aufführungen im Theater, aber auch die Götter und die Mythen für die römische Gesellschaft waren. Dies zeigt sich beispielsweise in der gut 1,5 Kilogramm schweren Goldbüste von Kaiser Marc Aurel aus der Zeit um 180 n. Chr., die in einem Abwasserkanal beim Cigognier-Heiligtum gefunden wurde. Im Museum ist nur eine Kopie ausgestellt, das wertvolle Original befindet sich in Lausanne in der Waadländischen Kantonalbank.

Weitere sehenswerte Funde in diesem Teil der Ausstellung sind u.a. ein Klappmesser mit der Darstellung zweier Gladiatoren, die Reste einer Wasserorgel (eines von bisher weltweit nur 3 gefundenen Exemplaren, die meist im Amphitheater zum Einsatz kamen), ein Relief mit der Kapitolinischen Wölfin und den Zwillingen Romulus und Remus oder mehrere detailreiche Götterstatuetten.

Die Ausstellung im 3. Stock widmet sich der Geschichte der Stadt Aventicum und seiner Bevölkerung von den keltischen Ursprüngen ab der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. über die römische Zeit von etwa 15 v. Chr. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr., der Zeit als Bischofssitz im 6. Jahrhundert n. Chr. bis ins 13. Jahrhundert n. Chr., als die mittelalterliche „Neustadt“ auf dem westlich der antiken römischen Stadt gelegenen Hügel entstand. Neben Münzen, Alltagsgegenständen, Grabbeigaben und Schmuck sind hier z.B. auch ein Spielbrett, Glasobjekte oder Werkzeuge ausgestellt. Eine mulitmediale Projektion zeigt die Entwicklung der Stadt im Laufe ihrer Geschichte.

Das römische Museum in Avenches ist von April bis September täglich außer montags geöffnet und von November bis Januar täglich außer montags und dienstags. Der Eintritt ist frei.

Lage: Musée romain d’Avenchese, Tour de l’amphithéâtre, Place de l’Eglise 3, CH-1580 Avenches

Link: aventicum.org/de/roemermuseum

Amphitheater von Avenches

Der monumentale Eingang des Amphitheaters von Avenches mit seiner triumphbogenartigen Architektur muss einen beeindruckenden Effekt gehabt haben. Und auch heute noch kann man bei regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen in der Arena die Atmosphäre aus der Antike erahnen.

Ein erster Bau wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. unter Kaiser Vespasian im Südwesten der Stadt erbaut. Die Zuschauerränge (cavea) wurden dabei in die Neigung des Hügels eingefügt, auf dem heute die mittelalterliche Altstadt von Avenches liegt. Die elliptische Arena war 51,5 x 38,5 Meter groß und besaß eine 2,50 Meter hohe Begrenzungsmauer mit einem Umgang auf der Südseite, in dem Räume für die Kämpfer oder für Wildtiere lagen.

Um 165 n. Chr. wurde der Bau auf insgesamt 33 Zuschauerränge erweitert und zusätzlich mit einer bis zu 7,50 Meter hohen zweistöckigen Fassade aus Arkadenbögen umgeben, so dass der Außenumfang nun 92 x 105 Meter betrug und etwa 14.000 bis 16.000 Zuschauer Platz fanden. Der monumentale Haupteingang mit 1 großen und 2 kleineren Eingangsportalen und einem halbrunden Vorhof lag im Osten, ein weiterer, kleinerer Eingang im Westen.

Das Amphitheater, in dem Gladiatorenspiele, Tierhatzen und Hinrichtungen stattfanden, war bis ins späte 3. oder sogar bis ins frühe 4. Jahrhundert in Gebrauch, wurde dann aber zerstört. Im frühen Mittelalter, um das 11. Jahrhundert, wurde dann der 23,50 Meter hohe „Bischofsturm“ über dem Haupteingang errichtet, der als Wehr- und Wohnturm diente.

Das zwischen 1911 und 1918 freigelegte und zwischen 1987 und 1994 restaurierte Amphitheater ist nach Windisch (Vindonissa) zwar nur das zweitgrößte, aber auf jeden Fall das am besten erhaltene der Schweiz. Es wird auch heute noch für Konzerte genutzt, wie z.B. seit 1995 die jährlichen Opernfestival von Avenches im Sommer.

Das Amphitheater ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Amphithéâtre romain (Arènes d’Avenches), Avenue Jomini, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/amphitheater

Westtor von Avenches

Vom Westtor von Avenches ist im Gegensatz zum Osttor heute nicht mehr allzu viel sichtbar. Doch seit der Antike bis heute hat sich zumindest die Lage der Hauptstraße der Stadt nur wenig verändert.

Das Westtor von Aventicum wurde zusammen mit der Stadtmauer um etwa 70 n. Chr. unter Kaiser Vespasian begonnen und war eines der 2 Haupttore der Stadt. Es lag an einer wichtigen Straße, die von Windisch (Vindonissa) nach Lausanne (Lousonna) verlief.

Zwischen 1963 und 1965 wurde das Westtor teilweise freigelegt und die Grundmauern konserviert. Bis auf den nördlichen Torturm ist der größte Teil des Tores heute aber unter der heutigen Bebauung verborgen. Die heutige Hauptstraße von Avenches führt aber immer noch fast an der gleichen Stelle in die Stadt, an der der antike Decumanus Maximus lag und sogar die mittelalterliche Altstadt wurde komplett innerhalb des ehemaligen römischen Stadtgebiets angelegt.

Auch wenn man die einstigen Dimensionen heute nur schwer abschätzen kann, zeigen die heute sichtbaren Grundmauern des nördlichen der beiden Tortürme, dass das Tor – ähnlich wie das Osttor – 2 Wagendurchlässe und 2 Fußgängerdurchgänge besessen hatte und an den Seiten von 2 Türmen flankiert war.

Das Westtor ist jederzeit frei zugänglich und befindet sich etwa 50 Meter östlich des Kreisverkehrs an der Rue du Lavoir.

Lage: Porte de l’Ouest, Route du Foubourg 33, CH-1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/westtor

Forumsthermen von Avenches

Die Forumsthermen von Avenches ersetzten eine kleinere, in der Nähe gelegene Badeanlage. Obwohl bisher nur das Kaltbad, das Laubad und das Warmbad freigelegt und die restlichen Gebäudeteile noch nicht ausgegraben wurden, kann man gut erahnen, wie groß die Anlage einst gewesen sein muss.

Die Forumsthermen von Aventicum nahmen den kompletten Wohnblock der Insula 29 ein, die direkt nordöstlich an das Forum grenzte. Sie wurden etwa ab 77 n. Chr. unter Kaiser Vespasian errichtet, vermutlich von einer einflussreichen Helvetierfamilie.

Das etwa 52 x 32 Meter große Hauptgebäude der Thermen war im Reihentypus erbaut, bei dem die 3 Haupträume hintereinander angeordnet wurden. Man begann im Kaltbad (frigidarium), das eine von 2 Nischen mit Waschbecken (labrum) flankierte Apsis besaß. Daran schloss das Laubad (tepidarium) mit 2 weiteren Waschbecken an und anschließend das Heißbad (caldarium), das neben den beiden Warmbadewannen 2 in den Nischen gelegene Waschbecken besaß.

Über mehrere Heizanlagen (praefurnium) wurden die Böden und Wände der Räume und das Wasser für die Wannen und Becken erwärmt, das in sorgfältig mit im Fischgrätmuster verlegten Ziegeln ausgekleideten Wasserleitungen zu den einzelnen Wannen und Becken transportiert wurde.

Im Außenbereich lag ein großer Sportplatz (palaestra), ein großes, nicht überdachtes Schwimmbecken (piscina) und mehrere Ladengeschäfte (taberna). Das kleine Dampfbad (sudatorium) östlich des Tepidariums und ein weiterer Badesaal stammen vermutlich aus einem späteren Umbauphase.

Die in der Flur „En Perruet“ entdeckten Thermen wurden ab 1953 teilweise ausgegraben und zwischen 1995 und 1998 restauriert. Der südliche Teil der Insula mit Palästra und Eingangshalle wurde bisher noch nicht freigelegt.

Die Thermen sind heute mit einem Schutzbau überdacht, der jederzeit einen freien Blick auf die Ausgrabungen erlaubt.

Lage: Thermes romains, Route de Berne 19/Les Thermes, CH-1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/forumsthermen

Osttor & Stadtmauern von Avenches

Das Osttor war eines der beiden Haupttore in der über 5 Kilometer langen Mauer, die Aventicum umschloss. Dieser Prestigebau beeindruckte aber nicht nur durch seine Größe, er bot durch seine Lage auf einer Anhöhe auch einen beeindruckenden Blick auf die Stadt.

Unter Kaiser Vespasian begann um etwa 70 n. Chr. der Bau einer gut 5,5 Kilometer langen und etwa 7 Meter hohen, mit Zinnen und einem Wehrgang bekrönten Stadtmauer, die mit 73 Türmen, 2 Haupttoren (im Osten und Westen) und 3 weiteren Nebentoren (im Norden, Nordosten und Süden) eine Stadtfläche von etwa 200 Hektar umschloss. Zusätzlich war die Mauer an der Außenseite durch einen knapp 4 Meter breiten Spitzgraben geschützt.

Das monumentale Osttor gehörte dabei zu den größten bisher entdeckten Stadttoren aus der römischen Antike und diente nicht nur der Verteidigung, sondern sollte auch die Macht des Römischen Reiches demonstrieren. Es war mitsamt den beiden Türmen etwa 38 Meter breit, 26 Meter tief und besaß je 2 Wagen- und Fußgängerdurchlässe.

Die beiden 3 Meter breiten Wagendurchgänge waren überdacht und öffneten sich im Inneren des Tores zu einem runden Innenhof, in dem die ein- und ausfahrenden Wagenladungen kontrolliert werden konnten. Zu beiden Seiten der Wagendurchlässe gab es Durchgänge für Fußgänger, während die beiden achteckigen Türme und die anschließenden Wehrgänge der Stadtmauer nur von der Stadtseite aus zugänglich waren.

Die Stadtmauer bereits 1830 archäologisch untersucht und zwischen 1897 und 1935 freigelegt. Das nur noch in Grundmauern erhaltene Osttor wurde dann ab 1910 bis zu einer Höhe von 2 Metern wieder aufgebaut, auch Teile der Stadtmauer wurden in den 1920er-Jahren rekonstruiert.

Das Osttor der Stadtmauer ist frei zugänglich. In der Nähe des Osttors gibt es einen Parkplatz.

Lage: Porte de l’Est et muraille romaine, La Tornalla 11, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/stadtmauer; aventicum.org/de/monumente/osttor

Tornallaz-Turm

Der Tornallaz-Turm ist der letzte erhaltene Turm der römischen Stadtmauer. Aufgrund seiner Lage oberhalb der Stadt wurde er im Mittelalter zu einem Beobachtungs- und Aussichtsturm umgebaut und blieb daher bis heute erhalten.

Die Stadtmauer von Aventicum wurde um etwa 70 n. Chr. nach der Erhebung zur Kolonie begonnen und hatte einen Gesamtumfang von über 5 Kilometern.

Als letzter der einst 73 Türme dieser Mauer existiert heute nur noch der Tornallaz-Turm, dessen unterer Teil des Mauerwerks noch original römisch ist. Der Turm besaß ursprünglich einen runden Grundriss und war etwas über 10 Meter hoch. Erst im Mittelalter wurde er zu einem hufeisenförmigen Beobachtungs- und Aussichtsposten umgebaut und auf 12,50 Meter aufgestockt.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Turm restauriert und erhielt im Inneren eine Holztreppe, auf der man heute sowohl zum Wehrgang der wiederaufgebauten Stadtmauer als auch auf die Aussichtsterrasse auf dem Turm gelangt.

Der Turm, von dessen Aussichtsterrasse man einen herrlichen Blick auf Avenches hat, ist jederzeit frei zugänglich. Parkmöglichkeiten gibt es in der Nähe des Osttors.

Lage: Tour de la Tornallaz, Le Russalet 2, CH-1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/tornallaz

Grange-des-Dîmes-Heiligtum

Anders als beim benachbarten Cigognier-Heiligtum, sind vom Grange-des-Dîmes-Heiligtum außer den Grundmauern nur noch wenige sichtbare Reste vorhanden. Er ist aber wohl der älteste bisher entdeckte römische Tempel in Avenches.

Das Grange-des-Dîmes-Heiligtum wurde möglicherweise Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. anstelle eines gallo-römischen Heiligtums aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Diesem verdankt der bisher älteste Tempel von Avenches wohl seine Form eines Umgangstempels.

Auf einem etwa 20 x 20 Meter großen Podium befand sich der etwa 10,8 x 9,4 Meter große Schrein (cella) des Heiligtums, der auf allen 4 Seiten von einem Säulenportikus umgeben war. In römischer Zeit wurde dann an der östlichen Fassade der etwa 20 Meter hohen Cella eine Vorhalle mit Giebeldach (pronaos) ergänzt, zu der eine lange Freitreppe führte.

Der Tempel befand sich innerhalb eines Tempelbezirks, in dem es außerdem noch Altäre, einen Brunnen und eine mit einem Baldachin überdachte Statue gab. Wem der Tempel geweiht war, ist nicht mehr nachvollziehbar, er könnte aber dem Gott Merkur, dem Beschützer der Händler und Reisenden, oder auch dem Kaiserkult gedient haben.

Der Tempel wurde im Beginn des Mittelalters zu einer Kirche umgewandelt, später stand hier die Zehntscheune von Avenches, die dem Tempel seinen heutigen Namen gab.

Der Tempel wurde erst ab 1992 freigelegt und zwischen 2004 und 2005 konserviert. Heute ist nur noch der südliche Teil mit der Freitreppe und dem Pronaos sichtbar, über den nördlichen Teil führt heute die Hauptstraße von Avenches, auf der jedoch die Umrisse des Tempels markiert wurden.

Der Tempel ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Temple de la Grange des Dîmes, Avenue Jomini 16, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/grange-des-dimes-heiligtum

Cigognier-Heiligtum

Bei den Ausgrabungen im Cigognier-Heiligtum wurde mit einer Goldbüste von Kaiser Marc Aurel, die möglicherweise mit dem hier ausgeübten Kaiserkult in Verbindung stand, einer der spektakulärsten Funde der Schweiz gemacht. Auf einer der beiden noch aufrecht stehenden Säulen befand sich früher ein Storchennest, das dem Bauwerk seinen heutigen Namen gab.

Das Cigognier-Heiligtum war der größte Tempel von Aventicum, vielleicht sogar der Helvetier. In diesem monumentalen Tempelheiligtum wurde vermutlich dem Göttervater Jupiter und den wichtigsten Schutzgottheiten der Helvetier geopfert, er diente aber sicherlich auch dem Kaiserkult.

Der etwa 112 x 119 Meter große Komplex, der das mit dem gegenüberliegenden Theater eine Einheit bildete, wurde unter Kaiser Trajan um etwa 100 n. Chr. errichtet und wurde bis etwa 350 n. Chr. genutzt. Er besaß einen 64 x 83 Meter großen Hof, der an 3 Seiten von Säulenhallen umgeben war. In der Mitte der westlichen Säulenhalle befand sich auf einem Podium ein etwas nach vorne versetzter 42 x 27 Meter großer Tempel. Hier endete die gepflasterte Prozessionsstraße, die zwischen dem etwa 230 Meter weiter südöstlich gelegenen Theater und dem Heiligtum verlief.

Systematische Grabungen zwischen 1938 und 1940 führten im Jahr 1939 zur Entdeckung einer Goldbüste von Kaiser Marc Aurel, die zu den spektakulärsten und wertvollsten Funden der Schweiz zählt.

Auf der 12 Meter hohen Säule, die als einzige der ursprünglich 8 Säulen der Vorhalle (pronaos) heute noch aufrecht steht, nisteten seit dem 17. Jahrhundert bis ins Jahr 1978 regelmäßig Störche, was dem Tempel im Volksmund den Namen Cigognier (franz. cigogne = Storch) einbrachte.

Der Tempel ist jederzeit frei zugänglich. Am besten erreicht man ihn vom Parkplatz aus, der gegenüber dem Grange-des-Dîmes-Heiligtum an der Route du Faubourg liegt.

Lage: Sanctuaire du Cigognier, Route du Faubourg 3, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/cigognier-heiligtum

Römisches Theater von Avenches

Zusammen mit dem Cigognier-Heiligtum bildete das im gallo-römischen Baustil errichtete Theater in Avenches eine Versammlungsstätte, in der neben Komödien und Tragödien auch Tanz- und Musikdarbietungen sowie religiöse Feste und Opferriten stattfanden.

Das Theater von Avenches wurde Anfang des 2. Jahrhunderts während der Regierungszeit von Kaiser Trajan errichtet, nur wenige Jahrzehnte nachdem die Stadt zur Kolonie erhoben wurde, und war eines von mehreren Monumentalbauten aus dieser Zeit. Es wurde bis etwa Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.

Aufgrund seiner Nähe und der Ausrichtung auf das Cigognier-Heiligtum bildete das Theater mit diesem zusammen einen Sakralkomplex, in dem regelmäßig kultische Veranstaltungen, Weihespiele, aber auch Theateraufführungen, Pantomime, Tanz- und Musikdarbietungen, Opferriten und politische Versammlungen stattfanden.

Der für die nordwestlichen Provinzen des römischen Reiches charakteristische gallo-römische Baustil fand auch für dieses Theater Anwendung: Die Zuschauerränge (cavea) mit etwa 50 Sitzreihen, die größtenteils aus Stein errichtet und teilweise in einen natürlichen Hang hineingebaut wurden, bilden einen etwas überzogenen Halbkreis rund um den etwa 17,75 x 21 Meter großen Chorraum (orchestra), der nach hinten durch eine Holzbühne erweitert wurde.

Anstelle einer monumentalen Bühnenwand, wie sie oftmals in Theatern in Italien oder rund ums Mittelmeer errichtet wurde, fiel die schlichte Fassadenmauer von den obersten Rängen bis hin zum vor der Fassade liegenden einstöckigen Bühnenhaus hin ab, so dass die Sichtachse zum gegenüberliegenden Cigognier-Heiligtum teilweise freiblieb. Mit einer Fassadenbreite von über 105 Metern und einer Tiefe von gut 65 Metern bot das Theater Platz für etwa 9.000 bis 12.000 Zuschauer.

Im Theater fanden ab 1890 erste systematische Ausgrabungen statt, so dass das Theater Anfang des 20. Jahrhunderts komplett freigelegt war und konserviert werden konnte. Nach Sanierungen zwischen 1998 und 1999 sind heute große Teile der Sitzreihen, ein Teil des Bühnenhauses und des Unterbaus der Tribünen erhalten.

Das Theater von Avenches ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Théâtre romain du Selley, Chemin du Selley, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/theater

Römisches Theater in Bern

Das römische Theater in Bern besitzt sowohl die Eigenschaften eines Theaters als auch die eines Amphitheaters und ist typisch für den gallorömischen Kulturraum. Es wurde sowohl für Theateraufführungen als auch als Arena für Gladiatorenspiele, Tierhatzen, Kulthandlungen und Versammlungen genutzt.

Das gallorömische Theater in Bern stammt aus dem späten 1. bis Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. und stand in Verbindung mit einem etwa 200 Meter weiter nördlich gelegenen Tempelbezirk, auf den der Theatereingang ausgerichtet war. Typisch für Theaterbauten im gallo-römischen Raum war es multifunktional und wurde nicht nur als szenisches Theater für Theateraufführungen genutzt, sondern auch für religiöse Kulte, als Versammlungsort oder für Gladiatorenkämpfe und Tierhatzen.

Dies erklärt auch, warum die Form weder einem typischen römischen Theater noch einem Amphitheater entspricht, sondern beide Formen miteinander verbindet. So bildet die 25 x 27 Meter große Arena ein eiförmiges Oval und die Zuschauerränge sind in einem Dreiviertelkreis darum herum angeordnet. Die 7 oder 8 Sitzreihen boten dabei Platz für bis zu 1500 Zuschauer.

Es gibt keinen Hinweis darauf, das es ein Bühnenhaus gab, vermutlich schloss aber eine Holzbühne an die Sitzstufen an, die den Blick auf das im Norden gelegene Heiligtum freiließ. Im Süden gibt es einen trapezförmigen Anbau, der möglicherweise als Tierzwinger gedient haben könnte.

Das 1956 freigelegte Theater wurde bereits im 19. Jahrhundert entdeckt, aber zunächst als Wasserspeicher für das in der Nähe gelegene römische Vicusbad interpretiert.

Am nur wenige Schritte vom Theater entfernten Kirchgemeindehaus der Matthäuskirche gibt es ein Vitrinenensemble mit Funden und weiteren Informationen zur keltischen und römischen Besiedelung der Engehalbinsel. Das römische Theater und die Vitrinen sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römisches Theater, Reichenbachstrasse 112, 3004 Bern, Schweiz

Vicusthermen in Bern

Im römischen Vicus Brenodurum gab es natürlich auch öffentliche Bäder, wie diese Vicusthermen, die teilweise rekonstruiert wurden und heute unter einem Schutzbau liegen.

Die öffentlichen Thermen der Siedlung stammen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und wurden über einem etwas kleineren Vorgängerbau errichtet. Die einzelnen Räume waren hintereinander angeordnet, wobei die im Süden gelegenen Räume beheizt waren.

Man betrat die Anlage von einem überdachten Portikus aus und gelangte zunächst in den Umkleideraum (apodyterium). Daran schloss sich das Kaltbad (frigidarium) mit einem großen Kaltwasserbecken (piscina) an. Weiter ging es von hier über das Laubad (tepidarium) ins Warmbad (caldarium) mit Heißwasserwanne (alveus). Daneben befand lag der Heizraum (praefurnium) mit Wasserkessel.

Erste Grabungen auf der Engehalbinsel fanden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts statt. Das Badgebäude wurde jedoch erst 1937 freigelegt, anschließend restauriert und mit einem Schutzdach versehen. Nach einer Renovierung in den 1990er-Jahren wurde das Bad mit einem Schutzzaum umgeben, um Vandalismus vorzubeugen. Die Funktionsweise einer römischen Thermenanlage sind auf vielen Schautafeln gut erklärt.

Die Vicusthermen sind frei zugänglich und Teil eines 4 km langen archäologischen Rundwegs auf der Engehalbinsel. Vom Römischen Theater am Startpunkt des Rundwegs sind es noch etwa 15 min Fußweg.

Lage: Römisches Bad, Engehalbinsel, 3004 Bern, Schweiz

Römische Villa Rustica Zofingen

Der römische Gutshof von Zofingen ist einer der größten der bisher in der Schweiz gefundenen und besitzt zudem 3 noch sehr gut erhaltene Bodenmosaike. Möglicherweise wurde er zur Versorgung des etwa 40 km entfernten Legionslagers in Vindonissa errichtet.

Das Landgut (villa rustica) in Zofingen, das Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet, mehrfach umgebaut und bis mindestens Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt wurde, ist einer der größten bisher in der Schweiz entdeckten römischen Gutshöfe. Er liegt auf einem Plateau oberhalb einer Heeresstraße, die bei Olten von der Hauptverbindung zwischen Aventicum und Vindonissa abzweigte und gehörte wohl einem vermögenden Besitzer.

Die ehemals insgesamt gut 100 Meter lange Portikusvilla besaß 2 Eckrisaliten, die über einen überdachten Laubengang (porticus) miteinander verbunden waren. Im südlichen Portikus lag ein beheizbarer Raum, an den eine Badeanlage (balneum) mit Kalt-, Warm- und Schwitzbad anschloss. Im Mitteltrakt befanden sich Wohnräume, die teilweise mit Mosaiken ausgestattet waren, und im Nordflügel Wirtschaftsräume. Der Gutshof nahm eine Fläche von mehreren Hektaren ein und war mit einer Hofmauer umgeben.

Bereits 1826 wurden auf einem Privatgrundstück am Hirzeberg in Zofingen 3 Wohnräume des Gutshofes mit großen und gut erhaltenen Mosaikböden entdeckt, die vermutlich aus der Zeit Anfang des 2. Jahrhunderts stammen, als der Gutshof seine größte Blütezeit erlebte. Die Räume wurden 1830/31 mit klassizistischen Schutzbauten überbaut, die an griechische Tempel erinnern, aber nichts mit den ursprünglichen Bauten gemein haben. Bei weiteren Grabungen in der Nähe wurden das Haupttor und Teile der Umfassungsmauer entdeckt, 1973-75 wurden weitere Konservierungen und Restaurierungen der Räume durchgeführt.

Im Schutzhaus I befindet sich ein etwa 6,6 x 9,9 Meter großer Raum, der mit einem mehrfarbigen Mosaik ausgestattet war. Dieses bestand aus schwarzen Rauten, Dreiecken und Kreisen auf weißen Grund, die mit teils farbigen Blütenornamenten gefüllt waren.

Das Schutzhaus II wurde über 3 nebeneinanderliegenden Räumen errichtet, von denen 2 mit Bodenmosaiken belegt sind. Das Mosaik des größeren Raumes (7,3 x 5,6 Meter) zeigt ein Schwarz-Weiß-Muster aus Rhomben und Sechsecken, in das farbige Blüten- und Blattornamente eingestreut sind. Der kleinere und etwa 3 x 3,9 Meter Raum besitzt ein schwarz-weißes Schachbrettmuster.

Die Schutzbauten, die inzwischen ebenfalls denkmalgeschützt sind, sind täglich bei freiem Eintritt geöffnet. An der Wand befindet sich ein Modell des Gebäudes und auf den Infotafeln erhält man weitere Informationen zum Zofinger Gutshaus.

Lage: Römische Villa Rustica Zofingen, Hirschparkweg, 4800 Zofingen, Schweiz

Römische Therme Gretzenbach

Die römische Badeanlage von Gretzenbach gehörte zu einem von mehreren römischen Gutshöfen, die in römischer Zeit zu beiden Seiten der Aare gelegen waren und der Versorgung der Kastelle dienten.

Das römische Badgebäude von Gretzenbach wurde 1912 auf einem oberhalb der Aare gelegenen Plateau direkt neben der heutigen Pfarrkirche entdeckt und ausgegraben. Es war vermutlich Teil eines römischen Gutshofes, dessen Reste im Bereich der Kirche und des Friedhofs vermutet werden.

Anhand von Münzfunden kann man schließen, dass das Gebäude aus augustäischer Zeit stammt und mindestens bis zur Regierungszeit von Kaiser Hadrian im 1. Drittel des 2. Jahrhunderts genutzt wurde. Die hier gefundenen Reste von Mosaikböden und farbig bemaltem Wandputz lassen auf eine luxuriöse Innenausstattung des Bades schließen.

Die letzten Ausgrabungen fanden in den 1970er Jahren statt, anschließend wurde das Bad restauriert, die Grundmauern konserviert und Teile der Hypokausten rekonstruiert.

Das etwa 16,5 x 9,5 Meter große Badgebäude bestand aus einem Umkleideraum (apodyterium), von dem aus man in die verschieden temperierten Räume gelangte. An das Kaltbad (frigidarium) angebaut war eine Apsis mit einem Kaltwasserbecken, in das man durch das Gelände bedingt über ein paar Treppenstufen hinuntersteigen musste. Außerdem besaß das Bad ein Laubad (tepidarium) und ein Warmbad (caldarium), die beide durch einen Heizraum (praefurnium) beheizt wurden.

Die römische Therme ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römerbad Gretzenbach, Kirchweg, 5014 Gretzenbach, Schweiz

Römisches Theater Lenzburg (Lentia)

Obwohl im römischen Vicus wohl nur etwa 400 bis 500 Einwohner lebten, besaß Lenzburg ein szenisches Theater, das etwa 10-mal so viele Besucher fassen konnte. Daher muss man annehmen, dass es sich hier um ein religiöses Zentrum handelte, in dem Kulthandlungen und religiöse Zeremonien stattfanden.

Entlang einer etwa 400 Meter langen und 6 Meter breiten Straße bestand etwa ab 30 n. Chr. bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. eine römische Siedlung (vicus) mit Wohngebäuden, Werkstätten, Läden und mehreren Tempelbauten. In seiner Blütezeit vom späten 1. bis Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. lebten im Vicus, dessen Name Lentia gewesen sein könnte, etwa 400 bis 500 Einwohner.

Etwa 250 Meter nördlich des Vicus entstand etwa in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. ein szenisches Theater, das bis etwa 170 n. Chr. genutzt wurde. Hier wurden Dramen und Komödien aufgeführt, es fanden hier aber auch religiöse Versammlungen und Kulthandlungen statt.

Die Zuschauerränge (cavea) des Theaters waren perfekt in den natürlichen Verlauf des etwa 7 Meter abfallenden Hangs hineingebaut. Sie waren in 4 strahlenförmig verlaufende Sektionen aufgeteilt und besaß 2 durch einen halbkreisförmigen Umgang getrennte Zuschauerränge, die 4000 bis 5000 Zuschauer fassten – 10-mal mehr als im antiken Lentia lebten. Die Frontmauer war dabei 74 Meter lang und die Orchestra besaß einen Durchmesser von etwa 8,5 Metern. Bisher wurden bisher nur 4 solcher Theater in der Schweiz entdeckt: in Lausanne, Avenches, Augst und eben hier in Lenzburg.

Zwar wurden hier auf dem Lindfeld bereits in den 1930er-Jahren Reste römischer Besiedelung gefunden, aber das Theater selbst wurde erst 1964 beim Bau eines Autobahnzubringers entdeckt und 1972 bis 1973 ausgegraben und in den Grundmauern konserviert.

Das Theater ist jederzeit frei zugänglich. Leider liegt es direkt an einer Autobahnzufahrt und der Pfeiler einer Überlandleitung steht heute mitten auf einem der Treppenaufgänge in der Frontmauer, der zu den Zuschauerrängen führt.

Lage: Römisches Theater Lenzburg, Bruneggerweg, 5600 Lenzburg, Schweiz

Legionärspfad Vindonissa

Der Legionärspfad in Windisch besteht aus 11 Stationen, die an den Originalschauplätzen des römischen Militärlagers Vindonissa inszeniert wurden. Da das Legionslager kaum überbaut wurde, konnten hier noch einige Reste von Gebäuden und Lagertoren restauriert werden.

Ursprünglich lag hier am Zusammenfluss von Aare und Reuss eine keltische Siedlung, bei der um 15 v. Chr. nach den Alpenfeldzügen unter Kaiser Augustus ein römischer Militärstützpunkt entstand. Dieser wurde dann unter Kaiser Tiberius von der Legio XIII Gemina zu einem etwa 20 Hektar großen Legionslager für rund 6000 Legionäre ausgebaut, dessen Holzbauten um etwa 45 n. Chr. von der Legio XXI Rapax durch Steingebäude ersetzt wurden. Außerhalb des Lagers entstand zudem ein etwa 45 Hektar großes Lagerdorf (canabae legionis) mit rund 10000 Einwohnern, das neben Forum, Bädern, Herbergen und Tempeln auch ein Amphitheater besaß.

Ab 69 n. Chr. wurde Vindonissa zum Standort der Legio XI Claudia, die jedoch 101 n. Chr. durch die Vorverlegung des Limes nach Norden verlegt wurde. Es blieb nun nur noch ein kleiner militärischer Außenposten zurück und ein Teil der Zivilbevölkerung siedelte sich innerhalb der Lagermauern an. Als der Rhein um 270 n. Chr. nach dem Limesfall wieder die Nordgrenze des Reiches bildete, wurde westlich des Legionslagers im heutigen Altenburg ein etwa 0,3 Hektar großes Kastell (Castrum Vindonissense) errichtet, das als Teil des Donau-Iller-Rhein-Limes bis etwa 401 n. Chr. bestand.

Zahlreiche Ausgrabungen auf dem im Laufe der Zeit nur wenig überbauten Lagergelände brachten einige gut erhaltene römische Funde zutage, deren Spuren man seit 2009 auf dem Legionärspfad Vindonissa mit seinen 11 Stationen folgen kann.

Der Pfad beginnt am Gästezentrum, wo sich auch die Legionärsunterkünfte (contubernia) befinden. Jede der beiden originalgetreu nachgebauten Baracken besteht aus jeweils 10 Stuben, in denen jeweils 8 Soldaten untergebracht waren und in denen man heute sogar übernachten kann.

Weiter geht es zum Westtor (porta principalis), von dem noch die Grundmauern der 2 achteckigen Tore und der Torbau zu sehen sind. Die nächste Station ist der ursprünglich etwa 5 Kilometer lange, verzweigte Abwasserkanal (cloaca maxima), von dem noch ein auf etwa 20 Meter Länge begehbares Teilstück des 1 Meter breiten und 2 Meter hohen Sammelkanals erhalten ist.

Am Nordtor (porta decumana) lag eine zur Aare hin abfallende Böschung, an der man den Abfall entsorgte. In dem 18 Meter hohen und 200 Meter langen Müllberg konnten viele wichtige Funde geborgen werden. Nach nur wenigen Schritten gelangt man zu einem öffentlichen Bad (balneum) aus der Zeit um 100 n. Chr., in dem noch einige gut erhaltene Wandmalereien zu bewundern sind.

In der Nähe des ehemaligen Stabsgebäudes (principia) liegen die Reste eines 1100 Quadratmeter großen Hauses, das einem ranghohen Offizier – vielleicht sogar dem Centurio der Legion – gehört haben könnte. Hier hat sich neben einigen Grundmauern noch der etwa 10 Quadratmeter große Herd der Offiziersküche (culina centurionis) erhalten.

Das Südtor (porta praetoria) mit den beiden etwa 15 Meter hohen Türmen war das Haupttor des Lagers und ist heute im modernen Stil nachgebaut. Durch dieses Tor verlief die Via Praetoria, auf der die Legionen das Lager in geordneter Formation in die Schlacht zogen.

Die etwa 2400 Meter langen Wasserleitung (aquaeductus), die das im Süden des Lagers gesammelte Grundwasser in Ton- und Bleiröhren in das Lager transportierte, war noch bis 1897 die einzige Trinkwasserversorgung von Windisch und ist sogar heute noch in Betrieb. Das ebenfalls außerhalb des Lagers gelegene Amphitheater (amphitheatrum) wurde in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. für etwa 11000 Zuschauer erbaut.

Im Lager gab es ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. auch ein 4500 Quadratmeter großes Lazarett (valetudinarium) mit etwa 60 Krankenzimmern, in denen jeweils etwa 5 Betten standen. Anstelle des ursprünglichen Steinbaus steht hier heute ein Feldlazarett, in dem neben chirurgischen Instrumenten auch von den römischen Ärzten genutzte Heilkräuter und Salben gezeigt werden.

Als letzte Station wurde das ursprünglich im Zentrum des Lagers errichtete Fahnenheiligtum (aedes) rekonstruiert. In diesem zentralen Kultort wurden die Feldzeichen, Standarten, das Abbild des Kaisers und der Goldene Adler der Legion, aber auch die Legionskasse aufbewahrt.

Der Legionärspfad Vindonissa gehört zur Teilstrecke Neckar-Aare der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist zwischen April und Oktober täglich außer Montag gegen Eintritt geöffnet. Es gibt Audioguides und zahlreiche Veranstaltungen, wie Spiel- und Themen-Touren, Familientage, Führungen, Übernachtung in der Legionärsunterkunft oder Koch- und Schmiedekurse.

Lage: Legionärspfad, Römerlager Vindonissa, Königsfelderstrasse 265, 5210 Windisch, Schweiz

Links: www.museumaargau.ch/legionaerspfad; www.vindonissapark.ch

Amphitheater Vindonissa

Das antike Amphitheater von Vindonissa geriet nie ganz in Vergessenheit, denn im 15. Jahrhundert tauchte es in einer Urkunde unter dem Flurnamen Berlisgruob (Bärengrube) auf – eine Reminiszenz an die antiken Tierhatzen? Heute finden hier im Rahmen der jährlichen Römertage auch wieder Gladiatorenkämpfe statt.

Das im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. erbaute Amphitheater von Vindonissa ist das älteste und auch das größte der 7 bisher in der Schweiz entdeckten Amphitheater. Es wurde während der Regierungszeit von Kaiser Tiberius von der 13. Legion außerhalb des Legionslagers errichtet und bestand zunächst größtenteils aus Holz. In dem etwa 95 x 80 Meter großen Bau konnten bis zu 9000 Zuschauer Platz finden.

Nachdem der erste Bau 45 n. Chr. einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde er um 50 n. Chr. von der 21. Legion größtenteils aus Stein wiederaufgebaut. Dabei wurde der Zuschauerbereich (cavea) auf ein Außenmaß von 112 x 98 Meter vergrößert, so dass darin nun bis zu 11000 Personen den Gladiatorenkämpfen (munera) und Tierhatzen (venationes) folgen konnten. Doch es wurden den Zuschauern anscheinend auch exotische Tiere präsentiert, wie der Fund des Fußknochens eines Kamels beweist.

Nachdem die Legionen um 101 n. Chr. abzogen, wurde das Amphitheater noch bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt, bevor es als Steinbruch diente. Dennoch schien seine ursprüngliche Funktion dabei nie ganz in Vergessenheit geraten zu sein, denn das Gelände wurde in einer Urkunde aus dem 15. Jahrhundert mit dem Flurnamen Berlisgruob (Bärengrube) erwähnt.

Die ersten privat finanzierten Ausgrabungen auf dem Gelände fanden bereits 1897 statt, wurden dann aber schon bald von der Schweizerischen Eidgenossenschaft übernommen, die mehrere Grabungskampagnen durchführen ließ und zudem die Arena konservierte und restaurierte. Mit der Aufführung der „Braut von Messina“ wurde das Amphitheater dann 1907 feierlich eingeweiht.

Nach einer 2010 abgeschlossenen Komplettsanierung ist vom Amphitheater heute noch die von einem gedeckten Gang umgebene 64 x 52 Meter große Arena erhalten. Neben den 3 Eingängen zur Arena kann man noch die Kammern und Zugänge erkennen, durch die die Tiere über Rampen in die Arena gelangen konnten. Anstelle der etwa 13,5 Meter hohen Außenmauern wurden heute Pappeln gepflanzt, die einen guten Eindruck über die Ausmaße des Gebäudes geben.

Das Amphitheater Vindonissa ist Teil des Legionärspfads Vindonissa und ist jederzeit frei zugänglich. An den jährlich stattfindenden Römertagen erwacht die Antike z.B. bei Schaukämpfen von Gladiatoren, einem Marschlager der Legionäre, bei antiken Handwerkern oder römischen Imbissständen wieder zum Leben. Es finden in der Arena aber auch verschiedene Musik- und Kunstfestivals statt.

Lage: Amphitheater Vindonissa, Römerlager Vindonissa, Römerstrasse 13, 5210 Windisch, Schweiz

Link: www.museumaargau.ch/legionaerspfad/roemische-schauplaetze/amphitheater

Vindonissa Museum

Die wichtigsten Funde aus den Ausgrabungen des römischen Vindonissa sind in einem eigens dafür errichteten Gebäude untergebracht, dessen Eingangsportal an ein römisches Kastelltor erinnert und das schon an sich ein architektonisches Meisterwerk darstellt.

Das Museum Vindonissa zeigt auf 3 Stockwerken die wichtigsten archäologischen Funde der Ausgrabungen auf dem Gebiet des römischen Legionslagers und des Zivilorts Vindonissa und ist in verschiedene Ausstellungsbereiche unterteilt, die Themen wie Handel, Militär, Kommunikation oder Finanzen aufgreifen. Es werden sowohl Gegenstände des täglichen Lebens als auch militärische Funde, Grabbeigaben oder ein Modell der römischen Vindonissa gezeigt.

Die ersten Ausgrabungen in Windisch wurden vor über 125 Jahren begonnen und werden auch heute noch fortgesetzt. Hierbei ist von Vorteil, dass das Gelände des Legionärslagers im Laufe der Jahrhunderte nur wenig überbaut wurde. Auch die Funde aus einer 18 Meter hohen und 200 Meter breiten römischen Abfallgrube brachten viele Gegenstände zutage, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind. So kamen neben Holz- und Ledergegenständen auch römische Schreibtäfelchen zum Vorschein, die teilweise sogar noch ihre ursprüngliche Wachsschicht besaßen und heute noch lesbar sind! Sie bieten einzigartige Einblicke in das römische Alltagsleben und bilden die weltweit größte Sammlung an römischen Schreibtäfelchen.

Das Museum ist in einem 1912 vom Architekten Albert Froelich eigens hierfür erbauten und ebenso sehenswerten Jugendstilgebäude untergebracht. Das Eingangsportal ist dabei einem römischen Kastelltor nachempfunden, an der Längsseite sind Bildnisse römischer Kaiser angebracht, aber auch das Innere des Gebäudes, die Ausstellungsvitrinen und die Malereien an den Säulen nehmen Elemente aus römischer Zeit auf. Der etwa 450 Quadratmeter große Garten hinter dem Museum ist als römischer Ziergarten mit Wasserspielen, Brunnen, einem Säulengang und Blumenbeeten angelegt, in denen man Pflanzen findet, die es bereits in römischer Zeit gab.

Auf dem Rundgang „Schätze aus Vindonissa – Werde Archäologe“ kann man in die Rolle eines Archäologen, Ausgräbers, Grabungstechnikers, Restaurators, Wissenschaftlers oder Museumsdirektoren schlüpfen und in einem nachgebauten Grabungszelt, im Grabungscontainer, im Labor oder im Archiv die Arbeit der Wissenschaftler hautnah erleben. Interaktive Stationen mit Filmen, Hörgeschichten und Spielen und Veranstaltungen wie Familientage oder Weinabende im römischen Garten vervollständigen das Angebot.

Das Vindonissa Museum gehört zur Teilstrecke Neckar-Aare der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist auch Teil des Museum Aargau. Das Museum ist täglich außer Montag und Samstag gegen Eintritt geöffnet. Es gibt ein Kombiticket, das den Eintritt zum Römerlager beinhaltet, auch Audioguides sind erhältlich.

Lage: Vindonissa Museum, Römerlager Vindonissa, Museumstrasse 1, 5200 Brugg, Schweiz

Link: www.museumaargau.ch/vindonissa-museum

Archäologisches Landesmuseum (ALM) in Konstanz

Das Archäologische Landesmuseum in Konstanz widmet sich vor allem der Besiedlung und Nutzung des Bodenseeraumes und zeigt anschaulich, wie sich diese von der Altsteinzeit über die Römerzeit bis ins frühe Mittelalter entwickelt haben.

Das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg (ALM) mit seinem Hauptsitz in Konstanz befasst sich mit der Erforschung, der Sammlung und der Präsentation der archäologischen Funde in Baden-Württemberg. Neben dem Zentralen Fundarchiv Rastatt sind dem Landesmuseum weitere 7 Zweigmuseen angegliedert: das Limesmuseum Aalen, das Federseemuseum Bad Buchau, das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren, das Römermuseum Osterburken, das Römerhaus Walheim, die Römische Abteilung des Dominikanermuseums Rottweil und der Römerkeller Oberriexingen.

Das in einem ehemaligen Klostergebäude untergebrachte archäologische Museum zeigt in verschiedenen Dauerausstellungen, die sich auf etwa 3000 Quadratmeter Fläche und 3 Stockwerke verteilen, eine große Auswahl an archäologischen Funden aus Baden-Württemberg von der Altsteinzeit bis in die frühe Neuzeit.

Die Ausstellungen widmen sich dabei neben den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Pfahlbauten am Bodensee, dem mittelalterlichen Konstanz, der Schifffahrt am Bodensee und der Methodik wissenschaftlicher Ausgrabungen in einem weiteren Ausstellungsteil auch dem römischen Einfluss auf die Region.

Die dem Römischen Reich gewidmete Dauerausstellung im 1. OG beschäftigt sich mit der Geschichte der unter Kaiser Trajan zwischen 98 bis 117 n. Chr. rechts des Rheins entstandenen römischen Städte im neuen Verwaltungsbezirk Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium und vor allem dessen Hauptort Lopodunum, dem heutigen Ladenburg. Im DG ist zudem eine Rekonstruktion der Räume einer Römischen Villa zu sehen. Um ein zentrales Atrium herum ordnen sich z.B. ein Triklinium, ein Schlafzimmer, eine Küche, ein Wohnzimmer und ein Badebereich an.

In der Ausstellung „Archäologie & Playmobil“ im 3. Stock werden mit ihren jährlich wechselnden Themen auf spielerische Weise Alltagsszenen aus historischer Zeit nachgestellt. Neben wechselnden Sonderausstellungen, die sich z.B. mit der Zeit der Kelten, der Römer oder dem Mittelalter im südwestdeutschen Raum beschäftigen, gibt es auch Führungen oder Workshops zu den einzelnen Themenbereichen des Museums.

Das ALM in Konstanz ist täglich außer Montag gegen Eintritt geöffnet. Jeden 1. Samstag im Monat ist der Eintritt zur Dauerausstellung frei. Es können auch Audioguides ausgeliehen werden.

Lage: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Benediktinerplatz 5, 78467 Konstanz

Link: www.alm-bw.de/de

Quarkbällchen mit Mohn

Der aus Grieß und Quark bestehende Teig ist schnell gemacht. Für eine besonders pikante Note kann man in den Honig, in dem die Bällchen nach dem Ausbacken gewälzt werden, noch etwas gemahlenen Pfeffer geben.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 375 g Magerquark
  • 250 g Weichweizengrieß
  • 1 Prise Salz
  • 2 EL Olivenöl zum Braten
  • 4-5 EL Honig, flüssig
  • 20-30 g Mohn, gemahlen
  • Etwas Pfeffer nach Belieben

Den Quark mit dem Grieß zu einem nicht zu weichen Teig verkneten und diesen etwa 1 Stunde im Kühlschrank quellen lassen.

Dann aus dem Teig mit nassen Händen etwa 2 cm große Bällchen formen. In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen und die Bällchen darin rundum goldgelb ausbacken.

Die fertigen Globuli noch heiß im mit nach Belieben mit reichlich Pfeffer gewürzten Honig wenden und im Mohn wälzen. Lauwarm servieren.

Tipp:
Anstelle von Mohn kann man auch gehackte Mandeln, Haselnüsse oder Pistazien verwenden.

Bohnentopf

Bohnen waren eines der Grundnahrungsmittel der Römer. Dieses einfache Rezept ist – sofern die Bohnen bereits gekocht sind – schnell gemacht und eine schöne Beilage. Der Name des Gerichts kommt von dem Topf, in dem die Bohnen gekocht wurden.

Zutaten (für 2 Personen):

  • 150 g Bohnenkerne, getrocknet (oder 250 g vorgekochte Bohnen)
  • Salz
  • Olivenöl
  • 1 TL Bohnenkraut (frisch oder getrocknet)
  • 1 TL frischer Liebstöckel
  • Pfeffer
  • 1 Msp. Kreuzkümmel
  • ½ TL Koriander, gemahlen
  • 1 EL Fischsauce
  • 50 ml Weißwein
  • 1 Spritzer Essig (z.B. Aceto Balsamico)

Die Bohnen über Nacht in kaltem Wasser einweichen. Am nächsten Tag mit frischem Wasser aufsetzen, dieses leicht salzen und die Bohnen darin mit 1 Schuss Olivenöl und dem Bohnenkraut garkochen.

Die Bohnen abgießen und dabei etwa 50 ml des Kochwassers (oder der Lake aus der Dose) auffangen. Die Bohnen beiseitestellen und warmhalten.

Den Kochsud mit dem gehackten Liebstöckel, Pfeffer, Kreuzkümmel, Koriander, Fischsauce und Weißwein aufkochen, die Bohnen zugeben und mit etwas Essig abschmecken.

Schweinemedaillons mit Koriandersauce

Im Originalrezept, das von Vinidarius, einem Schüler von Apicius, aufgeschrieben wurde, wird Spanferkel verwendet. Die Sauce mit Rosinen und Pinienkernen wird wie ein Pesto hergestellt und kann auch kalt zum Fleisch gegessen werden.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 1 Schweinefilet (à 800 g)
  • Salz, Pfeffer
  • Koriander, gemahlen
  • 1 Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 2 EL Olivenöl
  • 2 EL Rosinen
  • 2 ELl Pinienkerne
  • 2 Ästchen frischer Koriander
  • 2 Ästchen frischer Dill
  • 2 Ästchen frischer Oregano
  • 50 ml Weißwein
  • 1 Spritzer Fischsauce
  • 1 Spritzer Weinessig
  • ½ TL Honig

Das Fleisch in Medaillons schneiden und mit Salz, Pfeffer und gemahlenem Koriander würzen. Die Zwiebel und den Knoblauch schälen und fein hacken.

Das Fleisch in einer Pfanne mit Olivenöl ringsum kräftig anbraten, so dass es innen noch leicht rosa ais. Aus der Pfanne nehmen und in Alufolie gewickelt warmstellen.

In der Zwischenzeit die Rosinen und die Pinienkerne zusammen mit den frischen Kräutern in einem Mörser zerstampfen. Dabei etwas Wein zugeben, um die Sauce etwas flüssiger zu machen.

Die Zwiebel und den Knoblauch im Bratfett andünsten. Mit der Mischung aus dem Mörser und dem restlichen Wein ablöschen und etwas einreduzieren lassen.

Die Sauce mit Fischsauce, Essig und etwas Honig abschmecken, die Medaillons zusammen mit dem ausgetretenen Saft zugeben und nochmals kurz erhitzen.

Tipp:
Als Beilage passen z.B. Bohnen (Conchicla cum faba).

Schweinefrikassee mit Aprikosen

Aprikosen gelangten in der frühen Kaiserzeit über Kleinasien in die römische Küche. Sie geben dem mit Minze, Honig und orientalischen Gewürzen verfeinerten Schweinefrikassee einen schönen süß-säuerlichen Geschmack.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 1 Zwiebel
  • 200 g Aprikosen
  • Etwas Olivenöl
  • 800 g Schweinefleisch
  • 100 ml Weißwein
  • 1 EL Fischsauce
  • Salz, Pfeffer
  • ¼ TL Koriander, gemahlen
  • ¼ TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1 Schuss Weißweinessig
  • 1 TL Defructum (konzentrierter Traubensirup)
  • ½-1 TL Honig
  • 1 Zweig frischer Dill
  • 1 Zweig frische Minze
  • 1 Ästchen Weinraute
  • Evtl. etwas Stärke

Die Zwiebel schälen und fein würfeln. Die Aprikosen waschen, entsteinen und in mundgerechte Würfel schneiden.

In einem Schmortopf das Öl erhitzen und das trockengetupfte Fleisch darin rundum kräftig anbraten. Die Zwiebeln zugeben, kurz mitbraten und dann alles mit dem Weißwein ablöschen. Die Fischsauce, wenig Salz, Pfeffer und die gemahlenen Gewürzen zugeben und etwa 1 bis 1 ½ Stunden köcheln lassen.

Sobald das Fleisch weich ist, die vorbereiteten Aprikosen, etwas Essig, Defructum und Honig zugeben und weitere etwa 10 Minuten köcheln lassen.

Die frischen Kräuter hacken und zum Schluss untermischen. Die Sauce nach Belieben mit etwas in kaltem Wasser angerührter Stärke binden.

Tipp:
Dazu passt z.B. ein Risotto aus Dinkel oder Perlgraupen.

Schweinefrikassee à la Matius

Schon zu Zeiten von Julius Caesar waren über 20 Apfelsorten bekannt. Matius, einer seiner Freunde und Verfasser eines Buches über Hauswirtschaft, züchtete auf seinem Landgut neue Apfelsorten. Zu seinen Ehren benannte Apicius daher dieses mit Äpfeln und Lauch verfeinerte Schweinefrikassee.

Zutaten (für 2 Personen):

  • ½ Stange Lauch
  • 1 Apfel
  • 1 Zwiebel
  • Olivenöl
  • 400 g Schweinegulasch
  • 100-150 ml Gemüsebrühe
  • ½ TL Koriander, gemahlen
  • ¼ TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • Salz, Pfeffer
  • 1 TL Honig
  • 1 EL Passum
  • 1 Schuss Apfelessig
  • 1 EL Fischsauce
  • Semmelbrösel (zum Binden)
  • 2 Ästchen Petersilie
  • 2-3 Ästchen frische Minze
  • 5-6 Ästchen frischer Thymian

Den Lauch putzen, längs halbieren, gut waschen und in dicke Halbringe schneiden. Den Apfel waschen, vierteln, das Kerngehäuse entfernen und anschließend in etwa 1 cm große Würfel schneiden. Die Zwiebel schälen und fein würfeln.

Das Olivenöl in einem Topf erhitzen und das Fleisch darin ringsum scharf anbraten. Die Zwiebel zugeben, etwas mitbraten und dann alles mit Brühe ablöschen. Im zugedeckten Topf etwa 1 bis 1 1/2 Stunden köcheln, bis das Fleisch fast gar ist.

Den Lauch zugeben und etwa 5 Minuten mitkochen lassen. Dann die Apfelwürfel und die gemahlenen Gewürze zugeben und mit Salz, Pfeffer, Honig, Passum, Essig und Fischsauce pikant abschmecken.

Kurz vor dem Servieren die frischen Kräuter hacken und zugeben. Nach Bedarf die Sauce mit den Semmelbröseln binden.

Tipp:
Das Gulasch kann auch gut im Schnellkochtopf zubereitet werden. Dann ist das Fleisch schon nach etwa 15 bis 20 Minuten weich.

Gerstengrütze auf andere Art

Dieses Gericht stand sicher nicht nur in den römischen Garküchen so oder ähnlich auf dem Speiseplan. Auch beim Militär landeten Getreide und Hülsenfrüchte oft in den Töpfen der Legionäre.

Zutaten (für 4 Personen):

  • ½ Stange Lauch
  • 150 g Spitzkohl
  • 100 g Erbsen (TK)
  • ¼ TL Fenchelsamen
  • 100 g Gerstengraupen, grob (Rollgerste)
  • 1 Schuss Olivenöl
  • 1 EL Fischsauce
  • 100 g rote Linsen
  • 130 g Kichererbsen (vorgekocht oder aus der Dose)
  • Oregano, frisch oder getrocknet
  • Thymian, frisch oder getrocknet
  • Salz, Pfeffer
  • 1 Ästchen Petersilie
  • 1 Stängel Dill

Den Lauch putzen, längs halbieren, gut waschen und anschießend in etwa 1 cm dicke Halbringe schneiden. Den Spitzkohl waschen und in etwa 1 cm breite Streifen schneiden. Die Erbsen auftauen lassen und die Fenchelsamen im Mörser grob zerstoßen.

Die Gerstengraupen mit etwa der doppelten Menge Wasser aufsetzen und 1 Schuss Olivenöl und etwa 1 EL Fischsauce zugeben. Etwa 10 Minuten leise köcheln lassen und dann die Linsen zugeben. Weitere etwa 10 Minuten mitköcheln lassen, bis beides noch nicht ganz gar ist.

Nun den Lauch und den Weißkohl zugeben und etwa 5 Minuten mitkochen lassen. Dabei immer wieder umrühren, damit nichts ansetzt, und bei Bedarf noch etwas Wasser nachgießen.

Sobald die Zutaten fast gar sind, die Kichererbsen, die Erbsen, den gemörserten Fenchel und die getrockneten Kräuter zugeben, alles aufkochen lassen und mit Salz, Pfeffer und Fischsauce abschmecken.

Die Kräuter fein hacken und kurz vor dem Servieren unterheben.

Keltenwelt am Glauberg

Auf dem Glauberg mit seinem spektakulären Blick über die Landschaft der Wetterau siedelten unter anderem Kelten, die am Fuße ihrer Höhensiedlung auch mehrere Hügelgräber errichteten. In diesen fand man reiche Grabbeigaben, darunter die einzigartige, lebensgroße Sandsteinstatue des „Keltenfürsten vom Glauberg“.

Auf dem Glauberg gibt es Besiedlungsspuren, die bis in die Jungsteinzeit hineinreichen. Bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. wurde das etwa 8 Hektar große Plateau des Glaubergs landwirtschaftlich genutzt. Es war bis ins Mittelalter fast durchgehend besiedelt und wurde erst im 13. Jahrhundert aufgegeben, als die Staufer ihre Glouburgh genannte Höhenburg verließen.

Zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. erlebte der Glauberg wohl seine größte Blütezeit, als hier die von einer etwa 2 Kilometer langen Mauer umgebene keltische Höhensiedlung erbaut wurde, die bis etwa 350 v. Chr. bestand. Aus dieser Zeit stammen auch die 3 keltischen Fürstengräber am Fuße des Berges. Bei Ausgrabungen 1994 wurden hier umfangreichen Grabbeigaben gefunden, die man heute in der Museumsausstellung bewundern kann. Zu diesen gehören neben wertvollen Waffen, filigranem Goldschmuck und bronzenen Kannen auch einer der spektakulärsten keltischen Funde überhaupt: die lebensgroße Sandsteinstatue des „Keltenfürsten vom Glauberg“ mit der seltsamen, wie überdimensionale Ohren wirkenden Haube bzw. „Blattkrone“.

Die Keltenwelt am Glauberg besteht aus dem etwa 35 Hektar großen Archäologischen Park, der Rekonstruktion eines keltischen Grabhügels und dem modernen Museumsbau mit spektakulärem Blick über die Landschaft der Wetterau und auf das rekonstruierte Hügelgrab mit einem Teil des von Pfosten gesäumten Wall-Graben-Systems und der sogenannten „Prozessionsstraße“.

Der etwa 2,2 Kilometer lange, beschilderte Keltenwelt-Pfad führt auf einem etwa einstündigen Rundweg vom Museum auf das 8 Hektar große Plateau des Glaubergs, wo vor allem noch die Reste der mittelalterlichen Befestigungen und des keltischen Ringwalls erhalten geblieben sind. Neben der Enzheimer Pforte, einem Torhaus aus dem Mittelalter, sind noch einige mittelalterliche Hauskeller, eine Zisterne und die staufische Burgruine zu sehen. Mehrere Infotafeln informieren dabei über die lange und wechselvolle Geschichte des Glaubergs.

Das Museum wurde 2011 eröffnet und ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Im Museum finden zudem regelmäßige Sonderausstellungen, Mitmachprogramme und Führungen statt und man kann Audioguides ausleihen. Der Archäologische Park und das Plateau des Glaubergs sind dagegen jederzeit frei zugänglich.

Lage: Keltenwelt am Glauberg, Am Glauberg 1, 63695 Glauburg

Link: www.keltenwelt-glauberg.de

Römisches Forum Waldgirmes

Waldgirmes war eine der frühesten römischen Gründungen in den außerhalb des römischen Reiches gelegenen germanischen Stammesgebieten und sollte dort eine Infrastruktur sowohl für den Handel als auch für militärische Erkundungszüge in die Germania Magna schaffen.

Ab Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. unternahmen römische Feldherren, darunter Caesar, Drusus und Tiberius, ausgedehnte Feldzüge, um auch die Gebiete der Germania Magna als Provinz in das Römische Reich einzugliedern. Dabei wurden neben Militärlagern auch neue Städte und Handelsorte erbaut, um die dauerhafte Eroberung und Sicherung der Gebiete zu ermöglichen, die römischen Truppen auf ihren Feldzügen zu versorgen und den Handel mit den Germanen zu erleichtern.

Waldgirmes war dabei eine der ersten nach römischem Vorbild geplant angelegten Städte im Gebiet der Germania Magna. Sie wurde vermutlich von Drusus spätestens im Jahr 4 v. Chr. gegründet und ist somit die älteste bekannte römische Stadtgründung östlich des Rheins und nördlich der Donau.

Die von einer Holz-Erde-Mauer umgebene, etwa 7,7 Hektar große Stadt wurde dabei wie ein römisches Militärlager befestigt, war aber eine typisch römische zivile Stadt mit Forum, einem Markt, Wohn- und Lagerhäusern, Tavernen, Straßen und einer öffentlichen Wasserversorgung.

Doch bereits kurz nach der Gründung, im Jahr 9 n. Chr., erlitten die Römer in den Germanengebieten eine empfindliche Niederlage in der sogenannten „Varusschlacht“ im Teutoburger Wald. Der nun folgende Widerstand der germanischen Stämme veranlasste Rom, sich etwa ab 16 n. Chr. endgültig aus der Germania Magna in die linksrheinischen Gebiete zurückzuziehen und die rechtsrheinischen Städte, darunter auch Waldgirmes, aufzugeben.

Die römische Stadt bei Waldgirmes und wurde Ende der 1980er Jahre entdeckt und zwischen 1993 und 2009 erforscht. Hierbei wurde auch das Forum ausgegraben, dessen Umrisse heute konserviert sind, gemeinsam mit einem darauf errichteten Fachwerkbau mit steinernen Sockelmauern und einer monumentalen Größe von etwa 2200 Quadratmetern. Dieser bestand mehreren um einen Innenhof errichteten Gebäudeflügeln, die z.B. als Versammlungs- und Handelsgebäude dienten.

Neben den überwiegend nichtmilitärischen Funden wie Glasperlen, Gefäßen und Schmuckstücken, wurden bei den Ausgrabungen auch Teile einer vergoldeten Reiterstatue von Kaiser Augustus gefunden, die ursprünglich auf einem Sockel im Innenhof des Forums stand. Neben dem Fuß des Reiters gehört hierbei der Kopf des Pferdes zu den schönsten und spektakulärsten Funden der Ausgrabung, die heute im Museum der Saalburg ausgestellt sind. Eine vom Künstler Heinrich Janke gestaltete moderne Nachbildung der Reiterstatue steht seit 2009 auf dem Forum von Waldgirmes.

Das Forum von Waldgirmes ist jederzeit frei zugänglich. Das Besucherzentrum, das 2022 eröffnet wurde und einige der Funde und Repliken ausstellt, ist täglich, außer am Montag und an Feiertagen, bei freiem Eintritt geöffnet. Auf aufgestellten Tafeln erhält man Informationen zur Stadtgründung, dem Forum und dem Reiterstandbild. Es werden auch Veranstaltungen und Führungen angeboten.

Lage: Römisches Forum Waldgirmes, Zum Römischen Forum 25, 35633 Lahnau-Waldgirmes

Link: roemerforum-waldgirmes.de

Römerturm Butzbach (WP 4/33)

Der Römerturm in Butzbach ist eine der ältesten Rekonstruktionen eines römischen Wachtturms und wurde nach den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen erbaut, die heute teilweise widerlegt sind. Er stellt jedoch ein wichtiges Zeugnis aus den Anfängen der archäologischen Forschungen am Limes dar.

Auf dem Schretzerberg bei Butzbach wurden 1898 die Reste von zwei nebeneinanderliegenden Limestürmen gefunden und ausgegraben. Der ältere dieser Türme wurde vor der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. als Holzturm errichtet, und war von einem heute noch gut erkennbaren Ringgraben umgeben. Nur wenige Jahre später, Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr., entstand direkt neben dem Holzturm ein ebenfalls mit einem Graben umgebener Neubau aus Stein, dessen Grundmauern heute konserviert sind.

Der Wachtposten WP 4/33 war Teil des westlichen Wetteraulimes und lag gut 1 km westlich eines heute nicht mehr sichtbaren Kohortenkastells aus der Zeit um 90 n. Chr., das bis etwa 260 n. Chr. bestand. Durch seine Lage auf dem Schretzerberg hatten die Wachsoldaten einen guten Blick hinunter in die Wetterau und konnten so den in der Nähe gelegenen wichtigen Grenzübergang überwachen. Der Limeswall lag direkt westlich hinter dem Turm und bestand aus mehreren Gräben und einer Holzpalisade, die heute auf ein paar Metern Länge rekonstruiert wurden.

Bereits 1900 wurde über dem Standort des älteren Holzturms eine Rekonstruktion errichtet, die zu den ältesten am Limes zählt. Allerdings war der Wissensstand damals noch recht dürftig, so dass man einen zweistöckigen Fachwerkturm errichtete mit einer um das obere Stockwerk umlaufenden Galerie und einem mit Ginsterbüscheln gedeckten Dach. Eine Palisade aus Holz wurde innerhalb des Ringgrabens errichtet.

Nach dem teilweisen Verfall dieser erster Turmrekonstruktion ersetzte man diese 1957 durch einen Neubau in Holz-Lehmbauweise mit einem mit Schindeln gedeckten Dach, der nach kleineren Anpassungen und stetigen Instandsetzungen noch heute zu sehen ist.

Allerdings entspricht auch dieser Turm nicht den heutigen Erkenntnissen, denn heute weiß man, dass römische Wachttürme 7 bis 9 Meter hoch waren und drei Stockwerke besaßen. Der Zugang erfolgte über eine Leiter in das mittlere Stockwerk, das als Schlafkammer diente. Im oberen Stockwerk, das oft eine Galerie besaß, befand sich dann der eigentliche Wachtraum. Der Graben diente nicht als Schutz sondern nur zur Entwässerung.

Die Turmstelle WP 4/33 ist jederzeit frei zugänglich, der Turm kann allerdings nur von außen besichtigt werden.

Lage: Römerturm am Schrenzerberg, Hildegard-Clement-Schneise, 35510 Butzbach

Kohortenkastell Rückingen

Die Lage des Kastells Rückingen, das im Zuge der Vorverlegung des Wetteraulimes errichtet wurde, kann man nur noch erahnen, da es heute komplett überbaut ist. Vom Kastellbad sind allerdings noch die Grundmauern erhalten geblieben.

Das Kastell Rückingen wurde in der Zeit zwischen 110 und 125 n. Chr., also während der späten Regierungszeit von Kaiser Trajan oder der frühen Zeit von Kaiser Hadrian, errichtet. Es wurde im Zuge der Vorverlegung des Limes errichtet und löste das etwa 6 Kilometer südwestlich gelegene Kastell Salisberg ab.

Mit einer Größe von 140 x 180 Metern (etwa 2,5 Hektar) wurde es wohl anstelle eines älteren Holz-Erde-Kastells als Steinbau nördlich des Kinzigufers und etwa 300 Meter westlich des Verlaufs des Wetteraulimes errichtet. Hier war, wie Ziegelstempel belegen, die etwa 500 Mann starke Cohors III Dalmatarum pia fidelis stationiert, die hier bis zur Aufgabe des Limes um 260 n. Chr. blieb. Kastell und Vicus sind heute überbaut und nur noch ansatzweise anhand der Straßenführungen erkennbar.

Das rund 50 Meter südlich des Kastells gelegene und etwa 33 x 20 Meter große Kastellbad wurde zwischen 1802 und 1804 erstmals untersucht. Es war größtenteils aus Stein im Reihentypus errichtet, nur der Umkleideraum (apodyterium) war aus Holz erbaut und ist daher heute nicht mehr erhalten. Auch die im Süden gelegenen Räume des Bades und die Heizräume sind heute nicht mehr sichtbar.

Nach dem Umkleideraum betrat man zunächst das Kaltbad (frigidarium), das eine Kaltbadewanne besaß und an das auf der anderen Seite ein Schwitzbad (sudatorium) angebaut war. An das Kaltbad schlossen zwei unterschiedlich warme Laubäder (tepidarium) mit Apsiden an, in denen Wannen oder Wasserbecken standen, und danach das Warmbad (caldarium) mit zwei Warmwasserwannen und einer Apsis für ein weiteres Wasserbecken. Es gab insgesamt 3 Heizräume, über die die Räume und das Wasser beheizt werden konnten.

Das Kohortenbad Rückingen befindet sich auf dem Gelände eines Spielplatzes und ist jederzeit frei zugänglich. Infotafeln informieren über das Kohortenkastell und das Kohortenbad, die Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches: Obergermanisch-Raetischer Limes“ sind.

Lage: Kohortenkastell und -bad in Rückingen, Am Römerbad 1, 63526 Erlensee

Römisches Kastellbad Salisberg

Das Kastellbad des Kohortenkastells Salisberg wurde bei der Erweiterung eines Friedhofs entdeckt. Es ist ein schönes Beispiel eines Reihenbads, in dem die verschieden warmen Räume direkt hintereinander lagen. Eher ungewöhnlich ist hierbei, dass fast jeder der beheizten Räume ein separates Heizungssystem besaß.

Im 1. Jahrhundert n. Chr. führte durch die heutige Stadt Hanau eine ältere Limeslinie, an der in der Regierungszeit von Kaiser Domitian in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. das Legionskastell Kesselberg errichtet wurde. Dieses Steinkastell konnte mit ca. 375 x 375 Metern Fläche (14 Hektar) eine vollständige Legion mit etwa 5000 bis 6000 Mann aufnehmen. Nach einem Aufstand von Lucius Antonius Saturninus, Statthalter der Provinz Germania Superior, wurde das Kastell jedoch im Jahr 88 oder 89 n. Chr. wieder aufgegeben.

Bereits 92 n. Chr. wurde nur etwa 800 Meter nordöstlich davon das kleinere, heute komplett überbaute Holz-Erde-Kastell Salisberg gebaut, das für eine bisher noch nicht näher identifizierte Kohorte von etwa 500 Mann ausgelegt war. Doch auch dieses Kastell wurde, als der Limes um mehrere Kilometer Richtung Osten verschoben wurde, bereits um 110 n. Chr. aufgegeben und von den an der neuen Limeslinie gelegenen Kastellen Rückingen und Großkrotzenburg abgelöst.

Nur etwa 100 Meter nordwestlich des Kastells Salisberg entstand etwa zeitgleich mit diesem ein Kastellbad, das zwischen 96 und 100 n. Chr. deutlich erweitert wurde. Es blieb zwar nach dem Abzug der Legion noch in Betrieb, wurde aber spätestens Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben.

Bei der Erweiterung des Friedhofs Kesselstadt wurden 1913 Reste des Kastellbades entdeckt und 1914/15 ausgegraben. Die Grundmauern von beiden Bauphasen wurden Ende der 1980er Jahre restauriert und konserviert. Aufgrund der Ziegel- und Keramikfunde konnte man nachweisen, dass das Bad von mehreren in Mainz (Moguntiacum) stationierten Legionen (Legion XIIII Gemina, Legion XXI Rapax und Legio XXII Primigenia) errichtet bzw. umgebaut wurde.

Das ältere Badegebäude war mit etwa 6,5 x 8,5 Meter recht klein und kompakt und bestand nur aus wenigen Räumen. Das neuere Gebäude war mit etwa 43 Metern Länge deutlich größer. Die im Reihentypus angelegten Räume dieser Bauphase lassen sich heute noch recht gut erkennen.

Der Umkleideraum (apodyterium) im Süden bestand vermutlich aus Holz und ist daher heute nicht mehr sichtbar. Von hier gelangte man in das Kaltbad (frigidarium) mit einem Kaltbadebecken, neben dem ein Schwitzbad (sudatorium) lag. Danach folgten mehrere Laubaderäume (tepidarium), die mit eigenen Heizsystemen beheizt wurden, und daran anschließend das Heißbad (caldarium), das über zwei Apsiden und eine Heißwasserwanne verfügte und ebenfalls über einen Heizkanal und einen eigenen Heizraum befeuert wurde.

Auf Schautafeln findet man Informationen über das Kastell und die Funktionsweise einer Therme. Das Kastellbad ist während der Öffnungszeiten des Friedhofs jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römisches Kastellbad Salisberg, Baumweg 12, 63454 Hanau

Archäologischer Park „Römische Villa Haselburg“

Die Römische Villa Haselburg liegt auf einer Anhöhe mit herrlichem Blick über den Odenwald und den Bayrischen Spessart. Der Besitzer des stattlichen Gutshofs mit Haupthaus, Villenbad, Wirtschaftstrakt und Jupiterheiligtum gehörte vermutlich der lokalen Oberschicht an.

Die Villa Rustica befindet sich etwa 10 Kilometer westlich des Odenwaldlimes und entstand um 130 n. Chr., als der Limes während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian Richtung Osten vorverlegt wurde. Der bisher größte bekannte römische Gutshof der Gegend wurde über 100 Jahre lang bewirtschaftet, wurde jedoch in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr., spätestens jedoch nach dem sogenannten „Limesfall“ um 260 n. Chr. aufgegeben und verfiel danach.

Die fast quadratische Anlage war etwa 183,5 x 185,5 Meter (3,4 Hektar) groß und war von einer Umfassungsmauer begrenzt mit einem breiten Tor an der Nordwestseite. Das Haupthaus im Osten besaß 5 Räume, die teilweise beheizt waren. Der mittlere Raum mit Apsis diente dabei eventuell als Speiseraum (triclinium). Östlich davon lag ein dreiseitiger Portikus mit Innenhof, an den an der Ostseite ein Wirtschaftstrakt mit unterkellertem Küchengebäude anschloss. Etwa 30 Meter westlich lag ein etwa 10 x 17 Meter großes Heiligtum, in dem eine etwa 10 Meter hohe Jupitergigantensäule aufgestellt war. Weitere Nebengebäude und Ställe waren auf dem Gelände verteilt.

Im Südwesten des Portikus lag das mit 14 x 11 Metern ungewöhnlich große Badgebäude, das man über den Umkleideraum (apodyterium) betrat. Danach ging man weiter in den Kaltbaderaum (frigidarium) mit Kaltwasserbecken, von dem man entweder in das Schwitzbad (sudatorium) oder weiter in das Laubad (tepidarium) gelangte. Anschließend folgte das Warmbad (caldarium) mit großer Warmwasserwanne, das über die daran anschließende Heizanlage (praefurnium) beheizt wurde. Eine Latrine lag im Osten neben dem Eingang zum Badgebäude.

Für ein gewöhnliches Landgut waren die Gebäude deutlich größer und repräsentativer als sonst üblich dimensioniert, daher liegt der Schluss nahe, dass der Besitzer ein höheres Amt in der Provinzverwaltung bekleidete und das Gut vielleicht auch Verwaltungszwecken diente.

Wiederentdeckt wurde der Gutshof bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, als Graf Franz I. zu Erbach-Erbach erste Untersuchungen durchführen ließ. Damals ging man noch davon aus, dass es sich um ein römisches Kastell handelte. Nach Ausgrabungen in den 1880er-Jahren setzte sich aber die Erkenntnis durch, dass man hier wohl ein römisches Landgut gefunden hatte.

Als 1979 eine Ferngasleitung durch das Gelände verlegt werden sollte, grub man die bereits wieder zugeschütteten Reste erneut systematisch aus. Zwischen 1984 und 1993 wurden die Grundmauern und die Umfassungsmauer rekonstruiert und konserviert. Das 2012 erbaute Informationszentrum, das einem römischen Gebäude nachempfunden ist, zeigt Fundstücke aus dem Gelände (z.B. Glas, Wandbemalungen oder Ziegel) und informiert auf Tafeln über die Geschichte der Villa Rustica.

Die Villa Rustica, die von der Gemeinde Höchst und einem Förderverein ehrenamtlich betrieben wird, ist als Freilichtmuseum jederzeit frei zugänglich. Das Informationszentrum ist zwischen Anfang April und Ende Oktober an Sonn- und Feiertagen geöffnet und es können Führungen gebucht werden. Neben weiteren Veranstaltungen gehört das Römerfest im Juni zu den Höhepunkten im Jahr.

Lage: Römische Villa Haselburg, an der L3106 bei Hummetroth, 64739 Höchst im Odenwald

Link: www.haselburg.de

Gräfliche Sammlungen Schloss Erbach

Der altertumsbegeisterte Graf Franz I. von Erbach-Erbach brachte im 18. Jahrhundert von seinen Italienreisen eine große Anzahl antiker Objekte mit, für die er in seinem Schloss eigens der Antike nachempfundene Räume gestalten ließ.

Auf den Reisen, die er in den Jahren 1774 und 1791 im Rahmen seiner „Grand Tour“ nach Italien unternahm, trug Graf Franz I. zu Erbach-Erbach eine umfangreiche Antikensammlung zusammen, die er sowohl vor Ort kaufte als auch später im Kunsthandel erwarb. Zusätzlich ergänzte er die Sammlung durch Fundstücke, die Anfang des 19. Jahrhunderts aus von ihm initiierten Grabungen in verschiedenen Kastellen am Odenwaldlimes geborgen wurden. Sein Enkel, Graf Eberhard XV., erweiterte die Sammlung um Möbel und Kunsthandwerk und den Schöllenbacher Altar. Seit 2016 ist im Schloss Erbach auch das Deutsche Elfenbeinmuseum untergebracht.

Die drei sogenannten „Römischen Zimmer“ in der Beletage des Erbacher Schlosses wurden eigens im antiken Stil ausgestaltet, um die antiken Stücke gebührend zu präsentieren, dienten gleichzeitig aber auch als auch Arbeits-, Schlaf- und Empfangszimmer.

Das Arbeitszimmer war einem Raum in der Hadriansvilla bei Rom nachempfunden und zeigt eine Sammlung von antiken Statuen, Büsten und Vasen und von Kleinfunden aus den Ausgrabungen im Odenwald. Das anschließende Empfangs- oder Audienzzimmer, in dem man auf „kurulischen Stühlen“ (sella curulis) Platz nehmen konnte, enthält eine Sammlung von Büsten und Porträts römischer Kaiser und Staatsmänner, aber auch eine sehr seltene Büste von Alexander dem Großen, die aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammt. Das Etruskische Kabinett diente als Schlafzimmer und barg eine große Sammlung antiker Vasen, die heute im Grünen Salon zu sehen sind.

Außerdem kann man im Schloss z.B. im „Rittersaal“ und der Gewehrkammer eine umfangreiche Sammlung von Waffen und Rüstungen besichtigen, im Chinesischen Zimmer eine asiatische Keramiksammlung und in der prunkvollen „Hirschgalerie“ und dem Treppenaufgang eine riesige Sammlung von ungewöhnlich geformten Geweihen.

Die Gräfliche Sammlung im Schloss Erbach ist nur mit Führung zu besichtigen und ist täglich geöffnet. Führungen finden zu jeder vollen Stunde statt und während der Saison zusätzlich an den Wochenenden und Feiertagen auch halbstündlich.

Lage: Gräfliche Sammlungen Schloss Erbach, Marktplatz 7, 64711 Erbach

Link: schloss-erbach.de

Kastell & Römerbad Würzberg

Vom Kastell Würzberg, das am älteren Odenwaldlimes lag, sind nur noch wallartige Erhebungen im Gelände zu erkennen. Das zum Kastell gehörende Römerbad aber gehört zu den besterhaltenen Kastellbädern am Odenwaldlimes.

Das Kastell in Würzberg, von dem man noch die Umrisse gut als Wall im Gelände erkennen kann, war etwa 74 x 81 Meter (6 Hektar) groß und war mit einer noch nicht identifizierten Numeruseinheit von etwa 160 Mann bemannt. Es stammt aus trajanischer Zeit um 100 n. Chr. und wurde zunächst als Holz-Erde-Kastell errichtet. Um die frühe Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Mauern mit Steinen erneuert. Spätestens 159 n. Chr. wurde das Kastell bereits wieder aufgegeben, da der Limes zu dieser Zeit Richtung Osten vorverlegt und das Kastell daher nicht mehr benötigt wurde.

Das Kastell geriet jedoch auch nach seiner Aufgabe nicht ganz in Vergessenheit und war in Aufzeichnungen des Mittelalters immer noch als „vulline burch“ bekannt. Erste Ausgrabungen der Neuzeit fanden dann Anfang des 19. Jahrhunderts durch den altertumsinteressierten Graf Franz I. zu Erbach-Erbach statt, der jedoch viele der hier aufgefundene Steine in den Englischen Garten Eulbach bringen ließ, um dort nach seinen Vorstellungen römische Mauern und Kastelltore nachzubilden.

Mehrere weitere Grabungen, unter anderem 1895 durch die Reichslimeskommission und weitere wissenschaftliche Untersuchungen und Konservierungen im Jahr 1963 und 1982, brachten weitere Erkenntnisse zu den verschiedenen Bauphasen, den Außenmauern und den 3 Toren, von der Innenbebauung und dem Lagerdorf wurden aber nicht mehr viele Reste gefunden.

Im Kastellbad konnte man jedoch die Funktionsweise noch sehr gut nachvollziehen. Es ist im Reihentypus angelegt, d.h. man betrat das Bad im Norden, wo der heute nicht mehr sichtbare, als hölzerner Vorbau ausgestaltete Umkleideraum (apodyterium) lag. Der erste Raum des Steinbaus war das Kaltbad (frigidarium), an das links ein Kaltwasserbecken und rechts ein kreisförmiges Schwitzbad (sudatorium) mit eigenem Heizraum (praefurnium) angebaut war. An das Frigidarium schloss dann zunächst ein Laubad (tepidarium) mit seitlich angefügter Wanne und dann das Heißbad (caldarium) mit einer großen Warmwasserwanne an. Dahinter lag der Heizkanal und das Präfurnium.

Das Römerbad Würzberg ist jederzeit frei zugänglich. Etwa 1 km südlich vom Ort Würzberg zweigt an der K45 Richtung Breitenbuch rechts an einer Straßenkurve ein kleiner mit „Römerbad“ ausgeschilderter Weg ab. Nach etwa 500 Metern gelangt man zu Fuß über einen Forstweg rechts nach etwa 250 Metern zum Römerbad.

Lage: Kastell & Römerbad Würzberg, an der K45, 64720 Michelstadt

Wachtturm „Heidenbühl“ bei Murrhardt (WP 9/96)

Östlich von Murrhardt verläuft der Obergermanisch-Rätische Limes fast schnurgerade Richtung Norden. Einige der entlang dieser Linie aufgereihten Wachttürme sind noch in Resten sichtbar, auf dem Heidenbühl gibt es sogar bis zu 6 Meter hoch rekonstruierte Reste von zwei direkt nebeneinander liegenden Limestürmen.

Im Zuge der Vorverlegung des Limes nach Osten wurde um 159/160 n. Chr. südöstlich der heutigen Altstadt von Murrhardt ein Kohortenkastell errichtet, in dem die Cohors XXIV voluntarium civium Romanorum und vermutlich auch die Kundschaftereinheit Exploratores Boiorum et Tribocorum mit insgesamt etwa 500 bis 600 Mann stationiert war. Das Kastell und das nordwestlich davon gelegene Lagerdorf (vicus) sind heute unter der modernen Bebauung verborgen. Reste des Kastellbads, die beim Bau eines Ärztehauses in der Stadtmitte gefunden wurden, sind heute dort ausgestellt und frei zugänglich.

Ende des 19. Jahrhundert fand man auf dem Heidenbühl bei Murrhardt die Grundmauerreste eines Wachtturms des Obergermanisch-Rätischen Limes, der anschließend durch die Reichslimeskommission untersucht wurde. Bei weiteren Ausgrabungen im Jahr 1961 bis 1964 entdeckte man nur wenige Meter davon entfernt die Reste eines weiteren Limesturms, der offenbar unter Verwendung der Steine des abgebrannten ersten Turmes neu errichtet wurde. Allerdings war man offenbar beim Bau des neuen Turmes in Eile, da dessen Fundament deutlich weniger sorgfältig errichtet wurde.

Auf den Resten des älteren Turmes wurde die untere Mauerpartie bis zu einer Höhe von 6 Metern aus Originalsteinen teilweise wiedererrichtet, während vom neueren Turm nur die Grundmauern konserviert wurden.

In der Nähe von Murrhardt wurden meist im Wald versteckt mehrere weitere Wachttürme gefunden wie z.B. der WP 9/91 bei Siegelsberg, der WP 9/98 auf der Linderst-Ebene, der „Teufelsmauer“ genannte WP 9/99 oder der WP 9/104 Köchersberg, die teilweise rekonstruiert sind und auf einem etwa 11 km langen Rundwanderweg erkundet werden können.

Der Wachtturm Heidenbrühl ist vom Parkplatz Karnsberger Straße aus zu Fuß nach etwa 150 Metern erreichbar und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Wachtturm WP 9/96, auf dem „Heidenbühl“, 71540 Murrhardt

Link: www.murrhardt.de/de/Tourismus/Sehenswuerdigkeiten

Kastellbad Walldürn

Das römische Militärlager von Walldürn, das auch als „Kastell Alteburg“ bezeichnet wurde, war Teil des „Vorderen Limes“, mit dem Kaiser Antoninus Pius die Grenzen des Römischen Reiches ein Stück weit Richtung Osten verschob.

Das Kastell Walldürn wurde zwischen 148 und 161 n. Chr. unter Kaiser Antoninus Pius im Zuge der Verlegung des Limes Richtung Osten errichtet. Es war ein etwa 97 x 84 Meter großes, aus Stein erbautes Numeruskastell, in dem eine nicht genau identifizierbare Kundschaftereinheit der exploratores Stu[ri] und einige Soldaten der Brittones gentiles untergebracht waren. Westlich des Kastells lag ein kleines Lagerdorf (vicus) und etwa 300 Meter östlich des Kastells verlief der neue „Vordere Limes“, der hier am Wachposten WP7/39 einen kleinen Knick Richtung Süden macht.

Das im Westen von Kastell und Vicus gelegene Kastellbad wurde zwischen ca. 155 und 250 oder 260 n. Chr. genutzt und dabei mehrfach umgebaut. Das im Reihentypus erbaute Bad bestand aus einem aus Holz erbauten Vorraum (apodyterium) mit Peristylumgang, von dem man zunächst in das Kaltbad (frigidarium) mit einem Kaltwasserbecken gelangte. Danach folgte das Laubad (tepidarium) und das Heißbad (caldarium) mit zwei Warmwasserbecken und dem dahinter liegenden Heizraum (praefurnium). Neben dem Frigidarium lag im Osten ein Schwitzbad (sudatorium). Das Kastellbad wurde bereits 1896/97 entdeckt und teilweise ausgegraben und dann Anfang der 1970er Jahre in den Grundmauern konserviert.

Die Stadt Walldürn hat am Heidingsfelder Weg einen etwa 2,2 km langen Limeslehrpfad mit Nachbau des Palisadenzaunes, Wachturmfundamenten und Informationstafeln angelegt und bietet zudem zahlreiche Römerführungen an. Das Stadt- und Wallfahrtsmuseum besitzt eine Römerabteilung, ist aber derzeit geschlossen.

Die römischen Ausgrabungen von Walldürn sind Teil des Obergermanisch-Rätischen Limes und gehören seit 2005 zum UNESCO-Kulturerbe. Vom Kastell und dem Lagerdorf ist heute nichts mehr sichtbar. Das Römerbad ist jedoch jederzeit frei zugänglich und ist östlich von Walldürn an der L577 Richtung Waldstetten ausgeschildert.

Lage: Kastellbad Walldürn, östlich von Walldürn an der L577, 74731 Walldürn

Link: www.wallduern.de/de/Tourismus-Freizeit/Freizeit-Erleben-/Roemer-Limes

Limeskastelle & Kohortenbad Neckarburken

In Neckarburken befand sich ein wichtiger Militärstandort des älteren Odenwaldlimes, wo in gleich zwei Kastellen insgesamt knapp 650 Soldaten stationiert waren. Nach der Verlegung des Limes Richtung Osten wurden die beiden Kastelle jedoch nach nur rund 60 Jahren nicht mehr benötigt.

Die beiden Kastelle von Neckarburken, ein Kohortenkastell für 480-500 Mann und ein Numeruskastell für etwa 140-150 Soldaten, stammen alle aus der Regierungszeit von Kaiser Trajan um etwa 100 n. Chr. und gehörten zur älteren Limeslinie, die durch den Odenwald führte. Mit der Vorverlegung des Limes Richtung Osten unter Kaiser Antoninus Pius wurden die Kastelle 159 oder 160 n. Chr. jedoch nicht mehr gebraucht und relativ kurzfristig aufgegeben.

Das Westkastell bzw. Kohortenkastell von Neckarburken wurde um 100 n. Chr. von einer unbekannten Kohorte in Holz-Erde-Bauweise erbaut. Später wurde es von der teilberittenen Cohors III Aquitanorum equitata in Steinbauweise neu errichtet. Das Areal mit einer Größe von etwa 132 x 158 Metern (2,1 Hektar) war von einem Graben umgeben und besaß 4 Tore, wobei das Haupttor im Osten zum Limes hin lag. Obwohl die Kohorte durch die Vorverlegung des Limes bereits 159/160 n. Chr. nach Osterburken verlegt wurde, wurden hier offenbar noch im Jahr 158 n. Chr. aufwendige Umbaumaßnahmen durchgeführt. Das zwischen 1892 und 1894 ausgegrabene Kohortenkastell ist heute komplett überbaut und nicht mehr sichtbar.

Das direkt neben dem Kohortenkastell gelegene Kohortenbad ist noch etwa zur Hälfte erhalten. Man kann hier noch gut der Umkleideraum (apodyterium) mit Wasserablauf, ein Kaltbad (frigidarium) mit 2 Kaltwasserbecken und das Laubad (tepidarium) erkennen. Im heute von einer Straße überdeckten nördlichen Teil befand sich ein weiteres Tepidarium und ein Heißbad (caldarium). Das Bad, das noch bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde, wurde von 1974 bis 1975 ausgegraben und restauriert.

Das mit etwa 80 x 80 Metern (0,64 Hektar) Größe deutlich kleinere Ostkastell bzw. Numeruskastell wurde gleichzeitig mit dem Kohortenkastell von der Numerus Brittonum Elantiensum errichtet – zunächst in Holz-Erde-Bauweise und dann um 145 n. Chr. in Steinbauweise. Vom Kastell mit ehemals 3 Toren ist heute noch das gut konservierte Westtor (porta principalis sinistra) zu sehen. Nach der Verlegung des Limes wurde das Kastell zu einem Gutshof (villa rustica) umgebaut.

Ein zweites Kastellbad wurde Anfang der 80er Jahre nördlich der Bundesstraße entdeckt, auch die Reste eines Lagerdorfs, das zwischen den beiden Kastellen lag, wurden gefunden. Beides ist aber heute nicht mehr sichtbar.

Das Museum am Odenwaldlimes, das sich im ehemaligen Rathaus von Neckarburken befindet und von April bis September nur am Sonntag (nachmittags) oder nach Vereinbarung geöffnet ist, sind Funde aus den Ausgrabungen in Neckarburken ausgestellt.

Die Ausgrabungen des Numeruskastells und des Kohortenbades sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römisches Limes-Kastell Neckarburken, Kastellstraße, 74834 Elztal

Villa Rustica Zimmerhof bei Bad Rappenau

Von der in einen Hang gebauten Villa Rustica Zimmerhof sind die Mauern des Nord- und Westflügels noch recht gut erhalten. Vor allem der Keller in der Nordwestecke mit dem Treppenzugang, den Nischen und einem Lichtschacht ist noch fast komplett vorhanden.

Die Villa Rustica entstand etwa in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. nach der Erweiterung des Limes Richtung Osten und war vermutlich bis zur endgültigen Zerstörung des Limes um 260 n. Chr. bewirtschaftet.

Die Reste des um einen Innenhof angeordneten Hauptgebäudes wurden 1972 ausgegraben und anschließend restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hierbei konnte man in der etwa 32 x 23 Meter großen Anlage die Grundmauerreste einer Peristylvilla identifizieren. Man fand neben einem gut erhaltenen, sorgfältig gemauerten Keller mit 3 Wandnischen und einem Lichtschacht auch mehrere teilweise beheizte Wohnräume, ein Präfurnium, Vorrats- und Lagerräume und einen im Osten angebauten Küchentrakt.

Während im Nordwestteil noch teilweise recht hohe Grundmauerreste von einfach ausgestatteten Räumen vorhanden sind, sind die Grundmauern im südöstlichen Teil des Hauptgebäudes, in denen sich die repräsentativen Räume befanden, heute größtenteils mit Steinplatten angedeutet.

Wo sich das sicherlich vorhandene Badegebäude und die weiteren Wirtschaftsgebäude, Scheunen und Ställe befunden haben, ist bisher noch nicht bekannt. Auch die Ausdehnung der gesamten Anlage kann bisher nur geschätzt werden.

Die Villa Rustica Zimmerhof ist vom Parkplatz am Römersee zu Fuß in etwa 5 min (400 m) erreichbar und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Villa Rustica Zimmerhof, Römerweg (am Römersee), 74906 Bad Rappenau

Römischer Gutshof Weinsberg

Die kleine, aber kompakt gebaute und teilweise noch gut erhaltene Badeanlage und ein Teil des dazugehörenden Gutshofs liegen direkt am Fuß des Weinsbergs und gehören zu den ältesten römischen Bauwerken, die man derzeit in Baden-Württemberg besichtigen kann.

Nachdem der Limes Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. vom Neckar Richtung Osten bis nach Öhringen verschoben wurde, entstanden nun im neu gewonnenen Gebiet zahlreiche Gutshöfe (villa rustica). Die Villa Rustica von Weinsberg mit angeschlossenem Bad wurde um 175 n. Chr. erbaut, im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und erweitert, aber nur knapp 100 Jahre bewirtschaftet. Denn als der Limes etwa 260 n. Chr. nach zahlreichen Alamanneneinfällen endgültig aufgegeben und die neue Grenze zum Rhein zurückverlegt wurde, wurden viele römische Gebäude zerstört oder brannten ab. In späterer Zeit wurden sie dann oft als Steinbruch genutzt und gerieten so in Vergessenheit.

1906 wurde die etwa 14 x 15 Meter große Badruine entdeckt und anschließend ausgegraben. Obwohl bei späteren Zufallsgrabungen noch weitere römische Reste gefunden wurden, glaubte man zunächst, eine öffentliche Badeanlage gefunden zu haben, bis dann bei weiteren Ausgrabungen 1977 südöstlich des Badgebäudes der dazugehörende Gutshof entdeckt wurde. Beide Gebäude wurde anschließend restauriert und die Badeanlage mit einem Schutzbau überdacht.

Ein großer Teil der Gebäude, wie z.B. Ställe und Scheunen, sind noch nicht entdeckt oder liegen unter der aktuellen Bebauung, so dass die gesamte Ausdehnung der Villa Rustica nur teilweise bekannt ist. Auch sind heute viele Mauern, vor allem die des Hauptgebäudes, zerstört oder nur noch unvollständig vorhanden. Allerdings sind bei der Badanlage die Hypokausten der Wände und Fußböden, aber auch einige Mauern und die beiden Wasserbecken teilweise noch sehr gut erhalten, so dass man einen guten Eindruck über die Anlage bekommt.

Vom Hauptgebäude ist heute nur ein Teil der Front mit einem unterkellerten Eckrisaliten sichtbar, hinter dem die teilweise mit Fußbodenheizung ausgestatteten Wohnräume lagen. Ein überdachter Säulengang führte vom Eckrisaliten zum Badgebäude.

Das Bad betrat man über einen Umkleideraum (apodyterium) bzw. Kaltbaderaum (frigidarium) mit kleinem halbkreisförmigen Kaltwasserbecken, dem ein Laubad (tepidarium) gegenüberlag. Ein Durchgang führte vom Apodyterium ins Warmbad (caldarium) und weiter in einen beheizten Raum mit Wasserbecken. Dieser oder der danebengelegene weitere Raum dienten vermutlich als Schwitzbad (sudatorium). Im Anschluss daran lag der Heizraum (praefurnium), während sich die Latrine neben dem Eingang befand, wo auch die Entwässerung des Kaltwasserbeckens lag. Im Apodyterium wurde eine (kopflose) Statue einer Fortuna Balnearis gefunden, die heute im Museum in Weinsberg zu sehen ist, außerdem sind noch Säulenreste des Verbindungsgangs und einige Reliefs vor Ort zu sehen.

Der Gutshof und die Badruine sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römischer Gutshof und Römerbad von Weinsberg, Leiblingstraße, 74189 Weinsberg

Link: www.weinsberg.de/freizeit-und-kultur/museen-und-austellungen/roemischer-gutshof-mit-badruine

Römischer Vicus & Mithräen von Güglingen

In Güglingen wurden neben einem Vicus mit Resten von Streifenhäusern auch 2 Mithräen und eine Badeanlage gefunden. Diese werden sowohl am Originalfundort in einer Archäologischen Freilichtanlage als auch im Museum in Güglingen anschaulich präsentiert.

In der Zeit ab etwa 120 n. Chr. bestand in Güglingen eine Zivilsiedlung (vicus), die durch ihre verkehrsgünstige Lage ein zentraler Markt- und Handelsort der Umgebung wurde. Er war bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bewohnt, wurde aber danach verlassen und gezielt in Brand gesteckt.

Die Ausgrabungen der Jahre 1999 bis 2005 brachten im südlich der Zaber gelegenen Industriegebiet „Ochsenwiesen“ zahlreiche Reste zu Tage: neben 2 Mithräen fand man auf einer Fläche von etwa 4,5 Hektar auch Reste von etwa 30 Streifenhäusern, mehrere Straßenzüge und eine Badeanlage.

Die Häuser waren meist aus Holz in Fachwerkbauweise errichtet und lagen mit der Front zur Straße hin, wo es einen überdachten Portikusgang gab. Vorne befanden sich Läden und Werkstätten, im rückwärtigen Teil Wohnräum, Keller und Herdstelle, während in den umzäunten Gartenparzellen z.B. Viehställe und Schuppen und in einigen auch Töpferöfen, Brunnen und Latrinen zu finden waren.

Teile der Ausgrabungen wurden der Öffentlichkeit am Originalort in einer Freilichtanlage zugänglich gemacht. Ein Fußweg beginnt am Mithräum I, das bereits 1999 ausgegraben wurde. Das etwa 17 Meter lange und 7,4 Meter breite Gebäude wurde ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. bis Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Heute sind hiervon nicht viel mehr als die Grundmauern sichtbar. Der Weg führt weiter über 7 Stationen mit Infotafeln, auf denen auf die 7 Weihegrade des Mithraskults (Rabe, Bräutigam, Soldat, Löwe, Perser, Sonnenläufer und Vater) und die ihnen zugeordneten Götter, Planeten und Symbole erklärt werden.

Schließlich erreicht man das Mithräum II, dessen Fachwerkbauweise heute in Teilen rekonstruiert und über dem Kultraum wieder aufgebaut wurde. Mit 15 x 5,80 Meter Fläche war dieses zwar kleiner als Mithräum I, besaß aber einen noch fast unversehrten Kultraum mit Altären, Kultgegenständen und Opfergaben und einer zwar eingestürzten, aber noch gut erhaltenen Deckenmalerei. Es wurde etwa ab 120 n. Chr. erbaut und in 3 Bauphasen bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.

Neben angedeuteten Grundrissen von Streifenhäusern, einem eingefriedeten Hofbereich und einem rekonstruierten Brunnen ist ein weiteres Highlight das gut 55 Meter lange und 5 Meter hohe illustrierte Siedlungspanorama, das die Bewohner des Vicus bei ihren täglichen Verrichtungen zeigt und somit einen detailreichen Blick in den römischen Alltag erlaubt.

Das Museum in Güglingen komplettiert das Gesamtbild der römischen Siedlung in einer interessanten Ausstellung. Hier findet man die Funde aus den Ausgrabungen von Güglingen und Rekonstruktionen des Mithräums und eines Streifenhauses in Originalgröße.

Die Archäologische Freilichtanlage in Güglingen ist jederzeit frei zugänglich, während das Museum Güglingen von Mittwoch bis Freitag nur nachmittags, an Wochenenden und Feiertagen ganztägig gegen Eintritt geöffnet ist. Hier werden auch Führungen und Sonderausstellungen angeboten, nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten für Gruppen.

Lage: Archäologische Freilichtanlage „Römischer Vicus und Mithräen von Güglingen“, Emil-Weber-Straße, 74363 Güglingen

Link: www.roemermuseum-gueglingen.de/website/de/freilichtanlage

Römisches Mithräum Mundelsheim

Das Mithräum von Mundelsheim gehörte wohl zum in der Nähe gefundenen Gutshof und dem angeschlossenen Vicus. Hier wurde der aus Persien stammende Lichtgott Mithras verehrt, dessen Kult nur Männern vorbehalten und vor allem im Militär und bei Kaufleuten weit verbreitet war.

Das unterirdisch angelegte Mithras-Heiligtum von Mundelsheim wurde 1989 beim Bau einer Wasserleitung etwa 150 Meter südwestlich des Römerkellers entdeckt und gehörte wohl zum weitläufigen Areal des Gutshofs.

Das etwa 7,2 x 17,6 Meter große Gebäude bestand aus 3 hintereinander angeordneten Räumen. Der erste Raum im Osten war eine offene Halle, von der aus man in einen geschlossenen Vorraum gelangte. Dahinter führten Stufen in den eigentlichen Kultraum, den nur Eingeweihte betreten durften.

Im Kultraum befanden sich neben dem Mittelgang zu beiden Seiten Podien für die Besucher. An der Stirnseite war das Kultbild des Mithras angebracht, von dem leider nur noch wenige Reste gefunden wurden. Auch von der Bemalung der Wände und Decken war nicht mehr viel erhalten.

Bei den Ausgrabungen wurden die neben dem Kultbild angeordneten Altäre für die Mondgöttin Luna und den Sonnengott Sol entdeckt, die heute vor Ort als Kopie zu sehen sind. Sowohl die Mondsichel der Luna als auch die Strahlenkrone des Sol waren durchbrochen und konnten für einen besonders mystischen Effekt von hinten beleuchtet werden. In Gefäßen, die im Kultraum gefunden wurden, wurden Reste von Opfertieren gefunden, die wohl beim Bau des Heiligtums rituell geopfert wurden und unter dem Holzfußboden eingelassen wurden.

Das Mithras-Heiligtum von Mundelsheim ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Mithräum Mundelsheim, Heinrich-Hertz-Straße 30, 74354 Mundelsheim

Römischer Gutshof Mundelsheim

Der römische Gutshof bei Mundelsheim, der wohl einem wohlhabenden Besitzer gehörte, besaß aufwendig gestaltete Kellerräume, die nicht nur zur Lagerung von Waren, sondern auch zu Repräsentationszwecken errichtet wurden.

Bei Mundelsheim bildet der Neckar eine Schleife mit steilen Hängen, die wahrscheinlich schon seit der Römerzeit für den Weinbau genutzt wurden. Auf der oberhalb bei Ottmarsheim gelegenen Anhöhe „Steinmäurich“ befand sich im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. eine befestigte römische Siedlung (vicus), zu der u.a. ein römischer Gutshof (villa rustica) gehörte. Dieser wurde wohl zur Zeit des Limesfalls Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben und fiel einem Brand zum Opfer.

Der bereits 1925 entdeckte römische Gutshof versorgte vermutlich die benachbarten Kastelle in Walheim und Benningen. Das Hauptgebäude, von dem bisher nur Teile genau lokalisiert und freigelegt werden konnten, war eine etwa 35 Meter breite Risalitvilla mit mindestens 2 Kellerräumen. Die restlichen Gebäudeteile der Villa sind noch nicht ausgegraben und können bisher nur vermutet werden.

Einer der beiden Kellerräume ist noch gut erhalten und heute unter einem Schutzbau zu besichtigen. Der etwa 20 Quadratmeter große Raum konnte über eine Holztreppe erreicht werden, von der man noch verkohlte Reste fand. In den sorgfältig gemauerten Kellerwänden befanden sich im Süden 2 Lichtschächte und in den anderen Wänden jeweils 2 gemauerte Nischen, deren Bögen aufwendig dreifarbig bemalt und mit einem roten Fugenstrich versehen waren. Es wurden Reste von Halterungen für Vorratsgefäße aber auch Terra Sigillata und eine bronzene Kasserole gefunden, die auf einen wohlhabenden Besitzer schließen lassen.

In der Nähe der Villa fand man einen Brunnen und eine Kanalheizung, die vermutlich zu einer Darre gehörte. Etwa 70 Meter weiter nördlich lag außerdem ein Zisternenhaus und etwa 150 Meter südwestlich ein Mithrastempel.

Der Keller des Gutshofs befindet sich am Rand eines Industriegebiets unter einem Schutzbau und ist jederzeit frei zugänglich. Auf Tafeln erhält man weitere Informationen zu den Ausgrabungen und Funden.

Lage: Römischer Gutshof Mundelsheim, Heinrich-Hertz-Straße 30, 74354 Mundelsheim

Freilichtmuseum Bajuwarenhof Kirchheim

Der Bajuwarenhof in Kirchheim ist ein archäologisches Langzeitprojekt, in dem Wissenschaftler mit Hilfe von experimentieller Archäologie ein bajuwarisches Dorf so originalgetreu wie möglich nachzubauen.

Die Gegend um Kirchheim wurde vor etwa 4500 Jahren in der Jungsteinzeit besiedelt und bestand größtenteils ununterbrochen bis heute. Immer wieder werden im Gemeindegebiet bei Ausgrabungen Funde aus den unterschiedlichsten Epochen entdeckt. Unter anderem wurden 1970 Reste einer Siedlung aus dem frühen Mittelalter (um das 6. bis 7. Jahrhundert n. Chr.) und im Jahr 2000 auf dem heutigen Museumsgelände auch Besiedlungsspuren und Gräber vom Neolithikum bis in die Römerzeit ausgegraben.

Eine Gruppe von Münchner Archäologen gründete daraufhin im Jahr 2003 das „Projekt für lebendige Archäologie des frühen Mittelalters“, ein archäologisches Langzeitprojekt mit dem Ziel, anhand der Befunde aus den Ausgrabungen eine mittelalterliche Siedlung nachzubauen. Als Teil der experimentiellen Archäologie wurden hierfür nur die damals üblichen Mittel und Materialien eingesetzt, um Erkenntnisse für die Forschung zu gewinnen.

Auf einer Fläche von etwa 1,7 Hektar wurden dabei neben einem Langhaus auch ein Nebenhaus, mehrere Grubenhäuser, ein Webhaus, ein Werkhaus, ein Brunnen und verschiedene Nutz-, Kräuter- und Gemüsegärten errichtet und auch die Einrichtung der Häuser originalgetreu nachgebaut. Eine Holzkirche ist momentan in Planung.

Bei den beiden großen Gebäuden in Pfostenständerbauweise bestehen die Wände aus Holzbohlen und Flechtwerk und sind mit Lehm verputzt, die Dächer sind mit Schilf gedeckt und beim Bau wurde auf Nägel oder Metall komplett verzichtet.

Das Freilichtmuseum ist zwischen etwa Anfang Mai und Ende September nur sonntags oder ganzjährig nach Vereinbarung geöffnet. Der Eintritt ist frei, es werden aber auch kostenpflichtige Führungen, Handwerksvorführungen, Mitmachprogramme und museumspädagogische Programme für Gruppen (z.B. Schulen) angeboten. Die in originalgetreue bajuwarische Gewänder gekleideten Mitarbeiter beantworten dabei gerne Fragen.

Lage: Bajuwarenhof Kirchheim, Bajuwarenstraße 11, 85551 Kirchheim bei München

Link: www.bajuwarenhof.de/startseite

Villa Rustica Poing

Die beiden römischen Gutshöfe von Poing wurden in der Nähe einer bereits in der Jungsteinzeit genutzten Handelsstraße errichtet, die während der Römerzeit die wichtigen Städte Augusta Vindelicorum (Augsburg) mit Ovilava (Wels) verband.

Die heutige Gemeinde Poing (die erste urkundliche Erwähnung „Piuuuingun“ um 1000 n. Chr. bedeutet „bei den Leuten des Piuwo“) entstand an einem schon in der Jungsteinzeit genutzten Salzhandelsweg und ist bereits seit rund 5000 Jahren mehr oder weniger durchgängig besiedelt.

Während der Römerzeit verband die Straße als Heeres- und Handelsstraße die rätische Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum (Augsburg) mit Ovilava (Wels), einer bedeutenden Stadt in der Nachbarprovinz Noricum. Etwa zwischen dem 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden dabei entlang dieser Straßen und oftmals nur wenige Kilometer davon entfernt zahlreiche Siedlungen und Gutshöfe.

Während der Erschließungsmaßnahmen in einem Neubaugebiet wurden in Poing auf einer Fläche von etwa 12 Hektar archäologische Untersuchungen durchgeführt, die im Jahr 2004 auch die Reste dreier Gutshöfe aus der römischen Kaiserzeit ans Tageslicht brachten.

Die mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln in Holzbauweise errichteten Gutshöfe (villa rustica) bestanden aus einem Wohnhaus mit zahlreichen Ställen, Schmiedewerkstätten, Scheunen, Obst- und Nutzgärten, mehreren Töpferöfen, Viehpferchen und Brunnen, besaßen allerdings keine Badeanlagen. Sie waren großräumig mit Holzpalisaden umzäunt, in denen sich mehrere Eingangstore und ein besonders aufwendig errichteter Hauptzugang befanden.

Die Gehöfte waren jeweils etwa 50 Hektar groß und bestanden weitestgehend zwischen dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr., einer der Höfe wurde sogar bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bewirtschaftet. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass der Brunnen dieses Hofes im Jahr 131 n. Chr. erbaut und 393 n. Chr. repariert wurde.

In der Poinger Villa Rustica kann man heute unter einem gläsernen Schutzbau einen gut erhaltenen Töpferöfen besichtigen, in dem man bei den Ausgrabungen vor allem Gebrauchskeramik, aber auch Terra-Sigillata-Geschirr fand. Außerdem konnte man anhand der vorgefundenen Pfostengruben das Eingangstor und eine Palisadenreihe an ihrer ursprünglichen Stelle rekonstruieren. Der auf dem Gelände angelegte Kräutergarten beinhaltet zudem Pflanzen, die in römischer Zeit angebaut wurden.

Eine archäologische Kulturroute, die „Poinger Zeitreise 2“, führt heute neben der Villa Rustica auch zu anderen archäologischen Fundorten von Poing und erklärt auf Schautafeln die Befunde. Die 2008 als Freiluftfläche eröffnete Geländer der römischen Villa Rustica ist jederzeit frei zugänglich. Ein geeigneter Parkplatz befindet sich an der Sudetenstraße.

Lage: Villa Rustica Poing, Am Römerbrunnen, 85586 Poing

Museum Quintana Künzing (Quintanis)

Das Kastell Quintanis gehörte bis in die Spätantike zu den Befestigungen des raetischen Donaulimes. Eine der hier stationierten Kohorten, die Cohors V Bracaraugustanorum gab dem Lagerdorf den Namen ad quintanas, d.h. beim Lager der Fünften.

Das Museum Quintana zeigt Funde aus der mindestens 7000 Jahre alten Siedlungsgeschichte der Gegend. In der Nähe eines Altarms der Donau errichteten jungsteinzeitliche Bauern bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. eine riesige Kreisgrabenanlage, die heute als Modell im Museum zu sehen ist. Auch die Rekonstruktion des Kopfes der „Toten von Niederpöring“, die 2015 in einem Gräberfeld bei Niederpöring an der Isar entdeckt wurde, gehört zu den außergewöhnlichen Exponaten dieser Epoche: ihr aus über 400 Schneckengehäusen gefertigter Kopfschmuck belegt ihre hohe soziale Stellung. Aus der Bronzezeit stammen neben einem keltischen Töpferofen auch riesige Graburnen, die in sogenannten „Häuptlingsgräbern“ gefunden wurden.

Im Obergeschoß des Gebäudes befindet sich die Römische Abteilung, in der man von einer lebensgroßen römischen Feldherrnfigur begrüßt wird. Hier werden die Funde aus dem Auxiliarkastell Quintanis ausgestellt, das um 90 n. Chr. unter Kaiser Domitian für etwa 500 Mann Besatzung errichtet wurde. In mehreren Phasen wurde dieses mehrfach umgebaut und an die unruhigen Verhältnisse am raetischen Donaulimes angepasst. Während der Markomannenüberfälle im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das Kastell schließlich zerstört und anschließend aufgegeben

In der Spätantike entstand im Nordwesten des ersten Kastells ein Burgus für eine kleine Garnison, in dessen Mauern auch die Bewohner des ehemaligen Lagerdorfs Schutz fanden. Daraus entwickelte sich eine befestigte Siedlung, die nach der Völkerwanderungszeit im 6. Jahrhundert von Bajuwaren übernommen wurde. Im 9. Jahrhundert wird hier der Ort Villa Cunzina urkundlich erwähnt, der im Mittelalter Quintzen und später Künzing genannt wurde. Man kann daher davon ausgehen, dass der Ort fast durchgehend besiedelt war.

Das bereits 1874 entdeckte Kastell mit einer Fläche von gut 2 Hektar wurde ab 1976 ausgegraben. Hierbei entdeckte man unter anderem Waffenhorte, Werkzeuge und Militärdiplome. Weitere Funde, beispielsweise Kochutensilien, Geschirr, Schmuck, Schreibgeräte, Spielsteine und Badeutensilien, stammen aus dem Lagerdorf, den beiden Thermen und einem Mithräum.

Im Jahr 2003 wurden die Reste eines hölzernen Amphitheaters entdeckt mit einer 29,6 x 34,6 Meter großen Arena und einem Gesamtumfang von rund 40 x 46 Meter. Es bot 600 bis 800 Zuschauern Platz und wurde wohl ab 150 n. Chr. von der hier stationierten Cohors V Bracaraugustanorum erbaut. Seine Umrisse wurden aus Holzbalken am Originalstandort visualisiert und sind frei zugänglich. Ein Themenweg verbindet die römischen Ausgrabungen von Künzing.

Seit 2021 gehört Künzing zum UNESCO-Weltkulturerbe “Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westlicher Abschnitt)”. Das Museum Quintana ist Partnermuseum der Archäologischen Staatssammlung in München und wurde 2001 eingeweiht. Es ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet und bietet regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen.

Lage: Museum Quintana, Osterhofener Str. 2, 94550 Künzing

Link: www.museum-quintana.de/content

Archäologischer Park von Paestum

Die von Griechen gegründete Siedlung Poseidonia wurde später zur römischen Colonia mit dem Namen Paestum. Im Archäologischen Park von Paestum kann man heute sowohl die griechische als auch die römische Epoche der Stadt perfekt nebeneinander bewundern.

Um 600 v. Chr. gründeten griechische Achaier, die aus dem am Golf von Tarent liegenden Sybaris (Sibari) kamen, in einer fruchtbaren Ebene nahe einer prähistorischen Siedlung eine Pflanz- oder Tochterstadt (apoikia) und gaben ihr zu Ehren des Meeresgottes Poseidon den Namen Poseidonia.

Als die Mutterstadt um 510 v. Chr. zerstört wurde, flohen viele der nun heimatlosen Bürger in die Tochterkolonie und brachten ihre Handelsbeziehungen, ihr handwerkliches Können, aber auch ihren Wohlstand mit. So vergrößerte sich im 6. und 5. Jahrhundert die wirtschaftliche und politische Macht von Poseidonia immer weiter. Es entstanden viele öffentliche und religiöse Gebäude, unter anderem die Agora, das Heroon, die drei großen Tempel, das Ekklesiasterion und das etwa 8 km nördlich der Stadt am Sele-Fluß gelegene Heiligtum der Hera Argiva, auch wenn dieses einer Legende zufolge bereits von Jason, dem Führer der Argonauten, errichtet worden sein soll.

Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde Poseidonia dann von den benachbarten Lukanern, einem samnitischen Volksstamm, erobert und in Paistom umbenannt. Die lukanische Epoche endete jedoch 273 v. Chr., als die Stadt nach der römischen Eroberung Kampaniens zu einem Verbündeten Roms und zu einer Colonia wurde, die als socii navales bei Bedarf Schiffe zur Verfügung stellen musste.

Die Römer gestalteten die nun Paestum genannte Stadt nach ihren Vorstellungen um, siedelten römische Veteranen an, bauten private und öffentliche Gebäude und ein neues Forum und verhalfen der Stadt so zu neuer Blüte. Unter anderem entstanden in dieser Zeit das Comitium, das Macellum, die Basilika, das Heiligtum mit Schwimmbecken und das Amphitheater.

Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr., als der Hafen verlandete, die Landschaft versumpfte und sich Malaria ausbreitete, verlor Paestum allerdings seine Bedeutung, so dass der Ort um 500 n. Chr. größtenteils aufgegeben wurde. Im 9. Jahrhundert n. Chr. wurde Paestum durch die Sarazenen weiter verwüstet und geriet danach endgültig in Vergessenheit.

Erst Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Entdeckungen in Pompeji und Herkulaneum großes Interesse an der Antike hervorriefen, stieß man bei Straßenbauarbeiten auf die vergessenen Ruinen und begann mit ersten Ausgrabungen, die dann im 20. Jahrhundert systematisch durchgeführt wurden.

Die ursprünglich rund 120 Hektar große Stadt, von der heute etwa 25 Hektar freigelegt sind, war in der Antike von einer fast 5 Kilometer langen und etwa 7 Meter hohen Stadtmauer umschlossen, dieß 4 noch teilweise erhaltene Stadttore (Porta Aurea im Norden, Porta Sirena im Osten, Porta Giustizia im Süden und Porta Marina im Westen), 28 Türme und 47 kleinere Türöffnungen besaß.

Die bereits aus griechischer Zeit stammende etwa 12 Kilometer lange Via Sacra, die die Stadt in Nord-Südrichtung durchquerte, war gleichzeitig der Cardo Maximus und verband Paestum mit dem Hafen von Heraion am Ufer des Flusses Sele. Die sich von West nach Ost erstreckende Via Porta Marina (Decumanus Maximus) kreuzte die Via Sacra am Forum und teilte so die Stadt mehr oder weniger in 4 Quadrate: im Südosten befand sich der wohl der Hera gewidmete Tempelbezirk, im Nordosten eine Reihe öffentlicher Gebäude, Tempel und das Amphitheater, und im Südwesten und Nordwesten lagen die Wohnquartiere, in dem auch Reste eines öffentlichen Bades gefunden wurden

Die Archäologischen Ausgrabungen von Paestum gehören seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Nationalpark Cilento und Vallo di Diano“, aber dennoch liegt es noch abseits der touristischen Besucherströme. Wegen des weitläufigen Geländes sollte man mindestens 2 bis 3 Stunden einplanen und, da es kaum Schatten gibt, ausreichenden Sonnenschutz und genug Flüssigkeit mitnehmen.

Der Archäologische Park von Paestum ist täglich geöffnet. Der Haupteingang befindet sich beim Neptuntempel. Die Eintrittskarten, die man auch im Archäologischen Museum kaufen kann, sind 3 Tage lang gültig und beinhalten neben dem Archäologischen Park und dem Archäologischen Nationalmuseum von Paestum auch die Archäologischen Ausgrabungen von Velia. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert, an jedem 1. Sonntag im Monat ist er kostenlos.

Lage: Parco Archeologico di Paestum, Via Magna Graecia 917/919, 84047 Paestum

Link: museopaestum.cultura.gov.it/il-museo/?lang=en

Archäologisches Nationalmuseum Paestum

Das Archäologische Nationalmuseum Paestum, in dem die Funde aus den Ausgrabungen von Paestum und der Umgebung zu finden sind, bildet eine perfekte Ergänzung zu den benachbarten Ausgrabungen der antiken Stadt.

Das 1952 eröffnete Museum wurde eigens für die Ausstellungsstücke aus den archäologischen Ausgrabungen von Paestum und der Umgebung errichtet, platzte aber schon bald aus allen Nähten, so dass bereits 1959 der Metopensaal angebaut werden musste. Die sogenannte Sanctuary Hall und die auf den Innenhof und den Garten der Hera blickenden Räume wurden zwischen 1968 und 1970 hinzugefügt und 1972 kam ein weiterer Raum für das Grab des Tauchers hinzu.

Die ausgestellten Stücke stammen aus der griechischen, lukanischen und römischen Epoche von Paestum und erstrecken sich über einen Zeitraum zwischen der Gründung im späten 7. bzw. frühen 6. Jahrhundert v. Chr. bis in die Zeit der römischen Kolonie.

Im Metopensaal sind Reliefs aus dem dorischen Fries (Metopen) des Hera-Heiligtums am Sele-Fluss ausgestellt, die unter anderem Taten des Herkules oder tanzende Mädchen bei einer Prozession zeigen. Sie waren ursprünglich bunt bemalt und sind als oberer Abschluss eines nachgebildeten Kultraumes angebracht, so dass man einen guten Eindruck bekommt, wie sie in der Antike auf die Besucher gewirkt haben können.

In weiteren Räumen sind Opfer- und Votivgaben zu sehen, zu denen unter anderem Bronzevasen, Götterstatuetten, Gegenstände aus Terrakotta, Metall oder Knochen, aber auch schwarz- oder rotfigurige griechische Vasen und Krater gehören.

Besonders sehenswert ist der Ausstellungsbereich mit Funden aus lukanischen Gräbern, zu denen neben Grabbeigaben, wie Vasen, Rüstungen oder Musikinstrumente, auch die bemalten Grabplatten der Kammergräber zählen, auf denen Wagenrennen, kämpfende Helden, klagende Frauen oder das Boot des Charon dargestellt sind.

Zu den wohl außergewöhnlichsten und seltensten Kammergräbern gehört dabei das „Tomba del Tuffatore“ (Grab des Tauchers bzw. Grab des Turmspringers) aus der Zeit zwischen 480 und 470 v. Chr., das 1968 in einer südlich der Stadt gelegenen Nekropole gefunden wurde. An den beiden Seitenwänden des Kistengrabes sind je 5 auf Klinen liegende Männer während eines Symposiums oder Totenbanketts dargestellt, an den kurzen Seiten befindet sich eine Prozession von Männern. Das interessanteste Motiv wurde jedoch auf den Deckel gemalt: ein Mann, der von einem Turm ins Wasser springt – wohl die symbolische Darstellung des Todes oder des Übergangs vom Leben ins Jenseits.

Das Museum, in dem auch regelmäßige Sonderausstellungen gezeigt werden. ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Das Kombiticket beinhaltet auch den Eintritt in den Archäologischen Park. Mit der Campania Artecard ist der Eintritt ermäßigt.

Lage: Museo della Magna Grecia, Via Magna Graecia 919, 84047 Paestum

Link: museopaestum.cultura.gov.it/il-museo/?lang=en

Hera-Tempel von Paestum

Der Hera-Tempel stammt aus der Anfangszeit der griechischen Siedlung Poseidonia. Er wurde aus lokalem Sandstein erbaut und war ursprünglich mit weißem Marmor verkleidet, während die Zierornamente bunt bemalt waren.

Der südlichste und älteste der drei Tempel wurde zwischen 550 und 540 v. Chr. im früharchaischen, dorischen Stil erbaut. Er wird auch oft als „Basilika“ bezeichnet, da die frühen Ausgräber annahmen, dass es sich hier um eine römische Basilika, also ein Gerichtsgebäude, handelte. Heute geht man allerdings davon aus, dass hier die Göttermutter Hera verehrt wurde, die Göttin der Ehe, Frauen und Familie, aber auch die Schutzgöttin der griechischen Stadt.

Der etwa 24 x 54 Meter große Tempel besaß insgesamt 50 Säulen – je 9 Säulen an den Schmalseiten und 18 an den Längsseiten. Sie bildeten eine etwa 6,5 Meter hohe umlaufende Säulenhalle, die den inneren Teil des Tempels umgab. Die Cella, vor der sich eine Vorhalle mit 6 Säulen befand, wurde durch eine mittig liegende Säulenreihe in zwei Schiffe geteilt, so dass hier eventuell sogar neben Hera auch ihr Gatte, der Göttervater Zeus verehrt wurde.

An der Rückseite der Cella befand sich ein kleiner, nur von der Cella zugänglicher Raum (adyton), der wohl die Schatzkammer des Tempels war. Vor dem Tempel lag im Osten ein Altar, auf dem die öffentlichen Opferzeremonien stattfanden. Hier fand man auch mehrere Votivtäfelchen, die auf den Kult der Hera hindeuten.

Lage: Tempio di Hera, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Neptun-Tempel von Paestum

Der als letzter der drei großen Tempel von Paestum errichtete Neptun-Tempel war nicht, wie ursprünglich angenommen, dem Meeresgott Poseidon, der Schutzgottheit der Stadt Poseidonia, gewidmet, sondern war wohl ein Tempel für die Göttermutter Hera. Er besticht durch seine perfekt ausbalancierte harmonische Gestaltung.

Der Neptun-Tempel (auch Poseidon-Tempel oder Hera II-Tempel genannt) ist der jüngste und größte der drei Tempel von Paestum. Er stammt aus der Zeit zwischen 450 bis 440 v. Chr. und ist im klassischen dorischen Stil erbaut.

Der heute am besten erhaltene Tempel in Paestum war etwa 24 x 60 Meter groß und besaß insgesamt 36 Säulen, von denen 6 an den Schmalseiten und 14 an den Längsseiten lagen. Vor bzw. hinter der Cella lag jeweils eine Vorhalle (pronaos bzw. opisthodom) und hinter den äußeren Säulen der Kultraum (cella). Dieser besaß eine innenliegende doppelte Säulenreihe, die das Dach trug und die Cella in drei Schiffe teilte.

Am Kopfende der Cella befand sich die Kultstatue der Gottheit. Die ersten Ausgräber nahmen an, dass hier der Meeresgott Poseidon (römisch: Neptun) und somit die Schutzgottheit der Stadt verehrt wurde. Heutige Forschungen ergaben, dass es sich hier möglicherweise um einen Hera-Tempel handelte oder dass er eventuell auch Apollo, dem Gott der Heilkunst, geweiht war. Jedenfalls ist noch nicht abschließend geklärt, wem der Tempel nun tatsächlich diente, vielleicht wurde ja in jedem der drei Schiffe eine eigene Gottheit verehrt.

Der Tempel wurde von den antiken Baumeistern in einer geradezu perfekten Harmonie erbaut. Dies gelang ihnen dadurch, dass es fast keine geraden Linien oder rechte Winkel gibt: die Säulen der äußeren Kolonnade standen beispielsweise horizontal in einer leicht nach oben gekrümmten Linie, die Säulenschäfte verjüngten sich nicht linear, sondern besaßen eine leichte Verdickung in der Mitte und auch die Abstände der Säulen waren nicht einheitlich, so dass das Gesamtgebäude für das menschliche Auge optisch vollkommen harmonisch wirkte.

Lage: Tempio di Nettuno, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Athena-Tempel von Paestum

Auf einer kleinen Anhöhe im Norden der Stadt befand sich in einem eigenen Tempelbezirk der kleinste der drei Paestum-Tempel. Er wurde im frühen Mittelalter in eine christliche Kirche umgewandelt und ist wohl der einzige Tempel in Paestum, der bis zum Untergang der Stadt durchgehend als Kultstätte genutzt wurde.

Der auf den Resten eines älteren Tempels in der Nähe der Porta Aurea erbaute Tempel stammt etwa aus der Zeit zwischen 510 bis 500 v. Chr. und wurde im spätarchaischen, dorischen Stil mit ionischen Elementen errichtet.

Das in älteren Publikationen auch Ceres-Tempel genannte Gebäude wurde von den ersten Ausgräbern ursprünglich Ceres, der Göttin des Ackerbaus und der Bodenfruchtbarkeit (griech. Demeter), zugeschrieben.

Allerdings spricht die große Anzahl von hier ausgegrabenen Pfeilspitzen, Bronzeschilden, die gefundenen Votivgaben und die leicht erhöhte Lage auf einer kleinen Anhöhe eher dafür, dass der Tempel der Athene geweiht war, der Göttin der Weisheit, des Kampfes, der Kunst und des Handwerks und der Schutzgöttin von Athen.

Der etwa 14,5×32,9 Meter große Tempel besaß eine äußere Kolonnade aus insgesamt 34 Säulen, von denen sich an den Schmalseiten 6 und an den Längsseiten 13 befanden. Im Innenraum des Tempels lag vor der etwas erhöht liegenden Cella eine Vorhalle (pronaos) mit 8 Säulen, hinter der die Cella anschloss. Im Gegensatz zu den beiden anderen Tempels von Paestum war die Cella im Inneren nicht weiter unterteilt.

Im 7. bis 8. Jahrhundert n. Chr., als Paestum fast vollständig verlassen wurde, zog sich eine kleine Gemeinde auf die Anhöhe zurück und nutzte den Tempel als christliche Kirche.

Lage: Tempio di Athena, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Forum von Paestum

Im Zentrum der antiken Stadt, wo sich die beiden Hauptstraßen kreuzten, lag in griechischer Zeit eine Agora. Diese wurde von den Römern zu einem Forum umgestaltet und bildete sowohl den gesellschaftlichen, den religiösen, als auch den wirtschaftlichen Mittelpunkt von Paestum.

Auf dem Gebiet zwischen dem Athene-Tempel und den beiden Hera-Tempeln lag in griechischer Zeit die rund 10 Hektar große Agora, die  Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens war. Hier befanden sich neben den wichtigsten öffentlichen Bauwerken auch das Ekklesiasterion, das Heroon und der Tempes des Zeus Agoraios.

In römischer Zeit, kurz nach 273 v. Chr., wurde die Südhälfte der Agora mit einer Reihe von Gebäuden überbaut. Nordöstlich der Kreuzung von Via Sacra und Via Porta Marina entstand so das etwa 57 x 160 Meter große Forum, das politische und kommerzielle Zentrum der Stadt. Während der Regierungszeit von Kaiser Augustus wurde der Forumsplatz an allen 4 Seiten mit einem Säulenportikus umbaut, hinter dem eine Vielzahl von Ladengeschäften (taberna) lagen.

Im Norden waren Ladenreihen unterbrochen vom Versammlungsgebäude (comitium) mit dem Tempel des Friedens bzw. dem Tempel der Mens Bona. Im Süden lag die römische Basilika aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., die ein Tagungsort des Stadtrats war. Die halbrunde Sitzbank, auf der die Mitglieder saßen, ist noch gut erhalten. Östlich davon lag die Markthalle (macellum), die einen großen Innenhof mit Marmorportikus besaß, hinter dem die Marktstände lagen.

Ein Asklepeion schloss im Südosten des Forums an, die Forumsthermen lagen in der südwestlichen Ecke und der Sitz der Augustalen im Nordwesten, während sich das Gebäude der Staatskasse (aerarium) im Nordosten befand. Nördlich des Forums war das Heiligtum mit Schwimmbecken und im Osten das Amphitheater. Zwischen den Forumsgebäuden und dem Tempelbezirk mit den Hera-Tempeln im Süden der Stadt gab es weitere Tempel, z.B. den Magna Mater-Tempel, den Demeter-Tempel, den Herkules-Tempel und den Tempel der Laren.

Lage: Foro, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Comitium und Tempel der Mens Bona

Der Tempel, der in der Kaiserzeit teilweise über dem republikanischen Comitium, einem Versammlungssaal, errichtet wurde, wird heute meist als „Tempel der Mens Bona“ bezeichnet. Er könne aber auch genauso gut ein Kapitolstempel gewesen sein, der den drei wichtigsten römischen Göttern geweiht war.

Das Comitium wurde um 270 v. Chr. errichtet und war ein Versammlungsgebäude, in dem sowohl gesetzgebende Volksversammlungen (comitia) als auch Gerichtsversammlungen stattfanden. Bei diesen durften wohl – ähnlich wie im nördlich davon gelegenen Ekklesiasterion aus griechischer Zeit – alle römischen Bürger der Stadt teilnehmen. Da die Bevölkerung in der Anfangsphase der römischen Zeit wohl größer als in der griechischen Epoche war, wurde ein neues, größeres Gebäude notwendig, in dem mehr Personen Platz fanden.

Irgendwann in der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. (hier sind die Befunde der Ausgrabungen bisher noch nicht eindeutig) wurde an der Westseite des Comitiums ein Forumstempel errichtet, der dieses teilweise überdeckt. Er war entweder ein Friedenstempel und der Mens Bona geweiht, könnte aber auch ein Kapitolstempel gewesen sein, in dem die drei römischen Hauptgötter Zeus, Juno und Minerva verehrt wurden.

Der Tempel, von dem heute nur noch Teile des Podiums, der Cella und die 3 Säulenstümpfe an der Front zu sehen sind, besaß ursprünglich vorne 6 Säulen und jeweils 8 an den beiden Seiten. Im Inneren lag ein einziger Kultraum (cella), in dem die Götterstatue stand.

Im Norden des Comitiums lag ein Anbau, der in republikanischer Zeit als Campus diente, in dem die jungen Männer der Stadt körperliche und militärische Ausbildung erhielten.

Lage: Il Comitium e il Tempio di Mens Bona, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Heiligtum mit Schwimmbecken

Die Funktion des Heiligtums mit Schwimmbecken scheint sich im Laufe der Zeit wohl geändert zu haben. Ursprünglich fanden hier wohl Fruchtbarkeitsrituale statt, später jedoch entstand hier zunächst eine Sportstätte für junge Männer und dann ein Tempelbezirk für den Kaiserkult.

Ursprünglich gehörte das nördlich des Forums gelegene, 47 m x 21 m große Wasserbecken zu einem mit einer Mauer umschlossenen Tempelbezirk aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., der wahrscheinlich der Fortuna Virilis geweiht war.

Während der Anfang April veranstalteten Venerea, den Feierlichkeiten zu Ehren der Venus, fanden hier möglicherweise Rituale statt, bei dem die verheirateten Frauen der Stadt im heiligen Wasser badeten und um Glück bei den Männern, um Fruchtbarkeit und eine glückliche Geburt baten, während die Götterstatue der Venus ins Wasser gesenkt und wieder emporgehoben wurde.

Das Schwimmbecken (natatio) wurde in der späteren Phase dann Teil einer Sportstätte (gymnasium). Die seltsame Konstruktion, die oft als „Taucherlabyrinth“ bezeichnet wird, war vielleicht ein Unterbau, auf dem ein Podest für Wettkämpfe errichtet wurde.

In der Kaiserzeit wurde das Becken komplett aufgefüllt und mit verschiedenen Gebäuden überbaut, die rund um einen zentralen Portikushof standen. Vermutlich dienten die Gebäude nun dem Kaiserkult.

Lage: Piscina di Venere, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Ekklesiasterion von Paestum

Das kreisrunde Gebäude, das bereits in der griechischen Epoche am östlichen Rand der Agora errichtet wurde, war kein Theater, sondern ein Versammlungsort für die demokratische Volksversammlung.

Das im östlichen Teil der Agora gelegene kreisrunde und nach oben offene Gebäude wurde um 480 bis 470 v. Chr. erbaut und besaß Steinbänke, die in 8 Reihen rings um die Rednertribüne angeordnet waren. Hier fanden etwa 500 bis 600 Personen Platz.

Da Gebäude diente wohl als Ekklesiasterion, ein Versammlungsort, in dem sich die demokratische Volksversammlung (ekklesia), d.h. alle Bürger der Stadt versammelten und Gesetze beschlossen oder Richter wählten. Sicher war die Stadt aber damals größer und es fanden hier nicht alle Bürger der Stadt Platz, so dass es sich aber wohl eher um ein Bouleuterion handelte, in dem nur die Ältesten der Stadt tagten.

In römischer Zeit wurde anstelle des Ekklesiasterion ein neues Versammlungsgebäude, das Comitium, errichtet, so dass das griechische Ekklesiasterion nicht mehr benötigt wurde und teilweise mit einem Heiligtum überbaut wurde.

Lage: Ekklesiasterion, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Heroon von Paestum

Eines der ältesten Gebäude von Paestum war das Heroon, ein Scheingrab, das für den Gründer der Stadt errichtet wurde. Es lag zentral in der Agora, dem politischen Zentrum der griechischen Stadt.

Das an einem zentralen Platz auf der Agora errichtete Heroon, das von einer quadratischen Steinmauer umgeben ist und auch als Sacellum oder Hypogäum bezeichnet wird, stammt aus der griechischen Epoche zwischen 520 und 510 v. Chr. und gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt.

Das Grabmal wurde 1954 entdeckt und war ursprünglich mit einem Erdhügel (tumulus) bedeckt, der jedoch während der Ausgrabungen entfernt wurde. Darunter kam die mit einem Satteldach gedeckte Steinkammer zum Vorschein, die als unterirdisch gelegenes Heiligtum diente.

Im Inneren des Heiligtums fand man 8 Bronzegefäße mit Honig und eine attische schwarzfigurige Vase. Daher glaubt man, dass das Heroon wohl als Kultort und symbolisches Scheingrab (Kenotaph) für einen Helden diente. Möglicherweise wurde hier Is, der mythologische Gründer (Oikistes) der Mutterstadt Sybaris verehrt. Andere Hypothesen sehen hier den Kult für eine Nymphe oder für einen Staatskult.

Lage: Sacello Ipogeico (Heroon), Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Amphitheater von Paestum

Vom römischen Amphitheater ist heute nur noch knapp die Hälfte des Grundrisses sichtbar – die andere Hälfte fiel dem Bau einer modernen Straße zum Opfer, die mitten durch das Amphitheater gebaut wurde.

Nordöstlich des Forums am Rand der antiken Stadt liegt das römische Amphitheater; von dem allerdings nur die westliche Hälfte erhalten ist, denn bei den Straßenbauarbeiten, die zur Wiederentdeckung der vergessenen Ruinen führten, wurde die Ellipse der Arena in 2 Teile geschnitten. Die andere Hälfte, über die heute die Zufahrt zum archäologischen Gelände führt, ist teilweise zerstört oder unter der heutigen Bebauung verborgen.

Das erste Amphitheater, das hier bereits um 50 v. Chr. entstand und zumindest teilweise aus Holz errichtet wurde, wurde in einer zweiten Bauphase im 1. Jahrhundert n. Chr. mit einer Ziegelverkleidung versehen.

Im Laufe der Zeit wurde das Amphitheater offenbar zu klein und daher Ende des 1. bzw. Anfang des 2. Jahrhundert n. Chr. erneut vergrößert und außen mit einer zweistöckigen Arkadenfassade versehen. Zusätzlich wurde die Cavea mit hölzernen Sitzreihen aufgestockt, um eine größere Zahl von Zuschauern aufnehmen zu können. Nun fanden in der etwa 77 x 55 Meter großen Cavea, die rund um die elliptische Arena von 57 x 34 Meter Größe lag, etwa 2.000 Zuschauer Platz.

Während von der Cavea heute nur die 1. Reihe erhalten ist, wurde das westliche Tor wieder aufgerichtet. Von den Arkadenfassade sind nur noch die Grundpfeiler erhalten.

Lage: Anfiteatro di Paestum, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Wohnquartiere von Paestum

Im westlichen Teil von Paestum, in dem größtenteils die Wohnquartiere lagen, wurden bei den Ausgrabungen einige Reste von prachtvollen Stadtvillen und einer Thermenanlage entdeckt.

Die ältesten Reste von Wohngebäuden wurden in der griechischen Zeit zwischen dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. errichtet. In römischer Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurden diese jedoch teilweise umgebaut oder neu gebaut. Der größte Teil der Wohnquartiere lag dabei westlich der Via Sacra und war in längliche Wohnblocks (insulae) aufgeteilt, von denen bisher 8 freigelegt wurden. In einigen Gebäuden kann man die ehemalige Aufteilung der Räume noch gut erkennen.

Zu den interessantesten Wohngebäuden gehört z.B. das direkt westlich des Forums gelegene, ca. 900 Quadratmeter große Haus mit Marmor-Impluvium, das Teil einer etwa 2,5 Hektar großen Insula war. Es stammt aus der späten Kaiserzeit und ist ein typisches Patrizierhaus mit zentralem Innenhof (atrium), in dem sich ein ca. 5 x 7 Meter großes Marmor-Impluvium befand. Der Eingang im Süden führte in ein Atrium, das Zugang zu mehreren Schlaf- und Wohnräumen bot. Gegenüber vom Eingang lag das Tablinium, hinter dem sich ein großer Peristylhof befand.

Das Haus mit Pool hingegen nahm mit 2800 Quadratmetern fast eine ganze Insula im südwestlichen Wohnquartier ein und gehörte daher sicher einem wichtigen Magistraten der Stadt. Direkt südlich davon schloss sich eine Thermenanlage an

Das mit etwa 1700 Quadratmeter ebenfalls stattliche Domus V, bei dem der Peristylhof noch gut erkennbar ist, lag östlich davon direkt an der Via Sacra und in der Nähe des Neptuntempels.

Lage: Casa con Impluvio di Marmo, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Hadriansbogen von Capua

Der Hadriansbogen war Teil der Stadtbefestigung von Capua und wird von den Einheimischen auch Arco Felice genannt. Er überspannte mit seinen 3 Bögen die Via Appia, die von Capua nach Rom führte

Der Triumphbogen, der 130 n. Chr. zu Ehren des Kaisers Hadrian errichtet wurde, war Teil der Stadtbefestigung von Capua und diente als nordwestliches Stadttor. Durch ihn führt die Via Appia, die wichtigste Verbindung von Capua nach Rom.

Ursprünglich bestand er aus 3 Bögen, die außen mit weißem Kalkstein verkleidet waren und in denen sich Nischen für Statuen befanden. Er wurde jedoch 1860 während des „Zweiten italienischen Unabhängigkeitskriegs“ (Risorgimento) in der Schlacht am Volturno und erneut im 2. Weltkrieg beschädigt, so dass heute nur noch 3 der Torpylone und einer der seitlichen Torbögen erhalten sind. Die Hauptstraße von Capua führt auch heute noch durch die Reste des Bogens.

Lage: Arco di Adriano, Via Arco Felice 2/6, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Mithräum von Capua

Eines der ältesten und am besten erhaltenen Mithräen aus der Antike liegt unter einem unscheinbaren Gebäude mitten in Capua. Der Hauptraum und Teile der Fresken des Mithräums sind noch gut erhalten, so dass man sich die mystische Atmosphäre der Initiationsriten auch heute noch gut vorstellen kann.

Das Mithräum, das 1922 entdeckt und 1924 ausgegraben wurde, stammt aus dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. und gilt nicht nur als eines der ältesten und bedeutendsten Kultstätten des Mithras, es ist auch eines der heute am besten erhaltenen Mithräen aus der Antike.

Der Mithraskult, der aus dem indo-persischen Raum stammt, wurde von Kaufleuten und Sklaven in die kampanische Gegend gebracht und war besonders unter Gladiatoren, Soldaten und Sklaven verbreitet, aber nur Männern vorbehalten, die zur vollständigen Weihe sieben Initiationsstufen durchlaufen mussten.

Die unterirdischen, höhlenartigen Räume des Mithräums in Capua bestehen aus einem L-förmigen Vorraum, von dem aus man in den etwa 3,5 x 10 Meter großen Kultraum gelangte. Dieser besaß ein Tonnengewölbe, das mit roten und blauen achtzackigen Sternen auf gelbem Grund übersät ist und das Himmelsgewölbe darstellen soll. Die Wände sind mit Stuckreliefs und Fresken verziert und stellen unter anderem Amor und Psyche und die auf- und untergehende Sonne (Sol Oriens und Sol Occidens) dar. An den Seiten sind mit Szenen der Initiation geschmückte Sitzbänke (praesepia) angebracht, auf denen die Eingeweihten während des rituellen Banketts (agape) Platz nahmen und in denen sich Wasserbecken zur rituellen Reinigung befanden.

Das zentrale Fresko an der hinteren Wand wird von der Darstellung des Stieropfers (Tauroktonie) und der Geburt des Kosmos bestimmt, in der der Sonnengott Mithras, erkennbar an seiner phrygischen Mütze und dem Sternenmantel, einen weißen Stier mit einem Messer tötet. Die Szene ist umgeben von weiteren symbolischen Tieren, wie Schlange, Hund, Löwe und Skorpion, und von den beiden den Mithras begleitenden Fackelträgern Cautes und Cautopates. Weitere Darstellungen zeigen die Sonne (Sol/Helios; oben links mit einem Raben), den Mond (Luna/Diana; oben rechts mit Mondsichel im Haar), das Meer (Oceanus; unten links mit Bart) und die Erde (Terra; unten rechts mit grünlichen Haaren). Auf der dem Mithrasbild gegenüberliegenden Wand ist Luna/Diana in einer zweirädrigen Kutsche sitzend dargestellt.

Das Mithräum, das seit 1937 der Öffentlichkeit zugänglich ist, wurde erst vor wenigen Jahren restauriert und ist seit 2023 wieder zu besichtigen. Da das Mithräum über ein sensibles Mikroklima verfügt, sind Besichtigungen allerdings nur an bestimmten Tagen möglich und nur nach Voranmeldung im Museum und in kleinen Gruppen von jeweils max. 5 Besuchern. Der Zutritt ist im Eintrittspreis zum Museum und Amphitheater enthalten.

Lage: Mitreo, Vico Mitreo 5, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/museo-archeologico-dell-antica-capua-e-mitreo

Archäologisches Museum des antiken Capua

Im Archäologischen Museum in Capua sind die wichtigsten Funde aus den Ausgrabungen rund um Capua zu sehen. Zu den schönsten gehören ein rekonstruiertes Etruskergrab, die Rekonstruktion des Mithräums von Capua, die „Matres di Capua“ und der Satyr im Foyer.

Das Archäologische Museum ist auf 2 Etagen im sogenannten Erasmusturm untergebracht, der Teil einer ehemaligen Kavalleriekaserne ist. In der Antike lag an dieser Stelle das Forum mit dem Kapitolstempel. Das Museum wurde 1995 eröffnet und stellt die Funde aus, die vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Gegend um Capua gefunden wurden.

Der Museumsrundgang ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit den Funden aus der Bronzezeit, der Eisenzeit, der Zeit der Etrusker, Griechen und Samniten bis zur Römerzeit und endet mit der völligen Zerstörung des antiken Capua im 9. Jahrhundert n. Chr. durch die Sarazenen.

Im Foyer beeindrucken die Marmorstatue eines einer Säule lehnenden Satyrs und die aus Tuffstein gehauenen „Matres di Capua“, die als Mater Matuta (= „morgendliche Mutter“) verehrt wurden. Diese war die Göttin des morgendlichen Lichts, der Geburt und des Wachstums und wurde meist mit einem oder mehreren Säuglingen dargestellt.

Neben weiteren Funden aus der Bronzezeit, Grabbeigaben, griechischen Töpferwaren, Fresken, Statuetten, Inschriften oder Antefixen ist auch ein rekonstruiertes, bemaltes etruskisches Truhengrab aus dem Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. zu sehen und aufwendig gestaltete Bronzefibeln.

Das Obergeschoss widmet sich dem Mithras- und Isis-Kult und zeigt unter anderem das rekonstruierte Mithräum von Capua als Videoinstallation.

Das Museum wurde neu konzipiert und ist seit 2022 zumindest teilweise wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Es ist täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet, der auch den Eintritt in das Amphitheater, das Gladiatorenmuseum und das Mithräum beinhaltet. An jedem 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos und der Eintritt ist mit der campania artecard reduziert.

Lage: Museo Archeologico dell’Antica Capua, Via Roberto d’Angiò 48, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/museo-archeologico-dell-antica-capua-e-mitreo

Gladiatorenmuseum von Capua

Im direkt neben dem Amphitheater von Capua gelegenen Gladiatorenmuseum erfährt man alles Wissenswerte über Gladiatoren und die berühmte Gladiatorenschule von Capua, in der der Spartacus-Aufstand seinen Anfang nahm.

Das kleine Gladiatorenmuseum, das aus 2 Räumen besteht, gibt einen guten Überblick über die verschiedenen Arten von Gladiatoren, den Ablauf der Gladiatorenspiele in der Antike und zeigt außerdem Funde aus dem Amphitheater von Capua.

Es gibt eine Ausstellung mit Gladiatorenrüstungen, Waffen, Panzern, Helmen und Beinschienen und mehrere lebensgroße Dioramen, in denen Szenen aus Gladiatorenkämpfen nachgestellt sind.

In einem zweiten Raum wurde ein Teil der marmorverkleideten Zuschauerränge (cavea) rekonstruiert, die mit Jagd- und Kampfszenen dekoriert waren. Hier sind neben Statuenköpfen und einem kleinen Modell des Amphitheaters auch Originalteile der Verkleidungen, Inschriften und Reliefs aus dem Amphitheater zu sehen.

Außerdem informieren Infotafeln über die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. in Capua gegründete Gladiatorenschule von Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus, die zu den angesehensten ihrer Zeit gehörte. Diese war 73 v. Chr. Ausgangspunkt des Spartakusaufstands, den der 109 v. Chr. in Thrakien geborene Gladiator Spartacus organisierte. Dieser war ursprünglich Soldat, der aber desertierte und später als Gefangener an die Gladiatorenschule verkauft wurde.

Während des Spartacus-Aufstands zog eine Armee von 70.000 bis 100.000 Sklaven gegen die Römische Republik und forderte sie in mehreren Schlachten heraus. Der Aufstand wurde erst 71 v. Chr. von Marcus Licinius Crassus blutig niedergeschlagen und die etwa 6.000 gefangenen Rebellen entlang der zwischen Capua und Rom verlaufenden Via Appia gekreuzigt.

Die Gladiatorenschule befindet sich auf dem Gelände des Amphitheaters und der Eintrittspreis ins Amphitheater beinhaltet auch das Gladiatorenmuseum, das Mithräum und das Archäologische Museum. Mit der campania artecard ist der Eintritt nochmals reduziert.

Lage: Museo dei Gladiatori, Piazza I Ottobre 36, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/anfiteatro-campano

Amphitheater von Capua

Das Amphitheater von Capua war das zweitgrößte Amphitheater nach dem Kolosseum in Rom und diente diesem vermutlich als Vorbild. In der Arena von Capua kämpften einst die Gladiatoren der berühmten Gladiatorenschule von Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus, zu denen auch Spartacus gehörte, der Anführer des gleichnamigen Aufstandes.

Das Amphitheater von Capua ist eines der ältesten Amphitheater der antiken Welt, das aus Stein errichtet wurde. Es wurde vermutlich von Kaiser Vespasian wenige Jahre vor dem Kolosseum in Rom erbaut, dem es als Vorbild diente und löste wohl einen hölzernen Vorgängerbau aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. ab. Laut einer 1726 bei Ausgrabungen entdeckten Inschrift ließ Kaiser Hadrian das Amphitheater 119 n. Chr. restaurieren, während sein Nachfolger Antoninus Pius es dann 155 n. Chr. einweihte.

Das elliptisch geformte Amphitheater wurde, ähnlich wie auch das nur wenig größere Kolosseum in Rom, auf flachem Gelände errichtet und wirkt daher besonders imposant. Es ist außen etwa 170 x 140 Meter groß und besitzt eine Arena mit einer Größe von 76 x 46 Metern. Die insgesamt 46 Meter hohe Außenfassade bestand aus 3 Arkadengeschossen, von denen heute nur noch die unteren beiden Reihen erhalten sind, und wurde oben von einer Attika abgeschlossen. Die unterste Arkade besaß 80 mit Travertin verkleidete Bögen, deren Schlusssteine mit Götterbüsten dekoriert waren.

2 der 4 Haupteingänge führten in die Arena, während man über die anderen zu den Ehrenlogen gelangte. Über ein komplexes Treppensystem im Inneren erreichte man die Zuschauerränge, in denen 50.000 bis 60.000 Zuschauer Platz fanden. Anders als sonst üblich, gab es in Capua nicht nur 3, sondern sogar 5 abgestufte Ränge (maeniana), die in jeweils 16 Sektoren (cunei) aufgeteilt waren.

Die rings um die Arena laufende Podiumsmauer und die Brüstungen waren mit Reliefs mit Jagd- und mythologischen Szenen geschmückt. Zur Arena öffneten sich 12 Tore, hinter denen die Käfige für die wilden Tiere (carceres) lagen.

Das Amphitheater war komplett unterkellert und besaß unzählige Räume, in denen Tiere und Kulissen untergebracht waren, die man über „Aufzüge“ (pegmata) in die Arena heben konnte. Die Katakomben, die heute zu den am besten erhaltenen aus der Antike gehören, waren sowohl von außerhalb als auch aus dem Inneren des Amphitheaters über Treppen zu erreichen.

Nach der Zerstörung durch die Vandalen 456 n. Chr. verfiel das Amphitheater, wurde als Steinbruch genutzt und viele der Statuen in andere Gebäude integriert. Erst die Ausgrabungen der Bourbonenzeit setzten dem Raubbau ein Ende. Seit 1913 ist das Amphitheater wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und auch die Katakomben können nun wieder besucht werden.

Das Amphitheater von Capua ist täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Mit der campania artecard ist der Eintritt zusätzlich reduziert.

Lage: Anfiteatro Campano di Santa Maria Capua Vetere, Piazza I Ottobre 36, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/anfiteatro-campano

Archäologisches Nationalmuseum Neapel (MANN)

Das Museo Archeologico Nazionale di Napoli ist eines der bedeutendsten Archäologiemuseen weltweit. Hier kann man neben der Farnese-Sammlung der Bourbonen auch die wichtigsten Funde aus Neapel, Pompeji und Herculaneum und eine ägyptische Sammlung bewundern.

Die im Museo Archeologico Nazionale di Napoli (MANN) ausgestellten Exponate gehen auf die Sammlungen des Bourbonen-Königs Karl III. zurück. Neben der bedeutenden Farnese-Sammlung, die er von seiner Mutter Elisabetta Farnese geerbt hatte, förderte der König auch die Ausgrabungen der Vesuvstädte. Sein Sohn Ferdinand IV. ließ dann ab 1777 einen Palazzo aus dem 16. Jahrhundert umbauen, wo die Sammlung der Öffentlichkeit als Real Museo Borbonico zugänglich gemacht wurde. Sie wurde 1957 umbenannt zum Museo Archeologico Nazionale di Napoli.

Das MANN teilt sich heute in folgende Ausstellungsbereiche auf:

Epigraphen-Sammlung: etwa 2000 Inschriften aus Mittel- und Süditalien aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. in Latein, Griechisch und Italischer Sprache (Untergeschoss).

Ägyptische Sammlung: aufgeteilt in die Themen „Geschichte der Sammlung“, „Der Pharao und die Männer“, „Das Grab und die Grabbeigaben“, „Religion und Magie“ und „Schreiben, Kunst und Handwerk“ (Untergeschoss)

Kampanien in der Römerzeit: Marmor- und Bronzeskulpturen, Fresken, Inschriften, architektonische Elemente und Einrichtungsgegenstände aus öffentlichen Gebäuden und Grabdenkmälern, die zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert bei Ausgrabungen in den Vesuv-Städten (Pompeii, Herculaneum), der Misenum-Halbisel (Baiae, Puteoli, Cumae) und dem kampanischen Binnenland (Capua) gefunden wurden (im Westflügel des Erdgeschosses)

Farnesische Sammlung: Skulpturen- und einer Edelsteinsammlung, die Alexander Farnese, der spätere Papst Paul III., im 16. Jahrhundert begonnen hatte. Sie kam letztendlich in den Besitz der Bourbonenherrscher, die sie im 18. Jahrhundert mit vielen wertvollen Schätzen aus den archäologischen Stätten rund um den Vesuv ergänzten (im Ostflügel des Erdgeschosses)

Mosaike: einzigartige Boden- und Wandmosaike aus Pompeii, Herculaneum und anderen Städten Kampaniens, vor allem auch aus dem Haus des Fauns in Pompeji, z.B. das berühmte Alexander-Mosaik, aber auch die Bronzestatuette des tanzenden Fauns (1. Stock, Westseite)

Geheimes Kabinett: Die Objekte mit erotischen Motiven wurden noch bis zum Jahr 2000 unter Verschluss gehalten, da sie als obszön oder zumindest peinlich galten. Sie stammen aus Privathäusern, Bordellen, Banketträumen aber auch von Häuserwänden (1. Stock, Westseite)

Numismatische Sammlung: eine der weltweit umfangreichsten Sammlungen von Münzen, die aus der Zeit der Magna Graecia bis zur Zeit des Königreichs beider Sizilien Mitte des 19. Jahrhunderts stammen, vor allem auch Münzfunde aus Pompeji (1. Stock, Ostseite – vorübergehend geschlossen)

Funde aus Süditalien: archäologische Funde aus der Vor- und Frühgeschichte vom Neolithikum bis zur Eisenzeit; antike Funde aus Kampanien, Ischia, Cuma und Neapel; Bronzeskulpturen und Büsten aus der Villa dei Papyri in Herculaneum; Funde aus den Städten der Magna Graecia, z.B. Paestum, Locri, Metaponto, Taranto, Cumae, Ruvo, Canosa (2. Stock, Westseite)

Funde aus Pompeii, Herculaneum und den Vesuvstädten: Alltagsgegenstände aus privaten und öffentlichen Gebäuden wie Möbel, Kochgeschirr, Töpfer- oder Glaswaren; ein maßstabsgetreues Modell von Pompeji im Maßstab 1:100 aus dem Jahr 1879; Ausstellung über orientalische Kulte und den Tempel der Isis aus Pompeji; große Ausstellung mit den von den Wänden der Häuser abgenommenen Fresken aus den bourbonischen Ausgrabungskampagnen (2. Stock, Ostseite)

Zu den Highlights des Museums gehören u.a. der Farnesische Stier, der Farnesische Herkules, der Atlas Farnese, die Venus Kallipygos, die Blaue Vase aus Pompeji, der Silberschatz aus dem Haus des Menander und vor allem das Mosaik der Alexanderschlacht aus dem Haus des Fauns in Pompeji.

Das MANN erreicht man am besten von der Metro-Station Museo (Metro Linie 1) oder der Station Cavour (Passante ferroviario Linie 2). Es ist täglich außer dienstags geöffnet. Die Eintrittskarten sind personalisiert und an 2 hintereinander folgenden Tagen gültig. Für die Magna Graecia-Ausstellung ist ein Aufpreis fällig, die Sonderausstellungen sind in der Regel im Eintrittspreis enthalten. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert und an jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Es sind Audioguides gegen Gebühr erhältlich.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Napoli, Piazza Museo 19, 80135 Napoli

Link: mann-napoli.it/en/home-english

Arco Felice

Der Arco Felice war eines der Stadttore von Cumae und ersetzte unter Kaiser Domitian ein kleineres Stadttor aus der griechischen Epoche der Stadt. Er war nicht nur ein Triumphbogen, sondern auch Teil der Verteidigungsanlagen und ein Viadukt.

Der Arco Felice Vecchio war eines der Stadttore des römischen Cumae und wurde 95 n. Chr. unter Kaiser Domitian erbaut. Er ersetzte eines der älteren Stadttore aus der griechischen Epoche und wurde zusammen mit einer neuen Straße errichtet, die Rom mit Neapel verband.

Der schmale, hohe Bogen des Tores war aus Ziegelmauerwerk erbaut und mit Marmor verkleidet. Es wurde in einem Einschnitt in den Monte Grillo-Hügel eingefügt und ist etwa 17,65 Meter breit, 6,30 Meter tief und 17,50 Meter hoch. Über dem Bogen liegen 2 Reihen von gemauerten Bögen und an den beiden Seitenwänden gab es jeweils 3 Nischen, in denen Statuen standen. Er diente gleichzeitig als Viadukt, das die beiden Seiten des Monte Grillo miteinander verband.

Das ursprüngliche römische Pflaster ist im Bereich des Bogens noch recht gut erhalten und auch heute noch für den Verkehr freigegeben. Es handelt sich hierbei um die Via Domitiana, die unter Kaiser Domitian 95 n. Chr. erbaut wurde. Sie war die schnellste Verbindung zwischen Rom und Neapel und zweigte bei Terracina (Tarracina) von der Via Appia ab. Anschließend verlief sie entlang der Küste bis nach Cumae, wo sie sich teilte und nach Süden zum Miltärhafen von Misenum führte und nach Osten über Pozzuoli (Puteoli) bis nach Neapel (Neapolis). Unter Kaiser Trajan wurde sie dann 102 n. Chr. bis nach Reggio Calabria (Rhegium) verlängert.

Der Arco Felice wurde zuletzt 2023 restauriert und wieder für die Durchfahrt freigegeben. Er ist frei zugänglich.

Lage: Arco Felice Vecchio, Via Felice Arco 52, 80070 Pozzuoli

Höhle der Sibylle

Als Sitz einer Sibylle war Cumae in der Antike einer der bekanntesten Orakelorte. Von hier stammten auch die sogenannten Sibyllinischen Bücher, die von den Römern zumeist in Krisenzeiten zu Rate gezogen wurden.

Schon der römische Dichter Vergil bezeichnete in seiner Aeneis die Höhle der Sibylle als „Tore der Hölle“ und als „Höhle mit 100 Öffnungen“. Der etwa 5 Meter hohe und 130 Meter lange, trapezförmige Gang galt in der Antike als Portal zur Unterwelt und wurde wohl im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Etruskern in einen Felsen südlich von Cumae getrieben. Er besaß mehrere Querarme mit Zisternen und Belüftungsöffnungen, die in christlicher Zeit auch für Bestattungen genutzt wurden. Die Kammer am Ende des Ganges hatte drei kleine Nebenräume, die als Orakelräume interpretiert werden können.

Die Sibylle von Cumae, eine von insgesamt 10 antiken Sibyllen mit dem Namen Amaltheia, lebte als Priesterin und Prophetin in einer Höhle, die als Eingang zur Unterwelt galt. Der Legende nach verliebte sich der Gott Apollo in die jugendliche Sibylle und gewährte ihr eine Bitte, woraufhin sie sich so viele Lebensjahre wünschte, wie Sandkörner in einem Häufchen Sand waren. Er bot ihr an, ihr auch noch den Erhalt ihrer Jugend zu gewähren im Tausch für ihre Jungfräulichkeit, was sie aber ablehnte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde ihr Körper daher alt und verschrumpelt, bis nur noch ihre Stimme blieb, die als Orakel angerufen wurde.

Auch in der Mythologie der Stadt Rom gab es zwei Ereignisse, bei denen die Sibylle von Cumae eine wichtige Rolle spielte. Nach einer Legende des Dionysius von Halicarnassus traf einst der letzte König Roms, Lucius Tarquinius Superbus, um 500 v. Chr. auf eine alte Frau, die ihm 9 Bücher mit Prophezeiungen zum Kauf anbot. Als er wegen des horrenden Preises hochmütig ablehnte, verbrannte sie 3 der Bücher. Erneut bot sie ihm die restlichen 6 Bücher zum gleichen Preis an. Er lehnte wieder ab und sie verbrannte 3 weitere Bücher. Nun verging dem König das Lachen und er kaufte nun die 3 restlichen Bücher zum vollen Preis. Als die „Sibyllinischen Bücher“ wurden diese zu den wichtigsten Quellen des Wissens und Ratgebern in Krisenzeiten und wurden im Jupitertempel auf dem Kapitol in Rom verwahrt. Sie gingen jedoch im Jahr 83 v. Chr. bei einem Brand verloren.

Die zweite Legende erzählt davon, dass der trojanische Held Aeneas nach seiner Ankunft in Italien in Cumae auf die zu dieser Zeit bereits 700 Jahre alte Sibylle traf. Sie führte ihn durch die Höhlen der Unterwelt, wo er seinen toten Vater Anchises traf. Dieser zeigt ihm die Zukunft, in der sein Nachkomme Romulus eine Stadt mit einer großen Bedeutung gründen werde.

Die Grotte wurde erst 1932 vom bekannten Archäologen Amadeo Maiuri entdeckt, der als Direktor des Archäologischen Nationalmuseums und Ausgrabungsleiter der Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum auch an den Ausgrabungen von Paestum beteiligt war.

Die Höhle der Sibylle ist Teil des Archäologischen Parks von Cuma und ist täglich außer dienstags geöffnet.

Lage: Antro della Sibilla, Strada Provinciale Cuma Licola 3, 80078 Pozzuoli

Archäologischer Park von Cuma (Cumae)

Die Tempelbauten im Archäologischen Park von Cuma haben eine lange Vergangenheit. Sie stammen aus der Zeit der griechischen Kolonie Cumae und wurden erst von den Samniten und dann von den Römern übernommen. Später wurden viele der Tempel zu christlichen Basiliken umgewidmet.

Cumae wurde ursprünglich im 8. Jahrhundert v. Chr. als griechische Kolonie gegründet. Zwischen dem 7. und dem 5. Jahrhundert v. Chr. erlebte die Stadt ihre erste Blüte. Aus dieser Zeit stammt die Akropolis mit dem Jupitertempel (griech: Zeus), der im 5. Jahrhundert n. Chr. in eine christliche Basilika umgewandelt wurde, ebenso wie der etwas unterhalb der Akropolis gelegene Tempel des Apollo aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Die Via Sacra, die Heilige Straße, verband die Akropolis mit der am Fuße des Hügels gelegenen Höhle der Sibylle von Cumae, die ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. als einer der bekanntesten Orakelorte der Antike galt.

Im Jahr 421 v. Chr. eroberten zunächst die Samniten die Stadt und dann 341 v. Chr. die Römer. Ab 334 v. Chr. wurde Cumae zu einem municipium erhoben und erhielt die römischen Stadtrechte. Während der frühen römischen Kaiserzeit wurde die östlich gelegene Unterstadt erneuert und unter anderem das Forumsbad, ein Tempel für die Kapitolinische Trias und im Süden ein Amphitheater errichtet. Auch der Apollotempel wurde erneuert und der südöstlich der Stadt bei Baiae gelegene Hafen Portus Julius als Standort der kaiserlichen Misenum-Flotte ausgebaut.

Die antike Stadt wurde im 16. Jahrhundert wiederentdeckt und dann Mitte des 18. Jahrhunderts teilweise und leider ziemlich planlos ausgegraben. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann eine systematische Freilegung und Erforschung der Strukturen.

Der 1927 eröffnete Archäologische Park erstreckt sich heute auf einer Fläche von etwa 50 Hektar, von denen aber aktuell nur die Höhle der Sibylle, der byzantinische Turm am Eingangstor zur Akropolis, der Apollontempel auf der unteren Terrasse und der auf der Spitze des Hügels gelegene Jupitertempel zugänglich sind. Die Ausgrabungen in der Unterstadt, die immer noch im Gange sind, kann man vom Hügel aus zumindest aus der Ferne betrachten.

Der Archäologische Park von Cuma ist täglich außer dienstags geöffnet. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert und es gibt ein Kombiticket zusammen mit weiteren Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder.

Lage: Parco Archeologico di Cuma, Strada Provinciale 164 1, 80078 Pozzuoli

Link: www.pafleg.it/it/4388/localit/57/parco-archeologico-di-cuma

Grab der Agrippina

Das Grab der Agrippina wird oft als letzte Ruhestätte von Agrippina, der Mutter von Kaiser Nero, angesehen. Es war wohl aber eher ein überdachtes Theater, das zu einer Villa am Meer gehörte.

Das meist als „sepolcro di Agrippina“ (Grab der Agrippina) bezeichnete Gebäude war Teil einer am Meer gelegenen Villa, deren Besitzer heute nicht mehr bekannt ist. Es wurde in der frühen Kaiserzeit unter Kaiser Augustus oder in der julisch-claudischen Zeit als überdachtes Theater (odeion) errichtet und Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. zu einem Nymphäum umgebaut.

Im 18. und 19. Jahrhundert nahm man fälschlicherweise an, dass es sich hier um das Grab von Agrippina, der Mutter von Kaiser Nero, handelte, die laut den Überlieferungen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus durch von ihrem Sohn beauftragte Attentäter hier in Bauli getötet wurde. Nach dem Tod des Kaisers sollen treue Diener der Kaisermutter ihr dann hier dieses schlichte Grab errichtet haben.

Das Gebäude bestand aus 3 halbkreisförmigen Bögen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden. Der unterste Bogen, dessen Fußboden heute etwa 1,30 Meter unterhalb des Straßenniveaus liegt, ragt nur noch zur Hälfte aus dem Gelände. Der korridorähnliche mittlere Bogen, zu dem eine Treppe führt, ist noch recht gut erhalten, während vom obersten Bogen jedoch heute nicht mehr viel zu sehen ist.

Von den Zuschauerrängen (cavae), die einen Durchmesser von etwa 31,5 Metern besaßen, sind nur noch etwa 2/3 erhalten, da der nördliche Flügel inzwischen teilweise mit einem modernen Gebäude überbaut ist.

Das Grab der Agrippina ist nur von außen zu besichtigen.

Lage: Tomba di Agrippina, Via Ortenzio 39, 80070 Bacoli

Link: www.pafleg.it/it/4388/localit/50/tomba-di-agrippina

Thermen von Baia (Baiae)

Die Sommermonate verbrachten viele wohlhabende Römer in Baiae und besuchten die von den Phlegräischen Feldern gespeisten Thermalquellen, die mit Bädern, Saunen, Wandelgängen und Unterkünften wie ein heutiges Wellnesszentrum ausgestattet waren.

Etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurde Baiae zu einem beliebten Ferienort der römischen Aristokratie und wurde u.a. von Pompeius, Lucullus oder Kaiser Septimius Severus besucht. Unter Kaiser Augustus wurden Teile der Stadt zu kaiserlichem Besitz und die Aristokratie errichtete hier ihre Sommerresidenzen (wie z.B. Julius Caesar, Kaiser Nero oder Kaiser Hadrian). Die von unterirdischen Thermalquellen und heißen Dämpfen gespeisten Bäder waren bis in die späte Kaiserzeit in Betrieb. Mit dem Portus Julius lag ab 36 v. Chr. in Baiae auch der Stützpunkt der römischen Marineflotte, der jedoch aufgrund von Verlandung später nach Misenum verlegt wurde.

Die archäologischen Überreste des antiken Thermenkomplexes von Baiae wurden Mitte des 20. Jahrhunderts ausgegraben und erstrecken sich auf eine Fläche von etwa 40.000 Quadratmetern terrassenförmig entlang eines Hangs bis hin zum Hafen.

Vom oberen Eingang an der Via Sella di Baia gelangt man zunächst zur Villa dell’Ambulatio, die sich über insgesamt 6 miteinander über Treppen verbundene Terrassen erstreckt. Auf der obersten Terrasse lag ein Wohnbereich mit Schlafzimmern, Innenhöfen und Ruheräumen. Die zweite Ebene besaß einen überdachten Portikus mit 2 Längsschiffen, der als Wandelgang (ambulatio) diente. Auf der dritten Ebene lag eine Gartenterrasse und auf der vierten ein Servicebereich. Es folgte eine Terrasse mit Wohn- und Schlafzimmern und auf der untersten Terrasse ein großer Portikusgarten.

Südlich davon lag der Sosandra-Komplex, in dem eine Statue der Aphrodite Sosandra gefunden wurde. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Nero und war wohl ein Erholungsort für Seeleute der Misenum-Flotte. Auf der obersten der insgesamt 4 Terrassen befand sich ein Servicebereich und ein Balneum, darunter lag eine große Terrasse mit Sommertriklinien und Ruheräumen. Bei den hinter dem halbkreisförmigen Säulenportikus gelegenen Räumen mit Blick auf ein rundes Becken (auch als Theater-Nymphäum bezeichnet) könnte es sich um Gästezimmer gehandelt haben. Auf der untersten Terrasse lag ein Peristylgarten.

Der Tempel des Merkur mit seiner Gussbetonkuppel mit einem Innendurchmesser von 21,55 Metern stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und gilt als ältester bekannter römischer Kuppelbau. Die heute noch komplett erhaltene Kuppel mit zentralem Oculus und 4 Oberlichtern diente als Kaltbad (frigidarium), besaß 6 Nischen und in der Mitte ein Podest für ein Triklinium. In den umliegenden Gebäuden, die sich bis zum Meer hin erstreckten, lagen sich u.a. ein Apodyterium und ein Laconium.

Der Tempel der Venus befand sich im Süden inmitten eines auf 3 Ebenen gelegenen Badekomplexes und diente als Thermalraum. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Hadrian (2. Jahrhundert n. Chr.). Der außen achteckige Grundriss besaß große Bogenfenster, das Kuppelinnere war kreisförmig und hatte einen Durchmesser von 26,30 Metern.

Im Norden des Geländes liegt der Tempel der Diana aus der Zeit von Kaiser Alexander Severus (um 222 bis 235 n. Chr.) mit einer nur noch zur Hälfte erhaltenen Kuppel. Sie hatte ursprünglich einen Innendurchmesser von 29,50 Metern und war mit Friesen mit Jagdszenen verziert. Hier wurden die aus dem Boden aufsteigenden Dämpfe gesammelt und als Dampfsauna genutzt.

Die Thermen von Baia sind noch nicht vom Massentourismus überlaufen und täglich außer montags geöffnet. Die gemäßigte Eintrittsgebühr reduziert sich nochmals mit der campania artecard.

Lage: Complesso archeologico delle Terme di Baia, Via Terme Romane/Via Sella di Baia 22, 80070 Baia

Link: www.pafleg.it/it/4388/localit/51/terme-romane

Museo Archeologico dei Campi Flegrei

Die Festung aus der Renaissancezeit wird heute als Archäologisches Museum der Phlegräischen Felder genutzt. In römischer Zeit stand auf dem Hügel ein römischer Wohnkomplex, bei dem es sich vielleicht sogar um das Landhaus handelte, das Julius Caesar in Baiae besaß.

In der im 15. Jahrhundert n. Chr. auf einem Kap inmitten der Phlegräischen Felder erbauten aragonesischen Burg von Baia ist heute das Archäologische Museum der Campi Flegrei untergebracht. Sie liegt auf den Resten einer fast 100 Meter langen maritimen Sommervilla aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die möglicherweise im 1. Jahrhundert v. Chr. im Besitz von Julius Caesar war und von ihm umgebaut wurde.

Das archäologische Museum widmet sich in rund 50 Ausstellungsräumen den Funden der umliegenden archäologischen Stätten auf den Phlegräischen Feldern wie Cumae, Puteoli, Baiae, Misenum oder Liternum, aber auch den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) selbst, unter denen sich ein riesiger Magma-See befindet, der zu den aktivsten Vulkangebieten der Erde zählt.

Die Ausstellung in der 2. Etage widmet sich der Geschichte und Kultur der griechischen Kolonie Cumae, wo die Orakel-Höhle der Seherin Sibylle lag. Neben Skulpturen, Reliefs vom Forum, Funden aus Heiligtümern und Teilen der Stadtmauer sind auch Alltagsgegenstände und Möbelstücke und sogar ein komplettes, im Inneren reich bemaltes Grab ausgestellt.

Im 1. Stockwerk befinden sich die Funde aus Puteoli (dem heutigen Pozzuoli), einem bedeutenden Handelshafen, der unter Kaiser Augustus zur Kolonie erhoben wurde. Neben Statuen, Inschriften, Grabreliefs und Sarkophagen gibt es hier auch Informationen zum orientalischen Isis-Kult, zur Aqua Augusta und zu den wichtigsten öffentlichen Bauwerken, wie dem Flavischen Amphitheater oder dem Macellum bzw. dem Tempel der Serapis.

In der Ausstellung werden außerdem die Rekonstruktion der Fassade des Heiligtums der Augustalen aus Misenum gezeigt und eine Reihe von Skulpturen aus dem inzwischen rund 7 Meter unterhalb des Meeresspiegels liegenden Nymphäum des Kaisers Claudius in Baiae, das sich heute am Kap Punta Epitaffio inmitten des Unterwasserarchäologieparks von Baia (Parco Sommerso di Baia) befindet.

Von der Panoramaterrasse der Burg hat man einen spektakulären Blick über den gesamten Golf von Neapel und die Vesuvregion.

Das 2010 neu eröffnete Museum ist täglich außer Montag geöffnet. Mit der campania artecard oder mit einem Kombiticket (zusammen mit den Thermen von Baia, dem archäologischen Park in Cuma und dem Flavischen Amphitheater in Pozzuoli) ist der Eintritt reduziert.

Lage: Museo Archeologico dei Campi Flegrei, Castello Aragonese di Baia, Via Castello 39, 80070 Bacoli

Link: www.pafleg.it/it/4388/localita/55/museo-archeologico-dei-campi-flegrei-nel

Piscina Mirabilis

Im Inneren der Piscina Mirabilis kommt man sich vor wie in einer unterirdischen gotischen Kathedrale. Ihren heutigen Namen, den man als „wundersames Wasserbecken“ übersetzen kann, erhielt das Bauwerk jedoch erst im 14. Jahrhundert n. Chr. vom toskanischen Dichter Francesco Petrarca.

Die Piscina Mirabilis bildete das Ende der Aqua Augusta, des von Kaiser Augustus um 35 v. Chr. errichteten Aquädukts, das ganz Kampanien mit Wasser versorgte. Von der Quelle, die sich bei Serino auf einer Höhe von 376 Metern über dem Meeresspiegel befand, legte das Wasser eine Strecke von knapp 100 Kilometern zurück, bis es am Ende auf einer Höhe von 10 Metern über dem Meeresspiegel im antiken Ort Bauli (dem heutigen Bacoli) ankam.

Das kurz vor Misenum auf einem Hügel errichtete, teilweise in den Tuffstein gegrabene und aus Ziegeln aufgemauerte Trinkwasserreservoir war etwa 72 Meter lang, 25 Meter breit und 15 Meter hoch und hatte ein Fassungsvermögen von etwa 12.600 Kubikmetern Wasser. Die Tonnengewölbedecke der viereckigen Halle ruhte auf 48 wuchtigen Säulen, die in 4 Reihen zu jeweils 12 Säulen angeordnet waren und ähnelte einer unterirdischen Kathedrale. Die Wände waren mit wasserdichtem Mörtel (opus signinum) verputzt und die obere Abdeckung bestand aus einem Pflaster aus Gussbeton (opus caementicium), das zusätzlich mit opus signinum verputzt war.

Es gab zwei Eingänge: den heutigen Eingang im Nordwesten und einen weiteren im Südosten, von denen aus man über Treppen in die Zisterne hinuntergelangte. Das Wasser wurde über Rohre in die Zisterne eingeleitet und über mechanische Pumpen an die Verteilerstationen im Ort verteilt. Damit man die Zisterne regelmäßig reinigen konnte, befand sich in der Mitte ein gut 1 Meter tiefes Absetz- und Entwässerungsbecken (piscina limaria), über das man das Restwasser ablassen konnte.

Das Bauwerk gilt als die wohl größte antike römische Zisterne und versorgte neben dem Militärhafen von Misenum auch die luxuriösen Villen der Gegend. Nach einer rweiterung zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. blieb sie bis ins 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb.

Da sich die Piscina Mirabilis in privatem Besitz befindet und nur an Wochenenden zu fixen Zeiten und nach vorheriger Terminvereinbarung geöffnet wird, gehört sie zu den weniger bekannten Ausflugszielen und kann meist in Ruhe besichtigt werden. Es werden auch Führungen angeboten. Tickets erhält man entweder telefonisch oder per Mail oder in der wenige Meter vom Eingang entfernten Via Campi Elisi 1. Und auch im Museo Archeologico di Campi Flegrei in Baia hilft man gerne weiter.

Lage: Piscina Mirabile, Via Piscina Mirabile 27, 80070 Bacoli

Link: piscinamirabilisbacoli.it/en/piscina-mirabilis

Villa Arianna

Die Villa Arianna und der sogenannte „Zweite Komplex“ sind zwei auf einer Klippe oberhalb des Meeresufers gelegene luxuriöse Villen mit spektakulärem Blick auf die Bucht von Neapel. Sie waren mit erlesenen Fresken mit mythologischen Szenen und Mosaiken ausgestattet und sind bisher nur zu etwa einem Viertel ausgegraben.

Die aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. strammende Villa Arianna ist die älteste der Villen von Stabiae und wurde nach einem Fresko im Triklinium benannt, das die von Theseus auf Naxos zurückgelassene schlafende Ariadne zeigt. Die Villa liegt auf dem Varano-Hügel oberhalb des modernen Orts Castellammare di Stabia, knapp 650 Meter südwestlich der Villa San Marco.

Die Villa Arianna wurde wie auch die Villa San Marco Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und in den 1950er-Jahren systematisch ausgegraben. Da Teile der am Rand einer Klippe gelegenen Villa bereits abgebrochen und in die Tiefe gestürzt sind, kann ihre Größe nur geschätzt werden. Von den ursprünglich etwa 11.000 Quadratmetern Fläche sind bisher rund 2500 Quadratmeter ausgegraben.

Der Grundriss der Villa ist aufgrund der Geländetopografie komplex und besteht im Wesentlichen aus 4 Bereichen, die auf unterschiedlichen Ebenen lagen: dem Atriumbereich, dem Wirtschafts- und Badebereich, dem Bereich des Sommertrikliniums und der großen Palästra. Der östliche Teil, in dem sich rund um einen großen Peristylhof Ställe und landwirtschaftliche Gebäude befanden, liegen zu Zeit noch unter der Erde verborgen.

Das Atrium mit seinem schwarz-weißen Mosaikboden und dem Impluvium stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und ist der älteste Teil der Villa. Es war mit Fresken im dritten Stil geschmückt und von mehreren Räumen umgeben, darunter eine Reihe von Schlafzimmern (cubiculum) und Ruheräumen (diaeta), ein Tablinium im Norden und ein großes Triklinium im Südwesten.

Westlich davon wurden in der Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. ein weiterer Gebäudeteil angebaut. Hier befand sich das große Triklinium mit dem Ariadne-Fresko und kleinere Zimmer und Ruheräume, von denen einer mit einem interessanten „Kachelmuster“ mit fliegenden Figuren, Amoretten, Vögeln und Blumen geschmückt war. Außerdem entstanden südlich davon ein Badebereich mit Caldarium, Tepidarium, Laconicum, Praefurnium und ein Dienstbotenbereich mit Küche.

Eine weitere Erweiterung Richtung Westen entstand in der Zeit von Kaiser Nero, in deren Zentrum sich ein mit vielen Fenstern versehenes Sommertriklinium befand mit Blick auf die Bucht von Neapel. In flavischer Zeit um 70 n. Chr. wurde dann ganz im Westen eine mindestens 80 x 100 Meter große Palaestra angebaut, die von einer Kolonnade umgeben war und als öffentlicher Garten diente.

Der sogenannte „Zweite Komplex“ der durch eine schmale Gasse von der Villa Arianna getrennt war, gehört zu einer kleineren Villa, von der heute rund 1000 Quadratmeter ausgegraben sind. Nördlich und westlich eines großen Peristyls mit Portikussäulen und einem Fischteich lagen Ruheräume und ein großes Triklinium mit Blick auf das Meer. Im Süden befanden sich ein Badebereich mit Caldarium, Frigidarium und Laconicum und eine Küche, die bisher aber noch nicht ausgegraben sind. Der westliche Teil der Villa ist noch am besten erhalten, vor allem die beiden großen Wohnräume (oecus), die im dritten Stil mit Fabeltieren und kleinen Vignetten auf schwarzen und roten Tafeln geschmückt waren.

Sowohl in der Villa Arianna als auch im Zweiten Komplex wurden während der ersten Ausgrabungen in der Bourbonenzeit Teile der schwarz-weißen Bodenmosaiken und der Fresken abgebaut und in Museen verbracht. Ein großer Teil davon ist heute im MANN in Neapel zu sehen.

Die Villa Arianna ist täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Villa Arianna, Strada Varano 1, 80053 Castellammare di Stabia

Link: pompeiisites.org/en/stabiae-en-2/villa-arianna

Villa San Marco

Der riesige Komplex der Villa San Marco bestand aus einer Atriumvilla, die später zu einer Luxusresidenz mit großem Garten und eigenem Thermalbereich erweitert wurde und vermutlich Narcissus, einem freigelassenen Sklaven von Kaiser Claudius gehörte.

Auf dem Varano-Hügel rund 50 Meter oberhalb des heutigen Ortes Castellammare di Stabia brachten Mitte des 18. Jahrhunderts begonnene, aber erst in den 1950er Jahren systematisch durchgeführte Ausgrabungen mehrere große Sommerresidenzen zutage, von denen die Villa San Marco mit etwa 11.000 Quadratmetern Fläche (davon sind bisher rund 6000 Quadratmeter ausgegraben) die bislang größte in der Region ist. Sie wurde benannt nach einer Kapelle des Hl. Markus, die Mitte des 18. Jahrhunderts an dieser Stelle errichtet wurde.

Stabiae wurde etwa im 8. Jahrhundert v. Chr. an einer strategisch günstigen Stelle gegründet. Nach der Zerstörung durch Sulla 89 v. Chr. wurde der Ort wieder aufgebaut und zu einem Luxusresort der römischen Elite. Hier wurden mondäne Sommervillen und Residenzen neben einem Dorf (pagus) mit Läden, Thermalbädern und Landgütern errichtet. Stabiae wurde jedoch 79 n. Chr. wie Pompeii und Herculaneum durch den Ausbruch des Vesuvs unter 3 Meter dicken Ascheschichten begraben.

Eine erste, kleinere Atriumvilla entstand hier in der Zeit von Kaiser Augustus. Der ursprüngliche Haupteingang lag im Norden und führte in einen Innenhof mit Säulengang, an den ein Tablinium und danach das großzügige Atrium angrenzten, das in seiner Mitte ein großes Impluvium besaß mit einem von 4 Säulen getragenen und nach oben hin offenen Dach. Rund um das Atrium lagen eine Reihe von Wohn- und Schlafräumen, ein kleiner Raum mit Hausaltar (lararium), ein Wirtschaftsbereich mit großer Küche und ein Nebeneingang, der heute den Hauptzugang zur Villa bildet.

In der Zeit von Kaiser Claudius wurde die Villa dann von ihrem neuen Besitzer, vermutlich Narcissus, einen freigelassenen Sklaven des Kaisers, im Südwesten durch einen etwa 20 x 30 Meter großen, von Platanen beschatteten Peristylgarten mit dreiseitigem Säulenportikus ergänzt. Die Portikuswände sind mit Bäumen und Medaillons mit Architekturszenen bemalt, in der Mitte lag ein Schwimmbecken und zu beiden Seiten prächtig dekorierte Ruheräume (diaeta). Am östlichen Ende befanden sich 2 Nymphäen und am Westende mehrere Wohnräume und ein großes Wohnzimmer (oecus), von dem aus man einen herrlichen Panoramablick über den Golf von Neapel hatte. Ein zweites, wohl bis zu 145 Meter langes und bisher nur teilweise ausgegrabenes Peristyl schloss sich im Südwesten an.

In das Dreieck zwischen der Atriumvilla und dem Garten wurde im 45°-Winkel ein weiterer Gebäudeteil mit einem Badebereich (balneum) eingepasst. Über ein weiteres viersäuliges Atrium mit kleinem zentralem Schwimmbecken und Fresken mit Ringern, Faustkämpfern und Amoretten gelangte man in die Baderäume, die aus einem großen Umkleideraum (apodyterium), dem Laubad (tepidarium), Kaltbad (frigidarium) mit Kaltwasserbecken, und einem Sportbereich (palaestra) bestanden und sich um das zentrale Warmbad (caldarium) gruppierten, in dem man im Boden noch die runde Halterung für den bronzenen Wasserkessel sehen kann, der den Raum beheizte.

Die Villa San Marco ist recht gut erhalten und besticht vor allem durch die große Anzahl prächtiger und aufwendiger Fresken und Mosaiken, von denen noch eine große Anzahl vor Ort zu sehen sind, aber auch durch die Größe der Anlage. Sie ist täglich geöffnet und der Eintritt ist frei.

Lage: Villa San Marco, Via Antiquarium di S. Marco, 80053 Castellammare di Stabia

Link: pompeiisites.org/en/stabiae-en-2/villa-san-marco

Villa Poppaea in Oplontis

Die prächtig und opulent ausgestattete Villa Poppaea in Oplontis, eine der luxuriösesten Villen aus der Römerzeit, soll einst Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero gehört haben. Die Bausubstanz und die farbenprächtigen Fresken der Villa sind heute noch in einem außergewöhnlich guten Zustand.

Das antike Oplontis, nur 5 Kilometer westlich von Pompeii im heutigen Torre Annunziata gelegen, war in der Antike ein blühender Küstenort mit Vorstadtvillen, Thermalbädern, Landgütern und Ferienresidenzen wohlhabender Römer, darunter unter anderem die Villa Poppaea und die Villa von Lucius Crassus Tertius, die auf einer ursprünglich 14 Meter hohen Klippe mit Panoramablick auf das Meer lagen und durch einen langen Kryptoportikus miteinander verbunden waren.

Die Villa Poppaea (auch als „Villa A“ bezeichnet) war eine villa otium, ein luxuriöses Feriendomizil, und eine der spektakulärsten und extravagantesten Vorstadtvillen am Golf von Neapel. Sie besaß sogar einen Privathafen und war mit unzähligen und außergewöhnlich gut erhaltenen Fresken im 2. bis 4. Stil dekoriert – laut UNESCO „die am besten erhaltenen Wandmalereien aus der Römerzeit“. Neben architektonischen Illusionen und mythologischen Szenen zeigen sie detailgetreue Stillleben, filigrane Obstkörbe, Pflanzen, Vögel, Theatermasken und sogar einen farbenprächtigen Pfau.

Mehrere hier aufgefundene Objekte deuten darauf hin, dass das Anwesen einst Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero, gehörte. Man fand z.B. eine Amphore mit der Aufschrift Secundo Poppaeae, die auf einen freigelassenen Sklaven der Poppaea hinweist, einen mit L. Arriani (A)mphionis gestempelten Krug aus der Ziegelei ihrer Familie und eine Statue, die die Kaisergattin selbst darstellen soll.

