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Römerlager im Zeughaus

Das Römermuseum ist nur vorübergehend im Zeughaus untergebracht, da man für die Präsentation der zahlreichen Funde aus Augusta Vindelicum noch immer nach einem passenden Ausstellungsort sucht. Dennoch ist die Interimslösung, die die Highlights des Römermuseums zeigt, unbedingt sehenswert.

Die Grundlage des Römermuseums von Augsburg ist eine Sammlung von 23 römischen Denkmälern und der im 12. Jahrhundert angefertigten Abschrift einer römischen Straßenkarte, die der Augsburger Stadtschreiber und Humanist Konrad Peutinger 1505 präsentierte. Daraus entwickelte sich das Römermuseum, das seit 1966 im Dominikanerkloster St. Magdalena untergebracht war, aber leider Ende 2012 wegen Statikproblemen geschlossen werden musste. Danach suchte man mehrere Jahre nach einem angemessenen Rahmen für die vielen außergewöhnlichen römischen Objekte, konnte sich bisher aus Kostengründen aber noch nicht auf einen Neubau einigen.

2015 wurde daher in der Toskanischen Säulenhalle im Zeughaus ein Interimsmuseum eingerichtet. Unter dem Namen „Römerlager – Das römische Augsburg in Kisten“ greift die Ausstellung ihre Vorläufigkeit und Unvollständigkeit auf und präsentiert die Funde bewusst auf Paletten und in Transportkisten, die der Besucher auch selbst öffnen und erkunden darf. Die rund 200 Objekte zeigen dabei nur etwa 1 Prozent der bisher in Augsburg gefundenen Stücke – der Rest befindet sich noch im Archäologischen Zentraldepot und wartet auf eine baldige Präsentation in neuen Räumen.

Die Funde stammen aus Grabungen in Augsburg und Umgebung, viele davon aus dem Stadtteil Oberhausen, wo einst das zwischen 8 und 5 v. Chr. erbaute erste Römerkastell lag. Hier barg man 2021 aus dem Kiesbett der Wertach Objekte mit einem Gesamtgewicht von etwa 400 Kilogramm, darunter 5600 Silberdenare aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. – mit 15 Kilogramm Gewicht der bisher größte jemals in Bayern entdeckte Silberschatz, der allerdings momentan im Depot liegt und noch nicht ausgestellt werden kann.

In 7 Themenbereichen zeigt das Museum Aspekte römischen Lebens in Augusta Vindelicum und die größten Highlights der hier geborgenen Schätze:

  • Stadtgründung: Abguss einer Statue von Kaiser Augustus mit verhülltem Haupt (ein Geschenk aus Italien). Büsten von Kaiser Hadrian, der Augsburg 121 n. Chr. das Stadtrecht verlieh, und Kaiser Augustus, nach dem Augsburg benannt ist.
  • Militär: Replik einer Militärausrüstung mit Kettenhemd und Kurzschwert. Vergoldeter Offiziershelm aus der späten Römerzeit. „Augsburger Siegesaltar“ (260 n. Chr. nach der Juthungenschlacht für die Siegesgöttin Victoria gestiftet).
  • Verkehrswege: 7 Meter langes Faksimile der Peutingertafel (tabula peutingeriana), einer mittelalterlichen Abschrift der einzigen heute noch überlieferten römischen Straßenkarte aus der Zeit um 375 n. Chr. (seit 2007 UNESCO-Weltkulturerbe; das Original befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien). Originale Reste einer hölzernen Schiffsanlegestelle (am antiken Ufer des Lechs ausgegraben). Steindenkmal eines römischen Weinhändlers mit seinem Hund auf einem Ochsenkarren.
  • Handel: Depotfund mit 52 Goldmünzen (um 170 n. Chr. während der Markomannenkriege vergraben und 1978 an der Stephansgasse entdeckt). Relief des Handelsgottes Merkur. Amphoren zum Transport von Olivenöl und Wein. Darstellung eines Weinverkaufs auf einem Grabdenkmal.
  • Zivilleben: Nachbildung eines Trikliniums. Modell der Thermen von Cambodunum. Mosaike, Wandmalereien und Ziegel. Schmuck, Öllampen, Geschirr, Mühlstein.
  • Götter: Sammlung von Götterstatuetten aus Bronze. Modell des Apollo-Grannus-Tempels von Faimingen. Adam-und-Eva-Schale (gravierte Glasschale aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. mit Darstellung des Sündenfalls – der älteste Nachweis des Christentums in Bayern).
  • Abschied: Steindenkmäler, Grabinschriften und Reliefs mit Darstellungen von Weinhandel und Textilverarbeitung.

Ein besonderes Highlight ist zudem ein vergoldeter bronzener Pferdekopf, der 1769 in der Wertach gefunden wurde. Er stammt aus der Zeit Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. und war vermutlich Teil einer Quadriga oder einer Reiterstatue für den Kaiser (möglicherweise Kaiser Marc Aurel).

Die Römerlager-Ausstellung im Zeughaus ist täglich außer Montag gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Neben der Dauerausstellung gibt es auch kleine Sonderausstellungsbereiche mit Forschertischen. Es werden Führungen angeboten.

Lage: Römerlager im Zeughaus, Zeugplatz 4, 86150 Augsburg

Link: kunstsammlungen-museen.augsburg.de/roemerlager

Augustusbrunnen

Der monumentale Augustusbrunnen stammt nicht aus der Römerzeit, sondern wurde erst während der Renaissance aufgestellt – anlässlich der 1600-Jahr-Feier Augsburgs und zu Ehren des römischen Kaisers Augustus, dem Augsburg seine Gründung verdankt.

Die Figuren des Renaissancebrunnens wurden Ende des 16. Jahrhunderts vom niederländisch-deutschen Bildhauer Hubert Gerhard nach italienischen Vorbildern entworfen und vom Augsburger Stadtgießer Peter Wagner in einer Bronze-Messing-Legierung gegossen. Der Brunnen selbst und die Säule wurden aus Marmor gefertigt.

Die mit 2,5 Meter überlebensgroße Statue von Kaiser Augustus, der mit Lorbeerkranz, Waffenrock und erhobener rechter Hand dargestellt ist, steht an der Spitze der Säule. Zu seinen Füßen sind das Stadtwappen von Augsburg und Steinbockköpfe zu sehen. Darunter wurden Eroten mit wasserspeienden Delfinen und weibliche Hermen angebracht, aus deren Brüsten Wasser sprüht und die Fruchtbarkeit, Wohlstand und Überfluss symbolisieren sollen.

An den 4 Ecken des Brunnenbeckens befinden sich die Allegorien der Augsburger Wasseradern: Der Lech ist als Flussgott mit wallendem Bart, Wolfsfell, Flößerpaddel und einer Krone aus Fichtenzapfen dargestellt, die Singold als Flussgöttin mit Ährenkrone, Ähren und dem Teil eines Mühlrads, die Wertach als Flussgott mit Eichenlaubkrone, Fisch und Fischernetz und der Brunnenbach (Brunnenlech) als Flussgöttin mit Füllhorn, Kanne, Krönchen und Schleier. Ein schmiedeeisernes Gitter mit Spindelblumen und Spiralranken umgibt den gesamten Brunnen.

Der Augustusbrunnen gehört neben den beiden weiteren Prachtbrunnen, dem Merkur- und dem Herkulesbrunnen, seit 2019 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Augsburger Wassermanagement-System“ und ist jederzeit frei zugänglich (er wird allerdings im Winter unter einer Holzverkleidung geschützt). Die originalen Bronzeskulpturen der Augustusbrunnen sind zum Schutz von Vandalismus seit einigen Jahren durch Kopien ersetzt worden. Die Originale sind im Maximilianmuseum in Augsburg zu sehen.

Lage: Augustusbrunnen, Rathausplatz, 86150 Augsburg

Link: wassersystem-augsburg.de/de/objekte/augustusbrunnen

Sieben-Kindel-Stein

In der Fassade des am Unteren Graben gelegenen Hauses „Bei den Sieben Kindeln“ ist ein römisches Flachrelief mit der Darstellung spielender Kinder eingemauert, um das sich eine alte Augsburger Sage rankt.

Das Steinrelief stellt 6 tanzende, nackte Kinder dar, die ins Spiel vertieft sind. Es stammt ursprünglich aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. und wurde im Mittelalter als Spolie wiederverwendet. Im 18. Jahrhundert wurde es dann in die Wand eines barocken Bürgerhauses am Unteren Graben eingemauert.

Der Sage nach wurde das Relief, das die Seitenwand eines Sarkophags geziert haben soll, von einem römischen Offizier beauftragt. Dieser soll mit seiner Frau und seinen 7 Kindern einst in diesem Haus am Bach gewohnt haben. Als eines der Kinder beim Spielen in den Bach fiel und dort ertrank, ließ er das Relief anfertigen, auf dem die 6 verbliebenen Kinder um ihr jüngstes Geschwisterchen trauerten, das im Inneren des Sarkophags bestattet wurde.

Viel wahrscheinlicher jedoch handelt es sich um ein Relief mit der Darstellung von Eroten, das die Fassade eines römischen Hauses oder eine Wand geschmückt haben könnte. Die unter dem Relief eingemeißelte lateinische Inschrift wurde erst in der Barockzeit ergänzt und heißt übersetzt: „Du siehst hier die Spiele der Kinder auf einem uralten Kunstwerk, doch ist jedes Alter, jeder Stand auch nur ein Spiel.“

Der Sieben-Kindel-Stein, der unter einer stabilen Glasplatte gegen Vandalismus geschützt wird, ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Bei den sieben Kindeln, Unterer Graben 3, 86152 Augsburg

Archäologischer Garten Augsburg

Im Archäologischen Garten von Augsburg fand man bei Ausgrabungen sich schichtweise überlagernde archäologische Strukturen, die von den Anfängen Augsburgs als römisches Kastell über die römische Zivilstadt bis ins Mittelalter und die Neuzeit reichen.

Im Archäologischen Garten in der Nähe des Domviertels fand man Spuren hölzerner Mannschaftsbaracken des römischen Kastells, das zwischen 10 und 16 n. Chr. im nördlichen Teil der heutigen Altstadt entstand. Dieses ersetzte das zwischen 8 und 5 v. Chr. errichtete und bei einem Hochwasser zerstörte erste römische Militärlager, das 1913 im Stadtteil Oberhausen in einem Kieswerk entdeckt wurde.

In dem auf der Lechhochebene gelegenen großen neuen Kastell – einer der größten und wichtigsten Militärstützpunkte im heutigen Süddeutschland – waren auf einer Fläche von 320 x 280 Metern etwa 3000 Soldaten einer teilberittenen Vexillationseinheit untergebracht, die neben der militärischen Sicherung der neuen Provinz Raetia auch für den Aufbau römischer Infrastruktur, den Straßenbau und für Vermessungsarbeiten zuständig waren.

Das Kastell brannte 69/70 n. Chr. während des durch den Tod von Kaiser Nero ausgelösten Bürgerkriegs nieder und wurde danach aufgegeben. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage an der Via Claudia Augusta (heute Maximilian- und Frauentorstraße), der Via Julia und der Militärstraße nach Mainz (Mogontiacum) entwickelte sich die Lagersiedlung Augusta Vindelicum (= Stadt des Augustus im Gebiet der Vindeliker) jedoch zu einem Handelszentrum für Wein, Textilien und Lampen. Sie löste 95 n. Chr. Kempten (Cambodunum) als Provinzhauptstadt ab und erhielt 121 n. Chr. durch Kaiser Hadrian als Municipium Aelium Augustum (oder Aelia Augusta) das römische Stadtrecht.

Die Stadt erlebte im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. ihre größte Blüte und war mit fast 100 Hektaren die größte römische Siedlung in Süddeutschland. Auf dem Kastellareal wurden in dieser Zeit zahlreiche Steingebäude gebaut, u.a. das Forum, eine große Markthalle, Tempel und öffentliche Thermen.

Nach dem Abzug der Römer im 5. Jahrhundert n. Chr. verlagerte sich im Mittelalter der Stadtkern Richtung Süden. Die nun außerhalb der Stadtmauern gelegenen, ungenutzten römischen Steingebäude dienten als Steinbruch und wurden teilweise mit sakralen Bauten überbaut.

Zwischen 1990 und 1995 fanden hier in einem etwa 2000 Quadratmeter großen Areal umfangreiche Ausgrabungen statt, die verschiedene stadtgeschichtliche Epochen Augsburgs freilegten. Die ältesten Spuren, bis zu 3,5 Meter unter dem heutigen Straßenniveau, brachten zahlreiche römische Funde zutage: neben Resten von Wohngebäuden, Kellern und Brunnen fand man sogar gut erhaltene Fußböden mit Fußbodenheizungen. Nach der Dokumentation und Bergung der Objekte deckte man den größten Teil der Ausgrabungen zum Schutz vor der Witterung wieder ab und legte 2011 im westlichen Teil den rund 400 Quadratmeter großen Archäologischen Garten an.

Der Archäologische Garten gibt Informationen zu den Ausgrabungen, erklärt römische Bautechniken wie die Herstellung eines Flechtmauerwerks, zeigt die Herdstelle einer römischen Küche oder die Funktionsweise römischer Fußbodenheizungen. Im hinteren Teil befinden sich Reste von römischen Mauern, die vermutlich zu etwa 3500 Quadratmeter großen Thermen gehörten. Er ist von April bis November täglich außer montags frei zugänglich.

Lage: Archäologischer Garten Augsburg, Äußeres Pfaffengäßchen 9, 86152 Augsburg

Römermauer am Dom

Das als „Römermauer“ bezeichnete Bauwerk wurde im Jahr 1954 als Lapidarium errichtet, in dem einige der schönsten und wichtigsten in Augsburg geborgenen Steindenkmäler ausgestellt sind. Die römische Stadtmauer selbst ist heute aber nicht mehr sichtbar.

Nach den Markomannenkriegen wurde die Stadt Municipium Aelium Augustum um etwa 175 n. Chr. mit einer Mauer versehen, die Anfang des 4. Jahrhunderts zusätzlich mit Wehrtürmen befestigt wurde. Sie umfasste dabei einen gut 85 Hektar großen Bereich, der im Osten etwa vom heutigen Unteren Graben begrenzt wurde und im Südosten und Süden am Mauerberg und am Obstmarkt entlang Richtung Westen verlief. Am südlichen Ende des Hofgartens befand sich das westliche Stadttor, die nordöstliche Ecke lag an der Ecke Rugendasstraße/Am Pfannenstiel. Heute ist die antike Stadtmauer größtenteils unter der modernen Bebauung begraben und nicht mehr sichtbar.

Bei den verschiedenen Ausgrabungen in Augsburg fand man über das ganze Stadtgebiet verteilt eine große Zahl von römischen Steindenkmälern, Grab- und Ehreninschriften, Weihesteinen, Säulenresten, Architekturfragmenten und Reliefs, die größtenteils aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. stammen und den Wohlstand und die Blüte der Stadt bezeugen. Um diese wichtigen Zeugnisse aus der Römerzeit gesammelt zeigen zu können, wurde 1954 die „Römermauer“ errichtet, die nur wenige Schritte von der ehemaligen römischen Stadtmauer entfernt steht. Diese Backsteinmauer mit Schutzdach dient heute als römisches Lapidarium, in dem die schönsten Römersteine zu sehen sind.

Besonders beeindruckend ist dabei das etwa 7 Meter hohe Pfeilergrabmal des Marcus Aurelius Carus, das etwa aus dem Jahr 190 n. Chr. stammt. Die Inschrift verrät, dass Carus Mitglied der Augustalen und Rechtsgelehrter (pragmaticus) war und dass er dieses Denkmal für sich, seine Ehefrau Faustinia Iucunda und seine Tochter Aurelia errichten ließ. Auf dem zentralen Relief sitzt Carus zusammen mit einem Pfau auf einer Bank und liest in einem aufgeschlagenen Buch. Die Pfeiler des Denkmals sind mit Weinlaub und Weinamphoren geschmückt und an der Spitze des Schuppendachs befindet sich ein Pinienzapfen, Symbol für die Unsterblichkeit. Es ist das bisher größte in Augsburg gefundene Grabmal dieser Art und noch fast komplett erhalten.

Eines der Grabdenkmäaerl stellt ein mit Weinfässern beladenes Ochsengespann dar, auf dem ein Hund sitzt. Auf einem weiteren Relief verschnüren 4 Männer einen großen Stoffballen, während der Händler etwas auf seiner Schreibtafel notiert. Auch der Sockel einer Jupiter-Gigantensäule, ein Merkurrelief und ein Weihealtar für die Siegesgöttin Victoria, der nach der siegreichen Schlacht gegen die Juthungen am 11. September 260 n. Chr. aufgestellt wurde, sind an der Mauer zu sehen.

Die Römermauer ist jederzeit frei zugänglich. Um die Steine vor den Witterungseinflüssen und vor Vandalismus zu schützen, wurde die Mauer 2001/2002 umgestaltet und dabei die Originale durch Abgüsse ersetzt. Wer die Originale sehen möchte, kann diese nun im Römischen Museum Augsburg bewundern.

Lage: Römisches Lapidarium, Peutingerstraße 10/Domvorplatz, 86152 Augsburg

Römisches Peristylhaus am Dom

Die Reste einer römischen Peristylvilla liegen unter denen der karolinischen Kirche St. Johannes. Die Lage am Südende der Römerstadt und direkt an der wichtigen Handelsstraße Via Claudia Augusta deuten darauf hin, dass es sich hier entweder um die Stadtvilla eines Händlers oder um eine Herberge handelte.

Nur wenige Schritte südlich des Augsburger Doms befinden sich in einer Ausgrabungsstätte die Reste einer römischen Peristylvilla. Diese entstand wohl im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. im Zuge der umfangreichen Bautätigkeiten, die nach der Erhebung zur Stadt Aelia Augusta (auch Municipium Aelium Augustum) stattfanden. Die Villa wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt und in dieser Zeit mehrfach umgebaut und erweitert.

Der etwa 38 Meter breite zweiflügelige Bau besaß mehrere Räume und einen nach Osten ausgerichteten und hufeisenförmig von Säulengängen begrenzten Eingangshof. Im Norden befand sich ein Badegebäude und an der Nordostecke ein Anbau, der wohl gewerblich genutzt wurde. Da die meisten Räume mit Fußbodenheizung ausgestattet waren und das Haus am Südende der Stadt direkt an der Via Claudia Augusta lag, könnte es sich hierbei um das Haus eines wohlhabenden Händlers oder um eine Herberge (mansio) gehandelt haben.

Im 3. Jahrhundert wurde das Gebäude im Norden durch weitere Räume ergänzt und im Osten eine große Halle angebaut, so dass der Innenhof nun von allen Seiten umschlossen war und an eine Peristylvilla aus dem Mittelmeerraum erinnerte.

Auch im 4. Jahrhundert wurde die Villa nochmals vergrößert und erhielt im Osten einen Apsidenraum und im Südwesten einen großen Raum mit Brunnen, der vielleicht schon in dieser Zeit als frühchristliche Taufstätte verwendet wurde. Das Badegebäude im Norden wurde durch einen Raum mit Apsis ersetzt, der möglicherweise als frühchristliche Kirche diente.

Im frühen Mittelalter wurde im 6./7. Jahrhundert n. Chr. über den Resten des südlichen Teils der Villa eine christliche Kapelle errichtet. An diese schloss im Westen ein Baptisterium an, in dem der römische Brunnen als Taufbrunnen weiterverwendet wurde. Diese Gebäude wurden jedoch im 10. Jahrhundert n. Chr. abgerissen und durch die Tauf- und Friedhofskirche St. Johann ersetzt, die südlich des Augsburger Doms innerhalb des Domfriedhofs errichtet wurde. Sie wurde 1808 abgebrochen, als man den Domvorplatz planierte. Ihre Fundamente wurden bei den Ausgrabungen zwischen 1929 und 1931 konserviert und sind heute als Ziegelmauern sichtbar.

Der nördliche Teil des römischen Peristylhauses liegt heute unter dem Domvorplatz verborgen, vom südlichen Teil sind heute nur noch die Grundrisse als doppelte Pflasterreihe innerhalb der jederzeit frei zugänglichen Ausgrabung von St. Johannes markiert.

Lage: Römische Grabungsstätte, Peutingerstraße 10/Domvorplatz, 86152 Augsburg

Zucchini mit Kreuzkümmelsauce

Kürbisgewächse wie Zucchini oder Gurken waren bereits bei den Römern bekannt und beliebt. Dieses Rezept eigent sich gut als Beilage zu verschiedenen Fleisch- oder Fischgerichten.

Zutaten (für 4 Personen):

  • Für die Zucchini:
  • 1 mittelgroße Zucchini
  • 1 EL Olivenöl
  • Salz, Pfeffer
  • ¼ TL Koriander, gemahlen
  • Für die Sauce:
  • 1 Zweig Minze
  • ½ TL gehackte Petersilie
  • ¼ TL Liebstöckel (Maggikraut)
  • ½ EL Honig
  • 1 EL Fischsauce
  • ½ EL Aceto Balsamico
  • 2 EL Wasser
  • ¼ TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • Salz, Pfeffer

Von der Zucchini die Enden abschneiden, dann halbieren und in etwa 5 mm dicke Scheiben schneiden.

In der Pfanne das Olivenöl erhitzen und die Zucchini darin anbraten, bis sie goldbraun sind. Mit Salz. Pfeffer und Koriander würzen.

In der Zwischenzeit für die Sauce die Kräuter hacken und mit Honig, Fischsauce, Balsamico und Wasser vermischen. Mit Kreuzkümmel, Salz und Pfeffer würzen.

Die Sauce zu den Zucchini in die Pfanne geben, alles einmal aufkochen und anschließen servieren.

Fischbällchen in Sauce

Für diese Fischbällchen eignet sich jede Art von Weißfisch. Die Sauce kann man auch gut zu pochiertem oder gegrilltem Fisch servieren.

Zutaten (für 4 Personen):

  • Für die Fischbällchen:
  • 500 g Kabeljaufilet
  • ½ Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 4 Blättchen Minze
  • ½ TL frischer Liebstöckel (Maggikraut)
  • 2 Zweige frisches Bohnenkraut
  • 4 Zweige frischer Thymian
  • 3 Zweige frischer Oregano
  • ½ TL Petersilie
  • 1 Ästchen Weinraute
  • 1 Ei
  • 2-3 EL Semmelbrösel
  • 2-3 EL Mehl
  • ¼ TL Salz
  • Pfeffer
  • Mehl zum Wenden
  • Für den Sud:
  • 1 Liter Wasser
  • Salz
  • 1 Schuss Fischsauce
  • 1 Schuss Olivenöl
  • 10 ml Weißwein
  • Für die Sauce:
  • ½ Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 EL Mehl
  • 1 EL Olivenöl
  • 1 EL Petersilie
  • Salz, Pfeffer
  • etwas Kreuzkümmel
  • 1 Schuss Essig
  • 1 Schuss Weißwein
  • 1 TL Honig

Für die Bällchen den Fisch, die Zwiebel, den Knoblauch und die Kräuter sehr fein hacken und mit den restlichen Zutaten gründlich vermischen. Man kann aber auch alles im Blitzhacker zu einer homogenen Masse vermischen.

Aus der Masse etwa golfballgroße Bällchen formen und diese in etwas Mehl wenden, damit sie beim Pochieren nicht zu sehr abkochen.

Für den Sud Wasser mit Salz, Fischsauce, Olivenöl und Wein aufkochen und die Bällchen einlegen. Die Hitze zurückschalten und die Bällchen im Sud etwa 5 Minuten leise simmern lassen (nicht kochen, sonst zerfallen die Bällchen!). Aus dem Sud nehmen, abgedeckt warmstellen und den Sud aufbewahren.

Für die Sauce Zwiebel und Knoblauch fein hacken. In einem Topf Mehl und Olivenöl anschwitzen, Zwiebel und Knoblauch mitschwitzen und nach und nach mit dem warmen Fischsud aufgießen, bis eine gebundene Sauce entsteht.

Gehackte Petersilie, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und je 1 Schuss Essig und Weißwein zugeben und mit dem Honig abschmecken.

Zum Schluss die Fischbällchen in der Sauce erhitzen und servieren.

Tipp:
Um zu testen, ob die Bällchen zusammenhalten, unbedingt ein Probeklößchen kochen. Sollte dieses zerfallen, noch etwas Mehl oder Semmelbrösel unter die Masse mischen.

Hühnerfrikassee

Dieses Frikassee benötigt nur wenige Zutaten und ist mit wenig Aufwand schnell zubereitet. Lauch war ein beliebtes Gemüse in der römischen Küche.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 600 g Hühnerbrust
  • 1 ½ Stangen Lauch
  • 2 EL Olivenöl
  • 300 ml Hühnerbrühe
  • 1 Zweig Salbei
  • 2 Zweige Weinraute
  • Pfeffer
  • 1 EL Fischsauce
  • 1 EL Sapa (Traubenmost)
  • 1 EL Mehl
  • 1 EL frischer Dill, gehackt

Das Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden. Den Lauch längs halbieren, gut waschen und in etwa 1 cm breite Halbringe schneiden.

Das Fleisch im Olivenöl rundum mit etwas Farbe anbraten. Aus der Pfanne nehmen und den Lauch im Bratfett andünsten. Mit der Brühe ablöschen und die Hühnerstücke wieder zugeben.

Salbei und Weinraute zu einem Bündel binden, zugeben und alles etwa 10 Minuten köcheln lassen, bis der Lauch knapp gar ist. Mit reichlich Pfeffer, Fischsauce und Sapa abschmecken.

Mehl in kaltem Wasser klümpchenfrei anrühren, in die Sauce rühren, aufkochen und alles noch etwa 5 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce andickt.

Den Kräuterstrauß aus der Sauce nehmen, den gehackten Dill unterrühren, evtl. nochmal abschmecken und sofort servieren.

Tipp:
Als Beilage passen z.B. Zucchini mit Kreuzkümmelsauce (Patina de cucurbitas cum aliter cuminatum) und „Ebly“ (vorgekochter Instant-Weizen).

Staatliche Antikensammlungen & Glyptothek München

Die Museen am Königsplatz sind in zwei von König Ludwig I. beauftragten klassizistischen Tempeln untergebracht. Hier sind herausragende Stücke aus der griechischen und römischen Antike ausgestellt, die auf Sammlungen der Wittelsbacher Herzöge und Könige und auf verschiedene private Stiftungen und Vermächtnisse zurückgehen.

Auf dem Königsplatz in München, der einem römischen Forum nachempfunden wurde, stehen sich die beiden klassizistischen Tempel der Glyptothek und der Staatlichen Antikensammlungen gegenüber. Sie werden vom Torbau der Propyläen ergänzt, die den Platz Im Westen abschließen.

Erbaut wurden die Gebäude im Auftrag von König Ludwig I. von Bayern als architektonischer Rahmen für die umfangreiche Wittelsbacher Sammlung antiker Kunst. Zwischen 1816 und 1830 entstand zunächst die Glyptothek, die der Hofarchitekt Leo von Klenze an der Nordseite des Platzes als Tempel im ionischen Stil plante. Gegenüber wurde dann zwischen 1838 und 1848 der korinthische Tempel der Antikensammlung errichtet.

Heute sind in der Glyptothek ausschließlich griechische und römische Marmorskulpturen aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. ausgestellt. Die 13 Säle, die sich um einen großen Innenhof gruppieren, sind nach ihren wichtigsten Objekten benannt: Saal der frühgriechischen Jünglinge, Saal des Faun, Saal des Diomedes, Saal des Grabreliefs der Mnesarete, Saal der Eirene, Saal des Grabreliefs mit dem Jäger, Saal der Westgiebelgruppe von Ägina, Saal der Sphinx, Saal der Ostgiebelgruppe von Ägina, Saal des Alexander, Saal der römischen Bildnisse, Saal des Apollon und Saal des Knaben mit der Gans. In der Glyptothek gibt es auch immer wieder Sonderausstellungen, wie z.B. im Jahr 2003 die sehr erfolgreiche Sonderausstellung „Bunte Götter – Die Farbigkeit antiker Skulptur“, die seitdem bereits in vielen Orten auf der ganzen Welt zu Gast war.

Die Staatlichen Antikensammlungen sind die größte Sammlung antiker Kleinkunst und Gebrauchsobjekte aus griechischer, römischer und etruskischer Zeit, die aus der Zeit zwischen dem 3. Jahrtausend v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. stammen. Dazu gehören unter anderem Vasen und Keramik, Terrakotta, Bronzen, Statuetten, Gefäße, Gläser, Goldschmuck, Gemmen, Münzen und Reliefs. Zusätzlich gibt es einen Sonderausstellungsbereich, in dem regelmäßig neue Aspekte der klassischen Antike präsentiert werden wie z.B. die Sonderausstellung „Mythos Troja“ (2006-2008), „Neuer Schmuck für die Götter“ (2013) oder „Neues Licht aus Pompeji“ (2022-2023).

In den beiden Zweigmuseen, dem Pompejanum in Aschaffenburg und dem Keramikmuseum in Weiden, findet man weitere Werke aus der griechischen und römischen Antike, die ebenfalls aus den Sammlungen der Wittelsbacher stammen.

Die Museen der „Antike am Königsplatz“ sind täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet. Sonntags ist der Eintritt ermäßigt. Ein Kombiticket beinhaltet den Eintritt in beide Häuser. Es gibt wöchentliche Abendführungen (jeweils mittwochs in den Antikensammlungen und donnerstags in der Glyptothek) und Gruppenführungen nach Vereinbarung.

Lage: Staatliche Antikensammlung und Glyptothek, Königsplatz 1 und 3, 80333 München

Link: www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/index.php/de

Villa Rustica Gambach

Der römische Gutshof in Gambach, von dem heute nur noch die konservierten Grundmauern des Wohnhauses zu sehen sind, muss einem wohlhabenden Besitzer gehört haben – wer sonst hätte es sich leisten können, eine derart große und prachtvolle Risalitvilla mit Atriumhof im mediterranen Stil zu errichten?

Die ersten Reste der Villa Rustica wurden bereits um 1910 entdeckt, aber erst in den 1980er Jahren mithilfe von Luftbildaufnahmen systematisch erforscht. Als hier dann ein Neubaugebiet geplant wurde, wurde das Gelände ab 2015 archäologisch untersucht und anschließend ausgegraben.

Hierbei kam ein etwa 3 bis 4 Hektar großes Landgut aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. zum Vorschein, in dem mindestens 4 Steingebäude – u.a. ein Herrenhaus, ein Getreidespeicher und ein Heiligtum – und der Verlauf der Umfassungsmauer nachgewiesen werden konnten. Zu seiner Zeit muss es sich hier um einen der größten römischen Gutshöfe rechts des Rheins gehandelt haben, der von einem wohlhabenden Besitzer erbaut wurde. Aufgefundene Reste von Wandmalereien, Geschirr, Werkzeuge, Ziegel, Münzen und einem eisernen Hufschuh bekräftigen diese Annahme.

Bei den Ausgrabungen am etwa 18 x 24 Meter großen Haupthaus, das nach Süden ausgerichtet war und zwei seitliche Ecktürme (Risaliten) besaß, entdeckte man innerhalb des 10 x 17 Meter großen und im mediterranen Atriumstil gestalteten Innenhofes ein 2,6 x 2,9 Meter großes Wasserbecken (impluvium). Dies war eher ungewöhnlich für einen rechts des Rheins gelegenen Gutshof, der noch dazu nicht weit vom Wetterau-Limes entfernt war, der damaligen Außengrenze des römischen Reichs.

Doch die Ausgrabungen ergaben auch, dass hier bereits vor den Römern Menschen siedelten, denn man konnte auch die Umrisse eines sogar noch größeren hölzernen Vorgängerbaus aus der Zeit um 130 n. Chr. lokalisieren. Außerdem konnte ein jungsteinzeitliches Langhaus und mehrere Grubenhäuser nachgewiesen werden.

Die Grundmauern des Steingebäudes und des Wasserbeckens wurden konserviert und sind seit 2017 innerhalb einer Grünfläche frei zugänglich.