Beim Erdbeben von 62 n. Chr. wurde die Villa schwer beschädigt, war danach zum Teil unbewohnt und wurde zum Zeitpunkt des Ausbruchs wohl gerade restauriert, denn in einigen Räumen fehlten Teile der Dekoration und man fand bei den Ausgrabungen noch Werkzeuge und Baumaterial.

Der ursprüngliche Eingang befand sich im Süden des Anwesens und führte in das im 2. Stil dekorierte toskanische Atrium mit einem großen Impluvium. Dies war der älteste Teil der Villa und wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. erbaut. Neben dem Atrium lagen ein Wohn- und Schlafzimmer, ein Triklinium und ein großer Saal mit eleganten Fresken im Trompe-l’œil-Stil und Fenstern mit Blick auf das Meer und einen heute unter der modernen Bebauung gelegenen südlichen Garten.

Vom Atrium gelangte man im Norden über eine Halle und einen kleinen Garten in das Tablinum, das sich zu einem repräsentativen Garten öffnete. Dieser war mit Statuen geschmückt und mit üppiger Vegetation aus Olivenbäumen, Buchsbaumhecken, Zitronenbäumen, Platanen, Zypressen, Rosen, Efeu und Oleander bepflanzt und ist heute in seinem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt.

Nordwestlich des Atriums lag die mit einem großen gemauerten Herd ausgestattete Küche, hinter der in der Kaiserzeit (frühes 1. Jahrhundert n. Chr.) ein Badekomplex (balneum) angefügt wurde. Die rund um ein Brunnenperistyl gelegenen Baderäume (frigidarium, tepidarium und caldarium) wurden später in Wohnräume umgewandelt.

Östlich des Atriums befand sich ein Raum mit einem Götterschrein (lararium) und dahinter ein von einem Säulengang umgebener Innenhof (peristylium) mit niedriger Brüstungsmauer (pluteus), einem Brunnen und einer schattenspendenden Kastanie, und um den sich Gesinde-, Wirtschaftsräume und eine große Latrine gruppierten. Ein Laubengang im Süden des Peristyls führte in einen mit Säulen umgebenen privaten Garten (viridarium) mit Blick aufs Meer, der zur Erholung und Spaziergängen (ambulatio) einlud.

Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Villa im Osten durch einen Gästebereich erweitert, in den man über einen langen, zweistöckigen Gang nördlich des Viridariums gelangte. Hier lagen entlang des 17 x 61 Meter großen Schwimmbeckens (natatio), das mit Statuen umsäumt war, mehrere Wohn-, Esszimmer und Gästeappartements (hospitalia), die durch mit Pflanzenmotiven bemalte und nach oben offene „Gartenzimmer“ getrennt wurden.

Die Villa Poppaea, die unter einer etwa 6 Meter dicken Ascheschicht begraben war, wurde bereits im 16. Jahrhundert entdeckt und um 1839 teilweise freigelegt. Erst ab 1964 begann man mit den offiziellen Ausgrabungen, bei denen bisher gut die Hälfte des Anwesens freigelegt wurde und die seit 1980 der Öffentlichkeit zugänglich sind. Da die im Süden und Westen gelegenen Teile der Villa fast komplett überbaut wurden, sind diese leider unwiederbringlich zerstört und die genaue Größe der Villa nicht mehr ermittelbar. Die heute freigelegte Fläche ist aber mit über 10.000 Quadratmetern riesig: allein die bebaute Fläche von rund 3000 Quadratmetern zählt über 90 Räume, von denen bisher etwa 40 rekonstruiert werden konnten.

Bei den Ausgrabungen wurde schon von Anfang an Wert darauf gelegt, die Fresken vor der Witterung zu schützen. Zudem untersucht und archiviert das amerikanische Oplontis Project aus Dallas/Texas die Ausgrabungen der Villa Poppaea seit 2006 und die der Villa B seit 2012 und versucht dabei die Räume anhand von Freskenfragmenten digital zu rekonstruieren und mit Hilfe von 3D-Simulationen zu visualisieren.

Die nur 250 Meter entfernt liegende Villa von Lucius Crassus Tertius („Villa B“), die 1974 beim Bau einer Schule entdeckt wurde, war dagegen eine überwiegend gewerblich genutzte villa rustica. Sie bestand aus einem Lagerhaus (horreum), in dem Wein, Olivenöl und andere landwirtschaftliche Produkte gelagert und verarbeitet wurden, und über dem in der oberen Etage Wohnräume lagen. Sie stammt aus dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. und ist damit deutlich älter als die Villa Poppaea. Bei den Ausgrabungen wurden neben Hunderten von Amphoren die Skelette von 54 Menschen gefunden, die eine große Menge an Münzen und Schmuck („Gold von Oplontis“) bei sich trugen. Anhand eines gefundenen Siegelrings konnte auch der Besitzer der Villa, Lucius Crassus Tertius, ermittelt werden.

Obwohl die Villa Poppaea seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata” gehört, ist sie im Gegensatz zu den Ausgrabungen von Pompeii nur wenig besucht und noch nicht überlaufen, so dass man kann sich hier in Ruhe umschauen kann.

Der Eingang zur Villa Poppaea, die täglich außer dienstags geöffnet ist, befindet sich im Nordwesten des Geländes an der Via Sepolcri. Der Eintrittspreis reduziert sich z.B. mit der campania artecard oder einem Kombiticket (zusammen mit Pompeji und Herculaneum). Die Villa B ist derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Lage: Scavi archeologici di Oplonti, Via Sepolcri, 80058 Torre Annunziata

Links: pompeiisites.org/en/oplontis; www.oplontisproject.org

Villa Regina & Antiquarium in Boscoreale

An den Hängen des Vesuvs wurden bisher insgesamt etwa 30 Landgüter gefunden, in denen meist Wein, Oliven und Getreide angebaut wurde. Eine dieser Landvillen, die Villa Regina, liegt in Boscoreale, nicht weit von den Ausgrabungen von Pompeji entfernt.

Die Villa Regina stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und wurde im Laufe der Jahre mehrfach erweitert. Die Landvilla (villa rustica), die heute etwa 8 Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus liegt, wurde zwischen 1977 und 1980 ausgegraben. Dabei kamen unter anderem karbonisierte Reste von Bäumen, der Eingangstüren und eines Schweins ans Licht, von denen bei den Ausgrabungen Gipsabdrücke angefertigt wurden und die hier heute zu sehen sind. Weitere Funde belegen, dass hier vor allem Wein hergestellt wurde.

Das Gebäude besteht aus mehreren Räumen, die sich um einen zentralen Innenhof gruppieren. Vom Haupteingang im Westen, neben dem sich auf der linken Seite ein Lagerraum und rechts ein Schlafraum befanden, gelangte man direkt in den an 3 Seiten mit Säulen umgebenen Innenhof.

Im nördlichen Bereich des Gebäudes befand sich die Kelter (torcularium) mit Bottichen zum Stampfen der Trauben und einer Weinpresse. Der so gewonnene Traubensaft wurde zunächst in einem großen Bottich gesammelt, bevor er in die insgesamt 18 Tongefäße (dolia) abgefüllt wurde, in denen der Traubensaft zu Wein vergoren wurde. Diese waren in einem Bereich des Innenhofs eingelassen und konnten insgesamt bis zu 10.000 Liter Wein fassen.

Östlich der Kelter befand sich die Küche mit einem gemauerten Herd und einem Ofen. Neben dem Kücheneingang war in die Wand ein Lararium im Tempelstil mit dem Marmorkopf des Weingottes Bacchus eingelassen. Im östlichen Teil gab es ein kleines Speisezimmer (triclinium) mit Fresken im 4. Pompejanischen Stil und eine Scheune mit angeschlossener Tenne. Im Südwesten lagen Schlafräume und eine Zisterne und im Obergeschoss die Quartiere der Bediensteten.

Direkt neben der Villa Regina zeigt das Antiquarium seit 1991 in der Ausstellung „Mensch und Umwelt im Gebiet des Vesuvs“ die Funde aus den Villen von Boscoreale. In Raum 1 befinden sich archäologische Funde, die die Nutzung des Vesuvgebiets unter folgenden Aspekten dokumentieren: „Das Meer und die Küste“, „Die Ebene“, „Die Berghänge“, „Der Berg“, „Urbane Grünflächen“, „Ackerbau und Viehzucht“, „Die Heilkunde“, „Die Kosmetik“, „Die religiöse Welt“ und „Textil- und Färbetechniken“. Raum 2 zeigt die Funde aus der Villa Regina und den weiteren Villen von Boscoreale, wie der Villa von Publius Fannius Synistor, der Villa Pisanella, der Villa von Numerius Popidius Florus oder der Villa von Marcus Livius Marcellus.

Die Villen von Boscoreale wurden ab Ende des 19. Jahrhunderts von Privatpersonen (meist den Grundbesitzern) ausgegraben, oft ohne jegliche wissenschaftliche Expertise. Dabei suchten diese vorwiegend nach Fresken, Mosaiken und Schätzen und schütteten die Ausgrabungen anschließend meist wieder zu. Einige der Funde sind im Antiquarium zu sehen, die schönsten und wertvollsten jedoch sind in unzähligen Sammlungen auf der ganzen Welt verteilt. So wird beispielsweise der „Schatz von Boscoreale“ aus der Villa Pisanella heute im Louvre aufbewahrt, während die Wandfresken aus der Villa von Publius Fannius Synistor nun im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt sind.

Die Villa Regina ist nur von außen zu besichtigen, das Antiquarium jedoch täglich gegen Eintrittsgebühr. Mit der campania artecard oder diversen Kombitickets (z.B. mit Pompeji, Herculaneum, Oplontis und Stabia) reduziert sich der Eintrittspreis.

Lage: Antiquarium e Scavi di Boscoreale, Viale Villa Regina 1, 80041 Boscoreale

Link: pompeiisites.org/en/boscoreale

Zentralthermen von Pompeji

Die Bauarbeiten an den Zentralthermen waren zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs noch in vollem Gange und die Dekorationen der Räume waren noch nicht vollständig fertiggestellt. Es befanden sich sogar noch die Reste der ursprünglichen Häuser im Bereich der Palästra.

Die Zentralthermen wurden nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. errichtet, wofür die Häuser einer etwa 4000 Quadratmeter großen Insula abgerissen wurden. Sie sollten die modernsten und großzügigsten Thermen der Stadt werden, waren zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs aber noch nicht vollständig fertiggestellt. Es fehlten noch Marmorböden, Wandverkleidungen, die Heizöfen sowie das Außenbecken, und auch die Reste der Vorgängerbebauung im Bereich der Palästra waren noch nicht vollständig beseitigt.

Der Haupteingang lag an der Via di Nola im Norden. Weitere Eingänge im Westen an der Via Stabiana und im Süden am Vicolo del Centenario boten Zugang zur Palästra. Die beiden Hintereingänge am Vicolo di Tesmo im Osten führten in den Servicebereich mit der Heizungsanlage und in den hinteren Garten mit Peristyl. An den Außenseiten zur Via Stabiana und der Via Nola war eine Reihe von Läden untergebracht.

Vom Haupteingang an der Via di Nola, an dem sich eine Pförtnerloge und ein Raum für die Deponierung von Wertsachen befand, erreichte dann zunächst die große Palästra, in der ein großes Schwimmbecken (natatio) gebaut werden sollte und an deren Südende sich Umkleideräume für die Sportler, eine Latrine und der Nebeneingang zum Vicolo del Centenario befanden.

Den Badebereich betrat man von der Nordostecke der Palästra aus, wo man zunächst den Umkleideraum (apodyterium) erreichte, der von mehreren kleinen, vielleicht zur Massage genutzten Räumen flankiert wurde, und von dem ein Durchgang in den hinteren Gartenbereich führte.

Die Baderäume waren südlich der Umkleiden im Reihentypus hintereinander angeordnet: zunächst gelangte man ins Kaltbad (frigidarium), in dem es eine große Kaltbadewanne gab, dann ins Laubad (tepidarium) mit einem daran angeschlossenen Schwitzbad (laconicum) und zum Schluss ins Warmbad (caldarium). Die drei Hauptbaderäume waren zur Nordseite mit jeweils 3 großen Fenstern versehen, das Caldarium zusätzlich mit 5 kleineren Fenstern zur Südseite und das Laconium besaß 3 kleine Fenster in der gewölbten Decke, so dass in alle Räume ausreichend Licht gelangen konnte.

Da es in den Zentralthermen keine eigenen Bereiche für Männer und Frauen gab, nimmt man an, dass Männer und Frauen jeweils zu unterschiedlichen Tageszeiten Zugang hatten.

Die Zentralthermen wurden in 3 Phasen ausgegraben: estmalig 1917, dann 1836 und schließlich zwischen 1877 und 1878 . Nach der Restaurierung sind sie seit 2019 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Lage: Terme Centrali, Regio IX/Insula 4.18, Via Stabiana/Ecke Via di Nola, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/central-baths

Haus des Marcus Lucretius an der Via Stabiana

Die Fresken im Haus des Weinhändlers Marcus Lucretius sind schöne Beispiele des Malstils, der kurz vor dem Vulkanausbruch in Mode war. Viele der Fresken wurden ins Archäologische Nationalmuseum in Neapel (MANN) gebracht, um sie besser vor dem Verfall zu schützen.

Das L-förmige Haus besitzt sowohl einen Eingang an der Via Stabiana als auch am Vicolo del Centenario. Es entstand in römischer Zeit aus der Verbindung zweier eigenständiger samnitischer Häuser, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden. Dabei diente das Haus an der Via Stabiana als Wohnhaus und der kleinere Teil im hinteren Bereich als Wirtschaftstrakt.

Das Haus befand sich nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. noch im Wiederaufbau, so dass die Dekorationen erst wenige Jahre vor dem Vulkanausbruch entstanden sind. Die Fresken im 4. Pompejanischen Stil besitzen eine bemerkenswerte Qualität und wurden daher teilweise entfernt und zu ihrem Schutz ins Museo Archeologico Nazionale di Napoli (MANN) gebracht.

Ursprünglich wurde das Haus auch „Haus der Musikerinnen“ genannt nach einem Gemälde im Eingangskorridor. Der Hausname wurde geändert, als man später den Namen des Besitzers, des Weinhändlers Marcus Lucretius, auf einem Gemälde in einem der Räume nördlich des Gartens fand.

Der Eingang an der Via Stabiana führte über einen großzügigen Korridor in ein großes Atrium mit zentralem Impluvium und einem Lararium. Daran schlossen sich auf beiden Seiten Wohn- und Schlafräume an, die vorwiegend mit mythologischen Szenen dekoriert waren. Im Norden lag der Küchenbereich und im Süden ein großer Speiseraum (triclinium), der ein Fenster zum Garten besaß und dessen Wände mit (inzwischen ins MANN verbrachten) großen, außergewöhnlich schönen Mitteltafeln mit mythologischen Szenen dekoriert waren.

Dem Eingang gegenüber lag ein Tablinum mit schönem Bodenmosaik, dessen großes Fenster sich auf den dahinterliegenden hübschen Garten (viridarium) öffnete. Dieser gehörte wohl ursprünglich zum zweiten Gebäude, denn er liegt auf einer etwa 50 cm höheren Ebene des Geländes.

Der Garten bildet den Mittelpunkt und die Verbindung der Räume des gesamten Gebäudekomplexes und besitzt eine schöne Brunnennische aus Marmor mit eingelegten farbigen Steinchen, in der eine Silenus-Statue stand. Von dort floss das Wasser über Stufen in ein rundes Becken mit Springbrunnen, das mit Marmorstatuen umgeben war.

Links vom Tablinum und dem Garten führte eine Treppe in den höhergelegenen Hausbereich und in weitere Räume, unter anderen auch in den Raum, in dem an der Wand der Name des Besitzers auf einer Schreibrolle zu lesen ist. Der hinter dem Garten gelegene Wirtschaftsbereich, der neben Wohn- und Schlafräumen über ein weiteres Atrium, ein Tablinum und ein Triklinium verfügte, ist heute leider in keinem guten Zustand mehr.

Das Haus des Marcus Lucretius wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegraben und zwischen 2002 und 2005 restauriert. Es ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa di Marco Lucrezio sulla via Stabiana, Regio IX/Insula 3.5 und 24, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-marcus-lucretius-in-via-stabiana

Laden und Bäckerei an der Via Stabiana

An der gesamten vorderen Front der nahe der Stabia-Thermen gelegenen Insula reihten sich Gaststuben, Bars, Imbissstände, Bäckereien und Ladengeschäfte aneinander. Hier bekam man Allerlei zu Essen und zu Trinken und Produkte für den täglichen Bedarf.

Die Bäckerei, die einen Hintereingang zum Vicolo di Balbo besaß, hatte einen Laden an der Via Stabiana. An der zur Straße gelegenen Ladentheke wurde das Brot aus der Bäckerei, aber auch Getreide oder Mehl verkauft, das in mehreren Tongefäßen an der seitlichen Wand des Ladens aufbewahrt wurde.

Hinter dem Laden lag der Innenhof der Bäckerei mit 2 Mühlsteinen, die noch in Teilen erhalten sind. Dahinter befand sich der Stall für die Esel, die die Mühlsteine bewegten. In der Backstube befanden sich die Tröge zum Teigkneten und der Backofen, die ebenfalls noch gut erhalten sind.

Die Bäckerei ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Panificio, Regio IX/Insula 1.3 und 33, Via Stabiana/Ecke Vicolo di Balbo, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Haus der 4 Gottheiten

Der Besitzer dieser Werkstatt ließ am Hauseingang neben der Muttergottheit Kybele auch Abbildungen der Götter Venus, Apollo-Sol, Jupiter, Merkur und Diana-Luna anbringen, die den wichtigsten Wochentagen zugeordnet waren.

Das Haus der 4 Gottheiten, das auch „Haus der Venus und der 4 Götter“ genannt wird, war vermutlich eine Filzmacherwerkstatt (coactiliarii oder quactiliari).

Die Fassade des Hauses ist – neben der üblichen Inschriften mit Wahlpropaganda – mit Fresken von Göttern geschmückt, die u.a. den Wochentagen zugeordnet werden können. Sie zeigen auf der rechten Seite des Eingangs eine Prozession zu Ehren der Muttergottheit Kybele mit einem in einer Nische eingefügten Dionysus-Kopf und auf der linken Seite Venus, die Göttin der Liebe. Im oberen Teil der Fassade sind von links nach rechts Apollo-Sol, Jupiter, Merkur und Diana-Luna dargestellt, die als Personifikation der glückverheißenden Wochentage galten.

  • Mit seinem Strahlenkranz und der Peitsche verkörpert der Sonnengott Sol (auch Sol invictus) den Sonntag (dies solis). Er wurde auch oft mit Apollo, dem Gott des Lichtes, gleichgesetzt.
  • Die Mondgöttin Luna wird mit einer Mondsichel über dem Kopf dargestellt und ihr Wochentag ist der Montag (dies lunae). Neben Luna wird aber auch oft Diana, die Göttin der Jagd, als Mondgöttin verehrt.
  • Der Hermesstab und der geflügelte Hut sind die Insignien des Götterboten Mercurius (Merkur), der für den Mittwoch (dies mercurii) steht.
  • Der hier mit Bart und Szepter dargestellte Göttervater Iuppiter (Jupiter) hat seinen Wochentag am Donnerstag (dies lovis).
  • Die Liebesgöttin Venus, die einen Myrtenzweig in der Hand hält, war von geflügelten Amoretten umgeben und wurde am Freitag (dies veneris) verehrt. Sie war auch die Stadtgöttin von Pompeji.

Der Kriegsgott Mars, dessen Wochentag der Dienstag (dies martis) war, und der Erntegott Saturn, der für den Samstag (dies saturni) stand, fehlen auf dieser Fassade.

Vom Haus der 4 Gottheiten ist bisher nur die Fassade ausgegraben.

Lage: Taberna delle quattro divinità, Regio IX/Insula 7.1, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Thermopolium der Asellina

Die Taverne der Asellina war eine der größten der Stadt und lag zentral an der Hauptstraße. Bei den Ausgrabungen fand man die Einrichtung noch fast komplett vor, sogar der Kupferkessel, das Geschirr und die 22 Weinamphoren aus dem Vorrat war noch fast komplett heil geblieben.

Das Thermopolium der Asellina ist eines von über 80 dieser Art in Pompeii. Da die wenigsten Bewohner der Stadt in ihrem Zuhause eine Küche besaßen, konnte man an fast jeder Ecke etwas zu Essen oder zu Trinken bekommen. In den Thermopolien wurden meist einfache Suppen oder Eintöpfe serviert, die man im Stehen aß, aber auch gefüllte Fladenbrote und warme Getränke.

Die etwa 10 Meter lange Fassade mit 3 Zugängen ist über und über mit Wahlpropaganda bedeckt, auf denen die Wirtsfrau Asellina und ihre „Mädchen“ (die Asiatin Zmyrina bzw. Ismurna, die Pompejanerin Cuculla, die Jüdin Maria und die Griechin Aegle) mehrere Kandidaten für die anstehenden Wahlen unterstützten: sie empfahlen hier beispielsweise Caius Iulius Polybius oder Lucius Ceius Secundus zu Duumviren zu wählen oder Caius Lollius Fuscus, Cuspius Pansa und Cnaeus Helvius Sabinus zu Aedilen.

Hinter dem linken Eingang lag eine gemauerte und mit Marmorplatten bedeckte L-förmige Theke mit 4 Tongefäßen, in denen sich die Gerichte befanden. Am Ende der Theke war ein gemauerter Ofen angebaut mit Bronzekessel zum Erhitzen von Wasser oder Getränken. Im Bereich hinter der Theke befand sich ein Lager mit Weinamphoren und eine Treppe, die zu den Zimmern im Obergeschoss führte, wo die Schankmädchen wohl auch Liebesdienste anboten.

Der mittlere Eingang, der noch nicht ausgegraben wurde, führte in ein Wohnhaus und am rechten Eingang gab es eine Bottega. Das leider heute nicht mehr vorhandene Fresko einer Amphore und einer Kanne an der seitlichen Wand kündigten an, was hier ausgeschenkt wurde.

Bei den Ausgrabungen zwischen 1911 und 1912 wurde eine große Menge an Geschirr gefunden wie Teller, Krügen Tassen und Kelche aus Ton, Glas und Bronze, in denen die Speisen und Getränke serviert wurden.

In den Thekenraum des Thermopoliums kann man heute durch eine Glasscheibe hineinschauen.

Lage: Thermopolium di Aselina, Regio IX/Insula 11.2-4, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/thermopolium-of-asellina

Haus des Sittenpredigers

Für das Haus des Moralisten wurden zwei kleinere Häuser zu einem kombinierten Wohn- und Geschäftshaus zusammengelegt. Es ist eines der wenigen Häuser in der Region III, das vollständig ausgegraben wurde und ist für seine moralisierenden Inschriften im Sommertriklinium bekannt.

Das knapp 700 Quadratmeter große Wohnhaus, das direkt an der Via dell’Abbondanza lag, gehörte laut mehrerer Wahlplakate an der Fassade den miteinander verwandten Weinhändlern Marcus Epidius Hymenaeus, Caius Arrius Crescens, Titus Arrius Polites und Marcus Arrius Polites und wurde zum Zeitpunkt des Ausbruchs noch teilweise renoviert.

Das Haus bestand ursprünglich aus 2 eigenständigen Gebäuden, die in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zusammengelegt wurden. Dabei wurde der Eingang des rechten Hauses zugemauert und daneben ein neuer Haupteingang für beide Häuser geschaffen. Die Fresken in den Gebäuden sind vorwiegend im 3. Pompejanischen Stil gestaltet mit großen von Säulen und Girlanden begrenzten Feldern, auf denen die Figuren und Stilleben regelrecht „schweben“.

Im rechten Gebäude befanden sich Lager- und Geschäftsräume, in denen noch Weinamphoren gefunden wurden, ein Küchenbereich mit Latrine und im hinteren Teil ein großer Garten mit einer Marmorstatue der Isis und einem etwa 25 Quadratmeter großen Sommertriklinium.

Das Sommertriklinium besaß einen Tisch und 3 gemauerte Liegen und war mit schwarzen und roten Tafeln, Girlanden und Vignetten mit Vögeln, Obst und Beeren dekoriert. Moralisierende Inschriften an den Wänden, die dem Haus seinen Namen gaben, zählen Verhaltensregeln bei festlichen Anlässen auf, wie z.B. „Wasser soll die Füße abwaschen und der Diener möge sie abtrocknen; ein Laken bedecke das Polster und hüte Dich, unsere Tischtücher zu benutzen!“ – „Lüsterne Mienen und begehrliche Blicke wende von der Frau eines anderen ab, züchtig sei Dir die Rede.“ – „Vermeide Zank und hasserfüllte Streitereien, oder lenke deine Schritte in dein Haus zurück.“

Das linke, kleinere Gebäude diente als Wohngebäude und behielt seinen ursprünglichen Zugang. Über den Eingangskorridor gelangte man in ein Atrium, das kein Impluvium, sondern nur ein Wasserbecken (labrum) besaß. Daneben lag ein kleiner Innenhof mit Säulen an 2 Seiten, über den man sowohl in den rechten Gebäudetrakt gelangte als auch in einen Wohnraum (oecus), in dem noch einige der auf schwarzen Tafeln schwebenden Figuren und Medaillons erhalten sind.

Vom Atrium gelangte man auch zum hinteren Bereich des Wohnhauses mit einem kleinen Garten, an den ein Speisezimmer (triclinium) anschloss, und in einen Wohnraum (oecus), die beide eher einfach gestaltete Fresken mit geometrischen Mustern in kleinen Vignetten aufweisen.

Das zwischen 1916 und 1917 ausgegrabene Haus wurde bei einer Bombardierung im 2. Weltkrieg stark beschädigt und wird momentan restauriert. Es ist daher vorerst geschlossen.

Lage: Casa del Moralista, Regio III/Insula 4.3, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-moralist

Kleines Theater von Pompeji

Das Kleine Theater wurde als Odeon für Theater- und Gesangsaufführungen genutzt und stammt aus den ersten Jahren nach der Kolonialisierung von Pompeii. Es war deutlich kleiner als das benachbarte Große Theater, war aber der besseren Akustik wegen mit einem Dach versehen.

Das kleine Theater oder Odeion, das als Aufführungsort von Theaterspielen, Pantomimen und Musikdarbietungen genutzt wurde, wurde etwa 79 v. Chr. von den Magistraten Marcus Porcius und Caius Quinctius Valgus errichtet, die auch das Amphitheater erbauten. Da das Theater für eine verbesserte Akustik mit einem Dach versehen war, wurde es von den Römern auch theatrum tectum (überdachtes Theater) genannt.

Der Durchmesser der Cavea betrug etwa 22 Meter, der des Orchesters etwa 7 Meter. Die Bühne nahm mit etwa 26 Metern die gesamte Breite des Theatergebäudes ein. Die äußeren Sitzreihen bilden keinen kompletten Halbkreis und sind verkürzt, um eine quadratische Grundfläche zu erhalten und das Theater mit einem pyramidenförmigen Dach versehen zu können. Die Kapazität wird auf etwa 800 bis 1000 Zuschauer geschätzt.

Auch im Kleinen Theater waren die Sitzreihen in Ränge aufgeteilt, allerdings gab es nur den aus 4 Reihen bestehenden unteren Rang (ima cavea), auf dem die Sessel der Ehrengäste aufgestellt werden konnten, und den in 5 Sektionen (cunei) aufgeteilten mittleren Rang (media cavea). An beiden Seiten der Bühne befanden sich Logen für die Ehrengäste, die über separate Treppen erreicht werden konnten, an deren Geländer jeweils ein kniender Atlant (telamon) und eine geflügelte Löwentatze angebracht waren.

Die Bühnenwand des Theaters (scaenae frons) besaß 3 Durchgänge und 2 Seiteneingänge und war ebenso wie das Orchester mit farbigen Marmorplatten verziert. Dahinter lagen Räume, in denen sich die Garderobe der Schauspieler befand.

Der Eingang zu den oberen Sitzreihen des Theaters führte über den gleichen langen Korridor, über den man auch zum Großen Theater gelangte. Die unteren Reihen, die Logen und die Bühne verfügten über mehrere Eingänge an der Via Stabiana und dem Viala delle Ginestre.

Das Kleine Theater ist deutlich besser erhalten als das benachbarte Große Theater und es ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Teatro Piccolo, Regio VIII/Insula 7.17-19, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/small-theatre-odeon

Großes Theater von Pompeji

Das innerhalb eines regelrechten Theaterkomplexes gelegene Große Theater nutzt den natürlichen Verlauf des Geländes. Es wurde während der Regierungszeit von Kaiser Augustus vergrößert und konnte somit bis zu 5000 Zuschauer fassen.

Der erste Theaterbau stammt aus der Zeit zwischen 200 und 150 v. Chr. und wurde um 80 v. Chr. nach der Eroberung durch Sulla umgebaut. Er lag direkt neben dem aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammenden Dorischen Tempel, der Athene (Minerva) und Herakles (Herkules) geweiht war. Der Zuschauerraum wurde dabei in einen natürlichen Hang mit 18 Metern Gefälle eingebettet.

In augustäischer Zeit wurde der Zuschauerraum vergrößert und unterhalb der mittleren und oberen Ränge ein Gang eingebaut, um die oberen Sitzreihen erreichen zu können. Sowohl der Name des Architekten dieser Umbauphase, Marcus Artorius Primus (ein freigelassener Sklave), als auch des für den Bau verantwortlichen Duumviren Marcus Holonicus Rufus und dessen Bruder Marcus Holonicus Celer sind in Inschriften überliefert.

Die Bühne (pulpitum) war ursprünglich etwa 25 x 4,5 Meter groß und der Zuschauerraum (cavea) hatte einen Durchmesser von 49 Metern. Nach der Erweiterung maß die Cavea nun 60 Meter und die Bühne gut 33 x 7 Meter, so dass das Theater nun Platz für bis zu 5000 Zuschauer bot.

Der Zuschauerraum war halbrund und in 5 Sektoren unterteilt. Die untersten Sitzreihen (ima cavea) mit 4 Reihen waren für die Honoratioren vorgesehen, der mittlere Rang (media cavea) mit 20 Reihen, in denen die Sitze durch Linien abgetrennt und mit Nummern versehen waren, war für die Bürger der Stadt bestimmt, während der obere Rang (summa cavea) aus nur 4 Sitzreihen bestand und für die unteren Schichten vorgesehen war. Mit Sonnensegeln, die an Pfosten im oberen Rand angebracht wurden, konnte der Zuschauerraum nach Bedarf beschattet werden.

Ein langer Korridor, der mit unzähligen Graffiti bemalt ist, führte hinter dem Kleinen Theater (Odeon) von der Via Stabiana zum östlichen Zugang und eine parallel dazu laufende Rampe zu den oberen Rängen. Weitere Zugänge lagen im Norden zwischen Isis-Tempel und Samnitischer Palästra und am Forum Triangulare, wo sich auch ein Wassertank für parfümiertes Wasser und die Latrinen befanden.

Der hinter der Bühne gelegene Bereich (postscaenium) ging im Süden in einen aus 74 Säulen gebildeten Quadriporticus über, der ursprünglich als Erweiterung des Theaters diente, später jedoch abgetrennt und in eine Gladiatorenkaserne umgewandelt wurde.

Die Schäden, die durch das Erdbeben von 62 n. Chr. verursacht wurden, hatte man zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs bereits größtenteils ausgebessert. Das Theater wurde bereits ab 1764 freigelegt und ist somit eines der ersten Gebäude, die in Pompeji ausgegraben wurde. Zwischen 1973 und 2010 wurden die fehlenden Sitzreihen ergänzt, so dass der Zuschauerraum heute wieder komplett ist und das Theater so in den Sommermonaten wieder bespielt werden kann.

Das Große Theater ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Teatro Grande, Regio VIII/Insula 7.20-21 Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/large-theatre

Basilika von Pompeji

Die Basilika von Pompeji ist eine der ältesten ihrer Art aus der römischen Antike und der Mittelpunkt des täglichen Lebens. Sie lag direkt zwischen dem Forum und dem Tempel der Stadtpatronin Venus.

Die bereits in vorrömischer Zeit zwischen 123 und 120 v. Chr. begonnene und um 78 v. Chr. vollendete Basilika war über 1500 Quadratmeter groß und erstreckte sich auf einer Fläche von 24 x 65 Metern. Die Basilika war das Zentrum der Rechtsprechung, aber auch der Mittelpunkt des Wirtschaftslebens von Pompeii.

Der über 4 Stufen erreichbare Haupteingang lag am Forum und besaß eine Fassade aus 4 Tuffsteinsäulen, zwischen denen 5 Eingangsprotale lagen. Zwei weitere Eingänge befanden sich jeweils in der Mitte der Nord- und der Südseite. Eine vor der Basilika aufgefundene Inschrift nennt den Quästor V. Popidius als Stifter des Eingangsporticus.

Im Inneren wurde das zweistöckige Hauptschiff an 4 Seiten von insgesamt 28 Säulen umgeben, die aus Ziegeln gemauert und etwa 11 Meter hoch waren, während die beiden Seitenschiffe nur einstöckig waren und an den Außenwänden Halbsäulen besaßen. Die Wände dazwischen waren mit Stuck verziert, der Marmor imitieren sollte. Das obere Stockwerk des Hauptschiffs besaß eine Galerie mit großen Fensteröffnungen, so dass ausreichend Licht ins Innere gelangte.

An der Schmalseite im Westen ist das etwa 2 Meter höher gelegene Podest für das Tribunal (suggestum), das mit 6 Säulen vom Hauptraum abgetrennt war und ein Obergeschoß besaß, noch heute fast vollständig erhalten.

Die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. waren zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs noch nicht wieder behoben und man hatte zunächst nur die Trümmer beseitigt.

Die Basilika wurde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ausgegraben und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks jederzeit zugänglich.

Lage: Basilica, Regio VIII/Insula 1.1-2, Via Marina, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/basilica

Forum von Pompeji

Das Bürgerforum war der zentrale Ort des öffentlichen und privaten Lebens in einer römischen Stadt. Hier waren die wichtigsten öffentlichen Gebäude versammelt und bildeten so das religiöse, wirtschaftliche und politische Zentrum von Pompeii.

Das Forum wurde bereits in der Frühzeit von Pompeii im 7. Jhdt. v. Chr. errichtet und lag an der Kreuzung der wichtigsten Straßen. Obwohl das Forum nach der Ausweitung des Stadtgebiets an den südwestlichen Rand gedrängt wurde, blieb es weiterhin das Zentrum der Stadt. In samnitischer Zeit und in der Kaiserzeit wurde der Platz teilweise erheblich umgestaltet und auch später kamen noch weitere Gebäude hinzu. Die auf 3 Seiten umlaufende, zweistöckige und doppelreihige Säulenkolonnade stammt aus der Zeit zwischen dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., während das Travertinpflaster in der römischen Kaiserzeit gelegt wurde. Das Forum wurde ab 1808 bis 1823 ausgegraben.

Rund um den etwa 38 x 157 Meter großen Platz befinden sich im Süden 3 Verwaltungsgebäude. An der Westseite schließen die Basilika und der Tempel des Apollo an, an der Nordwestecke die Mensa Ponderaria und die Getreidespeicher (horrea). Im Norden lag der von Ehrenbögen flankierte Jupitertempel und dahinter die Forumsthermen und der Tempel der Fortuna Augusta. Die Markthallen (macellum) befanden sich an der Nordostecke und an der Ostseite die Tempel der Lares Publici, der Tempel des Vespasian, das Gebäude der Eumachia und das Comitium. Auf dem Platz standen auf Sockeln mehrere Reiterstatuen, die heute leider nicht mehr erhalten sind. Die moderne Bronzestatue eines Zentaurs am südlichen Ende des Forums wurde 1994 von Igor Motiraj geschaffen.

Gebäude der Stadtverwaltung: Die 3 Verwaltungsgebäude (Amtsgebäude der Aedilen, Curia und Amtsgebäude der Duumviren) wurden durch das Erdbeben 62 n. Chr. stark beschädigt und waren, bis auf das Amt der Duumviren, noch nicht vollständig wiederaufgebaut.

Tempel des Apollo: Der erste Apollo-Tempel wurde hier bereits im späten 7. Jahrhundert v. Chr. errichtet, während der heute sichtbare etwa 55 x 34 Meter große Tempel aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammt. Er wurde mehrfach umgebaut und nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. restauriert.

Mensa Ponderaria: Die hier im Eichamt aufbewahrten Standardgewichte und -maße sollten sicherstellen, dass Händler ihren Kunden die richtigen Mengen verkauften.

Horrea: Hier wurden die öffentlichen Vorräte gelagert, vorwiegend Getreide und Öl, aber auch andere haltbare Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Kräuter. Heute werden in den Horrea die archäologischen Funde von Pompeii gelagert.

Tempel des Jupiter: Der Tempel, der der kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva gewidmet ist, steht auf einem etwa 17 x 37 Meter großen und 3 Meter hohen Podium und stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Der Pronaos besteht aus 6 Säulen an der Vorderfront und je 4 an den Seiten. Die Statuen der 3 Götter befanden sich auf Sockeln im hinteren Teil der Cella. An den Seiten des Jupitertempels befanden sich mehrere Ehrenbögen verdienter Feldherren.

Macellum: Hier befand sich der Lebensmittelmarkt der Stadt, der in der Zeit des Kaisers Augustus erneuert wurde. Die Eingänge lagen am Forum, am Vicolo degli Augustali und am Vicolo del Balcone Pensile. Sowohl an den Außenseiten der Markthallen als auch unter den Kolonnaden, die rund um den etwa 27 x 37 Meter großen Innenhof lagen, gab es eine Reihe von Ladengeschäften, während in der von 12 Säulen getragenen Rotunde im Zentrum Fische verkauft wurden.

Tempel der Lares Publici: Der Tempel ist das jüngste Bauwerk am Forum und wurde vermutlich unmittelbar nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. erbaut. Der etwa 18 x 21 Meter große Tempel war den öffentlichen Laren gewidmet, möglicherweise wurde hier aber auch der vergöttlichte Kaiser Augustus verehrt.

Tempel des Vespasian: Der ursprünglich Kaiser Augustus gewidmete Tempel wurde nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. erneuert und war noch nicht wieder ganz fertiggestellt. Er war dem Genius des amtierenden Kaisers gewidmet. Zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs wurde hier vermutlich noch Kaiser Vespasian geehrt, da dessen Sohn, Kaiser Titus, erst seit wenigen Monaten im Amt war.

Gebäude der Eumachia: Das von Eumachia, einer Priesterin der Venus und Inhaberin eines Wollgeschäfts, zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. gestiftete Gebäude diente möglicherweise der Lagerung und dem Verkauf von Wolle und Stoffen.

Comitium: Das ohne Dach erbaute Versammlungsgebäude, in dem die Wähler die Duumviren bestimmten, wurde erst kurz vor 79 n. Chr. umgestaltet und der ursprünglich nur mit Säulenreihen vom Forum getrennte Bereich bis auf 2 Eingänge komplett geschlossen.

Lage: Foro Civile di Pompei, Regio VII/Insula 8, Kreuzung Via dell’Abbondanza mit der Via della Scuole, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/forum

Haus der antiken Jagd

Das Haus der antiken Jagd hat im Laufe der Zeit viele Namen erhalten. Es wird auch als „Haus der Jagd“, „Haus des wilden Ebers“ oder „Haus von Daedalus und Pasiphae“ bezeichnet, denn die hier aufgefundenen Fresken zeigen viele Szenen aus der Jagd oder aus der Mythologie.

Das Gebäude aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. besitzt den typischen Grundriss eines Atriumhauses, in das man über einen Eingangskorridor in ein zentrales Atrium gelangte. Dahinter lag ein Empfangszimmer (tablinum), das Zugang zum dahinterliegendem Peristylgarten bot. An den Seiten lagen Schlafzimmer (cubiculum) und ein Korridor, der zum Küchenbereich und zur Latrine führte. Das Anwesen war üppig mit Fresken im 4. Pompejanischen Stil dekoriert, die erst kurz vor dem Vulkanausbruch angebracht wurden, um die die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. zu beseitigen.

Die meisten Räume im vorderen Bereich haben einen Großteil ihrer Dekoration verloren, nur ein Raum mit gewölbter Decke, der sich rechts vom Eingang befindet, weist noch gut erhaltene Fresken auf mit mythologischen Szenen auf weißen Mitteltafeln und Medaillons mit Göttern, die von architektonischen Elementen in roter Farbe eingerahmt werden. Im Speisezimmer (triklinium) in der südwestlichen Ecke des Atriums, das ein Fenster mit Blick in den Peristylgarten besitzt, sind heute leider nur noch wenige Reste der Dekoration übriggeblieben.

Die Fresken im hinteren Hausbereich sind heute teilweise noch recht gut erhalten. Die Wände im Tablinum zeigen im Sockelbereich Nillandschaften und Jagdszenen und oben blaue Teppiche mit mythologischen Szenen und geflügelten Figuren. Die ursprünglich an der Ostwand angebrachten Tafelbilder von Daedalus, der Pasiphae die hölzerne Kuh präsentiert, und von Theseus, dem Ariadne am Eingang des Labyrinths ein Wollknäuel reicht, sind heute im MANN zu sehen.

Der relativ kleine Peristylgarten im hinteren Bereich besitzt an 2 Seiten Säulenreihen, die beiden anderen Seiten sind mit Fresken bemalt. In der Mitte des Gartens befindet sich ein rundes Wasserbecken. Das Fresko an der Südwand des Peristyls zeigt die namensgebende Jagdszene mit einem wilden Eber, der von einem Jäger und einem Hund angegriffenen wird, einem Löwen und Leoparden, die einen Bullen angreifen und mehreren Bären. Leider ist dieses Fresko heute bereits stark verwittert und nur noch schwer zu erkennen.

In der mittleren Exedra im hinteren Bereich des Anwesens sind mythologische Szenen abgebildet. Sie zeigen an der Ostwand Apollo mit seiner goldenen Leier und an der Nordwand den Jäger Aktaeon, der die Göttin Diana beim Baden überrascht. Die ursprünglich an der Südwand gemalte Szene mit dem Zyklopen Polyphem, der die Nymphe Galatea küsst, ist heute im MANN zu sehen.

Ein kleiner Korridor neben der Exedra führt zum Hintereingang des Hauses. Über eine danebenliegende Treppe gelangte man ins Obergeschoss.

Das Haus der Antiken Jagd wurde schon sehr früh ausgegraben, nämlich im Jahr 1823 und dann nochmal 1833/34, ist aber momentan nicht zugänglich.

Lage: Casa della Caccia Antica, Regio VII/Insula 4.48, Via della Fortuna/Ecke Vicolo Storto, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-ancient-hunt

Haus des verwundeten Bären

Auch das Haus des verwundeten Bären verdankt seinen Namen einem Mosaik, das hier gefunden wurde. Es ist eines der farbenprächtigsten und üppig ausgestatteten Häuser Pompejis und zeugt noch heute vom einstigen Wohlstand seiner Besitzer.

Das Haus, das etwa in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. sein heutiges Aussehen bekam, wurde vermutlich erst in später Zeit in einer Baulücke errichtet, so dass viele der Räume unregelmäßige Grundrisse besitzen.

Gleich im Eingangskorridor fällt am Boden ein aufwendig gestaltetes Mosaik eines von einem Speer verwundeten Bären auf, der den Besucher mit HAVE (Sei gegrüßt!) empfing und der dem Haus seinen heutigen Namen gab.

Das kleine Atrium mit dem Impluvium in der Mitte besaß einen heute noch gut erhaltenen Mosaikboden mit geometrischem Muster aus schwarzen und weißen Steinchen. Links vom Eingang lagen zwei große Räume, von denen einer zur Straße hin offen war und die Taberna Hedones beherbergte, in der man – laut Inschrift – für nur 1 Ass etwas zu trinken bekam, für 2 Asse besseren Wein und für 4 Asse sogar Falerner trinken konnte.

Dem Eingang gegenüber befand sich ein kleines Tablinum und dahinter ein Garten mit einer üppig gestalteten Brunnennische, die mit farbigen Steinchen und Muscheln dekoriert ist. Sie zeigen in der Nische eine in einer Muschel liegende Venus, den Meeresgott Neptun, inmitten eines Fischschwarms und seitlich geflügelte Figuren und Amor-Köpfe. Das Wasser floss aus einer kleinen Öffnung im Brunnen in das darunterliegende halbrunde Becken. Die dahinterliegende Wand war mit einem Fresko gestaltet, das einen Garten mit Pflanzen und Vögeln und im oberen Bereich ein Wildschwein und einen Hund bzw. Wolf zeigt.

Das an der südöstlichen Seite des Atriums gelegene große Triklinium war mit mythologischen Szenen im 4. Pompejanischen Stil und einem aufwändigem Mosaikboden ausgestattet. Ein weiteres Triklinium befand sich rechts neben dem Tablinum und besaß ein großes Fenster zum Tablinum hin. Bei den weiteren Räumen an der Ost- und Westseite des Atriums handelte es sich wohl um Schlafräume (cubiculum).

Das Haus des verwundeten Bären wurde 2016 umfangreich restauriert und ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet

Lage: Casa dell’Orso Ferito, Regio VII/Insula 2.45, Vicolo degli Augustali, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-wounded-bear

Haus des Marcus Caesius Blandus

Das Haus des Marcus Caesius Blandus besaß sogar einen eigenen kleinen Badebereich, was sich nur die wohlhabenden Bewohner von Pompeii leisten konnten. Auch die Wandmalereien und Bodenmosaike zeugen von einigem Wohlstand des Besitzers.

Das relativ große Haus, das bereits in samnitischer Zeit errichtet wurde, besaß einen typisch tuskischen Grundriss mit Atrium, Tablinum und Peristylgarten. Es wurde etwa Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. grundlegend renoviert und dabei hinter dem Küchenbereich ein kleiner Badebereich mit Caldarium und Tepidarium eingefügt. Die Gemälde und Mosaikböden, von denen heute nur noch wenige Teile erhalten sind, wurden dabei größtenteils im 2. Pompejanischen Stil gestaltet.

Nach einem Medaillon an der Westwand des Atriums mit einem Paar, das zunächst als Darstellung von Mars und Venus gedeutet wird, wird das Anwesen manchmal auch als „Haus von Mars und Venus“ bezeichnet. Wahrscheinlich ist hier aber der Hausherr Marcus Caesius Blandus mit seiner Frau abgebildet. Dieser könnte ein Mitglied der Prätorianergarde gewesen sein, der sich nach seiner Dienstzeit hier in Pompeii niederließ.

Im Eingangsbereich befindet sich ein schönes monochromes Mosaik mit Delphinen, Dreizack, Seemonster und einem Schiffsruder, das man auch gut von außen betrachten kann.

Das Haus des M. Caesius Blandi wurde zwischen 1848 und 1862 ausgegraben, ist aber momentan nur von außen zu besichtigen.

Lage: Domus M. Caesi Blandi, Regio VII/1.40 (Nebeneingang bei 43), Vicolo degli Augustali, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Lupanar von Pompeji

Das Lupanar in der Nähe der Stabia-Thermen war eines von wohl mehr als 30 Bordellen der Stadt. Vermutlich war es das einzige Bordell von Pompeii, das nur zu diesem Zweck errichtet wurde, denn viele Prostituierte gingen ihrem Geschäft in den Hinterzimmern oder oberen Stockwerken von Gaststätten, in Privathäusern oder in dunklen Gassen nach.

In der römischen Gesellschaft war Prostitution allgegenwärtig und die Preise auch für die unteren Gesellschaftsschichten erschwinglich. Man konnte schon für 2 Asse, dem Preis von 1 Laib Brot, die Dienste einer Prostituierten (lupa) in Anspruch nehmen, wobei es natürlich auch Edelprostituierte und Kurtisanen (delicata, formosa) für gehobenere Ansprüche und mit deutlich höheren Honoraren gab.

Die meisten Prostituierten waren jedoch Schankmädchen, die im Hinterzimmer der Caupona einer „Nebentätigkeit“ nachgingen, Sklavinnen, die von ihrer Herrschaft für gewisse Dienste in einem Hinterzimmer des Hauses angeboten wurden, oder auch mittellose Mädchen, die sich in einem Nebenzimmer in den Thermen oder gleich auf der Straße verkauften.

Das nahe der Stabia-Thermen und des Forums gelegene Lupanar war eines der wenigen Häuser, das ausschließlich als Bordell gebaut wurde. Es besaß 5 kleine Räume und eine Latrine im Erdgeschoss und weitere 5 größere Räume im Obergeschoss. In den Zimmern gab es gemauerte Betten mit Kopfteil, auf das Matratzen gelegt wurden. Über den (abschließbaren) Türen befanden sich Malereien mit erotischen Szenen, die wohl als Katalog der angebotenen Praktiken dienten. Viele der Sklavenmädchen und -jungen, die von einem Bordellbesitzer (leno) gekauft wurden, hatten griechische oder orientalische Namen.

In den Verputz der Wände, der nur wenige Jahre vor dem Vesuvausbruch erneuert wurde, gibt es eine Vielzahl von recht freizügigen Graffitis, die hier sowohl von den Kunden als auch von den Prostituierten eingeritzt wurden. Phalli, die im Straßenpflaster oder an Hauswänden angebracht waren, wiesen den Kunden den Weg zum Bordell.

Das Lupanar ist in einem bemerkenswert guten Zustand und ist eines der beliebtesten Ziele der Ausgrabungen von Pompeji. Es ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet. Da nur eine geringe Anzahl von Personen gleichzeitig Zutritt haben und damit sich die Besuchermassen nicht allzu stark stauen, befindet sich heutzutage der Eingang an der Via del Lupanare, während der Ausgang am Vicolo del Balcone Pensile liegt.

Lage: Lupanare Grande, Regio VII/Insula 12.18-20, Via del Lupanare, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/lupanar

Haus des Siricus

Das ursprünglich aus 2 eigenständigen Häusern bestehende Anwesen , das direkt an die Stabia-Thermen anschließt, wurde zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs gerade renoviert, um die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. auszubessern.

Die beiden ursprünglichen separaten Atriumhäuser, von denen das eine an der Via Stabiana und das andere an der Via del Lupanare lag, wurden wohl im 1. Jahrhundert v. Chr. zu einem großen Anwesen zusammengelegt, indem man einen Durchgang zwischen den beiden Peristylgärten schuf.

Ein Bronzesiegel und Inschriften, die hier bei den Ausgrabungen gefunden wurden, weisen auf die letzten Besitzer hin, Publius Vedius Siricus und Vedius Numianus, die wohlhabende Kaufleute und auch politisch aktiv waren.

Der Westflügel mit dem Eingang zur Via del Lupanare diente als Geschäftshaus. Vom Eingang, in dessen Boden die Worte SALVE LUCRUM im wahrsten Sinne des Wortes den Gewinn willkommen hießen, gelangte man über einen langen Korridor in das Atrium mit Marmorimpluvium, einem Springbrunnen und einem Marmortisch. An der rechten Seite des Korridors lag ein Geschäftsraum, auf der linken vermutlich ein Lagerraum und gegenüber dem Eingang der Empfangsraum (tablinum). Sowohl in der im Norden an das Atrium anschließenden Exedra als auch im kleineren Speisezimmer (triclinium) daneben wurden wohl Gäste empfangen. Die Wände beider Räume sind mit Dekorationen im 4. Pompejanischen Stil (um 41 n. Chr.) geschmückt und zeigen mythologische Szenen aus dem Trojanischen Krieg. Sie sind heute teilweise im MANN in Neapel zu sehen.

Zwischen der Exedra und dem Triklinium führte ein Durchgang zum Küchenbereich und zu einer kleinen Bäckerei mit Bruchstücken von Mühlsteinen und einem Ofen. Über einen weiteren Korridor neben dem Tablinum gelangte man in den Peristylgarten, der an 2 Seiten mit Säulenreihen versehen ist und in dessen Mitte ein von einer Pergola beschattetes Sommertriklinium lag. Von hier aus gelangte man über 3 Stufen in den Ostflügel des Gebäudekomplexes.

Der Ostteil des Anwesens, der ursprünglich als eigenes Anwesen gedeutet und auch „Haus des russischen Fürsten“ genannt wurde, war deutlich kleiner und diente vermutlich als Wohnhaus. Hier gelangte man über den Eingangskorridor an der Via Stabiana zunächst in ein Atrium mit Marmorbecken. Vom Atrium, von dem mehrere kleine Räume abgingen, gelangte man direkt in einen großen Peristylgarten, an den ein Speisezimmer (triclinium), ein Wohnraum (oecus) und ein Schlafraum (cubiculum) anschlossen. Ein Tablinum gab es in diesem Teil des Hauses nicht.

Bei den Ausgrabungen, die zwischen 1851 und 1873 stattfanden, wurden im Vicolo degli Scheletri, in der Nähe des Anwesens, mehrere Meter oberhalb des ursprünglichen Bodenniveaus einige Skelette von Personen gefunden, die offenbar erst später in der pyroklastischen Wolke ums Leben gekommen waren. Die Gipsabgüsse eines Mannes, einer Frau und zwei jüngeren Frauen, die heute im Triklinium ausgestellt sind, waren die ersten Abgüsse, die man in Pompeji anfertigte.

Das Haus des Siricus ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa di Sirico, Regio VII/Insula 1.47 und 1.25, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-sirico

Stabia-Thermen

Die Stabia-Thermen wurden bereits in oskischer Zeit errichtet und sind wohl die ältesten und noch am besten erhaltenen Badeanlagen aus der Antike. Sie besaßen getrennte Bereiche für Männer und Frauen und waren reich mit Fresken und Stuckverzierungen geschmückt.

Der erste öffentliche Thermenbau in Pompeji stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. und ist somit die älteste bekannte Therme überhaupt. Sie erfuhr im Laufe der Jahrhunderte mindestens 7 Bauphasen und erhielt etwa um 80 v. Chr. ihr heutiges Aussehen. In der letzten Bauphase wurden vorwiegend die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. ausgebessert.

Die etwa 3.500 Quadratmeter großen Thermen wurden als asymmetrisch gebaute Doppelanlage im Reihentypus mit getrennten Bereichen für Männer und Frauen errichtet. Sie besaßen insgesamt 7 Eingange an der Via dell’Abbondanza, der Via Stabiana und dem Vicolo del Lupanare, an denen sich auch eine ganze Reihe von Läden, Shops und Imbissbuden befanden.

Vom Haupteingang an der Via dell’Abbondanza gelangte man zunächst in einen auf drei Seiten von Säulenreihen umgebenen Innenhof, der als Sportplatz (palaestra) diente. Links lagen ein 8 x 13 Meter großes und 1,50 Meter tiefes Schwimmbecken (natatio), ein Massageraum (destrictarium), Umkleiden und zwei kleinere Pools zum Säubern vor dem Bad.

Die eigentlichen Baderäume, die komplett nach Geschlechtern getrennt waren, lagen im östlichen Flügel. Der deutlich größere Teil im Südosten war der Bereich für die Männer. Von den Umkleideräumen (apodyterium) und dem Vestibül, deren Tonnendecken mit farbigem Stuck, Rosetten und Figuren verziert war, gelangte man zu den verschiedenen Baderäumen, in denen man noch gut die Hypokausten und die ursprünglich mit Marmor verkleideten Wannen erkennen kann. Der links neben dem Eingang gelegene Kaltbaderaum (frigidarium) mit rundem Becken und 4 halbrunden Nischen war mit Gartenszenen bemalt und besaß eine Kuppel mit Lichtöffnung. Laut einer Stiftungsinschrift war der Raum ursprünglich ein Schwitzbad (laconicum). Daneben lag das Laubad (tepidarium) mit einer kleineren Wanne und dahinter das große Warmbad (calidarium) mit einer großen Warmbadewanne und einem Kaltwasserbecken (labrum) in der Apsis.

Der nordöstliche Flügel war den Frauen vorbehalten. Er besaß ursprünglich keine Verbindung zur Palästra und hatte zwei eigene Eingänge an der Via Stabiana und dem Vicolo del Lupanare. Das noch recht gut erhaltene Apodyterium der Frauenbäder besaß einen Boden aus Rhomben-Mosaiken und eine mit Stuck verzierte Decke. Entlang der Wände gab es Bänke, über denen man die Kleidung in Nischen verstauen konnte. Da es im Frauenbereich kein Frigidarium gab, hatte man in der Westecke des Umkleidebereichs ein Kaltwasserbecken eingerichtet. Vom Apodyterium gelangte man über das Tepidarium ins Caldarium mit einer noch gut erhaltenen Warmbadewanne aus Marmor und einem flachen Labrum. Die Wände waren rot bemalt und wie die Tonnendecke mit Stuckdekorationen geschmückt.

Zwischen den beiden Badebereichen lag das Präfurnium mit den Feuerstellen und 3 zylindrischen Wasserkesseln. Im nördlichen Bereich der Thermen gab es einige private Baderäume, die Räume des Verwalters und eine große Latrine.

In den Stabia-Thermen, die zwischen 1853 und 1858 und 1865 ausgegraben wurden, sind momentan nur die Männerthermen für Besucher geöffnet.

Lage: Terme Stabiane, Regio VII/Insula 1.8 (Nebeneingänge bei 14-17 und 48-51), Via dell’Abbondanza/Ecke Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/stabian-baths

Wasserkastell am Vesuv-Tor (Castellum Aquae)

Das Wasser aus dem Serino-Aquädukt versorgte ganz Kampanien und wurde in Pompeii in diesen zentralen Wasserverteiler geleitet, der sich am höchsten Punkt der Stadt befand. Durch ein ausgeklügeltes System konnten einzelne Verteilerrohre verschlossen werden, so dass bei Wasserknappheit nur noch die öffentlichen Brunnen versorgt wurden.

Das Wasserkastell (castellum aquae) am Vesuv-Tor, dem mit 42 Höhenmetern höchsten Punkt der Stadt, stammt aus augusteischer Zeit und wurde aus Ziegeln errichtet. Der quaderförmige Zweckbau mit seiner schlichten Bogenfassade diente als Hauptverteiler für die gesamte Wasserversorgung der Stadt, hatte eine Fläche von 1,2 x 1,5 Metern und war 6 Meter hoch. Sein rundes Verteilerbecken hatte einen Durchmesser von etwa 5,70 Metern und war 4,30 Meter tief.

Während der Samnitenzeit im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde Pompeii über etwa 30 Meter tiefe Grundwasserbrunnen oder das von den Hausdächern in Zisternen aufgefangene Regenwasser versorgt. Erst durch die um 35 v. Chr. unter Kaiser Augustus errichtete Aqua Augusta konnte der wachsende Wasserbedarf von Pompeii und der gesamten Region gedeckt werden.

Diese etwa 96 km lange Wasserleitung begann an der auf 376 Metern Höhe gelegenen Quelle Fons Augustus aus Serino in den Bergen bei Avellino und endete an der Piscina Mirabilis von Misenum. In einer eckigen Wasserinne floss das Wasser größtenteils unterirdisch, aber auch durch Tunnel oder über Aquädukte entlang der Nordhänge des Vesuvs in einem weitverzweigten, rund 145 km langen Leitungsnetz nach Westen. Sie versorgte dabei unter anderem die Städte Nola, Pompeii, Acerra, Celenna, Herculaneum, Neapolis, Puteoli, Cumae, Baiae, Misenum und die Insel Nisida.

Das in Pompeii ankommende Wasser der Aqua Augusta wurde zunächst in ein Wasserbassin aus Metall geleitet, wo es durch mehrere Rechen lief, um Blätter oder Sand herauszufiltern. Danach floss es weiter in das Verteilerbecken, in dem das Wasser gestaut und über 3 Verteilerrohre weitergeleitet wurde, die jeweils separat geöffnet oder geschlossen werden konnten. Diese waren auf unterschiedlichen Höhen angesetzt, so dass bei Wasserknappheit zunächst die oberste Leitung trockenfiel, über die verschiedene Privathaushalte angeschlossen waren. Das mittlere Rohr führte zu öffentlichen Bauten (z.B. den Thermen), während das unterste Rohr die öffentlichen Brunnen versorgte, die dadurch immer „Vorrang“ hatten. Lief das Becken bei starken Regenfällen über, wurde der Überschuss über außenliegende Rohre (fistulae aquariae) auf die gepflasterten Straßen geleitet und trug so zur Straßenreinigung bei. Weitere 14 Unterverteiler, die meist an Straßenkreuzungen lagen, verteilten das Wasser über Ton- oder Bleileitungen in alle Regionen der Stadt.

Das 1902 ausgegrabene Wasserkastell und ein großer Teil der Wasserleitungen der Aqua Augusta wurden beim Erdbeben von 62 n. Chr. stark beschädigt und waren zur Zeit des Vesuvausbruchs vermutlich nicht in Betrieb, so dass die Bewohner auf Grundwasserbrunnen und das über die Dächer gesammelte Regenwasser ausweichen mussten.

Das Wasserkastell ist nur von außen zu besichtigen, ein Fenster erlaubt aber einen Blick ins Innere.

Lage: Castellum Aquae, Regio VI, Am Ende der Via del Vesuvio bzw. des Vicolo dei Vetti an der Porta Vesivio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/castellum-aquae

Haus des Prinzen von Neapel

Der Name des Hauses hat nichts mit der römischen Antike zu tun. Vielmehr wurde es nach dem Prinzen Louis Joseph von Neapel und der Prinzessin Laura von Neapel benannt, die 1898 an der feierlichen Ausgrabung einiger Räume des Hauses teilnahmen.

Das Haus des Prinzen von Neapel bestand ursprünglich aus zwei kleineren Häusern aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die man Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu einem großen zusammenlegte. Es wurde zwischen 1896 und 1898 ausgegraben und besitzt einige schöne Fresken, die filigran und geschmackvoll gehalten sind. Das Haus gehörte wahrscheinlich einer Familie der unteren Mittelschicht, vielleicht einer Handwerker- oder Händlerfamilie.

Vom Eingangskorridor gelangte man in das mit einfachen roten und weißen Zonen bemalte Atrium mit einem Wasserbecken und einem Marmortisch (cartibulum), dessen Beine mit geflügelten Löwen verziert wurden. Seitlich neben dem Eingang lagen ein Raum mit einer Treppe ins Obergeschoss und ein Schlafzimmer (cubiculum), das ebenfalls schlicht dekoriert war.

Am anderen Ende des Atriums befand sich auf der rechten Seite eine Küche mit Herdstelle und Latrine und einem dahinterliegenden kleinen Lagerraum. Auf der linken Seite erweiterte sich das Atrium zu einem offenen Raum, der vermutlich als Empfangsraum (tablinum) genutzt wurde und mit kleinen Jagdszenen und Meerestieren auf weißem Grund geschmückt war. Dahinter lag ein Schlafzimmer (cubiculum) mit Fresken von Schwänen, Ziegen und einem Pfau, einer gewölbten Decke und einem Fenster zum Garten.

Durch eine Tür im Atrium gelangte man in die zweiten Haushälfte und zunächst in einen Umgang (ambulatorium), der mit kleinen Fresken von Vögeln und Früchten auf weißen Feldern geschmückt war. Eine Säulenreihe und eine niedrige Mauer grenzten den Umgang vom Garten ab. An der Westwand des Gartens befand sich ein wie ein Tempel geformter und bunt bemalter Götterschrein (lararium) mit 4 Stucksäulen und einer kleinen Nische im unteren Bereich.

Am Südende des Umgangs befand sich eine Exedra, die als Sommertriklinium diente und mit in einen fein gezeichneten Rahmen eingefassten und fast lebensgroßen Fresken geschmückt war. Diese zeigten einen nackten Bacchus mit einem Panther und eine ebenfalls nackte Venus, die gerade ihr nasses Haar auswringt. Sie waren umgeben von Tieren wie Schwänen, Antilopen, Ziegen, Greifen, kleinen Landschaftsszenen und Szenen mit Amoretten.

Im Osten des Umgangs schlossen sich zwei Räume an. Während der nördliche Raum, in dem sich eine Treppe ins Obergeschoss und der Nebeneingang des Hauses befand, nur wenig dekoriert war, waren die Wände des Wohnraums (oecus) im Süden reich geschmückt. Im Zentrum der mit Architekturelementen aufgeteilten Wände waren jeweils mythologische Szenen zu sehen, während daneben schwebende Figuren, Vögel, Hirsche und Blumengirlanden gemalt waren.

Das Haus des Prinzen von Neapel ist zur Zeit vorübergehend geschlossen und nicht zu besichtigen.

Lage: Casa del Principe di Napoli, Regio VI/Insula 15.8, Vicolo dei Vetti, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-prince-of-naples

Haus der Vettier

Das Haus der Vettier gehörte zwei freigelassenen Brüdern, die durch Handel zu einigem Wohlstand gekommen waren. In den meisten Räumen sind heute noch die ursprünglichen Fresken zu sehen, die zu den besterhaltenen von Pompeji zählen.

Mit einer Fläche von über 1150 Quadratmetern ist dieser Komplex das größte Gebäude der ganz im Norden gelegenen Insula. Bei diesem Atriumhaus fällt der verhältnismäßig große Peristylgarten ins Auge, der einen großen Teil des Gebäudekomplexes einnimmt.

Bei den Ausgrabungen zwischen 1894 und 1995 wurden in einer Geldtruhe im Atrium Bronzesiegel gefunden mit den Namen Aulus Vettius Restitutus und Aulus Vettius Conviva. Daher geht man davon aus, dass diesen Brüdern, vermutlich Freigelassene, die durch Handel zu großem Reichtum gelangten, das Haus gehörte.

Vom Haupteingang im Osten des Hauses gelangte man über ein Vestibül in ein tuskisches Atrium mit marmorverkleidetem Wasserbecken und üppigen Wanddekorationen. Hier schlossen sich mehrere Wohn- und Schlafzimmer an, während ein Korridor im Süden zu einer Treppe ins Obergeschoss, den Ställen, der Latrine und zum Nebeneingang (posticum) führte.

An das Atrium war nicht, wie sonst üblich, ein Tablinum angeschlossen, es öffnete sich im Westen stattdessen direkt zum großen Peristylgarten (viridarium), der an vier Seiten von Säulen umgeben und mit Springbrunnen, Tischen und Statuen geschmückt war. An der Ostseite des Peristyls lagen zwei Wohnzimmer (oecus), die zwei Zimmer im Norden dienten als Speisezimmer (triclinium), während sich an der Nordostecke der Zugang zu einem weiteren kleinen Peristyl und zu weiteren Schlafzimmern befand – vielleicht lag hier der Bereich für die Frauen des Hauses (gynaecaeum).

Nördlich des Atriums gab es einen Wirtschaftstrakt mit einem zweiten kleinen Atrium mit einem schönen Lararium im Tempelstil an der Westwand, das den Genius des pater familia, zwei Laren und eine Schlange zeigt. Vom Nebenatrium gelangte man zu weiteren kleinen Zimmern und in die Küche mit einer gemauerten Herdstelle. Das hinter der Küche gelegene Zimmer, das mit erotischen Gemälden geschmückt ist, diente eventuell als Privatbordell. Vielleicht bot die Sklavin Eutychis hier für 2 Asse ihre Dienste als Prostituierte an, wie ein Graffiti an der Wand des Vestibüls vermuten lässt.

Im Haus der Vettier sind noch einige besonders gut erhaltene Fresken im 4. Pompejanischen Stil zu bewundern. Das Fresko des Fruchtbarkeitsgottes Priapus im Vestibül – erkennbar an seinem übergroßen Phallus – sollte den Besitzern Überfluss und Fruchtbarkeit bringen. Die an das Atrium anschließenden Schlafzimmer zeigen mythologische Szenen und Friese mit Meerestieren und Fischen. Die Wohnzimmer an der Ostseite des Peristyls sind mit großen zentralen Freskenfeldern geschmückt, auf denen mythologische Szenen zu sehen sind. Das große Triklinium im Norden des Peristyls war mit schwarz-roten Feldern dekoriert mit den vier Jahreszeiten, Opferszenen und Zierelementen. Es wird oft auch „Amorettenzimmer“ genannt, denn ein umlaufender Fries zeigt Amoretten und Psychen bei den verschiedensten Tätigkeiten: beim Bogenschießen, beim Binden von Blumen, bei der Herstellung von Parfüm und von Goldschmiedearbeiten, bei der Arbeit in einer Färberei und in einer Bäckerei sowie bei der Weinlese und der Weinherstellung.

Das Haus der Vettier ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa dei Vettii, Regio VI/Insula 15.1, Vicolo dei Vettii, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-vettii

Thermopolium der Fortunata

Die nur wenige Schritte vom Forum entfernt liegende Gaststätte der Fortunata war sicher gut besucht, denn sie befindet sich an der Gabelung der Straße Richtung Herculaneum.

Das Thermopolium, das direkt an der Straßengabelung von Via Consolare und dem Vicolo di Modesto liegt, besteht aus dem Hauptraum und zwei kleinen angrenzenden Räumen. Eine Treppe führte ins Obergeschoss, in der vermutlich die Wirtin wohnte.

Bei der Eigentümerin handelte es sich vermutlich um eine Frau namens Fortunata, was aus der ursprünglich links neben dem Eingang aufgemalten Wahlempfehlung Marcellum Fortunata cupit (Fortunata empfiehlt Marcellus) hervorgeht.

In dieser Bar, eine von rund 80 dieser Art in Pompeii, wurden vermutlich warme Getränke verkauft, denn in die L-förmige Theke, die mit bunten Marmorplatten verkleidet war, sind mehrere Gefäße und eine Feuerstelle eingelassen, in der die Getränke erhitzt und warmgehalten werden konnten.

Vor dem Thermopolium befindet sich ein öffentlicher Wasserbrunnen, dessen Wasserauslass einen Raubvogel mit einem eben geschlagen Hasen zeigt, den er in den Fängen hält.

Das Thermopolium der Fortunata ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Panificio, Regio VI/Insula 3.20, Vicolo di Modesto/Ecke Via Consolare, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Bäckerei und Wohnhaus an der Via Consulare

Bei den Ausgrabungen in Pompeji wurden bisher gut 30 Bäckereien gefunden, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren. In dieser nahe des Forums gelegenen Bäckerei sind 3 Mühlsteine und auch der Backofen noch gut erhalten.

Brot war eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Stadt. Daher gab es an fast jeder Ecke in Pompeji eine Bäckerei (pistrinum), in der das von den Bauern der Umgebung gelieferte Getreide zu Mehl vermahlen, der Teig geknetet und verschiedene Sorten Brot gebacken wurde. Dieses wurde dann entweder in einem angrenzenden Laden oder von fliegenden Verkäufern in den Straßen der Stadt verkauft.

In der Bäckerei an der Via Consulare, die strategisch günstig an der Verbindungsstraße zwischen dem Forum und dem Herculaneum-Tor lag, diente der Vorraum vermutlich als Verkaufsraum. Der dahinterliegende Raum könnte ein Lagerraum oder ein Stall für die Esel gewesen sein. Im Obergeschoss der Bäckerei wohnte wohl der Besitzer der Bäckerei.

Die 3 noch gut erhaltenen Getreidemühlen (mola asinaria) bestanden aus einem feststehenden, glockenförmigen Mühlstein (meta) und einem einer Sanduhr ähnelnden beweglichen Teil (catillus). Durch diesen war ein Holzbalken gesteckt, der von im Kreis laufenden Eseln, Pferden oder Ochsen angetrieben wurde.

Der Backofen, neben dem sich eine Bank mit zwei Vertiefungen befand, war in die Wand eingemauert und ist in einem fast perfekten Erhaltungszustand. Über dem Ofen befand sich ursprünglich eine Plakette mit dem Relief eines Phallus und der Inschrift hic habitat felicitas (Das Glück wohnt hier). Diese ist nun im MANN in Neapel zu sehen.

Der hinter dem Ofen gelegene Raum war vielleicht ein Zubereitungsraum (panificium), in dem der Teig geknetet und die Brote geformt wurden.

Die Bäckerei ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Panificio, Regio VI/Insula 6.17, Vicolo di Modesto/Ecke Via delle Terme, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Haus des großen Brunnens

Der große, mit bunten Glasmosaiksteinchen, Muschelschalen und Marmor verzierte Brunnen im Garten gab dem Haus seinen heutigen Namen. Leider ist heute von den ursprünglich üppigen Dekorationen des Hauses nur noch wenig erhalten.

Das Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. errichtete Gebäude im samnitischen Stil wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut, so dass nur noch die Außenfassade aus Tuffstein aus dieser Zeit stammt.

Ein breiter Eingangskorridor führte in ein großes Atrium, in dessen Mitte sich ein mit Marmor verkleidetes Wasserbecken (impluvium) mit einer darunterliegenden Zisterne befindet. An der Straßenseite und an der Nordseite des Atriums lagen mehrere Räume, von deren Dekoration heute nur noch sehr wenig erhalten ist.

An der Südwand des Atriums sind noch 3 Türen zu erkennen, die in ein zweites Atrium führten und zugemauert wurden, als dieser Teil des Hauses in späteren Jahren abgeteilt und in die angrenzende Wäscherei (fullonica) integriert wurde. Ein Gang am Ende des Atriums führte zu einer Treppe ins Obergeschoss und in den Küchenbereich.

Das gegenüber dem Eingang liegende Empfangszimmer (tablinum) war zum Atrium hin offen und besaß an der hinteren Wand eine breite Tür, über die man in einen Portikus mit 3 Säulen gelangte. Dieser bot Zugang zu einem Speiseraum (triclinium), in den Küchenbereich und in einen kleinen Garten (viridarium).

Der große Brunnen an der hinteren Gartenwand, der dem Haus seinen Namen gab, wurde nur wenige Jahre vor dem Untergang der Stadt errichtet. Er bestand aus einer mit Glasmosaiken eines Flussgottes, von Pflanzen und Vögeln geschmückten Nische, über der sich ein tempelförmiger Giebel erhob. Aus einem schmalen Wasserauslass im Zentrum plätscherte das Wasser über eine kleine Treppe in ein darunterliegendes Wasserbecken, in dem auf einem Podest die Statuette eines Amors mit einem Delphin stand. Die marmornen Theatermasken zu beiden Seiten der Nische dienten als Lampenhalter. Die Wände des Gartens waren ursprünglich mit Gartenszenen bemalt, von denen heute so gut wie nichts mehr vorhanden ist.

Bei den ersten Ausgrabungen im Jahr 1826/27 waren einige der Wanddekorationen noch gut erhalten, wie Zeichnungen aus dieser Zeit belegen. Allerdings verfielen diese im Laufe der Jahre durch den Einfluss der Witterung, so dass bei den systematischen Ausgrabungen im Jahr 1943 viele der Fresken bereits unwiederbringlich zerstört waren.

Das Haus des großen Brunnens ist momentan geschlossen, der Brunnen ist aber durch das Eingangsgitter gut zu erkennen.

Lage: Casa della Fontana Grande, Regio VI/Insula 8.22, Via di Mercurio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-large-fountain

Haus des tragischen Poeten

Das im traditionellen Atriumstil errichtete Haus, in dem sich mit der Darstellung eines Wachhundes und der Inschrift cave canem eines der bekanntesten und meistkopierten Mosaike der Antike befindet, gehört zu den eher kleineren Wohnhäusern, war aber mit einer Reihe von außergewöhnlichen Fresken und Mosaiken dekoriert.

Nur wenige Schritte von den Forumsthermen entfernt liegt das Haus des Tragischen Poeten, das Mitte der 1820er Jahre ausgegraben wurde und teilweise noch bis zum 2. Stockwerk erhalten ist.

Rechts und links des Eingangs befanden sich große Räume, die als Läden dienten. Über einen langen Eingangskorridor (fauces), in dem sich das berühmte Mosaik eines angeketteten Hundes mit aufgerichteten Ohren, gefletschten Zähnen und der Inschrift cave canem (Vorsicht vor dem Hund) befindet, gelangte man in das Atriumhaus, das in seiner heutigen Form aus dem Ende des 1. Jahrhundert v. Chr. stammt, wohl aber bereits in samnitischer Zeit errichtet wurde.

Das Atrium mit seinem schön gestalteten Marmorwasserbecken (impluvium) war mit Szenen aus der Illias dekoriert, von denen die meisten heute im MANN in Neapel ausgestellt sind. Auf beiden Seiten lagen Wohnräume und Schlafzimmer und gegenüber dem Eingang ein großes Empfangszimmer (tablinum).

Im Tablinum befand sich unter anderem ein Fresko, das ursprünglich fälschlicherweise als Darstellung eines Dichters interpretiert wurde, der seine Verse rezitiert. Heute geht man davon aus, dass es die Übergabe des Orakelspruchs an Admetus und seine Frau Alcestis zeigt. Das zentrale Mosaik im Boden stellte einen Schauspieler dar, der sich auf seinen Auftritt vorbereitet. Beide Werke wurden während der Ausgrabungen entfernt und befinden sich heute im MANN.

Hinter dem Tablinum lag der Peristylgarten, der an drei Seiten von Säulengängen umgeben war. Die Wände waren mit Fresken geschmückt und an der Rückwand befand sich ein tempelartiger Götterschrein (lararium). Vom Peristyl gelangt man zu weiteren Schlafzimmern (cubiculum), einer Küche mit gemauertem Herd, der Latrine und dem großen Speisezimmer (triclinium). Dieses besaß Fresken mit mythologischen Szenen im 4. Pompejanischen Stil. Neben den personifizierten Jahreszeiten auf gelbem Grund ist vor Ort noch ein Mittelbild zu sehen, das Ariadne zeigt, wie sie gerade von Theseus verlassen wird.

Das Haus des Tragischen Poeten ist nur samstags geöffnet Der Zugang (der ursprüngliche Hintereingang des Hauses) befindet sich am Vicolo della Fullonica.

Lage: Casa del Poeta Tragico, Regio VI/Insula 8.3 und 8.5, Via delle Terme/Ecke Vicolo della Fullonica, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-tragic-poet

Haus des schwarzen Ankers

Der Besitzer des Hauses hatte wohl mit dem Seehandel oder Schiffsbau zu tun, denn er ließ sich den Eingangsbereich mit einem Bodenmosaik eines stilisierten Ankers verschönern. Dieser war aber auch gleichzeitig Symbol für Sicherheit und Frieden, das sich die Bewohner des Hauses wünschten.

Für dieses große Haus, dessen Besitzer Melisseus offenbar Schiffsbauer oder Reeder war, wurden etwa Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. zwei samnitische Häuser zusammengelegt, die sich auf unterschiedlichen Geländeebenen befanden. Dabei entstand ein L-förmiger Grundriss, der für Pompeji vor allem durch seinen tiefer gelegenen Gartenbereich einzigartig ist.

Anhand der bei den Ausgrabungen in den Jahren 1826 bis 1829 entdeckten Fresken, die aus verschiedenen Epochen und unterschiedlichen Stilrichtungen stammen, konnten man nachweisen, dass das Haus im Laufe der Jahre mehrere Umbau- und Renovierungsphasen durchlief und einige Räume auch noch nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. ausgebessert und erneuert wurden.

Der Gebäudeteil im Nordwesten war wie ein traditionelles Atriumhaus angelegt, bei dem sich mehrere Wohnräume und Schlafzimmer um ein Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium), gruppieren, während gegenüber dem Eingang ein Empfangsraum (tablinum) lag.

Der hintere Hausbereich ist dagegen sehr ungewöhnlich geschnitten: hinter dem Tablinum führte eine Terrasse an der Nordseite zu zwei Wohnzimmern (oecus) und einem Speiseraum (triclinium), im Süden jedoch zu einem auf tieferem Niveau liegenden Garten (viridarium). Von den auf der oberen Ebene gelegenen, nach Süden hin offenen Räumen, die sicher Repräsentationszwecken dienten, hatte man so einen spektakulären Blick auf den „versunkener Garten“ und die Nymphäen an dessen Südende.

Über eine rechts neben dem Tablinum liegende Treppe erreichte man den Gartenbereich, der auf drei Seiten von einem überdachten Korridor (cryptoporticus) umgeben war. Der westliche Korridor besaß bogenförmige Türöffnungen und Fenster, die Blicke in den Garten ermöglichten. Am südlichen Korridor befanden sich zwei Brunnennischen und in deren Mitte ein als kleiner Tempel gestaltetes Venus-Heiligtum (sacellum).

Viele der Fresken und Mosaike wurden leider während der Ausgrabungen entfernt und in Museen oder Privatsammlungen gebracht, so dass man heute vor Ort meist nur noch Reste der Bemalung und der Böden sehen kann.

Das Haus des schwarzen Ankers ist nur montags geöffnet.

Lage: Casa dell’Ancora, Regio VI/Insula 10.7, Via di Mercurio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-anchor

Haus des Fauns

Das größte Privathaus von Pompeii nimmt einen gesamten Wohnblock ein und besitzt zudem einige der schönsten Mosaike der Ausgrabung. Die kleine Bronzestatue eines tanzenden Fauns im Atrium gab dem Haus seinen heutigen Namen.

Das prachtvolle Doppelatriumhaus entstand in samnitischer Zeit Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. durch die Zusammenlegung mehrerer älterer Wohnhäuser und ist architektonisch ungewöhnlich, denn es besitzt neben zwei Atrien, zwei Peristylgärten und vier Triklinien sogar ein eigenes Privatbad.

Es ist mit einer Fläche von fast 2950 Quadratmetern das größte Privathaus der Stadt und gehörte einer reichen Familie, möglicherweise der Gens Satrii. Diese ließ sich das Haus so einiges kosten, denn es war mit einigen der schönsten in Pompeji gefundenen Bodenmosaike, dekorativen Wandmalereien und geometrisch angeordneten Peristylgärten ausgestattet. Es und wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und mit neuen Malereien und Mosaiken ergänzt.

Die beiden Haupteingänge liegen im Süden an der heutigen Via della Fortuna, wo sich zur Straße hin einige Ladengeschäfte befinden. Der linke Eingang, vor dem im Boden das Wort HAVE (Sei gegrüßt!) eingelegt ist, führt dabei in das größere, tuskische Atrium mit Marmorwasserbecken (impluvium). Daran grenzen mehrere Schlafzimmer (cubiculum), zwei Speiseräume (triclinium) und weitere Zimmer (oecus) an, während gegenüber dem Eingang ein Empfangszimmer (tablinum) liegt.

Der rechte Eingang führt in das zweite Atrium, über dessen zentralem Wasserbecken sich ein Tetrastyl erhebt und das ebenfalls von mehreren Zimmern umgeben ist. Dieser Teil des Hauses, vermutlich der Wirtschaftsbereich, war über einen Durchgang mit dem anderen Atrium verbunden, ein Korridor im Norden führte zum hinteren Bereich des Hauses. Hier lagen links das kleinere, mit 28 Stucksäulen umgebene Peristyl und rechts Wirtschaftsräume, die Küche und das mit Tepidarium und Caldarium ausgestattete Privatbad. Nördlich davon lagen Schlaf- und Wohnräume und eine Exedra mit dem berühmten „Alexander-Mosaik“, die von zwei Sommer-Speisezimmern flankiert wurde.

Der nördliche Teil des Hauses wird fast vollständig vom zweiten Peristylgarten eingenommen mit einem aus 44 Säulen bestehenden Säulengang. Am nördlichsten Ende des Anwesens, wo es auch einen Hinterausgang gab, befinden sich weitere kleine Räume für die Sklaven.

Zu den beeindruckendsten Dekorationen gehört sicher das „Alexander-Mosaik“. Dieses stellt die Schlacht bei Issos im Jahr 333 v. Chr. dar, in der der Makedone Alexander der Große den Perserkönig Dareios III. besiegt. Das etwa 5,8 x 3,10 cm große Bodenmosaik aus der Zeit zwischen 150 und 100 v. Chr. bestand aus etwa 1 Million Mosaiksteinchen und wurde 1831 bei den Ausgrabungen gefunden. Vor Ort befindet sich heute eine originalgetreue Kopie, das Original kann heute im MANN in Neapel besichtigt werden. Die Bronzestatue eines tanzenden Fauns bzw. Satyrs, eventuell eine Anspielung auf den Namen der Besitzerfamilie Satrii, im linken Atrium gab dem Haus seinen Namen. Sie steht heute als Kopie im Impluvium, während das Original ins MANN nach Neapel gebracht wurde.

Das Haus des Fauns ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa del Fauno, Regio VI/Insula 12.1-8, Via della Fortuna, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-faun

Haus der Wissenschaftler

In diesem nicht weit von den Zentralthermen entfernten Atriumhaus befindet sich im Peristylgarten ein noch gut erhaltener Mosaikbrunnen und ein weiterer ungewöhnlich kleiner Brunnen im Atrium des Hauses.

Von diesem Haus und seinem Besitzer weiß man bisher noch recht wenig, daher wird es auch oft als Casa della Fontana di Musaico (Haus des Mosaikbrunnens) bezeichnet. Da man an der Wand im Atrium ein amouröses Graffiti gefunden hat, könnte das Haus auch ein Bordell gewesen sein und wird daher auch manchmal als Casa del Lupanare Grande (Haus des großen Bordells) bezeichnet.

Vom Eingang am Vicolo dei Vettii gelangte man in das Atrium mit kleinem Wasserbecken und einem aus rosa Marmor bestehenden Tisch (cartibulum), unter dem sich ein für Pompeji bisher einzigartiger, nur 50 cm hoher Mosaikbrunnen befand.

Auf der linken Seite des Atriums lagen mehrere Schlafräume, auf der rechten unter anderem eine Küche. Dem Eingang gegenüber lag das Empfangszimmer (tablinum) und ein Peristylgarten, an den sich ein Speisezimmer (triclinium), eine Exedra und mehrere andere Zimmer anschlossen.

Besonders hübsch ist der schöne, heute noch recht gut erhaltene Mosaikbrunnen, der im hinteren Bereich des Peristylgartens zu finden ist. Der Brunnen war an den Seiten mit Pflanzen, Blumen und Vögeln bemalt, die Vorderseite und das Innere mit von Muscheln umrahmten Mosaikfeldern belegt, die Vögel und Meerestiere auf blauem Grund zeigen. Davor befand sich ein flaches Wasserbecken mit einem marmornen Springbrunnen.

Das Haus der Wissenschaftler ist momentan leider nicht für Besucher geöffnet, den Mosaikbrunnen und das Atrium kann man jedoch vom Eingang aus gut erkennen.

Lage: Casa degli Scienziati, Regio VI/Insula 14.43, Vicolo dei Vettii, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Haus des Sommertrikliniums

Das Freiluft-Triklinium dieses Hauses, das sich inmitten von Weinstöcken befand und mit dekorativen Malereien und zwei hübschen Brunnen ausgestattet war, gab diesem Haus seinen heutigen Namen. Es könnte sich hier um einen Ort gehandelt haben, an dem sich die reichen Bürger von Pompeii zu Gelagen und Gesellschaftsspielen trafen.

Der größte Teil des Anwesens bestand aus einem Garten, in dem sich inmitten eines Weinbergs ein offenes, von einer Pergola beschattetes Sommer-Triklinium befand. Neben den gemauerten Speiseliegen gab es hier zwei Brunnen mit halbrunden Nischen, die mit Muscheln, bunten Glassteinen und Fresken mit Pflanzen und Tieren dekoriert waren.

Das Haus selbst ist eher klein und schmal und hatte zwei miteinander verbundene Gebäudeteile. Hinter dem eher unscheinbaren Eingang, über dem sich ein Balkon zur Straße hin befand, lagen im vorderen Teil 4 Räume und ein kleiner Gartenhof (viridarium) entlang eines Korridors. Dieser ging am Ende in ein Peristyl über, das an zwei Seiten mit einem Portikusgang und in einer Ecke mit einem Hausaltar versehen war. Vor hier hatte man Zugang zum zweiten Gebäudeteil mit weiteren 3 Räumen und in den Garten.

Man geht – auch wegen der Nähe zum Amphitheater und zur Palästra – davon aus, dass es sich hier um ein öffentliches Triklinium einer Taverne oder Caupona handelte. Sie diente als Treffpunkt des sozialen und gesellschaftlichen Lebens, hier entspannte man sich oder vertrieb sich die Zeit während der Spielpausen in der Arena.

Das Haus des Sommertrikliniums ist momentan leider nicht für Besucher geöffnet.

Lage: Casa del Triclinio all’ aperto, Regio II/Insula 9.5, Via di Nocera, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-triclinium-outdoors-or-summer

Haus des Octavius Quartio

Das nahezu quadratische Haus macht eher den Eindruck einer Landvilla, denn das relativ kleine Atriumhaus öffnet sich Richtung Süden zu einem großen, schönen Garten mit langem, schmalem Wasserbecken, das von einer Pergola mit Weinranken beschattet wird.

Das elegante Wohnhaus aus samnitischer Zeit, das sich ursprünglich über die gesamte Nordseite der Insula erstreckte, wurde nach dem Erdbeben 62 n. Chr. umgebaut und in zwei einzelne Atriumhäuser aufgeteilt. Der Garten gehörte jedoch weiterhin zum westlichen Wohnhaus. An der zur Straße gewandten Seite wurden außerdem zwei Garküchen (caupona) eingerichtet.

Auf einer Inschrift wurde der Name Loreius Tiburtinus erwähnt, so dass das Haus zunächst unter diesem Namen bekannt war. Der tatsächliche Besitzer konnte aber später anhand eines hier gefundenen Siegelrings als Decimus Octavius Quartio identifiziert werden. Er gehörte dem Orden der Augustalen an, war aber offenbar ein Anhänger des Isiskultes bzw. hatte zumindest eine Vorliebe für Ägypten. Das lange Wasserbecken im Garten, das dem Canopenkanal im Nildelta nachempfunden ist, die Wandmalereien und die Marmorstatuen im Garten geben davon Zeugnis.

Im Atrium befand sich ein mit Pflanzen umsäumtes Impluvium, während an den beiden Seiten mehrere Wohn- und Schlafräume und eine Küche lagen, die heute in keinem sonderlich guten Zustand sind. Südlich war ein Peristylgarten angelegt, von dem man u.a. in einen ägyptisch dekorierten Oecus gelangte, der ursprünglich für ein Isisheiligtum gehalten wurde, und einen Empfangs- oder Speiseraum mit noch gut erhaltenen Fresken mit Szenen aus dem Trojanischen Krieg.

Im Süden befindet sich eine Terrasse mit Säulengang und einem etwa 15 Meter langen Wasserkanal (euripus), der mit Statuen im griechischen und ägyptischen Stil gesäumt war. Am östlichen Ende des Beckens lag das Sommer-Biklinium mit einer Aedikula und Fresken, die auf der rechten Seite den Selbstmord von Pryamus und Thisbe zeigen und links den in sein eigenes Spiegelbild verliebten Halbgott Narziss.  An den Fresken der westlichen Wand ist der Held Actaeon dargestellt, der die Göttin Diana beim Baden überrascht und danach, in einen Hirsch verwandelt, von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird.

Vor dem Wasserbecken liegt ein Tetrastyl-Pavillion und darunter eine höhlenartige Nische mit Marmorbrunnen und mythologischen Fresken. Hier beginnt im 90-Grad-Winkel zum oberen Euripus ein auf einer etwas tiefer gelegenen Ebene liegender weiterer Wasserkanal, der sich etwa 50 Meter bis zum Ende des Gartens erstreckt. Er ist dabei von mehreren Becken mit Wasserspielen und Springbrunnen unterbrochen und war von einer mit Wein berankten Pergola beschattet.

Das Haus wurde bereits 1918 bis 1921 in Teilen ausgegraben und nochmals 1933 bis 1935. Der heutige Zugang liegt im Süden am ehemaligen Eingang in den Garten und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa di Ottavio Quartione, Regio II/Insula 2.2, Via di Castricio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-octavius-quartio

Haus der Julia Felix

Die Villa lag in der Nähe des Amphitheaters und war eine Mischung aus einem repräsentativen Wohnhaus, einer Landvilla und einem Mietshaus. Der große Peristylgarten mit Wasserkanal und Wasserspielen gehört wohl zu den schönsten Lustgärten der Stadt.

Die Villa der Julia Felix, das größte Anwesen von Pompeii, nahm etwa ein Drittel eines knapp 5800 Quadratmeter großen Grundstücks ein, das Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. aus ursprünglich zwei Wohnblocks zu einem großen zusammengelegt wurde. Das Atriumhaus mit 75 Räumen besaß eine private Badeanlage mit großem Außenschwimmbecken, außerdem einen Nutzgarten und einen großen Park, so dass die Villa eher als städtischer Gutshof (praedium urbanum) anzusehen ist.

Wie eine Inschrift auf der Fassade am Eingang zu den Bädern verrät, vermietete Julia Felix, die Besitzerin des eleganten Anwesens und Tochter des Spurius, die Ladengeschäfte und die Wohnungen im Obergeschoss ihrer Villa und öffnete ihre Badeanlage auch für Besucher. Vielleicht eine Folge des Erdbebens von 62 n. Chr., bei dem viele Bewohner von Pompeii ihre Unterkunft verloren hatten.

Die 4 Bereiche des Anwesens besitzen jeweils eigene Eingänge. An der Via dell’Abbondanza im Norden lag der Zugang zum Atriumhaus und der Zugang zu den Bädern. Außerdem gab es hier auch mehrere Ladengeschäfte und ein Thermopolium. Im Osten am Vicolo dell’Anfiteatro gelangte man in den Garten und die Ställe. Den Gemüsegarten konnte man im Süden an der Via di Castricio betreten und an der Vicolo di Guilia Felice im Westen lagen die Nebeneingänge zum südlichen Atriumhaus.

Die ungewöhnlich schmale Villa war etwa 65 Meter lang und nur 10 Meter breit. Dabei lagen die Räume wie Perlen an den langen, mit Säulen versehenen Wandelgangs (ambulatorium) gereiht, während sich an den Enden des Ganges jeweils ein Atrium befand. Im Zentrum der Zimmerflucht lag ein Sommertriklinium mit Liegesofas und Wänden aus Marmor und Wasserkaskaden und Nischen in der hinteren Wand. Der Raum öffnete sich nach vorne komplett zum Säulengang und gegenüber lag der große Garten mit langem, schmalem Wasserbecken (euripos), das von Skulpturen gesäumt war.

An das südliche Atrium schlossen sich ein Empfangszimmer (tablinum), ein kleines Speisezimmer mit 2 Liegen (biclinium), eine Küche und weitere Zimmer an. Die Räume der Villa waren üppig mit Fresken im 4. pompejanischen Stil geschmückt, d.h. mit farbigen Feldern in Rot, Gelb oder Blau, in deren Mitte sich Landschaftsbilder, Stillleben oder Figuren befanden.

Neben dem Eingang der Villa lag die Heizung (praefurnium) der Bäder, daneben ein Laden und danach der von einem Giebel gekrönte Zugang zum Badekomplex. Über den offenen Hof gelangte man in die Umkleide (apodyterium), die gleichzeitig als Kaltbad (frigidarium) fungierte und ein kleines Kaltwasserbecken besaß, und in das Laubad (tepidarium). Danach besuchte man entweder das Schwitzbad (laconium) oder das Warmbad (caldarium). Im Osten gelange man in den Garten mit dem etwa 8,5 x 4,5 Meter großen Schwimmbecken (natatio) und den Latrinen.

Neben den Bädern lag zudem ein Thermopolium mit direktem Zugang zu den Bädern und einem angeschlossenen Speiseraum. Auf dem restlichen Gelände befanden sich ein großer Obst- und Gemüsegarten und mehrere Nebengebäude, die vermutlich als Stallungen dienten.

Das Haus der Julia Felix wurde Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt, von 1933 bis 1934 ausgegraben und zwischen 1951 bis 1952 restauriert. Es gehörte zu den ersten Gebäuden von Pompeii, die ausgegraben wurden und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Praedia di Giulia Felice, Regio II/Insula 4.1-12, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/praedia-of-giulia-felice

Große Palästra von Pompeji

Die Palästra stammt aus augustäischer Zeit und ermöglichte den jungen Männern der Stadt, sich körperlich aber auch geistig zu ertüchtigen und sich in Wettkämpfen und sportlichen Aktivitäten zu messen. Mit einer Fläche von etwa 1,5 Hektar nimmt sie von allen Bauten in Pompeii die größte Fläche ein.

Die Große Palästra wurde Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Augustus direkt neben dem Amphitheater gebaut. Dieser hatte verfügt, dass sich die jungen Männer der Stadt in Vereinen (collegia iuvenum) organisieren mussten, um sich körperlich und moralisch zu ertüchtigen.

Hinter einer etwa 4 Meter hohen, mit Zinnen gekrönten Mauer, die insgesamt 10 Eingänge besaß, lag ein etwa 107 x 141 Meter großer Platz, in dem sportliche Aktivitäten wie Ringen, Ballspiele und Wettkämpfe stattfanden. Das Gelände war an 3 Seiten von Kolonnaden mit insgesamt 118 Säulen umgeben. Eine doppelte Reihe mit Platanen, deren Wurzelstöcke bei den Ausgrabungen lokalisiert werden konnten, spendete zusätzlichen Schatten.

In der Mitte des Geländes befand sich ein 22 x 35 Meter großes Schwimmbecken (natatio) und im Süden waren verschiedene Räume und eine große Latrine angebaut, die sowohl von der Palästra aus als auch von außen zugänglich war und ihr Wasser vom Überlauf des Schwimmbeckens bezog. Im Westen, wo sich an der Via di Nocera der Haupteingang befand, gab es einen Altar für den Kaiserkult und Siegerehrungen.

Die Wände in den Kolonnaden waren mit Malereien im 3. pompejanischen Stil bemalt, von denen heute nicht mehr viel übriggeblieben ist. Die Außenwände der Palästra wurden in der Antike gerne genutzt, um Wahlaufrufe oder Graffiti anzubringen.

Die Palästra wurde durch das Erdbeben 62 n. Chr. stark beschädigt und befand sich zur Zeit des Vesuvausbruchs noch im Wiederaufbau. Das Gebäude wurde 1814 entdeckt und zwischen 1935 und 1939 ausgegraben. Dabei fand man mehrere Opfer, die in den Kolonnaden der Palästra und im Latrinengebäude vergeblich Schutz vor den Vulkanmassen gesucht hatten.

In den Kolonnaden ist heute die Dauerausstellung VENUSTAS untergebracht, die Fresken aus dem Triclinium der Villa Romana in Murecine (etwa 600 Meter südlich an der antiken Mündung des Sarno ins Meer gelegen) zeigt. Die Palästra ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Palestra Grande, Regio II/Insula 7, Piazzale Anfiteatro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/large-palaestra

Amphitheater von Pompeji

Das Amphitheater von Pompeii ist das älteste bisher bekannte der römischen Welt und fasste mehr Besucher als die Stadt Einwohner hatte. Im Jahr 59 n. Chr. war es Schauplatz einer Massenschlägerei zwischen Pompejanern und Einwohner der Nachbarstadt Nocera, was den römischen Senat daraufhin veranlasste, das Amphitheater zur Strafe für 10 Jahre zu schließen.

Das Amphitheater von Pompeii wurde laut einer Inschrift 75 bis 70 v. Chr., also nur wenige Jahre nachdem Pompeii römische Kolonie wurde, von den beiden Duumviren Caius Quinctius Valgus und Marcus Portius zusammen mit dem Odeion erbaut und bot Platz für 12.000 bis 20.000 Zuschauer, die das Spektakel in der Arena auf den 3 Rängen (ima, media und summa cavea) verfolgen konnten. Die ovale Arena war etwa 34 x 67 Meter groß, während die Außenmaße etwa 103 x 135 Meter betrugen.

Es handelt sich um das älteste, bisher bekannte Amphitheater (damals noch spectacula genannt) seiner Art und wurde rund 150 Jahre vor dem Amphitheater in Rom erbaut. Nach Beschädigungen durch das Erdbeben 62 n. Chr., wurde es laut einer Inschrift von C. Cuspius Pansa und seinem gleichnamigen Sohn wieder instandgesetzt.

Da es hier in der Nordostecke der Stadt keine natürliche Senke gab, wurden die Arena und die unteren Ränge etwa 6 Meter in den Boden vertieft. Mit dem Aushub schüttete man dann die oberen Ränge auf und stützte diese anschließend mit einer Umfassungsmauer mit Blendarkaden ab.

Die 4 Außentreppen führten zu den oberen Rängen, die unteren erreichte man durch 2 Eingänge in den Arkaden und einen unterirdischen Korridor. Die Gladiatoren jedoch zogen durch das Tor an der Nordwestseite (porta triumphalis) in die Arena ein, während die Toten und Besiegten durch das Tor an der Südwestseite, das heute den Zugang in das Innere bildet, abtransportiert wurden (porta libitinensis). Wegen der direkt angrenzenden Stadtmauer hatte dieser Zugang einen 90°-Knick. Über einen schmalen Gang an der Westseite wurden wilde Tiere direkt in die Arena gebracht.

Die Ränge waren jeweils in Sektoren (cunei) aufgeteilt und der unterste Rang von der Arena mit einer 2,50 Meter hohen Brüstung getrennt, die mit Kampfszenen bemalt war. Hier waren sowohl Gladiatoren mit ihrer typischen Ausrüstung als auch kämpfende Tiere zu sehen. Eine große Loge für die Magistraten der Stadt befand sich direkt gegenüber dem westlichen Zugang.

In den ersten Jahren bestanden die Sitzplätze des Theaters noch aus Holz, wurden dann aber schon bald aus Stein errichtet. Während der Kaiserzeit wurde ein 4. Rang aus Holz (summa cavea in ligneis) auf die oberste Reihe aufgesetzt. Eine an Holzmasten abgespannte Segeltuchmarkise (vela) schützte die Besucher vor der Sonne oder vor Regen.

Das Amphitheater wurde bereits Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und zwischen 1813 und 1814 vollständig ausgegraben. Die Außenfassade und die Arena sind noch gut erhalten, die Sitzreihen allerdings sind in keinem sonderlich guten Zustand. Das Amphitheater ist jederzeit frei zugänglich und beherbergt in den unterirdischen Gängen seit 2017 eine Gladiatorenausstellung.

Lage: Anfiteatro di Pompei, Regio II/Insula 6, Piazzale Anfiteatro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/amphitheater

Haus des Menander

Das zu den größten Anwesen der Stadt zählende Haus gehörte einer äußerst wohlhabenden Familie, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit Kaiser Nero verwandt war. Es war rund um einen großen Peristylhof in mehrere Bereiche aufgeteilt und hatte sogar ein privates Bad.

Das gut 1800 Quadratmeter große Haus mit über 80 Räumen nahm den Großteil eines Wohnblocks ein, der nicht weit vom Theaterbezirk entfernt lag. Der Fund eines Siegelringes deutet darauf hin, dass das Haus Quintus Poppaeus Sabinus gehörte, einem Ädilen und Verwandten von Poppea Sabina, der zweiten Frau von Kaiser Nero. Das Haus erhielt seinen heutigen Namen von einem Fresko im Peristyl, das den griechischen Dramatiker Menander darstellt.

Das Haus wurde im Laufe der Zeit immer wieder modernisiert und umgebaut und auch zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs waren Renovierungsarbeiten im Gange. Der größte Teil der Fresken stammt aus spät-pompejanischer Zeit, es finden sich aber auch noch Reste früherer Dekorationen.

Der älteste, im Norden gelegene Teil des um 250 v. Chr. erbauten, typisch samnitischen Hauses gruppiert sich um ein zentrales Atrium mit Marmorwasserbecken. Auf den Wänden im 4. pompejanischen Stil sind im oberen Bereich Architekturszenen dargestellt, in den roten Feldern in der Mitte Medaillons mit Theatermasken und im unteren Segment Vögel.

Mehrere Wohn- und Schlafräume, ein Empfangsraum (tablinum) und ein Speiseraum (triclinium), verteilen sich rund um das Atrium. In einer Ecke befindet sich ein Götterschrein (lararium) in Form eines Tempelchens, daneben führt eine Treppe ins Obergeschoss. Ein Nebenflügel (ala) zeigt gut erhaltene Szenen aus dem Trojanischen Krieg. Auf dem Bodenmosaik eines Wohnzimmers (oecus) sind Pygmäen in einem Boot auf dem Nil zu sehen und an den Wänden mythologische Motive.

Etwa während der Regierungszeit von Kaiser Augustus wurden einige Nachbargebäude abgerissen, um das Wohnhaus Richtung Süden zu erweitern. Den zentralen Bereich des Hauses bildete nun der Peristylhof, der an 4 Seiten von einem Portikus mit 23 Säulen umgeben war und alle Bereiche des Hauses miteinander verband. In seiner Mitte lag innerhalb einer mit Pflanzen und Tieren bemalten Brüstung (pluteus) ein Garten mit einem gemauerten Wasserbecken mit Springbrunnen.

Die Nischen und Exedren an der westlichen Rückwand des Peristyls zeigen unterschiedliche Themen: eine Nische dient als Altar für die Hausgötter, in einer weiteren, halbrunden Exedra ist Venus in einem Tempel abgebildet. Die nächste Nische zeigt neben Theatermasken ein Gemälde des Dichters Menander mit einer Papyrusrolle und eines von Euripides, während auf der Wandmalerei einer weiteren Exedra der Held Actaeon die Göttin Diana im Bad überrascht.

Westlich des Peristyls gelangte man direkt das Atrium des Badetraktes, das mit einem kleinen, mosaikverzierten Impluvium mit Säulen ausgestattet war. Von hier ging man weiter ins Laubad (tepidarium), das auch als Umkleide (apodyterium) diente, und danach ins von einer gewölbten Stuckdecke überspannte Warmbad (caldarium). Dieses besaß einen schön gestalteten Mosaikboden mit nubischen Schwimmern und maritimen Motiven und hatte mit Amoretten und Figuren bemalte Wände. Außerdem stand in der halbrunden Apsis wohl ein Labrum und in der Nische eine Wanne.

Die Küche, an die ein Lagerraum und eine Latrine anschlossen, erreichte man über einen langen Gang nördlich des Badebereichs. Zwischen Küchen- und Badebereich gab es einen Garten, unter dem der Heizraum (praefurnium) für die Bäder und mehrere Lagerräume lagen. Hier fanden Archäologen eine Holzkiste mit Schmuck, Münzen und etwa 115 Silberobjekten, die bei feierlichen Banketten genutzt wurden. Dabei handelte es sich größtenteils um Servierschalen, Teller, Weinbecher und Silberlöffel mit einem Gesamtgewicht von über 20 Kilogramm, die heute im Nationalmuseum (MANN) in Neapel zu sehen sind.

Östlich des Peristyls befand sich ein weiteres großes Triklinium, hinter dem der Wirtschaftstrakt lag. Hier waren die Wohnung des Verwalters (prokurator), die Sklavenquartiere, Ställe (scuderia) und mehrere Lagerräume für Olivenöl und Wein, die auch über die Nebeneingänge zugänglich waren.

Das Haus des Menander (auch Haus des Silberschatzes genannt) wurde zwischen 1926 und 1932 ausgegraben und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks für Besucher geöffnet.

Lage: Casa del Menandro, Regio I/Insula 10.4, Vicolo del Menandro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-menander

Haus der Ceii

Das kleine Atriumhaus war der Wohnsitz der Familie der Ceii, einer der alteingesessenen Familien von Pompeii, die hier bereits seit samnitischer Zeit politische Ämter besetzte. Die Fresken einer Jagdszene im Garten und von Landschaften mit ägyptischem Bezug gehören zu den eindrucksvollsten und schönsten von Pompeii.

Das Atriumhaus aus der späten samnitischen Zeit (2. Jahrhundert v. Chr.) gehört mit knap 280 Quadratmetern Fläche zu den kleineren, aber nicht minder prunkvollen Patrizierhäusern der Stadt und wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Den Namen des letzten Besitzers, der Magistrat Lucius Ceius Secundus, fand man auf einer Wahlinschrift an der Fassade des Hauses.

Die nach außen hin eher schnörkellose und strenge Fassade steht im Gegensatz zu dem, was einen dahinter erwartet, denn das Innere des Hauses ist mit dekorativen Bodenmosaiken und aufwendigen Wandmalereien geschmückt, die heute noch erstaunlich gut erhalten sind.

Über den Eingangskorridor gelangte man direkt in das große Atrium mit dem zentralen Wasserbecken (impluvium) und einem von 4 Säulen gestützten offenen Dach (compluvium). Rechts und links vom Eingang befanden sich eine Küche mit Latrine und ein Schlafzimmer, an der linken Seite des Atriums führten Treppen ins Obergeschoss.

Dem Eingang gegenüber lagen ein Empfangszimmer (tablinum) und ein Speisezimmer (triclinium), zwischen denen ein Korridor in den hinteren Bereich des Hauses führte. Hier gab es, von einem Wandelgang (ambulatorium) aus zugänglich, weitere Schlaf- und Wohnzimmer und einen großen Garten (viridarium).

Die Räume des Hauses sind größtenteils im 3. pompejanischen Stil dekoriert, wobei die Wände im unteren Bereich aus roten und schwarzen Feldern bestehen, die mit kleinen Vignetten und mythologischen Szenen geschmückt sind. Im oberen Bereich der Fresken findet man meist Architekturmotive auf weißem Grund.

Die aufwendigsten und schönsten Fresken haben sich jedoch im Garten erhalten: hier ist an der hinteren Wand eine antike Jagdszene dargestellt, in der Hirsche, Widder und ein Stier von Raubkatzen, Wölfen und einem wilden Eber gehetzt werden. An den Seitenwänden befinden sich neben exotischen Pflanzen und Tieren unter anderem Darstellungen von ägyptischen Landschaften mit Krokodilen, Nilpferden und Pygmäen.

Das Haus der Ceii (manchmal auch als „Haus von L. Ceius Secundus und Fabia Prima“, „Haus der Jagd“ oder „Haus der großen ägyptischen Landschaft“ bezeichnet) wurde um 1913 ausgegraben und ist derzeit nicht für Besucher geöffnet.

Lage: Casa dei Ceii, Regio I/Insula 6.15, Vicolo del Menandro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-ceii

Stephanus-Fullonica

Die Wäscherei des Stephanus war ursprünglich ein großes Wohnhaus, das zu einer Großwäscherei umgebaut wurde. Hier wurden die Wäschestücke in vergorenem Urin eingeweicht, dann gestampft, gewaschen und getrocknet oder neu gewebte Stoffe entfettet – trotz des wohl unvermeidlichen Gestanks ein offenbar recht einträgliches Geschäft.

Die zentral gelegene Großwäscherei, die noch außergewöhnlich gut erhalten ist, wurde in den späten Jahren von Pompeii in einem ehemaligen Wohnhaus eingerichtet und ab 1912 ausgegraben. Auf den Namen des Besitzers, Stephanus, weist eine Inschrift mit Wahlempfehlungen auf der Fassade hin.

In der Stephanus-Fullonica sorgten die Tuchwalker (fullones) nicht nur für saubere Togen und Tuniken der Bewohner und entfernten das Wollfett aus neu gewebten Stoffen, sondern kümmerten sich nebenbei auch für die Entsorgung des Urins von Mensch und Tier. Dies scheint ein äußerst einträgliches Geschäft gewesen zu sein: Kaiser Vespasian führte sogar eine „Latrinensteuer“ ein, um getreu dem Motto „Geld stinkt nicht“ (pecunia non olet) seine leeren Staatskassen aufzufüllen.

Der Urin wurde dazu in Amphoren gesammelt, die an vielen Häuserecken aufgestellt waren. Nach der Vergärung wurde die Wäsche in großen Steinwannen zunächst in der ammoniakhaltigen Flüssigkeit eingeweicht und danach mit bloßen Füßen gestampft. Nach dem Spülen mit sauberem Wasser wurde sie dann in einer Presse geglättet oder auf der Terrasse zum Trocknen aufgehängt.

Neben dem Eingangsbereich, in dem man bei den Ausgrabungen die Reste einer Spindelpresse (torcular) zum Glätten von Stoffen fand, lag das Büro, in dem man seine Wäsche abgab und wieder abholte. Die Wände dieses Raums sind im unteren Bereich mit kleinen Figuren auf roten Paneelen geschmückt, im oberen Bereich sind Vögel und Architekturmotive auf weißem Grund zu sehen.

Im anschließenden großen Atrium wurde das Impluvium durch eine große Waschwanne ersetzt, die wie auch die Wände mit Vogelmotiven auf rotem Grund verziert war. Hier wurden empfindlichere oder nur wenig verschmutzte Stücke gewaschen.

Neben dem Atrium lagen ein ehemaliges Wohnzimmer (oecus), dessen Wände ebenfalls mit Fresken bemalt waren. Im Süden lagen ein Nebenraum und ein Empfangsraum (tablinum). Hier wurden die Stoffe gebürstet, gebleicht, gefärbt oder ausgebessert.

Ein Korridor führte in den hinteren Bereich des Hauses in einen Peristylhof mit Garten, der Zugang zu den restlichen Räumen des Hauses bot. Hier lag das ehemalige Speisezimmer (triclinium) und am hinteren Ende die eigentlichen Reinigungsbereiche. Hier gab es 5 kleinere, ovale Becken, in denen die Wäsche von Sklaven mit bloßen Füßen gestampft wurde, und 3 große, miteinander verbundene Becken (lacunae), in denen die Stoffe anschließend saubergespült und im Garten aufgehängt wurden. In einem Nebenraum lagerten Amphoren mit Urin und Reinigungsmitteln, es gab außerdem eine Küche und eine Latrine.

Die noch sehr gut erhaltene Stephanus-Fullonica ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Fullonica di Stephanus, Regio I/Insula 6.7, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/fullery-of-stephanus

Haus des Paquius Proculus

Das eher schmal und unregelmäßig geformte Haus des Paquius Proculus war früher einmal deutlich größer. Es ist in einen Bereich um das Atrium und in einen Peristylbereich aufgeteilt und ist wegen seiner aufwendigen und gut erhaltenen Bodenmosaike besonders sehenswert.

Das samnitische Haus direkt an der Via dell’Abbondanza, der Hauptstraße von Pompeii, stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und schloss ursprünglich wohl auch das benachbarte „Haus des Fabius Amandus“ mit ein. Es erstreckt sich über eine Fläche von gut 750 Quadratmetern und besteht aus 44 Zimmern auf 3 Ebenen (Keller, Erdgeschoss, Obergeschoss), einem Atrium und einem Peristyl.

Die Wahlinschrift an der Hausfassade gibt vermutlich den Namen des Besitzers an: Publius Paquius Proculus. Doch auch Caius Cuspius Pansa kommt als möglicher Besitzer in Betracht, denn in dieser Inschrift wird auch dessen Name erwähnt.

Von der Hauptstraße gelangt man über einen Eingangskorridor und ein Vestibül in ein zentrales Atrium, das diesen Teil des Gebäudes beherrscht. Zu beiden Seiten dieses Korridors liegen zwei Schlafzimmer (cubiculum), die mit Fresken im 1. und 4. Stil geschmückt sind, während man am anderen Ende des Atriums in das Besucherzimmer (tablinum) mit deutlich einfacher gestalteten Böden und Wänden gelangt, neben dem eine Treppe ins obere Stockwerk führt.

Der Mosaikboden des Eingangskorridors und des Atriums, der zu den besterhaltenen und größten von ganz Pompeii gehört, ist vollständig mit kleinen schwarz-weißen Mosaiksteinchen (tessera) ausgelegt, in denen farbige Akzente gesetzt sind. Das Mosaik im Korridor zeigt neben verschiedenen Waffen einen vor einer geöffneten Türe angeketteten Hund, der symbolisch den Eingang bewachen soll. Im Atrium, in dessen Mitte sich ein Marmorwasserbecken befindet, gibt es Felder mit Tiermotiven, Fabelwesen und Menschenköpfen, die von dekorativen Bordüren eingerahmt werden. Die Wände sind mit Tiermotiven und Stilleben auf rotem und gelbem Grund gestaltet.

Hinter dem Tablinum befindet sich ein Wohnzimmer (oecus), das den Übergang in den zweiten Bereich des Hauses bildet. Dieser gruppiert sich rund um einen großen Peristylhof, der rund um einen Garten mit Marmorbecken gebaut ist. Die 4 Säulen im Zentrum des Gartens trugen dabei das Dach einer Pergola, die ein Sommertriklinum beschattete.

An drei Seiten des Peristyls befinden sich weitere Räume, darunter ein weiterer Speisesaal (triclinium) im östlichen Teil, dessen Wände mit Fresken im 4. Stil bemalt sind und ein Bodenmosaik besitzt, das eine Nilszene mit mehreren Pygmäen in einem Boot zeigt. Das Mosaik eines weiteren Raumes zeigt den betrunkenen Silenus, der auf einem störrischen Esel reitet und dem zwei Satyrn zu Hilfe kommen müssen.

Das Haus, das bereits 1911 teilweise und dann nochmal Mitte der 1920er Jahre ausgegraben wurde, ist nur von außen zu besichtigen.

Lage: Casa di Paquius Proculus, Regio I/Insula7.1, Vicolo del Paquius Proculus, 156, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-paquius-proculus

Haus des Fabius Amandius

Das zu den kleineren Anwesen an der Hauptstraße zählende Gebäude stammt aus samnitischer Zeit und war das Wohnhaus des Fabius Amandius. In dem winzigen zur Straße hin gelegenen Raum unter der Treppe war eine Textilwerkstatt oder eine Weberei untergebracht, im Obergeschoss lag eine kleine Wohnung, die einen Balkon zur Straße hin besaß.

Das schmale, langgestreckte Haus mit zwei Stockwerken stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und gehörte wohl ursprünglich zum danebengelegenen Haus des Paquius Proculus, von dem einige Räume abgetrennt und in ein separates Anwesen umgewandelt wurden.

Das Haus konnte von der Via dell‘Abondanza über zwei Eingänge betreten werden. Der rechte Eingang führte in eine kleine Werkstatt eines Webers oder Textilmachers, die im hinteren Bereich halb unter der vom Atrium ins Obergeschoss führenden Treppe lag.

Über den zentralen Eingang gelangte man durch einen Korridor zunächst in das Atrium, das im Verhältnis zu den übrigen Räumen des Wohnhauses recht großzügig geschnittenen war und ein zentrales Wasserbecken mit Springbrunnen (impluvium) besaß. Da es im Haus keinen Platz für ein eigenes Besucherzimmer (tablinum) gab, konnte der Hausherr seine Besitztümer direkt auf dem dahinterstehenden Marmortisch ausstellen. Die Wände des Atriums waren mit roten Feldern und Landschaftsporträts im vierten Stil bemalt.

Vom Atrium aus erreichte man eien großen, zur Hauptstraße hin gelegene Raum, der als Speiseraum (triclinium) diente und ebenfalls mit Malereien im vierten Stil dekoriert war. Die kleine oberhalb der Werkstatt gelegene Treppe im Nordwesten führte ins Obergeschoss, wo eine kleine Wohnung mit Balkon lag.

Im Süden des Hauses lag links ein Schlafzimmer (cubiculum) und rechts ein Garten (viridarium), der auch als Lichthof diente. Hier gab es ein kleines, erhöht liegendes Pflanzbeet mit halbkreisförmigem Wasserbecken und Springbrunnen und die Wände waren mit Pflanzenmotiven verziert. Vom Garten aus erreichte man zwei weitere Räume und eine Küche, während eine weitere Treppe ins Obergeschoss führte.

Das Haus des Fabius Amandius wurde in den 1920er-Jahren ausgegraben und ist momentan nur von außen zu besichtigen.

Lage: Casa di Fabius Amandio, Regio I/Insula 7.3, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-fabius-amandius

Haus und Thermopolium des Vetutius Placidus

Der Besitzer des Hauses, Vetutius Placidus, hatte an der Hauptstraße von Pompeii ein sicher gut gehendes Thermopolium eingerichtet, ein Lokal, in dem Getränke und einfache Gerichte verkauft wurden. Die Marmortheke mit den eingelassenen Speisebehältern und einige der außergewöhnlich schönen Fresken des Hauses sind heute noch gut erhalten.

Der Besitzer dieses rund 250 Quadratmeter großen Wohnhauses, Vetutius Placidus, betrieb im vorderen Bereich seines Hauses ein großes Thermopolium, in der neben Getränken auch kleinere Speisen angeboten wurden. Da es in den Häusern der ärmeren Einwohner der Stadt meist keine Küche gab, nahmen diese ihr Essen in der Regel auswärts ein in einem der rund 80 Speiselokale der Stadt.

In die u-förmige Marmortheke waren insgesamt 11 Tonkrüge (dolia) eingebaut, in denen Lebensmittel aufbewahrt wurden, und eine Herdstelle, in der die Speisen zubereitet wurden. Bei den Ausgrabungen fand man in einem der Krüge 1385 Münzen im Wert von mehr als 580 Sesterzen und mit einem Gesamtgewicht von etwa 3 Kilogramm! Entweder diente dieser Krug als „Kasse“ oder man wollte die Münzen hier bis zum Ende des Vulkanausbruchs sicher verwahren.

An der gegenüber dem Eingang gelegenen Wand kann man ein Lararium bewundern mit einem noch gut erhaltenen Fresko, das in ein aus Stuck geformtes Tempelrelief gemalt wurde. In der Mitte sieht man hier den Genius des Hauses, der über einem Altar ein Opfer darbringt: Daneben stehen zwei Laren und außen sind Bacchus, der Gott des Weins, und Merkur, der Gott des Handels, dargestellt. Unter diesen sind zwei Schlangen und ein weiterer Altar abgebildet.

Hinter dem Thermopolium liegt ein kleiner Raum mit mythologischen Szenen auf roten Tafeln, in dem vermutlich die Besucher ihre Mahlzeiten einnehmen konnten, und ein weiterer Wohnraum (oecus), von dessen Dekoration nur noch die Reste eines farbigen Marmorbodens mit geometrischem Muster (opus sectile) übriggeblieben sind.

Vom Oecus aus erreicht man das Atrium, das mit einem Wasserbecken (impluvium) mit kleinem Marmorpodest ausgestattet war und Zugang zu den weiteren Räumen des Hauses bot: ein Schlafzimmer (cubiculum) mit kleinen rotgeränderten Vogelszenen auf weißen Tafeln im dritten Stil, ein Empfangszimmer (tablinum), das sich über die gesamte Breite zum Atrium hin öffnet und von dem nur noch wenig der Fresken erhalten sind, und ein schmaler Gang (fauces), der zum Nebeneingang führt. Ein weiterer Korridor bietet Zugang zum hinteren Teil des Hauses mit einem Portikus, von dem aus man zum mit Fresken mit mythologischen Szenen auf roten Tafeln geschmückten Triklinium und in den Garten (viridarium) im hinteren Bereich des Hauses gelangte. Hier gab es auch ein Sommertriklinium, in dem man im Schatten einer Pergola speisen konnte.

Die meisten Fresken dieses Hauses wurden im dritten Stil gestaltet und stammen aus einer Zeit zwischen ca. 20 v. Chr. bis 50 n. Chr. Das Gebäude wurde 1912 teilweise und 1939 vollständig ausgegraben und ist momentan nur von außen zu besichtigen.

Lage: Casa e Thermopolium di Vetutius Placidus, Regio I/Insula 8.8, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-and-thermopolium-of-vetutius-placidus

Garten der Flüchtenden

Die menschlichen Tragödien, die sich während des Vulkanausbruchs von 79 n. Chr. abgespielt haben, lassen sich im Garten der Flüchtenden nur bruchstückhaft erahnen. Und dennoch zeigen die Gipsabdrücke der 13 hier aufgefundenen Leichen eindrucksvoll, welche dramatischen Qualen die Menschen auf der Flucht Richtung Meer erlitten haben müssen.

Das Anwesen, das sich im eher ländlich geprägten Südteil der Stadt in der Nähe der Porta Nocera befindet, bestand aus zwei Wohnhäusern, an die zur Straße hin eine Caupona, ein Ladengeschäft und eine Werkstatt eingerichtet waren.

Die Insula wurde aber auch landwirtschaftlich genutzt, denn zwischen den Häusern befand sich ein Gemüsegarten und hinter den Häusern war ein Weinberg angelegt, deren landwirtschaftliche Erzeugnisse so gleich direkt im Ladengeschäft oder in der Caupona verkauft werden konnten.

Im Garten, in dem auch heute wieder Wein angebaut wird, sind noch die Reste eines Sommertrikliniums zu sehen, das von einer mit einer von Weinranken bewachsenen Pergola beschattetet wurde.

Besonders interessant ist jedoch die südöstliche Ecke des Gartens, wo sich einst die Sklavenunterkünfte befanden. Hier kann man heute die Gipsabdrücke von 13 Personen betrachten, die auf der Flucht vor den Lavamassen von einer pyroklastischen Wolke erfasst wurden und durch die hohen Temperaturen und den Aschestaub einen wohl schrecklichen Tod fanden.

Unter den Toten befanden sich auch mehrere Kinder, die zusammen mit ihren Eltern aus der Stadt Richtung Meer flohen. Eine Familie bestand wohl aus den Eltern, zwei Kindern und einem Begleiter, der einen Sack auf den Schultern trug. In der anderen Gruppe war ein Mann in Begleitung einer Frau und eines Kindes und trug ebenfalls einen Sack mit den wichtigsten Besitztümern bei sich.

Die Hohlräume, die von den Körpern auf einer etwa 3,5 Meter hohen Bimssteinschicht hinterlassen wurden, wurden bei den Ausgrabungen 1961/1962 kurzerhand mit Gips ausgegossen. So konnte man die Menschen zum Zeitpunkt ihres plötzlichen Todes äußerst detailreich rekonstruieren und diese Methode auch auf Tiere, Möbel und Pflanzenreste anwenden. Die Abdrücke, die alle innerhalb der Insula an verschiedenen Stellen gefunden wurden, wurden anschließend hierher verbracht, wo man sie durch eine gläserne Überdachung geschützt jederzeit betrachten kann.

Der Garten der Geflüchteten ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Orto dei Fuggiaschi, Regio I/Insula 21.6, Vicolo dei Fuggiaschi, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/garden-of-the-fugitives

Archäologischer Park Pompeji

Die Ausgrabungen von Pompeji sind mit inzwischen rund 44 Hektar Ausgrabungsfläche die einzige archäologische Stätte weltweit, in der sämtliche Bestandteile einer römischen Stadt an einem Ort versammelt sind und die so ein vollständiges Bild einer antiken geplanten Ansiedlung zeigt.

Die antike Stadt Pompeii wurde nach mythologischer Überlieferung vom Halbgott Herakles gegründet. Viel wahrscheinlicher wurde sie aber Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. von oskischen Siedlern in der Nähe der Flussmündung des Sarno gegründet, die ursprünglich aus der Nähe des heutigen Nola kamen. Der Name stammt vermutlich aus dem Oskischen und ist vom Zahlwort pompe (= fünf) abgeleitet.

Die Stadt wuchs stetig und stand unter wechselndem Einfluss sowohl der Griechen, Etrusker als auch der Samniten, bis sie sich 290 v. Chr. zwangsweise dem römischen Reich als Bundesgenosse anschließen musste. Während der Samnitenkriege und des Bundesgenossenkrieges stand Pompeii wieder auf Seiten der Gegner Roms, unterlag dann aber im Jahr 80 v. Chr. dem römischen Feldherrn und Diktator Lucius Cornelius Sulla Felix und wurde daraufhin als Colonia Cornelia Veneria Pompeianorum endgültig dem römischen Einflussgebiet einverleibt. In den folgenden Jahrzehnten wurde Pompeii zu einer blühenden Handelsstadt und einem beliebten Sommersitz der römischen Oberschicht, die in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude und prachtvolle Villen errichteten.

Im Oktober 79 n. Chr. lebten in Pompeii etwa 9.000 Menschen auf einer Gesamtfläche von etwa 66 Hektar und an vielen Gebäuden war man gerade noch dabei, die Schäden eines schweren Erdbebens aus dem Jahr 62 n. Chr. auszubessern. Der Wiederaufbau war noch nicht völlig abgeschlossen, als die Eruption des Vulkans die gesamte Stadt unter einer dicken Schicht aus Vulkanasche und Bimsstein begrub, Dächer zum Einsturz brachte und Fluchtwege blockierte, so dass dadurch viele Menschen ums Leben kamen.

In den folgenden 1500 Jahren blieb die Stadt fast unverändert unter den Vulkanmassen verborgen und geriet immer weiter in Vergessenheit. Auch die im 16. Jahrhundert bei Kanalarbeiten entdeckten römischen Artefakte stießen zunächst auf nur mäßiges Interesse. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Stadt auf Betreiben des neapolitanischen Königshauses schrittweise systematisch ausgegraben, vor allem zur Sicherung der schönsten Stücke und Wertgegenstände für das Königshaus. Leider wurden dabei viele Wandmalereien herausgebrochen oder zerstört, landeten im königlichen Museum oder wurden an andere europäische Königshäuser verschenkt.

Erst im Lauf des 19. Jahrhunderts begannen in Pompeji wissenschaftliche Ausgrabungen, mit dem Ziel, die gefundenen Gegenstände und Fresken vor Ort zu rekonstruieren, zu konservieren und die Ausgrabung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Besonders eindrucksvoll sind dabei die damals angefertigten Gipsabgüsse von menschlichen und tierischen Opfern sowie von organischem Material.

Durch fehlende wissenschaftliche Dokumentationen, Vernachlässigung der Konservierung, das Bombardement während des 2. Weltkriegs und ein schweres Erdbeben im Jahr 1980 drohten immer mehr Gebäude in Pompeji zu verfallen oder stürzten sogar bereits ein. Das daraufhin 2014 mit Mitteln der EU ins Leben gerufene Projekt Grande Progetto Pompei konnte inzwischen dazu beitragen, viele gefährdete Gebäude in Pompeji zu stabilisieren und zu konservieren.

So kann man in Pompeji heute neben dem Forum mit seinen repräsentativen öffentlichen Gebäuden und Tempeln auch zwei Theater, ein Amphitheater und eine Reihe öffentlicher Thermen besichtigen. Außerdem gibt es eine große Zahl von prächtig ausgestatteten Wohngebäuden, viele Geschäfte, Tavernen und Bäckereien, Werkstätten und ein noch gut erhaltenes Netz von Straßen, in denen sogar noch die Trittsteine und Reste der Wasserversorgung erhalten sind. Sogar einzelne Graffiti an den Wänden sind noch heute erkennbar.

Seit 1997 gehören die Ausgrabungen von Pompeji zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata”. Zu besseren Orientierung wurde die Ausgrabung in 9 große Regionen und diese wiederum in einzelne Wohnblöcke (insulae) unterteilt und die Eingänge mit Hausnummern versehen.

Die Ausgrabungen sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet, jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos, allerdings sind dann die Besucherzahlen begrenzt. Mit der campania artecard ist der Eintrittspreis reduziert. Der Haupteingang befindet sich an der Porta Marina, weitere Eingänge liegen an der Piazza Esedra und an der Piazza Anfiteatro. An der di Villa dei Misteri befindet sich ein Ausgang, über den man die Ausgrabung aber nur verlassen kann. Am Haupteingang an der Porta Marina kann man außerdem Audioguides ausleihen und geführte Touren buchen.

Lage: Parco Archeologico di Pompei, Via Villa dei Misteri 2, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en

Straßennetz und Stadtbefestigung von Pompeji

Das noch gut erhaltene Straßennetz und die Reste der Stadtmauern und -tore geben auch heute noch einen guten Überblick über die Entwicklung und Planung der Stadt von ihrer Gründung im 6. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zerstörung durch den Vesuvausbruch.

Die Stadtbefestigungen von Pompeii wurden aufgrund der politischen Umstände im Laufe der Geschichte mehrfach verändert oder auch komplett erneuert. Die erste Stadtmauer aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. (während der Herrschaft der Etrusker) umfasste den Siedlungskern rund um das Forum, wurde dann aber bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. und in mehreren weiteren Bauphasen um weitere Siedlungsgebiete erweitert.

Als die Stadt im 2. Jahrhundert v. Chr. (in der spätsamnitischen Zeit) ihre größte Ausdehnung erreichte, wurde die komplette Mauer aus Tuffstein erneuert und im Inneren mit Erdwällen verstärkt. Trotzdem konnte Pompeji der Belagerung durch Sulla im Jahr 89 v. Chr. nicht standhalten. Die etwa 6 bis 7 Meter hohe Mauer blieb zwar erhalten, hatte aber nun eher die Funktion einer Zollmauer. Auf einer Gesamtlänge von rund 3,2 waren nun 8 Torbauten und 13 Türme eingerichtet. Beim Erdbeben von 62 n. Chr. wurde die Mauer teilweise beschädigt und war zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs noch nicht wieder vollständig ausgebessert.

Am Straßennetz kann man noch gut die Entwicklung der Stadt aus einem Siedlungskern rund um das Forum erkennen: hier verlaufen die Straßen noch unregelmäßig und folgen nicht wie bei den späteren Siedlungsphasen einem rechteckigen Planungsraster. Die heutige Via Marina, die später durch die fast 900 Meter lange Via dell’Abbondanza (Straße der Fülle) Richtung Osten verlängert wurde, bildete die von West nach Ost verlaufende Hauptstraße (Decumanus Maximus) und war von vielen Speiselokalen und Läden gesäumt. Der Cardo Maximus verlief über die heutige Via di Mercurio, die in Nord-Südrichtung das Forum durchquert.

Durch die Erweiterung der Stadt wurden mit der Via di Nola im Norden ein weiterer Decumanus und im Osten mit der Via Stabiana und der Via di Nocera weitere Cardi angelegt, die die Verbindung zu den jeweiligen Stadttoren schufen. Die heutige Einteilung der Stadt in 9 Regionen orientiert sich weitestgehend am antiken Straßennetz.

Die großen Straßen, die bis zu 7 Meter breit waren, waren mit großen Basaltsteinen gepflastert und besaßen in regelmäßigen Abständen hohe Trittsteine, auf denen man trockenen Fußes die Straße überqueren konnte. Entlang der Häuser gab es auch oft erhöhte Gehwege für die Fußgänger. Obwohl es deutlich sichtbare Radspuren gibt, wurden die Waren untertags größtenteils von Lastenträgern oder auf Lasttieren transportiert, da in Pompeii Karren wohl nur nachts erlaubt waren.

Die Stadt wurde etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. über ein über ein 26 Kilometer langes Aquädukt aus dem nordöstlich gelegenen Ort Serino versorgt, das im Norden am Vesuv-Tor in ein Wasserkastell mündete. Von dort wurde das Wasser über Bleirohre in der gesamten Stadt verteilt. An den meisten Straßenkreuzungen lagen öffentliche Brunnen. Einige Privathäuser und auch die Thermen waren jedoch direkt an das Wassernetz angeschlossen.

Lage: Decumanus Maximus, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/herculaneum-gate-and-walls

Nekropole am Herculaneum-Tor

An der Richtung Nordwesten aus der Stadt hinausführenden Ausfallstraße lag eine der größten Nekropolen von Pompeii. Bereits in den Anfängen der Ansiedlung bestattete man hier die Toten und errichtete ihnen teilweise monumentale Grabmäler.

Die hinter dem Forum beginnende Via Consulare war eine der wichtigsten Ausfallstraßen und führte durch das Herculaneum-Tor Richtung Herculaneum, Neapel und Capua. Außerhalb des Tores heißt die Straße heute bezeichnenderweise Via della Tombe, da hier in der Antike eine der größten Nekropolen von Pompeii angelegt wurde.

Die meisten der heute sichtbaren Grabmäler am Herculaneum-Tor stammen, wie auch das nach der Eroberung durch Sulla errichtete Tor selbst, aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., allerdings wurde die Nekropole schon seit den Anfängen der Ansiedlung genutzt, denn einige der Gräber stammen noch aus samnitischer Zeit.

Direkt in der Nähe des Tors lagen die Grabmäler von angesehenen Bürgern und wichtigen Persönlichkeiten der Stadt. Besonders auffällig sind dabei zwei Grabmäler mit halbkreisförmigen Sitzreihen (schola). Die Inschrift an einer der Sitzreihen besagt, dass dieses Grabmal vom Stadtrat für die öffentliche Priesterin Mamia errichtet wurde.

An der Abzweigung, die nach Nordwesten in die Vorstadt führte, lagen Läden, Werkstätten oder Ställe und – etwas zurückversetzt – einige Villen, wie beispielsweise die fast 3500 Quadratmeter große „Villa des Diomedes“, die „Villa der Mosaiksäulen“ oder die „Villa von Cicero“, die zu den ersten in Pompei ausgegrabenen Gebäuden gehören.

Die Villa des Diomedes ist für Besucher geöffnet und kann während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks besichtigt werden.

Lage: Necropoli di Porta Ercolano, Suburba, Via delle Tombe (auch Via dei Sepolcri), Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/necropolis-of-the-herculaneum-gate

Villa der Mysterien

Die Fresken in der Villa der Mysterien gehören wohl zu den beeindruckendsten und besterhaltenen Wandmalereien der Ausgrabung von Pompeii. Die mystischen Szenen, denen die Villa ihren heutigen Namen verdankt, zeigen Initiationsriten rund um den Dionysos-Kult.

Die etwa 300 Meter außerhalb der Stadtmauern gelegene Villa wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. als Vorortvilla (villa suburbana) errichtet und im 2. Jahrhundert zu einem Gebäudekomplex umgebaut, der allein im Erdgeschoss über 60 Räume besaß und eine Fläche von gut 1800 Quadratmeter umfasste. Sie diente ihrem Besitzer Istacidius sowohl als Landsitz als auch zum Anbau von Oliven und Wein.

Die Villa wurde 1809 entdeckt und 1909-1910 und 1929-1930 ausgegraben. Man fand hierbei Zerstörungen aus der Zeit des Erdbebens von 62 n. Chr., die noch nicht ganz beseitigt waren – ein Glück für die Archäologen, denn offenbar war man gerade bei der Reparatur und dem Umbau der Villa und hätte dabei sicher auch die einzigartigen Fresken im Triklinium zerstört und durch „modernere“ ersetzt.

Zu beiden Seiten des ursprünglich im Osten gelegenen Eingangs lagen Wirtschafts- und Lagerräume, ein Weinkeller, Sklavenquartiere, eine Küche mit Backöfen, ein Badetrakt (balneum), eine Latrine, ein Lararium sowie eine Kelter (torcularium), in der man bei den Ausgrabungen eine Weinpresse fand. Über einen Durchgang gelangte man in den großen zentralen Peristylhof und weiter in das Atrium im toskanischen Stil, um das sich Wohnräume (oecus), Schlafzimmer (cubiculum), ein Empfangsraum (tablinum) und ein Speisezimmer (triclinium) gruppierten. Im Westen befand sich ein Cryptoportikus und dahinter eine Terrasse mit Garten (viridarium) und Blick auf das Meer. In der im Süden an den Garten anschließenden Kolonnade befindet sich heute der Eingang zur Villa. Im Obergeschoss lagen weitere Räume, die voraussichtlich dem Verwalter (procurator) vorbehalten waren.

Die zwischen 80 und 70 v. Chr. entstandenen Fresken im Triklinium (auch „Saal der Mysterien“ genannt) wurden im für seine Architektur- und Illusionsmalerei bekannten „zweiten Stil“ gestaltet. Sie gehören zu den am besten erhaltenen und beeindruckendsten Fresken Pompeiis, wenn nicht sogar der der römischen Antike. Die insgesamt etwa 17 Meter langen und 3 Meter hohen Fresken, die um den gesamten Raum laufen, zeigen Darstellungen zu den Mysterien und Initiationsriten des griechisch-römischen Dionysos-Kultes (lat. Bacchus) und zeichnen sich durch eine außergewöhnlich lebendige und kunstvolle Gestaltung aus.

Direkt links neben der Tür ist eine sitzende Matrone abgebildet, die die Szenen des Raumes betrachtet. Auf der linken Raumseite zeigen diese die Verlesung eines Rituals der Brautmysterien, eine Schwangere mit einer Opferschale, die Vorbereitung eines rituellen Göttermahles, einen die Lyra spielenden Silenus, einen Faun, der ein Hirschkalb säugt und eine Mänade, die erschrocken einen Mantel über sich zieht.

Auf den Fresken an der Stirnseite des Raumes ist links Silenus in Begleitung von zwei Satyrn mit einer Weinschale und einer Maske in den Händen dargestellt. Daneben liegt Dionysos an seine sitzende Braut Ariadne gelehnt und auf der rechten Seite verhüllen eine Frau und eine geflügelte Gestalt einen Phallus, das Symbol für die Schöpfungskraft der Natur, mit einem Tuch.

Auf der rechten Seite des Raumes ist links die rituelle Geißelung eines über den Knien einer Frau liegenden Mädchens neben tanzenden Bacchantinnen abgebildet. Rechts neben dem Fenster wird eine Frau gerade von einer Sklavin gekämmt, vielleicht als Vorbereitung für ihre Hochzeit.

Auch das angrenzende Cubiculum ist mit Dionysosmotiven im zweiten Stil gestaltet. Die Fresken im Tablinum hingegen wurden erst später im „dritten Stil“ gemalt und zeigen Miniaturen mit ägyptischen Motiven auf schwarzem Grund.

Die Villa der Mysterien ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Villa dei Misteri, Suburba/Villa 24, Am Ende der Via delle Tombe, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/villa-of-the-mysteries

Antiquarium & Bootspavillon

Das Antiquarium, das den Besuchern die schönsten Funde von Herculaneum präsentieren sollte, wurde zwar bereits 1974 fertiggestellt, wurde aber erst nach über 44 Jahren geöffnet. Seit 2018 ist nun endlich die Eröffnungsausstellung „SplendOri“ zu sehen. Im benachbarten Bootspavillon sind die ebenfalls sehenswerten und gut erhaltenen Reste eines römischen Ruderbootes ausgestellt, das vor den Hafenspeichern gefunden wurde.

Mit dem Antiquarium von Herculaneum sollte direkt neben den Ausgrabungen ein archäologisches Museum errichtet werden, in dem die Funde von Herculaneum angemessen präsentiert werden konnten. Dazu wurde bereits 1974 ein modernistisches, V-förmiges Gebäude errichtet, das allerdings aufgrund von Missmanagement und Bürokratie und nach mehrmaligen Umbauten, erst Ende 2018 (!) eröffnet wurde.

Die Eröffnungsausstellung „SplendOri: il lusso negli ornamenti ad ercolano“ („Pracht: Der Luxus in den Ornamenten von Herculaneum“), die ursprünglich nur bis Ende September 2019 geplant war, wurde aufgrund der Corona-Pandemie verlängert und ist zwischenzeitlich dauerhaft geöffnet. Zumindest so lange, bis das als vorübergehende Lösung angesehene Antiquarium von einem geeigneten neuen Museumsbau ersetzt worden ist, der in Planung ist.

Die Ausstellungsstücke stammen alle aus den Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts und zeigen neben Funden, wie z.B. Leuchter, Glaswaren oder Haushaltsgegenständen aus den Häusern auch die Talismane, Schmuckstücke, Ringe und Geldbörsen, die die Menschen auf ihrer Flucht aus ihren Häusern bei sich gehabt hatten.

Im benachbarten Bootspavillon ist seit 2009 das verkohlte, gut 9 Meter lange und über 2 Meter breite Holzboot zu sehen, das Anfang August 1982 direkt am Strand vor den Vorstadtthermen gefunden wurde. Es war für eine Bootsbesatzung mit 3 Ruderern und einem Steuermann ausgelegt. Vor allem am Heck des Bootes ist der Bootsrahmen und seine mit Kupfernägeln befestigte doppelte Beplankung noch gut erhalten. Sogar die Reste von roter Farbe, die Gabel für das Steuerruder und die Dollen für die 3 Ruderpaare sind noch gut zu erkennen. Mit diesem Boot wollten sich Bewohner von Herculaneum wohl über das Meer retten.

Daneben sind Anker, Amphoren, Angelhaken, Bleigewichte, Schwimmer aus Kork, Nadeln zum Knüpfen von Fischernetzen oder Seilreste zu sehen. Auch sonstiges Boots- und Fischereizubehör sind ausgestellt, wie Ruderblätter, ein Bootsbug in Form einer Schlange, Seilwinden, eine Tritonmuschel zum Signalgeben und ein Weidenkorb mit einer Schleppleine, an der noch die Angelhaken befestigt waren. Viele dieser Funde wurden in den Vorstadtthermen gefunden, die offenbar zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs noch teilweise als Lager für Schiffsausrüstung genutzt wurde.

Der Bootspavillon ist nur vormittags geöffnet.

Lage: Antiquarium, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Bootshäuser

Es war eine regelrechte Sensation, als im Frühjahr 1980 bei den Ausgrabungen in den ehemaligen Bootshäusern von Herculaneum etwa 340 noch gut erhaltene menschliche Skelette gefunden wurden. Durch deren wissenschaftliche Untersuchung konnten neue Erkenntnisse über den Ablauf des Vesuvausbruchs im Jahre 79 n. Chr. gewonnen werden.

Die 12 Gewölberäume, die sich in der Antike unterhalb der Terrasse des Vorstadtbezirks befanden, wurden als Bootshäuser und Hafenspeicher genutzt und lagen einst direkt an der Küstenlinie. Durch die vom Vesuvausbruch ausgeworfenen Lavamassen wurde die Meeresküste jedoch so weit verschoben, dass sie heute gut 450 Meter weiter westlich liegt.

Nachdem der Ausbruch des Vesuvs auch Herculaneum bedrohte, flüchteten sich viele Bewohner der Stadt in die vermeintlich sicheren Bootshäuser. Die meisten von ihnen waren dabei Frauen und Kinder, die sich häufig im hinteren Bereich dicht aneinanderdrängten, um dem Stein- und Ascheregen zu entkommen. Viele der Geflüchteten hatten ihre wertvollsten Habseligkeiten, wie Schmuck und Münzen, bei sich. Doch auch die vermeintlich schützenden Steinmauern konnten ihren Tod nicht verhindern: bei Temperaturen wie in einem Backofen und im dichten Gedränge erstickten die Menschen vermutlich qualvoll.

Doch auch die Menschen, die versuchten den giftigen Gasen über das Meer zu entkommen, wurde der Ascheregen zum Verhängnis: ein Soldat und ein Ruderer kamen offenbar noch am Strand ums Leben. Ihr etwa 9 Meter langes und noch gut erhaltenes Boot wurde 1982 zusammen mit ihren sterblichen Überresten entdeckt. Das Skelett des Soldaten trug dabei noch mehrere persönliche Gegenstände wie den Soldatengürtel (cingulum militare), Kurzschwert (gladius) und Dolch (pugio), eine Tasche mit Hammer und Meißel und eine Geldbörse.

In 6 der Bootsschuppen sind die Harzabgüsse der Skelette seit 2011 wieder an ihrem Originalort zu sehen und vermitteln so ein grauenvolles, aber dennoch eindrückliches Bild der schrecklichen Ereignisse in der Antike.

Lage: Fornici, Suburba, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Vorstadtbezirk (Suburbanum)

Der Vorstadtbezirk von Herculaneum bestand aus einem öffentlichen Platz zu Ehren des Senators M. Nonius Balbus, den Vorstadtthermen und einem Sakralbezirk mit mehreren Tempeln. Über eine schmale Treppe erreichte man die Bootshäuser und Hafenlager am Strand.

Vom Cardo V führte eine Rampe hinunter zur Terrasse des M. Nonius Balbus, von der aus man zu den Vorstadtthermen und zum Sakralbezirk gelangte und unter der sich die Bootshäuser befanden. Auf dem etwa 15 x 25 Meter großen Platz wurde 32 v. Chr. vom Stadtrat ein Grabaltar zu Ehren des Senators und Prokonsuls Marcus Nonius Balbus aufgestellt, der ein großer Wohltäter der Stadt war und ihr mehrere öffentliche Gebäude gestiftet hatte. Er war auch ein Vertrauter von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus. Die vor dem Altar aufgestellte, teilweise restaurierte Statue, die Balbus in Rüstung zeigt, wurde von seinem freigelassenen Sklaven M. Nonius Volusianus errichtet.

Die Vorstadtthermen (thermae suburbanae) wurden vermutlich nur wenige Jahre vor dem Ausbruch des Vesuvs von Balbus gestiftet, der sich bei der Gelegenheit auch gleich einen Privateingang von seinem Privathaus, dem Haus des Telephos-Reliefs, zu den Thermen bauen ließ. Das quadratische Gebäude, dessen Eingang an der Balbus-Terrasse liegt, ist heute noch außergewöhnlich gut erhalten.

Vom Eingangsportal mit Halbsäulen und einem Tympanon erreichte man über eine Treppe das Vestibül, in dem vier Säulen mit Bögen ein Wasserbecken (impluvium) umgaben. In dessen Mitte befand sich eine Apollobüste und ein rundes Becken (labrum) in das Wasser sprudelte. Über das offene Dach gelangte Licht in den Raum Licht.

Das Vestibül bot Zugang zu den verschiedenen Räumen: das Personal konnte von hier in den Heizungsraum (praefurnium) und einen Servicekorridor gelangen, der Badegast erreichte über das Vestibül einen Warte- oder Ruheraum mit großen Fenstern und Blick auf die Bucht von Neapel. Weiter ging es in einen Umkleideraum (apodyterium), der auch als Kaltbaderaum (frigidarium) diente und eine große Kaltwasserwanne besaß. Im Westen schloss das Laubad (tepidarium) an, dessen Wände mit Kriegern und Amoretten aus Stuck geschmückt waren. Von dort gelangte man rechts in ein Warmbad (caldarium) mit Warmwasserbecken und einer Apsis mit einem Labrum und links in ein weiteres Caldarium mit großem Schwimmbecken, das über eine Vorrichtung im Boden, ähnlich einem Samowar, beheizt wurde. In einem runden Raum gab es ein kleines Dampfbad (laconium).

In den Sakralbezirk (area sacra) gelangte man an der Westseite der Balbus-Terrasse über einen Durchgang. Auf dem ebenfalls über den Bootshäusern gelegenen Areal lagen neben Lager- und Serviceräumen ein Venustempel und ein Tempel der 4 Gottheiten. Der Venustempel wurde durch das Erdbeben 62 n. Chr. stark beschädigt und sein Wiederaufbau offenbar von Vibidia Saturnina und ihrem Sohn A. Furius Saturninus finanziert. Ein paar Treppenstufen führen zum Pronaos und der heute rekonstruierten Cella. Auch der Tempel der 4 Gottheiten, der den Göttern Vulcanus, Neptun, Merkur und Minerva geweiht war, wurde durch das Erdbeben stark beschädigt und wieder aufgebaut. Die Reliefs der 4 Gottheiten, die aus der Zeit von Kaiser Augustus stammen und heute als Repliken wieder an ihren ursprünglichen Stellen an der Cellawand aufgestellt wurden, sind im Original im Archäologischen Museum in Neapel (MANN) zu sehen.

Lage: Terrazza di M. Nonio Balbo/Terme Suburbane/Area Sacra, Suburba, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Telephos-Reliefs

Das Haus des Telephos-Reliefs gehörte einem der wichtigsten Männer der Stadt, der sich hier ein riesiges Anwesen mit Panoramablick auf den Hafen und eigenem Zugang zu den angrenzenden Vorstadtthermen errichtet hatte.

Mit einer Fläche von mindestens 1800 Quadratmetern ist das Haus des Telephos-Reliefs das zweitgrößte Anwesen von Herculaneum und bildete ursprünglich mit dem benachbarten Haus der Edelsteine einen Komplex, der fast die gesamte Insula umfasste. Es wurde in der Regierungszeit von Kaiser Augustus zwischen 27 v. Chr. und 14 n. Chr. erbaut und gehörte vermutlich dem Prokonsul Marcus Nonius Balbus, der der Stadt auch die angrenzenden Vorstadtthermen (thermae suburbanae) gestiftet hatte.

Das 3stöckige Haus am Cardo V besaß einen unregelmäßigen Grundriss und war auf mehreren Ebenen angelegt. An der Nordseite lagen Gewerberäume, ein kleiner Garten und der Stallbereich, der einen eigenen Eingang besaß, breit genug für Karren und Lasttiere. Vom südlich davon gelegenen Haupteingang betrat man den Wohnbereich, der sich um ein Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium) gruppierte. Die Wände waren mit roten und gelben Fresken dekoriert und auf beiden Seiten trugen rot gestrichene Säulen das Dach. Dazwischen hingen Marmorscheiben (oscilla), die mit dionysischen Motiven geschmückt waren und im Wild hin- und herschwangen, um böse Geister abzuhalten.

Das Telephos-Relief, das dem Haus seinen heutigen Namen gab, wurde in einem Wohnraum des Hauses gefunden. Eine Kopie des aus dem 1. Jahrhundert nach Chr. stammenden und nach einem griechischen Original gefertigten Marmorreliefs schmückt heute die Wand des Atriums. Es stellt auf der linken Seite den trojanischen Helden Achilles vor dem Orakel von Delphi dar und auf der anderen Seite seine Begegnung mit Telephos, der als Sohn des Herkules (des legendären Gründers von Herculaneum) für die Stadt eine besondere Bedeutung hatte.

Der gegenüber dem Eingang gelegene Empfangsraum (tablinum) war mit einem schwarz-weißem Mosaikboden und gelb-roten Wandputz dekoriert. Ein Fenster gab den Blick auf den dahinter auf einer tiefergelegenen Ebene liegenden großen Peristylgarten frei. Dieser war auf allen vier Seiten von einer Säulenhalle umgeben und besaß im Zentrum ein rechteckiges Becken (piscina). Zur Meeresseite hin lagen drei reich verzierte Räume und über einen Durchgang an der Südecke des Peristyls gelangte man direkt in die Vorstadtthermen und zu einem ursprünglich vierstöckigen weiteren Gebäudeteil. Von diesem turmartigen Bau mit seiner noch gut erhalten Fassade und Räumen, die mit mehrfarbigen Marmorböden und -wänden reich ausgestattet waren, hatte man sicher einen spektakulären Blick zum Meer.

Lage: Casa del Rilievo di Telefo, Insula Orientalis I.2-3, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Palästra von Herculaneum

Der größte Teil der Palästra von Herculaneum liegt noch immer unter der dahinter hoch aufragenden vulkanischen Ascheschicht begraben. Dennoch kann man sich heute die einstige Größe und Wirkung des für Ringkämpfe und sportliche Veranstaltungen genutzten öffentlichen Platzes noch gut vorstellen.

Der gesamte Palästra-Komplex, der bisher nur teilweise ausgegraben ist, nahm mit einer Fläche von etwa 75 x 100 Metern fast die gesamte Insula Orientalis II ein, wobei allein der offene Bereich etwa 75 x 48 Meter groß war. Es handelte sich hier um einen öffentlichen Platz, der der Körperertüchtigung, aber auch der geistigen Erziehung diente und während der Regierungszeit von Kaiser Augustus errichtet wurde.

Man konnte in die Palästra über zwei Eingänge gelangen: Der Haupteingang, der mit zwei Säulen flankiert war, lag am Cardo V und führte über einen großen viereckigen Vorhof (der zunächst fälschlicherweise als Tempel der Mater Deum gedeutet wurde) zur Westecke der Palästra. Den zweiten Eingang an der Nordecke erreichte man über einen am Decumanus Maximus gelegenen öffentlichen Hallenraum (aula) und einen kurzen Durchgang.

Im Zentrum des Platzes – heute noch unter den Lavamassen begraben – lag ein gut 1 Meter tiefes, kreuzförmiges Wasserbecken, in dem man möglicherweise schwimmen konnte. Auf dem Brunnen in der Mitte befand sich die Bronzestatue einer sogenannten „Lernäischen Hydra“, eine sich um die Äste eines Baumes windende Schlange, aus deren 5 Köpfen das Wasser sprudelte. Eine Kopie dieser Statue kann man zusammen mit den Resten eines Mosaikbodens an der ursprünglichen Stelle (über einen kurzen in das vulkanische Material gehauenen Tunnel erreichbar) bewundern, das Original steht heute im Antiquarium.

Der Platz war auf 3 Seiten mit einem Portikus umgeben, während die vierte Seite im Nordosten aus einer zweigeschossigen überdachten Säulenhalle (cryptoporticus) bestand, vor dem ein weiteres Wasserbecken – vielleicht ein Fischbecken – lag. In der Mitte der nördlichen Längsseite befand sich ein Raum mit Apsis und einem Marmortischchen, der für religiöse Zeremonien oder zur Präsentation von Preisen genutzt wurde. Die Wände der Portiken waren mit Fresken dekoriert, die im 18. Jahrhundert entfernt wurden und daher heute nicht mehr vor Ort zu sehen sind. Einige davon sind jedoch in Neapel im Archäologischen Museum (MANN) zu bewundern.

Die etwa 30 Meter hohe Wand, die sich über dem bisher noch nicht freigelegten Bereich der Palästra auftürmt, verdeutlicht eindrucksvoll, wie die vulkanische Ascheschicht des Vesuvausbruchs das Gelände bis auf das heutige Straßenniveau aufgeschüttet hat.

Lage: Palestra, Insula Orientalis II.4, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Bäckerei des Sextus Patulcius Felix

Die Bäckerei des Sextus Patulcius Felix ist die größere der beiden bisher in Herculaneum gefundenen Bäckereien. Hier findet man noch die Reste der Mahlsteine und einen noch fast komplett erhaltenen Backofen.

In diesem Bereich des Cardo V lagen vor allem Läden und Werkstätten, aber auch die beiden einzigen bisher in Herculaneum ausgegrabenen Bäckereien (pistinum). Die größere dieser beiden Betriebe gehörte dem Sextus Patulcius Felix, wie ein im Obergeschoss aufgefundener Siegelring belegt.

Im Hauptraum der Bäckerei stehen noch die Reste von zwei Getreidemühlen (mola asinaria), die vermutlich von Maultieren oder Eseln, eventuell aber auch von Sklaven betrieben wurden. Sie waren typisch für die Gegend um Pompeji und bestanden aus einem kegelförmigen Bodenstein (meta), auf dem ein mit einer Hebelstange ausgestatteter und wie eine Sanduhr geformter Einfülltrichter (catullus) saß. Dieser wurde mithilfe der Stangen im Kreis gedreht und vermahlte dabei das oben eingefüllte Getreide zu Mehl. Bei den Ausgrabungen fand man hier noch zahlreiche karbonisierte Getreidekörner. Der hintere Bereich des Mühlenraums diente vermutlich als Stall für die Tiere.

Die Backstube befand sich im links vom Eingang gelegenen Gebäudeteil. Hier stand ein gemauerter Backofen, der heute noch sehr gut erhalten ist. Dahinter gab es eine Stube, in der vermutlich der Teig geknetet wurde. Hier wurden auch 25 Rundbleche aus Bronze gefunden, auf die die fertig geformten Brotfladen (placenta) gelegt wurden, um anschließend gebacken zu werden. Am Eingang zu diesem Raum, aber auch auf dem Ofen und in der Teigstube waren mehrere Phalli angebracht, die dafür sorgen sollen, dass die Backerzeugnisse nicht durch Hexerei verdorben werden konnten.

Da man in der Bäckerei keine Ladentheke gefunden hatte und auch der Platz begrenzt war, geht man davon aus, dass das Brot hier nur gebacken wurde, vermutlich aber in einem eigenen Laden verkauft wurde. Für die Bäckerfamilie jedoch gab es im oberen Teil des Hauses eine Wohnung.

Der links der Bäckerei gelegene Weinladen (taberna vinaria) könnte laut einer Aufschrift auf einer hier gefundenen Weinamphore dem M. Livius Alcimus gehört haben.  Hier sind noch die karbonisierten Reste des Gestells zu sehen, auf dem die Amphoren gelagert wurden. In einer muschelförmigen Nische auf der linken Seite befand sich ein mit Stuck verziertes Lararium, über dem Fresken von Bacchus, Merkur und Herkules angebracht waren.

Lage: Pistrinum di Sextus Patulcius Felix, Insula Orientalis II.8, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Tavernenviertel am Cardo V

Die Kreuzung von Cardo V und Decumanus Inferiore war wohl das Tavernenviertel von Herculaneum, denn es gab hier mit der Großen Taverne, der Vasaria-Taverne und der Priapus-Taverne gleich 3 Läden, in denen man Essen und Getränke erhalten konnte.

Die Bewohner römischer Städte nahmen ihr Mittagessen meistens außer Haus ein, da sie in ihren Wohnungen oft keine Kochmöglichkeiten hatten. Daher gab es in den Städten eine große Anzahl an Weinschänken (taberna vinaria), Garküchen (thermopolium), Gastwirtschaften (caupona) und Imbisslokalen (popina), in denen man sich für wenig Geld verpflegen konnte.

In den Lokalen bekam man neben Wein meist schlichte Speisen, wie z.B. Eintöpfe mit Gemüse und Hülsenfrüchten, einfache Fleischgerichte, Würste oder Schinken und Gemüsegerichte, aber auch kalte Speisen wie z.B. Käsecreme (moretum), Oliven, eingelegtes Gemüse, Feigen, Nüsse und Brot. Als Getränk wurde dazu meist mit Wasser verdünnter Tresterwein (lora), Essigwasser (posca) oder Gewürzwein (vinum conditum) serviert.

Die Lokale waren üblicherweise zur Straße hin offen und besaßen einen gemauerten Tresen mit darin eingelassenen großen Tongefäßen (dolia), die die angebotenen Waren enthielten. Die warmen Gerichte wurden auf einer danebengelegenen gemauerten Herdstelle zubereitet. Stammgäste konnten an einfachen Tischen im hinteren Bereich des Lokals Platz nehmen, vor manchen Lokalen gab es auch gemauerte Bänke, die meisten Besucher aßen ihr Essen aber im Stehen oder nahmen es einfach für unterwegs mit.

Die Große Taverne war sowohl zum Decumanus Inferiore als auch zum Cardo V hin offen und gehörte sicher dem Hauseigentümer, denn sie besaß im hinteren Teil einen direkten Zugang zum Wohnhaus. In den u-förmigen, mit Marmor verkleideten Tresen waren 8 Tongefäße (dolia) eingelassen, auf einem treppenförmigen Regal war Platz für Serviergefäße und Becher. Unter dem Graffito eines Schiffs in einem der Hinterzimmer befindet sich ein frauenfeindlicher griechischer Sinnspruch, der übersetzt lautet: Diogenes, der Zyniker, erblickte eine Frau, die von einem Fluss weggerissen wurde, und rief: „Lass ein Unheil von einem anderen beseitigt werden“.

An der Außenseite des gleichen Wohnhauses, aber ohne direkten Zugang zu diesem, lag die Vasaria-Taverne. Sie bestand aus einem einzigen Raum und war wohl eher eine Weinhandlung oder ein Verkaufsladen für Amphoren (taberna vasaria). Auf einem auf halber Höhe eingezogenen hölzernen Zwischenboden (pergola) befand sich ein Wohnraum. An den seitlichen Wänden waren Regale eingelassen und an der Rückwand lagen hinter einer Trennwand eine Latrine und ein Lagerraum.

Die am Cardo V gelegene Priapus-Taverne verdankt ihren Namen einem Fresko mit dem Fruchtbarkeitsgott Priapus, das hinter dem Tresen angebracht war und den bösen Blick abwehren sollte. In einem halb in den Boden eingegrabenen Tongefäß im Verkaufsraum wurden bei den Ausgrabungen noch Walnüsse gefunden und neben dem Tresen gab es eine kleine in den Boden eingelassene Vorratsgrube. Auf den Sitzbänken des kleinen Hinterzimmers konnte man seine Speisen verzehren. Ein Durchgang verband das Lokal mit dem Wohnhaus des Besitzers.

Weitere Tavernen findet man beispielsweise auch am Decumanus Maximus neben dem Sitz der Augustalen und an der Ecke Decumanus Maximus/Cardo IV.

Lage: Grande Taberna, Taberna Vasaria & Taberna di Priapo, Insula IV.14-17, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus der Hirsche

Ein Stempel in einem verkohlten Brotlaib, der bei den Ausgrabungen im Haus der Hirsche gefunden wurde, gibt Aufschluss über den möglichen Besitzer dieses ausgesprochen luxuriös eingerichteten Hauses, das in bester Lage direkt am Meer lag.

Das Haus der Hirsche, das bisher größte in Herculaneum ausgegrabene Privathaus, nimmt mit knapp 1200 Quadratmetern Fläche ein gutes Viertel der Insula IV ein. Es wurde während der Regierung von Kaiser Claudius oder von Kaiser Nero Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut, d.h. nur wenige Jahrzehnte vor dem Vesuvausbruch, und besaß mehr als 15 Räume, die größtenteils mit exquisiten Mosaikböden und aufwendigen Wandmalereien geschmückt waren.

Der Besitzer gehörte wohl dem Stadtrat an und muss ein sehr reicher Mann gewesen sein. Wir kennen sogar seinen Namen: Quintus Granius Verus, denn ein hier gefundener, karbonisierter Brotlaib war mit „Eigentum des Celer, Sklave des Q. Granius Verus“ gestempelt. Celer war wohl der erst kürzlich freigelassene Koch des Hausherrn, der sich voller Stolz auf dem Brotlaib verewigt hatte.

Vom Eingang am Cardo V. gelangte man über einen Korridor in das überdachte Atrium, von dem eine Treppe zu einer Galerie im Obergeschoss und zu den Gesinderäumen führte. Über einen langen Korridor erreichte man die restlichen Räume des Hauses, die sich um den großen, opulent bemalten Speisesaal (triclinium) im Zentrum gruppierten und aus einem Empfangsraum (tablinum), einer Küche, Lagerräumen, einem kleinen Privatbad und mehreren Schlafräumen (cubiculum) bestanden.

Mehrere Durchgänge öffneten sich vom Wohnbereich in den südlich gelegenen zentralen Garten. Der mittlere Durchgang am Triklinium war dabei mit einem großen Portal versehen, auf dessen Giebel ein Mosaik den Meeresgott Oceanus und auf Seepferchen reitende Amoretten darstellte.

Der riesige Peristylgarten, der zu den schönsten in Herculaneum gehört, war auf allen 4 Seiten mit einem überdachten Portikus (cryptoporticus) umgeben, der einen mit schwarz-weißen belegten Mosaikboden besaß. Fenster erlaubten den Blick in den Garten und die Wände waren mit 60 kleinen und außergewöhnlich detailreich gestalteten Tafeln dekoriert, auf denen Szenen mit Amoretten oder Stilleben dargestellt waren. Die meisten wurden jedoch im 18. Jahrhundert entfernt und man findet heute viele davon im Nationalmuseum in Neapel (MANN).

An der Südseite des Gartens, gegenüber dem Triklinium, lag ein von zwei kleinen Räumen flankiertes Sommertriklinium (oecus cyzicenus), ein großer Raum mit bis zum Boden reichenden Fenstern, die den Gästen einen herrlichen Blick auf den Garten ermöglichten, aber auch auf die zum Meer hin gelegene Panoramaterrasse mit überdachtem Pavillon und zwei kleineren Ruheräumen (diaeta). Einige der exquisiten Marmorskulpturen, darunter eine Jagdszene mit Hirschen und Hunden, denen das Haus seinen Namen verdankt, wurden im Garten als Kopie wieder aufgestellt. Auch einen runden Marmortisch mit Beinen in Form von Raubkatzen, einen Satyr mit Weinschlauch und einen Herkules, beide offensichtlich im stark angetrunkenen Zustand, kann man heute im Garten bewundern.

Lage: Casa dei Cervi, Insula IV.21, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Mosaik-Atriums

Dieses großzügige Haus scheint einem reichen Bürger gehört zu haben, denn es besaß große, mit Fresken und Mosaiken prächtig ausgestattete Räume, einen einzigartigen dreischiffigen Empfangsraum, einen von einem Säulengang umgebenen Garten mit geradezu üppigen Maßen und eine Loggia mit Blick aufs Meer.

Da Haus des Mosaik-Atriums nimmt mit einer Fläche von ca. 1150 Quadratmetern etwa ein Viertel der direkt am Meer gelegenen Insula IV ein. Der Eingang liegt am Cardo IV und führt über einen mit Fresken bemalten Korridor in ein großes Atrium mit kleinem Marmorbecken (impluvium). Die Böden des Korridors und des Atriums sind mit einem besonders schönen und fast komplett erhaltenen schwarz-weißen Mosaik mit geometrischen Motiven und Schachbrettmuster belegt, denen das Haus seinen heutigen Namen verdankt. Die starken Verwerfungen im Boden stammen entweder vom Erdbeben 62 n. Chr. oder sind auch erst durch die Lavamassen des Vesuvausbruchs entstanden.

Rechts neben dem Eingangskorridor liegt eine Küche, die sowohl über den Korridor als auch über das Atrium erreichbar ist. Ein weiterer Wirtschaftsraum mit Treppe ins Obergeschoss schließt sich links ans Atrium an.

Gegenüber dem Eingang befindet sich ein sehr interessanter Raum. Dieser war wohl zunächst ein Empfangsraum (tablinum) und wurde später in einen prächtigen und für die Gegend untypischen Repräsentationsraum im ägyptischen Stil (oecus aegyptius) umgewandelt. Er ist – ähnlich einer Basilika – in drei Schiffe unterteilt, wobei die beiden Seitenschiffe durch eckige Säulen abgeteilt wurden. Das sich über zwei Stockwerke erstreckende Mittelschiff besitzt im Obergeschoss mehrere Obergadenfenster, die den Raum beleuchten. Die Bemalung der hinteren Wand wirkt fast wie eine Fortführung der Säulenoptik der Seitenschiffe.

Rechts vom Atrium öffnen sich eine Tür und ein Panoramafenster zum großen Peristylgarten. Dieser besaß einen Portikus mit großen Fensteröffnungen, die den Blick auf einen Garten mit Wasserbecken und Springbrunnen lenkten. Über diesen Portikus, und nicht wie sonst üblich vom Atrium aus, gelangte man in die restlichen Räume. An der Längsseite lagen mehrere Schlafzimmer (cubicula) mit roten Wänden. In deren Mitte befindet sich eine zentrale Exedra mit gut erhaltenen blau-roten mythologischen Szenen (z.B. „Bestrafung der Dirke“, „Actaeon überrascht Diana im Bad“), kleinen Medaillons mit Götterbildnissen und einem farbigen Boden mit Marmorintarsien.

Im südlichen Teil des Peristyls kann man rechts eine noch als Abdruck in der Wand erkennbare Treppe ins Obergeschoss erkennen. Darunter befand sich die Latrine und eine Tür, die zum Nebeneingang (posticum) des Hauses führte. Weitere Durchgänge führten in einen Korridor und zu den eigentlichen Wohnräumen. Durch den mittleren Portikus gelangte man in den großen Speisesaal (triclinium) und weiter zu einer großen Terrasse mit zwei Ruheräumen und herrlichem Blick auf das Meer.

In dieser Villa wurden bei den Ausgrabungen neben mehreren karbonisierten Möbeln auch Reste hölzerner Fensterrahmen und Haushaltsgegenstände gefunden.

Lage: Casa dell’Atrio a Mosaico, Insula IV.1-2, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Alkovens

Das Haus des Alkovens besteht aus einer fast verwirrend großen Anzahl von Räumen, Höfen und Korridoren, die erst später zu einem neuen Wohnhaus verbunden wurden. Dadurch besitzt das Haus gleich mehrere Speisezimmer und auch mehrere Höfe, über die man die Räume erreichen kann.

Das Haus, das am Cardo IV liegt, bestand ursprünglich aus 2 einzelnen Gebäuden, die später zu einem größeren Komplex zusammengefügt wurden, indem man einen Durchgang zwischen den beiden Vorhöfen schuf.

Es gibt 2 direkt nebeneinanderliegende Hauseingänge, von denen einer direkt über eine Treppe ins Obergeschoss führt. Über den anderen Eingang erreicht man durch einen Korridor, von dem zu beiden Seiten 2 kleine Wirtschaftsräume abgehen, den Vorhof des ersten Gebäudeteils. Diese ist durch dekorative Säulen zweigeteilt und besitzt mit roten architektonischen Fresken bemalte Wände. An den Seiten des Hofes befand sich neben einem Schlafraum (cubiculum) auch eine Küche mit Latrine.

Geradeaus schließt ein weiterer überdachter Hof an, in dem man noch Reste eines eckigen Wasserbeckens sehen kann. Hier liegen die Eingänge zu einem Schlafzimmer (cubiculum) und zu einem Wohnzimmer (oecus), das mit Fresken auf blauem Grund bemalt ist. An einer Wand erkennt man dabei auf einem Tableau die kretische Königstochter Ariadne, die der Held Theseus der Legende nach auf der Insel Naxos zurückgelassenen hatte. Ein Durchfang führt zu den weiteren Räumen und einem großen Speisesaal (triclinium) im hinteren Bereich des Hauses.

Auf der rechten Seite des ersten Vorhofes führen zwei Stufen in den Vorhof des benachbarten Gebäudeteils hinunter. Hier erreicht man 2 Räume, ein kleinerer Speiseraum (biclinum) mit Resten der 2 Holzliegen und ein weiterer Raum, in dem noch ein Marmortisch vorhanden ist. Beide Räume waren mit schönen Fresken mit Architekturmotiven auf rotem Grund versehen und besaßen kleine, vergitterte Fenster.

An den Hof schloss sich ein zusätzlicher großer Speisesaal (triclinium) mit Resten eines mehrfarbigen Bodens mit Marmorintarsien (opus sectile) an. Ein langer Gang mit hübschem schwarz-weißem Mosaikboden führt weiter zu den hinteren Räumen, von denen einer einen halbkreisförmigen Alkoven mit Fenster besitzt, der dem Haus seinen Namen gab. Die Räume in diesem Teil des Hauses sind mit roten Architekturansichten auf weißem Grund dekoriert.

Lage: Casa dell’Alcova, Insula IV.4, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Craticium-Haus & Haus der Bronzeherme

Das Craticium-Haus und das Haus der Bronzeherme liegen nebeneinander am Cardo IV und gehören zu den kleineren Anwesen dieser Insula. Sie sind aber auch typische Beispiele eines Wohnhauses in Herculaneum.

Das Craticium-Haus erhielt seinen Namen von der hier angewandten Bauweise. Denn bei diesem Haus wurden nur die tragenden Wände aus Ziegeln und Steinblocken gemauert, der Rest bestand aus Fachwerk (opus craticium), d.h. aus einer mit einer Mischung aus Schutt und Beton aufgefüllten und zusätzlich verputzten hölzernen Rahmenkonstruktion. Dies ermöglichte niedrigere Baukosten und war durch die dünneren Wände auch sehr platzsparend. Allerdings äußerte sich der römische Baumeister Vitruv über diese Technik kritisch und bezeichnete sie als leicht brennbar und auch nicht sonderlich langlebig. Dennoch gab es gerade in Herculaneum mehrere Häuser in dieser Bauweise.

Das ursprünglich als Atriumhaus errichtete Gebäude wurde später in ein Mietwohnhaus mit 3 bis 4 Appartements aufgeteilt und besaß 3 Eingänge. Der mittlere Eingang führte in die untere Wohnung mit mehreren um den zentralen Innenhof herumgruppierten Räumen. Diese erstreckten sich bis zum hinteren Teil des Hauses, wo es eine Treppe zu einer weiteren Wohnung im Obergeschoss gab. Der linke Eingang gehörte zu einem mit der Erdgeschosswohnung verbundenen Laden mit Hinterzimmer. Über eine Treppe an der rechten Hausseite gelangte man zur Wohnung im ersten Stock, zu der auch der von gemauerten Säulen getragene Balkon zur Straße gehörte.

Bei den Ausgrabungen fand man hier einige interessante Gegenstände, unter anderem eine hölzerne Seilwinde, mit der das Wasser aus der unterirdischen Zisterne des Impluviums geschöpft werden konnte. Außerdem fand man Reste von Mobiliar, unter anderem zwei Betten und einen Schrank, in dem sich mehrere Götterstatuetten aus Bronze, Gewichte und Glasgegenstände befanden.

Das Haus der Bronzeherme war ein kleines, längliches Wohnhaus im für die Gegend typischen tuskanischen Baustil, dessen Räume sich um ein großes Atrium gruppierten. Zu beiden Seiten des Eingangskorridors lagen 2 kleine Schlafzimmer (cubiculum), in die man über das Atrium gelangte. Hier gab es ein zentrales Wasserbecken (impluvium), in dem über die Öffnung im Dach (compluvium) fallende Regenwasser aufgefangen wurde. Der Boden im Atrium bestand aus Terrakottaschutt (opus signinium) und die Wände waren mit roten und schwarzen Paneelen dekoriert.

Das Empfangszimmer (tablinum), das dem Eingang gegenüber lag und ähnlich wie das Atrium dekoriert war, besaß eine gewölbte Decke und ein Fenster zum dahinterliegenden und mit Gartenszenen ausgemalten Lichthof. Auf der linken Seite führt ein Korridor in ein Speisezimmer (triclinium) mit hellblauen Resten einer maritimen Landschaft an einer Wand. Auch der Korridor war beidseits mit Landschaftsszenen bemalt, von denen eine mit Heiligtum und Bäumen noch vor Ort zu sehen ist (die andere befindet sich im MANN in Neapel). Auf der rechten Seite lag ein Raum mit Brunnenbecken und einer Treppe zu den Wohnräumen der Familie im oberen Stockwerk.

Der auf einer viereckigen Pfeilerbasis angebrachte bronzene Porträtkopf (Herme), dessen Replik heute vor dem Tablinum steht, wurde bei den Ausgrabungen im Obergeschoss des Hauses gefunden. Sie stellt vermutlich den Hausherren dar und gab dem Haus seinen Namen.

Lage: Casa a Graticcio e Casa dell’Erma di Bronzo, Insula III.13-16, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus mit Holztrennwand & Laden des Lanarius

Beim Haus mit Holztrennwand war der öffentliche vom privaten Bereich mit einer faltbaren Holztrennwand abgeteilt, die durch den Vesuvausbruch karbonisiert wurde. Im Laden eines Tuchhändlers in den Seitenräumen des Anwesens ist eine ebenfalls karbonisierte Holzspindelpresse zu bewundern.

Das Haus an der Kreuzung von Decumanus Inferiore und Cardo IV wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. umgebaut. Es ist bis zum 3. Stockwerk erhalten und besitzt eine noch fast intakte Fassade, an der im 3. Stock ein Balkon angebracht war. Das Eingangsportal, das zu beiden Seiten gemauerte Sitzbänke besaß, schließt oben mit einem schönen Gesims ab.

Beim Blick durch den Eingangskorridor ins Atrium fällt das noch gut erhaltene Wasserbecken (impluvium) mit der zentralen Brunnensäule auf. Davor steht ein eleganter Marmortisch (cartibulum) mit Löwenkopfverzierungen, auf dem der Hausherr wertvolle Objekte ausstellen konnte. Der Boden des Atriums und des Impluviums bestehen aus rotem Terrazzo (opus signinum) mit weißen Mosaikintarsien, die Wände sind mit farbigen Paneelen und architektonischen Motiven bemalt.

Eine noch gut erhaltene Holztrennwand, die noch immer an ihrer ursprünglichen Stelle steht, trennt das Atrium vom dahinterliegenden Empfangsraum (tablinum) ab. Auch die Messinggriffe und die Halterungen für Öllampen an der Trennwand sind noch gut erhalten. Die Wände des Tablinums waren ebenfalls reich bemalt und der Boden mit einem hübschen Mosaik mit schwarzem Schmuckrand ausgelegt.

Direkt neben dem Eingangskorridor und auf der linken Seite des Atriums liegen kleine Wohnräume und Schlafzimmer (cubiculum). In einem davon sind die Überreste eines dort gefundenen Bettes zu sehen. Auf der rechten Seite führte ein Durchgang mit Stufen zu mehreren Werkstätten am Decumanus Inferiore.

Am Ende des Atriums schließt auf der linken Seite ein großes Speisezimmer (oecus) an, dessen Wände mit schwarzen Paneelen auf hellrotem Grund und einem darüberliegenden Fries mit Architekturmotiven geschmückt ist. Der anthrazitfarbene Boden ist mit weißen Steinchen verziert.

Sowohl vom Empfangszimmer als auch vom Speisezimmer gibt es einen Durchgang zum dahinterliegenden Peristyl, das an 3 Seiten von Säulen umgeben war, die einen Garten umschlossen. Das Peristyl bot Zugang zu mehreren Schlafzimmern, Privaträumen und einem Speiseraum (triclinium), während sich im hinteren Teil des Hauses Werkstätten, Läden und der Hintereingang des Hauses befanden, der zum Cardo III führte.

In einem dieser Läden hatte ein Tuchhändler (lanarius) seine Werkstatt. Hier sind die karbonisierten und bisher einzigen erhaltenen Reste einer Holzspindelpresse (torcular oder pressorium) zu sehen, die zum Plätten von Stoffen verwendet wurde. Über dem Laden lagen die beiden Wohräume des Händlers, die er über eine Holztreppe im hinteren Teil des Ladens erreichen konnte.

Lage: Casa del Tramezzo di Legno & Bottega del Lanarius, Insula III.10-11, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Samnitisches Haus

Das Samnitische Haus war ursprünglich deutlich größer als es sich heute präsentiert. Es wurde in späteren Jahren, vielleicht aus Kostengründen, in mehrere Gebäudeteile aufgeteilt, sodass das Atrium im Vergleich zu den restlichen Räumen heute sehr groß und überdimensioniert erscheint.

Das aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammende Haus an der Kreuzung zwischen Decumanus Inferiore und Cardo IV ist das bisher älteste Gebäude, das in Herculaneum ausgegraben wurde. Es war ursprünglich deutlich größer und nahm wohl den gesamten südwestlichen Teil der Insula ein. Es wurde im 1. Jahrhundert n. Chr., möglicherweise nach dem Erdbeben 62 n. Chr., in mehrere Einzelanwesen aufgeteilt und deutlich verkleinert.

Der Eingangskorridor hinter dem imposanten Portal führt direkt in das große Atrium, von dem auch das Obergeschoss noch gut erhalten ist. Es wurde im griechischen Stil erbaut und mit Landschaften und Architekturmotiven bemalt. Der Fußboden besteht aus Terrazzo (opus signinum) mit eingelegten kleinen Mosaiksteinchen und in der Mitte des Raumes befindet sich ein Marmorwasserbecken (impluvium). Das Obergeschoss des Atriums besitzt ein großes offenes Oberlicht (compluvium) mit hundeköpfigen Terrakotta-Wasserspeiern und ist rundum mit einer (Schein-)Loggia aus ionischen Säulen geschmückt, das nur an der Gebäuderückseite offen ist. Die anderen Seiten wurden wohl im Zuge der Abtrennung von den restlichen Gebäudeteilen zugemauert.

Rechts vom Eingang liegt ein kleines Schlafzimmer (cubiculum) mit grünen Fresken mit Architekturmotiven und einer Darstellung der „Entführung der Europa“, während links ein größeres Wohnzimmer (oecus) liegt, dessen Dekoration weitgehend verlorengegangen ist. Daneben befindet sich ein weiteres Schlafzimmer und ein Raum mit einer Treppe, die zu den Dienstbotenbereichen und ins Obergeschoss führte.

Im hinteren Bereich des Hauses liegt links ein weiteres Wohnzimmer mit blauen Paneelen im mittleren Bereich und einer Bemalung mit Architekturmotiven auf weißem Grund im oberen Bereich. Ein Fenster öffnete sich zum angrenzenden großen Empfangsraum (tablinum), in dem der Hausherr seine Klienten empfing. Der Boden ist hier mit einem schönen schwarz-weißen Muster in Rosettenform geschmückt, die Wände waren mit Motiven auf rotem Grund bemalt.

Über einen separaten Eingang, der sich links neben dem Eingangsportal befindet, erreichte man das Obergeschoss des Hauses, das vermutlich vermietet wurde und deutlich weniger üppig dekoriert war als das Untergeschoss.

Lage: Casa Sannitica, Insula V.1, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Neptun- und Amphitrite-Haus

Das Haus ist sicher eines der schönsten Gebäude von Herculaneum. Das bunte Neptun-Amphitrite-Mosaik und das Nymphäum im Sommertriklinum gehören zu den imposantesten Kunstwerken der Ausgrabung. Auch die dem Haus angeschlossene Imbissbude sollte man gesehen haben, denn ihre Einrichtung ist noch fast vollständig erhalten.

Das Haus, das vermutlich einem reichen Kaufmann gehörte und aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt, war mit schönen Marmorreliefs, Mosaiken und Bronzestatuen aufwendig dekoriert. Der Besitzer dieses Hauses besaß vermutlich auch die neben dem Eingang eingerichtete Imbissbude.

Das Gebäude hatte einen für die damalige Zeit typischen Grundriss: Vom Haupteingang am Cardo IV führte ein Korridor (fauces) in ein großes Atrium mit einem marmorverkleideten Wasserbecken (impluvium), das Zugang zu den verschiedenen Räumen bot. Direkt am Eingang lag die Küche mit Latrine, auf der rechten Seite befanden sich 2 Räume und der hintere Zugang zum Ladengeschäft. Außerdem gab es hier einen Hausaltar (lararium), von dem 2 der bemalten Marmorplatten gefunden wurden. Eine davon trug noch die Unterschrift des Künstlers, Alexander von Athen.

Am hinteren Ende des Atriums schloss sich ein kleines Empfangszimmer (tablinum) an mit einer Fensteröffnung zum Sommertriklinum, das auch als Garten diente. Im hinteren Hausbereich lag ein weiteres, großes Triklinium mit Mosaikboden und Fresken mit architektonischen Motiven, die leider nicht mehr allzu gut erhalten sind. Die privaten Räume des Besitzers befanden sich im Obergeschoss, das über eine Treppe im hinteren Bereich des Ladens erreichbar war.

Das Sommertriklinum ist sicher der imposanteste Raum des gesamten Gebäudes, denn es ist vollständig mit Marmor ausgekleidet, mit atemberaubenden Mosaiken aus Glasguss, Muscheln und Permutteinlagen verziert und besitzt mit Gartenszenen bemalte Wände. Neben dem mit Theatermasken und einem Silenuskopf dekorieren Nymphäum, dessen Mosaike Blumen- und Jagdszenen zeigen, gibt es hier auch ein Mosaik mit Amphitrite und Neptun, das dem Haus seinen Namen gab. Hier sind die Meeresgottheit Amphitrite (lat.: Salacia), eine Tochter des Titanen Okeanos (lat.: Oceanus), zusammen mit ihrem Gemahl Neptun (griech.: Poseidon) abgebildet. Der Meeresgott ist gut an seinem Dreizack und dem wilden Bart erkennbar.

In der Mitte der 3 gemauerten Klinen befindet sich eine mit Efeublättern und Beeren verzierte Säule, auf der vielleicht einst eine Brunnenschale stand. Der Boden war mit weißem Marmor gepflastert.

Der rechts des Eingangs gelegene Laden, ein Schanklokal (caupona), in der man warmes Essen und Wein erhielt, gehörte ebenfalls zum Haus. Die karbonisierten hölzernen Weinregale mit den Aussparungen für die Amphoren, die hintere Trennwand und die Balustrade des Balkons sind Reste der ursprünglichen Ladenausstattung. In den großen, in die Theke eingelassenen Behältern (doli) wurden sogar noch Reste von Saubohnen und Kichererbsen aus der Antike gefunden.

Lage: Casa e Bottega di Nettuno e Anfitrite, Insula V.6-7, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus mit schönem Hof

Der Innenhof dieses Hauses besitzt eine für die damalige Zeit unübliche Bauweise, denn er wird beherrscht durch eine große Treppe, die Zugang zu den oberen Räumen bietet. Der mit wunderschönen Mosaiken und Stuckornamenten verzierte Hof gab dem Haus seinen heutigen Namen.

Das aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. stammende Haus war ursprünglich Teil des dahinter anschließenden Hauses und wurde später eventuell als Sitz eines Priesterkollegs umgebaut. Der für diese Zeit recht ungewöhnliche Grundriss hatte statt eines Atriums, das sonst üblicherweise den Zugang zu allen Räumen ermöglichte, einen Innenhof mit einer Treppe, die zu den oberen Räumen führte.

Der Eingang liegt am Cardo IV, der dort einen überdachten Portikus besaß. Von hier aus gelangte man direkt in einen großen, länglichen Raum, der als Vorraum diente und mit rot-weißen Fresken mit geometrischen Mustern geschmückt war. An der westlichen Seite schloss sich ein Gang an, der zu mehreren kleinen Zimmern (cubiculae) führte, an der östlichen lag hinter einem niedrigen Türsturz eine kleine Küche.

Geradeaus führte ein Durchgang in den etwas erhöht liegenden Innenhof mit der gemauerten Treppe, die an der hinteren Wandseite hinauf zu den 4 Zimmern im oberen Stockwerk führte und dort an 2 Wänden eine Brüstung besaß. Hier gab es auch einen Balkon, der auf die Straße blickte. Die Wände und das Treppenhaus waren mit rot-weißen geometrischen Fresken bemalt, im Dach befand sich eine Öffnung. Da es hier kein Wasserbecken (impluvium) gab, das das Regenwasser auffangen konnte, war der Boden leicht geneigt und es gab Abflussöffnungen im Boden.

An den Innenhof schlossen sich auf der einen Seite ein kleiner Wohnraum (oecus) an, auf der anderen lag ein großes Empfangs- oder Speisezimmer (tablinum/triclinium), das mit einem schwarz-weißen Mosaikboden mit geometrischen Mustern ausgelegt und mit Fresken auf rotem und gelbem Grund bemalt war. Die an den Wänden angebrachten Reliefs wurden im Cardo V gefunden und stellen links den Sonnenaufgang (Aurora) und rechts den Sonnenuntergang (Tramonto) jeweils in einem von Pferden gezogenen Wagen dar.

Lage: Casa del Bel Cortile, Insula V.8, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Schwarzen Saals & Cucuma-Laden

Die Lage am Decumanus Maximus, die Größe und die luxuriöse Ausstattung des Wohnhauses deuten auf einen wohlhabenden Besitzer hin. Das Gebäude verdankt seinen heutigen Namen einem Raum, der komplett mit schwarzen Fresken ausgemalt war. In den zum Decumanus Maximus gelegenen Läden gab es neben einer Weinschänke auch eine Schmiedewerkstatt und ein Thermopolium.

Der im südöstlichen Teil des Wohnblocks gelegene Gebäudekomplex nimmt fast ein Viertel der Insula ein. Sein monumentaler Haupteingang liegt am Decumanus Maximus und zeigt noch Reste des hölzernen Türsturzes und eines Balkons. Bei den Ausgrabungen wurden Wachstafeln mit dem Namen des möglichen Besitzers, L. Venidius Ennychus, gefunden. Dieser war laut diesen Aufzeichnungen ein wohlhabender Freigelassener, der sich um ein öffentliches Amt bewerben wollte.

Der Eingangskorridor (fauces) öffnet sich zu einem großen Atriumhof mit marmorverkleidetem Wasserbecken, an den sich zu beiden Seiten mehrere, schlecht erhaltene Räume anschließen (u.a. eine später eingebaute Küche). Dem Eingang gegenüber liegt der mit gut 7,5 x 5 Metern Größe sehr großzügige Empfangsraum (tablinum) mit Resten von Bemalung. Seitlich davon befinden sich zwei Wohnräume (oecus) und ein Korridor, der zum Peristylgarten und zum hinteren Teil des Hauses führt. Der Garten war an allen 4 Seiten mit einem überdachten Säulengang umgeben, dessen Boden mit einem hübschen geometrischen Mosaik aus schwarzen und weißen Steinchen ausgelegt ist.

Auf der rechten Seite des Peristyls liegt der größte Raum des Hauses, ein Wohnraum (oecus), dem das Haus seinen heutigen Namen verdankt. Er war mit architektonischen Motiven (Säulen, Türen, Vorhänge) bemalt, die große schwarze Tafeln einfassten, auch die Decke besaß ein schwarzes, geometrisches Muster. Ein kleines Fenster an der Westseite gab dem Raum das sicher notwendige Licht. Auch der daneben liegende Schlafraum (cubiculum) mitsamt seinem Vorzimmer besitzt schwarzgründige Fresken, die mit Kandelabern, Vasen und Girlanden umgeben sind.

Im hinteren Teil des Hauses befinden sich weitere Wohn- und Ruheräume (diaeta), deren Wände mit roten Motiven auf weißem Grund bemalt waren. Außerdem gibt es hier einen hübschen kleinen Lichthof mit gemauertem Lararium. Über den Hinterausgang gelangte man auf den Cardo IV, eine Treppe im Vestibül führte in die oberen Stockwerke und es gab hier eine weitere große Küche.

Am Haupteingang am Decumanus Maximus waren in Räumen, die ursprünglich Teil des Wohnhauses waren und später davon abgetrennt wurden, mehrere Läden eingerichtet. Links lag die Werkstatt eines Schmieds (plumbarius), auf der rechten Seite eine Schänke (caupona) und ein weiterer Laden. Rechts schließen ein weiteres Ladengeschäft und ein Thermopolium an, dessen Räume wohl ursprünglich zum (momentan nicht öffentlich zugänglichen) „Haus des tuskanischen Säulengangs“ gehörten und einst Schlafräume waren, was man an den Wandgemälden noch erkennen kann.

Die Caupona besitzt noch gut erhaltene, gemalte Ladenschilder, die im oberen Teil einen bärtigen Mann mit Toga und umkränztem Haupt darstellen, der eine Trankopferschale und einen Stab hält. Die Aufschrift AD SANCVM deutet auf den Gott Semo Sancus hin, auf den man bei Geschäften Eide schwor, der aber auch für die Gastfreundschaft stand. Darunter war der Text AD CVCVMAS zu lesen zusammen mit 4 verschiedenfarbigen Krügen (cucuma) und den Preisen für die jeweilige Weinsorte. Darunter wird in roter Schrift eine Veranstaltung im Nachbarort Nola angekündigt. Erstaunlich ist dabei, dass sich hier auch der Schreiber verewigt hat: SCR(I)PTOR APRILIS A CAPVA.

Priesterkolleg der Augustalen

Der Kultraum im Priesterkolleg der Augustalen war einst mit herrlichen Fresken geschmückt. Einige Reste davon sind noch gut erhalten und zeigen mythologische Szenen aus dem Leben des Halbgottes Herkules.

Der Priesterkolleg der Augustalen, eines Ordens von freigelassenen Männern, die den Kaiserkult vollzogen, befand sich südlich des Forums von Herculaneum. Es wurde in der zweiten Hälfte der Regierungszeit von Kaiser Augustus und noch bereits zu seinen Lebzeiten gegründet.

Die bei Ausgrabungen aufgefundene Widmungsinschrift nennt die Brüder Aulus Lucius Proculus und Aulus Lucius Iulianus als Stifter und erwähnt ein am Tag der Einweihung abgehaltenes Bankett für die Decuriones und die Augustales. Auf einem Graffiti an einer Wand wurde das Gebäude als Curia Augustiana bezeichnet, so dass man es heute eindeutig seiner einstigen Funktion zuordnen kann.

Der Haupteingang, neben dem sich rechts ein Eichamt (pondera) mit Maßen und Gewichten und links ein Versammlungsort oder eine Schola befanden, lag am Decumanus Maximus. Von hier führte ein langer Korridor in den zentralen Raum des Gebäudes. Ein weiterer Nebeneingang lag am Cardo III.

Der quadratische Hauptraum besitzt in der Mitte 4 Säulen, die ein flaches Dach stützten, das über Oberlichter Licht in den Raum hineinließ. Die durch den Vulkanausbruch karbonisierten Originalbalken des Daches sind noch heute gut zu erkennen. Der Boden war mit farbigen Marmorintarsien (opus spicatum) ausgelegt, von denen noch Reste vorhanden sind.

Dem Eingang gegenüber befand sich der Kultraum (sacellum), dessen prachtvolle Fresken neben architektonischen Elementen, wie Fenster und Türen, auch Triumphwagen und Theatermasken zeigen, die heute noch recht gut erhalten sind.

Die Fresken auf der linken Seite zeigen den Halbgott Herkules, der begleitet von seinem göttlichen Vater Jupiter (in Form eines Regenbogens), dessen Gattin Juno und seiner Halbschwester Minerva (erkennbar an ihrem Helm) in den Olymp aufgenommen wird. Auf der rechten Seite ist Herkules (mit Löwenfell) mit dem Flussgott Achelous und der ätolischen Königstochter Deianira dargestellt. Da Achelous die Deianira entführt hatte und gegen ihren Willen heiraten wollte, forderte ihn Herkules zu einem Ringkampf heraus und erhielt als Siegespreis die Hand der schönen Prinzessin.

An der Stirnseite des Sacellums stand auf einem Sockel vermutlich eine Statue oder Büste des Kaisers Augustus, über die ein Lorbeerkranz gemalt war.

Am Nebeneingang rechts vom Sacellum lag ein Raum für einen Pförtner oder Priester, der beim Ausbruch des Vesuvs wohl nicht mehr rechtzeitig fliehen konnte. Dessen Skelett, mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett liegend, ist noch heute in einer Glasvitrine zu sehen.

Lage: Sede degli Augustali, Insula VI.21, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus der zwei Atrien

Die beiden Atrien, die sich in diesem schmalen Haus befinden, besaßen jeweils ein zentrales Wasserbecken und dienten als Lichthof für die Räume des oberen Stockwerks. Bei den Ausgrabungen wurden hier noch gut erhaltene, karbonisierte Holzmöbel gefunden.

Das langgestreckte, schmale Haus, das sich vom Cardo III aus fast bis zum Cardo IV erstreckt, wurde in eine Gebäudelücke neben den Zentralthermen gesetzt und besaß 2 hintereinanderliegende Atrien.

Neben dem Eingang, über dem eine Gorgonenmaske aus Terrakotta den bösen Blick abhalten sollte, lagen 2 kleine Fenster mit noch heute vorhandenem Eisengitter und der Eingang zu einem Ladengeschäft. Durch den Eingangskorridor (fauces) erreichte man zunächst das erste Atrium mit einem eckigen Wasserbecken (impluvium), das von einem von 4 Säulen getragenen Dach (tetratstil) überspannt war.

Vom ersten Atrium aus erreichte man rechts des Eingangs die Küche, in der neben der L-förmigen Kochstelle auch eine Latrine eingebaut war. An der linken Seite des Atriums lag der Hintereingang zum Laden, der später zugemauert worden war. Direkt gegenüber dem Eingang befindet sich ein Empfangsraum (tablinum), dessen Wände mit Vasen und Delphinen auf roten und weißen Feldern bemalt waren und ein kleines Fenster zum danebengelegenen kleinen Wohnraum (diaeta) besaß.

Das zweite, als Gartenhof gestaltete Atrium lag direkt hinter dem Tablium. Es war mit einem weiteren von einer Brüstung umgebenen Wasserbecken ausgestattet und hatte an einer Ecke eine schön dekorierte säulenförmige Brunneneinfassung (puteal). An der rechten Wand waren zwei Nischen eingelassen, die als Hausaltar (lararium) dienten. Der Raum auf der linken Seite des Atriums ist ein kleiner Speiseraum (oecus), der im unteren Bereich mit roten und gelben Paneelen und mythologischen Tieren, im oberen Bereich mit Architekturansichten auf weißem Grund bemalt war.

Im hintersten Bereich des Hauses lag der repräsentative Speisesaal (triclinium), dessen rot bemalte Wände mit kleinen, viereckigen Paneelen geschmückt waren, darunter ein Stilleben mit Birnen und zwei übereinanderliegenden Fischen.

Bei den Ausgrabungen wurden in diesem Haus mehrere karbonisierte Einrichtungsgegenstände aus Holz gefunden, u.a. ein Tisch mit Intarsienplatte und eine Kiste mit Wachstafeln, die wohl der letzten Besitzerin des Hauses, Herennia Tertia, gehörten.

Lage: Casa dei Due Atri, Insula VI.29, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Zentralthermen von Herculaneum (Thermae Centrali)

Die Zentralthermen lagen in der Nähe des Forums und waren in einen Männer- und einen Frauentrakt unterteilt, die jeweils eigene Eingänge besaßen. Von den mit Stuck, Fresken und Fußbodenmosaiken mit maritimen Motiven verzierten Räumen sind vor allem die der Frauenthermen noch gut erhalten.

Die Zentralthermen wurden während der frühen Regierungszeit von Kaiser Augustus (30–10 v. Chr.) erbaut. Die heute noch in Resten sichtbaren Dekorationen stammen aber aus der Zeit von Kaiser Claudius oder Kaiser Nero. Die auf einer Fläche von etwa 2300 Quadratmetern im Reihentypus erbauten Thermen bestanden aus getrennten Bereichen für Männer und für Frauen, wobei die Räume der Frauenthermen insgesamt etwas kleiner als die des Männertrakts waren.

Die Palaestra und die Läden an der Westseite der Thermen wurde bereits zwischen 1860 und 1875 ausgegraben, die restlichen Bereiche wurden erst 1931/32 vollständig freigelegt. Die Frauenthermen sind heute noch etwas besser erhalten als der Männertrakt.

Die Räume gruppierten sich um den zentralen Übungshof (palaestra), der an 3 Seiten von einem Säulenportikus umgeben war. Der der Haupteingang zu den Männerthermen lag am Cardo III, wo sich auch ein Pförtnerraum und die Latrinen befanden, die vom Abwasser des Frigidariums gespült wurden. Der Korridor öffnete sich geradeaus zur Palästra, an deren gegenüberliegenden Seite sich der zweite Eingang zum Cardo IV, ein Massageraum und Läden befanden.

Vom Eingangskorridor aus erreichte man den Umkleideraum (apodyterium), der ein stuckverziertes Tonnengewölbe besaß. Die Ablagefächer, in denen die Kleidung aufbewahrt wurde, sind noch gut erhalten, auch die ringsum laufenden Sitzbänke und das Marmorbecken (labrum) in einer Apsis.

Vom Apodyterium aus ging man auf der linken Seite weiter zum Kaltbad (frigidarium), das aus einem runden Kaltwassertauchbecken mit 4 Sitznischen bestand und von einer mit Meerestieren bemalten Gewölbedecke mit Oberlicht überspannt war.

Die auf der rechten Seite des Apodyteriums gelegene Tür führte zum Laubad (tepidarium), dessen Boden mit einem schwarz-weißen Mosaik ausgelegt war. Es zeigt den Meeresgott Triton, der einen Obstkorb trägt und von Delphinen umgeben ist. Unter dem Boden lagen Hypokausten, die heute teilweise eingesackt sind, an den Wänden gab es ebenfalls Ablagen für Kleider und Badeutensilien.

Das Tepidarium bildete den Übergang zum Heißbad (caldarium) mit einem großen, rechteckigen Heißwasserbecken. In einer muschelförmigen Apsis auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Sockel, auf dem ein Kaltwasserlabrum stand.

Am Cardo IV, wo sich auch der Zugang zu den Servicebereichen, den Heizanlagen (praefurnium) und der Wasserversorgung lag, befand sich der Eingang zu den Frauenthermen. Hier gelangte man über einen Warteraum zunächst ins Apodyterium, das an den Wänden Ablagen für Kleidung und Badeutensilien besaß und dessen Boden mit einem weiteren Tritonmotiv geschmückt ist. Hier hält der Meeresgott jedoch ein Ruder in der Hand und ist mit Delphinen, Tintenfischen und einem Amor dargestellt. Das anschließende Tepidarium besitzt einen Mosaikboden mit Mäandermuster, während es im Caldarium ein rechteckiges Becken und ein Labrum gab. Ein Frigidarium gab es in den Frauenthermen jedoch nicht.

Bei den Ausgrabungen wurden im Apodyterium des Männerbereichs die Skelette eines Mannes und einer Frau gefunden, die vielleicht zum Personal gehörten. Offenbar wurden sie von den Schlammmassen des Vesuvausbruchs begraben, als sie unter dem robusten Gewölbe des Raumes Schutz suchten.

Lage: Terme Centrali, Insula VI.1-10, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Skeletts

Während der ersten Ausgrabungen in Herculaneum ging man noch davon aus, dass die Stadt von den Bewohnern noch rechtzeitig verlassen werden konnte. Das erste in der Stadt gefundene Skelett, das diese These widerlegte, wurde jedoch in den Jahren 1830/31 bei der Freilegung im Obergeschoss dieses Gebäudes entdeckt, was dem „Haus des Skeletts“ seinen heutigen Namen gab.

Das Gebäude besaß einst 2 Stockwerke, von denen heute nur noch das Erdgeschoss erhalten ist. Der untere Teil des Hauses wurde 1927 freigelegt. Dabei fand man heraus, dass dieser Gebäudekomplex wohl ursprünglich aus 3 schmalen Einzelhäusern bestand, die später zu einem größeren Haus zusammengefasst wurden und danach etwa ein Viertel des gesamten Wohnblocks einnahmen.

Der Haupteingang befand sich am Cardo III. Über einen kleinen Gang erreichte man das große überdachte Atrium des mittleren Gebäudeteils, das ohne das sonst übliche Wasserbecken angelegt worden war. An dessen Ende, gegenüber des Haupteingangs, befand sich ein repräsentatives Empfangszimmer (tablinum), in dem der Hausherr seine Klienten empfing.

Links des Eingangs schlossen neben einer kleinen Halle ein weiterer repräsentativer Raum und ein herrlich ausgestatteter Raum mit gemauertem Speisebereich (biclinium) und Nymphäum an. Dieses besaß 2 rechteckige Wasserbecken und eine mit Lavasteinen verkleidete Rückwand mit apsisförmiger Nische. Vom darüberliegenden wunderschönen Fries aus ursprünglich 7 Mosaikfeldern sind noch die 3 äußeren im Original zu sehen. Die mittleren 3 sind, wie auch das Motiv in der Apsis, Rekonstruktionen und können im Original im Archäologischen Museum in Neapel besichtigt werden.

Ein Durchgang führt vom Atrium in den hinteren Bereich des Mittelgebäudes, wo der große Speisesaal (triclinium) lag. Dieser ist mit in Orange und Rot gehaltenen Fresken mit Landschaften und Architekturansichten geschmückt und besitzt mit Marmorintarsien ausgelegte Böden und eine halbrunde Apsis. Über eine Fensteröffnung zum Tablinium erhielt der Raum ausreichend Licht. Im angrenzenden Innenhof befindet sich in einer mit Gartenmotiven bemalten Wand eine Nische mit einem mosaikverzierten Hausaltar (lararium), darüber ist ein Relief mit einem geflügelten Cupido angebracht.

Der rechts des Eingangs gelegene Gebäudeteil besitzt im hinteren Teil mehrere Schlafzimmer (cubiculae), im vorderen Teil lagen wohl eher Wirtschaftsräume und vielleicht auch eine Küche.

Lage: Casa dello Scheletro, Insula III.3, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus der Herberge

Der heute als Haus der Herberge bekannte Gebäudekomplex ist das einzige bisher bekannte Gebäude in Herculaneum, das über eine private Thermenanlage verfügte. Wegen seiner besonders reizvollen Lage mit herrlichem Blick auf das Meer geht man heute davon aus, dass es sich hier wohl eher um ein großzügiges und prächtig ausgestattetes Privathaus handelte.

Das Haus der Herberge stammt aus der Zeit von Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Das Gebäude nimmt etwa 2 Drittel des zwischen dem Cardo III und IV liegenden Wohnblocks (insula) ein und grenzt im Süden direkt an den Strand. Aufgrund seiner Größe (2450 Quadratmeter) und der privaten Badebereiche vermutete man ursprünglich, dass hier eine Herberge lag.

Der Haupteingang zum Haus befand sich am Cardo IV und führte zunächst in ein Atrium, von dem aus zu beiden Seiten ineinander verschachtelte Räume abzweigten. Geradeaus erreichte man das Peristyl, in dem sich ein versunkener Garten befand. Bei den Ausgrabungen fand man hier einen verkohlten Rest eines Birnbaums, daher hat man den Garten auch heute wieder mit Birnbäumen bepflanzt.

Der Westflügel des Peristyls und die angrenzenden Räume waren mit einem schwarz-weißen Fußbodenmosaik geschmückt und die Pfeiler der Säulen reizvoll mit abwechselnd rötlichen und sandfarbenen Steinen gemauert.

Südlich des Peristyls schließen mehrere Räume an, hinter denen eine Panoramaterrasse lag, von der aus man sicher einen herrlichen Meerblick genießen konnte. An der gegenüberliegenden Peristylsite lagen zum Cardo III hin ein Ladengeschäft und am Cardo IV ein ursprünglich separater Gebäudetrakt mit 6 Räumen. Dieser Teil wurde eventuell nach dem Erdbeben 62 n. Chr. in Geschäfte oder Werkstätten umgebaut.

Von der Ostseite des Atriums gelangte man in die privaten Thermen, die zu den ältesten Gebäudeteilen des Hauses gehören. Sie sind die bisher einzigen in Herculaneum aufgefundenen privaten Bäder und waren mit Fresken im späten „zweiten Stil“ bemalt und mit schwarz-weißen Mosaikfußböden geschmückt, die noch teilweise erhalten sind.

Das Bad war im Reihentypus angelegt: vom Umkleideraum (apodyterium) gelangte man in das Laubad (tepidarium) und anschließend ins Heißbad (caldarium), in dem sich ein großes Tauchbecken und in der gegenüberliegenden Apsis ein Waschbecken (labrum) befand. Hier sind das Bodenmosaik mit Delphinen und die Hypokausten noch gut zu erkennen.

Lage: Casa dell’Albergo, Insula III.1, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Argus-Haus

Das Wandgemälde, das diesem Haus seinen Namen gab, stellte den hundertäugigen Riesen Argos dar, der die Nymphe Io bewachte. Es wurde in einem Empfangsraum des Argus-Hauses gefunden, ist aber heute nicht mehr vor Ort zu sehen.

Der ursprüngliche Eingang zu diesem Haus befand sich an der im bisher noch nicht ausgegrabenen Nordteil des Hauses am Cardo II. Heute betritt man das Haus entweder durch einen Nebeneingang (posticum) am Cardo III oder durch einen kleinen Durchgang vom Haus des Aristides.

Im Zentrum des Hauses befindet sich ein großes Peristyl, das auf 3 Seiten von schönen Säulenkolonnaden umgeben ist und einst sicher prächtig ausgesehen haben muss. Der zentrale Raum im Nordosten diente als Speisesaal (triclinium), die danebenliegende Exedra war mit Fresken geschmückt, in denen Tafeln auf rotem Grund mythologische und architektonische Szenen und geometrische Motive zeigen.

Eines der Wandgemälde der Exedra, das diesem Haus seinen heutigen Namen gab, stellte den hundertäugigen Riesen Argos (lat.: Argus) dar, der die Nymphe Io auf Geheiß der Göttermutter Hera bewachte. Io war die Geliebte ihres Gatten Zeus, der so daran gehindert werden sollte, sich seiner Geliebten zu nähern. Leider ist dieses Gemälde inzwischen verlorengegangen.

Über der Exedra ist der 2. Stock noch gut erhalten. Hier fand man bei den Ausgrabungen in einem Raum, der wohl als Speisekammer diente, sogar Reste von Mehl, zum Backen vorbereitete Brotlaibe und Gefäße mit Oliven, Mandeln und Früchten.

Bisher ist von diesem Haus nur ein Teil freigelegt. Ein Durchgang im Norden, der bei den als Zugang zu den Ausgrabungen in der Villa dei Papyri genutzt wurde, führte wohl zu weiteren Räumen und einem weiteren Peristyl, von dem bisher nur die erste Säule ausgegraben ist.

Lage: Casa d’Argo, Insula II.2, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Aristides

Die Marmorstatue, die in diesem Haus gefunden wurde und ihm seinen Namen gab, wurde zunächst fälschlich als Statue des Aristeides von Athen identifiziert. Zwischenzeitlich weiß man allerdings, dass es sich hier um Aischines handelt, der als einer der größten Redner Athens galt.

Das Haus des Aristides, das direkt an der ursprünglichen Meeresküste lag und auf dieser Seite mit dicken Mauern befestigt ist, ist bisher noch nicht komplett ausgegraben. Auch befand sich der Haupteingang eigentlich an der Nordseite, vermutlich am bisher noch nicht ausgegrabenen Cardo II.

Hinter dem heutigen Zugang am Cardo III befindet sich ein kleines Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium). Von diesem führen 4 Türen zu den restlichen Räumen, deren Funktion aber heute nicht mehr eindeutig zu bestimmen ist. Im Untergeschoss des Gebäudes befanden sich Lagerräume, deren Fensterbögen in der Ufermauer noch gut zu erkennen sind.

Das Gebäude wurde teilweise durch die Ausgrabungen an der Villa dei Papyri in Mitleidenschaft gezogen, da von hier ein Tunnel zur Villa gegraben wurde. Auch der rechts neben dem Eingang gelegene Durchbruch zum Haus des Argus entstand erst während der Ausgrabungen der Neuzeit.

Die im Haus aufgefundene Statue, die zunächst als Aristeides (ein griechischer Politiker aus Athen, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte), gedeutet wurde, war wahrscheinlich eine Büste von Aischines, einem Redner und Staatsmann, der im 4. Jahrhundert v. Chr. in Athen lebte. Die Statue ist heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel (MANN) zu sehen.

Lage: Casa di Aristide, Insula II.1, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Straßennetz von Herculaneum

Die für griechische und römische Städte typischen, schachbrettartig angelegten Straßen waren in Herculaneum eher schmal und weisen nur wenige Spuren von Karrenrädern auf. Vor allem die zum Meer führenden Ost-West-Straßen waren für den Verkehr vermutlich auch außerdem zu abschüssig.

Herculaneum wurde planmäßig angelegt und besaß die für planmäßig angelegte antike Staädte typische schachbrettartige Aufteilung in Wohnblöcke (insulae). In den Ausgrabungen wurden von den vermutlich ursprünglich 3 Nord-Süd-Straßen (decumani) bisher erst die mittlere (decumanus maximus) und die westliche (decumanus inferior) freigelegt. Im rechten Winkel dazu verliefen in Ost-West-Richtung 5 Querstraßen (cardo), die etwa halb so breit wie der Decumanus Maximus waren. Von den ursprünglich 5 kann man heute noch durch 3 der Querstraßen (Cardo III, IV und V) spazieren.

Die Straßen waren mit Lavasteinen gepflastert und wiesen kaum Karrenspuren auf, vermutlich weil sie für den Verkehr zu eng und zu abschüssig waren. Sie waren jedoch größtenteils mit Gehwegen gesäumt, so dass man nicht durch den Unrat waten musste. Außerdem waren sie teilweise mit überdachten Säulenreihen gesäumt, die vor Sonne und Regen schützen sollten.

An einigen Straßenkreuzungen befanden sich öffentliche Brunnen zur Wasserversorgung – einer davon ist an der Kreuzung von Decumanus Maximus und Cardo IV noch besonders gut erhalten. Am Decumanus Maximus steht zudem noch ein prächtiger Quadrifrontalbogen.

Lage: Decumano Massimo, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Archäologiepark Herculaneum

Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. erreichte Herculaneum erst in den frühen Morgenstunden des zweiten Tages mit einer pyroklastischen Wolke. Deren enorme Hitze vernichtete binnen kurzer Zeit alles Leben. Anders als in Pompeii wurden dabei die Häuser nur wenig beschädigt und kamen, fast 2000 Jahre später, unter der dicken Ascheschicht fast unversehrt wieder zum Vorschein.

Glaubt man dem griechischen Geschichtsschreiber Dionysios von Halikarnassos wurde Herculaneum vom griechischen Halbgott Herakles (röm.: Herkules) gegründet. Vermutlich wurde der Ort aber etwa im 4. Jahrhundert v. Chr. als planmäßig angelegte griechische Kolonie erbaut und gehörte zum Herrschaftsgebiet des italischen Volksstamms der Samniten. Nach dem Bundesgenossenkrieg 89 v. Chr. wurde diese zusammen mit Pompeii und Stabiae Teil des römischen Herrschaftsgebiets und erhielt das römische Stadtrecht (municipium).

Herculaneum war kein Handels- oder Hafenort, sondern vielmehr eine beliebte Sommerfrische römischer Bürger, die ihre Villen meist im südlichen Viertel mit Blick auf den Golf von Neapel erbauten und oft luxuriöser ausstatteten als die Privathäuser in Pompeii. Zur Zeit des Ausbruchs lebten hier etwa 4000 bis 5000 Menschen auf einer Fläche von nur ca. 15-20 ha.

Vom ersten Ausbruch des Vesuvs am 24. Oktober blieb Herculaneum zunächst verschont, da der größte Teil des Asche- und Bimssteinregens zunächst vor allem über Pompeii niederging. Die auf den Zusammenbruch der Eruptionssäule folgende pyroklastische Wolke erreichte Herculaneum jedoch in den frühen Morgenstunden des 25. Oktobers. Sie brachte eine enorme Hitze mit sich, die alles organische Material verkohlte. Wer bisher noch nicht geflohen war, hatte keine Chance mehr zu entkommen. Die Gebäude jedoch blieben so gut wie unversehrt und wurden erst später unter einer bis zu 30 Meter dicken Schicht aus Asche und pyroklastischem Material begraben, die alles bis heute mehr oder weniger luftdicht konservierte.

Im Laufe der Zeit ging das Wissen über die Lage von Herculaneum verloren, so dass es fast vollständig überbaut wurde. Erst 1709 stieß man zufällig auf erste Reste, die ab 1738 zunächst in Stollentechnik und ab 1828 auch als Freiluftgrabungen freigelegt wurden. Allerdings wurden viele der besonders schönen Fresken aus den Wänden gebrochen und verschwanden in den Sammlungen der Bourbonenkönige. Heute ist die Südwestecke mit rund 4,5 ha (etwa ¼ der ursprünglichen Stadt) ausgegraben, der Rest liegt, wie beispielsweise die Villa dei Papiri, noch unter dem modernen Ercolano verborgen bzw. ist nur zum Teil freigelegt.

Obwohl Herculaneum seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata” gehört, drohte die Substanz, ähnlich wie in Pompeii, aus Geldmangel zu verfallen. Dank eines 2001 ins Leben gerufenen, halb privaten, halb staatlichen Erhaltungsprogramms konnten inzwischen große Teile davon gerettet und konserviert werden.

Die gefundenen Gebäude sind architektonisch vielfältiger als die in Pompeii. Wegen der dicken Ascheschicht (etwa 4 Mal so dick wie die in Pompeii) sind noch viele Mauern, Holzbalken und Gegenstände erhalten, die zwar durch die hohen Temperaturen verkohlt wurden, aber weder durch Witterungseinflüsse (Luft) noch durch Plünderungen zerstört wurden oder verlorengingen. Sogar organisches Material wie Brote, Obst und andere Lebensmittel blieben erhalten und auch die erst 1982 in den Bootshäusern entdeckten etwa 340 menschlichen Skelette sind noch gut erhalten.

Warum sich so viele Menschen in den Bootshäusern zusammengedrängt hatten, ist für die Forscher noch rätselhaft, da zwischen dem Ausbruch des Vesuvs und der ersten pyroklastischen Wolke genug Zeit zur Flucht geblieben wäre. Vielleicht warteten sie ja auch auf Rettung über das Meer, denn in Misenum war zu dieser Zeit unter dem Befehl von Gaius Plinius Secundus Maior (Plinius der Ältere) eine über 6000 Mann starke Militärflotte stationiert. Oder es handelte sich um Kranke, Alte oder Sklaven, die die Stadt nicht mehr rechtzeitig verlassen konnten.

Herculaneum ist täglich gegen Eintritt geöffnet (reduzierter Eintritt z.B. mit der campania artecard). Um sich besser zurechtzufinden, ist der am Eingang erhältliche Geländeplan sinnvoll, man kann aber auch Audioguides ausleihen.

Lage: Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Link: ercolano.beniculturali.it

Vesuv (Vesuvius)

Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr., der neben Pompeii und Herculaneum auch Stabiae, Oplontis und Boscoreale zerstörte, wurde von Plinius dem Jüngeren so akribisch beschrieben, dass heutige Wissenschaftler die damaligen Ereignisse sehr genau rekonstruieren können.

In der Antike galt der Vesuv, dessen vulkanische Aktivität bereits vor mindestens 400.000 Jahren begann, als erloschen, denn der letzte große Ausbruch fand um 800 v. Chr. statt. Daher wurde das schwere Erdbeben im Jahr 62 n.Chr., das dem verheerenden Ausbruch von 79 n. Chr. voranging, nicht als Vorbote einer möglichen Eruption eingeordnet. Die Bevölkerung brachte die vulkanische Aktivität in der Region oft mit der Unterwelt oder dem Feuergott Vulcanus in Verbindung, obwohl manche Gelehrte versuchten, für Erdbeben und Vulkanausbrüche auch rationale Erklärungen zu finden.

Noch während man in Pompeii die Schäden des Erdbebens reparierte, brach der verheerende Ausbruch des Vesuvs im Herbst 79 n. Chr. (es wird zwar oft noch das Datum 24. August angegeben, vermutlich war es aber der 24. Oktober) über die Region herein. Der genaue Verlauf des Ausbruchs wurde von Plinius dem Jüngeren, der sich zu dieser Zeit in Misenum befand, detailliert beschrieben. In seinem zwar erst viele Jahre später verfassten Brief an den römischen Senator und Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus schilderte er den Vulkanausbruch so exakt, dass heutige Wissenschaftlern daraus die folgende Chronologie rekonstruieren konnten:

  • 5. Februar 62 n. Chr: ein Erdbeben erschüttert die Gegend und richtet erhebliche Schäden an, die in den Folgejahren repariert werden.
  • 24. Oktober 79 n. Chr, 5–10 Uhr: kleine Eruptionen mit Ascheregen am Osthang des Vesuvs
  • 24. Oktober 79 n. Chr, ca. 13 Uhr: Beginn des Ausbruchs. Der Druck des heißen Magmas sprengt den Verschlusspfropfen des Kraters mitsamt der Bergspitze weg; eine 15 km hohe Eruptionssäule entsteht; Asche und Bimsstein regnen auf Pompeii, das Meer zieht sich plötzlich zurück.
  • 24. Oktober 79 n. Chr, abends: Dächer in Pompeii stürzen unter dem Gewicht der niederprasselnden Bimssteine ein, die immer größer und schwerer werden.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 1–2 Uhr: die 20–30 km hohe Eruptionssäule kollabiert und wird zu einer heißen Glutlawine aus Gasen und kleinen Steinchen (pyroklastische Wolke). Diese rast über Herculaneum, Oplontis und Boscoreale hinweg und zerstört dabei alles Leben. Über Pompeii regnen immer noch Steine.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 6:30 Uhr: eine erste pyroklastische Wolke erreicht Pompeii, wo die Menschen ihre zerstörten Häuser verlassen, richtet aber nur wenig Schaden an.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 7–8 Uhr: zwei weitere, diesmal tödliche pyroklastische Wolken erreichen Pompei, begraben die Stadt unter sich und töten alles Leben. In Herculaneum beträgt die Ascheschicht nun bis zu 20 Meter.
  • 25. Oktober 79, vormittags: eine letzte Glutlawine zerstört in Pompeii die restlichen Häuser. Auch in Misenum regnet Asche nieder. Plinius der Ältere findet am Strand von Stabiae den Tod.
  • In den folgenden Tagen bricht der Vesuv immer wieder aus und verschüttet ein Gebiet von rund 15 km rund um den Vesuv. In den etwa 18 Stunden seiner Eruption kamen etwa 5000 Menschen ums Leben. Kaiser Titus leitet nach dem Ausbruch umfangreiche Hilfsmaßnahmen ein.

Bis zum heutigen Tage ist der Vesuv ein aktiver Vulkan, wenngleich er auch durchaus längere Ruhephasen hatte. Nach mehreren größeren Ausbrüchen in der Antike und im Mittelalter, zuletzt im Jahr 1139, galt er als erloschen, bis am 16./17. Dezember 1631 ein in seinem Ausmaß dem Untergang von Pompeii ähnlich starker Ausbruch den Gipfel des Berges wegsprengte. Nach mehreren größeren Eruptionen in den Jahren 1794 oder 1872, verlor der Vesuv im April 1906 bei einem weiteren großen Ausbruch ganze 200 Meter an Höhe. Im Frühjahr 1944 brach der Vesuv zum bisher letzten Mal aus.

Der Vesuv ist momentan 1281 Meter hoch und sein Krater hat einen Umfang von etwa 1500 m. Er gilt wegen seiner dichten Besiedelung als gefährlichster Vulkan der Welt, denn er liegt nur wenige Kilometer von Neapels Stadtgrenzen entfernt und die Häuser ziehen sich bis zu einer Höhe von 700 Metern die Hänge hinauf. Etwa 600.000 Menschen leben noch heute in der etwa 200 km² großen „Roten Zone“, die eigentlich als unbewohnbar klassifiziert ist. Sollte der Vesuv ausbrechen, müssten binnen kürzester Zeit bis zu 2 Millionen Menschen evakuiert werden.

Doch nicht nur der Vesuv, sondern auch die Inseln Ischia und Procida vor der Küste Neapels sind aktive Vulkane. Und die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) bei Pozzuoli werden sogar als Supervulkan eingestuft. Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs des Vesuvs ist extrem hoch, daher ist die Region heute die am besten seismologisch beobachtete Vulkanzone der Welt.

Die Gegend rund um den Vesuv ist heute ein knapp 8500 ha großer Nationalpark mit mehreren Schutzreservaten und einem Netz von Wanderwegen. Sie wird wegen der fruchtbaren Böden intensiv landwirtschaftlich genutzt und ist für ihre Weine und den Gemüseanbau (z.B. San Marzano-Tomaten) bekannt.

Das Besucherzentrum des Vesuvs liegt etwas unterhalb der Nordseite des Gipfels und ist z.B. mit öffentlichen Bussen (EAV) von Pompei oder Ercolano aus erreichbar. Von dort aus kann man (gegen Eintrittsgebühr) in etwa 15 Minuten den Kraterrand erklimmen und diesen etwa zu Hälfte umwandern.

Lage: Vesuvio, Sentiero del Gran Cono, 80044 Ottaviano

Link: www.parconazionaledelvesuvio.it/en

Gäubodenmuseum Straubing (Sorviodurum)

Der Gesichtshelm, der den Eingang des Gäubodenmuseums in Straubing ziert, war Teil eines in der Nähe von Straubing entdeckten Schatzfundes mit römischen Paraderüstungen, Beinschienen und Rossstirnen, der zu den umfangreichsten Entdeckungen dieser Art zählt.

In Straubing, dem römischen Sorviodurum, wurde bereits zwischen 41 und 54 n. Chr. unter Kaiser Claudius ein erster Militärstützpunkt errichtet. Unter Kaiser Vespasian entstand zwischen 69 und 79 östlich davon ein erstes Holzkastell (das sog. „Westkastell“) für etwa 500 Mann Besatzung und ein Kriegshafen für die Donauflotte. Im späten 1. Jahrhundert n. Chr. wurde mit dem Bau des ersten Ostkastells begonnen, in dem eine rund 1000köpfige Einheit von syrischen Bogenschützen stationiert war. Aufgrund mehrfacher Germanenüberfälle ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurden beide Kastelle neu befestigt und in Stein ausgebaut. Dennoch wurde das Westkastell während der Markomannenkriege zwischen 166 und 180 n. Chr. komplett zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Erst gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. gelange Sorviodurum wieder zu neuer Blüte, wurde allerdings gegen Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. nach der erneuten Verwüstung durch Germanen von den römischen Truppen verlassen und durch Truppen germanischer Föderaten ersetzt.

Das Straubinger Gäubodenmuseum, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurde, besitzt neben einer Ausstellung zur Vor- und Frühgeschichte, der bajuwarischen und mittelalterlichen Geschichte Straubings auch eine große Römische Abteilung, in deren Zentrum der „Römische Schatzfund von Straubing“ steht. Der 1950 in der römischen Villa Rustica am Alburger Hochweg entdeckte Römerschatz wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. vermutlich von germanischen Plünderern wegen seines Metallwertes vergraben. In dem umgestülpten Kupferkessel fanden sich neben Bein- und Knieschutzblechen römischer Soldaten auch Kopfschutzplatten für Pferde, Hufschuhe, Waffen, Werkzeuge und mehrere Götterstatuetten aus Bronze. Besonders beeindruckend sind aber die außergewöhnlich gut erhaltenen Gesichts- und Hinterkopfhelme mit teilweise orientalischer Anmutung, die zu den bisher größten bekannten Funden dieser Art zählen.

Südlich der Kastelle lag das Lagerdorf (vicus), von dem man bisher Reste von Streifenhäusern, Metall- und Holzwerkstätten, einer Therme und römische Gräberfelder ausgegraben hat.

Die Überreste der beiden römischen Kastelle in Straubing sind seit 2021 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes “Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westlicher Abschnitt)”. Der erste Abschnitts eines Römerparks wurde 2008 auf dem Gelände des ehemaligen Ostkastells und des südlichen Vicus eröffnet und soll nach und nach für die Besucher visualisiert werden. Das Museum ist täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet und bietet immer wieder Sonderausstellungen zu römischen Themen.

Lage: Gäubodenmuseum Straubing, Fraunhoferstraße 23, 94315 Straubing

Link: www.gaeubodenmuseum.de

Pompejanum in Aschaffenburg

Obwohl das Pompejanum, das in Aschaffenburg am Hochufer des Mains thront, nicht aus der römischen Antike stammt, gibt es einen geradezu authentischen Eindruck einer prachtvoll ausgestatteten römischen Villa.

Im Auftrag des Königs Ludwig I. von Bayern wurde das Pompejanum vom bayrischen Haus- und Hofarchitekten Friedrich von Gärtner zwischen 1840 und 1848 erbaut. Es ist nach dem Vorbild der Casa dei Dioscuri in Pompeji gestaltet und genau wie dieses üppig mit Fresken, Stuck und Marmorböden ausgestattet. Zur damaligen Zeit waren die Ausgrabungen von Pompeji schwer in Mode und der von der griechischen und römischen Antike begeisterte König wollte mit dieser römischen Villa Kunstinteressierten das Studium der römischen Antike ermöglichen.

Am Ufer des Mains mit Blick über den Main und zum Schloss Johannisburg, das im 17./18. Jahrhundert Zweitresidenz der Mainzer Kurerzbischöfe war, fand sich dann ein idealer Standort für dieses Projekt. Nachdem das Pompejanum im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und ab 1960 restauriert wurde, ist es seit 1994 wieder der Öffentlichkeit zugänglich.

Die von außen zwar ungewöhnlich, aber dennoch schlich wirkende Villa wurde um einen Innenhof mit Wasserbecken (atrium) und einen weiteren, im hinteren Teil der Villa liegenden, begrünten Innenhof (viridarium) herumgebaut. Hier gibt es Empfangs-, Schlaf-, Gästezimmer, eine Küche, 2 Speisezimmer, Räume für Bedienstete und sogar eine Latrine. Im Obergeschoss befinden sich dann die Schlaf- und Wohnräume für die Besitzerfamilie.

Am meisten beeindrucken jedoch die Innenräume, die nach antiken Vorbildern prächtig ausgemalt, mit aufwendig gelegten Marmorfußböden ausgelegt und mit Bronzestatuen, Marmorbüsten und Gebrauchsgegenständen ausgestattet wurden.

Die im Pompejanum ausgestellten antiken Kunstwerke und Ausstellungsstücke sind größtenteils Leihgaben aus den Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek in München. Es finden in Zusammenarbeit mit diesem Museum jährlich wechselnde Sonderausstellungen zu archäologischen Themen statt.

Das Pompejanum ist von April bis Mitte Oktober täglich außer montags geöffnet. Es wird von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen verwaltet und kostet Eintritt. Eine Kombikarte gewährt Zutritt für das Pompejanum und das in Sichtweite liegende Schloss Johannisburg.

Lage: Pompejanum, Pompejanumstraße 5, 63739 Aschaffenburg

Link: www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/as_pom.htm

Archäologische Ausgrabung von Nora

Das antike Nora besaß eine perfekte Lage auf einer Landzunge, die im Nordosten, Westen und Südosten jeweils ein natürliches und geschütztes Hafenbecken besaß. Obwohl einige Teile der Stadt heute unter Wasser liegen, sind noch einige imposante Reste aus der römischen Kaiserzeit zu entdecken.

Der Legende nach wurde die Stadt zwischen dem 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. von Norax von Tartessos gegründet. Dieser stammte aus dem Südwesten der iberischen Halbinsel und war ein Enkel des Königs Geryon. Wahrscheinlicher jedoch war Nora eine auf den Resten einer Nuraghensiedlung errichtete phönizische Handelsniederlassung, denn die Lage mit den 3 geschützten Naturhäfen war für den Handel im Mittelmeer ideal. Die Siedlung, die etwa dort lag, wo sich heute die Reste des römischen Forums befinden, entwickelte sich schon bald zur größten Stadt auf der Insel.

Nach dem 1. Punischen Krieg um 240 v. Chr. wurde Nora von den Römern erobert und anschließend fast komplett neu gebaut. Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. entstand ein Villenviertel mit großen Wohnhäusern (domus) und ein Tempelbezirk. Um 50 v. Chr. wurden das Forum, der Tempel und das Theater gebaut. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde die rund 8000 Einwohner zählende Stadt zum municipium erhoben und erlebte während der römischen Kaiserzeit im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. als bedeutendes Handelszentrum im Mittelmeer die größte Blütezeit.

Mitte des 5. Jahrhunderts eroberten die Vandalen Sizilien, worauf der langsame Niedergang der Stadt begann. Auch aufgrund von wiederholten Überfällen sarazenischer Piraten und des Anstiegs des Meeresspiegels wurde die Stadt spätestens ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. aufgegeben und die Einwohner zogen sich komplett ins Landesinnere zurück.

Bei einer Sturmflut im 19. Jahrhundert kam die antike Stadt wieder zum Vorschein und wurde ab ca. 1950 ausgegraben. Dabei kamen jedoch nur noch wenige phönizische Reste zum Vorschein, die meisten heutigen Relikte stammen aus der frühen römischen Kaiserzeit (1. und 2. Jahrhundert n. Chr.).

Der Rundgang führt heute zunächst von der Levante-Therme (Terme di Levante) am nordöstlichen Hafen zum auf einer Anhöhe gelegenen Tanit-Tempel, von dem aus man sich einen guten Überblick über das Gelände verschaffen kann. Südlich davon liegt ein Wohnviertel mit typisch punischer Bauweise, das wegen seiner verwinkelten Häuser und Gassen oft auch als „Kasbah“ bezeichnet wird.

Eine gepflasterte Straße verläuft entlang des Marktviertels zum Westhafen, wo eine halb vom Meer überspülte Christliche Basilika liegt. Von der südlich gelegenen See-Thermen (Terme a mare) sind noch der Grundriss und einige Gewölbereste zu erkennen. Weiter geht es über das Haus mit dem viersäuligen Atrium (Casa dell’Atrio Tetrastilo) zum punisch-römischen Äskulaptempel im Süden.

Auf dem Rückweg entlang des Südosthafens kommt man an den Zentralthermen, dem noch gut erhaltenen römischen Theater, dem Forum und dem römischen Tempel (Tempio romano) vorbei. Auf der östlichen Landzunge erhob sich einst die Akropolis – heute steht hier der Sarazenenturm (Torre del Coltellazzo), der im frühen Mittelalter zum Schutz vor Piratenüberfällen erbaut wurde.

Die Ausgrabungen können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden und sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link:

nora.beniculturali.unipd.it; www.sardegnaturismo.it/en/explore/ancient-city-nora

Römischer Tempel von Nora

Zwischen dem Theater und dem Forum liegt ein Tempel, der möglicherweise mit dem Kaiserkult verbunden war. Er ist neben dem Äskulaptempel der am besten erhaltene Tempel der Ausgrabung von Nora.

Auf den Resten früherer Gebäude wurde um 230 n. Chr. am Fuße des niedrigen Tanithügels ein Tempel errichtet, von dem heute nicht mehr bekannt ist, wem er geweiht war. Man vermutet aber, dass er für den Kaiserkult bestimmt war.

Der Sakralbereich des Tempels war mit einer Mauer (peribolos) umfriedet, die direkt an der Verbindungsstraße zwischen Theater und Forum lag und dort einen Portikuseingang besaß. Dahinter lag ein Vorhof, von dem aus man über wenige Stufen und eine sechssäulige Vorhalle (pronaos) zum auf einem niedrigen Podest stehenden Sakralraum (cella) gelangte. An dessen Rückseite befand sich ein kleinerer Raum, das Allerheiligste (penetrale), mit dem das Abbild der Gottheit. An der Westseite der Cella lagen 3 Räume, die wahrscheinlich für die Priester bestimmt waren und in denen Kultgegenstände gelagert wurden.

Bei den Ausgrabungen Mitte des 20. Jahrhunderts konnte man den größten Teil des Grundrisses rekonstruieren. Obwohl der Tempel der heute noch am besten erhaltene der Ausgrabung ist, sind außer einer Säule der Vorhalle, Teilen des Mosaikbodens des Sakralraums und einigen Sockeln der an den Seitenwänden angebrachten Halbsäulen nur noch wenige Gebäudereste vorhanden. In einem der Nebenräume fand man Silbermünzen aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. und Votivgaben, wie beispielsweise eine Terrakottamaske.

Lage: Tempio Romano, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-religiosi/tempio-romano

Römisches Theater von Nora

Das kleine Theater von Nora, das einzige bisher entdeckte römische Theater Sardiniens, ist noch sehr gut erhalten. Daher wird es auch heute noch vor allem im Sommer für Aufführungen genutzt.

In unmittelbarer Nähe des Forums liegt das Theater von Nora. Es ist das einzige bisher bekannte römische Theater auf Sardinien und hat die Zeit relativ gut überstanden.

Ein erstes Theater an dieser Stelle wurde ursprünglich um 50 v. Chr. in den Hang des Tanit-Hügels hineingebaut. Die heute sichtbaren Strukturen stammen aus dem Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr., als das Theater während der Regierungszeit von Kaiser Trajan oder Kaiser Hadrian repariert und umgebaut wurde.

Das rund 1000 bis 1200 Besucher fassende Theater besitzt einen nur gut 13 Meter großen Orchesterraum (orchestra), der mit violettem Marmor gepflastert und mit einem mehrfarbigen Mosaik umrandet ist. Der Durchmesser der heute noch erhaltenen unteren Zuschauerränge (ima cavea) mit 11 Sitzreihen misst knapp 40 Meter.

Über die beiden seitlichen Eingänge, von denen noch die restaurierten Tonnengewölbe zu sehen sind, betraten die Zuschauer die unteren Ränge. Den oberen Teil der Ränge (summa cavea), der heute nicht mehr vorhanden ist, erreichte man über weitere Eingänge auf der Rückseite des Theaters.

Interessant ist die Unterkonstruktion der Bühne: unter der wohl größtenteils aus Holz bestehenden Bühne befanden sich Tongefäße, die als Resonanzkörper dienten und den Ton verstärken sollten. Die monumentale Bühnenwand (scaenae frons) sind heute nicht mehr erhalten.

Das Theater wird heute regelmäßig für Veranstaltungen genutzt (z.B. das Festival „La Notte dei Poeti“ im Juli/August) und wird dafür mit mobilen Sitzreihen bestuhlt.

Lage: Teatro Romano di Nora, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-pubblici/teatro

Haus mit dem viersäuligen Atrium

Die prächtige Villa, die in der Nähe der Küste lag, gehörte sicher einem wohlhabenderen Bürger von Nora. Die zentral um einen Innenhof gruppierten Räume bestanden aus privaten und repräsentativen Räumen und waren mit aufwendigen mehrfarbigen Bodenmosaiken geschmückt.

In der Nähe der See-Thermen befand sich ein Villenviertel mit mehreren imposanten Villen, von denen das Haus mit dem Tetrastyl-Atrium am besten erhalten ist. Den auffallenden Resten von 4 Säulen, die einen Innenhofs (atrium) umgeben, verdankt das Haus auch seinen Namen. Allerdings standen diese Säulen ursprünglich wahrscheinlich nicht an der heutigen Stelle, sondern gehörten zu einer Säulenhalle im Eingansbereich des Hauses.

Das Haus wurde während der römischen Kaiserzeit zwischen Ende des 2. und Anfang des 3. Jahrhunderts auf den Resten älterer Gebäude erbaut und war besonders prächtig mit aufwendigen, mehrfarbig gestalteten Bodenmosaiken ausgestattet. Es gehörte daher sicher einem der reicheren und bedeutenderen Bewohner von Nora.

Der Eingang zum Haus lag sich an der Ostseite, wo sich ein Säulenportikus befand. Ein kleiner Korridor führte in den zentralen Innenhof (atrium) mit einem flachen Wasserbecken (impluvium). Von hier aus gelangte man in die übrigen Räume des Hauses, die als Privaträume aber auch zu repräsentativen Zwecken dienten.

Der südwestlich des Atriums gelegene Raum, bei es sich um ein Schlafzimmer (cubiculum) gehandelt haben könnte, war mit einem besonders aufwendig gestalteten, mehrfarbigen Bodenmosaik gepflastert, das in seinem Mittelfeld eine halbnackte Nereide oder Venus zeigt, die auf einem Delfin reitet.

Der Raum mit der halbrunden Apsis, der ebenfalls mit einem geometrischen Mosaik geschmückt war, war wahrscheinlich ein repräsentativer Raum, auch die benachbarten Räume im Südwesten der Villa, die ebenfalls mit Mosaiken ausgelegt waren, waren wohl eher öffentliche Räume.

Im Norden befanden sich Dienst- und Wirtschaftsräume und ein Laden, dessen Zugang an der nördlich gelegenen Gasse lag.

Das Gebäude wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und bis mindestens Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Bei den Ausgrabungen Mitte des 20. Jahrhunderts kamen einige der ursprünglichen Bodenmosaike zum Vorschein, die heute noch gut erhalten sind.

Lage: Casa dell’Atrio Tetrastilo, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-privati/casa-dellatrio-tetrastilo

Zentralthermen von Nora

Die Zentralthermen lagen direkt im Zentrum der Stadt und wurden während der Blütezeit der Stadt anstelle eines Wohnviertels neu erbaut. Einige der schwarzweißen Bodenmosaike mit ihren geometrischen Mustern sind noch gut erhalten.

Während der republikanischen Zeit befand sich hier im Zentrum der Stadt ein Wohnviertel, das Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. für den Neubau einer Therme komplett abgerissen wurde. Offenbar reichten die 3 anderen Thermen, die Kleinen Thermen (Piccole Terme), die See-Thermen (Terme di Mare) und die Levante-Thermen (Terme di Levante) für die Bedürfnisse und Größe der Stadt nicht mehr aus.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. fanden hier nochmal umfangreiche Renovierungen statt und die Thermen waren sicherlich noch bis zum Verfall der Stadt in Betrieb.

Die Ausgrabungen ab Mitte des 20. Jahrhunderts brachten ein recht verschachtelten, etwa 25 x 40 Meter großen Gebäudekomplex ans Licht. Der ursprüngliche Eingang befand sich im Süden, wo sich die Straße zu einem kleinen Platz erweiterte. Ein kleiner Umkleideraum (apodyterium) lag an der Südostseite, von dem aus man in den zentral gelegenen Kaltbaderaum (frigidarium) mit einem großen Becken gelangte. Daran schloss sich im Südwesten das Laubad (tepidarium), ein mit einer Apsis versehenes Warmbad (caldarium) und ein weiteres Laubad an, von dem man wieder zurück ins Kaltbad gelangte. Der ungewöhnlich lange neue Zugangskorridor im Nordosten wurde im Zuge der Umbauarbeiten im 5. Jahrhundert n. Chr. errichtet.

Heute kann man die teilweise noch gut erhaltenen geometrischen Bodenmosaike des Umkleideraums und des Kaltbads und die Reste der Heizanlagen noch gut erkennen.

Lage: Terme Centrali, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-pubblici/terme-centrali

See-Thermen

Heute ist ein Teil der See-Thermen im Meer versunken, aber die Funktion der einzelnen Räume ist immer noch erkennbar. Die einstige Größe des Gebäudes ist anhand der gewaltigen Reste von eingestürzten Gewölbedecken ganz gut zu erahnen.

Mit einer Größe von etwa knapp 60 x 40 Metern waren die See-Thermen die größte der insgesamt 4 Thermen von Nora und auch die noch am besten erhaltenen. Sie wurden etwa Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. direkt an zwei der wichtigsten Straßen der Stadt errichtet und gegen Ende des 4. oder Beginn des 5. Jahrhunderts umfangreich renoviert, wobei sie vermutlich für militärische Zwecke umgebaut wurden.

Die Thermen waren bis etwa Ende des 7. Jahrhunderts in Betrieb, fielen dann aber einem Brand zum Opfer, der auch den endgültigen Niedergang der Stadt besiegelte und bei dem das Deckengewölbe einstürzte. Einige dieser gewaltigen Mauerreste liegen noch heute an Ort und Stelle. Später wurde dann noch die südwestliche Gebäudeecke vom Meer weggespült.

Bei den Ausgrabungen Mitte des 20. Jahrhunderts konnte der Grundriss recht gut rekonstruiert und die einzelnen Räume ihrer einstigen Funktion zugeordnet werden: Die Außenfassade der Thermen war zu den Straßen hin mit einem Säulenportikus abgegrenzt und der Eingang lag im Nordosten. Von dort aus betrat man zunächst ein Atrium, von dem aus man in den Umkleideraum (apodyterium) gelangte. Danach ging man weiter in den zentral gelegenen großen Kaltbaderaum (frigidarium) mit 2 Becken, an das sich im Westen ein rechteckiges Laubad (tepidarium), ein elliptischer vermutlich etwas wärmerer Zwischenraum und ein mit einer Apsis und einer Wanne ausgestattetes Warmbad (caldarium) anschloss. Im Süden lagen mehrere fast spiegelbildlich angeordnete Räume und im Südosten eine Latrine.

Die Reste des Mauerwerks, die großen Wasserbecken und teilweise mehrere Meter hoch erhaltenen Wände geben einen guten Eindruck von der Ausdehnung der Anlage und der Anordnung der einzelnen Räume, die mit Sicherheit prächtig mit Marmor und Mosaiken ausgestattet waren.

Lage: Terme di Mare, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-pubblici/terme-a-mare

Tanit-Tempel

Der im Zentrum der Ausgrabungen gelegene Tanit-Hügel ist ein guter Aussichtspunkt, von dem aus man sich einen guten Überblick über das Ausgrabungsgelände verschaffen kann.

Es sind heute nur kaum mehr als Grundmauern vorhanden, so dass man über die Funktion des Gebäudes nur spekulieren kann. Vieles deutet darauf hin, dass es sich hier um einen Tanit-Tempel handelte, andere Deutungen sehen hier einen Wachturm oder Militärstützpunkt.

Bei den Ausgrabungen ab 1901 fand man hier einen 56 cm hohen pyramidenförmigen Göttersteins (Betyl), der als Darstellung der punischen Fruchtbarkeitsgöttin Tanit gedeutet wurde. Auf einem etwa 10 x 11 Meter großen Sockel befand sich ein Gebäude oder ein Freilichtaltar, dessen Aussehen heute nicht mehr zu rekonstruieren ist. Man glaubt, dass der Kultkomplex aus der Zeit zwischen dem Ende des 6. und dem 5. Jahrhundert v. Chr. stammt.

Der Tempel ist heute in keinem guten Zustand, aber die Aussicht vom Hügel gibt einen guten Überblick über das gesamte Ausgrabungsgelände.

Lage: Tempio di Tanit, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-religiosi/cosiddetto-tempio-di-tanit

Römisches Amphitheater Cagliari

Das römische Amphitheater konnte etwa ein Drittel der Bevölkerung des antiken Caralis aufnehmen. Die Zuschauerränge und die Arena wurden für seinen Bau direkt in den Hang des Buon Cammino-Hügels hineingehauen und nur noch die Südfassade mit Kalksteinblöcken ergänzt.

Das Amphitheater, das in der frühen römischen Kaiserzeit zwischen dem späten 1. und dem frühen 2. Jhdt. n. Chr. entstand, wurde für die Unterhaltung des Volkes errichtet. Hier wurden unter anderem Gladiatorenkämpfe (munera) und Tierhatzen (venationes) ausgetragen, sie dienten aber auch zur Vollstreckung von Todesurteilen und es fanden Theateraufführungen statt.

Das mit 8.000 bis 10.000 Zuschauern etwa ein Drittel der Bevölkerung von Caralis fassende Stadion war insgesamt etwa 92 x 79 Meter groß, die Arena maß dabei etwa 46 x 31 Meter. Der aus 3 Rängen mit insgesamt ca. 20 Sitzreihen bestehende Zuschauerraum (cavea) wurde dabei ebenso wie die unterirdischen Räume direkt in den Felsen hineingehauen. Nur an der Südseite wurde eine etwa 20 Meter hohe Fassade aus Kalksteinblöcken errichtet.

Das Gebäude wurde etwa bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. genutzt und diente danach als Steinbruch, wobei sowohl die bereits behauenen Steine in anderen Gebäuden weiterverwendet als auch neue Steine aus dem Felsen gebrochen wurden. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts endete der Raubbau mit dem Kauf des Geländes durch die Stadt, die danach erste Ausgrabungen durchführte. Zwischen 1937 und 1938 fanden dann systematische archäologische Ausgrabungen und Restaurationen statt.

Heute ist noch ein großer Teil der Sitzreihen erhalten, auch die Arena ist noch gut erkennbar. Daher wird das Amphitheater auch gelegentlich für Konzerte genutzt. Der Eingang zum Gelände befindet sich gegenüber dem Centro Solidarietà Giovanni Paolo II im Westen des Geländes.

Das Amphitheater ist am Montag, Freitag und Sonntag gegen Eintritt geöffnet und es gibt geführte Touren. Man bekommt aber auch von außen einen guten Überblick über das Gelände.

Lage: Anfiteatro Romano di Cagliari, Via Sant’Ignazio da Laconi, 09123 Cagliari

Link: www.sardegnacultura.it/j/v/253?s=20026&v=2&c=2653&c1=2624&visb=&t=1

Archäologisches Nationalmuseum Cagliari

Das Archäologische Nationalmuseum in Cagliari beherbergt neben einzigartigen Funden aus der Nuraghenzeit und der phönizisch-punischen Zeit auch prähistorische, römische und spätantike Funde.

Zusammen mit mehreren weiteren Museen befindet sich das Archäologische Nationalmuseum von Cagliari seit 1993 in der sogenannten „Citadella dei Musei“, der ehemaligen Zitadelle der Stadt.

Auf 4 Stockwerken sind hier die bedeutendsten archäologischen Funde der Insel ausgestellt., von der prä-nuraghischen Zeit ab etwa 6.000 v. Chr. über die Nuraghen-Zeit (1.800 v. Chr. bis 6. Jahrhundert v. Chr.), die phönizisch-punische Zeit (8. Jahrhundert v. Chr. bis 238 v. Chr.) und die römische Epoche (238 v. Chr. bis 455 n. Chr.) bis hin zur Zeit der Vandalenherrschaft (455 n. Chr. bis 534 n Chr.), der byzantinischen Zeit (534 n. Chr. bis 832 n. Chr.) und dem frühen Mittelalter.

Vom Erdgeschoss aus begibt man sich auf einen chronologischen Rundgang durch die Geschichte Sardiniens und der Stadt Cagliari. Viele der Ausstellungsstücke stammen dabei aus den großen nuragischen Zentren, aber auch aus den römischen Ausgrabungen von Nora oder des antiken Tharros.

Zu den bedeutendsten Funden gehören dabei die große Sammlung nuragischer Bronzestatuetten und die gut 2 m großen „Giganten vom Mont’e Prama“, Statuen aus Sandstein, die z.B. Krieger mit Schilden und Bogenschützen darstellen. Die „Stele von Nora“, auf der der Name der Insel das erste Mal überhaupt im phönizisch-punischem Alphabet als „Shrdn“ niedergeschrieben wurde, stammt vermutlich aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. und ist bisher das älteste schriftliche Dokument des Abendlands, wenngleich ihr Text bisher noch nicht eindeutig übersetzt werden konnte.

Aus der phönizischen und punischen Zeit sind einige aufwendig gestaltete Halsketten mit bärtigen Köpfen oder Masken aus Keramik zu sehen, während aus der Römerzeit vor allem Statuen, Weihesteine, Schmuck und Keramik zu finden sind, aber auch Teile der Bodenmosaike aus Nora.

Das Museum ist täglich außer dienstags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Cagliari (MAN), Piazza Arsenale 1, 09124 Cagliari

Link: museoarcheocagliari.beniculturali.it/en

Horrea Epagathiana et Epaphroditiana

Da die über dem Eingangsportal eingemeißelte Inschrift noch komplett vorhanden ist, sind dies die einzigen Lagerhäuser von Ostia, von dem man heute noch die Namen der Besitzer kennt: Epagathus und Epaphroditus. Bei ihnen könnte es sich um Freigelassene handeln, die ursprünglich aus Griechenland stammten.

Das Lagerhaus (horrea) des Epagathus und des Epaphroditus wurden zwischen 145 und 150 n. Chr. aus Ziegeln erbaut und war mindestens 3 Stockwerke hoch. Der Zugang befand sich an der Westseite des Gebäudes in der Mitte einer Ladenzeile.

Vom Eingangsportal, das mit Säulen und einem Giebel versehen war und eine Inschrift mit den Namen der beiden offenbar griechischstämmigen Besitzer trug, betrat man den Innenhof mit umlaufendem Arkadengang, hinter dem im Erdgeschoss insgesamt 16 Räume lagen. Über die beiden innenliegenden Treppen konnte man die Räume in den oberen Stockwerken erreichen.

Der Hof besaß ein schwarzweißes Bodenmosaik mit Mäandermuster, das an der Eingangsseite im Westen einen Panther mit seiner Beute zeigte, während an der gegenüberliegenden Seite vor dem größten Raum ein Tiger im Sprung zu sehen war. Zu beiden Seiten dieses Raums, der vermutlich das Hauptbüro war, lagen Nischen, in denen vielleicht Götterstatuetten von Fortuna und Venus standen.

Die beiden Eingangstüren und auch die Treppenaufgänge konnten mit hölzernen Balken und Vorhängeschlössern verriegelt werden, so dass man annimmt, dass in diesem Lagerhaus wertvolle Güter gelagert wurden.

Lage: Horrea Epagathiana et Epaphrodithiana, Regio I, Insula VII, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/8/8-3.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-central-area-and-the-official-complexes/horrea-epagathiana-et-epaphrodithiana

Therme des Buticosus

Ihren Namen verdankt die Thermenanlage dem Mosaik eines unbekleideten Mannes mit Eimer und Schabeisen, der als Epictetus Buticosus bezeichnet wird. Er könnte der Aufseher der Badeanlage oder ein Bademeister gewesen sein.

Die Thermenanlage wurde in der Zeit von Kaiser Trajan um 110 n. Chr. errichtet und in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. nochmals umgebaut, wobei u.a. Türen zugemauert und Heizungsrohre verlegt wurden.

Der Haupteingang befand sich im Osten hinter einem Portikus, wo auch mehrere Geschäfte oder Essensstände lagen. Von hier aus gelangte man über einen Korridor zum zentralen Umkleideraum und dann entweder in die beheizten Bereiche oder über einen mit Pflanzenmotiven bemalten Korridor zu weiteren Räumen, deren Funktion allerdings nicht eindeutig zuordenbar ist.

Die im westlichen Bereich liegenden 4 großen Räume waren beheizt und zudem mit schwarz-weißen Mosaiken ausgelegt. Der größte dieser Räume, vielleicht ein Laubad (tepidarium) oder ein Raum, in dem Massagen oder Schönheitspflege angeboten wurde, gab den Thermen ihren heutigen Namen. Hier ist das Mosaik eines nackten Mannes zu sehen, der einen Eimer und ein Schabeisen (strigilis) trägt und mit Epictetus Buticosus bezeichnet ist. Er könnte entweder der Verwalter und Aufseher der Badeanlage oder ein Masseur bzw. Bademeister gewesen sein.

Von hier aus gelangte man über einen weiteren großen, beheizten Raum in das Warmbad (caldarium), das mit 2 Warmwasserbecken ausgestattet und mit Marmor verkleidet war. Hier befindet sich ebenfalls ein schönes Mosaik, das den Meeresgott Triton und eine Nereide zeigt, die von einer Seekuh, Delfinen und Hippocampen umgeben sind. Beim daran anschließenden viertelkreisförmigen Raum könnte es sich um ein Schwitzbad (sudatorium) gehandelt haben.

Der Kaltbaderaum (frigidarium) mit dem großen Kaltwasserbecken lag vermutlich im Norden der Anlage. Die Thermen wurden über ein Wasserrad (noria) versorgt, das sich in einem Raum zwischen den Thermen und dem benachbarten Tempel befand.

Es handelte sich hier um eine kleine und wahrscheinlich privat betriebene Thermenanlage, die vielleicht von einer Gilde errichtet wurde. Sie könnte aber auch zum benachbarten Tetrastylos-Tempel gehört haben, der den Göttern Hygea und Asklepios, den Gottheiten der Gesundheit, geweiht waren, und war vielleicht eine Art Kurbad.

Lage: Terme del Bagnino Buticosus, Regio I, Insula XIV, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/14/14-8.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-central-area-and-the-official-complexes/terme-di-buticoso

Haus von Amor und Psyche

Das Wohnhaus mit dem überdimensional wirkenden Nymphäum und den üppig mit Marmor verkleideten Wänden und Böden wurde nach der hier aufgefundenen Statue von Amor und Psyche benannt. Es gehörte sicher einem bedeutenden Einwohner von Ostia, vielleicht einem hochrangiger Priester des nahegelegenen Herkules-Tempels.

Ursprünglich wurde hier im ersten Drittel des 2. Jahrhundert n. Chr. ein mehrgeschossiges Mietshaus (insula) errichtet mit Läden (tabernae), die sich um einen Innenhof gruppierten. Dieses später offenbar teilweise verfallene Gebäude wurde dann im späten 4. Jahrhundert im Inneren fast komplett neu geschnitten und zu einem zweistöckigen Wohnhaus umgebaut. Es wurde 1938 ausgegraben und anschließend restauriert. Weitere Restaurationen fanden dann um 1953 und 1987 statt.

Der Eingang zum Haus befand sich in der Südwestecke des Komplexes. An ein Vestibül schloss sich ein Mittelgang mit farbigen Bodenmosaiken an, an dessen westlicher Seite 3 Zimmer (cubicula) lagen. Im mittleren dieser Räume, dessen Boden mit farbigen Marmorintarsien (opus sectile) und dessen Wände mit Marmor verkleidet waren, wurde bei den Ausgrabungen eine Statue von Amor und Psyche gefunden, der das Haus heute seinen Namen verdankt. Die beiden anderen Räume waren mit schwarz-weißen Bodenmosaiken und bemalten Wänden etwas weniger aufwendig ausgestattet und dienten daher vermutlich als Schlafzimmer.

Am Ende des Mittelgangs betrat man über eine Stufe einen großen Empfangsraum, der mit Marmorverkleidungen an den Wänden und farbigem Bodenmosaik in opus sectile ebenfalls aufwendig ausgestattet war.

An der östlichen Seite des Mittelgangs befand sich eine Säulenreihe, die Zugang in einen kleinen unbedachten Garten (viridarium) gewährte. An der gegenüberliegenden Seite lag ein schon fast monumental wirkendes Nymphäum, bei dem das Wasser aus den 5 Nischen über kleine Stufen und Wasserspeier in den unteren Bereich floss. Das Abwasser des Nymphäums wurde weiter in die südlich gelegene Latrine geleitet, die über einen südlich des Mittelgangs gelegenen kleinen Korridor erreicht werden konnte.

Von den Marmorverkleidungen an Böden und Wänden und auch von den Bodenmosaiken sind heute noch einige Teile relativ gut erhalten. Die im mittleren Raum aufgestellte Statue von Amor und Psyche ist allerdings ein Abguss, deren Original sich im Museum des Archäologischen Parks von Ostia befindet.

Lage: Domus di Amore e Psiche, Regio I, Insula XIV, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/14/14-5.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/domus-di-amore-e-psiche

Haus der Wagenlenker & Dreischiffiges Heiligtum

Aufgrund ihrer teilweise noch gut erhaltenen Gebäudereste, Wandmalereien und Bodenmosaike gehören das Haus der Wagenlenker, die dahinterliegenden Thermen der 7 Weisen, das Haus der Serapis und das danebenliegende Dreischiffige Heiligtum zu den interessantesten Gebäuden im Westen von Ostia.

Das Haus der Wagenlenker (Caseggiato degli Aurighi), die Thermen der 7 Weisen (Terme dei Sette Sapienti) und das Haus der Serapis (Caseggiato del Serapide) waren direkt miteinander verbunden und bildeten einen kompletten Wohnblock (insula). Dieser wurde in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in der Regierungszeit von Kaiser Antoninus Pius errichtet, während das Dreischiffige Heiligtum (Sacello delle tre Navate) erst etwas später direkt an die Ostseite des Komplexes angebaut wurde.

Das Haus der Wagenlenker liegt an der Cardo dei Aurighi und besaß einen doppelten Portikus zur Straße hin. Das 3- oder 4-stöckige Gebäude lag um einen zentralen Innenhof und war in zahlreiche Wohnungen unterteilt. Im Erdgeschoss gab es mehrere Säle, die gewerblichen Zwecken dienten.

Die Fresken, denen das Haus seinen heutigen Namen verdankt, wurden erst im späten 3. Jahrhundert n. Chr. in einem der Korridore angebracht und zeigen Wagenlenker (auriga oder bigarius), die auf ihren von 2 Pferden gezogenen zweirädrigen Streitwägen (biga) stehen und in den Händen einen Palmzweig und die Siegeskrone halten.

Der separate Gebäudeteil an der Ostseite mit mehreren kleineren Räumen und einer Gemeinschaftslatrine war vermutlich ein Hotel. Hier sind noch recht gut erhaltene kleine Wandmalereien mit Landschaften, Tieren, Stilleben oder mythologischen Szenen zu bewundern.

Das Dreischiffige Heiligtum wurde etwa Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. östlich an das Haus der Wagenlenker angebaut. Es bestand, ähnlich wie ein Mithräum, aus einem Mittelschiff mit zwei Säulenreihen und 2 Seitenschiffen. Diese Architektur gab dem Heiligtum seinen heutigen Namen. In den Wandmalereien und Fußbodenmosaiken fehlen aber sämtliche Hinweise auf den Mithraskult, sie deuten eher auf einen Dionysoskult hin.

An der Stirnseite des Hauptschiffs befindet sich eine Apsis mit gelbem und rotem Schachbrettmuster, in der sich eine Statue befand. Die Wände und die Mosaikböden waren mit Darstellungen von Opferszenen, Kultgegenständen und Tieren geschmückt. Ein Wasserbecken, das mit Marmor verkleidet war befand sich in der Mitte des Mittelschiffs und vor dem Eingang zum Heiligtum lag eine Küche, in der vielleicht der Kultwein erhitzt werden konnte.

Lage: Caseggiato degli Aurighi e Sacello delle tre Navate, Regio III, Insula X und II, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio3/10/10-1.htm; www.ostia-antica.org/regio3/10/10-1a.htm; www.ostia-antica.org/regio3/2/2-12.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/caseggiato-degli-aurighi

Haus der Musen & Case a Giardino

Das mit Wandmalereien und Bodenmosaiken reich ausgestattete Haus der Musen, ist Teil der Case a Giardino, einem riesigen Gebäudekomplex im Westen der Stadt. In den luxuriösen Erdgeschossappartements der bis zu 4-stöckigen Häuser lebten eher betuchtere Familien.

Nicht weit entfernt vom Zentrum Ostias, aber nahe der Porta Marina und der Küste, lagen die sogenannten Gartenhäuser (Case a Giardino), ein riesiger, rund 1,5 Hektar großer Gebäudekomplex, in dem sich mehrere, meist größere Wohneinheiten befanden. Er wurde in hadrianischer Zeit zwischen 123 und 125 n. Chr. errichtet und sind ein gutes Beispiel für ein geplantes Wohnviertel, das wohl eher von der oberen Mittelschicht bewohnt wurde. Die Gartenhäuser wurden bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. genutzt, in späterer Zeit aber teilweise zu Läden oder Werkstätten umgebaut. Sie wurden zwischen 1938 und 1942 ausgegraben.

Der Komplex mit Eingang an der Via delle Volte Dipinte bestand aus einem gut 120 x 120 Meter großen Gebäuderechteck, das sich um einen großen Garten mit 6 überdachten Brunnen gruppierte. Im Zentrum lagen 2 weitere, parallel angeordnete Häuserblocks mit jeweils 2 großen Wohnhäusern.

Im Parterre der 3- bis 4-geschossigen Gebäude lagen meist Luxusappartements für reiche Familien, die Wohn- und Repräsentationsräume mit farbigen Wandmalereien und aufwendigen Schwarz-Weiß-Mosaiken besaßen. Die oberen Geschosse mit kleineren, vermieteten Wohnungen waren über Außentreppen zu erreichen, während zu den Straßen hin teilweise Läden und Gewerberäume lagen. Insgesamt schätzt man, dass in den Gartenhäusern wohl bis zu 1200 Personen lebten.

Das wohl luxuriöseste Gebäude war das Haus der Musen (Domus delle Muse) an der Nordostecke, das als einziges über einen eigenen Innenhof verfügte. Das bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzte Haus besitzt heute noch erstaunlich gut erhaltene Wandmalereien, aufwendige schwarzweiße Bodenmosaike und auch die Mauern des Erdgeschosses sind noch weitestgehend erhalten.

Der Eingang befand sich im Osten an der Via delle Volte Dipinte, wo auch 2 separat liegende Geschäfte und ein weiterer Raum untergebracht waren, der sowohl einen Eingang zur Straße als auch einen Zugang zum Wohnhaus hatte und mit Perseus– und Andromeda-Motiven bemalt war.

Über das Vestibül gelangte man den Innenhof mit Portikus aber auch in die direkt im Norden angrenzende Küche, den einzigen Raum des Hauses ohne Fußbodenmosaik. Eine Treppe neben dem Eingang führte ins Obergeschoß zu den vermieteten Wohnungen.

Im Norden lagen Privaträume, unter anderem ein Wohnzimmer, dessen Wände mit Darstellungen des Gottes Apollo und den 9 Musen Urania, Kalliope, Klio, Thalia, Euterpe, Melpomene, Terpsichore, Erato und Polyhymnia aufwendig bemalt waren und denen das Haus seinen heutigen Namen verdankt. Ein weiteres Zimmer mit Dionysos-Motiven auf weißem Grund war wohl ein Schafzimmer.

Der gegenüber dem Eingang im Westen gelegene große Bankettsaal (triclinium) stellte auf seiner Wandbemalung ein Haus mit geöffneten Fensterläden, Holzbalkonen und Blick auf Landschaften dar. Im Süden lag der größte Raum des Gebäudes, ein Repräsentationsraum (tablinum) mit gelb, rot und schwarz bemalten Wänden ohne weitere Verzierung.

Zum Gartenhauskomplex gehören weitere interessante Gebäude: z.B. das südlich des Hauses der Musen gelegene Haus der Gelben Wände (Casa delle Pareti Gialle), das mit kleinen in gelben Feldern liegenden Landschaftsgemälden an den Wänden geschmückt war, oder an der Südostecke das Haus der Dioskuren (Domus dei Dioscuri) mit einem Mosaik der Dioskuren Castor und Pollux. Auch das Haus der Priesterinnen (Casa delle Ierodule) an der Südwestecke besitzt noch heute sehenswerte und gut erhaltene Wand- und Deckenmalereien.

Lage: Domus delle Muse e Case a Giardino, Regio III, Insula IX, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio3/9/9.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/case-a-giardino; www.ostia-antica.org/regio3/9/9-22.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/insula-delle-muse

Lampenbrunnen

Der Lampenbrunnen verdankt seinen Namen seinem wie eine Öllampe geformten Brunnenauslauf und ist einer der schönsten öffentlichen Brunnen von Ostia. Er steht nur wenige Schritte von der Schola del Traiano entfernt direkt am Decumanus Maximus.

Vor einem Wohnblock mit Läden, die sich hinter einem etwa 120 Meter langen Portikus im westlichen Teil des Decumanus Maximus befinden, liegt der äußerst filigran wirkende „Lampenbrunnen“. Er ersetzte einen älteren Brunnen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und wurde vermutlich im ersten Drittel des 2. Jahrhunderts n. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian neu gestaltet. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde er dann nochmals mit Marmor ausgekleidet und aufwendig verziert.

Das rechteckige Becken, das mit wasserundurchlässigem Putz (opus signinum) ausgekleidet war, besaß in der Mitte eine Säule, auf der 7 wie Öllämpchen geformte Wasserspeier angebracht waren, aus denen das Wasser in das Becken sprudelte. Der Rand des Brunnens war mit einem filigranen Gitter aus Marmor verziert, über dem sich ein von 4 geriffelten Säulen getragenes Dach erhob.

In den Läden dieses Gebäudeblocks wurden bei den Ausgrabungen die Reste mehrerer Theken und Wasserbecken gefunden, die darauf schließen lassen, dass sich in diesem Bereich des Decumanus mehrere Garküchen befunden haben, in denen sich die Bewohner der umliegenden Wohnhäuser versorgen konnten.

Lage: Fontana con Lucerna, Regio IV, Insula VII, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio4/7/7-1.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-market-district/fontana-con-lucerna

Schola del Traiano

Die genaue Funktion des großen Gebäudekomplexes mit dem markanten Wasserbecken ist bislang noch nicht völlig geklärt. Der Fund einer Statue von Kaiser Trajan, die dem Gebäude seinen heutigen Namen gab, lässt jedoch vermuten, dass es sich hier um ein öffentliches Gebäude handelte, vermutlich um den Hauptsitz einer Gilde.

Ursprünglich lagen auf dem Gelände zwei Wohnhäuser, das sogenannte Haus der Ochsenköpfe (Domus dei Bucrani) aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und ein Peristylhaus aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., von denen noch Gebäude- und Mosaikreste im Innenhof zu sehen sind. Sie wurden bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurden.

Darüber wurde dann, vermutlich Mitte des 2. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Antoninus Pius, ein großer Gebäudekomplex errichtet, der im Norden zum Decumanus Maximus hin einen monumentalen Haupteingang mit einer 12 Meter breiten Säulenreihe besaß. Dahinter lagen eine halbrunde Exedra mit Brunnennischen und daran anschließend ein Vestibül, das Zugang zu mehreren teils beheizten Räumen gab.

Der in der Mitte des Komplexes gelegene große Hof besaß Säulenreihen an allen 4 Seiten und im Zentrum ein längliches Becken mit vielen halbrunden Nischen. Dahinter wurde im 4. Jahrhundert n. Chr. ein weiterer Gebäudekomplex ergänzt, der aus einem 8 x 10 Meter großem Bankettsaal (triclinium) und öffentlichen Räumen bestand, die mit Wandmalereien und schwarzweißen Mosaikböden ausgestattet waren.

In einem der Seitenräume des vorderen Gebäudekomplexes befand sich eine Trajan-Statue, die dem Gebäude seinen heutigen Namen gab. Es wurden außerdem ein Minervakopf, eine Venusstatuette und eine Statue von Ringern gefunden. Daher geht man davon aus, dass es sich hier nicht um ein privates Haus, sondern um das Hauptquartier einer Zunft oder Gilde handelte. Die Nähe zu einem auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenen Tempel deutet auf die Zunft der Schiffszimmerer (fabri navales) hin, eine Inschrift erwähnt die Schiffsleute von Ostia (navicularii ostienses). Auch der Sitz des öffentlichen Verwalters für die Getreideversorgung (procurator annonae) scheint eine plausible Erklärung für die Funktion des Gebäudes zu sein.

Das Gelände wurde zwischen 1938 und 1939 ausgegraben und gehört zu einem der größten Gebäudekomplexe von Ostia.

Lage: Schola del Traiano, Regio IV, Insula V, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio4/5/5-15.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-market-district/schola-del-traiano

Macellum & Geschäfte der Fischhändler

Direkt an einer der wichtigsten Kreuzungen Ostias lag der größte Markt der Stadt, auf dem unter anderem Fleisch und Fisch angeboten wurden. Das vor dem Geschäft angebrachte Mosaik zeigte dabei an, was es dort zu kaufen gab. Besonders gut erhalten ist dabei das Geschäft eines Fischhändlers mit einem schönen Mosaik.

Der Hauptmarkt von Ostia (macellum), in dem vor allem Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Gemüse angeboten wurden, lag sehr zentral an einer der wichtigsten Kreuzungen der Stadt. Er wurde in seiner heutigen Form etwa Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. anstelle eines aus spätrepublikanischer Zeit stammenden Wohnhauses errichtet. Am Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde der Markt vermutlich aufgegeben und stattdessen im nordöstlichen Portikus eine Glaswerkstatt mit 2 Brennöfen eingerichtet.

Der Marktbereich bestand aus einem etwa 28 x 22 Meter großen, gepflasterten Hof, an dessen Nord- und Südseite sich mehrere Räume und Ladengeschäfte anschlossen. Der Haupteingang lag dabei im Norden, am Decumanus Maximus, ein Nebeneingang im Osten an der Via del Pomeria. In der Mitte des Hofes befand sich ein gemauertes Becken mit einem auf einem Delfin reitenden Knaben, an der Westseite gab es hinter einer Säulenreihe ein Podium mit einem Nymphäum. Im großen Raum im Süden wurden möglicherweise standardisierte Maße und Gewichte (pondera) aufbewahrt.

In den zu beiden Seiten des Haupteingangs gelegenen Portiken lagen mehrere Geschäfte (tabernae). Aufgrund der aufgefundenen Einrichtungsgegenstände, wie einer Verkaufstheke und einem Fischbecken, und der noch erstaunlich gut erhaltenen Bodenmosaike kann man davon ausgehen, dass in 2 dieser Geschäften Fisch verkauft wurde. Ein besonders schönes Mosaik mit der Inschrift inbide calco te („Neider, ich zertrete dich“) zeigt dabei einen Delfin, der einen Oktopus frisst.

Das Macellum wurde 1938 ausgegraben und anschließend restauriert.

Lage: Taberne dei Pescivendoli, Regio IV, Insula V, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio4/5/5-1.htm; www.ostia-antica.org/regio4/5/5-2.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-market-district/cd-macellum-e-tabernae-dei-pescivendoli

Forum & Kapitol von Ostia

An der Kreuzung der beiden Hauptstraßen von Ostia, dem Decumanus Maximus und dem Cardo Maximus, liegen das Forum und das Kapitol, die in republikanischer Zeit errichtet wurden. Die Anordnung der heute sichtbaren Gebäude stammt aus hadrianischer Zeit.

Das Forum entstand ab der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. an der Stelle, wo sich ursprünglich das Kastell (castrum) von Ostia befand. Rund um das Forum, an der Kreuzung von Decumanus Maximus und Cardo Maximus, lagen die wichtigsten politischen, wirtschaftlichen, religiösen und gesellschaftlichen Gebäude der Stadt, zu denen der Kapitolstempel, der Tempel von Roma und Augustus, die Curia, die Basilika, die Forumsthermen und der Runde Tempel gehörten.

Forum (foro): Der zentrale Platz Ostias erhielt unter Kaiser Hadrian im 2. Jahrhundert n. Chr. sein heutiges Erscheinungsbild. Er war von einem Portikus umgeben, über den man die angrenzenden Gebäude erreichen konnte. Der Decumanus Maximus verlief von Ost nach West direkt durch das Forum, während der Cardo Maximus im Norden durch den Kapitolstempel und im Süden durch den Tempel von Roma und Augustus unterbrochen war. In der Mitte des Platzes standen Statuen, unter anderem eine von Ancus Marcius, dem 4. König von Rom, der Ostia erbaut haben soll.

Kapitol (capitolium): Der größte und wichtigste Tempel von Ostia lag im Norden des Forums und war der kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva geweiht. Der 35 x 15,5 m große und 20 Meter hohe Tempel wurde von Kaiser Hadrian um 120 n. Chr. über einem älteren republikanischen Tempel errichtet und stand auf einem Podium, zu dem eine breite Treppe mit 21 Stufen führte. Vor dem Tempel lag ein Marmoraltar mit einem Waffenfries. Die Säulenvorhalle (pronaos) des Tempels hatte 6 Säulen an der Vorderseite und je 2 an den Seiten und war mit einem Marmorfries mit Girlanden und Ochsenköpfen geschmückt. Im Tempelraum (cella) gab es an den Seitenwänden Nischen für Statuen und im hinteren Bereich Räume für die Statuen der 3 Gottheiten. Der Tempel war komplett mit Marmor verkleidet und die Böden mit Marmorintarsien ausgelegt. Unter dem Tempel lag ein Raum für den Stadtschatz (aerarium publicum). Heute sind neben der etwa 17 Meter hohen Wand der Cella noch die Treppe, Teile der Säulen der Vorhalle und Reste des Marmoraltars vorhanden.

Tempel von Roma und Augustus: Am Südende des Forumsplatzes lag dieser dem Kaiserkult und der Göttin Roma geweihte Tempel. Er gehört zu den frühesten Gebäuden des Forums und wurde Anfang des 1. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Tiberius, dem Nachfolger von Kaiser Augustus, erbaut. Der auf einer Plattform errichtete Tempel besaß eine Vorhalle mit 6 Säulen an der Vorderseite und je 2 an der Seite, war etwa 16 Meter hoch und damit das nur geringfügig kleinere Gegenstück zum auf der anderen Seite des Forums gelegenen Kapitolstempel. Vom Tempel sind außer den Grundmauern nur noch wenige Reste vorhanden, wie z.B. das Marmorfries vom hinteren Giebel und die Statue der fliegenden Siegesgöttin Victoria, die ursprünglich auf dem Dach des Gebäudes angebracht war.

Curia: Das Versammlungsgebäude für den Stadtrat (ordo decurionum) wurde während der Regierungszeit von Kaiser Domitian oder Kaiser Trajan, d.h. zwischen dem späten 1. und dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet und lag gegenüber der Basilika an der Nordwestseite des Forums. Zum Decumanus Maximus hin lag ein Vorbau mit 6 Säulen, hinter denen sich ein Vestibül befand. Da der daran anschließende Versammlungsraum mit 11,5 x 12 Metern relativ klein ist, könnte es sich hier auch um ein Augusteum gehandelt haben, ein Heiligtum für die dem Kaiserkult huldigenden Seviri Augustales, obwohl die Lage direkt am Forum eher für die Verwendung als Curia spricht. Durch die seitlich gelegenen und oben offenen Korridore fiel Licht in das Gebäude, dessen Wände und Böden mit mehrfarbigem Marmor geschmückt waren.

Basilika: Die der Rechtsprechung und Geschäften dienende Basilika an der Südostecke des Forums wurde zeitgleich mit der Curia zwischen dem späten 1. und dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Man gelangte entweder vom Decumanus Maximus über einen monumentalen Eingang an der Nordseite oder vom Forum durch einen Doppelportikus an der Ostseite ins Gebäude. Diese bestand aus einer großen Halle, die sich über 3 Stockwerke erstreckte und ein von Säulenreihen getragenes Dach besaß. An der Rückseite lag ein Podium für die Richter, die Böden und Säulen waren mit Marmor verkleidet. An einer Balustrade des Obergeschosses wurden im 2. Jahrhundert n. Chr. Reliefs mit Motiven aus der Stadtgeschichte Roms angebracht, auf denen u.a. Romulus und Remus mit der Wölfin, die Gänse des Kapitols, der Raub der Sabinerinnen und der Bau der Aurelianischen Mauer dargestellt sind.

Forums-Thermen (Thermae Gavi Maximi): Nahe der Ostseite des Forums lagen die mit einer Fläche von etwa 3200 qm größten und aufwendigsten öffentlichen Bäder der Stadt. Sie wurden während der Regierungszeit von Kaiser Antoninus Pius um 160 n. Chr. von Marcus Gavius Maximus, dem Präfekten der Prätorianergarde, erbaut und waren bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. in Betrieb. Sie wurden im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut bzw. renoviert und erhielten dabei den Monumentaleingang an der Nordwestecke. Die im Reihentypus hintereinander angeordneten Räume bestanden aus 2 Teilbereichen, mit den unbeheizten und spiegelbildlich angeordneten Räumen an der Nordseite und dem beheizten und mit großen Fenstern ausgestatteten Bereich im Süden. Vom Eingang aus gelangte man über eine Vorhalle in die Umkleideräume (apodyterium) und anschließend in den zentralen Kaltbaderaum (frigidarium) mit seinen 2 großen Kaltwasserbecken. Danach folgte der beheizte Bereich mit einem achteckigen Raum zum Sonnenbaden (heliocaminus), dem ovalen Schwitzbad (sudatorium bzw. laconium), 2 Laubaderäumen (tepidarium) und dem Heißbad (caldarium) mit 3 Wasserbecken. Die bis zu etwa 15 Meter hohen Räume besaßen Kreuzgewölbe, die Böden und Wände waren aufwendig mit Marmor dekoriert und in Nischen standen Statuen, u.a. von den Göttern der Gesundheit, Hygieia und Asclepius. Die Öfen (praefurnium) und eine Zisterne mit einem 10 Meter großen Wasserschöpfrad lagen östlich des Heißbades. Südlich des Komplexes gab es einen großen von einem Portikus umgebenen Sportbereich (palaestra) mit einer 20-sitzigen Latrine und 2 kleinen Tempeln.

Runder Tempel: Der Anfang bis Mitte des 3. Jahrhundert von Kaiser Severus Alexander oder Kaiser Gordian III. errichtete und dem Kaiserkult dienende Tempel lag westlich der Basilika und war vom Decumanus Maximus aus zugänglich. Vom etwa 41 x 35 Meter großen Platz mit seitlichen Nischen für Statuen führt im Süden eine breite Treppe auf eine knapp 4 Meter hohe Plattform. Hinter einer Vorhalle mit 10 Säulen lag der mit einer Kuppel (ähnlich der im Pantheon in Rom) gekrönte Rundtempel mit 18 Metern Innendurchmesser. In den Nischen des heute leider nicht mehr sehr gut erhalten Tempels standen überlebensgroße Statuen von Severus Alexander, Gordianus III. und von anderen Kaisern.

Die meisten Gebäude am Forum wurden zwischen 1802 und 1806 ausgegraben. Auch heute noch bekommt man einen guten Eindruck davon, wie das Forum in der Antike gewirkt haben muss.

Lage: Forum e Capitolium, Regio I, Forum und Insula XI, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/forum/forum.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-central-area-and-the-official-complexes/the-central-area-and-the-official-complexes

Haus der Diana & Thermopolium

Das Haus der Diana ist ein typisches Beispiel für eine römische Insula: im Erdgeschoß lagen zur Straße hin Ladengeschäfte und im hinteren Bereich gruppierten sich repräsentative Räume rund um einen Innenhof. Im 1. Obergeschoß befanden sich größere Mietwohnungen und je weiter oben die Bewohner lebten, desto mehr nahm der Komfort ab und die Enge zu.

In unmittelbarer Nähe zum Großen Lagerhaus (Grandi Horrea) und einem großen Mühlenbetrieb in der Straße der Diana befinden sich das Haus der Diana und ein Thermopolium.

Das heute noch erstaunlich gut erhaltene Haus der Diana stammt aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., d.h. aus der Zeit von Kaiser Hadrian oder Kaiser Antoninius Pius, und besaß mindestens 2 bis 3 Obergeschosse. Es wurde in mindestens 4 Bauphasen bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. immer wieder umgebaut und den Erfordernissen angepasst.

Der Gebäudekomplex wurde Anfang des 20. Jahrhunderts und nochmals zwischen 1994 und 1997 ausgegraben. Hierbei kamen die noch fast vollständig erhaltene Fassade mitsamt den Balkonbrüstungen des 2. Obergeschosses und auch die gut erhaltenen Wände und Decken des Erdgeschosses und einiger Innentreppen zum Vorschein. Zudem waren an der Südostecke und an der Via dei Balconi noch die Bürgersteige größtenteils vorhanden.

Im Erdgeschoss befand sich ein Domus, in dem vielleicht Beamte untergebracht waren. Im 1. OG lagen Mietwohnungen, Gästezimmer und, den Funden zufolge, der Sitz einer Gilde. Neben dem Eingang und an der Westseite des Gebäudes lagen mehrere Ladengeschäfte (tabernae).

Vom Eingang führte ein Korridor in den etwa 8,5 x 5,5 Meter großen zentralen Innenhof mit einem Marmorbecken mit mehreren Nischen, das aus der Zeit um 150 n. Chr. stammte. In diesem Hof fand man auch ein Dianarelief, das dem Haus seinen Namen verlieh. Dahinter lag der mit einem schwarz-weißen Mosaik ausgelegte Hauptraum, der als Triklinium diente. Die Wände und Decken waren zumindest im Erdgeschoss üppig bemalt und sind heute noch teilweise in Resten vorhanden. Die Funktion einiger Räume ist noch erkennbar, so findet man beispielsweise eine Latrine, 2 zu Mithräen umgewandelte Räume und einen in der letzten Bauphase zu einem Stall umfunktionierten Raum.

Das Thermopolium liegt in einem Gebäudekomplex auf der anderen Straßenseite und wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. eingerichtet. Hier kann man in den 3 Räumen noch eine große L-förmige Theke, Regale, einen Ofen und Vorratsgefäße erkennen. Wie man an den Wandmalereien von Lebensmitten erkennen kann, z.B. Oliven, Karotten und ein gefülltes Glas, wurde hier Wein ausgeschenkt und man konnte kleine Speisen erhalten. Im Hinterhof mit hübschem Marmorbecken konnten sich die Gäste aufhalten und auf Sitzbänken verweilen. Eine Treppe führte in einen Keller, in dem vielleicht Vorräte lagerten.

Lage: Caseggiato di Diana e Thermopolium di Via di Diana, Regio I, Insula III und II, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/3/3-3.htm; www.ostia-antica.org/regio1/2/2-5.htm

Mithräum der Schlangen

Die Schlange war eines der wichtigsten Symbole des Mithraskultes, der in der römischen Antike vor allem bei Legionären weit verbreitet war. Für dieses Mithräum wurde ein Wandgemälde mit Schlangen aus einem vorhandenen Hausaltar übernommen und in das Mithräum integriert.

Das „Mithräum der Schlangen“ stammt aus der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. und liegt im Zentrum eines Komplexes aus Läden und Geschäften. In seinem Inneren sind noch einige gut erhaltene Wandmalereien mit Schlangenmotiven erhalten.

Diese Fresken sind vermutlich älteren Ursprungs und gehörten wohl zunächst zu einem Hausaltar (lararium). Sie stellen zwei Schlangen dar: eine männliche mit Hahnenkamm und Bart an der Südwand und an der Ostwand eine weibliche Schlange neben einem Ortsgeist (genius loci). Dieser wurde mit verhülltem Kopf und einem Füllhorn dargestellt, das für Fülle und Wohlstand steht – eine gängige Darstellung auf Hausaltären.

Bei der Umwandlung des Raums in ein Mithrasheiligtum wurden diese Malereien einfach übernommen, denn die Schlange war auch im Mithraskult eines der zentralen Symbole, die zu einer der Weihestufen auf dem Weg zu den höchsten Mysterien gehörte.

Der etwa 5 Meter breite und 12 Meter lange Kultraum besaß an beiden Seiten Podien, auf denen die Gläubigen saßen. An der Stirnseite lag der Altar, über dem sich vermutlich die für ein Mithräum typische „Stiertötungsszene“ befand, links davon waren die Schlangen abgebildet.

Außer den Schlangendarstellung sind heute leider keine weiteren Reste der Bemalung oder Ausgestaltung des Kultraumes mehr vorhanden.

Lage: Mitreo dei Serpenti, Regio V, Insula VI, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio5/6/6-6.htm

Nekropole an der Porta Romana

Wie in allen römischen Städten üblich, lagen auch in Ostia die Nekropolen außerhalb der Stadtmauern. Die rund 60 Gräber entlang der nach Rom führenden Hauptstraße zeigen ein ungewöhnlich breites Spektrum unterschiedlichster in römischer Zeit üblicher Gräbertypen.

An der südlichen Seite der nach Rohm führenden Hauptstraße und – gemäß römischer Sitte – außerhalb der Stadtmauern, lag eine der Nekropolen von Ostia. Hier wurden bisher rund 60 Gräber entdeckt, die zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. angelegt wurden. Neben prominenten Persönlichkeiten der Stadt wurden hier auch einfache Bürger Ostias, Beamte oder Freigelassene bestattet.

Bei gut der Hälfte der Gräber handelt es sich um Brandbestattungen aus der Zeit zwischen dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr., bei denen die Urnen (ollae) meist ohne besondere Kennzeichnung oder Inschriften direkt in die Erde oder in Gruben eingebettet wurden.

Erst in spätrepublikanischer Zeit, etwa um 80 v. Chr. bis etwa Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr., ging man dazu über, pompöse und repräsentative Grabmäler zu errichten, die die Bedeutung des Verstorbenen und seiner Familie darstellen sollten und oft bereits zu Lebzeiten gebaut wurden. Zur Straße hin erhoben sich daher meist mehrstöckige Rund- oder Altargräber, während die Urnen der Verstorbenen eher schlicht an der Rückseite des Grabmals begraben waren.

In der frühen Kaiserzeit kamen für kurze Zeit einfache rechteckige und über eine Leiter zugängliche Umfassungsgräber in Mode, in denen die Urnen versenkt wurden. Sie hatten eine Inschriftentafel an der Frontseite und waren vor allem bei Freigelassenen beliebt.

Noch während der Regierung von Kaiser Augustus wurden die Urnen dann in sogenannten Kolumbarien aufbewahrt. Diese bestanden meist aus einer Hauptgrabkammer, einem eigenen Verbrennungsplatz (ustrinum) und einem Vorraum mit Wandnischen, in die die Urnen gestellt wurden. Sie hatten eher soziale als repräsentative Bedeutung und gehörten oft einer Familie, die dort regelmäßige Totenmahle feierte, es gab allerdings auch Begräbniskassen, die solche Gemeinschaftskolumbarien finanzierten.

Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurde die Körperbestattung üblich und die Toten wurden in Sarkophagen aus Marmor oder Terrakotta oder in unterirdischen Grabkammern beigesetzt.

Neben den Gräbern gab es in der Nekropole noch weitere Gebäude, in denen beispielsweise die Bestatter wohnten, aber auch Geschäfte, in denen man Zubehör für die Beerdigungsrituale bekam. Außerdem lagen hier auch Ställe und Unterkünfte (hospitium) für Reisende.

Die teilweise noch recht gut erhaltenen unterschiedlichsten Grabbauten in Ostia und die damit verbundenen Totenrituale und Bestattungsformen spiegeln heute noch gut die politische und gesellschaftliche Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte wider.

Lage: Necropoli Ostiense, Viale degli Scavi, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/dict/prnec/prnec.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-via-ostiensis-necropolis/the-via-ostiensis-necropolis

Theater & Platz der Korporationen

Das Theater von Ostia ist noch erstaunlich gut erhalten und wird auch heute noch für Aufführungen und Konzerte genutzt. Es bildet mit dem dahinterliegenden Platz der Korporationen, der ein Treffpunkt von Händlern und Schiffseignern war, eine Einheit.

Das Theater von Ostia lag direkt am Decumanus im Zentrum des Handelsviertels. Eine Inschrift belegt, dass das Theater Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. unter Kaiser Augustus von dessen Schwiegersohn Agrippa erbaut wurde. Das aus Backstein errichtete Theater besaß einen Orchesterraum von 23,5 Metern Breite und im Zuschauerbereich (cavea) mit etwa 65 Metern Durchmesser fanden etwa 2.500 bis 3.000 Besucher Platz.

Eine weitere Inschrift erwähnt eine Erweiterung im Jahr 196 n. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Septimius Severus, allerdings wurde der Umbau offenbar bereits vor 192 n. Chr. unter Kaiser Commodus begonnen, wie Ziegelstempel belegen. Dabei wurden die Zuschauerränge auf 88 Meter Durchmesser vergrößert, so dass nun bis zu 4.000 Besucher die Aufführungen verfolgen konnten. Auch im späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Theater erneut umgebaut und renoviert.

Die zum Decumanus hin ausgerichtete Fassade des Theaters war 3 Stockwerke hoch und bestand aus einem halbkreisförmigen Portikus, hinter dem 16 Geschäfte und die zu den oberen beiden Rängen des Zuschauerraumes führenden Treppenaufgänge lagen. Die unteren Zuschauerränge und das Orchester erreichte man über den zentralen Haupteingang oder einen der beiden Seiteneingänge.

Das Theater war mit Marmor verkleidet, die Gewölbedecken mit Stuckreliefs oder Malereien dekoriert und die Zuschauerränge konnten mit Sonnensegeln beschattet werden. Die Marmorbrüstung, die den Zuschauer- vom Orchesterbereich trennte, wurde in einer späteren Bauphase ergänzt. Der Sockel der mit Marmor verkleideten Bühne (scaena) besaß Nischen für Statuen und war mit den noch heute vorhandenen Theatermasken aus Stein geschmückt.

Hinter der Bühnenrückwand entstand gleichzeitig mit dem augusteischen Theater der etwa 110 × 80 Meter große Platz der Korporationen, der ursprünglich wohl als öffentlicher Garten diente und im 1. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Claudius mit einer Säulenreihe vom Theater abgegrenzt wurde. Der Doppelportikus mit den insgesamt rund 70 Läden (stationes) wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. angefügt und zu einer Art Handelsforum umgewandelt. Hier waren die Büros von Handelsgilden (collegia oder corpora), Schiffseignern (navicularii), Kaufleuten (negotiantes), aber auch von Schiffsausrüstern oder ausländischen Händlern zu finden.

Vor den Geschäften waren Mosaike in den Boden eingelassen, die – ähnlich wie Zunftzeichen im Mittelalter – anhand ihrer Inschriften und bildlichen Darstellungen von Schiffen, Leuchttürmen, Delfinen, Amphoren oder Getreidemaßen Auskunft gaben über die Art der hier getätigten Geschäfte.

Ein Ceres-Tempel (für die römische Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit) wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. in der Platzmitte errichtet und zeigt die Bedeutung des Platzes für die Getreideversorgung Roms.

Die Reste des Theaters wurden Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt, Anfang des 20. Jahrhunderts endgültig ausgegraben und anschließend restauriert. Heute sind die unteren beiden Zuschauerränge wieder fast vollständig rekonstruiert, so dass das Theater immer noch regelmäßig für Aufführungen und Konzerte genutzt wird.

Lage: Teatro di Ostia e Piazzale delle Corporazioni, Regio II, Insula VII, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio2/7/7-2.htm; www.ostia-antica.org/regio2/7/7-4.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-area-of-the-theatre/theatre; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-area-of-the-theatre/piazzale-delle-corporazioni

Neptun-Thermen

Den schwarz-weißen Mosaiken, die den Meeresgott Neptun inmitten zahlreicher Meeresgeschöpfe zeigen, verdanken den Thermen ihren heutigen Namen. Sie gehörten zu den größten und aufwendigsten Thermen von Ostia. Für ihren Bau soll Kaiser Hadrian die unglaubliche Summe von 2 Millionen Sesterzen bereitgestellt haben.

Nicht weit vom Theater von Ostia entfernt lag mit den Neptun-Thermen eines der größten der fast eineinhalb Dutzend öffentlichen Bäder von Ostia. Wie eine Inschrift besagt, wurden sie von Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius (besser bekannt als Kaiser Antoninus Pius), dem Adoptivsohn und Nachfolger von Kaiser Hadrian, im Jahr 138 oder 139 n. Chr. eingeweiht.

Dabei soll Hadrian allein 2 Millionen Sesterzen für den Bau gestiftet und Antoninus Pius zusätzliche Mittel und den Marmor beigesteuert haben. Eine unglaubliche Summe, für die man in der Antike etwa 1000 Sklaven hätte kaufen können! Heutige Forschungen bezweifeln allerdings, dass die heute in den Vatikanischen Museen aufbewahrte Inschrift tatsächlich in den Neptun-Thermen gefunden wurde und gehen davon aus, dass sie vielmehr zu den Marine-Thermen gehört.

Die Thermen ersetzten einen älteren Bäderkomplex an der gleichen Stelle und waren etwa 67 x 67 Meter groß. Sie bestanden aus mehreren hintereinander angeordneten Räumen, die man vom Decumanus aus an der Südostecke des Komplexes betrat.

Über eine Vorhalle, die mit einem Mosaik von Amphitrite, Neptuns Frau, geschmückt ist, erreichte man den größten Raum, der vielleicht als Umkleideraum gedient haben könnte und in dem sich das namensgebende Mosaik befindet. Der Meeresgott Neptun ist dabei auf einem Streitwagen dargestellt, der von fischschwänzigen Pferden (hippokampi) gezogen wird und von einer großen Zahl von Meeresungeheuern, Nereiden, Delfinen und Tritonen umringt ist.

Daran schlossen sich nacheinander das Kaltbad (frigidarium) mit 2 Kaltwasserbecken und einem Mosaik von Scylla, die beiden Laubäder (tepidarium) und das mit 2 Warmwasserbecken ausgestattete Warmbad (caldarium) an. Dahinter lag ein weiteres Warmbad, das aber später anderweitig genutzt wurde. Die westlich der Baderäume befindliche große Palästra war an 3 Seiten von einem Portikus umgeben, an den sich mehrere Räume, Läden und eine Latrine anschlossen.

Die Neptunmosaike lassen sich von einer erhöht liegenden Plattform aus gut überblicken.

Lage: Terme di Nettuno, Regio II, Insula IV, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio2/4/4-2.htm

Cisiarii-Thermen

Die Lage in unmittelbarer Nähe zur Porta Romana, dem Stadttor an der Straße nach Rom, und die mit Kutschen und Maultieren ausgestalteten Mosaike weisen darauf hin, dass diese Therme wohl hauptsächlich von Fuhrleuten besucht wurde.

Gleich direkt hinter der Porta Romana liegen die Thermen der Fuhrleute (cisiarius), die in der Zeit Hadrians Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und im 3. Jahrhundert n. Chr. nochmals umfangreich umgebaut wurden.

Ihren heutigen Namen verdanken die Thermen dem in schwarz-weiß gehaltene Mosaik im Kaltbaderaum (frigidarium). Es zeigt im Zentrum eine Stadtmauer mit Stadttoren und 4 von Atlanten getragenen Türmen und vermutlich die Stadt Ostia darstellen sollten. In den Bereichen zwischen den Türmen gibt es Abbildungen von zweirädrigen offenen Kutschen (cisium), die von jeweils 2 Maultieren gezogen werden. Zusätzlich wurden einige Maultiere mitsamt ihrem Namen verewigt, die wohl auf ihre Eigenschaften hindeuteten: Pudes (bescheiden), Podagrosus (lahm), Barosus (zierlich) oder Potiscus (beschwipst). Weitere Teile des Mosaiks stellen mit Meeresgeschöpfen und Schwimmern beliebte Thermen-Motive dar.

Der Standort in der Nähe des Haupttors spricht dafür, dass die Thermen tatsächlich gerne von Kutschern aufgesucht wurden. Denn da Karren tagsüber in der Stadt verboten waren, mussten diese wohl in der Nähe des Stadttors abgestellt werden. Die Kutscher, die meist nur gemietet waren und als eine Art Taxidienst fungierten, hatten so Zeit für ein Bad, bis sie wieder mit neuen Gästen oder Fracht Richtung Rom aufbrechen mussten.

In den weiteren Räumen der Thermen sind Mosaike zu finden, die z.B. wilde Tiere auf der Jagd, Athleten oder Meeresnymphen zeigen. Die Räume waren außerdem mit aufwändigen Stuckdekorationen geschmückt und es gab Imbißstände und Ladengeschäfte. Die Reste eines auf einem Fuß ruhenden runden Beckens (labrum), deuten darauf hin, dass es sich hier um einen beheizten Raum handelte, eventuell um eine Sauna (laconium).

Die Cisiarii-Thermen erreicht man vom Decumanus aus über die republikanischen Magazine (Magazzino di Epoca Repubblicana), an deren hinteren Bereich sie angebaut sind.

Lage: Terme dei Cisiarii, Regio II, Insula II, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio2/2/2-3.htm

Archäologischer Park von Ostia

In Ostia wurde nicht nur ein Flottenstützpunkt eingerichtet, der die Mündung des Tiber kontrollierte, hier landeten auch die Getreideimporte aus Ägypten und Nordafrika und wurden von hier aus verteilt – nach der römischen Maxime „Brot und Spiele“ (panem et circensis) eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Zufriedenheit des Volkes.

In Ostia, knapp 25 km südwestlich von Rom an der Mündung (ostium) des Tiber, lag der Haupthafen von Rom. Er war strategisch und wirtschaftlich ungemein wichtig, denn hier landeten nicht nur die Luxusprodukte und Sklaven für die römische Oberschicht, hier kamen auch die riesigen Transportschiffe mit Getreide aus Ägypten und Nordafrika an.

Auch das für die Getreideverteilung und Festsetzung des Getreidepreises zuständige Getreideamt (cura annonae) war in Ostia angesiedelt, und neben riesigen Lagerhäusern (horrea) für Getreide, Wein, Olivenöl und andere Waren gab es unzählige Geschäfte, Garküchen, Weinschenken, Bäckereien, Thermen und auch Bordelle. Die Einwohner von Ostia wohnten entweder in Stadthäusern (domus) oder in Miethäusern (insulae), die bis zu 4 Stockwerke hoch waren.

Der Legende nach wurde die Hafenstadt Roms 620 v. Chr. von Ancus Marcius, dem 4. König Roms, gegründet. Höchstwahrscheinlich jedoch wurde hier erst in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. eine befestigte Siedlung (castrum) als Flottenstützpunkt zur Kontrolle der Flussmündung gegründet. In republikanischer Zeit entwickelte sich Ostia zum Haupthafen von Rom und Handelszentrum (emporium), das mit einer Stadtmauer befestigt wurde. Während der Kaiserzeit hatte Ostia schätzungsweise 50.000 Einwohner und es wurden in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude vergrößert oder neu errichtet, wie z.B. das Forum, das Theater, öffentliche Thermen und riesige Lagerhäuser.

Da der Hafen von Ostia zunehmend versandet, verlagerte sich ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die wirtschaftliche Infrastruktur in den von Kaiser Claudius und Trajan nördlich von Ostia angelegten Portus Ostiensis Augusti. Ostia entwickelte sich nun zum Wohnort reicher Römer und Senatoren, bevor es nach dem Zerfall des Römischen Reichs weitgehend aufgegeben wurde. Der Tiber verlief damals noch entlang der gesamten Nordseite der Stadt und auch die Küste lag näher als heute.

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Ostia erste Ausgrabungen, die bis 1942 eine Fläche von etwa 34 Hektar erreichten. Heute ist Ostia nach Pompeji die zweitgrößte archäologische Ausgrabung der Welt, auch wenn mit rund 50 Hektar bisher erst etwa 2/3 der antiken Stadt freigelegt wurde. Im Jahr 2020 wurde dem Archäologischen Park von Ostia Antica das Europäische Kulturerbe-Siegel verliehen.

Ostia Antica erreicht man von Rom aus am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln: mit der Metro Linea B bis zur Station Piramide, dann weiter mit dem Zug Roma-Lido bis zur Station Ostia Antica. Auch vom Flughafen Fiumicino, Terminal 2, gibt es eine Busverbindung nach Ostia Lido (an der Station Lido Centro umsteigen in den Zug Roma-Lido und dann bis zur Station Ostia Antica).

Der Archäologische Park von Ostia ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Für den Besuch sollte man mindestens einen halben Tag einplanen und dabei auch das Museum mit den Funden aus den Ausgrabungen von Ostia besuchen.

Lage: Parco Archeologico di Ostia Antica, Viala degli Scavi, 00119 Roma

Links: www.ostiaantica.beniculturali.it; www.ostia-antica.org/dict.htm

Decumanus Maximus von Ostia

Von der Porta Romana im Osten bis zur Porta Marina verläuft der Decumanus Maximus von Ostia fast schnurgerade und parallel zum antiken Flussverlauf gut 1 km durch die gesamte Stadt, bevor er am ursprünglichen Westtor des Kastells einen kleinen Knick Richtung Süden macht.

Der Decumanus Maximus ist auch heute noch die Hauptstraße von Ostia und bildete in der Antike die direkte Verbindung nach Rom. Er verläuft von der Porta Romana im Nordosten der Stadt schnurgerade bis zum „Bivio del Castrum“ (Kreuzung des Kastells), wo sich ursprünglich das Westtor des Kastells befand. Erst danach knickt die Hauptstraße leicht nach Südwesten ab und verläuft weiter zur Porta Marina, dem Marinetor, und von dort aus zur Meeresküste. Sie war gesäumt von schattenspendenden Portiken, in denen sich Läden, Geschäfte und Garküchen befanden.

Der Knick des Decumanus hängt mit der Stadtentwicklung zusammen: Mit dem zunehmenden Wachstum von Ostia integrierte man auch die Siedlungsteile westlich des Kastells in die neu gebaute Stadtmauer, wobei der Verlauf der bereits bestehenden Straßen im Stadtplan beibehalten wurde. Auch die Richtung Nordwesten zur Tibermündung verlaufende heutige Via Gherardo zeigt noch deutlich den Verlauf der alten Kastellmauern. Die heutige Via della Foce bildete in der Antike die Verbindung zu den im Westen liegenden Quartieren am Flusshafen.

Der Decumanus trennte die Stadt zudem in mehrere Stadtteile mit unterschiedlichen Funktionen. Im Bereich zwischen dem Decumanus und dem Tiber im Norden und zwischen der Porta Romana im Osten und dem Großen Speicher im Westen befanden sich wichtige kommerzielle und öffentliche Gebäude der Stadt. Neben mehreren großen Speichergebäuden lagen hier unter anderem der „Platz der Korporationen“, Handelsbüros, Ladengeschäfte, die Kaserne der Vigilen, mehrere öffentliche Thermen, aber auch das Theater der Stadt.

An der Kreuzung des Decumanus mit der zweiten Hauptstraße, dem Cardo Maximus, und etwa 100 Meter vor dem ehemaligen Westtor des Kastells lag hingegen das politische, wirtschaftliche und religiöse Zentrum der Stadt. Hier befanden sich rund um das Forum die wichtigsten Gebäude wie das Kapitol, die Curia, die Basilika, der Markt, die Forums-Thermen und eine Vielzahl an Läden, Geschäften, Bäckereien und Garküchen.

Unterhalb des Decumanus im Südosten der Stadt lagen vor allem große Wohnhäuser (domus), in denen die wichtigsten Familien der Stadt residierten. Hier ließen sich aber auch Handwerker mit ihren Werkstätten, Bäckereien oder Färbereien nieder.

Der Decumanus war mit Basaltblöcken gepflastert, weist heute aber nur wenige Spurrillen auf, so dass man davon ausgehen kann, dass die Waren innerhalb der Stadt hauptsächlich von Trägern und Packtieren transportiert wurden.

Lage: Decumano Massimo, Viale degli Scavi, Regio II, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio2/pr/decumanus.htm

Römische Häuser Fondo CAL

In Aquileia wurden mehrere römische Villen aus der Zeit zwischen der frühen Kaiserzeit und der Spätantike entdeckt. Die Ausgrabungen auf dem ehemaligen Gelände einer Arbeitergenossenschaft brachten dabei mehrere aufwendige Bodenmosaike zutage.

Zwischen der frühen Kaiserzeit (1. Jahrhundert n. Chr.) und dem 4./5. Jahrhundert n. Chr. entstand in einem außerhalb der republikanischen Stadtmauern liegenden Gebiet ein Wohnquartier aus mindestens 6 nebeneinanderliegenden Häusern, das in mehreren Bauphasen umgebaut, renoviert und zusammengelegt wurden.

Als man die Reste der römischen Häuser entdeckte, gehörte das Gelände noch der Cooperativa Aquileiese Lavoratori (CAL), der Arbeitergenossenschaft von Aquileia. In den 1950er Jahren kaufte der italienische Staat das Areal, um die Funde wissenschaftlich auszugraben und anschließend der Bevölkerung zugänglich zu machen.

An der nördlichen Seite des Ausgrabungsgeländes (heute mit einem Schutzbau überdacht) liegen die Reste eines großen Saales mit Apsis aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., an das im Osten ein Säulenatrium anschloss. Der Boden des Saales war mit einem herrlichen Mosaik geschmückt und zeigt neben Fischen, Delfinen und Pfauen im zentralen Mosaikfeld das Motiv des „Guten Hirten“. Daher wurde der Raum lange Zeit als frühchristliches Oratorium gedeutet, viel wahrscheinlicher jedoch handelte es sich hierbei um den Empfangssaal der Villa eines wohlhabenden Bürgers.

Das sogenannte „Östliche Domus“, das südlich des Oratoriums des Guten Hirten liegt, besteht aus mehreren Gebäudeteilen, die sich um einen Hof mit Kolonnaden gruppieren. Beim etwas abseits an der Südwestecke liegenden Gebäude mit halbrunder Apsis könnte es sich um ein Badegebäude gehandelt haben.

Westlich davon liegt ein weiterer Gebäudekomplex, das „Westliche Domus“ mit seinem zentralen Peristylhof, um den sich mehrere Zimmer gruppieren, die mit schwarz-weißen Mosaiken aus augustäischer Zeit geschmückt sind.

Weitere Ausgrabungen von römischen Häusern befinden sich beispielsweise im Ausgrabungsgelände des „Fondo Cossar“, das sich zwischen dem Binnenhafen und der Basilika befindet.

Die Ausgrabungen des Fondo CAL sind täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Fondo CAL – Oratori Cristiani, Via Giulia Augusta, 33051 Aquileia

Link: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/fondo-cal

Binnenhafen (Porto Fluviale) von Aquileia

In Aquileia gab es in der Antike neben dem direkt im Stadtgebiet gelegenen Binnenhafen auch einen außerhalb der Stadt gelegenen Seehafen, was die Stadt zum zentralen Warenumschlagplatz an der Adria machte. Noch heute sind anhand der Ausgrabungen die gewaltigen Ausmaße des antiken Binnenhafens gut zu erkennen.

In der Antike verliefen die Flüsse Natisone und Torre östlich von Aquileia gemeinsam in einem rund 50 Meter breiten Flussbett, das auf einer Länge von etwa 10 Kilometern auch für größere Schiffe schiffbar war. Man nimmt daher an, dass wegen dieser günstigen Lage der Fluss schon kurz nach der Gründung Aquileias Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. kanalisiert und zum Hafen umbaut wurde, der sowohl militärisch aber auch für den Handel genutzt wurde. Außerhalb der Stadt, in der Lagune der heutigen Stadt Grado, wurde zudem ein Seehafen angelegt, der das Tor zum Mittelmeer darstellte.

Im 1. Jahrhundert wurden die Hafenanlagen dann in Stein umgebaut und auch später mehrfach renoviert und erweitert. Wegen drohender Belagerungen der Stadt im Jahr im 3. und im 4. Jahrhundert n. Chr. wurden die Kais und Landungsanlagen dann zusätzlich befestigt und in die Verteidigungsanlagen der Stadt integriert.

Während der Jahrhunderte war der Hafen von Aquileia einer der wichtigsten Umschlagplätze für Waren aller Art, die entweder aus dem Norden oder über das Mittelmeer importiert wurden oder in den Werkstätten oder im Hinterland der Stadt produziert wurden. Erst als der Hafen mehr und mehr verlandete, nahm seine Bedeutung immer weiter ab und er geriet in Vergessenheit.

Erste Reste des antiken Hafens wurden zwar bereits um 1800 gefunden, aber erst bei Ausgrabungen zwischen 1926 und 1931 kamen monumentale Reste von Kais, Werften und Lagerhäusern zum Vorschein, die größtenteils aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. stammen und zu den heute besterhaltenen römischen Hafenanlagen zählen.

Die entlang des Flusses verlaufende Mole besaß sowohl einen oberen als auch einen 2 Meter tiefer liegenden unteren Landungssteg, an denen unterschiedlich große Schiffe anlegen konnten. Aber auch das Anlegen bei Ebbe, Flut oder Hochwasser wurde so erleichtert. Man kann neben den etwa 400 Meter langen Strukturen der westlichen Kais heute noch Lagerhäuser (horrea), Rampen und die Straßen erkennen, die den Hafen mit den Märkten der Stadt verbanden. Sogar die in regelmäßigen Abständen angebrachten Steinquader mit Lochbohrung, an denen die Schiffe vertäut wurden, sind noch vorhanden. Mehrere Brücken verbanden das östliche und westliche Ufer des Hafens.

Die von schattenspendenden Zypressen gesäumte Via Sacra wurde 1934 als Verbindungsweg zwischen dem Hafengelände, den Ausgrabungsgelände des Fondo Cossar und der Basilika angelegt. Sie wurde aus dem Aushub der Ausgrabungen aufgeschüttet und verläuft heute direkt auf dem ehemaligen Flussverlauf.

Die Hafenanlagen sind täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Porto Fluviale, Via Gemina, 33051 Aquileia

Link: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/binnenhafen

Mausoleum Candia

Das monumentale Grabmal stand ursprünglich nicht an diesem Platz und hat in der Antike sicher nicht ganz so ausgesehen, wie es sich heute darstellt. Es ist vielmehr eine idealtypische Rekonstruktion, die in der Mitte der 1950er Jahre aus Fragmenten eines römischen Grabmals geschaffen wurde.

Ende des 19. Jahrhunderts fand man einige Kilometer außerhalb von Aquileia die Fragmente eines römischen Grabmals, das in die Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. datiert werden kann. Diese Reste wurden 1955 nach den Vorstellungen von Architekten der damaligen Zeit neu zusammengesetzt und in großen Teilen mit modernen Materialien ergänzt. Dabei entstand keine originalgetreue Rekonstruktion, sondern eher eine Neuinterpretation nach den damaligen Vorstellungen der Architekten. Finanziert wurde dieses Projekt laut einer Inschrift auf dem Sockel von der Familie Candia aus Mailand, was dem Denkmal seinen heutigen Namen gab.

Das etwa 17 Meter hohe Grabmonument besteht aus einem Sockel, der von 2 Löwen flankiert ist. Darüber erhebt sich eine Ädikula, ein runder tempelartiger Bau mit 6 Säulen, in dem die (kopflose) Statue des Verstorbenen zu sehen ist. Auf der Spitze des Giebels ist ein Pinienzapfen zu erkennen.

Am Sockel sind noch Reste von Girlanden, Theatermasken, ein Triton und ein Stierkopf zu sehen, die eine symbolische Verbindung zum Tod und den Totenriten besitzen.

Das Monument ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Mausoleum Candia, Via Giulia Augusta/Ecke Via XXIV Maggio, 33051 Aquileia

Forum von Aquileia & Decumanus von Aratria Galla

Die Größe des Forums von Aquileia mit der heute teilweise restaurierten Säulenreihe ist heute aufgrund seiner Größe beeindruckend – auch wenn die Hauptstraße den römischen Hauptplatz heute in zwei Teile schneidet.

In Aquileia wurde bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. ein erstes Forum errichtet, das in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu einem 141 x 55 Meter großen und mit Marmor gepflasterten Platz umgebaut wurde. Dieser war auf mindestens 3 Seiten von mit Säulen gestützten Arkaden umgeben. Die Säulenreihen an der Westseite waren dabei mit Köpfen der Medusa geschmückt, während die an der Ostseite mit den Widderkopf des Jupiter Ammon trugen. Diese waren Symbole für Okzident und Orient und sollten zeigen, dass fast die gesamte damals bekannte Welt zum römischen Herrschaftsgebiet gehörte.

An der schmalen Südseite des Forums schloss sich die etwa 77 x 30 Meter große Basilika an, die als Gerichtsgebäude diente. An den Ost- und Westseiten lagen Geschäfte und Läden. Von den Gebäuden an der Nordseite befand sich neben einem kreisförmigen Versammlungsgebäude (comitium) wahrscheinlich auch das Ratsgebäude (curia) und ein Markt (macellum).

Im Süden des Forums verlief der Decumanus, eine zentrale Straße, die das Forum mit dem östlich gelegenen Flusshafen verband. Eine Inschrift belegt, dass diese Straße in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. von einer reichen Bürgersfrau namens Aratria Galla gestiftet wurde. Der Decumanus wurde in den 1970er Jahren entdeckt und ist heute auf einer Strecke von etwa 100 Metern freigelegt.

Die heute auf dem Forum sichtbare Rekonstruktion einiger Säulen des östlichen Portikus wurde in den 1930er Jahren durchgeführt, außerdem finden sich einige Reste von Säulenbasen und Kapitellen auf dem Gelände. Leider wird das Forum heute von der Regionalstraße 352 der Länge nach in zwei Teile geschnitten.

Das Forum und der Decumanus sind täglich geöffnet bei freiem Eintritt.

Lage: Foro Romano, Via Giulia Augusta, 33051 Aquileia

Link: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/forum-romanum

Basilika von Aquileia

Etwa einen halben Meter unterhalb des heutigen Bodenniveaus der Basilika Santa Maria Assunta wurden Ende des 19. Jahrhunderts die mit einer Fläche von etwa 760 qm wohl größten und bedeutendsten Mosaike aus dem frühen Christentum entdeckt und freigelegt.

Der ursprüngliche Bau der frühchristlichen, patriarchalischen Basilika von Aquilea wurde von Theodorus, dem Bischof von Aquileia, wahrscheinlich sogar bereits kurz vor dem Toleranzedikt von Kaiser Konstantin I. (313 n. Chr.) begonnen und bestand ursprünglich aus 3 großen rechteckigen Sälen, die mit Bodenmosaiken geschmückt waren. Die Nordhalle diente dabei wohl zur Feier der Messen, während in der parallel dazu liegenden Südhalle (katechumeneion) die Taufschüler ihre Unterweisungen erhielten. Im quer dazwischen liegenden Saal (consignatorium) fanden dagegen die Firmungen statt, mit der die Gläubigen die in die christliche Gemeinde aufgenommen wurden.

Bereits Mitte des 4. Jahrhunderts wurde der Komplex zu einer dreischiffigen Basilika vergrößert und im 5. Jahrhundert eine achteckige Taufkapelle angebaut. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts baute Patriarch Poppo die Basilika dann im romanischen Stil um und fügte einen 73 Meter hohen Glockenturm (Campanile) an. Nach einem Erdbeben im 14. Jahrhundert wurde das Dach im gotischen Stil rekonstruiert.

Die sogenannten „Theodorischen Mosaiken“ aus dem allerersten Kirchenbau wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und anschließend freigelegt. Sie befinden sich etwa einen halben Meter unterhalb des Bodenniveaus, was man noch gut an den Säulenbasen in der Basilika erkennen kann. Die etwas älteren Fußbodenmosaike in der Nordhalle zeigen dabei vor allem geometrische Formen, Tier- und Pflanzendarstellungen, während die Mosaike der Südhalle reichhaltiger gestaltet sind und auch Szenen mit Menschen darstellen. Während einige der Mosaike eindeutige christliche Bezüge haben (z.B. ein Hirte mit zwei Lämmern oder die Jonaslegende aus der Bibel), sind andere schwerer zu deuten und besitzen keine eindeutig christliche Symbolik.

Unter der Kirche liegen die „Krypta der Fresken“ (Cripta degli Affreschi) mit byzantinischen Fresken aus dem 12. Jahrhundert und die „Krypta der Ausgrabungen“ (Cripta degli Scavi), die Bodenmosaike aus vier verschiedenen Epochen besitzt. Westlich des Kirchenschiffs liegt die sogenannte „Heidenkirche“ (Chiesa dei Pagani), die die Basilika mit dem achteckigen Baptisterium verbindet. Nördlich der Basilika schließt sich die Bischofsresidenz (Palazzo Episcopale) an.

Seit 1998 gehört die Basilika von Aquileia zum UNESCO-Weltkulturerbe „Archäologische Stätte und patriarchalische Basilika von Aquileia”. Sie ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (am Sonntag jedoch nur nachmittags).

Lage: Basilica di Santa Maria Assunta, Piazza Capitolo 1, 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/die-basilika-von-aquileia; www.turismofvg.it/religi%C3%B6se-denkm%C3%A4ler/basilika-und-glockenturm-von-aquileia

Archäologisches Nationalmuseum Aquileia

Die neoklassizistische Villa mit dem von Arkadengängen gesäumten Innenhof bildet einen ansprechenden Rahmen für die außergewöhnlich schönen Stücke des Archäologischen Nationalmuseums von Aquileia.

Das Museum, das bereits 1882 gegründet wurde und eine der wichtigsten Sammlungen römischer Funde Norditaliens beherbergt, wurde 2018 umgestaltet und modernisiert. Ein Großteil der hier gezeigten Stücke stammt dabei aus Ausgrabungen in Aquileia.

In den 3 Etagen der neoklassizistischen Villa Cassis Faraone werden Fundstücke aus einer Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr. ausgestellt. Im Erdgeschoss befindet sich dabei eine Sammlung von Statuen, Portraitbüsten, Grabstelen, Reliefs und Inschriften, die einen guten Überblick über den Handel, die Wirtschaft und das tägliche Leben in Aquileia geben.

In den beiden oberen Stockwerken werden Gegenstände aus Keramik, Glas, Bernstein, Bronze, Münzen und Schmuck gezeigt. Diese sind dabei thematisch geordnet: von den Privaträumen eines Domus über Aquileia als Tor zum Mittelmeer bis hin zur Produktion von Waren.

In den Arkaden des großzügigen Gartens, der an den von Säulenhallen (peristyl) umgebenen Innenhof einer römischen Villa erinnert, befindet sich ein umfangreiches Lapidarium mit Mosaiken, Grabdenkmälern, Urnen, Inschriften und architektonischen Elementen. Auf einigen der Grabdenkmäler sind Schiffe oder Amphoren zu sehen, die auf die Funktion Aquileias als Handelsmetropole hinweisen.

Die Mosaiksammlung besteht aus einigen außergewöhnlich schönen Werken, die z.B. mythologische Szenen, Meerestiere oder auch Gladiatorenporträts darstellen. Besonders sehenswert ist dabei das aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammende sogenannte Schleifenmosaik (mosaico del fiocco): ein Bodenmosaik aus einem Wohnhaus in Aquileia, das Weinranken und Efeuzweige zeigt, die mit verschlungenen Bändern und einer Schleife verbunden sind.

Das Museum ist täglich außer Montag gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Aquileia, Via Roma 1, 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/archaeologisches-nationalmuseum; www.turismofvg.it/rnode/11392

Aquileia

Aquileia gehört zu den wichtigsten archäologischen Ausgrabungsstätten Italiens. Hier kann man heute auf einem Rundgang durch die Stadt sowohl ihre strategische und wirtschaftliche Funktion während der Römerzeit aber auch die frühchristliche Bedeutung als Bischofssitz anschaulich erfahren.

Aquileia war ursprünglich eine keltische Siedlung, in der im Jahr 181 v. Chr. zunächst rund 3000 Kriegsveteranen aus den römisch-gallischen Kriegen angesiedelt wurden. Der in der Provinz Gallia Cisalpina gelegene und zunächst rein militärische Außenposten besaß durch seine Lage im Süden der Pannonischen Tiefebene eine große strategische Bedeutung, u.a. während des Gallischen Krieges unter Julius Cäsar, während der Eroberung des Ostalpenraumes unter Kaiser Augustus und während der Markomannenkriege unter Kaiser Marc Aurel.

Die Lage am Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen (Via Postumia, Via Annia, Via Iulia Augusta und Via Gemina), die Rom mit den nördlichen und östlichen Provinzen verbanden, machte Aquileia schon bald auch zu einem bedeutenden Handelszentrum, das 90 v. Chr. als municipium römisches Bürgerrecht erhielt und später unter Kaiser Augustus zur römischen Bürgerkolonie (colonia) erhoben wurde. Die Stadt entwickelte sich zu einer der größten Städte im Römischen Reich und hatte am Ende der Kaiserzeit zwischen 70.000 und 100.000 Einwohner, zu denen nicht nur Römer gehörten, sondern auch Griechen, Ägypter, Syrer, Juden oder Kelten.

Der christlichen Überlieferung nach kam der Evangelist Markus persönlich nach Aquileia, um den noch jungen Glauben zu verkünden und hier den ersten Bischof einzusetzen. Ein Bischof von Aquileia wurde jedoch erst in der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. namentlich erwähnt. Das Patriarchat von Aquileia bestand allerdings von da an durchgehend bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts.

In Aquileia wurde neben Bernstein aus dem Ostseeraum und Eisen aus dem Noricum auch Holz, Leder, Getreide, Olivenöl und Wein gehandelt, über die Adria kamen Marmor, Edelsteine, aber auch Sklaven aus dem südlichen Mittelmeerraum auf die Märkte und es entstanden Betriebe für Glas, Eisenprodukte oder Amphoren. Durch die Kanalisierung des Flusses Natissa (Natiso) entstanden in Aquileia zwei Häfen (Ost- und Westhafen) mit Schiffswerften, in denen zahlreiche Schiffe gebaut wurden, und mit Lagerhäusern für Handelswaren.

Heute kann man die wechselvolle Geschichte der Stadt in den Ausgrabungen am Forum, dem Binnenhafen, in römischen Wohnhäusern (domus) und einer Nekropole erleben, aber auch in der frühchristlichen Basilika mit ihren herrlichen Fußbodenmosaiken, im Archäologischen Nationalmuseum und dem Frühchristlichen Museum. Seit 1998 gehört Aquileia daher zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätte und patriarchalische Basilika von Aquileia”.

Lage: PromoTurismo FVG, Via Giulia Augusta 11 (gegenüber des Busbahnhofs), 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de; www.turismofvg.it/arch%C3%A4ologische-st%C3%A4tten/ausgrabungsgel%C3%A4nde-von-aquileia

Archäologisches Nationalmuseum Cividale

Das Archäologische Museum von Cividale ist über den Resten eines spätantiken Gebäudes erbaut und zeigt neben römischen und frühbyzantinischen Fundstücken vor allem eine bedeutende Sammlung an Exponaten aus der langobardischen Zeit der Stadt.

Das Archäologische Museum von Cividale wurde bereits 1817 gegründet und ist seit 1990 im Palazzo Pretorio (auch Palazzo dei Provveditori Veneti genannt) untergebracht. Das im 16. Jahrhundert erbaute venezianische Verwaltungsgebäude wurde dabei über einem Gebäude errichtet, dessen Überreste – ein spätrömischer Mosaikboden mit geometrischem Muster – heute noch im Untergeschoss des Museums zu sehen sind.

Das Museum zeigt in erster Linie eine umfangreiche Sammlung langobardischer Fundstücke, aber auch archäologische Funde aus der römischen, frühbyzantinischen und karolingischen Zeit von Cividale. Im Lapidarium des Erdgeschosses sind in 3 Sälen römische Inschriften, Fragmente von Heiligtümern, aber auch Reste von Mosaiken aus römischen Patrizierhäusern zu sehen. Im Obergeschoss werden in einem der Räume Bronzefunde aus dem Forum von Zuglio (Iulium Carnicum) gezeigt, während der restliche Teil des Museums sich vor allem den Funden aus der Langobardenzeit widmet.

Das Museum ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Das Kombiticket enthält neben dem Eintritt zum Nationalmuseum auch den Zugang zum Christlichen Museum mit der Domschatzkammer und zum Langobardentempel im Kloster Santa Maria in Valle.

Lage: Museo Archeologico Nazionale Cividale, Piazza del Duomo 13, 33043 Cividale del Friuli

Link: www.cividale.com/de/museo_archeologico_nazionale

Cividale del Friuli (Forum Iulii)

Der Name der von Julius Caesar um 53 n. Chr. gegründeten Militär- und Handelsstadt Forum Iulii bedeutet übersetzt „Marktplatz der Julier“. Seine verkürzte Form „Friuli“ findet sich heute in der italienischen Bezeichnung für die gesamte Region.

Anstelle einer ursprünglich keltischen Siedlung, die in strategisch wichtiger Lage über dem Tal des heute Natisone genannten Flusses lag, errichtete Gaius Julius Caesar im Jahr 53 v. Chr. ein Militärlager, das sich schnell zu einer wichtigen Handelsstadt entwickelte und den Namen Forum Iulii, Marktplatz der Julier, erhielt.

Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches geriet Forum Iulii zunächst in den Besitz des Ostgotenreiches und wurde später Teil des Byzantinischen Reiches. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts machten dann die aus Germanien stammenden Langobarden den Ort zur Hauptstadt ihres Reiches.

Es gibt in Cividale heute kaum noch architektonische Reste der römischen Vergangenheit zu sehen, ihr Gründer Gaius Julius Caesar steht aber heute noch an prominenter Stelle auf der Piazza Comunale und erinnert an die römische Vergangenheit von Cividale. Die bronzene Kopie einer Marmorstatue aus der Trajanzeit wurde hier im Jahr 1935 von Benito Mussolini aufgestellt. Im Inneren des Rathauses sind noch Reste eines römischen Domus aus dem 1.-2. Jahrhundert n. Chr. zu sehen.

Neben der Römischen Geschichte ist Cividale heute vor allem wegen seiner langobardischen Vergangenheit bekannt. Der mit filigranem Stuck und aufwendigen Fresken dekorierte Langobardentempel (Tempietto Longobardo), der sich im Benediktiner-Konvent Santa Maria in Valle befindet, gehört seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Die Langobarden in Italien, Orte der Macht“. Und das Wahrzeichen der Stadt, die „Teufelsbrücke“ (Ponte del Diavolo), spannt sich seit dem 15. Jahrhundert über den Fluss Natisone.

Lage: Piazza Comunale, Largo Boiani 7, 33043 Cividale del Friuli

Link: www.cividale.com/de/turismo

Archäologisches Museum Udine

Der größte Teil der im Archäologischen Museum von Udine ausgestellten Stücke stammt aus privaten Sammlungen, die dem Museum zwischen Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts von friaulanischen Adeligen, Forschern und Klerikern geschenkt wurden.

Udine, das unter dem römischen Namen Utina (oder Utinum) gegründet wurde, besaß in römischer Zeit nur wenig Bedeutung und man findet hier heute auch keinerlei römische Überreste mehr. Udine besitzt jedoch ein interessantes Archäologisches Museum, das sich seit 2013 im Ostflügel des Schlosses befindet.

Die 6 Räume des Museums zeigen Funde und Sammlerobjekte, die dem Museum von verschiedenen friaulanischen Adeligen und Gelehrten geschenkt wurden, wobei diese vor allem Wert auf seltene und ästhetische Funde legten und weniger auf die rein wissenschaftliche Dokumentation.

Ein großer Teil der Sammlung stammt von den Grafen di Toppo, die Ausgrabungen in den Gräberfeldern von Aquileia durchführten und dabei eine große Anzahl an Balsambehältern aus Glas und Terrakotta und eine große Sammlung von Öllampen zutage förderten. Der Sammler Augusto De Brandis vermachte dem Museum zahlreiche Funde aus der Magna Graecia, die er auf seinen vielen Reisen durch Italien zusammengetragen hatte. Darunter befinden sich allein 400 Terrakottaobjekte und mehrere Tausend griechische und römische Münzen.

Es gibt zudem Fundstücke aus der Frühgeschichte und aus römischer und langobardischer Zeit, die von verschiedenen Adeligen, Wissenschaftlern und Klerikern gestiftet wurden, darunter eine Serapisbüste aus Alabaster und eine bronzene Mänade. Ein Fußbodenmosaik, das aus dem Fondo Ritter in Aquileia stammt, bildet das Zentrum eines Ausstellungsraumes, während sich in den Arkaden des Schlosses ein Lapidarium mit römischen Grabstelen, Inschriften und Skulpturen befindet .

Die Ausstellungen im Schlossmuseum sind täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Am ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos.

Lage: Museo Archeologico di Udine, Piazzale Patria del Friuli 1, 33100 Udine

Link: www.civicimuseiudine.it/de/staedtischen-museen/schloss-museen/archaeologisches-museum

Römisches Amphitheater Lecce

Halb verborgen unter Lecces zentralem Platz, der Piazza Sant’Oronzo, liegt das noch gut erhaltene römische Amphitheater, in dem in der Antike Gladiatorenkämpfe stattfanden. Es war eines der größeren römischen Amphitheater und wird auch heute noch als Freilichtbühne genutzt.

Das noch gut erhaltene römische Amphitheater von Lecce stammt in seiner heutigen Form aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und bot etwa 20.000 bis 25.000 Zuschauern Platz, etwa halb so vielen wie im Colosseum in Rom. Doch bereits in augustäischer Zeit gab es hier einen etwa 95 x 75 Meter großen Vorgängerbau mit einer etwa 53 x 34 Meter großen elliptische Arena. Laut einer Inschrift wurde dieses unter Kaiser Trajan renoviert und auf eine Größe von 82 x 102 Meter erweitert.

Das Amphitheater wurde aus dem typisch gelblichen Lecce-Kalksandstein (Pietra Leccese) errichtet und war zusätzlich mit weißem und farbigem Marmor verziert. An den Wänden waren Reliefs von mit Bären, Hirschen, Löwen und Stieren kämpfenden Gladiatoren angebracht, die nahelegen, dass hier in der Antike hauptsächlich Gladiatoren- und Tierkämpfe stattfanden.

Das einzige heute noch erhaltene römische Amphitheater Apuliens wurde um 1900 unter dem Fundament eines Bankgebäudes entdeckt und bis in die 1940er Jahre teilweise ausgegraben. Heute sind etwa 1/3 seiner ursprünglichen Größe sichtbar, der Rest befindet sich noch unter den umliegenden Gebäuden. Man kann noch gut die ehemals zweistöckige Tribüne erkennen, von der die Stufen des unteren Teils, die Zugänge (vomitorium) zu den Sitzreihen und das westliche Zugangstor zur Arena fast vollständig erhalten sind.

Die direkt neben dem Amphitheater Säule auf der Piazza Sant’Oronzo mit dem Schutzheiligen von Lecce, stammt aus Brindisi und war angeblich eine der zwei Säulen, die das Ende der Via Appia Antica in Brindisi (Brindisium) markierten.

Auch heute noch wird das Amphitheater als Freilichtbühne für Kunst- und Kulturevents genutzt. In der Weihnachtszeit wird in der Arena eine wunderschön gestaltete Krippe aufgebaut. Der Innenraum des Amphitheaters ist nur während Veranstaltungen zugänglich, das Amphitheater kann aber von außen bequem und vor allem kostenlos besichtigt werden.

Lage: Anfiteatro romano, Via XXV Luglio 51/Piazza Sant’Oronzo, 73100 Lecce

Römisches Theater Lecce

Etwas versteckt hinter dem Museo Storico Citta’ di Lecce und mitten zwischen barocken Palastbauten liegt das kleine römische Theater von Lecce, das auch heute noch für Musikveranstaltungen genutzt wird.

Das in einen natürlichen Hang hineingebaute halbrunde Theater hatte ursprünglich einen Gesamtdurchmesser von gut 75 Metern, von denen heute noch ca. 40 Meter erhalten sind. Die vor der Bühne gelegene orchestra hat etwa 20 Meter Durchmesser.

Das Theater stammt vermutlich aus der Regierungszeit von Kaiser Augustus im 1. Jahrhundert v. Chr. und wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Trajan oder Kaiser Hadrian renoviert. Es bot rund 5.000 Zuschauern Platz, die hier Aufführungen von Komödien und Tragödien, aber wohl auch religiöse Theaterspiele zu Ehren der Götter besuchen konnten.

Das komplett zwischen barocken Palästen umgebene Theater wurde um 1930 zufällig entdeckt und ausgegraben. Vom Zuschauerraum (cavea) sind von den ursprünglich vermutlich 20 Reihen heute noch 12 vorhanden. Zusätzlich gab es noch 3 weitere vor der Brüstung (balteus) direkt in der Orchestra gelegene Sitzreihen, auf denen wohl Ehrengäste Platz nehmen konnten. Die etwa 30 Meter breite Bühne (pulpitum) schloss geradlinig daran an.

In den Innenraum des Theaters gelangt man heute über das angrenzende Museum (Museo del teatro romano, Via Degli Ammirati 5) gegen Eintrittsgebühr. Man kann das Theater aber auch gut kostenlos von der Via del Teatro aus durch einen Zaun besichtigen. Im Museum, das täglich außer sonntags geöffnet ist, werden seit 2003 die im Theater aufgefundenen Marmorstatuen und weitere Funde ausgestellt.

Lage: Teatro Romano di Lecce, Via Del Teatro Romano, 73100 Lecce

Griechisches Theater

Das Griechische Theater, das sich im nördlichen Bereich der Villa befindet, wurde in einen natürlichen Hang hineingebaut und war eines von vermutlich mehreren Theatern der Hadriansvilla.

Das sogenannte Griechische Theater besaß eine halbkreisförmige Zuschauertribüne (cavea), die in einen Hang hinein gebaut wurde und wohl für etwa 2.900 bis 3.600 Zuschauer ausgelegt war. Wahrscheinlich befand sich am oberen Ende der Zuschauerränge, gegenüber der Bühne, eine Kaiserloge (pulvinar). Es ist nicht bekannt, ob das Theater ein reines Privattheater für den Kaiser, seine Familie und Gäste gewesen ist oder allen zugänglich war.

Obwohl es als Griechisches Theater bezeichnet wird, war es von der Bauform her eine Mischung aus einem klassisch griechischen und einem römischen Theater.

Heute sind nur noch wenige Reste des Theaters erhalten: man erkennt noch die Form der Zuschauertribüne und ein paar der Sitzreihen, die sich um das halbrunde Orchester (orchestrum) erhoben. Außerdem erkennt man noch Teile der Bühne (pulpitum) und des dahinter liegenden Bühnengebäudes (scaenae frons) und deren Unterkonstruktion.

Lage: Teatro Greco, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Tempel der Venus und Nymphäum

Das etwas abseits gelegene Nymphäum mit dem Venustempel bot einen schönen Blick auf die Berge und den Ort Tibur im Osten und könnte ein Ort gewesen sein, an dem im Sommer Bankette stattfanden.

Oberhalb eines Kryptoportikus und eines Schwimmbads (natatio), die noch aus der republikanischen Villa stammten, wurde zwischen 125 und 133 n. Chr. eine Terrasse errichtet, auf der ein Venustempel und ein Nymphäum lagen. Sie bestanden aus einem halbkreisförmigen Portikus, der zwei kleine Apsiden besaß. In dessen Mitte erhob sich ein Rundtempel (tholos) mit dorischen Säulen.

In der Cella des Tempels befand sich eine Venusstatue, die der Cnidischen Aphrodite von Praxiteles glich. Die Räume in den Apsiden waren mit Marmorböden in opus sectile-Technik ausgestattet und mit Statuen geschmückt.

Anfang des 18. Jahrhunderts ließ der damalige Eigentümer des Geländes, Conte Giuseppe Ferdi, hier ein Casino erbauen, in dem er Statuen und Büsten, die vermutlich aus diesem Teil der Villa stammten, ausstellte. Leider wurde beim Bau des Casinos die nördliche der beiden Apsiden des Tempels zerstört.

Die 4 Säulen des Rundtempels mit einem Teil des Gebälks wurden in den 1950er Jahren wieder aufgerichtet und auch die Kopie der Venusstatue aufgestellt. Ihr Original befindet sich im Museumsgebäude des Antiquariums.

Lage: Ninfeo Fede/Tempio di Venere, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Gästehaus (Hospitalia)

Im Gästehaus der Hadriansvilla kann man wunderschöne Bodenmosaike mit floralen Motiven bewundern, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind.

Das zwischen 118 und 125 n. Chr. errichtete Gästehaus diente voraussichtlich als Unterkunft für Gäste oder auch für hochrangige Bedienstete.

Das ehemals zweistöckige Gebäude besaß auf jeder Etage 2 Reihen mit jeweils 5 Schlafzimmern (cubicula), in die man über einen großen Korridor gelangte. Am Südende des Gebäudes befand sich außerdem ein großer Raum, der vielleicht als Speiseraum diente, und an der Nordwestecke lag eine Gemeinschaftslatrine für 15 Personen. Die heute nicht mehr erhaltene 2. Etage besaß vermutlich den gleichen Grundriss wie die 1. Etage.

Die Hospitalia gehört zu den Gebäuden in der Hadriansvilla, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind. Vor allem die mit herrlichen Schwarz-Weiß-Mosaiken mit geometrischen und floralen Motiven geschmückten Böden sind noch sehr gut erhalten. Man kann sogar noch erkennen, dass jeder Raum wohl über 3 in den Alkoven platzierte Betten verfügte, denn der von den Betten verdeckte Bereich des Bodens war deutlich einfacher ausgestaltet als der sichtbare Bereich in der Mitte der Räume. Die Wände waren mit Fresken geschmückt, die mythologische Szenen darstellten.

Lage: Hospitalia, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Gebäude mit Dorischen Pfeilern

Dieses an eine Basilika erinnernde Gebäude besaß einen Hauptraum mit Arkadengang, der von dorischen Säulen getragen wurde und dem Gebäude so seinen heutigen Namen gab. Hierbei könnte es sich um einen Audienzsaal oder ein Gerichtsgebäude gehandelt haben.

Das direkt an den Kaiserpalast anschließende Gebäude stammt aus der ersten Bauphase zwischen 118 und 125 n. Chr. und könnte aufgrund seiner Ausstattung und der Nähe zum Kaiserpalast und der Piazza d‘Oro ein Audienzsaal oder ein Gerichtsgebäude gewesen sein.

Dieses Gebäude verfügte im südwestlichen Bereich über einem offenen Säulenhof mit einer leicht geschwungenen Apsis, in deren Wand wohl Nischen für Statuen lagen. Im Innenhof selbst könnte ein Garten angelegt gewesen sein. Daran anschließend lag ein Gebäudeteil mit einer Reihe von 5 Räumen, über die man in ein rechteckiges Gebäude gelangte, das einen breiten Arkadengang mit Tonnengewölbe und dorischen Säulen besaß und von der Bauart an eine Basilika erinnert. Der Innenhof dieses großen Raumes war mit rhombenförmigem Marmorfußboden in opus sectile-Technik belegt und hatte vermutlich ein Dach – obwohl dies nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden kann.

Im Jahr 1966 wurde bei der Restaurierung des Gebäudes in einer Ecke des großen Saals ein Teil der dorischen Säulen wieder aufgerichtet. Hier kann man auch noch das Tonnengewölbe des Arkadengangs erkennen.

Lage: Edificio con Pilastri Dorici, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Kaiserpalast (Palazzo Imperiale)

Dieser Teil der Hadriansvilla gehört zu den frühesten Bauten des Villenkomplexes. Hierfür wurde eine Villa aus republikanischer Zeit, die ursprünglich Hadrians Ehefrau gehörte, zu einem repräsentativen Kaiserpalast umgebaut.

Der zwischen dem Hof der Bibliotheken und der Piazza d‘Oro liegende Gebäudekomplex diente als Kaiserpalast vorrangig repräsentativen Zwecken. Er gehört zu den Gebäudeteilen, die bereits in der ersten Bauphase zwischen 118 und 125 n. Chr. errichtet wurden. Dabei wurde eine ursprünglich aus republikanischer Zeit stammende Villa, die Hadrians Ehefrau Vibia Sabina mit in die Ehe gebracht hatte, in den Neubau des Kaiserpalastes integriert und nach und nach in einen repräsentativen Gebäudekomplex umgewandelt.

Man betrat den Kaiserpalast im Nordwesten über den Bibliothekshof über das Eingangsperistyl, an den sich auf der linken Seite repräsentative (Geschäfts-)Räume anschlossen, die aufwendig mit polychromen Marmorböden in opus sectile-Technik (Marmorintarsien) ausgestattet waren. Auf der rechten Seite befanden sich die Privaträume des Kaisers, in denen sich auch sein Schlafzimmer und eine private Ein-Mann-Latrine befanden.

Zu den restlichen Räumen, die sich rund um die insgesamt 5 Peristylhöfe des Komplexes gruppierten, gehörten neben Büros, Schlafzimmern (cubicula) und Räumen für das Personal auch eine Bibliothek, ein Nymphäum mit halbkreisförmigen Wassertreppen und ein Cryptoporticus mit Mosaikgewölbe, der zu einem Sommer-Triclinium (triclinio estivo) gehörte.

Viele Räume waren teilweise mit sehr aufwendigen Bodenmosaiken und Fresken geschmückt, zu denen beispielsweise ein in opus vermiculatum-Technik gefertigtes Kentauren-Mosaik aus einem der Speisesäle (triclinium) und weitere Mosaike mit idyllischen Landschaften gehören, die heute in den Vatikanischen Museen und in der Antikensammlung in Berlin ausgestellt sind.

Heute gibt es im Kaiserpalast nur noch wenige Reste der einst prachtvollen Wand- oder Bodenmosaike, da das meiste vor allem im 18. Jahrhundert entfernt wurde, um in Sammlungen von Kardinälen oder Adelsfamilien zu landen.

Lage: Palazzo Imperiale, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Wachkaserne (Praetorium)

Mit Sicherheit war dieses mehrstöckige Gebäude eine Unterkunft für eine große Anzahl an Personen, denn vor allem in den unteren Etagen gab es viele kleine Räume, in denen entweder Prätorianer oder auch Dienstboten untergebracht gewesen sein könnten. Das Obergeschoß war deutlich repräsentativer und könnte daher eine Gästeunterkunft gewesen sein.

Das zwischen 125 und 133 n. Chr. errichtete mehrstöckige Gebäude, das direkt an die Großen Thermen anschloss, besaß in den unteren Etagen eine Reihe von einfach ausgestatteten Zimmern, die ursprünglich als Unterkunft der Prätorianergarde, d.h. der Leibgarde des Kaisers interpretiert wurden. Heute ist man aber davon überzeugt, dass es sich hier wohl vielmehr um Dienstbotenunterkünfte und Lagerräume handelte.

Das Obergeschoss mit Blick auf einen großen Garten war komfortabler und wie ein Pavillon ausgestattet. Böden und Wände waren mit mehrfarbigem Marmor gestaltet und die zentrale Halle besaß eine umlaufende Säulenhalle. Dieser Bereich des Gebäudes diente daher vermutlich als Gästeunterkunft.

Lage: Pretorio, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Serapis-Heiligtum (Serapeum)

Die am Südende der Canopen liegende riesige Grotte wurde ursprünglich als Heiligtum der Serapis interpretiert, diente aber wohl im Sommer als Speisesaal für abendliche Bankette und hinterließ bei den Gästen von Kaiser Hadrian sicher einen überwältigenden Eindruck.

An der Südseite der Canopen liegt das Serapeum, eine künstliche Grotte, die man nach ersten Ausgrabungen ursprünglich für ein Serapis-Heiligtum hielt. Mit ziemlicher Sicherheit war die halbrunde Plattform mit dahinter liegendem Nymphäum aber eher ein Sommerspeisesaal (cenatio), eine überwölbte Halle für abendliche oder nächtliche Bankette in den warmen Monaten.

Vom zentralen halbrunden Speisesofa (stibadium) des Speisesaals, der von einer Halbkuppel mit knapp 17 Metern Durchmesser überwölbt war, hatte man einen herrlichen Blick auf die Canopen, in denen sich das Licht der Fackeln spiegelte. Wasserkaskaden und Fontänen ergossen sich in ein rechteckiges Becken und linderten die sommerliche Hitze. In den Nischen des dahinter liegenden Nymphäums waren abwechselnd Wasserspiele und Statuen untergebracht, Wände, Gewölbe und Böden waren mit Marmor und Mosaiken geschmückt.

Im hinteren Teil der Grotte und seitlich davon lagen weitere Räume zur Versorgung der Gäste, es gab auch eine Küche und zwei kleine Latrinen. Über ein im hinteren Teil liegendes Aquädukt wurde das Wasser herangeführt.

Der Speisesaal mit seiner Halbkuppel und den dahinterliegenden Nischen ist noch so gut erhalten, dass man sich seiner Wirkung auch heute noch nur schwer entziehen kann.

Lage: Serapeo, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Canopen (Canopus)

Der wohl beeindruckendste Teil der Hadriansvilla ist der Nachbau des Canopus in Ägypten, der von Kolonnaden und Skulpturen gesäumt war und an dessen Ende sich ein spektakulärer Speisesaal befand.

Die zwischen 125 und 133 n. Chr. errichteten Canopen sind die Nachbildung eines im Nildelta zwischen der Stadt Canopus und Alexandria gelegenen Kanals. Kaiser Hadrian, der eine Vorliebe für ägyptische und griechische Kunst und Kultur hegte, ließ diesen innerhalb eines etwa 160 Meter langen terrassierten Gartens seiner Kaiserresidenz in Tibur nachbauen.

Der Canopus bestand aus einem schmalen Wasserbecken (euripus) mit einer Fläche von ca. 120 x 18 Metern. Es war ringsum von mehreren Kolonnaden und Pergolen umgeben, zwischen deren Säulen Kopien griechischer Statuen standen. Am südlichen Ende befand sich eine Grotte mit einem prächtigen Speisesaal mit Triclinium, von dem aus man einen herrlichen Blick auf das Wasser hatte.

Die heute rekonstruierten Kolonnaden an der Nordseite geben einen Eindruck, wie sich der Kanal in der Antike den Besuchern einst präsentiert haben könnte. Die beiden Statuen am nördlichen Scheitelpunkt stellen Hermes und den Krieger Theseus dar. Sie werden von zwei verwundeten Amazonen flankiert, die Nachbildungen von Statuen aus dem Tempel der Artemis in Ephesus sind. Neben einer der Amazonen ist die Statue eines Nilkrokodils zu finden, aus dessen Maul wohl Wasser in das Becken sprudelte.

Die westliche lange Seite des Wasserbeckens sind von 6 weiteren griechischen Statuen gesäumt: Nachbildungen von 4 Frauengestalten (Karyatiden), die am Erechtheion auf der Akropolis in Athen die Dachbalken tragen, und 2 Statuen von Silenos, einem Begleiter des Weingottes Dionysos, deren Originale das Dionysostheater in Athen schmückten.

Bei Ausgrabungen im 18. und Mitte des 20. Jahrhunderts wurde eine Vielzahl weiterer ägyptischer und griechischer, aber auch römischer Statuen entdeckt, z.B. Personifikationen des Nil und des Tibers oder Statuengruppen mit dem Meeresungeheuer Scylla, aber auch Porträts von Julius Caesar und von Hadrian, die aber nicht mehr vor Ort zu sehen sind.

Lage: Canopo, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Große Thermen

Im Gegensatz zu den sogenannten Kleinen Thermen waren die Großen Thermen öffentliche Bäder und für die Allgemeinheit zugänglich. Die meisten der Räume waren dabei doppelt vorhanden, vielleicht um verschiedene soziale Schichten oder Männer und Frauen voneinander zu trennen.

Direkt südlich der nur dem Kaiserhof vorbehaltenen Kleinen Thermen wurden die sogenannten Großen Thermen errichtet, die sowohl von den Bewohnern als auch von den Besuchern der Kaiserresidenz genutzt werden konnten. Die in den Räumen verwendeten Bodenmosaike waren meist mit einfacheren, geometrischen Schwarz-Weiß-Mustern versehen, was auch dafür spricht, dass sie wohl für die Allgemeinheit gedacht waren.

Die Großen Thermen wurden bereits in der ersten Bauphase ab 118 n. Chr. errichtet und hatten eine Fläche von ca. 70 x 80 Metern. Direkt beim Eingang im Osten befand sich ein großer Sportplatz (palestea) und die große Vorhalle, von der aus sich die Besucherströme teilten und sich jeweils doppelt vorhandene Räume in der üblichen Badeabfolge anschlossen.

Zunächst begab man sich in die Umkleideräume (apodyterium) und anschließend in eines der beiden Kaltbäder (frigidarium), die mit Kaltwasserbecken ausgestattet waren. Vom größeren dieser Kaltbäder, das im Zentrum der Thermen lag, sind heute noch ein Teil der Kuppel und einige Säulen vorhanden. Der hinter dem großen Frigidarium liegende Rundbau war möglicherweise ein Dampfbad (sudatorium), was man an der noch gut erhaltenen Kuppel mit dem Loch in der Mitte (oculus) erkennen kann. Die Laubäder (tepidarium) und Warmbäder (caldarium) schlossen jeweils an die Kaltbäder an und es gab eine Reihe weiterer Räume, in denen wohl Massagen und weitere Behandlungen angeboten wurden und natürlich gab es auch Latrinen.

Vermutlich war der Badebereich mit den größeren und besser ausgestatteten Räumen für höherrangige Beamte und Bedienstete und die kleineren für die niederen Schichten vorgesehen, es könnte sich aber auch um die Trennung nach Geschlechtern gehandelt haben.

Lage: Grandi Terme, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Kleine Thermen

Aufgrund ihrer reichen Ausstattung und ihrer spektakulären architektonischen Besonderheiten handelte es sich bei den Kleinen Thermen sicher um die privaten Bäder des Kaisers.

Die direkt an den Kaiserpalast anschließenden Thermen waren möglicherweise für die kaiserliche Familie, hochrangige Besucher und Angehörige des Kaiserhofes gedacht und wurden zwischen 121 und 125 n. Chr. errichtet. Sie waren deutlich aufwendiger ausgestattet als die danebenliegenden Großen Thermen, in denen z.B. höherrangiges Personal und Beamte baden konnten, und besaßen eine fast labyrinthartige Anordnung der Räume.

Die Thermen konnten im Norden direkt vom Kaiserpalast aus betreten werden. Der südliche Zugang war für Besucher gedacht. In den verschachtelt angeordneten Räumen lagen die für römische Bäder typischen Räume wie Umkleideräume (apodyterium), Sportplatz (palaestra), Heißbad (caldarium), Schwitzbad (sudatorium), Laubad (tepidarium) und das Kaltbad (frigidarium) mit den beiden in Apsiden gelegenen Wasserbecken.

Am auffälligsten und ungewöhnlichsten ist der zentrale achteckige Raum, der abwechselnd gerade und gebogene Wände besaß und vermutlich als Tepidarium diente. Seine Kuppel hatte ca. 10 m Durchmesser und besaß eine zentrale Öffnung (oculus) in der Mitte, durch die der Dampf abziehen konnte.

Von einigen Räume sind die Wände und große Teile der Decke noch fast komplett erhalten, stellenweise finden sich sogar noch Reste des aus mehrfarbigem Marmorintarsien (opus sectile) gelegten kostbar ausgestatteten Bodens.

Lage: Piccole Terme, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Gebäude mit Fischteich (Winterpalast)

In diesem Gebäudekomplex, der mit kostbaren Materialien dekoriert und mit einer Heizung ausgestattet war, lagen die Privaträume des Kaisers. Von hier aus konnte er sowohl die repräsentativen Teile der Villa als auch die Bäder und die Freizeiteinrichtungen der Canopen schnell erreichen.

Der östliche Teil der Kaiserresidenz, der wegen seines großen Beckens meist nur als „Gebäude mit Fischteich“ oder „Gebäude mit Peristylpool“ bezeichnet wird, schloss sich an das Gartenstadium an.

Dieser Gebäudekomplex bestand aus mehreren Räumen, die auf mehreren Ebenen lagen und beheizbar waren. Die geräumigen Räume, zu denen auch das Schlafzimmer des Kaisers gehörte, waren reich dekoriert und es gab sogar private „Ein-Mann“-Latrinen. In den oberen Stockwerken lagen große Räume, von denen aus man einen schönen Blick über die Landschaft hatte.

Im an das Gartenstadion angrenzenden Gebäudeteil gab es repräsentative Räume wie z.B. einen großem Empfangs- bzw. Speisesaal, am anderen Ende des Palastes lag ein großer Teich (natatio) mit einer Seitenlänge von 28 Metern, in dem man im Sommer vielleicht baden konnte und um den ein Säulengang Schatten spendete. Die rings um den Pool eingelassenen 24 Nischen waren einst mit Statuen geschmückt.

An einigen Stellen kann man noch Reste der bis an die Decke reichenden Marmorverkleidung der Wände erkennen.

Beim nordöstlich gelegenen und noch gut erhaltenen Nebengebäude nahm man ursprünglich an, dass es sich um die Wachstube der Feuerwehr handelte. Neuere Erkenntnisse deuten aber eher auf eine Dienstbotenunterkunft oder ein Lagerhaus hin.

Lage: Edificio con Peschiera, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Gebäude mit Drei Exedren

Das Gebäude mit quadratischem Innenhof und drei halbrunden Exedren diente vermutlich als Sommertriklinium. Es gehörte zu einem Gebäudekomplex, der als Privatresidenz des Kaisers und seiner Familie galt.

Das direkt südlich an den Großen Portikus angrenzende Gebäude war wohl der Eingangsbereich zur Privatresidenz des Kaisers. Im Norden liegt eine rechteckige Atriumshalle mit einem Brunnen (impluvium), von der aus man den quadratischen Innenhof mit Säulengang betrat. Hiervon gingen an 3 Seiten Räume mit halbrunden Exedren ab, in denen Gärten mit Springbrunnen, halbkreisförmigen Säulenhallen und auf Sockeln stehenden Statuen lagen.

Von der östlichen Exedra aus betrat man einen Gebäudeteil mit mehreren beheizbaren Räumen, in denen vermutlich ein Speisesaal (cenatio) untergebracht war. Ein daran anschließender Durchgang führte in das sogenannte „Gartenstadion“, ein teilweise überdachtes Peristyl, das in 3 Bereiche mit Gärten, Kolonnaden und Wasserbecken aufgeteilt war und von dem aus man im Westen in die Privatgemächer des Kaisers und das „Gebäude mit Fischteich“ bzw. Winterpalast gelangte. Nördlich davon lagen die Heliocaminus-Therme und das Maritime Theater.

Von diesem Gebäude sind zwar nur noch die Grundrisse der Exedren, Teile der Säulenhallen und der Wasserbecken vorhanden, aber dennoch kann man sich noch gut vorstellen, wie die großzügige Eingangshalle auf die Besucher gewirkt haben muss.

Lage: Edificio con Tre Esedre, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Antinous-Heiligtum (Antinoeion)

Das Antinous-Heiligtum wurde erst um 1998 entdeckt und ausgegraben. Im Heiligtum, das mit Gebäuden im ägyptisch-hellenistischen Stil errichtet und mit Wassergräben und Palmen ausgestattet war, wurde Antinous, der jugendliche Geliebte von Kaiser Hadrian, nach seinem frühen Tod wie ein Gott verehrt.

Der aus Bithynien in Kleinasien stammende Jüngling Antinoos (lat.: Antinous) war der Günstling bzw. Geliebte von Kaiser Hadrian. Er ertrank 130 n. Chr. vor dessen Augen in den Fluten des Nils. Ob es sich dabei um einen Unfall handelte oder ob sich Antinous freiwillig für seinen Mentor opferte oder sogar Selbstmord beging, ist auch in antiken Berichten umstritten.

Hadrian war über den frühen Tod des Jünglings (er wurde nur zwischen 15 und 20 Jahre alt) so betrübt, dass er kurze Zeit später in der Nähe seines Sterbeortes die Stadt Antinopolis gründete. Es entstand zudem vor allem im Osten des Römischen Reichs ein Antinous-Kult mit zahlreichen Tempeln, in denen er als Gottheit verehrt und in Statuen meist als Osiris-Antinoos (Osiroantinous) oder Dionysos-Antinoos dargestellt wurde. Auch in seiner Villa in Tibur ließ Hadrian um 134 n. Chr. ein Antinous-Heiligtum (Antinoeion) errichten und dort auch vermutlich seine Überreste aufbewahren.

Obwohl man an dieser Stelle bereits im 18. Jahrhundert mehrere Antinoos-Statuen fand, wurde das eigentliche Heiligtum erst im Jahr 1998 entdeckt und ausgegraben. Hierbei kam ein etwa 63 x 23 Meter großer Platz zum Vorschein mit zwei sich gegenüberstehenden Tempeln, einem an der südlichen Schmalseite gelegenen Nymphäum und einem Obelisken im Zentrum. Im Westen lag eine halbkreisförmige Exedra mit Säulenhalle, hinter der das eigentliche Grab des Antinoos lag.

Die Grundrisse des Platzes, der beiden Tempel und der Exedra sind heute noch gut zu erkennen. Der Antinoos-Obelisk wurde bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. entfernt, im 16. Jahrhundert wiederentdeckt und steht seitdem auf dem Pincio-Hügel in Rom. Die 1740 hier ausgegrabene Statue des Osiris-Antinous befindet sich in den Vatikanischen Museen, viele weitere Antinous-Statuen sind in Museen in ganz Europa zu finden.

Lage: Antinoeion, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Hadriansvilla (Villa Adriana)

Die Sommerresidenz von Kaiser Hadrian ist mehr als eine private Landvilla – sie ist vielmehr eine Palaststadt und sollte wohl vor allem repräsentieren. Der Kaiser ließ in seiner Residenz, deren Gestaltung und Planung er persönlich überwachte, viele Bauten nach griechischen und ägyptischen Vorbildern errichten.

Im antiken Ort Tibur ließ Kaiser Hadrian zwischen etwa 117 und 138 n. Chr. eine republikanische Landvilla, ein Erbe seiner Ehefrau Vibia Sabina, zu einer Sommerresidenz und seinem späteren Altersruhesitz umbauen. In 3 Bauphasen ließ er auf einer Fläche von ca. 120 Hektar den größten jemals von einem römischen Kaiser errichteten Landsitz erbauen und überwachte dabei den Bau persönlich.

Es entstand so eine regelrechte Palaststadt mit prachtvoll ausgestatteten Privaträumen für den Kaiser und seine Familie und repräsentativen Verwaltungs- und Gästebereichen, in der bis zu 20.000 Menschen lebten, davon rund 5.000 Sklaven. In der „Unterwelt“ der Villa befanden sich außerdem ein über 4 km langes Straßennetz und zudem Heizungen und hydraulische Anlagen. Allein 4 Aquädukte sorgten für die Versorgung mit Wasser.

Viele Gebäude waren dabei antiken Vorbildern nachempfunden, die Hadrian auf seinen Reisen in die griechischen und ägyptischen Provinzen beeindruckt hatten. Auffallend ist auch seine Vorliebe für Kuppeln und Rundbauten, die man z.B. in den insgesamt 4 Thermengebäuden der Villa, im Maritimen Theater oder im Serapeum finden kann.

Nach dem Tod des Kaisers wurde die Villa noch bis 3. Jahrhundert bewohnt, danach verfiel sie jedoch und wurde als Steinbruch genutzt. Viele Statuen und Gebäudeteile ließ Kardinal Ippolito II. d’Este im 16. Jahrhundert für den Bau seiner Villa d’Este abtransportieren und spätere Ausgrabungen „bereicherten“ Sammlungen von Adeligen in ganz Europa. Erst ab etwa 1870 setzte der Übergang in den Besitz des italienischen Königshauses weiteren Plünderungen ein Ende.

Heute sind etwa 30 Gebäude auf einer Fläche von ca. 40 Hektar zu besichtigen. Von einigen Gebäuden lässt sich der ursprüngliche Zweck nicht immer eindeutig herleiten. Manche der heute gebräuchlichen Bezeichnungen sind zudem irreführend und inzwischen widerlegt – was zusammen mit den verwinkelten und ineinander übergehenden Gebäudeteilen oft verwirrend erscheint.

Man kann jedoch anhand der Techniken beim Mauerwerk und der verwendeten Materialien bei Wänden und Böden gut auf die ehemalige Funktion schließen: je bunter und aufwendiger die Ausstattung, desto „kaiserlicher“ waren die Räume. Auch wenn z.B. auch Gästeunterkünfte mit aufwendigen, teppichartigen Mosaikböden ausgestattet waren, besaßen diese allerdings „nur“ schwarz-weiße Mosaike. Funktionale Räume für Bedienstete oder Wachen waren völlig schmucklos. Auch die Größe von Latrinen ist aufschlussreich: in den Privaträumen des Kaisers gab es private „Ein-Mann“-Latrinen, während ansonsten mehrsitzige Gemeinschaftslatrinen üblich waren.

Für den Rundgang in der Villa Hadriana sollte man mindestens 2, besser 3 Stunden einplanen. Hierbei kann man folgende Stationen besuchen:

  • Großer Portikus oder Poikile (Pecile) **
  • Saal der Philosophen (Sala dei Filosofi) *
  • Maritimes Theater oder Inselpavillon (Teatro Marittimo) **
  • Hof der Bibliotheken (Cortile delle Biblioteche)
  • Gästehaus (Hospitalia) *
  • Heliocaminus-Therme (Terme con Heliocaminus)
  • Kaserne der Feuerwache (Caserma dei Vigili)
  • Gebäude mit dorischen Pfeilern (Edificio con Pilastri Dorici) *
  • Goldener Platz (Piazza d’Oro) *
  • Gebäude mit Fischteich (Edificio con Peschiera) *
  • Kleine Therme (Piccole Terme) **
  • Große Therme (Grandi Terme) **
  • Wachkaserne (Pretorio)
  • Canopen (Canopo) **
  • Serapis-Tempel (Seapeo) **
  • Antiquarium **
  • Roccabruna-Turm (Torre di Rocca Bruna)
  • Kleiner Palast (Accademia)
  • Vestibül (Vestibolo)
  • Gebäude mit 3 Exedren (Edificio con Tre Esedre) **
  • Gartenstadion bzw. Nymphäum (Ninfeo/Stadio)
  • Antinoos-Heiligtum (Antinoeion)
  • Hundert Kammern (Cento Camerelle)
  • Tempel der Venus (Tempio di Venere)
  • Griechisches Theater (Teatro Greco)

Wer nur die wichtigsten Stationen besuchen möchte (gekennzeichnet mit **), benötigst mindestens 30 bis 45 Minuten Zeit, der etwas längere Rundgang (gekennzeichnet mit *), der z.B.  auch Teile des Kaiserpalastes einschließt, dauert ca. 60 bis 90 Minuten. Leider sind durch den teilweise schlechten Erhaltungszustand oft einzelne Gebäude wegen Renovierung oder Einsturzgefahr gesperrt.

Die Hadriansvilla gehört seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe und ist von etwa April bis September täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (am 1. Sonntag eines Monats ist der Eintritt kostenlos). Es werden auch Führungen in verschiedenen Sprachen angeboten. Im Besucherzentrum am Ticketoffice befindet sich auch ein Modell der Villa, mit dessen Hilfe man sich einen guten Überblick über die Gesamtanlage verschaffen kann.

Von Rom aus ist Tivoli gut mit dem Bus oder Zug zu erreichen und ist zusammen mit der ebenfalls in Tivoli gelegenen Villa d’Este ein schöner Ganztagesausflug von Rom.

Lage: Villa Adriana, Largo Marguerite Yourcenar 1, 00010 Tivoli

Links: www.levillae.com/de/die-staetten/villa-adriana; www.visittivoli.eu/le-ville/villa-adriana&lang=EN

Großer Portikus (Poikile)

Direkt hinter dem Zugangstor in der nördlichen Begrenzungsmauer erstreckt sich in Ost-West-Richtung eine künstlich angelegte Empfangsterrasse mit großen Wasserbecken und Säulengang (portikus), den man in der Antike gerne zum Lustwandeln nach dem Essen nutzte.

Die originale „Stoà Poikìle“ (griech.: „bemalte Säulenhalle“), die als Vorlage für diesen Portikus diente, war eine im 5. Jahrhundert v. Chr. erbaute monumentale Säulenhalle an der antiken Agora von Athen. Die hier angebrachten und von den bekannten griechischen Künstlern Micon und Polygnotos gestalteten Wandgemälde zeigten Darstellungen aus der griechischen Geschichte und Mythologie.

Kaiser Hadrian ließ sich von diesem berühmten Gebäude inspirieren und zwischen 125 und 133 n. Chr. in seiner Villa originalgetreu nachbilden. Man betrat den Großen Portikus (griech.: poikile), der hinter einer 9 Meter hohe Mauer lag, durch einen monumentalen Eingang mit doppelter Säulenreihe. Dahinter öffnete sich eine an allen 4 Seiten von Säulenumgängen umgebene Fläche von 232 x 97 Metern, in deren Mitte sich ein 106 x 26 m großer (Fisch-)Teich befand. An den Schmalseiten des Teiches lagen kleine Rundpavillons.

Der Poikile war sowohl als Empfangsterrasse für Gäste gedacht, aber auch als Wandelgang, in dem man nach dem Essen einen von den römischen Ärzten empfohlenen Spaziergang (ambulatio) machen konnte und dabei sowohl vor Sonne und Regen als auch von neugierigen Blicken geschützt war.

Auf der West- und Südseite befanden sich in den Stützmauern der Terrasse die „Hundert Kammern“, ein etwa 15 Meter hoher Unterbau, in dem auf 4 Etagen kleine fensterlose Zimmer mit Quartieren für ca. 1500 Personen (Wachen, Dienstboten oder Sklaven) lagen. Zudem waren hier auch Lagerräume und Latrinen untergebracht.

Heute ist vom Poikile nur noch die imposante nördliche Außenmauer und der riesige Teich zu erkennen. Die Säulen des Portikus sind allerdings mit Sträuchern markiert, so dass man sich die Monumentalität der Anlage noch gut vorstellen kann. Von den „Hundert Kammern“ sind an der Südseite der Terrasse noch gut die Öffnungen der Treppenaufgänge zu erkennen.

Lage: Pecile, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Capo di Bove

Die Ausgrabungen am Capo di Bove brachten vor wenigen Jahren einen erstaunlich gut erhaltenen privaten Thermenkomplex zum Vorschein, der zum ausgedehnten Landgut des Herodes Atticus und seiner Frau Annia Regilla gehörte.

Zwischen dem 3. und 4. Meilenstein an der Via Appia befand sich im 2. Jahrhundert n. Chr. das „Pagus Triopius“, ein Landgut, das dem reichen Athener Herodes Atticus und seiner römischen Frau Annia Regilla gehörte. Zur großen Villenanlage gehörten neben einem großen Privatbad auch ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen, auf denen Wein, Oliven, Getreide und Obst angebaut und Vieh gezüchtet wurde.

Im Mittelalter wurde die inzwischen zum päpstlichen Besitz gehörende Gegend wegen des in der Nähe gelegenen Grabmals der Cecilia Metella mit seinem markanten Ochsenkopffries auch „Capo di Bove“ genannt.

2002 wurde das Anwesen mit einer Fläche von 8.600 qm vom italienischen Staat erworben. Die Ausgrabungen im ehemaligen Weinberg brachten dabei eine private Thermenanlage aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zum Vorschein, die bis ins 4. Jahrhundert genutzt wurde.

In den in einem wunderschönen Garten gelegenen Ausgrabungen kann man auf einer Fläche von ca. 1400 qm neben dem Heißbad (caldarium), Laubad (tepidarium) und Kaltbad (frigidarium) auch Zisternen und Wasserleitungen finden. Viele der aufwendigen Mosaike und mehrfarbigen Marmorböden der Thermenanlage sind noch gut erhalten.

Das Capo di Bove ist seit 2008 täglich geöffnet und ist kostenlos zu besichtigen. In einem Gebäude ist ein Besucherzentrum untergebracht, in dem in einer Ausstellung u.a. interessante Videorekonstruktionen der Gebäude an der Via Appia gezeigt werden.

Lage: Complesso Capo di Bove, Via Appia Antica 222, 00178 Roma

Link: www.parcoarcheologicoappiaantica.it/luoghi/complesso-di-capo-di-bove

Grabmal der Cecilia Metella

Das Grabmal der Cecilia Metella gehört zu den auffälligsten Grabmälern an der Via Appia. Es ist sogar im Hintergrund des berühmten Gemäldes „Goethe in der Campagna“ von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein zu erkennen, auf dem der Dichter in Reisemantel und Schlapphut gekleidet auf antiken Steintrümmern ruht.

Cecilia Metella war die Tochter des Konsuls Quintus Caecilius Metellus Creticus und Schwiegertochter des Marcus Licinius Crassus, der zusammen mit Caesar und Pompeius das erste Triumvirat bildete und mit dessen gleichnamigem Sohn sie verheiratet war. Sie gehörte daher den damals einflussreichsten römischen Familien an.

Erbaut wurde das Grabmal wohl zwischen 30 und 20 v. Chr. von ihrem Sohn, der ebenfalls Marcus Licinius Crassus hieß. Laut Inschrift über dem Eingang widmete er das Grabmal seiner Mutter, stellte aber auch die Bedeutung seiner Familie in den Focus.

Der mit Travertin verkleidete zylindrische Rundbau des Grabmals erhob sich auf einem 8 Meter hohen quadratischen Sockel. Die Rotunde hatte einen Durchmesser von knapp 30 Metern, war etwa 11 Meter hoch und wurde mit einer konischen Kuppel abgeschlossen. Der Eingang befand sich im Süden und bot Zugang zur zentralen Cella, unter der sich die Grabkammer mit der Asche der Cecilia Metella befand.

Am oberen Rand befand sich ein dekorativer Fries, das aus in der Antike beliebten Ochsenköpfen (bucrania), Blumen- und Obstgirlanden bestand, aber auch eine Relieftafel mit Szenen aus dem Gallischen Krieg. Dem Ochsenkopffries verdankte die gesamte Gegend dann im Mittelalter ihren Namen „Capo di Bove“.

Der Rundbau wurde im 11. Jahrhundert in eine befestigte Siedlung der Grafen von Tusculum integriert, die auf beiden Seiten der Via Appia lag und so den strategisch wichtigen südlichen Stadtzugang kontrollierte. Um 1300 wurde das Mausoleum von der Familie Caetani zu einem zinnenbekrönten Turm umgewandelt.

Das Grabmal der Cecilia Metella ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist im Rahmen des Eintritts der Caracalla-Thermen kostenlos. Im Innenhof befinden sich Marmorfragmente und diverse Fundstücke, die an der Via Appia gefunen wurden.

Lage: Mausoleo di Cecilia Metella e Castrum Caetani, Via Appia Antica 161, 00178 Roma

Link: www.parcoarcheologicoappiaantica.it/luoghi/mausoleo-di-cecilia-metella-e-castrum-caetani

Maxentiusvilla

Kaiser Maxentius, einer der Kaiser der römischen Tetrarchie, ließ direkt an der Via Appia neben einem großen Palastkomplex ein Mausoleum für seinen Sohn Valerius Romulus und außerdem einen Circus errichten, der heute zu den am besten erhaltenen und größten Zirkusanlagen in der Gegend von Rom zählt.

Der riesige Komplex, den Kaiser Maxentius zwischen 306 und 312 n. Chr. als Mitkaiser während der Zeit der römischen Tetrarchie erbauen ließ, liegt knapp 2 römische Meilen von Rom entfernt auf einem kleinen Hügel direkt an der Via Appia. Ursprünglich lag hier wohl eine Landvilla (villa rustica) aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die der Kaiser für seinen neuen Palastkomplex, bestehend aus einem Palast, einem Circus und einem Mausoleum, umbauen ließ.

Das Mausoleum, ein zylindrischer Rundtempel, der sich innerhalb eines quadratischen Portikushofs befand, war ursprünglich als zweistöckiges Gebäude geplant, wurde allerdings nie ganz fertiggestellt. Der Pronaos, über den man das Mausoleum betreten konnte, lag im Südwesten und wurde im 19. Jahrhundert durch einen rechteckigen landwirtschaftlichen Anbau verdeckt, in dem sich Pferdeställe befanden.

Kaiser Maxentius ließ das Mausoleum ursprünglich als Grabanlage für sich und seine Familie errichten. Im Inneren befinden sich mehrere Nischen, die Platz für die Asche weiterer Mitglieder seiner Dynastie boten. Allerdings wurde hier nur sein 309 n. Chr. mit 14 Jahren früh verstorbener Sohn und geplanter Nachfolger Valerius Romulus bestattet.

Der Circus mit einer Länge von gut 500 Metern und einer Breite von etwa 70 Metern war für etwa 10.000 bis 18.000 Besucher ausgelegt. Auf der knapp 300 Meter langen Spina befand sich ein Obelisk, der 1650 von Bernini auf den 4-Flüsse-Brunnen an der Piazza Navona versetzt wurde. An der Westseite befanden sich zwischen zwei Türmen die Startboxen (carceres) und gegenüber der Haupteingang, die porta triumphalis. Eine Kaiserloge (pulvinar) lag an der Nordseite. Der Circus wurde vermutlich kurz nach dem Tod des Kaisersohns eröffnet und die Eröffnungsspiele gleichzeitig als Begräbnisspiele zu dessen Ehren begangen. Ob im Circus jemals weitere Wettkämpfe ausgetragen wurden, ist nicht belegt.