Lage: Römische Villa Rustica „Im Brückfeld“, Blumenstraße, 35516 Münzenberg-Gambach

Villa Rustica Steingritz

Die Ausgrabungen der römischen Villa Rustica, die heute mitten im Wohngebiet „Am Steingritz“ liegen, zeigen nur einen Bruchteil des ursprünglichen römischen Gutshofes, da die restlichen Teile heute unter der modernen Bebauung verborgen sind.

Die Villa Rustica von Ober-Eschbach liegt inmitten der fruchtbaren Wetterau, die vom Obergermanisch-Rätischen Limes in einem großen Bogen umschlossen wurde. Beim heute sichtbaren Gebäude handelt es sich um das Hauptgebäude eines römischen Gutshofs (villa rustica), zu dem eine Reihe weiterer Nebengebäude gehört haben müssen.

Beim Bau eines Neubaugebietes wurde die südwestliche Hälfte des Haupthauses entdeckt, die 1991 ausgegraben und 1992 restauriert wurde. Die nordöstliche Hälfte war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits unter der modernen Bebauung verborgen, es konnten aber noch ein Getreidespeicher (horreum) und Teile der Umfassungsmauer lokalisiert werden.

Anhand der Ausgrabungen war jedoch noch gut zu erkennen, dass es sich hier um eine Risalitvilla gehandelt hatte. Der Hauptzugang lag dabei an der Südseite. Hier befand sich ein offener Säulengang (porticus), der an beiden Seiten mit vorspringenden 2stöckigen Ecktürmen (Risaliten) versehen war, in denen sich die Wohnräume befanden. Dahinter lag ein Innenhof, um den sich die restlichen Räume gruppierten. Im südwestlichen Gebäudeflügel befand sich ein Bad und im hinteren Gebäudeflügel ein etwa 5,5 x 3,25 Meter großer Lagerkeller mit einer Zugangsrampe, von dem die Mauern noch bis zu 2 Meter hoch erhalten sind.

Das Gebäude aus der Zeit um die frühe Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt und im Laufe dieser Zeit mehrfach umgebaut. Das hinter dem südlichen Risaliten gelegene Badegebäude wurde in einer der Umbauphasen ergänzt. In seiner halbrunden Apsis befand sich wohl ein Wasserbecken.

Seit 1995 kann man die Reste des Haupthauses der Villa Rustica in einer der Öffentlichkeit frei zugänglichen Archäologischen Garten besichtigen, der am Ende der Lorscher Straße beziehungsweise Am Römischen Hof liegt.

Lage: Römische Villa Rustica Am Steingritz, Lorscher Str. 29, 61352 Bad Homburg vor der Höhe/ Ober-Eschbach

Römerkeller Oberkochen

Ursprünglich nahm man an, dass der Römerkeller von Oberkochen zu einem Nebengebäude eines römischen Gutshofes gehörte. Zwischenzeitlich vermutet man aber eher, dass es sich hier um den Keller einer römischen Straßenstation handelte.

Der im Hinterland des Obergermanisch-Rätischen Limes gelegene „Römerkeller“ stammt aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. und wurde bei einem Brand zerstört, der möglicherweise mit den Alamanneneinfällen Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. zusammenhängt.

Der heute noch gut erhaltene und etwa 5,5 x 5,5 Meter große Keller gehörte zu einem etwa 11,6 x 12,9 Meter großen, in Fachwerkbauweise errichteten Gebäude. Er erhielt Licht über mehrere Lichtschächte, war mit 3 halbrunden Nischen versehen und wurde über eine abknickende Zugangsrampe betreten.

Ob der Keller zu einem Gutshof (villa rustica) oder zu einer Raststation (mansio) gehörte, konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden. Jedoch spricht die Lage in der Nähe einer Handelsstraße zwischen den beiden wichtigen Kastellen von Heidenheim (Aquileia) und Aalen (Alae) dafür, dass es sich hier eher um eine Straßenstation handelte, in der Reisende einkehren und übernachten konnten. Ein weiteres, etwa 70 Meter nördlich aufgefundenes Gebäude könnte dann ein zur Raststation gehörendes Badegebäude gewesen sein und eine Quelle lag nicht weit entfernt.

Der Keller wurde 1971 von einem Landwirt entdeckt und von einem Lehrer des örtlichen Gymnasiums und seinen Schülern freigelegt. Anschließend wurde der Keller konserviert und 2011 nochmals wissenschaftlich untersucht. Zu den bei den Ausgrabungen entdeckten Funden gehören unter anderem Reste von Wandbemalungen, Terra Sigillata-Geschirr, ein Schlüssel und Reste von verkohltem Getreide. Diese Funde sind heute im Heimatmuseum Oberkochen ausgestellt.

Der Römerkeller von Oberkochen ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römerkeller Oberkochen, Langes Teich, 73447 Oberkochen

Link: www.oberkochen.de/de/Stadt-Buerger/Unsere-Stadt/Stadtportrait/Sehenswuerdigkeiten-Denkmaeler/Roemerkeller

Römisches Bad Wurmlingen

Das Besondere an dieser römischen Ausgrabung ist, dass hier innerhalb der Steinruinen eines römischen Bades auch Spuren eines alamannischen Holzhauses gefunden wurden, das nach dem Abzug der Römer direkt in das römische Gebäude gesetzt wurde.

Schon bald nach der Besetzung der nördlich der Donau gelegenen Gebiete durch die Römer um 73/74 n. Chr. entstanden in dieser Region mehrere Gutshöfe (villa rustica), zu denen auch der von Wurmlingen gehörte.

Das Landgut wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. in der Nähe einer Quelle zunächst in Fachwerkbauweise errichtet, wurde dann aber Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. neu in Stein gebaut. Es bestand aus einem etwa 21 x 29 Meter großen Wohngebäude, einem Wirtschaftsgebäude und einem 9,2 x 7,7 Meter großen Badegebäude, das aus Umkleideraum mit Kaltwasserbecken, Laubad, Warmbad und einer Heizanlage bestand.

Aufgrund der Nähe zur Kreuzung zweier Fernstraßen – der Kinzigtalstraße von Straßburg (Argentorate) über Rottweil (Arae Flaviae) zur Donau und der Donautalstraße von Hüfingen (Brigobannis) nach Günzburg (Guntia) – nimmt man an, dass der Gutshof in dieser Zeit auch als Herberge (mansio) und Pferdewechselstation (mutatio) diente – dies würde auch einige Funde erklären, die auf eine solche Nutzung hindeuten.

Etwa um 230 n. Chr. brannte das Wohnhaus nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Stattdessen nutzte man nun nur noch das Badgebäude, das man zu Wohnzwecken umbaute. Mitte des 3. Jahrhunderts wurde der Gutshof dann von den Römern endgültig verlassen.

Danach siedelten sich innerhalb der noch teilweise gut erhalten Mauern Alamannen an, die allerdings Holzbauten bevorzugten. Daher wurde eine Zwischenwand des Badegebäudes abgerissen und in die entstandene Fläche ein Speichergebäude aus Holz errichtet, für das man Pfostenlöcher in den römischen Estrich schlug. Diese gezielte Nutzung römischer Steingebäude durch die Germanen war vermutlich nicht ungewöhnlich, konnte bisher aber nur hier in Wurmlingen nachgewiesen werden.

Bei der Planung eines Neubaugebietes wurde die Gutsanlage erstmals 1989 entdeckt, ab 1993 ausgegraben und anschließend mit einem Schutzbau überbaut. In diesem befindet sich heute auch eine kleine Ausstellung mit Fundstücken und anschaulichen Infotafeln zur römischen und alamannischen Geschichte. Neben einer Pantherfibel und einem Adlerkopf-Aufsatz eines römischen Reisewagens wurde auch ein gut erhaltener römischer „Gullydeckel“ gefunden, der in den Fußboden des Badegebäudes eingelassen war.

Seit 1998 ist das römische Bad, das zur Teilstrecke Neckar-Hochrhein der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, jeden Sonntag Nachmittag oder nach Vereinbarung der Öffentlichkeit zugänglich. Die Ausgrabung kann aber auch gut von außen eingesehen werden. Der Förderverein Römisches Bad e.V. veranstaltet neben den Führungen auch Ferienprogramme für Kinder.

Lage: Römisches Bad Wurmlingen, Etterweg 3, 78573 Wurmlingen

Links: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/24/; www.schutzhaus-wurmlingen.de/

Römischer Gutshof Büßlingen

Der römische Gutshof in Büßlingen ist nach der Villa Rustica von Meßkirch bei Sigmaringen die zweitgrößte Anlage ihrer Art in Süddeutschland. Vom gesamten Hofareal sind bisher etwa 15 Prozent komplett ausgegraben und in den Grundmauern rekonstruiert.

Die Villa Rustica von Büßlingen befindet sich an einem sanften Hang in der Nähe einer kleinen Quelle, gut 8 Kilometer westlich des Kastellstandortes Singen-Hohentwiel und etwa 10 Kilometer nördlich des Rheins. Die Anlage wurde Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt, aber erst ab 1976 ausgegraben und bis etwa 1982 rekonstruiert. Dabei wurden die Reste von insgesamt 10 Steingebäuden gefunden, von denen man heute die restaurierten Grundmauern von 7 Gebäuden besichtigen kann.

Aufgrund der auf dem etwa 5,4 Hektar großen Hofareal gemachten Funde – darunter ein Hort mit fast 100 Münzen – lässt sich die Zeitspanne, in der die Villa Rustica genutzt wurde, heute relativ genau bestimmen: sie wurde um 75 bis 80 n. Chr., ursprünglich in Holzbauweise, errichtet und nicht vor 263 n. Chr. von den Römern aufgegeben, danach aber wahrscheinlich von den nachfolgenden Alamannen weiterverwendet.

Auf dem Hof, der hauptsächlich von der Viehwirtschaft lebte, lebten wohl etwa 50 Personen. Das zweistöckige Haupthaus mit 10 Räumen, das im Zentrum des mit einer niedrigen Mauer umgebenen Hofareals lag, war etwa 35 x 29 Meter groß und besaß eine überdachte Eingangshalle im Süden, in die zwei seitliche Ecktürme integriert waren. Die Räume, die teilweise beheizt werden konnten, gruppierten sich rings um einen teilweise überdachten Innenhof.

Südlich des Haupthauses lagen ein Tempel mit einer Cella und einer offenen Säulenhalle sowie ein recht großzügig bemessenes, rund 200 Quadratmeter großes Badegebäude, das über Umkleideraum, Kaltbad mit Kaltwasserbecken, Laubad, Warmbad und einen Heizraum verfügte. Außerdem gab es ein Gesindehaus, Speicher- und Wirtschaftsgebäude, Stallungen, ein Schlachthaus und ein Pförtnerhaus.

Die Villa Rustica von Büßlingen gehört zur Teilstrecke Neckar-Hochrhein der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist als Freilichtmuseum jederzeit zugänglich. Die Funde aus der Villa Rustica sind heute in 2 Räumen des Archäologischen Hegau-Museums Singen zu besichtigen. Man erreicht den Gutshof von der Ortsmitte in Büßlingen aus den Schildern folgend über die Schlatter Straße, der man etwa ca. 1 km folgt und dann links abbiegt.

Lage: Villa Rustica Tengen-Büßlingen, Schlatter Straße, 78250 Tengen-Büßlingen

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/26/

Römischer Gutshof Rosenfeld

Die Villa Rustica von Rosenfeld ist eine der größten römischen Gutsanlagen in Baden-Württemberg und gehörte vor etwa 2000 Jahren sicher einem wohlhabenden Besitzer. Vor allem das Badegebäude ist heute noch gut erhalten.

Beim Bau eines Neubaugebietes wurden oberhalb von Rosenfeld 1973 mehrere Gebäude eines großen römischen Gutshofs ausgegraben, unter anderem das Haupthaus, das in seiner letzten Ausbauphase aus mehreren Gebäudeflügeln bestand.

Die Lage oberhalb der heutigen Altstadt von Rosenfeld an einem sanften Hang und in der Nähe einer Quelle war gut gewählt und die Ausmaße der Anlage mit über 25 Räumen lässt vermuten, dass sie einem wohlhabenden Besitzer gehört haben muss. Das repräsentative Gebäude ist eine der größten Anlagen ihrer Art in Baden-Württemberg.

In der ersten Bauphase entstand etwa in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. das Haupthaus, eine Portikusvilla mit 4 Flügeln. Im Süden besaß diese einen Säulengang mit Eckrisaliten, hinter dem sich ein großer Innenhof befand. Weitere Schlaf- und Wohnräume sowie mehrere Kellerräume lagen rund um diesen Innenhof in den 3 anderen Gebäudeflügeln.

Zwischen dem 2. und der Mitte des 3. Jahrhundert n. Chr. wurde in der 2. Bauphase die Säulenhalle in Wohnräume umgewandelt, eine neue Säulenhalle davorgesetzt und das Gebäude an den Eckrisaliten durch weitere Räume um jeweils knapp 20 Meter verlängert, so dass es nun eine Fläche von 48 x 43 Metern umfasste. Zusätzlich wurden an die Schmalseite im Westen ein etwa 53 Quadratmeter großes Badegebäude und im Norden ein 3 Quadratmeter großer Toilettenraum mit 2 oder 3 Sitzplätzen angefügt, die heute beide noch in einem sehr guten Zustand erhalten sind.

Das Bad, das heute unter einem Schutzbau zu sehen ist, bestand aus Auskleideraum, Kalt-, Heiß- und Schwitzbad mit Kalt- und Warmwasserbecken und einen Feuerraum. Reste des Putzes weisen auf farbig gestaltete Innenwände hin und die Böden waren zumindest im Badegebäude mit Terrazzo-Estrich belegt. Der Abwasserkanal des Bades wurde genutzt, um die Latrine zu spülen.

Der Gutshof in Rosenfeld gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“. Der teilweise freigelegte Westteil mit der Badeanlage ist als Freilichtanlage jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römischer Gutshof Rosenfeld, Drosselweg, 72348 Rosenfeld

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/15/

Römerkeller Sulz am Neckar

Der Keller dieses römischen Streifenhauses war nicht nur reich bemalt, er besaß auch eine Feuerstelle und man fand bei den Ausgrabungen mehrere Götterfiguren. Daher wurde er wohl nicht als Lagerkeller genutzt, sondern wahrscheinlich eher als Versammlungsraum einer Kultgemeinde.

In Sulz wurde auf einem Felssporn oberhalb des Neckars ab etwa 74 n. Chr. ein etwa 110 x 130 Meter großes Holz-Erde-Kastell zur Sicherung der Straße von Köngen (Grinario) nach Rottweil (Arae Flaviae) errichtet, das mit einer Kohorte von etwa 500 Mann (vermutlich der cohors XXIII voluntariorum civium Romanorum) besetzt war.

Im Zuge der Befestigung des Neckar-Limes wurde dieses Kastell schon bald etwas größer neu in Stein errichtet, außerdem entstand in der Nähe ein Lagerdorf (vicus), in dem Händler, Handwerker und Angehörige der Soldaten siedelten. Obwohl das Kastell aufgrund der Vorverlegung des Limes bereits um 90 n. Chr. wieder aufgegeben wurde, bestand die verkehrsgünstig an einer Wegekreuzung gelegene Zivilsiedlung noch bis etwa 260 n. Chr. weiter.

Die Häuser des Vicus waren vorwiegend Streifenhäuser aus Fachwerk, die mit der Schmalseite entlang der etwa 500 Meter langen Straße standen. In deren hinteren Bereichen befanden sich unter anderem Töpferöfen, Getreidemühlen, Brunnen und Werkstätten. Im Laufe der Jahre wurden sie meist durch Steinbauten ersetzt und Kellerräume ergänzt, wobei das Kastell als Steinbruch diente.

Die Reste des Vicus wurden zwischen 1967 und 1972 während der Erschließungarbeiten für ein Neubaugebiet ausgegraben. Unterhalb des „Streifenhauses Nr. 7“, das Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut wurde, entdeckte man dabei einen etwa 7 x 8 Meter großen römischen Keller.

Der Kellerraum aus der Zeit um 150 n. Chr. ist für die Forschung interessant, denn seine Wände waren flächig bemalt, mit farbigen Linien in Felder unterteilt und mit pflanzlichen Motiven versehen. Zudem gab es mehrere Rundbogen-Nischen und – für römische Keller eher ungewöhnlich – eine Feuerstelle in der Ecke. Funde von Götterreliefs der Epona und des Merkur und einer Statue mit Merkur und Rosmerta im Keller legen nahe, dass es sich hier um einen Versammlungsraum einer Kultgemeinde, von Kaufleuten oder Händlern handelte.

Nach mehreren weiteren Grabungen und Untersuchungen wurde der Römerkeller 1993 mit einem achteckigen Schutzpavillon überbaut, der sich heute als kleines Museum mit Repliken von Grabungsfunden präsentiert. Neben dem Schutzbau befindet sich die Rekonstruktion eines 7,7 Meter tiefen, gemauerten Tiefbrunnens aus römischer Zeit.

Der Schutzbau des Römerkellers, der zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört und vom Kultur- und Heimatverein Sulz e.V. ehrenamtlich betreut wird, ist von außen jederzeit einsehbar. Die Ausstellung im Schutzbau ist zwischen Mai und Oktober an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat oder nach Vereinbarung geöffnet.

Lage: Römerkeller Sulz am Neckar, Plettenbergstraße 2, 72172 Sulz am Neckar

Links: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/16/; kuh-sulz.de/roemerkeller/

Römisches Lapidarium Rottenburg

Die vor dem Sumelocenna-Museum aufgestellten Steindenkmäler und Reliefs wurden in und um Rottenburg entdeckt und geben einen guten Eindruck vom Leben der Menschen in einer römischen Stadt in der germanischen Provinz Obergermanien.

Vor dem Sumelocenna-Museum, wo sich der mittelalterliche Stadtgraben von Rottenburg befand, versammelt sich eine umfangreiche Reihe von Grabsteinen, Weihesteinen, Bauinschriften und Reliefs, die aus der gesamten Region stammen.

Auf den Grabmälern und Gedenksteinen, die keine Originale, sondern Repliken sind, kann man anhand der Inschriften und eingemeißelten Reliefs einen guten Eindruck vom Leben, der Ämter und Berufe der Menschen und der Götterwelt bekommen, die einst in der römischen Stadt lebten. Auf Tafeln wird jeweils erklärt, was auf den Steinen zu sehen oder zu lesen ist.

Am nördlichen Ende des Lapidariums befindet sich ein Teilstück der römischen Wasserleitung und ein kreuzförmiger Zierbrunnen, das wohl zu einem Garten eines Peristylhauses gehörte.

Am südlichen Ende ist die Nachbildung einer 11,5 Meter hohen Jupiter-Gigantensäule zu sehen. Diese zeigt im unteren Sockelbereich die vier Götter Juno, Apollo, Herkules und Merkur und darüber auf einem weiteren Sockelstein Genius, Minerva, Silvan und Diana. An der Spitze der darüberliegenden Säule ist Jupiter auf einem Pferd zu sehen, der ein Bündel Blitze in der erhobenen rechten Faust hält und einen Giganten niederreitet.

Das Lapidarium in Rottenburg liegt direkt vor dem Eingang des Sumelocenna-Museums und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Sprollstraße 2, 72108 Rottenburg am Neckar (hinter dem Museum)

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/7/

Sumelocenna-Museum Rottenburg

Im Sumelocenna-Museum wurde die Ausgrabung eines Teils der römischen Stadt direkt in die Ausstellung integriert und ermöglicht so dem Besucher anschaulich, einen Blick in die Vergangenheit der römischen Stadt Sumelocenna zu werfen.

Als man im Jahr 1986 im Zentrum von Rottenburg bei Bauarbeiten für ein Parkhaus auf römische Mauern stieß, ahnte man noch nicht, dass man hier eine wahre Sensation vor sich hatte. Erst im Laufe der 5 Jahre andauernden Ausgrabungen stellte man fest, dass man hier die teilweise noch gut erhaltenen Reste eines etwa 1000 Quadratmeter großen Teilausschnitts des römischen Sumelocenna vor sich hatte.

Zu den dabei entdeckten Resten gehören mehrere Wohngebäude, bei denen neben den noch gut erhaltenen Grundmauern auch Teile von Hypokausten, ein Vorratskeller, eine Apsis und ein Peristylgang zu erkennen sind.

Besonders eindrucksvoll ist jedoch eine Straßenkreuzung mit einer öffentlichen Latrine aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr., die mit Wandmalereien geschmückt war und noch extrem gut erhalten geblieben ist. Mit einer Länge von 32 Metern und 5,3 Metern Breite stellte sich diese als die größte bisher entdeckte römische öffentliche Latrine nördlich der Alpen heraus.

In den Latrinenraum, der in der Mitte von mehreren Steinsäulen gestützt wurde, führten ausgetretene Treppenstufen hinunter. Der Boden war mit Steinplatten ausgelegt und besaß vor den hölzernen Sitzbänken Rinnen, in denen Frischwasser für die Reinigung verlief. Dieses wurde anschließend direkt weiter in die Kanalisation (cloaca maxima) geleitet, deren Verlauf noch gut zu erkennen ist.

Die Ausgrabungen wurden sehr eindrucksvoll direkt in das darüber neu errichtete Römermuseum integriert, das 1992 eröffnet wurde. Auf Stegen bewegt man sich direkt über der Ausgrabung und ein Ausstellungsbereich gibt mithilfe von Originalfunden, Infotafeln und Modellen weitere Informationen zum Alltagsleben in Sumelocenna.

Das Museum, das zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es werden neben Führungen und Aktivitäten für Kinder auch Sonderausstellungen angeboten und es gibt einen Dokumentarfilm zur römischen Epoche Südwestdeutschlands.

Lage: Sumelocenna-Museum Rottenburg, Am Stadtgraben (Eugen-Bolz-Platz/Sprollstraße 2), 72108 Rottenburg am Neckar

Links: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/7/;

www.rottenburg.de/sumelocenna+museum.49255.htm

Römisches Bad II in Rottenburg

Auch wenn es sich beim sogenannten „Bad II“ nur um ein kleines Privatbad handelte, ist diese die am besten erhaltene der 3 in Rottenburg gefundenen Badeanlagen. Anhand der noch gut erhaltenen Räume kann man ihre ehemalige Funktion noch gut unterscheiden.

Das aus den 2. Jahrhundert n. Chr. stammende und bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts genutzte Badegebäude war mit einer Größe von nur 11 x 18 Metern deutlich kleiner als die beiden anderen bisher in Rottenburg entdeckten Bäder, so dass es sich hier wohl eher um ein Privatbad als um ein öffentliches Bad gehandelt haben dürfte.

Die Badeanlage bestand aus einem Umkleideraum (apodyterium) im Nordwesten, von dem aus man ins Laubad (tepidarium) gelangte, welches über eine Feuerstelle (praefurnium) im Südosten beheizt wurde.

In einer späteren Bauphase wurde im Nordosten das mit einer Kaltbadewanne (piscina) versehene Kaltbad (frigidarium) angebaut und zusätzlich ein Warmbad (caldarium) mit 3 Apsiden, in dem sich im Südosten ein Warmwasserbecken befand. Unter der nördlichen Apsis lag das Präfurnium, das diesen Raum beheizte.

In den noch teilweise bis über 2 Meter hoch erhaltenen Räumen sind noch Teile des Estrichs, die Bogen der Schürkanäle, die Hypokausten am Boden und die Hohlziegel an den Wänden zu sehen. Die Räume waren ursprünglich mit Gewölben überdeckt und mit farbig bemaltem Putz ausgeschmückt.

Das Badegebäude wurde bereits 1929 entdeckt, aber erst 1962 beim Bau des Eugen-Bolz-Gymnasiums komplett freigelegt und anschließend konserviert. Heute kann man es im Kellergeschoss unter einem Schutzbau besichtigen.

Den Schlüssel zur Ausgrabung erhält man gegen eine Kaution im Sumelocenna-Museum, von dem aus man am besten zu Fuß nach etwa 300 Metern das Gymnasium erreicht. Der Eingang zum Badegebäude liegt an der Nordostecke des Gymnasiums und ist von der Mechthildstraße aus zugänglich

Lage: Römerbad Rottenburg, Untergeschoss des Eugen-Bolz-Gymnasiums, Mechthildstraße 26, 72108 Rottenburg am Neckar

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/7/

Römerquelle Bad Niedernau

Die Heilwirkung des schwefelhaltigen Wassers bei Bad Niedernau wurde bereits von den Römern geschätzt. Gleichzeitig wurde an dieser Quelle der gallo-römische Heil- und Quellgott Apollo Grannus verehrt, wie ein hier aufgefundenes Relief beweist.

Am Eingang zum Katzenbachtal liegt nur wenige hundert Meter südlich des Bad Niedernauer Kurparks eine bereits in römischer Zeit bekannte schwefelhaltige Mineralwasserquelle, die später wohl in Vergessenheit geriet.

Dennoch war die Gegend auch noch im Mittelalter für ihre verschiedenen Heilquellen bekannt. Im 15. Jahrhundert entstand hier der erste kleine Kurbetrieb, der sich Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Heilbad entwickelte.

Als man 1836 einen weiteren Mineralwasserbrunnen bohren wollte, stieß man dabei auf die Reste eines römischen Brunnens, in dem neben dem Relief des Heilgottes Apollo Grannus auch Schmuckstücke, Tonscherben und etwa 300 römische Münzen aus der Zeit zwischen der Mitte des 1. Jahrhunderts bis ins späte 4. Jahrhundert n. Chr. gefunden wurden. Offenbar wurde bei den Kulten zu Ehren des Quellgottes nicht nur das Wasser getrunken, sondern man warf auch anschließend Münzen als Dankopfer in den Brunnenschacht.

Um 1840 errichtete man über der wiederentdeckten Quelle ein Gebäude, in dem man noch bis 2020 Wasser aus der „Römerquelle“ zapfen konnte, das man heute aber nur noch von außen besichtigen kann. An der Rückwand des Quellhauses kann man noch die Replik des Apolloreliefs erkennen und wenige Schritte daneben stehen im Wald noch ein paar aufgerichtete Säulenreste.

Vom Parkplatz am Kurpark in der Badstraße erreicht man das Quellhaus nach etwa 800 Metern auf einem etwa 10-minütigen Spaziergang. Die Römerquelle gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“.

Lage: Bad Niedernauer Römerquelle, Römerquelle 2, 72108 Rottenburg-Bad Niedernau (gegenüber der Abfüllanlage)

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/8/

Römische Wasserleitung Obernau

Die Reste der Wasserleitung, die das römische Sumelocenna mit Wasser versorgte, sind heute noch in Teilen recht gut erhalten. Mit über 7 Kilometern Länge ist es heute das längste gemauerte römische Aquädukt rechts des Rheins.

Die Wasserleitung, die frühestens um etwa 100 n. Chr. oder vielleicht sogar erst Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. erbaut wurde, versorgte die römische Siedlung Sumelocenna mit Trinkwasser. Hierzu wurde eine 7,16 Kilometer lange Wasserleitung erbaut, die das Wasser aus den Quellen im Rommelstal in einem Aquädukt bis in ein Sammelbecken westlich der Stadt leitete. Von dort aus wurde es über Rohre an die öffentlichen Brunnen, Bäder und auch auf einige Privathaushalte verteilt.

Das gemauerte Aquädukt, das zwischen 1911 und 1912 archäologisch untersucht, teilweise freigelegt und anschließend konserviert wurde, war etwa 1,7 Meter breit und besaß eine etwa 30 Zentimeter breite und 50 Zentimeter hohe Wasserrinne, die mit wasserdichtem Ziegelbeton ausgekleidet war. Nach oben war der Kanal größtenteils offen und wurde nur an steilen Hängen abgedeckt oder verlief unterirdisch. Obwohl das Gefälle mit nur 0,33 Prozent eher gering war, flossen durch die Leitung dennoch zwischen 75 und 100 Liter Wasser pro Sekunde.

In der Nähe von bei Obernau wurde eine der insgesamt 21 aufgedeckten Stellen des Leitungskanals mit einem Schutzbau überdacht und ist heute jederzeit frei zugänglich. Man erreicht diesen vom Wanderparkplatz Rommelstraße nach etwa 700 Metern auf einem etwa 10-minütigen Spaziergang. Die Wasserleitung in Obernau gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“.

Lage: Römische Wasserleitung Obernau, Wanderparkplatz Rommelstalstraße 46, 72108 Rottenburg-Obernau

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/9/

Pfeilergrabmal Kirchentellingsfurt

Das Grabmal in Kirchentellinsfurt ist ein bisher seltenes Beispiel eines römischen Pfeilerdenkmals nördlich der Alpen und ist, neben der Igeler Säule, nur eines von bisher 4 in ganz Deutschland aufgefundenen Grabmälern dieser Art.

Im Jahr 1859 fand man bei Straßenbauarbeiten nördlich von Kirchentellinsfurt Teile eines römischen Pfeilergrabmals, das direkt an der Römerstraße von Köngen (Grinario) nach Rottenburg (Sumelocenna) stand und einst etwa 15 Meter hoch gewesen sein dürfte.

Das Grabmal stammt aus dem Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhundert n. Chr. und bestand aus einem etwa 4 x 4 Meter großen mehrstufigen Unterbau, auf dem eine leider nicht mehr erhaltene Grabinschrift mit dem Namen, Alter und dem Beruf des Verstorbenen angebracht war.

Im Obergeschoss des Denkmals waren etwa 3,5 Meter hohe Halbreliefs angebracht, die auf einer Seite den in eine römische Toga gekleideten Verstorbenen mit seiner Ehefrau zeigten. Auf den anderen Seiten waren mythologische Szenen dargestellt, während die seitlichen Pilaster mit Weinranken und Blättern geschmückt waren.

Darüber befand sich ein pyramidenartig geschwungenes und schuppenartig mit Blättern bedecktes Dach, das auf seiner Spitze einen Pinienzapfen oder eine Figur trug. Das gesamte Denkmal war vermutlich farbig bemalt und war von mehreren Figuren umgeben, zu dem neben paarweise aufgestellten Löwen und Sphingen auch ein Kopf des Jünglings Attis mit phyrgischer Mütze gehörte. Dieser war zum einen ein Symbol für die Trauer, zum anderen Teil des in den römischen Provinzen weit verbreiteten Kybele-Kults.

Die heutige sichtbare Holzkonstruktion, die 2000 auf den originalen Sandsteinblöcken des Sockels in der Nähe des ursprünglichen Fundorts errichtet wurde, ist nur halb so hoch wie das ursprüngliche Denkmal. Da die genaue Lage der Fundstücke nicht sicher zu rekonstruieren war, wird das Denkmal dabei heute bewusst nicht detailgetreu dargestellt, sondern soll dem Betrachter nur einen ungefähren Anhaltspunkt zum ursprünglichen Aussehen geben.

Neben Abgüssen von Teilen der Reliefs und mehreren Figuren, die das Grabmal umgaben, ist auch ein Originalteil des geschwungenen Pyramidendachs ausgestellt.

Das Pfeilerdenkmal gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Pfeilergrabmal, P+R-Parkplatz an der B27 neu/L379 (in der Nähe des Wasserkraftwerks), 72138 Kirchentellinsfurt

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/6/

Merkurrelief „Pliezhäuser Teufelchen“

Das Merkurtempelchen, das sich hier vermutlich in römischer Zeit befand, wurde in christlicher Zeit zwar abgerissen und in eine Kirche verwandelt, ein Teil des heidnischen Kultbildes befindet sich aber noch heute an der Außenwand der heutigen St-Martins-Kirche.

In römischer Zeit befand sich in Pliezhausen ein Merkurtempelchen, das als heidnische Opferstätte in christlicher Zeit kurzerhand abgerissen wurde, um es an der (vermutlich) gleichen Stelle durch eine Kirche zu ersetzen. Die noch brauchbaren Steine (Spolien) wurden dabei aber nicht zerstört, sondern einfach in der neuen Kirche verbaut. Dies war in dieser Zeit durchaus üblich, denn auch damals war Bauen teuer und bereits behauene Steine eigneten sich prima für Türschwellen oder Mauern.