Vom Palast des Maxentius, der nördlich von Mausoleum und Circus lag, sind nur noch wenige Reste, wie z.B. die halbrunde Mauer des Audienzsaals, erhalten. Über einen überdachten Portikus, der zwischen der Villa und der Kaisertribüne verlief, konnte der Kaiser den Circus direkt von seiner Villa aus erreichen.

Erste Ausgrabungen auf dem Gelände begannen bereits um 1825, die Restaurierung erfolgte aber erst seit den 1960er Jahren. Seit 2014 ist das restaurierte Gelände, das von der Soprintendenza Archeologica di Roma verwaltet wird, täglich außer montags kostenlos zu besichtigen.

Lage: Villa e Circo di Massenzio & Mausoleo di Romolo, Via Appia Antica 153, 00179 Roma

Link: www.villadimassenzio.it/en

Via Appia Antica

Die Via Appia führte von Rom bis nach Brindisi (Brundisium), der wichtigsten Hafenstadt für den Handel mit dem Orient und war gut 500 Kilometer lang. Auch heute noch sind Teile der originalen Pflasterung und Reste römischer Grabmäler und Katakomben entlang der Straße erhalten.

Die Via Appia wurde bereits im Jahr 312 v. Chr. durch den Censor Appius Claudius Caecus errichtet, dem sie auch ihren Namen verdankt. Zunächst war die wichtigste Handelsroute Roms nur rund 200 km lang und führte bis nach Capua bei Neapel. Ab ca. 190 v. Chr. wurde sie dann bis ins gut 500 km entfernte Brindisi (Brundisium) verlängert, das als Haupthandelsplatz für Waren und Sklaven aus dem Orient galt. Nach dem Zerfall des Römischen Reichs diente die Straße dann bis ins Mittelalter als Pilgerweg.

Die Via Appia wurde im Jahr 73 v. Chr. zum Schauplatz des legendären Spartacus-Aufstands, als der Thraker Spartacus, nachdem er mit weiteren 78 Gladiatoren aus der Gladiatorenschule in Capua geflohen war, mit einem Heer von rund 200 000 Sklaven und Besitzlosen auf der Via Appia Richtung Rom zog. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurden die etwa 6000 Überlebenden zur Abschreckung entlang der Via Appia gekreuzigt.

Der Legende nach erschien auch Jesus dem Heiligen Petrus auf dessen Flucht im Jahr 68 n. Chr. auf der Via Appia. Auf die Frage „Herr, wohin gehst du?“ (lat.: Domine quo vadis?) antwortete Jesus, er sei gekommen, um sich noch einmal kreuzigen zu lassen. Petrus kehrte daraufhin um, wurde wenig später verhaftet und bald darauf gekreuzigt. An der Stelle dieser Begegnung, steht heute die kleine Kirche Santa Maria in Palmis, die auch als Kirche Domine Quo Vadis? bekannt ist.

Ihren Anfang nahm die antike Via Appia bereits an der Porta Capena, einem Stadttor der Severianischen Mauer, das nicht weit entfernt von den späteren Caracalla-Thermen lag. Von dort aus verlief sie auf der heutigen Via di San Sebastiano weiter Richtung Süden, wo sie durch die Porta Appia an der Aurelianischen Mauer führte. Ab hier heißt die Straße auch heute wieder Via Appia Antica und verläuft weiter nach Süden, wo sie nach etwa 800 Metern an der Kirche Domine Quo Vadis? einen leichten Knick Richtung Südosten macht.

Einige Meter südlich des Mausoleums der Cecilia Metella beginnt der schönste und ursprünglichste Abschnitt der Via Appia, auf dem noch die antike aus Basaltsteinen errichtete Kopfsteinpflasterung zu sehen ist. Ab hier ist die Straße auch für den Autoverkehr gesperrt. Wer will, kann jedoch auf dem noch gut 8 km langen Weg weiterwandern, bevor der Weg kurz nach dem Flughafen Ciampino nur noch als Trampelpfad erkennbar ist.

Die Strecke zwischen der Aurelianischen Mauer und dem Flughafen ist gesäumt von einigen sehenswerten Grabmälern, Katakomben und Kirchen. Zwischen der Aurelianischen Mauer und der Villa dei Quinitli gibt es Busverbindungen, die teilweise über die parallel verlaufende Via Appia Nuova verlaufen. Die Via Appia Antica ist frei zugänglich, von schattenspendenden Pinien gesäumt und es gibt immer wieder Brunnen mit Trinkwasser, jedoch nur wenige Möglichkeiten der Einkehr.

Lage: Via Appia Antica, 00178 Roma

Link: www.parcoappiaantica.it/smart-info-ita-eng

Aurelianische Mauer & Museo delle Mura

Die von Kaiser Aurelian errichtete und nach ihn benannte Stadtmauer ist heute noch zu einem Großteil erhalten. Auch viele der ursprünglichen Stadttore, an denen die römischen Ausfallstraßen begannen, werden noch heute genutzt. Im Museum delle Mura, das in einem dieser Stadttore untergebracht ist, erfährt man mehr über die Geschichte der Mauer.

Wegen der ab Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. verstärkt auftretenden Angriffe germanischer Stämme, die der Hauptstadt des Imperiums immer näher kamen, ließ Kaiser Aurelian um 271 n. Chr. eine neue Stadtmauer errichten. Diese umfasste nun auch die bereits weit über die aus Roms Königszeit stammende Severianische Mauer hinausgereichenden Stadtteile, wie z.B. das auf der anderen Seite des Tibers liegende Transtiberim, das Marsfeld (Campus Martius), den Esquilin-Hügel und den antiken Flusshafen (Emporium).

Mit ihrer Länge von gut 19 Kilometern, einer Höhe von 6 Metern etwa 3,5 Metern Dicke, 18 großen Toren und 383 Wachtürmen bildete die Aurelianische Mauer bis ins 20. Jahrhundert hinein die Stadtgrenze Roms. In den Bau wurden auch Teile des Aquädukts der Aqua Claudia, das Amphitheatrum Castrense im Osten, das Lager der Prätorianergarde (castra praetoria) im Nordosten und sogar große Grabmäler, wie z.B. die Grabpyramide des Gaius Cestius Epulo mit einbezogen.

An den Ausfallstraßen in die Provinz wurden Stadttore errichtet, die im Laufe der Zeit jedoch immer wieder erneuert, umgebaut oder auch wieder verschlossen wurden. Zu den wichtigsten gehörten (am Tiber im Norden beginnend und weiter im Uhrzeigersinn) folgende Stadttore:

  • Porta Flaminia (heute Porta del Popolo):
    hier begann die nach Norden zur Adria bei Rimini (Ariminum) führende Via Flaminia;
  • Porta Pinciana (oder Porta Salaria Vetus):
    Anfang der alten Salzstraße (Via Salaria), die an die Adriaküste bei Martinsicuro (Castrum Truentinum) führte;
  • Porta Salaria:
    Beginn der über den Apennin ebenfalls an die Adria verlaufenden Salzstraße Via Salaria Nova;
  • Porta Nomentana:
    Startpunkt der über Mentana (Nomentum) führenden Via Nomentana (das Tor wurde in der Renaissance zugemauert und durch die daneben errichtete Porta Pia ersetzt);
  • Porta Praetoriana:
    ursprünglich eines der Tore des Kastells der Prätoriandergarde, das in die Mauer integriert wurde;
  • Porta Tiburtina (heute Porta San Lorenzo):
    von hier gelangte man über die Via Tiburtina nach Tivoli (Tibur);
  • Porta Praenestina-Labicana (heute Porta Maggiore):
    Ausgangspunkt der Via Praenestina nach Palestrina (Praeneste) und der Via Labicana nach Labicum in den Albaner Bergen;
  • Porta Asinaria:
    Anfang der Via Asinaria, die die Via Latina, die Via Appia und die Via Ardeatina verband (das Tor wurde in der Renaissance durch die Porta San Giovanni ersetzt);
  • Porta Metronia (auch Porta Metrovia oder Porta Metropi):
    Beginn der Richtung Via Latina führenden Via Metropi;
  • Porta Latina:
    hier begann die nach Santa Maria Capua Vetere (Capua) in Kampanien führende Via Latina;
  • Porta Appia (heute Porta San Sebastiano):
    Start der nach Brindisi (Brundisium) führenden Via Appia Antica, in dem sich heute das Museo delle Mura befindet;
  • Porta Ardeatina:
    Anfang der Via Ardeatina, auf der man in die Stadt Ardea an der tyrrhenischen Küste gelangte;
  • Porta Ostiensis (heute Porta San Paolo):
    von hier aus führte die Via Ostiense nach Ostia;
  • Porta Portuensis:
    der auf der westlichen Tiberseite gelegene Beginn der Via Portuensis, die zum Hafen Portus Romae im Mündungsgebiet des Tiber führte;
  • Porta Aurelia:
    ebenfalls auf der Tiberwestseite gelegen und Anfang der nach Pisa (Pisae) führenden Via Aurelia (im 17. Jahrhundert abgerissen und durch die Porta San Pancrazio ersetzt);
  • Porta Septimiana:
    Beginn der Via Triumphalis, die entlang des westlichen Tiberufers zum vatikanischen Hügel verlief;
  • Porta Cornelia:
    Anfang der über die Ponte Elio zum Mausoleum von Hadrian (heute Engelsburg) und zum Vatikanhügel führenden Via Cornelia.

Die Aurelianische Mauer wurde nicht nur während der Zeit des Römischen Reiches, sondern bis ins 20. Jahrhundert hinein als Stadtmauer genutzt und ist daher heute noch eine der längsten, fast vollständig erhaltenen Stadtmauern.

Das im Jahr 1990 in der Porta San Sebastiano eröffnete Museo delle Mura, das zu den Städtischen Museen MIC (Musei in Comune Roma) gehört, gibt einen Überblick über den Bau und die Funktion der Aurelianischen Mauern. Von der oberen Terrasse aus hat man einen schönen Blick über Rom und die Campagna. Außerdem bietet das Museum Zugang in den inneren Laufgang eines ca. 350 Meter langen und noch gut erhaltenen Mauerabschnitts. Das Museum ist täglich außer Montag geöffnet, der Eintritt ist kostenlos.

Lage: Museo delle Mura, Via di Porta San Sebastiano 18, 00179 Roma

Link: www.museodellemuraroma.it/en

Drususbogen

Mit Nero Claudius Drusus, der mit seinem älteren Bruder und späteren Kaiser Tiberius gegen die Germanenstämme jenseits des Rheins kämpfte, hat dieser Bogen vermutlich gar nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich hier eher um die Reste eines Aquädukts, das nur wenige Meter neben der Aurelianischen Mauer verlief.

Der aus dem Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. stammende Bogen war ursprünglich Teil des Antoninischen Aquädukts, der Aqua Antoniana, die von der Aqua Marcia abzweigte und die Caracalla-Thermen mit Wasser versorgte. Diese Wasserleitung verlief teilweise nur wenige Meter von der Aurelianischen Mauer entfernt und lag parallel zu dieser.

Von den 3 Bögen, die die Via Appia in der Antike überspannten, ist heute nur noch der mittlere übriggeblieben, der gut 7 Meter hoch, etwa 10 Meter breit und etwa 5,5 Meter tief ist. Durch die außen angebrachten Säulen, die ein dreieckiges Tymphanon tragen, und die Marmorverkleidung wirkt der Bogen jedoch mehr wie ein Triumphbogen, so dass er von frühen Forschern als „Drususbogen“ interpretiert wurde.

Dieser Triumphbogen, der laut staatlicher Aufzeichnungen vom Senat zu Ehren des Feldherrn Nero Claudius Drusus, einem Stiefsohn von Kaiser Augustus, an der Via Appia und wohl ganz in der Nähe errichtet worden war, ist auch auf einer Münze abgebildet, die Drusus‘ Sohn, der spätere Kaiser Claudius, prägen ließ. Allerdings konnte man hier bisher keine Überreste davon finden, die diesem Bogen eindeutig zuzuordnen sind.

Unter Kaiser Honorius wurde der Bogen des Aquädukts über zwei Mauern mit der Porta San Sebastiano verbunden, die aber später wieder entfernt wurden. Auch heute noch überspannt der Bogen die Via Appia, nur wenige Meter bevor man das antike Stadtzentrum über die Porta San Sebastiano verlässt.

Lage: Arco di Druso, Via di Porta San Sebastiano 13A, 00179 Roma

Caracalla-Thermen (Thermae Antoninianae)

Die unter den Kaisern Septimius Severus und Caracalla erbauten Thermen sind die zweitgrößten je in Rom errichteten und heute noch außergewöhnlich gut erhalten. Für ihren Bau wählten die im Volk eher unbeliebten Kaiser wohl bewusst ein eher ärmeres Stadtviertel, um den Plebs für sich zu gewinnen.

Zwischen dem Circus Maximus und dem Beginn der Via Appia Antica liegen die Caracalla-Thermen, die von Kaiser Septimius Severus bereits 206 n. Chr. geplant, aber erst von seinem Sohn, Kaiser Caracalla, zwischen 212 n. Chr. und 216 n. Chr. fertiggestellt wurden. Endgültig vollendet wurden sie allerdings erst 235 n.Chr. von ihren Nachfolgern. Sie waren zu dieser Zeit die größten öffentlichen Thermen Roms und wurden erst 306 n. Chr. von den Diokletiansthermen übertroffen. Man trug für ihren Bau sogar einen Teil des Aventinhügels ab und errichtete eigens eine neue Wasserleitung, die Aqua Nova Antoniniana.

Der in einem Park liegende Badekomplex hatte mit von 337 x 328 Metern Fläche gigantische Maße. Das 214 × 110 Meter große Badegebäude im Zentrum besaß bis zu 30 Meter hohe Räume und auf dem Gelände konnten sich gut 1500 Personen gleichzeitig aufhalten. Es kamen bis zu 6000 Besucher pro Tag und neben Garküchen und 2 Bibliotheken gab es hier auch das größte Mithräum Roms und wohl auch Bordelle. In den rund 50 Heizstellen wurden am Tag bis zu 10 Tonnen Holz verfeuert.

Das für eine Kaisertherme typisch symmetrisch angelegte Badegebäude besaß 2 Flügel. Über den Eingangsbereich eines jeden Flügels gelangte man zunächst in den Umkleideraum (apodyterium), an den je ein Sportplatz (palestra) und mehrere Schwitzbäder (laconia) anschlossen. Im darauffolgenden Heißbad (caldarium) mit 7 Heißwasserbecken vereinigten sich die Besucherströme wieder. Die Kuppel dieses Raumes war mit 35 Metern Durchmesser fast so groß wie die des Pantheon und sicher ein beeindruckender Anblick. Danach folgte das kleine Laubad (tepidarium) mit 2 Becken und schließlich ein riesiges, 58 x 24 Meter großes Kaltbad (frigidarium) mit 4 Kaltwasserbecken und Räumen für Massage, Maniküre, Haarentfernung und Friseure im Obergeschoss. Es gab mehrere Dampfschwitzbäder (sudatorium) und ein 50 × 22 Meter großes Hauptbecken (natatio) im Freien.

Alle Räume waren üppig ausgestattet mit Granitsäulen, Böden aus farbigen Marmor-Mosaiken, Wänden mit Glasmosaiken und reichlich Stuck und Fresken. Es gab künstliche Wasserfälle, Bronzespiegel, die das Sonnenlicht reflektierten, und Hunderte von Statuen und Skulpturen. Für einen reibungslosen Badebetrieb befand sich unter den Baderäumen ein Labyrinth von Heizkanälen, Wasserleitungen, Servicetunneln und Lagerräumen.

Die Thermen waren bis zu ihrer Zerstörung durch die Ostgoten 537 n. Chr. durchgehend in Gebrauch, verfielen jedoch danach und dienten als Steinbruch. In der Renaissance riss man dann sogar noch die prachtvollsten Mosaike heraus, um sie z.B. im Petersdom oder im Palazzo Farnese zu verbauen. Auch die Statuen, darunter auch der „Farnesische Stier“ oder der „Farnesische Herkules“, landeten während dieser Zeit in Sammlungen berühmter römischer Familien.

Zwischen 1824 und 1990 fanden hier systematische Ausgrabungen statt, so dass man heute noch einen guten Eindruck über die einstige Pracht erhält. Die Wände sind zum Teil noch bis zu 30 Meter Höhe erhalten und auch viele der Bodenmosaike sind noch vor Ort vorhanden. Trotz der Nähe zum Circus Maximus bleiben die Caracalla-Thermen vom Massentourismus noch größtenteils verschont.

Die Caracalla-Thermen sind täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet, wobei das Mithräum nur zu besonderen Anlässen zu besichtigen ist. Gegen Gebühr kann man auch einen Audioguide oder eine VR-Brille leihen. Vor allem im Sommer finden in den Caracalla-Thermen beliebte Opern- und Konzertaufführungen statt.

Lage: Terme di Caracalla, Viale delle Terme di Caracella 52, 00153 Roma

Links: www.coopculture.it/en/poi/baths-of-caracalla; www.turismoroma.it/de/places/die-caracalla-thermen

Circus Maximus

Schon in altrömischer Zeit wurde im Tal zwischen Palatin und Aventin eine Rennbahn für Wagenrennen angelegt und später zum größten Circusbau der Antike ausgebaut. Zunächst fanden hier Kultspiele zu Ehren von Gottheiten statt, in der Kaiserzeit dauerten diese staatlich finanzierten „Spiele fürs Volk“ bis zu 14 Tage.

Im Murcia-Tal, zwischen Palatin und Aventin, ließ Lucius Tarquinius Priscus, der 5. König Roms, schon im 6. Jahrhundert v. Chr. Wagenrennen abgehalten. Auch das legendäre Rennen, bei dem die Römer am Ende die Frauen der Sabiner raubten, fand angeblich hier statt. Schon bald wurden die Spiele jährlich zu Ehren von Gottheiten abgehalten, an denen neben Wagenrennen auch athletische Wettbewerbe und Tierhatzen veranstaltet wurden.

Ursprünglich war die Rennbahn eine mit Erdwällen umgebene eingeebnete Fläche, die schon bald mit hölzernen Tribünen versehen wurde. Da diese jedoch immer abbrannten oder einstürzten, ließen die Flavier hier gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine steinerne Circusarena errichten, die bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde. Zudem dauerten die vom Staat finanzierten Festspiele, die aus Wagenrennen (ludi circenses) und Theateraufführungen (ludi scaenici) bestanden, nun bis zu 14 Tage und waren für römische Bürger kostenlos.

Mit seinen Außenmaßen von etwa 140 x 600 Metern wurde der Circus Maximus seinem Namen mehr als gerecht: er war der größte Circus der Antike. Hier fanden rund 150.000 bis 250.000 Zuschauer Platz, wobei der Kaiser in den Zuschauertribünen seine eigene Loge hatte. Unter den Tribünen und rings um den Circus befanden sich neben Ställen für die Pferde auch ein Mithräum, Essensstände, Wettbüros, Latrinen und Bordelle.

Die gut 550 Meter lange und 80 Meter breite Arena war der Länge nach mit einer Trennwand (spina) geteilt, die Wendepfeilern an beiden Enden besaß. Dazwischen befanden sich die Rundenzähler: Gestelle mit 7 hölzernen Eiern (später Marmordelphine), die nach unten gekippt werden konnten. Die Startboxen (carcares), in denen sich die Gespanne zu Rennbeginn aufstellten, lagen an der geraden Schmalseite der Rennbahn.

Die Wagenrennen waren die beliebtesten Veranstaltungen der Circusspiele. An einem Wettkampftag wurden 12 bis 22 Rennen ausgetragen. Dabei traten die von 2 oder 4 Pferden gezogenen Gespanne (biga bzw. quadriga) aus den 4 verschiedenen „Ställen“ (fractiones) gegeneinander an. Es starteten je Rennen bis zu 12 Gespanne, wobei ein Rennen über 7 Runden (curriculae) à ca. 1200 Meter ging und nur gut 8 Minuten dauerte. Fahrer eines Stalls unterstützten sich gegenseitig und versuchten die Gegner größtmöglich zu behindern, um den Sieg für ihre Mannschaft zu erringen.

Die Wagenlenker trugen jeweils Tuniken in der Farbe ihres Stalls, die als die „Blauen“ (veneta), „Grünen“ (prasina), „Weißen“ (albata) und „Roten“ (russata) bezeichnet wurden. Jeder Römer hatte dabei seine Lieblingsmannschaft, es wurden eifrig gewettet und die Wettkämpfe endeten oft in Prügeleien und Straßenkämpfen zwischen den Anhängern der verschiedenen Ställe.

Der Circus Maximus ist heute unter einer dicken Erdschicht begraben und man sieht nur noch wenig von der antiken Bausubstanz. Nur an der gebogenen Schmalseite sind einige Ausgrabungen zu sehen und die Erhebungen am Rand und in der Mitte lassen noch die Tribünen und die Spina erahnen.

Das Gelände des Circus Maximus ist frei zugänglich und wird auch gerne für Großveranstaltungen und Open-Air-Konzerte genutzt. In der 2016 eröffneten Circo Maximo Experience am Südostende des Geländes kann man auf einer ca. 40-minütigen Tour per VR-Brille den Circus Maximus virtuell erleben und die Ausstellung unter den Tribünen besuchen. Vom mittelalterlichen Torre della Moletta, der sich heute auf der Panoramaterrasse erhebt, hat man dabei einen guten Überblick über das Gelände.

Lage: Circo Massimo, Via del Circo Massimo, 00186 Roma

Link: www.circomaximoexperience.it/en

Tiberinsel (Insula Tiberina)

Die Tiberinsel wurde einer Legende nach aufgehäuft, als das römische Volk die enormen Getreidevorräte des abgesetzten letzten König Roms, Lucius Tarquinius Superbus, als Zeichen gegen die Tyrannei in den Tiber warf.

Die 300 Meter lange und 90 Meter breite Insel im Tiber ist wie ein Schiff mit den beiden Brücken im Tiber verankert und ist die einzige Insel auf städtischem Gebiet. Hier lag seit jeher ein wichtiger Übergang über den Tiber und die Insel galt als heilig.

Um die Tiberinsel ranken sich mehrere Legenden. Eine davon besagt, dass im Jahr 509 v. Chr. nach der Vertreibung des letzten Königs von Rom, Lucius Tarquinius Superbus, das wütende römische Volk dessen Getreidevorräte in den Tiber warf, um sich für seine Tyrannei zu rächen. Aus dieser riesigen Aufschüttung entstand dann die Tiberinsel.

Eine weitere Legende aus Ovids „Metamorphosen“ erzählt von einer Seuche im Jahr 291 v. Chr., die viele Opfer forderte. Als man im Heiligtum des Heilgottes Aeskulap in Epidaurus Hilfe erbat, entdeckte man bei der Rückkehr auf dem Schiff eine Schlange, die auf die Tiberinsel verschwand. Dies sah man als ein Zeichen des Gottes, dem man daraufhin auf der Insel einen Tempel errichtete.

In der Kaiserzeit wurde die Insel mit Marmorplatten verkleidet, um die Schiffsform hervorzuheben. Ein Obelisk in der Inselmitte symbolisierte dabei den Schiffsmast. Außerdem „verankerte“ man die Insel mit zwei Brücken, die das Marsfeld mit dem Arbeiterviertel Trans Tiberim (heute Trastevere = jenseits des Tiber) verbanden.

Von Norden gelangt man über die etwa 62 Meter lange Pons Fabricius (heute Ponte Fabricio oder Ponte dei Quattro Capi – Brücke der 4 Köpfe) auf die Tiberinsel. Sie ist die älteste noch erhaltene römische Brücke und wurde im Jahr 62 v. Chr. erbaut. Sie besteht aus zwei Bögen, die jeweils knapp 25 Meter überspannen. Die Inschrift, die Lucius Fabricius als zuständigen Straßenverwalter nennt, ist heute noch erhalten.

Die südlich nach Trastevere führende Pons Cestius (heute Ponte Cestio) wurde im Jahr 46 v. Chr. von Senator Lucius Cestius errichtet. Sie besitzt heute nicht mehr ihr ursprüngliches Erscheinungsbild, da sie im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut wurde – zuletzt im 19. Jahrhundert.

Die südlich der Insel mitten im Tiber stehenden Reste einer weiteren Brücke, der Pons Aemilius (heute Ponte Rotto = zerstörte Brücke) soll sogar noch älter als die beiden anderen sein und aus dem Jahr 179 v. Chr. stammen. Von ihr ist jedoch heute nur noch ein Bogen erhalten.

Die Tiberinsel ist bis heute der Heilung von Kranken gewidmet. Das im Mittelalter gegründete Ordenskrankenhaus der Barmherzigen Brüder ist immer noch in Betrieb. Ein Spaziergang rund um die Tiberinsel ist heute ein beliebter Zeitvertreib – sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen.

Lage: Isola Tiberina, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/tiberinsel

Engelsburg (Mausoleum von Hadrian)

Den wenigsten Besuchern ist bewusst, dass es sich bei der Engelsburg ursprünglich um das Mausoleum von Kaiser Hadrian handelte. Erst später wurde es in eine Burg umgewandelt, die unter anderem mehreren Päpsten als sicherer Zufluchtsort diente.

Die Engelsburg war ursprünglich Teil des 128 n. Chr. begonnenen Mausoleums von Kaiser Hadrian, das 139 n. Chr., im Jahr nach dessen Tod, von seinem Nachfolger Antoninus Pius vollendet wurde. Nach Hadrian wurden hier auch die Asche seiner Frau Sabina, seines Sohnes Lucius Aelius, mehrerer nachfolgender Kaiser (z.B. Antoninus Pius, Lucius Verus, Mark Aurel, Commodus, Septimius Severus) und zuletzt 217 n. Chr. die Urne von Kaiser Caracalla beigesetzt.

Der zylinderförmige Teil des Mausoleums stand auf einem quadratischen Sockel, hatte einen Durchmesser von 64 Meter und war ca. 20 Meter hoch. Im Inneren lag die eigentliche Grabkammer, über der – ähnlich wie beim Mausoleum des Augustus – ein mit Zypressen bepflanzter Erdhügel aufgeschüttet war. Darauf stand ein kleiner Rundtempel mit einer Quadriga, in der Hadrian als Sonnengott dargestellt wurde.

Vermutlich um 403 n. Chr. unter Kaiser Honorius wurde das Mausoleum in die Aurelianische Mauer integriert und in eine Zitadelle umgebaut. Im 10. Jahrhundert wurde die Engelsburg von den Päpsten als Festung, Gefängnis, Schatzkammer und Residenz genutzt. Ende des 13. Jahrhunderts ließ Papst Nikolaus III. die Engelsburg durch einen 700 Meter langen Verbindungsgang (Passetto di Borgo) mit dem außerhalb der Stadtmauern liegenden Vatikan verbinden, um sich bei drohender Gefahr unauffällig in die sichere Fluchtburg zurückziehen zu können.

Den heutigen Namen „Engelsburg“ verdankt sie einer Legende: Während einer Pestepidemie erschien dem damaligen Papst Gregor I. (590–604 n. Chr.) auf dem Mausoleum der Erzengel Michael und verkündete das Ende der Epidemie. Die Bronzestatue des Erzengels, die heute auf der Spitze der Engelsburg thront, stammt aus dem Jahr 1753.

Ab 1870 diente die Engelsburg als Militärgefängnis und Kaserne und ab 1901 als Historisches Museum. Heute ist hier das Nationalmuseum von Castel Sant’Angelo mit militärhistorischen und kunstgeschichtlichen Sammlungen untergebracht.

Das auf der westlichen Tiberseite liegende Mausoleum war durch eine Brücke, die Pons Aelius Hadrianus, mit dem Marsfeld verbunden. Ihr heutiges Aussehen mit den Statuen der Apostel Petrus und Paulus und der von Gian Lorenzo Bernini und seinen Schülern geschaffenen 10 Engelsstatuen stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Das Museum in der Engelsburg ist täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet. Mit dem Roma Pass reduziert sich die Eintrittsgebühr und jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt sogar kostenlos. Da es eine maximal zulässige Besucheranzahl gibt, empfiehlt sich eine Online-Reservierung!

Lage: Castel Sant’Angelo, Lungotevere Castello 50, 00193 Roma

Link: castelsantangelo.com

Ara Pacis

Der Ara Pacis Augustae wurde vom Senat von Rom gestiftet, um die Pax Augusta, die unter Kaiser Augustus errungene Friedenszeit, zu feiern. Sie folgte auf die jahrzehntelange Zeit der Bürgerkriege, die seiner Herrschaft vorangingen.

Der Friedensaltar wurde am 30. Januar 9 v. Chr. durch den römischen Senat eingeweiht und dem inneren Frieden gewidmet, den Kaiser Augustus dem Römischen Reich nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen brachte. Daher wurde er auch Ara Pacis Augustae (Altar des augusteischen Friedens) genannt.

Der aus Marmorblöcken errichtete Altar steht auf einem etwa 11,5 x 10,5 Meter großen Podium. Zu einem der beiden Eingänge führt eine kleine Treppe ins Innere. Hier befindet sich der eigentliche Altar, auf dem Opfer dargebracht wurden.

Die gesamten Umfassungsmauern des Monuments sind mit sehenswerten und noch gut erhaltenen Flachreliefs geschmückt. In einer der Opferprozessionen sind neben dem Kaiser seine Frau Livia, seine Tochter Julia, seine Neffen und Nichten, Adoptivkinder, weitere Verwandte und Freunde zu sehen.

Weitere Reliefs zeigen die wichtigsten Mythen Roms, z.B. die von der Wölfin gesäugten Zwillinge Romulus und Remus zusammen mit ihrem Vater Mars und eine Darstellung von Aeneas, dem Gründer der Juliusch-Claudischen Dynastie, aber auch der Stadtgöttin Roma und der Fruchtbarkeitsgöttin Tellus. Auf den Feldern im unteren Teil des Altars sind zwischen Ranken und Ornamenten über 90 verschiedene Pflanzen und unzählige Tiere zu entdecken.

Da der Altar häufig von Überschwemmungen des Tibers heimgesucht wurde, geriet er im 2. Jahrhundert n. Chr. in Vergessenheit und wurde schließlich überbaut. Im 16. Jahrhundert wurden einige Reliefs gefunden, die man aber nicht zuordnen konnte. Erst 1937, als weitere Reliefs ans Licht kamen, erkannte man deren Herkunft und konnte so den Altar rekonstruieren und etwas weiter nördlich des ursprünglichen Standorts wieder aufbauen.

Zum Schutz vor der Zerstörung durch Umwelteinflüsse ummantelte der Stararchitekt Richard Meier den Ara Pacis 2006 mit einer kubusförmigen Stahl-Glaskonstruktion, in der im Untergeschoss auch Platz für wechselnde Ausstellungen geschaffen wurde. Über die Längsseite der Museumswand zieht sich eine Abschrift der Res Gestae Divi Augusti, ein ursprünglich am Augustusmausoleum auf  Bronzetafeln angebrachter Rechenschaftsbericht des Kaisers Augustus.

Das Museo dell’Ara Pacis gehört zu den Städtischen Museen MIC (Musei in Comune Roma) und ist täglich geöffnet. Mit dem Roma Pass erhält man hier ermäßigten Eintritt.

Lage: Museo dell’Ara Pacis, Lungotevere in Augusta/Ecke Via Tomacelli, 00186 Roma

Links: www.arapacis.it/en; www.turismoroma.it/de/places/ara-pacis

Mausoleum des Augustus

Vom Mausoleum des Augustus sind heute nur noch die runden Basismauern zu sehen. Der in der Antike darüber aufgeschüttete Erdhügel sollte an die berühmten Grabmäler von König Mausolos in Halikarnassos und das Grab Alexander des Großen in Alexandria erinnern, folgte aber auch der Tradition etruskischer Rundgräber.

Das Mausoleum wurde von Octavian (dem späteren Kaiser Augustus) zwischen 28 und 23 v. Chr. errichtet, d.h. bereits kurz nach seinem Sieg über Kleopatra und Marc Anton bei Actium, und sollte nicht nur die sterblichen Überreste des Kaisers selbst, sondern auch die seiner Familie, von engen Freunden und von bedeutenden römischen Persönlichkeiten aufnehmen.

Das im nördlichen Teil des Marsfeldes errichtete Rundgrab hatte einen Durchmesser von insgesamt 87 Metern und war gut 40 Meter hoch. Die zentrale Grabkammer bestand aus einem Betonzylinder, der von mehreren konzentrischen Kreisen umgeben war. Darauf war ein Erdhügel aufgeschüttet, der mit Zypressen bepflanzt und von einer Augustus-Statue gekrönt war. Der 12 Meter hohe äußere Sockel war mit Traventin verkleidet und besaß im Süden einen zentralen Eingang mit einer von einem dreieckigen Giebel gekrönten Säulenhalle. Hier waren auch an zwei Obelisken die Bronzetafeln mit den Heldentaten des vergöttlichten Kaisers (Res Gestae Divi Augusti) angebracht.

Vor der Bestattung des Kaisers im Jahr 14 n. Chr. wurden hier bereits die Aschen von Familienangehörigen und engen Freunden beigesetzt, wie z.B. die seines designierten Nachfolgers und früh verstorbenen Neffen Marcellus (23 v. Chr.), seines Freundes und Schwiegersohns Marcus Vipsanius Agrippa (12 v. Chr.) oder seiner älteren Schwester Octavia (11 v. Chr.). Nach dem Kaiser selbst wurden hier auch seine Ehefrau Livia (29 n. Chr.) und die julisch-claudischen Kaiser Tiberius (37 n. Chr.), Caligula (41 n. Chr.) und Claudius (54 n. Chr.) bestattet. Nur Kaiser Nero, der Selbstmord beging, und Julia, die in Ungnade gefallene einzige Tochter des Kaisers, wurden die Ehre verwehrt, im Familiengrab beigesetzt zu werden.

Nach dem Ende der julisch-claudischen Dynastie wurden hier nur noch wenige Kaiser wie z.B. Nerva (97 n. Chr.) und kurzzeitig auch Vespasian (79 n. Chr.) beigesetzt. Die letzte Bestattung galt 217 n. Chr. Julia Domna, der Ehefrau von Kaiser Septimius Severus.

Nach der Plünderung von Rom im Jahr 410 n. Chr. wurde das Mausoleum schwer beschädigt. Im Mittelalter wurden die Reste als Burg befestigt, später entstand im Inneren der Mauern ein Garten, der im 19. Jahrhundert zu einer Stierkampfarena umgebaut wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde daraus das als Konzertsaal genutzte Auditorium Augusteo, das 1937 von Mussolini rückgebaut wurde, denn er plante ursprünglich, es zu seinem Grabmal zu machen. Dieser Plan wurde jedoch nicht zu Ende gebracht und die Reste des Mausoleums wurden lange Jahre vernachlässigt.

Nach jahrzehntelanger Restauration ist das Mausoleum seit 2021 wieder täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr für Besucher geöffnet. Wegen der Beschränkung auf maximal 10 Besucher/Stunde ist eine Online-Buchung vorab obligatorisch.

Lage: Mausoleo di Augusto, Piazza Augusto Imperatore, 00186 Roma

Link: www.mausoleodiaugusto.it/en

Stadion des Domitian (Piazza Navona)

An der Form der langgestreckten Piazza Navona kann man auch heute noch ihren ursprünglichen Zweck erkennen: hier lag in der Antike ein Stadion für Wettkämpfe. Die meisten Besucher kommen an diesen Platz jedoch vor allem wegen des berühmten Vier-Ströme-Brunnens, der Straßenkünstler und der einzigartigen Atmosphäre.

Julius Caesar ließ 46 v. Chr. auf dem damals noch fast unbebauten Marsfeld ein erstes Stadion errichten, das vor allem für athletische Wettkämpfe genutzt wurde. Unter Kaiser Domitian wurde es im Jahr 85 n. Chr. zum Circus Agonalis (griech.: agón = Wettkampf), ausgebaut, der mit einer Breite von 106 Metern und einer Länge von 275 Metern monumentale Ausmaße besaß und in dem rund 30.000 Personen Platz fanden. Es war das einzige heute bekannte römische Stadion, das aus Stein errichtet wurde und hatte die Form eines langgezogenen Rechtecks mit halbrundem Abschluss an der Nordseite.

Nach einem Feuer Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde das Stadion unter Kaiser Severus Alexander restauriert und bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. auch für Gladiatorenspiele und später auch für Pferderennen genutzt, bevor es endgültig aufgegeben wurde.

Im Laufe der Jahrhunderte ersetzte man die Zuschauerränge dann durch Gebäude, deren Fassaden auch heute noch der ursprünglichen Form des Stadions folgen. Die Arena blieb als Platz erhalten, wurde im Mittelalter für Märkte, Ritterspiele und Volksfeste genutzt und im 17. Jahrhundert im Barockstil umgebaut.

Auf der Piazza befinden sich heute 3 prachtvolle Barockbrunnen. Der mittlere Brunnen, der Vier-Ströme-Brunnen (Fontana dei Quattro Fiumi), wurde zwischen 1648 und 1651 von Gian Lorenzo Bernini geschaffen und stellt die größten Ströme der bekannten Kontinente dar: Donau (Europa), Nil (Afrika), Ganges (Asien) und Rio della Plata (Amerika). Am Nordrand des Platzes liegt der Neptun-Brunnen (Fontana di Nettuno) und im Süden der Mohren-Brunnen (Fontana del Moro). Der Platz ist auch berühmt für seine Straßenkünstler und -maler, die Cafés und Souvenirstände und ist vor allem am Abend beliebter Treffpunkt sowohl für Römer als auch Touristen.

Die Ausgrabungen des antiken Stadions, die sich etwa 4,5 Meter unter dem heutigen Straßenniveau befinden, wurden 1936 entdeckt und sind nach einer längeren Restaurierungszeit in einem kleinen Museum zu besichtigen. Anhand von Fotos, Videos und mithilfe eines Audioguides wird die Geschichte des Sports in der Antike und des Stadions im Laufe der Jahrhunderte erläutert.

Das Museum ist täglich gegen Eintrittsgebühr für Besucher geöffnet. Der Eingang des Museums befindet sich in der Via di Tor Sanguigna 3.

Lage: Piazza Navona, 00186 Roma

Link: stadiodomiziano.com/homepage-de

Pantheon

Das Pantheon ist eines der am besten erhaltenen Gebäude des antiken Rom und beeindruckt durch seine gewaltige Kuppel aus römischem Gussbeton, die auch heute noch als größte freitragende Betonkuppel der Welt gilt.

Ein erster Tempel, der allen Göttern (griech.: pan = alle; theós = Gott) geweiht war, wurde zusammen mit weiteren Gebäuden um 25 v. Chr. vom Konsul Marcus Vipsanius Agrippa, einem engen Freund und späteren Schwiegersohn von Kaiser Augustus, auf dem Marsfeld errichtet. Schon damals bestand er aus einem Rundbau mit vorgebauter Säulenhalle (pronaos), besaß aber vermutlich noch kein Kuppeldach.

Beim großen Brand von Rom 80 n. Chr. wurde der Tempel stark beschädigt und daraufhin von Kaiser Domitian restauriert. Nach einem weiteren Brand im Jahr 110 n. Chr. ließ ihn Kaiser Hadrian zwischen 118 und 125 n. Chr. wieder aufbauen und zusätzlich mit einer Kuppel krönen und gab ihm so die Form, die wir fast 2000 Jahre später immer noch bewundern können.

Das Pantheon wurde bis ins 5. Jahrhundert n Chr. als Tempel genutzt. Anfang des 7. Jahrhunderts wurde er zur Kirche Santa Maria ad Martyres geweiht, in der man die Gebeine von Märtyrern aufbewahrte. Später wurde sie zur Grabeskirche der italienischen Königsfamilie und berühmter Persönlichkeiten. Man findet heute noch in den Nischen die Gräber von König Vittorio Emanuele II., König Umberto I. und dessen Gemahlin Margherita di Savoia, sowie das Grab des Malers Raffael.

Im 17. Jahrhundert ließ Papst Urban VII. vom Architekten Bernini zwei Glockentürme entwerfen und zu beiden Seiten des Giebels anbringen. Diese von der römischen Bevölkerung spöttisch als „Eselsohren“ bezeichneten Türme wurden allerdings 1883 wieder entfernt.

Man betritt das Pantheon heute über eine ca. 33 x 15 Meter große Säulenhalle mit dreieckigem Giebel, auf dem die von Hadrian angebrachte Widmung für Agrippa zu lesen ist. Bei der 6 Meter hohen Bronzetür, durch die man in die Rotunde gelangt, soll es sich noch um die Originaltür aus dem Tempel des Agrippa handeln.

Die zylinderförmige Cella ist beeindruckende 43 Meter hoch und besitzt einen Durchmesser von ebenfalls 43 Metern. Die Wände sind in 8 Zonen eingeteilt, in die jeweils Nischen und Ädikulen eingelassen sind, in denen in der Antike vermutlich Statuen aufgestellt waren und die später in Altäre und Grabnischen umgewandelt wurden.

Darüber wölbt sich die Kuppel aus römischem Gussbeton (opus caementicium), die innen in 5 Reihen à 28 Kassetten untergliedert ist. Die Kassetten dienten nicht nur der Optik, sondern auch der Verringerung des Deckengewichts. Die Öffnung in der Kuppel (opaion bzw. oculus), durch die das Licht (aber auch der Regen) in den Innenraum fällt, hat einen Durchmesser von 9 Metern. Sie bildet zusammen mit dem Eingangsportal die einzige natürliche Lichtquelle und erzeugt im Inneren des Raums faszinierende Lichtspiele.

Der Boden der Rotunde ist aufwendig mit verschiedenfarbigen Marmorintarsien ausgelegt und besitzt in der Mitte 22 geschickt in die Gestaltung des Bodens integrierte Abflusslöcher, in denen das Regenwasser abfließen kann.

Die geometrisch perfekt berechnete und harmonisch gestaltete Kuppel des Pantheon war weltweite Vorlage für eine ganze Reihe von Rotunden, wie z.B. das Panthéon in Paris, das Kapitol in Washington, die Rotunde im Alten Museum in Berlin, die Kirche Santa Marija Assunta in Mosta (Malta) oder auch der Kuppel des Petersdoms in Rom, die ursprünglich größer geplant war, aber dann doch nur mit einem ein paar Metern kleineren Durchmesser ausgeführt werden konnte.

Das Pantheon ist täglich kostenlos geöffnet. Allerdings können sich in der Saison schon mal größere Warteschlangen vor dem Eingang bilden, da die maximale Besucherzahl auf 160 Personen/halbe Stunde begrenzt ist. Am Samstag, Sonntag und an Feiertagen ist der Besuch nur nach voriger Online-Reservierung unter pantheon.cultura.gov.it/en möglich.

Lage: Pantheon, Piazza della Rotonda, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/das-pantheon

Agrippa-Thermen

In der kleinen Gasse, die zwischen der Area Sacra und dem Pantheon liegt, fallen zwischen den Häusern turmartige römische Backsteinmauern auf. Sie sind die Reste eines Rundbaus, der zu einer öffentlichen Thermenanlage gehörte. Marcus Vipsanius Agrippa, der Schwiegersohn von Kaiser Augustus, ließ diese als erstes öffentliches Bad Roms errichten.

Begonnen wurde der Bau der ersten öffentlichen Thermenanlage Roms um 25 v. Chr. von Marcus Vipsanius Agrippa, einem engen Freund und späteren Schwiegersohn von Kaiser Augustus. Er ließ während der Regierungszeit des Kaisers eine ganze Reihe öffentlicher Bauten errichten.

Die Thermen bestanden zunächst nur aus dem sogenannten „lakonischen Schwitzbad“ oder „Gymnasium“, einem mit einer etwa 25 Meter Durchmesser großen Kuppel überdachten Rundbau, der als Heißluftbad (sudatorium) diente. Bis zur Fertigstellung im Jahr 19 v. Chr. wuchs die Thermenanlage rund um diesen Zentralbau auf eine Gesamtfläche von ca. 10000 Quadratmeter an und bestand aus Baderäumen, aber auch aus Ruhe-, Massage- und Sporträumen. Die unterschiedlich heißen Baderäume (frigidarium, tepidarium, caldarium) wurden dabei durch eine eigene Wasserleitung, die Aqua Virgo, mit Wasser versorgt.

Die Agrippa-Thermen lagen zwischen der Area Sacra und dem ebenfalls von Agrippa etwa zeitgleich erbauten Pantheon und waren die ersten öffentlichen Bäder der Stadt, in der es bis dahin nur eine Vielzahl kleiner privater Bäder gab.

Für den Besuch der Therme wurde eine kleine Eintrittsgebühr von 1 Quadrans, dem kleinsten Münzwert in der Antike, verlangt, so dass sich auch ein einfacher Arbeiter den Eintritt leisten konnte. Agrippa vermachte die Thermen testamentarisch den römischen Bürgern, so dass der Besuch nach seinem Tod im Jahr 12 v. Chr. sogar kostenlos wurde.

Nachdem die Agrippa-Thermen beim Brand von Rom im Jahr 80 n. Chr. stark beschädigt wurden, ließ sie Kaiser Domitian wieder aufbauen. Die Thermen wurden dann unter Kaiser Hadrian im 2. Jahrhundert n. Chr. und auch im 4. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Konstans und Kaiser Konstantin II. erweitert und bis ins 5. Jahrhundert als Thermen genutzt, bevor sie 599 in ein Kloster umgebaut wurden. Ab dem 7. Jahrhundert dienten sie dann als Steinbruch und zerfielen. Mitten durch die Rotunde des Zentralbaus wurde im 16. Jahrhundert eine kleine Gasse gebaut und dabei die römischen Mauerreste in die neu entstandenen Häuser integriert.

Heute kann man die nördliche Hälfte der Rotunde noch als etwa 10 Meter hohe Reste zwischen den Häuserfassaden der Via dell’Arco della Ciambella erkennen.

Lage: Terme di Agrippa (Arco della Ciambella), Via dell’Arco della Ciambella 8, 00186 Roma

Domus Romane

Die römischen Wohnhäuser, die sich unter dem Palazzo Valentino befinden, gehörten sicher einst einflussreichen römischen Familien. Hier wurden neben den beiden Patrizierhäusern auch ein privates Bad und ein Gebäude gefunden, bei dem es sich um den Trajanstempel des in unmittelbarer Umgebung liegenden Trajansforums handeln könnte.

Nur wenige Meter vom Trajansforum entfernt und 7 Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus wurden 2005 unter dem Keller des im 16. Jahrhundert erbauten Palazzo Valentini, dem Sitz der Provinzverwaltung Roms, die Überreste zweier römischer Patrizierhäuser und einer Badeanlage entdeckt.

Die Gebäude der rund 2.000 qm großen Ausgrabung stammen aus dem 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. und wurden bis ins 6. Jahrhundert genutzt, als – vermutlich nach einem Erdbeben – Teile der Gebäude einstürzten und durch ein anschließendes Feuer weiter zerstört wurden.

Die archäologischen Überreste wurden in ein Museum umgewandelt, das 2010 eröffnet wurde und die Ausgrabungen anschaulich und eindrucksvoll mit Videos und Grafiken aufbereitet. Im Rahmen einer rund 90-minütigen mulitimedialen Führung mit Licht- und Toneffekten bewegt man sich zum Teil auf wie ein Fenster in die Vergangenheit wirkenden Glasböden direkt über den archäologischen Ausgrabungen. Mit Hilfe von Computeranimation und virtuellen Rekonstruktionen werden dabei die einst prächtigen Fresken, Wanddekorationen, Marmorböden, Bodenmosaike, Säulen und Möbel auf die archäologischen Überreste projiziert und lassen die antiken Räume in lebendiger Weise wieder auferstehen.

Neben dem Badegebäude mit verschieden temperierten Baderäumen und einem Wasserbecken gelangt man in die Wohnhäuser mit Schlafzimmern, einem monumentalen Treppenhaus, einer Bibliothek, Küchen und einem Peristyl. Sogar und auch Reste einer römischen Straße sind zu sehen. Am Ende der Führung liegen die Überreste eines großen, vermutlich öffentlichen oder sakralen Gebäudes mit massiven Säulen und Gewölbedecken, das eventuell der Trajanstempel gewesen sein könnte. Hier erwartet einen die virtuelle Rekonstruktion des Trajansforums mit der Basilica Ulpia, den Bibliotheken und der Trajanssäule, die man durch ein kleines Fenster auch real und aus nächster Nähe ansehen kann.

Das Museum ist täglich außer dienstags geöffnet. In der nicht ganz billigen Eintrittsgebühr ist eine Führung (englisch oder italienisch) enthalten, die sich unbedingt lohnt. Am besten online vorab reservieren, denn die Besucheranzahl pro Führung ist auf kleine Gruppen gegrenzt! Der Eingang zum Museum liegt am Trajansforum an der Piazza Foro Traiano 85. Fotos oder Videos im Inneren des Museums sind leider nicht erlaubt.

Lage: Le Domus Romane di Palazzo Valentini, Via IV Novembre, 119a, 00187 Roma

Link: www.palazzovalentini.it/domus-romane/index-en.html

Theater des Balbus (Crypta Balbi)

Sowohl dem Namen seines Erbauers, Lucius Cornelius Balbus Minor, als auch dem hinter dem Bühnengebäude des Theaters gelegene Innenhof, der an 3 Seiten mit einer Wandelhalle (Kryptoportikus) begrenzt war, verdankt der Komplex seinen heutigen Namen „Crypta Balbi“.

Das kleinste der drei auf dem Marsfeld erbauten Theater wurde von Lucius Cornelius Balbus Minor finanziert, einem in Gades (dem heutigen Cadiz) geborenen Phönizier, der erst mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts an die Stadt im Jahr 70 v. Chr. zu einem römischen Bürger wurde.

Er legte eine steile Karriere als Feldherr und Politiker hin und wurde 43 v. Chr. Quästor in seiner Heimatprovinz Hispania Ulterior. In den Jahren 21/20 v. Chr. wurde er zum Proconsul der Provinz Africa ernannt, wo er einen erfolgreichen Krieg gegen die Garamanten führte, für den er 19 v. Chr. mit reicher Beute und einem Triumphzug belohnt wurde.

Seinen so gewonnenen Einfluss und Reichtum nutzte er unter anderem für den 13 v. Chr. fertiggestellten Neubau eines luxuriösen, aus Stein errichteten Theaters. Auf dem Marsfeld zwischen dem älteren Theater des Pompejus und dem etwa zur gleichen Zeit erbauten Theater des Marcellus gelegen, schloss es sich direkt an die Area Sacra am Largo di Torre Argentina an und bot bis zu 12.000 Personen Platz.

Nach einem Brand im Jahr 80 n. Chr. wurde das Theater stark beschädigt, wurde aber von Kaiser Domitian wieder aufgebaut und, trotz wiederholter Beschädigungen durch Feuer, Erdbeben oder Hochwasserkatastrophen, bis Anfang des 6. Jahrhunderts als Theater genutzt. Danach diente es zunächst als Friedhof, Müllhalde, Glaswerkstatt und Kalkbrennerei und in nachrömischer Zeit als Kloster und Festungsbau, bevor es zuletzt zu eleganten Stadtresidenzen umgebaut wurde.

Der Komplex wurde bereits im 16. Jahrhundert entdeckt, aber erst ab 1981 ausgegraben. Hierbei kamen Reste des halbkreisförmigen Zuschauerraums (cavea) mit einem Durchmesser von etwa 95 Metern zum Vorschein. An diese schloss sich das Bühnengebäude (scaena) und ein an 3 Seiten mit einer Wandelhalle (Kryptoportikus) begrenzter Innenhof mit einer großen Exedra an.

Im Jahr 2000 wurde die Crypta Balbi als Teil des Museo Nazionale Romano, des römischen Nationalmuseums, eröffnet. Die immer noch andauernden Ausgrabungen im Untergeschoss zeigen den nördlichen Teil des Kryptoportikus, den Porticus Minucia Frumentaria, in dem kostenlos Getreide verteilt wurde, und die Exedra mit einer später eingebauten Latrine. Aus der Zeit als antikes Wohnviertel stammen die Reste einer Bäckerei, eines Mithräums, einer Färberei und von Kalkbrennereien und vom Kloster aus dem 11. bis 14. Jahrhunderts Reste eines Balneums. Das Museum im Erdgeschoss und Obergeschoss zeigt die Funde aus dem Theaterkomplex, die seine über zwei Jahrtausende reichende Geschichte anschaulich dokumentieren.

Die Crypta Balbi ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es gibt ein Kombiticket, mit dem man auch die anderen 3 Teile des Museo Nazionale Romano besuchen kann. Eine Vorabreservierung (am besten online) ist obligatorisch!

Lage: Crypta Balbi, Via delle Botteghe Oscure 31, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/museo-nazionale-romano-r%C3%B6misches-nationalmuseum-%E2%80%93-crypta-balbi

Area Sacra

Der heute vom Verkehr umtoste Largo di Torre Argentina lag einst auf dem Marsfeld, also außerhalb des Stadtbezirks. In vorrepublikanischer Zeit lag hier neben Viehweiden und dem Übungsareal des Militärs auch ein großer Tempelbezirk, in dem vor allem frührömische Götter verehrt wurden.

Nach dem Abriss eines Stadtviertels wurde in den späten 1920er Jahren ein umfangreicher archäologischer Tempelkomplex aus der republikanischen Zeit entdeckt und anschließend ausgegraben. Hierbei kamen 4 Tempel zum Vorschein, allerdings konnte man bisher noch nicht genau bestimmen, welchen Gottheiten sie geweiht waren, daher wurden sie (von Norden nach Süden) zunächst nur mit den Buchstaben A bis D bezeichnet.

Vom ältesten Tempel C ist nicht viel mehr als sein rechteckiger Grundriss, ein paar Säulenbasen und die Eingangstreppe erkennbar. Er stammt aus dem Ende des 4. oder Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. und könnte der sabinischen Erntegöttin Feronia geweiht gewesen sein.

Der im Norden des Platzes liegende kleinere Tempel A, von dem noch 2 Säulenreihen und 2 Apsiden erkennbar sind, stammt aus der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. und war möglicherweise ein Tempel der Quell- und Wassergöttin Iuturna.

Im Süden des Platzes, teilweise unter der Straße und daher nur schwer erkennbar, liegt Tempel D, der Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. gebaut wurde und wohl den Lares Permarini (Schutzgeister der Seefahrer) oder den Aedes Nymphae geweiht war.

Tempel B, der letzte auf diesem Areal und auf einem etwa 1,4 Meter höheren Niveau gelegen, war ein Rundtempel und wurde erst nach einem verheerenden Brand im Jahr 111 v. Chr. errichtet. Er ist der Fortuna Huiusce Diei, der Glücksgöttin des heutigen Tages, gewidmet.

In der Antike gehörte der Tempelbezirk zum Marsfeld (campus martius), das dem Militär zu Übungszwecken diente und das zwischen dem Kapitolshügel und dem Tiber lag.

Direkt an das Tempelareal angrenzend ließ Pompeius im Jahr 55 n. Chr. das erste Steintheater Roms erbauen, an das sich ein, ebenfalls in Teilen noch erkennbarer Portikuskomplex mit Gärten, Tempeln und der Curia Pompeia anschloss, in dem der Senat gelegentlich tagte. Hier soll Julius Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. dem tödlichen Attentat der Verschwörer um Brutus und Cassius zum Opfer gefallen sein.

Heute ist der Tempelbereich vor allem auch für seine große Katzenkolonie bekannt, die von Freiwilligen versorgt wird. Im Ausgrabungsgelände finden momentan noch Restaurierungsarbeiten statt und es ist daher derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, soll aber schon bald wieder eröffnet werden. In der Zwischenzeit kann es aber auch gut von außen besichtigt werden.

Lage: Area Sacra, Largo di Torre Argentina, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/largo-di-torre-argentina

Trajanssäule (Columna Traiana)

Die rund 35 Meter hohe Trajanssäule ist für die Altertumsforschung ein wahrer Glücksfall: sie erzählt in Tausenden von Bildern nicht nur von den militärischen Erfolgen während der beiden Dakerfeldzüge von Kaiser Trajan, sie gibt auch einen guten Überblick über Architektur und Bauweise römischer Kastelle und Brücken und die militärische Ausrüstung der Legionen Roms.

Die heute noch fast im Originalzustand erhaltene Trajanssäule misst vom Sockel bis zur Säulenspitze rund 35 Meter und wurde, laut Inschrift auf dem Piedestal, vom Senat und Volk von Rom aufgestellt „um zu zeigen, wie hoch der Hügel und das Gelände war, das für diese umfangreichen Baumaßnahmen entfernt wurde“. Sie stand zwischen den beiden Bibliotheksteilen des Trajansforum und war bei ihrer Einweihung 113 n. Chr. das letzte der dort aufgestellten Bauwerke.

Die Säule beeindruckt vor allem durch ihr etwa 60-75 cm hohes, 200 Meter langes und in 23 Windungen spiralförmig um die Säule laufende Fries, das aus in den Stein gemeißelten Reliefs mit insgesamt über 2500 Personen in 155 Szenen besteht. Die Säule wurde durch eine vergoldete Statue des Kaisers gekrönt, in ihrem Sockel wurde im Jahr 117 n. Chr. die Urne mit der Asche von Trajan beigesetzt. Im Inneren lag eine Wendeltreppe mit 185 Stufen, über die man bis auf die Plattform hinaufgelangte, von wo aus sich ein guter Blick über das Forum bot.

Die vermutlich einst farblich gestaltete Säule zu Ehren des Kaisers ist ein wahres Manifest seiner Triumphe. Auf ihr wurden seine Siege und Erfolge während der Dakerfeldzüge der Jahre 101/102 und 105/106 n. Chr. verewigt, mit denen er die Donaugrenze des römischen Reiches für viele Jahrzehnte sichern und dem römischen Reich die neue römische Provinz Dacia einverleiben konnte.

In diesem wie ein aus Bildern bestehenden Kriegstagebuch sind viele Schlüsselszenen der Feldzüge erkennbar: die Schlacht bei Tapae, der Bau der Donaubrücke nahe des heutigen rumänischen Dobreta, die Eroberung der dakischen Hauptstadt Sarmizegetusa Regia, der Selbstmord des Daker-Königs Decebalus angesichts der verlorenen Schlacht und der Abtransport der dakischen Gefangenen nach Rom. Dazwischen sind Kampfszenen mit römischen Bogenschützen und Panzerreitern, niedergebrannte Dörfer, Opferrituale und Siegesfeiern, aber auch die dakische Flora und Fauna und römische Soldaten bei der Ernte dargestellt. Der Kaiser selbst ist fast 60 Mal zu sehen.

Die Reliefs wurden von der Luftverschmutzung bereits stark in Mitleidenschaft gezogen und weisen bereits deutliche Verwitterungsspuren auf. Glücklicherweise gibt es von der Säule heute zahlreiche und noch deutlich besser erhaltene Gipsabgüsse aus dem 19. Jahrhundert, die heute im Museo della Cività Romana, aber auch in verschiedenen internationalen Ausstellungen zu sehen sind. Die heute auf der Spitze thronende Figur stellt den Apostel Petrus dar und stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Die Trajanssäule ist Teil der Area archeologica dei Fori Imperiali und kann täglich gegen Eintrittsgebühr besichtigt werden (Kombiticket mit Palatin und Forum Romanum). Da allerdings die Wendeltreppe im Inneren nicht für Besucher zugänglich ist, kann man die Säule auch genauso gut von außerhalb des Ausgrabungsgeländes besichtigen.

Lage: Colonna Traiana, Piazza Foro Traiano, 00187 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/die-trajanss%C3%A4ule

Blick auf die Szenen der Trajanssäule

Kaiserforen

Die sprunghaft anwachsende Bevölkerung Roms erforderte zusätzliche Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude, so dass Julius Caesar das alte Forum Romanum nach griechischem Vorbild erweitern ließ. Die Kaiser Augustus, Domitian, Nerva und Trajan fügten in den folgenden Jahrzehnten jeweils eigene Foren hinzu, die so ein eigenes Stadtviertel bildeten.

Nachdem das alte Forum Romanum für die wachsenden Bedürfnisse Roms zu klein geworden und auch nicht mehr repräsentativ und vornehm genug war, plante Julius Caesar im Jahr 54 v. Chr eine nördlich gelegene, etwa 75 x 170 Meter große Erweiterung, für die er dafür sogar ein Wohngebiet abreißen und die Curia verlegen ließ. Das nach seiner Familie benannte Caesarforum (Forum Iulium), das zudem perfekt ihn selbst und die römische Aristokratie inszenierte, wurde 46 v. Chr. eingeweiht.

Der etwa 50 x 160 Meter große Forumsplatz mit einem Reiterstandbild des Diktators war an drei Seiten von doppelten Portiken mit Ladengeschäften (tabernae) und Verwaltungsräumen begrenzt. Am Nordwestende lag der auch heute noch in Resten sichtbare Tempel der Venus Genetrix, Mutter Roms und gleichzeitig mythische Urmutter der Familie der Iulier. Im südwestlichen Teil befand sich die Basilica Argentaria, in der z.B. Geldgeschäfte getätigt wurden.

Sein Nachfolger, Kaiser Augustus, vollendete das noch nicht ganz fertiggestellte Caesarforum und fügte zusätzlich nordöstlich das nach ihm benannte Augustusforum (Forum Augusti) an. Das 118 x 125 Meter große Areal stieß im Osten an die Subura, von der es durch eine etwa 33 Meter hohe Brandschutzmauer abgegrenzt war. Diese bildete gleichzeitig die Rückwand des prächtigen Tempels des Mars Ultor, der 2 n. Chr. eingeweiht wurde. Die an den beiden Längsseiten liegenden halbrunden Exedren waren mit Statuen der wichtigsten römischen Helden und Götter versehen, auf dem Vorplatz stand eine Augustus-Quadriga.

Das bereits unter Kaiser Domitian begonnene, aber erst ab 97 n. Chr. von Kaiser Nerva eingeweihte Nervaforum (Forum Nervae) füllte eine nur etwa 45 Meter schmale Lücke zwischen Forum Romanum, Caesarforum, Augustusforum und dem von Kaiser Vespasian errichteten Templum Pacis. Daher wurde es auch Forum Transitorium (Durchgangsforum) genannt. An der zur Subura liegenden Schmalseite befand sich ein Tempel für Minerva, an den Längsseiten des Forums wurden aus Platzgründen keine Arkaden, sondern nur direkt vor die Seitenwand gesetzte Säulen mit einem aufwendigen Fries errichtet.

Das von Kaiser Trajan 107 begonnene und 112 n. Chr. eingeweihte Trajansforum (Forum Traiani) ist mit 185 x 300 Metern Fläche nicht nur das größte, sondern auch das prächtigste Kaiserforum. Um Platz für die Trajansmärkte zu schaffen, wurde sogar ein Teil des Quirinalhügels abgetragen. In dem mehrstöckigen, halbrunden Gebäudekomplex, eine Art antikes „Einkaufszentrum“, waren rund 150 Läden, Lagerräume und Schreibstuben untergebracht. An den Forumsplatz schloss sich im Norden die fünfschiffige Basilica Ulpia mit ihrer aus zwei Gebäudeteilen bestehenden Bibliothek an, in deren Mitte die Trajanssäule stand. Den Abschluss bildete der vollständig unter der heutigen Bebauung liegende Trajanstempel, der dem Kaiser nach dessen Tod 117 n. Chr. geweiht wurde.

Das Gebiet der Kaiserforen wuchs im Laufe der Zeit zu einem eigenen Stadtviertel und erstreckte sich in seiner größten Ausdehnung vom Kapitol bis zum Quirinal. Die Via dei Fori Imperiali, die heute das ursprünglich zusammenhängende Forumsgebiet durchschneidet, ließ Benito Mussolini 1932/33 als Prachtstraße erbauen, ohne Rücksicht auf inzwischen unwiderbringlich zerstörte römische Relikte.

Die Kaiserforen sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet, man kann sie aber auch gut von außen überblicken. Der Eingang zu den Ausgrabungen befindet sich an der Trajanssäule. Es gibt z. B. auch ein Kombiticket zusammen mit Forum Romanum und Palatin, das man am besten vorab online reserviert. In den restaurierten Trajansmärkten befindet sich heute das Museo dei Fori Imperiali, das sich der Geschichte und der Architektur der Kaiserforen widmet und das täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet ist.

Lage: Area archeologica dei Fori Imperiali, Via dei Fori Imperiali, 00187 Roma

Link: www.mercatiditraiano.it/en

Kapitol (Capitolium)

Auf dem steil abfallenden Kapitolshügel lagen die wichtigsten Tempel, hier befand sich aber auch mit einer militärischen Befestigungsanlage die letzte Rückzugsmöglichkeit der Römer. Vom südöstlich steil abfallenden Hang, dem Tarpejischen Felsen, wurden verurteilte Verbrecher in den Tod gestürzt.

Der Kapitolshügel mit seinen zwei Erhebungen (Capitolium und Arx) war zwar nicht der größte und höchste, aber einer der steilsten Hügel Roms und daher gut zu verteidigen.

Auf dem Capitolium lagen bereits seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. die wichtigsten Tempel der Stadt, u.a. der Tempel der Kapitolinischen Trias für Jupiter Capitolinus, Minerva und Iuno, dessen Reste heute im Garten des Palazzo dei Conservatori zu finden sind, und der Tempel der altrömischen Göttinnen Fides (Treue) und Ops (Ernte und Fruchtbarkeit). Hier endeten alle Triumphzüge mit einem Götteropfer. Vom südöstlich steil abfallenden Hang des Capitolium, dem Tarpejischen Felsen, wurden verurteilte Verbrecher in den Tod gestürzt.

Neben dem Tempel der Juno Moneta aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. (heute unter der Kirche Santa Maria in Aracoeli) gab es auf dem Arx auch bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. eine militärische Festung als letzte Rückzugs- und Verteidigungsmöglichkeit der Bewohner und eine Münzstätte. Hier lebten auch die legendären Kapitolinischen Gänse, die die Eroberung Roms durch die Kelten im Jahr 387 v. Chr. mit ihrem lauten Gezeter gerade noch verhindern konnten. Zudem beobachteten die Auguren vom Auguraculum aus den Flug der Vögel zur Deutung des Götterwillens.

Auf der dazwischenliegenden Senke (asylum), die im Osten vom römischen Staatsarchiv (tabularium) und dem Forum begrenzt wurde, lag mit dem Tempel des Veiovis ein dem jugendlichen Jupiter geweihter Tempel aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.

Im 16. Jahrhundert wurde die Senke im Auftrag von Papst Paul III. aufgefüllt und bildet seitdem die Piazza del Campidoglio, die zusammen mit den 3 angrenzenden Gebäuden (Palazzo Nuovo, Palazzo dei Conservatori und Palazzo dei Senatori), von Michelangelo entworfen wurde.

Heute befinden sich im Palazzo Nuovo und dem Palazzo dei Conservatori die Kapitolinischen Museen, während im zum Forum gelegenen Palazzo dei Senatori die Stadtverwaltung und der Amtssitz des Bürgermeisters von Rom untergebracht sind. Er wurde auf den Grundmauern des Tabularium errichtet.

An der nördlichen Ecke des Senatorenpalastes befindet sich auf einer Säule die sogenannte Kapitolinische Wölfin und direkt auf der Platzmitte eine Kopie der Reiterstatue Marc Aurels, dessen restauriertes Original aus der Antike heute in den Kapitolinischen Museen zu bewundern ist.

Das Kapitol ist entweder über eine Treppe vom Kapitol aus zu erreichen oder – viel bequemer – über die flach ansteigende Cordonata-Treppe. Wer Zeit hat, sollte unbedingt die Kapitolinischen Museen besuchen, die täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet sind.

Lage: Campidoglio, Piazza del Campidoglio, 00186 Roma

Link: www.museicapitolini.org/en/sede/campidoglio_antico

Mamertinischer Kerker (Carcer Tullianum)

Der mamertinische Kerker wurde schon in frührömischer Zeit als Staatsgefängnis genutzt und ist wohl die älteste Todeszelle der Welt. Für die meisten der hier Eingekerkerten bedeutete es das sichere Todesurteil, denn sie wurden entweder gleich vor Ort oder öffentlich im Circus hingerichtet.

Am Fuß des Kapitols und in unmittelbarer Nähe zum Comitium und den Gerichten wurde wohl bereits im 7. oder 8. Jahrhundert v. Chr. eine Gefängniskammer in den Felsen geschlagen. Der darunterliegende Kerker wurde laut Legende im. 6. Jahrhundert v. Chr. unter der Herrschaft von Servius Tullius, dem 6. König von Rom, errichtet und nach ihm benannt.

Nach einer Verurteilung oder der öffentlichen Zurschaustellung in einem Triumphzug wurden die Gefangenen vom oberen Kerker (carcer) durch ein Loch in den unteren Kerker, das Tullianum, hinabgelassen. Wer hier eingesperrrt war, kam in den seltensten Fällen wieder auf freien Fuß, denn eine Inhaftierung mit späterer Freilassung war im römischen Strafrecht nicht üblich. Meist wurden die Gefangenen im Tullianum gefoltert und direkt vor Ort erdrosselt oder geköpft – wenn sie nicht im Colosseum oder Circus öffentlich hingerichtet wurden. Das Tullianum war praktischerweise mit der Cloaca Maxima verbunden, in die die Verbrecher nach ihrer Hinrichtung gleich „entsorgt“ werden konnten.

Der heute sichtbare untere Teil der Fassade stammt aus der frühen Kaiserzeit, während der sie laut einer Inschrift von den Konsuln Rufinus und Nerva erneuert wurde. Der Kerker wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt. Der Name Carcer Mamertinus entstand erst in nachrömischer Zeit und bezieht sich möglicherweise auf einen in der Nähe befindlichen Tempel des Mars.

Zu den prominentesten Insassen des Kerkers gehören der numidische Usurpator Jugurtha, der Gallierfürst Vercingetorix, einige Mitglieder der Catilina-Verschwörung und die Apostel Petrus und Paulus. Letztere sollen während ihrer Inhaftierung mehrere Mitgefangene zum Christentum bekehrt und in einer wundersam entsprungenen Quelle getauft haben.

Der Ort der Einkerkerung der Apostel wurde angeblich bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. in die Kirche San Pietro in Carcere umgewandelt und im 16. Jahrhundert darüber die heute noch genutzte Kirche San Guiseppe dei Falegnami (Hl. Josepf der Zimmermann) erbaut. Am Peter-und-Paul-Altar im Mamertinum ist ein auf dem Kopf stehendes Kreuz angebracht, das an den Kreuzigungstod des Hl. Petrus erinnern soll. An der Säule daneben waren die Apostel während ihrer Inhaftierung angeblich angekettet.

Der Mamertinische Kerker befindet sich außerhalb des Forums und kann täglich gegen Eintrittsgebühr besucht werden. Seit der Restaurierung im Jahr 2016 befindet sich im Kerker auch ein kleines Museum. Im Ticketpreis ist ein Audioguide inbegriffen.

Lage: Carcer Tullianum Museo, Clivo Argentario 1, 00186 Roma (der Zugang befindet sich auf der Treppe der Clivo Argentario)

Hütte des Romulus (Casa Romuli)

Auf dem Palatin passen die von Archäologen gefundenen Reste einer Hütte aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. gut mit der mythologischen Überlieferung zusammen, nach der Romulus, der erste König Roms, hier auf dem Palatin das erste Gebäude seiner neu gegründeten Stadt errichtet haben soll.

Die Reste von Gebäuden auf dem Palatin-Hügel lassen sich bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. datieren, was die legendäre Gründung Roms im Jahr 753 v. Chr. auch durch den archäologischen Befund stützt. Sie liegen in der Nähe des Magna Mater-Tempels an der Südwestseite des Palatin oberhalb des Forum Boarium und wurden 1946 entdeckt und ausgegraben.

Es wurden hierbei 3 ovale, in den Hügel gehauene Fundamentreste von Strohhütten aus archaischer Zeit gefunden, von denen die größte rund 4,90 x 3,60 Meter misst. Sie bestanden aus einem einzigen Raum mit Wänden aus mit Lehm verputztem Flechtwerk und waren mit einem Strohdach gedeckt. Man kann noch gut die Löcher der Pfosten erkennen, die das Dach und den Türsturz trugen, und den rund um das Haus gegrabenen Abflusskanal für das Regenwasser.

Die Ursprünge der Stadt waren den Römern heilig, daher wurden diese Hütten im Laufe der Jahrhunderte, trotz wiederholter Zerstörung durch Brände, immer wieder originalgetreu aufgebaut und ausgebessert und blieben bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. erhalten. Um seine Abstammung von Romulus zu unterstreichen, ließ Kaiser Augustus um 30 v. Chr. direkt neben der Hütte des Romulus jeweils für sich und seine Ehefrau Livia ein Wohnhaus errichten, die mit erlesenen Fresken dekoriert waren. Einige Räume dieser beiden Wohnhäuser kann man eingeschränkt besichtigen.

Bei einer im Jahr 2007 etwa 50 Meter südwestlich gefundenen Grotte könnte es sich um das sogenannte Lupercal handeln, in dem die legendäre Wölfin die auf dem Tiber ausgesetzten Zwillinge Romulus und Remus gesäugt haben soll. Die mit Mosaiken, Bimsstein und Muschelschalen geschmückten Höhle liegt etwa 16 Meter unterhalb der Oberfläche im Abhang des Palatin. Unter Kaiser Augustus wurde sie in ein Heiligtum verwandelt, in dem der Romulus bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. hinein verehrt wurde. Es könnte sich hier aber ebenso um ein Nymphäum der Domus Aurea von Kaiser Nero gehandelt haben.

Die Reste der Romulus-Hütten kann man heute unter einem Schutzdach besichtigen. Sie sind zwar optisch nicht sehr spektakulär, aber natürlich archäologisch bedeutend. Der Eintritt zur Hütte des Romulus ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, sie ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich.

Lage: Capanna di Romolo, Via di San Teodoro, Monte Palatino, 00186 Roma

Palatinisches Stadion

Die Form des palatinischen Stadions legt nahe, dass es sich hier um eine Arena für Wagenrennen gehandelt haben könnte, allerdings war es vermutlich eher eine Art versunkener Garten, in dem Kaiser Domitian und seine Familie flanieren konnten.

Das etwa 160 x 48 Meter große Stadion schloss den Flavischen Palast Richtung Osten ab und wurde als letzter Teil des um 92 n. Chr. erbaut. Es war von einer zweistöckigen Säulenhalle (porticus) umgeben und war nur dem Kaiser, seinen wichtigsten Beratern und seiner Familie zugänglich.

Wegen seiner langgestreckten Form wird das Stadion auch oft als „Hippodrom“ bezeichnet, auch wenn es für eine Pferderennbahn vermutlich zu klein gewesen sein wird und höchstens als private Reitschule genutzt werden konnte. Vermutlich diente es aber eher als Garten und Freizeitgelände, in dem man zwischen Blumenbeeten und Kunstwerken flanieren konnte. Dafür spricht, dass hier eine große Menge an Statuen gefunden wurde, die heute im Palatin-Museum ausgestellt sind.

An der Ostseite des Stadions befand sich eine halbrunde Kaiserloge, die dem Kaiser und seiner Familie nicht nur als Aussichtstribüne sondern auch als Sommertriclinium gedient haben könnte. Die ovale Einfriedung an der südlichen Seite des Stadions stammt aus spätantiker Zeit.

Unter Kaiser Septimius Severus wurde die Flavische Kaiserresidenz im Südosten um die Domus Severiana und die Arcate Severiane sul Palatino erweitert.

Der Eintritt zum Stadion ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, es ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich.

Lage: Stadio Palatino, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/palatine-stadium

Kaiserpalast (Domus Augustana)

Kaiser Domitian ließ sich direkt neben den Flavischen Palast seine Privatresidenz errichten, die aus mehreren luxuriös eingerichteten Gebäudeteilen bestand und mit mehreren Säulengängen, Gärten und Wasserbecken ausgestattet war.

Die Domus Augustana lag auf dem Palatin und schloss sich direkt östlich an den Flavischen Palast an, zu dessen Komplex sie gehörte. Sie diente Kaiser Domitian als private Residenz und bestand aus zwei Gebäudeteilen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden.

Der Eingang in den Palast befand sich im Norden und lag direkt neben dem Eingang in den Flavischen Palast. Die nördliche Gebäudehälfte, die eher repräsentative Funktion hatte, lag auf gleicher Ebene wie der Flavische Palast und wurde vermutlich zeitgleich erbaut. Hier lagen die Räume rund um zwei Peristyle, die von Säulengängen umgeben waren. In der Mitte des zentralen Peristyls lag ein Wasserbecken mit einem kleinen Heiligtum. Im südlichen Bereich der oberen Ebene gab es einen großen halbrunden Saal, an den Wohn-, Schlaf- und Baderäume angrenzten.

Die südliche Gebäudehälfte, die etwas später als der Nordteil erbaut wurde und dem Kaiser und seiner Familie vorbehalten war, lag 12 Meter tiefer und gruppierte sich um eine große, ungewöhnlich geformte Brunnenanlage, die inmitten eines üppigen Gartens und einer Säulenhalle lag. Sie wurde im Süden von einer halbrunden Exedra abgeschlossen, von der aus man einen Blick auf den Circus Maximus hatte.

Der Eintritt zur Domus Augustana ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, es ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich. Der tiefer gelegene Gebäudebereich ist momentan nicht zugänglich und kann nur von der oberen Ebene aus betrachtet werden.

Lage: Domus Augustana, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Flavischer Palast (Domus Flavia)

Der Flavische Palast wurde von Kaiser Domitian errichtet und erstreckte sich fast über das gesamte Zentrum des Palatin. Er verfügte sowohl über öffentliche Repräsentationsräume als auch über einen privaten Flügel für den Kaiser (die Domus Augustana) und ein Stadion.

Bereits Kaiser Augustus ließ auf dem Palatin seine Privatresidenz erbauen und auch seine Nachfolger, wie Tiberius oder Nero, bauten auf dem Palatin ihre Residenzen.

Um 92 n. Chr. ließ Kaiser ​​Domitian auf dem Palatin-Hügel eine gigantische Kaiserresidenz erbauen. Sie wurde über älteren republikanischen Gebäuden errichtet, die zugeschüttet wurden, um eine ebene Fläche zu erhalten und dienten den römischen Kaisern bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. als kaiserliche Residenz.

Der westliche Teil des Gebäudekomplexes diente dabei repräsentativen Zwecken, der östliche Teil bildete als Domus Augustana die Privatresidenz des Kaisers, an die sich das palatinische Stadion anschloss. Die Räume waren reich mit Mosaikböden und Wandfresken dekoriert und luxuriös eingerichtet.

Die öffentlichen Repräsentationsräume des Kaiserpalastes lagen rund um einen großen Innenhof (peristyl) mit einem Wasserbecken mit einem achteckigen labyrinthartigen Brunnen. An der Nordseite des Peristyls befand sich der rund 30 x 39 Meter große Thronsaal (aula regia), in dem der Kaiser Audienz hielt.

Westlich davon lag ein dreischiffiger Raum, der vermutlich als Sitzungssaal oder Basilika diente und unter dem man einen mit Isisfresken ausgeschmückten Raum (aula isiaca) ausgegraben hat. Unter dem östlich des Peristyls gelegenen Raum, in dem möglicherweise die Prätorianergarde untergebracht war, fand man Stuckdekorationen eines republikanischen Hauses mit Darstellungen von Greifen.

An der Südseite des Peristyls lag eine große Halle mit Apsis, die als Speisesaal (triclinum) diente und als cenatio iovis (Speiseraum des Jupiter) bezeichnet wurde. Sie war mit einer Heißluftheizung versehen und mit einem mehrfarbigen Marmorboden ausgelegt. Über große Fenster konnte man auf zwei symmetrisch neben dem Speisesaal liegende ovale Wasserspiele blicken, von denen eines heute noch gut erhalten ist. In weiteren Räumen an der Südseite des Speisesaals befanden sich vermutlich Bibliotheken.

Der Eintritt zum Flavischen Palast ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich.

Lage: Domus Flavia, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Museum am Palatin

Ein erstes Palatin-Museum wurde bereits in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Palatin-Hügel eingerichtet, das Gebäude musste aber 1882 den umfangreichen Ausgrabungen weichen, die zwischen Forum Romanum und Palatin durchgeführt wurden.

Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1930 und bietet auf 2 Stockwerken faszinierende Einblicke in die Besiedelungsgeschichte des Palatin, die bis auf die Altsteinzeit zurückgeführt werden kann.

Die Ausstellungsstücke im Erdgeschoss zeichnen die Besiedelung des Palatinhügels über die Jahrhunderte nach. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Zeit zwischen der Gründung Roms im 8. Jahrhundert v. Chr. und der spätrömischen Zeit um 400 n. Chr. Neben Grabfunden und Architekturresten zeigen vor allem die Modelle und Rekonstruktionen der Hütten und Gebäude anschaulich die verschiedenen Siedlungsphasen auf dem Palatin.

Im Obergeschoss befinden sich einige herausragende Mosaike und Wandmalereien, die auf dem Palatin ausgegraben wurden. Sie stammen beispielsweise aus Neros Domus Transitoria aber auch aus dem Haus des Augustus und dem Haus der Livia. Zudem gibt es eine große Sammlung von Marmorbüsten, die römische Kaiser und Götter zeigen und die bei Ausgrabungen auf dem Palatin gefunden wurden.

Nur ein Teil der archäologischen Funde des Palatin-Hügels sind im heutigen Palatin-Museum ausgestellt – die übrigen Funde befinden sich im Museo delle Terme, das in den ehemaligen Diokletiansthermen untergebracht ist.

Das Museum ist täglich geöffnet, der Eintritt ins Museum ist im Ticket für das Forum enthalten. Das Palatin-Museum ist Teil des Museo Nationale Romano, das aus dem Palazzo Massimo, dem Palazzo Altemps, dem Museo delle Terme, der Crypta Balbi und dem Palatin-Museum besteht.

Lage: Museo Palatino, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/museums/the-museo-palatino

Saturntempel

Der Saturntempel gehört zu den ältesten Bauwerken auf dem Forum und wurde bereits in der Gründungszeit Roms errichtet – die Legende behauptet sogar, dass der Halbgott Hercules persönlich den Altar des Saturn geweiht habe.

Die Quellen datieren den Bau des ersten Saturntempels noch in die römische Königszeit, jedoch ist es wahrscheinlicher, dass der Tempel zwar vom letzten römischen König Lucius Tarquinius Superbus geplant, aber erst nach seiner Vertreibung zwischen 497 und 501 v. Chr., d.h. in frührepublikanischer Zeit, erbaut wurde. Er wurde vermutlich im 2. Jahrhundert v. Chr. umgebaut, sein ursprüngliches Erscheinungsbild blieb über die Jahrhunderte hinweg aber weitestgehend beibehalten.

Erst im Laufe weitreichender Bautätigkeiten auf dem Forum im Jahr 42 v. Chr. plante der Konsul Munatius Plancus auch einen Neubau des Saturntempels, der 32 v. Chr. fertiggestellt wurde. Auf einem Podium erhob sich der Tempel mit einer Gesamthöhe von gut 28 Metern und einem Vorbau mit 6 Säulen an der Front und je 1 seitlichen Säule, deren Optik durch jeweils 10 weitere, an die Cella angefügte Halbsäulen an der Seitenwand des Tempels weitergeführt wurde.

Nach einem Brand, vermutlich im frühen 4. Jahrhundert n. Chr., wurde der Tempel wieder aufgebaut und wurde bis in die Spätantike hinein genutzt. Heute sind vom Tempel nur noch die 8 Säulen des Vorbaus mit einem Teil des Giebels und das Podium erhalten, die jedoch einen guten Eindruck von der einstigen Größe des Tempels geben.

Saturn war der Gott des Reichtums, des Ackerbaus und der Freiheit, daher war im Saturntempel neben dem Staatsarchiv, in dem wichtige Dokumente, Geburtsregister und Gesetze aufbewahrt wurden, auch der römische Staatsschatz (aerarium) aufbewahrt. Unter der Haupttreppe des Tempels wurden zudem öffentliche Dokumente und Gesetze angebracht und an der Ostwand des Podiums täglich die öffentlichen Bekanntmachungen (acta diurna) angeschlagen.

Am jährlichen Saturnalien-Fest am 17. Dezember feierte das römische Volk die Tempelweihe. Nach dem Opferritual vor dem Tempel wurde die Saturn-Statue von ihren Fußfesseln befreit, die sie sonst den Rest des Jahres trug. Daran schlossen sich eine mehrtägige Festzeit an mit Trink- und Festgelagen und man tauschte Geschenke aus, wohl eine Art Mischung aus unserem heutigen Weihnachten und der Karnevalszeit. Die streng hierarchische Gesellschaftsordnung wurde dabei teilweise auf den Kopf gestellt und Sklaven genossen ungewohnte Freiheiten: sie durften sich als Herren verkleiden, wurden sogar mitunter von ihrer eigentlichen Herrschaft bedient und durften ihnen einmal ungestraft ihre Meinung sagen.

Der Saturntempel ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Saturno, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südwestlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo westlich der Basilica Iulia)

Rostra

Schon in republikanischer Zeit wurde es zur Tradition, die Schiffsschnäbel erbeuteter Schiffe als Zeichen der Macht an die Rednertribüne des zentralen römischen Versammlungsplatzes anzubringen. Von der Bezeichnung „rostrum“ (= lat. Rüssel, Schnabel) erhielt die Tribüne ihren Namen „Rostra“.

In der republikanischen Zeit versammelten sich die römischen Bürger auf einem zentralen öffentlichen Platz, dem comitium, ein kreisrundes Atrium, das südlich der Curia lag. Hier fanden Wahlen statt und es wurden Gesetze verabschiedet. An der Südseite des Comitiums lagen Rednertribünen, an die erstmals 338 v. Chr. Rammsporne von erbeuteten Schiffen als Trophäen angebracht wurden. Diese Schiffsschnäbel (rostrum) gaben der Tribüne fortan ihren Namen.

Nachdem das Comitium im Laufe der Jahrhunderte zu klein wurde, um alle römischen Bürger aufzunehmen, wurden die Rostra mehrfach umgebaut. So wurde beispielsweise während der Kaiserzeit von Augustus eine südwestlich gelegene neue Tribüne gebaut, die Richtung Forum ausgerichtet war (rostra augusti). Der fast 24 Meter breite rechteckige Vorbau des Podiums, auf dem 5 Säulenmonumente standen, ist heute noch gut zu erkennen.

Im späten 3. bis frühen 4. Jahrhundert wurden auf d er gegenüberliegenden Seite des Forums mit den rostra diocletiani eine weitere Rednertribüne gebaut, von der heute aber fast nichts mehr sichtbar ist.

Die Rostra sind Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: I Rostri, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im westlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Septimius-Severus-Bogen und dem Saturntempel)

Umbilicus Urbis

Der Legende nach wurde der Umbilicus Urbis, der „Nabel der Stadt“ von Romulus bei der Gründung der Stadt errichtet. Er ließ hierbei auf dem Forum eine Grube ausheben, in die jeder neue Bürger eine Handvoll seiner Heimaterde und die ersten Früchte des Jahres als Opfer darbrachte.

Die heute direkt an die Rostra angrenzenden und eher unscheinbaren zylindrischen Ziegelreste des Umbilicus Urbis stammen wohl bereits aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., d.h. aus republikanischer Zeit. Kaiser Septimius Severus ließ den Umbilicus jedoch 203 n. Chr. beim Bau seines danebenliegenden Triumphbogens neu gestalten.

Der kleine Tempel mit ca. 4,5 Metern Durchmesser war ursprünglich mit Marmor verkleidet und symbolisierte den Mittelpunkt der römischen Welt – sowohl in geografischer als auch in übertragener Form. Er stand über dem mundus, einem unterirdischen Bauwerk, das als Tor zur Unterwelt galt und an dem den Göttern der Unterwelt mehrmals im Jahr rituelle Opfer dargebracht wurden.

Nur wenige Schritte davon entfernt stand zudem eine goldene Säule, das milliarium aureum, von der aus die Entfernungen aller römischen Straßen gemessen wurden.

Der Umibilicus Urbis ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Umbilicius Urbis, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im westlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen der Rostra und dem Septimius-Severus-Bogen)

Septimius-Severus-Bogen

Der heute noch fast vollständig erhaltene Triumphbogen feiert den Sieg des Kaisers Septimius Severus gegen die Parther. Die Widmungsinschrift ehrte ursprünglich auch seine beiden an den Feldzügen beteiligten Söhne Caracalla und Geta. Nachdem Caracalla jedoch seinen Bruder ermorden ließ, wurden auf dem Bauwerk sämtliche Hinweise auf Geta ausgelöscht.

Septimius Severus war der erste vom afrikanischen Kontinent stammende Kaiser Roms. Er wurde nach der Ermordung von Kaiser Pertinax 193 n. Chr. von den pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen und konnte sich im Vierkaiserjahr letztendlich auch militärisch gegen seine Konkurrenten durchsetzen. In den Jahren 195 und 197/198 n. Chr. führte Septimius Severus zwei Feldzüge gegen das Reich der Parther im Osten und richtete die neuen Provinzen Mesopotamia und Osrhoene ein.

Der 203 n. Chr. erbaute Triumphbogen wurde zu Ehren von Septimius Severus und seinen Söhnen Marcus Aurelius Severus Antoninus (Caracalla) und Publius Septimius Geta errichtet. Er besteht aus drei Torbögen, die von 4 korinthischen Säulen flankiert und mit Marmor verkleidet sind. Mit seiner Größe von gut 23 x 11 Metern und einer Höhe von knapp 21 Metern beherrscht er als einer der größten antiken Triumphbögen den westlichen Teil des Forums.

Auf dem Bogen sind die militärischen Erfolge des Kaisers dargestellt. Über den beiden kleineren Bögen wird in einem Fries sein Triumphzug durch Rom nach dem Sieg über die Parther dargestellt. An den Sockeln sind parthische Kriegsgefangene abgebildet, die von römischen Soldaten abgeführt werden. Auf der Attika stand ursprünglich eine von 6 Pferden gezogene Quadriga mit Statuen von Septimius Severus, Caracalla und Geta.

Nach dem Tod von Septimius Severus 211 n. Chr. traten seine Söhne und Mitregenten gemeinsam seine Nachfolge an, Caracalla ließ allerdings seinen Bruder Geta noch im gleichen Jahr ermorden und verhängte über ihn die damnatio memoriae, indem er sämtliche Bilder und Inschriften, die sich auf Geta bezogen, auf dem Bogen entfernen ließ. Die Tilgung des Namens auf der Inschrift ist auch heute noch gut zu erkennen.

Da der Triumphbogen im Mittelalter Teil der Festungsanlagen Roms wurde, ist er heute noch relativ gut erhalten.

Der Septimius-Severus-Bogen ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Arco di Settimio Severo, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im westlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Saturntempel und der Curia Iulia)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/archus-of-septimius-severus

Curia Iulia

Die Curia, die in republikanischer Zeit als Sitz des römischen Senats das Zentrum der wichtigsten politischen Entscheidungen war, ist eines der repräsentativen Gebäude Roms, das sogar bis in die römische Königszeit zurückzuführen ist. Ihr heutiges gut erhaltenes Aussehen verdankt sie ihrer Umwandlung in eine Kirche in nachrömischer Zeit.

Ein erster Bau des Senatsgebäudes (Curia Hostilia) entstand bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. und soll von Tullus Hostilius, dem dritten König Roms, errichtet worden sein. Dieser Bau wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert, umgebaut und restauriert.

Unter dem Diktator Lucius Cornelius Sulla wurde um 80 v. Chr. die Anzahl der Senatsmitglieder verdoppelt, was eine Vergrößerung des Senatsgebäudes notwendig machte. Die nach Sullas Familiennamen benannte Curia Cornelia wurde allerdings 52 v. Chr. während der Unruhen des Bürgerkriegs von Anhängern des Publius Clodius Pulcher angezündet und brannte dabei völlig ab.

Der Nachfolgerbau wurde bereits um 45 v. Chr. während der Diktatur von Gaius Iulius Caesar zu klein für die nunmehr abermals vergrößerte Zahl der Senatsmitglieder, so dass eine neue Curia geplant wurde. Diese Curia Iulia wurde 29 v. Chr. unter Kaiser Augustus fertiggestellt, lag zum Standort der bisherigen Curia leicht Richtung Osten versetzt und schloss direkt an das ebenfalls neu errichtete Caesarforum an.

Die Curia Iulia wurde 94 n. Chr. von Kaiser Domitian restauriert, 283 n. Chr. durch einen Brand zerstört und daraufhin von Kaiser Diokletian in fast identischem Aussehen wieder aufgebaut. Der heute erhaltene Bau mit einer Fläche von etwa 28 x 25 und einer Höhe von ca. 30 Metern entspricht weitestgehend dieser Curia Diocletiani.

Bei der Umwidmung der Curia in die Basilika Sant’Adriano al Foro im 7. Jahrhundert wurde am Äußeren des Gebäudes nur wenig verändert. So ist sie auch heute noch so gut wie komplett erhalten und gibt einen guten Eindruck vom Aussehen der Forumsgebäude in der Antike.

Entgegen einigen Behauptungen wurde Iulius Caesar übrigens nicht an diesem Ort niedergestochen. Zum Zeitpunkt des Mordes an den Iden des März 44 v. Chr. tagte der Senat in der Curia Pompeia, die sich auf dem Marsfeld westlich des Kapitolshügels befand.

Die Curia Iulia ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Curia Iulia, Parco archeologico del Colosseo, 4, 00186 Roma (im nordwestlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Septimius-Severus-Bogen und der Basilica Emilia)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/curia-iulia

Basilica Iulia

Gerichtsverhandlungen scheinen in der römischen Antike mitunter langwierig und langweilig gewesen zu sein, wie die in die Treppenstufen eingeritzten Spielbretter aus antiker Zeit bezeugen. Hier konnte man sich die Zeit während der oft mehrere Tage andauernden Verhandlungen vertreiben.

Die nach seiner Familie (gens) benannte Basilica Iulia wurde von Gaius Iulius Caesar neben weiteren Umbaumaßnahmen auf dem Forum aus Beutegeldern der Gallischen Kriege finanziert. Sie wurde 54 v. Chr. begonnen, 46 v. Chr. im noch unfertigen Zustand eingeweiht und ersetzte einen kleineren Vorgängerbau, die Basilica Sempronia, die um 169 v. Chr. vom Censor Tiberius Sempronius Gracchus erbaut wurde.

Unter Kaiser Augustus wurde die Basilica endgültig fertiggestellt, brannte jedoch bald darauf im Jahr 12 oder 9 v. Chr. bei einem Forumsbrand ab und musste anschließend neu errichtet werden. Nach einem weiteren Brand 283 n. Chr. und der teilweisen Zerstörung ließ Kaiser Diokletian die Basilica erneut aufbauen, behielt aber ihr äußeres Erscheinungsbild bei.

Die Basilica war ein Repräsentationsbau, ein Ort des Handels, aber auch der Gerichtsbarkeit. Hier befand sich der Sitz des Centumviralgerichts, ein etwa hundertköpfiges Geschworenengericht, das in öffentlichen Verhandlungen bei römischen Zivilprozessen zu Gericht saß und vor allem für Fälle des Familien- und Erbrechts zuständig war.

Der fünfschiffige Hallenbau der Basilica Iulia war die größte Basilica auf dem Forum und hatte eine Größe von 51 x 107 Metern. Das Mittelschiff war 3 Stockwerke hoch, die Seitenschiffe besaßen 2 Stockwerke. Der Sitz des obersten Richters befand sich auf einem erhöhten Podium an der Ostseite.

Vom Gebäude sind heute nur noch die Reste der Säulenstümpfe, Treppenstufen und einige wenige Bogendurchgänge im westlichen Bereich erhalten, da die Gebäudereste im Mittelalter als Steinbruch und Baumaterial genutzt wurden.

Die Basilica Iulia ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Basilica Iulia, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südwestlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Saturntempel und dem Tempel der Dioskuren)

Juturnaquelle

Um die Quelle der Iuturna, einer Quellnymphe, die über Quellen, Teiche und Flüsse wachte, ranken sich viele Legenden. Sicher ist, dass hier bereits in republikanischer Zeit ein Heiligtum errichtet wurde, dessen Wasser als heilkräftig galt.

Die Juturnaquelle (lacus iuturnae) wurde bereits in republikanischer Zeit zu Ehren der Quellnymphe Iuturna errichtet. Ihr als heilkräftig geltende Wasser entsprang direkt auf dem Forum Romanum und wurde für rituelle Handlungen und Opfer genutzt.

Die Quellnymphe und Halbgöttin Iuturna bekam von Iupiter die Aufsicht über Quellen, Teiche und Flüsse verliehen. Als Gefährtin des zweiköpfigen Gottes Janus ist sie zudem die Mutter des Gottes Fontus, des Gottes der Quellen und Brunnen. Jedes Jahr am 11. Januar wurden zu ihren Ehren die Juturnalien veranstaltet, ein Fest zur Verehrung des Wassers.

Einer Legende nach tränkten die Dioskuren-Zwillinge Castor und Pollux bereits um 500 v. Chr., nach der Schlacht gegen die Latiner am See Regilius, in der Juturnaquelle ihre Pferde. Daher errichtete man auch direkt daneben einen Tempel zu Ehren der Dioskuren.

Vermutlich im Jahr 117 v. Chr. ließ die Familie der Cecilii Metelli die Quelle einfassen. Die im Becken der Juturna-Quelle gefundenen Reste von Marmorstatuen aus dieser Zeit stellten die Dioskuren mit ihren Pferden dar und sind heute im Tempel des Romulus zu sehen. Das heute sichtbare quadratische Becken der Quellfassung stammt aus der Zeit von Kaiser Trajan.

Das hinter der Quelle liegende Tempelchen ist die Ädikula der Juturna, in dem sich auch eine Statue des Heilgottes Äskulap befand. Es wurde unter Kaiser Konstantin in den heutigen Zustand umgebaut.

Die Juturnaquelle ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Fonte di Giuturna, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Dioskurentempel und dem Haus der Vestalinnen)

Tempel der Vesta und Haus der Vestalinnen

Die Vestalinnen waren die angesehensten Frauen Roms: sie hüteten das Tag und Nacht brennende Heilige Feuer, ein Symbol für das „Lebenslicht“ Roms. Das Verlöschen der Flamme war ein unheilvolles Omen, für das die diensthabende Vestalin schwer bestraft wurde.

Der Überlieferung nach begründete der zweite König von Rom, Numa Pompilius, um ca. 700 v. Chr. den Vesta-Kult. Er bestimmte, dass seine Töchter das Herdfeuer in seinem Haus nie verlöschen lassen durften. Daraus entwickelte sich der Kult zu Ehren der Göttin Vesta, in deren Tempel in einer Kohlenpfanne das Heilige Feuer brannte, das von anfangs 6, in späterer Zeit 7 jungfräulichen Priesterinnen (virgo vestalis) bewacht wurde.

Die Vestalinnen stammten aus dem Patrizierstand und mussten mindestens 30 Jahre lang ihren Dienst versehen. Ließen sie das Feuer ausgehen, wurden sie dafür ausgepeitscht. Auch wenn eine Vestalin ihre Jungfräulichkeit verlor, wurde sie dafür bestraft und lebendig begraben. Die Priesterinnen besaßen jedoch einen hohen gesellschaftlichen Status (vergleichbar dem eines Mannes), wurden von Liktoren begleitet und saßen im Circus auf Ehrenplätzen.

Durch das offene Feuer war der Vesta-Tempel besonders feuergefährdet und brannte im Laufe der Zeit mehrmals ab. Er wurde auch 64 n. Chr. beim großen Brand von Rom zerstört und von Kaiser Nero als Rundtempel wieder aufgebaut. Sein heutiges Aussehen stammt aus dem Jahr 191 n. Chr. als Julia Domna, Ehefrau von Kaiser Septimius Severus, den erneut durch Brand beschädigten Tempel nach diesem Vorbild neu errichten ließ. Er wurde bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.

Das Podium mit 20 korinthischen Säulen bestand aus mit Marmor verkleidetem Gussbeton und hatte einen Durchmesser von ca. 15 Metern. Das Dach war oben offen, damit der Rauch des Heiligen Feuers abziehen konnte. In einer unter dem Tempel liegenden Schatzkammer wurde das Palladium aufbewahrt, ein Götterbild der Minerva, das der Sage nach von Aeneas aus Troja hierher gebracht worden war.

Direkt neben dem Tempel lebten die Priesterinnen im Haus der Vestalinnen (atrium vestae). Die etwa 50 mit Heizungen und Bädern luxuriös ausgestatteten Gemeinschafts- und Privaträume lagen dabei auf 3 Etagen rund um einen schönen Innenhof mit 3 Wasserbecken und Statuen von ehemaligen ranghohen Vestalinnen.

Als die Priesterschaft der Vestalinnen mit der Einführung des Christentums als Staatsreligion im späten 4. Jahrhundert endete, diente das Haus der Vestalinnen kaiserlichen Beamten als Residenz.

Der Tempel der Vesta wurde 1930 partiell rekonstruiert. Dabei konnten 3 der Säulen, ein Teil der Cella und Teile des Podiums wiederhergestellt werden. Den Innenhof des Hauses der Vestalinnen kann man heute leider nur von außen betrachten.

Der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Vesta e Casa delle Vestali, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen der Regia und dem Palatin)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/temple-of-vesta-and-vestal-house-atrium-vestae

Tempel des Antoninus Pius und der Faustina

Der Tempel, den Kaiser Antonius Pius für seine verstorbene Ehefrau Faustina errichten ließ, verdankt seinen guten Erhaltungszustand dem Umstand, dass er in eine Kirche umgewandelt wurde. Die tiefen Kerben in den heute noch aufrecht stehenden Säulen des Vorbaus stammen vom vergeblichen Versuch, sie für den Bau der Kirche niederzureißen.

Dieser Tempel wurde von Kaiser Antonius Pius im Jahre 141 n. Chr. als Kultbau für seine verstorbene und vergöttlichte Ehefrau Faustina Maior errichtet. Die ursprüngliche Widmungsinschrift auf dem Architrav lautete: „Der vergöttlichten Faustina, auf Beschluss des Senats“. Nach dem Tod von Antonius Pius wurde darüber noch die Zeile „Dem vergöttlichten Antoninus“ eingefügt.

Da der Tempel im 5. Jahrhundert n. Chr. in eine christliche Kirche umgewandelt, aber nicht zerstört wurde, gehört er heute zu den am besten erhaltenen römischen Tempeln aus der Antike. Seit dem 11. Jahrhundert ist der Name der Kirche als Chiesa di San Lorenzo in Miranda überliefert. Sie wurde 1602 im heute sichtbaren Barockstil umgebaut.

Der Eingangsbereich des auf einem 46 x 21 Meter großen Podium errichteten Tempels mit den 17 Meter hohen korinthischen Säulen ist noch komplett erhalten. Über diesen lag ursprünglich ein dreieckiger Giebel (tympanon), der jedoch beim Bau der Kirche abgetragen wurde. Die Wände der Cella sind ebenfalls noch größtenteils erhalten, auch wenn die Marmorverkleidung im Mittelalter abmontiert und anderweitig verbaut wurde. Die Säulen jedoch widerstanden dem Versuch, sie abzureißen. Von der sitzenden Statue der Faustina, die auf dem Podium vor dem Eingang zur Cella steht, ist noch der untere Teil erhalten.

Der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin). Nördlich des Tempels befindet sich an der Via della Salaro Vecchia der zweite Eingang zum Forum Romanum.

Lage: Tempio di Antonino e Faustina, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im nördlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen Basilica Emilia und dem Tempel des Romulus)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/temple-of-antoninus-and-faustina

Tempel des Romulus

Wann und von wem der Rundtempel tatsächlich erbaut worden ist, ist auch unter Archäologen umstritten. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass der Tempel Romulus, dem Gründer Roms, gewidmet war. Die lange vertretene Theorie, dass er von Kaiser Maxentius für seinen verstorbenen Sohn Valerius Romulus errichtet wurde, ist vermutlich falsch.

Der heute als Tempel des Romulus bezeichnete Rundtempel lässt vermuten, dass er einst für Romulus, den Gründer Roms, errichtet wurde, was aber ziemlich unwahrscheinlich ist. Ein anderer Mythos besagt, dass Romulus diesen Tempel für Iuppiter Stator an der Stelle erbaute, an der dieser den Römern in der Schlacht gegen die Sabiner zur Hilfe gekommen war. Eine weitere Theorie schreibt den Bau Kaiser Maxentius zu, der den Tempel 309 n. Chr. seinem verstorbenen Sohn Valerius Romulus gewidmet haben soll. Eine heute nicht mehr vorhandene Inschrift erwähnte aber auch Kaiser Konstantin I., dem der Senat diesen Tempel nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke neu gewidmet haben soll.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich hier um einen Tempel für die penates publici handelte, die Schutzgötter der öffentlichen Vorräte, deren Statuen in den beiden ursprünglich angebauten Seitenräumen aufgestellt gewesen waren.

Der Tempel liegt zwischen der Maxentius-Basilika und dem Tempel des Antoninus Pius und der Faustina. Heute ist nur noch ein mit einer Kuppel bedeckter runder Backsteinbau sichtbar, der ursprünglich mit Marmor verkleidetet gewesen ist. Von den beiden separat zugänglichen Seitenräumen mit Apsiden sind heute nur noch Ruinen vorhanden. Die Bronzetür jedoch, die heute das Eingangsportal verschließt und von zwei Porphyrsäulen flankiert wird, ist noch das aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. erhalten gebliebene Original.

Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde die Kirche Santi Cosma e Damiano an den Rundtempel angebaut, der nun als Eingangsbereich der Kirche diente. Die Wandgemälde im Inneren der Rotunde imitieren Vorhänge und stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. In einer Nische thront auf einem Gemälde Christus zwischen Maria Magdalena und Maria Salome. Das Gemälde über einem Grabmonument neben dem Eingang zeigt Maria mit dem Christuskind, die zwischen Heiligen aus dem Hause Medici abgebildet ist, und stammt ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert. Eine kleine Ausstellung im Innenbereich zeigt Artefakte, die auf dem Forum Romanum und dem Palatin gefunden wurden.

Der Tempel des Romulus ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Romolo, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im nördlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen der Basilica di Massenzio und dem Tempel des Antoninus Pius und der Faustina)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/the-temple-of-romulus

Titusbogen

Anlässlich der Vergöttlichung von Kaiser Titus ließ dessen jüngerer Bruder und Nachfolger Domitian den Titusbogen auf dem Forum errichten, der an dessen größten Triumph erinnert: die Niederschlagung eines Judäeraufstandes und die Eroberung Jerusalems.

Im Jahre 81 n. Chr. ließ Kaiser Domitian seinen kurz zuvor verstorbenen älteren Bruder, Kaiser Titus, zum Gott erklären und errichtete ihm zu diesem Anlass einen Triumphbogen. Gleichzeitig sollte dies der Legitimation seiner Regentschaft dienen, die er so auf vergöttlichte Vorfahren zurückführen konnte.

Der direkt an der Via Sacra errichtete Bogen ist der älteste Triumphbogen auf dem Forum. Er besteht aus 1 Bogen und ist etwa 15,4 Meter hoch, 13,5 Meter breit und 4,75 Meter tief.

Auf dem Bogen wurden mit der Niederschlagung des Judäeraufstands und der Eroberung Jerusalems 70 n. Chr. die wichtigsten militärischen Erfolge von Titus geehrt, an denen er während der Herrschaft seines Vaters, Kaiser Vespasian, als militärischer Oberbefehlshaber wesentlich beteiligt war. Unter anderem ließ er dabei den Tempel zerstören und wertvolle jüdische Tempelschätze rauben, die er nach Rom bringen ließ.

An der Innenwand des Bogendurchgangs zeigt ein Relief den Abtransport des Tempelschatzes und der goldenen Menora (siebenarmiger Leuchter), ein weiteres Relief stellt den Triumphzug dar, bei dem kein Sklave sondern die Siegesgöttin Victoria einen Siegeskranz über das Haupt des Triumphators Titus hält. Von den Reliefs an den Außenseiten ist heute kaum mehr etwas erkennbar. In der Mitte der Kassettendecke des Gewölbes ist der vergöttlichte Titus dargestellt, der von einem Adler in den Himmel getragen wird. Auf der Oberseite des Bogens waren vermutlich Statuen oder eine Quadriga angebracht.

Die Ostseite des Bogens ist mit einer Stiftungsinschrift versehen, die den Anlass des Baus, nämlich die Vergöttlichung des Titus, eindeutig belegt: „Der Senat und das römische Volk für den vergöttlichten Titus Vespasianus Augustus, Sohn des vergöttlichten Vespasian“. Die Inschrift auf der Westseite stammt aus dem Jahr 1821 und wurde von Papst Pius VII. angebracht, der die Anbauten aus dem Mittelalter, als der Bogen Teil einer Festung und des Klosters Santa Maria Nova wurde, entfernen ließ und ihm so wieder das Aussehen aus der Antike zurückgab.

Der Titusbogen diente als Vorlage für den 1836 fertiggestellten Arc de Triomphe de l’Étoile, den Kaiser Napoleon Bonaparte in Paris errichten ließ.

Direkt am Titusbogen liegt der südöstliche Zugang zum Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Arco di Tito, Piazza di Santa Maria Nova, 00186 Roma (am östlichen Ende des Parco archeologico del Colosseo)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/arch-of-titus

Tempel der Venus und Roma

Unter Kaiser Hadrian wurde für die Göttinnen Venus und Roma der bis dahin größte römische Tempel auf dem Forum errichtet. Roma galt als Personifizierung der Stadt Rom und Venus als Stammmutter des römischen Volkes (Venus genetrix), auf die sogar Julius Caesar seinen Stammbaum zurückführte.

Der Doppeltempel der Venus und Roma auf dem Forum wurde nach den Plänen von Kaiser Hadrian um 121 n. Chr. begonnen und 135 n. Chr. eingeweiht. Endgültig fertiggestellt wurde er aber erst 141 n. Chr. unter Kaiser Antonius Pius. Er war den die Stadt und den Staat Rom symbolisierenden Göttinnen Venus und Roma geweiht und war mit einer Größe von 100 x 140 Metern seinerzeit der größte Tempel Roms.

Nach einem Brand Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. ließ Kaiser Maxentius um 307 n. Chr. die beiden Tempel mit neuem Grundriss wiedererrichten. Die durch eine Apsis erweiterten Cellae der beiden Tempel, in denen sich jeweils eine Statue von Roma und Venus befanden, lagen Rücken an Rücken, wobei Roma nach Westen zum Kapitol und Venus nach Osten zum Kolosseum schaute.

Venus war nicht nur die Liebesgöttin, sondern der Legende nach auch die Mutter des Stadtgründers Aeneas, der nach der Schlacht um Troja in Latium eine Stadt gründete, die als Mutterstadt Roms galt und aus der die ältesten Geschlechter Roms, wie z.B. das der Julier, hervorgingen.

Im 9. Jahrhundert wurde auf den Ruinen des westlichen Tempels, dem Tempel der Roma, das Kloster Santa Maria Nova errichtet, an das im 15. Jahrhundert die Kirche Santa Francesca Romana angebaut wurde.

Vom Tempel der Venus ist heute nur noch die Apsis mit ihrer Kassettenkuppel übriggeblieben, der Tempel der Roma wurde zum Kloster Santa Maria Nova umgebaut.

Der Tempel der Venus und Roma ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Venere e Roma, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im nördlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo nördlich der Via Sacra zwischen der Basilica di Massenzio und dem Colosseum)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/temple-of-venus-and-roma

Via Sacra

Mitten durch das Forum führt die rund 600 Meter lange Via Sacra, die die wichtigsten öffentlichen Gebäude Roms miteinander verbindet. Unter Kaiser Nero wurde sie zu einer Prachtstraße ausgebaut, die das Kapitol mit der Domus Aurea, Neros Privatpalast, verband.

An der Via Sacra, der „Heiligen Straße“, liegen auf der Strecke zwischen dem Kolosseum und dem Jupitertempel die wichtigsten Gebäude des Forums. Sie war die Hauptstraße des Forum Romanum, auf der auch religiöse Prozessionen oder Trauerzüge für verstorbene Kaiser stattfanden. Zudem verliefen die Triumphzüge siegreicher Feldherren und Kaiser vom Marsfeld und am Circus Maximus vorbei über die Via Sacra und endeten am Jupitertempel auf dem Kapitol. An normalen Tagen flanierten hier römische Bürger, Senatoren unterhielten sich über Politik, Händler machten ihre Geschäfte, aber auch zwielichtiges Gesindel und Prostituierte trieben sich auf ihr herum auf der Suche nach ihren „Kunden“.

Der östliche Teil wurde von Kaiser Nero nach dem großen Brand von Rom 64 n. Chr. begradigt und auf etwa 3 Meter Breite ausgebaut. Er ließ sie mit Tuffsteinplatten pflastern und von Kolonnaden säumen. Abwasserkanäle leiteten das Regenwasser in die Cloca Maxima ab, so dass man beim Flanieren nicht in Schlamm und Unrat versank.

An der Via Sacra befinden sich auch heute noch die interessantesten und wichtigsten Gebäude des Forum Romanum. Sie ist Teil des abgezäunten Bereichs des Forum Romanum, ist aber zwischen Konstantinsbogen und Titusbogen noch frei zugänglich. Nur der westliche Teil gehört zum Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket, das Zutritt zum Kolosseum, Forum Romanum und zum Palatin gewährt).

Lage: Via Sacra, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (Verbindungsstraße zwischen dem Colosseum und dem Forum Romanum)

Domus Aurea

Die schiere Größe des riesigen Palastkomplexes, den Kaiser Nero für sich errichten ließ, zeigt den Größenwahn, dem der Kaiser verfallen war. Heute ist nur noch ein kleiner Teil davon erhalten, der komplett unterirdisch liegt.

Nach dem großen Brand von Rom im Jahr 64 n. Chr. ließ Kaiser Nero sich eine riesige Residenz errichten, die sich über den Palatin, das Tal des Kolosseums und Teile der umliegenden Hügel erstreckte. Die rund 80 Hektar großen Anlage glich eher einem Landgut und bestand aus mehreren Gebäudeteilen, die in eine Parkanlage mit Weinbergen, Wäldern und einem künstlichen See eingebettet waren. Eine etwa 35 Meter hohe Kolossalstatue Neros befand sich neben der Eingangshalle und gab später dem von Kaiser Vespasian errichteten Kolosseum seinen Namen.

Die Reste der bereits 104 n. Chr. durch ein Feuer zerstören Anlage wurden zugeschüttet und dienten anschließend den Trajansthermen als Fundament. Heute ist von der Anlage nur noch ein kleiner Teil des Gebäudekomplexes mit rund 190 x 300 Metern Größe erhalten.

Bei Ausgrabungen, bei denen das Füllmaterial entfernt wurde, kamen noch gut erhaltene Räume zum Vorschein. Diese müssen einst verschwenderisch mit Marmor, Stuck, Fresken, Edelsteinen und Blattgold verziert gewesen sein. Einer der spektakulärsten Räume ist ein achteckiger Speisesaal (aula ottogonala) mit einer goldenen Kuppel, die dem Palast seinen Namen gab. Von der beweglichen Decke aus konnte man einst Blumen und Parfüm auf die Gäste regnen lassen.

Die Domus Aurea ist nur am Wochenende geöffnet. Der Eingang befindet sich im Park Colle Oppio und ist über die Via Labicana zu erreichen. Im Eintrittspreis ist eine verpflichtende Führung enthalten, bei der auch VR-Effekte genutzt werden. Eine vorherige Reservierung ist ratsam.

Lage: Domus Aurea, Via della Domus Aurea 1, 00184 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/the-domus-aurea

Konstantinsbogen

Der Triumphbogen, den der Senat und das Volk von Rom im Jahre 315 n. Chr. errichten ließen, verherrlicht den Sieg des Kaisers Konstantin I. gegen seinen Kontrahenten Maxentius an der Milvischen Brücke, mit dem gleichzeitig das Ende der Christenverfolgung begann.

Der monumentale Triumphbogen wurde 315 n. Chr. anlässlich des zehnjährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Konstantin I. (Konstantin der Große) vom Senat und dem Volk von Rom errichtet und feierte dessen Sieg in der Schlacht an der Milvischen Brücke, in der er nach dem Zerfall der Tetrarchie am 28. Oktober 312 seinen Rivalen Maxentius besiegte. Dieser Sieg leitete den Aufstieg Konstantins zum alleinigen Herrscher Westroms ein, der 324 n. Chr. in die Herrschaft über das gesamte römische Reich mündete.

Mit seiner gewaltigen Größe von knapp 26 Metern Breite, einer Tiefe von 7 Metern und einer Höhe von 21 Metern ist der der größte der drei Triumphbögen rund um das Colosseum und das Forum Romanum. Er liegt direkt an der via triumphalis, der Straße der Triumphzüge. Diese begannen gewöhnlich am Circus Maximus, bogen hier in die via sacra, die Heilige Straße, ab und folgten dieser durch den Titusbogen zum Forum Romanum.

Über dem mittleren der 3 Bögen des Monuments ist eine Widmungsinschrift angebracht, in dem auf den Sieg über Maxentius hingewiesen wird, der Konstantin durch „göttliche Eingebung“ gewährt worden sei. Der Legende nach hatte Kaiser Konstantin am Vorabend der Schlacht eine Vision, in der ihm Christus den Sieg vorhersagte und das der Kaiser als Anlass für das Ende der Christenverfolgungen nahm. Obwohl auf dem Bogen keinerlei christliche Symbole zu sehen sind, wird diese Inschrift in der christlichen Kirchengeschichte als klarer Hinweis auf dieses Wunder interpretiert.

Der Konstantinsbogen diente als Vorlage für das 1850 eingeweihte Siegestor in München, das König Ludwig I. von seinem Hofarchitekten Friedrich von Gärtner errichten ließ. Der Konstantinsbogen ist zwar mit einem Gitter eingefriedet, ansonsten aber jederzeit frei zugänglich.

Lage: Arco di Costantino, Via di San Gregorio (Piazza del Arco di Constantino), 00186 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/arch-of-constantine-and-meta-sudans

Ludus Magnus

Der Ludus Magnus war die größte der ehemals vier von Kaiser Domitian gegründeten Gladiatorenschulen Roms und lag östlich des Kolosseums in einem Tal zwischen dem Esquilin und dem Caelius-Hügel.

Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) ließ direkt neben dem Kolosseum mehrere Gladiatorenschulen errichten, von denen der Ludus Magnus die größte und wichtigste war. Sie war mit dem Kolosseum durch einen unterirdischen Gang verbunden. Der Bau wurde dann von Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.) vollendet und unter Kaiser Hadrian weiter ausgebaut. Während der Regierungszeit von Kaiser Caracalla wurden Renovierungsmaßnahmen durchgeführt.

Die Gladiatorenschulen waren staatlich finanziert und unterstanden kaiserlichen Beamten (procuratores). Wie wichtig die Gladiatorenkämpfe für die Unterhaltung der römischen Bürger waren, zeigt sich auch dadurch, dass der Leiter der Gladiatorenschule (director ludi) zu den bestbezahlten Beamten der kaiserlichen Bürokratie gehörte.

Der etwa 100 x 100 Meter große Gebäudekomplex des Ludus Magnus war mindestens 2 Stockwerke hoch und bestand aus Unterkünften für die Gladiatoren und Gemeinschafts- und Trainingsräumen. In den etwa 4 x 5 Meter großen Zellen lebten meist 2 Gladiatoren zusammen. Im Innenhof befand sich eine 63 x 42 Meter große, ellipsenförmige Trainingsarena, die mit einer Zuschauertribüne für etwa 3000 Zuschauer versehen war.

Mit dem Ende der Gladiatorenkämpfe im benachbarten Kolosseum um das 5. Jahrhundert n. Chr. wurde auch die Gladiatorenschule aufgegeben und diente danach als Baustofflieferant für neue Gebäude.

Die Reste des Ludus Magnus wurden 1937 entdeckt und sind heute noch zu mehr als der Hälfte unter den umgebenden Straßenzügen verborgen. Man kann aber noch gut Teile der Zuschauertribünen der Übungsarena und die Reste der Gladiatorenunterkünfte erkennen.

Das Gelände des Ludus Magnus kann gegen eine geringe Eintrittsgebühr betreten werden, allerdings kann man die Reste der Gladiatorenschule auch gut von außen betrachten.

Lage: Ludus Magnus, Piazza del Colosseo/Ecke Via Labicana, 00184 Roma

Kolosseum (Amphitheatrum Flavium)

Das Kolosseum ist wohl eine der bekanntesten römischen Ruinen und gleichzeitig das Wahrzeichen von Rom. Seinen Namen verdankt es nicht seinen gewaltigen Ausmaßen, sondern einer ursprünglich neben dem Theater aufgestellten, 35 Meter hohen Kolossalstatue von Kaiser Nero.

Das flavische Amphitheater wurde von Vespasian, dem ersten Kaiser der Flavier-Dynastie, um 72 n. Chr. begonnen. Das Areal, das sich Kaiser Nero nach dem Brand von Rom (64 n. Chr.) für seine Privatgärten angeeignet hatte, wurde von Vespasian mit dem Bau des Amphitheaters demonstrativ wieder dem römischen Volk zurückgegeben. Nach dem Tod Vespasians 79 n. Chr. wurde es von dessen Sohn Titus fertiggestellt und mit 100 Tage  andauernden Einweihungsspielen eingeweiht.

Der ellipsenförmige Bau mit einem Umfang von 527 Metern und einer Größe von 156 x 188 Metern war das größte Amphitheater der römischen Welt und fasste 50.000 bis 60.000 Zuschauer. Die Außenfassade war knapp 49 Meter hoch und ist heute noch zu einem Großteil erhalten. Die unteren 3 Geschosse mit je 80 Arkaden wurden von einem massiver gebauten vierten Stockwerk gekrönt, das von kleineren Fenstern durchbrochen war. Hier waren im Inneren Löcher für die Masten angebracht, an denen Sonnensegel zur Beschattung der Zuschauerränge aufgezogen werden konnten.

Die Sitzreihen waren in 6 Ränge unterteilt. Der unterste Rang, in dem sich auch die Kaiserloge und die Sitzplätze der Vestalinnen befanden, war den Senatoren vorbehalten, die mittleren Ränge den männlichen Bürgern, während der oberste Rang für Frauen, Sklaven und die unteren Schichten vorgesehen waren.

Die Theaterarena, die 54 x 86 Meter groß war, besaß zwei Zugänge: die porta triumphalis im Westen, über die die Gladiatoren in die Arena einzogen, und die porta libitinaria im Osten, durch die die Toten und Verletzten abtransportiert wurden. Hier lag auch der Zugang zu den Katakomben, in denen sich Kerker, Käfige und technische Einrichtungen wie Aufzüge und Rampen befanden, und zusätzlich ein Gang, der direkt zur östlich gelegenen Gladiatorenschule (ludus magnus) führte.

Das Kolosseum, in dem neben Seeschlachten (naumachiae) und Wagenrennen auch Tierhatzen (venationes), Gladiatorenkämpfe (munera) und Gefangenenhinrichtungen (damnatio) veranstaltet wurden, war rund 450 Jahre lang in Betrieb. Die Spiele wurden in der Regel von Mitgliedern des Kaiserhauses ausgerichtet und der Eintritt war für die Bürger Roms kostenlos. Das Prinzip „Brot und Spiele“ (panem et circenses) sollte das Volk bei Laune halten und verhindern, dass es sich gegen die Regierung erhob.

Das Kolosseum ist täglich gegen Eintritt geöffnet. Im 2. Geschoss ist ein Museum untergebracht mit einer Dauerausstellung, die weitere Informationen zur Geschichte des Kolosseums, dem Leben der Gladiatoren und den Erkenntnissen der Ausgrabungen gibt. Mit dem Roma-Pass kann man einen eigenen Zugang (Skip the line) nutzen, mit dem man sich einen großen Teil der oftmals langen Warteschlangen ersparen kann, eine vorherige Reservierung ist allerdings obligatorisch. Es gibt ein Kombiticket, in dem neben dem Kolosseum auch der Eintritt zum Forum Romanum und zum Palatin enthalten ist. Der Zugang zur Arena und den Katakomben ist gegen Aufpreis möglich und es sind zudem auch Audioguides erhältlich.

Lage: Colosseo, Parco archeologico del Colosseo, Piazza del Colosseo 1, 00184 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/the-colosseum

Blick auf die Tribünen und die Arena des Kolosseums

Römische Käse-Kräuter-Creme

Bei den Kräutern für Moretum kann man gerne variieren und z.B. Petersilie, Dill, Minze, Liebstöckel, Bohnenkraut oder Thymian verwenden. Der Aufstrich passt wunderbar zu panis militaris oder Mostbrötchen, schmeckt aber auch auf Baguette oder Ciabatta.

Zutaten (für 4 Portionen):

  • 500 g Fetakäse (am besten Schafs- oder Ziegenfeta)
  • 1-2 Knoblauchzehen
  • 2-3 Stängel Selleriegrün
  • etwas Dill
  • etwas Koriandergrün
  • 1-2 Ästchen Weinraute
  • Olivenöl
  • Essig
  • Salz, Pfeffer

Den Fetakäse am besten durch ein Sieb streichen und den geschälten Knoblauch durch die Presse dazudrücken.

Die Kräuter fein hacken und zum Feta geben. Mit Olivenöl zu einer geschmeidigen Masse verrühren und diese mit Essig, Salz und Pfeffer pikant abschmecken.

Das Moretum vor dem Servieren mindestens 1 Stunde durchziehen lassen.

Römischer Würzwein

Der Wein kann kalt oder heiß getrunken werden und passt gut als Aperitiv. Mastix, den man beispielsweise in griechischen Feinkostläden erhält, gibt dem Wein ein herbes Aroma.

Zutaten (für ca. 1 Liter):

  • 0,75 l Weiß- oder Rotwein
  • 165 g Honig
  • 1-2 Lorbeerblätter
  • 6-8 schwarze Pfefferkörner
  • 4-6 Korianderkörner
  • 2-3 Ästchen Weinraute
  • 4-5 Mastixperlen

Etwa 150 ml Wein zusammen mit dem Honig aufkochen. Die Lorbeerblätter, grob geschrotete Pfeffer- und Korianderkörner, die Weinraute und den Mastix zugeben und alles zusammen kurz aufkochen lassen. Abkühlen lassen und über Nacht ziehen lassen.

Am nächsten Tag den Weinansatz durch ein Sieb filtern, den restlichen Wein zugeben und alles nochmal etwa 1 Woche an einem kühlen Ort ziehen lassen.

Den Gewürzwein vor dem Servieren aufschütteln und im Sommer kühl, im Winter heiß servieren.

Römerstadt Carnuntum

In Carnuntum erhebt sich heute ein ganzes römisches Stadtviertel aus seinen antiken Grundmauern und präsentiert sich dem Besucher so, wie es im frühen 4. Jahrhundert n. Chr. ausgesehen haben könnte. Man hat den Eindruck, die Bewohner wären nur kurz fortgegangen und würden gleich zurückkehren.

Schon in vorrömischer Zeit bestand an der Kreuzung der Donau mit der Bernsteinstraße eine Keltensiedlung, deren latinisierter Name auf den keltischen Tier- und Fruchtbarkeitsgott Cernunnos („der Gehörnte“) zurückgeführt werden kann.

Um das Jahr 6 n. Chr. errichtete Kaiser Tiberius hier ein befestigtes Winterlager, das unter Kaiser Claudius um 40/50 n. Chr. zu einem stationären Legionslager ausgebaut wurde. Einige Kilometer westlich des Lagers entstand schon bald darauf eine Zivilstadt und Carnuntum stieg zu einem der bedeutendsten Militär- und Verwaltungsstandorte der Donauregion auf.

Zwischen 103 und 107 n. Chr. verlegte Kaiser Trajan den Sitz des Statthalters (legatus Augusti pro praetore) der Provinz Oberpannonien hierher und unter Kaiser Hadrian erhielt die Zivilsiedlung um 124 n. Chr. das Stadtrecht als Municipium Aelium Karnuntium (M.A.K.). Kaiser Marc Aurel hielt sich während der Markomannenfeldzüge zwischen 171 und 173 n. Chr. hier auf und Kaiser Septimius Severus wurde hier 193 n. Chr. von den pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen. Zum Dank dafür erhob er die Stadt 194 n. Chr. zur Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum (C.S.A.A.K.).

Im Jahr 308 n. Chr. fand in Carnuntum unter Leitung von Diokletian die „Kaiserkonferenz“ statt, die die Machtverhältnisse der Tetrarchenzeit neu regeln sollte. Die Auswirkungen dieser Konferenz ermöglichten nicht nur die rasante Ausbreitung des Christentums, sondern bescherten Carnuntum auch einen neuerlichen Bauboom. Nach einem schweren Erdbeben um 350 n. Chr. begann jedoch der langsame Niedergang der Stadt, der 433 n. Chr. mit der Aufgabe der Provinz Pannonia endete.

Während der Zeit der größten Ausdehnung lebten in den Militär- und Zivilbereichen von Carnuntum um die 50.000 Einwohner und etwa 6.500 Soldaten auf einer Fläche von ca. 1.000 Hektar. Die von einer Stadtmauer umgebene Zivilstadt war rund 67 Hektar groß, die Lagerstadt etwa 120 Hektar.

Seit etwa 1870 finden in Carnuntum Ausgrabungen statt. Ein erstes Freilichtmuseum entstand in den 1950er Jahren, der Archäologiepark wurde 1988 eröffnet. Im Rahmen eines Archäologieprojektes wird das Gelände der Zivilstadt seit 2001 nach und nach erforscht und die Gebäude und deren Inneneinrichtung anhand der archäologischen Befunde mit antiken Mitteln und experimenteller Archäologie originalgetreu nachgebaut und weiter ergänzt. Bisher sind von der Gesamtfläche erst ca. 0,5% ausgegraben, dennoch ist das bisherige Ergebnis beeindruckend.

Der Rundgang durch das Römische Stadtviertel beginnt im Eingangsgebäude und führt zunächst durch eine rekonstruierte Gräberstraße, einen Multimediaraum und eine kleine Ausstellung mit Repliken römischer Feldzeichen der in Carnuntum stationierten Einheiten. Ein Modell im Maßstab 1:300, das Carnuntum um das Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. zeigt, gibt einen guten Überblick über die Lage und Ausdehnung der Militär- und Zivilsiedlungen.

Am Kaiserkonferenz-Monument vorbei erreicht man den sogenannten „Spaziergarten“ des römischen Stadtviertels und erhält einen ersten Überblick über das Gelände. Über die Südstraße, die einen Häuserblock (insula) mit privaten Wohngebäuden von einem Viertel mit öffentlichen Gebäuden trennt, betritt man nun das Haus des Ölhändlers (Haus I). Dieses besteht aus einem zur Straße gelegenen Gewerbebereich, einem zentralen Wohnbereich mit mehreren mit Mosaikböden ausgestatteten Wohnräumen und einem Garten mit Nutz- und Zierpflanzen. Seit 2019 ist das Gewerbegebäude mitsamt Inneneinrichtung vollständig rekonstruiert und zeigt das Ladengeschäft eines Ölhändlers.

Das benachbarte Haus des Lucius (Haus II) gehörte dem Tuchhändler Lucius Maticeius Clemens und ist ein typisches Wohnhaus der wohlhabenden römischen Mittelschicht. Dem Wohnhaus war ein Gewerbebereich mit 2 Töpferöfen vorgelagert. Über einen kleinen Hof erreichte man über einen Vorraum den Innenhof, neben dem sich die Küche befand. Daran schlossen sich ein Geschäftsraum und ein mit Fußbodenheizung versehener Wohnraum an und dahinter eine Veranda, die zum Garten führte. Im Obergeschoss befanden sich die Schlaf- und Gesinderäume. Dieses Haus wurde zwischen 2005 und 2006 als erstes Gebäude in Carnuntum komplett rekonstruiert.

In Haus III und Haus V, von denen nur die Grundmauern konserviert wurden, gibt es bisher noch keine Funde, die Aufschluss über ihre mögliche Funktion geben. Sie waren aber sicher ebenfalls Gewerbe- und Wohnhäuser. Das zwischen den beiden Häusern gelegene und 2013 teilrekonstruierte Domus Quarta (Haus IV) war ein aufwendig und luxuriös ausgestattetes Wohnhaus mit einen eigenen kleinen Badebereich (balneum). In den Mosaikbändern des einzigen in situ verbliebenen Fußbodenmosaiks des Stadtviertels waren in der Antike wohl figürliche Darstellungen eingelegt.

Auf der anderen Seite der Südstraße liegt die rund 2000 qm große Villa Urbana, eine Stadtvilla eines wohlhabenden Römers aus der Oberschicht, die bis zum Jahr 2008 etwa zur Hälfte rekonstruiert wurde. Die Repräsentationsräume, die Küche und einige Wohnräume und vor allem der große Hauptsaal mit der steinernen Halbkuppel über der Apsis und den originalgetreu rekonstruierten Wandmalereien sind auch heute noch imposant. Im Wirtschaftshof befand sich die Feuerstelle (praefurnium) für die Fußbodenheizungen und eine Loggia öffnete sich zum Innenhof mit Garten.

Der neben der Villa Urbana gelegene Bau gab den Forschern lange Jahre Rätsel auf. Heute meint man, dass es sich um eine Herberge (mansio) handelt. Dafür spricht die unmittelbare Nähe zur Therme und einer Gaststätte. Aber auch die Funktion als Lazarett (valetudinarium), Lagerhalle (horreum) oder Markthalle (marcellum) wäre plausibel.

Zum wohl beeindruckendsten Gebäude gehört die Römische Therme, die bis 2011 rekonstruiert wurde und heute voll funktionsfähig ist. Mit ihrer Fläche von ca. 1500 Quadratmetern war sie jedoch nur eine der kleineren Stadtteilthermen. Der Eingang lag an der Nordstraße, wo sich auch eine Gaststätte (thermopolium) befand. An der mit 16 „Sitzplätzen“ ausgestatteten Latrine vorbei erreichte man zunächst die Eingangshalle (basilica thermarum), in der sich neben dem Umkleidebereich (apodyterium) auch Ruhebereiche und Massageräume und der Zugang zum Sportgelände (palaestra) befanden. Über den Kaltbadebereich (frigidarium) mit Kaltwasserbecken (piscina) und das Laubad (tepidarium) ging man dann in den Warmbadebereich (caldarium) mit Warmwasserbecken (alveus). In einem der abzweigenden Räume, in denen heute die Reste der originalen Hypokaustenpfeiler zu sehen sind, gab es vielleicht auch ein Heißbad (sudatorium).

Die Nordstraße begrenzt den von der Therme, der Herberge und der Villa Urbana gebildeten Häuserblock nach Norden. Sie war von Säulenhallen (portikus) gesäumt, die als überdachter Gehsteig dienten. Hier wurde das Original-Straßenpflaster verlegt, unter dem die römische Kanalisation auch heute noch funktionsfähig ist.

Die Römerstadt Carnuntum, die seit 2021 auch zum UNESCO-Welterbe „Grenzen des römischen Reiches – Donaulimes“ gehört, ist von Mitte März bis Mitte November täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Römischen Stadtviertel auch für das Amphitheater der Militärstadt und das Museum Carnuntium gültig. An den Wochenenden und nach Vereinbarung werden geführte Themenrundgänge durch das Stadtviertel angeboten.

Rund ums Jahr gibt es in Carnuntum verschiedene Festivals und Veranstaltungen wie z.B. das „Römerfestival Carnuntum“ im September mit römischen Legionären, Reiterei, Gladiatoren und Händlern, oder das „Fest der Spätantike“ im August mit Living-History-Akteuren aus ganz Europa, ein Kinderfest und Aktionstage. In der Villa Urbana werden auch Abende mit römischen Gaumenfreuen veranstaltet.

Lage: Römerstadt Carnuntum, Hauptstraße 1A, 2404 Petronell-Carnuntum

Links: www.carnuntum.at; www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/roemisches-stadtviertel

Museum Auxiliarkastell Petronell-Carnuntum

Im Keller des Kulturhauses von Petronell-Carnuntum befindet sich ein einzigartiges Architekturbauwerk aus römischer Zeit: die Kreuzung eines römischen Hauptabwasserkanals mit einer Trinkwasserleitung, bei der der Abwasserkanal entgegen der römischen Bauvorschriften über die Trinkwasserleitung geführt wurde.

Das Reiterkastell von Carnuntum wurde 1977 bei Bauarbeiten für ein Siedlungsgebiet entdeckt. Es stammt aus der Zeit zwischen 81 und 96 n. Chr. und wurde unter Kaiser Domitian zur Verstärkung des bereits bestehenden Legionslagers errichtet. Es war für eine Reitereinheit von ca. 500 Mann (ala quinquenaria) ausgelegt und war etwa 4 Hektar groß. Es wurde mehrfach umgebaut und bestand bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Bei den Ausgrabungen kamen neben Resten der Mannschaftsbaracken, Stallungen und einem Kastellbad auch eine außergewöhnliche „Wasserkreuzung“ zutage, die mit einem Schutzbau versehen wurde, der nach und nach zu einem Kulturhaus und Museum ausgebaut wurde. Seit 1989 werden hier immer wieder verschiedene Ausstellungen gezeigt, doch erst seit 2008 ist das Museum fertig eingerichtet und konnte danach auch offiziell eröffnet werden.

Die Ausstellung gliedert sich in mehrere Bereiche. Raum 1 zeigt die Ausstellung „Antike Wassertechnik in Carnuntum“ mit Teilstücken von Kanälen, Wasserrohren aus Blei und Ton und Teilen von Brunnen. In Raum 2 befindet sich die Dauerausstellung „Das Reiterlager in Carnuntum“ mit Informationen über die Entdeckung und Ausgrabungen des Reiterkastells und die hier ab 118 n. Chr. stationierte Reitereinheit Ala I Thracum victrix. In einem weiteren Raum im Keller wird mit dem Thema „Gräber und Totenkult im Raum Carnuntum“ der römische Totenkult mithilfe von rekonstruierten Originalgräbern und deren Grabbeigaben erläutert. Im Museumsgarten befindet sich außerdem noch ein Lapidarium mit 12 Grabsteinen, die aus dem Gräberfeld des Kastells stammen.

Das Herzstück des Museums, das sich im Keller des Museums befindet, ist jedoch ein Kuriosum, das den strengen römischen Bauvorschriften absolut zuwiderläuft und bisher auch nirgendwo anders gefunden wurde: in der Ausgrabung im zentralen Raum sieht man einen antiken Abwasserkanal, der sich mit einer Trinkwasserleitung kreuzt. Statt die Abwasserleitung aus Hygienegründen unterhalb der Frischwasserleitung zu verlegen, wurde sie darüber geführt. Offenbar ließ sich das bautechnisch nicht vermeiden, so dass das Bauwerk sicherheitshalber sowohl aus massiven Mauern als auch zusätzlich aus wasserdichtem Beton (opus caementitium) gefertigt war. Ein weiteres interessantes Baudetail in der Wasserkreuzung ist ein Sandfang, in dem das Frischwasser von Schwebstoffen gereinigt werden konnte.

Das Museum Auxiliarkastell, das von ehrenamtlichen Mitgliedern des örtlichen Museumsvereins betrieben wird, ist von Anfang Mai bis Ende Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen oder nach vorheriger Voranmeldung geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind jedoch willkommen.

Lage: Museum Auxiliarkastell Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 78, 2404 Petronell-Carnuntum (im Kulturhaus des Ortes)

Links: www.auxiliarkastell.at; www.facebook.com/Auxiliarkastell

Museum Carnuntinum

Im Laufe der Jahre kamen in Carnuntum so viele interessante Fundstücke zum Vorschein, dass sie im Museum Carnuntium einen eigenen Präsentationsort erhielten. Im Museumsgebäude, das einer römischen Stadtvilla nachempfunden ist, werden die interessantesten und wichtigsten Stücke präsentiert und dabei immer wieder neue Sonderausstellungen konzipiert.

Die große Anzahl der Funde, die in den Ausgrabungen von Carnuntum entdeckt wurden, ließ schon bald den Ruf nach einem angemessenen Unterbringungsort folgen. Mit der Gründung der „Gesellschaft der Freunde Carnuntums“ im Jahr 1885 sollten mehrere private Sammlungen zusammengeführt und hierfür ein eigenes „Schatzhaus“ errichtet werden. Zudem war auch die Erforschung und Ausgrabung des römischen Carnuntum ein wichtiges Ziel der Gesellschaft, in der sich viele Förderer und Mäzene aus dem Adel zusammentaten.

Das Museum wurde in einem eigens hierfür errichteten Gebäude in Bad Deutsch-Altenburg eingerichtet, das schon von außen an eine römische Landvilla erinnert, und 1904 vom österreichischen Kaiser Franz Joseph I. persönlich eröffnet. Nach einer umfassenden Modernisierung und Neugestaltung wurde das zwischenzeitlich größte Römermuseum in Österreich im Jahr 1992 wiedereröffnet.

Im Museum haben sich inzwischen über 2 Millionen Fundstücke aus der Militär- und der Zivilstadt von Carnuntum angesammelt, die in immer wieder wechselnden Sonderausstellungen ausgestellt werden. Hierzu gehören beispielsweise Gegenstände aus dem Soldatenalltag, wie Waffen, römische Helme oder Schilde. Auch Objekte aus dem öffentlichen Leben, wie z.B. Statuen, Reliefs, Mosaike, Fresken Münzen und Schmuckstücke oder Fundstücke aus dem Totenkult und der Glaubenswelt, wie z.B. Götterstatuen, Grabsteine und Graburnen werden präsentiert. Im Erdgeschoss befindet sich zudem der Nachbau einer antiken Mithrasgrotte mit dem Kultbild der Stiertötung durch den Gott Mithras, das aus dem 1894 im Osten der Zivilstadt entdeckten Mithräum stammt.

Die Ausstellung “Der Adler Roms – Carnuntum und die Armee der Caesaren”, die sich dem römischen Militär, dem Alltagsleben, der Glaubenswelt, dem Totenkult der Römer und der Siedlungsgeschichte von Carnuntum als wichtigem Stützpunkt am Donaulimes widmet, läuft noch bis Ende 2021. Highlights sind hier vor allem der komplett mit Helm, Schild und Waffen ausgerüstete römische Reiter und ein militärisches Signalhorn (cornu).

Das Museum Carnuntium ist von Mitte März bis Mitte November täglich geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Museum Carnuntium auch gültig für das Römische Stadtviertel und das Amphitheater der Militärstadt. Neben der Dauerausstellung gibt es wechselnde Sonderausstellungen.

Tipp: Am besten besucht man das Museum am Ende des Tages, denn nach Vorlage des mit den Stempeln aller 3 Museumsstätten im Museums-Pass kann man im Eingangsbereich des Museums selbst eine Erinnerungsmünze prägen.

Lage: Museum Carnuntinum, Badgasse 42 40-46, 2405 Bad Deutsch-Altenburg

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/museum-carnuntinum

Heidentor Carnuntum

Das Heidentor ist heute das wohl bekannteste römische Monument Österreichs und gleichzeitig Wahrzeichen von Carnuntum, dem es in stilisierter Form auch als Logo dient. Es stammt aus der Spätantike und ist vermutlich ein Siegesdenkmal, das zu Ehren des Kaisers Constantius II. errichtet wurde.

Die monumentalen Reste eines Triumphalmonuments (quadrifrons) aus der Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. befinden sich etwa 900 Meter außerhalb der Zivilstadt von Carnuntum an der Richtung Süden führenden Straße nach Sopron (Scarbantia). Hierbei handelt es sich um ein Siegesdenkmal für Kaiser Constantius II., der zwischen 357 und 359 n. Chr. in Pannonien erfolgreiche Feldzüge gegen die Quaden und Sarmanten führte.

Vom würfelförmigen Bau mit den Seitenlängen und einer Höhe von je 14,5 Metern sind heute nur noch 2 Pfeiler mit einem der ehemals 4 Bögen erhalten, die exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. In der Mitte befand sich eine überlebensgroße Statue, die wahrscheinlich den Kaiser Constantius II. darstellte und seine Siege verherrlichen sollte.

Die genaue Funktion des Monuments ist bisher noch nicht ganz geklärt. Vielleicht markierte der Bogen in der Antike einfach nur eine wichtige Straßenkreuzung oder er war Teil einer militärischen Aufmarschzone, in der sich größere Truppenverbände zu Feldzügen sammelten.

Das Monument wurde nach Abzug der Römer als Steinbruch genutzt und erst wieder im 13. Jahrhundert als Grabmal des Riesen Theuto erwähnt. In der Renaissance wurde es als Stadttor oder auch als „heydnisch Thor“ interpretiert – was ihm den heutigen Namen einbrachte.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erste Versuche unternommen, die Bausubstanz zu sichern und ab 1891 fanden erste Grabungen statt. Nach einer aufwendigen Generalsanierung zwischen 1998 und 2001 ist das Heidentor, obwohl nur noch zu etwa einem Drittel erhalten, noch immer ein imposanter Anblick.

Informationstafeln, Visualisierungen und ein Modell des Tors geben dem Besucher vor Ort weitere Informationen und man erhält dabei eine gute Vorstellung vom antiken Aussehen des Denkmals.

Das Heidentor ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Heidentor, Heidentorgasse, 2404 Petronell-Carnuntum (vom Parkplatz des römischen Stadtviertels zu Fuß in ca. 15 Minuten erreichbar, es gibt aber auch einen Parkplatz direkt am Heidentor)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/heidentor

Gladiatorenschule Carnuntum

Die Entdeckung der der Gladiatorenschule (ludus) von Carnuntum war eine kleine Sensation und ihr Grundriss konnte von den Forschern noch gut rekonstruiert werden, da das Gelände während der Jahrhunderte nie besiedelt wurde. Heute vermittelt die rekonstruierte hölzerne Übungsarena ein gutes Bild des einstigen Aussehens.

Bei der 2011 entdeckten Gladiatorenschule handelt es sich um die bisher einzige, von der der genaue Grundriss vollständig ermittelt werden konnte, da hier im Gegensatz zu anderen Standorten im Laufe der Zeit keinerlei spätere Überbauung stattgefunden hatte.

Bei der Erforschung und Auswertung der geophysikalischen Messungen des etwa 12.000 qm großen Gesamtareals konnte festgestellt werden, dass es von der Gladiatorenschule einen direkten Zugang zum Amphitheater gab. Dieser war mit Flankenmauern gesichert, denn Gladiatoren waren meist Sklaven, verurteilte Kriminelle oder Kriegsgefangene und mussten daher auch an einer möglichen Flucht gehindert werden.

Auch das Gebäude selbst, ein um einen Innenhof gebauter, 2.800 Quadratmeter großer Komplex mit 4 Gebäudetrakten, ähnelte eher einem Gefängnis als einer Kaserne und die ca. 5 Quadratmeter großen, zellenartigen Stuben boten den 40 bis 60 Gladiatoren nur wenig Komfort. Dennoch gab es hier auch einen Badetrakt, Gemeinschafts- und Verwaltungsräume, einen Wohntrakt für den Besitzer der Gladiatorenschule (lanista) und sogar eine mit Fußbodenheizung versehene Trainingshalle für die kalte Jahreszeit.

Im Innenhof lagen ein runder Übungsplatz und eine hölzerne Übungsarena in der die Gladiatoren täglich für ihren Einsatz im Amphitheater üben konnten. An das Gebäude schlossen sich im Norden ein ummauertes Hofareal und im Südwesten ein eigener Friedhof für die Gladiatoren an.

Im Jahr 2014 wurde die insgesamt 19 Meter große runde Übungsarena am Originalstandort und originalgetreu in Holzbauweise rekonstruiert. Rund um die Arena mit 14 Metern Durchmesser, in deren Mitte ein Übungspfahl (palus) stand, liegen die beiden Zuschauerreihen, von denen man einen guten Blick auf das Geschehen hat.

Die Arena wird auch heute für Veranstaltungen genutzt, beispielsweise während des Römerfestivals, bei dem man die Übungskämpfe der Gladiatorentruppe Familia Gladiatoria Carnuntina verfolgen kann.

Die Gladiatorenschule ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Gladiatorenschule, Weg zum Amphitheater 1, 2404 Petronell-Carnuntum (wenige Schritte westlich neben dem Amphitheater der Zivilstadt)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/amphitheater

Amphitheater Zivilstadt Carnuntum

Nach der Erhebung zur Stadt Municipium Aelium Karnuntum wurde außerhalb der Stadtmauern auch ein Amphitheater errichtet, das etwa 13.000 Personen Platz bot. Die noch gut erhaltenen Mauern geben einen guten Eindruck von der einstigen Größe der Arena, die auch heute noch zu den größten Stadien Österreichs gehören würde.

Außerhalb der Stadtmauern der Zivilstadt wurde das Amphitheater um 124 n. Chr. unter Kaiser Hadrian errichtet, im Zuge der Erhebung zur Stadt Municipium Aelium Karnuntum. Während seiner Nutzung bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gebäude mehrfach umgebaut. Hier fanden neben Gladiatorenkämpfen auch Tierhatzen und öffentliche Hinrichtungen statt.

Die etwa 52 x 68 m große Arena besitzt eine merkwürdig ungleichmäßige Ellipsenform, die entweder ein Baufehler war oder der baulichen Anpassung an eine bereits vorhandene Senke geschuldet ist. Das gesamte Gebäude hatte eine Größe von etwa 111 x 127 Metern und die 12 Zuschauerreihen, die über einem Steinbau aus einer Holzkonstruktion bestanden, boten Platz für ca. 12.000 bis 13.000 Personen. Sie erhoben sich bis zu einer Höhe von 18 Metern um die Arena und konnten über Treppentürme und Stiegen erreicht werden. An der Ostseite gab es direkt an der Podiumsmauer zusätzliche Logen für Honoratioren und Ehrengäste.

Nach Norden bzw. Süden ausgerichtet lagen die beiden Haupttore, während die Durchgänge im Westen und Osten zu den Tierkäfigen (carceres) führten. Am Nordtor gab es außerdem ein Nemesis-Heiligtum (nemeseum), das vor dem Kampf von den Gladiatoren gerne besucht wurde, um für einen glücklichen Ausgang zu bitten.

Am südlichen Zugangskorridor wurde bei den Ausgrabungen ein sechseckiges Wasserbecken aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. entdeckt, in dem Weihealtäre für Nemesis Diana und Fortuna Karnuntina verbaut wurden. Nach dem Verbot von Gladiatorenspielen Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde das Amphitheater vermutlich für andere Zwecke genutzt und die Weihealtäre aus dem Nemeseum wurden im nun christlich genutzten Taufbecken (baptisterium) wiederverwertet.

Das Amphitheater der Zivilstadt ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Amphitheater Zivilstadt, Weg zum Amphitheater 1, 2404 Petronell-Carnuntum (vom Parkplatz des römischen Stadtviertels zu Fuß in 5 bis 10 Minuten erreichbar)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/amphitheater

Landesmuseum Burgenland Eisenstadt

Im Landesmuseum Burgenland wird in der Dauerausstellung „LebensBilder, LebensRäume, LebensSpuren“ die kulturelle, geschichtliche und archäologische Vielfalt des Burgenlands dargestellt. Absolutes Highlight sind hierbei die prachtvollen Originalmosaike aus der Kaiservilla Bruckneudorf.

Das Landesmuseum Burgenland ist ein Universalmuseum, das sich der Menschheitsgeschichte der der österreichisch-ungarischen Grenzregion Burgenland über einen Zeitraum von rund 8.000 Jahren widmet.

Der Bereich „LebensBilder“ im Erdgeschoss befasst sich dabei mit dem Burgenland und seiner kunsthandwerklichen und religiösen Tradition wie z.B. dem Blaudruck oder der Bedeutung des Heiligen Martin, des burgenländischen Landespartons.

Der Ausstellungsteil „LebensRäume“ im Obergeschoss beschäftigt sich mit der pannonisch-burgenländischen Musiktradition, den Komponisten Joseph Haydn und Franz Liszt, mit burgenländischen Volksgruppen, der Tier- und Pflanzenwelt und der Geologie des Burgenlands und der Region um den Neusiedler See.

Im Untergeschoss befindet sich unter dem Motto „LebensSpuren“ die zweitgrößte archäologische Sammlung Österreichs. Als zentrales Highlight sind hier die prächtigen Mosaike aus der römischen Kaiservilla von Bruckneudorf zu sehen und es gibt eine umfangreiche Sammlung römischer Grabstelen und Reliefs. Außerdem wird hier die Bedeutung der römischen Bernsteinstraße für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region beleuchtet.

Seit Anfang 2025 wird das Museum saniert und barrierefrei umgebaut und ist daher vorübergehend geschlossen. Es soll aber im Jahr 2026 wiedereröffnet werden. Das Museum ist dann voraussichtlich zwischen Dreikönig und Martini (11. November) täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet (der Eintritt ist mit der Neusiedler See Card oder der Museumskarte Eisenstadt frei). Es werden jährlich wechselnde Sonderausstellungen angeboten, auch zum Thema Römer, wie z.B. im Jahr 2018 „Neue Straßen auf alten Pfaden – Archäologie und Straßenbau im Burgenland“ oder im Jahr 2015 „Merkur, Mars & Co. – Antike Götter im Supermarkt“. Außerdem gibt es Themenführungen für Gruppen oder Workshops.

Lage: Landesmuseum Burgenland, Museumgasse 1, 7000 Eisenstadt

Link: landesmuseum-burgenland.at

Kaiservilla Bruckneudorf

Die Mosaike in der Kaiservilla in Bruckneudorf sind mit etwa 500 qm Fläche der bislang größte gefundene römische Mosaikkomplex Österreichs. Die Originale sind heute im Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt zu sehen, vor Ort wurde die Struktur der Mosaike anhand verschiedenfarbiger Pflasterungen nachgestellt.

Das römische Landgut in Bruckneudorf war nicht weit von Carnuntum entfernt und gehörte sicherlich zum Versorgungsnetzwerk des Legionslagers. Auf dem von einer Mauer umgebenen Hofareal (fundus) mit ca. 12,5 ha Fläche wurde bereits in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Landwirtschaft betrieben.

Die Villa durchlief im Laufe ihres ca. 350 Jahre langen Bestehens mehrere Bauphasen. Ein erstes kleineres Holzgebäude wurde bereits in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Dieses wurde dann in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch einen Fachwerkbau mit Steinfundament ersetzt, bei dem die Räume um einen Innenhof gruppiert waren. An der hier festgelegten Gebäudeausrichtung orientierten sich größtenteils auch die späteren Bauphasen.

Um das Ende des 2. Jahrhunderts wurde das Haupthaus komplett in Stein ausgebaut. An der Südostseite entstanden die beiden 2stöckigen Eckrisaliten, die durch einen Säulengang (portikus) verbunden waren. Die Räume waren teilweise mit Fußboden- und Wandheizungen ausgestattet und mit Mosaiken verschönert.

Etwa Mitte des 4. Jahrhunderts wurde die Villa in eine prachtvolle Palastanlage mit 34 Räumen umgewandelt. Der Innenhof wurde zugunsten von neuen Räumen aufgegeben, die Eckrisaliten mit Apsiden erweitert, im Nordosten wurde ein großer Saal mit halbrunder Apsis (aula) angefügt und insgesamt 11 Räume der Nordostseite erhielten prächtige Mosaike. Die Wände waren ebenfalls mit prachtvollen Fresken bemalt, allerdings sind hiervon nur noch wenige Reste erhalten.

Sicher wurden nicht alle Räume als Wohnräume genutzt, sondern einige wohl auch als Amtsstuben, während die große Aula als Audienzsaal diente. Ob die Villa als Ersatz für den bei einem Erdbeben zerstörten Statthalterpalast von Carnuntum gedient hatte oder um 375 n. Chr. die Familie des Kaisers Valentinian I. beherbergte, ist unter Wissenschaftlern bisher noch umstritten.

Im 5. Jahrhundert wurde die Villa abermals geringfügig umgebaut, bevor sie dann bei einem Brand zumindest teilweise zerstört wurde.

Reste von römischen Gräbern und Grabsteine wurden hier bereits im 19. Jahrhundert gefunden, erste wissenschaftliche Ausgrabungen des Hauptgebäudes fanden 1931 und nochmals zwischen 1949 und 1955 statt. Hierbei kamen neben dem Hauptgebäude und der Umfassungsmauer auch einige Nebengebäude zum Vorschein, wie z.B. ein Getreidespeicher, ein Wirtschaftshof mit Schmiede und Stallungen, das Badegebäude, Gesindewohnhäuser und Torbauten. Von den prachtvollen Mosaiken wurde nur ein kleiner Teil ausgehoben, die restlichen wurden wieder zugeschüttet.

Erst zwischen 1975 und 1977 wurden auch die verbliebenen Mosaike ausgegraben und größtenteils ins Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt gebracht, wo man sie heute besichtigen kann. Von den ursprünglichen 500 qm Mosaikfläche konnten dabei ca. 320 qm restauriert werden. Um noch einen optischen Eindruck der ursprünglichen Mosaike zu erhalten, wurde zumindest ihre Struktur mit verschiedenfarbigen Pflasterungen angedeutet.

Die Gelände der Kaiservilla Bruckneudorf ist jederzeit frei zugänglich. Ein informativer Rundgang mit Schautafeln führt den Besucher durch die einzelnen Räume. Vom aus dem Aushub der Ausgrabungen aufgeschütteten Hügel erhält man einen guten Überblick über die Gesamtanlage.

Lage: Römische Palastanlage, Güterweg Bruckneudorf-Straßheide, Gemeinde Bruckneudorf (Ausfahrt 40/Parndorf der Ostautobahn A 4, dann auf die Bundesstraße 10 Richtung Parndorf und den Schildern folgend nach ca. 250 m links abbiegen)

Link: kaiservillabruckneudorf.com

Römische Villa Aubüheln

Die Villa Rustica von Höflein, die im Hinterland des Donaulimes und in der Nähe von Carnuntum liegt, gehörte wahrscheinlich einem ehemaligen Legionär, der neben landwirtschaftlichen Produkten auch Wein anbaute.

In Höflein weisen noch mehrere archäologische Reste auf die Anwesenheit der Römer im Hinterland des Donaulimes hin. So gab es mehrere römische Landgüter (villa rustica), von denen die Villa von Aubüheln heute wieder sichtbar gemacht wurde. Dieses Landgut wurde in der Spätantike errichtet und bestand etwa ab Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. bis Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. Vermutlich gehörte das Landgut einem Veteranen aus Carnuntum, der hier auf einer Fläche von ca. 300 ha neben Landwirtschaft auch Weinanbau betrieb und so zur Versorgung des Legionslagers von Carnuntum beitrug.

Archäologische Ausgrabungen des 1990 ins Leben gerufenen Archäologieprojekts Höflein legten zwischen 1992 und 1996 das etwa 19,6 x 13,6 m große Haupthaus des Landguts frei, das an der zur Talseite ausgerichteten Südwestseite eine Apsis und einen rechteckigen Vorbau besaß. Das Gebäude war in einen Wohn- und einen Wirtschaftsbereich geteilt, die sich um einen Innenhof gruppierten, in dem sich auch die Heizöffnung (praefurnium) für die Heizung des großen Wohnraumes an der Westseite befand. Der Y-förmige Verlauf der Heizanlage ist in den konservierten Grundmauern noch gut zu erkennen und heute zur besseren Illustration mit rotem Schotter hervorgehoben. Auch der nördliche Wohnraum, der vermutlich ein Schlafraum war, besaß eine T-förmige Fußbodenheizung, die von der Herdstelle der danebenliegenden Küche beheizt wurde.

Auf dem Gutsgelände wurden neben der Ostmauer des Wohnhauses noch Reste einer Schmiede entdeckt. Zu weiteren Nebengebäuden, wie z.B. Scheunen oder Ställen, gibt es bisher aber noch keine näheren Erkenntnisse.

In der Nähe wurde außerdem die Lage von 2 Wachtürmen nachgewiesen und auf dem Gelände der Ortskirche zudem ein Kleinkastell aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert n. Chr. und dem späten 4. Jahrhundert n. Chr., das vermutlich als Benefiziarierstation diente, denn die römische Bernsteinstraße von Carnuntum nach Sopron (Scarbantia) verlief nur wenige hundert Meter entfernt.

Der Grundriss des ca. 3 ha großen Kastells lässt sich heute noch gut anhand der Außenmauern des heutigen Friedhofs und den Resten des Kastellgrabens erkennen. In die Friedhofsmauer und auch in der Kirche sind noch Spolien der römischen Mauern verbaut, zu denen auch ein Relief mit einem Weinstock gehört.

Die als Freilichtmuseum gestaltete Villa Rustica in Aubüheln ist jederzeit frei zugänglich. Weitere Informationen und eine Dauerausstellung über das Archäologieprojekt Höflein findet man in der Limeshalle im Ort, die man nach Vereinbarung mit der Gemeinde besuchen kann.

Lage: Römische Villa Aubüheln-Höflein, Römerstraße 21, 2465 Höflein bei Bruck/Leitha (an der Straße nach Scharndorf)

Ausgrabungen am Michaelerplatz Wien

Die Ausgrabungen am Michaelerplatz sind heute in die Gestaltung des Hofburgvorplatzes integriert und wirken wie ein Fenster in die Vergangenheit. Hier lag während der Römerzeit das Handwerkerviertel der Lagervorstadt.

Die Lagervorstadt (canabae legionis) von Vindobona wurde etwa zeitgleich mit dem Legionslager um 90 n. Chr. erbaut und erstreckte sich halbkreisförmig um das Legionslager herum – etwa innerhalb des Bereichs, der heute von der Ringstraße begrenzt wird. Der älteste Teil lag dabei südwestlich des Lagers am heutigen Michaelerplatz, der östliche Teil wurde erst im 2. Jahrhundert n. Chr. besiedelt.

Direkt am Michaelerplatz lag das Handwerkerviertel der Canabae, hier befand sich zur Römerzeit auch eine wichtige Straßenkreuzung zwischen der entlang der Donau verlaufenden Limesstraße und einer Handelsstraße, die Richtung Süden nach Sopron/Ödenburg (Scarbantia) am Neusiedler See und von dort aus weiter bis nach Aquileia führte.

Auf einer Fläche von rund 94 ha lebten mit den Familien der Soldaten, den Veteranen, Handwerkern und Händlern bis zu 16.000 Menschen in der Canabae. In den größtenteils aus Holz und Fachwerk erbauten Streifenhäusern wurde Eisen und Buntmetall verarbeitet, es gab Beinschnitzer, Töpfereien und Brennöfen, die größtenteils für den Bedarf des Legionslagers produzierten. Zudem gab es Läden, Thermen, Schänken und auch Bordelle. Eine rund 12 römische Meilen (ca. 17,5 km) lange Wasserleitung versorgte die Bevölkerung mit Frischwasser aus dem Wienerwald. Etwa um 260 n. Chr. wurde die Siedlung weitestgehend aufgegeben und die Bevölkerung zog sich nach und nach in das Lagerareal zurück, während das Areal der Canabae u.a. als Gräberfeld genutzt wurde.

Zusätzlich zur Lagervorstadt entstand etwa ab Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine Zivilsiedlung südöstlich des Legionslagers. Sie lag an der Straße nach Carnuntum, deren Verlauf heute noch weitgehend dem der heutigen Rennstraße entspricht. Auf einer in seiner größten Ausdehnung bis zu 40 ha großen Fläche siedelten etwa 15.000 Menschen, es gab Handwerksbetriebe, Gewerbe und Gaststätten, es wurden Ziegel produziert und Waren gehandelt. Die Siedlung erhielt im Laufe ihres Bestehens eine Stadtmauer und wurde vermutlich zwischen 120 und 250 n. Chr. zur Stadt (municipium) erhoben. Bereits in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts begann jedoch eine Abwanderung der Bevölkerung und die Stadt wurde aufgegeben.

Bei den Ausgrabungen auf dem Michaelerplatz zwischen 1990 bis 1991 konnten 4 verschiedene Gebäude identifiziert werden: eine Eisenschmiede, ein Wohnhaus, ein Ehrengrab und ein umfangreicher Gebäudekomplex, in dem man römische Wandmalereien, einen Wasserkanal und ein zur Straße hin ausgerichtetes Ladengeschäft (taberna) gefunden hat.

Heute kann man noch gut einige Reste der Gebäudemauern und Heizkanäle der Hypokausten erkennen, auch ein kleiner Rest einer rankenförmigen Wandbemalung ist noch zu entdecken.

Die Ausgrabungen auf dem Michaelerplatz sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Ausgrabungen Michaelerplatz, Michaelerplatz, 1010 Wien

Link: www.wienmuseum.at/de/standorte/ausgrabungen-michaelerplatz

Römermuseum Wien

Das römische Vindobona bestand neben dem Legionslager aus einem Reiterkastell, einer Lagervorstadt und einer Zivilsiedlung. Das Römermuseum Wien, das im Untergeschoss auch die Reste zweier Tibunenhäuser zeigt, illustriert anschaulich den Alltag der römischen Soldaten und Bürger in Vindobona.

Vindobona war rund 350 Jahre lang Standort eines Legionslagers für ca. 6.000 Soldaten und eines Reiterkastells mit 1.000 Mann Besatzung. In den beiden Lagersiedlungen rund um das Lager lebten zudem bis zu 30.000 Zivilpersonen. Doch auch die strategische Lage an der Donau und an der Kreuzung von wichtigen Handelsstraßen machte Vindobona neben Carnuntum zu einem der bedeutendsten Militär- und Verwaltungszentren der Provinz Pannonia.

Bereits Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. war hier eine Vexillation der Legio XV Apollinaris stationiert. Zwischen 89 und 92 n. Chr. wurde mit dem aus Stein errichteten Bau eines Legionslager begonnen, das sich über eine Fläche von über 20 Hektar erstreckte. Ab 97 n. Chr. war dieses zunächst Stützpunkt der Legio XIII Gemina, die ab 101 n. Chr. von der Legio XIIII Gemina Martia Victrix abgelöst wurde. Ab 114 kam die Legio X Gemina Pia Fidelis, die in Vindobona bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. stationiert war.

Das Alenkastell, das sich im Bereich des heutigen Schottenstifts befand, wurde um 85 n. Chr. errichtet. Er war mit gut 4 ha Fläche für rund 1000 Mann ausgelegt und diente vermutlich dem Schutz der Bauvexillation des Legionslagers. Zu den nachgewiesenen Truppen gehören die Ala I Flavia Domitiana Augusta Britannica milliaria, die hier zwischen 89 und 101 n. Chr. stationiert war, und die bis ca. 114 n. Chr. belegte Ala I Batavorum milliaria pia fidelis.

Nach den Markomannenkriegen und dem folgenden Wiederaufbau erlebte Vindobona ab dem Ende des 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts seine größte Blüte in einer nun weitestgehend befriedeten Region. Als ab Anfang des 4. Jahrhunderts jedoch die Grenzkonflikte erneut ausbrachen, baute man das Legionslager zur Festungsstadt aus und verstärkte die Befestigungen.

Ab Mitte des 4. Jahrhunderts wurde zusätzlich das Hauptquartier der Donauflotte (classis histricae) von Carnuntum nach Vindobona verlegt und brachte der Stadt eine weitere kurze Blüte. Ab Ende des 4. Jahrhunderts, nach einer schrittweisen Reduzierung der Truppenstärke, zog sich die Bevölkerung der Lagerstädte in die Lagermauern zurück und gab die Vorstädte auf. Das vollständige Ende der römischen Militärpräsenz in Vindobona wird um 430 n. Chr. vermutet.

Vor allem vom römischen Legionslager finden sich in der Innenstadt Wiens noch einige Spuren, und auch den Grundriss des Lagers kann man im Straßenverlauf heute noch gut erkennen, z.B. an der Naglergasse/Ecke Heidenschuß, wo die Straße den Verlauf der abgerundeten Lagerecke nachzeichnet. Im Tiefen Graben floss in römischer Zeit der Ottakringer Bach, der die Westmauer des Lagers schützte, und an der Rotenturmstraße verlief die östliche Lagermauer.

Nach Abzug der Römer blieb nur die Lagermauer erhalten, die Innenbebauung des Areals wurde in den folgenden Jahrhunderten komplett neu errichtet, so dass die Lage der römischen Straßen und Gebäude heute nur noch aufgrund der archäologischen Funde rekonstruiert werden kann.

Der bisher wichtigste Fund wurde dabei 1948 am Hohen Markt gemacht, als bei Ausgrabungen Reste von 2 typisch römischen Villen zum Vorschein kamen, die eine Fläche von ca. 3.500 qm einnahmen. Hierbei handelte es sich vermutlich um die Wohnhäuser von Militärtribunen, den nach dem Legionskommandanten und dem Lagerpräfekten höchsten militärischen Befehlshabern der Legion.

Eines der beiden Gebäudekomplexe, das vermutlich dem aus dem Senatorenstand stammenden und ranghöchsten Tribunen (tribunus laticlavus) gehörte, besaß einen säulenumstandenen Innenhof (atrium), um den sich die Wohn- und Wirtschaftsgebäude gruppierten. Es war aufwendig und komfortabel mit Fußboden- und Wandheizung ausgestattet und diente nicht nur als Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude, sondern auch als Wohnhaus für die Familie des Tribunen und seinen gesamten Haushalt. Das zweite Tribunenhaus war etwas einfacher ausgestattet und besaß z.B. nur eine Schlauchheizung.

Seit 1961 sind die Ausgrabungen der bisher größten konservierten Ausgrabungsstätte Wiens in einem Schauraum öffentlich zugänglich. 2008 wurde das Museum erweitert und auf 2 weiteren Stockwerken das Römermuseum eröffnet, in dem man nun auch Funde der Ausgrabungen des Legionslagers aber auch der Lagervorstadt und der Zivilsiedlung besuchen kann. Filme, digitale Rekonstruktionen, Videoguides oder Repliken zum Anfassen machen den Besuch dabei zu einem kurzweiligen Erlebnis für Jung und Alt.

Das Römermuseum ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es gibt wechselnde Sonderausstellungen, regelmäßige kostenlose öffentliche Führungen, es können aber auch kostenpflichtige Gruppen- oder Themenführungen gebucht werden.

Lage: Römermuseum Wien, Hoher Markt 3, 1010 Wien

Links: www.wienmuseum.at/de/standorte/roemermuseum; www.roemermuseum.at

Römerrundgang in Zeiselmauer

Zeiselmauer ist mit großer Wahrscheinlichkeit das römische Cannabiaca, das östlichste Kastell am norischen Donaulimes. Die Reste des Burgus, des Fächerturms und des Körnerkastens gehören zu den Lagerbefestigungen des 4. Jahrhunderts und sind wegen ihrer monumentalen und gut erhaltenen Mauerreste in ganz Österreich einzigartig.

Cannabiaca war das letzte Kastell der Provinz Noricum, das am Donaulimes die Grenze sicherte. Das um 80 n. Chr. errichtete Holz-Erde-Kastell war ursprünglich Standort einer nicht näher bekannten rund 500 Mann starken gemischten Auxiliarkohorte aus Reitern und Fußsoldaten (cohors equitata).

Zwischen ca. 122 und etwa 150 n. Chr. wurde das Kastell von der hier stationierten Cohors II Thracum equitata nach und nach in Stein erneuert. Aufgrund der zunehmenden Germanenüberfälle begann ab dem Beginn des 4. Jahrhunderts n. Chr. dann der Umbau zu einer regelrechten Festung mit Fächertürmen in den Lagerecken und Zwischentürmen.

Im Zuge des allmählichen Rückzugs der Römer aus der Donauregion ab etwa 370 n. Chr. wurde der nordwestliche Eckturm zuletzt zu einem Restkastell (burgus) umgebaut, in das sich die auf ca. 50 Mann verringerte Uferwächtermannschaft (ripenses oder limitanei) zurückzog. Zusätzlich wurde das auf der gegenüberliegenden Kastellseite liegende östliche Lagertor verschlossen und festungsartig ausgebaut. Auch die Bevölkerung des Lagerdorfs suchte nun innerhalb des Kastellareals Schutz, so dass Cannabiaca letztendlich zu einer befestigten Siedlung (oppidum) wurde.

Um 460 n. Chr. wurde das Kastell endgültig zerstört und verlassen. Erst für das Ende des 8. Jahrhunderts sind wieder erste Nachweise für eine zunehmende Besiedelung zu finden, der ursprüngliche römische Name ging verloren und der Ort wird 971 erstmals wieder als Zeizinmurus erwähnt.

Das Steinkastell war gut 2 ha groß und besaß ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. 4 Lagertore, 8 hufeisenförmige Zwischentürme und an den Ecken ca. 9 Meter hohe Fächertürme, von denen der nordwestliche um 370 n. Chr. durch einen Burgus ersetzt wurde. Die Zivilsiedlung mit ca. 1000 Einwohnern, die aus Händlern, Handwerkern und Soldatenfamilien bestand, lag südlich und südwestlich des Kastells.

In Zeiselmauer wurden schon im 18. Jahrhundert immer wieder römische Funde gemacht, aber nicht mit den Ruinen im Ort in Verbindung gebracht. Dass es sich hierbei um ein römisches Kastell handelt, wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts klar. Systematische Ausgrabungen fanden in Zeiselmauer erst ab etwa 1910 statt, weitere folgten in den 1970er Jahren. Heute befinden sich in Cannabiaca nach Carnuntum die am besten erhaltenen antiken Gebäude Österreichs.

Ein etwa 500 Meter langer Rundweg verbindet in etwa ½ Stunde die noch sichtbaren römischen Bauten miteinander. Beginn ist am Kirchenplatz, wo unter der Kirche das römische Fahnenheiligtum des Stabsgebäudes (principia) aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. liegt. Über die B14, an der das heute nicht mehr sichtbare Westtor (porta principalis sinistra) lag, erreicht man am Florianiplatz rechts die Augasse und an deren Ende das Restkastell (burgus). Weiter geht es rechts über die Römergasse zum Fächerturm der NO-Ecke und von dort rechts über einen Fußweg zum Körnerkasten. Über den Kirchenplatz führt der Weg nun zur Volksschule mit den Resten der südlichen Lagermauer und eines südlichen Zwischenturms (letzterer ist aber nicht zugänglich). Folgt man der Schulgasse in westlicher Richtung, erreicht man nach ca. 5 Minuten an der Ecke Bahnhofstraße das Gemeindeamt mit dem römischen Schauraum.

Der ausgeschilderte Rundweg mit informativen Schautafeln und anschaulichen Kastellmodellen ist jederzeit frei zugänglich. Das Fahnenheiligtum in der Unterkirche ist nur mit Führung und nach Anmeldung zu besichtigen.

Lage: Startpunkt des Römerrundgangs am Kirchenplatz, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/147-2

Burgus des Kastells Cannabiaca

Mit dem Zerfall des Römischen Reichs ging auch in Cannabiaca ein Rückzug der Truppen aus dem Donaulimesgebiet einher. Das Kastell war mit der reduzierten Truppenstärke nur noch schwer zu verteidigen, so dass für die Resttruppe ein Burgus gebaut wurde.

Um 370 n. Chr. wurde am Donaulimes ein Großteil der Legionen und Truppen abgezogen und die Grenze nur noch von einer fest stationierten „Uferwächter“-Truppe (ripenses/limitanei) bewacht. Im Zuge dessen wandelte sich das Kastell zu einer befestigten Siedlung (oppidum), in die sich die Bevölkerung bei Gefahr zurückziehen konnte, mit einem Burgus für die auf ca. 50 Mann reduzierte Truppe. Dieser wurde dabei anstelle des bisherigen Fächerturms in die Nordwestecke des Kastells eingebaut. Gerade am Donaulimes wurden in dieser Zeit einige Kastelle in ähnlicher Weise umgewandelt, z.B. in Oberranna, Traismauer und Mautern.

Der Burgus, der von den Einheimischen heute noch als „Römermauern“ bezeichnet wird, war mit 20 x 21 Metern Grundfläche nahezu quadratisch und nur vom Inneren des Kastells aus durch einen Torbogen zugänglich. Um einen kleinen Innenhof gruppierten sich im Erdgeschoss Werkstätten, Dienst- und Lagerräume, die an der Außenseite fensterlos waren. Im darüberliegenden Geschoss befanden sich die Mannschaftsquartiere und im 2. Obergeschoss ein umlaufender Wehrgang.

Bei ersten durchgeführten Ausgrabungen im Jahr 1910 ging man zunächst davon aus, die hakenförmigen Fundamente des Innenhofs seien Reste eines Limesturms. Erst während der Ausgrabungen in den 1970er Jahren wurde diese Ansicht revidiert und es wurde klar, dass es sich hier um ein auf dem ursprünglichen Fächerturm des Kastells errichtetes Restkastell handeln musss.

Der Burgus ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Burgus, Augasse 6, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/burgus-kleinkastell

Körnerkasten Zeiselmauer

Das östliche Lagertor wurde etwa zur gleichen Zeit wie der Burgus zu einem Kastentor umgebaut. Im Mittelalter diente er als Zehentscheune, was ihm seinen Namen „Körnerkasten“ einbrachte.

Das massive Torgebäude des Körnerkastens wurde um 370 n. Chr. in der letzten Ausbauphase des Kastells gleichzeitig mit dem Burgus und anstelle des östlichen Lagertors (porta principalis dextra) errichtet. So konnten einerseits die aus Richtung Osten zu erwartenden Feinde rechtzeitig abgewehrt und andererseits die dem Burgus gegenüberliegende Kastellseite besser geschützt werden. Ob der Bau zu dieser Zeit noch als Zugang zum Kastell diente oder ob der Torbogen bereits damals komplett zugemauert wurde, ist noch unklar.

Nach der Römerzeit, als Zeiselmauer im Mittelalter Herrenhof des Bischofs von Passau wurde, blieb das Gebäude erhalten und wurde als Getreidespeicher für den Zehent genutzt. Lange Zeit hielt man den Körnerkasten daher auch für ein Gebäude, das in dieser Zeit erbaut wurde. Erst als klar wurde, dass in Zeiselmauer einst ein römisches Kastell lag und auch dessen Grundriss einzuschätzen war, war klar, dass es sich hier um die Reste des östlichen Lagertors handeln musste.

Das Bodenniveau lag in der Antike etwa 2 Meter tiefer, wie man am ursprünglich etwa 4 Meter hohen Bogen des Kastelltors erkennen kann, von dem heute nur noch der obere Teil zu sehen ist. Der Turm ist noch bis zur Dachkante in original spätrömischer Bausubstanz erhalten, auch die schmalen, schlitzartigen Fenster stammen noch aus römischer Zeit, alle anderen Tür- oder Fensteröffnungen wurden erst in nachrömischer Zeit eingesetzt. Die abgerundeten Ecken des Turms sind typisch für die damalige römische Bauweise und an der Nord- und Südseite kann man noch den Ansatz der Kastellmauern erkennen.

Der Körnerkasten ist das größte erhaltene spätrömische Gebäude Österreichs und auch das einzige bisher bekannte römische Kastentor.

Der Körnerkasten ist nur von außen frei zugänglich.

Lage: Körnerkasten, Passauerplatz, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/koernerkasten-oestliches-lagertor

Römischer Schauraum Zeiselmauer

In der kleinen Ausstellung, die 2015 vom Verein „Freunde von Zeiselmauer“ eingerichtet wurde, sind Funde aus Zeiselmauer aus der Zeit zwischen dem 1. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. ausgestellt.

In der kleinen Ausstellung im Gemeindeamt von Zeiselmauer sind einige der Originalfunde aus Zeiselmauer zu sehen. Zu den interessantesten Objekten gehören z.B. der Weihestein zu Ehren des Kaisers Lucius Verus, der 165 n. Ch. von der im Kastell stationierten Lagertruppe (Cohors II Thracum) gestiftet wurde, und eine Grabstele des römischen Veteranen Aelius Aemilius, der im 2. Jahrhundert n. Chr. von seiner Frau Amuca, einer norischen Einheimischen, aufgestellt worden war.

Außerdem werden Gegenstände aus dem militärischen und zivilen Leben, wie z.B. Gefäße, Glasbecher, Terra-sigillata-Schüsseln, bronzene Wagenbeschläge, Amulette, römische Ziegel und Haushaltsgegenstände gezeigt.

Der Schauraum ist während der Geschäftszeiten der Bäckerei ohne Eintrittsgebühr zugänglich.

Lage: Schauraum im Gemeindeamt Zeiselmauer, Bahnhofstraße 6, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/roemischer-schauraum

Reiterstandbild Marc Aurels in Tulln

Kaiser Marc Aurel verbrachte einige Jahre seiner Regierungszeit am Donaulimes, wo er die Truppen in den beiden Markomannenkriegen zeitweise direkt befehligte. Das Ende der Kriege erlebte er nicht mehr, er starb auf dem zweiten Feldzug. In Tulln wurde 2001 eine Replik des Reiterstandbilds aufgestellt, das in der Antike zu seinen Ehren in Rom stand.

Marc Aurel (geboren 121 als Marcus Annius Catilius Severus) gehörte zu den sogenannten Adoptivkaisern. Er war ein angeheirateter Neffe von Kaiser Antoninus Pius und wurde von ihm als Marcus Aelius Aurelius Verus adoptiert. Nach dem Tod seines Adoptivvaters 161 n. Chr. wurde er dessen Nachfolger und unter dem Kaisernamen Marcus Aurelius Antoninus Pius Augustus römischer Kaiser. Ihm folgte 180 n. Chr. sein leiblicher Sohn Commodus als Kaiser nach.

Kurz nach den Partherkriegen im Osten des Reiches, in denen Marc Aurels Mitkaiser Lucius Verus 166 n. Chr. erfolgreich siegte, wurde die Nordgrenze an der Donau durch die Markomannen bedroht. Daraufhin traf Marc Aurel zusammen mit Lucius Verus persönlich im Krisengebiet ein und inspizierte 168 n. Chr. die hier stationierten Truppen. Immer wieder kehrte er an die Donaugrenze zurück, um die Truppen zu befehligen, zuletzt zum 2. Markomannenkrieg 178 n. Chr., in dessen Verlauf er 180 n. Chr. vermutlich im Legionslager Vindobona starb.

Das 2001 in Tulln errichtete Reiterstandbild an der Donaulände ist ein Abguss eines berühmten Originals, das entweder um 166 n. Chr. anlässlich des Siegs gegen die Parther oder um 170 n. Chr. nach dem 1. Markomannenkrieg geschaffen wurde. Die Statue soll an die Anwesenheit des Kaisers in Noricum während der Markomannenkriege erinnern und ist heute zusammen mit dem Standbild des Augustus eine der berühmtesten römischen Plastiken. Das Original befindet sich heute in den Kapitolinischen Museen in Rom.

Das Standbild ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Reiterstandbild, Donaulände 50c, 3430 Tulln an der Donau

Römermuseum Tulln

Die rund 400jährige römische Geschichte von Comagenis kann man im Stadtmuseum Tulln erleben. Hier wird das militärische und zivile Leben der Römer an der Nordgrenze des Reiches anhand von Originalfunden aus den Ausgrabungen in Tulln, aber auch mit Hilfe von Modellen, Dioramen oder Nachbildungen anschaulich dargestellt.

Das 1928 gegründete Museum wurde im Jahr 2001 neugestaltet. Im Gebäude des ehemaligen Dominikanerinnenklosters wird das römische Leben in mehreren Räumen umfassend und kurzweilig präsentiert.

Die militärische Bedeutung des Kastells Comagenis an der Grenze des Reiches wird mit Hilfe von lebensgroßen Figuren deutlich, die detailgetreu als Legions- oder Auxiliarsoldaten, einheimische Kelten oder Germanen eingekleidet sind. Anhand von Kastellmodellen erhält man einen Überblick über die militärischen Stützpunkte in der Tullner Gegend, Zinnfiguren-Dioramen stellen Szenen aus dem Soldatenalltag nach und neben einem Militärdiplom, Waffen und Ausrüstungsteilen ist auch ein Modell des Kastells zu sehen.

Außerdem widmet sich ein Teil der Ausstellung dem zivilen Leben und zeigt z.B. anhand von Schmuck, Keramik- und Glaswaren, Terra sigillata-Geschirr oder Werkzeugen, wie die Zivilbevölkerung von Comagenis gelebt hat. Götterstatuetten, Grabsteine, Weihealtäre, ein nachgebautes Ziegelplattengrab, aber auch die Grabbeigaben eines Schmieds illustrieren das religiöse Leben in Comagenis und auch die römische Baukunst wird mit Hilfe einer nachgebildeten Giebelfront eines Hauses, einer rekonstruierten Wandmalerei, gestempelten Ziegeln und Werkzeugen für den Bau erläutert.

Zu den interessantesten Funden gehören dabei ein Mythrasrelief aus Marmor, die originale Bauinschrift (tablua ansata) des ersten Steinkastells von Comagenis, ein Münzhort mit mehr als 1700 Münzen, ein Ring mit Christusmonogramm und ein Meilenstein. Vor dem Museum steht eine Statue des Jupiter Dolichenus, einem Soldatengott, der in der Gegend von Kommagene verehrt wurde und mit den in Comagenis stationierten Soldaten hierherkam.

Das Römermuseum, das bereits mehrfach das Österreichische Museumsgütesiegel erhalten hat, ist von etwa Anfang April bis Ende Oktober gegen Eintrittsgebühr von Mittwoch bis Sonntag und feiertags geöffnet (montags und dienstags ist geschlossen). Es können auch Führungen nach Vereinbarung gebucht werden und zu Beginn des Rundgangs kann man sich mit einer kurzen Audio-Dia-Schau in das Thema einstimmen lassen.

Lage: Stadtmuseum Tulln RÖMERMUSEUM, Marc-Aurel-Park 1b, 3430 Tulln an der Donau

Link: www.roemermuseum-tulln.at

Römer- oder Salzturm Tulln

Der Römerturm, der im Laufe der Jahrhunderte zu verschiedenen Zwecken genutzt wurde, ist heute der einzige Turm, der von der westlichen Kastellmauer noch so gut wie komplett erhalten geblieben ist.

Einst war der Römer- oder Salzturm einer der Zwischentürme der Westseite des Kastells, der in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. im Zuge der massiven Verstärkung der Befestigungen des Kastells als Hufeisenturm errichtet wurde.

Bei der Wiederbesiedlung des Kastellareals in karolingischer Zeit wurde der Turm in die Stadtmauer integriert und bis ins 13. Jahrhundert als Schutzbau und zur Sicherung der Schiffslände genutzt. Im 15. Jahrhundert diente er als Zeughaus zur Lagerung von Pulver und Waffen und im frühen 19. Jahrhundert als Salzlager. Daher wird er heute von der Bevölkerung auch als Salzturm bezeichnet.

Der heute noch etwa 10 Meter bzw. 4 Stockwerke hoch bis zur Dachkante vollständig im originalen Zustand erhaltene Turm ist der einzige, der noch heute von der westlichen Kastellmauer erhalten ist und gehört zu den besterhaltenen Bauwerken aus der Römerzeit im Donauraum.

Der Turm wurde in den Jahren 1984 und 2004 restauriert und dabei auch der Eingang auf der Ostseite wiederhergestellt.

Der Turm ist nur von außen zu besichtigen.

Lage: Römerturm, Donaulände 38/Ecke Nibelungengasse, 3430 Tulln an der Donau

Link: www.tulln.at/erleben/stadt-kultur/roemer/die-roemer-in-tulln

Römerkastell Comagenis

Das Ende des 1. Jahrhunderts von einer Spezialeinheit berittener Bogenschützen aus Kommagene gegründete Kastell erhielt von dieser ihren Namen Comagenis bzw. Castra Comagena. Die genaue Größe kann heute nur noch geschätzt werden, denn nach Abzug der Römer wurde von der Donau etwa ein Drittel des Kastellareals fortgespült.

Das erste Holz-Erde-Kastell von Comagenis wurde ca. 81 n. Chr. zur Zeit von Kaiser Domitian errichtet. Es bestand aus einer Lehm-Ziegelmauer mit Holztürmen, war etwa 1,5 ha groß und mit etwa 500 Mann einer Reitereinheit besetzt.

Dieses Kastell wurde dann ab 104 n. Chr. von der Ala I Commagenorum milliaria sagittaria, einer aus dem Königreich Kommagene in Kleinasien stammenden Einheit aus ca. 1000 berittenen Bogenschützen, durch ein Steinkastell mit einer Fläche von ca. 4,5 ha ersetzt. Um das Kastell herum entstanden im Westen und Süden außerdem große Lagerdörfer und mehrere Gräberfelder.

In der Spätantike ab Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Umwehrung mit mindestens 2 Ecktürmen (Fächertürme) und 6-12 Seitentürmen (Hufeisentürme) verstärkt und das Lager auf rund 5-6 ha vergrößert. Außerdem war hier nun eine neue Einheit von Speerwerfern (Lanciarii Comaginensis), eine weitere Reitereinheit und ein Teil der Donauflotte stationiert.

Ab Beginn des 5. Jahrhunderts wurde die Truppenstärke in den Donaukastellen nach und nach reduziert und die Bevölkerung siedelte gleichzeitig zum Schutz vor den Germanen in das Kastellinnere um, bis um 488 n. Chr. auch Comagenis von den Römern endgültig aufgegeben wurde. Der Ort wurde erst wieder in karolingischer Zeit besiedelt und unter dem Namen Tulna oder Tullina bekannt.

Bereits im 18. Jahrhundert wurden römische Funde entdeckt, aber erst seit 1928 wurden auf dem Areal des Kastells, der Lagerdörfer und Gräberfelder systematische archäologische Grabungen und Notgrabungen durchgeführt und dabei verschiedene Gebäude der Lagerdörfer, Teile der Lagerbefestigung und der Innenbebauung des Kastells, mehrere Gräberfelder und eine große Zahl an Kleinfunden ausgegraben.

Die Fundamente des östlichen Lagertors (porta principalis dextra) wurden 1980 bei der Erweiterung des Landeskrankenhauses entdeckt und freigelegt. Hierbei kamen neben Mauerresten des Holz-Erde-Kastells aus der frühen Kaiserzeit die noch gut erhaltene Toranlage des Steinkastells mit Resten der Kastellmauer aus der Zeit um 104 n. Chr. zum Vorschein. Das insgesamt rund 22 Meter breite Tor besaß eine doppelte Tordurchfahrt mit jeweils 4,2 m breiten Fahrspuren und war von 2 rechteckigen, etwas vorspringenden Tortürmen flankiert. In der Spätantike wurde das Tor verkleinert und dabei die südliche Tordurchfahrt zugemauert. Das Tor, das sich östlich neben dem Museum befindet, wurde 2001 restauriert und mit einem Schutzbau versehen.

Die Reste der Südmauer und eines der südlichen Zwischentürme wurden bereits 1964 entdeckt und anschließend ausgegraben, der Fächerturm der Südostecke wurde 1989 ausgegraben. Im Zuge der Freilegung eines Teils der Westmauer 1995 konnte die Position des Westtores (porta principalis sinistra) berechnet werden.

Heute kann man die Reste des Osttores durch die Glasfront des Schutzbaus jederzeit besichtigen. Die Lage des Westtors ist durch eine Bronzetafel an einer Wohnanlage in der Ländgasse/Ecke Nibelungenstraße markiert, Teile des Maueransatzes der Südmauer und der im Gehsteig markierte Verlauf sind in der Bonvicinistraße zusammen mit einer Gedenktafel zu sehen. Der Fächerturm der Südostecke, der sich auf dem Gelände der Hauptschule an der Wienerstraße befindet, ist nur im Rahmen einer Stadtführung zu besichtigen.

Lage: Porta Principalis Dextra, Donaulände 50, 3430 Tulln an der Donau (direkt hinter dem Museum)

Unterkirche der Stadtpfarrkirche Traismauer

In der Krypta der St.-Ruprecht-Kirche, der Stadtpfarrkirche von Traismauer, befand sich einst das Stabsgebäude des Kastells Augustianis. Die ältesten Reste stammen vom römischen Militärlager aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., es wurde bei Ausgrabungen aber auch das Grab eines hochrangigen Mannes aus karolingischer Zeit gefunden.

An der Stelle der heutigen Stadtpfarrkirche von Traismauer befand sich das Stabsgebäude (principia) des im 1. Jahrhundert n. Chr. in Holzbauweise errichteten ersten römischen Militärlagers. Aus den folgenden in Stein errichteten Bauphasen des Kastells wurden die Reste des Fahnenheiligtums (sacellum) und des darunterliegenden Raumes für die Truppenkasse (aerarium) gefunden.

Im frühen Mittelalter wurde auf den römischen Gebäuderesten eine Kirche errichtet und das Aerarium zu einer Krypta umgewandelt. In dieser wurde eine Grabkammer eingerichtet, in der vermutlich Cadaloc, der Graf der Ostmark und ein Verwandter Karls des Großen, beigesetzt wurde, nachdem er 802 im ungarischen Güns beim Kampf gegen die Awaren gefallen war.

Nach der Zerstörung der Kirche durch einen Brand wurde auf den Überresten 1293 eine neue Kirche errichtet, die mehrmals umgebaut wurde und heute im barocken Stil gestaltet ist. Bei einer Renovierung der Kirche im Jahr 1975 wurden die noch bis zu 3 Meter hoch erhaltenen römischen Mauern und die karolingische Grabkammer entdeckt und archäologisch erforscht.

Im Rahmen einer Führung, die man entweder in der Tourismusinfo im Schloss oder im Pfarrbüro buchen kann, ist eine Besichtigung der konservierten Mauern des römischen Stabsgebäudes und die Reste der karolinischen Grabanlage möglich.

Lage: Stadtpfarrkirche St. Ruprecht, Kirchenplatz 1, 3133 Traismauer

Römischer Brunnen in Traismauer

Der rekonstruierte römische Brunnen lag in der Zivilsiedlung und versorgte die Bevölkerung mit Trinkwasser. Ein Inschriftenstein, der bei den Ausgrabungen im Brunnenschacht gefunden wurde, ist heute als Kopie neben dem Brunnenschacht aufgestellt.

Die Zivilsiedlung (vicus) bestand etwa von 50 bis ca. 450 n. Chr., erstreckte sich sowohl südlich als auch östlich des Lagers und wurde größtenteils planmäßig angelegt.

Erste römische Funde aus der Zivilsiedlung wurden bereits in den 1880er Jahren entdeckt. Seit den 1960er Jahren bis etwa 2002 wurden in diesem Areal immer wieder archäologische Ausgrabungen durchgeführt und dabei unter anderem einige Streifenhäuser, Keller, eine Therme, Brunnen, Straßen, Abfallgruben und Töpferöfen gefunden und eine große Anzahl von Kleinfunden geborgen.

Der an der Bahnhofstraße in einer Parkanlage gelegene Brunnen wurde 1993 rekonstruiert. Daneben wurde eine Kopie der im Brunnenschacht gefundenen Bruchstücke eines Inschriftensteins aufgestellt.

Der Brunnen ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römischer Brunnen, Bahnhofstraße 3, 3133 Traismauer (gegenüber der Kapelle)

Hungerturm in Traismauer

Der Hunger- oder Reckturm stammt aus spätrömischer Zeit. Die römische Bausubstanz ist heute noch bis zum Dachansatz komplett erhalten, da der Turm in die mittelalterliche Stadtbefestigung integriert und später zu einem Wohnturm umgebaut wurde.

Der vermutlich in der Zeit von Kaiser Valerian um 365 n. Chr. errichtete Hufeisenturm gehörte zur römischen Kastellmauer und war einer der Zwischentürme in der Nordmauer. Er wurde in die mittelalterliche Stadtbefestigung integriert und seine Mauern sind heute bis zur Dachtraufe noch fast komplett im Originalzustand erhalten.

Die überlieferten Namen „Hungerturm“ oder „Reckturm“ deuten darauf hin, dass der Turm im Mittelalter vermutlich als Gefängnis genutzt wurde. Später wurden zudem Erker angebaut, ein spitzes Dach angefügt und im 18. Jahrhundert wurde er schließlich zu einem Wohnturm umfunktioniert.

Heute befindet sich im Hungerturm im Untergeschoss eine evangelische Kapelle und seit 1954 ist in den oberen Stockwerken auch das Stadtmuseum (ehemals Heimatmuseum) untergebracht. Es zeigt anhand von diversen Kleinfunden, Gefäßen oder Ziegelstempeln die Entwicklung der Stadt Traismauer von der Zeit als römisches Reiterkastell bis heute. Außerdem ist hier das „Traismauer Krippenspiel“ und im danebengelegenen Schlosserhaus eine vollständig eingerichtete Schlosserwerkstatt zu sehen.

Das Museum ist von Mai bis Oktober normalerweise mittwochs bis freitags am Abend geöffnet, ist aber momentan wegen Renovierung bzw. Neugestaltung der Ausstellung geschlossen. Auf Anfrage können aber über die Tourismusinfo im Schloss Führungen durch die Museumsgebäude vereinbart werden.

Lage: Hungerturm, Florianigasse 13, 3133 Traismauer

Römertor in Traismauer

Das Römer- oder Wiener Tor, das heutige Wahrzeichen der Stadt, bildete einst das Osttor des Kastells und war in römischer Zeit sicher ebenso imposant wie heute. Die aus der Spätantike stammenden Mauern des Torbaus sind noch bis zum zweiten Obergeschoss im Original erhalten.

Das an der Ostseite des Kastells errichtete rechte Lagertor (porta principalis dextra) führte zum östlich gelegenen Lagerdorf (vicus) und bestand aus einem einfachen Durchgang mit 2 flankierenden Türmen. Es war eines der Nebentore und wurde bei einer Erweiterung des vermutlich im 3. Jahrhundert n. Chr. einige Meter Richtung Osten versetzt, um das Kastellareal zu vergrößern.

Für die mittelalterliche Stadtbefestigung wurden die Tortürme des Stadttores auf den Resten des römischen Kastelltors errichtet. Die Originalmauern aus römischer Zeit kann man im unteren Bereich heute noch gut erkennen, denn sie unterscheiden sich deutlich von den im gotischen Stil errichteten oberen Bereichen der Türme und der Torhalle mit den spitz zulaufenden Dächern.

Das Römertor ist nur von außen zu besichtigen.

Lage: Römertor, Wiener Straße/Ecke Bahnhofstraße, 3133 Traismauer

Kastell Traismauer (Augustianis)

In der heutigen Altstadt von Traismauer kann man noch gut den Straßenraster der römischen Lagerstraßen erkennen. Teile der Befestigungsanlagen sind noch in den Resten der Südostecke der mittelalterlichen Stadtmauer und des Burgus im Schloss Traismauer zu finden.

Das Auxiliarkastell Augustianis wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zunächst als Holz-Erde-Kastell errichtet und beherbergte eine Reitereinheit von etwa 500 Reitern, die vermutlich der Ala I Hispanorum Auriana angehörten. Nach der Zerstörung durch ein Feuer wurde dann Ende des 1. Jahrhunderts ein neues Holz-Erde-Kastell errichtet.

Ein Inschriftenstein belegt den Bau des ersten, etwa 3,75 ha großen Steinkastells um das Jahr 140 n. Chr., in dem nun mit der Ala I Augusta Thracum eine berittene Auxiliareinheit mit ca. 500 Reitern stationiert war. Um 170 n. Chr. wurde das Kastell nach den Markomanneneinfällen durch Mauern und Türme verstärkt, in den folgenden Jahrhunderten auf ca. 4,1 ha vergrößert und die Befestigungsanlagen verstärkt.

In der Spätantike wurde die Anzahl der Soldaten stark reduziert und ihr Standort in ein Restkastell (burgus) in der Nordwestecke verlegt, während die Zivilbevölkerung innerhalb des befestigten Kastellareals siedelte. Nach der Zerstörung durch einen Brand im späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert n. Chr. verließen nach den inzwischen abgezogenen Soldaten nun auch die meisten der restlichen Einwohner das Kastell.

Erst im 8. Jahrhundert n. Chr. erfolgte eine erneute Neubesiedlung des Ortes, der nun Treisma genannt wurde. Teile der römischen Kastellumwehrung wurden dabei in die mittelalterliche Stadtmauer integriert und sind auch heute noch sichtbar. So bildete das mit zwei mächtigen Hufeisentürmen flankierte Römer- oder Wienertor das Osttor des Kastells und auch der hufeisenförmige Hunger- oder Reckturm gehörte zur Kastellbefestigung. Vom römischen Stabsgebäude (principia) wurden unter der heutigen Stadtpfarrkirche Fundamentreste gefunden und ausgegraben.

In der südöstlichen Lagerecke sind noch die Bruchsteinfundamente des römischen Fächerturms aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. zu sehen, der auch im Mittelalter zur Stadtbefestigung gehörte. Die heute sichtbare und aus Ziegelsteinen errichtete Mauer wurde erst im 17. Jahrhundert zum Schutz vor den Türkeneinfällen etwas außerhalb der ursprünglichen römischen Mauern gesetzt.

Das Stadtschloss von Traismauer wurde auf den Fundamenten des römischen Burgus aus dem 4. bis 5. Jahrhundert errichtet. Hiervon finden sich noch Reste des Mauerwerks. Im Innenhof des Schlosses sind römische Grabsteine und Bauteile ausgestellt, darunter auch die Weiheinschrift für den Bau des Kastells zur Zeit des Kaisers Antoninus Pius (ca. 140 n. Chr.).

Auf dem eigens angelegten Kulturweg „Sprechende Römer“ kann man heute auf einem etwa gut einstündigen und etwa 3,5 km langen Spaziergang an 5 Stationen die wichtigsten Punkte der römischen Sehenswürdigkeiten verbinden. An jeder Station erfährt man dabei von sprechenden römischen Figuren – ein Senator, Legionäre, ein Wachsoldat und eine römische Familie – Interessantes über die römische Geschichte des Kastells Augustianis.

Die Reste der Kastellmauern und Türme sind von außen jederzeit frei zugänglich. Die Tourismusinfo im Schloss ist von April bis Oktober täglich nachmittags geöffnet. Nach Voranmeldung können in der Tourismusinfo auch Stadtführungen und Besuche der Unterkirche von St. Ruprecht gebucht werden. Die Gemeinde Traismauer bietet zudem auch beispielsweise für Schulen einen „Römerprojekttag“ mit geführtem Stadtrundgang und Römerwerkstatt an.

Lage:
Burgus: im Schloss Traismauer, Hauptplatz 1, 3133 Traismauer
Südostecke der Stadtmauer: Bahnhofstraße/Ecke Alter Schulweg, 3133 Traismauer

Link: www.traismauer.at

 

Ausgrabungen in St. Pölten (Aelium Cetium)

Die mittelalterliche Stadt von St. Pölten wurde genau an der Stelle errichtet, an der einst das römische Aelium Cetium lag. Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Domplatz bringen daher eine Unzahl an Zeugnissen der langen Stadtgeschichte von St. Pölten zutage.

Vermutlich Ende des 1. Jahrhunderts begannen die Römer bereits mit dem Bau der Zivilsiedlung Aelium Cetium, die verkehrsgünstig an der römischen Fernstraße von Wels (Ovilava) nach Wien (Vindobona) lag und sich hier mit einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Fernhandelsweg kreuzte. Der römische Name kann auf die keltische Bezeichnung des Wienerwaldmassivs zurückgeführt werden, das als mons cetius (= Waldberg) bezeichnet wurde.

Durch die Lage – nur jeweils rund 1 Tagesmarsch von insgesamt 6 Auxiliarkastellen am Donaulimes entfernt – eignete sich der Ort gut als Verwaltungszentrum der Region, von dem aus die Kastelle problemlos mit Nahrung und sonstigem benötigten Material versorgt werden konnten.

Die rund 25 ha große, im Schachbrettmuster geplante Siedlung erhielt von Kaiser Hadrian bereits 121/122 n. Chr. als Municipium Aelium Cetium das römische Stadtrecht. Während der Markomannenkriege um 170 n. Chr. und erneut um 240 n. Chr. wurde die Stadt durch Brände zerstört, sie wurde jedoch jedesmal wieder aufgebaut.

Im 4. Jahrhundert erlebte Aelium Cetium dann einen großen wirtschaftlichen Aufschwung, der bis etwa 400 n. Chr. anhielt, bevor der Ort das Schicksal der meisten Siedlungen in Noricum teilte und verlassen wurde, da sich die römischen Truppen Richtung Italien zurückzogen. Bis zum zweiten Drittel des 5. Jahrhunderts war die Stadt dann vermutlich komplett aufgegeben und wurde erst wieder im frühen Mittelalter, in der Zeit Karls des Großen, neu besiedelt.

Von 2010 bis 2019 wurden Ausgrabungen auf dem heutigen Domplatz vorgenommen, bei denen eine Fläche von gut 5.500 qm erforscht wurde. Hier verlief einst eine der Hauptstraßen (decumanus maximus) der römischen Stadt. Unter der Domkirche wurden Reste der städtischen Thermen aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. gefunden und im Norden des Platzes lag ein großer Fachwerkbau mit Portikus. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde hier ein Gebäudekomplex mit Verwaltungsgebäuden, Badehaus und Wohngebäuden errichtet, der mehrfach erweitert und umgebaut wurde und wohl als repräsentativer Sitz des zivilen Statthalters der Provinz Noricum ripense (Ufernoricum) diente.

Neben Funden aus der Römerzeit kamen bei den Grabungen auch zahlreiche Funde aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit zum Vorschein. Die meisten dieser Funde befinden sich heute im Stadtmuseum St. Pölten. Der Domplatz selbst wird nach Abschluss der Ausgrabungen neu gestaltet.

Lage: Grabung Domplatz, Domplatz, 3100 St. Pölten

Stadtmuseum St. Pölten

In der Archöologieabteilung des Stadtmuseums sind die wichtigsten Funde aus der Zeit der römischen Stadt Aelium Cetium ansprechend präsentiert. Aber auch die Abteilung zur Stadtgeschichte und die Jugendstilausstellung des 2007 neueröffneten Museums sind sehenswert.

Das Stadtmuseum St. Pölten wurde im Jahr 1879 gegründet und präsentiert seit 1976 im barocken Gebäude des Karmeliterhofs die Sammlungen der Bereiche Archäologie, Stadtgeschichte und Jugendstil der Stadt St. Pölten von der Steinzeit bis heute. Zudem werden die archäologischen Funde aus St. Pölten und Umgebung erforscht, wissenschaftlich aufbereitet und im Museum ausgestellt.

Der Rundgang im Archäologiebereich beginnt mit der Sammlung zur Ur- und Frühgeschichte. Hier gehören z.B. ein rund 6000 Jahre alter steinzeitlicher Muschelschmuck, der Bronzeschatz aus Regelsdorf, ein Bronzeschwert aus Unterradlberg oder die Ausrüstung eines keltischen Druiden zu den Highlights.

Die Entwicklung der Stadt und das Leben der Menschen während der Römerzeit wird in mehreren Räumen in der Abteilung „AELIUM CETIUM – Stadtkultur in der römischen Antike“ gezeigt. Neben einem kleinen bronzenen Eber und einem aufwendig gravierten Glasbecher gehört auch ein computergeneriertes 3D-Modell der Stadt zu den interessanten Exponaten.

Die Stadtgeschichte nach dem Abzug der Römer zeigt u.a. langobardische Fundstücke, ein historisches Stadtrichterschwert, historische Stadtansichten, die Entwicklung des Transportwesens aber auch die Industriegeschichte der Stadt. In der Ausstellung „Jugend.Stil“, die 2004 im 1. OG neugestaltet wurde, werden Bilder, Kunstwerke, Gläser und Möbel bedeutender Künstler des Jugendstils und der Wiener Secession, wie z.B. Ferdinand Andri, Ernst Stöhr, Wilhelm Frass und Rudolf Wondracek ausgestellt.

Das Museum wurde nach einem Umbau 2007 neu eröffnet und 2008 mit einem Museumsgütesiegel ausgezeichnet. Es ist von Mittwoch bis Sonntag gegen Eintrittsgebühr geöffnet (montags und dienstags geschlossen). Es gibt regelmäßige Sonderausstellungen und es werden Führungen und Workshops angeboten.

Lage: Stadtmuseum St. Pölten, Prandtauerstraße 2, 3100 St. Pölten

Link: www.stadtmuseum-stpoelten.at

Römerstraße in Mauternbach

Auf der Römerstraße in Mauternbach kann man heute noch wandern. Im steilen Anstieg der Straße erkennt man noch gut die Spurrillen, die die Römer für die Fuhrwerke in den felsigen Untergrund geschlagen haben.

Im Jahr 2016 wurde bei archäologischen Untersuchungen gut erhaltene Reste einer sogenannten Geleisestraße gefunden mit deutlich sichtbaren und tief ins Gestein eingefurchten Wagenspuren. Da es sich hier um einen Abschnitt mit steilem Anstieg handelte, wurde eine tiefe Fahrrille in den Fels geschlagen, in den die Wagenräder einen besseren Halt und Führung fanden. Die einheitliche Spurweite von 1,10 Metern legt nahe, dass die Spurbreite von Fuhrwerken schon in der Antike genormt war.

Die Straße verlief vom Kastell Favianis steil aufwärts Richtung Unterbergern und von da aus weiter durch den Dunkelsteiner Wald bis zum westlich gelegenen Kastell Namare in Melk. Sie wurde auch nach Abzug der Römer bis in die heutige Zeit genutzt.

Lage: Römerstraße, Mauternbach 51, 3512 Mauternbach (am südlichen Ortsende am Kriegerdenkmal dem Hinweisschild „Römerstraße Steinplatte“ folgen)

Link: www.mautern-donau.at

Kulturweg Favianis Mutaren Mautern

Von den Mauern des römischen Kastells sind heute noch große Teile der Westseite erhalten, die in die mittelalterliche Stadtmauer integriert wurden. Sie gehören zu den heute besterhaltenen römischen Kastellmauern in Österreich. Auf einem Rundweg mit 8 Stationen folgt man den Spuren, die die Römer, der Hl. Severin und die Nibelungen hinterlassen haben.

Das Castellum Favianis (auch Castra Faviana) wurde vermutlich als eines der ersten Kastelle an der Donau um 70 n. Chr. als ca. 1,75 ha kleines Holz-Erde-Lager für eine rund 500 Mann starke berittene Auxiliareinheit (ala) gegründet und bewachte einen wichtigen Donauübergang. Um 120 n. Chr. wurde dieses Lager durch einen neues Steinkastell ersetzt, in der auf rund 3 ha Fläche eine größere Reitereinheit (Cohors I Ubiorum) mit ca. 1000 Mann stationiert war. Der ab etwa 130 n. Chr. hier stationierten Cohors II Batavorum folgte um 140 n. Chr. die Cohors I Aelia Brittonum Millaria. Während der Markomannenkriege wurden Kastell und Siedlung um 180 n. Chr. zerstört, aber danach wieder aufgebaut.

Nach mehreren Umbauphasen wurde um 300 n. Chr. die Legio I Noricorum stationiert und Favianis zudem Stützpunkt von Patrouillenbooten der Donauflotte. Mitte des 4. Jahrhunderts erfolgte eine Vergrößerung des Kastells auf eine Fläche von 5,25 ha Richtung Norden zur Donau hin und es wurden zur stärkeren Befestigung zusätzlich hufeisenförmige Zwischentürme und Ecktürme (Fächertürme) errichtet.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. zog sich die inzwischen stark reduzierte Garnison in ein ca. 30 × 21 m großes Restkastell (burgus) im Nordteil des Kastellareals zurück, während die Bevölkerung innerhalb des Kastellareals siedelte. Etwa zur gleichen Zeit, um 450 n. Chr. gründete Severin von Noricum in der Nähe ein Kloster, in dem er im Jahr 482 n. Chr. auch stirbt. Er half der zunehmend von eindringenden Germanentruppen (Ostgoten) bedrängten Bevölkerung, sich zu verteidigen und wirkte auch Wunder. Sein Leben wurde 511 n. Chr. von Eugippius, einem seiner Begleiter, in der Vita Severini aufgeschrieben. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts zogen die letzten Soldaten Roms dann endgültig ab und auch die Bevölkerung verließ das Kastellareal größtenteils.

Erst im frühen Mittelalter wurde das Areal wieder besiedelt und diente im 9. Jahrhundert n. Chr. als Zollstation am Donauübergang. Aus der Bezeichnung des Ortes als civitas mutarensis (Siedlung der Mauteinnehmer) entstand der heutige Name. Um 1200 n. Chr. wird Mutaren sogar im Nibelungenlied als Maut- und Zollstation erwähnt.

Heute ist das Kastellareal zwar fast komplett überbaut, die Umrisse sind jedoch noch gut sichtbar und auch noch teilweise in den heutigen Straßenverläufen erkennbar. Im westlichen Teil der Altstadt wurden Teile der römischen Befestigungen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. in die mittelalterliche Stadtbefestigung integriert. Neben einem langen Stück der Kastellmauer sind hierbei der noch rund 10 Meter aufragende westliche Hufeisenturm, der westliche Fächerturm und der Kastellgraben besonders gut erhalten. Auch Reste der südlichen Kastellmauer, heute Bestandteil der Mauer der Margaretenkapelle, und die Grundmauern des östlichen Hufeisenturms im Keller des Nikolaihofes sind heute noch sichtbar. Von den Kastelltoren sind nur noch die Reste des Nordtors sichtbar, dessen Schwellenstein heute vor dem Römermuseum liegt. Es handelte sich aber wohl um eines der Nebentore des Kastells, das Haupttor lag wohl im Süden.

Die Innenbebauung des Kastells ist heute zwar teilweise bekannt, aber inzwischen komplett überbaut. Das Stabsgebäude (principia) lag etwa dort, wo die Kremser Straße auf die Melker Straße trifft. Auch von der Zivilsiedlung (vicus), die an der Süd-, West- und Ostseite des Kastells anschloss und rund 4- bis 5-mal größer als das Kastellareal war, ist heute kaum mehr etwas vorhanden. Während der Blütezeit von Favianis im 2. Jahrhundert n. Chr. lebten hier jedoch ca. 4.500 Menschen.

Diese Reste aus der Römerzeit, die Spuren des Hl. Severin und auch des mittelalterlichen Mutaren bis in die heutige Zeit kann man auf dem Kulturweg „Favianis Mutaren Mautern“ auf einem etwa 1stündigen Rundweg auf folgenden 8 Stationen entdecken:
Station 1: Die Römer kommen (Favianis 15 v. Chr.)
Station 2: Das Leben an der Grenze (Favianis 350 n. Chr.)
Station 3: Frühes Christentum in Mautern (Favianis 400 n. Chr.)
Station 4: Der Heilige Severin (Favianis 500 n. Chr.)
Station 5: Wirtschaft in Mautern (Mautern seit 1700 n. Chr.)
Station 6: Mautern, die Stadt der Heldensagen (Mutaren 1200 n. Chr.)
Station 7: Folter und Rechtsprechung (Mutaren 1300 n. Chr.)
Station 8: Die Römer gehen (Favianis 476 n. Chr.)

Lage: Am Limes/Aggsteiner Straße, 3512 Mautern an der Donau, Österreich (Startpunkt am Parkplatz an der Römerhalle)

Link: www.mautern-donau.at

Römermuseum Mautern – Favianis – St. Severin

Im Römermuseum in Mautern wurden die Funde aus der Region in einer kleinen, liebevoll eingerichteten Ausstellung anschaulich präsentiert. Sogar eine rekonstruierte römische Küche und ein mit Wandmalereien ausgestattetes Zimmer sind zu sehen.

Die 1961 gegründete Sammlung ist seit 1997 im barocken „Schüttkasten“ (Getreidespeicher) des Schlosses untergebracht. Hier kann man rund 1500 Funde aus der Bronze- und Römerzeit bewundern, die aus den archäologischen Ausgrabungen des römischen Kastells und der umgebenden Zivilsiedlung stammen und vom Leben der Soldaten und der Zivilbevölkerung erzählen.

Es werden u.a. ein römisches Militärdiplom, Tonmasken, ein Fluchtäfelchen, Münzen, Schmuck und Alltagsgegenstände wie eine glasierte Figurenvase oder Trinkgläser präsentiert und es wurden im Museum auch eine rekonstruierte römische Küche und ein Zimmer mit Wandmalereien rekonstruiert. Auf den informativen Schautafeln werden zudem anschaulich die Hintergründe zu den ausgestellten Stücken erklärt und auch das Leben und Wirken des Hl. Severin wird im Museum ausführlich thematisiert.

Das Museum ist zwischen April und Oktober von Freitag bis Sonntag und nach vorheriger Anmeldung gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es können Gruppenführungen gebucht werden und es werden Sonderausstellungen und Workshops veranstaltet.

Lage: Römermuseum Mautern, Schlossgasse 12, 3512 Mautern an der Donau

Link: www.mautern-donau.at/ueber-mautern/kulturelles-erbe/roemermuseum

Keltendorf Mitterkirchen

Der spektakuläre und einzigartige Fund eines Hügelgrabs mit reichhaltigen Grabbeigaben und dem prunkvollen Bestattungswagen der „Herrin von Mitterkirchen“ ist das Herzstück des Keltendorfs, in dem rund 20 originalgetreu nachgebaute keltische Gebäude zu sehen sind.

Das Keltendorf in Mitterkirchen wurde auf dem Ausgrabungsgelände eines keltischen Gräberfelds errichtet, in dem in 50 Hügelgräbern insgesamt 80 Bestattungen aus der Hallstattzeit gefunden wurden. Die ca. 1000 Grabbeigaben, zu denen z.B. Gefäße, Schmuck, Pferdegeschirre, Waffen und ein Prunkwagen aus einem Wagengrab gehören, deuten darauf hin, dass es sich bei den hier Bestatteten um hochrangige Personen gehandelt haben muss.

Nach dem Fund eines ca. 2700 Jahre alten bronzenen Hohlrings mit Spiralverzierungen wurden zwischen 1981 und 1990 archäologische Ausgrabungen durchgeführt und ab 1988 eine komplette Keltensiedlung rekonstruiert, die 1991 mit zunächst 4 Gebäuden eröffnet wurde. Zwischenzeitlich wurden rund 20 Gebäude originalgetreu aufgebaut und dabei ausschließlich urgeschichtliche Techniken angewandt, d.h. es wurden hierfür weder Schrauben, Nägel oder sonstige Werkzeuge und technische Hilfsmittel der Neuzeit verwendet. 2002 mussten zudem nach einem Donauhochwasser einige der Gebäude wieder repariert und neu aufgebaut werden.

Im Museumsdorf erhält man einen guten Eindruck vom Leben der keltischen Bevölkerung, die vor der Ankunft der Römer das nördlich der Donau und somit im Barbaricum gelegene Machland besiedelten. In der Römerzeit gehörte das Gebiet zu einer Pufferzone, die vom auf der südlichen Donauseite gelegenen Kastell Wallsee (Adiuvense) und dem westlich liegenden Legionslager Albing kontrolliert wurde.

Zum sicher beeindruckendsten Teil des Museumsdorfs gehört heute das begehbare Hügelgrab der „Herrin von Mitterkirchen“, das zugleich das prachtvollste Grab des Gräberfelds ist. Hier wurde ein einzigartiger Prunkwagen mit bronzenen Zierbeschlägen gefunden, der als Prozessions- und Bestattungswagen einer Frau der Herrschaftsschicht diente und der heute als Nachbildung gezeigt wird.

Zu den rekonstruierten hallstattzeitlichen Gehöften gehört das Herrenhaus, das einen Wohnraum mit Herdstelle, eine Schlaf- und Vorratskammer, einen überdachten Vorbau und einen Dachboden besaß. Daneben liegt das Winterhaus, in dem die eine Hälfte als Wohnraum und Küche diente und in der anderen der Stall untergebracht war, damit die Körperwärme des Viehs die Menschen mitwärmen konnte. Das aus 2 Räumen bestehende Sommerhaus besaß unter dem überdachten Vorbau einen Vorratskeller, in dem Vorräte kühl gelagert werden konnten und einen Schlafraum im Obergeschoss. Auch die Inneneinrichtung der Häuser wurde rekonstruiert.

Weitere Gebäude sind beispielsweise der auf angekohlten Pfählen errichtete Getreidespeicher, in dem das Getreide sowohl vor Hochwasser als auch vor Schädlingen geschützt war. Im Backhaus befanden sich die 3 kuppelförmigen Backöfen in einer Grube, um die Temperatur im restlichen Haus erträglich zu machen und in der Töpferwerkstatt liegt im hinteren Teil ein überdachter Platz mit Trog zur Tonaufbereitung. In den Werkstattgebäuden gibt es außerdem eine Weberei, eine Metall- und eine Holzwerkstatt und zusätzlich auf dem Gelände einen Brennofen und einen Kräutergarten. Im Informationshaus wird ein Film über den aktuellen Stand der Ausgrabungen in Mitterkirchen gezeigt.

Das Keltendorf ist von Mitte April bis Ende Oktober täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Führungen und Workshops wie Töpfern, Weben, Spinnen, Backen, Bogenschießen o.ä. können nach Vereinbarung gebucht werden und es werden regelmäßig Sonderausstellungen, Familientage und Thementage veranstaltet.

Lage: Keltendorf Mitterkirchen, Lehen 12, 4343 Mitterkirchen im Machland

Link: www.keltendorf-mitterkirchen.at

Basilika St. Laurenz in Enns

Bei der großen und luxuriös ausgestatteten Stadtvilla, die unter der Lauzenz-Basilika entdeckt wurde, handelte es sich vermutlich um das Haus des Legionskommandanten, der gleichzeitig Statthalter der Provinz Noricum war.

Westlich des Legionslagers befand sich die Lagerstadt von Lauriacum. Bei Ausgrabungen in den 1960iger Jahren fand man unter der heutigen Basilika St. Laurenz Mauern eines etwa 34 x 20 Meter großen Gebäudes, das aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammt und zeitgleich mit dem Legionslager entstanden sein muss. Aufgrund seiner Lage und Ausstattung könnte es sich um das Wohnhaus des Legionskommandanten handeln, der gleichzeitig Statthalter der Provinz Noricum war. Die mit einem Peristylhof erbaute Stadtvilla wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und wurde bis ins 4. Jahrhundert genutzt.

Einige Jahrzehnte nach dem Märtyrertod des Hl. Florian, ein Mitarbeiter des Statthalters, der 304 n. Chr. wegen seines christlichen Glaubens in der Enns ertränkt wurde, wurde das Gebäude durch eine frühchristliche Kirche ersetzt. Ein mit Hypokausten versehener Apsidensaal dieses Gebäudes ist heute noch in der Oberkirche sichtbar. Auch aus der Erweiterung des Kirchenbaus im 5. Jahrhundert wurden Reste einer Klerikerbank, eines Altars und einer Reliquienkammer gefunden, in der wohl die Gebeine der Gefährten des Hl. Florian bestattet wurden, die ebenfalls als Märtyrer gestorben waren. Diese Gebeine befinden sich heute in einem Ossarium im Hauptaltar der Kirche.

Während der Zeit des Hl. Severin, der zwischen 453 und 482 n. Chr. in Lauriacum und Oberösterreich wirkte, wurde die Kirche zur Bischofskirche, in der vermutlich auch die Reliquien des Heiligen beigesetzt wurden. Nach dem Abzug der Römer wurden im 9./10. Jahrhundert für den Unterbau des neuen Kirchturms Steinquader aus dem aufgelösten Legionslager verwendet. Die heutige Kirche im gotischen Stil stammt aus dem Ende des 13. Jahrhunderts.

Die Reste der Statthaltervilla sind heute in der Unterkirche sichtbar. Eine Ausstellung, die ebenfalls in den Ausgrabungen der Unterkirche zu sehen ist, zeigt die dort geborgenen Funde, u.a. einen Weihestein, Skulpturen, einen römischen Opferstein und Reste von Fresken. Ein Teil der Ausstellung ist den Heiligen Florian und Severin und der frühchristlichen Gemeinde gewidmet.

Im neben der Basilika gelegenen Severinhaus ist eine kleine Ausstellung untergebracht. Außerdem kann man ein paar Schritte weiter in der Lauriacumstraße noch Reste eines römischen Stadthauses finden.

Die Ausgrabungen in der Unterkirche können nur im Rahmen einer Führung und ab einer Mindestteilnehmerzahl von 5 Personen besichtigt werden. Diese kann über das Pfarrbüro (Tel.: +43-(0)7223-82237 bzw.  severinhaus.enns@dioezese-linz.at) gebucht werden und dauert 1 Stunde (Römerführung) bzw. 1 1/2 Stunden (Basilikaführung).

Lage: Basilika St. Laurenz, Lauriacumstraße 4, 4470 Enns

Link: www.dioezese-linz.at/enns-stlaurenz

Museum Lauriacum Enns

Das Museum Lauriacum wurde anlässlich der Oberösterreichischen Landesausstellung 2018 komplett neu konzipiert und ist heute eine der bedeutendsten Römerausstellungen Österreichs.

Lauriacum, das als „Siedlung des Laurius“ übersetzt werden kann, war schon vor Ankunft der Römer ein wichtiger Siedlungsplatz an der Kreuzung des Donauwegs mit einer Nord-Südverbindung zwischen Moldau und Aquileia.

Die Römer kamen zwischen 50 und 100 n. Chr. und gründeten hier eine Militärstation. Nach den Markomannenkriegen entstand ab ca. 180 n. Chr. das rund 21,5 ha große Legionslager der Legio II Italica, einer rund 6000 Mann starken Infanterieeinheit mit Reiterabteilung, die ab 205 n. Chr. von Albing hierher verlegt wurde und die Donaugrenze Richtung Norden schützen sollte. Die Umfassungsmauer des Lagers war mit 4 Ecktürmen, 26 Zwischentürmen und einem doppeltem Spitzgraben befestigt und besaß 4 Lagertore mit doppelten Tortürmen. Der Legionskommandant war zugleich Statthalter der Provinz Noricum (legatus Augusti pro praetore provinciae Norici) und Lauriacum somit Provinzhauptstadt.

Parallel zum Lager entstanden eine im Norden Lagersiedlung (canabae legionis) und im Westen eine Zivilstadt (vicus) mit Forum, Tempelbezirken, Themen, Läden, Werkstätten, Handwerksbetrieben und komfortablen Wohnhäusern wohlhabender Einwohner. Außerhalb der Siedlung lagen Gräberfelder und ein Töpferviertel mit Kalkbrennöfen, an der Enns lag ein Hafen für den Handel und als Stützpunkt der Donauflotte. Lauriacum entwickelte sich zu einem bedeutenden Handels- und Militärzentrum der Provinz Noricum, in dem insgesamt rund 20.000-25.000 Menschen lebten und das vermutlich 212 n. Chr. von Kaiser Caracalla zur Stadt (municipium) erhoben wurde.

Das Legionslager wurde in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts teilweise zerstört, nach dem Wiederaufbau Ende des 4. Jahrhunderts erneut zerstört, diente aber noch bis ca. 5. Jahrhundert als Rückzugsort für die Bevölkerung, bevor es endgültig aufgegeben wurde.

Das Museum in Enns zeigt die Bedeutung von Lauriacum als wichtiger Militär- und Handelsplatz und ist eine der bedeutendsten römischen Sammlungen Österreichs. Es ist bereits seit 1898 im ehemaligen Rathaus der Stadt untergebracht, wurde ab 2011 umgebaut und anlässlich der Oberösterreichischen Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich“ (27. April bis 4. November 2018) neugestaltet.

Auf 1300 qm Ausstellungsfläche und 3 Stockwerken erhält man nun detaillierte Informationen über die militärische Präsenz der Römer am norischen Teil des Donaulimes, die Aufgaben der in Lauriacum stationierten Legio II Italica und das Leben der Soldaten und ihrer Familien in der Zivilstadt.

Zu den über 1200 Exponaten gehören vor allem die Originalfunde aus Lauriacum, wie z.B. die monumentale Bauinschrift des Legionslagers, militärische Ausrüstungsgegenstände, Silbergeschirr, Grabdenkmäler oder Götterfiguren. Weitere Highlights der Ausstellung sind das in den 1970er Jahren entdeckte, etwa 4,80 x 5,80 m große Deckenfresko von Amor und Psyche aus der Zivilstadt und die Wandmalereien aus dem „Haus der Medusa“, die anhand eines interaktiven 3D-Modells wiederaufleben. Eine Zinnfigurenlegion mit 6000 Figuren, das Modell des Legionslagers, Medienstationen und der eigens für die Landesausstellung produzierte Film runden den Besuch ab.

Durch die Ausstellung führen in witzigen Comics der römische Junge Marius und sein Großvater und Legionsveteran Seccius Secundus, die dem Besucher Geschichten über das Legionärsleben als Pioniere, Baumeister und Handwerker und über ihre Familien erzählen. Für die wirklich lohnenswerte Ausstellung sollte man 1,5 bis 2 Stunden einplanen.

Das Museum ist zwischen Mai und Oktober täglich und zwischen November und April montags bis freitags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es sind auch Führungen und Themenführungen buchbar.

Ein archäologischer Rundweg mit Schautafeln (Via Lauriacum) verbindet die wichtigsten Stationen des römischen Lauriacum miteinander wie z.B. das Museum Lauriacum, die Basilika St. Laurenz und die 12 Kalkbrennöfen in der Lorcher Straße. Das Legionslager ist heute größtenteils überbaut – wer jedoch den Umfassungsmauern des Legionslagers folgen will, kann dies über die Strecke Teichweg, Bahnhofweg, Römergraben und Lorcher Straße tun.

Lage: Museum Lauriacum, Hauptplatz 19, 4470 Enns

Link: museum-lauriacum.at

Schlossmuseum Linz (Lentia)

In Linz stationierten die Römer bereits in der frühen Kaiserzeit eine Reitereinheit, die den Kreuzungspunkt mehrerer Handelswege und einen strategisch wichtigen Flussabschnitt der Donau kontrollierte. Im Schlossmuseum sind in der Römerabteilung Funde aus dieser Zeit zu sehen.

Auf dem Römerberg rund um die heutige St. Martinskirche gab es bereits in der frühen Kaiserzeit (ca. 15 n. Chr.) erste römische Siedlungsspuren mit Hinweisen auf Werkstätten zur Metallverarbeitung, in denen das begehrte norische Eisen hergestellt wurde. Die Lage auf einer Terrasse über der Donau, in der Nähe einer Furt durch den Fluss und an der Kreuzung des in ost-westlicher Richtung verlaufenden Donauwegs mit einem von der Ostsee an die Adria führenden Handelsweg war hierfür ideal.

Im frühen 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde unterhalb des Schlossbergs in der heutigen Innenstadt das ca. 0,65 ha große Holz-Erde-Kastell Lentia errichtet. Der Name leitet sich vom keltischen Wort lentos (= gekrümmt) ab – was wohl auf den Flussverlauf der Donau verweist.

Zwischen 125 und 150 n. Chr. wurde dieses Kastell durch ein ca. 3 ha großes Steinkastell ersetzt, in dem eine Reitertruppe (ala) mit ca. 500 Mann stationiert war. Nach Zerstörung durch Brand, vermutlich während der Markomannenkriege, wurde es wieder aufgebaut und bis ca. 400 n. Chr. genutzt. Um 300 n. Chr. wurde auch der Vicus auf dem heutigen Schloss- und Römerberg zu einer befestigten Siedlung mit Militärpräsenz ausgebaut und bis in die späte Mitte des 5. Jahrhunderts genutzt. Durch die moderne Überbauung sind im Stadtbild von Linz allerdings heute keine römischen Bauten mehr sichtbar.

Nach Abzug der Römer wurde spätestens Ende des 8. Jahrhunderts eine mittelalterliche Burg errichtet, die im 16. Jahrhundert durch ein Renaissanceschloss ersetzt wurde. Hier ist heute das Schlossmuseum untergebracht, das als größtes Universalmuseum Österreichs die Natur-, Kultur- und Kunstgeschichte Oberösterreichs von der Urgeschichte bis heute vereint. Dabei verteilen sich die Ausstellungen sowohl auf den Altbau als auch auf den neu gebauten und 2009 eröffneten Südtrakt.

Die 2003 neu gestaltete Dauerausstellung „Römerzeit“ befindet sich in der Abteilung Archäologie im Kellergeschoss. In den beiden Räumen erhält man anhand von Grabsteinen, Münzen, Militärausrüstung, Götterfiguren, Wandmalereien, Glas- und Tonwaren oder Ziegeln einen guten Überblick über Handelswege, Militärische Präsenz, die Badekultur und das zivile Leben während der Römerzeit und bis in die frühchristliche Zeit.

Das Schlossmuseum ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Schlossmuseum Linz, Schlossberg 1, 4020 Linz

Link: www.ooelkg.at/de/standorte/schlossmuseum-linz.html

Römerbad & Römerpark Schlögen (Ioviacum)

Das Römerkastell und der Vicus von Schlögen lagen direkt in der Donauschleife, von der aus sowohl der Verkehr auf der Römerstraße als auch der Schiffsverkehr kontrolliert und Waren umgeladen werden konnten. Ob es sich hier tatsächlich um das antike Ioviacum handelt, ist noch nicht endgültig gesichert, ist aber aufgrund der Lage sehr wahrscheinlich.

Auf ihrem Weg Richtung Osten macht die Donau bei Schlögen kurz nacheinander mehrere abrupte Richtungswechsel und mäandert dann durch ein fast 300 Meter tief eingeschnittenes, enges Tal mit teilweise gefährlichen Strömungen. Das in der Donauschlinge entstandene Schwemmland eignete sich dabei perfekt als Naturhafen und Schiffslände, an der die Waren umgeladen wurden.

Etwa dort, wo die Römerstraße von Passau (Boiodurum) nach Enns (Lauriacum) den Lauf der Donau verließ und weiter südöstlich Richtung Haibach verlief, entstand westlich des heutigen Freyentalerbachs zunächst eine Straßenstation und etwa um 150 n. Chr. eine Zivilsiedlung (vicus). Das Kastell, das um 170 n. Chr., d.h. um die Zeit der Markomannenkriege als Sicherungsanlage des Donaulimes entstand, wurde östlich davon errichtet.

Das Kastell von Schlögen ist ein Kleinkastell mit ca. 0,65 ha Fläche (ca. 65 x 110 m) und einer Besatzung von 100 bis 150 Mann und war Standort für eine Auxiliar- oder Vexiliareinheit. Später diente es auch als Stützpunkt von Patrouillenbooten der Donauflotte, da auch Hafenanlagen und Schiffswerkstätten nachgewiesen werden konnten. Das Kastell wurde um 300 n. Chr. durch ein Feuer zerstört, allerdings etwa um 350 n. Chr. wieder in gleicher Größe aufgebaut und bis ins späte 5. Jahrhundert n. Chr. genutzt. Das westliche Lagertor besaß eine einfache Tordurchfahrt und 2 Tortürme. Auch im Osten gab es ein Tor, aber keine weiteren Türme in den Lagerecken.

Das kleine Badehaus der Zivilsiedlung (balneum) ist etwa 14 x 6 Meter groß und entstand gleichzeitig mit der Zivilsiedlung. Im Bad im Reihentypus lagen die Räume hintereinander. Vom Kaltbad (frigidarium), das auch als Umkleideraum diente und 2 halbrunde Kaltbadebecken besaß, erreichte man über das Laubad (tepidarium) das Warmbad (caldarium) mit einer weiteren halbrunden Wanne (piscina). Die hinter dem Caldarium gelegene Feuerstelle (praefurnium), an den die Hypokausten und ein Warmwasserboiler angeschlossen waren, heizten die Böden und Wände der Räume und versorgten die Wanne mit heißem Wasser.

Nach dem Fund einer Münze 1837 wurde bei den darauffolgenden Ausgrabungen das römische Kastell und die Zivilsiedlung entdeckt und anschließend archäologisch erforscht. Weitere Ausgrabungen zwischen 1957 und 1960 brachten die Überreste des westlichen Kastelltors zum Vorschein, die heute in konservierter Form sichtbar gemacht wurden. Spätere Oberflächenmessungen wiesen weitere noch gut erhaltene Reste der Kastellmauern und mehrerer Gebäude der Zivilsiedlung nach und führten 2014/15 zur vollständigen Freilegung des Balneums. Dieses wurde im Rahmen der OÖ. Landesausstellung 2018 mit einem Schutzbau versehen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Vom Hotel Donauschlinge aus führt ein etwa 30minütiger Spaziergang ca. 500 m hinauf zum Aussichtspunkt „Schlögener Donaublick“, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die Donauschleife von Schlögen hat.

Das römische Kastell ist jederzeit frei zugänglich und der Schutzbau des Römerbads ist zwischen Ostern und Ende Oktober täglich kostenlos geöffnet. Mehrere Stereoskope, die sowohl am Ausgrabungsgelände als auch am Donaublick installiert sind, zeigen virtuelle 3D-Idealrekonstruktionen der römischen Bauten, die über die realen Ausgrabungen projiziert werden. Direkt neben dem Badegebäude gibt es einen Römerspielplatz.

Lage: Römerbad & Römerbad Schlögen, Mitterberg 3, 4083 St. Agatha (das Balneum liegt direkt neben der Freizeitanlage Schlögen, das Kastell am Hotel Donauschlinge)

Link: www.haibach-donau.ooe.gv.at/Roemerpark_Schloegen_3

Keltenmuseum Hallein

Das Keltenmuseum in Hallein informiert anschaulich über das Leben der Kelten in der Region, das vor allem an einen der wichtigsten Rohstoffe der Gegend, das Salz geknüpft war. Obwohl der Salzabbau während der Römerzeit an Bedeutung verlor, nutzten die Römer die bestehenden Handelswege der Kelten weiter.

Das Salz wurde in der Halleiner Gegend von den Kelten bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. systematisch abgebaut und über die Salzach und verschiedene Handelsstraßen gehandelt. Doch im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde der Abbau des Steinsalzes in Hallein vom Meersalz verdrängt, das von den Römern offenbar billiger herzustellen war. Der Salzabbau in Hallein setzt erst wieder Ende des 12. Jahrhunderts n. Chr. ein, entwickelte sich dann aber zum wichtigsten Salzbergwerk der Ostalpen.

Die auf dem Dürrnberg oberhalb von Hallein gelegene keltische Siedlung und das Gräberfeld, die seit dem 19. Jahrhundert archäologisch erforscht werden, haben einige interessante Funde zutage gebracht, die den größten Teil der Ausstellung im Keltenmuseum ausmachen. Es gehört zu den größten Museen für keltische Geschichte und Kunst in Europa und ist seit 1970 im historischen Pflegamtsgebäude, dem ehemaligen Amtsgebäude der Saline, untergebracht.

In der 2004 neu konzipierten interaktiven Ausstellung findet man neben der urgeschichtlichen Sammlung und einer historischen Sammlung zur Stadtgeschichte der Salinenstadt Hallein die keltischen Funde der Umgebung.

Zu den Highlights der Ausstellung gehört sicherlich die Grabausstattung eines keltischen Stammesführers (5. Jahrhundert v. Chr.), der auf seinem Streitwagen (biga) liegend bestattet wurde. Eine lebensgroße Rekonstruktion des Kriegers auf einem keltischen Streitwagen zeigt ihn, wie er zu Lebzeiten ausgesehen haben mag. Eine ungewöhnlich reichhaltig und mit Fabelwesen verzierte Schnabelkanne aus Bronze, die aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. stammt ist ein weiteres Prunkstück der Sammlung. Schmuck aus Glas oder Bernstein, Gewandfibeln oder Goldtorques und weitere Funde vom Dürrnberg vervollständigen die Ausstellung.

Das Keltenmuseum Hallein ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es werden nach vorheriger Anmeldung kostenpflichtige Gruppenführungen angeboten und es gibt Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen.

Lage: Keltenmuseum Hallein, Pflegerplatz 5, 5400 Hallein, Österreich

Link: www.keltenmuseum.at

Museum & Archäologischer Park Aguntum

Während der Blütezeit von Aguntum wurde das Atriumhaus gebaut, das heute das Herzstück des Archäologischen Parks bildet. Das prächtige Marmor-Zierbecken aus dem Peristyl, das heute im Museum zu besichtigen ist, zeugt vom Reichtum einer einflussreichen Familie.

Aguntum liegt strategisch günstig am Schnittpunkt mehrerer Alpentäler und an der Via Julia Augusta, die von Aquileia durch das Drautal ins Pustertal und weiter über den Brenner bis nach Innsbruck (Veldidena) führte. Zudem verlief eine Römerstraße Richtung Norden ins Mölltal, wo unter anderem Gold abgebaut wurde.

Schon weit vor der Römerzeit war das Plateau jedoch bereits von den Norikern besiedelt, die seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. mit den Römern verbündet waren und mit ihnen regen Handel trieben. Durch die Ausweitung des römischen Einflussbereichs auf die Gebiete nördlich der Alpen wurde das Noricum nach und nach romanisiert und schließlich um 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus friedlich ins Römische Reich eingegliedert. Wahrscheinlich war Aguntum zu diesem Zeitpunkt nicht viel mehr als eine Straßenstation (mansio), die sich aber nun unter römischem Einfluss zu einer Siedlung entwickelte, die zusätzlich mit einer Mauer Richtung Osten begrenzt wurde.

Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr., unter Kaiser Claudius, wurde die Siedlung zur Stadt erhoben (Municipium Claudium Aguntum) und eine geplante Stadt mit Foren, Tempeln, öffentlichen Gebäuden und prachtvollen Villen errichtet. In der nun folgenden rund 200-jährigen Blütezeit wurde Aguntum zu einem regionalen Gewerbe- und Handelszentrum, dessen Einflussbereich sich über große Teile Osttirols und bis ins Pustertal erstreckte.

Obwohl ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die Bevölkerung teilweise ins besser zu verteidigende Levant abwanderte und ein Brand einen Teil der Stadt zerstörte, existierte Aguntum auch noch im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr., wenn auch viele der öffentlichen Bauten zu Werkstätten oder Wohnbauten umfunktioniert wurden und die Stadt zunehmend ihre Bedeutung verlor. Im Jahr 610 n. Chr. wurde Aguntum während einer Schlacht zwischen Bajuwaren und Slawen vollständig zerstört.

Obwohl erste Teile der Stadt bereits im 16. Jahrhundert entdeckt wurden, fanden systematische archäologische Grabungen erst ab 1912/13 statt. Ein erstes kleines Museum mit Funden aus diesen Ausgrabungen wurde 1953/54 eröffnet. Seit 1991 führt die Universität Innsbruck regelmäßige Grabungskampagnen durch.

Nach Notgrabungen, die 1994/95 wegen des geplanten Baus der Bundesstraße durch das Grabungsgebiet durchgeführt wurden, begann der Ausbau des Grabungsareals zum Archäologiepark. Ein Aussichtsturm wurde 1997 errichtet und 1999 das Grabungshaus über dem Atriumhaus. Nach der Sicherung und Versetzung des Marmorbeckens aus dem Atriumhaus wurde dieses zum Zentrum des 2005 eröffneten Museums. Ein neuer Schutzbau über dem Atriumhaus wurde 2007 eröffnet.

Auf einer Fläche von 30.000 qm wurden bisher eine Reihe von Gebäuden ausgegraben: das östliche Stadttor mit Teilen der Stadtmauer, der Decumanus Maximus und der Decumanus I Sinistra, das Atriumhaus, das Händlerforum mit der Markthalle (macellum), die öffentlichen Thermen, ein Handwerker- und ein Wohnviertel, ein „Prunkbau“, eine frühchristliche Kirche und die Vorstadt. Hierbei wurde bisher etwa 1/3 der Stadt archäologisch erfasst. Einen perfekten Rundumblick über das Ausgrabungsgelände erhält man am besten von der rund 15 Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform des Aussichtsturms.

Das Museum stellt die wichtigsten Funde aus der römischen Stadt aus. Im Südteil des modern gestalteten Gebäudes findet man dabei das etwa 16 x 14,5 große Marmorbecken (impluvium) aus dem Peristyl des Atriumhauses, das hierher versetzt worden ist. Die weiteren Exponate, wie z.B. Schmuck, Reliefs, Keramik, Münzen oder römische und einheimische (norische) Kleidung, sind nach verschiedenen Themengebieten geordnet. Außerdem erfährt man, was die Römer gegessen haben und wie eine römische Küche ausgesehen hat.

Der Archäologische Park Aguntum und das Museum sind von Mai bis Oktober gegen Eintrittsgebühr täglich geöffnet, nur im Mai und von Mitte September bis Ende Oktober ist sonntags geschlossen. Zwischen November und April ist ebenfalls geschlossen. Es werden kostenpflichtige Führungen angeboten und ein Film zeigt virtuell, wie die Römerstadt einst ausgesehen haben kann. Seit 2019 befindet sich gegenüber dem Museumseingang auch ein Museumscafé.

Lage: Stribach 97, 9991 Dölsach, Österreich (etwa 4 km östlich von Lienz direkt an der Bundesstraße 100)

Link: www.aguntum.at/museum

Stadtmauer & Stadttore von Aguntum

Die Stadtmauer von Aguntum begrenzte die Stadt nur gegen Osten und hatte daher wohl eher die Funktion einer Sperranlage, mit der die Römer den Verkehr und den Handel im Drautal kontrollieren konnten.

Die Stadtmauer wurde in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und im 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. erweitert. Sie begrenzte die Stadt nur auf der Ostseite auf einer Länge von etwa 400 Metern, war rund 7 Meter hoch und vermutlich mit Zinnen versehen.

Das Haupttor, dessen Entstehungszeit bisher noch unklar ist, besaß 2 Durchlässe und war mit 2 rechteckigen Türmen begrenzt. Da die Tortürme an der Außenseite zusätzlich Türen besitzen, war die Stadtmauer keine Verteidigungsanlage, sondern erfüllte vermutlich eher eine Funktion als Sperranlage, die den Personen- und Warenverkehr im Tal kontrollieren sollte.

Neben dem Haupttor gab es mehrere weitere Nebentore und Durchlässe, wie z.B. ein weiteres südliches Nebentor und die beiden Tordurchgänge, die direkt in den Wirtschaftstrakt des Atriumhauses führten. Das einstige Aussehen sowohl des Haupttors als auch des südlichen Tors wurden heute mithilfe eines Stahlgerüsts nachempfunden und so sichtbar gemacht.

Der Decumanus Maximus, die Hauptstraße einer jeden römischen geplanten Stadt, führte durch das Haupttor in ost-westlicher Richtung. Hier lagen die wichtigsten Gebäude der Stadt, wie das Forum und öffentliche Bauten. Die Hauptstraße war die breiteste Straße der Stadt und besaß an ihrer Nordseite einen überdachten Gehsteig.

Das Straßenniveau des Decumanus lag im 1. Jahrhundert n. Chr. deutlich tiefer als in den späteren Jahrhunderten. Die heutige Schotterung entspricht jedoch wieder dem ursprünglichen Niveau. Anhand von Stufen am Rand der Straße wurde diese im Laufe der Jahre vorgenommene Niveauänderung gut dokumentiert.

Lage: Stribach 97, 9991 Dölsach, Österreich

Link: www.aguntum.at/archaeologischer-park

Atriumhaus Aguntum

Das Zierbecken aus dem Peristylgarten des Atriumhauses drohte der neu geplanten Drautal-Bundesstraße zum Opfer zu fallen. Damit es für die Nachwelt erhalten bleibt, wurde es kurzerhand abgebaut und bildet nun das Herzstück des Museumsbaus von Aguntum.

Die Prachtvilla, die direkt neben dem Haupttor in die Stadt liegt, gehörte wohl einer der wohlhabendsten und einflussreichsten Familien der Stadt. Sie wurde in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts erbaut und bis zum 4. Jahrhundert in mehreren Bauphasen umgebaut und erweitert.

Ungewöhnlich ist der Baustil als Atriumhaus, der eigentlich nur in den mediterranen Regionen gebräuchlich war und für ein Wohnhaus im alpinen Raum eher ungeeignet ist. Daher mussten auch schon bald einige der Räume nachträglich mit einer Fußbodenheizung ausgestattet werden.

Der riesige Gebäudekomplex erstreckt sich über eine Fläche von ca. 6000 qm und besitzt rund 80 Räume. Das Atriumhaus bildete dabei das zentrale Hauptgebäude, um das sich die Neben- und Wirtschaftstrakte gruppieren. Vom Decumanus Maximus aus gelangte der Besucher über eine Vorhalle in das Atrium, in dessen Mitte ein flaches Wasserbecken (impluvium) lag. Von hier aus erreichte man die verschiedenen Repräsentations-, Wohn- und Schlafräume des herrschaftlichen Bereichs und auch den östlich des Hauptgebäudes gelegenen privaten Badetrakt und die Latrine.

Hinter dem Atriumhaus lag das Gartenperistyl, das mit einer umlaufender Pfeilerhalle (porticus) umgeben und mit einem marmorverkleideten Zierbecken mit Brunnen ausgestattet war. Von hier aus gelangte man in den Wirtschaftstrakt, der den Wohntrakt an 3 Seiten umschloss, und den südlich davon gelegenen Speisesaal (triclinium), der vor allem im Sommer genutzt wurde. Der Wirtschaftstrakt besaß zwei eigene Durchgänge in der Stadtmauer, durch den wahrscheinlich Händler und Lieferanten ihre Waren direkt abliefern konnten.

Im Jahr 1994 wurde bei Notgrabungen, die wegen eines geplanten Baus der Bundesstraße durchgeführten wurden, das Zierbecken des Peristyls entdeckt. Weitere Ausgrabungen legten dann zwischen 1996 und 2005 auch das Atriumhaus fast vollständig frei.

Ursprünglich wollte man sowohl für das Atrium als auch für das Peristyl an Ort und Stelle einen Schutzbau errichten, was aber wegen des Platzmangels unter der Straßenbrücke und aufgrund der Gefährdung durch Überschwemmungen nicht so einfach war wie gedacht. Die Lösung war die komplette Versetzung des Marmorbeckens aus dem Peristylhof an eine höhergelegene sichere Stelle, die gleichzeitig Standort für das neue Museumsgebäude werden sollte.

Der zentrale Atriumbereich des Hauses konnte vor Ort gesichert werden und wurde dafür 1999 mit einem Schutzbau überbaut, der 2006 erneuert wurde. So erhält man heute einen guten Eindruck von der einstigen Raumwirkung des Atriums.

Lage: Stribach 97, 9991 Dölsach, Österreich (im Archäologischen Park von Aguntum an und unter der Straßenbrücke)

Link: www.aguntum.at/archaeologischer-park

Forum & Macellum Aguntum

Das bisher freigelegte Forum war vermutlich nicht das Hauptforum der Stadt, sondern ein Händlerforum, auf dem Händler ihre Waren verkaufen konnten. Dafür spricht auch, dass sich rings um den Forumsplatz kleine Ladengeschäfte gruppieren und dass sich in unmittelbarer Nähe ein Macellum befindet.

Der rund 3000 qm große Gebäudekomplex des Forums ist bisher noch nicht vollständig ausgegraben. Bereits jetzt kann man aber vermuten, dass es sich hier nicht um das Hauptforum mit Verwaltungsgebäuden, Tempeln und sonstigen öffentlichen Gebäuden handelte. Denn die Anordnung der kleinen Ladengeschäfte (tabernae) rund um den Forumsplatz deutet eher auf ein Händlerforum hin, auf dem einheimische Händler ihre Waren verkauften. Es wurden vor allem Metalle (Eisen, Kupfer, Silber, Gold), Holz, Milchprodukte und Vieh gehandelt. Funde belegen zudem, dass auf dem Forum auch Bergkristall verkauft wurde.

Der Eingang in das Forum befand sich direkt am Decumanus Maximus und besaß einen überdachten Portikus. Auch innen zum Platz hin lief eine überdachte Säulenhalle um den Platz, so dass man vor Sonne und Regen geschützt war.

Das am Westrand des Forums gelegene Marktgebäude (macellum), in dem vor allem Delikatessen wie Austern, Fisch oder Fleisch verkauft wurden, wurde im Jahr 2006 bei Grabungen entdeckt und bis 2009 ausgegraben. Ungewöhnlich ist bei diesem Gebäude, dass die insgesamt 8 Marktstände im Inneren des rechteckigen Gebäudes im Kreis angeordnet sind. Im Zentrum des kleinen zehneckigen Platzes, in dem sich die Kunden aufhielten, stand möglicherweise ein Brunnen. Der Eingang befand sich im Süden, zum Decumanus Maximus hin ausgerichtet, und war mit einer Vorhalle (porticus) versehen. In dieser Art gestaltete Markthallen waren im europäischen Teil des römischen Reichs eher unüblich und man findet nur wenige Beispiele dieser Art, zudem wenige so gut erhaltene.

Ein Prunkbau, der wohl ein Verwaltungsgebäude war und gerade erforscht wird, ist an der Westseite des Händlerforums zwischen dem Macellum und den Thermen zu finden. Die Ausstattung der Räume mit Wandmalereien, Marmorböden und Hypocausten lässt ein öffentliches Gebäude vermuten.

Rund um das Forum finden seit 2010 und auch heute immer noch Ausgrabungen statt, bei denen man in den Sommermonaten den Archäologen bei der Arbeit zusehen kann.

Lage: Stribach 97, 9991 Dölsach, Österreich (im Zentrum des Archäologischen Parks von Aguntum)

Link: www.aguntum.at/archaeologischer-park

Therme Aguntum

Nordwestlich des Forums befanden sich die öffentlichen großen Thermen, die zu den größten römischen Badeanlagen Österreichs zählen und den Reichtum der Stadt dokumentieren. Da es in den Alpen auch mal kalt werden konnte, besaßen alle Baderäume Hypokausten.

Die ersten Thermen der Stadt wurden bereits in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Sie durchliefen im Laufe ihres Bestehens mehrere Bauphasen und Umbauten, was auf eine wachsende Bevölkerungszahl in Aguntum schließen lässt. Im 3. Jahrhundert n. Chr. erreichten die Thermen mit rund 35 x 39 Metern ihre größte Fläche und zählen heute zu den größten römischen Thermen in Österreich. Sie wurden um 400 n. Chr. zerstört und nicht mehr aufgebaut.

Der ursprüngliche Eingang zu den Thermen lag im Osten, wurde aber in einer späteren Phase in den Westen verlegt. Die Räume waren hintereinander, d.h. im Reihentypus angeordnet: von einer Vorhalle gelangte man in den Umkleideraum (apodyterium), an den das Kaltbad (frigidarium) anschloss, das zu beiden Seiten ein rechteckiges Kaltwasserbecken besaß. Danach ging man in den Laubereich (tepidarium), wo man ausruhen konnte oder eine Massage genießen konnte. Im nächsten Raum, dem Warmbad (caldarium), gab es weitere 2 mit Marmor verkleidete Warmwasserbecken.

Beheizt wurde das Bad über mehrere Schürkanäle (praefurniae) und es fällt auf, dass alle Badebereiche, auch das Frigidarium mit Hypokausten versehen und beheizbar waren, da es in dieser Gegend doch auch mal kalt werden konnte.

Die Thermen waren reichhaltig geschmückt mit Marmorverkleidungen, Mosaikböden und Wandmalereien. Viele der wertvollen Fundstücke von Aguntum, wie z.B. Schmuck, stammen aus den Thermen.

Die Thermen von Aguntum gehören zu den besterhaltenen römischen Thermen Österreichs. Man kann die marmorverkleideten Wasserbecken, die Türschwellen aus Marmor, die Heizkanäle und auch die Wasserkanäle noch gut erkennen und hat vom nahegelegenen Aussichtsturm den besten Ausblick auf die Thermen.

Lage: Stribach 97, 9991 Dölsach, Österreich (im Archäologischen Park von Aguntum direkt westlich des Aussichtsturms am Decumanus I Sinistra)

Link: www.aguntum.at/archaeologischer-park

Handwerkerviertel Aguntum

Nicht weit von den öffentlichen Thermen entfernt lag einst das Handwerkerviertel von Aguntum. Auch wenn die Häuser nicht sehr groß und eher einfach waren, waren sie doch erstaunlich gut ausgestattet und besaßen sogar Fußbodenheizungen.

Am Decumanus I Sinistra, direkt östlich der Thermen, wurden Teile eines Handwerkerviertels ausgegraben, die sich über 2 Wohnblöcke erstreckten und aus 3 Gebäudekomplexen bestanden. In den Häusern, die jeweils eine Werkstätte mit angeschlossenem Wohnraum und eine Küche besaßen, gab es sogar eine Fußbodenheizung, der Boden war aus Mörtelestrich und die Dächer waren mit Ziegeln gedeckt.

In den Werkstätten wurden Feuerstellen gefunden, die darauf schließen lassen, dass hier Metalle verarbeitet wurden – vielleicht wurden hier ja die Rohstoffe verarbeitet, die im nördlich gelegenen Mölltal geschürft wurden.

Von den Gebäuden sind heute nur die Grundrisse sichtbar. Am besten lässt sich das Handwerkerviertel vom danebengelegenen Aussichtsturm überblicken.

Lage: Stribach 97, 9991 Dölsach, Österreich (im Archäologischen Park von Aguntum direkt östlich des Aussichtsturms am Decumanus I Sinistra)

Link: www.aguntum.at/archaeologischer-park

Porec (Colonia Iulia Parentium)

Auch wenn in Porec heute nur noch wenige römische Bauwerke, wie beispielsweise der Neptuntempel, sichtbar sind und das Straßenniveau heute etwas höher liegt als in der Antike, geht man heute immer noch über die von den Römern angelegten Straßen und Plätze, von denen sogar einige ihren römischen Namen behalten haben.

Schon vor der Ankunft der Histrier war die etwa 400 Meter lange und 200 m breite Halbinsel von Porec besiedelt. Die Histrier jedoch bauten die Siedlung aus und legten einen durch die vorgelagerte Insel geschützten Hafen an, der für den Fischfang und den Handel – aber auch für die Piraterie – ideal geeignet war.

Nach den römischen Kriegszügen gegen die Istrier, die immer wieder römische Siedlungen bedrohten oder überfielen, entwickelte sich die histrische Siedlung ab de, 2. Jahrhundert v. Chr. zu einer Militärfestung (castrum), die später zunächst zum Municipium Parentium und in der Zeit zwischen 50 und 40 v. Chr. zur Colonia Julia Parentium erhoben wurde.

Der Straßenraster des Militärlagers mit dem Decumanus Maximus in Ost-West-Richtung und dem Cardo Maximus in Nord-Süd-Richtung wurde beibehalten und es entstand eine Stadt mit rechtwinkligem Straßenraster, einer Stadtmauer und einem Forum, das anstelle einer prähistorischen Kultstätte im westlichen Teil der Stadt, angelegt wurde.

Auch heute noch folgen die Stadtmauer und der Straßenverlauf in der Altstadt größtenteils dem römischen Straßenraster. Der im Westen der Halbinsel liegende Marafor-Platz, der einst das Forum der römischen Stadt bildete und seinem Namen nach dem Kriegsgott Mars gewidmet war (lat.: martis forum = Forum des Mars) ist noch heute einer der Hauptplätze der Altstadt.

Den Haupttempel des Forums bildete der Marstempel, von dem heute noch Teile der Mauern und des Giebels zu sehen sind, die vermuten lassen, dass er einer der größten römischen Tempel Istriens gewesen sein muss. Die danebenliegenden Säulenreste gehören zu einem wesentlich kleineren Neptuntempel, der aus ebenfalls aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt.

Wenn man in der Stadt unterwegs ist, sollte man unbedingt auch die Euphrasius-Basilika, die zum UNESCO-Welterbe zählt, die verschiedenen mittelalterlichen Gebäude der Stadt und die Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung besichtigen.

Lage:
Decumanus Maximus: Ulica Decumanus, 52440 Poreč; Forum: Trg Marafor, 52440 Poreč; Neptuntempel: Neptunov Hram, Obala Maršala Tita 23, 52440 Poreč

Links: www.istria-culture.com/de/neptuntempel-i105; www.istria-culture.com/de/romisches-strassenraster-i106

Antike Ruinenstätte Nesactium

In Nesactium besaßen die Histrier einen ihrer Rückzugsorte, von dem aus sie gelegentliche Piratenüberfälle ins Mittelmeer und auch auf die italienische Küste unternahmen. Nach mehreren Kriegszügen und mehrjähriger Belagerung nhmen die Römer die Festung ein und machten sie letztendlich zu einer römischen Kolonie.

Auf einem Hügel über dem Fluss Budava und mit Blick über die Bucht findet man heute sowohl die Reste einer bronzezeitlichen histrischen Siedlung als auch die Überreste einer römischen Stadt, die bis in spätrömische Zeit bestand.

Ursprünglich lag hier der Hauptort der Histrier (Histrii), geschickte Seefahrer und Händler, die von den Römern aber auch als Piraten des Mittelmeers gefürchtet waren, da sie auch immer wieder Siedlungen an der italienischen Küste überfielen. Nach der Eroberung Venetiens unternahmen die Römer 221 v. Chr. einen Kriegszug auf die istrische Halbinsel, um die Piraten in ihre Schranken zu weisen, die jedoch weiterhin Überfälle auf römisches Gebiet unternahmen.

Rom schlug diese Vorstöße gnadenlos zurück und zerstörte letztendlich nach langer Belagerung im Jahre 177 v. Chr. die von König Epulo verteidigte histrische Wallburg, unterwarf den Stamm der Histrier und stellte ihr Land unter römische Verwaltung zusammen mit einer starken militärischen Präsenz.

Im 1. Jahrhundert v. Chr. begannen die Römer mit der Romanisierung des Landes und errichteten in Istrien mehrere Städte und Kolonien, zu denen auch die komplett neu geplante Stadt (municipium) Nesactium gehörte, in der neben dem zentralen Forum mit Tempeln, Thermen und öffentlichen Bauten auch luxuriöse Privathäuser am Stadtrand und eine Nekropole vor den Stadtmauern an der Straße nach Pula entstanden. Zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde Istrien dann unter Kaiser Augustus als Regio X Venetia et Histria mit der Hauptstadt Aquileia in das römische Kernland eingegliedert.

In spätrömischer Zeit wurden Teile der öffentlichen Gebäude in Wohn- und Handelsgebäude umgewandelt und es entstanden am Rand des Forums 2 neue frühchristliche Hallenbasiliken mit Apsiden, Taufbecken, Baptisterium und Priesterstuhl.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches bestand die Stadt in byzantinischer Zeit noch bis Ende des 6./Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. weiter, bevor sie von den einfallenden Slawen zerstört und teilweise in Brand gesetzt wurde.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Reste der Stadt wiederentdeckt, die anhand des Fundes eines Votivaltars zu Ehren des Kaisers Gordianus aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. (mit der Inschrift „res republica nesactiensium„) eindeutig identifiziert werden konnte. Die anschließenden Ausgrabungen förderten zahlreiche Gebäudereste und Funde zutage, die heute größtenteils im Archäologischen Museum Istriens in Pula zu besichtigen sind. Für das Verständnis der Geschichte von Nesactium sind dabei vor allem die Grabbeigaben aus den Nekropolen wichtig, die bereits aus einer Zeit zwischen dem 11. und 9. Jahrhundert v. Chr. stammen und bis zum Ende der römischen Besiedlung genutzt wurden.

In Nesactium findet man heute vor allem noch Gebäudereste aus der römischen bis spätrömischen Zeit, von denen besonders der Forumsplatz mit den 3 römischen Tempeln und die beiden frühchristlichen Hallenbasiliken aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. noch gut zu erkennen sind. Auch die Reste eines Stadttors aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. und der einst über 800 Meter langen Stadtmauern, die über den ursprünglichen histrischen und römischen Mauern errichtet wurden, sind noch sichtbar.

Die Archäologische Stätte von Nesactium ist täglich bei freiem Eintritt geöffnet. Am Eingang des Geländes befindet sich ein kleines Museum.

Lage: Nezakcij, Vizače, 52206 Muntić (an der Straße zwischen Muntić und Valtura etwa 12 km nordöstlich von Pula)

Links: www.ami-pula.hr/en/collections-on-other-locations/nesactium; www.istria-culture.com/de/nezakcij-i111; www.istria-culture.com/de/hallenbasiliken-in-nezakcij-i154

Arena von Pula

Die Arena von Pula ist das weltweit wohl besterhaltene römische Amphitheater, denn die Außenfassade ist heute noch fast komplett erhalten. Zudem ist sie heute das Wahrzeichen der Stadt Pula, in dem heute immer noch Festivals und Aufführungen stattfinden.

Das Amphitheater von Pula wurde von Kaiser Augustus um die Zeitenwende aus Holz erbaut, unter Claudius dann durch einen Steinbau ersetzt, unter Vespasian vergrößert und erst kurz nach seinem Tod 81 n. Chr. vollendet. Es lag außerhalb der Stadtmauern, aber direkt an der Via Flavia, die Triest (Tergeste) und Aquileia verband und heute als Flavijeska Ulica eine der Hauptstraßen der Stadt bildet.

Mit Außenmaßen von ca. 133 x 105 m, einer Größe der Arena von ca. 68 x 42 m und einer Fassadenhöhe von 32,5 m ist es das sechstgrößte Amphitheater aus der Römerzeit und vor allem eines der besterhaltenen. Die 3stöckige Fassade aus 2 Arkadenreihen à 72 Bögen und einem darüberliegenden Obergeschoss mit 64 rechteckigen Fensternischen ist heute noch fast vollständig vorhanden. Da das Theater teilweise in den natürlichen Hang eingebaut wurde, konnten auf der Ostseite 32 Bögen der unteren Arkadenreihe eingespart werden.

Ungewöhnlich gut erhalten sind auch die außen an die Fassade angebauten 4 turmartigen Anbauten mit hölzernen Treppenaufgängen. In diesen Türmen befanden sich oben Zisternen mit Wasser, das zur Abkühlung auf die Zuschauer gesprüht werden konnte.

Die Arena besaß 2 Haupteingänge und auf den Zuschauerrängen fanden auf den 30 Sitzreihen ca. 23.000 bis 26.000 Menschen Platz, die gegen die Hitze mit großen Sonnensegeln (velaria) beschattet werden konnten. Im Untergrund der Arena (hypogaeum) befanden sich Tierkäfige, Lagerräume und Lastenaufzüge und neben Gladiatorenkämpfen und Tierhatzen wurden in der Arena vermutlich auch Seeschlachten (naumachia) veranstaltet. Laut einer Legende soll der Hl. Germanus, der heute der Stadtpatron von Pula ist, hier 290 n. Chr. gefoltert und ermordet worden sein.

Das Amphitheater blieb bis ins 5. Jahrhundert in Gebrauch und wurde dann als Steinbruch genutzt. Glücklicherweise blieb dabei die Fassade weiterhin erhalten und so wurde die Arena z.B. im Mittelalter auch gerne als Ausrichtungsort für Jahrmärkte oder Ritterturniere genutzt.

Im 19. Jahrhundert fanden die ersten archäologischen Ausgrabungen statt. 1933 folgte dann die Restaurierung der Zuschauerränge auf der Ostseite, die nun 5.000 Sitzplätze bietet. Weitere Restaurierungen wurden nach dem 2. Weltkrieg vorgenommen. Wegen der guten Akustik wird die Arena heute als Veranstaltungsort Opern, Konzerte oder Theateraufführungen genutzt, aber auch als Filmkulisse.

In den unterirdischen Räumen ist heute eine Dauerausstellung „Oliven- und Weinbau zu Zeiten der Römer in Istrien“ untergebracht, die auch über die Handelsbeziehungen in der Römerzeit und zu Stilen und Verwendung von Amphoren informiert.

Das Amphitheater ist täglich gegen eine relativ hohe Eintrittsgebühr geöffnet. Man kann auch Audioguides ausleihen. Im Sommer findet hier von Juni bis September das „Spectacvla Antiqva“ statt, in dessen Rahmen auch Gladiatorenkämpfe aufgeführt werden.

Lage: Amfiteatar u Puli, Ulica Flavijevska, 52100 Pula

Links: www.ami-pula.hr/en/collections-on-other-locations/amphitheater/amphitheater; www.pulainfo.hr/de/where/arena-amphitheater-2; www.istria-culture.com/de/arena-i1

Stadtmauer mit Herkulestor und Porta Gemina

Von der römischen Stadtmauer sind heute noch wenige Reste vorhanden. Das älteste der beiden noch erhaltenen Stadttore, das Herkules-Tor, stammt aus der Zeit, als Pula zur Colonia Pietas Iulia Pola erhoben wurde, und ist dem römischen Stadtpatron Herkules gewidmet.

Die römische Stadtmauer ist heute nur noch auf einer Länge von etwa 130 Metern erhalten. Die Stadtbegrenzung mit vermutlich 10 Stadttoren wurde zwischen 47 und 44 v. Chr. errichtet, also in der Zeit als Pula zur Kolonie erhoben wurde. Sie blieb auch nach der Römerzeit erhalten und wurde auch noch im Mittelalter weitergenutzt. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Mauer endgültig abgerissen und es blieben nur noch wenige Reste übrig, wie z.B. das Doppeltor Porta Gemina, das Herkules-Tor und Reste der Mauer zwischen dem Tor und dem Giardini-Platz.

Das älteste heute noch erhaltene Tor, das Herkules-Tor wurde in der ersten Bauphase der Stadtmauer errichtet. Das einfach gestaltete Bogentor – vermutlich eines der Nebentore der Stadt – ist oben mit einem Relief geschmückt, das in bereits stark verwitterter Form einen bärtigen Herkuleskopf sowie den Knüppel des Herkules zeigt. Dieser war der Schutzpatron der neu gegründeten Kolonie. Die beiden neben dem Herkulestor in die Stadtmauer eingebauten runden Türme stammen aus dem Mittelalter.

Eine Inschrift auf dem Herkulestor erwähnt, dass es von den römischen Politikern Lucius Calpurnius Piso und Gaius Cassius Longinus errichtet wurde, die hier zwischen 47 und 44 v. Chr. für den Aufbau der römischen Kolonie Colonia Iulia Pollentia Herculanea zuständig waren. Die Namen der beiden sind eng verbunden mit Julius Caesar, denn Piso war der Vater von Caesars erster Frau Calpurnia, und Longinus ein Verwandter von Cassius, der am Mord an Caesar beteiligt war.

Das etwas weiter nördlich gelegene Doppeltor Porta Gemina (Zwillingstor) stammt aus dem 2. Jh. n. Chr. und war zu dieser Zeit wohl eines der Haupttore der Stadt. Es dient heute als Zugang zum Hauptgebäude des Museums.

Die beiden Tore und die Stadtmauer wurden Anfang des 19. Jahrhunderts freigelegt und um 1930 konserviert.

Lage: Herkulova Vrata i Dvojna Vrata, Ulica Carrarina, 52100 Pula

Links: www.pulainfo.hr/de/where/herculestor; www.pulainfo.hr/de/where/das-doppeltor-und-die-stadtmauer; www.istria-culture.com/de/herkulestor-i159

Archäologisches Museum Istriens

Im Archäologischen Museum Istriens sind die wichtigsten archäologischen Fundstücke der gesamten Region Istrien zu finden, vor allem natürlich die Funde aus den Ausgrabungen in Pula, Nesactium und Porec.

Das Archäologische Museum Istriens entstand aus einer Sammlung von Steindenkmälern aus dem Augustustempel aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts und aus den Funden der Ausgrabungen von Nesactium im Jahr 1902. Nach dem Zusammenlegen der beiden Sammlungen wurde das Museum 1930 eröffnet und präsentiert heute Funde aus der prähistorischen, römisch-antiken und mittelalterlichen Geschichte Istriens.

Aus der prähistorischen Zeit findet man im 1. Stock sakrale Steinfragmente aus der Ausgrabung in Nesactium, Funde aus verschiedenen istrischen Höhlen und auch Exponate aus bronze- und eisenzeitlichen Siedlungen in Istrien.

In der römisch-antiken Sammlungen werden Funde aus den Ausgrabungen von Pula (Colonia Pietas Iulia Pola), Nesactium und Porec (Parentium) gezeigt, die teilweise bereits aus der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. stammen. Die hier ausgestellten Münzen, Gebrauchsgegenstände, Küchenutensilien, Amphoren, Schmuck, Öllampen, Architekturteile, Sarkophage oder Graburnen und die Grabdenkmäler des Lapidariums im Erdgeschoss zeigen dabei anschaulich das Alltagsleben der Römer. Auch der Schatz des von den Römern besiegten histrischen Königs Epulo aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. ist hier ausgestellt.

Die nachrömische Zeit und das Mittelalter sind im 2. Stock zu finden. Hier sind die frühchristlichen Mosaike aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. aus der Kapelle St. Maria Formosa in Pula, eine byzantinische Elfenbeinschatulle aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. und Kunstschätze aus frühchristlichen Kirchen in Istrien besonders sehenswert.

Das Museum ist seit 2013 wegen Renovierung und Neuordnung der Ausstellung bis auf Weiteres geschlossen.

Lage: Arheološki Muzej Istre (AMI),

Im Archäologischen Museum Istriens sind die wichtigsten archäologischen Fundstücke der gesamten Region Istrien zu finden, vor allem natürlich die Funde aus den Ausgrabungen in Pula, Nesactium und Porec.

Das Archäologische Museum Istriens entstand aus einer Sammlung von Steindenkmälern aus dem Augustustempel aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts und aus den Funden der Ausgrabungen von Nesactium im Jahr 1902. Nach dem Zusammenlegen der beiden Sammlungen wurde das Museum 1930 eröffnet und präsentiert heute Funde aus der prähistorischen, römisch-antiken und mittelalterlichen Geschichte Istriens.

Aus der prähistorischen Zeit findet man im 1. Stock sakrale Steinfragmente aus der Ausgrabung in Nesactium, Funde aus verschiedenen istrischen Höhlen und auch Exponate aus bronze- und eisenzeitlichen Siedlungen in Istrien.

In der römisch-antiken Sammlungen werden Funde aus den Ausgrabungen von Pula (Colonia Pietas Iulia Pola), Nesactium und Porec (Parentium) gezeigt, die teilweise bereits aus der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. stammen. Die hier ausgestellten Münzen, Gebrauchsgegenstände, Küchenutensilien, Amphoren, Schmuck, Öllampen, Architekturteile, Sarkophage oder Graburnen und die Grabdenkmäler des Lapidariums im Erdgeschoss zeigen dabei anschaulich das Alltagsleben der Römer. Auch der Schatz des von den Römern besiegten histrischen Königs Epulo aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. ist hier ausgestellt.

Die nachrömische Zeit und das Mittelalter sind im 2. Stock zu finden. Hier sind die frühchristlichen Mosaike aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. aus der Kapelle St. Maria Formosa in Pula, eine byzantinische Elfenbeinschatulle aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. und Kunstschätze aus frühchristlichen Kirchen in Istrien besonders sehenswert.

Das Museum ist seit 2013 wegen Renovierung und Neuordnung der Ausstellung bis auf Weiteres geschlossen.

Lage: Arheološki Muzej Istre (AMI), Ulica Carrarina 3, 52100 Pula (Eingang über das Doppeltor Porta Gemina)

Links: www.ami-pula.hr/en/permanent-exhibition/the-roman-period-collection; www.pulainfo.hr/de/where/archaeologisches-museum-istriens

Carrarina 3, 52100 Pula (Eingang über das Doppeltor Porta Gemina)

Links: www.ami-pula.hr/en/permanent-exhibition/the-roman-period-collection; www.pulainfo.hr/de/where/archaeologisches-museum-istriens

Kleines römisches Theater

In Pula gab es zeitweise 3 Theater: das Amphitheater in der Nähe des Hafens, das Große Theater am Monte Zaro außerhalb der Stadtmauern und das Kleine Theater unterhalb des Kastell-Hügels.

Das unterhalb des Kastell-Hügels gelegene und teilweise in die Felsen geschlagene Theater stammt aus augusteischer Zeit, d.h. aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., und wurde zwischen 1932 und 1935 ausgegraben. Dabei kamen einige der untersten Sitzreihen, das Orchester und Teile der Bühne und der Bühnenwand zum Vorschein.

Da die Ausgrabungen zwischenzeitlich eingestellt wurden und ein großer Teil der Zuschauertribünen noch nicht ausgegraben ist, kann man die genaue Größe des Theaters nicht sicher bestimmen. Wenn man allerding von der Größe des Orchesters und der Bühne ausgeht, wird die Tribüne wohl einen Durchmesser von über 80 Metern gehabt haben. Man schätzt, dass hier etwa 4000-5000 Besucher Platz gefunden haben, was in etwa der Bevölkerung der Stadt entsprochen haben muss.

Während der Römerzeit gab es zusätzlich noch ein außerhalb der Stadtmauern gelegenes großes Theater, das 10.000 Besucher aufnehmen konnte. Es liegt heute auf dem Gelände des Monte Zaro südlich der Stadtmitte, ist aber nicht sichtbar, da es zwischenzeitlich überbaut ist.

Die Tribünen sind heute soweit rekonstruiert, dass hier auch heute noch Theatervorstellungen und Konzerte stattfinden können.

Der Eintritt in die Ausgrabungen des Kleinen Theaters ist frei.

Lage: Rimsko Kazalište, Prolaz Herculov 1, 52100, Pula

Links: www.pulainfo.hr/de/where/kleines-roemisches-theater; www.istria-culture.com/de/kleines-romisches-theater-i103

Triumphbogen der Sergier

Der Triumphbogen wurde zu Ehren mehrerer Mitglieder der Familie der Sergii erbaut und wurde mit privaten Mitteln gestiftet. Da er in der Nähe der inzwischen abgerissenen römischen Stadttors Porta Aurea errichtet wurde, wird er heute auch oft als „Goldenes Tor“ bezeichnet.

Der Sergierbogen wurde zwischen 29 und 27 vor Christus von der angesehenen und mächtigen Beamtenfamilie der Sergii zur Erinnerung an den Ehemann von Salvia Postuma Sergia erbaut, der 31 v. Chr. in der siegreichen Schlacht Kaiser Octavians bei Actium an der Westküste Griechenlands gefallen war. Wie eine Inschrift auf dem Bogen berichtet, ist der Bogen dem Lucius Sergius Lepidus, Tribun der 29. Legion, und zwei weiteren Familienangehörigen, Lucius Sergius und Gnaeus Sergius (Vater und Onkel des Verstorbenen) gewidmet und wurde von der Ehefrau aus privaten Mitteln finanziert.

Der 8 Meter hohe und 4,5 m breite Bogen wurde im späthellenistisch-korinthischen Stil gestaltet und stand in unmittelbarer Nähe zur Porta Aurea, einem der Stadttore von Pola. An der zur Stadt gewandten Seite ist der Bogen reich verziert. So zeigen z.B. 2 Reliefs auf dem Fries von Pferden gezogene Kriegswagen und auf der Unterseite des Bogens ist ein Adler dargestellt, der eine Schlange im Schnabel hält. Die Seite zum Stadttor ist schlicht gehalten, da sie direkt an das Stadttor angelehnt und somit nicht sichtbar war.

Nachdem die Porta Aurea im 19. Jahrhundert zusammen mit dem größten Teil der Stadtmauer abgerissen wurde und heute nicht mehr sichtbar ist, wird der Sergierbogen heute auch gerne als „Goldenes Tor“ bezeichnet.

Der Triumphbogen liegt heute prominent am Schnittpunkt zwischen der Altstadt und der Shoppingmeile Sergijevaca Ulica und ist ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen. Direkt daneben kann man das Haus sehen, in dem der irische Schriftsteller James Joyce als junger Mann in den Jahren 1904 und 1905 lebte.

Lage: Slavoluk Sergijevaca, Trg Portarata, 52100 Pula

Links: www.pulainfo.hr/de/where/triumphbogen-der-familie-sergei-das-goldene-tor; www.istria-culture.com/de/triumphbogen-der-sergier-i104

Mosaik „Bestrafung der Dirke“

Das Mosaik, das so filigran gestaltet ist, dass es fast wie ein Teppich wirkt, bildet ein seltenes Motiv aus der griechischen Mythologie ab: die Bestrafung der Dirke durch die Zwillinge Zethos und Amphion.

Per Zufall entdeckte man nach dem 2. Weltkrieg im Bombenschutt ein römisches Wohnhaus aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr., das etwa 2 Meter unter dem heutigen Straßenniveau lag. Hierbei wurde das wunderschöne und außergewöhnlich gut erhaltene Dirke-Mosaik ausgegraben, das eine Fläche von knapp 12 x 6 Meter bedeckt und wohl zu einem repräsentativen Zimmer des Hauses gehörte.

Nach der Restaurierung erzeugt das in 2 Teilbereiche unterteilte Mosaik heute wegen seiner filigranen Gestaltung nahezu die Illusion eines Teppichs. Die eine Hälfte mit den 9 großen quadratischen Feldern zeigt in der Mitte das Dirke-Motiv, das von Feldern mit geometrischen Mustern umgeben ist. Der zweite Teil besteht aus Sechsecken mit Blüten- und Tiermotiven.

Die Erzählung „Bestrafung der Dirke“ stammt aus der griechischen Mythologie. Dirke war die Frau von Lykos, des Königs von Theben, die als Strafe für das Quälen ihrer Nichte Antiope von deren Zwillingen Zethos und Amphion an einen wilden Stier gebunden und so getötet wurde. Die Dirke-Erzählung wird sehr selten in der Kunst dargestellt und ist daher eine Rarität. Ein berühmtes Pendant ist der Farnesische Stier, der im Museum von Neapel zu sehen ist.

Das Mosaik ist ein wenig schwierig zu finden und befindet sich zwischen einem Parkplatz und dem Hinterhof eines Hauses der Ulica Sergijevaca. Es kann jederzeit kostenlos besichtigt werden.

Lage: Mozaik Kažnjavanje Dirke, Ulica Benediktinske Opatije, 52100 Pula (in der Nähe der Kirche Hl. Maria Formosa im Hinterhof eines Hauses der Ulica Sergijevaca)

Links: www.pulainfo.hr/de/where/mosaik-bestrafung-von-dirka; www.istria-culture.com/de/mosaik-der-bestrafung-dirkes-i147

Augustus-Tempel und Forum

Auf dem römischen Forum standen einst drei Tempel: der Zentraltempel für Jupiter, Juno und Minerva und die beiden baugleichen Tempel rechts und links, die einerseits der Göttin Diana und andererseits der Göttin Roma und dem Kaiser Augustus gewidmet waren.

Das Forum entstand bereits um 100 v. Chr. in der Nähe des Hafens. Hier lagen die wichtigsten Verwaltungsgebäude der Stadt, die das Forum zum Zentrum der Religion, der Gerichtsbarkeit und des Handels machten.

Im Laufe der Zeit wurden auf dem Forum 3 Tempel errichtet, von denen heute nur noch der Augustus-Tempel fast vollständig erhalten ist. Der auf der linken Seite gelegene Diana-Tempel war baugleich mit dem Augustus-Tempel und seine Rückwand ist heute noch komplett als Rückwand des heutigen Rathauses erhalten. Nur vom ursprünglich in der Mitte gelegenen Tempel für die Kapitolinische Trias Jupiter, Juno und Minerva, sind heute keine sichtbaren Reste mehr erhalten.

Der Augustus-Tempel wurde in der Regierungszeit und noch zu Lebzeiten von Kaiser Augustus, d.h. zwischen 2 v. Chr. und 14 n. Chr., erbaut und war der Göttin Roma, der Personifikation der Stadt Rom, und zusätzlich dem Kaiser Augustus geweiht. Er besteht aus einem etwa 17,5 m breiten, geschlossenen Kultraum (cella) mit vorgebauter Eingangshalle, die aus 6 etwa 8 Meter hohen korinthischen Säulen errichtet wurde. Im Laufe seines Bestehens wurde der Tempel mehrfach erneuert und diente auch als Kirche oder Getreidespeicher. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er zwischen 1945 bis 1947 wieder rekonstruiert und beherrscht heute den Forums-Platz.

Auch heute ist das Forum immer noch das Zentrum der Stadt, auf dem neben dem Augustus-Tempel das aus dem 13. Jahrhundert stammende venezianische Rathaus und verschiedene Cafés und Restaurants zu finden sind.

Die Ausstellung im Augustus-Tempel, in der römische Skulpturen und Marmorstatuen ausgestellt sind, ist zwischen Ostern und September täglich gegen geringen Eintritt geöffnet.

Lage: Augustov Hram, Trg Forum, 52100 Pula

Links: www.ami-pula.hr/en/collections-on-other-locations/the-temple-of-augustus; www.pulainfo.hr/de/where/augustustempel; www.pulainfo.hr/de/where/forum; www.istria-culture.com/de/augustustempel-und-forum-in-pula-i102

Casa del Obispo

Im Casa del Obispo sind die Spuren einer fast 3000 Jahre alten Besiedelung zu entdecken. Sie reichen von phönizischen Wohngebäuden über Grabanlagen bis hin zu einem römischen Asklepieion und einem Bischofspalast aus dem 16 Jahrhundert.

Die Gegend um das Casa del Obispo ist der älteste Teil von Cadiz, das bereits um 1100 v. Chr. besiedelt wurde. Die ältesten hier bisher gefundenen architektonischen Überreste gehören zu einem Gebäude aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr., das von den Phöniziern errichtet wurde.

Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gelände als Nekropole genutzt und ein phönizisches Grabdenkmal errichtet, das heute zu den wichtigsten Grabanlagen der iberischen Halbinsel zählt. Die in den Felsen geschlagenen Nebengebäude aus dem 6. bis 3. Jahrhundert v. Chr. dienten unter anderem als Räume für Heilträume (incubatio).

Auch während der karthagischen Zeit, ab dem 3. Jahrhundert v. Chr., blieb der Ort ein heiliger Bezirk, der mit monumentalen Sakralgebäuden erweitert wurde, von denen ein Tempel vielleicht dem punischen Gott Baal-Hammon geweiht war.

Aus der Zeit der römischen Republik stammen mehrere Zisternen aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. und außerdem einige noch gut erhaltene Räume eines neu errichteten Gebäudes aus der Kaiserzeit (1. Jahrhundert n. Chr.) mit rotgrundiger Wandbemalung. Außerdem sind noch die Fundamente von öffentlichen Gebäuden und von römischen Tempeln für Apollo, Aesculap und Hygieia und ein Ritualbrunnen des Asklepieion-Tempelbezirks aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. erhalten. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurden Teile der Gebäude zerstört, vielleicht bei einem Erdbeben.

In der muslimischen Zeit lag in unmittelbarer Nähe eine Moschee, neben der nun auf den römischen Resten im 11. bis 13. Jahrhundert n. Chr. neue Gebäude aus Stampflehm erbaut wurden, in denen vielleicht der Muezzin lebte. Nach dem Ende der Maurenzeit, im 16. Jahrhundert, wurde hier stattdessen die Residenz des Bischofs von Cadiz errichtet, wiederum in der Nähe einer christlichen Kirche. Über viele Jahrhunderte und Epochen hinweg ist dieser Teil von Cadiz also immer ein heiliger Bezirk geblieben.

In der Ausgrabungsstätte liegen die Reste aus den unterschiedlichen Besiedlungs- und Nutzungszeiträumen oft direkt über- und nebeneinander. Das Grabungsgelände erstreckt sich dabei über eine Fläche von 1500 Quadratmetern. Beim Rundgang über Stege und Glasböden kommt man an allen Bebauungsphasen vorbei und bekommt die einzelnen Phasen der Besiedelung auf informativen Tafeln anschaulich skizziert und erklärt.

Aufgrund von eingedrungenem Wasser und dem dadurch akut drohenden Einsturz von Mauern im phönizischen Grabdenkmal wurde das Ausgrabungsgelände trotz Sicherung durch Stützpfähle und Betongürtel in die Rote Liste gefährdeter Denkmäler aufgenommen und ist seit 2014 für die Öffentlichkeit geschlossen. Ob und wann wieder geöffnet werden kann, ist daher momentan noch ungewiss.

Lage: Yacimiento Arqueológico de la Casa del Obispo, Plaza Fray Félix 5, 11004 Cádiz

Museum von Cadiz

In der Archäologischen Abteilung des Museums von Cadiz widmen sich 5 der 8 Ausstellungssäle der römischen Geschichte von Cadiz und der Umgebung. Viele der römischen Funde aus Cadiz, Baelo Claudia und Medina Sidonia können hier im Original besichtigt werden.

Das Museum von Cadiz befindet sich im Zentrum der Satdt und ist im Teil des säkularisierten Franziskanerklosters untergebracht. Es besteht aus 3 Abteilungen: Im Erdgeschoss befindet sich die Archäologieabteilung, im 1. OG eine Gemäldesammlung mit Werken aus dem 16. bis 20. Jahrhundert und im 2. OG eine Ethnografie-Abteilung mit traditionellen Marionetten.

Die Archäologieausstellung im Erdgeschoss zeigt in 8 Räumen Funde aus der Vorgeschichte, der Zeit des phönizisch-punischen Gadir, der römischen Epoche und dem Mittelalter und der Neuzeit. Hierbei liegt der Fokus auf der römischen Epoche und den Ausgrabungen aus den römischen Städten Gades (Cadiz), Asido Caesarina (Medina Sidonia) und Baelo Claudia (Bolonia).

Zu den außergewöhnlichsten Funden gehören die beiden phönizischen Sarkophage aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. (400-470 v. Chr.), die einen Mann und eine Frau darstellen. Außerdem findet man phönizische Grabbeigaben und Votivfiguren, eine Statue des Melqart-Herkules, eine Sammlung römischer Statuen (wie z.B. die Trajanstatue aus Baelo Claudia), Architekturteile und Säulen, römische Mosaike, die bronzene Panzerstatue eines römischen Kaisers, Amphoren, phönizische und römische Schmuckstücke, eine Vase aus Bergkristall und Münzen aus verschiedenen Epochen.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist für EU-Bürger frei.

Lage: Museo de Cádiz, Plaza de Mina, 11004 Cádiz

Link: www.spainisculture.com/en/museos/cadiz/museo_de_cadiz.html

Römisches Theater von Cadiz

Das römische Theater von Cadiz, das auch unter dem Namen Theatrum Balbi bekannt ist, wurde erst 1980 per Zufall entdeckt. Es wurde von L. C. Balbus errichtet, einem römischen Konsul und engen Vertrauten von Caesar, und gehört zu den größten Theatern seiner Art.

Im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts v. Chr. ließ der einflussreiche römische Konsul Lucius Cornelius Balbus Maior, der sowohl Caesar als auch dem späteren Kaiser Augustus nahestand, das Theater in seiner Heimatstadt errichten.

Es ist das älteste und mit einem Durchmesser der Zuschauertribünen (cavea) von knapp 120 m auch das zweitgrößte römische Theater auf der Iberischen Halbinsel. Es hatte eine Besucherkapazität von mindestens 10.000 Zuschauern und war mit Marmorverkleidungen und Onyxsäulen reich ausgestattet.

Das Theater wurde bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. genutzt, diente dann als Steinbruch und geriet in Vergessenheit. Auf den Ruinen entstand dann im 13. Jahrhundert eine Festung und später Lagerhallen. Erst 1980 entdeckte man das Theater per Zufall, als nach einem Brand die Fundamente freigelegt wurden.

Heute ist etwa die Hälfte des Theaters ausgegraben und restauriert und man kann den größten Teil der noch erstaunlich gut erhalten unteren Tribünenbereiche (proedria, ima cavea und media cavea), das Orchester (orchestra) und eine ringförmige Verteilergalerie unterhalb der Sitzreihen erkennen. Der äußeren Sitzreihen mit dem Säulengang (porticus) und der 3stöckige Bühnenbereich des Theaters sind nicht mehr erhalten bzw. befinden sich noch unter der modernen Bebauung.

Der Eingang zum Theater führt über das 2015 eröffnete Besucherzentrum in der Calle Mesón, in dem mit Hilfe von Modellen, archäologischem Material und einer audiovisuellen Präsentation des Gebäudes weitere Informationen über das Theater vermittelt werden.

Das Theater wurde nach fast 6jähriger Restaurierung 2016 wiedereröffnet und ist täglich kostenlos geöffnet, außer am 1. Montag jeden Monats.

Lage: Teatro Romano de Cádiz, Calle Mesón 11-13, 11004 Cádiz

Cerro de Castillo

Der Burgberg von Medina Sidonia ist schon von Weitem zu erkennen und hatte vor allem durch seine ungestörte Rundumsicht besondere strategischer Bedeutung. Dies erkannten nach den Phöniziern auch die Römer, die hier in der späten republikanischen Zeit ein Militärkastell errichteten.

Der 337 Meter hohe Burgberg des Cerro del Castillo war bereits in der Bronzezeit besiedelt, wie zahlreiche Funde von Keramik und Werkzeugen belegen. Vor rund 3000 Jahren ließen sich dann Phönizier auf dem Hügel nieder und errichteten dort eine der heute ältesten Siedlungen der Provinz Cadiz, die sie Bulla Assido nannten.

Während der Zeit der Römer, die hier zwischen 206 v. Chr. und 640 n. Chr. herrschten, entstanden im 1. Jahrhundert v. Chr. gleichzeitig ein Militärkastell auf dem Hügel und eine neue Stadt, die sich etwa auf dem Gebiet der heutigen Altstadt erstreckte. Unter Kaiser Augustus wurde diese zu einer römischen Kolonie erhoben und erhielt den Namen Asido Caesarina Augusta.

Nach Abzug der Römer blieb Asido Provinzhauptstadt der Westgoten, die das Kastell weiterhin nutzten. Ab 712 n. Chr. wurde der Ort zur Hauptstadt der maurischen Provinz (cora) von Sidonia unter dem Namen Medina Sidonia. Nach der Zerstörung des Kastells im 10. Jahrhundert n. Chr. errichteten die maurischen Almoraviden im 11. Jahrhundert hier eine Festung (Alcazar) und befestigten die zu deren Füßen liegende Stadt.

Nach der christlichen Rückeroberung der Stadt durch die Christen im Jahr 1264 und der Zerstörung des Alcazar Mitte des 15. Jahrhunderts wurde von den Herzogen von Medina Sidonia, die der Stadt zu einer neuen Blüte verhalfen, eine neue Festung gebaut, denn der Ort lag nicht weit entfernt von der Grenze zu Granada, dem letzten muslimischen Emirat in Spanien. Nach der endgültigen Vertreibung der Muslime aus Spanien Ende des 15. Jahrhunderts verlor die Burg ihre Bedeutung, wurde ab 1523 abgerissen und diente dann größtenteils als Steinbruch.

Seit 2004 wird der Burgberg archäologisch erforscht und nach und nach ausgegraben. Heute kann man von allen drei Bauphasen der Burg noch Reste erkennen. Die noch bis zu 2 Meter hoch erhaltene römische Mauer ist besonders gut im östlichen und südlichen Abschnitt der Burg zu erkennen, wo noch ein großer Teil der Außenmauern und der Türme erhalten sind. Vom maurischen Alcazar sind aufgrund seiner Bauweise aus Stampflehm nur noch sehr wenige Mauerreste erhalten, während von der christlichen Burg noch größere Teile erhalten sind. Zwischen der Burg und der Kirche Santa María de la Coronada sind noch einige Reste römischer Häuser zu erkennen.

Auch wenn die Burg heute in keinem sehr guten Zustand mehr ist, lohnt sich der Aufstieg allein schon für die phänomenale Aussicht über die Landschaft.

Das Castillo ist täglich gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet (am Montag und Dienstag nur vormittags). Es gibt ein Kombiticket mit dem Conjunto Arqueologico Romano bzw. dem Archäologischen Museum.

Lage: Conjunto Arqueológico “El Castillo“, Calle Castillo, 11170 Medina-Sidonia, Cádiz

Link: www.andalucia.org/de/medina-sidonia

Römerstraße in Medina Sidonia

Beim Bau eines Wohn- und Geschäftshauses fand man 1997 die Reste eines römischen Stadthauses und eine der Hauptstraßen der römischen Stadt. Die restaurierten Reste dieser Römerstraße kann man heute im Keller des Hauses besichtigen.

Die Überreste der etwa 15 m langen und 7,5 m breiten Römerstraße und eines römischen Stadthauses aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. wurden rund 4 Meter unter dem heutigen Straßenniveau entdeckt, als in der Calle Álamo ein neues Wohn- und Geschäftshaus gebaut werden sollte.

Die großzügige Breite der Straße, ihre sorgfältige Ausführung und ihre Lage innerhalb der Stadt lassen darauf schließen, dass es sich hier um den cardo maximus gehandelt haben muss, eine der beiden Hauptstraßen der stadt, die auf einer Länge von etwa 500 Metern von Nord nach Süd verlief und in etwa dem heutigen Verlauf der Calle Álamo von der Plaza del Punto bis zur Plaza de España folgte.

Die Straße war so breit, dass 2 Fahrzeuge gleichzeitig passieren konnten. Zu beiden Seiten gab es Gehwege, auf denen auch die öffentlichen Brunnen für die Wasserversorgung standen. Auf einem der Gehwege entdeckte man vor den Eingangsstufen eines Hauses zwei Spielbretter (tabulae lusoriae), die in das Straßenpflaster eingeritzt worden sind. In regelmäßigen Abständen ermöglichten Steinblöcke den Fußgängern, die Straße gefahrlos und trockenen Fußes zu überqueren – ähnlich wie bei heutigen Zebrastreifen. Unter der Mitte der Straße verliefen die Abwasserkanäle, die hier rund 0,9 Meter hoch und 0,65 Meter breit waren.

Das römische Haus und die Reste der Straße wurden 1997 bis 2001 archäologisch untersucht, die Straße anschließend restauriert, unter einer Betonstruktur geschützt und mit einem Zugangskorridor von der Calle Sacramento her versehen. Erst dann wurde der Bau der Tiefgaragen des Wohn- und Geschäftshauses fortgesetzt.

Sowohl die Straße als auch das Haus konnten dabei von den Archäologen auf das 1. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Im 2. Jahrhundert wurde das Innere des Hauses verändert, Böden angehoben und neue Wände eingezogen. Im 3. und 4. Jahrhundert wurde das Haus als Getreidelager genutzt und dann nach einem Brand aufgegeben.

Die Konservierung der Römerstraße ist ein gelungener Kompromiss zwischen der Bewahrung antiker Zeitzeugen und dem Wunsch nach einer modernen städtebaulichen Entwicklung.

Die Römerstraße ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen, die im Museum gebucht werden kann. Das Römerhaus ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Lage: Calzada Romana, Calle Sacramento 4, 11170 Medina-Sidonia, Cádiz (in der Nähe des Museums)

Archäologisches Museum von Medina Sidonia

Das Archäologische Museum von Medina Sidonia ist gleichzeitig Ausgrabungsstätte und Ausstellung: es wurde um die Ausgrabungen der römischen Kanalisation herum gebaut, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind.

Die nur wenige Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus entdeckten Reste einer römischen Abwasserleitung (cloaca) stammen aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und bilden den Mittelpunkt der Ausstellung im Archäologischen Museum von Medina Sidonia.

Der etwa 20 Meter lange unterirdische Komplex von noch gut erhaltenen Abwasserkanälen, Gewölben, Galerien und unterirdischen Korridoren (cryptoporticus) wurde 1969 entdeckt und ab 1991 ausgegraben. Hierbei kam neben weiteren Nebenkanälen und Leitungen der rund 1 Meter breite und 2 Meter hohe römische Hauptabwasserkanal zum Vorschein, der aus mit einem Tonnengewölbe abgedeckten Sandsteinblöcken gemauert und am Boden mit wasserfestem Putz verkleidet war. Durch die verschiedenen Öffnungen im Gewölbe ergoss sich das Abwasser aus den Abwasserleitungen der Häuser direkt in den Sammelkanal.

Die Dauerausstellung im Museum zeigt Fundstücke aus den Ausgrabungen in Medina Sidonia, die sich über einen Zeitraum von rund 3000 Jahren erstrecken, beginnend mit den bronzezeitlichen Kulturen über die Phönizier und Karthager zu den fast 700 Jahren der römischen Herrschaft, aus der z.B. umfangreiche architektonische Exponate, eine Sammlung von Marmorskulpturen und Gegenstände des täglichen Lebens zu sehen sind. Weitere Stücke stammen aus der Zeit der Westgoten, der Zeit der islamischen Provinz Sidonia, der Phase der Rückeroberung durch die Christen bis hin zur napoleonischen Besetzung der Stadt.

Das Ende 2013 eröffnete Museum ist täglich außer mittwochs gegen eine geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Das Ticket ermöglicht auch den nur mit Führung möglichen Zugang zu den Resten der in der Nähe liegenden römischen Straße. Es gibt zudem ein Kombiticket mit dem Cerro del Castillo.

Lage: Museo Arqueológico de Medina Sidonia (MAMS), Calle Ortega 10, 11170 Medina-Sidonia, Cadiz

Link: www.andalucia.org/de/medina-sidonia-kultureller-tourismus-museo-y-conjunto-arqueologico-romano

Archäologische Enklave Carteia

Fast wären die Ausgrabungen von Carteia dem Ausbreitungsdrang einer großen Ölraffinerie zum Opfer gefallen, aber die archäologische Stätte wurde gerade noch rechtzeitig als kulturelles Erbe ausgewiesen. So kann man heute noch die punischen, römischen und westgotischen Ruinen der Stadt bewundern.

Die strategische Lage von Carteia erkannten bereits die Punier, die hier im 6. Jahrhundert v. Chr. eine Siedlung errichteten. Auf einer Anhöhe über der Flussmündung des Guadarranque gelegen, war sie einerseits geschützt durch die Bucht von Algeciras, in der ganze Flotten ankern konnten, und kontrollierte andererseits die Straße von Gibraltar. Der Name der Siedlung ist phönizischen Ursprungs (K’rt = Stadt).

Nachdem die Römer 206 v. Chr. im 2. Punischen Krieg die Karthager in der Seeschlacht von Carteia besiegt hatten, wurden hier um 190 v. Chr. Veteranen angesiedelt und hierzu eine neue Stadt mit repräsentativen öffentlichen und privaten Bauten angelegt. Da die Veteranen oft Verbindungen mit einheimischen Frauen eingingen, die Frauen und die Kinder dadurch aber nicht das römische Bürgerrecht erhielten, baten die Bewohner Carteias den römischen Senat, die Stadt als römische Kolonie anzuerkennen und somit alle Einwohner zu römischen Bürgern zu machen. 171 v. Chr. erhielt Carteia den Titel Colonia Latina Libertinorum Carteia und wurde somit die überhaupt erste römische Kolonie außerhalb Italiens.

Vor allem in den Jahren der römischen Republik war Carteia eine blühende Handelsstadt, was sie vor allem ihren zahlreichen Fischverarbeitungsbetrieben, der Purpurschneckenfischerei und dem Handel mit Wein und Olivenöl zu verdanken hatte. In den letzten Jahren der römischen Republik diente Carteia dem Konsul Pompeius als Standort bei seinem Kampf gegen die Piraten des Mittelmeers und später auch als Zuflucht für Pompeius‘ Söhne im römischen Bürgerkrieg gegen Caesar.

Die Stadt bestand auch über die Herrschaft der Römer hinaus weiter und wurde im 5. Jahrhundert n. Chr. von den Westgoten und ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. von den Arabern besiedelt, die von hier ausgehend die iberische Halbinsel eroberten. Auch nach der Reconquista gehörte Carteia vor allem in militärischer Hinsicht zu einem der wichtigsten Stützpunkte an der Küstenlinie, was sich an verschiedenen Verteidigungsanlagen wie dem Torre del Rocadillo aus dem 16. Jahrhundert und mehreren Bunkern aus dem 2. Weltkrieg zeigt.

Nach ersten Grabungen um 1960 wurde das Gelände 1969 zu einem archäologischen Denkmal erklärt und für die Öffentlichkeit freigegeben. Auch heute finden immer noch weitere Ausgrabungen statt.

Obwohl das Gelände inmitten einer großen Ölraffinerie liegt, sind heute noch einige der wichtigsten römischen Bauwerke zu erkennen. Vor allem das Forum mit Resten eines Tempels, von Wohnblocks und einer westgotischen Nekropole, sowie die öffentlichen Thermen, ein großes Stadthaus, das römische Theater, Reste der punischen und römischen Stadtbefestigung und eine Fischfabrik können heute noch besichtigt werden.

Die Ausgrabungen der Enklave von Carteia sind von Mittwoch bis Sonntag vormittags geöffnet. Der Eintritt ist frei und ist nur mit einer ebenfalls kostenlosen Führung möglich (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch), die rund 50 Minuten dauert und stündlich beginnt.

Lage: Enclave Arqueológico De Carteia, Avenida del Puerto, 11369 San Roque

Links: www.andalucia.org/de/san-roque-kultureller-tourismus-enclave-arqueologico-de-carteia; www.sanroque.es/tourism/carteia-roman-san-roque?language=en

Thermen von Carteia

Die Thermen von Carteia wurden im Laufe ihrer rund 5 Jahrhunderte langen Nutzung mehrfach umgebaut. Danach wurde das Gelände als frühchristliche Nekropole genutzt und eine Basilika darauf errichtet.

Direkt hinter dem Eingangsbereich der Ausgrabungen von Carteia erstrecken sich die öffentlichen Thermen über eine Fläche von rund 50 x 50 Metern. Sie waren zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. in Benutzung und wurden in dieser Zeit mehrfach umgebaut.

Die große, komplexe Anlage besaß einen Umkleideraum (apodyterium), von dem aus man in das Kaltbad (frigidarium) gelangte. Daran schloss das Laubad (tepidarium) mit einem halbrunden Becken an. Im darauffolgenden Warmbad (caldarium) gab es ein Warmbecken und eine Apsis, in der vielleicht ein Brunnen (labrum) stand. Auf dem Sportgelände (gymnasium), das mit einem Säulengang umgeben war, befand sich ein etwa 5,5 x 10 Meter großes Badebecken (natatio). Die restlichen Räume waren für Massagen oder Körperpflege vorgesehen und es gab natürlich auch eine große Latrine.

Die Thermen wurden im Laufe ihrer Nutzung mehrfach umgebaut. Nachdem das Bad aufgegeben wurde, wurde es als Nekropole genutzt und mit einer spätrömischen Basilika bebaut.

Man kann heute noch gut z.B. die Reste der Hypokausten des Laubades, das große Freibad und das Stufenbecken des Warmbads erkennen.

Lage: Termas Romanas, Enclave Arqueológico De Carteia, Avenida del Puerto, 11369 San Roque (auf dem Gelände der Römischen Enklave direkt am Eingangsbereich)

Römisches Forum von Carteia

Das Forum von Carteia wurde sowohl in republikanischer Zeit als auch zur Zeit des Kaisers Augustus mehrfach umgebaut und nach dem Abzug der Römer von den Westgoten als Nekropole genutzt, so dass die Grundrisse der einzelnen Gebäude heute etwas schwer voneinander zu unterscheiden sind.

Das auf einer erhöhten Ebene gelegene Forum erreichte man über eine lange Treppe, die auch heute noch den Zugang bildet.

Am links der Treppe gelegenen Ende des Forums stand der Tempel, der im 2. Jahrhundert v. Chr., d.h. in republikanischer Zeit, auf den Resten punischer Heiligtümer gebaut wurde. Er ist heute das älteste bisher gefundene römische Bauwerk der Ausgrabung. Er wurde Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. nochmal komplett umgebaut.

Über eine breite Treppe betrat man den Tempel, der auf einem knapp 2 m hohen Podium mit einer Fläche von 24 x 18 Metern lag. Das eigentliche Tempelheiligtum (cella) war an 3 Seiten von Säulen umgeben, allerdings konnte man bisher noch nicht herausfinden, welche Gottheit hier verehrt wurde.

Hinter dem Tempel liegt ein noch gut erhaltenes Schwimmbad, das den Grundriss einer Basilika besitzt, d.h. an den beiden Schmalseiten mit je einer Apsis ausgestattet ist. Es ist unklar, ob es zum Tempel gehört und welche Funktion es besaß – allerdings ist es heute noch sehr gut erhalten.

Bei dem bienenkorbähnlichen kleinen Gebäude, das noch auf dem Forum steht, handelt es sich um einen römischen Brunnen.

Neben dem Tempel befindet sich ein typisch römisches Wohnhaus (domus) der Oberschicht, dessen Zimmer um einen zentralen Innenhof (atrium) mit Wasserbecken (impluvium) herumgebaut waren. Daran schloss sich noch ein Wohnblock (insula) mit Wohnungen für ärmere Bürger an.

Auch ein weiteres Gebäude aus augustäischer Zeit, das wohl 2 Stockwerke besaß, ein Marktgebäude (macellum) und mehrere Ladengeschäfte (tabernae) lagen ebenfalls am Zugang zum Forum.

In westgotischer Zeit zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gelände um den Tempel als Nekropole genutzt. Für die Grabmäler wurden dabei auch Teile des Tempelgebäudes wiederverwendet. Einige der Gräber sind heute noch sichtbar.

Lage: Foro Romano, Enclave Arqueológico De Carteia, Avenida del Puerto, 11369 San Roque (am westlichen Ende des Geländes der Römischen Enklave)

Römisches Stadthaus von Carteia

Der Besitzer dieses Wohnhauses gehörte sicher zur reichen Oberschicht von Carteia, denn er ließ sein Haus mit aufwendigen Mosaiken, Stuck und Wandmalereien ausstatten.

Das Wohnhaus (Domus de Rocadillo), das ähnlich wie das Haus am Forum einem Mitglied der Oberschicht gehörte, lag an der Kreuzung der Hauptstraße mit einer Nebenstraße, von denen heute noch Reste zu sehen sind.

Der Zugang zum Haus führte über 2 Stufen in ein Atrium, unter dem sich eine große Regenwasserzisterne befand, die mit einem 3fachen Gewölbedach abgedeckt war. Dahinter gelangte man in ein Peristyl mit einem aufwendigen Mosaikboden und einem Wasserbecken (impluvium), von denen heute nur noch Teile vorhanden sind. Rechts und links des Atriums befanden sich mehrere Räume.

Der rechts gelegene Raum besaß ein aufwendiges mehrfarbiges Mosaik, das mit geometrischen Spiralmotiven verziert und im Bereich des Bettes anders gestaltet ist. Die Wände waren mit Stuck verziert und bemalt, die Böden aus opus signinum (mit Keramikscherben versetzter römischer „Beton“).

Die Mosaike sind heute abgedeckt und es ist auch nur ein Teil des Hauses sichtbar, aber man kann noch gut die Aufteilung der Räume erkennen.

Lage: Vivienda Romana, Enclave Arqueológico De Carteia, Avenida del Puerto, 11369 San Roque (auf dem Gelände der Römischen Enklave zwischen Thermen und Rocadillo-Turm)

Theater von Carteia

Das Theater ist noch nicht komplett erforscht und daher auch im Rahmen der Führung nicht immer zugänglich. Es ist das bisher das größte ausgegrabene römische Theater Andalusiens.

Das Theater liegt am höchsten Punkt der Stadt und Ist heute noch nicht völlig ausgegraben. Reste der Tribünen, die in einen natürlichen Hang gebaut waren, und Teile des Bühnengebäudes sind noch erhalten.

Das als szenisches Theater für Theateraufführungen oder für Kultzwecke angelegte Theater stammt aus der spätrepublikanischen Zeit und ist derzeit das größte sichtbare Theater Andalusiens. Die Zuschauertribünen (cavea) hatten einen Durchmesser von 78 Metern und man schätzt, dass es 5.100 bis 5.500 Personen Platz bot.

Um das Halbrund der orchestra lagen die Zuschauertribünen. Diese bestanden aus 3 Rängen, in denen die Zuschauer je nach gesellschaftlichem Rang platziert waren. Die Ränge waren in 6 Abschnitte (cunei) unterteilt, zwischen denen die Treppenaufgänge lagen. Hinter dem Bühnengebäude, das 3 Durchgänge für die Schauspieler besaß, lag ein Innenhof, der mit einem Säulengang umgeben war.

Es sind heute noch einige der Sitzstufen und der Stützpfeiler der oberen Tribünen erhalten und auch Teile des Bühnengebäudes.

Das Theater wird immer noch wissenschaftlich untersucht und ist daher im Rahmen der Führung nicht immer zugänglich.

Lage: Teatro Romano, Enclave Arqueológico De Carteia, Avenida del Puerto, 11369 San Roque (am nordöstlichen Ende des Geländes der Römischen Enklave)

Römische Stadtmauer von Carteia

Die römische Stadtmauer wurde bereits in punischer Zeit errichtet und von den Römern erweitert. Sie wurde aber nicht nur zur Verteidigung vor den Piraten des Mittelmeers angelegt, sondern markierte auch den Stadtbereich (pomerium).

Bereits in punischer Zeit schützte eine Stadtmauer die Stadt. Sie wurde von den Römern auf eine Länge von rund 2 km ausgeweitet und verfügte über mehrere Stadttore und Türme.

Reste der römischen Mauer und eines darin integrierten rechteckigen Wachturms sind heute noch direkt neben dem Rocadillo-Turm zu sehen. Ein Teil der punischen Mauer ist noch in der Nähe des Forums erhalten, wo sich auch das Haupttor zur Stadt befand.

Der 12 Meter hohe Rocadillo-Turm stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und wurde zum Schutz der Bewohner von San Roque vor nordafrikanischen Berberpiraten errichtet. Sein Eingang im 1. Stock war nur über eine Strickleiter erreichbar. Von der dahinter gelegenen Wachstube führte eine Wendeltreppe auf die obere Plattform, von der aus man die Bucht von Algeciras überblicken konnte. Er diente aber auch als Leuchtturm.

Lage: Sistema Defensivo, Enclave Arqueológico De Carteia, Avenida del (auf dem Gelände der Römischen Enklave Puerto, 11369 San Roque)

Fischfabriken von Carteia

Außerhalb der Stadtmauern und direkt an der Bucht von Algeciras lagen in römischer Zeit die Manufakturen, in denen der Thunfisch in großen Gärtanks eingesalzen wurde, um daraus Salzfisch und Garum herzustellen.

In Carteia befanden sich ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. mehrere Fabriken, in denen vor allem Thunfisch eingesalzen und zu Salzfisch oder zu hochwertiger Fischsauce (garum) verarbeitet wurde. Diese wurde dann in Amphoren abgefüllt und nach Rom und in die römischen Provinzen exportiert.

Hierzu wurden die ausgenommenen und gereinigten Fische in großen Becken schichtweise mit Salz eingelegt und so konserviert. Garum wurde aus den Innereien der Fische gewonnen, die mit Kräutern vermischt und dann in Gärtanks eingelegt und vergoren wurden.

In den Resten der Fischfabrik kann man noch die Grundrisse der Räume für die Fischverarbeitung und die einzelnen Fischtanks unterscheiden, in denen die Fische fermentiert wurden. Aufgrund der intensiven Geruchsentwicklung lagen die Fischfabriken vor den Stadtmauern.

Lage: Factorás de Salazones, Enclave Arqueológico De Carteia, Avenida del Puerto, 11369 San Roque (auf dem Gelände der Römischen Enklave in der Nähe des Rocadillo-Turms)

Arch. Ensemble Baelo Claudia

Die am vollständigsten erhaltene römische Ruinenstadt der iberischen Halbinsel verdankt ihre Gründung ihrer Lage an der Straße von Gibraltar. Schon die Phönizier fischten in der Region die jährlich vorbeiziehenden Thunfischschwärme mit einer speziellen Fangmethode. Die Römer machten die Gegend dann zu einem der wichtigsten Zentren des Fischfangs und der Fischverarbeitung.

Bereits gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurde eine Siedlung mit dem Namen Baelo gegründet, die sich zu einem Zentrum des Thunfischfangs und der Fischverarbeitung und zum wichtigsten Hafen der Region mit Verbindung ins nordafrikanische Tingis (Tanger) entwickelte. Die jährlich auf ihrem Weg vom Atlantik zu ihren Laichplätzen im Mittelmeer vorbeiziehenden Thunfischschwärme, die bereits von den Phöniziern mit der auch heute noch genutzten speziellen Fangmethode (Almadraba)  gefischt wurden, wurden anschließend in den Manufakturen der Stadt zu Pökelfisch und vor allem zur im gesamten römischen Reich begehrten Fischsauce (garum) verarbeitet.

Die dadurch erwachsende wirtschaftliche Blüte führte um 45 n. Chr. unter Kaiser Claudius zum Bau einer neuen, geplanten Stadt, die zu seinen Ehren den Beinamen Claudia erhielt. Die ungewöhnlich große Anzahl der öffentlichen Gebäude zeugen von der wirtschaftlichen Bedeutung von Baelo Claudia. Doch bereits Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Stadt teilweise durch ein Erdbeben und im 3. Jahrhundert von Piraten verwüstet. Der anschließende wirtschaftliche Niedergang führte Ende des 6./Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. zur endgültigen Aufgabe der Stadt.

In ersten Grabungen zwischen 1917 und 1921 wurden zunächst die Fabrikanlagen, die Tempel und das Theater erforscht. Ab 1966 wurden weitere Grabungen durchgeführt und dann 1990 das Archäologische Ensemble von Baelo Claudia geschaffen, das Ende 2007 durch ein Museum mit angeschlossenem Forschungszentrum ergänzt wurde. Baelo Claudia ist heute die am vollständigsten erhaltene römische Ruinenstadt der iberischen Halbinsel.

Heute liegen die Ruinen in einer halbkreisförmigen Bucht und den sanft zum Strand abfallenden und den landschaftlich reizvollen Dünen von Bolonia. Der ausgeschilderte Rundgang mit 22 Stationen, der am Museum beginnt, verbindet die sehenswerten Ausgrabungsareale des Freigeländes miteinander.

Zunächst passiert man die Reste eines der 3 Aquädukte, die die Stadt mit Wasser versorgten. Entlang der östlichen Stadtmauer erreicht man die vor den Stadtmauern gelegene südöstliche Nekropole, bevor man die Stadt beim östlichen Stadttor (Carteia-Tor) betritt.

Der gepflasterten Hauptstraße (decumanus maximus) folgend trifft man auf den cardo maximo, der Richtung Süden in das Gewerbeviertel führt, in dem man neben den Gärtanks der Fischfabriken auch Wohngebäude erkennen kann.

Zurück am decumanus maximus erreicht man dann den südlichen Vorplatz mit den Säulenresten der Basilika und der Kopie einer Trajan-Statue. Dahinter liegt das Forum, um das sich verschiedene öffentliche Gebäude gruppieren.

Der weitere Weg auf dem decumanus maximus führt zur Markthalle (macellum), bevor man kurz vor dem Westtor (Gades-Tor) zu den öffentlichen Thermen gelangt.

Anschließend gelangt man zum noch erstaunlich gut erhaltenen halbkreisförmigen Theater, in dem auch heute noch Aufführungen stattfinden. Von dort erreicht man schließlich den oberhalb des Forums gelegenen Tempelbezirk mit den Tempeln für Jupiter, Juno und Minerva und dem benachbarten Isistempel. Von hier aus kann man noch den herrlichen Ausblick über das Grabungsgelände genießen, bevor man über ein Nebentor der Stadtmauer wieder den Ausgang erreicht.

Das Archäologische Ensemble von Baelo Claudia ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist für EU-Bürger frei.

Lage: Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (ca. 20 km nordwestlich von Tarifa)

Link: www.andalucia.org/de/tarifa-kultureller-tourismus-conjunto-arqueologico-de-baelo-claudia

Archäologisches Museum Baelo Claudia

Das Archäologische Museum von Baelo Claudia besucht man am besten vor dem Rundgang über das Ausgrabungsgelände. Hier erhält man die nötigen Hintergrundinformationen zur Bedeutung der Stadt als eines der wichtigsten Fischverarbeitungszentren der römischen Welt.

Im modernen Museumbau, der 2007 eröffnet wurde, kann man sich in den Ausstellungsräumen auf 2 Etagen über die Ausgrabungen von Baelo Claudia informieren und von hier aus dann anschließend den Rundgang durch die Ruinenstadt beginnen.

Im Obergeschoss des Museums erhält man einen allgemeinen Überblick über die antike Stadt. Hier befindet sich auch ein Modell von Baelo Claudia aus der Zeit der Regierung von Kaiser Claudius. Auf Tafeln werden die geografische und wirtschaftliche Bedeutung der römischen Stadt und ihre Handelsbeziehungen erläutert.

Der erste Raum im Untergeschoss widmet sich den Themen Religion, Stadtplanung und Wirtschaft, im zweiten Raum findet man einige Skulpturen und Informationen zur römischen Badekultur. In der anschließenden Ausstellungshalle finden wechselnde Ausstellungen statt und der Museumsshop bietet Bücher und römische Reproduktionen an.

Zu den interessantesten Ausstellungsstücken, die aus den Ausgrabungen der Ruinenstadt stammen, gehören Marmorskulpturen (z.B. die Skulptur des Doríforo), Marmorsäulen, Bestattungsinschriften, Votivplatten aus Blei zu Ehren der Isis, Weihealtäre, Amphoren, Statuetten und Alltagsgegenstände (z.B. Bleirohre, die Kopie einer aus Marmor gehauenen Sonnenuhr oder Fischereiwerkzeuge).

Lage: Museo Arqueológico de Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (am Eingang des Geländes des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Aquädukt und Wasserleitungen in Baelo Claudia

Der heute noch sichtbare Teil eines Aquädukts gehörte zu einer von 3 Wasserleitungen, die die Stadt mit Trinkwasser aus den umliegenden Quellgebieten Punta Paloma und Sierre de Plata versorgte.

Die Stadt wurde in der Zeit ihrer größten Bevölkerungsdichte über 3 Aquädukte mit frischem Quellwasser versorgt. Das älteste und 4 km lange Nord-Aquädukt, das in eine 30 x 6 m große Zisterne mündete, stammt aus der Zeit von Kaiser Augustus. Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. kam mit dem Punta-Paloma-Aquädukt eine weitere Wasserleitung hinzu, die über etwa 8 km das Wasser aus dem südöstlich gelegenen Quellgebiet Punta Paloma heranführte. Ein drittes Aquädukt ab der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts leitete auf etwa 1,2 km Länge das Wasser aus der nördlich gelegenen Sierra de Plata in die Stadt.

Der Kanal (specus) der Wasserleitungen verlief in der Regel unterirdisch, wurde mit seinem Verlauf an das Gelände angepasst und mit einem kleinen Gefälle versehen, so dass das Wasser durch die Neigung von alleine floss und den nötigen Wasserdruck aufbaute. Nur zur Überbrückung von Tälern oder über die Wasserleitung kreuzenden Bächen wurden Aquädukte errichtet. Am Ende der Wasserleitungen wurden meist Zisternen angelegt, um das Wasser zu speichern. Im gesamten Stadtgebiet waren dann Brunnen verteilt, aus denen die Bewohner Wasser schöpfen konnten.

Heute kann man am Anfang des Rundgangs noch die Reste des Punta-Paloma-Aquädukts sehen.

Lage: Cisterna y acueductos, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Stadtbefestigung und Straßen von Baelo Claudia

Baelo Claudio war eine geplante Stadt, die zusätzlich mit einer Stadtmauer umgeben war. Das typisch römische schachbrettartige Straßennetz richtete sich an den beiden von Ost nach West bzw. von Nord nach Süd ausgerichteten Hauptachsen (decumanus maximus und cardo maximus) aus, die sich im Zentrum der Stadt, beim Forum, kreuzten.

Einer der Hauptzugänge zur Stadt erfolgte über das Osttor (Carteia-Tor), das um 10 v. Chr. zusammen mit der Stadtmauer erbaut wurde. Das Tor mit den etwa 6,5 x 4,5 Meter großen Doppeltürmen hatte eine gut 3 Meter breite Durchfahrt. Hier führte die von Carteia (San Roque bei Gibraltar) kommende Straße in die Stadt.

In den an das Tor anschließenden Reste der östlichen Stadtmauer, die etwa 1,2 km lang war und 4 oder 5 Stadttore besaß, kann man heute noch Reste der einst über 40 Türme erkennen. Die Mauer diente ursprünglich eher als Stadtbegrenzung (pomoerium) bzw. zu Präsentationszwecken und weniger zur Verteidigung der Stadt.

Zwischen Ost- und Westtor erstreckte sich die Hauptstraße (decumanus maximus), deren Pflaster aus Kalksteinplatten heute noch zu etwa 90% erhalten sind und die bis zu 9 Meter breit war. Entlang dieser Straßen lagen Säulengänge mit Geschäften, der Markt (macellum), die öffentlichen Thermen und die wichtigsten Gebäude der Stadt. An der Kreuzung des decumanus maximus mit dem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden cardo maximus lagen das Forum und die wichtigsten Verwaltungsgebäude der Stadt. Durch das Westtor (Gades-Tor) führte die Straße weiter nach Gades (Cadiz).

Weitere Tore befanden sich in der Mitte der Ostmauer, von dem aus man direkt zum Theater gelangte und das heute den nördlichen Zugang zur Ausgrabung bildet. Das an der Nordostseite gelegenen Asido-Tor, wo die Straße nach Asido Caesarina (Medina Sidonia) begann, wurde bisher noch nicht ausgegraben.

Lage: Muralla y Puerta de Carteia, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Fischfabriken von Baelo Claudia

Neben den Fischfabriken findet man im Viertel der Fischverarbeitung an einer von Arkaden gesäumten Straße (Cardo de las Columnas) auch Wohn- und Verwaltungshäuser wie das Haus des Sonnenquadranten und das Westhaus. Hier lagen vermutlich die Verwaltungs- und Handelskontore und auch die Wohnbereiche der Fabrikeigentümer.

Das Westhaus (Domus del Oeste) stammt aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. und besaß zur Straße hin Ladengeschäfte, in denen vermutlich die Produkte verkauft und gelagert wurden, die in der im hinteren Bereich des Gebäudekomplexes liegenden Fischmanufaktur hergestellt wurden. Die Räume des Wohnbereichs gruppierten sich dabei um einen großen Peristylhof. In späterer Zeit, als offenbar die Fabrik vergrößert wurde, trennte man den nördlichen Teil des Wohnbereichs ab, um weitere runde Fischbecken in den Boden einzulassen.

Das gegenüberliegende etwa 28 x 20 Meter große Haus des Sonnenquadranten (Domus del Cuadrante Solar) stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und wurde bis mindestens ins 3. Jahrhundert n. Chr. hinein genutzt. Auch hier handelte es sich wohl um ein Wohn- und Handelsgebäude, in dem die meisten der um einen Peristylhof gruppierten Räume mit Stuck und Wandgemälden verziert waren. Anhand der aufgefundenen Reste der Wandbemalungen mit teilweise erotischen Motiven könnte man aber auch annehmen, dass es zumindest zeitweise als Bordell (lupanar) gedient hat. Der Name des Hauses geht auf den Fund eines aus Marmor gefertigten Sonnenquadranten hervor, die als Kopie im Museum zu besichtigen ist.

Die Fischfabriken (cetaria), denen die Stadt ihren Wohlstand verdankte, bestanden mindestens vom 1. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr., obwohl bereits seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. in kleinerem Maßstab Fisch verarbeitet wurde. Ihre größte Blütezeit verzeichneten sie im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., als in den zwischen 80 und 200 qm großen Fischfabriken die Fischtanks ein gesamtes Fassungsvermögen von etwa 90.000 Litern erreichten! Neben den Tanks, in denen sowohl Fisch zur Haltbarmachung eingesalzen als auch Fischsauce (garum) hergestellt wurde, gab es Brunnen, Frischwasserzuläufe, Räume, in denen die Fische ausgenommen und für die Weiterverarbeitung vorbereitet wurden und Lager- bzw. Verwaltungsräume.

Lage: Factorías de salazón, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Forum von Baelo Claudia

Das Forum von Baelo Claudia gehört zu den wohl besterhaltenen römischen Foren der gesamten iberischen Halbinsel. Sein Erscheinungsbild wird heute vor allem durch die Säulen der Basilika geprägt, die an der südlichen Schmalseite des Forums liegt.

Das Forum, das bereits in der Zeit von Kaiser Augustus angelegt wurde, stammt in seiner heutigen, noch gut erhaltenen Form aus der Zeit zwischen 50 und 70 n. Chr. und nimmt mitsamt seinen umgebenden öffentlichen Gebäuden eine Fläche von etwa 75 x 50 Metern ein.

Rund um den 37 x 30 Meter großen Forumsplatz, der nicht nur in zentraler Lage in der Mitte der Stadt und an der Kreuzung der beiden wichtigsten Hauptstraßen liegt, sondern in römischer Zeit auch das Zentrum des öffentlichen, politischen, administrativen, juristischen und religiösen Lebens bildete, liegen an der Südseite die Basilika und im Norden ein monumentaler Brunnen und die Rednertribüne (rostra). An der westlichen Längsseite befinden sich Verwaltungsgebäude, wie z.B. das Gemeindearchiv (tabularium), der Abstimmungssaal, die Curia und eine öffentliche Schule (scholae), und auf der Ostseite eine Reihe von Geschäften.

Die Basilika wurde zwischen 50 und 70 n. Chr. erbaut und bis zu ihrem Einsturz nach einem Erdbeben im 3. Jahrhundert genutzt. Über ein Peristyl aus 20 Säulen erhob sich die Basilika auf einer Fläche von 31,5 x 18,5 Metern über 2 Stockwerke. Das unter anderem als Justizzentrum und Ort für Geschäfte dienende öffentliche Gebäude öffnete sich Richtung Norden zum Forum, dessen gesamte Südseite es einnimmt, zum anderen Richtung Süden zum südlichen Vorplatz, von dem aus man auf den decumanus maximus gelangte.

Bei den Ausgrabungen wurde in den Ruinen der Basilika eine Kolossalstatue des Kaisers Trajan entdeckt, der mit der Toga eines Magistraten bekleidet ist und ein Füllhorn als Symbol für den Überfluss in den Armen hält. Man vermutet daher, dass in der Basilika auch Riten des Kaiserkults durchgeführt wurden. Die Säulen des Peristyls wurden nach den Ausgrabungen wieder weitestgehend aufgerichtet und geben heute einen guten Eindruck von den einstigen Ausmaßen der Basilika.

Das Marktgebäude (macellum), das an die Südwestecke des Forums an die Basilika angrenzt, wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut, als das Forum als Marktplatz zu klein geworden war. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurden die 10 um einen kleinen Innenhof gelegenen hinteren Ladengeschäfte zu Lagern umgebaut und es blieben nur noch die 4 zur Hauptstraße gelegenen Ladengeschäfte erhalten. In der Mitte ist noch der Grundriss einer kleinen Kapelle (aedicula) zu erkennen, die vermutlich Merkur, dem Gott des Handels, geweiht war.

Lage: Plaza del Foro, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Thermen von Baelo Claudia

Im Südwesten der Stadt direkt am westlichen Stadttor, aber dennoch in zentraler Lage am decumanus maximus, lagen die öffentlichen Bäder, die neben der Körperpflege und Hygiene auch als sozialer Treffpunkt beliebt waren und durch ihre geringen Eintrittspreise auch für ärmere Bevölkerungsschichten erschwinglich waren.

Die öffentlichen Thermen von Baelo Claudia wurden etwa Ende des 1. Jahrhunderts bis Anfang des 2. Jahrhundert n. Chr. erbaut und waren bis ins 4. Jahrhundert in Gebrauch.

Das Badegebäude, in dem die einzelnen Räume hintereinander in Reihenform angelegt wurde, hatte eine Fläche von etwa 32,5 x 13,5 m und nimmt einen Großteil eines Wohnblocks ein. Zur Straße hin lagen mehrere Ladengeschäfte, in denen man z.B. die zum Baden notwendige Utensilien kaufen oder einen Imbiss einnehmen konnte.

Nach dem Umkleideraum (apodyterium) gelangte man in den Kaltbadebereich (caldarium) mit einem rechteckigen Kaltbadebecken und einem runden Becken in der gegenüberliegenden Apsis. Über die beiden Räume des Laubereichs (tepidarium), in denen man sich langsam akklimatisierte und sich auch massieren und mit Öl und einem strigilis reinigen lassen konnte, gelangte man in den Heißbereich (caldarium), in dem sich neben einem Stufenbecken eine Apsis mit Brunnenschale (labrum) befand. Das Wasser wurde in einem Ofen erhitzt, der sich in einem hinter dem caldarium liegenden Raum befand. Nach dem Heißbad ging man wieder zurück in den Kaltbadebereich, um sich wieder abzukühlen. Nach dem Bad konnte man sich im Sportgelände (palaestra), das westlich der Badegebäude lag, mit Freunden treffen und sich z.B. bei Ballspielen oder Wettkämpfen vergnügen.

Man kann heute man noch gut die Bögen und Pfeiler der Hypokaustenheizung und die verschiedenen mit wasserdichtem Beton verputzten Wasserbecken erkennen. Auch die Grundrisse der rechts und links des Eingangs liegenden Läden sind noch gut zu unterscheiden.

Lage: Termas urbanas, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Römisches Theater von Baelo Claudia

Im erstaunlich gut erhaltenen halbkreisförmigen Theater, das das größte Gebäude von Baelo Claudia war, finden auch heute noch Aufführungen statt.

Das Theater, das sich am westlichen Stadtrand befindet, wurde zusammen mit der Neuanlage der Stadt im 1. Jahrhundert n. Chr. erbaut, aber bereits Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. wieder aufgegeben und teilweise als Friedhof genutzt. Es wurde in einen natürlichen Hang hineingebaut.

Der Zuschauerbereich (cavea) hatte einen Durchmesser von knapp 70 Metern und seine Außenfassade war rund 15 Meter hoch. Obwohl von den Zuschauerrängen nur noch die Unterkonstruktionen erhalten geblieben sind, kann man hier die 7 Zugänge zu den Zuschauerreihen (vomitoriae) noch gut erkennen. Man kann davon ausgehen, dass die Cavea daher in 8 Blöcke (cunei) unterteilt war.

In den 3 Rängen des Zuschauerraums saßen im unteren Bereich (ima cavea) die Senatoren und Mitglieder des Adels, wobei sich in den beiden seitlichen Zugängen zur orchestra die Tribünen für Ehrengäste und die Honoratioren der Stadt befanden. Im mittleren Bereich (media cavea) konnten Ritter (equites), Beamte oder Kaufleute die Theaterdarbietungen verfolgen, während der obere Bereich (summa cavea) einfachen Bürgern, Frauen, Kindern und Sklaven vorbehalten war.

Auch die Trennmauer (balteus), die den Zuschauerraum von der halbkreisförmigen orchestra trennte und mit Marmor verkleidet war, ist noch gut zu erkennen. Die Bühnenwand (scaenae frons) besaß 3 Türen, hinter denen sich die Schauspieler im Bühnenhaus (postscaenicum) auf ihren Auftritt vorbereiteten.

Durch den guten Erhaltungszustand der Bühne, der orchestra und den Zuschauerrängen bekommt man einen guten Eindruck über die einstige Wirkung des Theaters. Und der Blick auf das Meer ist einfach fantastisch!

Lage: Teatro, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Kapitolstempel und Isistempel von Baelo Claudia

Im oberhalb des Forums gelegenen Tempelbezirk befinden sich die Tempel der „Kapitolinischen Trias“, die den höchsten Göttern Jupiter, Juno und Minerva geweiht waren. Der danebenliegende Isistempel kam wohl etwas später hinzu, als sich der aus dem Orient stammende Mysterienkult auch in Hispania ausbreitete.

Die drei Kapitolstempel, die zwischen 50 und 70 n. Chr. erbaut wurden, sind mit etwa 20 x 8 Metern alle ungefähr gleich groß und befinden sich nördlich des Forums auf einer etwas höher gelegenen Plattform. Der Kultraum (cella), der sich auf einem Podest befindet und eine von Säulen getragene Vorhalle besitzt, konnte jeweils über eine Treppe erreicht werden.

Hier wurden die Götter der „Kapitolinischen Trias“ verehrt, mit dem Jupiter-Tempel in der Mitte und rechts und links davon, durch einen schmalen Korridor getrennt, die Tempel von Juno und Minerva. Sie waren Sinnbilder der offiziellen Religion, unter deren Schutz das administrative und politische Leben aller römischen Bürger stand.

Direkt östlich der Kapitolstempel liegt der Tempel für die altägyptische Gottheit Isis, der um 70 n. Chr, erbaut wurde. Der rechteckige Tempelbezirk mit einer Größe von ca. 30 x 18 m war von einer Mauer umgeben und wirkte, ganz im Gegensatz zu den benachbarten Kapitolstempeln, eher abweisend und nach außen hin abgeschirmt – was wohl zu einem Mysterienkult ganz gut passte.

Das Innere des Tempelbezirks konnte über eine Treppe und ein zweiflügeliges Eingangstor erreicht werden, hinter dem ein Innenhof mit Säulengang lag. In diesem gab es einen Opferaltar und einen heiligen Brunnen und es wurden hier die öffentlichen Riten durchgeführt. In der Mitte des Hofes lag mit dem auf einem Podium errichteten Tempel (cella) das eigentliche Heiligtum mit dem Bild der Göttin, das nur den Priestern und den in die Mysterien Eingeweihten zugänglich war. Bei den Ausgrabungen fanden sich in die Treppenstufen eingravierte Votivbilder mit Umrissen von Füßen, die der Göttin geweiht waren.

Lage: Capitolio, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)

Archäologischer Komplex von Itálica

Trotz der Nähe zur Stadt Hispalis (Sevilla) entwickelte sich Italica neben seiner Funktion als Militärstandort zu einem wichtigen Zentrum römischer Kultur, die einige berühmte Persönlichkeiten, wie die Kaiser Trajan und Hadrian, hervorbrachte.

Der 2. Punische Krieg (218 v. Chr. bis 201 v. Chr.), in dem der römische Feldherr Publius Cornelius Scipio Africanus die von Feldherr Hasdrubal und Hannibals Bruder Mago Barkas befehligten Karthager im Jahre 206 v. Chr. in der Schlacht von Ilipa (heute: Alcalá del Rio) besiegte, war der entscheidende Sieg, nach dem die Römer ihre Vorherrschaft auf der iberischen Halbinsel festigen konnten.

Nur etwa 6 km nordwestlich von Sevilla wurde nach dem Ende dieser Schlacht in der Nähe des Flusses Guadalquivir die Siedlung Italica gegründet. Hier wurden vor allem Veteranen angesiedelt, die aus dem aktiven Dienst ausgeschieden waren.

Trotz der Nähe zum deutlich größeren Hispalis (Sevilla) entwickelte sich Italica vom Militärstandort zu einem wichtigen Zentrum römischer Kultur und erreichte während seiner Blütezeit eine Ausdehnung von etwa 52 Hektar. Hier wurden sowohl Kaiser Trajan als auch Kaiser Hadrian geboren.

Obwohl Hadrian als Kaiser seine Heimatstadt nicht wieder besuchte, erhob er sie während seiner Regierungszeit (117-138 n. Chr.) zur Colonia Aelia Augusta Italica bzw. Colonia Victrix Italicensis und erweiterte die Militärsiedlung um ein neues Viertel für die Oberschicht, die nova urbs (Neustadt).

Ihre Blüte erlebte die Stadt im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr., auch während der Herrschaft der Westgoten wurde die Stadt als Festung ausgebaut. Erst nach der Besetzung Andalusiens durch die Mauren ab 711 verlor Italica seine einstige Bedeutung und verfiel zusehends. Erst im 18. Jahrhundert wurden die antiken Reste wiederentdeckt und erste Ausgrabungen brachten die römische Metropole wieder zum Vorschein.

Neben den prächtig angelegten Straßen, auf denen man heute noch auf römischen Spuren wandeln kann, wurden ein Handelsbezirk, mehrere Thermen, ein Kaiser Trajan gewidmeter Tempel (trajaneum), ein Theater, ein Amphitheater, Aquädukte und Zisternen ausgegraben. Von diesen Bauten und von einigen der imposant ausgestatteten Häuser der Oberschicht kann man im Archäologischen Komplex von Itálica heute noch die eindrucksvollen Überreste besichtigen. Es gibt ein kleines Museum auf dem Ausgrabungsgelände, doch viele der Mosaike und Statuen, die in der Ausgrabung gefunden wurden, sind heute im Archäologischen Museum von Sevilla zu bewundern.

Der Archäologische Komplex von Itálica ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist für EU-Bürger frei.

Lage: Conjunto Arqueológico de Itálica, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce

Links: www.andalucia.org/de/santiponce-kultureller-tourismus-conjunto-arqueologico-de-italica; www.italicasevilla.org/en

Amphitheater von Itálica

Das Amphitheater von Italica war in der Antike das drittgrößte Amphitheater seiner Zeit. Die imposanten Ruinen des Gebäudes werden auch heute noch gerne als Filmkulisse genutzt: so verwandelten sie sich in der Fantasy-Serie „Game of Thrones“ zur „Drachengrube“ von Königsmund.

Mit einer Länge von ca. 160 und einer Breite von ca. 130 Metern war das Amphitheater von Italica zur Zeit seiner Erbauung das drittgrößte Amphitheater im Römischen Reich. Es wurde vermutlich während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian am Rand der neu angelegten nova urbs (Neustadt) erbaut.

Bis zu 25.000 Personen konnten in der Antike die Tierhatzen und Gladiatorenkämpfe mitverfolgen, weit mehr als doppelt so viele Menschen wie jemals in der Stadt lebten. Vermutlich wurde das Amphitheater daher auch von Besuchern aus dem nahegelegenen Hispalis (Sevilla) besucht.

Die 71 x 48 Meter große Arena besaß 2 Eingänge: das Tor des Lebens (porta sanavivaria) im Osten, durch das die siegreichen Gladiatoren die Arena im Triumph verließen, und das Tor der Toten (porta libitinaria) im Westen, das den weniger glücklichen Kämpfern vorbehalten war. In der Nähe des Tors des Lebens befanden sich Kulträume (sacellum), die den Göttinnen Nemesis und Dea Caelestis geweiht waren und in denen die Gladiatoren um Gesundheit und Glück im Kampf beteten, wie verschiedene Votivsteine mit Fußabdrücken belegen.

Unterhalb der Arena lagen in der Mitte die Keller (fossa bestiaria) mit den Käfigen der wilden Tiere, die über Aufzüge direkt in die Arena gehoben werden konnten.

Das Publikum verfolgte die Schauspiele auf 3 Rängen, die sich hinter der 3,5 Meter hohen Podiumsmauer erhoben. Der erste Rang (ima cavea), der Senatoren und der Oberschicht vorbehalten war, besaß 6 Sitzreihen, die mit Marmor verkleidet waren. Der zweite Rang (media cavea), mit 12 Sitzreihen war „normalen“ Bürgern vorbehalten, während Frauen und Kinder mit dem dritten Rang (summa cavea) Vorlieb nehmen mussten – wenigstens konnte dieser mit Sonnensegeln beschattet werden.

In den imposanten Resten des Amphitheaters kann man auch heute noch gut die Dimensionen erahnen, die das Gebäude in der Antike besaß.

Lage: Anfiteatro de Itálica, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce, Sevilla (auf dem Gelände des archäologischen Parks von Itálica)

Link: www.italicasevilla.org/en/amphitheater.html

Haus der Vögel

Eines der beeindruckendsten Häuser von Italica erhielt seinen Namen von einem äußerst aufwendig gestalteten Bodenmosaik, das mit verschiedenen Vögeln verziert ist.

Die luxuriös ausgestattete Stadtvilla, die heute „Haus der Vögel“ genannt wird, stammt aus der Regierungszeit von Kaiser Hadrian und gehörte sicherlich einem ranghohen Mitglied der Oberschicht. Auf einer Fläche von ca. 1700 qm nahm es etwa die Hälfte eines Wohnblocks (insula) ein.

Zur Straße hin lagen einige Ladengeschäfte während der Innenhof (peristyl) mit dem Garten das Zentrum des Hauses bildete, um das sich zu beiden Seiten die verschiedenen Repräsentationsräume gruppieren. Unter dem Peristyl befand sich eine Regenwasserzisterne, über der ein Brunnen (puteus) für fließendes Wasser innerhalb des Hauses sorgte. Der Speiseraum (triclinium) und zwei Atrien mit Wasserbecken schlossen sich am Ende des Peristyls an, während im hinteren Teil die privaten Schlafzimmer der Bewohner lagen.

Einige der Repräsentationsräume waren mit aufwendigen Bodenmosaiken geschmückt. Das beeindruckendste dieser Mosaike, das rund um ein achteckiges Mittelmotiv 32 verschiedene Vogelmosaike zeigt, gab dem Haus seinen Namen.

Weitere Mosaike in nebengelegenen Räumen zeigen beispielsweise wilde Tiere, einen Medusakopf oder waren mit grafischen Mustern und Blüten gestaltet.

Im zur Straße gelegenen Teil neben dem Eingang zum Haus wurde ein Brotofen ausgegraben, der vermutlich zu einer Bäckerei gehörte.

Der Grundriss des Gebäudes wurde mit niedrigen Mauern sichtbar gemacht, der Garten des Peristyls wurde bepflanzt und viele der Mosaike kann man heute noch direkt vor Ort bewundern. Auch wenn an der ein oder anderen Stelle Teile der Mosaike bereits entfernt wurden oder Steinchen fehlen, erhält man einen guten Eindruck von der einstigen Pracht der Motive.

Lage: Casa de los Pájaros, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce (auf dem Gelände des archäologischen Parks von Itálica)

Link: www.italicasevilla.org/en/domus.html

Haus des Neptunmosaiks und Exedra-Haus

Direkt am Stadttor von Italica liegen diese beiden großen Gebäudekomplexe, die jeweils einen gesamten Häuserblock (insula) einnehmen und sogar mit eigenen Badebereichen ausgestattet sind.

Das Haus des Neptunmosaiks und das Exedra-Haus liegen direkt an der cardo maxima, der Hauptstraße, kurz hinter dem Stadttor und stammen beide aus der Regierungszeit Hadrians. In beiden Gebäuden wurden Reste von Hypokausten und von Badebecken gefunden, die darauf hinweisen, dass hier Badekomplexe untergebracht waren. Wegen der geringen Größe der Räume handelte es sich hierbei aber nicht um öffentliche Bäder, sondern eher um privat betriebene Thermalbäder, die beispielsweise zu einer Bruderschaft oder Privatschule gehörten.

Das Neptunhaus dehnt sich über eine Fläche von 6000 qm aus und nimmt eine komplette insula ein. Obwohl es noch nicht komplett ausgegraben ist und das im westlichen Teil des Hauses gelegene balneum (Badetrakt) nicht mehr ganz so gut erhalten ist, kann man noch gut die Hypokausten und eine Apsis des caldariums (Warmbaderaum) erkennen.

Das Highlight im Neptunhaus bildet das schwarz-weiß gestaltete Neptun-Mosaik, das dem Gebäude seinen Namen gab. Es zierte den Boden eines viereckigen Badebeckens und stellt in der Mitte den Meeresgott Neptun mit Dreizack dar, um den herum sich sowohl echte Meerestiere wie Delphine, Fische und Krebse als auch Amphibiengeschöpfe wie Zentauren, Widder und Stiere mit Fischschwänzen gruppieren. Die äußeren Bereiche des Mosaiks zeigen teils anzügliche Szenen mit nackten Pygmäen, die sich mit Speeren, Pfeil und Bogen auf die Jagd nach Krokodilen und Ibissen machen.

Im Wohnbereich des Neptunhauses sind weitere Mosaike zu sehen, darunter beispielsweise ein Labyrinthmosaik, das den Minotaurusmythos aufgreift und in dessen Mitte der Held Theseus dargestellt ist.

Im benachbarten Exedra-Haus, das einen etwas kleineren Häuserblock mit rund 4000 qm Fläche einnimmt, kann man noch gut die einzelnen Baderäume (apodyterium, caldarium, tepidarium) unterscheiden, die im hinteren Bereich des Gebäudekomplexes nebeneinander liegen. Der im Zentrum liegende Innenhof mit Säulengang ist mit einem kleinen Pool (natatio) mit verspieltem Umriss geschmückt. Auffallend ist das langgestrecktes Sportgelände (gymnasium) an der Längsseite des Komplexes, das noch gut zu erkennen ist.

Lage: Edificio del Mosaico de Neptuno (y Edificio de la Exedra), Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce (auf dem Gelände des archäologischen Parks von Itálica)

Link: www.italicasevilla.org/en/domus.html

Haus des Planetariums

Das Mosaik mit den 7 Planeten, die für die Römer gleichzeitig die 7 Wochentage verkörperten, gab dem Haus seinen Namen. Auffallend bei diesem Gebäudekomplex sind die vielen Ladengeschäfte, die sich zur Straße hin gerichtet an 3 Seiten des Hauses befinden.

Das Haus des Planetariums wurde in der Regierungszeit Kaiser Hadrians errichtet und belegt mit seiner Fläche von 1600 qm rund die Hälfte eines Häuserblocks (insula).

An der Frontseite des Hauses und an den Hausseiten befinden sich mehrere Ladengeschäfte (taberna) mit zur Straße gerichteten überdachten Säulengängen. Das Wohnhaus betritt man über den Haupteingang und den Empfangsraum (vestibulum) und erreicht so den zentral gelegenen Peristylhof mit Säulenhalle und Garten. Dieses bietet zu beiden Seiten Zugang zu mehreren Repräsentationsräumen und am Ende zu einem Speiseraum (triclinium) und zum dahinterliegenden privaten Wohnbereich.

Das prächtige Mosaik der Planeten in einem der Repräsentationsräume zeigt in sechseckigen Medaillons die 7 Götter, die die Wochentage verkörpern: in der Mitte befindet sich Venus (Freitag), um die herum sich die restlichen Wochengottheiten Luna (Montag), Mars (Dienstag), Merkur (Mittwoch), Jupiter (Donnerstag), Saturn (Samstag) und die Sonne bzw. Sol (Sonntag) gruppieren.

In einem benachbarten Raum befindet sich auch ein Mosaik von Dionysos und Ariadne, die von wilden Tieren und Fabelwesen umgeben sind.

Das Haus wurde in spätrömischer Zeit umgebaut und in 2 eigenständige Wohnbereiche aufgeteilt, die man heute noch gut erkennen kann.

Lage: Casa del Planetario, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce (auf dem Gelände des archäologischen Parks von Itálica)

Link: www.italicasevilla.org/en/domus.html

Römisches Theater von Itálica

Das römische Theater ist neben den Kleinen Thermen (Trajansthermen) eines der wenigen ausgegrabenen Gebäude der ursprünglichen Veteranensiedlung von Italica, die heute weitestgehend unter dem heutigen Ort Santiponce liegt.

Das Theater wurde zwischen 30 und 37 v. Chr. in einer natürlichen Senke in der Nähe des Forums errichtet und lag im alten Stadtteil von Italica, der vetus urbs (Stadt der Veteranen).

Der halbkreisförmige Zuschauerbereichs (cavea) besaß einen Durchmesser von ca. 70 m und bot auf den 3 Rängen bis zu 3000 Zuschauern Platz. Hinter dem Bühnenbereich mit seiner zweistöckigen Bühnenwand befand sich ein Säulenhof und ein Garten, in dem die Besucher in den Theaterpausen wandeln konnten.

Das Theater wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. erweitert und umgebaut und bis ins 5. Jahrhundert und in die Zeit der Völkerwanderung genutzt. Nach seiner teilweisen Zerstörung wurden Teile des Theaters als Lagerhaus und sogar als Friedhof genutzt.

Erst in den 1930er Jahren wurden die Reste des Theaters wiederentdeckt und ab 1970 archäologisch untersucht. Die Sitzreihen des ersten Ranges, die Orchestra und die Theaterbühne wurden anschließend teilweise rekonstruiert, so dass heute im Theater wieder regelmäßig Veranstaltungen und Festivals stattfinden können.

Den besten Überblick über das Gelände des Theaters kann man sich von eigens angelegten Mirador Teatro Romana verschaffen, der im Ort ausgeschildert ist. Der Eintritt ist frei.

Lage: Teatro Romano, Avenida de Extremadura 2, 41970 Santiponce (im Ort Santiponce ca. 750 m südöstlich des Eingangs zum Archäologischen Park)

Link: www.italicasevilla.org/en/theater.html

Archäologisches Museum Sevilla (Hispalis)

Die römische Stadt Hispalis wurde bereits im Jahr 45 v. Chr. von Gaius Iulius Caesar zur Colonia Romulensis bzw. Colonia Iulia Romula erhoben. Im Archäologischen Museum von Sevilla findet man heute neben Funden aus Hispalis vor allem auch Originalfunde aus dem nahegelegenen Italica.

Das Archäologische Museum von Sevilla, das vor allem Ausstellungsstücke aus der punischen und römischen Zeit beherbergt, wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Es war ursprünglich im alten Kloster Convento de la Merced untergebracht, wurde dann aber in den „Palast der Schönen Künste“ verlegt, der 1929 anlässlich der Ibero-amerikanischen Ausstellung im Parque de Maria Luisa errichtet wurde.

In den 10 Sälen im Untergeschoss kann man Exponate aus der Vor- und Frühgeschichte der Provinz Sevilla entdecken. Zu den Prunkstücken aus punischer Zeit gehören dabei der „Schatz von Carambolo“ mit seinen herrlichen Schmuckstücken aus Gold oder die sitzende Astarte-Figur aus Bronze.

Das Erdgeschoss zeigt in 18 Sälen Ausstellungsstücke aus der Römerzeit, der Spätantike, des Mittelalters und der Neuzeit. Unter anderem findet man hier Originalstatuen und -mosaike aus den Ausgrabungen von Itálica, von denen besonders das Mosik mit dem Triumph des Bacchus und die Hadriansbüste hervorstechen. Im Obergeschoss befinden sich weitere Räume für Sonderausstellungen und eine Bibliothek.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Für EU-Bürger ist der Eintritt frei.

Lage: Museo Arqueológico de Sevilla, Plaza de América 51, 41013 Sevilla (im Parque de Maria Luisa)

Link: www.andalucia.org/de/sevilla-kultureller-tourismus-museo-arqueologico-de-sevilla

Römische Villa Milreu

Die Bewohner des römischen Landguts von Milreu hatten offenbar ein Faible für das Meer, wie die aufwendigen Mosaike im Herrenhaus aber auch die noch gut erhaltenen maritimen Mosaike im Tempelbezirk zeigen.

Etwa 8 km nördlich von Faro (Ossonoba), ein wichtiger Handelshafen für Wein, Öl und garum, wurde an der Kreuzung der Küstenstraße mit der Straße nach Beja (Pax Iulia) dieses römische Landgut (villa rustica) errichtet.

Die Ausgrabungen belegen, dass die Gebäude im Laufe der Zeit mehrfach erweitert wurden. Ursprünglich entstand hier im 1. Jahrhundert n. Chr. ein kleineres Landgut mit einfachem Wohnhaus, das jedoch im 2. Jahrhundert vergrößert und zu einem Atriumhaus ausgebaut wurde.

Ende des 3. Jahrhunderts wurde das bestehende Gebäude beträchtlich erweitert, erhielt einen großen zentralen Innenhof mit Wasserbecken, einen Speiseraum (triclinium) mit Apsis und einen großzügigen Badekomplex (balneum) mit heute noch gut erhaltenen Warm- und Kaltbadebecken. Die Räume waren dabei aufwendig und luxuriös ausgestattet, mit Marmor und Mosaiken reicht verziert und teilweise mit Fußbodenheizung ausgestattet. Auch die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte nahm in dieser Zeit deutlich zu, wie zusätzliche Räume für Ölpressen und Weintanks und Kellerräume belegen.

Im 4. Jahrhundert wurde gegenüber dem Haupteingang der Villa ein Heiligtum errichtet. Auf einem Podium stand der von Säulen umgebene Umgangstempel mit halbrunder Apsis. Die Böden, Wände und das Deckengewölbe waren dabei über und über mit Mosaiken mit maritimen Motiven verziert. Das später in der cella errichtete sechseckige Wasserbecken weist auf die Verehrung von Nymphen oder Wassergöttern hin.

Im 6. Jahrhundert wurde der Tempel christianisiert und im Innenhof ein rechteckiges Taufbecken ergänzt. Aus der Zeit zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert stammen Gräber mit Inschriften, die nachweisen, dass die Siedlung auch in maurischer Zeit noch bewohnt war und erst danach aufgegeben wurde.

Im 15. oder 16. Jahrhundert wurde dann auf den Ruinen der Villa ein Bauernhaus errichtet, das im 19. Jahrhundert mit für die Algarve ungewöhnlichen halbrunden Ecktürmen mit Schießscharten befestigt wurde.

Die Ruinen wurden bereits 1877 entdeckt und ausgegraben. Systematische Ausgrabungen und Restaurierungen fanden in den 1970er bis 1990er Jahren statt.

Die heute im Freilichtmuseum zugänglichen Ruinen der Villa stammen größtenteils aus dem 2. und 3. Jahrhundert, die ursprünglichen Reste aus dem 1. Jahrhundert wurden bisher noch nicht ausgegraben. Vom Heiligtum sind die Mauern der cella noch bis zum Beginn des Deckengewölbes erhalten. Vor allem die aufwendigen polychromen Mosaike in der Villa und im Tempelbereich sind absolut sehenswert!

Im Besucherzentrum sind in einer Dauerausstellung Funde aus der Ausgrabung ausgestellt wie z.B. eine Büste der Agrippina Minor, der Kopf einer Römerin und Büsten der Kaiser Hadrian und Gallienus. Auf informativen Tafeln und Beschilderungen werden die sichtbaren Teile der Ruinen anschaulich erklärt (in Englisch und Portugisisch).

Die Ruinen von Milreu sind täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Ruínas Romanas de Milreu, Rua de Faro, 8005-411 Estoi

Link: www.visitalgarve.pt/de/523/equipamento-patrimonio—faro—ruinas-do-milreu.aspx

Obergermanischer Limes in Baden-Württemberg

Auf weite Strecken kann man den Limesverlauf auch heute noch verfolgen, denn er ist teilweise noch gut in der Landschaft erkennbar. Entlang des Obergermanischen Limes reihen sich Kastelle und Wachtürme wie an einer Perlenkette aneinander und einige davon wurden teilweise bzw. vollständig rekonstruiert.
Unser Tourenvorschlag folgt auf einer 2-Tages-Tour dem Verlauf des Limes. Als östlichen Anschluss an diese Tour bietet sich die Tour „Raetischer Limes an der Schwäbischen Alb“ an (www.roemer-tour.de/reisenotizen/raetischer-limes-schwaebische-alb/), südlich davon kann man die Tour „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ anschließen.
Ausführliche Beiträge zu den Sehenswürdigkeiten finden Sie hier: www.roemer-tour.de/roemerspuren/deutschland/bayern/ oder über das Suchfeld rechts oben.
Wir haben hier bewusst auf die Angabe von Uhrzeiten verzichtet, da sich diese oft ändern. Bitte informieren Sie sich daher über die aktuell geltenden Öffnungszeiten direkt bei den „offiziellen“ Webseiten der Sehenswürdigkeiten. Diese finden Sie – soweit vorhanden – am Ende des jeweiligen „Römerspuren“-Beitrags.

Tourvorschlag: Obergermanischer Limes in Baden-Württemberg

Dauer: 2 Tage
Tourenlänge: ca. 105 km (ca. 2 Stunden reine Fahrzeit)
Starttag: so starten, dass Osterburken nicht an einem Montag besucht wird

Tag 1: Vom Limesknie bis Welzheim

  • Limesknie bei Lorch: die Stelle, an der der Limes einen „Knick“ nach Norden macht und ab da fast schnurgerade weiterverläuft, ist in Lorch mit einem Nachbau einer Limespalisade und einem rekonstruierten Holzwachturm markiert
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Archäologischer Park Ostkastell Welzheim: Numeruskastell mit rekonstruierter westlicher Toranlage und Grundmauern der Kastellmauern
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Kleinkastell Rötelsee: direkt am Limesverlauf gelegenes Kleinkastell, das wahrscheinlich zur Überwachung eines Limesdurchgangs diente
    Info: jederzeit frei zugänglich
Die rekonstruierte Toranlage und die Mauern des Ostkastells Welzheim.

Tag 2: Von Öhringen bis Osterburken

  • „Limesblicke“ und Limestor in Öhringen: den schnurgeraden Verlauf des Limes bei Öhringen kann man von der „Limesblicke“-Aussichtsplattform gut nachvollziehen, während das nachgebaute Limestor am Gelände der Landesgartenschau eher eine moderne Interpretation eines Limesdurchgangs darstellt
    Info: sowohl die Aussichtsplattform als auch das Limestor sind jederzeit frei zugänglich
  • Freilichtmuseum Römerbad Jagsthausen: während das Kastell von Jagsthausen noch größtenteils unter der modernen Bebauung verborgen ist, sind die Grundrisse des zugehörigen Kastellbads auf den Originalbefunden rekonstruiert worden
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Limesturm „Zum Förstlein“ (WP08/32): Teilnachbau eines steinernen Limesturms nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Nähe des Originalstandplatzes
    Info: der Turm kann von April bis Oktober bestiegen werden, eine Wertmarke hierfür erhält man im Römermuseum Osterburken, das täglich außer montags geöffnet ist
  • Annex-Kastell Osterburken: mit einem zusätzlichen Annex-Kastell wurde das Kohortenkastell zu einem ungewöhnlichen Doppelkastell erweitert; vom Annex-Kastell sind noch die Grundmauern vorhanden, das Seitentor des heute fast vollständig überbauten Kohortenkastells wurde durch eine Stahlkonstruktion visualisiert
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Römermuseum Osterburken: sehenswerte Ausstellung mit Funden aus den Ausgrabungen in Osterburken und der Region; das ausgegrabene und konservierte Kastellbad ist im Altbau des Museums zu besichtigen
    Info: täglich außer montags geöffnet
Visualisierung des Seitentors des Kohortenkastells Osterburken.

Raetischer Limes an der Schwäbischen Alb

Der heutige Ort Schwäbisch-Gmünd lag nicht nur direkt am Obergermanisch-raetischen Limes, sondern bildete auch die Grenze zwischen den römischen Provinzen Raetien und Obergermanien. Hier kann man besonders gut die unterschiedlichen „Befestigungskonzepte“ der beiden Provinzen betrachten: Richtung Osten verläuft der Limes als feste Steinmauer, nach Westen als Palisadenzaun mit Wall und Graben. Der Limes-Park in Dalkingen mit dem einzigartigen Limestor, dem Kastell und den Limeswachtürmen vermittelt auf eindrückliche Weise, wie die Grenzbefestigungen des Limes auf die Germanen gewirkt haben mussten.
Unser Tourenvorschlag verbindet auf einer 2-Tages-Tour die unterschiedlichsten Arten von Limesbefestigungen. Als östlichen Anschluss an diese Tour bietet sich die Tour „Limes in Mittelfranken und im Nördlinger Ries“ an (www.roemer-tour.de/reisenotizen/limes-mittelfranken-noerdlinger-ries/), im Norden kann man die Tour „Obergermanischer Limes in Baden-Württemberg“ (www.roemer-tour.de/reisenotizen/obergermanischer-limes-in-baden-wuerttemberg/) anschließen und im Süden die „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“.
Ausführliche Beiträge zu den Sehenswürdigkeiten finden Sie hier: www.roemer-tour.de/roemerspuren/deutschland/bayern/ oder über das Suchfeld rechts oben.
Wir haben hier bewusst auf die Angabe von Uhrzeiten verzichtet, da sich diese oft ändern. Bitte informieren Sie sich daher über die aktuell geltenden Öffnungszeiten direkt bei den „offiziellen“ Webseiten der Sehenswürdigkeiten. Diese finden Sie – soweit vorhanden – am Ende des jeweiligen „Römerspuren“-Beitrags.

Tourvorschlag: Raetischer Limes an der Schwäbischen Alb

Dauer: 2 Tage
Tourenlänge: ca. 50 km (ca. 1 Stunde reine Fahrzeit)
Starttag: optimal sind Dienstag bis Sonntag (das Limestor Dalkingen und die Museen in Aalen und Schwäbisch-Gmünd sind jeweils montags geschlossen)

Tag 1: Limes-Park Rainau

  • Limestor Dalkingen: Limesdurchgang mit einem Prunktor für den Kaiser Caracalla, dessen Grundmauern heute zusammen mit einer zur Visualisierung der einstigen Größe darüberschwebenden Metallkonstruktion unter einem Glasbau zu besichtigen sind
    Info: zwischen März und Oktober täglich außer montags geöffnet, ansonsten durch den verglasten Schutzbau jederzeit frei einsehbar
  • Limes-Wachturm im Mahdholz (WP12/77): Reste der Limesmauer und eines Wachturms im Wald und daneben der Nachbau eines Limes-Wachturms aus Holz mit Steinfundament
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Kohortenkastell Rainau-Buch: Reste eines Kohortenkastells auf einer kleinen Anhöhe über der Jagst
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Kastellbad und Vicus Rainau-Buch: Reste des Lagerdorfs und des Kastellbads des Kohortenkastells direkt am Naherholungsgebiet des Bucher Stausees
    Info: jederzeit frei zugänglich
Das Limestor in Dalkingen mit der Rekonstruktion des Torbaus.

Tag 2: Aalen und Schwäbisch-Gmünd

  • Limesmuseum und Archäologischer Park Aalen (Alae):  Archäologischer Park mit den Grundmauern des Stabsgebäudes des Reiterkastells Aalen, einer teilrekonstruierten Reiterbaracke und dem Limesmuseum, das in einer sehenswerten Ausstellung Originalfunde aus Aalen und der Umgebung zeigt
    Info: täglich außer montags geöffnet
  • Museum im Prediger in Schwäbisch Gmünd: Museum mit kleiner Römerabteilung, in der Funde aus dem Kastell und dem Kastellbad ausgestellt sind
    Info: täglich außer montags geöffnet
  • Kastellbad Schirenhof in Schwäbisch Gmünd: Grundmauern des zum Kohortenkastell gehörenden Kastellbads
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Limes-Informationspavillon im Rotenbachtal: im Informationspavillon direkt an der Grenze zwischen Raetien und Obergermanien wird auf Tafeln und anhand eines Limesnachbaus erklärt, wie sich die Bauweise des Limeswalls in den beiden römischen Provinzen voneinander unterscheiden
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Kastell Freimühle in Schwäbisch Gmünd: Reste der Umwallung eines Kleinkastells, das vermutlich die innerrömische Grenze zwischen den Provinzen Raetien und Obergermanien kontrollierte
    Info: jederzeit frei zugänglich
Die Teilrekonstruktion einer Reiterbaracke im Archäologischen Park Aalen.

Erweiterungen der Tour:

  • Rainau: Ein rund 11 km langer ausgeschilderter Wanderweg, der am Wanderparkplatz des Limes-Wachturms WP12/77 im Mahdholz beginnt und ca. 2 ½ Stunden dauert, verbindet die Sehenswürdigkeiten des Freilichtmuseums Limes-Park Rainau miteinander.
  • Schwäbisch-Gmünd: Am Limes-Informationspavillon im Rotenbachtal beginnt ein ca. 7,5 km langer archäologischer Rundwanderweg, auf dem man in 2 bis 3 Stunden neben drei Kastellen und einem Kastellbad auch ein Gräberfeld und ein Reststück der Limesmauer entdecken kann.

Limes in Mittelfranken und im Nördlinger Ries

Mittelfranken und das nördliche Schwaben gehörten zum römischen Grenzgebiet, das durch den Raetischen Limes und seine Kastelle geprägt ist. Hier entstanden auch kleinere Zivilsiedlungen und in den fruchtbaren Gegenden an der Altmühl und im Nördlinger Ries, das schon in römischer Zeit eine Kornkammer war, wurden Gutshöfe angelegt.
Unser Tourenvorschlag verbindet auf einer eintägigen Tour die sehenswertesten Kastelle, Wachtürme und Gutshöfe miteinander. Als östlichen Anschluss an diese Tour bietet sich die Tour „Die Römer im Altmühltal“ an (www.roemer-tour.de/reisenotizen/roemer-im-altmuehltal/), im Westen kann man die Tour „Raetischer Limes an der Schwäbischen Alb“ (www.roemer-tour.de/reisenotizen/raetischer-limes-schwaebische-alb/) anschließen.
Ausführliche Beiträge zu den Sehenswürdigkeiten finden Sie hier: www.roemer-tour.de/roemerspuren/deutschland/bayern/ oder über das Suchfeld rechts oben.
Wir haben hier bewusst auf die Angabe von Uhrzeiten verzichtet, da sich diese oft ändern. Bitte informieren Sie sich daher über die aktuell geltenden Öffnungszeiten direkt bei den „offiziellen“ Webseiten der Sehenswürdigkeiten. Diese finden Sie – soweit vorhanden – am Ende des jeweiligen „Römerspuren“-Beitrags.

Tourvorschlag: Limes in Mittelfranken und im Nördlinger Ries

Dauer: 1 Tag
Tourenlänge: ca. 95 km (ca. 1 Stunde 45 Minuten reine Fahrzeit)
Starttag: optimal sind Dienstag bis Freitag (Öffnungszeiten der Museen in Gunzenhausen und Ruffenhofen beachten!)

Von Treuchtlingen ins Nördlinger Ries

  • Villa Rustica am Treuchtlinger Nagelberg: Grundmauern des Haupthauses einer Villa Rustica mit schönem Ausblick über das Tal der Altmühl
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Archäologisches Museum Gunzenhausen: in einem historischen Bürgerhaus wird die archäologische Geschichte der Gegend von der Steinzeit über die Römerzeit bis ins frühe Mittelalter beleuchtet
    Info: das Museum ist von Mo bis Fr geöffnet
  • Kleinkastell Gunzenhausen: Reste eines Kleinkastells, von Limestürmen und der Limesmauer am nördlichsten Punkt des raetischen Limes
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Römerpark Ruffenhofen: Archäologischer Park mit Museum (LIMESEUM), einem Aussichtshügel, von dem aus man sowohl das mit einer Heckenbepflanzung visualisierte Reiterkastell als auch ein Modell des Kastells im Maßstab 1:10 erfassen kann, einem Gräberfeld mit Steindenkmälern und einem Labyrinth
    Info: der Römerpark ist jederzeit frei zugänglich, das Museum ist täglich außer montags geöffnet
  • Villa Rustica in Holheim: konservierte Grundmauern eines römischen Landgutes mit Wohnhaus, kleinem Badegebäude und Wirtschaftsgebäuden am Rand des Nördlinger Rieses
    Info: jederzeit frei zugänglich
Das Reiterkastell Ruffenhofen mit dem Modell des Kastells.

Donaulimes in Bayern

Entlang der Donau reihen sich vor allem Kastelle und Legionslager aneinander, da hier die römische Grenze zu Germanien verlief. Das Legionärslager in Regensburg oder die Grenzkastelle in Passau gehörten dabei zu den großen Militärstützpunkten, in deren Umfeld aber auch große Zivilsiedlungen entstanden.
Unser Tourenvorschlag verläuft entlang der Donau bis nach Passau, wo der Inn die Grenze zur Provinz Noricum bildete. Für diese Tour kann man mit dem Auto 2 oder 3 Tage ansetzen, je nachdem wie viel Zeit man mitbringt. Man kann die Tour aber auch mit dem Fahrrad bewältigen und dabei größtenteils dem Donau-Radwanderweg folgen. Als östlichen Anschluss an diese Tour bietet sich die Tour „Die Römer im Altmühltal“ ( www.roemer-tour.de/reisenotizen/roemer-im-altmuehltal/) an.
Ausführliche Beiträge zu den Sehenswürdigkeiten finden Sie hier: www.roemer-tour.de/roemerspuren/deutschland/bayern/ oder über das Suchfeld rechts oben.
Wir haben hier bewusst auf die Angabe von Uhrzeiten verzichtet, da sich diese oft ändern. Bitte informieren Sie sich daher über die aktuell geltenden Öffnungszeiten direkt bei den „offiziellen“ Webseiten der Sehenswürdigkeiten. Diese finden Sie – soweit vorhanden – am Ende des jeweiligen „Römerspuren“-Beitrags.

Tourvorschlag: Donaulimes in Bayern

Dauer: 3 Tage
Tourenlänge: ca. 210 km (ca. 3 Stunden reine Fahrzeit)
Starttag: optimalerweise zwischen Dienstag und Freitag, so dass alle Museen im Tourenverlauf geöffnet haben

Tag 1: Von Eining nach Regensburg

  • Römerkastell in Eining (Abusina): Reste eines Kohortenkastells am Steilufer der Abens
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Archäologisches Museum Kelheim: Dauerausstellung zur Archäologie im Kelheimer Raum mit Sonderausstellungen zum Thema Römer (z.B. Die römischen Gladiatoren – Superstars mit Todesmut im Jahr 2019/20); im Innenhof Reste der Mauer des keltischen Oppidums Alkimoennis
    Info: von Ostern bis November Di-So und feiertags geöffnet; Mo geschlossen
  • Römische Brauerei in Regensburg-Prüfening: Ausgrabungen einer römischen Brauerei mit Getreidedarre, Wasserbecken, Kochgrube und Brunnen
    Info: von außen jederzeit frei einsehbar, aber auch im Rahmen von Führungen zu besichtigen
Die römische Brauerei in Regensburg-Prüfening.

Tag 2: In Regensburg

  • Porta Praetoria in Regensburg: Reste des ehemaligen Nordtors des römischen Legionslagers, die in das Gebäude des Bischofshofes integriert sind
    Info: von außen jederzeit frei zugänglich, aber auch im Rahmen von Führungen zu besichtigen
  • Legionärslager in Regensburg: Reste der Mauern des Legionslagers, die sich auf mehrere Fundorte verteilen und mit multimedialen Visualisierungen angereichert sind
    Info: Die Lagermauern sind jederzeit frei zugänglich
Die Porta Praetoria in Regensburg.

Tag 3: Von Passau zum Keltendorf Gabreta

  • Passau (Batavis): Das letzte Kastell des ostraetischen Limesabschnitts markiert die Grenze zur Provinz Noricum und liegt auf der Altstadtinsel zwischen dem Inn und der Donau
    Info: die Lage der Kastelle ist heute nur noch anhand der Straßenzüge erkennbar
  • RömerMuseum Kastell Boiotro: Römisches Museum, das am Standort eines römischen Grenzkastells steht, dessen Grundmauern in die Museumsräume integriert wurden
    Info: täglich außer montags geöffnet
  • Keltendorf Gabreta: Nachbau eines keltischen Dorfes mit Landwirtschafts- und Handwerksgebäuden, einem keltischen Umgangstempel und einem Grabhügel
    Info: während der Saison von Do bis So geöffnet
Das Keltendorf Gabreta im Bayerischen Wald.

An der Via Julia im bayrischen Voralpenland

Die Via Julia, die allerdings erst seit 2003 so genannt wird, existierte als Militärstraße bereits unter Kaiser Septimius Severus und war eine wichtige Straßenverbindung, die von Straßburg (Argentorum) kommend über Günzburg (Guntia) und Augsburg (Augusta Vindelicum) bis nach Salzburg (Iuvavum) verlief.
Unser Tourenvorschlag verbindet auf einer Tages- oder 2-Tagestour die Chiemsee-Gegend mit dem Fünfseenland, kann aber auch im Westen weiter bis nach Augsburg verlängert und daran anschließend durch die Tour „Auf der Via Claudia Augusta durchs Lechtal“ (www.roemer-tour.de/reisenotizen/via-claudia-augusta-lechtal/) erweitert werden. Die Via Julia ist auch als ausgeschildeter Radwanderweg ausgebaut, der die wichtigsten antiken Siedlungen miteinander verbindet.
Ausführliche Beiträge zu den Sehenswürdigkeiten finden Sie hier: www.roemer-tour.de/roemerspuren/deutschland/bayern/ oder über das Suchfeld rechts oben.
Wir haben hier bewusst auf die Angabe von Uhrzeiten verzichtet, da sich diese oft ändern. Bitte informieren Sie sich daher über die aktuell geltenden Öffnungszeiten direkt bei den „offiziellen“ Webseiten der Sehenswürdigkeiten. Diese finden Sie – soweit vorhanden – am Ende des jeweiligen „Römerspuren“-Beitrags.

Tourvorschlag: An der Via Julia im bayrischen Voralpenland

Dauer: 1 Tag ohne bzw. 2 Tage mit Rundwanderwegen
Tourenlänge: ca. 175 km (ca. 3 Stunden 30 Minuten reine Fahrzeit)
Starttag: täglich möglich, da die meisten Sehenswürdigkeiten jederzeit frei zugänglich sind. Nur das Museum Bedaium ist montags geschlossen und das Museum Schichtwerk in Germering nur dienstags oder sonntags für wenige Stunden geöffnet.