Das etwa 1,30 Meter hohe Relief des Götterboten Merkur, der mit Flügelhut, Mantel, Geldbeutel und Hermesstab dargestellt ist, wurde auch hier einfach liegend in die Außenwand der St.-Martins-Kirche eingebaut. Später im 16. Jahrhundert war den Gläubigen das Relief wohl nicht mehr so ganz geheuer, da die Flügel auf dem Kopf des Gottes auch als Teufelshörner gedeutet werden konnten, so dass dieser im Volksmund als „Pliezhäuser Teufelchen“ bezeichnet wurde.

Das Relief befindet sich links neben dem Kirchturm an der westlichen Außenwand der Kirche unter einem kleinen Schutzdach und ist jederzeit frei zugänglich. Es gehört zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“.

Im ganz in der Nähe gelegenen Privatgarten der Familie Zimmermann, die zur Legio VIII Augusta gehört, ist zudem ein Nachbau des Merkurtempelchens öffentlich zugänglich (Rosenstraße 10, östlich der Kirche).

Lage: „Pliezhäuser Teufelchen“, an der Evangelischen Martinskirche, Pfarrgasse, 72124 Pliezhausen

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/5/

Villa Rustica Nürtingen

Die Villa Rustica von Nürtingen, eine der größten in Baden-Württemberg, wurde bei Erschließungsarbeiten des Neubaugebietes „In den Seelen“ entdeckt und wird daher auch oft so bezeichnet. Es war eines von mehreren Landgütern, die zur Versorgung des nur etwa 6 Kilometer entfernten Kastells in Köngen (Grinario) dienten.

Etwa ab 90 n. Chr., kurz nach der Errichtung des Kastells Grinario im nur wenige Meilen nördlich gelegenen Köngen, entstand an einem relativ steilen Hang ein Landgut, dessen Hauptgebäude zunächst nur ein einfacher quadratischer Wohnraum war, der später einen kleinen Anbau erhielt.

In einer zweiten Bauphase wurde wohl während der trajanischen Zeit um 117 n. Chr. nördlich dieser beiden Räume eine etwa 19 x 20 Meter große, repräsentative Risalitvilla angebaut. Die teilweise beheizbaren Wohnräume lagen dabei in den Ecktürmen (Risaliten) im Osten, zwischen denen es einen unterkellerten Verbindungsgang gab. Zwischen der Risalitvilla und dem älteren Bau wurde zudem in dieser Bauphase bereits eine kleine Badeanlage eingefügt, während der westliche Teil der Villa vermutlich aus einem offenen Hofbereich mit einer Herdstelle bestand.

Später wurde im Osten ein repräsentativer Portikusgang und ein Wohnraum mit Fußbodenheizung ergänzt und das alte Bad durch ein im Norden gelegenes, größeres Badegebäude ersetzt. Durch die steile Hanglage konnte nicht – wie sonst üblich – ein eigenes Badegebäude errichtet werden, aber der Hausherr wollte wohl auf diesen Luxus nicht verzichten und so baute man die beiden Baderäume einfach direkt an das Wohnhaus an.

Das Bad bestand aus einem Warmbad (caldarium) und einem noch recht gut erhaltenen Kaltbad (frigidarium), mit jeweils einer Badewanne in einer halbrunden Apsis und sicher hübsch bemalten Wänden. Beheizt wurden das Bad und der südlich davon gelegene Wohnraum durch eine Heizanlage im Osten, die etwas tiefer am Hang lag.

Nach der Zerstörung des Gutshofes durch einen Brand während eines Alamanneneinfalls um etwa 223 n. Chr., wurde der Gutshof teilweise wieder aufgebaut. An der Westseite wurden dabei mehrere Wirtschaftsgebäude und Holzschuppen angebaut, in denen mehrere Herdstellen und 2 Darren untergebracht waren. Doch auch dieser Gutshof wurde nur wenige Jahre später erneut zerstört und danach aufgegeben.

Der Gutshof wurde 1988 bei Erschließungsarbeiten im Neubaugebiet „In den Seelen“ entdeckt, in den folgenden Jahren mithilfe von vielen freiwilligen Helfern ausgegraben und die teilweise noch meterhohen Mauern anschließend konserviert. Hierbei wurde klar, dass die Villa Rustica eine Fläche von etwa 280 x 180 Metern besaß und von einer Hofmauer umgeben war. Neben dem Wohnhaus befanden sich in diesem Areal auch Wirtschaftsgebäude, Ställe und Werkstätten, die man anhand von Funden und Ziegelresten annähernd lokalisieren konnte.

Der Gutshof gehört zum Streckenteil Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist jederzeit frei zugänglich. Die Funde aus dem Gutshof sind im Stadtmuseum Nürtingen ausgestellt und der Schwäbische Heimatbund veranstaltet Führungen.

Lage: Römischer Gutshof „In den Seelen“, Friedrich-Glück-Straße, 72622 Nürtingen-Oberensingen

Link: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/4/

Museum der Stadt Miltenberg

Von den römischen Bauwerken sind in Miltenberg nur noch wenig Reste zu sehen. Die Funde aus den beiden Römerkastellen, den Lagerdörfern und Heiligtümern sind jedoch im Museum Stadt Miltenberg in einer kleinen, sehenswerten Ausstellung zu finden.

Miltenberg bildete den südlichsten Punkt des „Mainlimes“, den Kaiser Antoninus Pius Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. von Großkrotzenburg über Wörth bis Miltenberg bzw. Bürgstadt an den Main vorverlegen ließ. Er bildete eine „nasse Grenze“ entlang des Mainverlaufs und war in regelmäßigen Abständen mit Kastellen befestigt. Ab Bürgstadt verlief der Limes dann wieder als „feste Grenze“ Richtung Süden bis nach Lorch und von dort als Rätischer Limes weiter bis zur Donau.

Im heutigen Miltenberg wurden bei Ausgrabungen ab den 1970er-Jahren in der Altstadt unter anderem das Kohortenkastell mit römischem Militärbad und Lagerdorf und im Ortsteil Bürgstadt das Ostkastell (Numeruskastell) mit Lagerdorf gefunden. Aus Funden von Weihesteinen geht hervor, dass im etwa 2,7 Hektar großen Kohortenkastell eine etwa 480 Mann starke Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata und im heute komplett überbauten 0,6 Hektar großen Numeruskastell die Numerus exploratorum Seiopensium mit etwa 160 Mann stationiert gewesen waren. Beide Kastelle stammen aus der Zeit zwischen etwa 150 bis 250 n. Chr., als der Mainlimes die äußere Grenze bildete.

In Miltenberg gibt es außerdem noch gut erhaltene Reste eines römischen Töpferofens, der tagsüber im Foyer des Caritas-Altenheims „Maria Regina“ (in der Nähe des Würzburger Tors) frei zugänglich ist, eine (nicht mehr sichtbare) römische Straßenstation in der Nähe des Greinbergs, ein Merkurheiligtum auf dem Greinberg und Reste von Limes-Wachtürmen bei Bürgstadt. Der etwa 19 km lange Rundwanderweg M1 (Römerweg) verbindet die wichtigsten dieser Punkte.

Im Museum Stadt Miltenberg, das in 3 historischen Fachwerkhäusern in der Nähe des Marktplatzes untergebracht ist, sind in den insgesamt 44 Räumen mehrere Ausstellungsteile zur Geschichte der Stadt von der Steinzeit bis in die Gegenwart untergebracht. Die römische Abteilung beherbergt eine Ausstellung zu den Kastellen und Zivilsiedlungen, zu Handwerk, Alltag und Religion und zeigt unter anderem Werkzeuge, Keramik, Glas, Schmuck und Münzen. Zudem sind verschiedene Weihesteine und die in der Nähe des Westtors des Kastells gefundene „Victoriasäule“ zu sehen.

Das Museum Stadt Miltenberg ist von Mitte März bis Ende Oktober täglich außer Montag und von November bis Mitte Januar täglich außer Montag und Dienstag gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Zwischen Mitte Januar und Mitte März ist das Museum geschlossen, es können aber auch außerhalb der Öffnungen Führungen nach Vereinbarung gebucht werden. An der Kasse kann ein Audioguide ausgeliehen werden.

Lage: Museum Stadt Miltenberg, Hauptstraße 171-175 (Am Schnatterloch), 63897 Miltenberg

Link: museum-miltenberg.de

Kleinkastell Irgenhausen

Auf einer kleinen Anhöhe mit herrlichem Rundblick auf den Pfäffikersee liegt das römische Kleinkastell Irgenhausen, das zu den am besten erhaltenen der Schweiz gehört. Bisher konnte jedoch weder dessen römischer Name noch die dort stationierte Einheit ermittelt werden.

Das Kastell Irgenhausen stammt vermutlich aus dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. und gehörte zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer Kastelle (Winterthur, Stein am Rhein, Pfyn, Arbon, Kloten, Zürich-Lindenhof) zur rückwärtigen Linie des Donau-Iller-Rhein-Limes, der die Rheingrenze und das Hinterland gegen die Alamannen sicherte. Das mit einer Größe von 60 x 61 Metern und 0,366 Hektar Fläche eher kleine Kastell war vermutlich von einer kleinen Hilfstruppeneinheit mit bis zu 50 Mann besetzt.

Erste Grabungen und Restaurierungen zwischen 1898 und 1907 legten die Kastellmauern frei. Dabei fand man unter den Mauern des südlichen Eckturms auch Reste von Hypokausten, die zu einem römischen Gutshof aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. gehörten. Wie Münzfunde belegen, wurde das Kastell mindestens bis ins späte 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt,

Das Kastell besaß 4 quadratische Eck- sowie 3 etwas kleinere und ebenfalls viereckige Mitteltürme. Das Haupttor lag in der südöstlichen Mauer, es gab aber noch 3 weitere schmale Durchlässe in den anderen Mauern. An der Westecke sind Reste eines dreigeteilten Gebäudes mit Anbau zu erkennen, das möglicherweise ein Kastellbad gewesen war.

Das Kastell Irgenhausen ist jederzeit frei zugänglich und ist vom Ort aus zu Fuß über die Bürglenstrasse erreichbar.

Lage: Kleinkastell Irgenhausen, Baumenstrasse, 8330 Pfäffikon-Irgenhausen, Schweiz

Römisches Museum Avenches

Im römischen Museum in Avenches sind die bedeutendsten Fundstücke aus dem römischen Aventicum ausgestellt, darunter auch die bekannteste und größte Büste von Kaiser Marc Aurel. Im Museum ist heute „nur“ eine Kopie zu sehen, denn das wertvolle Original befindet sich aus Sicherheitsgründen im Tresor der Kantonalbank in Lausanne.

Die archäologische Sammlung des römischen Museums von Avenches wurde bereits 1824 begonnen und befindet sich seit 1838 im aus dem aus dem 11. Jahrhundert stammenden „Bischofsturm“, der sich über dem Eingang des Amphitheaters erhebt.

Hier sind auf mehreren Etagen die wichtigsten Fundstücke aus den Ausgrabungen in Avenches zu sehen. Im Untergeschoss befindet sich noch ein Teil der originalen Fassade des Amphitheaters. Im Erdgeschoss, das sich unter anderem dem Thema Tod und Jenseits widmet, sind Teile von Grabdenkmälern einer nordöstlich der Stadt gelegenen Nekropole zu sehen und außerdem Mosaike, Wandmalereien und Inschriften aus Häusern des römischen Aventicum.

Der Ausstellungsteil im 2. Stock zeigt, wie wichtig die vom Kaiser ausgeübte Macht, die Inszenierung von Gladiatorenspielen im Amphitheater oder Aufführungen im Theater, aber auch die Götter und die Mythen für die römische Gesellschaft waren. Dies zeigt sich beispielsweise in der gut 1,5 Kilogramm schweren Goldbüste von Kaiser Marc Aurel aus der Zeit um 180 n. Chr., die in einem Abwasserkanal beim Cigognier-Heiligtum gefunden wurde. Im Museum ist nur eine Kopie ausgestellt, das wertvolle Original befindet sich in Lausanne in der Waadländischen Kantonalbank.

Weitere sehenswerte Funde in diesem Teil der Ausstellung sind u.a. ein Klappmesser mit der Darstellung zweier Gladiatoren, die Reste einer Wasserorgel (eines von bisher weltweit nur 3 gefundenen Exemplaren, die meist im Amphitheater zum Einsatz kamen), ein Relief mit der Kapitolinischen Wölfin und den Zwillingen Romulus und Remus oder mehrere detailreiche Götterstatuetten.

Die Ausstellung im 3. Stock widmet sich der Geschichte der Stadt Aventicum und seiner Bevölkerung von den keltischen Ursprüngen ab der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. über die römische Zeit von etwa 15 v. Chr. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr., der Zeit als Bischofssitz im 6. Jahrhundert n. Chr. bis ins 13. Jahrhundert n. Chr., als die mittelalterliche „Neustadt“ auf dem westlich der antiken römischen Stadt gelegenen Hügel entstand. Neben Münzen, Alltagsgegenständen, Grabbeigaben und Schmuck sind hier z.B. auch ein Spielbrett, Glasobjekte oder Werkzeuge ausgestellt. Eine mulitmediale Projektion zeigt die Entwicklung der Stadt im Laufe ihrer Geschichte.

Das römische Museum in Avenches ist von April bis September täglich außer montags geöffnet und von November bis Januar täglich außer montags und dienstags. Der Eintritt ist frei.

Lage: Musée romain d’Avenchese, Tour de l’amphithéâtre, Place de l’Eglise 3, CH-1580 Avenches

Link: aventicum.org/de/roemermuseum

Amphitheater von Avenches

Der monumentale Eingang des Amphitheaters von Avenches mit seiner triumphbogenartigen Architektur muss einen beeindruckenden Effekt gehabt haben. Und auch heute noch kann man bei regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen in der Arena die Atmosphäre aus der Antike erahnen.

Ein erster Bau wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. unter Kaiser Vespasian im Südwesten der Stadt erbaut. Die Zuschauerränge (cavea) wurden dabei in die Neigung des Hügels eingefügt, auf dem heute die mittelalterliche Altstadt von Avenches liegt. Die elliptische Arena war 51,5 x 38,5 Meter groß und besaß eine 2,50 Meter hohe Begrenzungsmauer mit einem Umgang auf der Südseite, in dem Räume für die Kämpfer oder für Wildtiere lagen.

Um 165 n. Chr. wurde der Bau auf insgesamt 33 Zuschauerränge erweitert und zusätzlich mit einer bis zu 7,50 Meter hohen zweistöckigen Fassade aus Arkadenbögen umgeben, so dass der Außenumfang nun 92 x 105 Meter betrug und etwa 14.000 bis 16.000 Zuschauer Platz fanden. Der monumentale Haupteingang mit 1 großen und 2 kleineren Eingangsportalen und einem halbrunden Vorhof lag im Osten, ein weiterer, kleinerer Eingang im Westen.

Das Amphitheater, in dem Gladiatorenspiele, Tierhatzen und Hinrichtungen stattfanden, war bis ins späte 3. oder sogar bis ins frühe 4. Jahrhundert in Gebrauch, wurde dann aber zerstört. Im frühen Mittelalter, um das 11. Jahrhundert, wurde dann der 23,50 Meter hohe „Bischofsturm“ über dem Haupteingang errichtet, der als Wehr- und Wohnturm diente.

Das zwischen 1911 und 1918 freigelegte und zwischen 1987 und 1994 restaurierte Amphitheater ist nach Windisch (Vindonissa) zwar nur das zweitgrößte, aber auf jeden Fall das am besten erhaltene der Schweiz. Es wird auch heute noch für Konzerte genutzt, wie z.B. seit 1995 die jährlichen Opernfestival von Avenches im Sommer.

Das Amphitheater ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Amphithéâtre romain (Arènes d’Avenches), Avenue Jomini, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/amphitheater

Westtor von Avenches

Vom Westtor von Avenches ist im Gegensatz zum Osttor heute nicht mehr allzu viel sichtbar. Doch seit der Antike bis heute hat sich zumindest die Lage der Hauptstraße der Stadt nur wenig verändert.

Das Westtor von Aventicum wurde zusammen mit der Stadtmauer um etwa 70 n. Chr. unter Kaiser Vespasian begonnen und war eines der 2 Haupttore der Stadt. Es lag an einer wichtigen Straße, die von Windisch (Vindonissa) nach Lausanne (Lousonna) verlief.

Zwischen 1963 und 1965 wurde das Westtor teilweise freigelegt und die Grundmauern konserviert. Bis auf den nördlichen Torturm ist der größte Teil des Tores heute aber unter der heutigen Bebauung verborgen. Die heutige Hauptstraße von Avenches führt aber immer noch fast an der gleichen Stelle in die Stadt, an der der antike Decumanus Maximus lag und sogar die mittelalterliche Altstadt wurde komplett innerhalb des ehemaligen römischen Stadtgebiets angelegt.

Auch wenn man die einstigen Dimensionen heute nur schwer abschätzen kann, zeigen die heute sichtbaren Grundmauern des nördlichen der beiden Tortürme, dass das Tor – ähnlich wie das Osttor – 2 Wagendurchlässe und 2 Fußgängerdurchgänge besessen hatte und an den Seiten von 2 Türmen flankiert war.

Das Westtor ist jederzeit frei zugänglich und befindet sich etwa 50 Meter östlich des Kreisverkehrs an der Rue du Lavoir.

Lage: Porte de l’Ouest, Route du Foubourg 33, CH-1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/westtor

Forumsthermen von Avenches

Die Forumsthermen von Avenches ersetzten eine kleinere, in der Nähe gelegene Badeanlage. Obwohl bisher nur das Kaltbad, das Laubad und das Warmbad freigelegt und die restlichen Gebäudeteile noch nicht ausgegraben wurden, kann man gut erahnen, wie groß die Anlage einst gewesen sein muss.

Die Forumsthermen von Aventicum nahmen den kompletten Wohnblock der Insula 29 ein, die direkt nordöstlich an das Forum grenzte. Sie wurden etwa ab 77 n. Chr. unter Kaiser Vespasian errichtet, vermutlich von einer einflussreichen Helvetierfamilie.

Das etwa 52 x 32 Meter große Hauptgebäude der Thermen war im Reihentypus erbaut, bei dem die 3 Haupträume hintereinander angeordnet wurden. Man begann im Kaltbad (frigidarium), das eine von 2 Nischen mit Waschbecken (labrum) flankierte Apsis besaß. Daran schloss das Laubad (tepidarium) mit 2 weiteren Waschbecken an und anschließend das Heißbad (caldarium), das neben den beiden Warmbadewannen 2 in den Nischen gelegene Waschbecken besaß.

Über mehrere Heizanlagen (praefurnium) wurden die Böden und Wände der Räume und das Wasser für die Wannen und Becken erwärmt, das in sorgfältig mit im Fischgrätmuster verlegten Ziegeln ausgekleideten Wasserleitungen zu den einzelnen Wannen und Becken transportiert wurde.

Im Außenbereich lag ein großer Sportplatz (palaestra), ein großes, nicht überdachtes Schwimmbecken (piscina) und mehrere Ladengeschäfte (taberna). Das kleine Dampfbad (sudatorium) östlich des Tepidariums und ein weiterer Badesaal stammen vermutlich aus einem späteren Umbauphase.

Die in der Flur „En Perruet“ entdeckten Thermen wurden ab 1953 teilweise ausgegraben und zwischen 1995 und 1998 restauriert. Der südliche Teil der Insula mit Palästra und Eingangshalle wurde bisher noch nicht freigelegt.

Die Thermen sind heute mit einem Schutzbau überdacht, der jederzeit einen freien Blick auf die Ausgrabungen erlaubt.

Lage: Thermes romains, Route de Berne 19/Les Thermes, CH-1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/forumsthermen

Osttor & Stadtmauern von Avenches

Das Osttor war eines der beiden Haupttore in der über 5 Kilometer langen Mauer, die Aventicum umschloss. Dieser Prestigebau beeindruckte aber nicht nur durch seine Größe, er bot durch seine Lage auf einer Anhöhe auch einen beeindruckenden Blick auf die Stadt.

Unter Kaiser Vespasian begann um etwa 70 n. Chr. der Bau einer gut 5,5 Kilometer langen und etwa 7 Meter hohen, mit Zinnen und einem Wehrgang bekrönten Stadtmauer, die mit 73 Türmen, 2 Haupttoren (im Osten und Westen) und 3 weiteren Nebentoren (im Norden, Nordosten und Süden) eine Stadtfläche von etwa 200 Hektar umschloss. Zusätzlich war die Mauer an der Außenseite durch einen knapp 4 Meter breiten Spitzgraben geschützt.

Das monumentale Osttor gehörte dabei zu den größten bisher entdeckten Stadttoren aus der römischen Antike und diente nicht nur der Verteidigung, sondern sollte auch die Macht des Römischen Reiches demonstrieren. Es war mitsamt den beiden Türmen etwa 38 Meter breit, 26 Meter tief und besaß je 2 Wagen- und Fußgängerdurchlässe.

Die beiden 3 Meter breiten Wagendurchgänge waren überdacht und öffneten sich im Inneren des Tores zu einem runden Innenhof, in dem die ein- und ausfahrenden Wagenladungen kontrolliert werden konnten. Zu beiden Seiten der Wagendurchlässe gab es Durchgänge für Fußgänger, während die beiden achteckigen Türme und die anschließenden Wehrgänge der Stadtmauer nur von der Stadtseite aus zugänglich waren.

Die Stadtmauer bereits 1830 archäologisch untersucht und zwischen 1897 und 1935 freigelegt. Das nur noch in Grundmauern erhaltene Osttor wurde dann ab 1910 bis zu einer Höhe von 2 Metern wieder aufgebaut, auch Teile der Stadtmauer wurden in den 1920er-Jahren rekonstruiert.

Das Osttor der Stadtmauer ist frei zugänglich. In der Nähe des Osttors gibt es einen Parkplatz.

Lage: Porte de l’Est et muraille romaine, La Tornalla 11, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/stadtmauer; aventicum.org/de/monumente/osttor

Tornallaz-Turm

Der Tornallaz-Turm ist der letzte erhaltene Turm der römischen Stadtmauer. Aufgrund seiner Lage oberhalb der Stadt wurde er im Mittelalter zu einem Beobachtungs- und Aussichtsturm umgebaut und blieb daher bis heute erhalten.

Die Stadtmauer von Aventicum wurde um etwa 70 n. Chr. nach der Erhebung zur Kolonie begonnen und hatte einen Gesamtumfang von über 5 Kilometern.

Als letzter der einst 73 Türme dieser Mauer existiert heute nur noch der Tornallaz-Turm, dessen unterer Teil des Mauerwerks noch original römisch ist. Der Turm besaß ursprünglich einen runden Grundriss und war etwas über 10 Meter hoch. Erst im Mittelalter wurde er zu einem hufeisenförmigen Beobachtungs- und Aussichtsposten umgebaut und auf 12,50 Meter aufgestockt.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Turm restauriert und erhielt im Inneren eine Holztreppe, auf der man heute sowohl zum Wehrgang der wiederaufgebauten Stadtmauer als auch auf die Aussichtsterrasse auf dem Turm gelangt.

Der Turm, von dessen Aussichtsterrasse man einen herrlichen Blick auf Avenches hat, ist jederzeit frei zugänglich. Parkmöglichkeiten gibt es in der Nähe des Osttors.

Lage: Tour de la Tornallaz, Le Russalet 2, CH-1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/tornallaz

Grange-des-Dîmes-Heiligtum

Anders als beim benachbarten Cigognier-Heiligtum, sind vom Grange-des-Dîmes-Heiligtum außer den Grundmauern nur noch wenige sichtbare Reste vorhanden. Er ist aber wohl der älteste bisher entdeckte römische Tempel in Avenches.

Das Grange-des-Dîmes-Heiligtum wurde möglicherweise Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. anstelle eines gallo-römischen Heiligtums aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Diesem verdankt der bisher älteste Tempel von Avenches wohl seine Form eines Umgangstempels.

Auf einem etwa 20 x 20 Meter großen Podium befand sich der etwa 10,8 x 9,4 Meter große Schrein (cella) des Heiligtums, der auf allen 4 Seiten von einem Säulenportikus umgeben war. In römischer Zeit wurde dann an der östlichen Fassade der etwa 20 Meter hohen Cella eine Vorhalle mit Giebeldach (pronaos) ergänzt, zu der eine lange Freitreppe führte.

Der Tempel befand sich innerhalb eines Tempelbezirks, in dem es außerdem noch Altäre, einen Brunnen und eine mit einem Baldachin überdachte Statue gab. Wem der Tempel geweiht war, ist nicht mehr nachvollziehbar, er könnte aber dem Gott Merkur, dem Beschützer der Händler und Reisenden, oder auch dem Kaiserkult gedient haben.

Der Tempel wurde im Beginn des Mittelalters zu einer Kirche umgewandelt, später stand hier die Zehntscheune von Avenches, die dem Tempel seinen heutigen Namen gab.

Der Tempel wurde erst ab 1992 freigelegt und zwischen 2004 und 2005 konserviert. Heute ist nur noch der südliche Teil mit der Freitreppe und dem Pronaos sichtbar, über den nördlichen Teil führt heute die Hauptstraße von Avenches, auf der jedoch die Umrisse des Tempels markiert wurden.

Der Tempel ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Temple de la Grange des Dîmes, Avenue Jomini 16, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/grange-des-dimes-heiligtum

Cigognier-Heiligtum

Bei den Ausgrabungen im Cigognier-Heiligtum wurde mit einer Goldbüste von Kaiser Marc Aurel, die möglicherweise mit dem hier ausgeübten Kaiserkult in Verbindung stand, einer der spektakulärsten Funde der Schweiz gemacht. Auf einer der beiden noch aufrecht stehenden Säulen befand sich früher ein Storchennest, das dem Bauwerk seinen heutigen Namen gab.

Das Cigognier-Heiligtum war der größte Tempel von Aventicum, vielleicht sogar der Helvetier. In diesem monumentalen Tempelheiligtum wurde vermutlich dem Göttervater Jupiter und den wichtigsten Schutzgottheiten der Helvetier geopfert, er diente aber sicherlich auch dem Kaiserkult.

Der etwa 112 x 119 Meter große Komplex, der das mit dem gegenüberliegenden Theater eine Einheit bildete, wurde unter Kaiser Trajan um etwa 100 n. Chr. errichtet und wurde bis etwa 350 n. Chr. genutzt. Er besaß einen 64 x 83 Meter großen Hof, der an 3 Seiten von Säulenhallen umgeben war. In der Mitte der westlichen Säulenhalle befand sich auf einem Podium ein etwas nach vorne versetzter 42 x 27 Meter großer Tempel. Hier endete die gepflasterte Prozessionsstraße, die zwischen dem etwa 230 Meter weiter südöstlich gelegenen Theater und dem Heiligtum verlief.

Systematische Grabungen zwischen 1938 und 1940 führten im Jahr 1939 zur Entdeckung einer Goldbüste von Kaiser Marc Aurel, die zu den spektakulärsten und wertvollsten Funden der Schweiz zählt.

Auf der 12 Meter hohen Säule, die als einzige der ursprünglich 8 Säulen der Vorhalle (pronaos) heute noch aufrecht steht, nisteten seit dem 17. Jahrhundert bis ins Jahr 1978 regelmäßig Störche, was dem Tempel im Volksmund den Namen Cigognier (franz. cigogne = Storch) einbrachte.

Der Tempel ist jederzeit frei zugänglich. Am besten erreicht man ihn vom Parkplatz aus, der gegenüber dem Grange-des-Dîmes-Heiligtum an der Route du Faubourg liegt.

Lage: Sanctuaire du Cigognier, Route du Faubourg 3, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/cigognier-heiligtum

Römisches Theater von Avenches

Zusammen mit dem Cigognier-Heiligtum bildete das im gallo-römischen Baustil errichtete Theater in Avenches eine Versammlungsstätte, in der neben Komödien und Tragödien auch Tanz- und Musikdarbietungen sowie religiöse Feste und Opferriten stattfanden.

Das Theater von Avenches wurde Anfang des 2. Jahrhunderts während der Regierungszeit von Kaiser Trajan errichtet, nur wenige Jahrzehnte nachdem die Stadt zur Kolonie erhoben wurde, und war eines von mehreren Monumentalbauten aus dieser Zeit. Es wurde bis etwa Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.

Aufgrund seiner Nähe und der Ausrichtung auf das Cigognier-Heiligtum bildete das Theater mit diesem zusammen einen Sakralkomplex, in dem regelmäßig kultische Veranstaltungen, Weihespiele, aber auch Theateraufführungen, Pantomime, Tanz- und Musikdarbietungen, Opferriten und politische Versammlungen stattfanden.

Der für die nordwestlichen Provinzen des römischen Reiches charakteristische gallo-römische Baustil fand auch für dieses Theater Anwendung: Die Zuschauerränge (cavea) mit etwa 50 Sitzreihen, die größtenteils aus Stein errichtet und teilweise in einen natürlichen Hang hineingebaut wurden, bilden einen etwas überzogenen Halbkreis rund um den etwa 17,75 x 21 Meter großen Chorraum (orchestra), der nach hinten durch eine Holzbühne erweitert wurde.

Anstelle einer monumentalen Bühnenwand, wie sie oftmals in Theatern in Italien oder rund ums Mittelmeer errichtet wurde, fiel die schlichte Fassadenmauer von den obersten Rängen bis hin zum vor der Fassade liegenden einstöckigen Bühnenhaus hin ab, so dass die Sichtachse zum gegenüberliegenden Cigognier-Heiligtum teilweise freiblieb. Mit einer Fassadenbreite von über 105 Metern und einer Tiefe von gut 65 Metern bot das Theater Platz für etwa 9.000 bis 12.000 Zuschauer.

Im Theater fanden ab 1890 erste systematische Ausgrabungen statt, so dass das Theater Anfang des 20. Jahrhunderts komplett freigelegt war und konserviert werden konnte. Nach Sanierungen zwischen 1998 und 1999 sind heute große Teile der Sitzreihen, ein Teil des Bühnenhauses und des Unterbaus der Tribünen erhalten.

Das Theater von Avenches ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Théâtre romain du Selley, Chemin du Selley, 1580 Avenches, Schweiz

Link: aventicum.org/de/monumente/theater

Römisches Theater in Bern

Das römische Theater in Bern besitzt sowohl die Eigenschaften eines Theaters als auch die eines Amphitheaters und ist typisch für den gallorömischen Kulturraum. Es wurde sowohl für Theateraufführungen als auch als Arena für Gladiatorenspiele, Tierhatzen, Kulthandlungen und Versammlungen genutzt.

Das gallorömische Theater in Bern stammt aus dem späten 1. bis Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. und stand in Verbindung mit einem etwa 200 Meter weiter nördlich gelegenen Tempelbezirk, auf den der Theatereingang ausgerichtet war. Typisch für Theaterbauten im gallo-römischen Raum war es multifunktional und wurde nicht nur als szenisches Theater für Theateraufführungen genutzt, sondern auch für religiöse Kulte, als Versammlungsort oder für Gladiatorenkämpfe und Tierhatzen.

Dies erklärt auch, warum die Form weder einem typischen römischen Theater noch einem Amphitheater entspricht, sondern beide Formen miteinander verbindet. So bildet die 25 x 27 Meter große Arena ein eiförmiges Oval und die Zuschauerränge sind in einem Dreiviertelkreis darum herum angeordnet. Die 7 oder 8 Sitzreihen boten dabei Platz für bis zu 1500 Zuschauer.

Es gibt keinen Hinweis darauf, das es ein Bühnenhaus gab, vermutlich schloss aber eine Holzbühne an die Sitzstufen an, die den Blick auf das im Norden gelegene Heiligtum freiließ. Im Süden gibt es einen trapezförmigen Anbau, der möglicherweise als Tierzwinger gedient haben könnte.

Das 1956 freigelegte Theater wurde bereits im 19. Jahrhundert entdeckt, aber zunächst als Wasserspeicher für das in der Nähe gelegene römische Vicusbad interpretiert.