Vom Chiemsee zum Starnberger See

  • Römermuseum Bedaium: Reste des römischen Kastells an einer wichtigen Straßenkreuzung und einer Brücke über die Alz, Museum mit Ausstellung zur keltisch-römischen Vergangenheit des Chiemgaus und archäologischer Rundweg mit römischen und keltischen Rekonstruktionen und Ausgrabungen
    Info: das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Der Rundweg ist jederzeit frei zugänglich. Für diesen sollte man mit dem Fahrrad ca. 2 Stunden einrechnen (inklusive der Besuchsdauer der einzelnen Stationen).
  • Villa Rustica in Leutstetten: Reste eines römischen Landgutes unter einem Glasschutzbau
    Info: von außen jederzeit frei einsehbar
  • Römischer Ziegelbrennofen Germering: Reste eines Ziegelbrennofens, der zu einer Handwerkersiedlung oder einem größeren Gutshof gehörte
    Info: von außen jederzeit frei einsehbar
  • Via Zeitreise Gilching: 3 archäologische Rundwege mit unterschiedlichen Streckenlängen (10,5 km, 13,5 km und 15,5 km) und Besuch der Dauerausstellung des Museums Schichtwerk
    Info: die Rundwege sind jederzeit frei zugänglich und am besten mit dem Fahrrad zu erkunden; das Museum ist nur dienstags und an 1 Sonntag im Monat jeweils halbtags geöffnet
Die Reste des Ziegelbrennofens in Germering.

Archäologisches Museum Silves

In Silves stammen die meisten heute noch sichtbaren Spuren von den Mauren. Doch bereits bei den Römern war die Cilpes genannte Stadt am Rio Arade ein wichtiges Handelszentrum.

Silves war aber bereits um 1000 v. Chr. besiedelt und wurde unter der Herrschaft der Phönizier und Karthager im 4. Jahrhundert v. Chr. zu einem wichtigen Handelszentrum für Kupfer und Eisen, was sie zu einer der ältesten Städte der Algarve macht.

Unter den Römern wurde die Siedlung von Cilpes am schiffbaren Rio Arade zu einem bedeutenden Handelszentrum mit einer römischen Befestigung an der Stelle der heutigen Burg. Von der Brücke aus der Römerzeit ist heute nichts mehr zu sehen, sie spannte sich aber dort, wo die heute Ponta Romana genannte Brücke aus dem Mittelalter steht, über den Fluss. In der Nähe von Silves, am Rocha Branca, fand man Objekte aus der Römerzeit, die auf einen regen Fernhandel hindeuten.

Nach den Römern und der Zeit der Westgoten erreichte die Stadt in der maurischen Zeit ab 711 n. Chr. ihre größte Blüte und wurde sogar zur Hauptstadt der al-Gharb al-Andaluz (der Westen Andalusiens) genannten arabischen Region und einem Zentrum der maurischen Kultur. Nach der Rückeroberung durch die Christen verlor Silves nach und nach seine Bedeutung, die auch auf die Verlandung des Flusses zurückzuführen war.

Im Museum sind Funde aus der Gegend und aus der Burg von Silves zu sehen, die chronologisch zu einem Rundgang verbunden sind. Dieser beginnt mit der Jungsteinzeit und eisenzeitlichen Bestattungsmonolithen, deren Inschriften als die frühesten schriftlichen Zeugnisse der iberischen Halbinsel gelten, bisher aber noch nicht entschlüsselt wurden. Daran schließt sich die Römerzeit und die Epoche der Westgoten an, aus denen verschiedene Funde (z.B. Tonscherben, Grabsteine, Jupiterstatuen, Kapitelle und Amphoren) zu sehen sind.

Ein großer Teil der Sammlung widmet sich dann der muslimischen Zeit vom 8. bis 13. Jahrhundert n. Chr., in der vor allem die Almohadenzeit (12. bis 13. Jahrhundert n. Chr.) die Stadt zu großem Reichtum und Bedeutung brachte. Auch die Bedeutung Portugals im Zeitalter der Entdeckungen vom 15. bis 17. Jahrhundert ist vertreten, als portugiesische Seefahrer die Welt entdeckten und für die Krone in Besitz nahmen.

Den Mittelpunkt des 1990 eröffneten Museum bildet ein noch hervorragend erhaltener, 20 m tiefer Zisternenbrunnen aus der Almohadenzeit (12. bis 13. Jahrhundert), der in den 1980er Jahren in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert entdeckt und ausgegraben wurde. Auch die Stadtmauer aus der gleichen Zeit wurde ins Museum integriert.

Vom Obergeschoss aus gelangt man auf einen Turm der ehemaligen Stadtmauer von Silves mit herrlichem Blick über das historische Zentrum und den Fluss.

Das Museum in Silves ist täglich geöffnet gegen geringe Eintrittsgebühr. Es gibt ein Kombiticket zusammen mit der Burg von Silves, die sehenswert ist.

Lage: Museu Municipal de Arqueologia de Silves, Rua da Porta de Loulé 14, 8300-139 Silves

Römische Villa Cerro da Vila

Die römische Siedlung war nicht nur ein Landgut, sondern eine schon fast industrielle Produktionsstätte, die auf Export ausgerichtet war. Hier wurden Fische in Salzlake zu garum vergoren, aus den Schalen von Meeresschnecken Purpur gewonnen und Wein und Olivenöl produziert.

Die Siedlung von Cerro da Vila (übersetzt: Hügel des alten Dorfes) wurde zunächst von den Römern, dann von den Westgoten und schließlich von den Arabern genutzt.

Zunächst entstand hier im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. ein kleineres Gehöft, das sich ab der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts zu einer Siedlung mit umfangreichen Gewerbebauten (fabrica) entwickelte. Man war vor allem auf Fischfang, Garum- und Purpurproduktion spezialisiert, betrieb aber auch Wein- und Olivenanbau. Das für eine so kleine Siedlung ungewöhnlich große Badehaus zeugt von einigem Wohlstand der Bewohner und Keramikfunde belegen rege Handelsbeziehungen mit dem römischen Kernland und Gallien.

Trotz Verlandung der Lagune, die in der Antike noch direkt bis an das Gutsgelände reichte, blieb die Siedlung in westgotischer Zeit ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. weiterhin als Fisch-Fabrik bestehen, während man in arabischer Zeit ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. hier vor allem Keramik produzierte. Erst nach der Reconquista im 13. Jahrhundert wurde die Siedlung aufgegeben.

Erste Mosaikreste dieser außergewöhnlichen antiken Siedlung wurden 1963 entdeckt und die Anlage anschließend bis 1991 in mehreren Grabungskampagnen archäologisch ausgegraben. Hierbei kamen auf einer Fläche von gut 2 ha umfangreiche Reste von Bauten zum Vorschein, die heute einen guten Eindruck über die Geschichte der Siedlung geben.

Der Kernbereich der Siedlung war das Wohnhaus der Villa, ein zunächst einfaches, 18 x 20 m großes Gehöft, das Ende des 1. Jahrhunderts zu einem Peristylhaus mit zentralem Wasserbecken (compluvium) erweitert wurde. Seine größte Blüte erreichte das Wohnhaus im 3. bis 4. Jahrhundert n. Chr. als prächtig ausgestattete Wohnanlage mit polychromen Bodenmosaiken, 2 sechseckigen Risalittürmen und einem eigenen privaten Bad (balneum). Erst in der Spätantike wurde das Wohnhaus wieder verkleinert und mehrere Wohnräume zu Lagerräumen umgebaut.

Die zwischen Wohnhaus und Schiffsanlegestelle gelegene öffentliche Badeanlage im Reihentypus stammt in ihrer ersten, kompakten Form etwa aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Sie wurde später umfangreich erweitert und mit einer Vorhalle (palaestra), einem großzügigen Schwimmbecken (natatio), einem Schwitzbad (laconicum) und einem großen Wasserspeicherbecken ausgestattet. Auch hier wurde die Anlage in der Spätantike wieder verkleinert.

Die Wohnunterkünfte der Arbeiter lagen nördlich der Thermenanlage. Östlich davon schlossen sich verschiedene Gebäudekomplexe mit Gewerberäumen (fabricia) an. In einem etwa 120 m langen Gebäude befanden sich unter anderem die Becken zum Einsalzen von Fischen (cetaria), die mit wasserdichtem opus signium ausgekleidet waren.

Südlich der Gewerbekomplexe wurde ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. eine Nekropole mit einem Grabmonument (columbarium) angelegt. In den Resten der Grundmauern kann man noch die Begräbnisnischen sehen, in denen die Asche der Verstorbenen aufbewahrt wurde. Vor dem Grabmonument lagen Altäre für Begräbniszeremonien und Tieropfer.

Im an das Gelände angeschlossenen Museum ist eine kleine archäologische Ausstellung untergebracht, in der Schmuck, Keramiken und Mosaike ausgestellt sind.

Das Freilichtmuseum von Vilamoura ist täglich außer samstags und sonntags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es werden Führungen angeboten.

Lage: Cerro da Vila Estação Arqueológica, Av. Cerro da Vila, 8125-507 Quarteira (ca. 15 km nordwestlich von Faro)

Link: www.vilamouraworld.com/cerro-da-vila-museum

Archäologiezentrum Rua dos Correeiros (NARC)

Römische Reste findet man heute meist tief unterhalb der heutigen Bebauung, die aus der Zeit nach dem großen Erdbeben von 1755 stammt. Zu den spektakulärsten Funden der Archäologen gehörte dabei der Fund einer Fischfabrik und eines Badehauses aus dem antiken Olisipo.

Schon um 1000 v. Chr. wurde am einzigen Naturhafen an der westlichen Atlantikküste ein phönizischer Handelsstützpunkt gegründet. Etwa 205 v. Chr., als die militärische Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Römer begann, wuchs die Olisipo genannte Siedlung auf dem heutigen Burghügel stetig weiter, erhielt 48 v. Chr. das römische Stadtrecht und wurde als Colonia Felicitas Iulia zu einem der wichtigsten Orte der Provinz Lusitania.

Nach den Römern folgten in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts die Westgoten, dann die Mauren und ab 1147 die portugiesischen Könige des Mittelalters, die der Stadt jeweils ihren Stempel aufdrückten. Eine große Zäsur bildete das Erdbeben 1755 und der darauffolgende Wiederaufbau, in dem die Stadt komplett umgestaltet wurde.

Archäologische Ausgrabungen in der heutigen Altstadt Lissabons brachten in der Rua dos Correeiros zwischen 1991 und 1995 viele Funde zu Tage, die einen breiten Querschnitt durch etwa 2500 Jahre der Stadtgeschichte darstellen. Aus fast allen Epochen fand man in den teilweise übereinanderliegenden Schichten viele Spuren, von denen die römischen sicher zu den interessantesten gehören.

Zwischen der Mitte des 1. Jahrhundert v. Chr. und der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. lag hier eine römische Nekropole, die als ältester Friedhof Lissabons gilt. In den Resten der Brand- und Körpergräber wurden Bestattungsurnen, diverse Grabartefakte aber auch Schmuck gefunden.

Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. entstand hier ein Fischverarbeitungszentrum, das bis Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. betrieben wurde. In den Fundamentresten kann man heute noch gut einige der insgesamt 31 Fischtanks (cetaria) erkennen, in denen die gesalzenen Fischabschnitte zu verschiedenen Fischsaucen (garum, liquamen, muria) vergoren wurden. Brunnen lieferten das nötige Wasser für die Produktion der Sauce, die in Lagerräumen in Amphoren abgefüllt und ins gesamte römische Reich exportiert wurde.

In unmittelbarer Nachbarschaft entstand im 3. Jahrhundert n. Chr. eine Siedlung mit Badehaus, von dem noch das viereckige Atrium und der Kaltbadebereich (frigidarium) mit herrlichen mehrfarbigen Mosaiken erhalten ist.

Nach Abzug der Römer kamen ab Mitte des 5. Jahrhunderts die Westgoten und ab 714 n. Chr. die Mauren, die hier Wohnhäuser errichteten. Nach der Reconquista lag hier 13. bis 14. Jahrhundert eine Töpferfabrik, was aus den gefundenen Keramikscherben geschlossen werden kann. Das große Erdbeben vom 1. November 1755 hinterließ seine Spuren in Form von Haustrümmern und verkohlten Balken, während man aus der Zeit des Wiederaufbaus der Altstadt von Lissabon durch den Marquis von Pombal Beispiele der erdbebensichernden Hausfundamente sehen kann.

Das Archäologiezentrum, das sich im Keller des Gebäudes der Millennium bcp Bank befindet, ist täglich außer sonntags bei freiem Eintritt geöffnet, kann aber nur auf einer rund 45 Minuten dauernden geführten Tour besichtigt werden. Diese werden stündlich angeboten und finden in Englisch und Portugiesisch statt.

Lage: Núcleo Arqueológico da Rua dos Correeiros (Fundação Millennium bcp), Rua dos Correeiros 21, 1100-061 Lisboa

Link: www.fundacaomillenniumbcp.pt/en/nucleo-arqueologico

Schweinebraten nach Art von Ostia

Statt wie beim Schweinebraten sonst üblich die Schwarte einzuschneiden, wird hier die Fleischseite eingeritzt. So kann die Marinade gut in das gesamte Fleisch einziehen und man hat zum Servieren bereits mundgerecht portionierte Fleischstücke.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 1 kg Schweinebraten mit Schwarte (möglichst flaches Stück)
  • 3 Zwiebeln
  • etwas Olivenöl
  • ½ EL Dill
  • 1 EL Liebstöckel
  • 2 Lorbeerblätter
  • 3 EL Sojasauce
  • 2 EL Fischsauce
  • ½ EL Honig
  • ¼ TL Pfeffer
  • ¼ TL Koriander, gemahlen
  • ¼ TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1 TL Defructum (konzentrierter Traubensirup)

Das Fleisch waschen, trockentupfen und auf der Fleischseite karreeförmig im Abstand von ca. 2 cm einschneiden. Dabei nicht ganz bis zur Fettschicht durchschneiden, so dass das Fleisch noch zusammenhält.

Für die Marinade 1 Zwiebel schälen, in feine Würfel schneiden und in etwas Öl andünsten. Dill und Liebstöckel hacken und die Lorbeerblätter in Streifen schneiden.

Die angedünstete Zwiebel mit den Kräutern, Sojasauce, Fischsauce, Honig, Pfeffer, Koriander, Kreuzkümmel und Defructum vermischen.

Das Fleisch zusammen mit der Marinade in einen ausreichend großen Gefrierbeutel geben und 1 bis 2 Tage einlegen. Dabei den Beutel immer mal wieder vorsichtig kneten und so die Marinade in das Fleisch einmassieren.

Den Braten aus der Marinade nehmen, diese etwas vom Fleisch abstreifen und beiseitestellen. Nun das Fleischstück mit Hilfe von Schaschlikspießen wieder zur ursprünglichen Form zusammenstecken.

Den Braten mit der Schwarte nach unten in einen Bräter legen, etwas Wasser angießen und die restlichen geschälten und in Stücke geschnittene Zwiebeln zugeben.

Das Fleisch im Backofen bei 180 °C etwa 1 Stunde braten. Dabei nach Bedarf noch etwas Wasser nachgießen und den Braten zwischendurch immer wieder mit etwas von der Marinade bepinseln.

Zum Servieren den Braten aus der Sauce nehmen, die Spieße entfernen und die einzelnen Fleischwürfel von der Schwarte lösen.

Die Sauce durch ein Sieb in einen Topf gießen und die Zwiebeln dabei etwas ausdrücken. Dann mit etwas Stärke oder Mehl binden, nochmal aufkochen und zum Fleisch servieren.

Anmerkung:
Durch die Säure in der Marinade kann es sein, dass die Eiweißbestandteile in der Sauce ausflocken. Wen das von der Optik her stört, kann die Sauce vor dem Servieren noch mit einem Pürierstab aufmixen.

Bohnensalat nach römischer Art

Kräuter und Gewürze geben dem Salat eine fast schon orientalische Note. Wer mag, kann noch etwas sehr fein gehackte Zwiebel untermischen.

Zutaten (für 3-4 Portionen):

  • 250 g grüne Stangenbohnen
  • Salz
  • 2 EL Essig
  • 1/2 EL Fischsauce
  • 1/2 TL Bohnenkraut, getrocknet oder frisch gehackt
  • 1/2 TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • Pfeffer
  • 2 EL Olivenöl
  • Honig
  • frisches Koriandergrün oder gemahlener Koriander
  • evtl. frische Minze

Die Bohnen putzen, in mundgerechte Stücke schneiden und in kochendem Salzwasser ca. 8 bis 10 Minuten knackig blanchieren. Abgießen, mit kaltem Wasser abschrecken und gut abtropfen lassen.

Aus Essig, Fischsauce, Bohnenkraut, Kreuzkümmel, Pfeffer, wenig Salz, Olivenöl und Honig eine Salatsauce rühren. Den Koriander und die Minze hacken und zusammen mit den Bohnen unter die Sauce mischen.

Den Bohnensalat vor dem Servieren etwas durchziehen lassen.

Römischer Grießbrei mit Rosinen und Mandeln

Defrutum, d.h. sirupartig eingedickter Taubensaft, Fischsauce und Pfeffer geben dem Grießbrei eine ganz besondere süß-scharf-saure Note, die alle Geschmacksrichtungen auf der Zunge vereint.

Zutaten (für 2 Portionen):

  • 20 g Pinienkerne
  • 20 g Mandelstifte
  • 50 g Weizengrieß oder -grütze
  • ca. 350 ml Milch
  • 15 g Rosinen
  • 2 EL Defrutum (alternativ Dattelsirup oder Birnendicksaft)
  • 1 Spritzer Fischsauce (oder 1 Msp. Salz)
  • 1 Msp. Pfeffer

Pinienkerne und Mandelstifte in einer Pfanne ohne Fett goldbraun anrösten. Auf einen Teller geben und auskühlen lassen.

Die Milch aufkochen, den Grieß zugeben und unter ständigem Rühren zu einem Brei kochen. Wenn der Brei zu dick wird, evtl. noch etwas Milch zugeben.

Die Hälfte der Pinienkerne, Mandelstifte und Rosinen und das Defrutum, die Fischsauce und etwas Pfeffer zum Grießbrei geben und alles gut miteinander vermischen.

Den Grießbrei mit den restlichen Nüssen und Rosinen bestreut servieren.

Heiligtum in der Grienmatt

Einer der wichtigsten und auch ungewöhnlichsten Sakralbauten von Augusta Raurica lag im Südwesten der Stadt. Da direkt an den Tempelbezirk auch ein Heilbad anschloss, handelte es sich hier wohl um einen wichtigen Wallfahrtsort der Antike.

Das Heiligtum in der Grienmatt war dem römischen Gott Aesculapius Augustus geweiht und stammt aus der Mitte des 2. Jahrhunderts.

Das aufwändig gestaltete Heiligtum bestand aus zwei rechteckigen Tempelzellen, die durch einen nischengeschmückten Mittelteil mit Brunnenanlage (Nymphäum) verbunden und von einer Säulenhalle umgeben waren. Der etwa 32 x 10,7 m große Doppeltempel stand inmitten eines Hofes mit Säulenhalle, der mit 120 x 130 m Fläche ungewöhnlich riesige Ausmaße hatte.

An der Nordostseite des Tempelhofes war ein heute nicht mehr sichtbares Heilbad angebaut. Daher ist zu vermuten, dass es sich bei diesem Komplex vermutlich um eine Art Wallfahrtsort handelte: im Tempel betete man für Heilung und Gesundheit während im Heilbad medizinische Badekuren verabreicht wurden.

Das und das Heiligtum in der Grienmatt ist jederzeit kostenlos frei zugänglich.

Lage: Schulstraße, 4302 Augst, Schweiz

Link: www.augustaraurica.ch

Amphitheater Augst

Das Amphitheater war Schauplatz oft blutiger Kämpfe. Wer das Glück hatte, diese zu überleben, durfte die Arena durch das „Tor der Lebenden“ im Westen wieder verlassen, was manchmal auch die Freiheit bedeutete. Das gegenüberliegende „Tor des Todes“ war für die Glücklosen im Kampf bestimmt.

Das Amphitheater war ein Ort der Massenunterhaltung, an dem Tierhetzen (venationes) zwischen wilden und exotischen Tieren oder Kämpfe zwischen verschiedenen ausgerüsteten und bewaffneten Gladiatoren (munera) stattfanden. Es traten aber auch Kriegsgefangene, Sklaven oder Verbrecher gegen Tiere an (ludi bestiariorum).

Das Theater wurde etwa 200 n. Chr. in einer natürlichen Senke aus Stein erbaut und ersetzte das inzwischen zu klein gewordene „Mulitfunktions“-Theater im Zentrum. Über der 50 x 33 m großen ovalen Arena, die mit einer 4 m hoher Mauer umgeben war, erhoben sich die Zuschauerränge, die Platz für bis zu 13.000 Besucher boten.

Die Arena selbst betrat man über momumentale Toranlagen mit 3 Durchgängen, die an den beiden Schmalseiten lagen. In den Arenamauern an den Längsseiten boten 2 Tore Zugang zu den Kerkern (carceres), in denen die Kämpfer und Tiere untergebracht waren. Direkt darüber befanden sich die Tribünen für die Ehrengäste und den Veranstalter der Spiele.

Das Amphitheater wurde um 275 n. Chr. zerstört und wurde bereits in der Antike als Steinbruch genutzt. Bei seiner Entdeckung 1959 war die Arena völlig zugewachsen und musste komplett ausgebaggert werden. Die Fundamente wurden dann in den 1980er Jahren konserviert und sind heute zu sehen.

An Hörstationen kann man Geschichten aus dem Gladiatorenalltag nacherleben. Die Illustrationen von Gladiatoren, die an der Arenamauer angebracht sind, informieren über die verschiedenen Typen von römischen Gladiatoren.

Das Amphitheater ist jederzeit kostenlos frei zugänglich.

Lage: Theaterstraße, 4302 Augst, Schweiz

Link: www.augustaraurica.ch

Badeanlage und Handwerksquartier Augst

Im Viertel am Violenbach war zunächst ein einfaches Handelsviertel, das sich aber durch seine Lage sowohl in der Nähe des Forums als auch an der Straße zur Unterstadt am Rhein zu einem beliebten Viertel entwickelte. Dazu trug sicher auch das private Badegebäude bei, in dem die Oberschicht sich gegen Gebühr entspannen konnte.

In Augusta Raurica gab es über das Stadtgebiet verteilt mehrere Thermenanlagen. Neben den öffentlichen Zentralthermen in der Oberstadt gab es noch die hinter dem Theater gelegenen Frauenthermen und die Rheinthermen in der Unterstadt. Zudem gab es auch privat betriebene Bäder, wie das an der Straße zwischen Forum und Unterstadt gelegene Bad im Handwerkerviertel.

Das Brunnenhaus des Handwerkerviertels wurde bereits um 80 n. Chr. errichtet und versorgte die Bewohner mit leicht schwefelhaltigem Wasser von guter Qualität. Um 100 n. Chr. baute man das Brunnenhaus um, vermutlich um das in der Nähe neu errichtete, private Badehaus mit Brunnenwasser zu versorgen.

Diese Badeanlage war sicher kein öffentliches Bad, sondern eher eine privat betriebene, kostenpflichtige Therme, in der sich die Oberschicht nach einem Tag auf dem nahegelegenen Forum entspannen, aber auch Geschäfte machen konnte.

Sowohl das Brunnenhaus als auch die Therme wurden bis ca. 270/280 n. Chr. genutzt. Bei den Ausgrabungen der Badeanlage 1998 entdeckte man auch den Brunnenschacht. Völlig überraschend fand man in diesem 5 Skelette aus römischer Zeit, die teilweise Verletzungen durch Waffen aufwiesen, und außerdem 6000 Tonabformungen von römischen Münzen, die vermutlich zur Herstellung von Falschgeld dienten. Warum diese Dinge gerade hier im Brunnenschacht „entsorgt“ wurden, ist allerdings ein Rätsel, das bis heute nicht gelöst werden konnte.

Heute kann man sich anhand der konservierten Grundmauern und der an der dahinterliegenden Wand befindlichen Illustrationen die Baderäume in römischer Zeit gut vorstellen. Der rot eingefärbte Kiesbelag markiert dabei die mit Hypokaustenheizungen versehenen Räume. Der in der Mitte der Anlage befindliche runde Raum diente als Schwitzraum (sudatorium).

Auf dem Weg zwischen Curia und der Badeanlage der liegen außerdem noch Reste von Hypokausten aus einem Speisezimmer eines luxuriösen Wohnhauses und der Nachbau eines Töpferofens.

Die Badeanlage im Handwerksquartier ist jederzeit kostenlos frei zugänglich.

Lage: Basilikaweg, 4302 Augst, Schweiz (am Ende des Basilikawegs nördlich des Forums)

Link: www.augustaraurica.ch

Römisches Forum Augst

Das soziale und politische Leben spielte sich auf dem Hauptforum der Stadt ab. Hier lagen der Haupttempel, das Gerichts- und das Verwaltungszentrum und auf dem Platz und den Säulenhallen, die diesen umsäumten, trafen sich die Bewohner der Stadt sowohl zu offiziellen Feiern als auch zum Handeln oder dem Zeitvertreib mit Freunden.

Der quadratische Hauptplatz (forum) der Stadt wurde bereits um 20 n. Chr. errichtet und bestand zunächst aus einfachen Holzgebäuden, die jedoch schon bald durch Steingebäude ersetzt wurden.

Das Forum war aufgeteilt in die area publica, in der das Gerichtsgebäude (basilica) und das daran angeschlossene Ratsgebäude (curia) lagen, und in die area sacra mit dem Forumstempel und dem Tempelaltar. Auf dem Platz waren Statuen und Ehrenmale wichtiger Bürger der Stadt aufgestellt und in den Säulenhallen, die den Platz umsäumten, lagen Amtsstuben und Handelskontore, aber auch Läden und Lager.

Der Forumstempel war der Haupttempel der Stadt, in dem die Stadtgöttin Roma und der vergöttlichte Kaiser Augustus verehrt wurden. Auf einem von Säulen umgebenen Podium stand der Altarraum (cella) mit den Götterstatuen. Vor dem Tempel stand ein mit Marmor verkleideter und mit Götterinsignien geschmückter Jupiter-Altar, auf dem die Römer ihre Opfer darbrachten. Heute ist die Fassade des Forumstempels mit einer Holzkonstruktion nachempfunden.

Auf der dem Tempel gegenüberliegenden Seite befand sich das dreischiffige Verwaltungs- und Gerichtsgebäude (basilica), an dessen hintere Wand ein dreiviertelrundes Rathaus (curia) angebaut war, das über die Basilica zugänglich war.

In der Curia tagten der aus 100 Bürgern der Oberschicht (decurio) bestehende Stadtrat und die beiden Bürgermeister (duoviri). Da beide Gebäude am Abhang des Forumsplatzes lagen, mussten sie mit einer imposanten Stützmauer abgestützt werden. Der Keller der Curia war ursprünglich eine Lagerkammer und ein Gefängnis, wurde aber nach einem Brand mit Schutt aufgefüllt, in dem u.a. eine Minerva-Büste gefunden wurde. Heute befindet sich in diesem Raum eine Ausstellung von Mosaiken, die aus einem Palast im Süden der Stadt stammen.

Ein weiteres Forum (Südforum), das heute nicht mehr sichtbar ist, lag etwa 200 m südwestlich davon und war mit öffentlichen Gebäuden (praetorium) und einem Markt (macellum) ausgestattet.

Das Römische Forum ist jederzeit kostenlos frei zugänglich.

Lage: Forumstraße, 4302 Augst, Schweiz (östlich des Theaters an der Forumstraße)

Link: www.augustaraurica.ch

Taberna Augst

Im zur Straße hin gelegenen Laden war ein Backofen untergebracht. Die Lage direkt neben dem Theater versprach sicher gute Geschäfte, denn die Spiele im Theater dauerten meist den ganzen Tag und die Zuschauer versorgten sich meist in der Nähe mit Essen und Getränken.

Eine taberna war in der Antike ein Verkaufsladen oder Werkraum, der im Erdgeschoß eines Hauses zur Straße hin ausgerichtet lag. Dahinter lagen meist Privat- und Wohnräume. In der Antike waren an dieser Stelle sicher mehrere dieser Häuser nebeneinandergebaut.

Es ist nicht klar, wann das Gebäude erbaut wurde, doch der Ofen wurde erst später, um 250 n. Chr., eingebaut. Ein Brand, vermutlich im Zusammenhang mit einem Erdbeben, zerstörte das Gebäude um 275 n. Chr.

Als man das Gebäude 1967 freilegte, war der Backofen noch fast komplett erhalten und gilt heute als der besterhaltene römische Backofen nördlich der Alpen. Mit seiner Kuppelbauweise erinnert er an einen heutigen Pizza-Steinbackofen. Ob es sich bei diesem Laden um eine Bäckerei, eine Caupona oder eine Gaststätte handelte, kann man heute nicht mehr eindeutig nachweisen.

Im Obergeschoss, das durch die Lage an einem Hang einen eigenen Eingang besaß. fand man Regale mit über 1350 Keramikgefäßen, aber auch Werkzeuge, Waffen und einige Bronzefiguren eines Hausaltars. Man vermutet, dass diese Räume einem Handwerker als Lager dienten.

Im Schutzbau, der über den Resten des Gebäudes errichtet wurde, ist heute neben dem Backofen eine für ein römisches Ladengebäude typische Wand in Fachwerkbauweise rekonstuiert. Man kann hier gut das Gerüst aus Holzbalken erkennen, das mit Flechtwerk gefüllt und mit Lehm verputzt wurde.

Die Taberna ist jederzeit kostenlos frei zugänglich.

Lage: Griebenacherstraße, 4302 Augst, Schweiz (östlich neben dem Museum)

Link: www.augustaraurica.ch

Römisches Theater Augst

Das Theater von Augusta Raurica wurde im Laufe seines Bestehens immer wieder den Bedürfnissen angepasst: zunächst war es zusammen mit den Tempeln auf dem Schönbühl Teil eines Kultbezirks, dann wurde es als Amphitheater zum Schauplatz von Gladiatorenspielen, um später wieder zu einem reinen Bühnentheater umgebaut zu werden.

Das römische Theater liegt teilweise in einen natürlichen Hang eingepasst und besitzt eine Zuschauertribüne von knapp 100 m Durchmesser. Es bot Platz für ca. 10.000 Besucher und diente als Aufführungsort von Schauspielen, für religiöse Feste und für politische Versammlungen. Das mitten im Stadtzentrum gelegene Theater wurde im Laufe der Zeit unterschiedlich genutzt und in mehreren Bauphasen neu- und umgebaut.

Zwischen 60 und 80 n. Chr., also schon in der ersten Bauphase der Stadt, wurde ein erster Theaterbau errichtet, der wohl Teil des Kultkomplexes am Schönbühl war. Der dort gelegene Podiumstempel lag genau gegenüber und war mit dem Theater über einen Prozessionsweg verbunden. Das Theater war zudem ein Mehrzweckbau, denn statt einer halbrunden Bühne gab es eine runde Arena, so dass im Gebäude neben Bühnen- auch Arenaaufführungen stattfinden konnten. Von diesem Bau sind heute nur noch wenige Reste vorhanden.

Um 110 n. Chr. wurde der erste Bau fast vollständig abgerissen und zu einem Semi-Amphitheater umgewandelt, das nun aus einer ovalen Arena mit halbkreisförmigen Zuschauertribünen im Westen und 5 Podiumssitzreihen im Osten bestand. Nun fanden im Amphitheater fast ausschließlich Gladiatorenspiele, Tierkämpfe und vermutlich auch Hinrichtungen statt. Die Begrenzungsmauer der Arena ist heute noch im Gelände sichtbar.

Um 180-200 n. Chr. errichtete man am Stadtrand ein neues Amphitheater, in dem die stark gewachsene Bevölkerungszahl an den Spielen teilnehmen konnte. Das Theater im Stadtzentrum wurde nun wieder zu einem szenischen Theater mit halbkreisförmigen Zuschauertribünen umgebaut. Die in der Mitte offene Bühnenmauer (scena) ließ auch bei diesem Bau den Blick frei zum Tempel auf Schönbühl. Das heutige Aussehen des Theaters entspricht dieser letzten Ausbaustufe.

Um 275 n. Chr. wurde das Theater zerstört und danach nur noch teilweise repariert. Dennoch ist es heute das besterhaltene römische Theater dieser Art nördlich der Alpen.

Seit der Restauration und Konservierung zwischen 1930 und 1970 und einer aufwändigen Sanierung um 1990 wird das Theater, in dem heute rund 2000 Zuschauer Platz finden, wieder regelmäßig als Freilichtbühne für Konzerte und Aufführungen genutzt.

Auf einem Platz zwischen dem Theater und dem Museum steht ein großes Bronzemodell der römischen Stadt und unterhalb der Stützmauer des Tempels ist eine Backstube mit Getreidemühle und Backofen eingerichtet.

Das Römische Theater ist jederzeit kostenlos frei zugänglich.

Lage: Römisches Theater, Sichelenstraße, 4302 Augst, Schweiz (südlich des Museumsgebäudes)

Link: www.augustaraurica.ch

Museum und Römerhaus Augst

Im Römerhaus, das einer typisch römischen Villa nachempfunden ist, und dem danebengelegenen Römermuseum mit den wichtigsten Funden aus den Ausgrabungen bekommt man einen guten Eindruck über das römische Leben in Augusta Raurica.

Die römische Stadt Augusta Raurica hatte eine wechselvolle Geschichte. Zwar wurde sie bereits 44 v. Chr. formal als Kolonie auf dem Territorium des keltischen Stammes der Raurici gegründet, aber die tatsächliche römische Besiedelung begann erst ab 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus, der ihr den Namen Colonia Paterna Munatia Felix Apollinaris Augusta Emerita Raurica verlieh und auf dem Plateau über dem Rhein (heute Augst) römische Veteranen ansiedelte. Zur Sicherung der Reichgrenze wurde um 20 n. Chr. in der Ebene vor der Stadt direkt am Rhein (heute Kaiseraugst) ein Militärlager errichtet, eine Brücke über den Rhein geschlagen und ein Hafen gebaut.

Mit Verlegung des Limes Richtung Norden verlor Augusta Raurica seine Bedeutung als Militärstandort, erreichte aber als Handelssiedlung zwischen 120 und 260 n. Chr. seine größte Ausdehnung und Bedeutung. In der teilweise mit einer Stadtmauer befestigten Ober- und Unterstadt lebten bis zu 20.000 Einwohner auf einer Fläche von über 100 ha. Neben mehreren Foren, Tempeln, einem Theater und einem Amphitheater gab es öffentliche Bäder, Werkstätten, Handelshäuser, Tavernen, Herbergen und Wohnquartiere.

Um 260 n. Chr. und nach den Alamannenüberfällen begann ein schleichender Niedergang, den ein kurz zuvor stattgefundenes Erdbeben bereits eingeleitet hatte. Mit der Zurückverlegung der Reichsgrenze an den Rhein wurde Augusta Raurica wieder Grenzgebiet und 290/300 n. Chr. erneut mit einem Kastell (Castrum Rauracense) befestigt. Nach erneuten Germanenüberfällen 352 n. Chr., in denen die Zivilstadt völlig zerstört wurde, existierte nur noch das Kastell, das von den Römern dann um 401 n. Chr. endgültig aufgegeben wurde.

Heute präsentiert sich die römische Geschichte von Augusta Raurica im archäologischen Park, dessen perfekter Ausgangspunkt zu dessen Erforschung das Römermuseum mit dem Römerhaus bildet.

Das Römerhaus wurde 1954/55 als Villa im gehobeneren Stil rekonstruiert und ist typisch für die nördlichen Provinzen. Im vorderen Bereich befinden sich hinter der zur Straße gerichteten Säulenreihe (porticus) neben einer Schmiede (officina ferraria) und einer Bronzegießerei (officina fabri aerarii) auch eine Metzgerei (taberna lanionis) und eine Schankstube (caupona). Diese Räume waren in der Regel vermietet und hatten keinen direkten Zugang zum Wohnhaus.

Im hinteren Teil gruppieren sich um einen Innenhof (peristylum) mit Garten (hortus) die Privaträume mit Wohnräumen (cubiculum), Baderäumen (balneum), Speiseraum (oecus) und Küche (culina). Die liebevoll ausgestatteten und originalgetreu möblierten Räume bergen manch kleine Überraschung und versetzen den Besucher so in die Zeit der Antike.

Im Museum sind die Funde aus den Ausgrabungen von Augusta Raurica ausgestellt, wie Grabreliefs, Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Schmuckstücke, Götterstatuetten oder Mosaike. Außerdem wird der 58 kg schwere „Silberschatz von Augst“ gezeigt, der wohl 351/352 n. Chr. wegen der Belagerung des Kastells durch die Germanen von einem hochrangigen Offizier vergraben wurde und aus 270 Objekten wie Tafelgeschirr, einem Kandelaber, einer Venusstatuette, Silberbarren und Münzen bestand – der größte jemals gefundene römische Silberfund!

Das Museum ist täglich und ganzjährig gegen Eintrittsgebühr geöffnet und es gibt regelmäßige Sonderausstellungen, Führungen und Workshops. Man sollte sich für das Museum und die kostenlos zu besichtigenden Ausgrabungen auf jeden Fall ½ Tag Zeit nehmen. Im August findet jährlich ein großes Römerfest mit Gladiatorenkämpfen, Theateraufführungen, Wagenrennen und Mitmachaktionen statt.

Lage: Museum und Römerhaus, Augusta Raurica, Giebenacherstrasse 17, 4302 Augst, Schweiz

Link: www.augustaraurica.ch

Thermenmuseum Schleitheim (Iuliomagus)

In den 5 Bauphasen wurde das öffentliche Bad während seiner Nutzungszeit immer wieder den veränderten Bedürfnissen angepasst. Zu den interessantesten Funden aus den Thermen gehören die Reste eines verzierten Tauchbeckens aus Blei, in dem man heute sogar noch den Wasserauslass erkennen kann.

Die öffentlichen Bäder von Iuliomagus wurden schon bald nach Gründung der Siedlung errichtet und waren etwa 250 Jahre in Benutzung. Während dieser Zeit wurden die Räume mehrfach umgebaut, erweitert oder repariert, um den veränderten Bedürfnissen der Besucher gerecht zu werden.

Von der 1. Bauphase um 60/70 n. Chr. ist nur noch wenig bekannt, da das Gebäude schon bald nach dem Bau einem Brand zum Opfer fiel.

Im späten 1. Jahrhundert n. Chr. entstand in der 2. Bauphase ein einfaches Bad im Reihentypus mit Umkleideraum (apodyterium), Innenhof (palaestra), Schwitzbad (laconicum), Warmbad (caldarium) mit kleinem Tauchbecken, Laubad (tepidarium) und Kaltbad (frigidarium) mit Kaltwasserbecken. Beheizt wurde die Anlage von einem Heizraum (praefurnium) im Nordwesten.

Die größte Ausbaustufe erreichte das Bad dann Anfang des 2. Jahrhunderts, als man in einer 3. Bauphase die Baderäume verdoppelte, vielleicht damit nun nun Männer und Frauen gleichzeitig in 2 Linien baden konnten. Es kamen zusätzlich je 1 weiteres Warm- und Laubad hinzu, das Schwitzbad hingegen wurde aufgegeben und durch einen weiteren Umkleideraum ersetzt. Auch das kleine Tauchbecken im Warmbad wurde durch ein großes Warmwasserbecken ersetzt.

Vielleicht aufgrund sinkender Besucherzahlen und wegen zunehmender Überschwemmungen durch den Zwärenbach wurde das Bad in einer 4. Bauphase stark umgebaut und verkleinert. Das große Warmbad neben dem Bach wurde abgerissen, einige Räume geteilt und das Bodenniveau angehoben, um weitere Überflutungen zu vermeiden. Die Heizung wurde an die Südseite verlegt, einige Bodenheizungen stillgelegt und das ursprüngliche Laubad mithilfe von Wandheizungsrohren (tubuli) in 2 Räume aufgegliedert, in denen das Warm- und Laubad untergebracht war.

In der letzten Bauphase Anfang des 3. Jahrhunderts wurden nur noch wenige Veränderungen vorgenommen und vor allem Reparaturen ausgeführt. Es wurde aber ein zusätzliches kleines Kaltbad mit kleinem Kaltwasserbecken an der Nordwestseite angebaut.

Erste römische Reste wurden bereits 1909 entdeckt, aber erst 1975 beim Bau eines Stalls als römische Badeanlage identifiziert. Die daraufhin vorgenommenen Ausgrabungen legten eine 31 x 35 m große Therme frei, die anschließend konserviert und seit 1976 unter einem Schutzbau für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Der heutige moderne Museumsbau wurde 2017 neu eröffnet.

Heute kann man vor allem die Heizanlagen mit den Hypokausten und den Wandheizungen erkennen, aber auch die mit farbigen Steinplatten belegten Böden der Wasserbecken.

In einem kleinen Vorraum findet man ein Modell der Thermenanlage, in Vitrinen werden die Funde ausgestellt, z.B. die Reste des mit Weinranken verzierten Tauchbeckens aus Blei aus Bauphase 2 mit Wasserauslass. Auf dem Besuchersteg, der um das Badegelände herumführt, kann man die Reste gut überblicken. Dabei erklären Schautafeln die einzelnen Bereiche der Anlage.

Das Thermenmuseum gehört zur Teilstrecke Neckar-Aare der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist das ganze Jahr über täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es können Führungen gegen Gebühr gebucht werden.

Lage: Zum Salzbrunnen, 8226 Schleitheim, Schweiz

Link: pro-iuliomago.ch

Römischer Keller Schleitheim (Iuliomagus)

Die römische Siedlung Iuliomagus entstand an einer wichtigen Fernhandelsstraße, die den Rhein mit der Donau und dem Neckar verband. In einem der Streifenhäuser an der Marktstraße ist heute noch der Kellerraum und das Fundament eines Herdes oder Backofens sichtbar.

Südwestlich des heutigen Schleitheim und direkt an der Fernstraße von Windisch (Vindonissa) nach Hüfingen (Brigobannis) und Rottweil (Ariae Flaviae) wurde um 70 n. Chr. die rund 20 ha große römische Siedlung Iuliomagus gegründet, die mit „Feld des Julius“ (keltisch: magus = Feld) übersetzt werden kann.

Die in erster Linie als Straßenstation entstandene Siedlung entwickelte sich Ende des 1. bis Mitte des 2. Jahrhunderts zu einem wirtschaftlichen, politischen, religiösen und kulturellen Zentrum der Region, das erst Mitte des 3. Jahrhunderts aufgegeben wurde.

Auf einer Länge von 700 m reihten sich die teilweise 2-stöckigen Streifenhäuser aneinander, in denen Händler, Handwerker und Gastwirte ihren Geschäften nachgingen. Die zur Straße hin ausgerichteten Häuser besaßen ein Vordach (porticus), das vor Sonne und Regen schützte, im vorderen Gebäudeteil lagen Läden und Werkstätten (z.B. Schmieden, Töpfereien oder Leimsiederei), während im hinteren Teil die Wohnräume, Keller und Gärten lagen. Die Gebäude waren ursprünglich Holzbauten, wurden aber nach einem Brand im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. durch Steinbauten ersetzt. Zusätzlich leitete man den Bach um, um weiteres Bauland zu gewinnen.

In der Nähe des Hauptplatzes befanden sich öffentliche Gebäude, eine Herberge (mansio) und die öffentlichen Thermen, es gab auch einen großen Tempelbezirk auf der anderen Seite des Zwärenbachs und im Süden ein Gräberfeld. Die Gutshöfe der Umgebung versorgten die Bewohner mit landwirtschaftlichen Gütern.

Die zwischen 1985 und 2000 im Gewerbegebiet durchgeführten Ausgrabungen brachten 4 noch gut erhaltene Streifenhäuser zu Tage, die einst direkt am Hauptplatz lagen. Ein dabei entdeckter Kellerraum wurde in den Neubau eines Gewerbebaus integriert und seit 2009 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Heute sind neben dem zentralen Kellerabgang noch die beiden Seitenräume des Kellers sichtbar. Im Raum vor dem Kellerabgang gab es einen Herd oder Backofen, der vielleicht zu einem Schnellimbiss oder einer Bäckerei gehörte und dessen Fundament heute farbig markiert ist. Die Funde aus den Häusern sind in Vitrinen ausgestellt und Tafeln geben vor Ort Informationen zu den noch sichtbaren Resten der Ausgrabung. Die Zeichnung auf der Hausfassade des Gewerbegebäudes zeigt das Streifenhaus, wie es in der Antike einmal ausgesehen haben könnte.

Der römische Keller ist untertags das ganze Jahr über kostenlos geöffnet. Der von außen zugängliche Schutzbau liegt etwa 200 m vom Thermenmuseum entfernt im Gebäude der Firma Sternplastic.

Lage: Z‘underst Wyler 10, 8226 Schleitheim, Schweiz

Römermuseum Villa Urbana Heitersheim

Die villa urbana in Heitersheim gehört zu den frühesten bekannten Villenanlagen auf der rechten Rheinseite. Sie wurde im Stil einer italienischen Landvilla errichtet und bestand aus einem Herrschaftsbereich (pars urbana) und einem davon mit einer Portikushalle abgetrennten Wirtschaftsbereich (pars rustica).

Die römische villa urbana von Heitersheim war ein rund 5,5 ha großes, mit einer Mauer umfasstes Landgut und bewirtschaftete eine landwirtschaftliche Fläche (fundus) von rund 2000 ha. Eine parallel zum Rhein verlaufende Fernstraße lag nur ca. 2 km entfernt, so dass der die hier produzierten Güter leicht verkauft werden konnten.

Der prächtige Gutshof auf einem axialsymmetrisch angeordneten Gelände bestand aus 2 Bereichen. Es gab einen Wirtschaftsbereich (pars rustica), in dem sich das Haus des Verwalters (vilicus), die Häuser der Sklaven und Bediensteten, die Wirtschaftsgebäude und Werkstätten sowie die landwirtschaftlichen Bereiche befanden. Mit einer Mauer davon abgetrennt lag der ca. 1,35 ha große Herrschaftsbereich (pars urbana) mit einem prächtigen Wohngebäude, einem separaten Badegebäude und einer parkähnlichen Gartenanlage (hortus). Er wurde von den Besitzern bewohnt, die ihn aber oft nur als Ferien- oder Sommerdomizil nutzten.

Es konnten über die rund 150-jährige Nutzungszeit des Gutes insgesamt 5 Bauphasen nachgewiesen werden. Das erste Herrenhaus, ein etwa 20 x 25 m (500 m²) großer Holzbau, wurde bereits um 30 n. Chr. errichtet und bestand aus einem um einen Binnenhof gruppierten zweiflügligen Gebäude.

In einer 2. Bauperiode ab ca. 70 n. Chr. wurde das Holzgebäude dann durch ein ca. 750 m² großes Fachwerkgebäude auf Steinsockeln ersetzt, das im Stil einer italienischen Landvilla gestaltet war. In den Werkstätten des Wirtschaftsbereichs wurde Metall verarbeitet und Keramik produziert. Auf gefundenen Keramikscherben befanden sich Stempel, die vielleicht auf Besitzer des Landguts, Lucius Iulius Fontus, hinweisen.

Ab ca. 110 n. Chr. wurde in einer 3. Bauperiode ein auf 30 x 50 m (1500 m²) erweitertes Haupthaus komplett aus Stein errichtet. Als Trennung zwischen Herrschafts- und Wirtschaftsbereich diente im Westen eine 90 m lange Säulenhalle (porticus), an die sich ein Atriumbereich und ein von Säulen umgebener Innenhof (peristyl) mit einem 4,2 x 18,5 m großen Zierbecken anschloss. Die zu beiden Seiten neu errichteten Repräsentations- und Privaträume waren mit Mosaiken und Wandmalereien geschmückt. Außerdem kamen ein etwa 54 m² großer Keller und im Süden ein separates Badegebäude hinzu.

Um 150 n. Chr. wurden weitere Umbauten und Erweiterungen vorgenommen. Dabei wurde das Zierbecken wieder zugeschüttet und dieser Bereich in einen offenen Innenhof (peristyl) umgewandelt.

In der 5. und letzten Umbauphase um 180 n. Chr. wurde die Fläche des Gebäudes erneut auf ca. 50 x 60 m (3000 m²) vergrößert und ein neuer Repräsentationsflügel gebaut, der teilweise mit Fußbodenheizungen ausgestattet war. Das Landgut bestand so weitestgehend unverändert weiter, bis es etwa um 270 n. Chr. bei einem Brand zerstört und danach nicht wieder aufgebaut wurde.

Obwohl bereits im 19. Jahrhundert die Existenz römischer Mauern bekannt waren, brachten Zufallsfunde die Villa erst 1956 wieder ins Bewusstsein. Nach umfangreichen Sondierungen wurde das Projekt „Römervilla Heitersheim“ 1991 ins Leben gerufen und anschließend in mehreren archäologischen Grabungen freigelegt, konserviert und mit einem Schutzbau versehen, der seit 2001 das Römermuseum beherbergt. Die Ausgrabungen und Rekonstruktionen auf dem Gelände des Römerparks gehen jedoch immer noch weiter, auch eine nach antiken Vorbildern gestaltete Gartenlandschaft ist hierbei geplant.

Der Keller und das Zierwasserbecken aus der 3. Bauphase präsentieren sich heute in rekonstruierter Form im Schutzbau. Der Darstellung auf einem Delphin reitende Amor, der heute als Wasserspeier dient, wurde dabei optisch an eine in der Villa gefundene silberne Gewandspange (fibula) angelehnt. Neben einer großen Anzahl von Keramikscherben, Terra sigillata oder Tonlampen sind auch einige Schmuckstücke, Gewandspangen und Teile von Götterstatuetten aus Bronze ausgestellt und außerdem Reste der Fußbodenmosaike, Wandmalereien und Glasfenster.

Der Schutzbau des Römermuseums liegt in einer Parkanlage, in der die Ausmaße des Villengeländes anhand von Bäumen und Wegen im Gelände gekennzeichnet sind. Die Villa artis, in der heute ein Café und ein Kunstzentrum untergebracht sind, steht an der Stelle eines Speichergebäudes (horreum) und ist architektonisch an dieses angelehnt. Ein Römerspielplatz rundet den Römerpark ab.

Das Römermuseum der Villa urbana ist von April bis Oktober täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist frei. Sonntags gibt es nachmittags eine öffentliche Führung, weitere Führungen können außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden.

Lage: Römermuseum Villa Urbana Heitersheim, Johanniterstraße 89, 79423 Heitersheim

Link: www.heitersheim.de/Freizeit-Tourismus/Roemerpark

Römische Badruine Badenweiler (Aquae Villae)

Schon die Römer wussten von der heilkräftigen Wirkung von Thermalquellen und man ging auch schon damals „zur Kur“. In Badenweiler ließ man sich in den Wasserbecken mit Thermalwasser verwöhnen und bat in den Tempeln der Siedlung Diana Abnoba, die Göttin des Schwarzwalds, um Heilung.

Den genauen römischen Namen von Badenweiler weiß man heute nicht mehr sicher, er könnte aber Aquae Villae (Stadt des Wassers) gewesen sein. Hier entsprangen jedenfalls heiße Quellen, die die Römer schon bald zum Bau eines Thermalbads veranlassten.

Der im Reihentypus angelegte Badekomplex, der während der römischen Nutzung mindestens 6 Bauphasen durchlebte, war symmetrisch angelegt, so dass man über getrennte Badebereiche für Frauen und Männer verfügte und nicht, wie sonst üblich, die Frauen die Bäder nur vormittags und die Männer diese nur nachmittags besuchen konnten.

Ein erster Thermenbau mit einer Fläche von 64 x 30 m entstand um etwa 75 n. Chr. Hierbei handelte es sich um ein Gebäude, in dem man über einen zentralen Empfangsraum die nach Geschlecht getrennten Auskleideräume (apodyterium) erreichte. An dieses schloss sich dann ein jeweils 12 Meter hoher Hauptraum mit einem rechteckigen Badebecken (piscina) an, in dem man im Thermalwasser entspannen konnte. Um die Becken herum waren in eckigen und halbrunden Nischen zusätzliche kleinere Wannen eingebaut, in denen Einzelanwendungen angeboten wurden.

Nach mehreren Umbauten und Erweiterungen, in denen die symmetrische Aufteilung jedoch beibehalten wurde, entstand im 2. Jahrhundert n. Chr. ein riesiger Badekomplex von 92 m Länge, der nun insgesamt 4 große Badebecken mit Thermalwasser und 2 Schwitzbäder (sudatorium) mit einem daran angeschlossenen kreisrunden Kaltwasserbecken besaß. Außerdem gab es Empfangs- und Umkleideräume und pro Hälfte jeweils eine große Terrasse und einen großen Hofbereich. Die Räume wurden größtenteils durch die Wärme des Thermalwassers beheizt, denn nur wenige Räume, wie z.B. die Schwitzräume, besaßen eine eigene Heizanlage.

Da im Glauben der Römer vor allem die Götter für Heilung sorgten, waren die Bäder der Diana Abnoba, der jugendlichen Göttin des Schwarzwalds geweiht. Daher gab es in der neben dem Bad entstandenen größeren römischen Siedlung neben Herbergen, Gasthäusern und Werkstätten auch mehrere Tempel, von denen sich ein großer Umgangstempel heute an der Stelle der heutigen Pauluskirche an der Kaiserstraße befindet.

Das Thermalbad wurde mit dem Abzug der Römer um 260 n. Chr. von den germanischen Alamannen wohl noch eine Weile weitergenutzt, bevor das Gebäude dann verfiel und als Steinbruch genutzt wurde.

Erst im 18. Jahrhundert wurde die Bedeutung der Ruinen wieder erkannt und auf Veranlassung des Markgrafen Karl Friedrich von Baden ab 1784 systematisch ausgegraben. Wegen ihres immer noch außerordentlich guten Erhaltungszustands wurden sie anschließend mit einem Schutzdach überdacht.

Seit den 1980er-Jahren werden die Ruinen kontinuierlich konserviert und weitere Grabungen durchgeführt. Seit 2001 schützt ein Schutzbau aus Glas die Badruine und man kann die Anlage nun auf einem Besuchersteg durchwandern.

Die Badruinen von Badenweiler gelten auch heute noch als die größten und kostbarsten Ruinen eines römischen Gebäudes in Südwestdeutschland und zählen zu der am besten erhaltenen römischen Badeanlage nördlich der Alpen. Am eindruckvollsten sind dabei wohl die 4 noch gut erhaltenen großen Thermalwasserbecken, in denen heute noch die Verkleidung aus Kalksteinplatten, die Sitzstufen und sogar die Wasserzu- und -überläufe gut zu sehen sind. Auch der an drei Seiten der Anlage gelegene Drainage- und Abwasserkanal ist noch gut erhalten.

Die Badruine in Badenweiler ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (außer bei Schnee und Eis). Es finden öffentliche Führungen zu festen Zeiten und nach Vereinbarung statt. Infotafeln erklären z.B. die römische Badekultur und es gibt eine Videopräsentation, die das Aussehen in der Römerzeit zeigt.

Lage: Römische Badruine Badenweiler, Ernst-Eisenlohr-Straße 1, 79410 Badenweiler

Link: www.badruine-badenweiler.de

Römische Badruine Hüfingen (Brigobannis)

Das Kastellbad des römischen Brigobannis gehört zu den ältesten römischen Bädern nördlich der Alpen und ist noch gut erhalten. Es wurde um 70 n. Chr. zunächst für die Soldaten des danebenliegenden Alenkastells errichtet, nach dem Abzug der Truppen aber auch von den Bewohnern des Vicus weitergenutzt.

Das etwa 570 m² (19 x 30 m) große Kastellbad wurde vermutlich um 70 n. Chr. erbaut. Bereits um ca. 40/45 n. Chr., als die Römer die Grenze des Reiches bis an die Donau vorschoben, wurde hier ein Holz-Erde-Kastell errichtet, das am westlichsten Punkt des von der Donau gebildeten Limes lag. Hier kreuzte sich auch die Straße von Windisch (Vindonissa) nach Köngen (Grinario) mit der Donausüdstraße, die entlang der Donau bis Weltenburg führte.

Spätestens mit der Erweiterung des mit einer rund 1000 Mann starken Reitereinheit (ala) belegten Kastells um 70/75 n. Chr., wurde auch das Kastellbad in seiner heute rekonstruierten Form erbaut. Obwohl der Limes etwa um 85 n. Chr. Richtung Norden zum Alblimes vorverlegt wurde und der Donaulimes durch den Abzug der Truppen seine Bedeutung verlor, wurde das Kastellbad von den Bewohnern des Vicus noch bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. weitergenutzt.

Nach ersten Münz- und Ziegelmosaikfunden im 17. Jahrhundert identifizierte man die Ruine 1820 als Kastellbad des römischen Brigobannis. Auf Veranlassung des Fürsten Karl Egon II. zu Fürstenberg wurde sie anschließend mit einem Schutzbau überbaut. Dieser ist einer für die Gegend typischen Scheune nachempfunden und steht heute ebenso wie die Badruine unter Denkmalschutz.

Das Kastellbad von Hüfingen ist ein balneum im Blocktypus. Von einem großen Umkleideraum (apodyterium) mit seinem zentralen Abkühlungsbecken konnte man in alle weiteren Badebereiche gelangen.

Zunächst erreichte man das Laubad (tepidarium), in dem man sich bei rund 25 °C erst einmal akklimatisieren und sich einer Massage oder einer Reinigung mit dem Schabeisen (strigilis) unterziehen konnte. Im Anschluss ging man in den Heißbaderaum (caldarium), in dem es neben der großen Warmwasserwanne mit Löwenkopfwasserhahn auch einen in einer kleinen Apsis gelegenen Kaltwasserbrunnen (labrum) gab. Wer wollte, besuchte dann noch das runde Schwitzbad (sudatorium), das vermutlich während einer späteren Erweiterung im Nordwesten der Anlage angebaut wurde und eine eigene Feuerstelle besaß. Anschließend kühlte man sich im Kaltbad (frigidarium) mit dem separaten Kaltwasserbecken (piscina) ab.

Besonders gut kann man heute noch den Schürkanal des Befeuerungsraums (praefurnium) erkennen, über den sowohl die Fußböden und die Wände der Räume als auch das Wasser der Warmbadewanne im caldarium erhitzt wurden. Auch die Reste des mit Ziegelsteinen im Fischgrätmuster ausgekleideten Wasserbeckens und Reste des Fußbodens, der mit Mosaiken belegt war, kann man hier noch entdecken.

Auf Stegen, die über den Resten der Badruine liegen, kann man durch die einzelnen Räume wandern und erhält so einen guten Überblick über deren Funktion. Seit 2012 gibt es vor der Badruine einen Römerpavillon, in dem der Kassenbereich, ein Museumsshop und eine Cafeteria untergebracht sind.

Die Badruine Hüfingen, die zur Teilstrecke Neckar-Aare der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, ist von Mai bis Oktober an Sonn- und Feiertagen und während der Sommerferien in Baden-Württemberg täglich jeweils nachmittags geöffnet. Es werden öffentliche Führungen oder auf Anfrage auch Gruppen- oder Kostümführungen angeboten. Es gibt einen jederzeit frei zugänglichen und etwa 3 km langen römischen Lehr- und Erlebnispfad für Kinder (Start an der Badruine), auf dem diese in 8 Stationen allerlei Wissenswertes über die Römer erfahren können.

Lage: Römische Badruine Hüfingen, Schosenweg 1, 78183 Hüfingen

Link: www.badruine-huefingen.de

Römerpfad in Rottweil

Die römische Stadt Arae Flaviae lag zwischen Neckar und Prim auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Rottweil-Altstadt. Auf einem Römerpfad kann man heute an einzelnen Stationen die Lage der wichtigsten Gebäude der Römerstadt erkunden.

Das römische Arae Flaviae entwickelte sich auf dem Gebiet mehrerer ehemaliger Kastelle und eines dazugehörigen Lagerdorfs, die hier um 75 n. Chr. gegründet wurden. Nach dem Abzug des Militärs um 110 n. Chr. planten die Römer stattdessen eine Stadt mit großen öffentlichen Gebäuden, die ursprünglich als Hauptort des Dekumatlands zwischen Rhein und Donau dienen sollte.

Neben einem Forum mit Basilika, mehreren Tempeln und den „flavischen Altären“ für den Kaiserkult, entstanden unter anderem ein großer Tempelbezirk, öffentliche Bäder, ein Theater und ein Gräberfeld im Süden. In der etwa 25 ha großen Stadt siedelten sich ehemalige Soldaten, Handwerker, Töpfer, Gastwirte und Geschäftsleute an, die meist in den typischen Streifenhäusern lebten. Es gab aber auch einige repräsentative Villen wie beispielsweise die Orpheusvilla, in der ein prachtvolles Bodenmosaik gefunden wurde.

Das Grabungsschutzgebiet der Römerstadt befindet sich im heutigen Ortsteil Rottweil-Altstadt. Da die meisten römischen Bauten heute unter der modernen Bebauung verborgen sind, wurde durch den Bürgerverein Altstadt-Rottweil ein etwa 1,4 km langen Römerpfad eingerichtet, auf dem man in etwa 1 Stunde die wichtigsten Gebäude des römischen Arae Flaviae mithilfe von Großgraphiken nacherleben kann. Auf den Informationstafeln der insgesamt 6 Stationen erhält man weitere interessante Informationen.

Der Römerpfad ist jederzeit frei zugänglich, kann aber auch auf einer Führung erkundet werden.

Lage: Start an der Pelagiuskirche/Römerstraße, 78628 Rottweil-Altstadt

Römisches Bad unter der Pelagiuskirche Rottweil

Unter der St.-Pelagius-Kirche kann man heute noch die Reste einer römischen Badeanlage besuchen. Die hierbei sichtbaren Hypocaustensäulen aus Sandstein tragen auch heute noch den Boden des ehemaligen Warmbaderaums.

Das römische Bad, das außerhalb des Kastell III lag, gehörte wohl zunächst zum Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichteten Kastell III, wurde dann aber später, nach Abzug des Militärs um 110 n. Chr., zu einer öffentlichen Badeanlage der Zivilstadt umgebaut. Es wurde bis etwa Mitte des 3. Jahrhundert genutzt.

Im frühen Mittelalter wurde über den Ruinen der Badeanlage eine romanische Kirche errichtet. Da sich diese aber größtenteils südlich des Römerbades befand, blieben einige Reste der römischen Warmluftheizung bis heute noch gut erhalten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie beim Neubau der Pelagiuskirche wiederentdeckt.

Heute kann man die Reste der Hypocausten, die unter dem unter dem linken Querschiff liegen, neben dem Heizungskeller der Kirche durch eine vergitterte Tür besichtigen.

Beim Handwaschbecken (labrum), das in der Nähe des Haupteingangs der Kirche aufgestellt ist, handelt es sich um eine Kopie eines Beckens, das man beim Neubau der Kirche fand. Es befand sich wohl ursprünglich im Legionsbad auf der anderen Neckarseite und wurde nach Abzug der Legion in dieses Bad eingebaut. Das Original ist im Dominikanermuseum zu sehen.

Die Hypocaustanlage ist zwischen April und Oktober untertags geöffnet und kostenlos zugänglich. Der Zugang befindet sich an der Außenseite des Chorraums an der Nordostseite der Kirche.

Lage: Römisches Bad unter der Pelagiuskirche, Pelagiusgasse 2, 78628 Rottweil-Altstadt

Legionsbad Rottweil

Eine der größten römischen Badeanlagen in Südwestdeutschland wurde auf dem Gelände des ehemaligen Legionskastells in Rottweil entdeckt. Ungewöhnlich ist dabei, dass das Bad innerhalb des Kastellgeländes lag und auch nicht parallel zu den Kastellmauern ausgerichtet war.

Das Legionsbad war Teil eines 16 ha großen Holz-Erde-Kastells, das um ca. 75 n. Chr. auf dem heutigen Nikolausfeld erbaut wurde. Hier war bis etwa 85 n. Chr. die Legio XI Claudia stationiert, die ursprünglich aus Windisch (Vindonissa) stammte. Nach der Aufgabe des Legionslagers wurde das Kastell auf ca. 5,7 ha stark verkleinert und zu einem Hilfstruppenlager mit ca. 1000 Mann Besatzung umgebaut. Dieses wurde dann bis zur Verlegung des Limes Richtung Norden (um 110 n. Chr.) genutzt.

Das Legionsbad wurde bereits zusammen mit dem Kastell I auf dem Kastellgelände errichtet und wurde auch in Kastell II weiter genutzt. Dabei passte sich der Bau in seinen 3 Bauphasen jeweils an die veränderte Besatzungsstärke an.

Die Anlage war ursprünglich symmetrisch und im Reihentypus errichtet und besaß neben Kalt-, Lau- und Warmbad auch 2 Schwitzräume und mehrere Wannen. In der zweiten Phase wurden weitere Wannen und ein neuer Schwitzraum eingebaut und die Fläche auf 45 x 42 m erweitert.  Erst nach Abzug der Legion wurde das Bad, das nun im Kastell II integriert war, erneut umgebaut und verkleinert.

Bei einem Wasserbecken, das in der Nähe der heutigen Pelagiuskirche gefunden wurde, könnte es sich um eines der in den Nischen im Warmbad (caldarium) aufgestellen Handwaschbecken (labrum) handeln, das in der 2. Bauphase aus dem Legionsbad entfernt wurde.

Durch die geplante Erweiterung des neben dem Legionsbad gelegenen Ruhe-Christi-Friedhofs wurde das Legionsbad 1967 ausgegraben. Nach seiner Restaurierung ist es seit 1971 der Öffentlichkeit jederzeit frei zugänglich. Informationstafeln erklären die verschiedenen Bauphasen und die Funktion der unterschiedlichen Räume des Bades.

Lage: Römisches Legionsbad, Hölderstraße/Königstraße, 78628 Rottweil-Mittelstadt

Dominikanermuseum Rottweil

Der größte Teil des Dominikanermuseums widmet sich mit seiner 2011 komplett umgebauten und neu konzipierten römischen Abteilung der Ausstellung „römisches rottweil – arae flaviae“.

Der Besucher erlebt dabei den Tagesablauf eines römischen Bürgers am fiktiven 4. August des Jahres 186 n. Chr. – dieses Datum wird auf einer im Museum ausgestellten unscheinbaren Schreibtafel aus Holz genannt, auf der die Stadt das erste Mal schriftlich als municipium erwähnt wurde.

Beim Spaziergang durch das römische Arae Flaviae erlebt man anhand von Rekonstruktionen und an interaktiven Stationen den militärischen, zivilen und religiösen Alltag der Römer. Der Tag beginnt morgens auf dem Forum und verläuft über den Einkauf auf dem Markt, den Besuch eines öffentlichen Bades und eines Theaters, ein Totenfest auf dem Friedhof bis zu einem abendlichen Festmahl.

Mittelpunkt der Ausstellung sind dabei das in einer römischen Villa gefundene 8 x 8 Meter große Orpheus-Mosaik aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr., die Rekonstruktion des Forums, bronzene Sattelbeschläge und das unter der Pelagiuskirche gefundene Wasserbecken (labrum).

Neben der Römerausstellung kann man in der Abteilung „sammlung dursch“ sakrale Kunst des Mittelalters besuchen. In der Abteilung „kunst raum rottweil“ finden wechselnde Ausstellungen der Gegenwartskunst statt.

Das Dominikanermuseum Rottweil ist ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz und ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Außerdem werden Sonderveranstaltungen und (Themen-)Führungen angeboten.

Lage: Dominikanermuseum, Kriegsdamm 4, 78628 Rottweil

Link: dominikanermuseum.de

Römervilla Fischbach

Das auf einem Hochplateau oberhalb des Fischbachs gelegene Hauptgebäude mit den symmetrisch angeordneten Wirtschaftsgebäuden muss einst von Weitem recht eindrucksvoll gewirkt haben. Und auch die Ausstattung des Haupthauses und der Thermenanlage am südlichen Hang zeugen von einem nicht unvermögenden Besitzer.

Auf dem ehemals rund 4 ha großen Areal auf einem Bergrücken zwischen zwei Bachtälern wurde diese Villa Rustica mit Badeanlage vermutlich Ende des 1., spätestens zu Beginn des 2. Jahrhunderts errichtet, möglicherweise auf den Resten einer aufgegebenen militärischen Anlage. Das Landgut wurde bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt und gehörte wohl einem gewissen Lucius Marius Victor, der auf einem im Badegebäude entdeckten Weihealtar erwähnt wird.

Nach der Entdeckung erster römischer Funde im Jahr 1881 geriet die Villa wieder in Vergessenheit. 1897 wurden dann planmäßige Ausgrabungen im Bereich der Thermenanlage vorgenommen. Obwohl vermutet wurde, dass es sich hier um ein römisches Landgut handelte, blieb die Ruine ungeschützt und wurde teilweise als Steinbruch genutzt, bevor man dem 1985 Einhalt gebot und systematische Ausgrabungen und Konservierungen auf dem gesamten Areal vornahm, die bis 1991 andauerten.

Untersuchungen ergaben, dass das Hauptgebäude in mehreren Phasen ausgebaut und erweitert wurde. Das ursprüngliche Gebäude bestand aus einem großen Mittelbau mit 2 Räumen, die über einen Korridor mit Herdstelle verbunden waren. Später wurden im hinteren Bereich 2 weitere Räume und im vorderen eine Säulenhalle angebaut. Es folgen dann zu beiden Seiten zwei lange Seitenflügel, so dass die Villa in ihrer letzten Ausbauphase etwa 44 x 27,6 m groß und vermutlich zweigeschossig war. Putzreste lassen eine Bemalung der Innenräume vermuten.

Zu beiden Seiten befanden sich 2 jeweils 27,5 x 26 m große Wirtschaftsgebäude. Die symmetrische Anordnung der Gebäude ist eher ungewöhnlich, hatte aber durch die einheitliche Frontlinie sicher eine eindrucksvolle Wirkung. Der westliche Bau besitzt mehrere kleine Räume, die sich um einen Innenhof gruppierten. Hier waren vermutlich Werkstätten, eine Schmiede oder Lager untergebracht. Das östliche Gebäude scheint als Speichergebäude mit angeschlossenem Innenhof gedient zu haben.

Ein weiteres Gebäude, dessen Funktion bisher noch nicht näher bestimmt werden konnte, befindet sich – heute nicht sichtbar – unterhalb im Wald zwischen dem Hauptgebäude und den Thermen. Da es hier einen beheizbaren Raum gab, könnte es sich dabei um eine Art „Winterwohnhaus“ gehandelt haben.

In der Nähe einer südlich gelegenen Quelle am Hang befand sich eine Badeanlage im Blocktypus, die im Laufe der Jahre mehrmals erweitert wurde. In der letzten Ausbauphase gab es hier ein Kalt- und ein Laubad und ein Heißbad, das in der Apsis eine eingebaute Wasserwanne besaß, außerdem ein separates Kaltwasserbecken und eine große Südterrasse. Das Kaltbad diente wohl gleichzeitig als Umkleideraum und auch das Kaltwasserbecken konnte sowohl vom Kalt- als auch vom Heißbad erreicht werden. Ein an der Terrasse liegendes Gebäude war vermutlich eine Latrine. Die Räume waren reich ausgestattet, die Wände mit bemaltem Putz geschmückt und die Böden mit geschliffenen Kalksteinplatten belegt, was für eine Landvilla ungewöhnlich luxuriös scheint. Die Thermen sind heute mit einem Schutzbau überdacht.

Die Römervilla und die Thermenanlage, die zur Teilstrecke Neckar-Alb der Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehören, sind jederzeit frei zugänglich. Führungen können über den untenstehenden Link gebucht werden. Im Ort Niedereschach ist im Heimatmuseum (Sinkingerstr. 2), das 1 x im Monat sonntags geöffnet ist, ein „Römerzimmer“ eingerichtet mit Funden aus der Villa Rustica, Modellen der Gebäude und einer römischen Herdstelle.

Lage: Römervilla Fischbach, Bubenholzweg, 78078 Niedereschach (in der Ortsmitte von Fischbach Richtung Sinkingen halten, bei der kleinen Kirche rechts in den Bubenholzweg abbiegen und dann den Wegweisern etwa 3 km folgen)

Link: roemer-fischbach.4lima.de

Römerkastell Waldmössingen

Das Kastell von Waldmössingen wurde an einem wichtigen Truppentransportweg errichtet, der die schnellere Verlegung von Truppen aus den Legionslagern Mainz, Straßburg und Augsburg ermöglichte, ohne dabei den längeren Weg über das Rheinknie benutzen zu müssen.

Das Kastell von Waldmössingen lag an der Kinzigtalstraße von Straßburg (Argentoratum) über Rottweil (Arae Flaviae) nach Tuttlingen und wurde vermutlich zusammen mit dieser Straße geplant. Diese Verbindung zwischen dem Rhein und der Donau war ein wichtiger Truppentransportweg und verband die Provinzen an Rhein und Donau miteinander. Eine weitere Straße zweigte Richtung Norden nach Rottenburg am Neckar (Sumelocenna) ab, so dass die Lage in Waldmössingen für ein Kastell strategisch günstig war.

Gegen 74 n. Chr. wurde hier daher ein erstes etwa 2 ha großes Holz-Erde-Kastell für eine unbekannte Kohorte (Auxiliartruppe) mit ca. 500 Mann errichtet. Die ungewöhnliche fünfeckige Form ergab sich wohl aus der topografischen Lage an einem Hügel.

Zu einem unbekannten späteren Zeitpunkt wurde dieses Kastell dann durch ein rechteckiges Steinkastell mit ungleich langen Seiten (118,2 m x 127,9 m x 177,85 m x 154,7 m) ersetzt. Vermutlich mit der Errichtung des Neckar-Odenwald-Limes Ende des 1. Jahrhunderts, aber spätestens mit dem Ausbau des Obergermanisch-Raetischen Limes war die Reichsgrenze so weit Richtung Norden vorgerückt, dass das Kastell militärisch nicht mehr notwendig war und daher aufgegeben wurde. Nur der südlich und westlich des Kastells gelegene Vicus bestand vermutlich bis ins 3. Jahrhundert weiter.

Das Kastell wurde 1896 durch die Reichslimeskommission untersucht und ausgegraben. Von den nachgewiesenen Toren mit Doppeltürmen besaßen 3 eine doppelte Zufahrt. In den abgerundeten Ecken lagen Türme und es gab vermutlich 8 oder 9 Zwischentürme, von denen bisher 3 lokalisiert werden konnten. Ein teilweise doppelt angelegter Graben schützte das Kastell. Es wurden 2 Bauten mit Steinfundamenten gefunden, von denen aber nur das Stabsgebäude (principia) sicher identifiziert wurde, die Funktion des zweiten ist unklar. Funde aus dem Vicusgelände weisen einen Töpferofen nach, auch ein Altarstein und ein Fluchtäfelchen wurden im vermuteten Tempelbereich gefunden.

Der 1975 freigelegte und anschließend rekonstruierte südliche Eckturm, der auf einem kleinen Hügel liegt, gibt heute noch einen guten Eindruck der Wirkung des Kastells. Eine kleine Ausstellung von Funden aus dem Kastell sind im Turm untergebracht.

Das Kastell ist jederzeit frei zugänglich, die Ausstellung im Turm ist gelegentlich geöffnet.

Lage: Römerkastell Waldmössingen, Weiherwasenstraße 10, 78713 Schramberg-Waldmössingen

Römischer Gutshof Eigeltingen

Vom Eigeltinger Gutshof sind heute die rekonstruierten Grundmauern eines Nebengebäudes zu besichtigen. Das noch relativ gut erhaltene Hauptgebäude ist noch unter einem Schutthügel verborgen, um für die Nachwelt erhalten zu werden.

Die etwa 1 ha große Villa Rustica wurde Ende des 1./Anfang des 2. Jahrhunderts erbaut und spätestens 260 n. Chr. aufgegeben. Es bestand aus einem Haupthaus und mehreren Nebengebäuden.

Als man 1859 auf dem Gelände einen Weihestein für Silvanus fand, war klar, dass es sich bei den in der Nähe gefundenen Steinfundamenten um römische Reste handelte. Dennoch wurde die Ruine weiterhin als Steinbruch genutzt und so Teile des Gutshofs für die Nachwelt unwiederbringlich zerstört.

Ab 1988 wurden wissenschaftliche Probeausgrabungen durchgeführt, aber erst 2001/2002 begannen die Ausgrabungen der bisher lokalisierten Nebengebäude. Zwischen 2005 und 2007 wurden dann die Grundmauern des östlichen Nebengebäudes teilrekonstruiert und das Hauptgebäude von Bewuchs befreit. Es blieb aber unter der Erde und ist heute mit einer schützenden Humusschicht bedeckt, um es für die Nachwelt zu bewahren.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Villa aus einem Haupthaus und mindestens 2 Nebengebäuden bestand. Das Haupthaus mit einer Fläche von ca. 46 x 32 m war eine Portikusvilla mit Eckrisaliten und einem offenen Innenhof, der von den Seitenflügeln umgeben war. In einem dieser Flügel befanden sich Baderäume. Unter der schützenden Erdschicht sind die Mauern des Hauptgebäudes noch bis zu 5 m hoch erhalten. Die Replik des aufgefundenen Silvanus-Weihesteins wurde vor dem Hügel aufgestellt.

Das östliche, etwa 16,6 x 19,4 m große Nebengebäude ist komplett ausgegraben und heute sichtbar. Das ca. 13 bis 15 m hohe, wohl zweigeschossige Wirtschaftsgebäude besaß eine breite Einfahrt mit Rampe und ein etwa. 5 m hohes Tor, durch das beladene Fuhrwerke ihre Ernte einbringen konnten. Wahrscheinlich war dies ein Speicher- oder Scheunengebäude, möglicherweise auch mit Werkstatt und Gesinderäumen.

Vom nördlichen Nebengebäude mit bisher unbekannter Funktion sind heute nur noch die bisher noch nicht ausgegrabenen Grundmauern vorhanden. Es könnte ein weiteres Wirtschaftsgebäude, aber auch ein Badehaus gewesen sein.

Der Gutshof von Eigeltingen ist jederzeit frei zugänglich. Auf Tafeln werden weitere Informationen erläutert. Über den Förderverein Römischer Gutshof Eigeltingen können individuelle Führungen vereinbart werden.

Lage: Römischer Gutshof Eigeltingen, 78253 Eigeltingen (in Eigeltingen der Homberger Str. bis zur Bushaltestelle Sonnenhof folgen, dann links der Beschilderung folgen und etwa 100 m nach dem Sonnenhof links in einen Feldweg abbiegen. Nach etwa 350 m erreicht man den Parkplatz des Gutshofs)

Link: www.eigeltingia.de

Freilichtmuseum Heuneburg (Pyrene)

Schon der griechische Geschichtsschreiber Herodot kannte eine „polis pyrene“ (Stadt Pyrene) in der Nähe des Donau-Ursprungs. Diese älteste erwähnte Stadt nördlich der Alpen war ein wichtiges Handels- und Wirtschaftszentrum, das Handelsbeziehungen bis in den Mittelmeerraum unterhielt.

Auf dem Plateau am Oberlauf der Donau siedelten bereits in der Jungsteinzeit Menschen, doch erst etwa Ende des 7. Jahrhundert v. Chr., in der späten Hallstadtzeit, errichteten Keltenfürsten auf dem Felssporn oberhalb der Donau eine befestigte Höhensiedlung mit rund 3 ha Fläche. Diese wurde zunächst mit einer Holz-Erde-Mauer befestigt und im 6. Jahrhundert v. Chr. durch eine etwa 750 m lange Lehmziegelmauer mit hölzernem Wehrgang, Toren an der Ost- und Westseite und ca. 17 Bastionstürmen an der Nord- und Westseite ersetzt.

Ungewöhnlich war die Bautechnik der Außenmauer, die vermuten lässt, dass die Architekten aus dem Mittelmeerraum stammten. Der Innenraum der Burg war planmäßig angelegt und besaß eine stadtähnliche Bebauung. Vor der Kernburg lag eine 1,5 ha große Vorburg mit Palisadenwall und Graben und einem 10 m breiten und 16 m langen Torhaus aus Stein, davor befand sich die bis zu 100 ha große Außensiedlung. Insgesamt bot die gesamte Anlage Platz für bis zu 5.000 Menschen.

Durch die Lage sowohl an der Kreuzung von Handelswegen als auch an der Donau gelangte die Stadt in dieser Zeit zu großer Blüte. Es entstand ein florierendes Handels- und Wirtschaftszentrum, in dessen Handwerkerviertel in Metallbetrieben und Webereien Waffen, Alltagsgegenstände, Gefäße, Schmuck und Textilien hergestellt und bis in den Mittelmeerraum exportiert wurden.

Um 530 v. Chr. wurde Pyrene durch eine Brandkatastrophe zerstört, die Kernburg aber kurz darauf wieder aufgebaut. Nun entstanden allerdings innerhalb der Burg einzelne Hofareale mit Wohn-, Wirtschafts- und Speicherbauten, aber auch Repräsentativbauten („Herrenhäuser“). Gleichzeitig wurde die Außensiedlung aufgegeben und 4 Grabhügel darauf errichtet. Um 450 v. Chr. wurde Pyrene erneut durch Brand zerstört und danach als Stadt endgültig aufgegeben. Als die Römer in Germanien auftauchten, lebten wohl nur noch wenige Menschen auf dem Plateau.

Erste archäologische Grabungen sowohl auf dem Plateau als auch in der direkten Umgebung fanden zwischen 1950 und 1979 und statt. Das Freilichtmuseum mit den rekonstruierten Bauten wurde zwischen 1998 und 2001 errichtet. Seit 2004 werden wieder umfangreiche Grabungen im Außenbereich durchgeführt. Hierbei wurde 2010 etwa 2,5 km südöstlich der Heuneburg im Donautal das „Fürstinnengrab vom Bettelbühl“ entdeckt, in dem 583 v. Chr. eine wahrscheinlich aus dem keltischen Adel stammende 30- bis 40-jährige Frau mit reichhaltigen Grabbeigaben und edlem Schmuck bestattet wurde.

Heute betritt man das Areal des Freilichtmuseums über das Torhaus, von dem das Fundament der Toranlage rekonstruiert wurde. Die Stahlsilhouette des Torhauses, der vorgelagerte Spitzgraben und die darüber liegende Holzbrücke vervollständigen den Eindruck. Der Rundweg führt weiter am Herrenhaus vorbei zur ca. 80 m langen Teilrekonstruktion der Lehmziegelmauer mit hölzernem Wehrgang und dem „Donau-Tor“. Hier liegen Speicher- und Wohnhäuser und Handwerkerhäuser. Im Herrenhaus wird eine Ausstellung zur Geschichte der Heuneburg und zum Fürstinnengrab vom Bettelbühl präsentiert.

Das Freilichtmuseum ist von Ostern bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet. Es gibt in Kombination mit dem Eintrittsticket des Heuneburgmuseums eine Eintrittsermäßigung und gegen Aufpreis finden diverse Themenführungen, Handwerker- und Aktionstage und im September das Keltenfest Heuneburg statt.

Lage: Freilichtmuseum Heuneburg, Heuneburg 1-2, 88518 Herbertingen-Hundersingen (zwischen Hundersingen und Binzwangen)

Link: www.heuneburg-pyrene.de

Keltenmuseum Heuneburg

In der ehemaligen Zehntscheune des Klosters Heiligkreuztal in Hundersingen ist seit 1991 eine Dauerausstellung mit Originalfunden aus der Heuneburg untergebracht.

Ein Museumsrundgang führt von der Geschichte der Forschung in der Heuneburg über die Gesellschaft und Siedlungsstrukturen der Kelten, keltisches Handwerk und Handelsbeziehungen bis zu den keltischen Bestattungsriten und Hügelgräber.

Die Grabungsfunde aus der Heuneburg werden mit informativen Tafeln erläutert und ein Diorama im Untergeschoss zeigt, wie die Kelten die Lehmziegelmauer der Heuneburg im 6. Jahrhundert v. Chr.erbauten.

Der etwa 8 km (2-3 h) lange Heuneburg-Rundwanderweg, der 1993 eröffnet wurde, beginnt am Museum und führt als archäologischer Lehrpfad an mehreren Fürstengrabhügeln und Außensiedlungen zur Heuneburg, einer Viereckschanze und wieder zurück zum Museum.

Das Heuneburgmuseum ist von Ostern bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet. Es gibt in Kombination mit dem Eintrittsticket des Freilichtmuseums Heuneburg eine Eintrittsermäßigung. Es werden Themen- und Sonderführungen gegen Aufpreis angeboten und es gibt wechselnde Sonderausstellungen.

Lage: Keltenmuseum Heuneburg, Binzwanger Straße 14, 88518 Herbertingen-Hundersingen

Link: www.heuneburg.de

Museum Römerhaus Walheim

Das römische Streifenhaus von Walheim ist eines der besterhaltenen Stadthäuser nördlich der Alpen und gehörte vermutlich einem Händler. Leider ist nicht bekannt, welche Produkte hier verkauft wurden – allerdings müssen sie wertvoll gewesen sein, sonst hätte der Besitzer sich kein so aufwendiges Haus leisten können.

Walheim war ursprünglich eine militärisch geprägte Ansiedlung an der strategisch günstigen Lage nahe der Enzmündung in den Neckar. Ab ca. 90 n. Chr. wurde etwa an Stelle des heutigen Ortskerns das Kastell einer teilberittenen Kohorte von ca. 500 Mann erbaut. Zwischen 115 und 125 n. Chr. kam dann etwas weiter nördlich ein weiteres Numeruskastell hinzu. Zudem entstanden zwischen den beiden Kastellen eine Zivilsiedlung und ein Hafen am Neckar, die den Handel begünstigten.

Nach der Vorverlegung des Limes 159/160 n. Chr. vom Neckar etwa 30 km Richtung Osten wurden die Kastelle aufgegeben und zivil genutzt. Der Vicus wurde nun zu einem Handelszentrum für landwirtschaftliche Produkte ausgebaut, das mit ca. 4 ha Fläche etwa die Größe des heutigen Ortes erreichte. In den planmäßig angelegten Straßen und insulae entstanden zu beiden Seiten des Baumbachs Streifenhäuser mit Steinfundamenten, Kellern und Fachwerk- oder Steinwänden, in denen bis ca. 235/260 n. Chr. reger Handel getrieben wurde.

Der Vicus wurde 1980 beim Bau einer Neubausiedlung und einer Umgehungsstraße entdeckt. Bei den umfangreichen Rettungsgrabungen zwischen 1980 und 1988 konnten mehr als 30 Gebäude ausgegraben und dokumentiert werden. Da eines der Streifenhäuser (Gebäude 19) aus der Zeit um 160 n. Chr. noch ungewöhnlich gut erhalten war, wurde dieses auf den Originalmauern konserviert und mit einem Schutzbau versehen. Seit 1991 ist dieses als Museum Römerhaus Walheim eröffnet.

Bei diesem 40 x 14 m großen zweistöckigen Steingebäude im Zentrum des Vicus handelte es sich vermutlich um das Haus eines wohlhabenden Händlers, das im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut wurde. Welche Produkte hier verkauft wurden, lässt sich nicht mehr nachweisen, aber vielleicht waren es hochwertige Metallwaren, sonst hätte sich der Besitzer das große und aufwendig gebaute Haus kaum leisten können.

Im vorderen Bereich lag hinter dem Portikus eine große Halle, die als Verkaufsraum diente. Von hier führte eine Treppe in den großen Kellerraum, der vielleicht ein Vorratsraum für Waren wie Olivenöl, Fischsauce oder Wein war und in dem ein großer Steintisch stand. Dieser Kellerraum ist heute noch in einem außergewöhnlich guten Zustand.

Am Ende der Halle lagen hinter einer Schiebtür die Wohn- und Lagerräume, die über einen mit großen Steinplatten ausgelegten Hof verbunden waren. Hier befanden sich ein Wohnraum mit Fußbodenheizung und eine Küche mit Backofen und Herdstelle, dahinter lagen ein Speicher und ein (Pferde-)Stall und davor ein Brunnen. Man kann heute noch gut die verwendeten großen Pflastersteine und die Abflussrinne des Hofs erkennen.

Das Streifenhaus lässt sich über einen Rundgang gut erkunden und Schautafeln erklären die Funktion der Räume. In der 2018 neu konzipierten Dauerausstellung sind die Funde aus den Grabungskampagnen der beiden Kastelle und des Vicus ausgestellt (z.B. Schmuck, Würfel, Götterbilder, Gefäße, Architekturteile). Die vor dem Museum aufgestellte Kopie einer 6 m hohen Jupitergigantensäule wurde 1967 im Ort gefunden und ist eine beliebte Kopie, die in vielen weiteren Römerstätten nachgebildet wurde. Die Originalteile befinden sich im römischen Lapidarium Stuttgart und im Limesmuseum Aalen.

Das Römerhaus Walheim ist ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz und ist von April bis Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Es werden Führungen und Themenführungen angeboten (Anfrage bei der Gemeindeverwaltung Walheim), zudem gibt es wechselnde Sonderausstellungen, Museumstage oder Kindernachmittage.

Lage: Museum Römerhaus Walheim, Römerstraße 16, 74399 Walheim

Link: www.roemerhaus.com

Römischer Gutshof Lauffen

Einer der wenigen vollständig ausgegrabenen römischen Gutshöfe in Baden-Württemberg liegt heute inmitten der Weinbergterrassen von Lauffen mit einem schönen Ausblick auf das Ufer des Neckars.

Bis etwa 150 n. Chr. bildete der Neckarlimes die Grenze des römischen Reiches, bevor die Römer diese etwa 30 km Richtung Osten verlagerten und dort den Obergermanisch-Rätischen Limes errichteten. Im Hinterland entstanden daraufhin eine große Zahl an Landgütern, die die neuen Limeskastelle und die wachsende Bevölkerung versorgen sollte.

Der bereits um 3000 v. Chr. besiedelte Hang oberhalb des Neckars besaß auch eine Quelle und war so ein idealer Standort für einen Gutshof. Dieser wurde in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bewirtschaftet. Vermutlich wurde hier neben Ackerbau und Viehzucht auch Weinbau betrieben.

Die Reste der Villa wurden 1977 bei der Flurbereinigung der Weinberge entdeckt und 1978 ausgegraben. Hierbei kam auf einer Fläche von ca. 90 x 94 m ein komplett erhaltener Gutshof mit 4 Gebäuden und einer ca. 2,5 m hohen Hofmauer zum Vorschein.

Das am unteren Ende des Geländes gelegene Gebäude 1 war das ursprüngliche Wohnhaus aus der Mitte des 2. Jahrhunderts. Es wurde von anfangs 10 x 8 m Größe mehrfach erweitert und war in der letzten Bauphase 15 x 13 m groß. In der ursprünglichen Version besaß das Gebäude auf einem soliden Steinfundament einen Wohnraum mit Terrazzoboden, bemaltem Wandputz und Fußbodenheizung. Die Wandelhalle und der Keller mit Lichtschacht wurden dann später angebaut. Die spätere Funktion des Gebäudes ist nicht ganz geklärt – vielleicht diente es später als Kelter.

Beim seitlich und leicht nach oben versetzt gelegenen Gebäude 2 handelt es sich um einen Speicherbau, der ebenfalls im Laufe der Zeit erweitert wurde von ursprünglich 18 x 15 m auf später 22 x 15 m. Der zweigeschossige Bau besaß ebenfalls Steinfundamente.

Gebäude 3, das neue Wohnhaus, wurde statt eines älteren Holzbaus errichtet und ersetzte das ältere Wohnhaus (Gebäude 1). Es liegt zurückversetzt am oberen östlichen Rand der Anlage, bot aber einen guten Überblick über das Landgut. Die 23 x 18 m große Portikusvilla mit Eckrisaliten und beheizten Wohnräumen besaß an der Nordecke ein angebautes Badehaus im Reihentypus mit Umkleideraum, Warmbad mit Wanne, Kaltbad und Latrine.

Beim direkt an die Hofmauer und in den Hang gegrabene Gebäude 4 handelte es sich wahrscheinlich um einen Viehstall und eine Unterstellmöglichkeit für landwirtschaftliche Geräte oder Fuhrwerke.

Auf dem Gelände wurden einige interessante Stücke gefunden, darunter das Teilstück eines Merkurreliefs, viele Gefäße, Amphoren und Krüge, Sicheln und Rebmesser, so dass die Nutzung für den Weinanbau nicht unwahrscheinlich ist. Der Fund zweier alamannischer Adelsgräber aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. belegt außerdem, dass das Gelände auch nach der römischen Zeit weiter besiedelt war.

Die Villa Rustica von Lauffen ist eine der wenigen vollständig ausgegrabenen Anlagen in Baden-Württemberg. Sie liegt heute oberhalb des Neckars inmitten von Weinbergen und ist jederzeit frei zugänglich. Auf Infotafeln und mithilfe eines Rekonstruktionsmodells aus Bronze kann man sich einen guten Überblick über das einstige Aussehen machen.

Lage: Römischer Gutshof, Ilsfelder Straße, 74348 Lauffen a. N. (der Parkplatz „Römischer Gutshof“ befindet sich etwa 1,5 km außerhalb von Lauffen an der L1105 Richtung Ilfeld, von dort aus sind es ca. 300 m zu Fuß über einen Feldweg)

Link: www.lauffen.de/website/de/freizeit/geschichte/gutshof

Villa Rustica Durlach

Der außergewöhnlich gut erhaltene Keller der Villa Rustica von Durlach war einst aufwendig gemauert und bemalt. Daher handelt es sich hier wahrscheinlich eher um einen Kultraum als um einen gewöhnlichen Vorratsraum.

Der Durlacher Gutshof (villa rustica) wurde um 115/120 n. Chr. in der Nähe der Pfinz direkt an einer zum Rhein führenden Handelsstraße errichtet und wurde bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Sie gehört zu den größeren Landgütern nördlich der Alpen und ist bisher der einzige in der näheren Umgebung entdeckte Gutshof.

Die Existenz römischer Relikte am östlichen Ufer der Pfinz waren bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt, da in unmittelbarer Nähe der Villa ein Grabstein aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. aufgefunden wurde. Auf diesem wurde der Veteran Flavius Sterius genannt – der möglicherweise der Besitzer dieses erst 1991 bei Baumaßnahmen entdeckten Gutshofs war.

Aufgrund des guten Erhaltungszustands des Westkellers und der Grundmauern des östlichen Risalits wurde der Neubau der Gewerbeschule umgeplant und diese um 50 Meter versetzt gebaut. Zwischen 1991 und 1993 fanden dann Ausgrabungen und danach die Restaurierung des Hauptgebäudes statt.

Die Villa Rustica ist eine 33 Meter breite und 25 Meter tiefe Portikusvilla mit Eckrisaliten, bei der zwischen den beiden vorspringenden Eckbauten (Risaliten) eine überdachte Säulenhalle (Portikus) lag. An den hinter der Säulenhalle gelegenen Innenhof schlossen sich die übrigen Räume und Wirtschaftsgebäude an.

Besonders interessant ist der unter dem als Wohnraum genutzten Westrisaliten gelegene etwa 5 x 5,3 m große Keller, der ungewöhnlich gut erhalten ist. Er war aus Stein gebaut und über eine Holztreppe zugänglich. Der aufwendig dekorierte Keller besaß einen Lichtschacht, die Wände waren mit weiß-rotem Fugenstrich verputzt und mit einer Steinraute geschmückt und es gab außerdem 6 halbrunde Nischen mit farbig bemalten Bordüren. Daher handelte es sich hier sicher nicht um einen einfachen Lagerraum, sondern vielleicht um einen Kultraum. Allerdings wurde dieser im frühen 3. Jahrhundert aus unbekannter Ursache wieder aufgegeben, mit Schutt verfüllt und zugemauert.

Der Ostrisalit mit einem abgetrennten kleinen Raum und einem später angebauten Keller ist noch in den Grundmauern erhalten. Seine Funktion kann heute jedoch nicht mehr geklärt werden.

Von der zwischen den beiden Risaliten gelegenen Säulenhalle ist heute nichts mehr erhalten, da dieser bei den Bauarbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Grundrisse der Halle und aller weiteren bekannten Gebäudeteile sind aber heute durch Bodenplatten markiert, so dass man sich die Ausmaße des Gebäudes noch gut vorstellen kann. Von den Wirtschaftsgebäuden, Scheunen, Ställen und der Hofmauer, die es sicher gegeben hatte, ist heute nichts mehr erhalten.

Die Villa Rustica Durlach ist jederzeit frei zugänglich. Auf Infotafeln werden die einzelnen Gebäudeteile erklärt.

Lage: Grötzinger Str. 83, 76227 Karlsruhe-Durlach

Römische Brennöfen in Rheinzabern

Römische Brennöfen wurden nördlich der Alpen schon viele entdeckt. Bei diesen beiden in Rheinzabern ist aber einmalig, dass man hier zwei unterschiedliche Brennofentypen direkt nebeneinander besichtigen kann, die außerdem auch noch erstaunlich gut erhalten sind.

Die beiden außergewöhnlich gut erhaltenen römischen Brennöfen kann man am Originalfundort in einem Schutzbau besuchen. Sie wurden 1978/79 bei der Erschließung eines Neubaugebiets entdeckt, anschließend ausgegraben und konserviert.

Es handelt sich zum einen um einen rechteckigen Ofen, in dem Ziegel und Baukeramik gebrannt wurde, d.h. Dachziegel, Wand- und Bodenplatten. Der Ofen mit einer Grundfläche von 3,6 m² und einer Höhe von ca. 2 m besaß eine sogenannte Lochtenne, auf dem die zu brennenden Materialien standen. Darunter lag der Feuerungsraum. Durch die 48 Löcher, die in die Fläche der Tenne gebohrt waren, stiegen die Heizgase direkt in die Brennkammer.

Der zweite Ofen war ein speziell für den Brand von Terra Sigillata konzipierter Brennofen. Dieser war rund und hatte einen Innendurchmesser von 2,7 m und eine Höhe von ebenfalls 2 m. Auch hier gab es einen Feuerungsraum mit langem Schürkanal und eine Lochtenne mit Durchzugslöchern, die heute noch gut zu erkennen sind. Allerdings war der Ofen so gebaut, dass die Brenngase über ausgeklügelt in den Brennraum eingesetzte Kamine geleitet wurden und so mit der Keramik nicht direkt in Berührung kamen. Auf diese Weise konnte diese nicht durch Ruß verunreinigt und dennoch die für Terra Sigillata notwendige Temperatur von ca. 950 °C erreicht werden.

Die Brennöfen, eine Außenstelle des Terra-Sigillata-Museums, können im Rahmen einer Führung des Terra-Sigillata-Museums besichtigt werden, sie sind aber auch von außen durch die große Glasfront gut zu besichtigen.

Lage: Römische Brennöfen Rheinzabern, Faustinastraße 1, 76764 Rheinzabern (im Schutzbau an der Kindertagesstätte Faustina)

Link: www.terra-sigillata-museum.de/museum_aussenstellen.htm

Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern (Tabernae Rhenanae)

Im heutigen Rheinzabern wurde ein Großteil der Terra Sigillata hergestellt, die in den Provinzen an Rhein und Donau verwendet wurde. Hierbei entwickelte sich im 2. und 3. Jahrhundert ein Zentrum der Keramik-Produktion, in dem die begehrte Ware in einer großen Zahl von Manufakturen und von namhaften Töpfern hergestellt wurde.

Das Terra-Sigillata-Museum in Rheinzabern ist seit 1978 im „Alten Schulhaus“ untergebracht. Die 2007 neu gestaltete Ausstellung erweckt in vier Themenbereichen das römische Töpferhandwerk zu neuem Leben.

Im ersten Themenbereich „Zeit und Raum – Chronik in Ton“ wird die Entwicklung der zwischen 10 und 20 n. Chr. gegründeten Straßenstation Tabernae zum größten Produktionsort für römische Keramikprodukte, aber auch für Baukeramik (z.B. zum Bau römischer Legionslager) aufgezeigt. Hier wurden bis ca. 350 n. Chr. Millionen von Töpfereiprodukten hergestellt. Als wichtiger Standortvorteil zählten dabei die in der Gegend ausreichend vorhandenen Rohstoffe (Ton, Holz, Wasser), die gute Lage am Rhein und an einer Fernstraße, eine gute Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften, die sogar von weit her kamen, um hier zu arbeiten.

Der Themenbereich „Lebenswelten – Leben im Vicus“ widmet sich dem Leben der Bewohner von Tabernae. Anhand der Ziegelstempel sind uns heute viele der hier arbeitenden Töpfer namentlich bekannt. Aber auch die Funde von Haushaltsinventar, Schmuck, Werkzeugen, Gefäßen, Götterfiguren oder Grabbeigaben erzählen mehr vom täglichen Leben der Einwohner. Auch wenn diese in meist einfachen Häusern lebten, erlangten sie durch die Töpferei einen bescheidenen Wohlstand. Die massenhafte Herstellung von Baukeramik (bis zu 20.000 Ziegel pro Monat!) führte auch zu nahezu industriellen Fertigungsabläufen, die hier gezeigt werden.

Im Raum „Terra Sigillata – Herstellung im Manufakturbetrieb“ dreht sich alles um das beliebte römische Tafelgeschirr, die „terra sigillata“. Man erfährt, wie der Ton und der rote Glanztonüberzug (Engobe) gewonnen und aufbereitet wurden, wie die Rohlinge auf der Töpferscheibe gedreht und mit Punzen, Messern oder Tonschlicker verziert wurden und wie die fertigen Gefäße dann nach dem Überziehen mit Glanzton und dem Trocknen gebrannt wurden. Aufgrund der großen Menge an Keramik, die in den Töpfereien nachgefragt wurde, begannen diese, die Produkte in Arbeitsteilung herzustellen. Stellte ein Töpfer bisher ein Produkt von der Gewinnung des Tons bis zum fertigen Gefäß her, entwickelten sich nun in den Manufakturen „Spezial-Berufe“ für die einzelnen Arbeitsschritte. Ausstellungs-Highlight dieses Raumes ist dabei die Teilrekonstruktion eines Terra Sigillata-Brennofens.

Der letzte Themenbereich „Töpfermarkt – Produkte, Handel und Vertrieb“ gibt einen Überblick über die verschiedenen Produkte, die in Rheinzabern hergestellt wurden – vom einfachen Koch- und Essgeschirr (Töpfe, Becher, Teller, Schüsseln, Reibschalen) über Vorratsgefäße (Amphoren, Krüge) bis zu Tafelgeschirr (terra nigra, terra sigillata) und Baukeramik wie Dach-, Heizungs- und Wandziegel (hypokaustum, tubuli). Durch die Lage am Rhein und an einer Fernstraße konnten die Waren leicht mithilfe eines weitläufigen Netzes von spezialisierten Keramikhändlern (negotiatores rei cretariae) zu den Kunden transportiert werden. Der Hauptabsatzmarkt befand sich zwar im rechtsrheinischen Gebiet und den Provinzen an der Donau, aber die Gefäße aus Rheinzabern wurden in das gesamte römische Reich und sogar nach Germanien exportiert. Und durch die Massenproduktion wurde schönes Geschirr auch für viele Teile der Bevölkerung erschwinglich.

In einem weiteren Raum ist Platz für wechselnde Sonderausstellungen.

Das Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern ist von Mittwoch bis Sonntag und feiertags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es können Gruppenführungen (auch mit römischem Essen) gegen Gebühr gebucht werden.

Lage: Terra-Sigillata-Museum, Hauptstraße 33, 76764 Rheinzabern

Link: www.terra-sigillata-museum.de

Keltensiedlung Altburg

Da es keine schriftlichen Aufzeichnungen der Kelten gab, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, warum die keltische Höhenburg etwa zeitgleich mit der Ankunft der Römer aufgegeben wurde. Auch das heutige Aussehen der Festung ist ein nur Rekonstruktionsversuch, der anhand ausgegrabenen Pfostenlöcher unternommen wurde.

Auf einem etwa 2 ha großen Bergsporn oberhalb des Hahnenbachtals errichteten die Kelten aus dem Stamm der Treverer um das 3. Jahrhundert v. Chr. eine keltische Höhenburg (castellum). Die erste Schutzburg war zunächst nur leicht befestigt und mit Holzpalisaden umfasst. Nach mehrmaliger Zerstörung und dem Wiederaufbau wurde die Altburg das letzte Mal um 78 v. Chr. erneut aufgebaut.

Im Laufe dieser Bauphasen wurde die Burg nach und nach besser befestigt und die Palisadenwände zusätzlich mit Mauern verstärkt. Vor allem an der Eingangsseite entstand eine solide Mauer, die mit Stützbalken, Trockenmauern und einem Graben befestigt war, während an den Steilflanken des Bergsporns Holzpalisaden die Bewohner vor Angriffen schützten. Der Zugang zur Burg war über ein zurückversetztes Eingangstor mit Turm möglich.

Die Höhenburg wurde bis 1. Jahrhundert v. Chr. genutzt und etwa zeitgleich mit der Ankunft der Römer aufgegeben. Die genaue Ursache ist nicht überliefert, aber vielleicht wurde durch die Anwesenheit der römischen Truppen die politische Situation stabiler, so dass die Festung nicht mehr benötigt wurde.

Erste Ausgrabungen auf der Altburg fanden zwischen 1971 und 1974 statt. Anschließend wurde die sogenannte „Oberburg“, d.h. der Kernbereich der Festung, anhand der gefundenen Pfostenlöcher am Originalstandort im Bauzustand des 1. Jahrhunderts v. Chr. rekonstruiert und 1988 als Freilichtmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Heute kann man neben den 5 Wohnhäusern und dem Schutzhaus noch mehrere auf Stelzen stehende Speicher sehen. Auch die Befestigungsmauer ist noch als Wall sichtbar. Da das tatsächliche Aussehen der Häuser heute nicht mehr überliefert ist, ist die heutige Rekonstruktion als hypothetische Vision anzusehen, wenn auch die kargen und einfachen Lebensbedingungen der Kelten dabei sehr anschaulich vermittelt werden. Während des Sommers leben meist Handwerker vor Ort, die sich auf Zeit mit diesem einfachen Leben auseinandersetzen.

Die Keltensiedlung Altburg ist von Ostern bis Oktober täglich geöffnet und kann mit oder ohne Führung besichtigt werden. Jedes Jahr an einem Wochenende im August findet das Altburg-Festival mit keltischer und irischer Folk-Musik und einem keltischen Markt statt.

Lage: Keltensiedlung Altburg, 55626 Bundenbach (Parken am Wanderparkplatz etwa 500 m östlich von Bundenbach oder am Besucherbergwerk Herrenberg; von dort aus ca. 300 m zu Fuß)

Link: www.sgoerner.de/bundenbach/keltensiedlung.html

Villa Rustica in Mehring

Das Landgut von Mehring war eine der größten Villen in der Trierer Gegend und gehörte sicher einem sehr wohlhabenden Besitzer, der vielleicht sogar Beziehungen zum Kaiserhaus hatte. Davon zeugen die gefundenen Überreste, die auf eine sehr aufwendige und luxuriöse Ausstattung der Villa schließen lassen.

Die ursprüngliche Villa, eine Portikusvilla mit Eckrisaliten, stammt aus der Mitte des 2. Jahrhunderts und war etwa 28 Meter breit und 23 Meter tief. Doch schon Ende des 2. Jahrhunderts wurde die Villa erweitert und im hinteren Bereich ein Badetrakt angebaut. Weitere Anbauten folgten im 3. und frühen 4. Jahrhundert, darunter unter anderem weitere Wohnräume rechts und links der Eckrisaliten, so dass die Villa am Ende 34 Räume besaß und eine Fläche von etwa 48 x 29 Metern umfasste. Die Villa wurde vermutlich 355 bei den Germaneneinfällen zerstört.

Die verschachtelte Anlage des Landguts (villa rustica) bestand im vorderen Teil aus dem Herrenhaus, in dem beheizte Räume mit Fußboden- und Wandheizungen lagen. Sie waren mit reichhaltigen und aufwendigen Bodenmosaiken und Wandverkleidungen ausgestattet.

Hinter dem Herrenhaus lag der zentrale Arbeitsraum mit Küche, Herdstelle und einem Kellerraum. Daneben und dahinter befanden sich weitere Wirtschaftsgebäude, Werkstätten und Stallungen, die immer wieder um- und ausgebaut wurden und auch von der Rückseite der Anlage betreten werden konnten.

Außerdem gab es im hinteren nordwestlichen Bereich der Anlage ab dem späten 2. Jahrhundert n. Chr. eine kleinere, aber trotzdem komplett ausgestattete Badeanlage mit einem Heiß- und einem Warmbad, dem Kaltbad mit kleiner Wanne, einem Umkleideraum, dem Präfurnium und einer Latrine.

Im 19. Jh. fanden erste undokumentierte Ausgrabungen statt, die aber nicht weiterverfolgt wurden. Erst 1982 wurde bei Pflugarbeiten eine Säule der Villa entdeckt und die Bedeutung der Fundstelle erkannt. Daraufhin wurde die Anlage systematisch ausgegraben und anschließend teilweise rekonstruiert.

Die bei den Ausgrabungen entdeckten Funde, u.a. silberne Ohrlöffelchen und Glasscherben mit Golddekor und die Reste eines Fußbodenmosaiks, dessen Steine teilweise aus Ägypten stammen, zeigen noch heute, dass der Besitzer sicher wohlhabend war und zur reichen Oberschicht gehörte.

Heute kann man neben der Hauptfront mit dem Portikus und den Eckrisaliten einen Keller, Reste der Fußboden- und Wandheizungen, ein rekonstruiertes Fußbodenmosaik und einen Teil der Badeanlage besichtigen.

Die Villa Rustica ist jederzeit frei zugänglich. Von Ostern bis Oktober finden sonntags Führungen gegen geringe Gebühr statt.

Lage: Villa Rustica Mehring, In der Kirchheck, 54346 Mehring

Villa Urbana bei Longuich

Inmitten von Weinbergen an einem Hang mit Blick auf die Mosel: schon der römische Gutsbesitzer wusste eine schöne Aussicht zu schätzen. Und wenn man die Ausstattung und die Größe der heute rekonstruierten Gebäudeteile betrachtet, gehörte die Villa sicher einem wohlhabenden Römer, vielleicht einem hohen Beamten aus Trier.

Die Villa Urbana von Longuich, die Landvilla eines sicher gut betuchten Römers, lag direkt an der römischen Fernstraße, die von Trier nach Mainz führte. Vielleicht gab es auch damals schon eine kleine Siedlung an der Mosel, denn der heutige Name des Ortes Longuich lässt sich auf das lateinische „longus vicus“ (Langes Dorf) zurückführen.

An der Stelle eines älteren und kleineren Landguts (villa rustica) aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. eine etwa 110 breite und 28 Meter tiefe villa urbana errichtet. Sie wurde bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts genutzt und vermutlich während der Germaneneinfälle zerstört.

Die Villa wurde 1984 im Rahmen der Flurbereinigung entdeckt. Danach wurden der östliche Seitentrakt der Villa, ein Teil der Umfassungsmauer und 2 Nebengebäude ausgegraben und 1987 konserviert. Über dem Badetrakt wurde dann auf den Originalfundamenten ein Schutzgebäude errichtet. Die Ausmaße des ursprünglichen Gebäudes kann man an den noch sichtbaren Fundament- und Säulenresten erkennen, die heute noch vor dem Schutzbau sichtbar sind.

An den Badetrakt schloss sich Richtung Westen ein Innenhof mit offenem Wandelgang an, über den man das Hauptgebäude erreichen konnte. Da die gesamte Anlage vermutlich symmetrisch aufgebaut war, folgte dann ein weiterer Wandelgang, der zum westlichen Gebäudetrakt führte. Der landwirtschaftliche Bereich der Villa, in dem wohl Wein und Getreide angebaut wurde, lag zum größten Teil hangabwärts in Richtung der heutigen Ortschaft Longuich.

Der östliche Seitentrakt, in dem die Badeanlage untergebracht war, ist heute rekonstruiert. Hier erkennt man heute das Kaltbad (frigidarium) mit einer noch fast komplett erhaltenen Wanne, das Heißbad (caldarium), den Umkleideraum (apodyterium), eine Latrine, Feuerungsräume (praefurnium) und Reste der Fußboden- und Wandheizungen (hypocaustum, tubuli). Auch ein Schwitzbad (sudatorium) war vorhanden.

Die noch sichtbaren Reste der Wandbemalung, Marmorverkleidungen, der Bodenbeläge und Glasmosaike lassen vermuten, dass es sich hier um eine prachtvoll ausgestattete Anlage eines wohlhabenden Römers gehandelt hat. Vor allem der in schwarz-weißem Marmor ausgelegte Fußboden im Kaltbad ist noch gut erhalten.

Die Villa Urbana von Longuich ist jederzeit frei zugänglich. Zwischen Mai und Oktober finden sonntags zu festgelegten Zeiten oder nach Vereinbarung Führungen statt.

Lage: Villa Urbana Longuich, Trierer Straße, 54340 Longuich (Parken im Industriegebiert Im Paesch; zwischen den Häusern 9 und 11 verläuft ein Fußweg hinauf in die Weinberge)

Link: www.longuich.de/tourismus/roemische-villa

Römerbergwerk Meurin

Ein Bergwerk, bei dem man nicht unter Tage gehen muss? Im römischen Bergwerk Meurin ist das möglich, denn durch den Abbau einer meterhohen Bimssteinschicht in der Neuzeit wurden die Stollendecken des ursprünglichen Bergwerks aufgedeckt, so dass die antiken Stollen wieder ans Tageslicht kamen.

Das Römerbergwerk von Meurin ist ein originaler Steinbruch aus der Römerzeit mit noch heute erkennbaren Spuren des römischen Tuffabbaus. Das Gestein stammt aus dem Ausbruch eines Vulkans am heutigen Laacher See vor über 10.000 Jahren und wird seit der Römerzeit bis heute auf dem Gelände abgebaut.

Die Tuffsteine der Gegend waren während der Römerzeit sehr gefragt, da diese relativ leicht und zudem gut zu bearbeiten waren. In mehreren Bergwerken rund um Meurin wurden daher bereits um Christi Geburt Stollensysteme angelegt, in denen der Tuff systematisch gebrochen wurde. Der Abbau erfolgte dabei noch unter Tage, da die begehrte Tuffschicht unter einer etwa 5 Meter hohen Bimsschicht lag.

Aus diesem größten Tuffsteinabbaugebiet nördlich der Alpen kamen nicht nur Steine für Stadthäuser, Gutshöfe, Wasserleitungen, Brunnen, Sarkophage, Weihesteine oder Grabbauten in der näheren Umgebung, sondern es wurden auch Steine für den Bau repräsentativer Gebäude in Köln, Trier und sogar Xanten gewonnen oder hochwertige Mühlsteine für den Export in das römische Reich hergestellt.

Die von den Römern angelegten Stollen wurden auch im Mittelalter noch genutzt und auch in der Neuzeit wurde hier weiter Vulkangestein abgebaut. Als man beim Abbau der Bimssteinschicht in den 1950er-Jahren die römischen Stollen wiederentdeckte, stürzten dabei durch das Gewicht der Bagger Teile der römischen Stollendecken ein.

Ab 1996 wurde das römische Stollensystem archäologisch erforscht, die Stollen nach der Freilegung abgestützt und im Jahr 2000 als Schutz vor Wasser und Umwelteinflüssen eine rund 45 x 55 Meter große freitragende Stahlgitterkonstruktion über dem Gelände errichtet.

Das eigentliche Bergwerk kann der Besucher nun über Laufwege, Holzstege und Rampen begehen und dabei anhand der noch sichtbaren Abbauspuren, auf Infotafeln und Leuchtbildern alles über die Abbautechniken und Arbeitsbedingungen der römischen Bergleute und die Gewinnung der Steine erfahren. Im Kinoraum zeigt „der älteste Film der Welt“ fiktive römische Bergarbeiter und im rekonstruierten Heiligtum kann man heute noch Herkules Saxanus, den Gott der Steinbrecher, um Schutz vor Unfällen bitten.

Im Freigelände hinter dem Schutzbau befindet sich seit 2016 die interaktive „Antike Technikwelt“ mit rekonstruierten antiken Maschinen wie Steinsäge, Flaschenzüge, Baukran oder Säulendrehbank. Auch eine antike Mühle, ein Lehmbackofen, eine Töpferei für Baukeramik und Ziegel, eine Steinmetzhütte und eine Schmiede sind zu sehen.

Das mit dem „European Union Prize for Cultural Heritage“-Award ausgezeichnete Römerbergwerk ist von April bis Oktober täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es wird festes Schuhwerk und dem Wetter angepasste Kleidung empfohlen.

Mittwochs und sonntags werden kostenlose öffentliche Führungen und im Außengelände „Technik zum Anfassen“ angeboten. Es gibt kostenlose Audioguides in verschiedenen Sprachen. Außerdem können Fackel- und Erlebnisführungen gebucht werden, es finden Familien-Erlebnistage, Sonderausstellungen und Workshops statt – und wer mag, kann hier sogar heiraten!

Lage: Römerbergwerk Meurin, Nickenicher Straße, 56630 Kretz (an der B256 gegenüber der Ortseinfahrt von Kretz)

Link: www.roemerbergwerk.de

Limeskastell Pohl

Nach heutigen Wissenstand ist das Kastell in Pohl die wohl authentischste Rekonstruktion eines Holz-Erde-Kastells aus der frühen Limes-Ausbauphase. Es wurde unter wissenschaftlicher Begleitung und nach mehrjähriger Planungszeit mithilfe antiker Techniken innerhalb von 2 Jahren erbaut.

Das ursprüngliche römische Auxiliarkastell Pohl lag etwa 150 Meter südöstlich des heutigen Kastell-Nachbaus auf einer kleinen Anhöhe und ist heute teilweise überbaut. Die Lage war strategisch günstig, denn hier machte der Limes einen Bogen, an dem sich auch ein Limesübergang befand. Der Ortsname Pohl lässt sich übrigens direkt vom Limes ableiten, der auch oft auch als „Pfahl“ bzw. „Pfahlgraben“ überliefert wurde.

Im Kastell war eine unbekannte Vexillationseinheit mit ca. 80 Mann Besatzung stationiert, die den Waren- und Personenverkehr an der Grenze überwachen sollte und vielleicht auch am weiteren Limesausbau beteiligt war.

Zwischen 1897 und 1903 fanden wissenschaftliche Ausgrabungen statt. Hier stellte sich heraus, dass das Kastell aus der Zeit Ende des 1./Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. stammt, d.h. aus der 1. Limesausbauphase. Das 34 x 43 Meter große Holz-Erde-Kastell bestand aus einem mit Rasensoden bedeckten Erdwall mit einer Holz-Brustwehr mit Wehrgang und Zinnen und war von einem einfachen Spitzgraben umgeben. Um eine massivere Steinbauweise vorzutäuschen, wurden die Holzpalisaden außen in der Optik einer Quadermauer mit rotem Fugenstrich gestrichen.

Die Innenbauten bestanden aus Holzfachwerk, die in U-Form angeordnet waren. Rechts und links befanden sich dabei die Mannschaftsbarracken (contubernium), das mittlere Gebäude war das Stabsgebäude. Es wurden 2 Wachtürme (WP 23a und WP 23b) gefunden, die aus verschiedenen Bauphasen stammen. Der ältere Holzturm stand etwas außerhalb des Kastells, ein später errichteter Steinturm lag im Inneren des Kastells.

Das Projekt „Limeskastell Pohl“ wurde von der Gemeinde Pohl und dem Verein „Förderkreises Limeskastell Pohl“ initiiert. Nach einer fast 10-jährigen Planungszeit mit wissenschaftlicher Beratung entstand zwischen 2009 und 2011 ein weltweit einzigartiger authentischer Nachbau eines kompletten Limes-Kleinkastells mitsamt Wachturm, das dem heutigen Forschungsstand entspricht.

Die Rekonstuktion des ohne Steine und Ziegel erbauten Holz-Erde-Kastells zeigt dem Besucher heute, wie ein Kastell aus der Zeit 1. Limesausbauphase um die Zeit zwischen ausgesehen haben könnte. In den Mannschaftsbaracken kann man eine komplett ausgestattete Mannschaftsunterkunft (contubernium) für 8 Mann und eine Ausstellung zu archäologischen Funden aus der Region besichtigen, während im Stabs- bzw. Verwaltungsgebäude (basilica) die Sonderausstellung „Mainzer Römersteine“, eine Leihgabe des Landesmuseums Mainz, zu sehen ist. Der über eine Brücke mit dem Kastell verbundene Wachturm ist begehbar und bietet neben einer kleinen Ausstellung auch einen schönen Blick über die Landschaft.

Das Limeskastell in Pohl ist Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ und wird als Freilichtmuseum vom Verein „Förderkreises Limeskastell Pohl“ auf ehrenamtlicher Basis betrieben, deren ausgebildete Gästeführer die Besucher zu festen Zeiten durch die Anlage führen. Es können nach Absprache auch Führungen gebucht werden und man kann ab 2021 vor Ort Video- und Audiosequenzen mit weiterführenden Informationen auf das eigene Smartphone laden. Das jährliche Römerfest „LimesLive“ findet Mitte September statt.

Das Limeskastell ist zwischen März und Oktober von Freitag bis Sonntag und im Februar und November samstags und sonntags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Limeskastell Pohl, Kirchstraße, 56357 Pohl

Link: www.limeskastell-pohl.de

Villa Rustica Roderath

Bei Roderath befindet sich nicht weit von der Römerstraße zwischen Trier und Köln entfernt ein kleines römisches Landgut. Hier wurden die Fundamente des Haupthauses konserviert und die Umrisse der Nebengebäude und der Umfassungsmauer mit Hecken nachgepflanzt.

Das kleine Landgut (villa rustica) von Roderath liegt in der Nähe der ehemaligen Römerstraße, die von Trier nach Köln führte. Es wurde etwa Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet, bestand aus einem Haupthaus und 3 Nebengebäuden und war mit einer Hofmauer umgeben.

Er handelt sich hier um ein eher kleines Landgut, denn sowohl das Hofareal als auch das nur 7,5 x 19 Meter große Haupthaus waren nicht sonderlich groß. Hier wurden daher wahrscheinlich landwirtschaftliche Produkte für den Eigenbedarf und die nähere Umgebung erzeugt.

Nur das Haupthaus war auf einem Fundament aus Bruchsteinen gemauert, während die Wände aus mit Lehm verputztem Fachwerk bestanden und das Dach mit Ziegeln gedeckt war. Die Nebengebäude waren hingegen in einfacherer Pfostenbauweise mit Fachwerkwänden errichtet und dienten daher wohl als Schuppen, Ställe oder Scheunen. Zusätzlich wurden auf dem Gelände noch Reste eines Backofens und Wasserleitungen gefunden.

Aus den bei Ausgrabungen zutage gekommenen Funden von Ziegeln und Keramik lässt sich schließen, dass das Landgut vermutlich bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde.

Zwischen 1984 und 1989 wurde die Villa ausgegraben und die Grundmauern des Haupthauses auf den Originalfundamenten teilrekonstruiert. Die übrigen Gebäude und die Umfassungsmauer wurden mit Hecken nachgepflanzt, so dass man heute einen guten Eindruck von der Größe der Anlage bekommt.

Die Villa Rustica ist jederzeit frei zugänglich. Am Parkplatz befindet sich eine Tafel mit näheren Informationen zur Villa.

Lage: Villa Rustica Roderath, 53947 Nettersheim (etwa 800 m westlich von Roderath bzw. 2,5 km östlich von Engelgau; ausgeschildert)

Matronenheiligtum Görresburg in Nettersheim

Das Matronenheiligtum auf dem Görresberg wurde über 300 Jahre lang genutzt und gehörte zum Vicus Marcomagus, in dem Beneficiarier stationiert waren. Auf einigen der hier gefundenen Weihesteine gibt es Hinweise, dass sie von Mitgliedern dieser Straßenpolizei gestiftet wurden.

Das Matronenheiligtum wurde um 70 n. Chr. zusammen mit dem römischen Straßendorf an der Agrippastraße errichtet. Hier wurden die Aufanischen Matronen (Matronae Aufaniae) verehrt. Diese Gottheiten, die meistens als 3 nebeneinandersitzende Frauengestalten mit langen Gewändern, Kopfhauben und Fruchtkörben dargestellt sind, waren ursprünglich keltische Schutz- und Muttergottheiten, die von den Römern übernommen wurden.

Zu Beginn war das Heiligtum noch ein einfacher umzäunter Bezirk mit einem schlichten Erdaltar mit flacher Grube, auf dem Opfer dargebracht wurden. Diese lagen in Holzbehältern oder -schalen, die auf dem Altar verbrannt wurden. Die Brandreste wurden anschließend gesammelt und in Brandgruben auf dem Gelände gefüllt.

Um 150 n. Chr. wurde der Bezirk erweitert und mit 3 über den Brandgruben errichteten Steintempeln ergänzt. Diese außen weiß verputzten Tempel waren innen mit bemaltem Wandputz versehen. Um den großen Haupttempel standen die Weihesteine, die den Göttinnen gewidmet waren. Der mittlere Tempel diente ebenfalls kultischen Zwecken, während das dritte Gebäude evtl. ein Vorratsgebäude für Opfergaben war.

Das Tempelgelände war bis mindestens Ende des 4. Jahrhunderts in Benutzung und wurde nicht nur von den Einheimischen und den Beneficiariern sondern auch von Reisenden frequentiert.

Der Matronentempel wurde bereits 1909 entdeckt. Bei den Ausgrabungen wurden dabei rund 40 Weihesteine gefunden, deren Originale heute im LVR-Landesmuseum in Bonn zu sehen sind. Die Fundamente der Tempel wurden 1976/77 teilrekonstruiert und dabei mehrere Repliken der Weihesteine aufgestellt.

Auch heute werden die Fruchtbarkeitsgöttinen noch gerne von Frauen besucht, die Schleifen in einen Busch hängen.

Der Tempelbezirk ist jederzeit frei zugänglich und ist Teil des Landschaftsparks Nettersheim.

Lage: Archäologischer Landschaftspark Nettersheim, Urftstr. 2-4, D-53947 Nettersheim (Parkplatz am Naturzentrum Eifel; von hier aus führt der ausgeschildete Fußweg in ca. 1,5 km zum Vicus und zum Matronenheiligtum)

Link: www.archaeologischer-landschaftspark.de

Arch. Landschaftspark Nettersheim (Vicus Marcomagus)

Entlang einer Römerstraße, die vom Matronenheiligtum Görresberg hinunter in das Tal der Urft und über den Flussübergang zu einer Straßenstation der Beneficiarier führte, zog sich auf eine Länge von etwa 500 Metern das römische Straßendorf Vicus Marcomagus.

Der Vicus Marcomagus entstand etwa Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. an der wenige Jahrzehnte zuvor angelegten Agrippastraße, die Trier mit Köln verband. Die Straße war hier 8-12 Meter breit und führte zu einem Flussübergang über die Urft, an dessen gegenüberliegenden Flussseite zur Kontrolle der Römerstraße eine Beneficiarierstation lag.

Nur wenige Jahre später, um 69/70 n. Chr., wurde die erste Siedlung während der Bataveraufstandes zumindest teilweise zerstört, aber schon bald danach wieder aufgebaut. Nun siedelten sich vor allem Handwerker und Händler an, die ihre Dienste in den entlang der Straße liegenden Streifenhäusern anboten. Diese standen eng nebeneinander mit der Front zur Straße hin ausgerichtet und bestanden aus Steinfundamenten, auf die die Wände in Fachwerktechnik gesetzt waren. Die Dächer waren mit Ziegeln oder Schiefer gedeckt.

Die Siedlung bestand bis etwa 275 n. Chr. und wurde vermutlich während eines Frankenüberfalls durch Feuer zerstört. Sie wurde anschließend aufgegeben und nur noch einige der Ruinen in spätrömischer Zeit für die Eisenerzverhüttung genutzt.

Nachdem Anfang des 4. Jahrhundert wieder halbwegs Ruhe eingekehrt war, wurde auf der anderen Seite des Flusses ein 60 × 40 m großes Kleinkastell (burgus) erbaut, um die ebenfalls erneuerte oder zumindest ausgebesserte Brücke über den Fluss zu sichern und die Straße zu kontrollieren. Dieser Teil der Siedlung bestand bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. weiter.

Bei der systematischen Untersuchung des Areals zwischen 2009 und 2013 konnte in der Siedlung unter anderem eine Schmiede nachgewiesen werden. Bei einigen Häusern wurden dabei die Grundrisse auf den Fundamenten als niedrige Mauern teilweise rekonstruiert. Auch das Kastell auf der anderen Flussseite ist heute teilrekonstruiert.

Der Archäologische Landschaftspark Nettersheim wurde 2014 eröffnet und präsentiert neben den Resten der Streifenhäuser, der Straße und des Kleinkastells auch das Matronenheiligtum auf dem Görresberg. Der 4,5 km lange Rundweg mit 8 Stationen beginnt am Naturzentrum Eifel, wo es auch eine Ausstellung mit römischen Grabungsfunden gibt.

Der Archäologische Landschaftspark Nettersheim ist jederzeit frei zugänglich. Es finden auch Führungen und Exkursionen durch den Park statt.

Lage: Archäologischer Landschaftspark Nettersheim, Urftstr. 2-4, D-53947 Nettersheim (Parkplatz am Naturzentrum Eifel; von hier aus führt der ausgeschildete Fußweg in ca. 1,5 km zum Vicus und zum Matronenheiligtum)

Link: www.archaeologischer-landschaftspark.de

Römische Aquäduktbrücke bei Vussem

Nur wenige Pfeiler der Aquäduktbrücke sind heute rekonstruiert. Dennoch kann man hier noch gut die Wasserrinne erkennen, in der das Wasser Richtung Köln geleitet worden ist.

Die Eifelwasserleitung musste bei Vussem das etwa 70 Meter breite Tal des Veybachs überbrücken. Daher bauten die Römer hier eine ca. 80 m lange Bogenbrücke mit 10 bis 12 Pfeilern mit je 2,5 Metern Abstand, auf deren Bögen die mit Sandsteinplatten abgedeckte Kanalrinne lag.

Das gesamte Aquädukt hatte eine Höhe von rund 10 m und war relativ aufwendig gearbeitet, denn die Außenseiten waren mit sorgfältig behauenen Steinen verblendet und vielleicht sogar zusätzlich mit einem Fugenstrich versehen.

Das Aquädukt stammt aus der ersten Bauphase der Wasserleitung aus dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. Die Reste des Aquädukts wurden 1958 entdeckt und 3 Pfeiler kurz darauf auf den Originalfundamenten teilrekonstruiert. Eine Sanierung fand 2011 statt.

Wenn man links vom Aquädukt über die Treppe ein paar Schritte in den Wald hineingeht, kann man noch einige Reste der weiterführenden Leitung erkennen.

Die Reste der Aquäduktbrücke sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römische Aquäduktbrücke, Titusstraße, 53894 Mechernich-Vussem

Link: freundeskreis-roemerkanal.de

Sammelbecken bei Eiserfey

Das Eiserfeyer Sammelbecken vereinigte zwei Leitungsstränge, die Quellwasser heranführten, und leitete das Wasser weiter Richtung Köln. Obwohl das Becken bereits Ende der 1950er-Jahre entdeckt wurde, blieb es viele Jahre unter der Erde, bis es unter Mithilfe der Dorfbewohner wieder ausgegraben und restauriert werden konnte.

Das Sammelbecken bei Eiserfey stammt aus der ersten Ausbauphase der Eifelwasserleitung gegen Ende des 1. Jahrhunderts. Es wurde errichtet, um 2 Leitungen zu einem Strang zu vereinen. Die eine Leitung kam aus dem Quellgebiet des „Grünen Pütz“ bei Nettersheim und verlief über den Klausbrunnen bei Kallmuth und Urfey nach Eiserfey, die zweite Leitung brachte das Wasser aus dem Quellgebiet „Hausener Benden“ bei Dreimühlen hierher. Hinter dem Sammelbecken floss das gesammelte Wasser weiter nach Köln.

Das kreisrunde Sammelbecken hat einen Durchmesser von gut 3 Metern und war etwa 2 Meter tief. Der Boden wurde aus Ziegeln und die Wände aus sorgfältig behauenen Steinen gebaut. Anschließend wurden die Innenseiten mit wasserdichtem Putz (opus signinum) ausgekleidet, während die Mauerkrone mit halbrunden Sandsteinblöcken abgedeckt wurde, von denen heute 2 im Inneren des Beckens liegen. Die Zuläufe und der Ablauf bestand aus je 2 aufrecht stehenden Steinblöcken, auf denen 1 weitere Steinplatte lag.

Das gut erhaltene Sammelbecken wurde 1959 beim Verlegen einer Rohrleitung auf einem Privatgrundstück entdeckt, was eine Ausgrabung zunächst unmöglich machte. Um den Befund zu schützen, wurde es daher wieder zugeschüttet. Erst viele Jahre später kam das Grundstück in öffentliche Hand und es konnten erneut Ausgrabungen und Restaurierungen durchgeführt werden, vor allem durch die Initiative der Dorfbewohner. Seit 2005 ist das mit einem achteckigen Schutzbau versehene Sammelbecken für die Öffentlichkeit wieder sichtbar.

Das Sammelbecken in Eiserfey ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Sammelbecken bei Eiserfey, Hauserbachstraße 8, 53894 Mechernich-Eiserfey

Link: freundeskreis-roemerkanal.de

Brunnenstube Klausbrunnen bei Kallmuth

Die Brunnenstube Klausbrunnen war ursprünglich eine reine Quellfassung und gleichzeitig das Ende eines der 3 Leitungszweige aus der ersten Bauphase der Eifelwasserleitung. Später wurde die Leitung zum Grünen Pütz hin verlängert und am Klausbrunnen an die Leitung angeschlossen.

Das Sammelbecken mit einer Fläche von 3,5 x 5,8 m und einer Höhe von 3 m liegt mit dem Fundament in einer wasserführenden Schicht. An den Wänden wurden an der zum Hang gerichteten Seite mehrere Sandsteinblöcke gesetzt, die torartige Öffnungen besaßen, während die Zwischenräume mit mörtellos gesetzten Mauern aufgefüllt waren. Die gegenüberliegende Seite war mit Steinblöcken abgedichtet, so dass hier kein Wasser verlorenging. Nach oben hin war die Brunnenstube offen und die Mauerkrone mit halbrunden Sandsteinblöcken abgedeckt.

Das Wasser konnte durch die Öffnungen in den Steinblöcken, aber auch durch die Mauerfugen von außen in das Sammelbecken dringen, während es auf der gegenüberliegenden Seite über den Ausflusskanal in die Leitung Richtung Köln abfloss. Durch den etwa 30 cm oberhalb der Sohle liegenden Auslauf konnten sich vorher Schwebstoffe absetzen und sich das Wasser so klären.

Die Leitung der später gebauten Quellfassung am Grünen Pütz wurde nach etwa 3,5 m an die Abflussleitung angeschlossen, vorher aber durch ein Becken geleitet, das die Kraft des von einem etwas höher liegenden Niveau einschießenden Wassers bremsen sollte.

Die Brunnenstube wurde 1957 rekonstruiert und mit einem Schutzbau überbaut. Durch die Gitteröffnungen kann man aber gut in das Innere hineinschauen.

Die Brunnenstube Klausbrunnen ist jederzeit frei zugänglich. Auf Anfrage sind auch Führungen im Inneren möglich.

Lage: Hahnenbergstraße, 53894 Mechernich (ca. 700 m östlich von Kallmuth)

Link: freundeskreis-roemerkanal.de

Quellfassung Grüner Pütz bei Nettersheim

An der Quellfassung „Grüner Pütz“ beginnt die fast 100 km lange Eifelwasserleitung, die das Wasser von der Quelle bis nach Köln führte. Der Name „Grüner Pütz“ leitet sich vom lateinischen puteus (= Pfütze, Wasseransammlung) ab.

Am Grünen Pütz wurde das Wasser durch Sickerleitungen gefasst, die das vom Berghang herabsickernde Wasser einsammelten. Hierzu bauten die Römer eine etwa 80 Meter lange Sickerleitung , deren zum Berghang gerichteten Seiten wasserdurchlässig waren. Die übrigen Seiten hingegen waren abgedichtet, so dass kein Wasser verlorenging, aber auch kein verunreinigtes Wasser von außen eindringen konnte. Die Leitung wurde außerdem oben mit Bruchsteinplatten und Erdreich abgedeckt, damit sie frostsicher war.

Das aus dem Hang quellende und in die Leitung eingesickerte Wasser lief über den Leitungskanal in die Brunnenstube, wo das Wasser aufgestaut wurde, die Fließgeschwindigkeit reduziert wurde und sich Schwebteilchen absetzen konnten. Über zusätzliche Durchbrüche im Fundament des Beckens konnte außerdem weiteres Quellwasser einsickern. Das in der Brunnenstube vorgeklärte Wasser wurde anschließend in die Leitung nach Köln eingespeist.

Die knapp 2 x 2 m große gemauerte Brunnenstube war nach oben offen und hatte eine Krone aus Sandstein, die an den Ecken mit 2 Gorgonen-Reliefs zur Abwehr von Unheil verziert ist. Sie wurde 1975 auf dem vorhandenen Fundament rekonstruiert, wobei die Öffnung zur Römerzeit nicht vorhanden war und heute nur zur besseren Sicht in die Brunnenstube dient.

Die Quellfassung und die Brunnenstube Grüner Pütz sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Grüner Pütz, 53947 Nettersheim (in Nettersheim der Rosenthalstraße Richtung Norden folgen. Etwa 200 m nach Unterquerung der L205 links über die Bahnbrücke fahren. Nach weiteren 200 m rechts abbiegen und der parallel zur Bahnstrecke verlaufenden Straße bis zum Parkplatz im Urfttal folgen. Von hier sind es zu Fuß noch etwa 250 m)

Link: freundeskreis-roemerkanal.de

Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur (Tolbiacum)

Eine der besterhaltenen römischen Thermenanlagen nördlich der Alpen kann man in Zülpich im Museum für Badekultur besichtigen. Zusammen mit einer kurzweiligen Ausstellung über 2000 Jahre Badekultur von der Antike bis heute, führt ein Rundweg durch die wirklich sehenswerte Badeanlage.

Zülpich (Tolbiacum) lag nur eine Tagesreise entfernt von Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) und direkt an der Straße nach Trier (Augusta Treverorum). Hier entstand im 1. Jahrhundert n. Chr. aus der ursprünglich keltischen Ansiedlung ein größeres römisches Straßendorf, in dem Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. auch eine Thermenanlage für Reisende gebaut wurde.

In der Anlage im Reihentypus lagen hintereinander, d.h. der üblichen Badefolge nach, der Umkleideraum (apodyterium), das Kaltbad (frigidarium), das Warmbad (tepidarium) und das Heißbad (caldarium). Zusätzlich gab es einen Schwitzraum (sudatorium), einen Innenhof zur sportlichen Betätigung (palaestra) und natürlich auch Latrinen.

Im 3. und 4. Jahrhundert wurde das Bad offenbar zu klein, denn es wurde mit mehreren zusätzlichen Räumen, Wannen, Feuerstellen und einer Mehrzweckhalle (basilica thermarum) erweitert. Erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts wurden Teile des Bades stillgelegt, bevor die Anlage schließlich ganz aufgegeben wurde.

Lange Zeit blieb die Badeanlage unter dem Gelände der Kirche St. Peter verborgen, bis sie 1929 bei Kanalbauarbeiten wiederentdeckt wurd. Um die erstaunlich gut erhaltenen Reste zu bewahren, wurden sie mit einem Schutzbau überdacht und in den folgenden Jahren bis Ende der 1980er Jahre systematisch ausgegraben. Hierbei kam eine der besterhaltenen römischen Thermenanlagen dieser Art nördlich der Alpen zum Vorschein mit einer Fläche von etwa 400 m², bis zu 1,5 m hohen Mauerresten, noch gut erkennbaren Wasser- und Heizungssystemen und Terrazzo-Böden.

Die Thermen wurden der Öffentlichkeit zunächst als Teil des Probsteimuseums präsentiert, bevor sie dann 2008 einen eigenen Museumsbau erhielten. Auf einem Rundweg durch die römischen Thermen im Erdgeschoss, dem Herzstück der Ausstellung, wird an 18 Stationen die Funktionsweise eines römischen Bades erläutert. Zusätzlich werden weitere interessante Funde rund um die römische Badekultur gezeigt, wie z.B. Absperrventile, Bleileitungen, Toilettenartikel oder Pinzetten.

In der Ausstellung im Obergeschoss wird der Bogen der Geschichte der Badekultur weiter bis in die heutige Gegenwart gespannt. Sie beginnt im Mittelalter mit der Funktion öffentlicher Badestuben, den Aufgaben eines Baders und den damaligen Hygiene- und Badegewohnheiten. Daran schließt sich in der frühen Neuzeit und dem Barock die Entstehung von privaten Räumen mit Badewannen und Toilettenstühlen an.

Mit der Errichtung der städtischen Wasserver- und -entsorgung während der industriellen Revolution, der Erfindung von Klosett, Wasserzapfhahn, Gusseisenbadewanne und Gasbadeofen erreicht die Ausstellung dann die Neuzeit, in der die öffentlichen Bäder vom privaten Badezimmer abgelöst werden, der Bädertourismus entdeckt wird und Wellnesstempel und Erlebnisbäder entstehen. Hierbei findet sich allerlei Kurioses, wie z.B. eine Schaukelbadewanne, aber auch geniale Erfindungen, die für uns heute selbstverständlich sind, wie z.B. die „Douche“.

Mithilfe von modernen Multimediapräsentationen, Lichtinstallationen und auf Leintücher projizierten Filmeinspielern wird das Thema Baden und Wellness im Museum äußerst kurzweilig präsentiert. Auch Kinder haben an der Duftwand, den Multimediastationen und mit dem Begleitcomic sicher ihren Spaß.

Das Museum der Badekultur ist gegen Eintrittsgebühr täglich außer montags geöffnet. Die wechselnden Sonderausstellungen können gegen Aufpreis besucht werden und es gibt kostenlose Audioguides (auch speziell für Kinder). Es werden Themenführungen und 1x pro Monat auch kostenlose öffentliche Führungen angeboten. An einem Wochenende Ende August/Anfang September findet das „Römerspektakel Tolbiacum“ statt, bei dem Legionäre und Reiter auftreten, römisches Handwerk zu sehen ist und verschiedene Mitmachaktionen geboten werden.

Lage: Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur, Andreas-Broicher-Platz 1, 53909 Zülpich

Link: www.roemerthermen-zuelpich.de

Museumspark Kalkriese

Wie macht man für einen Nicht-Wissenschaftler eine Schlacht „erlebbar“? Diese schwierige Frage wurde in Kalkriese gut gelöst: neben dem Museum, in dem die Funde der Ausgrabungen präsentiert werden, wurde im Museumspark der Germanenwall rekonstruiert und der „Weg der Römer“ mit Bodenplatten markiert.

Die anschauliche Darstellung einer Schlacht ist keine leichte Aufgabe für ein Museum. In Kalkriese wurde diese aber interessant gelöst.

Vom Museumsbau aus führt der Weg durch den Museumspark als erstes auf den „Weg der Römer“. Hier wurde der vermutete Marschweg, den die Römer entlang eines Berghangs durch das Gelände nahmen, mit Metallplatten belegt, von denen einige mit Zitaten aus antiken Quellen versehen wurden. Der Verlauf des Weges wurde dabei nicht zufällig gewählt, sondern folgt den gefundenen Spuren und Fundstücken.

Die drei entlang des Weges gelegenen Pavillons „Sehen“, „Hören“ und „Fragen“ sollen unsere Sinne dafür schärfen, wie ein römischer Legionär die Umgebung, den Angriff der Germanen und die Schlacht wahrgenommen haben könnte.

Der auf dem Weg liegende Landschaftsschnitt ist eine Rekonstruktion der Landschaft, wie sie sich im Hinblick auf die topografischen Bedingungen den Römern zur Zeit der Varusschlacht gezeigt haben könnte. Das in der Antike von unzähligen Rinnsalen, Tümpeln und Sümpfen durchzogene Gelände ließ den Römern nur einen einzig möglichen Wegeverlauf entlang des mit dichtem Wald bestandenen Berghangs.

Der Germanenwall, den die Germanen unter Arminius entlang des Berghangs aus Pfosten, Astwerk und Grassoden angelegt hatten, verbarg die Angreifer. Am südlichen Teil des Landschaftsschnitts wurde der Wall mit einer Durchgangspforte am nachgewiesenen Originalstandort rekonstruiert.

Das Museum und der Park Kalkriese sind von April bis Oktober täglich und von November bis März täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museum & Park Kalkriese, Venner Str. 69, 49565 Bramsche

Link: www.kalkriese-varusschlacht.de

Varusschlacht-Museum Kalkriese

Nach dem aktuellen Forschungsstand könnte Kalkriese der Schauplatz der legendären Varusschlacht gewesen sein. Unwiderlegbare Beweise dafür gibt es zwar noch nicht, aber die Hinweise und Indizien sind sehr überzeugend. Im Museum und dem Park von Kalkriese kann man sich selbst ein Bild vom Schauplatz des Geschehens machen.

Über die Varusschlacht, die auch als „Schlacht im Teutoburger Wald“ in die Geschichtsbücher einging, gibt es bereits in der Antike schriftliche Aufzeichnungen. Darin wird berichtet, wie im Jahr 9 n. Chr. der Feldherr Publius Quinctilius Varus in einen vom Cheruskerfürsten Arminius eingefädelten germanischen Hinterhalt geriet, an dessen Ende Kaiser Augustus 3 komplette Legionen, 3 Alen (Reitereinheiten) und 6 Kohorten mitsamt Tross bis auf wenige Überlebende verloren hatte. Insgesamt kamen dabei zwischen 15.000 und 20.000 Soldaten ums Leben, d.h. etwa ein Achtel der gesamten damaligen römischen Armee!

Auf der Suche nach dem Schauplatz des verheerenden Blutbads gab es schon viele Theorien und Vermutungen, aber noch keine absolut unwiderlegbaren Beweise. Durch die seit 1987 in den Ausgrabungen von Kalkriese gefundenen Stücke verdichteten sich aber die Hinweise, dass es hier stattgefunden haben könnte. Dafür sprechen auch die bisher fast 6000 ausgegrabenen Funde, die zu einem germanisch-römischen Kriegsschauplatz passen und auch mit dem Zeitpunkt 9 v. Chr. vereinbar sind.

Seit 2000 widmen sich der 20 ha große Museumspark „Varusschlacht“ und der 2 Jahre später eröffnete neue Museumsbau diesem Thema. Ein neues Besucherzentrum wurde 2009 mit einer Jubiläumsausstellung eingeweiht.

Der Museumsbau mit dem 40 m hohen Museumsturm beherbergt die Dauerausstellung zur Varusschlacht. Die 2009 neu konzipierte Ausstellung legt ihren Schwerpunkt dabei auf die wissenschaftlichen Forschungen und Indizien zur Varusschlacht und ihrer Lokalisierung. Aber auch die an der Varusschlacht beteiligten Römer und Germanen kommen zu Wort. In einem fiktiven Gespräch zwischen Arminius und Varus werden 3 mögliche Szenarien für den Verlauf ihres Gesprächs präsentiert.

Es gibt in der Ausstellung viel zu entdecken, man kann Schubladen öffnen, Bilder und Modelle studieren oder erhält an Hörstationen neue Informationen. Ausstellungshighlights sind z.B. römische Schleuderbeile, eine römische Gesichtsmaske oder das Marschmodell der Römerlegionen. Am Ende der Ausstellung erreicht man den Aussichtsturm, von dem aus man einen guten Überblick über das Schlachtengelände erhält.

Das Museum und der Park Kalkriese sind von April bis Oktober täglich und von November bis März täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Im Besucherzentrum werden zusätzlich gegen geringen Aufpreis Sonderausstellungen präsentiert. Führungen oder Rollenführungen können gegen Aufpreis gebucht werden. Alle 2 Jahre finden in ungeraden Jahren die „Römer- und Germanentage“ mit Hunderten von Darstellern, Handwerkern und Händlern statt, in denen man das Lagerleben, Reitervorführungen, Demonstrationen von Kampftechniken, Aktionen und Mitmachprogramme erleben kann.

Lage: Museum & Park Kalkriese, Venner Str. 69, 49565 Bramsche

Link: www.kalkriese-varusschlacht.de

Römerbaustelle Aliso

Die Römerbaustelle Alisio ist der bisher größte originalgetreue Nachbau eines römischen Holz-Erde-Militärlagers. Aus den Erkenntnissen, die beim Nachbau des Lagers mithilfe historischer Techniken, Werkzeuge und Materialien gewonnen werden, können die Wissenschaftler wichtige Schlüsse über römische Bautechniken ziehen.

Als die Römer ab 12 v. Chr. versuchten, das rechtsrheinische Germanien dem Römischen Reich einzuverleiben, gründeten sie mit Alisio den wichtigsten Militär- und Verwaltungssstützpunkt in Germanien. Hierbei spielte die Lippe, die Alisio mit Xanten (Colonia Ulpia Trajana) und damit dem Rhein verband, als Transport- und Wasserweg eine entscheidende Bedeutung.

Zunächst errichteten die Römer hier zwischen 7 und 1 v. Chr. kurz nacheinander mehrere Lager. Zunächst entstand ein großes Feldlager, das bald darauf zu einem befestigten Hauptlager umgebaut und wenig später erneut erweitert wurde. Nun konnten auf einer Fläche von 18,3 ha (560 x 380 m) bis zu 5000 Soldaten untergebracht werden.

Das Lager war von einer 3 Meter breiten Holz-Erde-Mauer, d.h. einem Erdwall mit aufgesetzten Wehrbauten aus Holz, und einem Doppelspitzgraben umgeben. Neben dem Verwaltungsgebäude (principia), dem Sitz des Lagerkommandanten (praetorium), den Mannschaftsbaracken, Speichern (horreum) und dem Lazarett (valetudinarium) gab es mehrere weitere repräsentative Gebäude und Werkstätten.

Von hier aus startete Varus seinen Feldzug gegen die Cherusker, der 9. n. Chr. in der „Varusschlacht“ zur katastrophalen Vernichtung dreier römischer Legionen führte, darunter eine der in Haltern stationierten Legionen. Bei der anschließenden Belagerung von Alisio gelang es den dort verbliebenen Römern in einer riskanten Aktion, sich bis an den Rhein durchzuschlagen und auf die sichere Seite des Flusses zu retten.

Erste Ausgrabungen in Haltern ab 1899 und anschließende weitere Grabungskampagnen brachten bisher das große Hauptlager und zusätzlich die Reste mehrerer Marsch- und Feldlager, eine Marinebasis an der Lippe, eine Schiffsanlegestelle, ein Gräberfeld, und eine Töpferei zu Tage. Aufgrund der geografischen Lage und der bisherigen Funde sind sich viele Wissenschaftler einig, dass es sich hier um den in historischen Quellen genannten Militärstützpunkt Alisio handelt, auch wenn hierzu bisher noch keine eindeutigen Beweise, wie z.B. Inschriften, gefunden wurden.

Heute ist das Hauptlager bis auf den westlichen Teil überbaut, der seit 2012 zu einem Archäologischen Park umgestaltet wird. In einem ersten Bauabschnitt wurde dabei auf einem Areal von 4,8 ha ein Teil der Westmauer mit gut 150 Metern der Holzumwehrung, dem Westtor und dem umlaufenden Spitzgraben rekonstruiert und hierbei Wert auf möglichst originalgetreue Materialien, Techniken und Werkzeuge gelegt.

Im 2018 begonnenen zweiten Bauabschnitt werden nun nach und nach verschiedene Innenbauten des Kastells rekonstruiert, wie z.B. das Wachhaus und eine Offiziersunterkunft.

Wenn es nicht auf dem Wasser ist, kann man auch das nachgebaute Römerschiff „Victoria“, ein wendiges und schnelles Patrouillenboot für ca. 20 Ruderer, auf dem Gelände der Römerbaustelle besichtigen.

Die Römerbaustelle ist von etwa Anfang April bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet. Man kann im Römermuseum entweder nur den Eintritt für die Römerbaustelle Alisio oder auch eine Kombikarte für das Römermuseum inklusive Römerbaustelle erwerben.

Lage: Römerbaustelle Aliso, Zum Silverberg, 45721 Haltern am See (etwa 300 m vom Museum entfernt und von dort aus ausgeschildert)

Link: www.lwl-roemermuseum-haltern.de

LWL-Römermuseum Haltern am See

Bevor man die Römerbaustelle Alisio besichtigt, empfiehlt sich ein Besuch des LWL-Römermuseums. Hier kann man neben zusätzlichen Informationen zum Militärstandort Alisio viele Exponate rund um das größte Militärlager im rechtsrheinischen Germanien entdecken.

Die Ausstellung mit ca. 1200 Exponaten zeigt nicht nur Funde aus dem Militärstandort Alisio, sondern auch aus der gesamten rechtsrheinischen Region Nordrhein-Westfalens.

Ein erstes provisorisches Museum wurde bereits 1900 eingerichtet, kurz nachdem erste Grabungen das Römerlager zum Vorschein gebracht hatten. Im Jahr 1993 wurde dann das LWL-Römermuseum neu erbaut, dessen dreieckige Spitzdächer an Legionärszelte erinnern sollen.

Zu den spektakulärsten Ausstellungshighlights gehören z.B. ein Römerdolch mit Gürtel, eine Lampe in Adlerform oder verschiedene Römerhelme. Mehrere Dioramen und Modelle, darunter auch ein Modell des Römerlagers Alisio, zeigen, wie der Lagerstandort zu römischer Zeit ausgesehen haben könnte.

Anfassen und Ausprobieren sind in diesem Museum ausdrücklich erlaubt. Man kann beispielsweise testen, wie schwer sich das Marschgepäck eines Soldaten anfühlte, sich in einem rekonstruierten Lederzelt umschauen, das 6-8 Soldaten im Feldlager als Unterkunft diente, oder Worte auf einer Schreibtafel einritzen.

Hörstationen und Filme, darunter z.B. ein „Tagesschau“-Beitrag aus dem Jahr 4 n. Chr., lockern die Ausstellung auf.

Das Museum ist täglich geöffnet außer montags. In die Eintrittsgebühr für das Museums ist auch der Eintritt zur Römerbaustelle enthalten. Es sind für die Ausstellung auch Audioguides erhältlich. Es gibt regelmäßige Sonderausstellungen und man kann allgemeine Führungen oder Themenführungen buchen. Alle 2 Jahre finden im Oktober die Römertage statt (das nächste Mal 2022) mit römischen Legionären, antiken Handwerkern, diversen Aufführungen und römischem Essen und Trinken.

Lage: LWL-Römermuseum, Weseler Str. 100, 45721 Haltern am See

Link: www.lwl-roemermuseum-haltern.de

Große Thermen von Xanten

Die Thermen in Xanten standen ihren Vorbildern in Rom wohl in nichts nach. Allein die große Vorhalle, die nicht nur Eingangsbereich, sondern auch Versammlungshalle war, hatte riesige Ausmaße.

Die großen öffentlichen Thermen von Xanten stammen aus dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. und nahmen mit einer Fläche von 1,15 ha eine gesamte Insula ein. Sie war aber sicher nicht die einzige Badeanlage der Stadt, vermutlich gab es auch weitere kleinere Thermen, ähnlich der in der Herberge am Kleinen Hafentor.

In den Thermen waren die einzelnen Bereiche im Reihentypus hintereinander und nach der üblichen Badeabfolge angeordnet. Man betrat das Bad durch die große Vorhalle (basilica thermarum) im Süden. Zunächst gab es den Kaltbadebereich (frigidarium) mit den beiden je 40 m² großen Kaltbecken. Weiter ging es durch die beiden Räume des Laubads (tepidarium) mit Warmbecken und den beiden danebenliegenden 90 m² großen Schwitzbädern (sudatorium) in das 350 m² große Heißbad (caldarium), mit dem großen Heißwasserbecken.

Außerdem gab es einen großen Innenhof (palaestra), in dem man sich mit Ballspielen und Gymnastik sportlich betätigen konnte. Hinter den Säulengängen des Innenhofs lagen Läden, die Latrinen und ein Gebäude, in dem Ärzte ihre Dienste anboten.

Beheizt wurden die Thermen über insgesamt 9 Feuerstellen und es gab Wasserspeicher im Norden der Anlage. Und natürlich waren sowohl die Wände als auch die Böden prachtvoll mit Marmor und Stuck verkleidet und bemalt, und die Gewölbe wurden von kunstvoll gestalteten Säulen getragen.

Erste Grabungen in den Thermen fanden im 19. Jahrhundert statt. 1957 musste dann eine Notgrabung vorgenommen werden, damit auf dem Gelände eine Fabrik errichtet werden konnte. Später wurde diese wieder abgerissen, die Grundmauern der Thermen freigelegt und 1999 mit einem Schutzbau aus Glas überbaut, der heute das ursprüngliche Aussehen der Thermengebäude eindrucksvoll nachahmt. Die Stahlträger, die das Dach halten, markieren die einzige Lage der Pfeiler, Wände und Bögen der Thermen. Auf Laufstegen kann man durch die Thermen schlendern und sich einen Eindruck von der Größe der Anlage machen.

Es wird auch eine etwa 1stündige Führung durch die Großen Thermen angeboten.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Nebeneingang LVR-RömerMuseum, Trajanstraße 10, 46509 Xanten oder einen der beiden Haupteingänge)

Link: apx.lvr.de

LVR-Römer-Museum Xanten

Das LVR-RömerMuseum verbindet heute durch seine einzigartige Architektur das Gestern mit dem Heute: das auf den Fundamenten der Thermenvorhalle errichtete Gebäude dient heute nicht nur als Museums-, sondern auch als Schutzbau.

Die Thermen müssen wohl einst beeindruckend gewesen sein, denn allein die Vorhalle der Thermen (basilica thermarum) hatte mit einer Grundfläche von 70 x 22 Metern und einer Höhe von knapp 25 Metern gewaltige Dimensionen. Sie war zum einen Eingangshalle, hatte aber sicher auch weitere Verwendung als Gymnastik- oder Veranstaltungsraum.

Der zwischen 2005 und 2006 errichtete Schutzbau wurde über den Originalfundamenten der Thermenvorhalle errichtet. Die Architektur wurde dabei, ähnlich wie beim benachbarten Thermenschutzbau, an das ursprüngliche Aussehen des antiken Gebäudes angelehnt. Anschließend zog dann das Museum, das vorher im Stadtzentrum untergebracht war, ein und wurde 2008 eröffnet.

Im Inneren sind die einzelnen Ausstellungsbereiche auf mehreren Plattformen angeordnet, die auf unterschiedlichen Ebenen liegen und über Rampen miteinander verbunden sind.  Auf einer Fläche von 2.000 m² sind über 2.500 Funde aus den Ausgrabungen von Xanten zu entdecken, die in folgende Themenbereiche unterteilt sind:

  • Auftakt – Großquader und „Spuren“: Die vor dem Museum liegenden antiken Steinquader zeigen anschaulich, welche Mengen an Material für den Bau der Stadt benötigt wurden. Unterhalb einer begehbaren 30 m² großen Glasfläche im Museumsfoyer stellen die Abdrücke von Wagenrädern, Tierpfoten und Fußspuren ihre hinterlassenen Spuren in der Geschichte bildlich dar.
  • Legionen und frühe Besiedlung: Der Rundgang führt chronologisch durch die militärischen und zivilen Einflüsse der römischen „Invasion“ und deren Auswirkungen auf das Leben der einheimischen Bevölkerung.
  • Im Mittelpunkt: die Colonia: Die Geschichte und Entwicklung der Colonia Ulpia Traiana bildet das Kernstück der Ausstellung. Der Bogen geht dabei von der Erbauung der Monumentalbauten über das Leben der Armen und der Reichen in der Colonia, die Welt der Götter und Laren, die Bedeutung als Handelszentrum und die Funktion von Grab- und Weihesteinen. Ein Highlight ist dabei ein römisches Schiff, das frei im Raum schwebt.
  • Untergang, Wiederaufbau und Wandel: Der letzte Bereich widmet sich der Zerstörung der Stadt durch die Franken, den Wiederaufbau als Festungsstadt Tricensimae und der Wandel zu einer mittelalterlichen Stadt.

Von einem verglasten Balkon im mittleren Bereich aus hat man außerdem eine gute Sicht auf die Ausgrabungen im Thermengelände. Im Untergeschoss, in dem man einen Blick auf die Fundamente werfen kann, werden wechselnde Sonderausstellungen präsentiert. In den Hörspielen und Filmen, die an einzelnen Stationen in Deutsch, Englisch und Niederländisch zu erleben sind, kommen ehemalige Bewohner der Stadt zu Wort und viele der Exponate kann man anfassen und ausprobieren. Die Architektur des Baus wurde schon kurz nach ihrer Eröffnung mit dem „best architects 09“-Award ausgezeichnet.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Nebeneingang LVR-RömerMuseum, Trajanstraße 10, 46509 Xanten oder einen der beiden Haupteingänge)

Link: apx.lvr.de

Hafentempel von Xanten

Anhand der teilrekonstruierten Reste des Hafentempels kann man heute noch ermessen, wie imposant dieses Bauwerk bereits in der Antike gewesen sein muss. Übrigens sollte man ihn sich bunt bemalt vorstellen und nicht strahlend weiß, wie man bisher oft irrtümlich vermutete.

In der Nähe des Hafens lag nach dem Kapitolstempel der zweitgrößte Tempel von Xanten, der im 2. Jahrhundert n. Chr. gebaut wurde. Der für eine nördliche Provinz eher unübliche Ringhallentempel mit einer Höhe von knapp 27 Metern sah für die ankommenden Reisenden sicher beeindruckend aus und war vermutlich schon damals ein Wahrzeichen der Stadt.

Auf dem 3 Meter hohen Podium, das man an der Südostseite über eine Freitreppe erreichen konnte, lag in der Mitte der Kultraum (cella), der mit Marmor an Boden und Wänden geschmückt war und in dem eine Statue der Gottheit stand. Die Cella ist von einer umlaufenden Säulenreihe (peristasis) mit 26 korinthischen Säulen umgeben, die das Dach trugen. Reich verzierte Friese an der Dachkonstruktion und am Giebel und eine bunte Bemalung vervollständigten den erhabenen Eindruck des Gebäudes.

Der Tempel stand innerhalb eines 68 x 94 Meter großen Tempelbezirks, der mit Portikushallen umgeben war. Vor dem Tempel lag der Altar für die bisher noch nicht identifizierte Gottheit – möglich ist, dass der Tempel dem Gott Mars geweiht oder vielleicht Kaiser Trajan im Rahmen des Kaiserkults gewidmet war.

Zwischen 1934 und 1936 wurden am Tempel erste wissenschaftliche Ausgrabungen vorgenommen.  1977-1978 folgten weitere Grabungen, bei denen die in Tausende Einzelteile zersplitterte, 24 x 36 Meter große römische Fundamentplatte zum Vorschein kam, die heute unterhalb des rekonstruierten und gleichzeitig als Schutzbau dienenden Podiums zu sehen ist.

Der Tempel präsentiert sich heute bewusst nur in Teilen wieder aufgebaut, da die Befundlage für die detailgetreue Rekonstruktion des einstigen Aussehens nicht eindeutig genug ist. Daher wurde auf dem Podium die Cella und die Säulen nicht in voller Höhe vervollständigt, sondern nur eine Tempelecke mit 4 Säulen mitsamt Giebelteil rekonstruiert und teilweise farbig bemalt. Der Umriss des Tempelbezirks wurde mit einer Hecke markiert.

Der Eingang zum römischen Tempelfundament befindet sich an der Rückseite des Podiums.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel Am Rheintor, 46509 Xanten)

Link: apx.lvr.de

Handwerkerhäuser von Xanten

Die 3 Handwerkerhäuser sind originalgetreue Nachbauten von römischen Streifenhäusern – hier wurde sowohl bei den Bautechniken als auch bei der Einrichtung der Werkstätten und Wohnungen auf Detailtreue geachtet.

Die Handwerkerhäuser wurden bereits 1957 ausgegraben. Hierbei fand man Reste, die darauf hindeuten, dass hier in einer Schmiede Metall verarbeitet und im anderen Haus eine Weberei betrieben wurde.

Diese beiden Häuser wurden zwischenzeitlich auf den Originalfundamenten mitsamt den Werkstätten, Wohnräumen, Höfen und der Inneneinrichtung komplett rekonstruiert, wobei man zunächst eine Betonplatte einzog, um die vorhandenen Grundmauern zerstörungsfrei zu konservieren. Das mittlere Haus hingegen zeigt noch die originalen freigelegten Grundmauern.

Die 3 Streifenhäuser lagen mit ihrer Front jeweils zur Straße. Im vorderen Teil lagen im Erdgeschoss eine Werkstatt bzw. ein Laden, im Obergeschoß waren die Wohnräume untergebracht. Die Mauern und Böden der Häuser bestanden aus gestampftem Lehm, die Decken und das Dach wurden aus Eichenbalken gefertigt. Das Dach war mit handgefertigten Dachziegeln gedeckt und die Fenster bestanden teilweise aus Glas.

Bei der Rekonstruktion wurde mithilfe experimenteller Archäologie versucht, die Häuser mit den während der Römerzeit verwendeten Baustoffen und Techniken so nahe am Original wie möglich zu rekonstruieren. Auch bei der Inneneinrichtung der Werkstätten und der Wohnräume und bei der Bemalung wurde auf höchstmögliche Detailtreue geachtet.

In einem Pavillon neben den Handwerkerhäusern liegen die Grundmauern eines weiteren Hauses, das ein „Fenster in den Boden“ darstellt. Anhand der freigelegten Fundamente kann man hier die verschiedenen Bauphasen des ausgegrabenen Gebäudes im Laufe der Nutzung unterscheiden und beispielsweise eine Feuerstelle und eine Darre erkennen, auf der Getreide, Flachs oder auch Ton getrocknet wurde.

Ein spannender Film zeigt den Verlauf der Rekonstruktionsarbeiten im Zeitraffer und im Weberhaus zeigt eine Ausstellung, dass „Kleider machen Leute“ auch schon in der Antike galt. Für die Handwerkshäuser kann eine 1-stündige Gruppenführung gebucht werden.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten oder den Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten)

Link: apx.lvr.de

Herberge und Herbergsthermen von Xanten

Die Herberge ist heute zusammen mit der dazugehörenden Thermenanlage komplett rekonstruiert und könnte fast wie zur Römerzeit genutzt werden. Zumindest für die Taverne ist das heute bereits wieder möglich.

Die direkt am Kleinen Hafentor gelegene Herberge (mansio) stammt aus der Zeit zwischen 80 und 90 n.Chr., war ursprünglich 64 x 10 Meter groß und hatte 2 Stockwerke. Vermutlich wegen ihrer Nähe zum Hafen war sie wohl sehr beliebt, denn sie wurde schon bald auf die heute rekonstruierte Größe von 78 x 25 Meter erweitert.

Das Gebäude mit seinen 3 Flügeln war um einen Innenhof gruppiert. Die Gäste, zu denen Händler, Kaufleute oder Schiffsreisende gehörten, waren in kleinen Schlafkammern untergebracht, es gab aber auch größere Räume und „Suiten“ für betuchtere Gäste. Für das leibliche Wohl war in Form einer Taverne mit einer großen Küche und einem großen Vorratskeller gesorgt.

Im größeren der beiden Seitenflügel waren die Herbergsthermen untergebracht, die von den Gästen und wahrscheinlich auch von den Bewohnern des Stadtviertels genutzt wurden. Auf einer Fläche von 415 m² waren die Räume im Reihentypus, d.h. hintereinander angeordnet.

Ein erstes Thermengebäude aus Holz aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. wurde vermutlich zeitgleich mit der Herberge errichtet. Der Steinbau entstand dann 135 n. Chr., wurde aber noch mindestens weitere zwei Mal umgebaut und dabei im 2. Jahrhundert n. Chr. wieder verkleinert. In zwei Ladengeschäften, die am Portikusgang des Badegebäudes liegen, waren Werkstätten untergebracht.

Der Herbergskomplex war bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Benutzung und wurde, den Brandspuren im Keller zufolge, wahrscheinlich 275/276 n. Chr. bei den Frankeneinfällen zerstört.

Die Gebäude wurden zwischen 1974 und 1983 ausgegraben, wissenschaftlich untersucht und danach auf den Originalfundamenten rekonstruiert. Nach der vollständigen Rekonstruktion sind sie seit 1989 öffentlich zugänglich.

Die Räume der Herberge, darunter eine kleine Schlafkammer, ein Speisezimmer (triclinum), ein Appartement (mit Empfangsraum, Wohnzimmer und Schlafkammer), die Küche mit Keller und ein Hausaltar wurden dabei nach römischen Vorbildern ausgemalt und möbliert. Im Innenhof wurde ein römischer Kräutergarten angelegt.

Um Erkenntnisse über ihre Funktionsweise zu gewinnen, wurde die Heizanlage der Thermen mitsamt Wasserkessel voll funktionsfähig rekonstruiert und dann nach Vorlagen originalgetreu ausgemalt. In den Werkstatträumen sind heute eine Schuster- und eine Knochenschnitzerwerkstatt untergebracht, in denen an den Wochenenden „gearbeitet“ wird.

In den Ausstellungsräumen der Herberge informiert die Ausstellung „Kaiser, Senat & Volk“, teilweise an Hörstationen, über die römische Gesellschaftsordung, die Politik und die Verwaltung des Reiches und der Provinzen. Im Erdgeschoss der Herberge kann man im Restaurant römische Gerichte nach Rezepten des Apicius genießen. Die Festräume der Taverne können auch gemietet werden.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten oder den Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten)

Link: apx.lvr.de

Amphitheater von Xanten

Für eine römische Stadt war das Vorhandensein eines Amphitheaters unerlässlich. In Xanten lag die Arena auf einer freien Fläche in der Ostecke der Stadt und hatte ausreichend Platz, um die gesamte Stadtbevölkerung aufzunehmen.

Das Amphitheater von Xanten war eines der größten Amphitheater nördlich der Alpen und bot Platz für ca. 10.000 Zuschauer. Damals wie heute waren die öffentlichen Veranstaltungen in den Arenen ein wahrer Publikumsmagnet, so dass die Zuschauerränge meist bis auf den letzten Platz besetzt waren.

Das Amphitheater wurde kurz nach der Stadtgründung zwischen 105 und 110 n. Chr. erbaut, zunächst als Holzkonstruktion auf einem Erdwall, aber spätestens Ende des 2. Jahrhunderts aus Stein. Ein weiteres Amphitheater, das in der Mitte des 1. Jahrhunderts erbaut wurde, befand sich südlich der Stadt in der Nähe des Legionslagers Vetera (in der Nähe des heutigen Ortes Birten).

Der ovale Bau des Amphitheaters der Zivilstadt war 99 Meter lang und hatte eine 10 Meter hohe Außenmauer, während die Arena 60 x 48 Meter maß. Es gab 2 Haupttore, über die z.B. die Gladiatoren in einer Parade zu Beginn der Spiele einmarschieren konnten. Die Zuschauer betraten das Amphitheater über die Außenarkaden und Gewölbegänge, von denen die 12 Treppenschächte zu den Zuschauerrängen abzweigten. An der Innenmauer der Arena gab es 6 Tore, hinter denen in denen die Gladiatoren und Tiere in mehreren Kammern auf ihren Auftritt warteten. Unter der Arena lag ein Holzkeller mit Fahrstühlen, über die Material und Tiere in die Arena gehoben werden konnten.

Das Amphitheater war 1887 das erste Gebäude der Colonia Ulpia Trajana, das entdeckt wurde. Es wurde 1934 vollständig freigelegt und durch mehrere Ausgrabungen erforscht. Die 3 Originalpfeiler, die heute neben der Arena stehen, stammen aus den ersten Ausgrabungen. In den 1980er Jahren wurden die 3 Sitzreihen der unteren Ränge und etwa ein Viertel der oberen Zuschauerränge auf den noch vorhandenen Fundamenten teilrekonstruiert.

In den Gängen unterhalb der unteren Ränge gibt es die Ausstellung “Brot und Spiele”, in der man alles über das Leben der Gladiatoren und den Ablauf von Gladiatorenspiele erfährt – inklusive typischer Geräuschkulisse in einer Arena.

Das Amphitheater wird heute auch für Veranstaltungen wie die Sommerfestspiele, Gladiatorenspiele, Opern- und Open-Air-Rock-Konzerte genutzt.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten oder den Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten)

Link: apx.lvr.de

Stadtmauer und Tore von Xanten

Bereits wenige Jahre nach der Gründung der Colonia Ulpia Traiana wurde diese von einer mächtigen Stadtmauer mit mehreren repräsentativen Toren und Türmen umgeben. Dabei diente diese nicht in erster Linie der Verteidigung, sondern sollte vielmehr die römische Macht demonstrieren.

Die 3,4 km lange und 6 m hohe Stadtmauer entstand ab 105 n. Chr. und besaß an der Innenseite einen Wehrgang bzw. Erdaufschüttungen. Die Mauerkrone war mit Zinnen bekrönt und vor der Mauer lag an 3 Seiten der Umwehrung ein Doppelgraben, während an der Hafenseite nur ein einfacher Spitzgraben lag. Dennoch war die Mauer vor allem auch zur Demonstration römischer Macht gedacht.

Die Umwehrung besaß insgesamt 22 Türme und an den Hauptstraßen mit dem Nord- bzw. Burginatum-Tor, dem Maastor und dem Vetera-Tor 3 repräsentative Haupttore mit doppelten Durchfahrten. Da es an der Rheinseite kein Haupttor gab, erhielten einige der Türme, wie z.B. das Hafentor, das Molentor und das Kleine Hafentor, einfache Durchlässe.

Von der römischen Stadtmauer sind heute die Ostecke am Amphitheater, das Nordtor und die 9 Türme zwischen Nordtor und Haupteingang Stadtzentrum teilrekonstruiert. Um eine geschlossene Front zu zeigen, sind die restlichen Zwischenräume zwischen den Türmen mit Hecken bepflanzt. Die Stadtmauer soll nach und nach weiter rekonstruiert werden und kann heute teilweise begangen werden.

Mit dem Nord- oder Burginatium-Tor wurde das nördliche Haupttor, das Richtung Alenkastell Burginatium (in Altkalkar) führte, in voller Höhe rekonstruiert. Es hatte wie die beiden anderen Haupttore eine doppelte Durchfahrt, wurde von Tortürmen flankiert und bestand aus 3 Stockwerken. Das Tor ist heute begehbar und zeigt die Ausstellung „Tod & Begräbnis“.

Am Hafentor (oder Osttor) lag der Hafen des römischen Xanten. Das Tor besaß eine einfache Durchfahrt und ist heute begehbar. Vor dem Molentor mit einer einfachen Durchfahrt lag in römischer Zeit die Hafenmole des Rheins, der allerdings um 300 v. Chr. verlandete und einen Neubau der Mole weiter nördlich nötig machte. Der Torturm ist heute begehbar und bildet den Parkeingang Hafentempel.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten oder den Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten)

Link: apx.lvr.de

Archäologischer Park Xanten (APX)

Der Archäologische Park in Xanten (Colonia Ulpia Traiana) ist ein gelungenes Beispiel, wie man dem Besucher Geschichte eindrücklich näherbringen kann. In den rekonstruierten Gebäuden, wie der Herberge, den Herbergsthermen, den Handwerkerhäusern, aber auch im Amphitheater oder am Hafentempel, erwacht die Antike zu neuem Leben.

Die Entstehung von Xanten beginnt um 13-12 v. Chr., als am Niederrhein mit dem Legionslager Castra Vetera (heute in der Nähe des Xantener Stadtteils Birten) ein erstes Militärlager gegründet wurde. Es war Standort einer Doppellegion von 8000 bis 10.000 Legionären. Etwas nördlich davon wurde an einem Rheinarm der Hafen für die Rheinflotte angelegt, der sich schon bald zu einer großen Zivilsiedlung entwickelte.

Nach der Zerstörung des Kastells und der Siedlung während des Bataveraufstands 69/70 n. Chr. wurde beides wieder aufgebaut und die Siedlung dabei mit rechtwinklig angelegten Straßen im Schachbrettschema komplett neu errichtet. Im Jahr 98 oder 99 n. Chr. wurde der neuen Stadt das Stadtrecht verliehen und nach dem Kaiser Trajan (Marcus Ulpius Traianus) benannt.

Die Stadt mit einer Fläche von 73 ha erhielt eine 3,4 km lange Stadtmauer und bot Platz für 10.000 bis 15.000 Einwohner. Es wurden Monumentalbauten wie das Amphitheater, Tempel oder öffentliche Bäder gebaut, Handwerker produzierten Ziegel und Keramik, schmiedeten Eisen oder stellten Gegenstände aus Leder, Holz oder Metall her. Händler importierten Luxusgüter und verkauften die Waren der Stadt, Soldatenfamilien und Veteranen siedelten sich an. Herbergen boten Platz für Reisende und Restaurants und Bäckereien versorgten die Einwohner. Neben Köln und Trier war Xanten nun die drittgrößte Stadt nördlich der Alpen.

Wahrscheinlich um 275 n. Chr. endete diese Blüte jedoch, als die Stadt von den Franken fast komplett zerstört wurde. Anschließend wurde um 310 n. Chr. der Kernbereich der Stadt, d.h. die mittleren 9 Insulae, zur neuen, nur noch 16 ha großen Festungsstadt Tricensimae umgebaut, in der sowohl Militär als auch Zivilisten lebten. Sie wurde mit Wehrmauer, Wehrtürmen und Doppelgraben zu einer starken Festung ausgebaut, die bis 426 n. Chr. Bestand hatte, bevor sie nach erneuten Germanenüberfällen endgültig aufgegeben und nicht mehr besiedelt wurde. Die Bauten verfielen und die Steine wurden im Mittelalter in neue Gebäude verbaut, so dass das Wissen um die römische Stadt verloren ging.

Nach der Entdeckung der Fundamente des Amphitheaters und ersten Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wurden 1930 wegen einer geplanten Straße Notgrabungen durchgeführt. Ab 1934 folgten weitere Grabungen und schließlich wurde 1977 ein erster Teil der Ausgrabungen als Park eröffnet. Der 1999 erbaute Schutzbau über den Thermen lag dabei zunächst noch außerhalb des Geländes. Dies änderte sich dann 2009, als nach dem Umzug des Museums in einen Schutzbau über der Thermenvorhalle nun alle Ausgrabungsareale in einen Park integriert wurden, der heute wieder die gesamte Fläche der antiken römischen Stadt umfasst.

Im 60 ha großen Archäologischen Park sind nun neben dem LVR-RömerMuseum und dem Schutzbau über den Großen Thermen auch die Nachbauten des römischen Amphitheaters, einer Herberge mit Herbergsthermen, mehrerer Handwerkerhäuser, eines Hafentempel und von Teilen der Stadtmauer mit dem Nordtor versammelt. Der schachbrettartige Verlauf der Straßen und der Häuserblocks (insulae) wird durch die angelegten Wege verdeutlicht. Hecken und Bäume zeichnen dabei die Hausgrundrisse und Säulenportiken der Häuser nach.

Zwischen Hafentempel und Nordtor werden an verschiedenen Stationen weitere Aspekte des römischen Lebens gezeigt. Es gibt u.a. den Nachbau eines Backofens und einer Kornmühle, Teile eines Aquädukts, einen Meilenstein, römische Baukräne, Grabsteine, Abwasserkanäle, und die teilweise freigelegten Fundamente des Matronen- und Capitolstempels und des Forums zu sehen. In den Ausstellungspavillons werden die Themen „Bauen & Technik“, „Reise & Verkehr“ beleuchtet und es gibt eine Schiffswerft, in der antike Schiffe nachgebaut werden. Auch ein Spielehaus und ein großer Abenteuerspielplatz für „kleine Römer“ dürfen nicht fehlen.

Der Archäologische Park in Xanten ist rund ums Jahr täglich geöffnet (außer an Weihnachten und Silvester) und kostet Eintritt. Alle 2 Jahre findet im Wechsel mit einem Handwerkerfest das Römerfest „Schwerter, Brot & Spiele“ statt. Im Sommer gibt es an den „Römerwochenenden“ Vorführungen in den Werkstätten und Führungen zu verschiedenen Themengebieten. Sonntags kann man an kostenlosen öffentlichen Führungen teilnehmen und es gibt diverse Vorträge und Sonderveranstaltungen.

Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, Am Amphitheater, 46509 Xanten
Der APX besitzt 3 Eingänge, an denen es jeweils kostenfreie Parkplätze gibt:
Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten: Haupteingang mit dem größten Parkplatzangebot
Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten: nur im Sommer geöffnet
Eingang LVR-RömerMuseum, Trajanstraße 10, 46509 Xanten: in der Nähe des Museumsbaus und mit eingeschränkten Parkmöglichkeiten

Link: apx.lvr.de

Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (RGZM)

Wer sich intensiver mit der römischen Geschichte und den Grenzprovinzen an Rhein und Donau beschäftigen möchte, sollte das RGZM in Mainz besuchen. Die hier ausgestellten Originale und Kopien geben einen guten Überblick über den Einfluss der Römer auf unsere heutige Kultur.

Das Mitte des 19. Jahrhundert gegründete Museum war ursprünglich als wissenschaftliche Sammlung von Kopien gedacht, die Fachleuten und interessierten Laien das Studium des klassischen Altertums und der deutschen Frühgeschichte ermöglichen sollte.

Der Schwerpunkt lag dabei damals und auch heute noch auf den Römern und Germanen und ihren gegenseitigen Einfluss aufeinander. Der Bogen spannt sich dabei von der Steinzeit bis ins Mittelalter, vom Nahen Osten bis nach Spanien und von Nordafrika bis Skandinavien. Daneben gehören auch die Forschung und die Restaurierungswerkstätten zu wichtigen Aspekten der Museumsarbeit.

Neben den Abteilungen „Frühgeschichte und Byzanz“ und „Vorgeschichte“ zeigt die Abteilung „Römische Archäologie“ neben Abgüssen von Originalfunden aus aller Welt auch Originale aus den Grenzprovinzen an Rhein und Donau. Hierbei stehen vor allem die Bereiche Handel und Wirtschaft, Medizin und Wissenschaft, Religion und Totenkult, römisches Militär und die Romanisierung der einheimischen Bevölkerung im Vordergrund.

Besondere Highlights aus der Römischen Archäologie sind beispielsweise:

  • Ludovisi-Sakophag: Abformung eines Sarkophags aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., auf dem eine Schlacht zwischen römischen Soldaten und Germanen abgebildet ist. Der Deckel ist ein Original.
  • Mainzer Himmelsglobus: Bronzener Himmelsglobus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. mit Darstellung der Sternbilder der nördlichen Hemisphäre. Er war Bestandteil einer Sonnenuhr.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist frei. Es finden auch Führungen, Sonderausstellungen und Veranstaltungen statt.

Lage: Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM), Kurfürstliches Schloss zu Mainz, Ernst-Ludwig-Platz 2, 55116 Mainz
Info: Das Museum ist seit Mitte 2017 geschlossen, da es in einen Neubau direkt neben dem Museum für Antike Schifffahrt umzieht. Die geplante Neueröffnung ist im Jahr 2025.

Link: web.rgzm.de/museen/roemisch-germanisches-zentralmuseum-mainz

Museum für antike Schifffahrt Mainz

Der spektakuläre Fund von 5 guterhaltenen Römerbooten im Jahr 1981 und deren anschließende Konservierung führte zur Eröffnung des Museums für Antike Schifffahrt. Es ist in einer ehemaligen Lokhalle in der Nähe des Römischen Theaters untergebracht und nicht nur für Nautiker interessant.

Die 5 sogenannten „Mainzer Römerschiffe“, die 1981 bei Bauarbeiten in der Nähe des heutigen Zollhafens gefunden wurden, bilden den Kern des Museums, das 1994 als Außen- bzw. Zweigstelle des RGZM eröffnet wurde.

Hier sind neben den restaurierten und konservierten Wracks aus dem späten 4. Jahrhundert, die wohl irgendwann im 5. Jahrhundert versenkt wurden, auch 2 originalgetreu und im Originalmaßstab nachgebaute römische Kriegsschiffe zu sehen. Dabei handelt es sich um ein schlankes, schnelles Patrouillenboot (navis lusoria), das von 20 bis 30 Ruderern bewegt wurde und zusätzlich einen Segelmast besaß. Der zweite Nachbau ist ein breites Last- und Transportboot (navis actuaria) mit flachem Kiel und geringem Tiefgang, das ebenfalls gesegelt werden konnte.

Diese Art von Schiffen war während der Römerzeit in Mainz (Mogontiacum) stationiert, das nicht nur einer der Hauptstützpunkte der Rheinflotte war und die Rheingrenze vor feindlichen Überfällen schützte, sondern auch eine Schiffswerft besaß und sowohl einheimischen Rheinschiffern als auch Fernhändlern als Handelshafen diente. Bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts konnte die Nutzung des Hafens nachgewiesen werden.

Weitere Schiffsmodelle im Maßstab 1:10 zeigen die Vielfalt des militärischen aber auch des zivilen Schiffsbaus in römischer Zeit. Anhand von Inschriften, Grabsteinen oder Briefen wird die Geschichte des Schiffsbaus und der Alltag auf römischen Kriegs- und Handelsschiffen näher erklärt. Beim Blick in die Werkstätten erhält man zusätzlich einen direkten Einblick in die Arbeit der Restauratoren und Modellbauer.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist frei. Es finden regelmäßig Führungen, Veranstaltungen und Familientage statt.

Lage: Museum für Antike Schifffahrt, Neutorstraße 2b, 55116 Mainz

Link: web.rgzm.de/museen/museum-fuer-antike-schifffahrt-mainz

Drususstein in Mainz

Als Drusus, der Heerführer der römischen Legionen in der Provinz Germanien, während eines Feldzugs gegen die Cherusker nach einem Sturz vom Pferd starb, bauten ihm seine Soldaten ein Scheingrab, an dem ein jährlicher Totenkult zu seinen Ehren abgehalten wurde.

Der Drususstein, der im Volksmund auch „Eichelstein“ genannt wird, wurde als Scheingrab (Kenotaph) für den Feldherren Nero Claudius Drusus kurz nach dessen Tod, also ab 9 v. Chr., gebaut. Dieser war der Stiefsohn des Kaisers Augustus und führte ab 12 v. Chr. zusammen mit seinem Bruder Tiberius mehrere Feldzüge gegen die rechtsrheinischen Germanenstämme.

Auf einem Feldzug gegen die Cherusker stürzte Drusus in der Gegend des heutigen Magdeburg vom Pferd, brach sich dabei ein Bein und starb wenig später mit nur 29 Jahren an dieser Verletzung. Da er bei seinen Soldaten ungeheuer beliebt war, wurde ihm in Mainz, dem Hauptstandort seiner Legion, ein Kenothaph errichtet. Hier und vermutlich auch im nahegelegenen Theater fanden bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. jährliche Gedenkfeiern und Paraden zu seinen Ehren statt.

Während des Mittelalters wurde die Außenverkleidung anderweitig verbaut. Im 16. Jahrhundert wurde dann das ursprünglich massive Bauwerk innen ausgehöhlt, um eine Wendeltreppe einzubauen. Anschließend diente er als Wachturm der Zitadelle.

Der ursprünglich 30 Meter hohe Steinbau mit quadratischem Sockel und zylindrischem Aufbau sieht heute mit seiner Höhe von knapp 20 Metern nicht mehr sonderlich spektakulär aus, zumal nur noch das innere Mauerwerk übrig ist und von seiner ursprünglichen Verkleidung und Verzierung nichts mehr zu sehen ist. Bei seiner Erbauung war er sicher außen mit glatten Steinen verkleidet, reich verziert und mit einem Pinienzapfen gekrönt. Auf einer Inschrift war eine Grabinschrift angebracht, die sein Stiefvater Augustus persönlich verfasst haben soll.

Der Drususstein ist frei zugänglich und vom Eingang der Zitadelle nur zu Fuß in ca. 10-15 Minuten erreichbar. In der Nähe befindet sich eine „cella honoraria für Drusus maior“ mit Informationen zu Drusus und dem Drususstein.

Lage: Drususstein, Zitadelle, 55131 Mainz (auf dem Gelände der Zitadelle in der Nähe des Stadthistorischen Museums)

Römisches Theater Mainz

Das größte Bühnentheater nördlich der Alpen befindet sich in Mainz in der Nähe der Zitadelle. Hier fanden vermutlich bereits Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. neben Theateraufführungen auch Gedenkfeiern für Heerführer wie Drusus oder Germanicus statt.

Spätestens ab 39 n. Chr., aber wahrscheinlich bereits einige Jahre früher, gab es in Mainz (Mogontiacum) ein kleines halbrundes Bühnentheater (odeon), das an einem natürlichen Hang durch Erdaufschüttungen mit Holztribünen errichtet wurde. Im 2. Jahrhundert wurde das Theater dann aus Stein in seiner heutigen Größe neu errichtet und bis zum 4. Jahrhundert genutzt.

Mit seinen Zuschauertribünen (cavea) mit einem Durchmesser von über 116 Metern war das Theater von Mainz das größte Bühnentheater nördlich der Alpen und bot etwa 10.000 Zuschauern Platz. Diese konnten auf 3 Rängen auf die halbrunde Orchestra und die gut 41 Meter lange Bühne (pulpitum) hinunterblicken. Die die Bühne begrenzende Bühnenwand mit mehreren Durchgängen in dahinterliegende Räume schloss oben vermutlich auf Höhe der obersten Sitzreihe ab. Die Außenfassade des Theaters besaß mehrstöckige Arkaden, innen führten mehrere Umgänge und Treppenaufgänge zu den Rängen.

Das Theater wurde neben Theateraufführungen auch für kultischen Feiern genutzt, Gedenkfeiern für Drusus und Germanicus und Ehrenfeiern für das römische Kaiserhaus sind zumindest am in direkter Nachbarschaft gelegenen Drususstein historisch belegt und wurden vermutlich auch durch Veranstaltungen im Theater fortgesetzt.

Das Theater wurde bereits 1884 beim Bau einer Eisenbahnstrecke entdeckt. Erste Ausgrabungen fanden dann zwischen 1915 und 1916 statt, wurden aber wegen der Weltkriege gestoppt und erst wieder zwischen 1997 und 1999 aufgenommen. Hierbei wurden die heute sichtbaren quadratischen Pfeilerfundamente der Tribünen ausgegraben.

Der aktuelle Erhaltungszustand erfordert eine grundlegende Sanierung, die für die nächste Jahren geplant ist. Hierbei soll nicht nur die Substanz erhalten werden, es soll auch das Theater wieder nutzbar gemacht machen. Der durch den oberen Bereich des Theatergeländes führende Zitadellenweg soll dabei zurückgebaut werden, um das Theater komplett freilegen zu können.

Heute kann man durch eine Glaswand am Bahnsteig des Bahnhofs „Mainz – Römisches Theater“ einen Blick auf das Ausgrabungsgelände werfen. Auf den Bahnsteigen 2 und 3 sind die Umrisse der Bühne und die Lage der Bühnenwand mit helleren Pflastersteinen markiert. 5 Sitzreihen des untersten Rangs, auf denen rund 500 Gäste Platz finden, wurden aus Holz nachgebildet.

Das Theater ist vom Bahnhof und vom Zitadellenweg aus von außen frei einsehbar. Am und im Theater finden verschiedene Veranstaltungen und Aufführungen statt, auch Führungen werden von der „Initiative Römisches Mainz“ angeboten.

Lage: Römisches Bühnentheater, Zitadellenweg, 55116 Mainz (oberhalb des Bahnhofs Mainz – Römisches Theater)

Isis- und Mater Magna-Heiligtum Mainz

Das einzige bisher ausgegrabene Isis-Mater Magna-Heiligtum Deutschlands befindet sich im Zentrum von Mainz unterhalb der „Römerpassage“. In einer ansprechenden multimedialen Präsentation wird im Museum der aus dem Orient stammende Kult für die beiden Göttinnen inszeniert.

Nur wenige Jahrzehnte nach der Errichtung des römischen Militärlagers in Mainz (Mogontiacum) wurde in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts für die Soldaten diese Tempelanlage zu Ehren der altägyptischen Göttin Isis Panthea und der orientalischen Mater Magna errichtet. Es ist damit das früheste datierbare Heiligtum dieser Art in den Nordprovinzen.

Es handelte sich hier um einen großen Tempelbezirk, der bis zum 3. Jahrhundert genutzt und während dieser Zeit mehrfach umgebaut und erweitert wurde.

Bei Bauarbeiten für eine Ladenpassage in der Innenstadt wurden im Jahr 1999 die Überreste des Heiligtums gefunden und bis 2001 ausgegraben. Die Eröffnung des mit multimedialen Hörspiel- und Filmsequenzen, Diaprojektionen und Animationen aufwendig konzipierten und präsentierten Museums im Kellergeschoss der Römerpassage erfolgte 2003.

Der Besucher bewegt sich dabei auf Glasstegen über den konservierten Resten der Grundmauern des Tempels und kann das Heiligtum dabei von allen Seiten betrachten. In Vitrinen werden dabei Funde aus der Ausgrabung präsentiert, wie z.B. Fluchtäfelchen, Zauberpuppen, Weihinschriften, Opfergaben, Öllampen, Terrakottafiguren oder Brandaltäre.

Die Ausstellung, die von Freiwilligen des Vereins „Initiative Römisches Mainz“ betreut wird, ist täglich geöffnet außer sonntags. Der Eintritt ist frei, Spenden sind aber willkommen. Es finden auch Sonderausstellungen und Gruppenführungen statt.

Lage: Isis- und Mater Magna-Heiligtum (Taberna archaeologica), Römerpassage 1, 55116 Mainz

Link: roemisches-mainz.de/das-heiligtum

Dativius-Victor-Bogen in Mainz

Von der Säulenhalle, zu der der Bogen einst gehörte, ist heute nichts mehr erhalten. Dass der Bogen heute zumindest teilweise rekonstruiert werden konnte, verdanken wir der Tatsache, dass seine Steinquader Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. in der Stadtmauer verbaut und somit zweitverwertet wurden.

Die Inschrift auf dem Oberteil des Bogens nennt als Stifter einen gewissen Dativius Victor, der in der Civitas Taunensium in Nida (heute Frankfurt-Heddernheim) seinen Dienst als Decurio verrichtete. Möglicherweise aus Dankbarkeit, dass er vom unruhigen Limesgebiet heil ins deutlich sicherere Mainz gelangt war, stiftete er Mitte des 3. Jahrhunderts eine Säulenhalle, die zu einem öffentlichen Gebäude gehört haben könnte und in dem der Bogen den Mitteldurchgang bildete.

Die behauenen und mit zahlreichen Reliefs verzierten Quader wurden zwischen 1898 und 1911 bei Abrissmaßnahmen am Gautor und der Martinstraße entdeckt. Sie waren in den römischen Fundamenten der mittelalterlichen Stadtmauer verbaut. Von den ursprünglich rund 75 Steinblöcken wurden insgesamt 43 gefunden, so dass ein ungewöhnlich großer Teil des Bogens im Originalzustand vorlag, was die Rekonstruktion erleichterte.

Der Bogen war einst 4,5 Meter breit, 6,5 Meter hoch und 70 cm tief und besaß einen 2,4 breiten und 3,9 Meter hohen Durchgang. Die Verzierungen auf der Außenseite, der Schauseite, zeigen außen Weinranken und am Bogenfries die Tierkreiszeichen, über denen Götter und weitere Figuren angebracht sind. Das Relief des Schlusssteins zeigt Jupiter und Juno. Über dem Gesims ist die Stifterinschrift zu lesen.

Der Dativius-Victor-Bogen auf dem Ernst-Ludwig-Platz ist ein ergänzter Abguss – er stand ursprünglich wohl in der Nähe des heutigen Fichteplatzes. Das Original der Säule befindet sich in der Steinhalle des Landesmuseums und kann dort ebenfalls besichtigt werden.

Lage: Dativius-Victor-Bogen, Ernst-Ludwig-Platz, 55116 Mainz

Große Mainzer Jupitersäule

Die Jupitersäule von Mainz ist wohl der Prototyp einer Jupitersäule in der gallo-römischen Provinz. Sie diente vielen weiteren Säulen dieser Art als Vorlage.

Auf der über 9 Meter hohen Säule stand einst eine über 3 Meter hohe Jupiterfigur aus vergoldeter Bronze, von der aber nur noch Fragmente eines Fußes, 1 Finger und Teile des Blitzebündels vorhanden sind. Auf den insgesamt 28 Reliefs auf den beiden Sockelsteinen und den Säulentrommeln der Säule sind die wichtigsten Gottheiten aus dem römisch-keltischen Götterhimmel nebeneinander versammelt, die auch größtenteils identifiziert werden konnten.

Laut den Inschriften auf der Säule wurde sie von den Bewohnern der Zivilsiedlung am Rheinufer gestiftet, von den Bildhauern Samus und Severus gestaltet und kann ziemlich genau in die Zeit des Kaisers Nero um 59-67 n. Chr. datiert werden. Dies macht sie zur ältesten, größten und aufwendigsten gestalteten Säule im deutschsprachigen Raum.

Als die Säule 1905 in der Mainzer Neustadt entdeckt wurde, war sie in Tausende Einzelteile zerbrochen. Vermutlich wurde sie bei einem Germanenüberfall absichtlich zerstört.

Die Jupitersäule befindet sich als Kopie auf dem Gelände vor dem Landtag, wird aber seit 2017 gerade Stück für Stück saniert und ist daher teilweise abgetragen. Das Original befindet sich im Landesmuseum Mainz.

Lage: Jupitersäule, Große Bleiche/Platz der Mainzer Republik, 55116 Mainz

Römer-Mosaik in Bad Vilbel

Bereits in der Römerzeit wurden die warmen Mineralquellen von Bad Vilbel gerne genutzt, wie man am Fund dieses wunderschönen Bodenmosaiks aus einer römischen Villa erkennen kann.

Das 7,05 x 4,75 Meter (ca. 33 m²) große Mosaik gehört mit zu den schönsten römischen Mosaiken, die bisher nördlich der Alpen gefunden wurden. Mit den insgesamt 37 Fabel- und Meerestieren, die sich rund um den Meeresgott Oceanus gruppieren, entstand ein lebendiges Bild, das durch das über das Mosaik plätschernde Wasser noch bewegter und plastischer wirkt.

Das Mosaik wurde 1849 beim Bau einer Eisenbahnstrecke in der Nähe des heutigen Südbahnhofs von Bad Vilbel entdeckt. Es kamen dabei Teile des römischen Mosaikbodens und der Wand- und Fußbodenheizung aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. zum Vorschein, die zur Badeanlage eines römischen Landguts oder vielleicht sogar eines römischen „Kurparks“ gehörten. Das Mosaik wurde ausgegraben, nach Darmstadt gebracht, restauriert, wieder zusammengesetzt und fehlende Teile ergänzt. Heute ist das Original daher im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt zu sehen.

Auf Initiative des Getränkeherstellers Hassia Mineralquellen und mit Unterstützung der Stadt Bad Vilbel entschloss man sich, eine Replik des Mosaiks auch in Bad Vilbel wieder lebendig werden zu lassen. In einer Werkstatt in Sizilien wurde das Mosaik von den Künstlern Rosangela und Marco Ruta aus 400.000 Mosaiksteinen vollständig rekonstruiert und fehlende Teile und Motive analog zu den noch erhaltenen Teilen ergänzt. Die dafür verwendeten Steine stammen dabei aus 15 verschiedenen Steinbrüchen.

Seit 2007 ist die Rekonstruktion in einem Glaspavillon im Kurpark von Bad Vilbel zu bewundern. In Vitrinen rund um das Wasserbecken werden weitere Informationen über das Mosaik, seine Geschichte und seine Rekonstruktion gegeben, über das römische Badewesen informiert und Gegenstände römischer Badekultur präsentiert.

Das Römer-Mosaik ist zwischen April und Oktober nur am Wochenende geöffnet und von November bis Februar nur am Sonntag. Der Eintritt ist frei. Durch den Glaspavillon ist es aber auch außerhalb der Öffnungszeiten jederzeit von außen zu besichtigen. Führungen finden zu festgelegten Zeiten und zusätzlich auf Nachfrage gegen geringe Gebühr statt.

Lage: „Brunnentempel” im Kurpark, Parkstraße 7, 61118 Bad Vilbel

Link: www.kultur-bad-vilbel.de/stadtgeschichte/roemer_mosaik

Limeswachturm in Limeshain (WP 4/103)

In Limeshain, der einzigen Gemeinde Deutschlands, die den Limes im Namen trägt, steht seit 2013 ein nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erbauter Limes-Wachturm, der uns heute einen guten Eindruck vom Aussehen eines Limesturms gibt. Ein archäologischer Lehrpfad mit Infotafeln und Kunstinstallationen führt zu weiteren Stationen mit Bezug zum Limes.

Der ca. 3,8 km lange archäologisch-naturkundliche Lehrpfad beginnt am Sportplatz in Rommelshausen und führt über verschiedene Stationen mit Hinweistafeln durch den Wald südlich von Rommelshausen. Hierbei kann man den Nachbau einer Limespalisade, eines Limesturms und verschiedene Kunstinstallationen (z.B. „Schwert und Schild“) entdecken.

Die erste Station ist eine originalgetreue Rekonstruktion der Limesgrenze, wie sie sich um 200 n. Chr. präsentiert haben könnte. Hier wurde auf 25 Metern Länge ein Limesabschnitt mit Wall, Graben und Palisade rekonstruiert.

Ein paar Meter neben den originalen Grundmauern der beiden römischen WP 4/103 (es wurde sowohl ein Holz- als auch ein Steinturm gefunden) findet man dann die wohl interessanteste Station des Rundwegs: den Nachbau eines Limes-Wachturms, der nach heutigem Wissenstand eine der authentischsten Rekonstruktionen eines Limesturms darstellt.

Der Bau des Turms wurde von fachkundigen Wissenschaftlern begleitet und mit typisch römischen Baustoffen nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in experimenteller Archäologie errichtet. Hierzu wurden für größtmögliche Authentizität lokale Basaltsteine und einheimisches Holz verwendet, alle Maße in römischen Fuß berechnet und sogar die Nägel wurden extra geschmiedet. Auf einer Grundfläche von 5,9 x 5,9 Metern steht nun ein Turm mit 12 Metern Höhe, typisch römischem Kalkmörtelputz mit rotem Fugenstrich und Schindeldach. Nach einer Bauzeit von 3 Jahren wurde er 2013 eingeweiht.

Einzige Zugeständnisse an die heutige Zeit und die Sicherheit ist die außen angebrachte Stahlwendeltreppe, über die man den Turm betreten kann – zumal der Eingang zur Römerzeit im Obergeschoss lag und nur über eine Leiter zu erreichen war. Die Innenräume sollen in den kommenden Jahren noch eingerichtet werden, so dass man sich das Leben der Wachmannschaften dann noch besser vorstellen kann.

Der Limes-Turm ist jederzeit begehbar. Der Geschichts- und Kulturverein Limeshain bietet Führungen am Limespfad an. QR-Codes an den Tafeln liefern weiterführende Informationen.

Lage: Parkplatz am Sportplatz, Ostheimer Straße (L3347), 63694 Limeshain-Rommelshausen (Parkplatz am Sportplatz von Limeshain-Rommelshausen. Von dort sind es noch ca. 800 Meter bis zum Turm auf einem befestigten und ausgeschilderten Waldweg)

Link: www.limeshain.de/limeswachtturm.php

Wetterau-Museum in Friedberg

Das Wetterau-Museum besitzt eine sehenswerte Römerausstellung, in der die Funde aus dem Kastell Friedberg und aus der Region des Wetterau-Limes zu sehen sind.

Eine Altertums-Sammlung mit Römerfunden und das Archiv des Friedberger Geschichtsvereins wurden 1913 am heutigen Standort zum Wetterau-Museum zusammengefasst. Hier werden Exponate zur Geschichte und dem Leben der Menschen in der Wetterau von der Vorgeschichte über die Römerzeit und das Mittelalter bis zur Neuzeit präsentiert.

Die Schwerpunkte bilden dabei die 1994 neu konzipierte römische Abteilung im Erdgeschoss, die 2002 neu gestaltete Keltenabteilung und die Ausstellung „Von der Sichel zur Dreschmaschine“. Die alamannischen und fränkischen Fundstücke aus dem Mittelalter, der Nachbau eines Kolonialwarenladens aus der Zeit um 1900 und eine Ausstellung zur Militärzeit von Elvis Presley in Friedberg vervollständigen die Ausstellung.

Die Funde in der Römerausstellung stammen größtenteils aus dem Kastell und den Vicus von Friedberg, aber auch von Gutshöfen, Limeskastellen und der Gegend des Wetterau- Limes.

In Friedberg wurde bereits zwischen 14 und 16 n. Chr. auf dem heutigen Burgberg ein erstes Kastell als Stützpunkt für die Germanenfeldzüge des Feldherren Germanicus errichtet. Mit dem Ausbau des Limes in der Wetterau zwischen 83 und 85 n. Chr. wurde Friedberg Standort einer zentralen und am gesamten Wetterau-Limes einsetzbaren Spezialtruppe (Cohors I Flavia Damascenorum Milliaria Equitata Sagittariorum) und hatte daher bis zum Limesfall um 260 n. Chr. Bestand.

Durch die Lage an einer wichtigen Handelsstraße im Zentrum der Wetterau bekam das südlich des Kastells gelegene Lagerdorf große Bedeutung. Hier wurden vor allem Töpferwaren und Ziegel hergestellt. Eine Benefiziarierstation kontrollierte und verwaltete die Handelsstraße.

In der römischen Abteilung des Wetterau-Museum werden sowohl das militärische als auch das zivile Leben der Menschen in der Wetterau, am Limes und in Friedberg beleuchtet. Eines der Ausstellungs-Highlights ist dabei ein Münzschatz aus dem Kastell Ober-Florstadt. Die insgesamt 1136 römischen Denare sind einer der größten Funde römischer Münzen nördlich der Alpen und entsprachen etwa dem jährlichen Sold von 5 Soldaten. Auch ein Frauengrab aus Wohnbach und das Mithrasheiligtum aus Friedberg gehören zu den sehenswerten Exponaten.

Außerdem werden anhand der Funde (z.B. Tongefäße, Glaswaren, Terra Sigillata, Weihesteine, Götterstatuen, Vermessungswerkzeuge oder Militärausrüstung) die Themenbereiche Handel und Handwerk, Schreiben und Lesen, Römische Küche, Soldatenleben am Limes oder Römische Gutshöfe veranschaulicht.

In Friedberg sind außerdem noch Reste des Römerbades erhalten, das evtl. zum Haus des Lagerkommandanten gehörte. Die Ruine liegt im Keller des Burggymnasiums und ist von außen einsehbar.

Das Wetterau-Museum ist das zentrale Landesinformationszentrum für die Wetterau und ist gegen Eintritt täglich außer montags geöffnet.

Lage: Wetterau-Museum, Haagstraße 16, 61169 Friedberg (Hessen)

Link: www.wetterau-museum.de

Limesturm „Zum Förstlein“ (WP8/32)

Der Nachbau eines steinernen Limesturms in Osterburken steht ganz in der Nähe des ursprünglichen Wachtpostens WP8/32. Von der Galerie des nach historischem Vorbild gestalteten Turms hat man auch heute noch einen guten Überblick über den hier schnurgerade verlaufenden Limesabschnitt.

Der steinerne Turm mit einer Grundfläche von 5,5 x 5,5 m und einer Höhe von 12 Metern wurde 2013 eingeweiht und vervollständigt die Attraktionen des Limes-Parks Osterburken. Hier wurde ein weiß verputzter und mit rotem Fugenstrich versehener Steinturm zusammen mit einem Limesgraben und einer etwa 10 m langen und 3 m hohen Limesmauer in originaler Größe und nach historischen Vorlagen errichtet.

Der aus der späten Limesphase stammende Original-Wachtposten wurde etwa 1 km südlich des Kastells von Osterburken und nur etwa 150 Meter vom neuen Limesturm entfernt lokalisiert. Von ihm ist heute nur eine leichte Erhebung in einem nahen Feld erkennbar, neben der ein Baum steht.

Der Nachbau wurde nicht, wie in Römerzeit üblich, gemauert, sondern aus Beton errichtet. Damit er als moderner Nachbau erkennbar bleibt, wurde er auf der Innenseite in Sichtbetonoptik gestaltet und gibt nur auf der Außenseite das römische Erscheinungsbild wieder.

Auf der Aussichtsplattform kann man durch die 2 Archaeoskope einen Blick auf die Landschaft werfen, wie sie ein römischer Wachsoldat wohl einst gesehen haben mag. Auf Tafeln werden weitere Informationen zum Limes gegeben.

Der Turm ist von April bis Oktober gegen geringe Gebühr geöffnet. Die Wertmarke, die das automatische Türschloss des Turms öffnet, erhält man im Römermuseum.

Lage: Limesturm „Zum Förstlein“, 74706 Osterburken (Parkplatz am Waldfriedhof Förstlein)

Link: www.roemermuseum-osterburken.de/index.php?id=822

Annex-Kastell Osterburken

In Osterburken ist ein eher ungewöhnliches Doppelkastell erhalten. Da das ursprünglich rechteckige Kohortenkastell offenbar wegen der zusätzlichen Stationierung einer Numeruseinheit zu klein geworden war, wurde es kurzerhand mit einem Anbau, dem Annexkastell, erweitert.

Etwa 500 m vom Limesverlauf entfernt und südlich der Kirnau wurde um 160 n. Chr., als der Odenwaldlimes an den ORL vorverlegt wurde, ein Kohortenkastell für die rund 500 Mann starke teilberittene Cohors III Aquitanorum Equitata Civium Romanorum errichtet.

Bereits um ca. 185-192 n. Chr. entstand hieraus ein Doppelkastell, als an die südöstliche Seite des Kohortenkastells das Annex-Kastell angebaut wurde, in dem der Numerus Brittonum Elantiensium stationiert war.

Das Kohortenkastell mit einer Größe von 186 x 115 m (2,14 ha) war bereits in der Erbauungsphase aus Stein gebaut und besaß 4 Tore, 4 Ecktürme und einen umlaufenden, 7 Meter breiten Graben. Das Annexkastell mit seiner unregelmäßigen Trapezform und einer Fläche von ca. 1,35 ha besaß auf jeder Seite ein Tor und an jeder Ecke einen Turm. Von der Innenbebauung gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse.

Erste Ausgrabungen in Osterburken begannen im 19. Jahrhundert. Die ersten systematischen Ausgrabungen erfolgten dann Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Reichslimeskommission. Bei weiteren Ausgrabungen wurden in den 1970er-Jahren die beiden Badeanlagen und in den 1980er Jahren der Benefiziarier-Weihebezirk emtdeckt.

Heute ist das Kohortenkastell bis auf einen Teil der Südostmauer komplett überbaut. Um wenigstens einen Eindruck seines Aussehens zu vermitteln, wurde das Seitentor, das eine doppelte Durchfahrt und 2 flankierende Türme besaß, mithilfe eines 14 m hohen Stahlrahmens visualisiert. Über ein am Infopunkt installiertes Archaeoskop bekommt man nun eine gute Vorstellung davon, wie diese Toranlage einst ausgesehen haben könnte. Die Umwehrung des Annexkastells hingegen ist in Grundmauern konserviert und heute noch in der Parkanlage sichtbar.

Der Kastellvicus befand sich nordöstlich des Kastells, aber auch auf der anderen Seite des Flusses, und ist weitestgehend unter der Stadtbebauung verborgen. Zu den wichtigsten Gebäudefunden des Vicus gehören das Kastellbad und das kleinere Bad des Annexkastells, ein dazwischenliegender Bau unbekannter Nutzung und der etwas weiter nördlich gelegene Benefiziarier-Weihebezirk.

Das Annex-Kastell ist Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ und jederzeit frei zugänglich.

Lage: Annex-Kastell Osterburken, Kastellstraße, 74706 Osterburken

Link: www.roemermuseum-osterburken.de/index.php?id=819

Römermuseum Osterburken

Am besten beginnt man einen Rundgang durch den Limespark Osterburken im zentral gelegenen Römermuseum. Neben den Ausstellungen zum Leben von Römern und Germanen am Limes, zur römischen Religion und zu archäologischen Methoden sind die Original-Grundmauern des zum Annex-Kastell gehörenden Badegebäudes zu sehen.

Der ursprüngliche Altbau des Römermuseums Osterburken wurde 1983 als Schutzbau über den konservierten Resten eines Badegebäudes errichtet. Da das Museum im Laufe der Jahre zu klein geworden war, um die Funde angemessen zu präsentieren, wurde 2006 ein Neubau eingeweiht, in dem seither auch das überregionale Limes-Informationszentrum untergebracht ist.

Hier werden nun neben der gut erhaltenen Ruine des kleineren Badegebäudes viele weitere sehenswerte Funde aus den Ausgrabungen in Osterburken und der Region vorgestellt. Auf den 3 Etagen des Museums beschäftigen sich die Ausstellungen mit folgenden Schwerpunkten:

  • Römer und Germanen (EG): Dieser Ausstellungsteil informiert über das Leben der Menschen auf beiden Seiten des Limes. Hierbei teilt dieser den Ausstellungsraum auch real in einen römischen und einen germanischen Bereich.
  • Römische Religion (OG): Am Beginn der Ausstellung zeigt ein hinterleuchtetes Wandbild die Götterwelt der klassischen griechisch-römischen Mythologie. Die Steindenkmäler aus dem Gräberfeld von Osterburken (mit Resten von bis zu 10 m hohen Grabdenkmälern und einem Teilstück einer Jupiter-Giganten-Säule), die Statuengruppe aus dem kleinen Tempel an der Schneidershecke und das 1861 gefundene und äußerst gut erhaltene Mithrasrelief zeigen eindrucksvoll, wie die römische Glaubenswelt sich in der Provinz mit den einheimischen keltischen und mit Religionsvorstellungen aus dem Orient vermischt haben.
  • Archäologische Methoden (UG): Seit 2012 ist ein Forschungs- und Depotraum im Untergeschoss zu besichtigen, in dem über archäologische und naturwissenschaftliche Methoden der Forschung informiert wird.
  • Badegebäude (Altbau des Museums): Im Schutzbau sind die ausgegrabenen und konservierten Originalmauern des „Kleinen Kastellbads“, der Nachbau eines Benefiziarier-Weihebezirks und eine Ausstellung über das Badewesen zu sehen.
    Das Militärbad, das vermutlich zum Annexkastell gehörte, wurde im Reihentypus errichtet. Hier gelangte man vom Umkleideraum (apodyterium) über das Kaltbad (frigidarium) und das Laubad (tepidarium) in die beiden Heißbaderäume (caldarium). Außerdem gab es noch Schwitzräume (sudatorium) und je 2 Warm- und Kaltwasserwannen, die heute noch in einem äußerst guten Erhaltungszustand sichtbar sind.
    Der Weihebezirk der Benefiziarier, der zwischen 1982 und 1994 unweit der Badeanlagen entdeckt und ausgegraben wurde, befindet sich heute als Rekonstruktion neben der Badruine. Von den aus der Zeit um 160 n. Chr. stammenden Weihesteinen mit Inschriften konnten bisher 31 der wohl ursprünglich etwa 80 Steine geborgen werden.

In einem weiteren Raum im OG werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Vor dem Museum sind auf dem Pflaster die Grundmauern eines älteren und größeren Kohortenbades markiert, die teilweise auch unter dem Museumsbau liegen.

Die Mauern des Militärbades sind Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“. Das Römermuseum Osterburken, ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz, ist täglich außer montags geöffnet und kostet Eintritt. Gegen zusätzliche Gebühr sind auch Gruppenführungen buchbar und es gibt wechselnde Sonderausstellungen. Mehrere Rundwanderwege beginnen am Museum.

Lage: Römermuseum Osterburken (RMO), Römerstraße 4, 74706 Osterburken

Link: www.roemermuseum-osterburken.de/index.php?id=769

Freilichtmuseum Römerbad Jagsthausen

Im römischen Jagsthausen lag eines der größten Kastelle des obergermanischen Limesabschnitts. Die Rekonstruktionen der Mauergrundrisse des Kastellbads wurden in einem parkähnlichen Gelände sichtbar gemacht.

Das Kohortenkastell Jagsthausen war Standort der Cohors I Germanorum Civium Romanorum. Es lag auf einer Anhöhe über der Jagst etwa 400 Meter westlich des Limes und war mit rund 500 Mann belegt. Es war mit einer Größe von 195 x 155 Metern (3 ha) eines der größten Kastelle am Obergermanischen Limes und entstand um 160 n. Chr. Vom Kastell ist heute oberirdisch nichts mehr sichtbar, es ist aber nur teilweise überbaut und liegt größtenteils gut geschützt auf dem Gelände des Schlossparks.

Das Lagerdorf lag in der Flussschleife der Jagst südlich und südwestlich des Kastells. Bei verschiedenen Ausgrabungen konnten ein Zivilbad, ein Rasthaus (mansio), eine große Töpferei, ein Brandgräberfeld mit 200 Urnengräbern und Reste von einigen Grabdenkmälern lokalisiert werden. Aufgrund von Inschriften auf gefundenen Weihesteinen gab es hier sehr wahrscheinlich auch eine Benefizarierstation, die die Handelsstraße von Bad Wimpfen über Jagsthausen an den Limes kontrollierte.

Südlich des Kastells lag das wahrscheinlich zeitgleich mit dem Kastell errichtete Kastellbad. Bei Sondierungsgrabungen 1992, die vor einer geplanten Bebauung durchgeführt wurden, zeigten sich noch so gut erhaltene Reste des Kastellbads, dass sowohl das Bauvorhaben als auch die bisher erfolgten Ausgrabungen eingestellt wurden, um die Befunde für die Nachwelt zu erhalten.

Die heute im Freilichtmuseum sichtbaren Grundmauern und Grundrisse der Räume sind daher keine Originale, sondern Rekonstruktionen der noch im Untergrund verborgenen römischen Mauern. Anhand der bisherigen Grabungsbefunde konnte man hier jedoch ein Bad im Reihentypus mit etwa 40 Metern Länge nachweisen, in dem die Räume nach der üblichen Badereihenfolge hintereinander angeordnet waren.

Im parkähnlich gestalteten Freilichtmuseum sind außerdem Kopien von bei Ausgrabungen in Jagsthausen gefundenen Inschriftensteinen, eines Fortuna-Reliefs, Ziegelstempeln und Teilen einer Jupiter-Giganten-Säule ausgestellt. Auf Tafeln erhält man weitere Informationen über das Kastell, den Vicus und das Kastellbad von Jagsthausen.

Das Römerbad ist jederzeit frei zugänglich. Nach Anfrage im Rathaus von Jagsthausen können Führungen vereinbart werden.

Lage: Friedrich-Krapf-Str. 7, 74249 Jagsthausen

Link: www.jagsthausen.de/tourismus/sehenswuerdigkeiten

„Limes Blicke“ und Limestor in Öhringen

Die Aussichtsplattformen „Limes Blicke“ und das nachgebaute Limestor in Öhringen machen den Limes erlebbar und vermitteln einen guten Eindruck vom Verlauf und Aussehen des Limes in der Antike.

Öhringen liegt etwa in der Mitte des schnurgerade verlaufenden raetischen Limesabschnitts. Um diese Linie für Besucher besser zu visualisieren, wurden in Öhringen, Zweiflingen und Pfedelbach 3 aus filigranen Stahlträgern bestehende Aussichtsplattformen gebaut, auf denen man seit 2014 den Limesverlauf über eine Strecke von 11,5 km optisch verfolgen kann.

Südlich des Öhringer Ortsteils Cappel steht das höchste dieser verschobenen Dreiecke mit einer Plattform, die sich etwa 10 Meter über dem Boden befindet. Von hier aus geht der Blick Richtung Norden zum Gelände der „Landesgartenschau Öhringen 2016“ und nach Süden Richtung Pfedelbach. Auf Infotafeln vor dem Aussichtsturm erfährt man weiteres Wissenswertes rund um den Limes, auf den Aussichtsplattformen selbst sind Panoramafotos mit Erklärungen und kostenlos nutzbare Fernrohre angebracht.

Von der Öhringer Aussichtsplattform aus verläuft direkt auf dem ehemaligen Verlauf des Limes ein Spazierweg Richtung Norden. Er führt zum ehemaligen Gelände der Landesgartenschau, auf dem Hecken den Verlauf des Limes nachzeichnen, und endet nach etwa 800 Metern am nachgebauten Limestor.

Das Limestor wurde 2015/2016 anlässlich der Landesgartenschau rekonstruiert. Hierbei wurde ein aus Holz bestehendes, 9,7 m breites und 4,85 m hohes Tor gebaut, wie es in der ersten Limesphase, als dieser noch ausschließlich aus einer Holzpalisade bestand, ausgesehen haben könnte. Ob es in Öhringen in der Antike tatsächlich einen Limesdurchgang gegeben hat und ob es so wie heute dargestellt bunt bemalt war, ist eher spekulativ.

In Öhringen, dem römischen Vicus Aurelianus, gab es mehrere Limeskastelle, von denen heute leider nur noch wenig sichtbar ist. Auf einem Limesrundweg durch die Stadt kann man die wenigen Relikte aus der Römerzeit erkunden.

Die Aussichtsplattformen und das Limestor sind jederzeit frei zugänglich.

Lage Aussichtsplattform: südlich des Wohngebiets „Hornberg“, 74613 Öhringen-Cappel (vom Parkplatz Vorderes Gwend 3 erreicht man die Plattform zu Fuß nach ca. 500 m über Feldwege);
Lage Limestor: an der Haller Str., 74613 Öhringen

Kleinkastell Rötelsee

Das Kleinkastell Rötelsee ist typisch für ein in der späten Phase des Limes erbautes Kleinkastell. Es diente – ähnlich wie die Limestürme – der Überwachung und Kontrolle der Grenze. Die Mannschaft bestand vermutlich aus einer Abordnung des nahegelegenen Kastells in Welzheim.

Gut 1,5 km nördlich der beiden Welzheimer Kastelle, dem West- bzw. Alenkastell und dem Ostkastell, und 40 m neben dem Limesverlauf auf einer kleinen Anhöhe liegt das Kleinkastell Rötelsee.

Es ist mit einer Größe von etwa 18 x 18 m (ca. 325 m2) und einer Besatzung von 10-20 Mann ein typisches Kleinkastell am Obergermanischen Limes. Es wurde in einer späteren Ausbaustufe des Limes errichtet – entweder gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. oder auch erst nach den ersten Germanenüberfällen um 233 n. Chr. – und wurde nach dem sogenannten „Limesfall“ um 260 n. Chr. aufgegeben.

Die Kastellumwehrung bestand aus Stein und besaß einen innenliegenden Wehrgang aus Holz. Ein 2 Meter breiter Spitzgraben schützte das Kastell nach außen und der einzige, turmlose Eingang ist zum Limes hin ausgerichtet. Die Innenbebauung bestand aus 3 hufeisenförmig um einen gepflasterten Innenhof angeordneten Holzbauten mit je 3 Räumen. Da es kein Fahnenheiligtum gab, war hier keine eigene militärische Einheit, sondern vermutlich eine Abordnung aus dem Kastell in Welzheim stationiert.

Wegen der geringen Besatzung und Größe war das Kastell nicht zur Verteidigung des Limes geeignet, diese Funktion übernahmen in der Regel die in der Nähe gelegenen Limeskastelle. Vielmehr wurde hier wahrscheinlich ein Limesdurchgang bewacht und kontrolliert.

Das Kastell wurde 1974 ausgegraben, die Kastellumwehrung konserviert und die Lage der Innenbebauung durch Steinplatten visualisiert. Die Ausgrabungen brachten auch Erkenntnisse über den Limesverlauf neben dem Kastell. Südlich davon auf dem Ortsgebiet von Welzheim ist der genaue Verlauf jedoch unsicher und kann erst südlich des Ortes wieder eindeutig nachgewiesen werden. Würde man die bisher gesicherten Limesteile verbinden, würde jedoch das Ostkastell außerhalb des Römischen Reiches liegen – was ziemlich unwahrscheinlich ist. Obwohl sich Welzheim am schnurgeraden Limesverlauf befindet, nahm der Limes daher südlich des Kleinkastells wohl einen kleinen Umweg und verlief wahrscheinlich etwas östlicher direkt am Ufer der Lein.

Das Kleinkastell Rötelsee ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ und ist jederzeit frei zugänglich. Ein Nachbau einer Limespalisade mit Graben liegt etwa 200 m südlich des Kastells an einer nachgewiesenen Stelle.

Lage: An der Murrharder Straße, 73642 Welzheim (Parkmöglichkeit auf dem Parkplatz am Kreisverkehr am nördlichen Ortsausgang von Welzheim. Etwa 150 m nördlich davon zweigt ein Feldweg zum Kastell ab. Der Weg vom Parkplatz ist ausgeschildert)

Archäologischer Park Ostkastell Welzheim

In Welzheim lagen mit dem Ostkastell, dem Westkastell und dem Kleinkastell Rötelsee gleich 3 Kastelle, so dass anzunehmen ist, dass es sich hier um einen wichtigen Truppenstandort am Südteil des Obergermanischen Limes handelte.

Das Ostkastell von Welzheim war ein Numeruskastell und der Standort einer Numeruseinheit mit unbekanntem Namen. Überlieferte Inschriften weisen auf einen dort stationierten „Numerus Brittonum L…“ und zusätzlich eine Einheit von „Exploratores“ (berittene Kundschafter) hin, die hier mit jeweils ca. 160 Mann stationiert waren. Das Ostkastell wurde spätestens zwischen 163 und 165 n. Chr. erbaut und bestand bis etwa 220 oder 230 n. Chr., als es vermutlich zugunsten des wesentlich größeren Westkastells ganz aufgegeben wurde.

Das Kastell ist in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlich „unsymmetrisch“. Zunächst ist sein Grundriss mit etwa 123 x 130 bzw. 136 m (1,6 ha) nicht ganz rechtwinklig. Außerdem ist jedes der 4 Lagertore unterschiedlich gebaut: das Haupttor im Westen hatte 2 flankierende Türme, das Osttor nur 1 und die beiden Seitentore gar keine Türme. Auch der leicht versetzt stehende nordöstliche Eckturm und die 3 unsymmetrisch angeordneten Zwischentürme an der West- und Nordmauer passen nicht ganz ins sonst übliche Schema.

Das alles spricht dafür, dass das Kastell mehrere Umbauphasen durchlief. Vielleicht stürzten aber auch Mauerteile aufgrund einer ungünstigen Geologie des Bodens und des relativ starken Richtung Süden abfallenden Geländes ein und mussten daher repariert werden. Die Umwehrung aus Stein mit 2 umlaufenden Spitzgräben außen und innenliegendem Wehrgang an der Westseite und einer Wallanschüttung an der Südseite entspricht wieder eher dem sonst üblichen Bauschema eines Limeskastells.

Erste Ausgrabungen fanden bereits Ende des 19. Jahrhunderts durch die Reichslimeskommission statt. Zwischen 1976 und 1981 wurde dann vor allem die Kastellumwehrung erforscht und anschließend das Westtor, ein Teil der West- und Südmauer und der Graben auf den Originalfundamenten rekonstruiert und die Reste des südwestlichen Eckturms konserviert. Von der Innenbebauung wurden bisher nur 2 Steingebäude ausgegraben, der Rest verblieb für spätere Untersuchungen bewusst unter der Oberfläche. Das eine Gebäude ist mit ziemlicher Sicherheit ein Badegebäude, das eventuell erst nach Abzug der Truppen erbaut wurde, das andere wurde noch nicht eindeutig identifiziert. Vielleicht können einige der Rätsel des Ostkastells ja in zukünftigen Untersuchungen geklärt werden.

Heute fällt dem Besucher im Archäologischen Park vor allem die rekonstruierte westliche Toranlage mit den angrenzenden Teilen der West- und Südmauer ins Auge. Nach den neuesten Forschungen waren die Türme des Tors ursprünglich höher als in der rekonstruierten Form. Einer der Brunnen in der südwestlichen Lagerecke konnte nach Funden relativ gut rekonstruiert werden. Die Lagerstraßen und die beiden Steingebäude sind auf dem Gelände mit Steinplatten markiert, Bäume und Büsche markieren Tore und Umwehrung. Auf dem Gelände gibt es außerdem ein Lapidarium mit Kopien von Reliefs und Götterstatuen. Informationstafeln auf dem Gelände, ein Infopavillon und ein Bronzemodell der Welzheimer Kastell-Landschaft geben weitere Informationen über das Kastell und den Limes.

Das nur gut 500 m entfernte „Westkastell“ der Ala I Scrubulorum mit einer Besatzung von ca. 500 Reitern war spätestens ab 160/165 n. Chr. das Hauptkastell von Welzheim. Es wurde zwar bereits lokalisiert und teilweise ausgegraben, ist aber heute unter der modernen Bebauung verborgen. Auch das zwischen Ost- und Westkastell lokalisierte Lagerdorf ist heute komplett überbaut. Das Kleinkastell Rötelsee, etwa 1,75 km nördlich gelegen, ist hingegen sichtbar. Der Limesverlauf ist im Ortsgebiet von Welzheim auch noch nicht komplett geklärt. Würde man die bisher gesicherte Linie ergänzen, läge das Ostkastell außerhalb des Limes. Daher vermutet man, dass der Limes in Welzheim einen „Umweg“ ans Ufer der Lein machte.

Die Ausgrabungsfunde aus den Welzheimer Kastellen (u.a. Brunnenfunde wie Lederschuhe, eine Reitermaske, ein bronzener Schildbuckel und Tafelgeschirr) sind im Städtischen Museum Welzheim zu sehen.

Der Archäologische Park im Ostkastell Welzheim ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches” und ist jederzeit frei zugänglich. Die Tortürme sind zu bestimmten Zeiten am Wochenende geöffnet und mit einem Limes-Cicerone als „Kastellwache“ besetzt, der auch kurze Führungen durch das Kastell macht. Die Welzheimer Römertage finden etwa alle 3 Jahre im Juni auf dem Kastellgelände statt.

Lage: Ostkastell Welzheim, Rienharzer Str. 95A, 73642 Welzheim

Römerpark Köngen (Grinario)

Köngen (Grinario) war einst einer der wichtigsten Orte östlich des Rheins, da hier die Straße von Windisch und die Straßen nach Augsburg und Mainz zusammentrafen und sich hier ein Übergang über den Neckar befand. Der Name des Ortes kommt aus dem Keltischen „grinnos“ oder “grennos“, was als „Bärtiger Mann“ übersetzt werden kann.

Köngen, das römische Grinario, lag am Ende der von Südwesten kommenden Straße von Windisch (Vindonissa). Nach Norden führte die Straße weiter nach Mainz (Mogontiacum), nach Südosten überquerte sie den Neckar und verlief weiter nach Augsburg (Augusta Vindelicorum).

An dieser strategisch günstigen Stelle wurde um 90-95 n. Chr., als die römische Herrschaft bis an den Neckar vorrückte, ein 160,5 x 151 m (2,4 ha) großes Kohortenlager angelegt. Hier war eine unbekannte teilberittene Hilfskohorte (cohors quingenaria equitata) mit ca. 500 Mann stationiert, die den wichtigen Neckarübergang sicherte. Das Lagerdorf, das durch Inschriften und einen gefundenen Meilenstein als Grinario identifiziert werden konnte, entstand etwa um die gleiche Zeit oder nur wenig später.

Zunächst wurde das Militärlager als Holz-Erde-Kastell angelegt, das dann zwischen 110 und 120 n. Chr. mit einer Umwehrung aus Stein und 2 Spitzgräben verstärkt wurde. Die 4 doppeltorigen Lagertore waren mit je 2 Türmen flankiert und es gab 4 Eck- und 10 Zwischentürme. In der Mitte lag das Stabsgebäude (principia) mit Exerzierhalle und Fahnenheiligtum (aedes), daneben auf der einen Seite das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), auf der anderen das Lagerlazarett (valetudinarium) und ein Speicher (horreum). Auf dem restlichen Gelände lagen die Mannschaftsbaracken und die Ställe. Das Haupttor (porta praetoria) war Richtung Neckar ausgerichtet.

Im westlich und südwestlich des Kastells gelegenen Lagerdorf lebten während seiner größten Ausdehnung von etwa 20-22 ha rund 1500 Menschen, größtenteils in Streifenhäusern aus Fachwerk. Neben den Angehörigen der Soldaten gab es hier vor allem Händler und Handwerker, die z.B. Metallwerkstätten und Töpfereien betrieben. Zudem boten Bäckereien und Gastbetriebe ihre Dienste an und es gab mehrere Heiligtümer.

Als der Limes zwischen 150 und 155 n. Chr. Richtung Norden versetzt wurde, war das Kastell militärisch nicht mehr von Bedeutung und wurde aufgegeben. Dennoch blieb das Lagerdorf weiter bestehen und auf dem offengelassenen Kastellgelände wurde u.a. ein öffentliches Bad errichtet. Erst Mitte des 3. Jahrhunderts wurde auch das Dorf während der Alamannenüberfälle zerstört und daraufhin verlassen.

Bereits 1782-1786 fanden erste Ausgrabungen im Auftrag des Herzogs Karl Eugen von Württemberg statt, nachdem beim Pflügen auf dem „Burgfeld“ Münzen gefunden wurden. Bei systematischen Ausgrabungen durch die Reichslimeskommission wurde 1896 das kurz vorher lokalisierte Kastell mit Wehrmauer, Principia, Praetorium und Speicher und das Zivilbad ausgegraben. Der Wiederaufbau des südlichen Eckturms erfolgte nach Ende der Ausgrabungen im Jahr 1911.

Der heutige Römerpark und das Römermuseum wurden 1988 eröffnet. Die Umwehrung und die Türme sind dabei auf dem ehemaligen Kastellgeländes durch Büsche und Bäume markiert. Die Wege folgen den ehemaligen Haupt-Lagerstraßen, die Gebäude (das Stabsgebäude, das Bad und eine Mannschaftsbaracke) sind durch Pflasterungen markiert. Auf dem Gelände sind insgesamt 23 Kopien von Steindenkmälern und die Nachbildung einer Jupiter-Gigantensäule verteilt und es wurden Obstbäume gepflanzt, die es schon zu Römerzeit gab. Im rekonstruierten Eckturm ist eine kleine Ausstellung zur Militärgeschichte untergebracht.

Beim Bau des Museumspavillons wurde das Fundament eines Zwischenturms in das Gebäude integriert. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte des Kastells und der Siedlung. Zu den Hauptattraktionen gehören dabei ein Mithrasrelief, dessen untere Ecke im Originalzustand zu sehen ist, und ein Hochrelief der Göttin Epona. Außerdem sind die Funde aus dem Kastell und dem Vicus Grinario ausgestellt. Im Obergeschoss sind eine Diashow und wechselnde Sonderausstellungen zu sehen, z.B. zur „Varusschlacht“ (2016), die in einem Diorama aus Zinnsoldaten nachgestellt wurde, oder zum „Römischen Leben am Neckar und auf der Alb“, für das Alltagsszenen aus LEGO nachgebaut wurden (2020).

Der Römerpark, der zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, ist jederzeit frei zugänglich. Das Museum ist zwischen April und Oktober von Dienstag bis Donnerstag, an Feiertagen und an 2 Sonntagen im Monat gegen eine geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Es können Führungen gebucht werden und es finden diverse Projekttage statt. Alle 2 Jahre finden im Römerpark die Köngener Römertage statt.

Lage: Römerpark Köngen, Altenbergweg 3 (Zufahrt über Ringstraße), 73257 Köngen

Link: www.museum-koengen.de/de/startseite

Kohortenkastell Rainau-Buch

Auf einer kleinen Anhöhe über der Jagst und gut 1 Kilometer vom Limes entfernt liegen die Reste eines Kohortenkastells, in dem eine etwa 600 Mann starke teilberittene Einheit stationiert war.

Das Kohortenkastell Rainau-Buch lag etwa 1,2 km vom Limes entfernt auf einer Anhöhe über der Jagst und in der Nähe einer Handelsstraße, die von Augsburg (Augusta Vindelicum) zur Donau bei Günzburg (Guntia) und von dort über Aalen (Alae) zum etwa 2 km entfernten Limestor bei Dalkingen führte. Es war Standort einer unbekannten teilberittenen Kohorte (cohors equitata) von ca. 600 Mann, wurde um 150 n. Chr. errichtet und war bis zur Limesaufgabe um 260 n. Chr. belegt.

Das Kastell hatte eine Größe von 140 x 150 m (2,1 ha) und besaß 4 umlaufende Gräben, die bis zu 6 m breit waren. In einer ersten Aubauphase wurde das Kastell noch mit einer Holzumwehrung geschützt, die später durch Stein ersetzt wurde und innen eine aufgeschüttete Erdrampe erhielt. Es gab 4 Lagertore mit einer doppelten Durchfahrt, die von 2 Türmen flankiert waren. In der Wehrmauer befanden sich weitere 8 Zwischentürme. Das Stabsgebäude (principia) mit dem Fahnenheiligtum (aedes) lag in der Mitte des Kastells, wo sich die Lagerstraßen via principalis und via praetoria kreuzten. Daneben lagen auf der einen Seite ein Speicherbau (horreum) und auf der anderen das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium). Die Mannschaftsbarracken und die Ställe waren auf die restlichen Lagerfläche verteilt.

Entdeckt wurde das Kastell bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen fanden 1897 statt. Die südliche Toranlage, ein Zwischenturm und ein Teil der Wehrmauer wurden 1972 ausgegraben und wissenschaftlich untersucht. Weitere Ausgrabungen und geomagnetische Untersuchungen fanden nochmal zwischen 1992 und 2000 statt und brachten vor allem weitere Erkenntnisse über die Innenbebauung des Kastells.

Heute sind die Reste der Toranlage im Süden (porta principalis dextra) und eines südlichen Zwischenturms mit Teilen der Wehrmauer in konservierter Form sichtbar. Die restlichen Eck- und Zwischentürme und die Steinumwehrung des Kastells wurden durch Büsche und Bäume und einen Erdwall markiert. Der Grundriss des Stabsgebäudes mit dem angebauten Fahnenheiligtum sind anhand von Steinplatten erkennbar. Ein Bronzemodell des Kastells steht im Zentrum der Anlage, so dass man einen guten Eindruck über das einstige Aussehen erhält.

Das Kastell Rainau-Buch ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des römischen Reiches“. Das Gelände ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Bucher Stausee, 73492 Rainau-Buch (Parken am Parkplatz P2 Bucher Stausee)

Link: www.rainau.de/index.php?id=197

Kastellbad und Vicus Rainau-Buch

Das Lagerdorf und das Kastellbad von Rainau-Buch entstanden etwa zeitgleich mit dem Kastell und schlossen sich wie ein Viertelkreis im Osten und Süden an das Kastell an, das auf einer leichten Anhöhe über der Jagst lag.

Das Lagerdorf (vicus) wurde um 150 n. Chr. erbaut und bestand bis zur Aufgabe des Limes ca. 260 n. Chr. Hier lebten neben den Familien der Soldaten auch Händler oder Handwerker wie Schmiede, Zimmerer und Fischer und es gab mehrere Wirtschaften und Tavernen. Eine Ziegelbrennerei lag etwas außerhalb des Vicus im Nordosten des Kastells.

Wegen des Ausbaus der B290 und der Anlage des Stausees bei Buch wurden zwischen 1976 und 1979 umfangreiche Rettungsgrabungen durchgeführt. Hierbei wurden neben dem Kastellbad (balineum) ein repräsentatives Wohnhaus oder eine Herberge (mansio), eine kleinere Thermenanlage und Fundamente von Streifenhäusern ausgegraben, die sich in einem Viertelkreis an die Süd- und Ostseite des Kastells anordneten, jeweils mit der schmalen Frontseite zum Kastell ausgerichtet. Hier befanden sich die Werkstätten und Handelsräume. Im hinteren Teil des Hauses waren die Wohnräume und Kellerräume, dahinter lag ein Hof mit Brunnen und Ställen oder Nebengebäuden.

Bei der Grabung auf dem Vicusgelände kamen in 3 der insgesamt 14 Brunnen umfangreiche Schatzfunde zum Vorschein. Hier wurden vor allem Eisen- und Bronzegegenstände wie Töpfe, Bronzegeschirr, Waagen, Werkzeuge und Statuetten gefunden, die alle noch in funktionsfähigem Zustand waren. Neben Brandspuren, die darauf hindeuten, dass das Lagerdorf 254 n. Chr. bei einem Germanenüberfall zerstört wurde, lassen die Brunnenfunde darauf schließen, dass die Gegenstände in dieser Zeit versteckt wurden. Diese Funde sind heute im Limesmuseum in Aalen ausgestellt.

Das etwa 100 m nordöstlich des Kastells gelegene Kastellbad war 44 m lang und zwischen 10 und 22 m breit und erfuhr mehrere Bauphasen. Die erste Phase stammt aus der Zeit um 150 n. Chr. und war in Reihenbauweise errichtet. Im späten 2. Jahrhundert n. Chr. wurde es in 2 Phasen erweitert und erhielt ein zusätzliches Schwitzbad (sudatorium). Im 3. Jahrhundert, als der Limes zunehmend durch die Alamannen bedrängt wurde und das Lagerdorf zerstört wurde, wurde das Bad verkleinert und auch das Schwitzbad wurde aufgelöst. Nach einem teilweisen Wiederaufbau des Dorfes war das Bad dann bis zur Aufgabe des Limes 260 n. Chr. noch in Benutzung.

Ein weiters, 1979-1980 ausgegrabenes Steingebäude, das 38 m lang und 15 m breit ist, war vermutlich eine Herberge oder ein Gästehaus (mansio). Es besaß mehrere Wohnräume mit Fußbodenheizung und einen zentralen Hauptraum, der als repräsentativer Empfangsraum gedient haben könnte.

Ein kleineres Gebäude im südlichen Ausgrabungsbereich war zunächst ein Wohngebäude, das aber später in eine kompakte Therme im Blocktypus umgebaut wurde. Es gehörte wahrscheinlich zum danebenliegenden Gästehaus.

Das Römerbad Rainau-Buch ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des römischen Reiches“. Das Gelände ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Bucher Stausee, 73492 Rainau-Buch (Parken am Parkplatz P2 Bucher Stausee)

Link: www.rainau.de/index.php?id=196

Limes-Wachturm im Mahdholz (WP12/77)

Im Mahdholz, in Sichtweite des Kastells Rainau-Buch, sind noch mehrere Reste von Limestürmen und ein Teil der raetischen Limesmauer zu finden, die im Volksmund auch „Teufelsmauer“ hieß.

Etwa 1,2 km vom Kastell Rainau-Buch entfernt wurden bereits 1885 römische Fundamentreste ausgegraben, die dann 1969 nochmals systematisch erforscht wurden. Dabei kamen die Steinfundamente von 2 Ausbauphasen des Limesturms WP 12/77 und auch eine 1 m breite und zu diesem Zeitpunkt noch etwa 80 cm hoch erhaltene Mauer zum Vorschein. Die Befunde wurden anschließend konserviert und die Mauer 1970 auf eine Gesamthöhe von 3 m rekonstruiert.

In der Nähe des heutigen Limesturm-Nachbaus aus Holz konnte man insgesamt 3 Bauphasen der Limestürme und der Grenzbefestigung nachweisen: Ein erster Turm, der einige Meter von der hölzernen Limespalisade entfernt stand, wurde um 165 n. Chr. errichtet. In der darauffolgenden Ausbauphase wurde dieser dann um 180-190 n. Chr. durch einen Steinturm mit einem Grundriss von 6,5 x 5,5 m ersetzt, wobei die Holzpalisade bestehen blieb.

Gegen Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde dieser Turm dann erneut abgerissen und fast genau darüber ein neuer, 5,0 x 5,0 m großer Turm errichtet, der vermutlich weiß verputzt war. Gleichzeitig wurde nun die Holzpalisade durch eine Limesmauer ersetzt, in die der Turm direkt eingebaut war. Diese neuen Befestigungen wurden dann voraussichtlich bis zur Aufgabe des Limes um 260 n. Chr. unverändert genutzt.

Einige Meter südlich der beiden Steintürme wurde 1966 ein hölzerner Turm, der mit einer umlaufenden Galerie versehen war, als Nachbau rekonstruiert. Als dieser allerdings aufgrund seiner Baufälligkeit abgerissen werden musste, wurde 2008 ein Neubau errichtet, der den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht und daher auch keine Galerie mehr besitzt.

Die Ausgrabungen der Steintürme und der Mauer sind jederzeit frei zugänglich. Zum Besteigen des neuen Holzturms kann man den Schlüssel im Rathaus von Schwabsberg ausleihen.

Lage: Wanderparkplatz am Limesturn, 73492 Rainau-Schwabsberg (an der K3320 zwischen Rainau und Schwabsberg)

Link: www.rainau.de/index.php?id=195

Limestor Dalkingen

Einen Limesdurchgang gab es hier vermutlich bereits in der Zeit, als der Limes noch mit Holzpalisade und Holztürmen gesichert war. Aus einem späteren aus Stein gebauten Torhaus wurde dann für Kaiser Caracalla aus Anlass seines erfolgreichen Germanenfeldzugs ein Prunktor errichtet, wohl um die besiegten Germanen zu beeindrucken.

Der Limesdurchgang von Dalkingen veränderte sich durch den Ausbau des Limes im Laufe der Zeit von einer einfachen Kontrollstelle zu einer stark gesicherten Grenzstation.

Um 160 n. Chr., als der Limes noch aus einem einfachen Flechtzaum mit dazwischenliegenden Holz-Wachtürmen bestand, war der Durchgang eine einfache bewachte Pforte im Limes, die von den im Wachturm stationierten Soldaten kontrolliert wurde.

Im Laufe der Zeit kam neben dem Wachturm ein ebenfalls aus Holz gebautes Torhaus hinzu, in dem sich weitere Dienst- und Wachträume befanden. Um 190 n. Chr. ersetzte man den Holzwachtturm durch einen Steinturm, das Torhaus und die Holzpalisade blieben aber unverändert.

Erst um 206 n. Chr. wurden sämtliche Gebäude des Durchgangs abgerissen und durch ein 12,6 x 9,3 Meter großes Torhaus aus Stein mit einer 2,1 m breiten Tordurchfahrt ersetzt, das direkt in die Limesmauer aus Stein integriert war. Da der Wachtturm dabei störte, wurde er an einer anderen Stelle in der Nähe neu aufgebaut.

In der letzten Bauphase, wurde dann zwischen 213 und 214 n. Chr. anlässlich des siegreichen Feldzugs des Kaisers Caracalla (eigentlich Marcus Aurelius Severus Antoninus) gegen die Alamannen ein 13 Meter hohes Prunktor, das einem Triumphbogen ähnelte, auf die ins Landesinnere zeigende Seite des Torgebäudes aufgesetzt und eine überlebensgroße Bronzestatue des Kaisers aufgestellt. Eine Toranlage dieser Art wurde bisher am gesamten Limes nirgendwo anders gefunden und ist daher als einzigartig anzusehen. Vermutlich 233 n. Chr. wurde das Tor bei den Alamanneneinfällen in Brand gesetzt und zerstört.

Das Limestor wurde zwischen 1974 und 1975 ausgegraben, war aber seitdem den Witterungseinflüssen stark ausgesetzt. Um den Verfall der noch erhaltenen Substanz zu stoppen, wurde 2010 über den Grundmauerresten ein Glaskubus errichtet. Zusätzlich wurde der Triumphbogen auf einer schwebenden und mit bedruckten Planen bespannten Metallkonstruktion visualisiert. So kann man heute sowohl noch die Originalreste der Mauern als auch die beeindruckende Größe und das ehemalige Aussehen des Tors nachvollziehen. Vitrinen mit Ausstellungstücken aus der Zeit des Kaisers Caracalla vervollständigen die gelungene Präsentation.

Das Limestor Dalkingen ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des römischen Reiches“.

Zwischen März und November ist der Glaskubus täglich außer Montag geöffnet und in den Schulferien auch montags. Öffentliche Führungen finden mehrmals täglich zu festen Zeiten statt. Außerhalb der Öffnungszeiten kann man das Tor aber auch jederzeit gut von außen durch den Glasbau besichtigen. Der Eintritt und auch die öffentlichen Führungen sind kostenlos. Es finden außerdem zahlreiche Aktionstage, Ferienprogramme und Veranstaltungen statt.

Lage: Limestor Dalkingen, 73492 Rainau-Schwabsberg (zwischen Dalkingen und Schwabsberg; Parkmöglichkeiten gibt es am Parkplatz Limestor Rainau-Schwabsberg am östlichen Ortsrand von Schwabsberg – von dort aus ist das Tor nur zu Fuß über einen ausgeschilderten Feldweg erreichbar)

Link: www.rainau.de/index.php?id=192

Limesmuseum und Archäologischer Park Aalen (Alae)

Auf dem Außengelände des Archäologischen Parks von Aalen kann man sich die Dimensionen eines römischen Limeskastells noch gut vorstellen – obwohl heute nur noch etwa 1/3 der ehemaligen Kastellfläche zu sehen sind. Doch allein die Dimension des Stabsgebäudes, das in Grundmauern konserviert ist, sind gewaltig.

Das Reiterkastell der Ala II Flavia Miliaria Pia Fidelis war mit einer Fläche von gut 6 ha (277 x 214 m) das größte seiner Art nördlich der Alpen und zugleich der Hauptsitz der Militärverwaltung des raetischen Limesabschnitts. Das Kastell wurde 160 n. Chr. erbaut und war bis 260/270 n. Chr. der Standort der größten Truppe am gesamten Limes, die aus rund 1000 berittenen Soldaten und 1200-2000 Pferden bestand. Der heutige Name der Stadt Aalen erinnert noch heute an das lateinische Wort ala = Reitertruppe.

Nach außen hin war das Steinkastell mit seiner 6 Meter hohen Wehrmauer gut befestigt und von 4 Gräben umschlossen. In der Lagermauer befanden sich an allen 4 Seiten insgesamt 19 Meter breite und 11 Meter hohe Doppeltore mit 2 Durchfahrten, die so breit waren, dass jeweils 2 Reiter bequem nebeneinander hindurchreiten konnten. Die Mauer war in regelmäßigen Abständen mit insgesamt 4 zweigeschossigen Ecktürmen und 12 Zwischentürmen versehen und im Inneren verlief ein hölzerner Wehrgang, auf denen die Soldaten patrouillierten. Die Mauer war weiß verputzt und mit einem roten Fugenstrich versehen, so dass das Kastell von außen sicher sehr imposant gewirkt haben muss.

Auf dem Kastellgelände befand sich ein 70 x 60 Meter großes Stabsgebäude (principia) mit einer 18 m hohen Vorhalle und einem Fahnenheiligtum (aedes), unter dem der Keller für die Truppenkasse (aerarium) lag. Daneben lag das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), ein Getreidespeicher (horreum), ein Wirtschaftsbau und ein Lazarett (valetudinarium). Die 12 Doppelbaracken, in denen die Mannschaft mit ihren Pferden untergebracht waren, verteilten sich über das restliche Gelände und waren aus Holz in Fachwerkkonstruktion gebaut.

An das Gelände schloss sich im Süden und Osten ein vicus an, wo sich auch das Kastellbad befand. Straßenverbindungen führten nach Westen ins Neckartal, nach Süden über die Alb an die Donau und nach und Osten ins Nördlinger Ries.

Die ersten systematischen Ausgrabungen wurden bereist 1894/95 durch die Reichslimeskommission vorgenommen und 1964 wurde das erste Limesmuseums gegründet, nachdem man zunächst nur das linke Kastelltor (porta principalis sinistra) ausgegraben und konserviert hatte. Das Museum wurde 1980-86 nach der Konservierung des Stabsgebäudes um ein Außengelände erweitert, das 1999 und 2005 um weitere Ausgrabungen ergänzt wurde. Bisher sind allerdings nur etwa 1/3 des gesamten Kastellareals ausgegraben, da sich der Rest unter dem alten St. Johann-Friedhof bzw. der modernen Bebauung befindet.

Heute sind im Archäologischen Park noch die Grundmauern des monumentalen Stabsgebäudes, eine Teilrekonstruktion einer Reiterkaserne mit Pferdestall und Wohnstube der Soldaten (contubernium), Kopien römischer Steindenkmäler, Nachbauten eines Schmiede- und Backofens und der Nachbau eines römischen Baukrans zu sehen. Vor dem Museumseingang liegen die konservierten Grundmauern des linken Lagertors, im Foyer befindet sich an seiner originalen Stelle die Rekonstruktion eines in Stein gefassten, 8 m tiefen römischen Brunnens, an dem sich die Soldaten und Pferde mit frischem Wasser versorgen konnten.

Im Museum, das nach 2,5jähriger Umbauphase und Erweiterung 2019 wiedereröffnet wurde, sind Originalfunde aus Aalen und der Umgebung ausgestellt, u.a. die Reste einer Kaiserstatue, Waffen, Ausrüstungsteile, Lederschuhe, ein Depotfund aus Bronze und Weihesteine. Man kann sich so wunderbar über den Limes und das Leben der Soldaten und Zivilisten in der Grenzregion informieren.

Das Museumskino zeigt zusätzlich die Multimediaproduktion „Am Rande des Imperiums“ und an einzelnen Stationen im Museum und im archäologischen Park erhält man an Hörstationen weitere Informationen über den Alltag am Limes.

Das Reiterkastell in Aalen ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“. Das Limesmuseum Aalen ist ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz und ist täglich außer montags geöffnet. Eintrittsgebühr. Es finden regelmäßig Erlebnisführungen, Sonderveranstaltungen (Archäologietag, Handwerkertag), Feste oder Familientage mit Mitmachaktionen statt und alle 2 Jahre die „Römertage Aalen“.

Lage: Limesmuseum Aalen, St.-Johann-Straße 5, 73430 Aalen

Link: www.limesmuseum.de

Kastell Kleiner Feldberg

Das höchstgelegene Kastell am Obergermanisch-Raetischen Limes kontrollierte am Nordhang des Kleinen Feldbergs, der zweithöchsten Erhebung des Taunus, einen Pass mit einem Limesdurchgang ins Germanengebiet. Obwohl hier eher unwirtliche Bedingungen herrschten, entstand ein verhältnismäßig großes Straßendorf rund um das Kastell.

Das Feldbergkastell war ein Numeruskastell der teilberittenen Auxiliareinheit Exploratio Halicanensium mit ca. 160 Mann Besatzung, die als Aufklärungstruppe Sicherungsaufgaben wahrnahm und die 600 Meter westlich gelegene Passhöhe am „Roten Kreuz“ kontrollierte. Es wurde etwa 150 n. Chr. erbaut und war bis etwa 260 n. Chr. belegt.

Das etwa 78 x 93 m (0,7 ha) große Kastellgelände besaß eine Wehrmauer mit einfachem Spitzgraben, 4 Tore mit Doppeltürmen und 4 Ecktürme. Das Haupttor (porta praetoria) war Richtung Nordwesten zum Limes hin ausgerichtet. Die Verwaltungsgebäude im Inneren des Kastells waren aus Stein gebaut, die restlichen Gebäude wie Mannschaftsbaracken, Werkstätten und Stallungen wurden aus Holz errichtet.

Trotz der eher unwirtlichen Bedingungen auf der Passhöhe siedelte sich zu beiden Seiten des auf 700 m ü.M. gelegenen Kastells ein Lagerdorf (vicus) an, in dem wohl hauptsächlich Militärangehörige, Händler, Handwerker oder Holzfäller lebten. Durch die nur 200 Meter weiter östlich gelegene Quelle der Weil war die Wasserversorgung für Soldaten und Zivilisten gewährleistet. Das Kastellbad lag nördlich des Kastells an der Straße, die etwa 100 Meter weiter den Limesdurchgang erreichte. 400 m südöstlich vom Kastell entfernt lag an einem parallel zum Limes verlaufenden Handelsweg das Gräberfeld des Vicus.

Die ersten Ausgrabungen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts vorgenommen und zwischen 1892 und 1904 von der Reichs-Limeskommission fortgesetzt. Weitere Ausgrabungen fanden zwischen 1926 und 1928 statt, bei denen im sumpfigen Gelände u.a. noch gut erhaltene Lederschuhe gefunden wurden, die heute in der Saalburg zu sehen sind.

Das Kastell, das zu den besterhaltenen am Obergermanischen Limes gehört, ist heute in konserviertem Zustand erhalten. Hierbei sind auch die Mauer und der Erdwall der Umwehrungen noch gut sichtbar. Auch die Grundmauern aller 4 Torbauten, der Ecktürme, des Stabsgebäudes (principia) mit dem Fahnenheiligtum (aedes), des Getreidespeichers (horreum) und einem weiteren Steingebäude, das evtl. das Haus des Lagerkommandanten (praetorium) war, sind noch gut zu erkennen und geben einen guten Eindruck vom ehemaligen Aussehen des Kastells.

Vom Kastellbad, das in späteren Zeiten im Volksmund „Heidenkirche“ genannt wurde, sind ebenfalls noch die Grundmauern erhalten. Die restlichen aus Holz erbauten Mannschaftsbaracken, Werkstätten und Stallungen sind heute allerdings nicht mehr erhalten.

Das Kastell wurde 2005 komplett saniert und liegt in einem parkähnlichen Gelände.

Der 2,4 km lange „Rundweg Feldbergkastell“, der um das Kastell herum angelegt wurde, gibt auf einer Reihe von Tafeln weitere Informationen zum Kastell und zum Limes.

Das Kastell ist Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Kastell Kleiner Feldberg, 61479 Glashütten (südlich von Schmitten-Niederreifenberg; Parkmöglichkeit am Wanderparkplatz „Rotes Kreuz“, der sich an der Kreuzung zwischen der L3025 und der L3024 befindet. Von dort aus sind des noch ca. 650 m zu Fuß)

Archäologischer Park Römerkastell Saalburg

Die Rekonstruktion der Saalburg wurde vom antikenbegeisterten Kaiser Wilhelm II. um 1900 in Auftrag gegeben. Obwohl diese Rekonstruktion nach heutigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht ganz korrekt ist, lässt die Saalburg noch heute in beeindruckender Weise die römische Antike wiederauferstehen.

Die Saalburg, die zwischen etwa 90 n. Chr. und 260 n. Chr. einen wichtigen Limesdurchgang am Obergermanisch-raetischen Limes sicherte, ist das heute am vollständigsten wiederaufgebaute und das wohl am besten erforschteste Kastell am Limes. Es liegt etwa 150 Meter hinter dem Limesverlauf und direkt an einem Pass über den Taunus, der von Provinzhauptstadt Nida (heute Frankfurt-Heddernheim) ins Gebiet der Germanen führte.

Die ersten kastellartigen Erdschanzen wurden um 85-90 n. Chr. östlich des heutigen Kastells vermutlich von einer Vexillationseinheit errichtet und waren eher befestigte Zeltlager, die in den Chattenkriegen den Pass über den Taunuskamm sichern sollten.

Um 90 n. Chr. folgte dann ein etwa 0,7 ha großes Holz-Erde-Kastell, in dem eine namentlich nicht bekannte Numeruseinheit mit ca. 160 Mann stationiert war. Die Kastellumwehrung bestand aus Holzpalisaden, die mit Erde und Flechtwerk verstärkt und durch einen breiten vorgelagerten Graben und Holztürme an den Kastellecken geschützt wurde.

Um 135 n. Chr. wurden das Numeruskastell komplett abgerissen und stattdessen ein 147 x 221 m (3,2 ha) großes Kohortenkastell für die etwa 500 Mann starke Cohors II Raetorum civium Romanorum gebaut. Mit seinen 4 Toren, den umlaufenden Doppelspitzgräben und einer Steinmauer mit Holzpalisaden war dieses Kastell bereits deutlich stärker befestigt als das vorhergehende.

In einer weiteren Umbauphase in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts wurde dann die Umwehrung durch eine komplett aus Stein errichtete Steinmauer ersetzt. Auch die Verwaltungs- und Stabsgebäude im Inneren wurden aus Stein errichtet, während die Mannschaftsbarracken und die Werkstätten noch aus Holz waren. Die 4 Lagertore hatten je 2 Wachtürme und das Haupttor war als Doppeldurchfahrt angelegt, während die anderen nur eine einfache Durchfahrt besaßen. Im Lagerinneren diente eine Erdrampe als Zugang zur mit Zinnen bewehrten Mauerkrone mit den turmlosen abgerundeten Lagerecken, außen schützte weiterhin ein Doppelgraben das Kastell.

Vor dem im Südosten gelegenen Haupttor (porta praetoria) außerhalb des Kastells, wo sich auch das Kastellbad und eine Straßenstation (mansio) befand, war das Lagerdorf im Lauf der Zeit stark angewachsen und bot wohl zwischenzeitlich etwa 2000 Menschen Obdach. Hier gab es zahlreiche Wohn- und Handwerkerhäuser, Wirtshäuser, Heiligtümer und auch ein Gräberfeld.

Im Zuge der Aufgabe der Limesregionen nach den Alamanneneinfällen und den Rückzug der Römer hinter die Rheingrenze wurde die Saalburg wohl um 260 n. Chr. kampflos aufgegeben.

Die ersten wissenschaftlichen Ausgrabungen wurden bereits zwischen 1853 und 1862 durchgeführt. Die komplette Rekonstruktion des Kastells erfolgte dann ab 1897 durch Betreiben des Kaisers Wilhelm II. durch die wenige Jahre zuvor gegründete Limeskomission, und dauerte bis 1907 an. Grundsteinlegung war 1900 durch den Kaiser persönlich.

Hierbei wurden die Außenmauer mit doppeltem Spitzgraben und innen liegendem Erdwall, die 4 Lagertore, das Stabsgebäude (principia) mit Vorhalle (Appellhalle) und Fahnenheiligtum (aedes), das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), die Speicher (horreum), 2 Mannschaftsbaracken (centuriae) mit den Soldatenunterkünften (contubernia) und die Werkstätten (fabrica) rekonstruiert.

Außerhalb des Kastellgeländes wurden die Reste des Kastellbads und von Streifenhäusern des ehemaligen Straßendorfs (vicus) ausgegraben. Das Gräberhaus, das Mithraeum und eine Jupitersäule sind Nachbildungen ohne direkten Bezug zu tatsächlichen Ausgrabungen in der Saalburg. Im Norden des Kastells wurde ein Teilstück des Limes mit dem Limesdurchgang rekonstruiert.

Neueste Forschungen ergaben, dass zwischenzeitlich einige Aspekte der Rekonstruktion wissenschaftlich nicht mehr haltbar sind. So war beispielsweise an den Außenseiten des Kastells kein rohes Mauerwerk zu sehen, sondern ein mit Fugenstrich versehener Putz, der einen Eindruck von imposanten Steinquadern erwecken sollte. Auch die Zinnen hatten einst deutlich größere Abstände, da die Soldaten beim Verwenden der üblichen Wurf- und Schleuderwaffen mehr Platz benötigten. Dennoch kann man sich in der Saalburg auch heute noch einen guten Eindruck über das Aussehen und die Funktionsweise eines römischen Kastells am Limes verschaffen.

Bei einem Besuch des Archäologischen Parks und der Saalburg sind folgende Gebäude und Stationen sehenswert:

  • Stabsgebäude (principia): im Zentrum des Kastells gruppierten sich die Schreibstuben, Amtsräume und die Waffenkammer um einen schönen Innenhof. Die große Vorhalle diente wahrscheinlich zum Appell. Neben einer Dauerausstellung, in der als Highlight ein vergoldeter Pferdekopf aus Waldgirmes zu sehen ist, sind hier heute u.a. das rekonstruierte Fahnenheiligtum und ein Triclinum mit Wandmalereien untergebracht.
  • Speicher (horreum): diente als Getreide- und Vorratsspeicher. In der Dauerausstellung sind originale Funde aus der Saalburg und anderen Limeskastellen ausgestellt und präsentieren sich in den Themenbereichen Essen und Trinken, Bauen und Handwerk, Waffen und Ausrüstung, Kleidung und Schmuck, Medizin und Körperpflege, Geldwesen und Religion.
  • Werkstattgebäude (fabrica): hier lag die Feldschmiede und andere Werkstätten, in der meist dienstältere Soldaten Dienst taten. Heute sind neben Ausstellungsräumen auch die rekonstruierten Werkstätten eines Beinschnitzers und eines Schuhmachers und eine Garküche zugänglich.
  • Mannschaftsbaracken (centuriae):  in den langgestreckten Gebäuden befanden sich die Unterkünfte der Soldaten. In jeder der 10 Mannschaftsstuben (contubernium) wohnten dabei 8 Soldaten zusammen, im Kopfbau der Baracke befand sich die Wohnung des Centurio. Heute kann man eine rekonstruierte Stube besichtigen. Außerdem ist in einer der beiden Baracken die nach Vorbildern aus Pompeji ausgestattete „Taberna“ der Saalburg untergebracht, in der auch römische Speisen serviert werden.
  • Haus des Kommandanten (praetorium): Hier lagen die privaten Räume des Lagerkommandanten. Heute sind hier ein Forschungsinstitut und die Museumsverwaltung untergebracht.

Der Rundweg im archäologischen Park führt über 2,4 km (ca. 45 Minuten) rund um das Außengelände der Saalburg. Beginn ist am Kassenhäuschen, das wie der danebenliegende Museumsshop einem römischen Streifenhaus des römischen Straßendorfs nachempfunden ist. Von hier aus erfährt man an Informationstafeln allerlei Wissenswertes über folgende Stationen: die beiden römische Schanzen, einen Limesdurchgang mit Limespalisade, zwei Modellschanzen (hier wurden zu wilhelminischer Zeit in experimenteller Archäologie römische Schanzen nachgebaut), eine „inszenierte Landschaft“ (so stellte man sich in wilhelminischer Zeit ein römisches Dorf vor), eine Jupitersäule, ein Gräberhaus, ein Mithras-Heiligtum und das Straßendorf.

Die Saalburg ist Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches” und ist von März bis Oktober täglich, von November bis Februar täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Die Taberna ist montags und im Januar geschlossen und auch nur mit Eintrittskarte zum Archäologischen Park zugänglich.

Führungen sind gegen Aufpreis buchbar und es gibt eine Kombikarte mit der Keltenwelt am Glauberg. Es finden regelmäßige Sonderausstellungen, Veranstaltungen, (Erlebnis-)Führungen, Themen- und Backtage sowie Kochveranstaltungen und Workshops statt.

Lage: Römerkastell Saalburg Archäologischer Park, Am Römerkastell 1, 61350 Bad Homburg vor der Höhe

Link: www.saalburgmuseum.de

Limesturm-Rekonstruktion in Idstein (WP 3/26)

Der Limes in der Idsteiner Senke hatte eine kleine Besonderheit: er war als doppelte Limeslinie ausgebaut, d.h. der ursprünglich krumm verlaufende Limesverlauf wurde durch eine etwa 750 Meter weiter nördlich liegende Grenzlinie begradigt

Der 2002 bei Idstein rekonstruierte Wachtposten steht nahe der ursprünglichen Stelle des römischen Steinturms WP 3/26. Bei seiner Rekonstruktion wurde darauf geachtet, dass die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt wurden, so dass er dem ursprünglichen Aussehen eines typisch römischen Limeswachturms um 150 n. Chr. wohl recht nahe kommt.

So bekam der Turm auch die charakteristische weiße Verputzung mit rotem Fugenstrich, was den Eindruck eines aus Quadern errichteten Mauerwerks erweckte und ihn wohl besonders imponierend wirken lassen sollte.

Mit einem Grundriss von 5 x 5 Metern war der Turm etwa 12 Meter hoch und hatte ein mit Holzschindeln gedecktes Dach und einen hölzernen Wehrgang. Der Eingang zur Wachstube lag im 1. Stock und konnte nur über eine einziehbare Leiter betreten werden. Im Untergeschoss lag ein von innen zugänglicher Lagerraum, im 1. Stock die Wohnstube für 4 bis 6 Mann Besatzung und im 2. Stock die Wachstube.

In der Idsteiner Senke gab es einen ungewöhnlichen „doppelten Limes“: Hierbei wurde der ursprüngliche Limes, der den landschaftlichen Gegebenheiten angepasst war und nicht ganz gerade verlief,  vermutlich bereits um 120 n. Chr. (also rund 30 Jahre vor der zweiten Ausbaustufe des Limes) durch eine etwa 750 Meter weiter nördlich liegende Grenzlinie begradigt und so zusätzlich verstärkt.

Der Turm, in dem sich eine kleine Ausstellung befindet, ist zwischen März und Oktober 2mal im Monat sonntags zu festen Zeiten geöffnet: Es können nach Absprache aber auch (Erlebnis-)Führungen vereinbart werden. Im August findet jährlich ein Römerfest statt. Der Limes-Wanderweg führt direkt am Turm vorbei.

Lage: Limesturm Idstein, an der L3026, 65510 Idstein-Dasbach

Link: limes-idsteiner-land.de

Wachtposten am Kastell Zugmantel (WP 3/15)

In der Nähe des Kastells Zugmantel befand sich eine Kreuzung zwischen dem Limes und einer wichtigen Straßenverbindung, die zwischen der Provinzhauptstadt Mainz (Mogontiacum) und dem Germanengebiet im Limburger Becken verlief und daher durch ein Kastell besonders gesichert werden musste.

Vom römischen Kastell und dem Lagerdorf sind heute nur noch einige Bodenerhebungen und Wälle im Waldgebiet sichtbar. Einen guten Eindruck von der Limesanlage erhält man jedoch am Nachbau des WP 3/15, der nur wenige Meter neben seinem ursprünglichen Standort errichtet wurde.

Der ursprüngliche quadratische Limesturm aus Stein hatte eine Grundfläche von etwa 6,3 x 6,3 Meter und war von einem Spitzgraben umgeben. Seine Reste wurden 1966 beim Ausbau der B417 entdeckt und anschließend archäologisch ausgegraben. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass er durch Brand zerstört wurde – vermutlich um 260 n. Chr. beim Limesfall.

Ein Nachbau dieses Turmes wurde 1972 rekonstruiert, entspricht aber heute nicht mehr ganz dem Stand der Wissenschaft. Neben dem Wachturm wurde eine Limespalisade mit Wall und Graben auf einer Länge von ca. 50 Metern rekonstruiert.

Das etwa 350 Meter südlich des Limes gelegene Kastell Zugmantel wurde um 90 n. Chr. zunächst als kleineres Numeruskastell in Holz-Erde-Bauweise mit einer Fläche von ca. 0,7 ha errichtet. Es war Standort einer Hilfstruppe, der Numerus Treverorum, die hier mit rund 160 Mann Besatzung stationiert war. Um 120 n. Chr. wurde das Kastell auf ca. 1,1 ha erweitert und um 150 n. Chr. durch ein ca. 1,7 ha großes Steinkastell ersetzt.

In einer 4. Ausbauphase um 223 n. Chr. wurde das Kastell unter Kaiser Caracalla erneut auf eine Größe von ca. 125 x 171 m (2,1 ha) erweitert und diente nun der rund 500 Mann starken, teilberittenen Cohors I Treverorum equitata als Standort. Dieses Kastell war bis etwa 260 n. Chr. belegt.

Westlich und östlich des Kastells entstanden im Laufe der Zeit größere Lagerdörfer, von dem bisher 2 hölzerne Amphitheater, mehrere Heiligtümer, ein Gräberfeld und ein Badehaus in der Nähe der Aarquelle entdeckt und ausgegraben wurden.

Vom Kastell kann man heute nur noch Reste der Steinumwehrung in Form eines Walls erkennen. Auch die beiden Amphitheater sind nur noch als leichte Senken im Boden zu erkennen, während der Pfahlgraben des Limes dabei noch auf einer Länge von mehreren hundert Metern sichtbar ist.

Ein ausgeschilderter Rundweg, der am Parkplatz des Sportplatzes beginnt, verbindet auf einer Länge von ca. 2,5 km alle noch sichtbaren Reste der römischen Besiedelung am Zugmantel. Es finden gelegentliche Erlebnisführungen durch Limes-Cicerones statt, bei denen der Wachtposten auch bestiegen werden kann, und am 3. Oktober wird das jährliche Römerfest veranstaltet.

Lage: Limes-Wachturm, Am Zugmantel, 65232 Taunusstein-Orlen (ein Parkplatz befindet sich direkt an der B417 nördlich des Sportplatzes des SG Orlen und gegenüber von Waffel Löser)

Wachtposten am Caput Limitis (WP 1/1)

Vom Startpunkt des römischen Limes, der bereits in der Antike als caput limitis bekannt war, sind leider keine Reste mehr zu sehen. Ein Nachbauversuch des Steinturms in den 1970er-Jahren markiert jedoch heute diese historisch bedeutsame Stelle.

Etwa 120 Meter südöstlich des originalen Standorts des 1. Wachtposten wurde 1972-1973 ein steinerner Limes-Wachturm nachgebaut, für den Original-Bruchsteine des WP 1/8 im Rheinbrohler Wald verwendet wurden. Allerdings ist das heutige Aussehen des Turmes zwar pittoresk, historisch aber unter Wissenschaftlern höchst umstritten. Vom ursprünglichen Wachturm sind heute leider keine Reste mehr zu sehen, da sich dort heute eine Kiesgrube befindet.

Über der Hochwasserlinie am Hochufer des Rheins und ca. 200 m vom Limes entfernt, lag das Kleinkastell Rheinbrohl, das ca. 26 x 26 Meter groß und von 2 Spitzgräben umgeben war. Es wurde 1899 von der Reichslimeskommission archäologisch untersucht. Außer einem Brunnen und wenigen Mauerresten wurde aber nur wenig Interessantes gefunden. Durch die spätere Nutzung als Kläranlage von Rheinbrohl ist das Gelände des Kastells heute jedoch vollständig zerstört und nichts mehr sichtbar.

Zusammen mit dem „ersten Wachtposten“, dem WP1, bildete das Kastell den caput limitis, den Kopf des Limes, und markierte so den Beginn des 550 km langen Obergermanisch-Raetischen Limes, der die Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem „Freien Germanien“ bildete. Von hier aus verlief der Limes östlich über den Westerwald und den Taunus bis zum Main.

Der Grabstein neben dem Turmnachbau ist die Kopie eines in Bonn gefundenen Gedenksteins für einen Soldaten namens Pintaius, der aus dem heutigen Spanien stammte und in einer Auxiliareinheit als Feldzeichenträger diente. Er starb mit nur 30 Jahren und könnte theoretisch einer hier stationierten Auxiliareinheit angehört haben.

Lage: Limeswachturm 1/1, an der L87, 56598 Rheinbrohl

Römerturm im Rheinbrohler Wald (WP1/9)

Auf einem Rundwanderweg, der am Museum RömerWelt beginnt, kann man sowohl nachgebaute Limes-Palisaden und eine Wachtturm-Rekonstruktion als auch originale Reste des Limesverlaufs und die Fundamente eines Wachturms entdecken.

Der lohnenswerte RömerWeltWeg, ein etwa 8,4 km langer und 2 ½stündiger Wanderweg, beginnt direkt am Museum RömerWelt am Caput Limitis. Dieses sollte man unbedingt als Erstes besuchen, um einen ersten Einblick in die Funktion und Geschichte des Limes zu bekommen.

Auf dem Wanderweg folgt man dann zunächst dem markierten Westerwaldsteig und kommt noch im Ort Arienheller an einer nachgebauten Palisadenwand vorbei, an der es verschiedene Infotafeln zum Limes gibt.

Im weiteren Verlauf trifft man kurz nach dem Gehöft „Dielsberg“ auf einen Teil des Limes, der noch auf eine Länge von ca. 200 Metern deutlich sichtbar durch die Landschaft verläuft. Hier sind sowohl der Wall als auch der Graben noch gut erkennbar.

An der sogenannten Waldschulhütte findet man noch Fundamentreste von zwei nebeneinanderliegenden steinernen Wachtürmen des Wachpostens WP 1/8, von denen der nordwestliche Turm auf eine Höhe von knapp 1 Meter teilweise rekonstruiert ist. Auch hier findet man weitere Informationen auf diversen Infotafeln.

Nur ca. 500 Meter weiter befindet sich in der Nähe des WP 1/9 am Waldrand des Beulenbergs ein hölzerner Nachbau eines Wachpostens, der begehbar ist und von dem aus man einen guten Ausblick über die Landschaft hat.

Zurück bei der Waldschule kann man entweder den ursprünglichen Weg wieder zurückwandern oder den markierten Weg über den Hartmannshof, der schöne Blicke über das Rheintal bietet, wieder zurück nach Arienheller wandern.

Lage: Limeswachturm 1/9, Rheinbrohler Wald, 56598 Rheinbrohl

Link: www.roemer-welt.de/Limes-Infozentrum/Grenzenloses-Wandern/RoemerWeltWeg

RömerWelt am Caput Limitis

Am Startpunkt des Limes in Rheinbrohl ist mit der RömerWelt am Caput Limitis ein Erlebnismuseum zu finden, das Wissen und Spaß für alle bietet und in dem Anfassen und Ausprobieren ausdrücklich erlaubt sind!

In Rheinbrohl, das direkt an der Grenze zwischen Germania Superior und Germania Inferior liegt, begann einst das mit 550 km längste Bodendenkmal Europas: der Grenzwall des Obergermanisch-Raetischen Limes, der hier direkt am Rhein mit dem heute nicht mehr sichtbaren Kleinkastell Rheinbrohl und dem 1. von insgesamt über 900 Limeswachtürmen begann.

Das 2008 eröffnete Erlebnismuseum zeigt in seiner multimedialen und interaktiven Ausstellung im Museumsbau und den verschiedenen Stationen im Außengelände alles Wissenswerte zur Geschichte und den verschiedenen Ausbaustufen des Limes. Da der Begriff „Caput Limitis“ in der Fachsprache bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert für den Beginn des Limes verwendet wurde, bot er sich als Name für das Museum geradezu an.

In der Ausstellung im Museumsbau wird neben dem Alltag der Soldaten und der Zivilbevölkerung auch die Entwicklung des Limes während der Zeit seines Bestehens und der Handel auf beiden Seiten der Grenze beleuchtet und dem Besucher mithilfe von interaktiven Stationen und mulitmedialen Darstellungen auf spielerische Weise nähergebracht.

Im Außengelände wurden außerdem ein Limeswall mit Graben und Palisade nachgebaut, es wurde ein Kräuter- und Küchengarten angelegt, im römischen Backhaus (mit Getreidemühle, Herdstelle und Kuppelbacköfen) kann man Brot und römische Gerichte herstellen und es gibt sogar einen Weinberg mit einer Rebsorte, die bereits in Römerzeit bekannt war. Man erfährt außerdem, wie die Römer mithilfe einer Pfahlramme, die als Nachbau zu sehen ist, Brücken durch Flüsse legten.

Im Vicusgebäude, das einer römische Soldatenbaracke nachempfunden ist, sind in den unterschiedlichen Räumen römische Werksstätten eingerichtet, wie die eines Steinmetzen oder eines Schmieds, es sind eine originalgetreu ausgestattete Soldatenunterkunft (contubernium) und eine Waffenkammer zu sehen und es gibt sogar eine nachgebaute Latrine.

Das Museum ist Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches” und ist zwischen Mitte März und Mitte November täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es finden Workshops, Thementage und Veranstaltungen statt, wie z.B. Backtage oder die „RömerTage“ im Mai. Man kann auf Anfrage (Erlebnis-)Führungen buchen.

Hier ist auch das offizielles Limesinformationszentrum für Rheinland-Pfalz untergebracht und ein 8,4 km langer Wanderweg (RömerWeltWeg) verläuft vom Museum bis zum Nachbau eines hölzernen Limeswachturms (Römerturm 1/9) im Rheinbrohler Wald.

Lage: RömerWelt am Caput Limitis, Arienheller 1, 56598 Rheinbrohl

Link: www.roemer-welt.de

Römervilla am Silberberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Wenn Steine reden könnten, hätten sie hier in der Römervilla am Silberberg sicher viel zu erzählen: von der Zeit als villa rustica über die Funktion als Herberge und einer späteren Metallschmelze bis hin zur frühchristlichen Nutzung als Friedhof war während der über 700jährigen Nutzungsgeschichte fast alles dabei.

Auf dem Ausgrabungsgelände der Römervilla liegen die verschiedenen Nutzungsphasen, die sich von der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis zum 7.-8. Jahrhundert erstrecken, direkt neben- und zum Teil auch übereinander und können hier wunderbar parallel betrachtet werden. Für die lange Nutzungszeit des Geländes spielt sicher die Lage etwa 15 km westlich der Mündung der Ahr in den Rhein und an der Handelsstraße durchs Ahrtal an den Rhein eine große Rolle.

Der ursprüngliche römische Gutshof, auch Haus I genannt, entstand in der Zeit um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. und ist nur noch in wenigen Resten vorhanden. Das noch deutlich kleinere Herrenhaus besaß aber bereits Hypokaustenheizungen und es gab ein kleines Badehaus.

Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erfolgten umfangreiche Umbauten, große Teile des Vorgängerbaus wurden dabei abgerissen und komplett neu gebaut. Es entstand Haus II, eine große Portikusvilla mit einer Größe von 72 x 20 Metern, die über einen kurzen Gang mit einem neuen, in Reihenbauweise errichteten Badegebäude verbunden war. Zwischen Haupthaus und Bad lag ein Wasserkanal zur Wasserversorgung von Bad und Landgut.

Das Herrenhaus wurde im Laufe der Zeit stetig erweitert oder umgebaut und wurde bis um 270 n. Chr. genutzt, bevor das Landgut von seinen Besitzern wohl aufgegeben wurde – vermutlich wegen der immer unsicher gewordenen Lage durch Germaneneinfälle von der anderen Rheinseite.

Bereits kurze Zeit später, ab Ende des 3. Jahrhunderts, wurde das teils verfallene Hauptgebäude aber wieder repariert und zu einem Hospiz bzw. einer Herberge (mansio) umgebaut. Große Räume wurden dabei in mehrere kleine aufgeteilt, die Küche wurde deutlich erweitert, erhielt einen großen Herd und einen Backofen und es kam eine caupona mit Gastraum und Ausschank hinzu. An das Badehaus wurde eine größere Latrine angebaut, die bis zu 8 Besuchern Platz bot. Das Rasthaus bestand bis etwa Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr., wurde aber wohl durch einen Hangabrutsch verschüttet.

Auf den teils mit Schutt bedeckten Resten der Herbergsruine siedelte sich dann in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts eine Metallschmelze an, in dem in mehreren Schmelzöfen das Silber und Eisen der Gegend eingeschmolzen und verarbeitet wurde. Wohl um 400 n. Chr. wurde auch diese Nutzung aufgegeben, vermutlich aufgrund der zunehmenden Germanenüberfälle, aber auch durch weitere Hangabrutsche.

Danach geriet das Haus völlig in Vergessenheit. Erst im 7. bis 8. Jahrhundert n. Chr. wurde über den Ruinen des Badegebäudes ein frühmittelalterlicher christlicher Friedhof mit 32 Reihengräbern angelegt, in denen die Toten zumeist in Steinkisten und ohne Grabbeigaben beigesetzt wurden.

Die Villa wurde 1980 beim Ausbau der Bundesstraße 267 entdeckt, die daraufhin umgeplant werden musste. Zwischen 1980 und 1990 fanden dann umfangreiche Ausgrabungen statt, die seit 1993 unter einem Museumsbau geschützt der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Bei der Ausgrabung der Gebäude kamen eine große Reihe ungewöhnlich gut erhaltener farbiger Wandmalereien mit figürlichen Darstellungen und sogar ein Lehrer-Schüler-Graffito in Versform zum Vorschein. Die Fußböden bestanden aus zu Mustern und Ornamenten gelegten Steinplatten und die Räume wurden mit Hypokausten beheizt. Auch die bis zu einer Höhe von 1,5 Metern erhalten gebliebenen Mauern des Gebäudes und die ungewöhnlich großen Fenster des Hauptwohnraums, die verglast und mit Fensterläden versehen waren, sind noch gut zu erkennen. Die Decke eines kleinen quadratischen Raumes mit Tonnengewölbe und bemaltem Putz konnte in voller Höhe rekonstruiert werden.

Die verhältnismäßig wenigen wertvollen Funde deuten darauf hin, dass die Villa bewusst aufgegeben wurde und nicht durch einen Überfall oder einen Brand zerstört wurde. Dennoch konnten einige schöne Stücke, wie z.B. Armreife, Haarnadeln, gallische Gewandfibeln, ein Durchbruchornament und Theatermasken gefunden werden. Auch Terra Sigillata und Reste von Fensterglas waren bei den Funden, die heute in den Vitrinen im Nordhof ausgestellt sind.

Der Besucher kann auf Stegen die über 1000 qm Ausstellungsfläche erkunden und die wichtigsten Informationen auf angebrachten Tafeln nachlesen. Hierbei sollte man sich unbedingt vor dem Rundgang als Erstes das Modell der Anlage und einen 20minütigen Einführungsfilm Obergeschoss ansehen, um einen ersten Eindruck über die Villa zu erhalten.

Öffentliche Führungen finden gegen geringen Aufpreis an einigen Tagen in der Woche (mittwochs, samstags, sonntags) zu festen Zeiten statt. Es gibt wechselnde Sonderausstellungen und man kann auch Kostümführungen durch die „Hausherrin“ buchen.

Das Museum ist zwischen Anfang April bis Mitte November täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museum Römervilla, Am Silberberg 1, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler

Link: www.bad-neuenahr-ahrweiler.de/roemervilla-ahrweiler

Archäologiepark Martberg (Mons Martis)

Der Name des hoch über der Mosel gelegenen Martbergs geht auf den gallo-römischen Gott Lenus Mars zurück, der hier verehrt wurde. Er war als Lenus ursprünglich der Hauptgott des keltischen Trevererstammes und wurde von den Römern einfach assimiliert und zu ihren Göttern hinzugefügt. Der Tempelbezirk wurde rund 500 Jahre lang genutzt und entwickelte sich während der Römerzeit zu einem regelrechten Pilgerzentrum.

Der etwa 180 m hohe Tafelberg an der Mosel wurde bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Kelten besiedelt, die hier um 100 v. Chr. ein großes Oppidum, d.h. eine stadtähnliche Hügelfestung errichteten, die als nördlicher Hauptort der Treverer rund 5000 Menschen Platz bot. Es lag an einer wichtigen Handelsstraße, die Trier und Koblenz miteinander verband.

Diese Keltenstadt war von einer 5 km langen Stein-Erde-Befestigung umgeben und hatte in ihrer Mitte einen Kultplatz, der sich nach der römischen Eroberung Galliens zu einem gallo-römischen Tempelbezirk entwickelte. Das Oppidum wurde gleichzeitig nach und nach aufgegeben und die keltischen Einwohner siedelten sich in den neu entstandenen Handelszentren der Römer an, unter anderem in Kadern (Vicus Cardena) am Fuße des Martbergs.

Der etwa 70 x 60 m große gallo-römische Tempelbezirk weist bis zu 9 Bauphasen auf und war dem keltischen Gott Lenus geweiht, einem Kriegs- und Heilgott, der von den Römern mit Mars gleichgesetzt und als Lenus Mars in die römische Götterverehrung einbezogen wurde. Hier ist die Verschmelzung von keltischer mit römischer Kultur gut nachzuverfolgen, was in neuen Provinzen nicht unüblich war. Eine Bronzestatue, die auf dem Martberg gefunden wurde, zeigt den Gott mit korinthischem Helm, Schild und Rüstung.

Seine Blütezeit erlebte der Tempelbezirk um 200 n. Chr., als er sich zu einem wahren Pilgerort entwickelte. Hiervon zeugen Tausende von Opfergaben – von Münzen über Waffen besiegter Feinde bis zu Fibeln und Schmuck. Die Scherben von Tausenden von Miniaturgefäßen, die im unten am Fuß des Berges liegenden römischen Vicus Cardena hergestellt wurden und als Votivgaben dienten, zeugen ebenfalls von einer regen Opferpraxis.

Die ersten Ausgrabungen auf dem Martberg wurden bereits im 19. Jahrhundert vorgenommen. Seit 1994 werden systematische wissenschaftliche Ausgrabungen durchgeführt. Vom römischen Tempelbezirk wurden seit 2003 der 20 x 20 Meter große Umgangstempel, ein kleinerer Nebentempel und ein Teil der 60 x 70 Meter großen Wandelhalle, die den Tempelbezirk umgab, wieder auf ihren Grundmauern rekonstruiert. Von 2 weiteren Tempeln sind die Grundmauern konserviert. Auch ein keltisches Wohnhaus des Oppidums wurden inzwischen wieder aufgebaut.

Das Gelände ist jederzeit frei zugänglich. Der Lenus-Mars-Tempel ist von Mai bis Oktober gegen ein geringes Entgelt und mit kleiner Führung von Freitag bis Sonntag und feiertags geöffnet. Funde vom Martberg sind in der keltisch-römischen Abteilung des Stiftsmuseums Treis-Karden ausgestellt.

Der Tempelbezirk auf dem Martberg kann auch von Pommern oder Treis-Kadern auf dem Lenus-Mars-Weg erwandert werden. Auf dem 5 km langen Wanderweg erfährt man auf Infotafeln Wissenswertes über das Leben von Keltern und Römern. Auf dem Martberg finden auch römische Veranstaltungen statt.

Lage: Archäologiepark Martberg, 56829 Pommern (Zufahrt von Pommern mit PKW bis zum Waldparkplatz möglich; von dort aus führt ein ca. 1 km langer Fußweg in ca. 15 Minuten zum Tempelbezirk)

Link: www.martberg-pommern.de/archaeologie-park.html

Grabkammern bei Nehren

Sogar nach ihrem Tod sicherte sich eine wohlhabende Landbesitzerfamilie mit diesen beiden Grabtempelchen einen herrlichen Ausblick über das Moseltal.

An der Straße von Trier nach Koblenz in der Nähe einer Furt im Moselbogen von Senheim und direkt an der Grenze zu Gallia Belgica liegen nebeneinander zwei römische Grabtempelchen aus dem 3. bis 4. Jahrhundert n. Chr. Beide besitzen im Untergeschoss eine Grabkammer und im Obergeschoss einen gut doppelt so großen Tempelaufbau mit Säulenvorhalle und Cella.

Die bei ihrer Entdeckung in den 1970er Jahren besser erhaltene Grabkammer I des linken Tempels ist 2,6 Meter breit, 4,3 Meter tief und 3 Meter hoch, besitzt ein Tonnengewölbe und hat auf der Talseite einen kleinen Eingang. Die eigentliche Sensation bei ihrer Ausgrabung waren die noch relativ gut erhaltenen Wandmalereien, die noch im Originalzustand waren und heute zu den ältesten im Rheinland zählen.

Die kassettenartig untergliederten bunten Wand- und Deckenmalereien wirken dabei wie ein laubenartiger Raum und sind mit Pflanzenranken und -blättern, Früchten und Blüten ausgeschmückt. Der Boden der Grabkammer war mit mehrfarbigen Steinplatten ausgelegt. Von mehreren der Sarkophage aus den Grabkammern waren noch Teile vorhanden. Da hierunter auch Kindersärge waren, war dies wohl die Begräbnisstätte einer wohlhabenden Familie, der wahrscheinlich ein Landgut in der Nähe gehörte. Als Grabbeigaben wurden Tongefäße gefunden.

In den Jahren 1973 bis 1974 wurden Ausgrabungen und Konservierungen durchgeführt und beide Grabkammern wieder aufgebaut. Die Wandmalereien in der linken Grabkammer wurden dann 2002 bis 2005 saniert. Damit zu ihrer Erhaltung im Inneren ein stabiles Klima gewährleistet wird, können sie heute nur durch ein kleines Fenster in der Stahltür betrachtet werden.

Erhalten geblieben sind die Grabkammern wohl vor allem deshalb, weil sie in späterer Zeit als Weinbergshäuschen genutzt wurden. Im Volksmund wurden die Grabkammern auch als „Heidenkeller“ bezeichnet und der Weinberg, in dem die beiden Tempel stehen, heißt auch heute noch „Römerberg“.

Die Tempelaufbauten der Grabkammern sind jederzeit frei zugänglich. Im Inneren des rechten Grabtempels informieren Tafeln über Details der Forschung und Konservierung. Der 4,5 km lange Kulturweg „Römergräber“ führt vom Feuerwehrhaus in Nehren aus in rund 2 Stunden von einem römischen Kelterstein über einen Versuchsweinberg bis zu den Römergräbern und wieder zurück in den Ort.

Lage: Grabkammern Nehren, An der K22, 56820 Nehren (vom Ort aus über den Kulturweg „Römergräber“ oder über den Parkplatz an der K22 oberhalb von Nehren erreichbar)

Link: www.nehren-mosel.de/index.html?/roemergraeber/roemergr.html

Römische Villa Otrang

Die 4 heute noch ausnehmend gut erhaltenen Mosaikfußböden der Villa Otrang sind atemberaubend schön – sie zeigen neben opulenten Ornamenten und geometrischen Dekors auch prachtvolle und lebendige Szenen mit wilden Tieren – Fußbodenheizung natürlich inklusive! Die Villa gehört zu den besterhaltenen und größten nördlich der Alpen.

Die Villa in Otrang war ein Landgut, das in der Nähe der Straße von Trier nach Köln lag und der Versorgung der Bevölkerung diente. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden an einen regionalen Markt in der nahegelegenen Straßensiedlung Bitburg (Beda) geliefert, von wo sie dann von Händlern nach Trier gebracht wurden.

Auf einem Areal von 132 Metern Breite und 379 Metern Länge (allein das Herrenhaus besaß eine Fläche von über 3600 qm!) gab es neben dem Herrenhaus zahlreiche Wirtschaftsgebäude, 2 große Hauptthermen, ein sogenanntes Gesindebad, einen eigenen Tempelbezirk und ein Gräberfeld.

In den insgesamt 66 Räumen des Herrenhauses waren 14 mit prachtvollen Fußbodenmosaiken ausgeschmückt. Säulenhallen und Gänge verbanden die Wohn- und Speiseräume, die über eine ausgedehnte Fußbodenheizung beheizt werden konnten.

Die Villa stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und wurde bis Anfang des 5. Jahrhunderts bewirtschaftet. Grabungsergebnisse haben nachgewiesen, dass die Villa Mitte des 2. Jahrhunderts und noch mindestens zwei weitere Male umfangreich erweitert wurde.

Entdeckt wurden die Mosaike 1825 bei landwirtschaftlichen Arbeiten und daraufhin wurde das Gelände kurz darauf vom preußischen Staat gekauft, archäologisch erforscht, konserviert und mit Schutzbauten versehen, die zwischenzeitlich ebenfalls denkmalgeschützt sind. Bei weiteren Ausgrabungen auf dem Gelände wurden inzwischen auch mehrere Wirtschaftsgebäude und 2 Tempel freilegt.

Heute sind unter den Schutzbauten 4 der schönsten Mosaike zu sehen und auch Teile der rekonstruierten Fußbodenheizung. Die Mosaike zeigen größtenteils aufwendige geometrische Muster und blütenartige Ornamente. Im als Apsidensaal bezeichneten Raum, in dem sich vermutlich ein Wohn- und Speisezimmer befand, wurde das aufwendigste und prächtigste Mosaik der Villa gefunden. Es zeigt in verschnörkelte Ranken eingebettet zwei Raubkatzen, die ein Pferd und eine Antilope jagen und einen Kranich, der gerade mit seinem Schnabel eine Schlange aufspießt.

Vom Herrenhaus wurden die Grundmauern des östlichen Risalitgebäudes und der Südflügel mit der Terrasse teilweise wiederaufgebaut. Auf der mit Portiken versehene Terrasse kann man auch heute noch im Gastronomiebereich die Aussicht bewundern – und auch römische Gerichte genießen.

Der Außenbereich ist jederzeit frei zugänglich und ist mit Informationstafeln versehen. Die Schutzbauten sind von April bis Oktober von Mittwoch bis Sonntag ohne Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Römische Villa Otrang, Otrang 1, 54636 Fließem

Porta Nigra Trier

Die Porta Nigra, das „Schwarze Tor“ der antiken Stadtbefestigung, gehört wohl zu den bekanntesten und beeindruckendsten Römermonumenten Deutschlands, wenn nicht sogar Europas. Seit seiner Erbauung Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. diente das Wahrzeichen Triers zwischenzeitlich sogar als Kirche.

Die Porta Nigra ist das am besten erhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen, obwohl es im Laufe der Zeit mehrere Veränderungen erlebt hat.

Erbaut wurde das monumentale Doppeltor 170 n. Chr. unter Kaiser Marc Aurel als nördliches Stadttor von Trier. Es war Teil einer 6,4 km langen und 3 m hohen römischen Stadtmauer mit 5 Stadttoren und über 40 Türmen.

Das 36 m breite, 22 Meter tiefe und 30 m hohe Tor, das sogar einen Innenhof und fast 150 Rundbogenfenster besaß, war 4 Stockwerke hoch. Es wurde aus 7.200 Quadern ohne Verwendung von Mörtel errichtet. Ausschließlich Metallklammern hielten die bis zu 7 Tonnen schweren Sandsteinquader zusammen – eine in Stein gefasste Machtdemonstration!

In der Antike war das Tor noch als porta martis, d.h. Tor des Kriegsgottes Mars, bekannt und diente bis noch zur Verwüstung Triers durch die Wikinger im 9. Jahrhundert als Stadttor. Danach hatte es keinerlei wirkliche Bedeutung mehr, blieb aber stehen und begann langsam zu verwittern. Da der einst helle Sandstein zwischenzeitlich so stark nachgedunkelt war, dass er fast schwarz erschien, wurde das Tor zu dieser Zeit bereits als Porta Nigra (d.h. „Schwarzes Tor“) bezeichnet.

Im Jahr 1030 ließ sich dann im Obergeschoss des Ostturms der Einsiedler und spätere Heilige Simeon in eine Klause einmauern, die nach seinem Tod und seiner Heiligsprechung von 1035 bis 1042 durch Erzbischof Poppo umgebaut wurde: das Untergeschoss wurde zu einer Volkskirche, wobei der Innenhof des Tors als Mittelschiff der Kirche diente, das Obergeschoss des Ostturms wurde abgerissen.

Die Kirche hatte bis ins 19. Jahrhundert Bestand und wurde erst 1804 unter Napoleon säkularisiert, der sie wieder zu einem Tor zurückbauen ließ. Die aus dem Barock stammenden Wandreliefs der Volkskirche bleiben dabei teilweise erhalten, der Ostturm blieb aber weiterhin 1 Stockwerk niedriger als der Westturm.

Die Porta Nigra gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier. Das Torinnere und die Simeonsklause, in der eine Multimediashow über das Leben des Hl. Simeon gezeigt wird, sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet – die „Antikencard Trier“ bietet hierbei Kombimöglichkeiten bzw. Rabatte mit anderen Sehenswürdigkeiten Triers. Es werden auch Erlebnisführungen mit einem Zenturio angeboten.

Hohe Domkirche St. Peter zu Trier

Der Trierer Dom ist mit der direkt daneben liegenden Liebfrauenkirche über einen Kreuzgang zu einem riesigen Kirchenkomplex verbunden. Über die rund 1700 Jahre seines Bestehens wurde der Dom ständig erneuert, erweitert und verschönert, so dass der heutige Kirchenbau so gut wie alle europäischen Stilepochen miteinander vereint.

Eine erste christliche Gemeinde entstand in Trier um 270 n. Chr. in einer kleinen Hauskirche, die dann schon um 310-320 n. Chr., d.h. nach dem Toleranzedikt von 313 n. Chr., zu einer Basilika umgebaut und ab der Mitte des 3. Jahrhunderts zur Kathedrale und Grablege der Trierer Bischöfe wurde – sie ist somit die älteste Bischofskirche Deutschlands.

Bereits ab 326 ließ dann Kaiser Konstantin diese Basilika zu einem monumentalen, festungsähnlichen Kirchenkomplex umbauen und machte sie zur größten Kirchenanlage im Imperium Romanum, die aus weiteren 4 Basiliken, einem Baptisterium und zahlreichen Nebengebäuden bestand. Hierzu überließ sogar Kaiserin Helena, die Mutter des Kaisers, um 340 ihren Palast dem Trierer Bischof – zusammen mit dem „Heiligen Rock“, einer Christusreliquie, den die Kaiserin 327 von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem mitbrachte.

Dies scheint keine reine Legende zu sein, denn sowohl für das Wohnhaus als auch für die Reliquie der Helena gibt es heute Indizien: Unter dem Dom wurde bei Grabungen ein antikes Wohnhaus mit Deckenfragmenten gefunden, auf dem die Mitglieder der Kaiserfamilie gemalt waren, und auch die Reliquie wurde bereits 1196 in einer Urkunde erwähnt und wird auch heute noch in der Domschatzkammer aufbewahrt.

Der in dieser Zeit errichtete zentrale Quadratbau wurde über die folgenden Jahrhunderte als Hauptschiff der Kirche im Wesentlichen beibehalten, obwohl der Dom danach mehrfach zerstört, wiederaufgebaut, umgestaltet, restauriert und an den gerade in Mode befindlichen Baustil angepasst wurde, so dass sich sein Erscheinungsbild ständig änderte. Daher finden sich neben romanischen und gotischen Elementen fast alle Stile bis hin zum Barock.

Die hochgotische Liebfrauenkirche wurde zwischen 1227 und 1260 direkt neben dem Dom auf der ehemaligen Südkirche neu erbaut und hat eine 12blättrige Rose als Grundriss. Sie ist mit dem Dom über einen Kreuzgang verbunden.

Heute ist der 112,5 m lange und 41 m breite Kirchenbau des Doms immer noch die größte Kirche der Stadt und eine bedeutende Wallfahrtsstätte.

Die „Hohe Domkirche St. Peter zu Trier“ und die Liebfrauenkirche gehören seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier. Der Dom ist täglich geöffnet. Die Schatzkammer im Dom ist zwischen April und Oktober und im Dezember täglich geöffnet, im November und Januar bis März täglich außer montags. Es können öffentliche Führungen vereinbart werden.

Lage: Hohe Domkirche St. Peter zu Trier und Liebfrauenkirche, Domfreihof, 54290 Trier

Link: www.dominformation.de

Amphitheater Trier

Zu einer kaiserlichen Stadt gehörte in jedem Fall ein ordentliches Amphitheater, das dem Volk „Brot & Spiele“ bot. Der natürliche Hang am Petrisberg machte es den Erbauern einfach, die Zuschauertribunen in das Theater einzubauen. In späterer Zeit diente das Amphitheater als östliches Stadttor, das in die Stadtmauer integriert wurde.

Das Amphitheater von Trier wurde vermutlich Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und bis Anfang des 5. Jahrhunderts genutzt, bevor es aufgegeben wurde und als Steinbruch diente. Zeitweise war es sogar so in die Stadtmauer integriert, dass einer der Eingänge zugleich auch das östliche Stadttor Triers war.

Im Amphitheater war Platz für ca. 18-25.000 Besucher. Mit einem Außenmaß von 120 x 145 Metern und einer etwa 50 x 75 Meter großen, elliptischen Arena ist es heute das zehntgrößte erhaltene römische Amphitheater der Welt. Am Nordende war eine Kaiserloge eingebaut und die Zuschauerreihen verteilten sich auf 3 Ränge, die eine Höhe von 22 Metern erreichten.

Die 4 Meter hohe Mauer, die die Arena von den Zuschauertribünen trennte, besaß 12 Öffnungen, in denen Menschen und Tiere untergebracht waren, um auf ihren (un)freiwilligen Auftritt in der Arena zu warten. Unter der Arena lag ein geräumiger Keller, der eine Hebebühne besaß, über die Tiere und Material in die Arena gehoben werden konnte.

Das Amphitheater gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier und ist täglich geöffnet. Die „Antikencard Trier“ bietet hierbei Kombimöglichkeiten bzw. Rabatte mit anderen Sehenswürdigkeiten Triers. Im Sommer erklären Mitglieder der Gladiatorenschule Trier, in der man die römische Kampfkunst erlernen kann und die auf Römerfesten in ganz Deutschland ihre Künste zeigt, in Erlebnisführungen von „Wilden Tieren und tapferen Gladiatoren“ oder geben Einblick in das Leben von „Gladiator Valerius“. Außerdem finden im Sommer Open-Air-Veranstaltungen statt wie z.B. „Brot & Spiele“.

Lage: Amphitheater, Olewiger Straße, 54295 Trier

Kaiserthermen Trier

Die Kaiserthermen sollten eigentlich ein Geschenk Konstantins an die Bürger Triers werden, doch bereits vor ihrer Fertigstellung entschloss sich der Kaiser, seinen Amtssitz nach Konstantinopel zu verlegen, so dass der Bau gestoppt und wohl nie so richtig als Badeanlage genutzt wurde.

Ende des 3. Jahrhunderts begann Kaiser Constantinus, der Vater von Konstantin dem Großen, mit dem Bau einer riesigen Thermenanlage, die Teil seines Palastbezirks werden sollte. Dazu wurden 4 Insulae abgerissen, um Platz für den Monumentalbau zu erhalten, der das Prestige des Kaisers und seines mitregierenden Sohnes festigen sollte.

Auf einer Fläche von 260 x 145 Metern wurde eine symmetrische Badeanlage geplant, deren Portalbau allein 3 Eingänge besaß. Der größte Raum der Anlage, das Kaltbad (frigidarium) hatte riesige Ausmaße und hätte fast die Größe der Konstantin-Basilika erreicht. Auch das Warmbad (caldarium) war ursprünglich als riesige Halle geplant. 2 Aquädukte leiteten das Wasser in die Thermen und die unterirdischen Gänge, in denen Sklaven die Heizungen befeuerten und Bedienstete ihre Arbeit verrichteten, waren ein einzigartiges Labyrinth und hatten sogar einen eigenen Zugang.

Leider kann man heute nicht mehr feststellen, welche Teile der Anlage vor dem Baustopp bereits fertiggestellt waren oder ob die Thermen überhaupt in Betrieb genommen wurden, aber vermutlich wurden nur der östliche Teil der Thermen mit dem Caldarium, dem Tepidarium und dem Kesselhaus vollendet.

Nach dem Abbruch der Bauarbeiten um 316 n. Chr. verfielen die Thermen zunächst, wurden dann aber später um 370 n. Chr. unter Kaiser Gratian zu einer Kaserne umgebaut. Dabei wurden einige der bereits fertigen Gebäudeteile abgerissen und Teile der unterirdischen Gänge zugeschüttet.

In der nachrömischen Zeit wurde die Therme zunächst zu einer Burg umfunktioniert, im Mittelalter wurden Teile der Ruine in die neue Stadtmauer integriert und eine Eckbastion eingebaut, auch ein Kloster entstand auf dem Gelände.

Die bis zu 19 m hohen Mauern des Caldariums sind heute noch in Teilen erhalten und auch die unterirdischen Gänge können wieder erkundet werden.

Die Kaiserthermen gehören seit zum 1986 UNESCO-Weltkulturerbe Trier und sind täglich geöffnet. Als Eintritt empfiehlt sich das Kombiticket der „Antikencard Trier“, die mehrere Sehenswürdigkeiten Triers zusammenfasst und verschiedene Rabatte bietet.

Lage: Kaiserthermen, Weberbach, 54290 Trier

Barbarathermen Trier

Nicht nur in Rom, sondern auch im Norden des römischen Reichs wollte man auf den Luxus einer Thermenanlage nicht verzichten. Daher wurde in Trier die größte Therme nach den Trajansthermen in Rom gebaut, damit man auch in der Provinz stilsicher baden konnte.

Im 2. Jahrhundert wurden die Barbarathermen als Thermen für die römische Oberschicht erbaut, da vermutlich die bisherigen Thermen Triers für die stetig wachsende Bevölkerung der Stadt nicht mehr ausreichten.

Sie gehörten damals zu schönsten Badeanlagen des römischen Reichs und war mit einer Fläche von 42.000 qm die größten Thermen nördlich der Alpen. Sie waren bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. in Benutzung und dienten nach dem Abzug der Römer als Steinbruch.

Die symmetrisch angelegte Thermenanlage mit einer riesigen Palästra war in ihrem Inneren äußerst reich mit Marmor, Reliefs und Skulpturen ausgestattet und besaß eine Reihe von Wasserbecken, grottenähnlichen Nischen, Apsiden, Aufenthaltsräumen, Massageräumen und Hallen und wurde über 2 Kesselräume beheizt.

Der Name „Barbarathermen“ stammt übrigens nicht aus der Antike, sondern entstand erst später, als der Trierer Vorort St. Barbara entstand.

Nach einer langjährigen Sanierung kann man die Thermen heute über einen Besuchersteg erkunden, von dem aus man sich einen guten Überblick über das Gelände verschaffen kann. Auf Rekonstruktionszeichnungen erhält man einen Eindruck über das frühere Aussehen der Anlage, die allerdings bisher nur zu einem Drittel ausgegraben ist.

Die Barbarathermen gehören seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier und sind täglich kostenlos geöffnet.

Lage: Barbarathermen, Südallee, 54290 Trier

Römerbrücke Trier

Einer der entscheidenden Faktoren für die Entwicklung Triers zur römischen Großstadt war die Errichtung einer Brücke über die Mosel. Sie lag an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt, der Kreuzung der Via Agrippa von Metz nach Köln mit der Straße nach Mainz, und war bis ins Mittelalter zwischen Koblenz und Metz die einzige Steinbrücke über die Mosel.

Während der Römerzeit wurden in Trier nacheinander mehrere Brücken über die Mosel geschlagen. Die erste, bereits 17 v. Chr. erbaute Brücke bestand komplett aus Holz und lag einige Meter flussabwärts. Der Fund der antiken Pfähle im Moselbett und die genaue Datierung ihres Fälljahres konnte das genaue Alter der Erbauung nachweisen. Eine Scheibe eines dieser Pfähle ist heute im Rheinischen Landesmuseum Trier zu sehen.

Um das Jahr 71 n. Chr. wurde die Holzbrücke dann abgerissen und einige Meter weiter durch eine Steinpfeilerbrücke mit Holzaufbau ersetzt. Um 144 n. Chr. wurde dann die dritte, nun etwa 10 Meter breite Römerbrücke erbaut, deren originale Basaltpfeiler noch immer die Fahrbahn der heutigen Moselbrücke tragen – was sie zur ältesten Brücke Deutschlands macht.

An einem Ende der Brücke stand die Porta Inclyta, das westliche Stadttor Triers, das jedoch im Mittelalter abgerissen wurde.

Das heutige Erscheinungsbild mit den steinernen Bögen stammt aus dem 14. Jahrhundert, als man den Holzaufbau durch Stein ersetzte. Heute ist die Brücke genau 198 m lang und 13 m breit. Von den 9 römischen Pfeilern sind heute noch 7 direkt zu sehen, die beiden anderen sind in der Uferböschung verschwunden. Heute fahren noch täglich über 14.000 Autos über die Brücke!

Die Römerbrücke gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier und ist jederzeit frei zugänglich. Auf der Brücke befindet sich ein Bronzemodell, das das Aussehen der römischen Brücke von 144 n. Chr. zeigt.

Lage: Römerbrücke, St. Barbara-Ufer/Johanniterufer, 54290 Trier

Thermen am Viehmarkt Trier

Da die Viehmarktthermen erst 1 Jahr nach der Aufnahme der anderen römischen Baudenkmäler in die UNESCO-Weltkulturerbeliste entdeckt wurden, gehören sie nicht zum UNESCO-Emsemble der Stadt Trier – obwohl sie es sicher verdient hätten.

Unter dem Glas-Schutzbau der Viehmarkt-Thermen befinden sich unterhalb des heutigen Straßenniveaus mehrere römische Besiedlungsschichten, aber auch solche aus späteren Epochen.

Bereits zur Zeit der Stadtgründung kurz nach der Zeitenwende standen hier römische Häuser, die für einen Großbau mit noch unbekanntem Verwendungszweck im 2. Jahrhundert n. Chr. abgerissen wurden. Im 4. Jahrhundert wurde dieses Gebäude dann zu einer Thermenanlage umgebaut, die für die Öffentlichkeit gedacht war und in unmittelbarer Nähe zum römischen Forum lagen.

1987 wurden römische Reste beim Bau einer Tiefgarage entdeckt und bis 1994 ausgegraben. Hierbei kamen nach und nach die verschiedensten Gebäudereste aus mehreren Epochen zum Vorschein, u.a. römische Wasserkanäle und Straßen, Abfallgruben aus dem Mittelalter, einen jüdischen Friedhof und der Keller eines Barockklosters. Der namensgebende Viehmarkt entstand erst um 1800.

Auf dem Viehmarktplatz kann man den ehemaligen Verlauf der römischen Straßen noch am rot gepflasterten Straßenkreuz erkennen. Der Glas-Schutzbau soll – laut seinem Architekten Oswald Mathias Ungers – wirken, als hätte man das Straßenpflaster mit einem Aufzug hochgefahren.

Die Thermen sind täglich außer montags geöffnet. Die „Antikencard Trier“ bietet ein Kombiticket zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Trier, wie dem Landesmuseum, der Porta Nigra, den Kaiserthermen, dem Amphitheater und den Thermen am Viehmarkt und außerdem Ermäßigungen bei verschiedenen Führungen. In den Viehmarkt-Thermen finden regelmäßig Veranstaltungen statt.

Lage: Thermen am Viehmarkt, Viehmarktplatz, 54290 Trier

Rheinisches Landesmuseum Trier

Die archäologische Sammlung des Landesmuseums Trier zeigt einige der wichtigsten römischen Funde Europas und kann mit einigen Highlights aufwarten: so findet man hier die größte Mosaiksammlung nördlich der Alpen, den größten römischen Goldschatz der Kaiserzeit und eine atemberaubende Multimediashow über das römische Trier.

Das Rheinische Landesmuseum in Trier gehört zu den wohl wichtigsten Römermuseen europaweit. Hier spannt sich der Bogen der Geschichte der Trierer Region über rund 200.000 Jahre – von der letzten Eiszeit über die Latènezeit, die Kelten- und Römerzeit bis zur Frankenzeit, zum Mittelalter und zum Kurfürstentum Trier.

Den größten Bereich der Dauerausstellung nimmt dabei die Römerzeit ein, in der so berühmte Ausstellungsstücke wie das „Neumagener Weinschiff“, das „Schulrelief“ oder weitere 50 monumentale Grabdenkmäler aus Neumagen gezeigt werden. Auch die größte Mosaiksammlung nördlich der Alpen und der 1993 gefundene „Trierer Goldschatz“, ein Hortfund aus 2600 Goldmünzen mit einem Gesamtgewicht von 18,5 kg, die „Gründungsscheibe“ der Stadt und ein riesiges Modell der Stadt im 4. Jahrhundert gehören zu den bedeutendsten römischen Exponaten in Europa.

Besondere Attraktion ist die 45minütige filmische 360°-Rauminszenierung „Im Reich der Schatten“, die mit Rundumprojektionen die Grabdenkmäler aus Neumagen in eine Geschichte rund um den Trierer Kaufmann Gaius Albinius Asper und den Götterboten Merkur einbinden. Sie findet 2x täglich im medialen Raumtheater statt.

Die Dauerausstellung wurde für ihre Gestaltung im Jahr 2011 zu Recht mit dem „red dot: best of the best“-Award ausgezeichnet.

Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Im Eintrittspreis ist ein kostenloser Audioguide enthalten, die Inszenierung „Im Reich der Schatten“ kostet extra. Es werden wechselnde Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen der Antike gestaltet, die im regulären Eintrittspreis enthalten sind. Die „Antikencard Trier“ bietet ein Kombiticket zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Trier, wie dem Landesmuseum, der Porta Nigra, den Kaiserthermen, dem Amphitheater und den Thermen am Viehmarkt und außerdem Ermäßigungen bei verschiedenen Führungen.

Lage: Rheinisches Landesmuseum, Weimarer Allee 1, 54290 Trier

Link: www.landesmuseum-trier.de/de/home.html

Konstantin-Basilika Trier

Das Innere der heute eher schmucklosen Palastaula war zu Zeiten Konstantins des Großen als Thronsaal seiner Kaiserresidenz sicher prächtig und luxuriös ausgestattet. Der säulenlose Bau ist eine einzige Demonstration kaiserlicher Macht aber auch ein Zeichen der herausragenden Baukunst römischer Ingenieure.

Die Konstantin-Basilika wurde 310 n. Chr. als Thronsaal und Aula der Kaiserresidenz vom Konstantin I. dem Großen errichtet und bildete den Kern eines riesigen Palastbezirks, der auch die Kaiserthermen und den Circus einschloss.

Der rechteckige Raum mit einer Apsis am Nordende ist eine statische Meisterleistung, da der 67 Meter lange, 27,5 Meter breite und 33 Meter hohe Raum ohne eine einzige Stützsäule im Inneren auskommt. Nur die 6 Meter tiefen Fundamente aus römischen opus caementitium (Gussbeton) und die bis zu 3,4 Meter dicken Ziegelmauern stützen den Bau, der damit heute der größte noch erhaltene säulenlose Bau der Antike ist – sogar die Porta Nigra würde in den Raum hineinpassen. Hier fanden problemlos 1300 Personen Platz.

Der Boden der Aula war mit schwarz-weißem Marmor ausgelegt, der mit einer Hypokaustenheizung beheizt war. Die Wände waren mit hellem Marmor und Stuck verkleidet und eine prächtige Kassettendecke schloss den Raum nach oben hin ab.

Die Palastaula wurde bis zum Zusammenbruch des römischen Reichs im 5. Jahrhundert n. Chr. genutzt und verfiel anschließend. Erst im 13. Jahrhundert wurde sie in eine burgähnliche Anlage umgebaut und als bischöflicher Verwaltungssitz genutzt.

Der nächste Umbau folgte im 17. Jahrhundert, als für den Neubau des kurfürstlichen Schlosses St. Petersburg die Ostwand und Teile der Südwand der Aula eingerissen wurden, um in der Residenz einen großen Zentralhof zu ermöglichen. Später diente das Schloss als Kaserne, bevor der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. aus den Resten der Aula ab 1835 die „Evangelische Kirche zum Erlöser“ erbauen ließ. 1944, während des 2. Weltkriegs, wurden die Kirche und die Residenz schwer beschädigt und es blieben nur die Außenmauern erhalten.

Nach dem Wiederaufbau von Konstantin-Basilika und Residenz in den 1950er Jahren zeigt sich die ehemalige Palastaula heute eher nüchtern: der Innenraum ist unverputzt, die Decke besteht aus Spannbeton mit einer abgehängten Kassettendecke aus Holz und der Innenraum besitzt nur wenige sonstige Schmuckelemente. Heute sind nur noch an einigen Fenstern der Außenfassade Reste des römischen Putzes erhalten, aber die schiere Größe des Raumes beeindruckt noch heute. An den Informationstafeln, die an den Wänden der Kirche angebracht sind, erhält man umfangreiche Informationen zur Geschichte.

Die Konstantin-Basilika gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier und ist zwischen April und Oktober und im Dezember täglich geöffnet (an Sonn- und Feiertagen nur nachmittags!). Im November und von Januar bis März ist auch montags geschlossen. Der Eintritt ist frei. Nach vorheriger Vereinbarung sind Führungen möglich, bei denen man auch einen Blick auf die Fundamente werfen kann.

Lage: Konstantin-Basilika, Konstantinplatz 10, 54290 Trier

Link: trier.ekir.de/thema/konstantin-basilika

Römische Straßensiedlung Tawern (Tabernae)

Der heutige Name Tawern lässt sich direkt auf den antiken römischen Namen Tabernae zurückführen. Er weist ganz klar auf die frühere Funktion des Ortes als römische Straßenstation hin (taberna = Geschäft, Laden, Wirtschaft) und wird auch heute noch immer auf der 2. Silbe betont.

Das römische Straßendorf Vicus Tabernae lag direkt an der Via Agrippa, der Handelsstraße von Rom über Lyon und Metz nach Trier und Köln, und entstand wohl etwa zeitgleich mit Trier Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr.

Im Vicus wurden zu beiden Seiten der Straße Streifenhäuser gebaut, in deren vorderen Bereich Läden, Werkstätten und Handwerksbetriebe, ein Wirtshaus und Herbergen untergebracht waren.

Reisende konnten hier alles bekommen, was sie auf Reisen benötigten: man konnte seine Sandalen, die Kleidung oder den Reisewagen reparieren lassen, es gab lokal hergestellte Waren, Opfergaben oder Souvenirs zu kaufen, man konnte Transport- und Fuhrdienste in Anspruch nehmen, die Pferde wechseln, sich Bart oder die Haare schneiden lassen und natürlich gab es auch Straßenstände für das leibliche Wohl und Übernachtungsmöglichkeiten.

Bei den Ausgrabungen zwischen 1995 und 1997 konnten bisher die Reste von 9 Gebäuden gefunden und Teile davon freigelegt werden. Man konnte dabei eine Schmiede und Glasverarbeitung nachweisen, auch die Römerstraße und ein Torbogen wurden lokalisiert. Weitere Ausgrabungen sind geplant.

Die Ausgrabungen sind jederzeit frei zugänglich. In einem Pavillon ist ein Modell der gallo-römischen Siedlung aufgebaut und Tafeln informieren über die einzelnen Gebäude.

Lage: Römische Straßensiedlung Tawern, In den Brühlmorgen, 54456 Tawern (am Wanderparkplatz am Ende der Bachstraße in Tawern)

Link: www.roemisches-tawern.de

Römischer Tempelbezirk Tawern

Die idyllisch in einem Wald gelegene rekonstruierte Tempelanlage von Tawern lag nur eine halbe Tagesreise von Trier entfernt. Hier konnten Reisende den Handelsgott Merkur um eine gute Reise oder erfolgreiche Geschäfte bitten – die passenden Opfergaben wie Münzen, Statuen, Gefäße konnte man gleich im nahegelegenen Straßendorf kaufen.

Nur wenige Meter von der Handelsstraße Metz-Trier und nur rund 15 km von Trier entfernt, das von hier aus schon zu sehen war, bauten die Römer bereits Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine Tempelanlage, die bis zum Ende des 4. Jahrhunderts genutzt wurde.

Der Tempelbezirk, der oberhalb des wohl etwa gleichzeitig entstandenen Straßendorfs auf dem Metzenberg errichtet wurde, war ein 48 x 36 m großer, trapezförmiger und mit einer Mauer eingefriedeter Bezirk, der sowohl über den Haupteingang auf der Talseite als auch über eine kleinere Toranlage auf der Bergseite betreten werden konnte.

In der ersten Bauphase lagen 5 kleinere, nebeneinandergereihte Tempel zur Talseite ausgerichtet. Diese wurden dann später in einer Erweiterungsphase fast alle abgerissen und durch neue Tempel ersetzt. Nur der rund 4,5 x 4 m kleine Tempel der Epona, der gallo-römischen Göttin der Fuhrleute, Pferde und Maultiere, blieb vom Abriss verschont.

Der neue, 10,8 x 9,8 m große Haupttempel für Merkur (Gott des Gewerbes, Handels, Reichtums und der Diebe, aber auch des Friedens und des Wetters) wurde als Umgangstempel gebaut und erhielt an 3 Seiten einen offenen Umgang. Ein weiterer, etwas zurückversetzter und kleinerer Umgangstempel war Apollo geweiht, dem Gott des Lichts und der Heilkunst.

Es entstanden außerdem ein größeres Profangebäude, das vielleicht ein Wohnhaus für Priester, Gäste oder auch nur ein Stall war, und kleinere Gebäude und Schatzhäuser, in denen Geräte für die Kulthandlungen aufbewahrt wurden. An der Nordwestecke des Tempelbezirks wurde ein gut 15 m tiefer Brunnen angelegt.

Als Kaiser Theodosius das Christentum zur Staatsreligion erhob und 392 n. Chr. die heidnischen Kulte verbieten ließ, wurde der Tempel bald darauf zerstört und die Reste im Brunnen entsorgt. Für die Forschung war dies eine ergiebige Erkenntnisquelle, denn hier wurden zahlreiche Steinfragmente, Reliefs und Weiheinschriften gefunden, aus denen man die Geschichte des Tempelbezirks rekonstruieren konnte, u.a. der leicht überlebensgroße Kopf des Merkur-Kultbildes, ein Epona-Relief, ein Relief des ägyptischen Götterpaares Serapis und Isis, diverse Weihestatuetten und Münzen.

Bereits in den 1930er Jahren wurde die Tempelanlage entdeckt, aber erst 1986/87 ausgegraben. Sowohl der kleine Epona-Tempel der 1. Phase als auch der Merkur-Umgangstempel der 2. Phase wurden rekonstruiert und können heute besucht werden. Bei der Rekonstruktion der Bemalung konnte man teilweise auf gefundene Farbreste zurückgreifen, so dass man heute einen guten Eindruck vom ehemaligen Aussehen bekommt.

Der Tempelbezirk ist jederzeit frei zugänglich. Es können über den Verein Römisches Tawern e.V. nach telefonischer Absprache auch Führungen vereinbart werden. Alle 2 Jahre findet im Mai/Juni ein großes Römerfest statt.

Lage: Römischer Tempelbezirk Tawern, 54456 Tawern (vom Wanderparkplatz am Ende der Bachstraße in Tawern erreicht man den Tempelbezirk nach einem etwa 800 m langen Fußweg über eine bergauf führende geteerte Straße)

Link: www.roemisches-tawern.de

Archäologiepark Römische Villa Borg

Heute könnte der ehemalige Besitzer der Villa Borg fast schon wieder einziehen, denn die Gebäude des Herrschaftsbereichs, wie das Herrenhaus, die Wohnräume, das Badegebäude oder die Küche, wurden wieder voll funktionsfähig rekonstruiert.

Die Villa Borg lag direkt an der antiken Fernstraße zwischen Metz und Trier im bereits von den Kelten besiedelten Gebiet um Saar und Mosel. Sie wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und war bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts bewohnt. Sie ist die wohl größte römische Villa der Gegend.

Das ca. 7,5 ha große Gelände der Villa bestand aus einem Herrschaftsbereich (pars urbana), in dem das Herrenhaus mit Wohnräumen, Badeanlage und Küche lag, und einem Wirtschaftsbereich (pars rustica). Hier befanden sich die symmetrisch angeordneten Nebengebäude, die als Wohnungen für den Verwalter und das Personal, Speicher, Ställe, Remisen oder Werkstätten dienten. Eine knapp 2 m hohe Mauer umfasste das gesamte Gelände, das über ein Tor im Nordwesten betreten wurde. Eine weitere Toranlage und eine zusätzliche Mauer trennten den Herrschafts- vom Wirtschaftsbereich.

Die ersten kleineren Grabungen eines örtlichen Lehrers fanden um 1900 statt, allerdings ging danach das Wissen darüber währen der Weltkriege wieder verloren. Erst bei der Planung einer Autobahntrasse entdeckte man diese wieder und erkannte ihre Bedeutung. Die daraufhin folgenden planmäßigen Ausgrabungen begannen 1986 und dauern bis heute an, so dass sich das Erscheinungsbild der Anlage immer noch ändert.

Aufgrund der umfangreichen Funde entschloss man sich 1994, die Villa zu rekonstruieren, so dass sich in der Zwischenzeit neben dem Herrenhaus auch das Villenbad, der Innenhof, der Wohn- und Wirtschaftstrakt, das Torhaus, eine Taverne und die Gartenanlagen im komplett wieder aufgebauten Zustand präsentieren.

Heute betritt man das Gelände über das Torhaus, das ursprünglich den Herrschafts- vom Wirtschaftsbereich trennte und in dem heute die Museumskasse und der Museumsshop untergebracht sind. Vor dem Innenhof der Villa, der heute mit Buchshecken und einem Brunnen gestaltet ist, lag ein 10 x 30 m großes Wasserbecken, in dem vermutlich auch Fische gehalten wurden.

Das Herrenhaus betrat man über eine zweigeschossige Empfangshalle, die das Zentrum des Hauses bildete. Es war sicher mit einem prachtvollen Mosaikboden ausgestattet, von dem heute um das Marmorbecken herum ein kleiner Teil rekonstruiert wurde. Die Wände waren bemalt, die Kassettendecke bestand aus Holz. Heute werden die Räume des Herrenhauses als Museum genutzt.

Das Badehaus der Villa war prächtig ausgemalt und ausgestattet und ist heute wieder voll funktionsfähig. Über einen kleinen Eingangsbereich und den Umkleideraum (apodyterium) gelangt man zunächst in das Kaltbad (frigidarium), dessen relativ großes Wasserbecken mit Fischen und Meerestieren bemalt war. Das daran angrenzende Heißbad (caldarium) besitzt neben einem mit Marmor verkleideten Wasserbecken ein kleiner Brunnen (labrum), an dem man sich abkühlen konnte. Das heiße Wasser, das aus einem Löwenkopf in das Becken floss, wurde in einem im angrenzenden Heizraum befindlichen Kessel erhitzt. Der folgende Raum, ein Ruheraum in dem auch Massagen ausgeführt wurden, führt dann in das Laubad (tepidarium), wo man sich bei angenehmen Temperaturen aufhalten konnte. Eine Latrine schloss sich an das Badehaus an.

Direkt an das Badehaus grenzt die Taverne an, in der u.a. römische Speisen und Menüs angeboten werden. Daneben befindet sich eine große römische Küche, in der sich mehrere Feuerstellen befanden. Auch diese Küche ist heute voll funktionsfähig und wird z.B. für Kochkurse genutzt.

Die im gegenüberliegenden Flügel liegenden Wohngebäude und die beiden Wirtschaftsgebäude wurden zwar von außen dem antiken Erscheinungsbild angepasst, werden aber heute funktional als Tagungs- und Veranstaltungsräume genutzt. Im Mediensaal kann man eine multimediale Diashow und ein virtuelles Modell der Anlage erleben.

Da der Innenhof nicht überdacht war, verlief entlang der Seitenflügel und des Herrenhauses ein überdachter Säulengang, so dass man auch bei Regen trockenen Fußes von einem Flügel in den nächsten gelangte. Gartenbereiche befanden sich auch noch hinter dem Badehaus, wo heute ein Rosen- und ein Kräutergarten liegen, aber auch hinter dem Wirtschaftsflügel, wo heute ein Obst- und Gemüsegarten angelegt wurde.

Im Wirtschaftsbereich der Villa, der außerhalb des heute zugänglichen Museumsgeländes liegt, wurden bereits ein Nebengebäude und eine Pferdeschwemme ergraben. Momentan wird ein weiteres Nebengebäude im Wirtschaftsbereich ausgegraben, die restlichen 15 der insgesamt 17 Nebengebäude des Wirtschaftsbereichs sind bisher aber noch nicht sichtbar.

Außerhalb des Villengeländes und etwa 500 m vom heutigen Eingang entfernt an der Zufahrtsstraße liegt ein Gebäude, bei dem es sich vermutlich um eine Herberge (mansio) handelte.

Die Villa ist von Februar bis November täglich außer montags geöffnet und kostet Eintritt. Es finden auch (Erlebnis-)Führungen oder Kochkurse statt, man kann Tuniken ausleihen oder die Villa als Rahmen für Feste und Trauungen buchen. Am 1. Wochenende im August finden jährlich in der Villa Borg die Römertage statt mit Gladiatorenkämpfen, Handwerkern und Händlern und mit römischen Köstlichkeiten.

Lage: Archäologiepark Römische Villa Borg, Im Meeswald 1, 66706 Perl

Link: www.villa-borg.de

Römische Villa Nennig

Die Entdeckung dieses römischen Fußbodenmosaiks war eine regelrechte Sensation: es konnte wieder so gut wie komplett restauriert werden, obwohl es aus rund 3 Millionen kleiner Steinchen besteht, und ist zudem das größte erhaltene Fußbodenmosaik nördlich der Alpen.

Das Mosaik, das 1852 zufällig entdeckt, bis 1854 wiederhergestellt und zusätzlich mit einem Schutzbau versehen wurde, gehörte zur Portikusvilla eines römischen Landguts aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. und schmückte dort die Empfangshalle des Herrenhauses. Mit einer Größe von 15,65 x 10,30 m, d.h. einer Fläche von über 160 qm, und aus über 3 Millionen kleiner Steinchen (tesserae) zusammengesetzt, ist es das größte römische Mosaik nördlich der Alpen und zudem noch fast komplett erhalten.

Von den einst 650 m langen Villenareal, dessen Hauptgebäude allein 140 m lang war, ist heute nichts mehr erhalten, sie muss jedoch mit Wandelhallen, Badeanlagen und großzügigen Räumen ausgestattet gewesen sein und gehörte zu einem großen Landgut, das sicher zusätzlich zahlreiche Wirtschaftsgebäude besaß.

In den Ornamenten dieses wie ein edler Teppich wirkenden aufwendigen Mosaiks sind Szenen aus römischen Amphitheatern dargestellt.

Das rechteckige große Mittelbild zeigt den Kampf zweier Gladiatoren (ein retiarius mit Netz, Dreizack und kurzem Dolch und ein secutor mit großem Schild und kurzem Schwert), der von einem Schiedsrichter (lanista) beaufsichtigt wird. Statt einem weiteren Mittelbild war in das Mosaik zusätzlich ein Marmorbecken eingelassen.

Die 6 achteckigen Medaillons zeigen:

  • den Kampf zwischen einem Wildesel und einem Tiger
  • einen Löwen, den von einem alten Dompteur mit einem Ziegenkopf gefüttert wird
  • einen von einem Speerwerfer verletzten Panther
  • den Kampf zweier Gladiatoren mit Stock und Peitsche
  • drei mit einem Bären kämpfende Gladiatoren
  • zwei Musikanten mit Wasserorgel und Trompete

Das Mosaik ist gegen eine geringe Eintrittsgebühr täglich außer Montag geöffnet.

Lage: Römische Villa Nennig, Römerstraße 11, 66706 Perl-Nenning

Links: www.roemischevillanennig.de/de/; www.kulturbesitz.de/museen/roemische-villa-nennig.html

Römermuseum Schwarzenacker

In der Nähe der Kreuzung zweier wichtiger römischer Handelsstraßen wurde bereits um Christi Geburt eine Siedlung gegründet, die sich zu einem wichtigen Handelszentrum und einer Etappenstadt mit über 2000 Einwohnern entwickelte.

Die fruchtbare Talaue an der Blies war bereits in der Bronzezeit besiedelt. Unter der Herrschaft des Kaisers Augustus, also um Christi Geburt, wurde dann auf einer Fläche von 25-30 ha Fläche eine komplett neue Stadt (vicus) mit schachbrettartigem Grundriss gegründet, die etwa 2000-2500 Menschen Platz bot.

Da die Stadt direkt an der Handelsstraße von Trier (Augusta Treverorum) nach Straßburg (Argentoratum) und 2 km südlich der Straße von Metz (Divodurum) nach Worms (Borbetomagus) lag, diente sie wohl auch als Zwischenstation, in der es Herbergen für Reisende gab, Werkstätten, in denen Töpfer, Weber, Tuchwalker, Färber, Schreiner oder Schmiede Waren für den Handel herstellten, aber auch Handelskontore und Fuhrbetriebe, die für den Verkauf und Transport der Waren sorgten.

Die Stadt hatte knapp 300 Jahre Bestand, bevor sie 275/276 n. Chr. von den Alamannen zerstört wurde und erst wieder im 4. Jahrhundert neu besiedelt wurde. Ihre ursprüngliche Bedeutung erhielt sie allerdings nie wieder, auch der römische Name ging verloren und ist bisher noch nicht bekannt.

Entdeckt wurde die antike Stadt bereits Ende des 18. Jahrhunderts, die systematischen Ausgrabungen des Geländes begannen aber erst in den 1960er Jahren. Seitdem wurde die Stadt in Teilen wiederaufgebaut und man kann z.B. einige der Streifenhäuser, eine Taberna, ein rekonstruiertes Wohnhaus, das „Säulenkellerhaus“ und einen gallo-römischen Umgangstempel besichtigen.

Am Eingang des Museums fällt die nach Vorbildern rekonstruierte, 7 m hohe Jupitergigantensäule auf, auf der am Sockel die Götter Juno, Minerva, Merkur und Herkules und darüber die 7 Gottheiten der Wochentage dargestellt sind. Oben auf der Spitze der Säule schleudert Jupiter, auf einem Pferd über einen besiegten Giganten reitend, sein Blitzbündel in die Luft.

Das 1725 errichtete barocke „Edelhaus“, vor dem 2 überlebensgroße römische Reiterstandbilder stehen, ist heute ein Museum, in dem im 2. Stock die römischen Funde aus Kunst, Handwerk und Haushalt ausgestellt sind.

Im Barockgarten steht ein Umgangstempel, der Merkur, dem Gott der Händler und Reisenden, geweiht ist. Er ist ein Nachbau eines Tempels aus dem gallo-römischen Tempelbezirk Bierbach auf dem etwa 3 km nordwestlich gelegenen Rödersberg. Der kleine Rechteckstempel im nordöstlichen Teil des Gartens wurde auf den originalen Fundamenten errichtet und wurde, durch Münzfunde belegt, mindestens in der Zeit von 9 n. Chr. bis 386 n. Chr. genutzt.

Vom Garten aus betritt man das Grabungsgelände der antiken Stadt und folgt der antiken Straße. Hier fallen vor allem die mit Portiken überdachten Gehsteige auf, die von Traufrinnen, Wasser- und Abwasserkanälen gesäumt sind.

Auf der linken Seite einer Straßenkreuzung liegen mehrere rekonstruierte zweigeschossige Streifenhäuser. In einem davon war im vorderen Bereich eine Bäckerei untergebracht, ein anderes Gebäude diente wohl als Herberge (mansio). Die Häuser besaßen im mittleren Bereich in der Regel Wohnräume mit Kellern, im hinteren Bereich lagen Werkstätten, die Latrine und Gärten.

Auf der gegenüberliegenden Seite lag die Taberna des Wirtes Capitolinus, in der es einen Schank- und einen Gastraum gab. Daran schließt das rund um einen Innenhof erbaute Haus des Augenarztes Sextus Aiacius Launus an, in dem es ein Empfangszimmer (triclinum), mehrere Wohnräume, ein Handelskontor und einen Backofen gab. Bei der Ausgrabung der Fußbodenheizung fand man hier sogar das Skelett eines Hundes, der sich wohl irgendwann hierher verirrt hatte und dort erstickt ist – es liegt auch heute noch da, wo es gefunden wurde.

Das danebenliegende repräsentative Säulenkellerhaus besaß einen von 5 massiven Säulen gestützten imposanten Keller, in dessen oberem Bereich ein großer Raum lag, der entweder als Verkaufs- oder Ausstellungsraum oder auch als administratives Gebäude genutzt wurde.

Das Museumsgelände ist von März bis Oktober täglich geöffnet und kostet Eintritt. Sonntags werden Führungen angeboten. Im Edelhaus finden auch Sonderausstellungen statt und es gibt diverse Projekte und Workshops für Kinder und Erwachsene.

Lage: Römermuseum Schwarzenacker, Homburger Str. 38, 66424 Homburg

Link: www.roemermuseum-schwarzenacker.de

Limesknie bei Lorch

In Lorch ändert der Limes abrupt seine Richtung – der von Norden kommende Obergermanische Limes wird zum Richtung Osten verlaufenden Raetischen Limes. Warum dieser Knick notwendig wurde, ist nicht ganz klar. Im Remstal lag eine wichtige antike Verkehrsroute, aber vielleicht leisteten die Germanenstämme hier auch größeren Widerstand, so dass die Römer den Limes nicht wie sonst üblich an  Flussgrenzen (z.B. Altmühl und Main) verlegen konnten.

Im römischen „Dreiländereck“ in dem die beiden römischen Provinzen Raetia und Germania Superior auf die Reichsgrenze zum „Barbarenland“, d.h. nach Germania Magna, verlief, wurden sowohl auf raetischer als auch auf obergermanischer Seite mehrere Wachtposten und Kastelle gebaut. So lag auch in der heutigen Altstadt von Lorch ein Kastell und neben dem heutigen Kloster stand ein Wachturm.

Vom südlichsten Kastell des obergermanischen Limesabschnitts wurde um 150/160 n. Chr. errichtet und war bis etwa 260 n. Chr. mit einer teilberittenen Auxiliarkohorte von etwa 500 Mann besetzt. Heute ist nur noch das Fundament des Nordturms des Westtores zu sehen, das restliche Kastell und auch das Lagerdorf sind heute weitestgehend überbaut.

Die besondere Lage des „Limesknies“ bei Lorch wird besonders deutlich, wenn man vom rekonstruierten hölzernen Wachturm WP12/14 auf den Nachbau der Limespalisade schaut. Dennoch bekommt man hier ein Gespür für die Bedeutung dieser antiken Grenzanlage.

Die unterschiedliche Bauweise des Obergermanischen Limes, der aus einem Wall mit Graben und einer Holzpalisade bestand, und des aus einer Steinmauer bestehenden Raetischen Limes ist besonders signifikant am Informationspavillon im Rotenbachtal etwa 6 km östlich zu sehen.

Der Holzwachturm am Limesknie kann jederzeit kostenlos bestiegen werden.

Lage: Limesknie, Klosterstraße 1, 73547 Lorch

Link: www.stadt-lorch.de/Startseite/Freizeit+_+Tourismus/Roemer+_+Limes.html

Kastellbad Schirenhof in Schwäbisch Gmünd

Das Kohortenkastell Schirenhof, lag direkt an der Grenze zwischen den Provinzen Raetia und Germania Superior und hatte daher neben der Sicherung der Außengrenzen auch eine „innerrömische“ Bedeutung als Zoll- und Kontrollstation. Außerdem begann hier die sogenannte „Raetische Mauer“, die als massive Steinmauer die Grenze nach Germanien sicherte.

Das Kastell wurde für 500-600 teilberittene Soldaten der Cohors I Flavia Raetorum angelegt, eine Hilfstruppeneinheit, die aus der Gegend rekrutiert wurde und der Ala II miliaria im Kastell in Aalen unterstellt war. Es wurde um 150 n. Chr. gegründet und hatte bis 244/47 Bestand.

Die Lage auf einem Felssporn über dem Remstal war ideal, dennoch wurde das bereits in der Gründungsphase aus Stein erbaute, etwa 157 x 130 Meter große Kastell zusätzlich mit 3 Gräben gesichert. Zusätzlich zu dem 4 Lagertoren, von denen mindestens 2 eine doppeltorige Zufahrt hatten, bestand die Ummauerung aus 4 Ecktürmen und weiteren Zwischentürmen.

Von der Innenbebauung wurden bisher nur Teile des Stabsgebäudes (principia) lokalisiert. Obwohl das Kastell heute nicht überbaut ist, sind heute leider keine Reste des Kastells zu sehen.

Dagegen wurden vom zeitgleich erbauten Kastellbad, das bereits 1893 etwa 120 Meter vom Kastell entfernt ausgegraben wurde, die Grundmauern rekonstruiert und 1972-75 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach einer Sanierung 1999 kann man heute anhand von Infotafeln und eines Modells nähere Informationen zum römischen Badewesen erhalten. Die Statue einer Quellnymphe, die bei den Ausgrabungen gefunden wurde, ist als Kopie auf dem Gelände ausgestellt.

Das Kastellbad war in der ersten Bauphase zunächst ein kleineres Bad im Reihentypus, das dann um 200 n. Chr. offenbar deutlich vergrößert und erweitert wurde. Dabei entstand ein mit 25 x 50 Meter Außenmaß durchaus großes Kastellbad mit 5 Wasserbecken, insgesamt 4 Schürkanälen und Räumen in teils doppelter Ausführung. Nach den Alamanneneinfällen um 233 n.Chr. wurde das Bad allerdings wieder verkleinert und bereits 248 n. Chr. endgültig aufgegeben.

Im Norden, Westen und Süden des Kastells lag entlang der ehemaligen Ausfallstraßen das Lagerdorf (vicus), der heute weitestgehend überbaut ist. Man hat hier auch nur wenige Reste von Gebäuden entdeckt, deren Funktion sich aber nicht eindeutig bestimmen lässt. Vermutlich handelt es sich hier aber um Streifenhäuser, Werkstätten zur Metallverarbeitung und vielleicht das Haus des Lagerkommandanten. 1977 wurde außerdem an der Straße nach Süden ein Gräberfeld mit 310 Brandgräbern entdeckt.

Das Kastellbad ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römisches Kastellbad Schirenhof, Am Schirenhof, 73525 Schwäbisch Gmünd

Link: www.schwaebisch-gmuend.de/RoemerbadSchirenhof.html

Museum im Prediger in Schwäbisch Gmünd

Das seit 1973 in einem ehemaligen Dominikanerkloster untergebrachte Museum geht auf eine Sammlung einer Bürgerinitiative zurück, die bereits im Jahr 1876 gegründet wurde und daher als eine der ältesten Sammlungen Baden-Württembergs gilt.

Ursprünglich wurde das Museum vom Gmünder Museumsverein 1876 als Vorbildersammlung und Gewerbemuseum gegründet, wobei die Schwerpunkte auf Kunstgewerbe, Schmuck und Kirchenschätzen lagen. Heute finden sich im Museum eine Geologie- und Mittelalterabteilung, ein Münsterschatzkabinett, eine Sammlung zu Recht, Strafe und Erlösung, eine Sammlung von Rosenkränzen, ein Silber- und ein Grafikkabinett und ein Passionsraum.

In der kleinen Römerabteilung findet man unter anderem die Funde aus dem Kastell, dem Kastellbad und dem Gräberfeld am Schirenhof wie besipielsweise eine Jupiterstatuette, eine Quellnymphe, Hypokaustenreste, ein Grabmahl, Gefäße und Geschirr, Werkzeug, Schmuck oder Münzen. Der Fokus der Ausstellung liegt dabei in der Bade- und Begräbniskultur, dem Götterkult und dem Leben am Limes.

Das Museum wurde 2007 neu gestaltet und ist täglich außer Montag geöffnet. Es finden zum Thema Römer auch Sonderausstellungen (z.B. Aktionstag „Am Limes grenzenlos“) oder Workshops für Kinder statt. Eintritt.

Lage: Museum im Prediger, Johannisplatz 3, 73525 Schwäbisch Gmünd

Link: www.prediger-gd.de/museum-im-prediger.html

Kleinkastell Freimühle in Schwäbisch Gmünd

In einem ungewöhnlich großen Abstand zum Limesverlauf lag dieses Kleinkastell am Nordhang des Remstals. Vielleicht handelte es sich hier daher eher um eine Benefiziarierstation, die den innerrömischen Grenzverkehr zwischen den Provinzen Raetia und Germania Superior überwachen sollte, als um ein Limeskastell.

Das Kastell Freimühle konnte mit 53 x 55 Metern Größe mit etwa 60 Mann Besatzung belegt werden und war das westlichste Kastell der Provinz Raetien.

Da es sich rund 750 Meter südlich und daher ungewöhnlich weit vom Limesverlauf entfernt befand, diente es sicher nicht in erster Linie ausschließlich der Sicherung der römischen Außengrenzen. Denn durch seine Lage direkt an der Grenze der Provinzen Raetien und Obergermanien und an der Fernstraße im Remstal war es vermutlich wohl eher zusätzlich eine Benefiziarierstation, die den Personen- und Warenverkehr im Remstal überwachte und dem Kastell Schirenhof unterstand.

Außerdem fällt auf, dass sich hier in der Gegend eine ungewöhnlich große Anzahl von Befestigungen befand: das obergermanische Kastell Lorch ist nur 6 km entfernt, das Kastell Freimühle liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Rems und das Kleinkastell Kleindeinbach mitsamt Wachturm nur 1 km nordwestlich. Für die ausschließliche Sicherung der Reichsgrenze wären sicher nicht ganz so viele Kastelle notwendig gewesen.

Im Jahr 1901 wurde das Kastell bei Waldarbeiten nach einem Sturmschaden entdeckt und ausgegraben. Hierbei fand man einen trapezförmigen Eckturm und 2 Kastelltore mit einspuriger Durchfahrt an der Ost- und Westseite des Kastells. Die Umwallung und der Graben waren noch im Gelände sichtbar, wohingegen von der Innenbebauung, die sicher aus Holz bestand, nicht mehr viel erkennbar war.

Ein Badegebäude befand sich etwa 50 Meter südöstlich und unterhalb des Kastells fand man Gräber und Siedlungsreste, so dass hier sicher auch ein kleines Lagerdorf bestand.

Heute kann man die Ausmaße des Kastells nur noch erahnen. Der Wall ist noch als Erhebung erkennbar und auf einem Stein in der Mitte befindet sich ein Modell des Kastells.

Jederzeit frei zugänglich.

Lage: Kastell Freimühle, 73525 Schwäbisch Gmünd (ca. 400 m nördlich des Wanderparkplatzes Rotenbachtal)

Link: www.schwaebisch-gmuend.de/limes-und-roemer.html

Limes-Informationspavillon im Rotenbachtal

Das Rotenbachtal ist ein besonderer Punkt am Obergermanisch-raetischen Limes, denn hier befindet sich nicht nur die Grenze des römischen Reiches, es treffen auch 2 unterschiedliche „Konzepte“ der Limesbefestigung aufeinander: in Raetia bauten die Römer eine Steinmauer, in Germania Superior einen Wall mit einer Holzpalisade, um die Reichsgrenze zu befestigen.

Auf dem Wanderparkplatz im Rotenbachtal wurde ein Limes-Informationspavillon aufgebaut, in dem auf Tafeln und mithilfe von Modellen die verschiedenen Bauweisen des Limes erläutert werden.

Während man in Raetien auf eine feste Steinmauer mit steinernen Wachtürmen setzte, wurde in der obergermanischen Provinz ein tiefer Wall errichtet, der mit einer Holzpalisade aus längs gespaltenen Holzstämmen gesichert wurde. Teilrekonstruktionen dieser beiden Arten der Grenzbefestigung kann man hier ebenfalls finden.

Auf einem ca. 7,5 km langen archäologischen Rundwanderweg kann man sich auf eine 2-3stündige Spurensuche begeben und neben 3 Kastellen und einem Kastellbad auch ein Gräberfeld und ein Reststück der Limesmauer entdecken. Ein Römerhelm als Symbol leitet den Wanderer dabei.

Lage: Wanderparkplatz Rotenbachtal, 73525 Schwäbisch Gmünd

Link: www.schwaebisch-gmuend.de/limes-und-roemer.html

Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein

Bei der Rekonstruktion der Villa rustica von Hechingen-Stein entstand ein reizvoller Kontrast zwischen Originalbefund und Rekonstruktion, denn die eine Hälfte des Hauptgebäudes präsentiert sich heute komplett rekonstruiert, bei der anderen wurden nur die noch gut erhaltenen Grundmauern konserviert. Seit wenigen Jahren ist der Tempelbezirk, der größte zu einer Villa rustica gehörende in Süddeutschland, komplett rekonstruiert zu besichtigen.

Der Gutshof in Hechingen-Stein stammt aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. und besitzt ein Haupthaus, das als Porticusvilla mit Eckrisaliten errichtet wurde. Mit einer Fläche von 5 Hektar handelt es sich hier um eine der am besten erhaltenen römischen Gutsanlagen im süddeutschen Raum.

Die Villa wurde 1971 vom damaligen Bürgermeister von Stein entdeckt und anschließend zwischen 1978 und 1981 durch das Landesdenkmalamt ausgegraben, konserviert und rekonstruiert. Dabei wurden Teile des Ostflügels der Villa auf ihren originalen Grundmauern komplett wiederaufgebaut und zusätzlich nach historischen Vorlagen und Funden originalgetreu ausgemalt und eingerichtet. Von der anderen Hälfte der Villa wurden die noch gut erhaltenen Grundmauern „nur“ konserviert, so dass man heute nebeneinander sowohl Originalbefunde als auch Rekonstruktion sehen kann. Die Gutsanlage wird seit 1992 durch einen Förderverein weiter ausgegraben und rekonstruiert, so dass inzwischen auch ein Tempelbezirk und mehrere Wirtschaftsgebäude (teil)rekonstruiert sind.

Das zweistöckige Hauptgebäude besteht aus einer etwa 30 Meter langen Portikushalle mit offenen Rundbögen und einer Freitreppe. An diese schließen auf beiden Seiten Eckrisaliten an, der in denen die Wohntrakte untergebracht waren und die über eine Hypokaustenheizung beheizt werden konnten. Einige der Wohnräume wurden rekonstruiert, u.a. das Speisezimmer (triclinium), die Küche, der Keller und die Schlafräume im Obergeschoss. In den Räumen werden zudem Originalfunde ausgestellt und Modelle gezeigt, es gibt ein Lapidarium und eine Videopräsentation informiert über die gesamte Anlage.

Das Badegebäude konnte man über eine überdachte Säulenhalle vom Haupthaus aus erreichen. Die Räume wie das Heißbad (caldarium), das Kaltbad (frigidarium) und die Latrine gruppierten sich hierbei um das Warmbad (tepidarium) in der Mitte.

Auf dem Gelände kann man außerdem mehrere Wirtschaftsgebäude besuchen, beispielsweise eine rekonstruierte Schmiede, einen Speicher (horreum), die Reste eines Mühlengebäudes mit 3 Darren, Bierbrauerei und römischem Backhaus und ein weiteres Gebäude, das entweder eine Herberge oder ein Wohngebäude war.

Eine Hofmauer mit einem Eingangsportal und bewohnten Ecktürmen, von denen einer rekonstruiert wurde, umgab das trapezförmige Gelände, das etwa 5 ha groß war. Die Gesamtlänge der Mauern betrug ca. 1 km, wobei die komplett rekonstruierte Westmauer 270 m lang war. Vermutlich diente die Mauer dabei aber nicht der Befestigung, sondern eher repräsentativen Zwecken. Anhand eines Teils der Umfassungsmauern, die im Ganzen umgestürzt war, konnte man die ursprüngliche Höhe mit mindestens 2,3 Metern ablesen. Vom Eckturm hat man heute einen guten Blick über das Gelände und auf die Burg Hohenzollern.

Im restlichen Hofgelände wurde sicher landwirtschaftlich genutzt und es wurde hier auch Obst und Gemüse angebaut. Heute ist auf dem Hofgelände zwischen Haupthaus und Badegebäude ein kleiner Kräutergarten angelegt, an der westlichen Hofmauer findet man einen Rosengarten mit alten Sorten.

Außerhalb der Hofmauer lag ein etwa 33 x 33 Meter großer ummauerter Heiliger Bezirk, in dem die Fundamente von mehreren, den unterschiedlichen Göttern geweihten Tempelchen (aediculae) ausgegraben wurden. Auch das Fundament einer Jupitergigantensäule, auf deren Spitze der Gott Jupiter auf einem Pferd dargestellt wurde, befand sich im Tempelbezirk. Eine Darstellung, die in der keltisch geprägten Provinz, in der die Pferdegöttin Epona besonders verehrt wurde, durchaus üblich war. In seiner Größe ist dieser Tempelbezirk in einem reinen Landgut eher ungewöhnlich, so dass es sich hier auch um ein bedeutendes Heiligtum der Region gehandelt haben könnte.

Die 10 Göttertempelchen, eine Portikushalle und die nach der Säule in Walheim rekonstruierte Jupitergigantensäule wurden nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Tempelbezirk rekonstruiert, farbig bemalt und im Jahr 2021 eröffnet. Auch wenn die quietschig-bunten Tempelchen und Altäre für die Götter uns heute recht ungewöhnlich vorkommen, weiß man in der Zwischenzeit, dass die antiken Statuen und Tempel mitnichten aus „klassisch-weißem“ Marmor bestanden, sondern in der Regel bemalt waren.

Das Freilichtmuseum, das zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, ist von April bis Oktober täglich, außer montags, gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Der Förderverein Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein e.V., dessen Mitglieder auch weiterhin Grabungen durchführen, veranstaltet Führungen, Sonderausstellungen, Angebote für Kinder und verschiedene Römerfeste.

Lage: Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein e.V., Eichwäldle 1, 72379 Hechingen-Stein

Link: www.villa-rustica.de/index.php/de

Römische Straßenstation Friesenheim

Die Straßenstation von Friesenheim lag an der Rheintalstraße, die von Mailand über die Alpen zum Rhein bei Augst und anschließend auf der rechten Seite des Rheintals nach Mainz führte. Sie war eine wichtige Hauptroute, da sie eine der kürzesten Verbindungen zwischen Rom und den Truppen am Rhein war.

An einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung, die zwischen Mainz (Mogontiacum) und Augst (Augusta Raurica) verlief, lag diese Straßenstation, die um 70-80 n. Chr. eingerichtet und um 300 n. Chr. durch Brand zerstört wurde.

Die Reste von Gebäuden wurden 1970 von einem Mitarbeiter des Denkmalamts per Zufall entdeckt, als er mit dem Zug vorbeifuhr und ihm auf einem Acker Ziegelbruchstücke auffielen. Die daraufhin zwischen 1973 und 1977 vorgenommene Ausgrabungen brachten u.a. römische Götterfiguren, Gewandfibeln und Ziegelscherben zum Vorschein.

Zunächst ging man allerdings davon aus, dass es sich hier um einen römischen Gutshof handelte, da man auch einen kleinen Tempel und Wohngebäude fand. Als allerdings auch Reste einer römischen Straße, ein Badehaus und mehrere Wirtschaftsgebäude zum Vorschein kamen, wurde klar, dass es sich hierbei wohl eher um eine römische Straßenstation (mansio) gehandelt haben muss.

Die Wohngebäude waren einfache Häuser mit Steinfundamenten und Ziegeldach. Eines der Häuser besaß einen kleinen Anbau, in dem sich eine Badeanlage befand. Neben dem Haus wurden ein Brunnen und eine gemauerte Herdstelle (vermutlich ein Backofen) gefunden.

Mehrere Nebengebäude aus Holz mit Fachwerk dienten als Scheunen, Ställe und Wagenremisen. Hier konnten Reisende und Kuriere Pferde wechseln und Zug- und Lasttiere mieten. Auch die Existenz einer Schmiede in einem der Gebäude ist anhand aufgefundener Werkzeuge wahrscheinlich.

Bei der freigelegten Straße sind der 5,5 m breite Straßenkörper und auch die rechts und links verlaufenden mit Steinplatten abgedeckten Straßengräben zum Sammeln des Regenwassers noch gut erhalten. Östlich der Scheunen kreuzte eine kleinere Nebenstraße, die nach Osten in Richtung des Schwarzwaldes führte und als Knüppeldamm angelegt war.

Die Reste eines 3,4 x 2,6 m großen Tempels mit quadratischer Cella und kleinem Vorraum wurden direkt an der Straßenkreuzung gefunden, zusammen mit den Fragmenten einer Götterstatue. Diese zeigt die Göttin Diana Adnoba, die als Göttin der Straßen und Wege, der Jagd, der Fruchtbarkeit und der Heilquellen, aber auch der Frauen und Skaven, galt und die im Schwarzwald besonders verehrte keltische Muttergottheit Adnoba mitverkörperte. Reste einer Statue des Gottes Silvanus, ein ebenfalls im Schwarzwald weitverbreiteter Gott des Feldes, des Waldes und der Winzer, wurde ebenfalls entdeckt.

Die heute noch teilweise erhaltenen Grundmauern der Wohngebäude und des Brunnens wurden konserviert und die Holzgebäude mit Baumstämmen markiert. Der Diana-Tempel wurde auf den Grundmauern rekonstruiert und auch die Götterstatue wurde teilrekonstruiert. Ein Teil der Fernstraße wurde ebenfalls wiederhergestellt und die Nebenstraße durch eine Reihe Büsche markiert.

Die Ausgrabungen sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römische Straßenstation Friesenheim, Bannstude, 77948 Friesenheim (beschilderte Abzweigung von der L118 zwischen Friesenheim und Schuttern)

Link: www.friesenheim.de/startseite/freizeit_+kultur+_+tourismus/roemersiedlung.html

Birnen-Auflauf

Eine ungewöhnliche Kombination von süßen, salzigen und scharfen Komponenten harmonieren bei diesem schnellen Auflauf erstaunlich gut miteinander.

Zutaten (für 4 Portionen):

  • 500 g Birnen
  • 1 TL eingedickter Traubenmost (Tsapa oder Passum)
  • 1 TL Fischsauce
  • 1 EL Honig
  • 1 Schuss Olivenöl
  • 1 kräftige Prise Pfeffer
  • 1 Msp. Kümmel
  • 2 Eier

Die Birnen schälen und in Stücke schneiden. Mit 2-3 EL Wasser, Traubenmost, Fischsauce, Honig, Olivenöl, Pfeffer und Kümmel in einem Topf weichkochen. Dann pürieren und leich auskühlen lassen.

Die Eier schaumig schlagen, das Birnenpüree nach und nach unterrühren und die Masse in eine Auflaufform geben.

Den Backofen auf 175 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen. Den Auflauf im vorgeheizten Backofen ca. 35-40 Minuten vacken, bis die Eier gestockt sind und die Oberfläche schön gebräunt ist.

Den Auflauf mit Pfeffer bestreut servieren.

Tipp:
Die Birnen sollten reif und aromatisch sein. Statt mit Birnen kann man auch Äpfel oder Pfirsiche verwenden.

Römischer Ziegelbrennofen Germering

Begünstigt durch die umfangreichen Tonvorkommen der Gegend am westlichen Rand der Münchner Schotterebene und die Nähe zur Handelsstraße zwischen Salzburg und Augsburg entstand hier ein regelrechter Töpferbezirk mit mehreren Brennöfen.

Im Jahr 1997 entdeckte man am westlichen Rand von Alt-Germering und etwa 1 km südlich des Germeringer Sees mehrere römische Brennöfen, von denen bisher 5 nachgewiesen wurden. Man fand außerdem in der Nähe einen Brunnen und mehrere Holzgebäude, so dass es sich hier wohl um eine Art Handwerkersiedlung oder um den Töpferbezirk eines größeren römischen Gutshofes handelte.

Die Brennöfen konnten in eine Zeit um 160 n. Chr. datiert werden. Hier wurden Gebrauchskeramik, Ziegel und Baukeramik (z.B. Dachziegel) hergestellt.

Heute kann man unter einem dachartigen Glasschutzbau die Reste eines Brennofens besichtigen. Man erkennt dabei gut den Schürkanal und die Wände des Ofens.

Im Gemeindegebiet von Germering, in dem es bereits aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. römische Besiedelungsspuren gibt, wurden vor allem in Alt-Germering und auf dem Parsberg Siedlungsspuren, römische Gräber, Reste einer Villa Rustica und diverse Kleinfunde entdeckt.

Einge Funde aus der römischen Zeit befinden sich im ZeitRaum Museum, das sich am Rathaus von Germering (Domonter Straße 2) befindet.

Lage: Römischer Ziegelbrennofen Germering, Nebeler Weg/Ecke Allinger Straße, 82110 Germering

Kleinkastell Gunzenhausen

Am nördlichsten Punkt des raetischen Limesverlaufs findet man eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Limeskastellen und Limestürmen. Auf dem Schlossbuck, einer Anhöhe östlich von Gunzenhausen, kann man auf einem kurzen Spaziergang mehrere dieser Befestigungen entdecken.

Das Kleinkastell Gunzenhausen, das auf dem Hinteren Schlossbuck im Burgstallwald liegt, wird manchmal auch als „Feldwache Schlossbuck“ bezeichnet. Es wurde auf einer Erhebung nur wenige Meter von der Limesmauer weg errichtet und ist nur etwa 2 km vom westlich liegenden Numeruskastell Gunzenhausen entfernt. Letzteres wurde im 1. Jahrhundert errichtet, war mit 100 bis 200 Soldaten besetzt, liegt aber heute vollständig überbaut im Stadtzentrum von Gunzenhausen und ist daher nicht mehr sichtbar.

Vom etwa 20 x 20 Meter großen und aus Stein erbauten Kleinkastell sind heute nur noch Reste der Fundamente erkennbar. Forschungen ergaben, dass die Außenmauer aus Stein innen mit einem umlaufenden Wehrgang versehen war, dessen Pultdach zu einem Innenhof hin abfiel. Dort lagen die aus Holz erbauten Wohn- und Wachstuben. Den Eingang bildete ein nach Norden zum Limes hin gerichteter Torturm.

Da auf dem Schlossbuck neben dem Kleinkastell auch mehrere Limestürme gab, scheint sich hier ein Limesdurchgang befunden zu haben, der so gesichert wurde. Es gibt nur wenige Hinweise darauf, wann genau das Kastell erbaut wurde, man kann nur aufgrund von Funden im Brandschutt darauf schließen, dass das Kastell etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. durch Feuer zerstört wurde.

Heute sind die Umrisse des Kastells am Boden markiert und in der Mitte wurde ein Gedenkstein mit der Aufschrift „Castrum Romanum“ aufgestellt.

Etwa 500 Meter westlich des Kleinkastells liegen am Ostabhang des Vorderen Schlossbucks die Steinfundamente des Limesturms WP 14/5. Dieser scheint mit 4,8 × 7,6 Meter Grundfläche und einer geschätzten Höhe von 5 m ein ziemlich großer Turm gewesen zu sein, der zudem nur 65 Meter vom nächstgelegenen WP 14/4 entfernt liegt.

Dieser Turm muss wohl nachträglich in die bereits bestehende Limesmauer eingefügt worden sein und wurde außerdem auch ziemlich schief „eingepasst“. Er stammt daher mit Sicherheit aus einer späten Bauphase des Limes, d.h. mindestens nach der Erbauung der Raetischen Mauer um 200 n. Chr.

Der Turm wurde 1980 teilrekonstruiert und konserviert. Die Limesmauer an diesem Teil des Limes war hier mindestens 2,6 m, vermutlich sogar 3 m hoch und zeugt von der Wehrhaftigkeit dieses Limesabschnitts.

Kleinkastell und Limesturm sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Kleinkastell Gunzenhausen, Burgstallwald/Am Hinteren Schlossbuck, 91710 Gunzenhausen (Zugang über Parkplatz an der Frickenfelder Straße gegenüber der Pizzeria)

Archäologisches Museum Gunzenhausen

Von der Steinzeit über die Römerzeit bis ins frühe Mittelalter – in jedem der 3 Etagen des Museums wird eine andere archäologische Epoche der Gunzenhauser Umgebung beleuchtet und so ein Bogen von der Steinzeit über die Bronzezeit und die Römerzeit bis hin zum Frühmittelalter gespannt.

Ein Großteil der Funde im Museum für Vor- und Frühgeschichte geht auf die Sammlung von Dr. Heinrich Eidam zurück, der bei seinen über Jahrzehnte hinweg durchgeführten Ausgrabungen zum Teil einzigartige Schätze fand. Dazu gehören unter anderem auch ein bronzezeitlicher Schatzfund, ein Pferdegeschirr und der Nachbau eines Grabhügels aus der Hallstattzeit, frühmittelalterliche Reihengräber mit reichhaltigen Grabbeigaben, die in Original-Fundsituation im Museum präsentiert werden.

Die Römer am Limes, an dem Gunzenhausen in der Antike lag, stellt dabei einen Schwerpunkt des Museums dar. Hier findet man Modelle von Limeswachtürmen, Legionärsausrüstungen und Informationen über den Limesverlauf rund um Gunzenhausen. Auch das römische Leben mit Alltagsgegenständen, der Handel und das Leben in römischen Landhäusern werden im Museum beleuchtet. Eine Merkurstatuette und Überreste eines Mithras-Heiligtums spiegeln die römische Glaubenswelt wider.

Das Museum ist seit 1998 in einem historischen Bürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht und von Montag bis Freitag gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet (Samstag, Sonntag und Feiertag geschlossen). Eintrittskarten erhält man in der Touristinfo schräg gegenüber.

Lage: Archäologisches Museum Gunzenhausen, Brunnenstraße 1, 91710 Gunzenhausen (direkt neben dem Blasturm)

Link: archaeologisches-museum.gunzenhausen.de

Villa Rustica am Treuchtlinger Nagelberg

In den 1980er Jahren wurden am Nagelberg in Treuchtlingen die Reste der Villa entdeckt und 1982-1984 freigelegt. Das Haupthaus ist heute in Grundmauern zu sehen, die Wirtschaftsgebäude und das Badehaus sind zwar lokalisiert, wurden aber bisher nicht ausgegraben.

Das Haupthaus ist eine für Raetien typische Portikusvilla, deren Gebäude sich um einen Innenhof gruppierten. Eine Säulenhalle (porticus), von der man Ausblick auf das Tal hatte, wurde an beiden Seiten von zweigeschossigen Eckbauten (Risaliten) eingerahmt, in denen sich die Wohnräume mit Hypokaustenheizung befanden. Im Ost- und Westflügel befanden sich weitere Räume wie eine Küche und eine Latrine, im Norden wurde der Innenhof von einer offenen Halle abgeschlossen.

Die Villa stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., wurde aber vermutlich um 233 n. Chr. bei den Alamanneneinfall durch ein Feuer zerstört. Die Funde aus der Villa, zu denen ein vergoldeter Torques (vermutlich eine militärische Auszeichnung), ein Paradehelm und ein Goldgettchen mit Amethysten gehören, weisen auf einen Veteranen als Besitzer hin. Sie sind im Volkskundemuseum in der Stadtmitte von Treuchtlingen zu besichtigen.

Die Villa ist jederzeit frei zugänglich, der Eintritt ist frei.

Lage: Villa Rustica am Treuchtlinger Nagelberg, Am Weinbergshof, 91757 Treuchtlingen (zu erreichen über die Kästleinsmühlenstraße)

Achäologischer Park Kellmünz (Caelius Mons)

Der Name Caelius Mons (auch Celio Monte oder Caelio Monte), der als „Himmelshügel“ übersetzt werden kann, weist auf die Lage auf dem etwa 35 Meter über dem Illerhochufer liegende Kastell hin, ist aber auch der Name eines der 7 Hügel Roms. Der heutige Ortsname Kellmünz ist direkt auf den römischen Kastellnamen zurückzuführen.

Das Kastell ist eines der wenigen noch erhaltenen spätantiken Kastelle in Raetien und war neben Kempten (Cambodunum) und Günzburg (Guntia) wohl auch eines der größeren Kastelle am Donau-Iller-Rhein-Limes.

Erste römische Funde in Kellmünz fand man in einem Brandgrab, das aus der Mitte des 1. Jahrhunderts stammt. Offenbar existierte zu dieser Zeit an der Straße zwischen Kempten und Günzburg bereits eine Siedlung, ein Landgut oder eine Straßenstation. Diese scheinen auch weiterhin bewohnt gewesen zu sein, was durch Funde von Statuen, Grabreliefs und Inschriften aus dem späten 2. bis zum frühen 3. Jahrhundert belegt wird.

Ein erstes aus Holz und Erde errichtete Militärlager entstand um 260 n. Chr., als sich die Römer nach Einfällen der Alamannen hinter die Donau und die Iller zurückziehen mussten. Unter der Herrschaft der spätrömischen Kaiser Diokletian und Maximian wurde um 310 n. Chr. auf einem Plateau über dem Illerhochufer aus Stein ein Kohortenkastell errichtet, das für etwa 200-300 Soldaten vorgesehen war und eine Fläche von etwa 0,86 ha bedeckte. Es sicherte die neue Limesgrenze des Donau-Iller-Rhein-Limes und war vermutlich bis 430 oder sogar noch bis etwa 450 n. Chr. besetzt.

Das Kastell folgt an der Westseite dem Plateauverlauf in einer Art halbrundem Bogen, die anderen 3 Seiten sind rechteckig angelegt. Mit einer etwa 8 Meter hohen Mauer, den 14 Türmen und dem einzigen, zweitorigen Eingangsportal mit 2 Türmen konnte das Kastell gut verteidigt werden. Die landseitige Ostmauer und die östlichen Türme waren zusätzlich deutlich massiver ausgebaut als die restliche Ringmauer und wurden im Osten zusätzlich durch einen Doppelgraben geschützt.

Im Inneren des Kastells lagen ein Stabsgebäude (principia) mit der Unterkunft des Kommandanten (praetorium), eine Mannschaftsbaracke mit 5-6 Mannschaftsräumen und einem Offiziersquartier und eine ungewöhnlich große Empfangshalle (aula). Um 300 n. Chr. ist als Besatzung von Caelius Mons die Cohors III Herculea Pannoniorum nachgewiesen.

Der Archäologische Park, der 1995 eröffnet wurde, führt den Besucher auf einem kurzen archäologischen Rundweg entlang der wichtigsten Ausgrabungsreste des Kastells. Einige dieser Reste sind heute noch sichtbar, andere wurden mithilfe von farbigen Pflastersteinen am Boden markiert.

In der Kirchstraße sind Reste des Mauerwerks des nordöstlichen Eckturms des Kastells und Teile der Ostmauer und der Toranlage zu sehen. An der Stelle, an der heute die Kirche St. Martin steht, lag einst eine einschiffige Aula mit halbrunder Apsis, von der man noch Reste auf dem Kirchhof finden kann. Hier sind auch noch Mauerteile eines Zwischenturms vorhanden. Im archäologischen Park auf der Westseite des Plateaus ist noch ein längeres Stück der Westmauer mit 3 halbrunden und einem rechteckigen Turm vorhanden. Hier steht auch der moderne Museumsturm, in dem man weitere Informationen über das antike Kastell und die Provinz Raetien erhält und auch in Videos und Zeichnungen einen Eindruck über das ehemalige Aussehen des Kastells bekommt.

Der Eintritt ist frei. Das Gelände ist jederzeit frei zugänglich, der Museumsturm nur zwischen April und Oktober an Wochenenden. Es finden auch Führungen nach Vereinbarung und diverse Veranstaltungen statt.

Lage: Archäologischer Park Kellmünz, Rechbergring 6, 89293 Kellmünz

Römermuseum Bedaium

Der keltische Wassergott Bedaius, der hier am Ausfluss der Chiemsees in die Alz verehrt wurde, wurde von den Römern einfach in die lokale Götterwelt übernommen und gab der Siedlung ihren Namen. Auch der heutige Name Seebruck weist auf die bereits in Römerzeit bestehende Brücke hin.

Am Nordende des Chiemsees, an dem dieser in die Alz abfließt, entstand um 50 n. Chr. eine römische Straßenstation und später im 2. Jahrhundert n. Chr. eine Benefiziarstation, die sowohl die Brücke über die Alz als auch den Warenverkehr auf der Römerstraße kontrollierte und für deren Instandhaltung zuständig war.

Hier kreuzten sich mit der von Augsburg (Augusta Vindelicum) nach Salzburg (Iuvavum) führende Via Julia mit einer weiteren von Süden vom Paß Thurn am Jochberg kommende Straße, die über Töging nach Regensburg und Passau führte. Auf beiden Seiten der Alz entstanden zudem größere Siedlungen, in denen die keltisch-norische Bevölkerung lebte, und ein Tempel für den keltischen Wassergott Bedaius.

Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde Bedaium mit einem Kastell befestigt, das bis etwa Ende des 4. Jahrhunderts besetzt war. Um 400 n. Chr. wurden jedoch sowohl das Kastell als auch der Vicus aufgegeben. Steinfragmente aus dem römischen Kastell findet man noch heute in der im 15. Jahrhundert erbauten Kirche St. Thomas und St. Stephan.

Bei zahlreichen Ausgrabungen in der Umgebung kamen viele Reste von antiken Gebäuden und Kleinfunde wie Münzen, Keramik, Glas, Schmuck, Gerätschaften zum Vorschein, so dass Seebruck heute als einer der am besten erforschten Römerorte Bayerns gilt.

Heute kann man im 1988 eröffneten Museum für keltisch-römische Vergangenheit des Chiemgaus eine große Anzahl dieser Funde aus der Steinzeit bis zu den Bajuwaren entdecken. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt dabei auf der Lebensweise der keltisch-norischen Siedlungsgemeinschaft.

Ein archäologischer Rundweg mit 27 km Länge und 11 Stationen wurde im April 2007 eröffnet. Er beginnt am Römermuseum Bedaium, wo noch ein Teil der Mauer des spätantiken Kastells zu sehen ist. Weitere Stationen sind:

  • ein römisch-norisches Gräberfeld mit Grabhügeln und Repliken römischer Grabsteine,
  • ein Nachbau eines keltischen Gehöfts mit 4 Gebäuden,
  • eine Keltenschanze, von der man einen Wallgraben und ein Eingangstor rekonstruiert hat,
  • eine rekonstruierte frühmittelalterliche Fluchtburg, die mit Palisaden und Erdaushub befestigt war,
  • hallstattzeitliche Hügelgräber mit einem schematischen Aufbau eines Grabhügels,
  • ein altbajuwarisches Gräberfeld mit der Rekonstuktion eines Grabes,
  • die Fundstätte eines bronzezeitlichen Hortfundes und Hochäcker aus dem frühen Mittelalter,
  • der Längsschnitt einer Römerstraße mit den typischen Schichten einer römischen Straße,
  • die Ausgrabung einer römischen Darre,
  • Fundamente eines römischen Streifenhauses.