Am nur wenige Schritte vom Theater entfernten Kirchgemeindehaus der Matthäuskirche gibt es ein Vitrinenensemble mit Funden und weiteren Informationen zur keltischen und römischen Besiedelung der Engehalbinsel. Das römische Theater und die Vitrinen sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römisches Theater, Reichenbachstrasse 112, 3004 Bern, Schweiz

Vicusthermen in Bern

Im römischen Vicus Brenodurum gab es natürlich auch öffentliche Bäder, wie diese Vicusthermen, die teilweise rekonstruiert wurden und heute unter einem Schutzbau liegen.

Die öffentlichen Thermen der Siedlung stammen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und wurden über einem etwas kleineren Vorgängerbau errichtet. Die einzelnen Räume waren hintereinander angeordnet, wobei die im Süden gelegenen Räume beheizt waren.

Man betrat die Anlage von einem überdachten Portikus aus und gelangte zunächst in den Umkleideraum (apodyterium). Daran schloss sich das Kaltbad (frigidarium) mit einem großen Kaltwasserbecken (piscina) an. Weiter ging es von hier über das Laubad (tepidarium) ins Warmbad (caldarium) mit Heißwasserwanne (alveus). Daneben befand lag der Heizraum (praefurnium) mit Wasserkessel.

Erste Grabungen auf der Engehalbinsel fanden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts statt. Das Badgebäude wurde jedoch erst 1937 freigelegt, anschließend restauriert und mit einem Schutzdach versehen. Nach einer Renovierung in den 1990er-Jahren wurde das Bad mit einem Schutzzaum umgeben, um Vandalismus vorzubeugen. Die Funktionsweise einer römischen Thermenanlage sind auf vielen Schautafeln gut erklärt.

Die Vicusthermen sind frei zugänglich und Teil eines 4 km langen archäologischen Rundwegs auf der Engehalbinsel. Vom Römischen Theater am Startpunkt des Rundwegs sind es noch etwa 15 min Fußweg.

Lage: Römisches Bad, Engehalbinsel, 3004 Bern, Schweiz

Römische Villa Rustica Zofingen

Der römische Gutshof von Zofingen ist einer der größten der bisher in der Schweiz gefundenen und besitzt zudem 3 noch sehr gut erhaltene Bodenmosaike. Möglicherweise wurde er zur Versorgung des etwa 40 km entfernten Legionslagers in Vindonissa errichtet.

Das Landgut (villa rustica) in Zofingen, das Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet, mehrfach umgebaut und bis mindestens Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt wurde, ist einer der größten bisher in der Schweiz entdeckten römischen Gutshöfe. Er liegt auf einem Plateau oberhalb einer Heeresstraße, die bei Olten von der Hauptverbindung zwischen Aventicum und Vindonissa abzweigte und gehörte wohl einem vermögenden Besitzer.

Die ehemals insgesamt gut 100 Meter lange Portikusvilla besaß 2 Eckrisaliten, die über einen überdachten Laubengang (porticus) miteinander verbunden waren. Im südlichen Portikus lag ein beheizbarer Raum, an den eine Badeanlage (balneum) mit Kalt-, Warm- und Schwitzbad anschloss. Im Mitteltrakt befanden sich Wohnräume, die teilweise mit Mosaiken ausgestattet waren, und im Nordflügel Wirtschaftsräume. Der Gutshof nahm eine Fläche von mehreren Hektaren ein und war mit einer Hofmauer umgeben.

Bereits 1826 wurden auf einem Privatgrundstück am Hirzeberg in Zofingen 3 Wohnräume des Gutshofes mit großen und gut erhaltenen Mosaikböden entdeckt, die vermutlich aus der Zeit Anfang des 2. Jahrhunderts stammen, als der Gutshof seine größte Blütezeit erlebte. Die Räume wurden 1830/31 mit klassizistischen Schutzbauten überbaut, die an griechische Tempel erinnern, aber nichts mit den ursprünglichen Bauten gemein haben. Bei weiteren Grabungen in der Nähe wurden das Haupttor und Teile der Umfassungsmauer entdeckt, 1973-75 wurden weitere Konservierungen und Restaurierungen der Räume durchgeführt.

Im Schutzhaus I befindet sich ein etwa 6,6 x 9,9 Meter großer Raum, der mit einem mehrfarbigen Mosaik ausgestattet war. Dieses bestand aus schwarzen Rauten, Dreiecken und Kreisen auf weißen Grund, die mit teils farbigen Blütenornamenten gefüllt waren.

Das Schutzhaus II wurde über 3 nebeneinanderliegenden Räumen errichtet, von denen 2 mit Bodenmosaiken belegt sind. Das Mosaik des größeren Raumes (7,3 x 5,6 Meter) zeigt ein Schwarz-Weiß-Muster aus Rhomben und Sechsecken, in das farbige Blüten- und Blattornamente eingestreut sind. Der kleinere und etwa 3 x 3,9 Meter Raum besitzt ein schwarz-weißes Schachbrettmuster.

Die Schutzbauten, die inzwischen ebenfalls denkmalgeschützt sind, sind täglich bei freiem Eintritt geöffnet. An der Wand befindet sich ein Modell des Gebäudes und auf den Infotafeln erhält man weitere Informationen zum Zofinger Gutshaus.

Lage: Römische Villa Rustica Zofingen, Hirschparkweg, 4800 Zofingen, Schweiz

Römische Therme Gretzenbach

Die römische Badeanlage von Gretzenbach gehörte zu einem von mehreren römischen Gutshöfen, die in römischer Zeit zu beiden Seiten der Aare gelegen waren und der Versorgung der Kastelle dienten.

Das römische Badgebäude von Gretzenbach wurde 1912 auf einem oberhalb der Aare gelegenen Plateau direkt neben der heutigen Pfarrkirche entdeckt und ausgegraben. Es war vermutlich Teil eines römischen Gutshofes, dessen Reste im Bereich der Kirche und des Friedhofs vermutet werden.

Anhand von Münzfunden kann man schließen, dass das Gebäude aus augustäischer Zeit stammt und mindestens bis zur Regierungszeit von Kaiser Hadrian im 1. Drittel des 2. Jahrhunderts genutzt wurde. Die hier gefundenen Reste von Mosaikböden und farbig bemaltem Wandputz lassen auf eine luxuriöse Innenausstattung des Bades schließen.

Die letzten Ausgrabungen fanden in den 1970er Jahren statt, anschließend wurde das Bad restauriert, die Grundmauern konserviert und Teile der Hypokausten rekonstruiert.

Das etwa 16,5 x 9,5 Meter große Badgebäude bestand aus einem Umkleideraum (apodyterium), von dem aus man in die verschieden temperierten Räume gelangte. An das Kaltbad (frigidarium) angebaut war eine Apsis mit einem Kaltwasserbecken, in das man durch das Gelände bedingt über ein paar Treppenstufen hinuntersteigen musste. Außerdem besaß das Bad ein Laubad (tepidarium) und ein Warmbad (caldarium), die beide durch einen Heizraum (praefurnium) beheizt wurden.

Die römische Therme ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römerbad Gretzenbach, Kirchweg, 5014 Gretzenbach, Schweiz

Römisches Theater Lenzburg (Lentia)

Obwohl im römischen Vicus wohl nur etwa 400 bis 500 Einwohner lebten, besaß Lenzburg ein szenisches Theater, das etwa 10-mal so viele Besucher fassen konnte. Daher muss man annehmen, dass es sich hier um ein religiöses Zentrum handelte, in dem Kulthandlungen und religiöse Zeremonien stattfanden.

Entlang einer etwa 400 Meter langen und 6 Meter breiten Straße bestand etwa ab 30 n. Chr. bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. eine römische Siedlung (vicus) mit Wohngebäuden, Werkstätten, Läden und mehreren Tempelbauten. In seiner Blütezeit vom späten 1. bis Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. lebten im Vicus, dessen Name Lentia gewesen sein könnte, etwa 400 bis 500 Einwohner.

Etwa 250 Meter nördlich des Vicus entstand etwa in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. ein szenisches Theater, das bis etwa 170 n. Chr. genutzt wurde. Hier wurden Dramen und Komödien aufgeführt, es fanden hier aber auch religiöse Versammlungen und Kulthandlungen statt.

Die Zuschauerränge (cavea) des Theaters waren perfekt in den natürlichen Verlauf des etwa 7 Meter abfallenden Hangs hineingebaut. Sie waren in 4 strahlenförmig verlaufende Sektionen aufgeteilt und besaß 2 durch einen halbkreisförmigen Umgang getrennte Zuschauerränge, die 4000 bis 5000 Zuschauer fassten – 10-mal mehr als im antiken Lentia lebten. Die Frontmauer war dabei 74 Meter lang und die Orchestra besaß einen Durchmesser von etwa 8,5 Metern. Bisher wurden bisher nur 4 solcher Theater in der Schweiz entdeckt: in Lausanne, Avenches, Augst und eben hier in Lenzburg.

Zwar wurden hier auf dem Lindfeld bereits in den 1930er-Jahren Reste römischer Besiedelung gefunden, aber das Theater selbst wurde erst 1964 beim Bau eines Autobahnzubringers entdeckt und 1972 bis 1973 ausgegraben und in den Grundmauern konserviert.

Das Theater ist jederzeit frei zugänglich. Leider liegt es direkt an einer Autobahnzufahrt und der Pfeiler einer Überlandleitung steht heute mitten auf einem der Treppenaufgänge in der Frontmauer, der zu den Zuschauerrängen führt.

Lage: Römisches Theater Lenzburg, Bruneggerweg, 5600 Lenzburg, Schweiz

Legionärspfad Vindonissa

Der Legionärspfad in Windisch besteht aus 11 Stationen, die an den Originalschauplätzen des römischen Militärlagers Vindonissa inszeniert wurden. Da das Legionslager kaum überbaut wurde, konnten hier noch einige Reste von Gebäuden und Lagertoren restauriert werden.

Ursprünglich lag hier am Zusammenfluss von Aare und Reuss eine keltische Siedlung, bei der um 15 v. Chr. nach den Alpenfeldzügen unter Kaiser Augustus ein römischer Militärstützpunkt entstand. Dieser wurde dann unter Kaiser Tiberius von der Legio XIII Gemina zu einem etwa 20 Hektar großen Legionslager für rund 6000 Legionäre ausgebaut, dessen Holzbauten um etwa 45 n. Chr. von der Legio XXI Rapax durch Steingebäude ersetzt wurden. Außerhalb des Lagers entstand zudem ein etwa 45 Hektar großes Lagerdorf (canabae legionis) mit rund 10000 Einwohnern, das neben Forum, Bädern, Herbergen und Tempeln auch ein Amphitheater besaß.

Ab 69 n. Chr. wurde Vindonissa zum Standort der Legio XI Claudia, die jedoch 101 n. Chr. durch die Vorverlegung des Limes nach Norden verlegt wurde. Es blieb nun nur noch ein kleiner militärischer Außenposten zurück und ein Teil der Zivilbevölkerung siedelte sich innerhalb der Lagermauern an. Als der Rhein um 270 n. Chr. nach dem Limesfall wieder die Nordgrenze des Reiches bildete, wurde westlich des Legionslagers im heutigen Altenburg ein etwa 0,3 Hektar großes Kastell (Castrum Vindonissense) errichtet, das als Teil des Donau-Iller-Rhein-Limes bis etwa 401 n. Chr. bestand.

Zahlreiche Ausgrabungen auf dem im Laufe der Zeit nur wenig überbauten Lagergelände brachten einige gut erhaltene römische Funde zutage, deren Spuren man seit 2009 auf dem Legionärspfad Vindonissa mit seinen 11 Stationen folgen kann.

Der Pfad beginnt am Gästezentrum, wo sich auch die Legionärsunterkünfte (contubernia) befinden. Jede der beiden originalgetreu nachgebauten Baracken besteht aus jeweils 10 Stuben, in denen jeweils 8 Soldaten untergebracht waren und in denen man heute sogar übernachten kann.

Weiter geht es zum Westtor (porta principalis), von dem noch die Grundmauern der 2 achteckigen Tore und der Torbau zu sehen sind. Die nächste Station ist der ursprünglich etwa 5 Kilometer lange, verzweigte Abwasserkanal (cloaca maxima), von dem noch ein auf etwa 20 Meter Länge begehbares Teilstück des 1 Meter breiten und 2 Meter hohen Sammelkanals erhalten ist.

Am Nordtor (porta decumana) lag eine zur Aare hin abfallende Böschung, an der man den Abfall entsorgte. In dem 18 Meter hohen und 200 Meter langen Müllberg konnten viele wichtige Funde geborgen werden. Nach nur wenigen Schritten gelangt man zu einem öffentlichen Bad (balneum) aus der Zeit um 100 n. Chr., in dem noch einige gut erhaltene Wandmalereien zu bewundern sind.

In der Nähe des ehemaligen Stabsgebäudes (principia) liegen die Reste eines 1100 Quadratmeter großen Hauses, das einem ranghohen Offizier – vielleicht sogar dem Centurio der Legion – gehört haben könnte. Hier hat sich neben einigen Grundmauern noch der etwa 10 Quadratmeter große Herd der Offiziersküche (culina centurionis) erhalten.

Das Südtor (porta praetoria) mit den beiden etwa 15 Meter hohen Türmen war das Haupttor des Lagers und ist heute im modernen Stil nachgebaut. Durch dieses Tor verlief die Via Praetoria, auf der die Legionen das Lager in geordneter Formation in die Schlacht zogen.

Die etwa 2400 Meter langen Wasserleitung (aquaeductus), die das im Süden des Lagers gesammelte Grundwasser in Ton- und Bleiröhren in das Lager transportierte, war noch bis 1897 die einzige Trinkwasserversorgung von Windisch und ist sogar heute noch in Betrieb. Das ebenfalls außerhalb des Lagers gelegene Amphitheater (amphitheatrum) wurde in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. für etwa 11000 Zuschauer erbaut.

Im Lager gab es ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. auch ein 4500 Quadratmeter großes Lazarett (valetudinarium) mit etwa 60 Krankenzimmern, in denen jeweils etwa 5 Betten standen. Anstelle des ursprünglichen Steinbaus steht hier heute ein Feldlazarett, in dem neben chirurgischen Instrumenten auch von den römischen Ärzten genutzte Heilkräuter und Salben gezeigt werden.

Als letzte Station wurde das ursprünglich im Zentrum des Lagers errichtete Fahnenheiligtum (aedes) rekonstruiert. In diesem zentralen Kultort wurden die Feldzeichen, Standarten, das Abbild des Kaisers und der Goldene Adler der Legion, aber auch die Legionskasse aufbewahrt.

Der Legionärspfad Vindonissa gehört zur Teilstrecke Neckar-Aare der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist zwischen April und Oktober täglich außer Montag gegen Eintritt geöffnet. Es gibt Audioguides und zahlreiche Veranstaltungen, wie Spiel- und Themen-Touren, Familientage, Führungen, Übernachtung in der Legionärsunterkunft oder Koch- und Schmiedekurse.

Lage: Legionärspfad, Römerlager Vindonissa, Königsfelderstrasse 265, 5210 Windisch, Schweiz

Links: www.museumaargau.ch/legionaerspfad; www.vindonissapark.ch

Amphitheater Vindonissa

Das antike Amphitheater von Vindonissa geriet nie ganz in Vergessenheit, denn im 15. Jahrhundert tauchte es in einer Urkunde unter dem Flurnamen Berlisgruob (Bärengrube) auf – eine Reminiszenz an die antiken Tierhatzen? Heute finden hier im Rahmen der jährlichen Römertage auch wieder Gladiatorenkämpfe statt.

Das im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. erbaute Amphitheater von Vindonissa ist das älteste und auch das größte der 7 bisher in der Schweiz entdeckten Amphitheater. Es wurde während der Regierungszeit von Kaiser Tiberius von der 13. Legion außerhalb des Legionslagers errichtet und bestand zunächst größtenteils aus Holz. In dem etwa 95 x 80 Meter großen Bau konnten bis zu 9000 Zuschauer Platz finden.

Nachdem der erste Bau 45 n. Chr. einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde er um 50 n. Chr. von der 21. Legion größtenteils aus Stein wiederaufgebaut. Dabei wurde der Zuschauerbereich (cavea) auf ein Außenmaß von 112 x 98 Meter vergrößert, so dass darin nun bis zu 11000 Personen den Gladiatorenkämpfen (munera) und Tierhatzen (venationes) folgen konnten. Doch es wurden den Zuschauern anscheinend auch exotische Tiere präsentiert, wie der Fund des Fußknochens eines Kamels beweist.

Nachdem die Legionen um 101 n. Chr. abzogen, wurde das Amphitheater noch bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt, bevor es als Steinbruch diente. Dennoch schien seine ursprüngliche Funktion dabei nie ganz in Vergessenheit geraten zu sein, denn das Gelände wurde in einer Urkunde aus dem 15. Jahrhundert mit dem Flurnamen Berlisgruob (Bärengrube) erwähnt.

Die ersten privat finanzierten Ausgrabungen auf dem Gelände fanden bereits 1897 statt, wurden dann aber schon bald von der Schweizerischen Eidgenossenschaft übernommen, die mehrere Grabungskampagnen durchführen ließ und zudem die Arena konservierte und restaurierte. Mit der Aufführung der „Braut von Messina“ wurde das Amphitheater dann 1907 feierlich eingeweiht.

Nach einer 2010 abgeschlossenen Komplettsanierung ist vom Amphitheater heute noch die von einem gedeckten Gang umgebene 64 x 52 Meter große Arena erhalten. Neben den 3 Eingängen zur Arena kann man noch die Kammern und Zugänge erkennen, durch die die Tiere über Rampen in die Arena gelangen konnten. Anstelle der etwa 13,5 Meter hohen Außenmauern wurden heute Pappeln gepflanzt, die einen guten Eindruck über die Ausmaße des Gebäudes geben.

Das Amphitheater Vindonissa ist Teil des Legionärspfads Vindonissa und ist jederzeit frei zugänglich. An den jährlich stattfindenden Römertagen erwacht die Antike z.B. bei Schaukämpfen von Gladiatoren, einem Marschlager der Legionäre, bei antiken Handwerkern oder römischen Imbissständen wieder zum Leben. Es finden in der Arena aber auch verschiedene Musik- und Kunstfestivals statt.

Lage: Amphitheater Vindonissa, Römerlager Vindonissa, Römerstrasse 13, 5210 Windisch, Schweiz

Link: www.museumaargau.ch/legionaerspfad/roemische-schauplaetze/amphitheater

Vindonissa Museum

Die wichtigsten Funde aus den Ausgrabungen des römischen Vindonissa sind in einem eigens dafür errichteten Gebäude untergebracht, dessen Eingangsportal an ein römisches Kastelltor erinnert und das schon an sich ein architektonisches Meisterwerk darstellt.

Das Museum Vindonissa zeigt auf 3 Stockwerken die wichtigsten archäologischen Funde der Ausgrabungen auf dem Gebiet des römischen Legionslagers und des Zivilorts Vindonissa und ist in verschiedene Ausstellungsbereiche unterteilt, die Themen wie Handel, Militär, Kommunikation oder Finanzen aufgreifen. Es werden sowohl Gegenstände des täglichen Lebens als auch militärische Funde, Grabbeigaben oder ein Modell der römischen Vindonissa gezeigt.

Die ersten Ausgrabungen in Windisch wurden vor über 125 Jahren begonnen und werden auch heute noch fortgesetzt. Hierbei ist von Vorteil, dass das Gelände des Legionärslagers im Laufe der Jahrhunderte nur wenig überbaut wurde. Auch die Funde aus einer 18 Meter hohen und 200 Meter breiten römischen Abfallgrube brachten viele Gegenstände zutage, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind. So kamen neben Holz- und Ledergegenständen auch römische Schreibtäfelchen zum Vorschein, die teilweise sogar noch ihre ursprüngliche Wachsschicht besaßen und heute noch lesbar sind! Sie bieten einzigartige Einblicke in das römische Alltagsleben und bilden die weltweit größte Sammlung an römischen Schreibtäfelchen.

Das Museum ist in einem 1912 vom Architekten Albert Froelich eigens hierfür erbauten und ebenso sehenswerten Jugendstilgebäude untergebracht. Das Eingangsportal ist dabei einem römischen Kastelltor nachempfunden, an der Längsseite sind Bildnisse römischer Kaiser angebracht, aber auch das Innere des Gebäudes, die Ausstellungsvitrinen und die Malereien an den Säulen nehmen Elemente aus römischer Zeit auf. Der etwa 450 Quadratmeter große Garten hinter dem Museum ist als römischer Ziergarten mit Wasserspielen, Brunnen, einem Säulengang und Blumenbeeten angelegt, in denen man Pflanzen findet, die es bereits in römischer Zeit gab.

Auf dem Rundgang „Schätze aus Vindonissa – Werde Archäologe“ kann man in die Rolle eines Archäologen, Ausgräbers, Grabungstechnikers, Restaurators, Wissenschaftlers oder Museumsdirektoren schlüpfen und in einem nachgebauten Grabungszelt, im Grabungscontainer, im Labor oder im Archiv die Arbeit der Wissenschaftler hautnah erleben. Interaktive Stationen mit Filmen, Hörgeschichten und Spielen und Veranstaltungen wie Familientage oder Weinabende im römischen Garten vervollständigen das Angebot.

Das Vindonissa Museum gehört zur Teilstrecke Neckar-Aare der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist auch Teil des Museum Aargau. Das Museum ist täglich außer Montag und Samstag gegen Eintritt geöffnet. Es gibt ein Kombiticket, das den Eintritt zum Römerlager beinhaltet, auch Audioguides sind erhältlich.

Lage: Vindonissa Museum, Römerlager Vindonissa, Museumstrasse 1, 5200 Brugg, Schweiz

Link: www.museumaargau.ch/vindonissa-museum

Archäologisches Landesmuseum (ALM) in Konstanz

Das Archäologische Landesmuseum in Konstanz widmet sich vor allem der Besiedlung und Nutzung des Bodenseeraumes und zeigt anschaulich, wie sich diese von der Altsteinzeit über die Römerzeit bis ins frühe Mittelalter entwickelt haben.

Das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg (ALM) mit seinem Hauptsitz in Konstanz befasst sich mit der Erforschung, der Sammlung und der Präsentation der archäologischen Funde in Baden-Württemberg. Neben dem Zentralen Fundarchiv Rastatt sind dem Landesmuseum weitere 7 Zweigmuseen angegliedert: das Limesmuseum Aalen, das Federseemuseum Bad Buchau, das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren, das Römermuseum Osterburken, das Römerhaus Walheim, die Römische Abteilung des Dominikanermuseums Rottweil und der Römerkeller Oberriexingen.

Das in einem ehemaligen Klostergebäude untergebrachte archäologische Museum zeigt in verschiedenen Dauerausstellungen, die sich auf etwa 3000 Quadratmeter Fläche und 3 Stockwerke verteilen, eine große Auswahl an archäologischen Funden aus Baden-Württemberg von der Altsteinzeit bis in die frühe Neuzeit.

Die Ausstellungen widmen sich dabei neben den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Pfahlbauten am Bodensee, dem mittelalterlichen Konstanz, der Schifffahrt am Bodensee und der Methodik wissenschaftlicher Ausgrabungen in einem weiteren Ausstellungsteil auch dem römischen Einfluss auf die Region.

Die dem Römischen Reich gewidmete Dauerausstellung im 1. OG beschäftigt sich mit der Geschichte der unter Kaiser Trajan zwischen 98 bis 117 n. Chr. rechts des Rheins entstandenen römischen Städte im neuen Verwaltungsbezirk Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium und vor allem dessen Hauptort Lopodunum, dem heutigen Ladenburg. Im DG ist zudem eine Rekonstruktion der Räume einer Römischen Villa zu sehen. Um ein zentrales Atrium herum ordnen sich z.B. ein Triklinium, ein Schlafzimmer, eine Küche, ein Wohnzimmer und ein Badebereich an.

In der Ausstellung „Archäologie & Playmobil“ im 3. Stock werden mit ihren jährlich wechselnden Themen auf spielerische Weise Alltagsszenen aus historischer Zeit nachgestellt. Neben wechselnden Sonderausstellungen, die sich z.B. mit der Zeit der Kelten, der Römer oder dem Mittelalter im südwestdeutschen Raum beschäftigen, gibt es auch Führungen oder Workshops zu den einzelnen Themenbereichen des Museums.

Das ALM in Konstanz ist täglich außer Montag gegen Eintritt geöffnet. Jeden 1. Samstag im Monat ist der Eintritt zur Dauerausstellung frei. Es können auch Audioguides ausgeliehen werden.

Lage: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Benediktinerplatz 5, 78467 Konstanz

Link: www.alm-bw.de/de

Quarkbällchen mit Mohn

Der aus Grieß und Quark bestehende Teig ist schnell gemacht. Für eine besonders pikante Note kann man in den Honig, in dem die Bällchen nach dem Ausbacken gewälzt werden, noch etwas gemahlenen Pfeffer geben.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 375 g Magerquark
  • 250 g Weichweizengrieß
  • 1 Prise Salz
  • 2 EL Olivenöl zum Braten
  • 4-5 EL Honig, flüssig
  • 20-30 g Mohn, gemahlen
  • Etwas Pfeffer nach Belieben

Den Quark mit dem Grieß zu einem nicht zu weichen Teig verkneten und diesen etwa 1 Stunde im Kühlschrank quellen lassen.

Dann aus dem Teig mit nassen Händen etwa 2 cm große Bällchen formen. In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen und die Bällchen darin rundum goldgelb ausbacken.

Die fertigen Globuli noch heiß im mit nach Belieben mit reichlich Pfeffer gewürzten Honig wenden und im Mohn wälzen. Lauwarm servieren.

Tipp:
Anstelle von Mohn kann man auch gehackte Mandeln, Haselnüsse oder Pistazien verwenden.

Bohnentopf

Bohnen waren eines der Grundnahrungsmittel der Römer. Dieses einfache Rezept ist – sofern die Bohnen bereits gekocht sind – schnell gemacht und eine schöne Beilage. Der Name des Gerichts kommt von dem Topf, in dem die Bohnen gekocht wurden.

Zutaten (für 2 Personen):

  • 150 g Bohnenkerne, getrocknet (oder 250 g vorgekochte Bohnen)
  • Salz
  • Olivenöl
  • 1 TL Bohnenkraut (frisch oder getrocknet)
  • 1 TL frischer Liebstöckel
  • Pfeffer
  • 1 Msp. Kreuzkümmel
  • ½ TL Koriander, gemahlen
  • 1 EL Fischsauce
  • 50 ml Weißwein
  • 1 Spritzer Essig (z.B. Aceto Balsamico)

Die Bohnen über Nacht in kaltem Wasser einweichen. Am nächsten Tag mit frischem Wasser aufsetzen, dieses leicht salzen und die Bohnen darin mit 1 Schuss Olivenöl und dem Bohnenkraut garkochen.

Die Bohnen abgießen und dabei etwa 50 ml des Kochwassers (oder der Lake aus der Dose) auffangen. Die Bohnen beiseitestellen und warmhalten.

Den Kochsud mit dem gehackten Liebstöckel, Pfeffer, Kreuzkümmel, Koriander, Fischsauce und Weißwein aufkochen, die Bohnen zugeben und mit etwas Essig abschmecken.

Schweinemedaillons mit Koriandersauce

Im Originalrezept, das von Vinidarius, einem Schüler von Apicius, aufgeschrieben wurde, wird Spanferkel verwendet. Die Sauce mit Rosinen und Pinienkernen wird wie ein Pesto hergestellt und kann auch kalt zum Fleisch gegessen werden.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 1 Schweinefilet (à 800 g)
  • Salz, Pfeffer
  • Koriander, gemahlen
  • 1 Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 2 EL Olivenöl
  • 2 EL Rosinen
  • 2 ELl Pinienkerne
  • 2 Ästchen frischer Koriander
  • 2 Ästchen frischer Dill
  • 2 Ästchen frischer Oregano
  • 50 ml Weißwein
  • 1 Spritzer Fischsauce
  • 1 Spritzer Weinessig
  • ½ TL Honig

Das Fleisch in Medaillons schneiden und mit Salz, Pfeffer und gemahlenem Koriander würzen. Die Zwiebel und den Knoblauch schälen und fein hacken.

Das Fleisch in einer Pfanne mit Olivenöl ringsum kräftig anbraten, so dass es innen noch leicht rosa ais. Aus der Pfanne nehmen und in Alufolie gewickelt warmstellen.

In der Zwischenzeit die Rosinen und die Pinienkerne zusammen mit den frischen Kräutern in einem Mörser zerstampfen. Dabei etwas Wein zugeben, um die Sauce etwas flüssiger zu machen.

Die Zwiebel und den Knoblauch im Bratfett andünsten. Mit der Mischung aus dem Mörser und dem restlichen Wein ablöschen und etwas einreduzieren lassen.

Die Sauce mit Fischsauce, Essig und etwas Honig abschmecken, die Medaillons zusammen mit dem ausgetretenen Saft zugeben und nochmals kurz erhitzen.

Tipp:
Als Beilage passen z.B. Bohnen (Conchicla cum faba).

Schweinefrikassee mit Aprikosen

Aprikosen gelangten in der frühen Kaiserzeit über Kleinasien in die römische Küche. Sie geben dem mit Minze, Honig und orientalischen Gewürzen verfeinerten Schweinefrikassee einen schönen süß-säuerlichen Geschmack.

Zutaten (für 4 Personen):

  • 1 Zwiebel
  • 200 g Aprikosen
  • Etwas Olivenöl
  • 800 g Schweinefleisch
  • 100 ml Weißwein
  • 1 EL Fischsauce
  • Salz, Pfeffer
  • ¼ TL Koriander, gemahlen
  • ¼ TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1 Schuss Weißweinessig
  • 1 TL Defructum (konzentrierter Traubensirup)
  • ½-1 TL Honig
  • 1 Zweig frischer Dill
  • 1 Zweig frische Minze
  • 1 Ästchen Weinraute
  • Evtl. etwas Stärke

Die Zwiebel schälen und fein würfeln. Die Aprikosen waschen, entsteinen und in mundgerechte Würfel schneiden.

In einem Schmortopf das Öl erhitzen und das trockengetupfte Fleisch darin rundum kräftig anbraten. Die Zwiebeln zugeben, kurz mitbraten und dann alles mit dem Weißwein ablöschen. Die Fischsauce, wenig Salz, Pfeffer und die gemahlenen Gewürzen zugeben und etwa 1 bis 1 ½ Stunden köcheln lassen.

Sobald das Fleisch weich ist, die vorbereiteten Aprikosen, etwas Essig, Defructum und Honig zugeben und weitere etwa 10 Minuten köcheln lassen.

Die frischen Kräuter hacken und zum Schluss untermischen. Die Sauce nach Belieben mit etwas in kaltem Wasser angerührter Stärke binden.

Tipp:
Dazu passt z.B. ein Risotto aus Dinkel oder Perlgraupen.

Schweinefrikassee à la Matius

Schon zu Zeiten von Julius Caesar waren über 20 Apfelsorten bekannt. Matius, einer seiner Freunde und Verfasser eines Buches über Hauswirtschaft, züchtete auf seinem Landgut neue Apfelsorten. Zu seinen Ehren benannte Apicius daher dieses mit Äpfeln und Lauch verfeinerte Schweinefrikassee.

Zutaten (für 2 Personen):

  • ½ Stange Lauch
  • 1 Apfel
  • 1 Zwiebel
  • Olivenöl
  • 400 g Schweinegulasch
  • 100-150 ml Gemüsebrühe
  • ½ TL Koriander, gemahlen
  • ¼ TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • Salz, Pfeffer
  • 1 TL Honig
  • 1 EL Passum
  • 1 Schuss Apfelessig
  • 1 EL Fischsauce
  • Semmelbrösel (zum Binden)
  • 2 Ästchen Petersilie
  • 2-3 Ästchen frische Minze
  • 5-6 Ästchen frischer Thymian

Den Lauch putzen, längs halbieren, gut waschen und in dicke Halbringe schneiden. Den Apfel waschen, vierteln, das Kerngehäuse entfernen und anschließend in etwa 1 cm große Würfel schneiden. Die Zwiebel schälen und fein würfeln.

Das Olivenöl in einem Topf erhitzen und das Fleisch darin ringsum scharf anbraten. Die Zwiebel zugeben, etwas mitbraten und dann alles mit Brühe ablöschen. Im zugedeckten Topf etwa 1 bis 1 1/2 Stunden köcheln, bis das Fleisch fast gar ist.

Den Lauch zugeben und etwa 5 Minuten mitkochen lassen. Dann die Apfelwürfel und die gemahlenen Gewürze zugeben und mit Salz, Pfeffer, Honig, Passum, Essig und Fischsauce pikant abschmecken.

Kurz vor dem Servieren die frischen Kräuter hacken und zugeben. Nach Bedarf die Sauce mit den Semmelbröseln binden.

Tipp:
Das Gulasch kann auch gut im Schnellkochtopf zubereitet werden. Dann ist das Fleisch schon nach etwa 15 bis 20 Minuten weich.

Gerstengrütze auf andere Art

Dieses Gericht stand sicher nicht nur in den römischen Garküchen so oder ähnlich auf dem Speiseplan. Auch beim Militär landeten Getreide und Hülsenfrüchte oft in den Töpfen der Legionäre.

Zutaten (für 4 Personen):

  • ½ Stange Lauch
  • 150 g Spitzkohl
  • 100 g Erbsen (TK)
  • ¼ TL Fenchelsamen
  • 100 g Gerstengraupen, grob (Rollgerste)
  • 1 Schuss Olivenöl
  • 1 EL Fischsauce
  • 100 g rote Linsen
  • 130 g Kichererbsen (vorgekocht oder aus der Dose)
  • Oregano, frisch oder getrocknet
  • Thymian, frisch oder getrocknet
  • Salz, Pfeffer
  • 1 Ästchen Petersilie
  • 1 Stängel Dill

Den Lauch putzen, längs halbieren, gut waschen und anschießend in etwa 1 cm dicke Halbringe schneiden. Den Spitzkohl waschen und in etwa 1 cm breite Streifen schneiden. Die Erbsen auftauen lassen und die Fenchelsamen im Mörser grob zerstoßen.

Die Gerstengraupen mit etwa der doppelten Menge Wasser aufsetzen und 1 Schuss Olivenöl und etwa 1 EL Fischsauce zugeben. Etwa 10 Minuten leise köcheln lassen und dann die Linsen zugeben. Weitere etwa 10 Minuten mitköcheln lassen, bis beides noch nicht ganz gar ist.

Nun den Lauch und den Weißkohl zugeben und etwa 5 Minuten mitkochen lassen. Dabei immer wieder umrühren, damit nichts ansetzt, und bei Bedarf noch etwas Wasser nachgießen.

Sobald die Zutaten fast gar sind, die Kichererbsen, die Erbsen, den gemörserten Fenchel und die getrockneten Kräuter zugeben, alles aufkochen lassen und mit Salz, Pfeffer und Fischsauce abschmecken.

Die Kräuter fein hacken und kurz vor dem Servieren unterheben.

Keltenwelt am Glauberg

Auf dem Glauberg mit seinem spektakulären Blick über die Landschaft der Wetterau siedelten unter anderem Kelten, die am Fuße ihrer Höhensiedlung auch mehrere Hügelgräber errichteten. In diesen fand man reiche Grabbeigaben, darunter die einzigartige, lebensgroße Sandsteinstatue des „Keltenfürsten vom Glauberg“.

Auf dem Glauberg gibt es Besiedlungsspuren, die bis in die Jungsteinzeit hineinreichen. Bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. wurde das etwa 8 Hektar große Plateau des Glaubergs landwirtschaftlich genutzt. Es war bis ins Mittelalter fast durchgehend besiedelt und wurde erst im 13. Jahrhundert aufgegeben, als die Staufer ihre Glouburgh genannte Höhenburg verließen.

Zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. erlebte der Glauberg wohl seine größte Blütezeit, als hier die von einer etwa 2 Kilometer langen Mauer umgebene keltische Höhensiedlung erbaut wurde, die bis etwa 350 v. Chr. bestand. Aus dieser Zeit stammen auch die 3 keltischen Fürstengräber am Fuße des Berges. Bei Ausgrabungen 1994 wurden hier umfangreichen Grabbeigaben gefunden, die man heute in der Museumsausstellung bewundern kann. Zu diesen gehören neben wertvollen Waffen, filigranem Goldschmuck und bronzenen Kannen auch einer der spektakulärsten keltischen Funde überhaupt: die lebensgroße Sandsteinstatue des „Keltenfürsten vom Glauberg“ mit der seltsamen, wie überdimensionale Ohren wirkenden Haube bzw. „Blattkrone“.

Die Keltenwelt am Glauberg besteht aus dem etwa 35 Hektar großen Archäologischen Park, der Rekonstruktion eines keltischen Grabhügels und dem modernen Museumsbau mit spektakulärem Blick über die Landschaft der Wetterau und auf das rekonstruierte Hügelgrab mit einem Teil des von Pfosten gesäumten Wall-Graben-Systems und der sogenannten „Prozessionsstraße“.

Der etwa 2,2 Kilometer lange, beschilderte Keltenwelt-Pfad führt auf einem etwa einstündigen Rundweg vom Museum auf das 8 Hektar große Plateau des Glaubergs, wo vor allem noch die Reste der mittelalterlichen Befestigungen und des keltischen Ringwalls erhalten geblieben sind. Neben der Enzheimer Pforte, einem Torhaus aus dem Mittelalter, sind noch einige mittelalterliche Hauskeller, eine Zisterne und die staufische Burgruine zu sehen. Mehrere Infotafeln informieren dabei über die lange und wechselvolle Geschichte des Glaubergs.

Das Museum wurde 2011 eröffnet und ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Im Museum finden zudem regelmäßige Sonderausstellungen, Mitmachprogramme und Führungen statt und man kann Audioguides ausleihen. Der Archäologische Park und das Plateau des Glaubergs sind dagegen jederzeit frei zugänglich.

Lage: Keltenwelt am Glauberg, Am Glauberg 1, 63695 Glauburg

Link: www.keltenwelt-glauberg.de

Römisches Forum Waldgirmes

Waldgirmes war eine der frühesten römischen Gründungen in den außerhalb des römischen Reiches gelegenen germanischen Stammesgebieten und sollte dort eine Infrastruktur sowohl für den Handel als auch für militärische Erkundungszüge in die Germania Magna schaffen.

Ab Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. unternahmen römische Feldherren, darunter Caesar, Drusus und Tiberius, ausgedehnte Feldzüge, um auch die Gebiete der Germania Magna als Provinz in das Römische Reich einzugliedern. Dabei wurden neben Militärlagern auch neue Städte und Handelsorte erbaut, um die dauerhafte Eroberung und Sicherung der Gebiete zu ermöglichen, die römischen Truppen auf ihren Feldzügen zu versorgen und den Handel mit den Germanen zu erleichtern.

Waldgirmes war dabei eine der ersten nach römischem Vorbild geplant angelegten Städte im Gebiet der Germania Magna. Sie wurde vermutlich von Drusus spätestens im Jahr 4 v. Chr. gegründet und ist somit die älteste bekannte römische Stadtgründung östlich des Rheins und nördlich der Donau.

Die von einer Holz-Erde-Mauer umgebene, etwa 7,7 Hektar große Stadt wurde dabei wie ein römisches Militärlager befestigt, war aber eine typisch römische zivile Stadt mit Forum, einem Markt, Wohn- und Lagerhäusern, Tavernen, Straßen und einer öffentlichen Wasserversorgung.

Doch bereits kurz nach der Gründung, im Jahr 9 n. Chr., erlitten die Römer in den Germanengebieten eine empfindliche Niederlage in der sogenannten „Varusschlacht“ im Teutoburger Wald. Der nun folgende Widerstand der germanischen Stämme veranlasste Rom, sich etwa ab 16 n. Chr. endgültig aus der Germania Magna in die linksrheinischen Gebiete zurückzuziehen und die rechtsrheinischen Städte, darunter auch Waldgirmes, aufzugeben.

Die römische Stadt bei Waldgirmes und wurde Ende der 1980er Jahre entdeckt und zwischen 1993 und 2009 erforscht. Hierbei wurde auch das Forum ausgegraben, dessen Umrisse heute konserviert sind, gemeinsam mit einem darauf errichteten Fachwerkbau mit steinernen Sockelmauern und einer monumentalen Größe von etwa 2200 Quadratmetern. Dieser bestand mehreren um einen Innenhof errichteten Gebäudeflügeln, die z.B. als Versammlungs- und Handelsgebäude dienten.

Neben den überwiegend nichtmilitärischen Funden wie Glasperlen, Gefäßen und Schmuckstücken, wurden bei den Ausgrabungen auch Teile einer vergoldeten Reiterstatue von Kaiser Augustus gefunden, die ursprünglich auf einem Sockel im Innenhof des Forums stand. Neben dem Fuß des Reiters gehört hierbei der Kopf des Pferdes zu den schönsten und spektakulärsten Funden der Ausgrabung, die heute im Museum der Saalburg ausgestellt sind. Eine vom Künstler Heinrich Janke gestaltete moderne Nachbildung der Reiterstatue steht seit 2009 auf dem Forum von Waldgirmes.

Das Forum von Waldgirmes ist jederzeit frei zugänglich. Das Besucherzentrum, das 2022 eröffnet wurde und einige der Funde und Repliken ausstellt, ist täglich, außer am Montag und an Feiertagen, bei freiem Eintritt geöffnet. Auf aufgestellten Tafeln erhält man Informationen zur Stadtgründung, dem Forum und dem Reiterstandbild. Es werden auch Veranstaltungen und Führungen angeboten.

Lage: Römisches Forum Waldgirmes, Zum Römischen Forum 25, 35633 Lahnau-Waldgirmes

Link: roemerforum-waldgirmes.de

Römerturm Butzbach (WP 4/33)

Der Römerturm in Butzbach ist eine der ältesten Rekonstruktionen eines römischen Wachtturms und wurde nach den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen erbaut, die heute teilweise widerlegt sind. Er stellt jedoch ein wichtiges Zeugnis aus den Anfängen der archäologischen Forschungen am Limes dar.

Auf dem Schretzerberg bei Butzbach wurden 1898 die Reste von zwei nebeneinanderliegenden Limestürmen gefunden und ausgegraben. Der ältere dieser Türme wurde vor der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. als Holzturm errichtet, und war von einem heute noch gut erkennbaren Ringgraben umgeben. Nur wenige Jahre später, Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr., entstand direkt neben dem Holzturm ein ebenfalls mit einem Graben umgebener Neubau aus Stein, dessen Grundmauern heute konserviert sind.

Der Wachtposten WP 4/33 war Teil des westlichen Wetteraulimes und lag gut 1 km westlich eines heute nicht mehr sichtbaren Kohortenkastells aus der Zeit um 90 n. Chr., das bis etwa 260 n. Chr. bestand. Durch seine Lage auf dem Schretzerberg hatten die Wachsoldaten einen guten Blick hinunter in die Wetterau und konnten so den in der Nähe gelegenen wichtigen Grenzübergang überwachen. Der Limeswall lag direkt westlich hinter dem Turm und bestand aus mehreren Gräben und einer Holzpalisade, die heute auf ein paar Metern Länge rekonstruiert wurden.

Bereits 1900 wurde über dem Standort des älteren Holzturms eine Rekonstruktion errichtet, die zu den ältesten am Limes zählt. Allerdings war der Wissensstand damals noch recht dürftig, so dass man einen zweistöckigen Fachwerkturm errichtete mit einer um das obere Stockwerk umlaufenden Galerie und einem mit Ginsterbüscheln gedeckten Dach. Eine Palisade aus Holz wurde innerhalb des Ringgrabens errichtet.

Nach dem teilweisen Verfall dieser erster Turmrekonstruktion ersetzte man diese 1957 durch einen Neubau in Holz-Lehmbauweise mit einem mit Schindeln gedeckten Dach, der nach kleineren Anpassungen und stetigen Instandsetzungen noch heute zu sehen ist.

Allerdings entspricht auch dieser Turm nicht den heutigen Erkenntnissen, denn heute weiß man, dass römische Wachttürme 7 bis 9 Meter hoch waren und drei Stockwerke besaßen. Der Zugang erfolgte über eine Leiter in das mittlere Stockwerk, das als Schlafkammer diente. Im oberen Stockwerk, das oft eine Galerie besaß, befand sich dann der eigentliche Wachtraum. Der Graben diente nicht als Schutz sondern nur zur Entwässerung.

Die Turmstelle WP 4/33 ist jederzeit frei zugänglich, der Turm kann allerdings nur von außen besichtigt werden.

Lage: Römerturm am Schrenzerberg, Hildegard-Clement-Schneise, 35510 Butzbach

Kohortenkastell Rückingen

Die Lage des Kastells Rückingen, das im Zuge der Vorverlegung des Wetteraulimes errichtet wurde, kann man nur noch erahnen, da es heute komplett überbaut ist. Vom Kastellbad sind allerdings noch die Grundmauern erhalten geblieben.

Das Kastell Rückingen wurde in der Zeit zwischen 110 und 125 n. Chr., also während der späten Regierungszeit von Kaiser Trajan oder der frühen Zeit von Kaiser Hadrian, errichtet. Es wurde im Zuge der Vorverlegung des Limes errichtet und löste das etwa 6 Kilometer südwestlich gelegene Kastell Salisberg ab.

Mit einer Größe von 140 x 180 Metern (etwa 2,5 Hektar) wurde es wohl anstelle eines älteren Holz-Erde-Kastells als Steinbau nördlich des Kinzigufers und etwa 300 Meter westlich des Verlaufs des Wetteraulimes errichtet. Hier war, wie Ziegelstempel belegen, die etwa 500 Mann starke Cohors III Dalmatarum pia fidelis stationiert, die hier bis zur Aufgabe des Limes um 260 n. Chr. blieb. Kastell und Vicus sind heute überbaut und nur noch ansatzweise anhand der Straßenführungen erkennbar.

Das rund 50 Meter südlich des Kastells gelegene und etwa 33 x 20 Meter große Kastellbad wurde zwischen 1802 und 1804 erstmals untersucht. Es war größtenteils aus Stein im Reihentypus errichtet, nur der Umkleideraum (apodyterium) war aus Holz erbaut und ist daher heute nicht mehr erhalten. Auch die im Süden gelegenen Räume des Bades und die Heizräume sind heute nicht mehr sichtbar.

Nach dem Umkleideraum betrat man zunächst das Kaltbad (frigidarium), das eine Kaltbadewanne besaß und an das auf der anderen Seite ein Schwitzbad (sudatorium) angebaut war. An das Kaltbad schlossen zwei unterschiedlich warme Laubäder (tepidarium) mit Apsiden an, in denen Wannen oder Wasserbecken standen, und danach das Warmbad (caldarium) mit zwei Warmwasserwannen und einer Apsis für ein weiteres Wasserbecken. Es gab insgesamt 3 Heizräume, über die die Räume und das Wasser beheizt werden konnten.

Das Kohortenbad Rückingen befindet sich auf dem Gelände eines Spielplatzes und ist jederzeit frei zugänglich. Infotafeln informieren über das Kohortenkastell und das Kohortenbad, die Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches: Obergermanisch-Raetischer Limes“ sind.

Lage: Kohortenkastell und -bad in Rückingen, Am Römerbad 1, 63526 Erlensee

Römisches Kastellbad Salisberg

Das Kastellbad des Kohortenkastells Salisberg wurde bei der Erweiterung eines Friedhofs entdeckt. Es ist ein schönes Beispiel eines Reihenbads, in dem die verschieden warmen Räume direkt hintereinander lagen. Eher ungewöhnlich ist hierbei, dass fast jeder der beheizten Räume ein separates Heizungssystem besaß.

Im 1. Jahrhundert n. Chr. führte durch die heutige Stadt Hanau eine ältere Limeslinie, an der in der Regierungszeit von Kaiser Domitian in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. das Legionskastell Kesselberg errichtet wurde. Dieses Steinkastell konnte mit ca. 375 x 375 Metern Fläche (14 Hektar) eine vollständige Legion mit etwa 5000 bis 6000 Mann aufnehmen. Nach einem Aufstand von Lucius Antonius Saturninus, Statthalter der Provinz Germania Superior, wurde das Kastell jedoch im Jahr 88 oder 89 n. Chr. wieder aufgegeben.

Bereits 92 n. Chr. wurde nur etwa 800 Meter nordöstlich davon das kleinere, heute komplett überbaute Holz-Erde-Kastell Salisberg gebaut, das für eine bisher noch nicht näher identifizierte Kohorte von etwa 500 Mann ausgelegt war. Doch auch dieses Kastell wurde, als der Limes um mehrere Kilometer Richtung Osten verschoben wurde, bereits um 110 n. Chr. aufgegeben und von den an der neuen Limeslinie gelegenen Kastellen Rückingen und Großkrotzenburg abgelöst.

Nur etwa 100 Meter nordwestlich des Kastells Salisberg entstand etwa zeitgleich mit diesem ein Kastellbad, das zwischen 96 und 100 n. Chr. deutlich erweitert wurde. Es blieb zwar nach dem Abzug der Legion noch in Betrieb, wurde aber spätestens Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben.

Bei der Erweiterung des Friedhofs Kesselstadt wurden 1913 Reste des Kastellbades entdeckt und 1914/15 ausgegraben. Die Grundmauern von beiden Bauphasen wurden Ende der 1980er Jahre restauriert und konserviert. Aufgrund der Ziegel- und Keramikfunde konnte man nachweisen, dass das Bad von mehreren in Mainz (Moguntiacum) stationierten Legionen (Legion XIIII Gemina, Legion XXI Rapax und Legio XXII Primigenia) errichtet bzw. umgebaut wurde.

Das ältere Badegebäude war mit etwa 6,5 x 8,5 Meter recht klein und kompakt und bestand nur aus wenigen Räumen. Das neuere Gebäude war mit etwa 43 Metern Länge deutlich größer. Die im Reihentypus angelegten Räume dieser Bauphase lassen sich heute noch recht gut erkennen.

Der Umkleideraum (apodyterium) im Süden bestand vermutlich aus Holz und ist daher heute nicht mehr sichtbar. Von hier gelangte man in das Kaltbad (frigidarium) mit einem Kaltbadebecken, neben dem ein Schwitzbad (sudatorium) lag. Danach folgten mehrere Laubaderäume (tepidarium), die mit eigenen Heizsystemen beheizt wurden, und daran anschließend das Heißbad (caldarium), das über zwei Apsiden und eine Heißwasserwanne verfügte und ebenfalls über einen Heizkanal und einen eigenen Heizraum befeuert wurde.

Auf Schautafeln findet man Informationen über das Kastell und die Funktionsweise einer Therme. Das Kastellbad ist während der Öffnungszeiten des Friedhofs jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römisches Kastellbad Salisberg, Baumweg 12, 63454 Hanau

Archäologischer Park „Römische Villa Haselburg“

Die Römische Villa Haselburg liegt auf einer Anhöhe mit herrlichem Blick über den Odenwald und den Bayrischen Spessart. Der Besitzer des stattlichen Gutshofs mit Haupthaus, Villenbad, Wirtschaftstrakt und Jupiterheiligtum gehörte vermutlich der lokalen Oberschicht an.

Die Villa Rustica befindet sich etwa 10 Kilometer westlich des Odenwaldlimes und entstand um 130 n. Chr., als der Limes während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian Richtung Osten vorverlegt wurde. Der bisher größte bekannte römische Gutshof der Gegend wurde über 100 Jahre lang bewirtschaftet, wurde jedoch in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr., spätestens jedoch nach dem sogenannten „Limesfall“ um 260 n. Chr. aufgegeben und verfiel danach.

Die fast quadratische Anlage war etwa 183,5 x 185,5 Meter (3,4 Hektar) groß und war von einer Umfassungsmauer begrenzt mit einem breiten Tor an der Nordwestseite. Das Haupthaus im Osten besaß 5 Räume, die teilweise beheizt waren. Der mittlere Raum mit Apsis diente dabei eventuell als Speiseraum (triclinium). Östlich davon lag ein dreiseitiger Portikus mit Innenhof, an den an der Ostseite ein Wirtschaftstrakt mit unterkellertem Küchengebäude anschloss. Etwa 30 Meter westlich lag ein etwa 10 x 17 Meter großes Heiligtum, in dem eine etwa 10 Meter hohe Jupitergigantensäule aufgestellt war. Weitere Nebengebäude und Ställe waren auf dem Gelände verteilt.

Im Südwesten des Portikus lag das mit 14 x 11 Metern ungewöhnlich große Badgebäude, das man über den Umkleideraum (apodyterium) betrat. Danach ging man weiter in den Kaltbaderaum (frigidarium) mit Kaltwasserbecken, von dem man entweder in das Schwitzbad (sudatorium) oder weiter in das Laubad (tepidarium) gelangte. Anschließend folgte das Warmbad (caldarium) mit großer Warmwasserwanne, das über die daran anschließende Heizanlage (praefurnium) beheizt wurde. Eine Latrine lag im Osten neben dem Eingang zum Badgebäude.

Für ein gewöhnliches Landgut waren die Gebäude deutlich größer und repräsentativer als sonst üblich dimensioniert, daher liegt der Schluss nahe, dass der Besitzer ein höheres Amt in der Provinzverwaltung bekleidete und das Gut vielleicht auch Verwaltungszwecken diente.

Wiederentdeckt wurde der Gutshof bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, als Graf Franz I. zu Erbach-Erbach erste Untersuchungen durchführen ließ. Damals ging man noch davon aus, dass es sich um ein römisches Kastell handelte. Nach Ausgrabungen in den 1880er-Jahren setzte sich aber die Erkenntnis durch, dass man hier wohl ein römisches Landgut gefunden hatte.

Als 1979 eine Ferngasleitung durch das Gelände verlegt werden sollte, grub man die bereits wieder zugeschütteten Reste erneut systematisch aus. Zwischen 1984 und 1993 wurden die Grundmauern und die Umfassungsmauer rekonstruiert und konserviert. Das 2012 erbaute Informationszentrum, das einem römischen Gebäude nachempfunden ist, zeigt Fundstücke aus dem Gelände (z.B. Glas, Wandbemalungen oder Ziegel) und informiert auf Tafeln über die Geschichte der Villa Rustica.

Die Villa Rustica, die von der Gemeinde Höchst und einem Förderverein ehrenamtlich betrieben wird, ist als Freilichtmuseum jederzeit frei zugänglich. Das Informationszentrum ist zwischen Anfang April und Ende Oktober an Sonn- und Feiertagen geöffnet und es können Führungen gebucht werden. Neben weiteren Veranstaltungen gehört das Römerfest im Juni zu den Höhepunkten im Jahr.

Lage: Römische Villa Haselburg, an der L3106 bei Hummetroth, 64739 Höchst im Odenwald

Link: www.haselburg.de

Gräfliche Sammlungen Schloss Erbach

Der altertumsbegeisterte Graf Franz I. von Erbach-Erbach brachte im 18. Jahrhundert von seinen Italienreisen eine große Anzahl antiker Objekte mit, für die er in seinem Schloss eigens der Antike nachempfundene Räume gestalten ließ.

Auf den Reisen, die er in den Jahren 1774 und 1791 im Rahmen seiner „Grand Tour“ nach Italien unternahm, trug Graf Franz I. zu Erbach-Erbach eine umfangreiche Antikensammlung zusammen, die er sowohl vor Ort kaufte als auch später im Kunsthandel erwarb. Zusätzlich ergänzte er die Sammlung durch Fundstücke, die Anfang des 19. Jahrhunderts aus von ihm initiierten Grabungen in verschiedenen Kastellen am Odenwaldlimes geborgen wurden. Sein Enkel, Graf Eberhard XV., erweiterte die Sammlung um Möbel und Kunsthandwerk und den Schöllenbacher Altar. Seit 2016 ist im Schloss Erbach auch das Deutsche Elfenbeinmuseum untergebracht.

Die drei sogenannten „Römischen Zimmer“ in der Beletage des Erbacher Schlosses wurden eigens im antiken Stil ausgestaltet, um die antiken Stücke gebührend zu präsentieren, dienten gleichzeitig aber auch als auch Arbeits-, Schlaf- und Empfangszimmer.

Das Arbeitszimmer war einem Raum in der Hadriansvilla bei Rom nachempfunden und zeigt eine Sammlung von antiken Statuen, Büsten und Vasen und von Kleinfunden aus den Ausgrabungen im Odenwald. Das anschließende Empfangs- oder Audienzzimmer, in dem man auf „kurulischen Stühlen“ (sella curulis) Platz nehmen konnte, enthält eine Sammlung von Büsten und Porträts römischer Kaiser und Staatsmänner, aber auch eine sehr seltene Büste von Alexander dem Großen, die aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammt. Das Etruskische Kabinett diente als Schlafzimmer und barg eine große Sammlung antiker Vasen, die heute im Grünen Salon zu sehen sind.

Außerdem kann man im Schloss z.B. im „Rittersaal“ und der Gewehrkammer eine umfangreiche Sammlung von Waffen und Rüstungen besichtigen, im Chinesischen Zimmer eine asiatische Keramiksammlung und in der prunkvollen „Hirschgalerie“ und dem Treppenaufgang eine riesige Sammlung von ungewöhnlich geformten Geweihen.

Die Gräfliche Sammlung im Schloss Erbach ist nur mit Führung zu besichtigen und ist täglich geöffnet. Führungen finden zu jeder vollen Stunde statt und während der Saison zusätzlich an den Wochenenden und Feiertagen auch halbstündlich.

Lage: Gräfliche Sammlungen Schloss Erbach, Marktplatz 7, 64711 Erbach

Link: schloss-erbach.de

Kastell & Römerbad Würzberg

Vom Kastell Würzberg, das am älteren Odenwaldlimes lag, sind nur noch wallartige Erhebungen im Gelände zu erkennen. Das zum Kastell gehörende Römerbad aber gehört zu den besterhaltenen Kastellbädern am Odenwaldlimes.

Das Kastell in Würzberg, von dem man noch die Umrisse gut als Wall im Gelände erkennen kann, war etwa 74 x 81 Meter (6 Hektar) groß und war mit einer noch nicht identifizierten Numeruseinheit von etwa 160 Mann bemannt. Es stammt aus trajanischer Zeit um 100 n. Chr. und wurde zunächst als Holz-Erde-Kastell errichtet. Um die frühe Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Mauern mit Steinen erneuert. Spätestens 159 n. Chr. wurde das Kastell bereits wieder aufgegeben, da der Limes zu dieser Zeit Richtung Osten vorverlegt und das Kastell daher nicht mehr benötigt wurde.

Das Kastell geriet jedoch auch nach seiner Aufgabe nicht ganz in Vergessenheit und war in Aufzeichnungen des Mittelalters immer noch als „vulline burch“ bekannt. Erste Ausgrabungen der Neuzeit fanden dann Anfang des 19. Jahrhunderts durch den altertumsinteressierten Graf Franz I. zu Erbach-Erbach statt, der jedoch viele der hier aufgefundene Steine in den Englischen Garten Eulbach bringen ließ, um dort nach seinen Vorstellungen römische Mauern und Kastelltore nachzubilden.

Mehrere weitere Grabungen, unter anderem 1895 durch die Reichslimeskommission und weitere wissenschaftliche Untersuchungen und Konservierungen im Jahr 1963 und 1982, brachten weitere Erkenntnisse zu den verschiedenen Bauphasen, den Außenmauern und den 3 Toren, von der Innenbebauung und dem Lagerdorf wurden aber nicht mehr viele Reste gefunden.

Im Kastellbad konnte man jedoch die Funktionsweise noch sehr gut nachvollziehen. Es ist im Reihentypus angelegt, d.h. man betrat das Bad im Norden, wo der heute nicht mehr sichtbare, als hölzerner Vorbau ausgestaltete Umkleideraum (apodyterium) lag. Der erste Raum des Steinbaus war das Kaltbad (frigidarium), an das links ein Kaltwasserbecken und rechts ein kreisförmiges Schwitzbad (sudatorium) mit eigenem Heizraum (praefurnium) angebaut war. An das Frigidarium schloss dann zunächst ein Laubad (tepidarium) mit seitlich angefügter Wanne und dann das Heißbad (caldarium) mit einer großen Warmwasserwanne an. Dahinter lag der Heizkanal und das Präfurnium.

Das Römerbad Würzberg ist jederzeit frei zugänglich. Etwa 1 km südlich vom Ort Würzberg zweigt an der K45 Richtung Breitenbuch rechts an einer Straßenkurve ein kleiner mit „Römerbad“ ausgeschilderter Weg ab. Nach etwa 500 Metern gelangt man zu Fuß über einen Forstweg rechts nach etwa 250 Metern zum Römerbad.

Lage: Kastell & Römerbad Würzberg, an der K45, 64720 Michelstadt

Wachtturm „Heidenbühl“ bei Murrhardt (WP 9/96)

Östlich von Murrhardt verläuft der Obergermanisch-Rätische Limes fast schnurgerade Richtung Norden. Einige der entlang dieser Linie aufgereihten Wachttürme sind noch in Resten sichtbar, auf dem Heidenbühl gibt es sogar bis zu 6 Meter hoch rekonstruierte Reste von zwei direkt nebeneinander liegenden Limestürmen.

Im Zuge der Vorverlegung des Limes nach Osten wurde um 159/160 n. Chr. südöstlich der heutigen Altstadt von Murrhardt ein Kohortenkastell errichtet, in dem die Cohors XXIV voluntarium civium Romanorum und vermutlich auch die Kundschaftereinheit Exploratores Boiorum et Tribocorum mit insgesamt etwa 500 bis 600 Mann stationiert war. Das Kastell und das nordwestlich davon gelegene Lagerdorf (vicus) sind heute unter der modernen Bebauung verborgen. Reste des Kastellbads, die beim Bau eines Ärztehauses in der Stadtmitte gefunden wurden, sind heute dort ausgestellt und frei zugänglich.

Ende des 19. Jahrhundert fand man auf dem Heidenbühl bei Murrhardt die Grundmauerreste eines Wachtturms des Obergermanisch-Rätischen Limes, der anschließend durch die Reichslimeskommission untersucht wurde. Bei weiteren Ausgrabungen im Jahr 1961 bis 1964 entdeckte man nur wenige Meter davon entfernt die Reste eines weiteren Limesturms, der offenbar unter Verwendung der Steine des abgebrannten ersten Turmes neu errichtet wurde. Allerdings war man offenbar beim Bau des neuen Turmes in Eile, da dessen Fundament deutlich weniger sorgfältig errichtet wurde.

Auf den Resten des älteren Turmes wurde die untere Mauerpartie bis zu einer Höhe von 6 Metern aus Originalsteinen teilweise wiedererrichtet, während vom neueren Turm nur die Grundmauern konserviert wurden.

In der Nähe von Murrhardt wurden meist im Wald versteckt mehrere weitere Wachttürme gefunden wie z.B. der WP 9/91 bei Siegelsberg, der WP 9/98 auf der Linderst-Ebene, der „Teufelsmauer“ genannte WP 9/99 oder der WP 9/104 Köchersberg, die teilweise rekonstruiert sind und auf einem etwa 11 km langen Rundwanderweg erkundet werden können.

Der Wachtturm Heidenbrühl ist vom Parkplatz Karnsberger Straße aus zu Fuß nach etwa 150 Metern erreichbar und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Wachtturm WP 9/96, auf dem „Heidenbühl“, 71540 Murrhardt

Link: www.murrhardt.de/de/Tourismus/Sehenswuerdigkeiten

Kastellbad Walldürn

Das römische Militärlager von Walldürn, das auch als „Kastell Alteburg“ bezeichnet wurde, war Teil des „Vorderen Limes“, mit dem Kaiser Antoninus Pius die Grenzen des Römischen Reiches ein Stück weit Richtung Osten verschob.

Das Kastell Walldürn wurde zwischen 148 und 161 n. Chr. unter Kaiser Antoninus Pius im Zuge der Verlegung des Limes Richtung Osten errichtet. Es war ein etwa 97 x 84 Meter großes, aus Stein erbautes Numeruskastell, in dem eine nicht genau identifizierbare Kundschaftereinheit der exploratores Stu[ri] und einige Soldaten der Brittones gentiles untergebracht waren. Westlich des Kastells lag ein kleines Lagerdorf (vicus) und etwa 300 Meter östlich des Kastells verlief der neue „Vordere Limes“, der hier am Wachposten WP7/39 einen kleinen Knick Richtung Süden macht.