Der Rundweg kann gut in rund 2 Stunden mit dem Fahrrad bewältigt werden, man muss lediglich dem „Capricorn“-Logo folgen. Weitere Informationen zu den einzelnen Stationen erhält man dann an den aufgestellten Infotafeln.

Das Museum ist von Februar bis November täglich außer montags geöffnet und kostet eine geringe Eintrittsgebühr. Träger des Museums ist der örtliche Heimat- und Geschichtsverein Bedaium, der mit der Archäologischen Staatssammlung in München zusammenarbeitet. Das Museum bietet Vortragsreihen, Sonderausstellungen und Museums- und Erlebnisführungen und es werden Familientage und das Römerfest Vivat Bedaium veranstaltet. Der Rundweg ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römermuseum Bedaium, Römerstraße 3, 83358 Seeon-Seebruck

Link: roemermuseum-bedaium.de

Donau-Iller-Rhein-Limes in Bayern

Nach dem den Alamanneneinfällen verlief die neue Nordgrenze des Römischen Reiches nun hauptsächlich entlang von Flüssen. Von der Donau bei Regensburg folgte der neue Limes kurz nach Günzburg zunächst der Iller und verlief dann bei Kempten weiter Richtung Bodensee.
Auf einer eintägigen, oder wer es gemütlicher mag, auch zweitägigen Tour kann man die wichtigsten Kastelle und Siedlungen dieses Limesabschnitts besichtigen. Als östlichen Anschluss an diese Tour bietet sich die Tour „Auf der Via Claudia Augusta durchs Lechtal“ an (www.roemer-tour.de/reisenotizen/via-claudia-augusta-lechtal/), im Norden kann man die Tour „Limes in Mittelfranken und im Nördlinger Ries“ (www.roemer-tour.de/reisenotizen/limes-mittelfranken-noerdlinger-ries/) oder „Raetischer Limes an der Schwäbischen Alb“ (www.roemer-tour.de/reisenotizen/raetischer-limes-schwaebische-alb/) anschließen.
Ausführliche Beiträge zu den Sehenswürdigkeiten finden Sie hier: www.roemer-tour.de/roemerspuren/deutschland/bayern/ oder über das Suchfeld rechts oben.
Wir haben hier bewusst auf die Angabe von Uhrzeiten verzichtet, da sich diese oft ändern. Bitte informieren Sie sich daher über die aktuell geltenden Öffnungszeiten direkt bei den „offiziellen“ Webseiten der Sehenswürdigkeiten. Diese finden Sie – soweit vorhanden – am Ende des jeweiligen „Römerspuren“-Beitrags.

Tourvorschlag: Donau-Iller-Rhein-Limes in Bayern

Dauer: 1 Tag
Tourlänge: ca. 129 km (ca. 1,5 Stunden reine Fahrzeit)
Starttag: am besten an einem Sonntag

Von Faimingen bis Kempten

  • Apollo-Grannus-Tempel in Faimingen (Phoebiana): Reste eines Tempels, der dem keltisch-römischen Heilgott Apollo Grannus geweiht war
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Achäologischer Park Kellmünz (Caelius Mons): Reste eines spätantiken Limeskastells auf einem Plateau oberhalb der Iller
    Info: der Museumsturm ist nur sonntags zwischen Anfang April und Ende Oktober geöffnet, der archäologische Park ist jederzeit frei zugänglich
  • Archäologischer Park Cambodunum (APC): auf einer Anhöhe über dem modernen Kempten gelegene Reste des antiken Cambodunum
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Gallo-römischer Tempelbezirk Cambodunum: rekonstruierter Tempelbezirk der antiken Stadt Cambodunum mit Ausstellungsbereich
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Kleine Thermen Cambodunum: Ausgrabungen einer Thermenanlage des Statthalters der Provinz Raetien
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Forum und Basilika Cambodunum: Reste des Forums und der Forumsbasilika
    Info: jederzeit frei zugänglich
Der Tempelbezirk im Archäologischen Park Cambodunum.

Erweiterungen der Tour:

Günzburg (Gontia) liegt direkt auf der Strecke zwischen Faimingen und Kellmünz. Wenn daher noch Zeit ist, kann man dort das Heimatmuseum Günzburg (Sa und So nachmittags geöffnet) und einen Archäologischen Schaupfad besuchen (jederzeit frei zugänglich).
Die Strecke ist außerdem von Faimingen Richtung Donau und von Kempten Richtung Bodensee erweiterbar.

Erweiterung von Faimingen Richtung Donau:

Streckenlänge: ca. 95 km bzw. 1,5 Stunden reine Fahrzeit

  • Marktmuseum Burgheim
  • Archäologisches Museum in Donauwörth

Erweiterung von Kempten Richtung Bodensee:

Streckenlänge:
bis Isny: ca. 33 km (45 Minuten reine Fahrzeit)
weiter von Isny bis Konstanz: ca. 85 km (wegen Fähre über den Bodensee ca. 2 Stunden reine Fahrzeit)

  • Burgus Ahegg in Buchenberg
  • Römerkastell in Isny (Vemania)
  • Kastell in Konstanz (Constantia)

Passau (Batavis)

In Passau lag ein bedeutendes Donaukastell, da hier am Zusammenfluss der Flüsse Donau, Inn und Ilz auch die Provinzgrenze zwischen Raetia und Noricum verlief. Daher gab es auf dem Gebiet der heutigen Altstadthalbinsel bereits sehr früh eine Zollstation und ein Kastell.

Das erste kleine Kastell, das zwischen Mitte und Ende des 1. Jahrhunderts genutzt wurde und in der Nähe des heutigen Römerplatzes und des Klosters Niedernburg lag, war wohl eher eine Grenz- oder Zollstation, die dann zu einem befestigten Kastell ausgebaut wurde, um das herum ein Lagerdorf entstand.

Etwa Mitte des 2. Jahrhunderts wurde ein neues Kastell in deutlich größerer Form errichtet, das etwas weiter westlich, im Bereich zwischen dem heutigen Kleinen Exerxierplatz und dem Parkhaus Zentralgarage lag. Es bot wohl Platz für etwa 1000 Soldaten. Die Siedlung (vicus) breitete sich dann weiter nach Westen aus und es entstand eine stadtähnliche Siedlung, die zu einem bedeutenden Handelszentrum wurde.

Nach dem Alamanneneinfällen im 3. Jahrhundert wurde das zweite Kastell aufgegeben. Stattdessen wurde der Vicus an der Ostspitze der Halbinsel mit Mauern und einem verkleinerten Kastell befestigt.

Zusammen mit den beiden in der heutigen Innstadt liegenden Kastellen Boiodurum und Boitro gab es in Passau in der Zeit zwischen dem 1. und dem 5. Jahrhundert insgesamt 5 römische Kastelle und ausgedehnte römische Siedlungen auf beiden Seiten des Inns. Trotz dieser starken militärischen Präsenz wurde Passau allerdings nie zu einer Colonia oder einem Municipum erhoben.

Der heutige Name von Passau lässt sich über Lautverschiebungen direkt vom Namen des römischen Kastells Batavis (Castra Batava) ableiten, das seinen Namen wiederum dem Volk der Bataver verdankte. Die hier stationierte Cohors IX Batavorum war eine teilberittene römische Auxiliarkohorte und wurde vorwiegend aus dem Volk der Bataver rekrutiert.

Von den 3 Kastellen auf der Altstadthalbinsel ist heute leider durch die Überbauung nur noch wenig zu sehen. Ein paar der Straßen zeigen noch den Verlauf der Kastellmauern an.

Lage: Altstadthalbinsel, 94032 Passau
(Kastell I: etwa zwischen Römerplatz und Innkai bzw. Jesuitengasse und Micheligasse; Kastell II: zwischem Kleinem Exerxierplatz, Nikolastraße und Dr.-Hans-Kapfinger-Straße; Kastell III: zwischen Ortsspitze, Innkai und Ort)

RömerMuseum Kastell Boiotro

Durch das heutige Passau verlief einst die Grenze zwischen den Provinzen Raetia und Noricum – der Inn bildete dabei die Grenzlinie. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es in Passau eine ganze Reihe von Kastellen gab.

Ein Vorgängerkastell Boiodurum, das auch als Boioduron oder Boiodoro erwähnt wurde, lag etwa 1 km flussaufwärts, wurde aber 250 n. Chr. zerstört. Daraufhin wurde zwischen 280 und 290 n. Chr. das wesentlich kleinere, dafür aber stärker befestigte Kastell Boiotro errichtet. Obwohl es um 375 n. Chr. aufgegeben wurde, scheint der Bau bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. zumindest in Teilen weiterbestanden zu haben, denn 511 n. Chr. wurde in einer Denkschrift über den Heiligen Severin ein Kloster namens Boiotro erwähnt, das von diesem errichtet worden sei.

Schon seit den 1970er Jahren wurden auf dem Gelände des Museums Ausgrabungen durchgeführt. Die beiden im späten Mittelalter über dem Kastell erbauten Gebäude wurden dabei miteinander verbunden und 1982 als Museum eröffnet. Die Fundamentreste des Kastells sind heute sowohl im Garten des Museums als auch direkt in den Museumsräumen sichtbar. Interessant ist dabei der trapezartige Umriss des Kastells, die sich deutlich von den sonst meist spielkartenförmigen Kastellformen unterscheidet.

Im inzwischen neugestalteten Museum ist im Untergeschoss an mehreren Stellen noch die Originalreste des Kastells Boiotro zu sehen. Außerdem erfährt man hier alles über den Handel und die Wirtschaft der Gegend, in der bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. Feuerstein hergestellt und exportiert wurde während spätere Bewohner mit Salz oder Keramik handelten. In der Römerzeit diente Passau als Grenzort an den Provinzen Raetia und Noricum auch als wichtige Zollstation.

Im Obergeschoss vorwiegend die Funde aus der Römerzeit ausgestellt, die in Passau und Ostbayern gefunden wurden und aus einer Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. stammen. Hier befindet sich auch ein sehenswertes riesiges Modell mit einer Rekonstuktion der römischen Ansiedlung Boiodurum, an mehreren Hörstationen erfährt man Interessantes über das Leben des Weinhändlers P. Tenatius Essimnus, die Gutsverwalterin Flora oder den Zöllner Faustinianus.

Eintritt. Mittwochs finden Museumsführungen statt.

Lage: Römermuseum Kastell Boiotro, Lederergasse 43, 94032 Passau (Innstadt)

Link: www.stadtarchaeologie.de/museum/default.htm

Keltendorf Gabreta

Obwohl an dieser Stelle kein Keltendorf nachgewiesen wurde, fand man in der Gegend viele keltische Relikte, so dass man sich gut vorstellen kann, dass hier einmal Kelten siedelten.

Die ersten Keltenspuren in Mittel- und Westeuropa stammen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., d.h. lange, bevor die Römer die Alpen überquerten. Während der Römerzeit lebten die Kelten zwar teilweise weiter in ihren Siedlungen, trieben aber auch Handel mit den Römern, stellten Soldaten für die römischen Hilfstruppen und wurden so zunehmend romanisiert.

Nördlich von Passau im Bayrischen Wald liegt der Nachbau eines eisenzeitlichen Keltendorfes mit 6 Gebäuden, das nach der keltischen Bezeichnung des heutigen Bayrischen und Böhmischen Waldgebirges „Gabreta“ getauft wurde. Es besteht seit 1998 und wird seitdem laufend erweitert.

Man kann hier mehrere Wohn- und Stallgebäude, Handwerksstätten, einen Tempel und einen Grabhügel besichtigen, die in alter Technik aus Blockbohlen und Flechtwerk und mit Schilf- und Schindeldächern errichtet wurden. Die Gebäude wurden nach archäologischen Befunden aus dem Bayrischen und Böhmischen Wald, dem Donauraum, Tschechien und Österreich nachgebaut.

An vielen Tagen findet hier auch keltisches Leben statt mit Präsentationen rund um Handwerk, Hausbau, Brotbacken, Weben, Töpfern, Aussaat, Landwirtschaft und Ernte, bei denen man aktiv mitmachen kann. Es leben alte und rückgezüchtete Tierrassen (Skudden-Schafe, Ponys, Zwergziegen, Mini-Schweine, Gänse und Orpington-Hühner) zwischen den Häusern, im Kräutergarten werden alte Färbe- und Heilpflanzen kultiviert und auf den kleinen Feldern wird Emmer, Flachs, Rispenhirse und Dinkel angebaut.

Das Keltendorf ist seit 2020 vorrübergehend wegen Renovierung geschlossen. Wann es wieder eröffnet, ist aktuell noch nicht bekannt.

In der Eintrittsgebühr ist ein Audioguide enthalten. Geöffnet zwischen Ende April und Ende Oktober von Do-So. Es finden Familientage, Sonderveranstaltungen zu den keltischen Hauptfesten und Führungen statt.

Lage: Archäologischer Erlebnispark Keltendorf Gabreta, Lichtenau 1a, 94160 Ringelai

Link: keltendorf.com

Römerbad Königsbrunn (Ad Nonas)

Der Grundriss des öffentlichen Bades der ehemaligen römischen Straßenstation Ad Nonas wurde mit Gabionen nachempfunden, so dass die Originalreste zwar geschützt und für die Zukunft bewahrt sind, man aber trotzdem einen guten Eindruck von der Funktionsweise bekommt.

Bereits in Keltenzeit lag im heutigen Königsbrunn eine Siedlung, die von den Römern im 1. Jahrhundert n. Chr. als Straßenstation ausgebaut wurde. Diese lag direkt an der Via Claudia Augusta, die zu den wichtigsten Verbindungsstraßen der Provinz Raetien mit Rom zählte und nur rund 9 römische Meilen Meilen von der Provinzhauptstadt Augsburg entfernt lag – was den römischen Namen Ad Nonas erklärt.

Bei Ausgrabungen fand man auf dem heutigen Gelände des Friedhofs mehrere römische Gebäude, neben Wohngebäuden und einem Mithräum auch die Fundamente eines Römerbades.

Das Badegebäude, das eine Fläche von ca. 25 x 25 Meter besitzt, war ziemlich verschachtelt gebaut, bot aber alle notwendigen Annehmlichkeiten wie Warm-, Lau- und Kaltbad, Wasserbecken, Umkleiden und eine kleine Latrine. Das für das Bad notwendige Wasser wurde von der Wasserleitung nach Augsburg abgezweigt, die nur wenige Meter oberhalb des Gebäudes verlief, und in einem Wassersammelbecken gesammelt.

Das Römerbad wurde durch Ehrenamtliche eines Heimatvereins in Eigenleistung freigelegt. Die Originalfunde sind heute wieder zugedeckt, die Mauern wurden aber durch Gabionen nachgebaut, so dass man sich die Ausmaße und die Funktion der Räume heute noch gut vorstellen kann.

Im neben dem Römerbad gelegenen Pavillon wird auf Tafeln die Funktionsweise eines Römerbades erklärt, außerdem erhält man Informationen über die Ausgrabungen und kann ein Modell des Bades ansehen.

Der Eintritt ist während der Öffnungszeiten des Friedhofs frei.

Lage: Römerbad Königsbrunn, Wertachstraße/Ecke Königsallee, 86343 Königsbrunn (auf dem Gelände des Städtischen Friedhofs)

Link: www.heimatverein-landkreis-augsburg.de/beteiligungen/roemerbad

Mithräum Königsbrunn (Ad Nonas)

Das Mithräum von Königsbrunn wurde durch Ehrenamtliche eines Heimatvereins über viele Jahre hinweg in Eigenleistung freigelegt. Auf den von Mitgliedern des Vereins organisierten Führungen erfährt man einiges über das Mithräum und den römischen Mithraskult.

Der Mithraskult, dessen Geheimnisse nur Männer vorbehalten waren, war ein aus Persien stammender Mysterienkult, der sich ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. über das gesamte römische Reich ausbreitete. Er beeinflusste in Teilen auch das in dieser Zeit neu entstehende Christentum. Viele der Mysterien (wie die Taufe, die Vorstellung von Himmel und Hölle oder das Datum des Weihnachtsfestes zur Wintersonnenwende) finden sich auch heute noch in christlichen Glaubensvorstellungen und zeremoniellen Riten. Auch die Darstellung des Mithras als „sol invictus“ (unbesiegte Sonne) oder „Kosmokrator“ (Weltenherrscher) lassen Parallelen zu Jesus erkennen.

Entdeckt wurde das Mithäum, das danebenliegende Römerbad und weitere Gebäude bereits 1976, als der städtische Friedhof neu angelegt wurde. Allerdings war man sich damals der Bedeutung des Fundes nicht bewußt, so dass ein Teil der Mauern beim Bau eines Fahrweges unwiderbringlich zerstört wurden.

Die gefundenen Mauerreste wurden dann wieder zugeschüttet, bevor sie 1998 vom „Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte“ des Heimatvereins für den Landkreis Augsburg e.V. wieder ausgegraben und weiter untersucht wurden. Dabei stellte man fest, dass es sich hier um das wohl einzige noch erhaltene Mithräum in Bayern handelte, was einer kleinen Sensation nahekam.

Der rund 10 x 9 Meter große Mithräum bestand aus einem großen Raum mit einem Mittelgang, erhöhten Podien auf beiden Seiten und einer Apsis, in der das Mithrasbild stand. Ein vorgelagerter Vorraum könnte eventuell „Uneingeweihten“ vorbehalten gewesen sein. Die Mauern des Hauptraums waren bemalt, während die Wände vermutlich aus Holz und das Dach aus Schindeln bestand.

2001 wurde das aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. stammende Mithräum mit einem Schutzbau versehen, der die höhlenartige Anmutung eines Mithräums sehr stimmungsvoll nachbildet.

Der Eintritt ist frei, der Zugang aber nur im Rahmen einer Führung möglich, die während der Saison jeweils 1x im Monat sonntags oder nach Vereinbarung stattfindet.

Lage: Mithräum Königsbrunn, Wertachstraße/Ecke Königsallee, 86343 Königsbrunn (auf dem Gelände des Städtischen Friedhofs)

Link: www.heimatverein-landkreis-augsburg.de/beteiligungen/mithraeum

Auf der Via Claudia Augusta durchs Lechtal

Die Via Claudia Augusta begann in Ostiglia in Norditalien und verlief dann über die Alpen und entlang des Lechs bis nach Donauwörth, wo sie auf den Donaulimes stieß. Unter dem Label „Alpenhand in Römerhand“ haben sich einige der in Bayern entlang dieser Route liegenden Sehenswürdigkeiten zusammengeschlossen.
Unser Vorschlag für eine 3tägige Römertour entlang des oberbayrischen Teils der antiken Römerstraße verbindet die wichtigsten dieser Sehenswürdigkeiten miteinander. Als östlichen Anschluss an diese Tour bietet sich die Tour „An der Via Julia im bayrischen Voralpenland“ an (www.roemer-tour.de/reisenotizen/via-julia-im-bayrischen-voralpenland/), westlich davon kann man die Tour „Donau-Iller-Rhein-Limes in Bayern“ (www.roemer-tour.de/reisenotizen/donau-iller-rhein-limes-in-bayern/) anschließen.
Ausführliche Beiträge zu den Sehenswürdigkeiten finden Sie hier: www.roemer-tour.de/roemerspuren/deutschland/bayern/ oder über das Suchfeld rechts oben.
Wir haben hier bewusst auf die Angabe von Uhrzeiten verzichtet, da sich diese oft ändern. Bitte informieren Sie sich daher über die aktuell geltenden Öffnungszeiten direkt bei den „offiziellen“ Webseiten der Sehenswürdigkeiten. Diese finden Sie – soweit vorhanden – am Ende des jeweiligen „Römerspuren“-Beitrags.

Tourvorschlag: Auf der Via Claudia Augusta durchs Lechtal

Dauer: 3 Tage
Tourenlänge: ca. 160 km (ca. 2 Stunden 50 Minuten reine Fahrzeit)
Starttag: die meisten Sehenswürdigkeiten sind jederzeit frei zugänglich, das Mithräum in Königsbrunn, das Stadtmuseum Schongau, das Auerbergmuseum in Bernbeuren und das Römerbad Kohlhunden sind teilweise nur sonntags oder am Wochenende geöffnet.

Tag 1: Rund um Augsburg

  • Merkurtempel Gersthofen: Rekonstruktionen von Reliefs eines ehemaligen Merkurtempels an der Via Claudia Augusta
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Augsburg (Augusta Vindelicum): hier gibt es mehrere besuchenswerte Ziele im Stadtgebiet, die etwa 1/2 Tag Zeit beanspruchen wie z.B. Teile der Römermauer und einer Römervilla in der Nähe des Domplatzes. Das Römische Museum ist derzeit ins Zeughaus „ausgelagert“.
  • Mithräum Königsbrunn: Ausgrabungen des bisher einzigen in Raetien gefundenen römischen Mithräums
    Info: nur mit Führung zu besichtigen, die 1x im Monat an einem Sonntag oder auch nach Vereinbarung stattfinden
  • Römerbad Königsbrunn (Ad Nonas): Mit Gabionen nachgebildete Grundmauern eines öffentlichen Bades der Straßenstation Ad Nonas
    Info: jederzeit frei zugänglich
Das Mithräum in Königsbrunn.

Tag 2: Epfach und rund um Schongau

  • Epfach (Abodiacum): Römische Straßenstation mit Museum, Militärstation auf dem Lorenzberg und römisches Brunnenhaus
    Info: Museum tagsüber jederzeit frei zugänglich, Lorenzberg und Brunnenhaus jederzeit frei zugänglich
  • Via Claudia Augusta in Altenstadt: Nachbau einer Römerstraße, bei der man noch die unterschiedlichen Schichtungen erkennen kann
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Stadtmuseum Schongau: Ausstellung der archäologischen Funde aus dem Schongauer Land
    Info: Mi, Sa, So und feiertags nachmittags geöffnet
  • Villa Rustica in Peiting: Schutzbau über dem Badehaus einer Villa Rustica
    Info: jederzeit frei zugänglich
Modell der römischen Militärstation in Epfach.

Tag 3: Auerberg, Marktoberdorf und Schwangau

  • Auerbergmuseum in Bernbeuren: Ausstellung zu der römischen Besiedlung auf dem Auerberg
    Info: von Mitte April bis Mitte Oktober Sa, So und feiertags geöffnet
  • Römersiedlung auf dem Auerberg (Damasia): römischer Vicus auf dem Gipfel des Auerbergs
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Römerbad Kohlhunden: Reste eines Römerbades einer Villa Rustica
    Info: während der Saison So vormittags geöffnet, ansonsten durch den verglasten Schutzbau jederzeit frei einsehbar
  • Römervilla Schwangau am Tegelberg: Reste eines Römerbades einer Villa Rustica
    Info: der verglaste Schutzbau ist jederzeit frei zugänglich
Auf dem Auerberg.

Merkurtempel Gersthofen

Durch Gersthofen verlief einst die Via Claudia Augusta, an der auch ein kleiner Merkurtempel lag. Da Merkur der Gott des Handels, der Reisenden (und der Diebe) war, wurde er gerade entlang der Handelsstraßen besonders verehrt.

In einer kleinen viereckigen Baumpflanzung, die die Ausmaße des Merkurtempels darstellen soll, kann man Rekonstruktionen von 3 Merkur-Reliefs und eines Genius-Fragments bewundern. Das größte dieser Reliefs wurde dabei in einen Bogen gesetzt, um den Eindruck eines Merkuraltars nachzubilden.

Die Originalfragmente des Tempels, die heute im römischen Museum in Ausgburg aufbewahrt werden, fand man 1854 beim Neubau der etwa 700 Meter südlich liegenden Pfarrkirche St. Jacobus in den Fundamenten der Vorgängerkirche. Wahrscheinlich lag daher der ursprüngliche Tempel tatsächlich am Standort der heutigen Kirche – auch wenn es dafür bisher noch keine schlüssigen Beweise gibt.

Ein Teil der Via Claudia Augusta konnte an dieser Stelle jedenfalls auf einer Länge von mehreren hundert Metern nachgewiesen werden. Man kann dem ehemaligen Straßenverlauf auch heute noch auf einem eigens ausgewiesenen Radweg folgen.

Lage: Merkurtempel Gersthofen, Via Claudia/Ecke Berliner Straße, 86368 Gersthofen-Firnhaberau

Groma-Nachbildung bei Meitingen

Auf der direkt an der ehemaligen römischen Via Claudia Augusta gelegenen Infotafel erfährt man, wie die römischen Landvermesser und Baumeister es schafften, mit für uns sehr einfach wirkenden Geräten gerade Strecken und rechte Winkel abzustecken, die man mit heutigen digitalen Mitteln kaum genauer erreichen kann.

Neben dem Chorobat, mit dem man das Gefälle von Wasserleitungen vermessen konnte, war die Groma eines der wichtigsten Vermessungsgeräte der römischen Landvermesser, Kastellbauer und Konstrukteure von Aquädukten und Wasserleitungen. Mit Hilfe des auf den ersten Blick sehr einfach wirkenden Groma konnte man ohne großen Aufwand erstaunlich genau rechte Winkel und gerade Strecken abmessen.

Die Groma bestand aus einem Stativ, an dem an einem Auslegearm ein Winkelkreuz angebracht war. Unterhalb der Mitte des Winkelkreuzes und an dessen 4 Enden befand sich jeweils eine Schnur mit einem Lot. Das zentrale Lotblei wurde auf den Messpunkt am Boden ausgerichtet und das Winkelkreuz dann so gedreht, dass der entferne Messpunkt, das Mittellot und 2 der sich gegenüberliegenden äußeren Lotschnüre exakt in einer Flucht lagen und erhielt so die Basislinie.

Anschließend konnte man mit den beiden anderen Außenloten und dem Mittellot den nächsten Punkt anpeilen, der dann im rechten Winkel zur ersten Basislinie stand. Um unvermeidliche Fehler beim Bau des Kreuzes zu eliminieren, wurde eine zweite Messung mit dem um 90 Grad gedrehten Winkelkreuz vorgenommen. Der exakt im rechten Winkel liegende Punkt wurde dann durch die Halbierung der Strecke zwischen den beiden Messpunkten der ersten und zweiten Messung ermittelt.

Der Nachbau der Groma ist jederzeit frei zugänglich. Auf einer Infotafel ist außerdem die Funktionsweise der römischen Vermessungsgeräte erklärt und man kann die Funktionsweise selbst ausprobieren.

Lage: Infotafel an der alten B2 (Kreisstraße A29) zwischen Meitingen und Herbertshofen, 86405 Meitingen

Archäologisches Museum Kelheim

Die Stadt Kelheim war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Daher zeigt das archäologische Museum eine umfangreiche Sammlung an Ausgrabungsfunden, die sich über einen Zeitraum von rund 80 000 Jahren erstreckt.

Das kleine archäologische Museum der Stadt Kelheim ist in einem spätgotischen Gebäude untergebracht, dem sogenannten „Herzogskasten“.

Im Erdgeschoss werden archäologische Funde von der Altsteinzeit bis ins frühe Mittelalter präsentiert. Schwerpunkt ist dabei das keltische Oppidum „Alkimoennis“, das am Fuße des heutigen Michelsbergs lag. In einer der 8 Vitrinengruppen werden die Funde aus der Römerzeit aus dem Kastell Eining, ein Hortfund aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., Funde aus römischen Brandgräbern und zum römischen Bauwesen ausgestellt.

Im Obergeschoss sind eine Ausstellung zur Stadtgeschichte mit dem Thema „Stadt am Fluss“ und die jeweiligen Sonderausstellungen zu verschiedenen archäologischen Themen untergebracht – zum Thema Römer zuletzt die Sonderausstellung „Superstars mit Todesmut – Die Gladiatoren Roms“, die sowohl 2019 als auch 2020 gezeigt wurde und auch für 2021 erneut geplant ist.

Im Innenhof sind noch 13 Meter lange Reste der ursprünglich einmal 10 Kilometer langen Keltenmauer von Alkiomoennis zu sehen, die bis zu ihrer früheren Höhe rekonstruiert wurde.

In Kelheim selbst gab es in spätrömischer Zeit ein Kleinkastell und auch einen Burgus.

Geringe Eintrittsgebühr. Das Museum wurde 1983 mit einem Sonderpreis des Europarates ausgezeichnet und ist wirklich sehenswert, nicht zuletzt auch durch die liebevoll präsentierten Sonderausstellungen.

Lage: Archäologisches Museum der Stadt Kelheim, Lederergasse 11, 93309 Kelheim

Link: www.archaeologisches-museum-kelheim.de

Römische Brauerei in Regensburg-Prüfening

Ob es sich hier tatsächlich um eine römische Brauerei oder „nur“ um eine Getreidedarre gehandelt hat, kann man heute nicht mehr mit absoluter Sicherheit sagen.

Die bisher als Brauerei gedeutete Wirtschaftsgebäude wurde 1978 bei Ausgrabungen in der Zivilsiedlung des Kleinkastells von Prüfening freigelegt. Sie stammt aus der Zeit um 200 n. Chr.

In Gebäude befinden sich ein Brunnen für das Brauwasser, ein Wasserbecken zum Einweichen (Mälzen) des Getreides und eine Darre zum Rösten und Haltbarmachen des gekeimten Getreides (Grünmalz). Über eine Feuergrube wurde das mit Wasser versetzte Malz (die sog. Maische) in einer Kochstelle erwärmt und mit Aroma und Gerbstoffen versetzt. Nach der Gärung reifte das fertige Bier dann in einem nahegelegenen Lagergebäude.

Auch wenn die Römer der germanischen Vorliebe für Bier eher skeptisch gegenübergestanden sind und in der Regel Wein getrunken haben, gab es auch römische Bierbrauer und -händler. Es ist daher nicht auszuschließen, dass in diesem Gebäude einst Bier gebraut wurde. Somit wäre diese Anlage die älteste Brauerei nördlich der Alpen.

Die Ausgrabung ist mit einem verglasten Pavillon überdacht und jederzeit frei einsehbar. Es finden zu bestimmten Zeiten auch Führungen statt.

Lage: Römische Brauerei im Römerpavillon, Kornweg 24a, 93049 Regensburg-Prüfening

Die Römer im Altmühltal

Im Gebiet zwischen der Altmühl im Norden und der Donau im Süden gibt es einige interessante römische Sehenswürdigkeiten und Museen zu entdecken, die wir hier auf einer dreitägigen Römertour zusammengefasst haben, für die sich für ein langes Wochenende anbietet. Als östlichen Anschluss an diese Tour bietet sich die Tour „Donaulimes in Bayern“ an (www.roemer-tour.de/reisenotizen/donaulimes-in-bayern/), westlich davon kann man die Tour „Limes in Mittelfranken und im Nördlinger Ries“ (www.roemer-tour.de/reisenotizen/limes-mittelfranken-noerdlinger-ries/) anschließen.
Ausführliche Beiträge zu den Sehenswürdigkeiten finden Sie hier: www.roemer-tour.de/roemerspuren/deutschland/bayern/ oder über das Suchfeld rechts oben.
Wir haben hier bewusst auf die Angabe von Uhrzeiten verzichtet, da sich diese oft ändern. Bitte informieren Sie sich daher über die aktuell geltenden Öffnungszeiten direkt bei den „offiziellen“ Webseiten der Sehenswürdigkeiten. Diese finden Sie – soweit vorhanden – am Ende des jeweiligen „Römerspuren“-Beitrags.

Tourvorschlag: Die Römer im Altmühltal

Dauer: 3 Tage
Tourenlänge: ca. 160 km (ca. 3 Stunden reine Fahrzeit)
Starttag: optimal sind Dienstag bis Samstag, so dass Tag 1 und 2 nicht auf einen Montag fallen

Tag 1: Kelheim, Eining und Manching

  • Archäologisches Museum Kelheim: Dauerausstellung zur Archäologie im Kelheimer Raum mit Sonderausstellungen zum Thema Römer (z.B. Die römischen Gladiatoren – Superstars mit Todesmut im Jahr 2019/20); im Innenhof Reste der Mauer des keltischen Oppidums Alkimoennis
    Info: von Ostern bis November Di-So und feiertags geöffnet; Mo geschlossen
  • Römerkastell in Eining (Abusina): Reste eines Kohortenkastells am Steilufer der Abens
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Kelten-Römer-Museum Manching: Funde aus einem keltischen Oppidum und Überreste zweier römischer Patrouillenboote
    Info: ganzjährig Di-So und feiertags geöffnet, Mo geschlossen
Das Römerkastell in Eining.

Tag 2: Möckenlohe, Pfünz und Kipfenberg

  • Römervilla Möckenlohe: Rekonstruktion einer Villa Rustica mit Wohnhaus, Küche und Säulenhalle
    Info: von Ostern bis Allerheiligen Di-So geöffnet, Mo geschlossen
  • Kastell Pfünz (Vetoniana): Kohortenkastell mit teilrekonstruierter Kastellmauer und Nordtor
    Info: jederzeit frei zugänglich; die rekonstruierten Teile sind im Winter abgeschlossen
  • Kastell Böhming: Reste des Walls eines Numeruskastells auf dem Gelände der Kirche St. Johannes der Täufer
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Römer und Bajuwaren Museum Burg Kipfenberg: Museum mit Nachbau der Wachstube eines Limesturms, einem nachempfundenen „Bajuwarengrab“ und Informationen zum Limes und dem Kastell Böhming
    Info: von April bis Oktober täglich geöffnet; von November bis März nur Sa, So und feiertags geöffnet
  • Turmstelle auf dem Pfahlbuck: Nachbau eines hölzernen Limesturms (WP14/78) und Fundamentreste eines steinernen Limesturms
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Römerturm Erkertshofen: Nachbau eines steinernen Limesturms an der vermuteten Stelle des WP14/63
    Info: jederzeit frei zugänglich
Die Römervilla in Möckenlohe.

Tag 3: Weißenburg und Ellingen

  • Reiterkastell in Weißenburg (Biriciana): Rekonstruktion des Nordtors und eines Teils der Kastellmauer
    Info: jederzeit frei zugänglich
  • Römische Thermen in Weißenburg: Reste einer großen Thermenanlage im Lagerdorf des Kastells
    Info: von ca. Mitte März bis Mitte November täglich geöffnet
  • RömerMuseum in Weißenburg: Herzstück der Ausstellung ist der „Weißenburger Götterhimmel“, ein spektakulärer Hortfund mit einzigartigen Götterfiguren
    Info: von März bis Dezember täglich geöffnet
  • Limeskastell Ellingen (Sablonetum): Rekonstruktion der Nordwestecke des Vexillationskastells
    Info: jederzeit frei zugänglich
Römische Thermen in Weißenburg.

Porta Praetoria in Regensburg

Gegen Ende des Mittelalters wurde das ehemalige Nordtor des römischen Legionslagers beim Bau des Bischofshofes überbaut und in das neue Gebäude integriert. Es kam erst fast 250 Jahre später beim Abriss eines Gebäudes wieder zum Vorschein.

Das Nordtor des Legionslagers Castra Regina ist etwa zum gleichen Zeitpunkt entstanden wie die Porta Nigra in Trier. Diese beiden sind auch die einzigen Doppeltore, die nördlich der Alpen noch original erhalten geblieben sind.

Erbaut wurde die Porta Praetoria, das Haupttor des Kastells, 179 n. Chr. zusammen mit dem Legionslager unter Kaiser Marc Aurel, der nach dem Einfall der Markomannen die Legio III Italica aushob und den Bau ihres Hauptquartiers am Zusammenfluss vom Regen in die Donau befahl. Es war in Richtung Norden ausgerichtet, also in Richtung des „Feindes“ und war durch die Donau zusätzlich gesichert.

Nach dem Abzug der Römer änderte sich die Bebauung der Stadt Regensburg mehrfach, auch der Verlauf der Straßen und das Straßenniveau änderten sich, so dass die Toranlage nur noch teilweise erhalten war und schließlich in den Bischofshof integriert wurde.

Erst 1885 entdeckte man die Reste des Nordtores in einem abgerissenen Gebäude wieder und legte diese frei. Fälschlicherweise ging man von einer deutlich kleineren Toranlage mit nur 1 Durchfahrt aus. Erst 1971 stand nach einer genaueren Untersuchung der Fundamente fest, dass das Tor einst 2 Durchgänge besaß und auf beiden Seiten von zweistöckigen halbrunden Türmen flankiert war.

Die Porta Praetoria ist von außen jederzeit frei zugänglich; im Rahmen von Führungen ist auch der Innenraum der Toranlage zu besichtigen.

Lage: Porta proetoria, Unter den Schwibbögen 2, 93047 Regensburg

Link: tourismus.regensburg.de/fuehrungen-rundfahrten/document/document-porta-praetoria.html

Legionslager in Regensburg

Die rund 2 km lange Mauer des Legionslagers Castra Regina in Regensburg wurde noch bis ins Hochmittelalter als Wehrmauer der Stadt Regensburg genutzt und ist daher noch in mehreren Bereichen erhalten.

Das Legionslager in Regensburg war das Hauptquartier der Legio III Italica, die 165 n. Chr. von Kaiser Marc Aurel gegründet wurde und die die Grenzen der Donauregion verstärken sollte. Es hatte daher mit einer Größe von 540×450 Metern eine stattliche Größe und war mit etwa 6.000 Soldaten besetzt, die ab 179 n. Chr. hier ihren Dienst versahen. Es lag am strategisch wichtigen Zusammenfluss vom Regen in die Donau und in der Nähe eines Donauübergangs am heutigen „Eisernen Steg“.

Die Mauern waren aus großen Steinquadern errichtet und wurden von einem breiten vorgelagerten Graben gesichert. Zusätzlich war das Kastell mit 4 zweistöckigen Doppelturmtoren, 4 Eck- und 18 Wachtürmen versehen, von denen nur noch das Nordtor in Teilen erhalten ist. Die Tore müssen allerdings imposant gewesen sein und sind von ihrer Größe her wohl nur mit der Porta Nigra in Trier vergleichbar.

Außerhalb des Kastells befand sich eine große Zivilstadt, die sogar eine größere Ausdehnung hatte als das spätere mittelalterliche Regensburg.

Der Name des Kastells wird vom Fluss Regen (Reganum) abgeleitet, einer Abwandlung des ursprünglich keltischen Wortes für Flusslauf.

Die heute im Tiefgeschoss des Parkhauses restaurierten Mauerteile, die mit multimedialen Visualisierungen angereichert sind, geben einen guten Eindruck über die einstige Wehrhaftigkeit des Legionslagers. Weitere Mauerteile kann man auch noch an der Nordost- und an der Südostecke des Kastells finden.

Die Lagermauern sind jederzeit frei zugänglich, der Eintritt ist kostenlos.

Lage: document Legionslagermauer, Dr.-Wunderle-Str. 8, 93047 Regensburg (im Parkhaus am Dachauplatz)

Link: tourismus.regensburg.de/regensburg-r-leben/willkommen/sehenswertes/museen/document/document-legionslagermauer.html

Villa Rustica in Holheim

Direkt am Rand des Nördlinger Rieses, das in der Antike als Kornkammer der Provinz Raetia bekannt war, liegt dieser kleine römische Gutshof.

Die Ausgrabungen dieser Villa Rustica fanden zwischen 1975 und 1981 statt und legten neben einem Wohnhaus, einem Bad und Wirtschaftsgebäuden auch eine das Areal umgebende Hofmauer frei.

Das vermutlich einstöckige kompakt gebaute Wohnhaus lag L-förmig um einen großen Innenhof und war eher einfach ausgestattet, da es weder eine Heizanlage noch einen Keller besaß. Allerdings gab es Glasfenster und das Dach war vermutlich mit Holzschindeln gedeckt. Die 5 Wirtschaftsgebäude (Ställe, Scheune und Werkstätten) lagen verstreut auf dem Areal, in dessen Mitte sich das kleine Badehaus befand.

Entstanden ist das Landgut wohl etwa Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. und wurde vermutlich bis Mitte des 3. Jahrhunderts genutzt. Eine Zerstörung während des zweiten großen Alamanneneinfalls zwischen 242 und 244 n. Chr. oder spätestens während des Limesfalls 259/260 n. Chr. ist sehr wahrscheinlich, da Brandspuren und unbestattete Skelette innerhalb des Geländes gefunden wurden.

Bei der Ausgrabung kamen neben einem Mühlstein, der belegt, dass auf diesem Gut Getreide angebaut und verarbeitet wurde, auch Fibeln und die Statuette eines flötenspielenden Satyrs zutage. Diese wurden vermutlich sogar in der zum Hof gehörenden Bronzegießerei hergestellt, die wohl zusätzlich zur Landwirtschaft als „Nebenerwerb“ betrieben wurde.

Heute kann man die konservierten Grundmauern der 7 Gebäude besichtigen, die jederzeit frei zugänglich sind.

Lage: Villa Rustica im Maienbachtal, 86720 Nördlingen-Holheim (an der Bundesstraße 466 ca. 3 km südlich von Holheim nach rechts Richtung Utzmemmingen abbiegen; ausgeschildert)

Epfach (Abodiacum)

Die römische Straßenstation an der Kreuzung der Via Claudia Augusta mit der Via Salina an einem Übergang über den Lech gehörte zu den wichtigsten Siedlungen der Römer im Voralpenland.

Der Lorenzberg ist ein Felssporn, der in einer Lechschleife an der wichtigen Kreuzung der Via Claudia Augusta mit der von Bregenz (Brigantium) nach Salzburg (Juvavum) führenden Via Salina liegt. Er wurde bereits 14 v. Chr. während der Alpenfeldzuges von Drusus und Tiberius von den Römern zur Sicherung des Lechübergangs besetzt und erst 390 n. Chr. aufgegeben. Damit gehört Abodiacum mit zu den am längsten von den Römern besetzten Gebieten im Voralpenraum.

In der Nähe der Militärstation, die mit rund 80 Mann besetzt war, entstand schon bald auch Zivilsiedlung (vicus), die allerdings während der Alamanneneinfälle mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde.

Im Museum machen Modelle der Siedlung, des Lorenzberges und der Therme mit ihren über 100 Zinnfiguren das antike Abodiacum lebendig. Römische Funde aus der Umgebung, tägliche Gegenstände, Waffen und ein voll ausgerüsteter römischer Legionär illustrieren das Leben in Abodiacum.

Man erfährt einiges über die Laufbahn des keltischstämmigen hohen römischen Beamten Claudius Paternus Clementianus, der aus Abodiacum stammte, zunächst in Gallien diente, in Judäa den Posten als Finanzprokurator innehatte und sogar bis zum kaiserlichen Statthalter der Provinz Noricum aufstieg um nach seiner Pensionierung wieder hierher zurückzukehren. Sein sogenannter „Laufbahnstein“ wurde in der Mauer des Lorenzberges gefunden.

Im Ort finden sich auch noch die Überreste eines römischen Brunnenhauses (Nymphäum). Auf dem Lorenzberg, auf dem einst die römische Militärstation lag, wurde ein römischer Brunnen ausgegraben.

Der Name (der in einigen Quellen auch als „Avodiaco“ erwähnt wird) weist auf „Abod“, den Namen einer keltischen Sippe, hin.

Das Museum ist tagsüber jederzeit geöffnet, der Eintritt ist frei.

Lage: Museum Abodiacum, Via Claudia 16, 86920 Denklingen-Epfach

Links: www.denklingen.de/kultur-soziales/museum; www.alpenrand-in-roemerhand.de/epfach.html

Via Claudia Augusta in Altenstadt

Altenstadt ist eine römische Gründung, aus der der ursprüngliche Ort Schongau hervorging. Dieser wurde später im Mittelalter auf eine weitaus besser zu verteidigende Anhöhe direkt am Lech umgesiedelt.

In Altenstadt kann man einen Nachbau der Via Claudia Augusta besichtigen, die hier während der Römerzeit verlief und auf einer Länge von 517 km (230 römische Meilen) vom heutigen Ostiglia (bei Mantua in Italien) über den Reschenpass bis nach Donauwörth reichte.

Die Via Claudia Augusta wurde 46/47 n. Chr. von Kaiser Claudius befohlen und diente als kaiserliche Heer- und Handelsstraße (magistrale). In Altenstadt wurde direkt an dieser Straße im 1. Jahrhundert n. Chr. ein Legionärslager (castrum) errichtet.

Am Via Claudia-Platz kann man seit 2008 sehen, wie eine römische Straße aufgebaut war: Die römischen Straßenbauer trugen zunächst die Humusschicht ab und trugen darauf dann eine gewölbte Schicht aus grobem Kiesel mit Lehmabdeckung (zur Wasserableitung) auf. Darauf kamen kleinere Kiesel und Sand, der anschließend glattgewalzt wurde. Der dadurch entstandene Straßendamm mit je 1 Wasserrinne an den Seiten hatte eine Breite von ca. 6 Metern, auf der Fuhrwerke und auch Legionäre gut vorwärts kommen konnten.

Lage: Via Claudia-Platz, 86972 Altenstadt (zwischen Schongauer Straße und Raiffeisenstraße)

Links: www.alpenrand-in-roemerhand.de/altenstadt.html; www.viaclaudia.org/via-claudia-augusta-willkommen.html

Villa Rustica in Peiting

Nur rund 1 Kilometer vom Lech und der durch das Lechtal verlaufenden Via Claudia Augusta entfernt lag diese Villa rustica, die – ungewöhnlich für eine in Raetien liegende Villa – ein Atriumhaus besaß.

Die Villa rustica von Peiting ist eine der größten bisher gefundenen römischen Landhäuser in Raetien und stammt aus der Zeit zwischen Anfang des 2. und Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. Das heute sichtbare Badegebäude zeigt nur einen Bruchteil der gesamten Anlage, die sich über ein Areal von ca. 2,5 ha erstreckt.

Die ersten Reste der Villa wurde bereits 1956 beim Planieren eines Ackers entdeckt, das Badehaus wurde dann zwischen 2000 und 2004 freigelegt, konserviert und mit einem Schutzbau überbaut. Das Wohnhaus und die Nebengebäude der Villa sind noch unter der Erde verborgen und nicht für die Öffentlichkeit sichtbar.

Für das in Raetien herrschende raue Klima war das um ein Atrium herumgebaue Wohnhaus mit 2 Apsiden eher ungewöhnlich. Die gefundenen Reste der Villa, die über eine Hypokaustenheizung verfügte und mit Wandmalereien ausgestattet war, und die ausgegrabenen Terra-Sigillata- und Glasscherben lassen auch auf einen wohlhabenderen Besitzer schließen.

Einer der wichtigsten Funde aus der Peitinger Villa ist eine beschriftete Bleitafel, auf der „Clemens“ an eine Frau mit dem Namen „Gemella“ schreibt. Man vermutet, dass es sich hierbei um einen Liebeszauber handeln könnte. Interessant ist auch, dass die Schrift teils seitenverkehrt, teils auf dem Kopf stehend eingeritzt ist und zudem von rechts unten nach links oben verläuft, was den Wissenschaftlern heute noch Rätsel aufgibt.

Im verglasten Schutzbau ist die Badeanlage der Villa zu besichtigen. Auf Informationstafeln erfährt man Näheres zur Funktion der Villa, in Vitrinen sind Nachbildungen der Funde aus der Anlage ausgestellt. Neben dem Schutzbau ist ein römischer Lehr- und Küchengarten angelegt.

Die Villa rustica jederzeit ohne Eintrittsgebühr besichtigt werden. Zwischen Mai und Oktober finden samstags Führungen statt, die aber auch auf Anfrage gebucht werden können.

Lage: Villa Rustica, Kreuter Weg, 86971 Peiting (an der Straße zum Weiler Kreut nahe der B 17)

Links: www.villarustica-peiting.de; www.alpenrand-in-roemerhand.de/peiting.html

Römervilla Schwangau am Tegelberg

Die meisten Touristen, die nach Schwangau kommen, laufen achtlos an diesem Kleinod vorbei, da ihnen die Tegelbergbahn und die Schlösser des bayrischen Königs Ludwigs II. in der Umgebung viel interessanter erscheinen.

Am Fuße des Tegelbergs kamen 1934 die Reste einer relativ großen römischen Villa Rustica aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zum Vorschein, die beim Bau der Talstation der Tegelbergbahn 1966-1968 freigelegt wurden.

Die Anlage besteht aus einem Wohngebäude, das allerdings heute nicht sichtbar ist, einem ziemlich gut erhaltenen Badegebäude und einem Wirtschaftsgebäude mit 3 Brennöfen bzw. Darren, in denen vermutlich Lein und Flachs für die Stoffproduktion getrocket wurde.

Auf einem Besuchersteg, der über die Ausgrabungen führt, kann man die wichtigsten Teile des als Ringtyp angelegten Bades gut erkennen: über einen langen Korridor und einen zentral gelegenen Vorraum gelagte man in den ungewöhnlich großen beheizten Umkleideraum (apodyterium), der vermutlich auch für Massageanwendungen oder als Ruheraum genutzt wurde. Das große Becken des Kaltbads (frigidarium) lag gegenüber. Daneben gelangte man über das Laubad (tepidarium) zum Warmbad (caldarium) mit einer Heizwanne, das über den dahinterliegenden Heizraum (praefurnium) und den Heizkessel mit warmer Luft und warmem Wasser versorgt wurde.

Die Mauern des Bedagebäudes sind teilweise noch bis in eine Höhe von 1,50 Metern vorhanden, auch Teile der Hypokaustheizung und des Estrichs sind noch gut erkennbar.

Das Bad war reich mit Fresken geschmückt, die noch relativ gut erhalten waren und sich heute in der Archäologischen Staatssammlung in München befinden. Ein Nachbau der Fresken aus der Apsis des Warmbads kann man im Südschwäbischen Archäologiemuseum Mindelheim (ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung) sehen.

Das mit einem Schutzbau überdachte Bad, das direkt neben der Talstation der Tegelbergbahn liegt, ist tagsüber frei zugänglich, das noch in den Grundmauern vorhandene Wirtschaftsgebäude liegt direkt neben dem Endpunkt der Sommelrodelbahn. Parkplätze (gebührenpflichtig) gibt es an der Tegelbergbahn.

Lage: Römervilla Schwangau, Tegelbergstraße 33, 87645 Schwangau (neben der Tegelbergbahn-Talstation)

Links: www.schwangau.de/koeniglich/tegelbergbahn-mit-koeniglicher-aussicht/roemervilla-am-tegelberg; www.alpenrand-in-roemerhand.de/schwangau.html

Stadtmuseum Schongau

In Schongau hat es zu Zeiten der Römer einen Übergang über den Lech gegeben. Im Stadtgebiet fanden sich auch mehrere Spuren römischer Besiedlung. Die Funde aus der römischen Epoche der Stadt und der Region sind im Stadtmuseum Schongau untergebracht.

Die ehemalige Spitalkirche St. Erasmus ist ein würdiger Rahmen für die Ausstellung der archäologischen Funde aus dem Schongauer Land. Hier sind seit 1989 die historischen Exponate der Region untergebracht. Nach einer zwischenzeitlichen Schließung Ende der 1990er Jahre wurde das Museum 2004 neu eröffnet.

Die Funde der Gegend aus der Römerzeit sind im Ausstellungsteil „Vor- und Frühgeschichte des Schongauer Landes, Archäologie“ zu sehen. die in einem Erweiterungsbau untergebracht sind.

Die Funde stammen unter anderem aus einem römischen Brandopferplatz, wo man Teile eines mit Eberzähnen geschmückten Pferdegeschirrs gefunden hat. Aus einer Villa rustica und aus einem Bad im heutigen Stadtgebiet von Schongau stammen Terra-Sigillata-Gefäße aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Und der Teil einer Aufhängevorrichtung für einen Kochkessel, der in der Nähe der Via Claudia Augusta gefunden wurde, ist ebenfalls zu sehen.

Neben der archäologischen Ausstellung findet man im Museum auch noch folgende Ausstellungsgebiete:

  • Sakrale Kunst und Volksfrömmigkeit
  • Stadtgeschichte Schongaus mit Schwerpunkt Zunftwesen, Sozial- und Rechtgeschichte
  • Hausgeschichte St. Erasmus
  • Münzkabinett mit der Entwicklung des Geldes von der Antike bis in die Gegenwart und dem Schongauer Münzschatzfund

Geringe Eintrittsgebühr. Es finden auch Führungen auf Anfrage statt.

Lage: Stadtmuseum Schongau, Christophstraße 53-57, 86956 Schongau

Link: www.alpenrand-in-roemerhand.de/schongau.html

Römersiedlung auf dem Auerberg (Damasia)

Bereits der römische Geograf Strabo erwähnte die Siedlung Damasia auf dem Auerberg als „einer Akropolis gleich“. Vermutlich ist die Siedlung die wohl älteste römische Zivilsiedlung in Bayern.

Der etwas 1.055 Meter hohe Auerberg (der heute manchmal als „Schwäbischer Rigi“ bezeichnet wird) besitzt einen guten Rundumblick über das Allgäuer Voralpenland und liegt direkt an der Via Claudia Augusta. Daher wurde er bereits 13 n. Chr. von den Römern besiedelt, allerdings auch schon 40 n. Chr. wieder verlassen, da die Klimabedingungen hier oben wohl zu rau waren.

Bei gutem Wetter kann man bis zur Zugspitze und den Bregenzer Wald sehen – den besten Blick hat man vom Turm der St. Georg-Kapelle.

Von Bernbeuren aus führt der 4 km lange Römerpfad „Via Damasia“ in ca. 1,5 Stunden hinauf auf den Auerberg. Auf 7 Erlebnisstationen gibt es viele Informationen zu Geologie und Ökologie des Auerbergs. Rund um den Gipfel des Auerbergs kann man auf 2 Rundwegen den römischen Ringwall,  und durch „historische Fenster“ die Siedlung der Römer erkunden.

Lage: Auerberg, 86975 Bernbeuren

Link: www.bernbeuren.de/tourismus/kultur-/-sehenswertes/via-damasia

Schnitzel in weißer Sauce

Bei vielen Rezepten mit Fleisch wird nur die Zubereitung der Sauce beschrieben. Das Fleisch ist vermutlich meist erst gekocht, dann gebraten worden und wurde dann mit der Sauce serviert.

Zutaten (für 4 Personen):

  • Für die weiße Sauce:
  • 25 g Pinienkerne
  • 25 g Mandeln, geschält
  • 1 EL Maggikraut
  • 1 TL Kreuzkümmel
  • 1 TL Thymian
  • 1 TL. Fischsauce
  • 1 TL Apfelessig
  • 1 TL Honig
  • Für die Schnitzel:
  • 2 Schweineschnitzel
  • Salz, Pfeffer
  • Koriander, gemahlen

Für die Sauce alle Zutaten in einem Mörser zu einer dicken,
möglichst feinen Paste zermörsern.

Die Schnitzel mit Salz, Pfeffer und Koriander würzen und in 1 EL
Olivenöl anbraten. Aus der Pfanne nehmen und warmstellen.

Den Bratensatz mit etwas Wasser ablöschen und die gemörserte Paste
unterrühren. Aufkochen lassen und einreduzieren, bis die Sauce die
gewünschte Bindung hat.

Die Schnitzel mitsamt ausgetretenem Fleischsaft zugeben und in der
Sauce nochmal kurz erwärmen.

Dazu kann man z.B. ein Dinkel-Zucchini-Risotto servieren.

Tipp:
Statt Schwein kann man auch Kalbsschnitzel verwenden.

Dinkel-Zucchini-Risotto

Für diese Beilage gibt es kein überliefertes römisches Rezept. Allerdings waren Gerichte mit Getreide und auch Kürbisarten in der Antike weit verbreitet und könnten auch auf ähnliche Art auf den Tisch gekommen sein.

Zutaten (für 4 Portionen)

  •  200 g Dinkelkörner, geschliffen
  • 1 kleine Zwiebel
  • 1 EL Butter
  • 1/2 l Gemüsebrühe
  • 1 EL Fischsauce
  • 1 TL Honig
  • Pfeffer
  • 200 g Zucchini
  • 2 Frühlingszwiebeln
  • etwas Olivenöl

Den Dinkel ca. 1 bis 2 Stunden in kaltem Wasser einweichen. Die
Zwiebel schälen, würfeln und in der Butter andünsten. Den
abgetropften Dinkel zugeben, kurz anrösten und mit der Brühe
auffüllen.

Das Risotto mit Fischsauce, Honig und Pfeffer abschmecken und ca. 20
bis 25 Minuten unter gelegentlichem Rühren quellen lassen.

Die Zucchini waschen, die Enden abschneiden und die Zucchini in etwa
5 mm große Würfel schneiden. Die Frühlingszwiebeln waschen, putzen,
in Ringe schneiden und in etwas Olivenöl andünsten. Die
Zucchiniwürfel zugeben und bissfest dünsten.

Das gedünstete Gemüse unter das Risotto mischen, sobald die
Dinkelkörner bissfest sind.

Tipp:
Das Risotto passt als Beilage zu einem römischen Menü, z.B.
zu Schnitzeln in weißer Sauce.

Römischer Eintopf mit Getreide

In den römischen Eintopf kam so ziemlich alles, was man gerade zur Hand hatte. Grundzutat war in jedem Fall Getreide (Dinkel oder Emmer), das mit verschiedenen Zutaten wie Zwiebeln, Speck, Fleisch, Gemüse, Linsen oder Bohnen über dem Feuer geköchelt wurde.

Zutaten (für 4 Portionen)

  • 1 große Karotte
  • 3 Lauchzwiebeln
  • 50 g Champignons
  • 1/4 Stange Lauch
  • 1 Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 100 g geräucherter Bauchspeck in Würfeln
  • Olivenöl
  • 300 g gemischtes Gulasch (Rind/Schwein)
  • ca. 250-300 ml Rinderbrühe
  • 1/2 TL Oregano, getrocknet
  • 1/4 TL Minze, getrocknet
  • 3 Ästchen Weinraute
  • 1/2 TL Koriander, gemahlen
  • Pfeffer
  • 1/2 TL Honig
  • 1/2 TL Sapa (eingedickter Traubensaft)
  • 1 EL Garum (oder vietnam. Fischsauce)
  • 50 g Ebly-Weizen
  • 50 g Bulgur
  • 100 g gekochte Linsen (aus der Dose)
  • 1 TL Balsamico-Essig

Die Karotte schälen, längs halbieren und in Scheiben schneiden. Lauchzwiebeln putzen, in Ringe schneiden. Pilze mit einem Tuch abreiben und in Scheiben schneiden. Lauch längs halbieren, gut waschen und in Ringe schneiden. Zwiebel und Knoblauch schälen und würfeln.

Den Speck in etwas Olivenöl andünsten, Zwiebeln, Knoblauch und Fleisch zugeben und anbraten. Mit der Brühe aufgießen, Oregano, Minze und Weinraute zugeben und mit Pfeffer, Honig, Sapa und Fischsauce würzen.

Das Fleisch etwa 45-60 Minuten köcheln lassen, bis es fast weich ist. Dann das restliche Gemüse, die Pilze, den Weizen und den Bulgur zugeben und weitere ca. 10 Minuten köcheln, bis das Getreide bissfest ist.

Die Linsen zugeben und alles nochmal mit Balsamico und nach Bedarf mit Fischauce, Honig und Sapa abschmecken.

Tipp:
Diese Puls-Variante verwendet mit Ebly und Bulgur Getreidearten, die bereits vorgegart sind, das verkürzt die Garzeit erheblich. Natürlich kann man auch ganze Körner und Grütze von Dinkel, Emmer oder Gerste verwenden. Die ganzen Körner dann aber am besten vorher über Nacht in Wasser einweichen, damit sie schneller weich werden.

Römisches Legionärsbrot

Das ziemlich kompakte und feste Legionärsbrot wurde von den Soldaten auch auf Feldzügen meist selbst gebacken. Dazu wurde das Getreide nach Bedarf frisch gemahlen und über dem Feuer gebacken.

Zutaten (für 1 Brot)

  • 100 g Dinkelkörner, geschliffen
  • 1/2 TL Koriandersaat
  • 1/2 TL Kreuzkümmel
  • 300 g Dinkel-Vollkornmehl
  • 100 g Gerstengrütze
  • 1 Päckchen Trockenhefe
  • 1 TL Honig
  • 1 TL Salz
  • ca. 300 ml Wasser
  • 1-2 EL Leinsamen, geschrotet (nach Belieben)

Die Dinkelkörner in etwas Wasser einweichen. Den Koriander und den Kreuzkümmel im Mörser zerstoßen.

Dinkelmehl, Gerstengrütze und Trockenhefe in einer Schüssel vermischen. Abgetropfte Dinkelkörner, Honig, Salz und lauwarmes Wasser zugeben und miteinander verrühren. Alles mit dem Handrührgerät (oder in der Küchenmaschine) mindestens 5 Minuten miteinander verkneten, bis sich der Teig von selbst vom Schüsselrand löst.

Die Schüssel mit einem Tuch zudecken und den Teig an einem warmen Ort ca. 30 Minuten gehen lassen, bis sich das Volumen etwa verdoppelt hat.

Den Teig nochmals durchkneten, einen runden Laib formen, auf ein Backblech legen und weitere ca. 15 Minuten gehen lassen.

Den Backofen auf 180 °C vorheizen. Das Brot mit einem scharfen Messer kreuzförmig einschneiden, so dass 8 „Tortenstücke“ entstehen und im Ofen ca. 50-60 Minuten backen.

Das Brot aus dem Ofen holen. Es ist fertig gebacken, wenn es sich hohl anhört, wenn man mit dem Fingerknöchel auf den Boden des Brotes klopft.

Tipp:
Man kann mit den verwendeten Mehlen variieren: Gerste, Roggen, Dinkel als Vollkornmehl, -schrot oder gequetschte Körner eignen sich ebenfalls. Es sollte allerdings immer weniger als die Hälfte Roggenanteil sein, sonst geht das Brot nicht ausreichend auf.

Numidisches Huhn mit Damaszenerpflaumen

Zum Numidischen Huhn mit seiner fruchtigen Pflaumensauce passt am besten ein Risotto aus Getreide wie Dinkel oder Weizen und ein sahniges Rüben- oder Kohlrabigemüse.

Zutaten (für 4 Portionen)

  • Für das Huhn:
  • 4 Hühnerbrustfilets
  • Salz und Pfeffer
  • etwas Koriander und Kreuzkümmel, gemahlen
  • Olivenöl
  • 2 mittelgroße Zwiebeln
  • ca. 150 ml Hühnerbrühe
  • Für die Sauce:
  • 6-8 Trockenpflaumen
  • 1 EL Pinienkerne
  • 2 Knoblauchzehen
  • 2 Ästchen Weinraute
  • 1 TL Honig
  • 2 TL Fischsauce
  • 1 TL Essig
  • 1 TL Olivenöl
  • 1/2 TL Koriander, gemahlen
  • 1/4 TL Kreuzkümmel
  • Pfeffer
  • etwas Mehl oder Stärke

Die Hühnerbrüste in einer Schüssel mit Salz, Pfeffer, Koriander, Kreuzkümmel und Olivenöl vermischen und etwas marinieren lassen.

Die Zwiebeln würfeln und zusammen mit dem Fleisch in einer Pfanne goldbraun anbraten. Mit Brühe ablöschen und etwas köcheln lassen.

In der Zwischenzeit für die Sauce die Pflaumen fein würfeln. Die restlichen Zutaten in einen Mörser geben und zu einer sämigen Sauce zerstampfen.

Zusammen mit den Pflaumenwürfeln zum Huhn geben und alles noch etwa 10-15 Minuten schmoren lassen.

Die Sauce nach Belieben mit etwas Stärke binden. Das Huhn aus der Sauce nehmen, in Scheiben aufschneiden und zusammen mit der Sauce servieren.

Tipp:
Als Beilage kann man entweder Dinkel oder „Ebly“ (vorgekochter Instant-Weizen) nach Art eines Risottos zubereiten. Zusätzlich passen als Gemüsebeilage gedünstete Mairüben oder Kohlrabi, mit Sahne oder Schmand verfeinert.

Römische Mostbrötchen

Durch die Zugabe von Most und Schmalz bekommen die Brötchen eine schöne weiche Kruste – und die Gewürze und das auf den Boden gedrückte Lorbeerblatt geben ihnen ihren besonderen Geschmack.

Zutaten (für ca. 20 Stück)

  •  1/2 kg Mehl
  • 1 Würfel Hefe
  • 300 ml Traubensaft oder -most
  • 1/2 TL Salz
  • 2 EL Anissamen
  • 1 EL Kümmelsamen
  • 100 g weiches Schmalz (alternativ Butterschmalz)
  • 50 g Fetakäse
  • 1-2 EL Schwarzkümmelsamen (nach Belieben)
  • 20 Lorbeerblätter

Das Mehl in die Schüssel der Küchenmaschine sieben und eine Mulde hineindrücken. Die Hefe in etwas lauwarmem Traubensaft auflösen und in die Mehlmulde geben. Mit etwas Mehl vom Rand zu einem Brei verrühren und zugedeckt etwa 10 bis 15 Minuten gehen lassen, bis der Vorteig Blasen zeigt.

Den restlichen Traubensaft, Salz, Gewürze, Schmalz, zerbröckelten Feta und nach Belieben einige EL Schwarzkümmelsamen zugeben und zu einem geschmeidigen Teig kneten. Den Teig zugedeckt etwa 1 Stunde an einem warmen Ort gehen lassen, bis er sich verdoppelt hat.

Den Teig erneut durchkneten, zu etwa 20 Brötchen formen und je 1 Lorbeerblatt auf den Boden der Brötchen drücken. Das Blech mit einem Tuch abdecken und für 3/4 bis 1 Stunde an einen warmen Ort stellen, damit der Teig nochmals aufgeht. Dann mit einem scharfen Messer vorsichtig einritzen und mit warmen Wasser bepinseln.

Ins vorgeheizte Backrohr mit 1 Tasse Wasser einschieben und bei 200 °C etwa 20 Minuten backen. Wenn die Brötchen hohl klingen, wenn man mit dem Fingerknöchel auf ihren Boden klopft, sind sie fertig.

Lucanische Würstchen

Man muss keine Bedenken haben, dass die Würstchen zu sehr nach Fisch schmecken: die Sardellen und die Fischauce tragen jedoch zum würzigen „umami“-Geschmack der römischen Frikadellen bei. Ihren Namen verdanken sie ihrer Herkunft aus der süditalienischen Provinz Lukanien, der heutigen Basilicata.

Zutaten (für 4 Portionen)

  • 150 g geräucherter Bauchspeck (Wammerl)
  • 3-4 Sardellen, eingelegt
  • 1 Lorbeerblatt
  • 500 g gemischtes Hackfleisch
  • 1-2 Scheiben Toastbrot
  • 4 Ästchen Bohnenkraut
  • 2 Ästchen Weinraute
  • 1 EL Petersilie
  • 1/2 TL Kreuzkümmel
  • 1/4 TL Pfeffer
  • 1/2 TL Salz
  • 20 g Pinienkerne
  • evtl. etwas Fischsauce
  • Olivenöl

Speck mit den Sardellen und dem Lorbeerblatt im Mixer kleinhacken
und zum Hackfleisch geben. Toastbrot kleinhacken und ebenfalls
zugeben.

Die Kräuter fein hacken und zusammen mit dem Kreuzkümmel, dem sehr
grob geschroteten Pfeffer, Salz und den ganzen Pinienkernen zum
Hackfleisch geben, pikant abschmecken (evtl. noch ein paar Tropfen
Fischsauce zugeben) und anschließend alles gut miteinander
vermischen.

Die Masse zu kleinen, länglichen Frikadellen formen und in Olivenöl knusprig braun braten.

Tipp:
Wer mag, kann die Würste auch in Naturdärme füllen, anschließend kochen und dann zusätzlich noch räuchern. Dazu passen z.B. Linsen mit Kastanien.

Linsen mit Kastanien

Die leicht süßlichen Kastanien passen gut zu diesem süßsauren Linsengemüse. Die Kräuter und Gewürze geben dieser sättigenden Beilage, die zu vielen Fleischgerichten passt, einen exotischen Touch.

Zutaten (für 6 Portionen)

  •  340 g Tellerlinsen, getrocknet
  • 650 ml Brühe
  • 200-250 g Kastanien, gekocht
  • 1 Zwiebel
  • 1 Ästchen Weinraute
  • 1 TL Minze
  • 1/4 TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1 1/2 TL Honig
  • Olivenöl
  • Essig (Aceto Balsamico)
  • Fischsauce
  • Salz, Pfeffer
  • 1/2 TL Korianderblätter

Die Linsen über Nacht einweichen. Abgießen und in der Brühe etwa 25
bis 40 Minuten bissfest kochen.

Die Kastanien und die Zwiebel hacken und zusammen mit den gehackten
Kräutern, dem Kreuzkümmel und dem Honig zu den Linsen geben. Kurz
aufkochen lassen, dann Olivenöl, Essig und Fischsauce zugeben und
mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Kurz vor dem Servieren die gehackten Korianderblätter untermischen.

Tipp: Statt der getrockneten Linsen kann man auch gut Linsen aus der Dose (ohne Suppengrün!) verwenden. Auch rote Linsen passen gut. Diese sind allerdings bereits nach 10 Minuten gar. Kastanien gibt es in guter Qualität bereits vorgekocht und vakuumiert zu kaufen.

Gefüllte Eier mit Pinienkernen

„Vom Ei bis zum Apfel“: ein klassisches römisches Menü beginnt immer mit einer Eierspeise. Das ausgelöste, gekochte Eigelb wird hier als süß-sauer-pikante Füllung in das Ei zurückgegeben.

Zutaten (für 4-6 Portionen)

  • 6 Eier, hartgekocht
  • 1 1/2 Handvoll Pinienkerne
  • 1/2 TL schwarze Pfefferkörner
  • 1/2 TL Koriandersamen
  • 1/2 TL flüssiger Honig
  • Essig
  • wenige Tropfen Garum oder thailänd. Fischsauce
  • etwas Weinraute und Korianderblätter

Die hartgekochten Eier halbieren und das Eigelb herauslösen. Die Eigelbe mit einer Gabel zerdrücken.

Die Pinienkerne mit den Pfefferkörnern und den Koriandersamen in einem Mörser zerstampfen. Die Eigelbe zugeben und zu einer cremigen Masse vermischen.

Mit Honig, einigen Spritzern Essig, wenig Fischsauce und grob gehackten Kräutern vermischen und alles pikant abschmecken.

Die Masse zurück in die Eihälften füllen und nach Belieben mit Kräutern garniert servieren.

Auerbergmuseum in Bernbeuren

Das „Kiebelehaus“, das Gebäude in dem das Auerbergmuseum untergebracht ist, ist selbst ein Museum: es ist ein typisches Allgäuer Ständerbohlenhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert, das vom Museumsverein Bernbeuren in Eigenleistung seit 1997 renoviert und eingerichtet wurde.

Die Ausstellungen im Auerberghaus befassen sich mit unterschiedlichen Themenbereichen:

  • DER BERG – Die Römer auf dem Auerberg: Eine archäologische Spurensuche
  • DAS DORF – Bernbeuren: Die Geschichte der Gemeinde
  • DAS LAND – Der agrarische Wandel: Vom blauen zum grünen Allgäu
  • DAS HAUS – Die Holzbauweise: Römisches Streifenhaus und Allgäuer Ständerbohlenbau

Die Römerausstellung beleuchtet die Geschichte der ehemaligen römischen Siedlung auf dem Auerberg. Hierbei erfährt man alles über die  2,5 km langen Wallanlagen, die das Gelände umgaben, die Via Claudia Augusta, die im Tal vorbeiführte, die Architektur eines römischen Streifenhauses, den Bau von Katapulten und Waffen und über die Speisekarte der römischen Bewohner, die man aus den Funden in der Latrine rekonstruieren konnte.

Der Römerpfad „Via Damasia“ führt vom Museum bzw. vom Maibaum in Bernbeuren aus auf einer Strecke von 4 km in ca. 1,5 Stunden hinauf auf den Auerberg. Auf 7 Erlebnisstationen gibt es viele Informationen zu Geologie und Ökologie des Auerbergs.

Lage: Auerbergmuseum im Kiebelehaus, Mühlenstraße 9, 86975 Bernbeuren

Links: www.auerbergmuseum.de/10140.0.html; www.alpenrand-in-roemerhand.de/bernbeuren.html

Römerbad Kohlhunden

Beim Bau einer Straße wurden im Jahre 2002 die Überreste von insgesamt 10 Gebäuden gefunden, die offenbar zu einer römischen villa rustica gehörten.

Neben einem Haupthaus, Wirtschaftsgebäuden, Scheunen und Ställen wurde unter anderem das kleine, nur 9×13 Meter große Römerbad gefunden, das heute der Öffentlichkeit zugänglich gemacht ist. Trotz der bescheidenen Größe, sind in diesem Bad alle wichtigen Einrichtungen vorhanden. Man kann auch noch gut die Heiztechnik erkennen und auch Teile des Verputzes. Sogar ein in den Boden geritztes antikes Mühlespiel ist noch vorhanden.

Das genaue Erbauungsdatum des Hofes ist nicht bekannt, er scheint allerdings etwa in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut worden zu sein. Genutzt wurde er bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts.

Unter den Funden des Hofes befanden sich Terra-sigillata-Gefäße, die wohl zu Opferzwecken verwendet wurden und in denen der Ortsname“Canabio“ eingeritzt wurde. Es ist aber nicht sicher, dass das auch der Name dieses Ortes war.

Die Siedlung von Kohlhunden ist die größte villa rustica, die bisher im Allgäuer Voralpenland gefunden wurde und daher für Archäologen bedeutsam.

Die geschnitzten Legionäre  und der nachgebaute Römerturm sind schon von Weitem sichtbar und zeigen den Weg zum Römermuseum. Der Turm ist einem römischen Getreidespeicher nachempfunden und kann betreten werden. In seinem Innren befindet sich ein Modell der villa rustica. Vom Dachgeschoss aus hat man einen guten Überblick über das Gelände des Gutshofes und in die Allgäuer Berge. Der in der Nähe liegende „Kuhstallweiher“, ein Moorsee, der bereits von den Römern genutzt wurde.

Neben Steinschafen, Bienenstöcken und einer „Buddelecke“ für kleine Archäologen wurde auch ein kleiner Weingarten angelegt.

Das Römerbad selbst ist mit einem verglasten Schutzbau überbaut und daher jederzeit zu besichtigen. Am Wochenende ist das Bad während der Saison (zwischen Mai und November) zu festen Zeiten bzw. nach telefonischer Absprache geöffnet, zu denen ein Mitglied des Fördervereins Römerbad e.V. Marktoberdorf Besuchern gerne Fragen beantwortet.

Im Juni findet ein Blumen- und Kräuter-Fest, im Oktober ein Weinfest statt. Die beiden 4 km langen Lehr- und Erlebnispfade „Terra Nostra“ (für Erwachsene) und „Klobunzeleweg“ (für Kinder) beginnen direkt am in der Nähe gelegenen Kuhstallweiher.

Im Projekt „Alpenrand in Römerhand“ haben sich mehrere in der Nähe der Via Claudia Augusta liegende römische Fundstätten zusammengeschlossen.

Lage: Römerbad Kohlhunden, Am Römerberg, 87616 Marktoberdorf-Kohlhunden (direkt an der St2008 4 km südlich von Marktoberdorf am Rand des Ortsteils Kohlhunden. Anfahrt über die ST 2008 in Richtung Seeg, Ausfahrt Kohlhunden)

Links: www.roemerbad-marktoberdorf.de; www.alpenrand-in-roemerhand.de/kohlhunden.html

Villa Rustica in Leutstetten

Ein in der Nähe gefundener Grabstein wurde einst vermutlich für den Besitzer des Gutshofs aufgestellt. Demnach kam dieser aus Braga im heutigen Portugal und bewirtschaftete nach seiner 25jährigen Militärlaufbahn hier zusammen mit seiner Frau den Gutshof.

Die 2002 ausgegrabenen Reste eines römischen Landguts (villa rustica) stammen aus dem Jahr 134 n. Chr. und sind heute mit einem Glasschutzbau überdacht. Der Gutshof bestand aus mehreren Gebäuden wie Wohnräumen, Stallungen, Scheunen und Speicherräumen. Im Wohnhaus, dessen Reste heute sichtbar sind, kann man eine Fußbodenheizung,  hohle Wandziegel und ein kleines Wasserbecken mitsamt Abflussrohr erkennen.

Aus den Fundresten (u.a. aus dem Brunnenschacht des Hofes) läßt sich ablesen, dass auf dem Gutshof Getreide angebaut wurde und Tiere gehalten wurden. Der Gutshof lag etwa 6 km von der römischen Siedlung Bratananium (das heutige Gauting) entfernt und trug zur Versorgung der dortigen Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Gütern wie Getreide und Fleisch bei. Nach nur 50 Jahren wurde der Hof allerdings wieder aufgegeben.

Die Replik eines Grabsteines, der für den vermutlichen Besitzer aufgestellt wurde, ist auf dem Gelände ausgestellt (das Original befindet sich in der Kirche St. Alto in Leutstetten eingemauert).

Von Mai bis Oktober werden regelmäßig an 1 Sonntag im Monat bzw. auf Anfrage Führungen angeboten. Die Ausgrabung kann aber jederzeit gut durch die Scheiben des Schutzbaus eingesehen werden.

Lage: Villa Rustica, 82319 Leutstetten (südöstlich von Leutstetten; erreichbar über den Wanderweg “Rund ums Leutstettener Moos”, Parkplatz z.B. in Percha an der Tennisanlage oder am ehemaligen Bahnhof Mühltal bei Leutstetten)

Link: www.starnberg.de/kultur-freizeit/stadtgeschichte/villa-rustica

Via Zeitreise Gilching

Auf der Via Zeitreise kann man sich auf 3 Rundwegen auf den Weg durch die Geschichte Gilchings machen und mithilfe von Hörspielen und Infotafeln Interessantes über die archäologische, geologische und auch die römische Geschichte Gilchings erfahren.

Zeitreise Gilching ist ein Projekt des Vereins „Via Zeitreise e.V.”, der die archäologischen und geologischen Stätten Gilchings der Öffentlichkeit anschaulich zugänglich macht.

Dazu wurden 3 Rundwege angelegt, auf denen man seit 2006 die Geschichte des Ortes erforschen kann. Ein 4. Rundweg ist in Planung. An mehreren Stationen wurden erklärende Infotafeln aufgestellt, außerdem gibt es wirklich liebevoll gemachte Audioguides (Hörspiele) mit Geschichten rund um die Geschichte der jeweiligen Station, die entweder vorab von der Webseite oder auch direkt vor Ort per QR-Code abgerufen werden können.

Gilching liegt an einer römischen Straße, die von Salzburg (Iuvavum) nach Augsburg (Augusta Vindelicum) führte und heute „Via Julia“ genannt wird. An dieser Strecke lagen mehrere Siedlungen und Landgüter (villa rustica), von denen auf Gilchinger Ortsgebiet bereits 4 nachgewiesen wurden.

Die Rundwege führen unter anderem zu einer Kleinsiedlung aus dem späten 3. Jahrhundert, die bis in die spätrömische Zeit um das frühe 5. Jahrhundert genutzt wurde. Man fand Spuren von insgesamt 12 Häusern, die während dieser Zeit errichtet wurden und von einer Mauer oder Umzäunung umgeben waren, außerdem Reste eines römischen Gräberfeldes und von Wölb-Äckern. Außerdem wurden Wallreste von 2 keltischen Vierecksschanzen gefunden.

Weitere Stationen informieren über bronzezeitliche Hügelgräber, die frühmittelalterliche Bajuwarensiedlung, die Gilchinger Burg aus dem 8.-12. Jahrhundert und die geologische Entwicklung der Gegend, der Besiedlung und der Nutzung durch den Menschen seit dem Eiszeitalter. Wer mag, kann an der blauen Route einen Abstecher zum Bauernhofmuseum Jexhof machen.

Im Museum „SchichtWerk“ im Wersonhaus an der Römerstraße ist es seit 2017 eine Dauerausstellung zur römischen und bajuwarischen Besiedelung Gilchings untergebracht. Vor dem Gebäude steht eine Replik eines römischen Meilensteins zu sehen, der leider im 2. Weltkrieg verbrannt ist.

Das Logo des Projekts, ein bajuwarischer Löwe, leitet Besucher auf den Wegweisern und Infotafeln der Rundwege. Der Via-Zeitreise-Verein veranstaltet auch Radtouren auf den 3 Routen aber auch Führungen für Kinder und Erwachsene. Es gibt Audio-Guides mit Hörspielen zum download (siehe Link unten).

Die Stationen der Rundwege sind jederzeit frei zugänglich. Die rote Route ist mit 15,5 km die längste und die gelbe Route mit 10,5 km die kürzeste Route. Die blaue Route ist 13,5 km lang. Das Museum SchichtWerk im Wersonhaus ist dienstags und an 1 Sonntag im Monat jeweils halbtags geöffnet.

Lage: Sankt Vituskirche, Kirchgasse 4, 82205 Gilching (Startpunkt für die gelbe und die rote Route) bzw. Frauenwiesenweg/Ecke Weßlinger Straße (Startpunkt für die blaue Route)

Links: www.zeitreise-gilching.de/geschichte-erleben/in-gilching;
www.zeitreise-gilching.de/downloads (Download der Audio-Guides);
schichtwerk-gilching.de

Reiterkastell in Weißenburg (Biriciana)

In Weißenburg lag alles nebeneinander, was zu einer Römersiedlung am raetischen Limes gehörte: neben dem Reiterkastell Biriciana gab es sowohl eine Straßenstation (mansio) als auch eine Therme und ein Straßendorf (vicus).

Das Kastell stammt aus der Zeit um 90 n. Chr. und war eines der größten Reiterkastelle am raetischen Limesabschnitt. Eine etwa 500 Mann starke Reitereinheit, die Ala I Hispanorum Auriana, war hier stationiert.

Eine erste auf einer Anhöhe mit gutem Blick Richtung Limes errichtete Holz-Erde-Konstruktion wurde Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch ein etwas größeres fast quadratisches Steinkastell ersetzt, das ca. 170×180 Meter groß war.

Das Kastell besaß 4 Doppeltore, die mit je 2 Türmen flankiert waren. An den Lagerecken befanden sich je 1 Turm und zwischen Toren und Ecktürmen lagen weitere kleinere Türme. Ein Doppelgraben außerhalb der Kastellmauern bot zusätzliche Verteidigungsmöglichkeiten. Im Inneren lagen die Stabsgebäude mit Fahnenheiligtum, Praetorium, Mannschaftsbaracken, Stallungen, Werkstätten, Kastell-Lazarett und Speichern (horreum).

Im Laufe der Zeit wuchs neben dem Kastell ein recht großes Straßendorf mit bis zu 2500 Einwohnern und es gab eine Straßenstation, in der man auf Reisen übernachten und Pferde wechseln konnte. Auch mehrere Thermenanlagen wurden gebaut, von denen die „Großen Thermen“ heute als Museum besichtigt werden können.

Das Kastell bestand etwa bis zu den Alamanneneinfällen Mitte des 3. Jahrunderts n. Chr., was durch die jüngsten auf dem Kastellareal gefundenen und aus dem Jahr 254 n. Chr. stammenden Münzen belegt wird.

Die Rekonstruktion des Nordtors (porta decumana) sieht zwar imposant aus, entspricht aber nicht mehr den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Vermutlich war das Tor mindestens 1 Stockwerk höher als es heute dargestellt ist. Vom restlichen Kastell sind heute nur noch Teile der Fundamente zu sehen.

Das Kastell ist Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches”. Es ist jederzeit frei zugänglich und seit 1990 als archäologischer Park mit Informationstafeln versehen.

Seit 2015 wird alle 2 Jahre an einem Wochenende Ende August/Anfang September das Römerfest Biriciana auf dem Kastellgelände veranstaltet. Es gibt ein Römerlager mit römischer Reiterei, Händlern, Handwerkern, römischem Essen und Musik, man kann an einem Leginärstraining teilnehmen oder Gladiatorenkämpfen und Weihezeremonien zusehen und für die Kinder gibt es Mitmachstationen mit Mosaiklegen oder römischen Kinderspielen. Ein Wanderweg (Via Biriciana) beginnt am Kastell und verbindet auf einer Länge von 24 km die wichtigsten Römerdenkmäler der Gegend.

Lage: Kastell Biriciana, Am Römerlager, 91781 Weißenburg i. Bay.

Link: museen-weissenburg.de/de/unsere-museen/kastell-biriciana

Römische Thermen in Weißenburg

Schon früh entstand eine erste Thermenanlage in Weißenburg, die vermutlich zur gleichen Zeit wie das damals noch als Holz-Erde-Konstruktion ausgeführte Kastell Biriciana errichtet wurde.

Bereits um 90 n. Chr. wurde in einer 1. Bauphase eine Thermenanlage im Reihentypus errichtet, d.h. die Räume (Umkleideräume, Laubad, Warmbad und Kaltbad) waren hintereinander angeordnet.

In der 2. Bauphase um 130 n. Chr. erhielt das Bad zusätzlich ein Schwitzbad, der Innenhof und Sportplatz wurde überdacht und mehrere Räume aus- bzw. umgebaut. Auch die Umkleideräume waren nun beheizt.

Nach der Zerstörung während der Markomannenkriege entstand um 180 n. Chr. in einer 3. Bauphase eine mit 65 x 42 Meter Größe deutlich größere und auch im Grundriss veränderte Anlage, in der die Räume nun ringförmig angeordnet waren. Die Badebecken wurden mit Kalkplatten ausgekleidet und die gesamte Anlage luxuriös ausgestattet.

Eine erneute starke Beschädigung fand um 230 n. Chr. während der Alamanneneinfälle statt. Danach wurde die Anlage nicht mehr wiederaufgebaut und etwas später auch endgültig aufgegeben.

Die Thermen wurden 1977 bei Bauarbeiten gefunden und anschließend konserviert und teilweise auch rekonstruiert. Ein mit einem imposanten Zeltdach versehener Schutzbau spannt sich über die Therme. Auf Stegen kann man nun seit 1983 in der gesamten Anlage herumgehen und bekommt auf den informativen Schautafeln die Funktionsweise einer römischen Therme erklärt.

Die Thermen sind nur von Mitte März bis Mitte November geöffnet. Eintrittsgebühr. Es gibt ein Kombiticket, das Zutritt zum RömerMuseum, den Römischen Thermen und dem ReichsstadtMuseum ermöglicht. Es finden sowohl in den Museen als auch in der Stadt Weißenburg Führungen statt, darunter auch Themen- und Kostümführungen.

Lage: Römische Thermen, Am Römerbad 17a, 91781 Weißenburg i. Bay.

Link: museen-weissenburg.de/de/unsere-museen/roemische-thermen

RömerMuseum in Weißenburg

Einer der spektakulärsten römischen Hortfunde Deutschlands wurde 1979 in der Nähe der römischen Thermen gefunden. Das RömerMuseum in Weißenburg zeigt diesen aus der Mitte des 3. Jahrhunderts stammenden Schatz zusammen mit weiteren Funden aus der Umgebung und macht so das Leben der Römer am Limes lebendig.

Der sogenannte „Weißenburger Schatz“ bestand aus 114 Objekten, unter anderem 17 einzigartigen und extrem gut erhaltenen Götterfiguren aus Bronze, die auch als „Weißenburger Götterhimmel“ bekannt sind. Auch Alltags- und Sakralgegenstände und Votivtafeln waren Bestandteil des Schatzfundes. Ergänzt wird die Ausstellung durch weitere Fundstücke wie Ausrüstungsgegenstände der am Limes stationierten Soldaten, Teile von Paraderüstungen oder ein Militärdiplom. Wer will, kann sich hier auch in einen römischen Soldaten verwandeln und verschiedene Helmarten ausprobieren.

Das 1983 eröffnete Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München wurde 2017 nach einer 2jährigen Schließung und einer Neukonzeption der Ausstellung neu eröffnet. Es ist gleichzeitig Bayerisches Limes-Informationszentrum und bietet Informationen zum UNESCO-Welterbe “Grenzen des Römischen Reiches”, zu dem der Limes seit 2005 gehört.

Eintrittsgebühr. Es gibt ein Kombiticket, das Zutritt zum RömerMuseum, den Römischen Thermen und dem ReichsstadtMuseum ermöglicht. Es finden sowohl in den Museen als auch in der Stadt Weißenburg Führungen statt, darunter auch Themen- und Kostümführungen, außerdem ist im Museum ein Audioguide erhältlich.

Lage: RömerMuseum und Bayerisches Limes-Informationszentrum, Martin-Luther-Platz 3-5, 91781 Weißenburg i. Bay.

Link: museen-weissenburg.de/de/unsere-museen/roemermuseum

Limeskastell Ellingen (Sablonetum)

Der römische Name des Ellinger Limeskastells leitet sich vom lat. „sablon“ = grobkörniger Sand ab und deutet auf die Bodenbeschaffenheit der Gegend hin.

Das ursprüngliche Holz-Erde-Kastell aus der Zeit zwischen 115 bis 125 n. Chr. wurde laut einer gefundenen Inschrift, auf der auch der Name des Kastells genannt wird, im Jahr 182 n. Chr. aus Stein umgebaut. Es war mindestens bis Anfang des 3. Jahrhunderts belegt, wurde aber nicht zerstört sondern nur aufgegeben.

Es sind 2 Lagertore mit Doppeltürmen und 4 Ecktürme und ein einfacher Spitzgraben nachgewiesen, was für ein Numeruskastell typisch wäre. Allerdings gab es hier nur 1 zentralen Verwaltungsbau und es fehlen ansonsten die dafür üblichen Verwaltungsgebäude, so dass hier vermutlich keine eigenständige Numeruseinheit stationiert war.

Mit einer Größe von etwa 80×90 Metern war das nur knapp 2 km vom Limes gelegene Kastell ein sogenanntes Vexillationskastell, d.h. hier war eine 200-250 Mann starke Militäreinheit stationiert, die als eine Art „schnelle Eingreiftruppe“ diente und flexibel eingesetzt werden konnte. Das ist vielleicht auch der Grund, warum die Lage des Kastells strategisch nicht sehr günstig ist, denn es bestand nur zu 2 Wachtürmen am Limes Sichtkontakt.

Ein Lagerdorf mit Kastellbad, von dem aber heute nichts mehr sichtbar ist, schloss sich östlich des Kastells an.

Heute kann man noch Reste der Nordmauer und des nordwestlichen Eckturms sehen, die in Teilen rekonstuiert wurden.

Jederzeit frei zugänglich. Das Kastell ist seit 2005 ein Teil des UNESCO-Welterbe “Grenzen des Römischen Reiches”.

Lage: Kastell Sablonetum, Höttinger Str. (St2389), 91792 Ellingen (östlich von Ellingen an der Straße nach Höttingen; ausgeschildert)

Römerturm Erkertshofen

In Erkertshofen wurde 1992 der erste Nachbau eines steinernen Limeswachturms in Bayern errichtet – vermutlich an etwa der Stelle, an der auch sein antiker Vorgänger gestanden haben muss.

Der steinerne Wachturm, den man ein paar Meter östlich des Ortsrandes von Erkertshofen findet, ist „nur“ ein Nachbau. Denn bisher konnte man die tatsächlichen Reste der Turmstelle WP14/63 noch nicht genau lokalisieren. Bezieht man allerdings die in diesem Verlauf des Limes bisher gefundenen Turmreste und die üblichen Abstände zwischen den Türmen mit ein, müsste sich der Standort aber unmittelbar im näheren Umkreis befunden haben.

Auch das genaue Aussehen des Turmes konnte man nur vermuten. Er wurde daher nach den bisher gewonnenen Forschungserkenntnissen, den Befunden aus der Umgebung und antiken Darstellungen rekonstruiert.

Es ist jedenfalls sehr wahrscheinlich, dass der Eingang zum Turm nicht im Erdgeschoss sondern im ersten Obergeschoss lag, in das man über eine Leiter gelangte. Hier lagen auch die Schlafräume der Wachposten, die hier meist zu viert oder fünft Posten bezogen. Von der Galerie im zweiten Obergeschoss, wo auch die Wachstube lag, hatte der diensthabende Wachposten dann einen guten Überblick über die Gegend und auch Sichtkontakt zu den benachbarten Türmen.

Der Turm ist jederzeit frei zugänglich und kann auch bestiegen werden.

Wenn man den ausgeschilderten Limes-Lehrpfad (3,5 km, 1 Stunde) weiter Richtung Osten wandert, findet man die schon ziemlich überwucherten Grundmauerreste der Turmstelle WP14/64 im Wald.

Lage: Römerturm Erkertshofen, Am Römerturm, 85135 Titting-Erkertshofen

Kastell Pfünz (Vetoniana)

Ein Felssporn, der an 3 Seiten von steil abfallenden Tälern umgeben ist, bildete eine ideale Lage zum Bau eines Kastells, das den etwa 11 km nördlich verlaufenden Limesabschnitt schützen sollte.

Das Kastell Pünz war ein Kohortenkastell mit einer gemischten Besatzung von ca. 600 Mann (128 Reiter und 480 Fußsoldaten) der Cohors I Breucorum equitata civium Romanorum, einer Auxiliarkohorte, die zur in Regensburg stationierten Legio III Italica gehörte. Es wurde um 90 n. Chr. zunächst als Holz-Erde-Kastell angelegt und später in mehreren Bauabschnitten erweitert und mit Steinbauten ausgebaut.

Ein Lagerdorf (vicus) schloss sich südlich der Kastellmauern an, auch ein Jupiter-Dolichenus-Tempel, ein Gräberfeld und ein Römerbad wurden hier gefunden. Außerdem führte hier eine Römerstraße weiter zum nächstgelegenen Kastell Weißenburg (Biriciana).

Um 200 n. Chr. besaß das knapp 190×145 Meter große Kastell dann eine rundum verlaufende Steinmauer mit 4 Doppeltoren, Ecktürmen und einer Wehrmauer und war mit einem Doppelgraben umgeben. Es war bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts als Truppenstandort in Funktion, bevor es zusammen mit dem Vicus bei einem Alamanneneinfall zerstört wurde.

Das Nordtor mit römischer Wachstube, ein Teil der Mauer mit Wehrgang und 1 Eckturm wurden am Originalstandort rekonstuiert. Außerdem erhält man auf einem Römerlehrpfad an Schautafeln weitere Informationen und kann noch den Graben, Reste des Westtors und der Ecktürme erkennen.

Der heutige Name des Ortes Pünz leitet sich vom lat. pons (= Brücke) ab und verdeutlicht die Lage an einem antiken Übergang über die Altmühl. Das Kastell ist auch als Vetonianae oder Castra Vetoniana überliefert.

Das Kastell ist jederzeit frei zugänglich und ist seit 2005 ein Teil des UNESCO-Welterbes “Grenzen des Römischen Reiches”.

Lage: Römerkastell Pfünz bei Eichstätt, Antonistraße, 85137 Walting

Turmstelle auf dem Pfahlbuck (WP14/78)

Bei der Erforschung der Turmstelle auf dem Pfahlbuck hat man insgesamt 4 Bauphasen der Limesbefestigung nachgewiesen, die den Limes im Laufe der Zeit immer besser sicherten.

Am Standort von WP14/78 kann man heute mehrere Bauphasen unterscheiden: In der frühen Ausbauphase um 150 n. Ch. wurde der Limes als Holzpalisade mit Graben errichtet, was hier zum besseren Verständnis auf ein paar Metern Länge rekonstruiert wurde. Auch der Typ des hölzernen Limesturms in Blockbauweise, der hier nachgebaut ist, wurde in einer früheren Limesphase verwendet.

Die Steinfundamente eines etwa um 200 n. Chr. entstandenen Wachturms mit einer Grundfläche von 5×6 Metern wurden am Originalstandort rekonstruiert und sind nun in einer Höhe von knapp 1 Meter sichtbar. Ein Teil der steinernen Mauer des Limes, die nachträglich angefügt wurde und einst 3 Meter hoch war, schließt dabei direkt an den Turm an.

Der Name „Pfahlbuck“ leitet sich von der Bezeichnung „Pfahl“ oder „Pfahlhecke“ ab, wie die Holzpalisade des Limes von den Einheimischen genannt wurde.

Die Turmstelle ist jederzeit frei zugänglich und liegt direkt am Limeswanderweg und am Deutschen Limes-Radweg.

Lage: Turmstelle WP14/78 auf dem Pfahlbuck, 85110 Kipfenberg (ein Parkplatz befindet sich an der Pfahldorfer Straße; von dort aus ca. 500 m zu Fuß in den Wald der Markierung „Limesweg“ bzw. dem „Wachturm“-Symbol folgen)

Römer und Bajuwaren Museum Burg Kipfenberg

Im Infopoint Limes im Römer und Bajuwaren Museum auf der Burg Kipfenberg wurde die Wachstube eines Limesturms nachgebaut. Man erfährt Näheres zum nahegelegenen Limesabschnitt und es ist ein Modell des nahegelegenen Kastells Böhming zu sehen.

Highlight des Museums ist die nachempfundene Bestattungssituation eines Bajuwarengrabes, des sogenannten “Kriegers von Kemathen”. Seine Grabbeigaben lassen darauf schließen, dass er ein Germane war, der bei den römischen Hilfstruppen als Offizier gedient hatte, gleichzeitig aber ein Stammesführer gewesen sein muss.

Das Schwert, das Schild und der Gürtel des Kriegers sind jedenfalls eindeutig römisch, die sonstigen persönlichen Besitztümer wie Schmuck und Gefäße und das Bestattungsritual sind germanisch. Der Krieger ist mit etwa 30 Jahren gestorben und er muss in der Spätantike etwa Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. gelebt haben. Ob er wirklich der erste Bajuware war, wie gerne behauptet wird, ist nicht sicher belegt.

Eintrittsgebühr. Das Museum arbeitet mit der Prähistorischen Staatssammlung in München zusammen.

Im Mai findet im Museum jährlich ein Museumsfest statt, bei dem neben Römern „zum Anfassen“ auch römisches Handwerk und römische Speisen geboten werden.

Lage: Römer und Bajuwaren Museum & Infopoint Limes, Burg Kipfenberg, Burg 1, 85110 Kipfenberg

Link: www.bajuwaren-kipfenberg.de

Kastell Böhming

Viel ist vom ehemaligen Numeruskastell Böhming nicht mehr zu sehen, denn auf dem Gelände steht heute die Kirche St. Johannes der Täufer. Nur noch der Wall rund um das Kastell lässt sich noch im Gelände ausmachen, der Name des Kastells ist heute nicht mehr bekannt, man kann auch nur noch vermuten, welche Kohorte hier stationiert gewesen ist.

Das Kastell war für eine Besatzung von etwa 150 bis 200 Mann ausgelegt und war für den Grenzschutz des knapp 1 km nördlich des Kastells liegenden Limes zuständig. In der Nähe befand sich eine römische Siedlung, auch ein kleines 9 x 25 Meter großes Kastellbad und Gräberfelder wurden bei Ausgrabungen lokalisiert.

Das Kastell war mit mindestens 2 Gräben gesichert und rund 95 × 85 Meter groß. Die erste Bauphase, damals noch ein Holz-Erde-Kastell, wird in die Regierungszeit von Hadrian um 120 n. Chr. vermutet. Um 180 n. Chr., nachdem das Kastell wohl bei Markomanneninvasionen zerstört oder zumindest beschädigt wurde, wurde das Kastell in Stein ausgebaut. Hiervon ist noch eine Bauinschrift vorhanden.

Das endgültige Ende des Kastells fällt wahrscheinlich mit der Zeit der Alamanneneinfälle in der Mitte des 3. Jahrhunderts zusammen, was auch zu den Münzfunden des Kastells passen könnte.

Lage: Kastell Böhming, Kirchweg 3, 85110 Kipfenberg

Römerkastell in Eining (Abusina)

Das Kohorten- bzw. Auxiliarkastell Abusina wurde um 80 n. Chr. errichtet und war das östlichste Kastell des obergermanisch-raetischen Limes, der anschließend als sogenannter „Nasser Limes“ entlang der Donau weiterverläuft.

Im Römerkastell, das direkt am Steilufer der Abens liegt und seinen Namen vom keltischen Flussnamen „Abusa“ ableitet, kann man noch gut die unterschiedlichen Gebäudeteile des Kastells unterscheiden: Über das Nordtor (porta principalis sinistra) erreichte man die Kommandatur (praetorium) und das dahinter liegende Stabsgebäude (principia). Die Mannschaftsbarracken (centuriae) lagen östlich davon. Die Badeanlage (balineum) befand sich nördlich außerhalb des Kastellgeländes, genauso wie die römische Straßenstation (mansio), während  die Zivilsiedlung (vicus) östlich und Gräberfelder südlich des Kastells lagen.

In spätrömischer Zeit wurde das Kastell auf knapp ein Viertel der Fläche verkleinert und ein Burgus in der Südwestecke des Kastellgeländes errichtet. Vermutlich um 430 n. Chr. wurde das Kastell durch einen Brand zerstört und aufgegeben.

Das Kastell Abusina gehört seit zum UNESCO-Welterbe “Grenzen des Römischen Reiches” und ist jederzeit frei zugänglich. Während der Saisons finden samstags (kostenpflichtige) Führungen und Erlebnisführungen statt. Bereits seit 2010 werden jedes Jahr im August die „Römertage Salva Abusina“ veranstaltet, bei denen 3 Tage lang die Römerzeit zu neuem Leben erwacht.

Lage: Römerkastell Abusina, Abusinatraße 1, 93333 Neustadt an der Donau (Ortsteil Eining)

Kelten-Römer-Museum Manching

Bei Manching wurden neben dem Kastell bei Oberstimm auch ein keltisches Oppidum aus der La Tène-Zeit gefunden, das vermutlich der Hauptort der Vindeliker war.

Im Museum, das im Jahr 2006 eröffnet wurde, werden sowohl die Funde aus dem keltischen Oppidum (wie beispielsweise ein Goldschatz mit 450 muschelförmigen „Regenbogenschüsselchen“ und ein vergoldetes Kultbäumchen) als auch die aus der darauf folgenden römischer Zeit ausgestellt.

Der Ringwall des keltischen Oppidums, das bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. und vor der Ankunft der Römer aufgegeben worden war, verlief östlich des Museums und hatte einen Umfang von ca. 8 km. Die Römer errichteten dann im 1. Jahrhundert n. Chr. westlich von Manching im heutigen Ortsteil Oberstimm ein Kastell mit einer Besatzung von ca. 500 Soldaten, das die südlich der Donau verlaufende Straße aber auch den Donauübergang kontrollierte.

Zu den bedeutendsten Funden aus dieser Zeit gehören 2 noch ausnehmend gut erhaltene römische Militärschiffe, die etwa Ende des 1. Jahrhunderts gebaut wurden und wohl als Patrouillenboote dienten. Sie sind in der Halle des Museums ausgestellt. Modelle des Römerkastells von Oberstimm und der Donaubrücke bei Stepperg (westlich von Neuburg a.d. Donau) sind ebenfalls sehenswert.

Auf einem Archäologischen Lehrpfad mit 11 Stationen, der direkt am Museum beginnt und in 2 jeweils etwa 4-6 km lange Teilstücke aufgeteilt ist, kann man die wichtigsten Stationen des keltischen Oppidums erkunden.

Eintrittsgebühr und diverse Sonderausstellungen. Man kann auch einen Audioguide gegen geringe Gebühr ausleihen und es werden auch (Sonntags-)Führungen angeboten. Das Museum ist eine Zweigstelle der Archäologischen Staatssammlung München.

Ein für Mitte Juni 2020 geplantes Kelten- und Römerfest soll im Jahr 2021 nachgeholt werden.

Lage: kelten römer museum manching, Im Erlet 2, 85077 Manching

Link: www.museum-manching.de

Forum und Basilika Cambodunum

Vom Forum von Cambodunum sind größtenteils nur noch die Grundmauern vorhanden, nur von der Apsis der Basilika stehen noch ein paar Mauerreste. Das Modell, das dort zu sehen ist, zeigt, wie das Forum von Cambodunum einmal ausgesehen haben könnte.

Südöstlich des Forums lag der Heilige Bezirk, auf dem ein Altar stand, der heute mithilfe eines großflächigen Plakats an der Wand eines modernen Gebäudes visualisiert wurde.

Das Forumsgelände ist heute jederzeit frei zugänglich und ist in eine weitläufige Parklandschaft eingebettet.

Jederzeit frei zugänglich.

Lage: Archäologischer Park Cambodunum (APC), Cambodunumweg 3, 87437 Kempten (Allgäu)

Link: www.apc-kempten.de

Kleine Thermen Cambodunum

Der Statthalter von Raetien ließ diese Thermenanlage, die gar nicht so klein ist wie ihr Name vermuten läßt, um etwa 50 n. Chr. neben seinem Palast errichten. Sie war, anders als die öffentlichen „Großen Thermen“, ausschließlich für den Statthalter und seine Gäste gedacht.

Als der Amtssitz des Statthalters um das Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. nach Augusta Vindelicorum (Ausgburg) verlegt wurde, wurden sowohl der Statthalterpalast als auch die dazugehörenden Thermen umgebaut und dienten öffentlichen Zwecken.

Die heute sichtbaren Ausgrabungen der Kleinen Thermen sind mit einem Schutzbau überbaut und geben einen guten Eindruck in die Funktionsweise einer Thermenanlage. Schautafeln erklären zusätzlich die römische Badekultur.

Die Eintrittsgebühr zum Tempelbezirk beinhaltet auch den Eintritt in die Kleinen Thermen. Während der Saison findet jeden Sonntag eine (kostenlose) Führung und Themenführungen statt.

Lage: Archäologischer Park Cambodunum (APC), Cambodunumweg 3, 87437 Kempten (Allgäu)

Link: www.apc-kempten.de

Gallo-römischer Tempelbezirk Cambodunum

Der Tempelbezirk, der am nördlichen Rand der antiken Stadt lag, bestand aus mehreren Tempeln und Altären, von denen ein Teil wieder rekonstruiert und 1:1 auf den Grundmauern nachgebaut wurde. Auch die umgebende Doppelhalle in U-Form wurde teilweise wieder errichtet. Hier erklären Schautafeln und einige Austellungsstücke alles Wissenswerte über Götter, Handel und das Leben in Cambodunum.

Die in Cambodunum verehrten Gottheiten waren nicht nur römische, wie beispielsweise Merkur, der als Götterbote auch der Gott der Händler und Diebe war, oder Hercules sondern auch einheimische Götter wie z.B. die Fruchbarkeits- und Pferdegöttin Epona.

Im großen Umgangstempel kann man an einer multimedialen Prozession teilnehmen.

Die Eintrittsgebühr beinhaltet den Tempelbezirk und die Kleinen Thermen. Während der Saison findet jeden Sonntag eine (kostenlose) Führung und Themenführungen statt.

Lage: Archäologischer Park Cambodunum (APC), Cambodunumweg 3, 87437 Kempten (Allgäu)

Link: www.apc-kempten.de

Archäologischer Park Cambodunum

Auf einer Anhöhe mit Blick über das Illertal liegt der Archäologische Park Cambodunum mit seinem gelungen rekonstruierten Tempelbezirk, den beeindruckenden Kleinen Thermen und dem Forum der antiken Stadt Cambodunum.

Cambodunum war ein wichtiger Knotenpunkt, hier kreuzen sich die Via Claudia Augusta mit einer Heerstraße, die von Bregenz nach Salzburg führte.

Am Kiosk der Taberna am Tempelbezirk erhält man die Eintrittskarten, die für den Tempelbezirk und die Kleinen Thermen gelten. Der restliche Archäologiepark mit Forum und Römerspielplatz ist frei zugänglich. Das
Römerfest CAMBODVNVM findet alle 2 Jahre Ende Juli/Anfang August statt. Hierbei gibt es ein Heereslager, Gladiatorenkämpfe, Reiterspiele und es wird historisches Handwerk gezeigt.

Lage: Archäologischer Park Cambodunum (APC), Cambodunumweg 3, 87437 Kempten (Allgäu)

Link: www.apc-kempten.de

Römerpark Ruffenhofen

In Ruffenhofen wurden ein Römerkastell und die dazugehörige Zivilsiedlung gefunden und ab 2003 ausgegraben. Der auf diesem Gelände entstandene Römerpark Ruffenhofen, der ständig erweitert und ausgebaut wird, bringt dem Besucher das Aussehen und das Leben in dieser römischen Anlage näher.

Der Römerpark besteht aus dem 2012 eröffneten Museum LIMESEUM, einem Aussichtshügel mit Blick über das Gelände, einem Naturpfad, einem Nachbau des Reiterkastells im Maßstab 1:10, einem Gräberfeld mit Steindenkmälern und einem Labyrinth. Als Besonderheit wurden die Strukturen der Kastellgebäude mithilfe der Bepflanzung mit Hecken und ausgemähten Flächen unter dem Motto „Kastell in Blüte“ visualisiert.

Als eines der wenigen Kastelle am Limes wurde das ca. 190 x 197 Meter große Kastell, dessen römischer Name nicht bekannt ist, nie überbaut. Es bot Platz für ca. 500 Reitersoldaten und wurde um 100 n. Chr. erbaut. Eine Zivilsiedlung mit Bädern, Tempel und Handwerkerhäusern lag direkt neben dem Kastell.

Ein fiktiver römischer Soldatenalltag wird im Museum anhand des Soldaten December anschaulich erzählt. Er ist insofern real, da man auf dem Gelände einen Soldatenhelm mit seinem eingepunzten Namen gefunden hat.

Eintrittsgebühr. Der Römerpark Ruffenhofen gehört als Teil des römischen Grenzsystems seit 2005 zum UNESCO-Welterbe “Grenzen des Römischen Reiches”. Mitte September findet jährlich ein Vicusfest statt.

Lage: LIMESEUM, Römerpark Ruffenhofen 1, 91749 Wittelshofen

Links: www.roemerpark-ruffenhofen.de; www.limeseum.de

Apollo-Grannus-Tempel in Faimingen (Phoebiana)

Das römische Kastell Phoebiana wurde nahe der Einmündung der Brenz in die Donau errichtet. Der Tempel gehörte zur römischen Siedlung und die heute noch sichtbare Form stammt aus einer 3. Bauphase um 160 n. Chr. Er war dem keltisch-römischen Heilgott Apollus Grannus geweiht.

Der Tempel ist ein Freilichtmuseum und jederzeit frei zugänglich. Über QR-Codes auf Schautafeln kann man in Zukunft weitere Informationen und eine digitale Visualisierung der römischen Siedlung abrufen. Der Historische Verein Dillingen veranstaltet alle 4 bis 5 Jahre die „Römertage Phoebiana“.

Lage: Apollo-Grannus-Tempel, Tempelweg 3, 89415 Lauingen (Ortsteil Faimingen)

Römervilla Möckenlohe

Die Villa Möckenlohe wurde vom Verein Römervilla Möckenlohe in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Bayern auf den gefundenen Grundmauern komplett wieder aufgebaut.

Die kleine Villa Rustica, die auf dem Gelände der Familie Donabauer gefunden wurde, ist in Besitz des Vereins Römervilla Möckenlohe und wird von diesem verwaltet.

Der Komplex besteht aus einem Wohnhaus, einer Küche und einer Säulenhalle, die nach Süden zum Garten hin ausgerichtet war. Im Wirtschaftshof befanden sich ein Backhaus, die Ställe und ein Präfurnium, über das die Heizung des Wohnhauses befeuert wurde.

Die Funde aus Möckenlohe sind direkt in einem kleinen Museumsbereich in der Villa ausgestellt. Im dazugehörigen Haustierpark leben Tierrassen, die es bereits zu Römerzeiten gab, wie Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und Hühner.

Eintrittsgebühr. Im August findet jährlich ein Römerfest/Erntedankfest statt.

Lage: Römervilla Möckenlohe, Tauberfelder Weg 1, 85111 Möckenlohe

Link: www.roemervilla-moeckenlohe.de

Archäologisches Museum in Chania

Seit 1963 werden archäologische Funde von der minoischen bis zur römischen Zeit im imposanten gotischen Kirchenschiff des ehemaligen Franziskanerklosters San Francesco aus dem 13. Jhdt. präsentiert.

Das Museum ist chronologisch aufgebaut. In der historischen Abteilung im Westflügel werden Funde aus der Präfektur Chania ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis in die Römerzeit gezeigt. Zu den wichtigsten gehören mehrere schöne römische Mosaike aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., die man in Häusern in Chania entdeckt hat und die Statue eines Philosophen aus der antiken Stadt Elyros. Außerdem sind griechischer und römischer Schmuck, Skulpturen, Inschriften und Stelen zu sehen.

Wer sich für die minoische Zeit interessiert, findet in der prähistorischen Abteilung im Ostflügel z.B. Tonscherben mit eingeritzten Schriftzeichen der mysteriösen minoischen Linearschrift A und B, die bisher nur teilweise entziffert werden konnte. Außerdem werden Grabbeigaben wie Schmuck, Siegel, Gefäße oder sogar Spielzeug und bemalte Sarkophage ausgestellt.

In einer Sonderausstellung werden Stücke aus der Sammlung von Konstantin Mitsotakis (griechischer Ministerpräsident von 1990 bis 1993) gezeigt, die ebenfalls chronlogisch präsentiert sind und sich über die Zeit zwischen dem 4. Jahrtausend v. Chr und dem 3. Jahrhundert n. Chr. erstrecken. Im schattigen Innenhof findet man ein zehneckiges türkisches Brunnenhaus und einige schöne Kapitelle und Steinmetzarbeiten.

Das Museum ist seit 13. September 2020 geschlossen und soll ab 2021 im komplett neu gebauten „Neuen Archäologischen Museum Chania“ am Odos Skra 15 wiedereröffnet werden.

Es gibt ein Kombiticket mit der „Byzantine and Post Byzantine Collection of Chania“, dem „Archaeological Museum of Kissamos“ und der „Archaeological Site of Aptera“.

Lage: Chalidon 21, Chania, Kreta 73100 (an der Westseite der Odos Chalidon; knapp 100m vor dem Hafen)

Anmerkung: Seit Herbst 2021 ist das Museum als „New Archaeological Museum of Chania“ in neuen Räumlichkeiten im Ortsteil Chalepa untergebracht (Skra 15, Chania, Kreta 73133).

Ebene von Aptera

In strategisch günstiger Lage auf dem 200 Meter über der Souda-Bucht liegenden Plateau findet man heute noch Reste aus mehreren Jahrtausenden.

Bereits in hellenistischer Zeit war Aptera ein blühendes Handelszentrum, wurde aber im 7. Jhdt. v. Chr. vermutlich von einem Erdbeben zerstört.

Unter der Herrschaft der Römer erreichte die Stadt eine neue Blüte gebracht, was man z.B. an den Thermen, dem römischen Theater, den Ruinen einer Villa, Tempelgrundmauern und den beiden riesigen Zisternen sehen kann.

In die größere Zisterne kann man hinabsteigen und die gemauerten Bögen bewundern. Das Theater ist ebenfalls noch recht gut erhalten, wohingegen die Thermen und die Villa in keinem sehr guten Zustand sind und beim Bau des Klosters offenbar als Steinbruch herhalten mussten.

Auf dem großen Areal sind heute außerdem ein Kloster aus byzantinischer Zeit, eine alte Stadtmauer und die türkische Festung Koule gebaut, von der man heute den wohl schönsten Blick über die Landschaft hat. In einem kleinen Museum im Inneren des Klosters bekommt man Informationen zur Geschichte von Aptera und zu den Ausgrabungen.

Für Aptera gibt es eine geringe Eintrittsgebühr, die Festung Koule ist frei zugänglich.

Lage: Aptera, Chania, Kreta 732 00 (etwa 12 km östlich von Chania von der Küstenstraße Richtung Aptera abbiegen; etwa 500 m hinter dem Dorf Megala Chorafia führt eine enge Straße zum Ausgrabungsgelände von Aptera; die Festung Koule erreicht man, wenn man der Straße etwa 500 Meter weiter folgt)

Archäologisches Museum in Rethymnon

Das seit 2016 in der Kirche Agios Fragiskos untergebrachte Museum birgt in seinem Inneren einige interessante Funde, die aus minoischer Zeit bis zur Römerzeit stammen.

Die kleine Archäologieausstellung zeigt Funde aus der Präfektur Rethymnon von der neolithischen und der minoischen Zeit bis in die Römerzeit.

Die römische „Abteilung“ ist nicht sehr umfangreich, zeigt aber mehrere Marmorstatuen aus römischer Zeit, die griechische Gottheiten oder wichtige Persönlichkeiten der damaligen Zeit darstellen. Außerdem kann man z.B. Waffen, Bronze- und Glasgefäße, Schmuck, Öllampen, Münzen oder Grabstelen aus allen vorchristlichen Epochen bewundern.

Wer sich auch für die minoische Zeit interessiert, findet hier auch weitere Ausstellungsobjekte, wie die kunstvoll bemalten Bestattungstruhen (larnakes) aus Ton oder die kleine Statue einer weiblichen minoischen Gottheit mit erhobenen Armen.

Das Museum erhebt eine geringe Eintrittsgebühr.

Lage: Agios Fragiskou, Rethymnon, Kreta 741 31

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3310

Eleftherna

Eleftherna war einst eine bedeutende hellenistische Stadt, die sich zwischen zwei Gebirgsbächen am Fuße des Psiloritis befand.

Heute finden an verschiedenen Stellen rund um die beiden Orte Eleftherna und Archaia Eleftherna systematische Ausgrabungen statt. Unter anderem grub man im östlichen Teil des Hügels eine Siedlung aus, die mit hellenistischen Stadtmauern, römischen Häusern mit herrlichen Mosaiken und einer frühchristlichen Basilika eine wahre Reise durch sämtliche nachminoischen Epochen Kretas darstellt. Der Stadtkern befand sich im Zentrum des Hügels, wo man außer hellenistischen und römischen Gebäuderesten und Zisternen auch einen Verteidigungsturm erkennen kann. Auch eine komplette Totenstadt, die aus der hellenistischen Periode stammt, wurde bei den Grabungen entdeckt.

Das 2016 komplett neueröffnete Museum befindet sich direkt an der Hauptstraße zwischen den beiden Orten Eleftherna und Archeia Eleftherna, die Nekropole Orthi Petra liegt nordöstlich von Eleftherna und die Akropolis nördlich von Archeia Eleftherna (alles ausgeschildert).

In der Nähe der Ausgrabungen befindet sich die kleine byzantinische Kirche Christos Soter und Agia Anna aus dem 10. Jahrhundert.

Lage: Eleftherna, Kreta 740 52 (von Moni Arkadia aus ausgeschilder; Achtung: die Straße führt bei Moni Arkadi direkt durch den großen Parkplatz vor dem Kloster durch!)

Links: en.mae.com.gr/museum.html; odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=2588

Höhlen von Matala

Die Höhlen von Matala hatten schon viele „Bewohner“: erst dienten sie als Wohnhöhlen, dann wurden sie zu christlichen Begräbnisstätten und Versammlungsorten und in den 1970er Jahren zu einem Hippie-Ort.

Bereits in der Jungsteinzeit wurden in den weichen Sandstein am Strand von Matala Wohnhöhlen geschlagen.

In der griechischen Mythologie trug am Strand von Matala einst Zeus (in Gestalt eines Stieres) die phönizische Königstochter Europa auf seinem Rücken an Land.

In römischer Zeit wurde dann in der Bucht von Matala, die am Ende der fruchtbaren Messara-Ebene liegt, einer der 3 Häfen der Provinzhauptstadt Gortyna angelegt und die Höhlen wurden vor allem als Grabhöhlen genutzt, dienten aber auch den verfolgten Christen als versteckte Versammlungsorte.

Heute liegt die römische Stadt unter dem Meeresspiegel. Diese Höhlen waren in den 70er Jahren ein beliebter Treff für Hippies und Aussteiger.

Lage: Matala, Kreta 702 00 (etwa 10 km südöstlich von Phaistos)

Gortys (Gortyna)

Die römische Stadt Gortyna muss beeindruckend gewesen sein: 30 000 Einwohner sollen hier während der römischen Epoche Kretas einst gelebt haben.

Spuren aus neolithischer Zeit bezeugen eine frühe Besiedlung, bereits um etwa 6000 v. Chr. gab es hier eine minoische Stadt. Während der römischen Herrschaft über Kreta war Gortyna die Hauptstadt der Provinz Creta et Cyrenaica, die neben der Insel Kreta auch die Nordostküste des heutigen Libyen umfasste. Hier war der Amtssitz des prokonsularischen Statthalters der Provinz.

Das „Stadtrecht von Gortys“ aus dem 5. Jhdt. v. Chr., in dem die Rechte der Stadtbewohner beschrieben werden, sind das wohl berühmteste „Schriftstück“ von Gortyna, das in die Rückwand des in römischer Zeit erbauten Odeon eingemeißelt wurde und noch heute zu sehen ist. Die Zeilen mit den griechischen Gesetzestexten werden interessanterweise immer abwechselnd von links und von rechts gelesen.

Nachdem der Apostel Paulus im Jahr 59 n. Chr. auf Kreta predigte, ließ er seinen Begleiter Titus als ersten Erzbischof von Kreta zurück. Die Basilika Agios Titos aus dem 6. Jhdt., in der auch das Grab des 105 n. Chr. in Gortyna hingerichteten Titus liegen soll, ist noch erstaunlich gut erhalten.

Außerdem findet man auf dem Gelände noch ein römisches Amphitheater, einen Apollotempel, ein Nymphäum und eine Therme.

Eintrittsgebühr für den nördlich der Straße gelegenen Teil, der südliche Teil ist frei zugänglich.

Lage: Agioi Deka, Kreta 700 12 (etwa 16 km östlich von Phaistos, an der Nationalstraße)

Link: odysseus.culture.gr/h/3/eh352.jsp?obj_id=2355

Carn Euny Ancient Village

Die heute sichtbaren Ruinen von Steinhäusern stammen aus der römischen Besatzungszeit zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert n. Chr.

Bereits in der Eisenzeit im 4. bis 5. Jahrhundert v. Chr. gab es hier eine Siedlung mit kleinen aus Holz und Torf erbauten Rundhütten, die um die Zeitenwende herum aus Stein neu erbaut wurden. Die Dorfbewohner bauten Getreide an, hielten Tiere und bauten die in der Nähe liegenden Zinnvorkommen ab.

In der Römerzeit wurden die Gebäude erweitert und durch „courtyard houses“ ersetzt, bei denen sich die einzelnen Räume um einen Innenhof gruppierten. Vermutlich lebten die Bewohner nun auch vom Handel mit den Römern.

Man kann die Fundamente von Steinhütten der Siedlung aus der Römerzeit noch gut erkennen. Auch ein sogenanntes „Fogou“, ein unterirdisches Tunnelsystem ist noch recht gut erhalten. Eintritt frei.

Lage: Sancreed, Penzance TR20 8RB (von der A30 Richtung Sancreed, etwa 2 km südwestlich von Sancreed)

Links: www.english-heritage.org.uk/visit/places/carn-euny-ancient-village

Canterbury (Durovernum Cantiacorum)

Das Zentrum der römischen Stadt lag etwa an der Stelle, wo heute die Castle Street, St. Margaret’s Street und die Watling Street aufeinandertreffen.

Das römische Durovernum Cantiacorum wurde auf einer eroberten keltischen Siedlung errichtet und zur Hauptstadt des Stammes der Cantiaci erhoben. Der Name leitet sich aus dem britischen „duro“ (Fort) und „verno“ (Sumpf) ab, könnte also als „Fort der Cantiaci am Sumpf“ übersetzt werden.

Zunächst gab es hier schon bald nach der römischen Invasion 43 n. Chr. eine kleine Festung und eine Siedlung, in der dann um 70/80 n. Chr. ein Forum mit einen Tempel (heute etwa beim Whitefriars Shopping Centre), öffentliche Bäder (in der heutigen St. Margaret’s Street) und sogar ein kleines Theater gab.

Als die Angriffe der Barbaren in der Gegend zunahmen, wurde die Siedlung dann zwischen 270 und 290 n. Chr. mit einer bis zu 6 Meter hohen und über 2 Meter dicken steinernen Stadtmauer mit vorgelagertem Graben, Türmen und 5 Stadttoren versehen. Auch nach dem Rückzug der Römer im 5. Jahrhundert n. Chr. blieb die römische Befestigung erhalten und diente teilweise als Basis für die mittelalterliche Stadtmauer (die dann auch das Gebiet der zwischenzeitlich entstandenen Canterbury Cathedral mit einschloss).

Im heutigen Stadtbild ist von den römischen Bauten leider nicht mehr sehr viel zu sehen. Allerdings sind viele Funde im Canterbury Roman Museum zu finden, das auf den ins Museum integrierten und mit einem schönen Bodenmosaik versehenen Resten eines römischen Stadthauses steht. Unter anderem ist hier auch ein schöner Hortfund aus dem frühen 5. Jahrhundert ausgestellt, das „Canterbury Treasure“, das in der Longmarket Lane gefunden wurde. Er besteht aus verzierten Löffeln, gestempelten Silberbarren, Münzen aus der späten Römerzeit und Schmuck.

Lage: Canterbury Roman Museum, Butchery Lane, Canterbury CT1 2JR

Link: canterburymuseums.co.uk/romanmuseum

Schinken mit Feigen nach römischer Art

Dieses Rezept ist kein aus der Antike überliefertes Gericht. Doch durch die Verwendung von Feigen, Wein und typisch römischen Gewürzen (wie Lorbeer, Pfeffer, Honig und Fischsauce) könnte dieses Gericht in der Antike durchaus so auf den Tisch gekommen sein.

Zutaten (für 3-4 Portionen)

  • 500 g Kassler, geräuchert
  • 2 frische Feigen
  • 1 kleine Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 2 Lorbeerblätter
  • 1 EL Honig
  • 1 TL gekörnte Brühe
  • 1 EL Fischsauce
  • 100 ml Rotwein
  • 1 Prise Pfeffer

Den Ofen auf 180 °C vorheizen.

Das Kassler in einen Bräter legen. Die Feigen in Stücke schneiden,
die Zwiebeln und den Knoblauch in Scheiben. Zusammen mit den
Lorbeerblättern rund um das Kassler verteilen.

Aus Honig, Brühe, Fischsauce, Rotwein und Pfeffer eine Sauce mischen
und in den Bräter gießen.

Das Kassler bei 180 °C etwa 30 bis 40 Minuten garen. Aus der Sauce
nehmen und warmhalten.

Die Sauce mit dem Pürierstab aufmixen. Sollte sie zu dick sein, evtl.
noch etwas Wasser oder Brühe zugeben.

Dazu passen sehr gut Linsen mit Kastanien und Fladenbrot.

Archäologisches Museum in Heraklion

Das mit vielen äußerst wertvollen Fundstücken ausgestattete und wohl auch berühmteste Museum Griechenlands ist ein absolutes „Muss“ für alle, die sich für die mehr als 8000jährige Geschichte der Insel interessieren.

Beginnend mit der neolithischen Zeit folgt man der geschichtlichen Entwicklung Kretas durch die minoische Zeit bis hin zur griechischen und römischen Antike.

Auch wenn die meisten Exponate aus der monoischen Zeit stammen, sind hier doch viele berühmte Exponate zu sehen, die einen Eindruck über die glanzvolle Zeit der Minoer vermitteln. Dazu gehören u.a. der Diskus von Phästos, dessen Schriftzeichen noch nicht entziffert werden konnten, das Stierspringer-Fresko aus Knossos oder reichverzierter Gold- und Elfenbeinschmuck, wie der goldene Bienenanhänger aus dem Palast von Malia.

In 2 Sälen im Obergeschoss sind Funde aus der römischen Zeit ausgestellt, die vorwiegend aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammen.

Die Eintrittsgebühr ist nicht ganz billig, es gibt aber auch ein Kombiticket mit dem Palast von Knossos.

Lage: Stefanou Xanthoudidou, Heraklion, Kreta 712 02 (nördlich der Platia Eleftherias im östlichen Teil der Altstadt)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3327

Cowbridge (Bovium)

Es wird vermutet, dass die Stadt Cowbridge über den Resten des Römerlagers Bovium errichtet wurde, was durch den rechteckigen Grundriss, ausgegrabene Fundamente in der Cooper’s Lane und Münzfunde untermauert wird – und natürlich auch durch den Namen selbst („bovi“ ist das lateinische Wort für „Ochse“).

Das Römerlager Bovium (manchmal auch Bomium genannt), das sehr wahrscheinlich an Stelle der heutigen Kleinstadt Cowbridge stand, wurde vermutlich im späten 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und bis ins 4. Jahrhundert genutzt. Auch wenn noch nicht sicher belegt ist, dass sich Bovium tatsächlich hier befand, weisen der römische und der heutige Name darauf hin („Bovium“ kann man als „Kuhplatz“ übersetzen und „Cowbrigde“ bedeutet „Kuhbrücke“).

Man fand im heutigen Ortszenturm Reste einer römischen Siedlung mit einem Badehaus, Geschäften, Häusern und Grabdenkmälern. Entlang der ehemaligen Via Julia (die teilweise auf dieser Trasse der heutigen A48 verlief) wurden außerdem Reste von Streifenhäusern gefunden. In der Gegend existieren noch Reste mehrerer römische Villen, in denen Landwirtschaft betrieben, aber auch Eisen verarbeitet wurde.

Das heutige Cowbridge wurde im 13. Jahrhundert erbaut, an den rechteckig angelegten Straßen ist aber noch gut das Layout des antiken Römerlagers zu erkennen.

Lage: Town Hall: 21 High Street, Cowbridge CF71 7AD

Link: cowbridgeguide.co.uk

Dolaucothi Gold Mines

Walisisches Gold ist selten, da seine Gewinnung keine oder nur geringe wirtschaftlichen Erfolge bringt und in Wales auch nur insgesamt 3 Goldminen existieren. Der Tradition zufolge werden seit 1923 die Trauringe der britischen Königsfamilie aus walisischen Gold gefertigt.

Der Goldabbau in der Mine von Dolaucothi, die auch Ogofau-Mine genannt wurde, begann bereits in der Bronzezeit, allerdings nur in geringem Umfang und mit einfachsten Werkzeugen.

Erst mit den Römern, ab ca. 70 n. Chr., wurden die Goldadern der Mine in größerem Maße im oberflächennahen Tagebau ausgebeutet und bis etwa 125 n. Chr. betrieben.

Man grub hierzu mehrere Stollen, die den Goldadern bis in eine Tiere von ca. 30 Metern ins Berginnere folgten und in denen das erzhaltige Gestein gebrochen wurde. Wasserleitungen wurden gebaut, die das Wasser zum Zerkleinern des Erzes und zum Auswaschen der Goldpartikel aus dem gebrochenen Gestein heranführten.

Dennoch war die Arbeit mühsam, denn die Erzbrocken wurden ausschließlich mit Hämmern, Pickeln und der Sprengkraft von Wasser aus den Felsen gewonnen. Die Spuren der Werkzeuge aus vorindustrieller Zeit sind auch heute noch gut zu erkennen. Die Topographie der umgebenden Landschaft ist keinesfalls „natürlich“, sondern wurde durch den entstandenen Abraum geformt.

Nach den Römern wurde die Mine nicht mehr systematisch ausgebeutet, erst in viktorianischer Zeit um 1900 betrieb die Victorian South Wales Company hier nach mehreren erfolglosen Versuchen erneut Bergbau. Doch erst in den 1930er Jahren konnte die Mine nennenswerte Goldmengen gewinnen. Da jedoch die Kosten die Erlöse bei weitem überstiegen, wurde der Betrieb 1938 endgültig eingestellt.

Heute kann man – ausgerüstet mit Helm und Grubenlampe – auf einer geführten Tour in die Stollen hinabsteigen. Es gibt neben einer „Victorian Tour“ auch eine „Roman Tour“, die sich mit den Spuren befasst, die die Römer hinterlassen haben. Und wer mag, kann sich nach der Tour beim Goldwaschen versuchen und mit etwas Glück mithilfe eines Goldwaschsiebs in einem Goldwaschtrog kleine Goldnuggets (oder vermutlich eher Glimmerschieferpartikel) heraussieben.

Vom National Trust verwaltet, daher relativ hohe Eintrittsgebühr, die sich aber lohnt! Die Gruppengröße ist begrenzt, d.h. man muss eventuell warten, bis man sich an der Kasse auf die nächstmögliche Führung einbuchen kann. Da es in den Stollen nass und rutschig sein kann, sind festes Schuhwerk und angemessene Kleidung empfehlenswert.

Lage: Pumsaint, Llanwrda, Carmarthenshire SA19 8US

Link: www.nationaltrust.org.uk/dolaucothi-gold-mines

Chersonissos

Im ganzjährig gut besuchten Badeort Chersonissos würde man kaum vermuten, dass es sich hier einmal um einen bedeutenden antiken Handelsort gehandelt hat.

Heute sind vom antiken Ort Chersonissos, der als Hafen von Lyttos ein wichtiges Handelszentrum war, nur noch ein paar Überreste zu finden.

Aus römischer und frühchristlicher Zeit stammen ein kleiner Mosaikbrunnen mit Meeresmotiven auf der Platia, ein römisches Theater, Reste einer frühchristlichen Basilika auf dem Kastri-Hügel und Reste des antiken Hafens.

Chersonissos ist ansonsten einer der typischen Badeorte an der etwa 70 Kilometer weit reichenden Touristenzone östlich von Heraklion. Wenn man sich eine Unterkunft außerhalb des turbulenten und lauten Badeortes sucht, ist Chersonissos aber ein idealer, weil zentraler Ausgangsort für Ausflüge in den mittleren und östlichen Teil Kretas.

Lage: Limneas Chersonisou, Kreta 700 14 (ca. 30 km östlich von Heraklion)

Archäologisches Museum von Ierapetra

Das kleine archäologische Museum in der Altstadt von Ierapetra war in der osmanischen Epoche ursprünglich eine Schule für muslimische Kinder. Hier werden heute die archäologischen Funde der Region ausgestellt.

Das archäologische Museum wirkt vielleicht nicht gerade modern und wirkt etwas lieblos zusammengestellt, dafür kann man hier einige interessante Fundstücke der Gegend bewundern.

Hierzu zählen unter anderem eine gut erhaltene lebensgroße Statue der Göttin Persephone aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. oder auch die mit Jagd- und Landwirtschaftsszenen bemalten Terrakottasarkophage aus minoischer Zeit. Außerdem findet man in den Vitrinen Vasen, Töpferwaren, Statuetten von Göttinnen und Münzen aus der minoischen und römischen Epoche Ierapetras.

Nur zwischen April und August geöffnet. Eintritt.

Lage: Odos Dimokratias/Platia Kanoupaki, Ierapetra, Kreta 72200

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=5261

Insel Mochlos (Agios Nikolaos)

In der Antike war die dem Ort Mochlos vorgelagerte kleine Insel noch mit dem Festland über eine Landbrücke verbunden. Heute kann man entweder hinüberschwimmen oder sich mit einem Boot übersetzen lassen.

Die knapp 200 Meter von Mochlos entfernt liegende Insel, die offiziell Nisida Agios Nikolaos heißt, hat ihren Namen von der kleinen Kapelle, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist. Sie wird aber auch Mochlos oder Psyllos („Floh“) genannt und hieß während der venezianischen Epoche auch Scoglio de Muflo.

Die gerade mal 250 x 300 Meter große Insel war vermutlich noch bis in römische Zeit mit dem Festland über eine schmale Landbrücke verbunden, die wahrscheinlich 365 n. Chr. durch ein Erdbeben überflutet wurde. Reste römischer Gebäude lassen sich noch heute im nur maximal 2,5 Meter tiefen Wasser finden.

Die ersten Siedlungsspuren stammen aus der Bronzezeit zwischen 3500 und 3000 v. Chr., doch die Blütezeit von Mochlos lag in der minoischen Epoche. Die meisten Gebäude und Gräber auf der Insel wurde größtenteils in der mittel- und spätminoischen Zeit errichtet, als Mochlos mit seinem Hafen ein wichtiges Handelszentrum im Osten von Kreta war.

Die Insel erreicht man am besten per Boot, mit dem man gegen geringe Gebühr übergesetzt werden kann (in den Tavernen am Hafen fragen). Obwohl das Meer hier nicht sehr tief ist, ist das Hinüberschwimmen nur geübten Schwimmern zu empfehlen.

Lage: Mochlos Minoan settlement, Nisida Agios Nikolaos, Mochlos, Kreta 72057

Link: www.mochlosarchaeologicalproject.org

Römische Villa in Makrigialos

Die römische Villa aus vorchristlicher Zeit muss einst prächtig eingerichtet gewesen sein, wie die Ausstattung mit Mosaiken, Marmorverkleidungen, Fußbodenheizung und einem Badekomplex vermuten lässt.

Mit den Ausgrabungen einer Villa aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. wurde Ende der 1970er Jahre begonnen, da sie aber noch nicht abgeschlossen sind, kann man noch keine endgültigen Schlüsse über die tatsächliche Nutzung aller Räume ziehen.

Bisher wurden auf einer Fläche von 1500 qm mehrere große Räume entdeckt, die sich um einen offenen Hof gruppieren. Neben einem großen Empfangsraum, einem Badebereich mit Wasserleitungen, Hypocausten und hufeisenförmiger Piscina, Lagerräumen und Räumen mit geometrischen und floralen Fußbodenmosaiken gab es in dieser Villa auch einen Grabraum mit Grabkammer.

Die Villa scheint bereits in byzantinischer Zeit systematisch geplündert worden zu sein, da hier bisher nur wenige bewegliche Funde ausgegraben werden konnten. Der Kopf einer überlebensgroßen Marmorstatue des Kaisers Hadrian, der hier gefunden wurde, befindet sich heute im archäologischen Museum in Sitia.

Die Ausgrabung ist nicht direkt zugänglich und eingezäunt, ist aber von außen gut einsehbar.

Lage: Makrigialos, Kreta 72055 (wenige Schritte neben der Kirche Kimisis tis Theotokou; im Ort ausgeschildert)

Archäologisches Museum von Sitia

Neben vielen Ausgrabungsfunden aus der minoischen Epoche findet man in diesem kleinen Museum auch die Funde aus den römischen Ausgrabungen Ostkretas wie Mochlos oder Makrigialos.

Das Gebäude des Archäologischen Museums von Sitia ist seit 1984 in einem von außen eher einfach wirkenden Zweckbau untergebracht, beherbergt aber die bedeutendsten Ausstellungsstücke Ostkretas.

Gegliedert ist das Museum in 4 um ein Atrium angeordnete Bereiche, die nach den bedeutendsten Abschnitten der kretischen Geschichte aufgeteilt sind und einen Zeitraum von etwa 4000 Jahren umfassen.

Im Foyer des Museums befindet sich als wichtigstes und schönstes Ausstellungsstück der aus Elfenbein und Gold gearbeitete „kouros“ von Palaikastro und eine schöne Sammlung von Sarkophagen und Vorratsgefäßen aus Ostkreta. Im ersten Ausstellungsraum kann man Gegenstände aus dem minoischen Sitia und aus den Hügelheiligtümern Ostkretas bewundern. Der zweite Abschnitt widmet sich den Funden aus dem Palast von Kato Zakros. Der dritte Bereich zeigt Funde aus der geometrischen und archaischen Zeit. In diesen Abteilungen sind neben Vasen, Vorratsgefäßen und Glaswaren, Tontafeln in Linear-A-Schrift und Siegelsteinen, Münzen und Votivfiguren auch ein Rython in Form eines Stieres, eine Weinpresse und eine Getreidemühle zu sehen.

In der letzten Abteilung des Museums sind Funde wie Vasen, Idole und Krüge aber auch eine große Zahl von Münzen aus der hellenistischen und römischen Epoche zu sehen. Sie stammen unter anderem von den römischen Ausgrabungen von Makrigialos, der Insel Mochlos und aus Xerokambos, Ziros, Trypitos und Koufonisi aus dem Ostteil Kretas.

Die meisten Exponate werden in mehreren Sprachen beschrieben. Man kann entweder ein Einzelticket oder auch ein Kombiticket kaufen, mit dem man mehrere archäologische Stätten und Museen der Region besuchen kann.

Lage: Odos Sitias-Palekastrou/Ecke Odos Kokefalou, Sitia, Kreta 72300 (Neben dem Busbahnhof am Südrand von Sitia)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3306

Aquädukt bei Lampou Mili

Versteckt in einem Wald und nicht ganz so einfach zu finden liegt dieses einstöckige römische Aquädukt, von dem heute leider nur noch ein paar Bögen erhalten sind.

Das Aquädukt gehört zur gleichen Wasserleitung wie das noch viel besser erhaltene und vor allem deutlich größere Aquädukt von Moria. Diese Leitung transportierte auf einer Länge von über 25 km das Wasser vom Berg Olympos bis nach Mytilini und wurde Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. gebaut.

Lage: Lampou Mili, Lesvos 811 01 (westlich von Lampou Mili; Abzweigung etwa 3 km nordwestlich von Lampou Mili an der Straße Mytilini-Kalloni, von da aus noch gut 2,5 km der Schotterpiste folgen; als „Ancient Aquaeduct“ ausgeschildert)

Aquädukt bei Moria

Das Aquädukt von Moria liegt malerisch am Ende einer gepflasterten Straße, die inmitten vieler Olivenbäume verläuft, und ist schon von Weitem zu sehen.

Dieses imposante und noch recht gut erhaltene dreistöckige Aquädukt wurde Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. von den Römern errichtet, um die Versorgung der Inselhauptstadt mit Wasser zu gewährleisten.

Die Leitung verlief über mehr als 25 km vom Berg Olympos bis nach Mytilini. Das Aquädukt bestand aus 17 Bögen, die bis zu 27 m hoch sind und sich auf einer Länge von rund 170 Metern über das Tal spannen. Ein weiteres kleines Stück der Wasserleitung ist in Lampou Mili zu sehen. Berechnungen zufolge soll das Aquädukt täglich bis zu 127 Millionen Liter Wasser nach Mytilene gefördert haben.

Lage: Moria, Lesvos 811 00 (600m südwestlich von Moria; in Moira als „Roman Aquaeduct“ ausgeschildert)

Link: odysseus.culture.gr/h/2/eh251.jsp?obj_id=1832

Archäologisches Museum von Lesbos

Das Archäologische Museum gehört zu einem der schönsten in Griechenland. Es werden hauptsächlich Funde aus den Ausgrabungen von Lesbos ausgestellt, wie z.B. Statuen oder Keramik.

Das Museum besteht aus 2 Gebäuden: dem alten Museum, das in einer klassizistischen Villa in der Odos Eftaliotou untergebracht ist, und das 1995 eröffnete neue Museum, das in einem Neubau ein paar Meter weiter in der Odos 8th Novembriou liegt.

Das alte Museum zeigt Keramik, Münzen, Schmuck und Grabbeigaben aus der Spätsteinzeit bis in die römische Zeit.

Im neuen Museum ist die Dauerausstellung „Lesbos from Hellenistic to Roman Times“ absolut sehenswert. Hier werden z.B. Mosaike und Wandmalereien aus Häusern des antiken Mytilene, Grabreliefs, Porträts und Statuen aus der Zeit zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. gezeigt. Das aus dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. stammende Mosaik aus dem „Haus des Menander“ sollte man dabei unbedingt anschauen.

Lage:
Altes Museum: Odos Eftaliotou 7, Mytilini, Lesvos 811 00 (am südlichen Ende der 8 Novembriou zwischen Hafen und Kastell)
Neues Museum: 8th Novembriou, Mytilini, Lesvos 811 0

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh155.jsp?obj_id=3484

Antike Stadt Thasos

Eine gewaltige Stadtmauer umschloss die Stadt ab dem 5. Jh. v. Chr. in einem weiten, halbkreisförmigen Bogen und einer Länge von fast 4 Kilometern. Massive Marmorblöcke wurden hierbei zu einer dicken Mauer zusammengefügt, die sowohl um die Unterstadt als auch um die Oberstadt herumgezogen war.

Die Stadt konnte durch mehrere Tore betreten werden, die mit Darstellungen von Göttern versehen waren. Das Zeus- und Hera-Tor befand sich im Westen, das Silenen-Tor im Süden, das Parmenonas-Tor im Osten, Das Wagen-Tor am Hafen und das Hermes-Tor im Norden.

Einige Teile der Mauer, vor allem beim Kap Evraiokastro und im Süden der Stadt, sind noch relativ gut erhalten.

In der Odos Polignotou Vagi ist in den Ruinen einer frühchristlichen Basilika ein römisches Bodenmosaik aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. zu sehen, das mit Blättern und Ornamenten verziert war.

Südlich außerhalb der antiken Stadtmauern wurden eine große Zahl von römischen Stein-Sarkophagen gefunden. Man nimmt an, dass hier im 3. Jahrhundert n. Chr. ein antiker Friedhof lag. Einer Inschrift auf einem dieser Sarkophage zufolge wurde hier ein Mann namens Poliadis bestattet.

Auch im WEsten der Stadt, bei Glyfada, wurde ein Gräberfeld gefunden.

Lage: Odos Pietrou Axioti, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (Reste liegen nördlich des antiken Hafens zwischen Wagen-Tor und Hermes-Tor, ein weiteres Stück liegt zwischen Kap Evraiokastro und dem antiken Theater; ein langes, fast komplett durchgehendes Stück liegt zwischen der Akropolis und dem Zeus- und Hera-Tor im Süden der Stadt)

Archäologisches Museum von Thassos

Die Erweiterung des Archäologischen Museums in Limenas wurde 2009 abgeschlossen; seit 2010 können die Funde von der Insel wieder ansprechend präsentiert werden.

Das Museum versammelt eine ganze Reihe von archäologischen Relikten, die bei Ausgrabungen auf der Insel gefunden wurden. Zwischenzeitlich waren es so viele, dass das Museum aus allen Nähten platzte und dringend erweitert werden musste. Seit 2010 ist der Anbau für die Öffentlichkeit zugänglich.

Bereits im Museumsgarten findet man einige schöne Skulpturen, wie ein großer Vogel (von der Agora) oder ein Löwe (von einem der Stadttore) stehen und ein römisches Mosaik. Das Museum birgt Schätze aus der Zeit zwischen dem 7. Jh. v. Chr. und dem 7. Jh. n. Chr., vor allem Statuen, Keramik und Teile von Gebäuden.

Zu den wichtigsten Funden gehören u.a. der 3,50 Meter hohe Kouros aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., der einen Widder trägt, die Statue der Aphrodite aus dem 2.-1. Jahrhundert v. Chr., die auf einem Delphin reitet, eine Kolossalstatue des Kaisers Hadrian von ca. 130 n. Chr., Statuen mehrerer römischer Kaiser, Münzen, Keramik oder Werkzeuge.

Moderate Eintrittsgebühr.

Lage: Odos Megalou Alexandrou, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (an der Westecke der Agora)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3331

Antiker Kriegs- und Handelshafen von Thasos

Einer der schönsten Flecken von Limenas ist der hübsche Fischerhafen mit seinem beschaulichen Charme. Er befindet sich an genau der Stelle, an der zwischen dem 7. und 5. Jh. v. Chr. der antike Kriegshafen erbaut wurde.

Geschützt wird der Hafen auch heute noch von zwei Molen, deren südliche zusätzlich zwei befestigte Wehrtürme besaß (Reste sind im Wasser noch zu erkennen).

Die Einfahrt in den so genannten „geschlossenen Hafen“, dessen Becken komplett mit Marmor ausgekleidet war, war in der Antike nur Kriegsschiffen erlaubt. Alle anderen Schiffe legten im „offenen“ Handelshafen an, der sich nordöstlich des Kriegshafens an der Stelle des heutigen Stadtstrandes und der Bootswerft befand.

Vermutlich aus Sicherheitsgründen lagen die beiden Häfen in der Antike außerhalb der Stadtmauern, doch eine gepflasterte Straße führte direkt auf die Agora zu.

Lage: Odos Miaouli, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (etwa 700m nordöstlich des Anlegers der Fähren von Keramoti)

Antike Agora von Thasos

Vor etwa 50 Jahren begannen Archäologen der Französischen Archäologischen Schule mit den Grabungen, die allerdings bis heute noch nicht komplett abgeschlossen sind.

Dieser große rechteckige Platz, der an allen vier Seiten von Säulenhallen (Stoas) umgeben war, bildete das religiöse, wirtschaftliche und politische Herz der Stadt. An die Stoen schlossen sich sowohl öffentliche Gebäude (z. B. das Paraskenia-Gebäude, an dessen Wänden offizielle Stadtdokumente eingraviert waren) als auch Geschäfte und Lagerhallen an. Auf dem Platz standen die wichtigsten Ehrenmonumente, Denkmale und Altäre der Stadt.

Die ältesten Teile der Agora stammen aus dem 6. Jh. v. Chr., doch die größte Bautätigkeit fand zwischen dem 4. und dem 1. Jh. v. Chr. statt. Ende des 5. Jh. n. Chr. jedoch verlor die Agora ihre Bedeutung und begann zu verfallen.

Das Hauptheiligtum auf der Agora war der Tempel des Zeus Agoraios (Zeus des Marktes), von dem noch Fundamente erhalten sind. Daneben lag das Heiligtum des thassiotischen Athleten Theagenes, der so siegreich war, dass man ihn wie einen Gott verehrte. Außerdem errichtete man den Enkeln des Augustus – Gaius und Lucius Caesar – einen großen Ehrenaltar. Ein weiteres Monument wurde zum Gedenken an eine Seeschlacht gebaut und besitzt eine mit Wellen verzierte Basis in Form eines Schiffsrumpfes. Das Glaukos-Denkmal (7. Jh. v. Chr.) im nordöstlichen Teil ist das älteste Monument der Agora und ehrt Glaukos, Sohn des Leptines, als Helden. Daneben liegt der Durchgang der Theoroi, eine religiöse Prachtstraße, die einst reich mit Altären und Reliefs geschmückt war und an der sämtliche Namen der Magistraten von Thassos (Theoroi) verzeichnet waren.

Folgt man der gepflasterten Hauptstraße, die an der Südecke der Agora beginnt, kommt man zunächst an einer gut erhaltenen Exedra vorbei, die mit Girlanden und Stierköpfen verziert ist. Kurz danach führt links ein schmaler Weg zu einem kleinen Odeion, von dem vier Sitzreihen und die Treppenaufgänge noch erhalten sind.

Lage: Odos Petrou Axioti, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (südlich des antiken Kriegshafens, Eingang an der Westseite des Geländes, beim Archäologischen Museum)

Antikes Theater von Thasos

Mit Panoramablick über das Meer und die Stadt Thassos fügt sich das antike Theater in die natürlichen Gegebenheiten des Hanges ein.

Das antike Theater wurde im 5. Jh. v. Chr. erbaut, hat eine sehr gute Akustik und fasste 2000 bis 3000 Zuschauer. Die Vorbühne mit ihren 12 Säulen, die aus dem 3. Jh. v. Chr. stammt und mit Darstellungen beliebter Götter geschmückt war, wurde dem Dionysos, dem Gott des Theaters geweiht.

Das Theater wurde zunächst ausschließlich für Aufführungen von Komödien oder Dramen genutzt. Die Römer ließen jedoch im 1. Jh. v. Chr. eine 1,70 Meter hohe Schutzwand errichten, damit das Theater auch als Arena für Gladiatoren- und Tierkämpfe nutzbar wurde.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte eroberte sich die Natur das Gelände zurück, doch seit 2001 wird es restauriert und soll schon bald – vor allem im Sommer – für Aufführungen antiker Theaterstücke genutzt werden.

Lage: Acropolis, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (vom Kap Evraiokastro etwa 600m dem Weg Richtung Süden folgen. Oder vom Hafen aus über die Odos Akropoleon dem Hinweisschild „Archeio Theatro + Akropolis“ folgen; am Ende der Straße über eine gepflasterte Treppe (nicht die Treppe mit den weißen Stufen nehmen!) weitergehen; insgesamt etwa 700 m vom Hafen entfernt

Marmorsteinbruch bei Limenas

Thassos war bereits in der Antike ein wichtiger Exporteur von blendend weißem Marmor, der als „marmor thasium“ bekannt war.

Im römischen Imperium war der fast reinweiße Marmor aus Thassos sehr beliebt und wurde gerne für Säulen, Tempelfassaden, Statuen und Sarkophage verwendet. Die meisten Steinbrüche befanden sich in der Nähe der Küste, von wo aus die fertig geschnittenen Blöcke bequem mit Schiffen abtransportiert werden konnten.

Und auch heute noch werden die riesigen Marmorblöcke in den Steinbrüchen gebrochen und mit Lastwagen abtransportiert, zunächst auf das Festland nach Kavala oder Thessaloniki. Auf der ganzen Welt ist der Marmor wegen seiner fast schneeweißen Farbe und seiner Härte beliebt. Im Steinbruch bei Limenas und der danebenliegenden Fabrik wird laufend Marmor gebrochen und bearbeitet.

Lage: Industrial Area, Limenas Thassos, Thassos 640 04 (etwa 5 km südlich vom Limenas an der Inselringstraße Richtung Panagia)

Rabat/Mdina (Melita)

Das römische Melita umfasste mit einer Festungsmauer das heutige Mdina und Teile von Rabat und war das Verwaltungszentrum der Insel.

Rabat, das direkt vor den Toren der mittelalterlichen Stadt Mdina liegt, gehörte in römischer Zeit zur Stadt Melita, die mit einer wuchtigen Festungsmauer befestigt war.

Auch heute noch kann man römische Ausgrabungen, allen voran das Domus Romana, und archäologische Funde bestaunen. Doch auch das rege religiöse Leben über viele Jahrhunderte hinweg spiegelt sich in den vielen mächtigen Kirchen und Klöstern des Ortes wider.

Lage: St. Paul Street/Triq San Pawl, Rabat

Link: www.visitmalta.com/de/info/rabat

Halbinsel Aliki

Wie ein Schuh ist diese mit Kiefern bewachsene Halbinsel geformt. Sie war bei den Römern für ihren hochwertigen Marmor bekannt und galt wegen des Dioskurenheiligtums als heilig.

Aliki, der „heilige Felsen“, gilt seit dem 7. Jh. v. Chr. als heiliger Ort, denn aus dieser Zeit stammt eine der wichtigsten Kultstätten der Insel, das Dioskuren-Heiligtum, das sich direkt am östlichen Strand von Aliki befindet. Es ist den Dioskuren Castor und Pollux geweiht, die Schutzgötter der Seefahrer und Reisenden waren.

Bis in die frühchristliche Zeit war das Heiligtum, von dem heute noch die Fundamente, Mauern und einige Säulenstümpfe zu erkennen sind, in Gebrauch, bis man in byzantinischer Zeit südöstlich davon zwei Basiliken (5. Jh. n. Chr.) errichtete. Auch hier kann man noch eine Vielzahl an Überresten (Altäre, Säulen, Mauern, Treppen und Fundamente) finden.

Geht man weiter Richtung Süden, erreicht man die antiken Marmorsteinbrüche, die zwischen dem 6. Jh. v. Chr. und dem 6. Jh. n. Chr. ständig in Betrieb waren. Teilweise sind noch Spuren der antiken Werkzeuge sichtbar, obwohl ein Teil der Steinbrüche in der Zwischenzeit vom Meer überspült ist.

Man kann um die gesamte Halbinsel herumwandern, sogar in den wannenartigen Vertiefungen der Steinbrüche baden. Auf dem Rückweg kommt man noch an einem riesigen römischen Steinsarkophag vorbei, bevor man wieder zum Strand und den Tavernen zurückkehrt.

Lage: Aliki, Thassos 640 04 (etwa 11 km südlich von Kinira an der Inselringstraße)

Archäologisches Museum von Paros

Das Archäologische Museum beherbergt die wichtigsten archäologischen Funde von Paros und Antiparos von der Jungsteinzeit bis zur Römerzeit und dem frühen Christentum.

Zu den wichtigsten Ausstellungsstücken des Archäologischen Museums von Paros zählen neben Keramikfunden und Skulpturen vom Neolithikum bis zur Römerzeit eine Statue der „Nike von Paros“ aus dem 5. Jhdt. v. Chr und eine geflügelte Gorgone aus der Mitte des 6. Jhdt. v. Chr.

Vor dem Museum und im Vorhof sind Sarkophage, Grabstelen und ein römisches Mosaik zu sehen, im Inneren sind die Funde nach ihrer Entstehungszeit geordnet.

Im Museum kann man auch eines der wichtigsten Schriftstücke der Insel sehen, die „Parische Chronik“, ein Marmorfragment, auf dem bedeutende Ereignisse der vorrömischen Inselgeschichte zwischen 1582 und 263 v. Chr. verzeichnet wurden.

Geringe Eintrittsgebühr.

Lage: Stella Nikolaou, Parikia, Paros 844 00 (hinter der Kirche Panagia Ekatontapylianis)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3303

Marmorstollen von Marathi

Der schneeweiße, leicht transparente Marmor von Paros war für die römische Elite ein so exklusives und begehrtes Material, dass die Insel Paros und ihre Marmorvorkommen direkt dem Kaiser unterstellt war.

Zwischen etwa 3000 v. Chr. und dem 7. Jhdt. n. Chr. wurde auf Paros der berühmteste Exportartikel der Insel, der schneeweiße und leicht durchscheinende Marmor, abgebaut. Danach wurde der Abbau lange Zeit eingestellt, im 19. Jahrhundert wurde er jedoch nochmal für einige Zeit aufgenommen. Die heute noch sichtbaren Gebäude auf dem Gelände stammen aus dieser letzten Abbauphase.

Die Besonderheit des Marmors von Paros besteht in seiner Transparenz und seiner hohen Weiße. Da das Licht besonders weit in das Gestein eindringen kann, bekommen die daraus geschaffenen Objekte eine besondere Strahlkraft.

Die Römer entdeckten den Marmor als Bauelement erst im 1. Jahrhundert v. Chr. und ließen diesen meist direkt vor Ort von einheimischen Handwerkern bearbeiten. Erst später, als Marmor immer beliebter wurde, wurden die Marmorsteinbrüche zum Staatsbesitz, in denen römische Unternehmer den Marmor mit Hilfe von Sklaven in großem Stil abbauten. Der Castor- und Pollux-Tempel auf dem Forum Romanum in Rom wurde aus Parischem Marmor gehauen.

Heute kann man auf eigene Verantwortung (unbedingt gutes Schuhwerk und Taschenlampen mitnehmen – es ist dunkel und stellenweise glitschig) ein paar Meter tief in die ungesicherten Marmorstollen vordringen.

Lage: Marathi, Paros 844 00 (5 km von Parikia am östlichen Rand von Marathi)

Ireon von Samos (Heraion)

Hier wurde, wenn man der griechischen Sage glauben darf, die Göttermutter Hera (röm.: Juno) geboren und sie lebte hier auch zusammen mit ihrem Bruder und Ehemann Zeus (röm.: Jupiter).

Das Ufer des Flusses Imvrassos galt nach der Mythologie als Geburtsort der Hera und so wurde bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. mit dem Heraion von Samos einer der wichtigsten der Hera geweihten Tempelbezirke der panhellenistischen Zeit erbaut.

Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. wurde dann gegenüber dem Hera-Heiligtum ein größerer Tempel erbaut, der allerdings wenige Jahre später vermutlich durch ein Erdbeben zerstört und daher neu erbaut wurde. Er war mit seinen 155 Säulen damals der größte Tempel Griechenlands und die einzige heute noch aufrecht stehende Säule, von der allerdings nur noch etwa die Hälfte vorhanden ist, stammt von diesem Tempel.

Im Laufe der Jahrhunderte erlebte das Heraion insgesamt 6 oder 7 Bauphasen, auch während der Römerzeit wurden Erweiterungen errichtet, Schäden ausgebessert, Marmorverkleidungen angebracht und die bis nach Pythagorion führende, knapp 5 km lange Heilige Straße gepflastert. Ein Thermenkomplex und eine kleine Siedlung entstanden im 3. Jahrhundert n. Chr. und später eine frühchristliche Basilika.

Nach der byzantinischen Zeit wechselte Samos immer wieder seine Herrschaft, Piraten beherrschten die Ostägais, und so wurde auch das Heraion aufgegeben und geplündert, so dass man sich die ehemalige Wirkung dieser Anlage nur noch anhand der wenigen Säulenreste und Gebäudegrundrisse vorstellen kann.

Zusammen mit der antiken Stadt Pythagorion gehört das Heraion zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es gibt ein Kombiticket mit dem Tunnel des Eupalinos.

Lage: Ireon, Samos 831 03 (ca. 7 km südwestlich von Pythagorion, kurz vor Ireon nach links abbiegen)

Link: odysseus.culture.gr/h/2/eh251.jsp?obj_id=572

Pythagorion (Samos)

In der Antike lag die Inselhauptstadt, die genauso wie die Insel Samos hieß, noch hier an der Südwestküste, in unmittelbarer Nähe des wichtigsten Hera-Heiligtums von Ireon.

Während der Herrschaft des Tyrannen Polykrates (538 bis 522 v. Chr.) stand hier die große antike Stadt Samos, die sehr wohlhabend wurde und deren Reste heute zum Teil freigelegt sind. Nach der Eroberung durch die Perser verfiel die Stadt aber zusehends.

Während der römischen Epoche erreichte Samos eine weitere Blütezeit und es entstanden Villen, Thernemanlagen und ein Theater wurden gebaut.

Auch während der byzantinischen Zeit war Samos ein wichtiger Handelshafen vor der kleinasiatischen Küste, allerdings verlor es während der osmanischen Zeit seine Bedeutung und wurde durch die neue Hauptstadt Chora an der Nordküste abgelöst.

Erst ab etwa 1859 wurde auf den Ruinen des antiken Samos das Dorf Tigani neu errichtet, das ab 1955 nach Pythagoras, dem genialen griechischen Philosophen und Mathematiker, benannt wurde.

Auch heute ist der schöne Hafen von Pythagorion der Mittelpunkt des Ortes. Entlang der Hafenpromenade und in den Gassen von Pythagorion lässt es sich gut einkaufen und die vielen Restaurants sind meist gut besucht.

Lage: Pythagorio, Samos 831 03 (ca. 14 km südlich von Samos-Stadt)

Link: odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=8941

Römische Thermen in Pythagorion

Die Thermen der antiken Stadt Samos wurden unter der Herrschaft der Römer an einen hellenistischen Sportkomplex angebaut.

Von der römischen Thermenanlage aus dem 2. Jhdt. n. Chr. kann man noch einige gut erhaltene Reste der Hypokausten erkennen. Auch Bodenmosaike und Sarkophage sind aus dem ausgedehnten Gelände zu finden.

Im Eingangsbereich der Thermenanlage befanden sich zunächst die Umkleideräume (apodyterium). Im Norden lag das frigidarium mit einem Kaltwasserbecken und einem achteckigen Wasserbecken, die Warmbereiche (caldarium und tepidarium) wurden zusammen mit der Heizanlage und den Hypokausten an der Südseite angelegt. Es gab auch eine überwölbtes Gebäude, das als Saunabereich (sudatorium) diente. Reste der marmorverkleideten Wände und der Bodenmosaike kann man heute noch auf dem Gelände finden.

Die Bäder wurden an einen bereits bestehenden Sportkomplex aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. angebaut, der aus einem Wettkampfstadium (stadium), einer Ringkampfarena (palestra) und einem Sportplatz (gymnasium) bestand und der zu den größten der griechischen Antike gehörte.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde der nördliche Teil der Thermen zu einer Basilika umgewandelt, wobei man den runden Saunabereich in ein Taufbecken umwandelte.

Der Thermenkomplex gehört zusammen mit der antiken Stadt Samos und dem Heraion zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eintritt.

Lage: Odos L. Logotheti, Pythagorio, Samos 831 03 (direkt an der Straße zwischen dem Flughafen und Pythagorion)

Römisches Theater in Pythagorion

Das römische Theater ist in einen Hang oberhalb der antiken Stadt Samos gebaut und wurde bereits in hellenistischer Zeit errichtet.

Das Theater mit aus Marmor gebauten Sitzreihen stammt ursprünglich aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., wurde aber während der römischen Zeit umgebaut und erweitert. Es steht sicher in Zusammenhang mit dem jährlich stattfindenden Hera-Fest und wurde nicht nur als Bühne für musische Vorstellungen sondern auch für Spiele zu Ehren des Kaisers oder zu religiösen Zwecken verwendet.

Vom antiken Theater, in dem auch heute noch Aufführungen geboten werden, sind leider nur noch wenige Reste vorhanden. Die fehlenden Sitzreihen, die heute nun rund 750 Zuschauern Platz bieten,  wurden aus Holz nachgebaut und vermitteln auf diese Weise aber einen ganz guten Eindruck von der früheren Größe des Theaters.

Gehört zusammen mit der Region Pythagoreion und dem Heraion zum UNESCO-Weltkulturerbe. Frei zugänglich.

Lage: Pythagorio, Samos 831 03 (am Weg zum Kloster Moni Spilianis)

Archäologisches Museum von Pythagorion

Im Jahr 2010 ist das Museum, das sich vorher im Rathaus an der Platia Inini im Ortszentrum befand, in einen Neubau direkt neben den Ausgrabungen der antiken Stadt Samos umgezogen.

Der Umzug aus dem engen alten Quartier im Rathaus von Pythagorion hat dem Museum gutgetan: seit Mai 2010 präsentiert dieses Museum auf moderne Weise die bedeutendsten Exponate des antiken Samos. Man findet hier Porträts und teils überlebensgroße Statuen von römischen Kaisern (z.B. von Augustus, Claudius und Trajan), Sakrophage, Grabstelen, Amphoren, Münzen, Schmuck und Teile von Gebäuden aus der antiken Stadt Samos vom 5. Jahrtausend v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr.

Eintrittsgebühr.

Lage: Archaeological Museum of Pythagoreion, Odos Polykrati, Pythagorion, Samos 831 03 (in der Nähe der Polizeistation)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3495

Kastro-Hügel in Pythagorion

Die meisten Fundstücke aus der Antike oder aus der Römerzeit findet man in den Mauern des Logothetis-Kastells verbaut, für das die antiken Ruinen als Steinbruch benutzt wurden.

Das Areal, auf dem heute das Kastell und die Kirche stehen, war vermutlich bereits um 3000 v. Chr. besiedelt. Hier lag die Akropolis der antiken Stadt Samos und später, zu Polykrates’ Zeiten, stand hier sein Palast.

Während der Römerzeit wurden auf dem Kastro-Hügel mehrere luxuriöse Villen gebaut und Samos diente verschiedenen römischen Kaisern, darunter Marc Anton, Augustus, Claudius, Trajan und Hadrian, als „Winterresidenz“.

In byzantinischer Zeit wurde hier im 5. Jahrhundert n. Chr. eine christliche Basilika erbaut, deren Reste man bei Ausgrabungen freigelegt hat. Von den älteren Bebauungen ist nichts mehr vorhanden, allerdings wurden einige antike Steine in das Logothetis-Kastell eingebaut.

Das Kastell des Logothetis aus dem 19. Jahrhundert, in dem heute eine Ausstellung zur Geschichte von Samos zu sehen ist, spielte 1824 während des griechischen Freiheitskampfes eine große Rolle, die Kirche Metamorphosis wurde nach der Befreiung der Insel aus der türkischen Herrschaft aus Dankbarkeit errichtet.

Lage: Pythagorio, Samos 831 03 (ca. 400m westlich des Hafens)

Archäologisches Museum von Samos

Die archäologischen Funde der Insel Samos werden gleich in 2 Gebäuden ausgestellt. Da das „alte“ Museum zu klein wurde, wurde direkt daneben 1987 das „neue“ Museum eröffnet, in dem v. a. die Funde aus dem Heraion angemessen präsentiert werden können.

Dieses absolut sehenswerte Museum stellt in den beiden Museumsteilen archäologische Funde von der prähistorischen bis zur römischen Zeit aus, aber vor allem die Fundstücke aus dem Tempel der Hera in Ireon.

Zu den wichtigsten Stücken im Neubau gehören die sogenannte „Genelos-Gruppe“ und die fast 4,8 Meter hohe Kouros-Statue, die beide aus dem Heraion und aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammen.

Im Altbau kann man auch Votivgaben aus Holz oder Elfenbein aus den weiteren Ausgrabungen der Insel sehen. Die in einem weiteren Raum ausgestellten Protome, Bronzekessel mit ungewöhnlichen Greifenfüßen und -köpfen, gab es nur auf Samos.

Moderate Eintrittsgebühr.

Lage: Gimnasiarchou Κatevaini, Samos, Samos 831 00 (am Stadtpark, am nordöstlichen Ende der Fußgängerzone Kapetan Katavani)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3311

Roman Villa (Domus Romana)

Die Mosaikböden im Peristyl der Roman Villa (römisches Haus) von Rabat sind wirklich außergewöhnlich schön und detailliert und wurden von wahren Meistern ihres Fachs hergestellt.

Dieses römische Stadthaus aus dem Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurde im 19. Jhdt. freigelegt und ist heute zu einem Museum umgestaltet worden. Wunderschöne Bodenmosaike im Erdgeschoss und viele römische Alltagsgegenstände erzählen heute über das Leben auf der Insel in der Römerzeit. Eintrittsgebühr.

Lage: Museum Esplanade/Wesgha tal-Muzew, Rabat (im Norden von Rabat)

Links: heritagemalta.org/domvs-romana; www.visitmalta.com/de/info/domus-romana

Kollegiatkirche St. Paul

Die Kirche wurde über einer Grotte gebaut, in der der Apostel Paulus nach seinem Schiffbruch auf Malta 3 Monate gelebt und gelehrt haben soll.

Einer Legende nach wurde der Apostel Paulus hier im Jahr 60 n. Chr. ein paar Monate gefangen gehalten. Später wurde über der Grotte eine Kirche erbaut. Die heutige Kirche wurde im Jahr 1683 fertiggestellt und ist ein Wallfahrtsort.

Lage: St. Paul Street/Triq San Pawl, Rabat

Link: www.visitmalta.com/de/info/stpaulschurchrabat

Archäologisches Museum von Karpathos

Die Ausstellungsstücke des Museums reichen von der prähistorischen über die hellenistische und römische Zeit bis zum Mittelalter und wurden alle auf der Insel gefunden.

Die 3 kleinen Räumen sind aufgeteilt in die prähistorische Zeit, die hellenistisch-römische Antike und die frühchristlich-byzantinische Zeit. Hier finden sich Objekte wie Vasen, Glasobjekte, Statuen, die Replik eines Grabes und Fresken frühchristlicher Kirchen.

Die römischen Funde wie z.B. Stelen oder das Modell einer Zisterne gehören zu den Ausgrabungen in den 4 antiken Städte Arkasa, Lefkos, Vourgunta und Pigadia.

Karpathos-Stadt, das in der hellenistischen Zeit Potidaion bzw. Poseidion hieß, war bei den Römern (und ist es auch noch heute) als Pigadia bekannt.

Geringe Eintrittsgebühr.

Lage: Karpathos (Pigadia) 857 00, Karpathos (direkt am Hafen im Gebäude der Präfektur)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh155.jsp?obj_id=13501

Archäologisches Museum von Rhodos

Das Archäologische Museum von Rhodos ist in einem der wohl schönsten Gebäuden von Rhodos untergebracht: dem ehemaligen Ordenshospital, das aus dem 15. Jahrhundert stammt.

Das beeindruckende Ordenshospital der Johanniter, das im gotischen Stil mit Renaissance-Elementen erbaute wurde, gruppiert sich um einen Innenhof, der von zweigeschossigen Arkaden eingerahmt wird.

In der 2. Etage im 12 Meter breiten und 50 Meter langen ehemaligen Krankensaal ist seit 1914 das Archäologisches Museum untergebracht mit Funden aus Ausgrabungen auf Rhodos und anderen Inseln des Dodekanes.

Das Museum gehört zu den bedeutendsten Museen Griechenlands und zeigt neben Grabfunden aus dem antiken Ialysos und Kamiros (Vasen, Figuren, Schmuck und Objekte aus der geometrischen bis klassischen Epoche) auch Keramiken und Skulpturen aus hellenistischer und römischer Zeit oder Grabplatten und Wappen der Ordensritter.

Zu den schönsten Ausstellungsstücken gehören dabei die Statue einer kauernden Aphrodite aus dem 1. Jhdt. v. Chr., das Grabrelief von Krito und Timarista aus dem 5. Jhdt. v. Chr., eine überlebensgroße Aphrodite, ein Helios-Kopf oder zwei kopflose Kouroi aus Kamiros.

Eintrittsgebühr.

Lage: Archaiologiko Museio Rodou, Platia Megalou Alexandrou/Odos Apellou, Rhodos (Altstadt), Rhodos 851 00

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh151.jsp?obj_id=3312

Asklepieion von Kos

Die in einem Zypressenhain gelegene Anlage mit herrlichem Blick auf die Küste Kleinasiens wurde erst Anfang des 20. Jhdts. entdeckt und restauriert.

Der Grundstein dieses großen antiken Therapiezentrums und der Medizinschule wurde gegen Ende des 4. Jhdts. v. Chr. gelegt, nach dem Tod des Arztes Hippokrates (ca. 460-375 v. Chr.). In den 3 Ebenen, die durch breite marmorne Freitreppen miteinander verbunden sind, findet man Reste eines Asklepios-Tempels (Gott der Heilkunde), eines Opfer-Altars und von Säulenhallen, die auch in der römischen Zeit genutzt wurden.

Unterste Ebene: in der von Säulen umstandenen hufeisenförmige Stoa war vermutlich die Medizinschule untergebracht, östlich davon lagen die römischen Thermen (3. Jhdt. n. Chr.). Die Arkaden wurden in römischer Zeit in die Stützmauer zur mittleren Ebene eingebaut. In einer Mauernische auf der rechten Seite der Freitreppe wurde ein Xenophon-Tempel eingelassen, links von der Treppe befindet sich eine Quelle mit einem Bild des Hirtengottes Pan.

Mittlere Ebene: ein Marmoraltar gleich gegenüber der Freitreppe ist das wohl älteste Bauwerk der Anlage (4. Jhdt. v. Chr.), links daneben wurden 7 korinthische Säulen eines Apollo-Tempels aus dem 2. Jhdt. n. Chr. wieder aufgerichtet, auf der rechten Seite befindet sich vor dem Abaton, der Residenz der Priester, ein kleiner ionischer Asklepion-Tempel (3. Jhdt. v. Chr.), von dem noch 2 Säulen aufrecht stehen.

Obere Ebene: hier befindet sich der jüngere, große dorische Tempel des Asklepios (2. Jhdt. v. Chr.), umgeben von einer großen hufeisenförmigen Stoa. Ein Säulenrest des Tempels wurde in frühchristlicher Zeit in einen christlichen Altar umgewandelt, der heute noch steht.

Eintrittsgebühr. Kombiticket mit Casa Romana und Archäeologischem Museum in Kos-Stadt.

Lage: Asklepeion, Kos 85 300 (etwa 4 km südwestlich von Kos-Stadt, bei Platani)

Link: odysseus.culture.gr/h/3/eh351.jsp?obj_id=2395

Odeon in Kos-Stadt

Nach einem starken Erdbeben musste das römische Odeon im Jahr 1917 kurzzeitig geschlossen werden, konnte aber nach Prüfung der Statik ein paar Tage später wieder geöffnet werden.

Das kleine römische Theater aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. hat eine Größe von etwa 32 x 30 Metern, eine Höhe vom 12 Metern und bot etwa 750 Personen Platz. Im ursprünglich überdachten, halbkreisförmigen Odeon, dessen 14 marmorverkleidete Ränge noch gut erhaltenen sind, fanden neben Theater- und Musikaufführungen auch Ratsversammlungen und Wettbewerbe statt.

Ungewöhnlich ist die Form der Bühne, die ein unregelmäßiges Fünfeck bildet. Unter den Sitzreihen befanden sich Räume, die als Werkstätten oder Geschäfte genutzt werden konnten. In Nischen standen Statuen wie z.B. die von Hippokrates, die heute im Archäologischen Museum von Kos zu sehen ist.

Aufgrund der originalgetreuen Restaurierung der unteren 9 Sitzreihen kann das Odeon auch heutzutage wieder für Konzerte und Aufführungen genutzt werden.

Der Eintritt ist frei.

Lage: an der Leoforos Grigoriou V, Kos-Stadt, Kos 853 00 (südwestlich der Westlichen Ausgrabungen)

Link: odysseus.culture.gr/h/2/eh251.jsp?obj_id=5141

Westliche Ausgrabungen in Kos-Stadt

In den westlichen Ausgrabungen findet man mehrere gut erhaltene Mosaike, die Motive der griechischen Mythologie zeigen und die sehr sehenswert sind. Auch das von außen unscheinbar wirkende Nymphäum muss man unbedingt ansehen!

In diesem großen Ausgrabungsareal am Rande der Altstadt gibt es einige Highlights zu entdecken: Eines der schönsten Gebäude ist das Nymphaion, ein viereckiger Bau aus dem 3. Jhdt. n. Chr., dessen Mauern komplett rekonstruiert wurden. Ins Innere kann man zwar nur durch ein vergittertes Fenster schauen, doch dahinter öffnet sich ein wunderschöner, üppig mit Mosaiken, Brunnen und Statuen dekorierter Innenhof in fast maurisch wirkendem Stil. Daher kam man lange nicht darauf, dass es sich bei diesem Gebäude „nur“ um eine antike öffentliche Toilette handelte.

Westlich des Nymphaion, auf der anderen Seite des im 3. Jahrhundert n. Chr. angelegten Decumanus Maximus und des Cardo Maximus mit noch gut zu erkennenden Karrenspuren und Gehsteigen, stehen die Ruinen der Westthermen aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., in die in byzantinischer Zeit eine Basilika gebaut wurde. Anschließend folgen die 17 (von ehemals 81) wiederaufgebauten Säulen des Xysto, der Säulenhalle des Gymnasion, die noch aus hellenistischer Zeit, d.h. aus dem 2. Jhdt. v. Chr., stammen.

Zu den wichtigsten und bekanntesten Mosaiken dieser Ausgrabungsstätte, die größtenteils aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. stammen, gehören „Das Urteil des Paris“ (am nördlichen Rand der Ausgrabungen) und „Die Entführung der Europa“ im östlichen Teil, nahe der ehemaligen Akropolis. Außerdem findet man noch ein Mosaik mit Gladiatorenmotiven und das eines antiken „Briefboten“

Der Eintritt ist frei.

Lage: an der Leoforos Grigoriou V, Kos-Stadt, Kos 853 00

Casa Romana und Zentralthermen in Kos-Stadt

Anhand der Überreste dieser römischen Patriziervilla aus dem 3. Jhdt. n. Chr. kann man sich gut vorstellen, wie wohlhabende Römer einst in Kos gelebt haben.

Das Haus wurde 1934 bei italienischen Ausgrabungen entdeckt und ist seit 1940 der Öffentlichkeit zugänglich. Die einstige Pracht des Hauses mit 36 Räumen, 3 Innenhöfen und mehreren Bädern, kann man noch gut in den mit Marmor verkleideten und mit wunderschönen Fußbodenmosaiken und Wandmalereien ausgestatteten Räumen erahnen.

Die daneben liegenden Zentralthermen stammen aus dem 3. Jhdt. v. Chr. Hier sind vor allem die Pfeiler der Hypokausten gut zu erkennen.

Eintrittsgebühr. Kombiticket mit Archäologischem Museum in Kos-Stadt und Asklepieion.

Lage: an der Leoforos Grigoriou V, Kos-Stadt, Kos 853 00 (südöstlich der Westlichen Ausgrabungen)

Link: odysseus.culture.gr/h/2/eh255.jsp?obj_id=1757

Archäologisches Museum von Kos

Das Gebäude des Archäologischen Museums stammt aus italienischer Zeit und wurde 1936 im Stil einer römischen Villa erbaut. Nach fast 4jähriger Renovierung wurde das Museum im September 2016 wiedereröffnet.

Im archäologischen Museum von Kos sind die bedeutendsten koischen Funde aus klassischer, hellenistischer und römischer Zeit ausgestellt.

Eines der schönsten Stücke erwartet einen gleich im Innenhof: ein sehr gut erhaltenes römisches Mosaik aus dem 3. Jhdt. n. Chr., das Asklipios, den Gott der Heilkunde, bei seiner Ankunft auf Kos zeigt. Hinter einem Felsen wird er von Hippokrates erwartet, während ihn rechts ein koischer Bauer begrüßt.

Außerdem sehenswert sind unter anderem eine römische Statue der Hygieia, der griechischen Göttin der Gesundheit, eine imposante Statue des Hippokrates aus dem 4. Jhdt. v. Chr. und ein sitzender Götterbote Hermes, mit geflügeltem Helm und Stiefeln.

Eintrittsgebühr. Kombiticket mit Casa Romana und Asklepieion.

Lage: Platia Elefteria, Kos-Stadt, Kos 853 00 (am Nordende der Platia Eleftherias)

Link: odysseus.culture.gr/h/1/eh155.jsp?obj_id=3410

Exeter (Isca Dumnoriorum)

Als Standort des Legionskastells Isca Dumnoriurum und später als Hauptort der civitas der Dumnonii bildete das heutige Exeter nach der Eroberung der Provinz einen wichtigen römischen Stützpunkt in Britannien.

Die heutige Hauptstadt der Grafschaft Devon liegt am Fluss Exe und wurde bereits von den Kelten besiedelt. Etwa 50 n. Chr. gründeten die Römer hier das Legionskastell Isca Dumnoriorum der Legio II Augusta für rund 5000 Soldaten und 500 Reiter. Das Kastell lag im Bereich, wo sich heute die Fore Street/High Street und die North Street/South Street kreuzen – sie bilden vermutlich auch den ursprünglich römischen Straßenverlauf ab. Es wurden auch Reste der Legionsthermen im Bereich des Cathedral Yard gefunden.

Nachdem das Kastell zwischen den Jahren 70 und 80 n. Chr. aufgegeben wurde, entstand an dieser Stelle im 2. Jahrhundert n. Chr. die Hauptstadt (civitas) der Dumnonii, von der u.a. noch Teile der Stadtmauer am Roman Walk erhalten geblieben sind. Bereits um 360 n. Chr. beginnt die Bedeutung der Stadt zu schrumpfen und als die Römer 410 n. Chr. die Insel verlassen, wird auch die Stadt aufgegeben.

Die Stadt verfügte über ein Forum, eine Basilika, öffentliche Bäder, es gab Geschäfte und sogar einige mit Mosaiken ausgestattete Steinhäuser. Außerdem war die Stadt Ausgangspunkt der Römerstraße über Sirencester (Corinium) nach Lincoln (Lindum).

Der Name „Isca“ ist ein bretonisch-römische Wortmischung für „fließendes Wasser“ und beschreibt die Lage am Fluss. „Dumnoriurun“ bezieht sich auf den Stamm der Dumnonii.

Lage: Exeter EX1 2JB
Links: www.visitexeter.com ; www.exeterviews.co.uk

Antika Agora von Kos-Stadt

Das katastrophale Erdbeben im Jahr 1933 war gleichzeitig ein Glücksfall für die Archäologen. Denn viele der Häuser im Stadtkern waren so stark zerstört, dass sie auf Anordnung der italienischen Behörden abgerissen werden mussten.

Bei den Ausgrabungen, die zwischen 1934 und 1942 durchgeführt wurden, entdeckte man die Reste des antiken Zentrums von Kos-Stadt mit einem Herakles-Tempel (2. Jhdt. v. Chr.), einem Doppeltempel von Aphrodite und Pandimos (2. Jhdt. v. Chr.), Fundamenten der Marktarkaden (stoa) aus dem 4. oder 3. Jhdt. v. Chr., öffentlichen Gebäuden, mehreren antiken Wohnhäusern mit schönen Mosaiken und einigen frühchristlichen Kapellen.

In der Römerzeit wurde die hellenistische Agora von Kos an römische Bedürfnisse angepasst und erweitert. Auch Schäden an der Stoa, die vermutlich nach einem Erdbeben entstanden sind, wurden dabei von den Römern behoben.

Der Eintritt ist frei.

Lage: Kos-Stadt, Kos 853 00, zwischen der Hadji-Hassan-Moschee und der Leoforos Ippokratous

Amphitheater in Carmarthen

Das Amphitheater mit seinen gut 4.500 Plätzen war für die Größe des Ortes Moridunum erstaunlich groß.

Eingeschnitten in einen natürlichen Hang erbauten die Römer im 2. Jahrhundert n. Chr. ein steinernes Amphitheater als Ellipse mit einem Außendurchmesser von gut 90 x 60 Metern. Auf den Holzsitzreihen fanden ca. 4.500-5.000 Zuschauer Platz.

Das Amphitheater von Carmarthen ist eines von nur rund 10 in Großbritannien ausgegrabenen Amphitheatern und lag etwa 250 Meter nordöstlich der damaligen Stadtmauer.

Lage: Amphitheatre‎ Moridunum, Carmarthen, Carmarthenshire SA31 1NZ

Monmouth (Blestium)

Monmouth liegt an am Zusammenfluss des Monnow mit dem Wye zwischen der Ebene von Gwent und den Bergen von Mittelwales. Da der Wye hier schiffbar war und auch die Straße zwischen Caerleon (Isca Augusta) und Gloucester (Glevum) an dieser Stelle verlief, war die Lage strategisch wichtig. Auch die Nähe zu den Eisenerzvorkommen des Forest of Dean bildete einen perfekten Ort für die Errichtung von Blestium.

Die Römer errichteten bereits vor 55 n. Chr. während der Feldzüge gegen die in dieser Gegend ansässigen Stämme der Silurer und der Dobunni eine Festung für etwa 2000 Soldaten, die sie Blestium nannen. Man vermutet, dass es sich hier sogar um das erste römische Fort in Wales handeln könnte.

Die erste schriftliche Erwähnung von Blestium stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und erwähnt das an einer wichtigen römischen Reiseroute liegende Blestium an dieser Stelle. Ausgrabungen bestätigen, dass hier ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. Eisen verarbeitet wurde. Münzfunde, die ins 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. datieren, belegen, dass hier auch Handel getrieben wurde und es daher eine Zivilsiedlung gegeben haben musste.

Vom Fort sind heute keinerlei Spuren mehr sichtbar, aber eine blaue Plakette an der an der Lloyds Bank in der Monnow Street erinnert an die einstige Lage des Forts im heutigen Stadtgebiet rund um Monnow Street, Agincourt Street und St John’s Street.

Lage: Tourist Information Centre, Shire Hall, 3 Agincourt Square, Monmouth NP25 3DY

Link: www.monmouth.gov.uk

Prestatyn Roman Bath House

In Prestatyn befanden sich bereits während der Römerzeit um 70 n. Chr. eine Siedlung und eine römische Militärstation, die zur 20. Legion (Legio XX Valeria Victrix) in Chester gehörte. Reste eines Badehauses und mehrerer Gebäude wurden in den 1930er-Jahren entdeckt, aber erst 1984 archäologisch ausgegraben.

Prestatyn liegt direkt an der Irischen See in der Nähe der Mündung des River Dee und zudem an der Römerstraße, die zwischen den heutigen Orten Chester (Deva Victrix) und Caernarfon (Segontium) verlief. Durch die Blei- und Silbervorkommen bei Meliden entstand hier um etwa 70 n. Chr. eine Militärstation mit Zivilsiedlung, in der wohl auch Metall verarbeitet wurde und die bis mindestens zum Ende des 3. Jahrhunderts römisch war.

Das kleine Badehaus entstand um 120 n. Chr. und wurde um 150 n. Chr. erweitert. Es besteht ganz klassisch aus drei hintereinanderliegenden Räumen: einem Frigidarium, in dem man sich umkleidete und in dem ein Kaltwasserbecken Abkühlung bot, einem Tepidarium mit mäßiger Temperatur und einem Caldarium, in dem man schwitzte und sich mit Öl und einem Strigilis den Schmutz von der Haut schaben konnte. Die Reste der Hypokausten und den Heizraum außerhalb des Caldariums kann man noch gut erkennen.

Bei den Ausgrabungen wurden auch Broschen und Keramik aus der Zivilsiedlung gefunden, die bis ins 4. Jahrhundert reichen. Der Stempel, mit dem hier gefundene Fliesen gekennzeichnet waren (LEG XX VV und die Darstellung eines Ebers), weist darauf hin, dass diese von der Legio XX Valeria Victrix in Holt bei Chester hergestellt wurden.

Lage: 42 Melyd Avenue, Prestatyn LL19 8RT

Link: atprestatyn.co.uk/out-about/history-and-heritage/