Das im Westen von Kastell und Vicus gelegene Kastellbad wurde zwischen ca. 155 und 250 oder 260 n. Chr. genutzt und dabei mehrfach umgebaut. Das im Reihentypus erbaute Bad bestand aus einem aus Holz erbauten Vorraum (apodyterium) mit Peristylumgang, von dem man zunächst in das Kaltbad (frigidarium) mit einem Kaltwasserbecken gelangte. Danach folgte das Laubad (tepidarium) und das Heißbad (caldarium) mit zwei Warmwasserbecken und dem dahinter liegenden Heizraum (praefurnium). Neben dem Frigidarium lag im Osten ein Schwitzbad (sudatorium). Das Kastellbad wurde bereits 1896/97 entdeckt und teilweise ausgegraben und dann Anfang der 1970er Jahre in den Grundmauern konserviert.

Die Stadt Walldürn hat am Heidingsfelder Weg einen etwa 2,2 km langen Limeslehrpfad mit Nachbau des Palisadenzaunes, Wachturmfundamenten und Informationstafeln angelegt und bietet zudem zahlreiche Römerführungen an. Das Stadt- und Wallfahrtsmuseum besitzt eine Römerabteilung, ist aber derzeit geschlossen.

Die römischen Ausgrabungen von Walldürn sind Teil des Obergermanisch-Rätischen Limes und gehören seit 2005 zum UNESCO-Kulturerbe. Vom Kastell und dem Lagerdorf ist heute nichts mehr sichtbar. Das Römerbad ist jedoch jederzeit frei zugänglich und ist östlich von Walldürn an der L577 Richtung Waldstetten ausgeschildert.

Lage: Kastellbad Walldürn, östlich von Walldürn an der L577, 74731 Walldürn

Link: www.wallduern.de/de/Tourismus-Freizeit/Freizeit-Erleben-/Roemer-Limes

Limeskastelle & Kohortenbad Neckarburken

In Neckarburken befand sich ein wichtiger Militärstandort des älteren Odenwaldlimes, wo in gleich zwei Kastellen insgesamt knapp 650 Soldaten stationiert waren. Nach der Verlegung des Limes Richtung Osten wurden die beiden Kastelle jedoch nach nur rund 60 Jahren nicht mehr benötigt.

Die beiden Kastelle von Neckarburken, ein Kohortenkastell für 480-500 Mann und ein Numeruskastell für etwa 140-150 Soldaten, stammen alle aus der Regierungszeit von Kaiser Trajan um etwa 100 n. Chr. und gehörten zur älteren Limeslinie, die durch den Odenwald führte. Mit der Vorverlegung des Limes Richtung Osten unter Kaiser Antoninus Pius wurden die Kastelle 159 oder 160 n. Chr. jedoch nicht mehr gebraucht und relativ kurzfristig aufgegeben.

Das Westkastell bzw. Kohortenkastell von Neckarburken wurde um 100 n. Chr. von einer unbekannten Kohorte in Holz-Erde-Bauweise erbaut. Später wurde es von der teilberittenen Cohors III Aquitanorum equitata in Steinbauweise neu errichtet. Das Areal mit einer Größe von etwa 132 x 158 Metern (2,1 Hektar) war von einem Graben umgeben und besaß 4 Tore, wobei das Haupttor im Osten zum Limes hin lag. Obwohl die Kohorte durch die Vorverlegung des Limes bereits 159/160 n. Chr. nach Osterburken verlegt wurde, wurden hier offenbar noch im Jahr 158 n. Chr. aufwendige Umbaumaßnahmen durchgeführt. Das zwischen 1892 und 1894 ausgegrabene Kohortenkastell ist heute komplett überbaut und nicht mehr sichtbar.

Das direkt neben dem Kohortenkastell gelegene Kohortenbad ist noch etwa zur Hälfte erhalten. Man kann hier noch gut der Umkleideraum (apodyterium) mit Wasserablauf, ein Kaltbad (frigidarium) mit 2 Kaltwasserbecken und das Laubad (tepidarium) erkennen. Im heute von einer Straße überdeckten nördlichen Teil befand sich ein weiteres Tepidarium und ein Heißbad (caldarium). Das Bad, das noch bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde, wurde von 1974 bis 1975 ausgegraben und restauriert.

Das mit etwa 80 x 80 Metern (0,64 Hektar) Größe deutlich kleinere Ostkastell bzw. Numeruskastell wurde gleichzeitig mit dem Kohortenkastell von der Numerus Brittonum Elantiensum errichtet – zunächst in Holz-Erde-Bauweise und dann um 145 n. Chr. in Steinbauweise. Vom Kastell mit ehemals 3 Toren ist heute noch das gut konservierte Westtor (porta principalis sinistra) zu sehen. Nach der Verlegung des Limes wurde das Kastell zu einem Gutshof (villa rustica) umgebaut.

Ein zweites Kastellbad wurde Anfang der 80er Jahre nördlich der Bundesstraße entdeckt, auch die Reste eines Lagerdorfs, das zwischen den beiden Kastellen lag, wurden gefunden. Beides ist aber heute nicht mehr sichtbar.

Das Museum am Odenwaldlimes, das sich im ehemaligen Rathaus von Neckarburken befindet und von April bis September nur am Sonntag (nachmittags) oder nach Vereinbarung geöffnet ist, sind Funde aus den Ausgrabungen in Neckarburken ausgestellt.

Die Ausgrabungen des Numeruskastells und des Kohortenbades sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römisches Limes-Kastell Neckarburken, Kastellstraße, 74834 Elztal

Villa Rustica Zimmerhof bei Bad Rappenau

Von der in einen Hang gebauten Villa Rustica Zimmerhof sind die Mauern des Nord- und Westflügels noch recht gut erhalten. Vor allem der Keller in der Nordwestecke mit dem Treppenzugang, den Nischen und einem Lichtschacht ist noch fast komplett vorhanden.

Die Villa Rustica entstand etwa in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. nach der Erweiterung des Limes Richtung Osten und war vermutlich bis zur endgültigen Zerstörung des Limes um 260 n. Chr. bewirtschaftet.

Die Reste des um einen Innenhof angeordneten Hauptgebäudes wurden 1972 ausgegraben und anschließend restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hierbei konnte man in der etwa 32 x 23 Meter großen Anlage die Grundmauerreste einer Peristylvilla identifizieren. Man fand neben einem gut erhaltenen, sorgfältig gemauerten Keller mit 3 Wandnischen und einem Lichtschacht auch mehrere teilweise beheizte Wohnräume, ein Präfurnium, Vorrats- und Lagerräume und einen im Osten angebauten Küchentrakt.

Während im Nordwestteil noch teilweise recht hohe Grundmauerreste von einfach ausgestatteten Räumen vorhanden sind, sind die Grundmauern im südöstlichen Teil des Hauptgebäudes, in denen sich die repräsentativen Räume befanden, heute größtenteils mit Steinplatten angedeutet.

Wo sich das sicherlich vorhandene Badegebäude und die weiteren Wirtschaftsgebäude, Scheunen und Ställe befunden haben, ist bisher noch nicht bekannt. Auch die Ausdehnung der gesamten Anlage kann bisher nur geschätzt werden.

Die Villa Rustica Zimmerhof ist vom Parkplatz am Römersee zu Fuß in etwa 5 min (400 m) erreichbar und ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Villa Rustica Zimmerhof, Römerweg (am Römersee), 74906 Bad Rappenau

Römischer Gutshof Weinsberg

Die kleine, aber kompakt gebaute und teilweise noch gut erhaltene Badeanlage und ein Teil des dazugehörenden Gutshofs liegen direkt am Fuß des Weinsbergs und gehören zu den ältesten römischen Bauwerken, die man derzeit in Baden-Württemberg besichtigen kann.

Nachdem der Limes Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. vom Neckar Richtung Osten bis nach Öhringen verschoben wurde, entstanden nun im neu gewonnenen Gebiet zahlreiche Gutshöfe (villa rustica). Die Villa Rustica von Weinsberg mit angeschlossenem Bad wurde um 175 n. Chr. erbaut, im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und erweitert, aber nur knapp 100 Jahre bewirtschaftet. Denn als der Limes etwa 260 n. Chr. nach zahlreichen Alamanneneinfällen endgültig aufgegeben und die neue Grenze zum Rhein zurückverlegt wurde, wurden viele römische Gebäude zerstört oder brannten ab. In späterer Zeit wurden sie dann oft als Steinbruch genutzt und gerieten so in Vergessenheit.

1906 wurde die etwa 14 x 15 Meter große Badruine entdeckt und anschließend ausgegraben. Obwohl bei späteren Zufallsgrabungen noch weitere römische Reste gefunden wurden, glaubte man zunächst, eine öffentliche Badeanlage gefunden zu haben, bis dann bei weiteren Ausgrabungen 1977 südöstlich des Badgebäudes der dazugehörende Gutshof entdeckt wurde. Beide Gebäude wurde anschließend restauriert und die Badeanlage mit einem Schutzbau überdacht.

Ein großer Teil der Gebäude, wie z.B. Ställe und Scheunen, sind noch nicht entdeckt oder liegen unter der aktuellen Bebauung, so dass die gesamte Ausdehnung der Villa Rustica nur teilweise bekannt ist. Auch sind heute viele Mauern, vor allem die des Hauptgebäudes, zerstört oder nur noch unvollständig vorhanden. Allerdings sind bei der Badanlage die Hypokausten der Wände und Fußböden, aber auch einige Mauern und die beiden Wasserbecken teilweise noch sehr gut erhalten, so dass man einen guten Eindruck über die Anlage bekommt.

Vom Hauptgebäude ist heute nur ein Teil der Front mit einem unterkellerten Eckrisaliten sichtbar, hinter dem die teilweise mit Fußbodenheizung ausgestatteten Wohnräume lagen. Ein überdachter Säulengang führte vom Eckrisaliten zum Badgebäude.

Das Bad betrat man über einen Umkleideraum (apodyterium) bzw. Kaltbaderaum (frigidarium) mit kleinem halbkreisförmigen Kaltwasserbecken, dem ein Laubad (tepidarium) gegenüberlag. Ein Durchgang führte vom Apodyterium ins Warmbad (caldarium) und weiter in einen beheizten Raum mit Wasserbecken. Dieser oder der danebengelegene weitere Raum dienten vermutlich als Schwitzbad (sudatorium). Im Anschluss daran lag der Heizraum (praefurnium), während sich die Latrine neben dem Eingang befand, wo auch die Entwässerung des Kaltwasserbeckens lag. Im Apodyterium wurde eine (kopflose) Statue einer Fortuna Balnearis gefunden, die heute im Museum in Weinsberg zu sehen ist, außerdem sind noch Säulenreste des Verbindungsgangs und einige Reliefs vor Ort zu sehen.

Der Gutshof und die Badruine sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Römischer Gutshof und Römerbad von Weinsberg, Leiblingstraße, 74189 Weinsberg

Link: www.weinsberg.de/freizeit-und-kultur/museen-und-austellungen/roemischer-gutshof-mit-badruine

Römischer Vicus & Mithräen von Güglingen

In Güglingen wurden neben einem Vicus mit Resten von Streifenhäusern auch 2 Mithräen und eine Badeanlage gefunden. Diese werden sowohl am Originalfundort in einer Archäologischen Freilichtanlage als auch im Museum in Güglingen anschaulich präsentiert.

In der Zeit ab etwa 120 n. Chr. bestand in Güglingen eine Zivilsiedlung (vicus), die durch ihre verkehrsgünstige Lage ein zentraler Markt- und Handelsort der Umgebung wurde. Er war bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bewohnt, wurde aber danach verlassen und gezielt in Brand gesteckt.

Die Ausgrabungen der Jahre 1999 bis 2005 brachten im südlich der Zaber gelegenen Industriegebiet „Ochsenwiesen“ zahlreiche Reste zu Tage: neben 2 Mithräen fand man auf einer Fläche von etwa 4,5 Hektar auch Reste von etwa 30 Streifenhäusern, mehrere Straßenzüge und eine Badeanlage.

Die Häuser waren meist aus Holz in Fachwerkbauweise errichtet und lagen mit der Front zur Straße hin, wo es einen überdachten Portikusgang gab. Vorne befanden sich Läden und Werkstätten, im rückwärtigen Teil Wohnräum, Keller und Herdstelle, während in den umzäunten Gartenparzellen z.B. Viehställe und Schuppen und in einigen auch Töpferöfen, Brunnen und Latrinen zu finden waren.

Teile der Ausgrabungen wurden der Öffentlichkeit am Originalort in einer Freilichtanlage zugänglich gemacht. Ein Fußweg beginnt am Mithräum I, das bereits 1999 ausgegraben wurde. Das etwa 17 Meter lange und 7,4 Meter breite Gebäude wurde ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. bis Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Heute sind hiervon nicht viel mehr als die Grundmauern sichtbar. Der Weg führt weiter über 7 Stationen mit Infotafeln, auf denen auf die 7 Weihegrade des Mithraskults (Rabe, Bräutigam, Soldat, Löwe, Perser, Sonnenläufer und Vater) und die ihnen zugeordneten Götter, Planeten und Symbole erklärt werden.

Schließlich erreicht man das Mithräum II, dessen Fachwerkbauweise heute in Teilen rekonstruiert und über dem Kultraum wieder aufgebaut wurde. Mit 15 x 5,80 Meter Fläche war dieses zwar kleiner als Mithräum I, besaß aber einen noch fast unversehrten Kultraum mit Altären, Kultgegenständen und Opfergaben und einer zwar eingestürzten, aber noch gut erhaltenen Deckenmalerei. Es wurde etwa ab 120 n. Chr. erbaut und in 3 Bauphasen bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.

Neben angedeuteten Grundrissen von Streifenhäusern, einem eingefriedeten Hofbereich und einem rekonstruierten Brunnen ist ein weiteres Highlight das gut 55 Meter lange und 5 Meter hohe illustrierte Siedlungspanorama, das die Bewohner des Vicus bei ihren täglichen Verrichtungen zeigt und somit einen detailreichen Blick in den römischen Alltag erlaubt.

Das Museum in Güglingen komplettiert das Gesamtbild der römischen Siedlung in einer interessanten Ausstellung. Hier findet man die Funde aus den Ausgrabungen von Güglingen und Rekonstruktionen des Mithräums und eines Streifenhauses in Originalgröße.

Die Archäologische Freilichtanlage in Güglingen ist jederzeit frei zugänglich, während das Museum Güglingen von Mittwoch bis Freitag nur nachmittags, an Wochenenden und Feiertagen ganztägig gegen Eintritt geöffnet ist. Hier werden auch Führungen und Sonderausstellungen angeboten, nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten für Gruppen.

Lage: Archäologische Freilichtanlage „Römischer Vicus und Mithräen von Güglingen“, Emil-Weber-Straße, 74363 Güglingen

Link: www.roemermuseum-gueglingen.de/website/de/freilichtanlage

Römisches Mithräum Mundelsheim

Das Mithräum von Mundelsheim gehörte wohl zum in der Nähe gefundenen Gutshof und dem angeschlossenen Vicus. Hier wurde der aus Persien stammende Lichtgott Mithras verehrt, dessen Kult nur Männern vorbehalten und vor allem im Militär und bei Kaufleuten weit verbreitet war.

Das unterirdisch angelegte Mithras-Heiligtum von Mundelsheim wurde 1989 beim Bau einer Wasserleitung etwa 150 Meter südwestlich des Römerkellers entdeckt und gehörte wohl zum weitläufigen Areal des Gutshofs.

Das etwa 7,2 x 17,6 Meter große Gebäude bestand aus 3 hintereinander angeordneten Räumen. Der erste Raum im Osten war eine offene Halle, von der aus man in einen geschlossenen Vorraum gelangte. Dahinter führten Stufen in den eigentlichen Kultraum, den nur Eingeweihte betreten durften.

Im Kultraum befanden sich neben dem Mittelgang zu beiden Seiten Podien für die Besucher. An der Stirnseite war das Kultbild des Mithras angebracht, von dem leider nur noch wenige Reste gefunden wurden. Auch von der Bemalung der Wände und Decken war nicht mehr viel erhalten.

Bei den Ausgrabungen wurden die neben dem Kultbild angeordneten Altäre für die Mondgöttin Luna und den Sonnengott Sol entdeckt, die heute vor Ort als Kopie zu sehen sind. Sowohl die Mondsichel der Luna als auch die Strahlenkrone des Sol waren durchbrochen und konnten für einen besonders mystischen Effekt von hinten beleuchtet werden. In Gefäßen, die im Kultraum gefunden wurden, wurden Reste von Opfertieren gefunden, die wohl beim Bau des Heiligtums rituell geopfert wurden und unter dem Holzfußboden eingelassen wurden.

Das Mithras-Heiligtum von Mundelsheim ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Mithräum Mundelsheim, Heinrich-Hertz-Straße 30, 74354 Mundelsheim

Römischer Gutshof Mundelsheim

Der römische Gutshof bei Mundelsheim, der wohl einem wohlhabenden Besitzer gehörte, besaß aufwendig gestaltete Kellerräume, die nicht nur zur Lagerung von Waren, sondern auch zu Repräsentationszwecken errichtet wurden.

Bei Mundelsheim bildet der Neckar eine Schleife mit steilen Hängen, die wahrscheinlich schon seit der Römerzeit für den Weinbau genutzt wurden. Auf der oberhalb bei Ottmarsheim gelegenen Anhöhe „Steinmäurich“ befand sich im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. eine befestigte römische Siedlung (vicus), zu der u.a. ein römischer Gutshof (villa rustica) gehörte. Dieser wurde wohl zur Zeit des Limesfalls Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben und fiel einem Brand zum Opfer.

Der bereits 1925 entdeckte römische Gutshof versorgte vermutlich die benachbarten Kastelle in Walheim und Benningen. Das Hauptgebäude, von dem bisher nur Teile genau lokalisiert und freigelegt werden konnten, war eine etwa 35 Meter breite Risalitvilla mit mindestens 2 Kellerräumen. Die restlichen Gebäudeteile der Villa sind noch nicht ausgegraben und können bisher nur vermutet werden.

Einer der beiden Kellerräume ist noch gut erhalten und heute unter einem Schutzbau zu besichtigen. Der etwa 20 Quadratmeter große Raum konnte über eine Holztreppe erreicht werden, von der man noch verkohlte Reste fand. In den sorgfältig gemauerten Kellerwänden befanden sich im Süden 2 Lichtschächte und in den anderen Wänden jeweils 2 gemauerte Nischen, deren Bögen aufwendig dreifarbig bemalt und mit einem roten Fugenstrich versehen waren. Es wurden Reste von Halterungen für Vorratsgefäße aber auch Terra Sigillata und eine bronzene Kasserole gefunden, die auf einen wohlhabenden Besitzer schließen lassen.

In der Nähe der Villa fand man einen Brunnen und eine Kanalheizung, die vermutlich zu einer Darre gehörte. Etwa 70 Meter weiter nördlich lag außerdem ein Zisternenhaus und etwa 150 Meter südwestlich ein Mithrastempel.

Der Keller des Gutshofs befindet sich am Rand eines Industriegebiets unter einem Schutzbau und ist jederzeit frei zugänglich. Auf Tafeln erhält man weitere Informationen zu den Ausgrabungen und Funden.

Lage: Römischer Gutshof Mundelsheim, Heinrich-Hertz-Straße 30, 74354 Mundelsheim

Freilichtmuseum Bajuwarenhof Kirchheim

Der Bajuwarenhof in Kirchheim ist ein archäologisches Langzeitprojekt, in dem Wissenschaftler mit Hilfe von experimentieller Archäologie ein bajuwarisches Dorf so originalgetreu wie möglich nachzubauen.

Die Gegend um Kirchheim wurde vor etwa 4500 Jahren in der Jungsteinzeit besiedelt und bestand größtenteils ununterbrochen bis heute. Immer wieder werden im Gemeindegebiet bei Ausgrabungen Funde aus den unterschiedlichsten Epochen entdeckt. Unter anderem wurden 1970 Reste einer Siedlung aus dem frühen Mittelalter (um das 6. bis 7. Jahrhundert n. Chr.) und im Jahr 2000 auf dem heutigen Museumsgelände auch Besiedlungsspuren und Gräber vom Neolithikum bis in die Römerzeit ausgegraben.

Eine Gruppe von Münchner Archäologen gründete daraufhin im Jahr 2003 das „Projekt für lebendige Archäologie des frühen Mittelalters“, ein archäologisches Langzeitprojekt mit dem Ziel, anhand der Befunde aus den Ausgrabungen eine mittelalterliche Siedlung nachzubauen. Als Teil der experimentiellen Archäologie wurden hierfür nur die damals üblichen Mittel und Materialien eingesetzt, um Erkenntnisse für die Forschung zu gewinnen.

Auf einer Fläche von etwa 1,7 Hektar wurden dabei neben einem Langhaus auch ein Nebenhaus, mehrere Grubenhäuser, ein Webhaus, ein Werkhaus, ein Brunnen und verschiedene Nutz-, Kräuter- und Gemüsegärten errichtet und auch die Einrichtung der Häuser originalgetreu nachgebaut. Eine Holzkirche ist momentan in Planung.

Bei den beiden großen Gebäuden in Pfostenständerbauweise bestehen die Wände aus Holzbohlen und Flechtwerk und sind mit Lehm verputzt, die Dächer sind mit Schilf gedeckt und beim Bau wurde auf Nägel oder Metall komplett verzichtet.

Das Freilichtmuseum ist zwischen etwa Anfang Mai und Ende September nur sonntags oder ganzjährig nach Vereinbarung geöffnet. Der Eintritt ist frei, es werden aber auch kostenpflichtige Führungen, Handwerksvorführungen, Mitmachprogramme und museumspädagogische Programme für Gruppen (z.B. Schulen) angeboten. Die in originalgetreue bajuwarische Gewänder gekleideten Mitarbeiter beantworten dabei gerne Fragen.

Lage: Bajuwarenhof Kirchheim, Bajuwarenstraße 11, 85551 Kirchheim bei München

Link: www.bajuwarenhof.de/startseite

Villa Rustica Poing

Die beiden römischen Gutshöfe von Poing wurden in der Nähe einer bereits in der Jungsteinzeit genutzten Handelsstraße errichtet, die während der Römerzeit die wichtigen Städte Augusta Vindelicorum (Augsburg) mit Ovilava (Wels) verband.

Die heutige Gemeinde Poing (die erste urkundliche Erwähnung „Piuuuingun“ um 1000 n. Chr. bedeutet „bei den Leuten des Piuwo“) entstand an einem schon in der Jungsteinzeit genutzten Salzhandelsweg und ist bereits seit rund 5000 Jahren mehr oder weniger durchgängig besiedelt.

Während der Römerzeit verband die Straße als Heeres- und Handelsstraße die rätische Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum (Augsburg) mit Ovilava (Wels), einer bedeutenden Stadt in der Nachbarprovinz Noricum. Etwa zwischen dem 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden dabei entlang dieser Straßen und oftmals nur wenige Kilometer davon entfernt zahlreiche Siedlungen und Gutshöfe.

Während der Erschließungsmaßnahmen in einem Neubaugebiet wurden in Poing auf einer Fläche von etwa 12 Hektar archäologische Untersuchungen durchgeführt, die im Jahr 2004 auch die Reste dreier Gutshöfe aus der römischen Kaiserzeit ans Tageslicht brachten.

Die mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln in Holzbauweise errichteten Gutshöfe (villa rustica) bestanden aus einem Wohnhaus mit zahlreichen Ställen, Schmiedewerkstätten, Scheunen, Obst- und Nutzgärten, mehreren Töpferöfen, Viehpferchen und Brunnen, besaßen allerdings keine Badeanlagen. Sie waren großräumig mit Holzpalisaden umzäunt, in denen sich mehrere Eingangstore und ein besonders aufwendig errichteter Hauptzugang befanden.

Die Gehöfte waren jeweils etwa 50 Hektar groß und bestanden weitestgehend zwischen dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr., einer der Höfe wurde sogar bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bewirtschaftet. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass der Brunnen dieses Hofes im Jahr 131 n. Chr. erbaut und 393 n. Chr. repariert wurde.

In der Poinger Villa Rustica kann man heute unter einem gläsernen Schutzbau einen gut erhaltenen Töpferöfen besichtigen, in dem man bei den Ausgrabungen vor allem Gebrauchskeramik, aber auch Terra-Sigillata-Geschirr fand. Außerdem konnte man anhand der vorgefundenen Pfostengruben das Eingangstor und eine Palisadenreihe an ihrer ursprünglichen Stelle rekonstruieren. Der auf dem Gelände angelegte Kräutergarten beinhaltet zudem Pflanzen, die in römischer Zeit angebaut wurden.

Eine archäologische Kulturroute, die „Poinger Zeitreise 2“, führt heute neben der Villa Rustica auch zu anderen archäologischen Fundorten von Poing und erklärt auf Schautafeln die Befunde. Die 2008 als Freiluftfläche eröffnete Geländer der römischen Villa Rustica ist jederzeit frei zugänglich. Ein geeigneter Parkplatz befindet sich an der Sudetenstraße.

Lage: Villa Rustica Poing, Am Römerbrunnen, 85586 Poing

Museum Quintana Künzing (Quintanis)

Das Kastell Quintanis gehörte bis in die Spätantike zu den Befestigungen des raetischen Donaulimes. Eine der hier stationierten Kohorten, die Cohors V Bracaraugustanorum gab dem Lagerdorf den Namen ad quintanas, d.h. beim Lager der Fünften.

Das Museum Quintana zeigt Funde aus der mindestens 7000 Jahre alten Siedlungsgeschichte der Gegend. In der Nähe eines Altarms der Donau errichteten jungsteinzeitliche Bauern bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. eine riesige Kreisgrabenanlage, die heute als Modell im Museum zu sehen ist. Auch die Rekonstruktion des Kopfes der „Toten von Niederpöring“, die 2015 in einem Gräberfeld bei Niederpöring an der Isar entdeckt wurde, gehört zu den außergewöhnlichen Exponaten dieser Epoche: ihr aus über 400 Schneckengehäusen gefertigter Kopfschmuck belegt ihre hohe soziale Stellung. Aus der Bronzezeit stammen neben einem keltischen Töpferofen auch riesige Graburnen, die in sogenannten „Häuptlingsgräbern“ gefunden wurden.

Im Obergeschoß des Gebäudes befindet sich die Römische Abteilung, in der man von einer lebensgroßen römischen Feldherrnfigur begrüßt wird. Hier werden die Funde aus dem Auxiliarkastell Quintanis ausgestellt, das um 90 n. Chr. unter Kaiser Domitian für etwa 500 Mann Besatzung errichtet wurde. In mehreren Phasen wurde dieses mehrfach umgebaut und an die unruhigen Verhältnisse am raetischen Donaulimes angepasst. Während der Markomannenüberfälle im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das Kastell schließlich zerstört und anschließend aufgegeben

In der Spätantike entstand im Nordwesten des ersten Kastells ein Burgus für eine kleine Garnison, in dessen Mauern auch die Bewohner des ehemaligen Lagerdorfs Schutz fanden. Daraus entwickelte sich eine befestigte Siedlung, die nach der Völkerwanderungszeit im 6. Jahrhundert von Bajuwaren übernommen wurde. Im 9. Jahrhundert wird hier der Ort Villa Cunzina urkundlich erwähnt, der im Mittelalter Quintzen und später Künzing genannt wurde. Man kann daher davon ausgehen, dass der Ort fast durchgehend besiedelt war.

Das bereits 1874 entdeckte Kastell mit einer Fläche von gut 2 Hektar wurde ab 1976 ausgegraben. Hierbei entdeckte man unter anderem Waffenhorte, Werkzeuge und Militärdiplome. Weitere Funde, beispielsweise Kochutensilien, Geschirr, Schmuck, Schreibgeräte, Spielsteine und Badeutensilien, stammen aus dem Lagerdorf, den beiden Thermen und einem Mithräum.

Im Jahr 2003 wurden die Reste eines hölzernen Amphitheaters entdeckt mit einer 29,6 x 34,6 Meter großen Arena und einem Gesamtumfang von rund 40 x 46 Meter. Es bot 600 bis 800 Zuschauern Platz und wurde wohl ab 150 n. Chr. von der hier stationierten Cohors V Bracaraugustanorum erbaut. Seine Umrisse wurden aus Holzbalken am Originalstandort visualisiert und sind frei zugänglich. Ein Themenweg verbindet die römischen Ausgrabungen von Künzing.

Seit 2021 gehört Künzing zum UNESCO-Weltkulturerbe “Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westlicher Abschnitt)”. Das Museum Quintana ist Partnermuseum der Archäologischen Staatssammlung in München und wurde 2001 eingeweiht. Es ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet und bietet regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen.

Lage: Museum Quintana, Osterhofener Str. 2, 94550 Künzing

Link: www.museum-quintana.de/content

Archäologischer Park von Paestum

Die von Griechen gegründete Siedlung Poseidonia wurde später zur römischen Colonia mit dem Namen Paestum. Im Archäologischen Park von Paestum kann man heute sowohl die griechische als auch die römische Epoche der Stadt perfekt nebeneinander bewundern.

Um 600 v. Chr. gründeten griechische Achaier, die aus dem am Golf von Tarent liegenden Sybaris (Sibari) kamen, in einer fruchtbaren Ebene nahe einer prähistorischen Siedlung eine Pflanz- oder Tochterstadt (apoikia) und gaben ihr zu Ehren des Meeresgottes Poseidon den Namen Poseidonia.

Als die Mutterstadt um 510 v. Chr. zerstört wurde, flohen viele der nun heimatlosen Bürger in die Tochterkolonie und brachten ihre Handelsbeziehungen, ihr handwerkliches Können, aber auch ihren Wohlstand mit. So vergrößerte sich im 6. und 5. Jahrhundert die wirtschaftliche und politische Macht von Poseidonia immer weiter. Es entstanden viele öffentliche und religiöse Gebäude, unter anderem die Agora, das Heroon, die drei großen Tempel, das Ekklesiasterion und das etwa 8 km nördlich der Stadt am Sele-Fluß gelegene Heiligtum der Hera Argiva, auch wenn dieses einer Legende zufolge bereits von Jason, dem Führer der Argonauten, errichtet worden sein soll.

Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde Poseidonia dann von den benachbarten Lukanern, einem samnitischen Volksstamm, erobert und in Paistom umbenannt. Die lukanische Epoche endete jedoch 273 v. Chr., als die Stadt nach der römischen Eroberung Kampaniens zu einem Verbündeten Roms und zu einer Colonia wurde, die als socii navales bei Bedarf Schiffe zur Verfügung stellen musste.

Die Römer gestalteten die nun Paestum genannte Stadt nach ihren Vorstellungen um, siedelten römische Veteranen an, bauten private und öffentliche Gebäude und ein neues Forum und verhalfen der Stadt so zu neuer Blüte. Unter anderem entstanden in dieser Zeit das Comitium, das Macellum, die Basilika, das Heiligtum mit Schwimmbecken und das Amphitheater.

Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr., als der Hafen verlandete, die Landschaft versumpfte und sich Malaria ausbreitete, verlor Paestum allerdings seine Bedeutung, so dass der Ort um 500 n. Chr. größtenteils aufgegeben wurde. Im 9. Jahrhundert n. Chr. wurde Paestum durch die Sarazenen weiter verwüstet und geriet danach endgültig in Vergessenheit.

Erst Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Entdeckungen in Pompeji und Herkulaneum großes Interesse an der Antike hervorriefen, stieß man bei Straßenbauarbeiten auf die vergessenen Ruinen und begann mit ersten Ausgrabungen, die dann im 20. Jahrhundert systematisch durchgeführt wurden.

Die ursprünglich rund 120 Hektar große Stadt, von der heute etwa 25 Hektar freigelegt sind, war in der Antike von einer fast 5 Kilometer langen und etwa 7 Meter hohen Stadtmauer umschlossen, dieß 4 noch teilweise erhaltene Stadttore (Porta Aurea im Norden, Porta Sirena im Osten, Porta Giustizia im Süden und Porta Marina im Westen), 28 Türme und 47 kleinere Türöffnungen besaß.

Die bereits aus griechischer Zeit stammende etwa 12 Kilometer lange Via Sacra, die die Stadt in Nord-Südrichtung durchquerte, war gleichzeitig der Cardo Maximus und verband Paestum mit dem Hafen von Heraion am Ufer des Flusses Sele. Die sich von West nach Ost erstreckende Via Porta Marina (Decumanus Maximus) kreuzte die Via Sacra am Forum und teilte so die Stadt mehr oder weniger in 4 Quadrate: im Südosten befand sich der wohl der Hera gewidmete Tempelbezirk, im Nordosten eine Reihe öffentlicher Gebäude, Tempel und das Amphitheater, und im Südwesten und Nordwesten lagen die Wohnquartiere, in dem auch Reste eines öffentlichen Bades gefunden wurden

Die Archäologischen Ausgrabungen von Paestum gehören seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Nationalpark Cilento und Vallo di Diano“, aber dennoch liegt es noch abseits der touristischen Besucherströme. Wegen des weitläufigen Geländes sollte man mindestens 2 bis 3 Stunden einplanen und, da es kaum Schatten gibt, ausreichenden Sonnenschutz und genug Flüssigkeit mitnehmen.

Der Archäologische Park von Paestum ist täglich geöffnet. Der Haupteingang befindet sich beim Neptuntempel. Die Eintrittskarten, die man auch im Archäologischen Museum kaufen kann, sind 3 Tage lang gültig und beinhalten neben dem Archäologischen Park und dem Archäologischen Nationalmuseum von Paestum auch die Archäologischen Ausgrabungen von Velia. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert, an jedem 1. Sonntag im Monat ist er kostenlos.

Lage: Parco Archeologico di Paestum, Via Magna Graecia 917/919, 84047 Paestum

Link: museopaestum.cultura.gov.it/il-museo/?lang=en

Archäologisches Nationalmuseum Paestum

Das Archäologische Nationalmuseum Paestum, in dem die Funde aus den Ausgrabungen von Paestum und der Umgebung zu finden sind, bildet eine perfekte Ergänzung zu den benachbarten Ausgrabungen der antiken Stadt.

Das 1952 eröffnete Museum wurde eigens für die Ausstellungsstücke aus den archäologischen Ausgrabungen von Paestum und der Umgebung errichtet, platzte aber schon bald aus allen Nähten, so dass bereits 1959 der Metopensaal angebaut werden musste. Die sogenannte Sanctuary Hall und die auf den Innenhof und den Garten der Hera blickenden Räume wurden zwischen 1968 und 1970 hinzugefügt und 1972 kam ein weiterer Raum für das Grab des Tauchers hinzu.

Die ausgestellten Stücke stammen aus der griechischen, lukanischen und römischen Epoche von Paestum und erstrecken sich über einen Zeitraum zwischen der Gründung im späten 7. bzw. frühen 6. Jahrhundert v. Chr. bis in die Zeit der römischen Kolonie.

Im Metopensaal sind Reliefs aus dem dorischen Fries (Metopen) des Hera-Heiligtums am Sele-Fluss ausgestellt, die unter anderem Taten des Herkules oder tanzende Mädchen bei einer Prozession zeigen. Sie waren ursprünglich bunt bemalt und sind als oberer Abschluss eines nachgebildeten Kultraumes angebracht, so dass man einen guten Eindruck bekommt, wie sie in der Antike auf die Besucher gewirkt haben können.

In weiteren Räumen sind Opfer- und Votivgaben zu sehen, zu denen unter anderem Bronzevasen, Götterstatuetten, Gegenstände aus Terrakotta, Metall oder Knochen, aber auch schwarz- oder rotfigurige griechische Vasen und Krater gehören.

Besonders sehenswert ist der Ausstellungsbereich mit Funden aus lukanischen Gräbern, zu denen neben Grabbeigaben, wie Vasen, Rüstungen oder Musikinstrumente, auch die bemalten Grabplatten der Kammergräber zählen, auf denen Wagenrennen, kämpfende Helden, klagende Frauen oder das Boot des Charon dargestellt sind.

Zu den wohl außergewöhnlichsten und seltensten Kammergräbern gehört dabei das „Tomba del Tuffatore“ (Grab des Tauchers bzw. Grab des Turmspringers) aus der Zeit zwischen 480 und 470 v. Chr., das 1968 in einer südlich der Stadt gelegenen Nekropole gefunden wurde. An den beiden Seitenwänden des Kistengrabes sind je 5 auf Klinen liegende Männer während eines Symposiums oder Totenbanketts dargestellt, an den kurzen Seiten befindet sich eine Prozession von Männern. Das interessanteste Motiv wurde jedoch auf den Deckel gemalt: ein Mann, der von einem Turm ins Wasser springt – wohl die symbolische Darstellung des Todes oder des Übergangs vom Leben ins Jenseits.

Das Museum, in dem auch regelmäßige Sonderausstellungen gezeigt werden. ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Das Kombiticket beinhaltet auch den Eintritt in den Archäologischen Park. Mit der Campania Artecard ist der Eintritt ermäßigt.

Lage: Museo della Magna Grecia, Via Magna Graecia 919, 84047 Paestum

Link: museopaestum.cultura.gov.it/il-museo/?lang=en

Hera-Tempel von Paestum

Der Hera-Tempel stammt aus der Anfangszeit der griechischen Siedlung Poseidonia. Er wurde aus lokalem Sandstein erbaut und war ursprünglich mit weißem Marmor verkleidet, während die Zierornamente bunt bemalt waren.

Der südlichste und älteste der drei Tempel wurde zwischen 550 und 540 v. Chr. im früharchaischen, dorischen Stil erbaut. Er wird auch oft als „Basilika“ bezeichnet, da die frühen Ausgräber annahmen, dass es sich hier um eine römische Basilika, also ein Gerichtsgebäude, handelte. Heute geht man allerdings davon aus, dass hier die Göttermutter Hera verehrt wurde, die Göttin der Ehe, Frauen und Familie, aber auch die Schutzgöttin der griechischen Stadt.

Der etwa 24 x 54 Meter große Tempel besaß insgesamt 50 Säulen – je 9 Säulen an den Schmalseiten und 18 an den Längsseiten. Sie bildeten eine etwa 6,5 Meter hohe umlaufende Säulenhalle, die den inneren Teil des Tempels umgab. Die Cella, vor der sich eine Vorhalle mit 6 Säulen befand, wurde durch eine mittig liegende Säulenreihe in zwei Schiffe geteilt, so dass hier eventuell sogar neben Hera auch ihr Gatte, der Göttervater Zeus verehrt wurde.

An der Rückseite der Cella befand sich ein kleiner, nur von der Cella zugänglicher Raum (adyton), der wohl die Schatzkammer des Tempels war. Vor dem Tempel lag im Osten ein Altar, auf dem die öffentlichen Opferzeremonien stattfanden. Hier fand man auch mehrere Votivtäfelchen, die auf den Kult der Hera hindeuten.

Lage: Tempio di Hera, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Neptun-Tempel von Paestum

Der als letzter der drei großen Tempel von Paestum errichtete Neptun-Tempel war nicht, wie ursprünglich angenommen, dem Meeresgott Poseidon, der Schutzgottheit der Stadt Poseidonia, gewidmet, sondern war wohl ein Tempel für die Göttermutter Hera. Er besticht durch seine perfekt ausbalancierte harmonische Gestaltung.

Der Neptun-Tempel (auch Poseidon-Tempel oder Hera II-Tempel genannt) ist der jüngste und größte der drei Tempel von Paestum. Er stammt aus der Zeit zwischen 450 bis 440 v. Chr. und ist im klassischen dorischen Stil erbaut.

Der heute am besten erhaltene Tempel in Paestum war etwa 24 x 60 Meter groß und besaß insgesamt 36 Säulen, von denen 6 an den Schmalseiten und 14 an den Längsseiten lagen. Vor bzw. hinter der Cella lag jeweils eine Vorhalle (pronaos bzw. opisthodom) und hinter den äußeren Säulen der Kultraum (cella). Dieser besaß eine innenliegende doppelte Säulenreihe, die das Dach trug und die Cella in drei Schiffe teilte.

Am Kopfende der Cella befand sich die Kultstatue der Gottheit. Die ersten Ausgräber nahmen an, dass hier der Meeresgott Poseidon (römisch: Neptun) und somit die Schutzgottheit der Stadt verehrt wurde. Heutige Forschungen ergaben, dass es sich hier möglicherweise um einen Hera-Tempel handelte oder dass er eventuell auch Apollo, dem Gott der Heilkunst, geweiht war. Jedenfalls ist noch nicht abschließend geklärt, wem der Tempel nun tatsächlich diente, vielleicht wurde ja in jedem der drei Schiffe eine eigene Gottheit verehrt.

Der Tempel wurde von den antiken Baumeistern in einer geradezu perfekten Harmonie erbaut. Dies gelang ihnen dadurch, dass es fast keine geraden Linien oder rechte Winkel gibt: die Säulen der äußeren Kolonnade standen beispielsweise horizontal in einer leicht nach oben gekrümmten Linie, die Säulenschäfte verjüngten sich nicht linear, sondern besaßen eine leichte Verdickung in der Mitte und auch die Abstände der Säulen waren nicht einheitlich, so dass das Gesamtgebäude für das menschliche Auge optisch vollkommen harmonisch wirkte.

Lage: Tempio di Nettuno, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Athena-Tempel von Paestum

Auf einer kleinen Anhöhe im Norden der Stadt befand sich in einem eigenen Tempelbezirk der kleinste der drei Paestum-Tempel. Er wurde im frühen Mittelalter in eine christliche Kirche umgewandelt und ist wohl der einzige Tempel in Paestum, der bis zum Untergang der Stadt durchgehend als Kultstätte genutzt wurde.

Der auf den Resten eines älteren Tempels in der Nähe der Porta Aurea erbaute Tempel stammt etwa aus der Zeit zwischen 510 bis 500 v. Chr. und wurde im spätarchaischen, dorischen Stil mit ionischen Elementen errichtet.

Das in älteren Publikationen auch Ceres-Tempel genannte Gebäude wurde von den ersten Ausgräbern ursprünglich Ceres, der Göttin des Ackerbaus und der Bodenfruchtbarkeit (griech. Demeter), zugeschrieben.

Allerdings spricht die große Anzahl von hier ausgegrabenen Pfeilspitzen, Bronzeschilden, die gefundenen Votivgaben und die leicht erhöhte Lage auf einer kleinen Anhöhe eher dafür, dass der Tempel der Athene geweiht war, der Göttin der Weisheit, des Kampfes, der Kunst und des Handwerks und der Schutzgöttin von Athen.

Der etwa 14,5×32,9 Meter große Tempel besaß eine äußere Kolonnade aus insgesamt 34 Säulen, von denen sich an den Schmalseiten 6 und an den Längsseiten 13 befanden. Im Innenraum des Tempels lag vor der etwas erhöht liegenden Cella eine Vorhalle (pronaos) mit 8 Säulen, hinter der die Cella anschloss. Im Gegensatz zu den beiden anderen Tempels von Paestum war die Cella im Inneren nicht weiter unterteilt.

Im 7. bis 8. Jahrhundert n. Chr., als Paestum fast vollständig verlassen wurde, zog sich eine kleine Gemeinde auf die Anhöhe zurück und nutzte den Tempel als christliche Kirche.

Lage: Tempio di Athena, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Forum von Paestum

Im Zentrum der antiken Stadt, wo sich die beiden Hauptstraßen kreuzten, lag in griechischer Zeit eine Agora. Diese wurde von den Römern zu einem Forum umgestaltet und bildete sowohl den gesellschaftlichen, den religiösen, als auch den wirtschaftlichen Mittelpunkt von Paestum.

Auf dem Gebiet zwischen dem Athene-Tempel und den beiden Hera-Tempeln lag in griechischer Zeit die rund 10 Hektar große Agora, die  Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens war. Hier befanden sich neben den wichtigsten öffentlichen Bauwerken auch das Ekklesiasterion, das Heroon und der Tempes des Zeus Agoraios.

In römischer Zeit, kurz nach 273 v. Chr., wurde die Südhälfte der Agora mit einer Reihe von Gebäuden überbaut. Nordöstlich der Kreuzung von Via Sacra und Via Porta Marina entstand so das etwa 57 x 160 Meter große Forum, das politische und kommerzielle Zentrum der Stadt. Während der Regierungszeit von Kaiser Augustus wurde der Forumsplatz an allen 4 Seiten mit einem Säulenportikus umbaut, hinter dem eine Vielzahl von Ladengeschäften (taberna) lagen.

Im Norden waren Ladenreihen unterbrochen vom Versammlungsgebäude (comitium) mit dem Tempel des Friedens bzw. dem Tempel der Mens Bona. Im Süden lag die römische Basilika aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., die ein Tagungsort des Stadtrats war. Die halbrunde Sitzbank, auf der die Mitglieder saßen, ist noch gut erhalten. Östlich davon lag die Markthalle (macellum), die einen großen Innenhof mit Marmorportikus besaß, hinter dem die Marktstände lagen.

Ein Asklepeion schloss im Südosten des Forums an, die Forumsthermen lagen in der südwestlichen Ecke und der Sitz der Augustalen im Nordwesten, während sich das Gebäude der Staatskasse (aerarium) im Nordosten befand. Nördlich des Forums war das Heiligtum mit Schwimmbecken und im Osten das Amphitheater. Zwischen den Forumsgebäuden und dem Tempelbezirk mit den Hera-Tempeln im Süden der Stadt gab es weitere Tempel, z.B. den Magna Mater-Tempel, den Demeter-Tempel, den Herkules-Tempel und den Tempel der Laren.

Lage: Foro, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Comitium und Tempel der Mens Bona

Der Tempel, der in der Kaiserzeit teilweise über dem republikanischen Comitium, einem Versammlungssaal, errichtet wurde, wird heute meist als „Tempel der Mens Bona“ bezeichnet. Er könne aber auch genauso gut ein Kapitolstempel gewesen sein, der den drei wichtigsten römischen Göttern geweiht war.

Das Comitium wurde um 270 v. Chr. errichtet und war ein Versammlungsgebäude, in dem sowohl gesetzgebende Volksversammlungen (comitia) als auch Gerichtsversammlungen stattfanden. Bei diesen durften wohl – ähnlich wie im nördlich davon gelegenen Ekklesiasterion aus griechischer Zeit – alle römischen Bürger der Stadt teilnehmen. Da die Bevölkerung in der Anfangsphase der römischen Zeit wohl größer als in der griechischen Epoche war, wurde ein neues, größeres Gebäude notwendig, in dem mehr Personen Platz fanden.

Irgendwann in der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. (hier sind die Befunde der Ausgrabungen bisher noch nicht eindeutig) wurde an der Westseite des Comitiums ein Forumstempel errichtet, der dieses teilweise überdeckt. Er war entweder ein Friedenstempel und der Mens Bona geweiht, könnte aber auch ein Kapitolstempel gewesen sein, in dem die drei römischen Hauptgötter Zeus, Juno und Minerva verehrt wurden.

Der Tempel, von dem heute nur noch Teile des Podiums, der Cella und die 3 Säulenstümpfe an der Front zu sehen sind, besaß ursprünglich vorne 6 Säulen und jeweils 8 an den beiden Seiten. Im Inneren lag ein einziger Kultraum (cella), in dem die Götterstatue stand.

Im Norden des Comitiums lag ein Anbau, der in republikanischer Zeit als Campus diente, in dem die jungen Männer der Stadt körperliche und militärische Ausbildung erhielten.

Lage: Il Comitium e il Tempio di Mens Bona, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Heiligtum mit Schwimmbecken

Die Funktion des Heiligtums mit Schwimmbecken scheint sich im Laufe der Zeit wohl geändert zu haben. Ursprünglich fanden hier wohl Fruchtbarkeitsrituale statt, später jedoch entstand hier zunächst eine Sportstätte für junge Männer und dann ein Tempelbezirk für den Kaiserkult.

Ursprünglich gehörte das nördlich des Forums gelegene, 47 m x 21 m große Wasserbecken zu einem mit einer Mauer umschlossenen Tempelbezirk aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., der wahrscheinlich der Fortuna Virilis geweiht war.

Während der Anfang April veranstalteten Venerea, den Feierlichkeiten zu Ehren der Venus, fanden hier möglicherweise Rituale statt, bei dem die verheirateten Frauen der Stadt im heiligen Wasser badeten und um Glück bei den Männern, um Fruchtbarkeit und eine glückliche Geburt baten, während die Götterstatue der Venus ins Wasser gesenkt und wieder emporgehoben wurde.

Das Schwimmbecken (natatio) wurde in der späteren Phase dann Teil einer Sportstätte (gymnasium). Die seltsame Konstruktion, die oft als „Taucherlabyrinth“ bezeichnet wird, war vielleicht ein Unterbau, auf dem ein Podest für Wettkämpfe errichtet wurde.

In der Kaiserzeit wurde das Becken komplett aufgefüllt und mit verschiedenen Gebäuden überbaut, die rund um einen zentralen Portikushof standen. Vermutlich dienten die Gebäude nun dem Kaiserkult.

Lage: Piscina di Venere, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Ekklesiasterion von Paestum

Das kreisrunde Gebäude, das bereits in der griechischen Epoche am östlichen Rand der Agora errichtet wurde, war kein Theater, sondern ein Versammlungsort für die demokratische Volksversammlung.

Das im östlichen Teil der Agora gelegene kreisrunde und nach oben offene Gebäude wurde um 480 bis 470 v. Chr. erbaut und besaß Steinbänke, die in 8 Reihen rings um die Rednertribüne angeordnet waren. Hier fanden etwa 500 bis 600 Personen Platz.

Da Gebäude diente wohl als Ekklesiasterion, ein Versammlungsort, in dem sich die demokratische Volksversammlung (ekklesia), d.h. alle Bürger der Stadt versammelten und Gesetze beschlossen oder Richter wählten. Sicher war die Stadt aber damals größer und es fanden hier nicht alle Bürger der Stadt Platz, so dass es sich aber wohl eher um ein Bouleuterion handelte, in dem nur die Ältesten der Stadt tagten.

In römischer Zeit wurde anstelle des Ekklesiasterion ein neues Versammlungsgebäude, das Comitium, errichtet, so dass das griechische Ekklesiasterion nicht mehr benötigt wurde und teilweise mit einem Heiligtum überbaut wurde.

Lage: Ekklesiasterion, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Heroon von Paestum

Eines der ältesten Gebäude von Paestum war das Heroon, ein Scheingrab, das für den Gründer der Stadt errichtet wurde. Es lag zentral in der Agora, dem politischen Zentrum der griechischen Stadt.

Das an einem zentralen Platz auf der Agora errichtete Heroon, das von einer quadratischen Steinmauer umgeben ist und auch als Sacellum oder Hypogäum bezeichnet wird, stammt aus der griechischen Epoche zwischen 520 und 510 v. Chr. und gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt.

Das Grabmal wurde 1954 entdeckt und war ursprünglich mit einem Erdhügel (tumulus) bedeckt, der jedoch während der Ausgrabungen entfernt wurde. Darunter kam die mit einem Satteldach gedeckte Steinkammer zum Vorschein, die als unterirdisch gelegenes Heiligtum diente.

Im Inneren des Heiligtums fand man 8 Bronzegefäße mit Honig und eine attische schwarzfigurige Vase. Daher glaubt man, dass das Heroon wohl als Kultort und symbolisches Scheingrab (Kenotaph) für einen Helden diente. Möglicherweise wurde hier Is, der mythologische Gründer (Oikistes) der Mutterstadt Sybaris verehrt. Andere Hypothesen sehen hier den Kult für eine Nymphe oder für einen Staatskult.

Lage: Sacello Ipogeico (Heroon), Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Amphitheater von Paestum

Vom römischen Amphitheater ist heute nur noch knapp die Hälfte des Grundrisses sichtbar – die andere Hälfte fiel dem Bau einer modernen Straße zum Opfer, die mitten durch das Amphitheater gebaut wurde.

Nordöstlich des Forums am Rand der antiken Stadt liegt das römische Amphitheater; von dem allerdings nur die westliche Hälfte erhalten ist, denn bei den Straßenbauarbeiten, die zur Wiederentdeckung der vergessenen Ruinen führten, wurde die Ellipse der Arena in 2 Teile geschnitten. Die andere Hälfte, über die heute die Zufahrt zum archäologischen Gelände führt, ist teilweise zerstört oder unter der heutigen Bebauung verborgen.

Das erste Amphitheater, das hier bereits um 50 v. Chr. entstand und zumindest teilweise aus Holz errichtet wurde, wurde in einer zweiten Bauphase im 1. Jahrhundert n. Chr. mit einer Ziegelverkleidung versehen.

Im Laufe der Zeit wurde das Amphitheater offenbar zu klein und daher Ende des 1. bzw. Anfang des 2. Jahrhundert n. Chr. erneut vergrößert und außen mit einer zweistöckigen Arkadenfassade versehen. Zusätzlich wurde die Cavea mit hölzernen Sitzreihen aufgestockt, um eine größere Zahl von Zuschauern aufnehmen zu können. Nun fanden in der etwa 77 x 55 Meter großen Cavea, die rund um die elliptische Arena von 57 x 34 Meter Größe lag, etwa 2.000 Zuschauer Platz.

Während von der Cavea heute nur die 1. Reihe erhalten ist, wurde das westliche Tor wieder aufgerichtet. Von den Arkadenfassade sind nur noch die Grundpfeiler erhalten.

Lage: Anfiteatro di Paestum, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Wohnquartiere von Paestum

Im westlichen Teil von Paestum, in dem größtenteils die Wohnquartiere lagen, wurden bei den Ausgrabungen einige Reste von prachtvollen Stadtvillen und einer Thermenanlage entdeckt.

Die ältesten Reste von Wohngebäuden wurden in der griechischen Zeit zwischen dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. errichtet. In römischer Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurden diese jedoch teilweise umgebaut oder neu gebaut. Der größte Teil der Wohnquartiere lag dabei westlich der Via Sacra und war in längliche Wohnblocks (insulae) aufgeteilt, von denen bisher 8 freigelegt wurden. In einigen Gebäuden kann man die ehemalige Aufteilung der Räume noch gut erkennen.

Zu den interessantesten Wohngebäuden gehört z.B. das direkt westlich des Forums gelegene, ca. 900 Quadratmeter große Haus mit Marmor-Impluvium, das Teil einer etwa 2,5 Hektar großen Insula war. Es stammt aus der späten Kaiserzeit und ist ein typisches Patrizierhaus mit zentralem Innenhof (atrium), in dem sich ein ca. 5 x 7 Meter großes Marmor-Impluvium befand. Der Eingang im Süden führte in ein Atrium, das Zugang zu mehreren Schlaf- und Wohnräumen bot. Gegenüber vom Eingang lag das Tablinium, hinter dem sich ein großer Peristylhof befand.

Das Haus mit Pool hingegen nahm mit 2800 Quadratmetern fast eine ganze Insula im südwestlichen Wohnquartier ein und gehörte daher sicher einem wichtigen Magistraten der Stadt. Direkt südlich davon schloss sich eine Thermenanlage an

Das mit etwa 1700 Quadratmeter ebenfalls stattliche Domus V, bei dem der Peristylhof noch gut erkennbar ist, lag östlich davon direkt an der Via Sacra und in der Nähe des Neptuntempels.

Lage: Casa con Impluvio di Marmo, Via Magna Graecia 917, 84047 Paestum

Hadriansbogen von Capua

Der Hadriansbogen war Teil der Stadtbefestigung von Capua und wird von den Einheimischen auch Arco Felice genannt. Er überspannte mit seinen 3 Bögen die Via Appia, die von Capua nach Rom führte

Der Triumphbogen, der 130 n. Chr. zu Ehren des Kaisers Hadrian errichtet wurde, war Teil der Stadtbefestigung von Capua und diente als nordwestliches Stadttor. Durch ihn führt die Via Appia, die wichtigste Verbindung von Capua nach Rom.

Ursprünglich bestand er aus 3 Bögen, die außen mit weißem Kalkstein verkleidet waren und in denen sich Nischen für Statuen befanden. Er wurde jedoch 1860 während des „Zweiten italienischen Unabhängigkeitskriegs“ (Risorgimento) in der Schlacht am Volturno und erneut im 2. Weltkrieg beschädigt, so dass heute nur noch 3 der Torpylone und einer der seitlichen Torbögen erhalten sind. Die Hauptstraße von Capua führt auch heute noch durch die Reste des Bogens.

Lage: Arco di Adriano, Via Arco Felice 2/6, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Mithräum von Capua

Eines der ältesten und am besten erhaltenen Mithräen aus der Antike liegt unter einem unscheinbaren Gebäude mitten in Capua. Der Hauptraum und Teile der Fresken des Mithräums sind noch gut erhalten, so dass man sich die mystische Atmosphäre der Initiationsriten auch heute noch gut vorstellen kann.

Das Mithräum, das 1922 entdeckt und 1924 ausgegraben wurde, stammt aus dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. und gilt nicht nur als eines der ältesten und bedeutendsten Kultstätten des Mithras, es ist auch eines der heute am besten erhaltenen Mithräen aus der Antike.

Der Mithraskult, der aus dem indo-persischen Raum stammt, wurde von Kaufleuten und Sklaven in die kampanische Gegend gebracht und war besonders unter Gladiatoren, Soldaten und Sklaven verbreitet, aber nur Männern vorbehalten, die zur vollständigen Weihe sieben Initiationsstufen durchlaufen mussten.

Die unterirdischen, höhlenartigen Räume des Mithräums in Capua bestehen aus einem L-förmigen Vorraum, von dem aus man in den etwa 3,5 x 10 Meter großen Kultraum gelangte. Dieser besaß ein Tonnengewölbe, das mit roten und blauen achtzackigen Sternen auf gelbem Grund übersät ist und das Himmelsgewölbe darstellen soll. Die Wände sind mit Stuckreliefs und Fresken verziert und stellen unter anderem Amor und Psyche und die auf- und untergehende Sonne (Sol Oriens und Sol Occidens) dar. An den Seiten sind mit Szenen der Initiation geschmückte Sitzbänke (praesepia) angebracht, auf denen die Eingeweihten während des rituellen Banketts (agape) Platz nahmen und in denen sich Wasserbecken zur rituellen Reinigung befanden.

Das zentrale Fresko an der hinteren Wand wird von der Darstellung des Stieropfers (Tauroktonie) und der Geburt des Kosmos bestimmt, in der der Sonnengott Mithras, erkennbar an seiner phrygischen Mütze und dem Sternenmantel, einen weißen Stier mit einem Messer tötet. Die Szene ist umgeben von weiteren symbolischen Tieren, wie Schlange, Hund, Löwe und Skorpion, und von den beiden den Mithras begleitenden Fackelträgern Cautes und Cautopates. Weitere Darstellungen zeigen die Sonne (Sol/Helios; oben links mit einem Raben), den Mond (Luna/Diana; oben rechts mit Mondsichel im Haar), das Meer (Oceanus; unten links mit Bart) und die Erde (Terra; unten rechts mit grünlichen Haaren). Auf der dem Mithrasbild gegenüberliegenden Wand ist Luna/Diana in einer zweirädrigen Kutsche sitzend dargestellt.

Das Mithräum, das seit 1937 der Öffentlichkeit zugänglich ist, wurde erst vor wenigen Jahren restauriert und ist seit 2023 wieder zu besichtigen. Da das Mithräum über ein sensibles Mikroklima verfügt, sind Besichtigungen allerdings nur an bestimmten Tagen möglich und nur nach Voranmeldung im Museum und in kleinen Gruppen von jeweils max. 5 Besuchern. Der Zutritt ist im Eintrittspreis zum Museum und Amphitheater enthalten.

Lage: Mitreo, Vico Mitreo 5, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/museo-archeologico-dell-antica-capua-e-mitreo

Archäologisches Museum des antiken Capua

Im Archäologischen Museum in Capua sind die wichtigsten Funde aus den Ausgrabungen rund um Capua zu sehen. Zu den schönsten gehören ein rekonstruiertes Etruskergrab, die Rekonstruktion des Mithräums von Capua, die „Matres di Capua“ und der Satyr im Foyer.

Das Archäologische Museum ist auf 2 Etagen im sogenannten Erasmusturm untergebracht, der Teil einer ehemaligen Kavalleriekaserne ist. In der Antike lag an dieser Stelle das Forum mit dem Kapitolstempel. Das Museum wurde 1995 eröffnet und stellt die Funde aus, die vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Gegend um Capua gefunden wurden.

Der Museumsrundgang ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit den Funden aus der Bronzezeit, der Eisenzeit, der Zeit der Etrusker, Griechen und Samniten bis zur Römerzeit und endet mit der völligen Zerstörung des antiken Capua im 9. Jahrhundert n. Chr. durch die Sarazenen.

Im Foyer beeindrucken die Marmorstatue eines einer Säule lehnenden Satyrs und die aus Tuffstein gehauenen „Matres di Capua“, die als Mater Matuta (= „morgendliche Mutter“) verehrt wurden. Diese war die Göttin des morgendlichen Lichts, der Geburt und des Wachstums und wurde meist mit einem oder mehreren Säuglingen dargestellt.

Neben weiteren Funden aus der Bronzezeit, Grabbeigaben, griechischen Töpferwaren, Fresken, Statuetten, Inschriften oder Antefixen ist auch ein rekonstruiertes, bemaltes etruskisches Truhengrab aus dem Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. zu sehen und aufwendig gestaltete Bronzefibeln.

Das Obergeschoss widmet sich dem Mithras- und Isis-Kult und zeigt unter anderem das rekonstruierte Mithräum von Capua als Videoinstallation.

Das Museum wurde neu konzipiert und ist seit 2022 zumindest teilweise wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Es ist täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet, der auch den Eintritt in das Amphitheater, das Gladiatorenmuseum und das Mithräum beinhaltet. An jedem 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos und der Eintritt ist mit der campania artecard reduziert.

Lage: Museo Archeologico dell’Antica Capua, Via Roberto d’Angiò 48, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/museo-archeologico-dell-antica-capua-e-mitreo

Gladiatorenmuseum von Capua

Im direkt neben dem Amphitheater von Capua gelegenen Gladiatorenmuseum erfährt man alles Wissenswerte über Gladiatoren und die berühmte Gladiatorenschule von Capua, in der der Spartacus-Aufstand seinen Anfang nahm.

Das kleine Gladiatorenmuseum, das aus 2 Räumen besteht, gibt einen guten Überblick über die verschiedenen Arten von Gladiatoren, den Ablauf der Gladiatorenspiele in der Antike und zeigt außerdem Funde aus dem Amphitheater von Capua.

Es gibt eine Ausstellung mit Gladiatorenrüstungen, Waffen, Panzern, Helmen und Beinschienen und mehrere lebensgroße Dioramen, in denen Szenen aus Gladiatorenkämpfen nachgestellt sind.

In einem zweiten Raum wurde ein Teil der marmorverkleideten Zuschauerränge (cavea) rekonstruiert, die mit Jagd- und Kampfszenen dekoriert waren. Hier sind neben Statuenköpfen und einem kleinen Modell des Amphitheaters auch Originalteile der Verkleidungen, Inschriften und Reliefs aus dem Amphitheater zu sehen.

Außerdem informieren Infotafeln über die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. in Capua gegründete Gladiatorenschule von Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus, die zu den angesehensten ihrer Zeit gehörte. Diese war 73 v. Chr. Ausgangspunkt des Spartakusaufstands, den der 109 v. Chr. in Thrakien geborene Gladiator Spartacus organisierte. Dieser war ursprünglich Soldat, der aber desertierte und später als Gefangener an die Gladiatorenschule verkauft wurde.

Während des Spartacus-Aufstands zog eine Armee von 70.000 bis 100.000 Sklaven gegen die Römische Republik und forderte sie in mehreren Schlachten heraus. Der Aufstand wurde erst 71 v. Chr. von Marcus Licinius Crassus blutig niedergeschlagen und die etwa 6.000 gefangenen Rebellen entlang der zwischen Capua und Rom verlaufenden Via Appia gekreuzigt.

Die Gladiatorenschule befindet sich auf dem Gelände des Amphitheaters und der Eintrittspreis ins Amphitheater beinhaltet auch das Gladiatorenmuseum, das Mithräum und das Archäologische Museum. Mit der campania artecard ist der Eintritt nochmals reduziert.

Lage: Museo dei Gladiatori, Piazza I Ottobre 36, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/anfiteatro-campano

Amphitheater von Capua

Das Amphitheater von Capua war das zweitgrößte Amphitheater nach dem Kolosseum in Rom und diente diesem vermutlich als Vorbild. In der Arena von Capua kämpften einst die Gladiatoren der berühmten Gladiatorenschule von Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus, zu denen auch Spartacus gehörte, der Anführer des gleichnamigen Aufstandes.

Das Amphitheater von Capua ist eines der ältesten Amphitheater der antiken Welt, das aus Stein errichtet wurde. Es wurde vermutlich von Kaiser Vespasian wenige Jahre vor dem Kolosseum in Rom erbaut, dem es als Vorbild diente und löste wohl einen hölzernen Vorgängerbau aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. ab. Laut einer 1726 bei Ausgrabungen entdeckten Inschrift ließ Kaiser Hadrian das Amphitheater 119 n. Chr. restaurieren, während sein Nachfolger Antoninus Pius es dann 155 n. Chr. einweihte.

Das elliptisch geformte Amphitheater wurde, ähnlich wie auch das nur wenig größere Kolosseum in Rom, auf flachem Gelände errichtet und wirkt daher besonders imposant. Es ist außen etwa 170 x 140 Meter groß und besitzt eine Arena mit einer Größe von 76 x 46 Metern. Die insgesamt 46 Meter hohe Außenfassade bestand aus 3 Arkadengeschossen, von denen heute nur noch die unteren beiden Reihen erhalten sind, und wurde oben von einer Attika abgeschlossen. Die unterste Arkade besaß 80 mit Travertin verkleidete Bögen, deren Schlusssteine mit Götterbüsten dekoriert waren.

2 der 4 Haupteingänge führten in die Arena, während man über die anderen zu den Ehrenlogen gelangte. Über ein komplexes Treppensystem im Inneren erreichte man die Zuschauerränge, in denen 50.000 bis 60.000 Zuschauer Platz fanden. Anders als sonst üblich, gab es in Capua nicht nur 3, sondern sogar 5 abgestufte Ränge (maeniana), die in jeweils 16 Sektoren (cunei) aufgeteilt waren.

Die rings um die Arena laufende Podiumsmauer und die Brüstungen waren mit Reliefs mit Jagd- und mythologischen Szenen geschmückt. Zur Arena öffneten sich 12 Tore, hinter denen die Käfige für die wilden Tiere (carceres) lagen.

Das Amphitheater war komplett unterkellert und besaß unzählige Räume, in denen Tiere und Kulissen untergebracht waren, die man über „Aufzüge“ (pegmata) in die Arena heben konnte. Die Katakomben, die heute zu den am besten erhaltenen aus der Antike gehören, waren sowohl von außerhalb als auch aus dem Inneren des Amphitheaters über Treppen zu erreichen.

Nach der Zerstörung durch die Vandalen 456 n. Chr. verfiel das Amphitheater, wurde als Steinbruch genutzt und viele der Statuen in andere Gebäude integriert. Erst die Ausgrabungen der Bourbonenzeit setzten dem Raubbau ein Ende. Seit 1913 ist das Amphitheater wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und auch die Katakomben können nun wieder besucht werden.

Das Amphitheater von Capua ist täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Mit der campania artecard ist der Eintritt zusätzlich reduziert.

Lage: Anfiteatro Campano di Santa Maria Capua Vetere, Piazza I Ottobre 36, 81055 Santa Maria Capua Vetere

Link: cultura.gov.it/luogo/anfiteatro-campano

Archäologisches Nationalmuseum Neapel (MANN)

Das Museo Archeologico Nazionale di Napoli ist eines der bedeutendsten Archäologiemuseen weltweit. Hier kann man neben der Farnese-Sammlung der Bourbonen auch die wichtigsten Funde aus Neapel, Pompeji und Herculaneum und eine ägyptische Sammlung bewundern.

Die im Museo Archeologico Nazionale di Napoli (MANN) ausgestellten Exponate gehen auf die Sammlungen des Bourbonen-Königs Karl III. zurück. Neben der bedeutenden Farnese-Sammlung, die er von seiner Mutter Elisabetta Farnese geerbt hatte, förderte der König auch die Ausgrabungen der Vesuvstädte. Sein Sohn Ferdinand IV. ließ dann ab 1777 einen Palazzo aus dem 16. Jahrhundert umbauen, wo die Sammlung der Öffentlichkeit als Real Museo Borbonico zugänglich gemacht wurde. Sie wurde 1957 umbenannt zum Museo Archeologico Nazionale di Napoli.

Das MANN teilt sich heute in folgende Ausstellungsbereiche auf:

Epigraphen-Sammlung: etwa 2000 Inschriften aus Mittel- und Süditalien aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. in Latein, Griechisch und Italischer Sprache (Untergeschoss).

Ägyptische Sammlung: aufgeteilt in die Themen „Geschichte der Sammlung“, „Der Pharao und die Männer“, „Das Grab und die Grabbeigaben“, „Religion und Magie“ und „Schreiben, Kunst und Handwerk“ (Untergeschoss)

Kampanien in der Römerzeit: Marmor- und Bronzeskulpturen, Fresken, Inschriften, architektonische Elemente und Einrichtungsgegenstände aus öffentlichen Gebäuden und Grabdenkmälern, die zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert bei Ausgrabungen in den Vesuv-Städten (Pompeii, Herculaneum), der Misenum-Halbisel (Baiae, Puteoli, Cumae) und dem kampanischen Binnenland (Capua) gefunden wurden (im Westflügel des Erdgeschosses)

Farnesische Sammlung: Skulpturen- und einer Edelsteinsammlung, die Alexander Farnese, der spätere Papst Paul III., im 16. Jahrhundert begonnen hatte. Sie kam letztendlich in den Besitz der Bourbonenherrscher, die sie im 18. Jahrhundert mit vielen wertvollen Schätzen aus den archäologischen Stätten rund um den Vesuv ergänzten (im Ostflügel des Erdgeschosses)

Mosaike: einzigartige Boden- und Wandmosaike aus Pompeii, Herculaneum und anderen Städten Kampaniens, vor allem auch aus dem Haus des Fauns in Pompeji, z.B. das berühmte Alexander-Mosaik, aber auch die Bronzestatuette des tanzenden Fauns (1. Stock, Westseite)

Geheimes Kabinett: Die Objekte mit erotischen Motiven wurden noch bis zum Jahr 2000 unter Verschluss gehalten, da sie als obszön oder zumindest peinlich galten. Sie stammen aus Privathäusern, Bordellen, Banketträumen aber auch von Häuserwänden (1. Stock, Westseite)

Numismatische Sammlung: eine der weltweit umfangreichsten Sammlungen von Münzen, die aus der Zeit der Magna Graecia bis zur Zeit des Königreichs beider Sizilien Mitte des 19. Jahrhunderts stammen, vor allem auch Münzfunde aus Pompeji (1. Stock, Ostseite – vorübergehend geschlossen)

Funde aus Süditalien: archäologische Funde aus der Vor- und Frühgeschichte vom Neolithikum bis zur Eisenzeit; antike Funde aus Kampanien, Ischia, Cuma und Neapel; Bronzeskulpturen und Büsten aus der Villa dei Papyri in Herculaneum; Funde aus den Städten der Magna Graecia, z.B. Paestum, Locri, Metaponto, Taranto, Cumae, Ruvo, Canosa (2. Stock, Westseite)

Funde aus Pompeii, Herculaneum und den Vesuvstädten: Alltagsgegenstände aus privaten und öffentlichen Gebäuden wie Möbel, Kochgeschirr, Töpfer- oder Glaswaren; ein maßstabsgetreues Modell von Pompeji im Maßstab 1:100 aus dem Jahr 1879; Ausstellung über orientalische Kulte und den Tempel der Isis aus Pompeji; große Ausstellung mit den von den Wänden der Häuser abgenommenen Fresken aus den bourbonischen Ausgrabungskampagnen (2. Stock, Ostseite)

Zu den Highlights des Museums gehören u.a. der Farnesische Stier, der Farnesische Herkules, der Atlas Farnese, die Venus Kallipygos, die Blaue Vase aus Pompeji, der Silberschatz aus dem Haus des Menander und vor allem das Mosaik der Alexanderschlacht aus dem Haus des Fauns in Pompeji.

Das MANN erreicht man am besten von der Metro-Station Museo (Metro Linie 1) oder der Station Cavour (Passante ferroviario Linie 2). Es ist täglich außer dienstags geöffnet. Die Eintrittskarten sind personalisiert und an 2 hintereinander folgenden Tagen gültig. Für die Magna Graecia-Ausstellung ist ein Aufpreis fällig, die Sonderausstellungen sind in der Regel im Eintrittspreis enthalten. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert und an jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Es sind Audioguides gegen Gebühr erhältlich.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Napoli, Piazza Museo 19, 80135 Napoli

Link: mann-napoli.it/en/home-english

Arco Felice

Der Arco Felice war eines der Stadttore von Cumae und ersetzte unter Kaiser Domitian ein kleineres Stadttor aus der griechischen Epoche der Stadt. Er war nicht nur ein Triumphbogen, sondern auch Teil der Verteidigungsanlagen und ein Viadukt.

Der Arco Felice Vecchio war eines der Stadttore des römischen Cumae und wurde 95 n. Chr. unter Kaiser Domitian erbaut. Er ersetzte eines der älteren Stadttore aus der griechischen Epoche und wurde zusammen mit einer neuen Straße errichtet, die Rom mit Neapel verband.

Der schmale, hohe Bogen des Tores war aus Ziegelmauerwerk erbaut und mit Marmor verkleidet. Es wurde in einem Einschnitt in den Monte Grillo-Hügel eingefügt und ist etwa 17,65 Meter breit, 6,30 Meter tief und 17,50 Meter hoch. Über dem Bogen liegen 2 Reihen von gemauerten Bögen und an den beiden Seitenwänden gab es jeweils 3 Nischen, in denen Statuen standen. Er diente gleichzeitig als Viadukt, das die beiden Seiten des Monte Grillo miteinander verband.

Das ursprüngliche römische Pflaster ist im Bereich des Bogens noch recht gut erhalten und auch heute noch für den Verkehr freigegeben. Es handelt sich hierbei um die Via Domitiana, die unter Kaiser Domitian 95 n. Chr. erbaut wurde. Sie war die schnellste Verbindung zwischen Rom und Neapel und zweigte bei Terracina (Tarracina) von der Via Appia ab. Anschließend verlief sie entlang der Küste bis nach Cumae, wo sie sich teilte und nach Süden zum Miltärhafen von Misenum führte und nach Osten über Pozzuoli (Puteoli) bis nach Neapel (Neapolis). Unter Kaiser Trajan wurde sie dann 102 n. Chr. bis nach Reggio Calabria (Rhegium) verlängert.

Der Arco Felice wurde zuletzt 2023 restauriert und wieder für die Durchfahrt freigegeben. Er ist frei zugänglich.

Lage: Arco Felice Vecchio, Via Felice Arco 52, 80070 Pozzuoli

Höhle der Sibylle

Als Sitz einer Sibylle war Cumae in der Antike einer der bekanntesten Orakelorte. Von hier stammten auch die sogenannten Sibyllinischen Bücher, die von den Römern zumeist in Krisenzeiten zu Rate gezogen wurden.

Schon der römische Dichter Vergil bezeichnete in seiner Aeneis die Höhle der Sibylle als „Tore der Hölle“ und als „Höhle mit 100 Öffnungen“. Der etwa 5 Meter hohe und 130 Meter lange, trapezförmige Gang galt in der Antike als Portal zur Unterwelt und wurde wohl im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Etruskern in einen Felsen südlich von Cumae getrieben. Er besaß mehrere Querarme mit Zisternen und Belüftungsöffnungen, die in christlicher Zeit auch für Bestattungen genutzt wurden. Die Kammer am Ende des Ganges hatte drei kleine Nebenräume, die als Orakelräume interpretiert werden können.

Die Sibylle von Cumae, eine von insgesamt 10 antiken Sibyllen mit dem Namen Amaltheia, lebte als Priesterin und Prophetin in einer Höhle, die als Eingang zur Unterwelt galt. Der Legende nach verliebte sich der Gott Apollo in die jugendliche Sibylle und gewährte ihr eine Bitte, woraufhin sie sich so viele Lebensjahre wünschte, wie Sandkörner in einem Häufchen Sand waren. Er bot ihr an, ihr auch noch den Erhalt ihrer Jugend zu gewähren im Tausch für ihre Jungfräulichkeit, was sie aber ablehnte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde ihr Körper daher alt und verschrumpelt, bis nur noch ihre Stimme blieb, die als Orakel angerufen wurde.

Auch in der Mythologie der Stadt Rom gab es zwei Ereignisse, bei denen die Sibylle von Cumae eine wichtige Rolle spielte. Nach einer Legende des Dionysius von Halicarnassus traf einst der letzte König Roms, Lucius Tarquinius Superbus, um 500 v. Chr. auf eine alte Frau, die ihm 9 Bücher mit Prophezeiungen zum Kauf anbot. Als er wegen des horrenden Preises hochmütig ablehnte, verbrannte sie 3 der Bücher. Erneut bot sie ihm die restlichen 6 Bücher zum gleichen Preis an. Er lehnte wieder ab und sie verbrannte 3 weitere Bücher. Nun verging dem König das Lachen und er kaufte nun die 3 restlichen Bücher zum vollen Preis. Als die „Sibyllinischen Bücher“ wurden diese zu den wichtigsten Quellen des Wissens und Ratgebern in Krisenzeiten und wurden im Jupitertempel auf dem Kapitol in Rom verwahrt. Sie gingen jedoch im Jahr 83 v. Chr. bei einem Brand verloren.

Die zweite Legende erzählt davon, dass der trojanische Held Aeneas nach seiner Ankunft in Italien in Cumae auf die zu dieser Zeit bereits 700 Jahre alte Sibylle traf. Sie führte ihn durch die Höhlen der Unterwelt, wo er seinen toten Vater Anchises traf. Dieser zeigt ihm die Zukunft, in der sein Nachkomme Romulus eine Stadt mit einer großen Bedeutung gründen werde.

Die Grotte wurde erst 1932 vom bekannten Archäologen Amadeo Maiuri entdeckt, der als Direktor des Archäologischen Nationalmuseums und Ausgrabungsleiter der Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum auch an den Ausgrabungen von Paestum beteiligt war.

Die Höhle der Sibylle ist Teil des Archäologischen Parks von Cuma und ist täglich außer dienstags geöffnet.

Lage: Antro della Sibilla, Strada Provinciale Cuma Licola 3, 80078 Pozzuoli

Archäologischer Park von Cuma (Cumae)

Die Tempelbauten im Archäologischen Park von Cuma haben eine lange Vergangenheit. Sie stammen aus der Zeit der griechischen Kolonie Cumae und wurden erst von den Samniten und dann von den Römern übernommen. Später wurden viele der Tempel zu christlichen Basiliken umgewidmet.

Cumae wurde ursprünglich im 8. Jahrhundert v. Chr. als griechische Kolonie gegründet. Zwischen dem 7. und dem 5. Jahrhundert v. Chr. erlebte die Stadt ihre erste Blüte. Aus dieser Zeit stammt die Akropolis mit dem Jupitertempel (griech: Zeus), der im 5. Jahrhundert n. Chr. in eine christliche Basilika umgewandelt wurde, ebenso wie der etwas unterhalb der Akropolis gelegene Tempel des Apollo aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Die Via Sacra, die Heilige Straße, verband die Akropolis mit der am Fuße des Hügels gelegenen Höhle der Sibylle von Cumae, die ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. als einer der bekanntesten Orakelorte der Antike galt.

Im Jahr 421 v. Chr. eroberten zunächst die Samniten die Stadt und dann 341 v. Chr. die Römer. Ab 334 v. Chr. wurde Cumae zu einem municipium erhoben und erhielt die römischen Stadtrechte. Während der frühen römischen Kaiserzeit wurde die östlich gelegene Unterstadt erneuert und unter anderem das Forumsbad, ein Tempel für die Kapitolinische Trias und im Süden ein Amphitheater errichtet. Auch der Apollotempel wurde erneuert und der südöstlich der Stadt bei Baiae gelegene Hafen Portus Julius als Standort der kaiserlichen Misenum-Flotte ausgebaut.

Die antike Stadt wurde im 16. Jahrhundert wiederentdeckt und dann Mitte des 18. Jahrhunderts teilweise und leider ziemlich planlos ausgegraben. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann eine systematische Freilegung und Erforschung der Strukturen.

Der 1927 eröffnete Archäologische Park erstreckt sich heute auf einer Fläche von etwa 50 Hektar, von denen aber aktuell nur die Höhle der Sibylle, der byzantinische Turm am Eingangstor zur Akropolis, der Apollontempel auf der unteren Terrasse und der auf der Spitze des Hügels gelegene Jupitertempel zugänglich sind. Die Ausgrabungen in der Unterstadt, die immer noch im Gange sind, kann man vom Hügel aus zumindest aus der Ferne betrachten.

Der Archäologische Park von Cuma ist täglich außer dienstags geöffnet. Mit der campania artecard ist der Eintritt reduziert und es gibt ein Kombiticket zusammen mit weiteren Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder.

Lage: Parco Archeologico di Cuma, Strada Provinciale 164 1, 80078 Pozzuoli

Link: www.pafleg.it/it/4388/localit/57/parco-archeologico-di-cuma

Grab der Agrippina

Das Grab der Agrippina wird oft als letzte Ruhestätte von Agrippina, der Mutter von Kaiser Nero, angesehen. Es war wohl aber eher ein überdachtes Theater, das zu einer Villa am Meer gehörte.

Das meist als „sepolcro di Agrippina“ (Grab der Agrippina) bezeichnete Gebäude war Teil einer am Meer gelegenen Villa, deren Besitzer heute nicht mehr bekannt ist. Es wurde in der frühen Kaiserzeit unter Kaiser Augustus oder in der julisch-claudischen Zeit als überdachtes Theater (odeion) errichtet und Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. zu einem Nymphäum umgebaut.

Im 18. und 19. Jahrhundert nahm man fälschlicherweise an, dass es sich hier um das Grab von Agrippina, der Mutter von Kaiser Nero, handelte, die laut den Überlieferungen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus durch von ihrem Sohn beauftragte Attentäter hier in Bauli getötet wurde. Nach dem Tod des Kaisers sollen treue Diener der Kaisermutter ihr dann hier dieses schlichte Grab errichtet haben.

Das Gebäude bestand aus 3 halbkreisförmigen Bögen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden. Der unterste Bogen, dessen Fußboden heute etwa 1,30 Meter unterhalb des Straßenniveaus liegt, ragt nur noch zur Hälfte aus dem Gelände. Der korridorähnliche mittlere Bogen, zu dem eine Treppe führt, ist noch recht gut erhalten, während vom obersten Bogen jedoch heute nicht mehr viel zu sehen ist.

Von den Zuschauerrängen (cavae), die einen Durchmesser von etwa 31,5 Metern besaßen, sind nur noch etwa 2/3 erhalten, da der nördliche Flügel inzwischen teilweise mit einem modernen Gebäude überbaut ist.

Das Grab der Agrippina ist nur von außen zu besichtigen.

Lage: Tomba di Agrippina, Via Ortenzio 39, 80070 Bacoli

Link: www.pafleg.it/it/4388/localit/50/tomba-di-agrippina

Thermen von Baia (Baiae)

Die Sommermonate verbrachten viele wohlhabende Römer in Baiae und besuchten die von den Phlegräischen Feldern gespeisten Thermalquellen, die mit Bädern, Saunen, Wandelgängen und Unterkünften wie ein heutiges Wellnesszentrum ausgestattet waren.

Etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurde Baiae zu einem beliebten Ferienort der römischen Aristokratie und wurde u.a. von Pompeius, Lucullus oder Kaiser Septimius Severus besucht. Unter Kaiser Augustus wurden Teile der Stadt zu kaiserlichem Besitz und die Aristokratie errichtete hier ihre Sommerresidenzen (wie z.B. Julius Caesar, Kaiser Nero oder Kaiser Hadrian). Die von unterirdischen Thermalquellen und heißen Dämpfen gespeisten Bäder waren bis in die späte Kaiserzeit in Betrieb. Mit dem Portus Julius lag ab 36 v. Chr. in Baiae auch der Stützpunkt der römischen Marineflotte, der jedoch aufgrund von Verlandung später nach Misenum verlegt wurde.

Die archäologischen Überreste des antiken Thermenkomplexes von Baiae wurden Mitte des 20. Jahrhunderts ausgegraben und erstrecken sich auf eine Fläche von etwa 40.000 Quadratmetern terrassenförmig entlang eines Hangs bis hin zum Hafen.

Vom oberen Eingang an der Via Sella di Baia gelangt man zunächst zur Villa dell’Ambulatio, die sich über insgesamt 6 miteinander über Treppen verbundene Terrassen erstreckt. Auf der obersten Terrasse lag ein Wohnbereich mit Schlafzimmern, Innenhöfen und Ruheräumen. Die zweite Ebene besaß einen überdachten Portikus mit 2 Längsschiffen, der als Wandelgang (ambulatio) diente. Auf der dritten Ebene lag eine Gartenterrasse und auf der vierten ein Servicebereich. Es folgte eine Terrasse mit Wohn- und Schlafzimmern und auf der untersten Terrasse ein großer Portikusgarten.

Südlich davon lag der Sosandra-Komplex, in dem eine Statue der Aphrodite Sosandra gefunden wurde. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Nero und war wohl ein Erholungsort für Seeleute der Misenum-Flotte. Auf der obersten der insgesamt 4 Terrassen befand sich ein Servicebereich und ein Balneum, darunter lag eine große Terrasse mit Sommertriklinien und Ruheräumen. Bei den hinter dem halbkreisförmigen Säulenportikus gelegenen Räumen mit Blick auf ein rundes Becken (auch als Theater-Nymphäum bezeichnet) könnte es sich um Gästezimmer gehandelt haben. Auf der untersten Terrasse lag ein Peristylgarten.

Der Tempel des Merkur mit seiner Gussbetonkuppel mit einem Innendurchmesser von 21,55 Metern stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und gilt als ältester bekannter römischer Kuppelbau. Die heute noch komplett erhaltene Kuppel mit zentralem Oculus und 4 Oberlichtern diente als Kaltbad (frigidarium), besaß 6 Nischen und in der Mitte ein Podest für ein Triklinium. In den umliegenden Gebäuden, die sich bis zum Meer hin erstreckten, lagen sich u.a. ein Apodyterium und ein Laconium.

Der Tempel der Venus befand sich im Süden inmitten eines auf 3 Ebenen gelegenen Badekomplexes und diente als Thermalraum. Er stammt aus der Zeit von Kaiser Hadrian (2. Jahrhundert n. Chr.). Der außen achteckige Grundriss besaß große Bogenfenster, das Kuppelinnere war kreisförmig und hatte einen Durchmesser von 26,30 Metern.

Im Norden des Geländes liegt der Tempel der Diana aus der Zeit von Kaiser Alexander Severus (um 222 bis 235 n. Chr.) mit einer nur noch zur Hälfte erhaltenen Kuppel. Sie hatte ursprünglich einen Innendurchmesser von 29,50 Metern und war mit Friesen mit Jagdszenen verziert. Hier wurden die aus dem Boden aufsteigenden Dämpfe gesammelt und als Dampfsauna genutzt.

Die Thermen von Baia sind noch nicht vom Massentourismus überlaufen und täglich außer montags geöffnet. Die gemäßigte Eintrittsgebühr reduziert sich nochmals mit der campania artecard.

Lage: Complesso archeologico delle Terme di Baia, Via Terme Romane/Via Sella di Baia 22, 80070 Baia

Link: www.pafleg.it/it/4388/localit/51/terme-romane

Museo Archeologico dei Campi Flegrei

Die Festung aus der Renaissancezeit wird heute als Archäologisches Museum der Phlegräischen Felder genutzt. In römischer Zeit stand auf dem Hügel ein römischer Wohnkomplex, bei dem es sich vielleicht sogar um das Landhaus handelte, das Julius Caesar in Baiae besaß.

In der im 15. Jahrhundert n. Chr. auf einem Kap inmitten der Phlegräischen Felder erbauten aragonesischen Burg von Baia ist heute das Archäologische Museum der Campi Flegrei untergebracht. Sie liegt auf den Resten einer fast 100 Meter langen maritimen Sommervilla aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die möglicherweise im 1. Jahrhundert v. Chr. im Besitz von Julius Caesar war und von ihm umgebaut wurde.

Das archäologische Museum widmet sich in rund 50 Ausstellungsräumen den Funden der umliegenden archäologischen Stätten auf den Phlegräischen Feldern wie Cumae, Puteoli, Baiae, Misenum oder Liternum, aber auch den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) selbst, unter denen sich ein riesiger Magma-See befindet, der zu den aktivsten Vulkangebieten der Erde zählt.

Die Ausstellung in der 2. Etage widmet sich der Geschichte und Kultur der griechischen Kolonie Cumae, wo die Orakel-Höhle der Seherin Sibylle lag. Neben Skulpturen, Reliefs vom Forum, Funden aus Heiligtümern und Teilen der Stadtmauer sind auch Alltagsgegenstände und Möbelstücke und sogar ein komplettes, im Inneren reich bemaltes Grab ausgestellt.

Im 1. Stockwerk befinden sich die Funde aus Puteoli (dem heutigen Pozzuoli), einem bedeutenden Handelshafen, der unter Kaiser Augustus zur Kolonie erhoben wurde. Neben Statuen, Inschriften, Grabreliefs und Sarkophagen gibt es hier auch Informationen zum orientalischen Isis-Kult, zur Aqua Augusta und zu den wichtigsten öffentlichen Bauwerken, wie dem Flavischen Amphitheater oder dem Macellum bzw. dem Tempel der Serapis.

In der Ausstellung werden außerdem die Rekonstruktion der Fassade des Heiligtums der Augustalen aus Misenum gezeigt und eine Reihe von Skulpturen aus dem inzwischen rund 7 Meter unterhalb des Meeresspiegels liegenden Nymphäum des Kaisers Claudius in Baiae, das sich heute am Kap Punta Epitaffio inmitten des Unterwasserarchäologieparks von Baia (Parco Sommerso di Baia) befindet.

Von der Panoramaterrasse der Burg hat man einen spektakulären Blick über den gesamten Golf von Neapel und die Vesuvregion.

Das 2010 neu eröffnete Museum ist täglich außer Montag geöffnet. Mit der campania artecard oder mit einem Kombiticket (zusammen mit den Thermen von Baia, dem archäologischen Park in Cuma und dem Flavischen Amphitheater in Pozzuoli) ist der Eintritt reduziert.

Lage: Museo Archeologico dei Campi Flegrei, Castello Aragonese di Baia, Via Castello 39, 80070 Bacoli

Link: www.pafleg.it/it/4388/localita/55/museo-archeologico-dei-campi-flegrei-nel

Piscina Mirabilis

Im Inneren der Piscina Mirabilis kommt man sich vor wie in einer unterirdischen gotischen Kathedrale. Ihren heutigen Namen, den man als „wundersames Wasserbecken“ übersetzen kann, erhielt das Bauwerk jedoch erst im 14. Jahrhundert n. Chr. vom toskanischen Dichter Francesco Petrarca.

Die Piscina Mirabilis bildete das Ende der Aqua Augusta, des von Kaiser Augustus um 35 v. Chr. errichteten Aquädukts, das ganz Kampanien mit Wasser versorgte. Von der Quelle, die sich bei Serino auf einer Höhe von 376 Metern über dem Meeresspiegel befand, legte das Wasser eine Strecke von knapp 100 Kilometern zurück, bis es am Ende auf einer Höhe von 10 Metern über dem Meeresspiegel im antiken Ort Bauli (dem heutigen Bacoli) ankam.

Das kurz vor Misenum auf einem Hügel errichtete, teilweise in den Tuffstein gegrabene und aus Ziegeln aufgemauerte Trinkwasserreservoir war etwa 72 Meter lang, 25 Meter breit und 15 Meter hoch und hatte ein Fassungsvermögen von etwa 12.600 Kubikmetern Wasser. Die Tonnengewölbedecke der viereckigen Halle ruhte auf 48 wuchtigen Säulen, die in 4 Reihen zu jeweils 12 Säulen angeordnet waren und ähnelte einer unterirdischen Kathedrale. Die Wände waren mit wasserdichtem Mörtel (opus signinum) verputzt und die obere Abdeckung bestand aus einem Pflaster aus Gussbeton (opus caementicium), das zusätzlich mit opus signinum verputzt war.

Es gab zwei Eingänge: den heutigen Eingang im Nordwesten und einen weiteren im Südosten, von denen aus man über Treppen in die Zisterne hinuntergelangte. Das Wasser wurde über Rohre in die Zisterne eingeleitet und über mechanische Pumpen an die Verteilerstationen im Ort verteilt. Damit man die Zisterne regelmäßig reinigen konnte, befand sich in der Mitte ein gut 1 Meter tiefes Absetz- und Entwässerungsbecken (piscina limaria), über das man das Restwasser ablassen konnte.

Das Bauwerk gilt als die wohl größte antike römische Zisterne und versorgte neben dem Militärhafen von Misenum auch die luxuriösen Villen der Gegend. Nach einer rweiterung zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. blieb sie bis ins 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb.

Da sich die Piscina Mirabilis in privatem Besitz befindet und nur an Wochenenden zu fixen Zeiten und nach vorheriger Terminvereinbarung geöffnet wird, gehört sie zu den weniger bekannten Ausflugszielen und kann meist in Ruhe besichtigt werden. Es werden auch Führungen angeboten. Tickets erhält man entweder telefonisch oder per Mail oder in der wenige Meter vom Eingang entfernten Via Campi Elisi 1. Und auch im Museo Archeologico di Campi Flegrei in Baia hilft man gerne weiter.

Lage: Piscina Mirabile, Via Piscina Mirabile 27, 80070 Bacoli

Link: piscinamirabilisbacoli.it/en/piscina-mirabilis

Villa Arianna

Die Villa Arianna und der sogenannte „Zweite Komplex“ sind zwei auf einer Klippe oberhalb des Meeresufers gelegene luxuriöse Villen mit spektakulärem Blick auf die Bucht von Neapel. Sie waren mit erlesenen Fresken mit mythologischen Szenen und Mosaiken ausgestattet und sind bisher nur zu etwa einem Viertel ausgegraben.

Die aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. strammende Villa Arianna ist die älteste der Villen von Stabiae und wurde nach einem Fresko im Triklinium benannt, das die von Theseus auf Naxos zurückgelassene schlafende Ariadne zeigt. Die Villa liegt auf dem Varano-Hügel oberhalb des modernen Orts Castellammare di Stabia, knapp 650 Meter südwestlich der Villa San Marco.

Die Villa Arianna wurde wie auch die Villa San Marco Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und in den 1950er-Jahren systematisch ausgegraben. Da Teile der am Rand einer Klippe gelegenen Villa bereits abgebrochen und in die Tiefe gestürzt sind, kann ihre Größe nur geschätzt werden. Von den ursprünglich etwa 11.000 Quadratmetern Fläche sind bisher rund 2500 Quadratmeter ausgegraben.

Der Grundriss der Villa ist aufgrund der Geländetopografie komplex und besteht im Wesentlichen aus 4 Bereichen, die auf unterschiedlichen Ebenen lagen: dem Atriumbereich, dem Wirtschafts- und Badebereich, dem Bereich des Sommertrikliniums und der großen Palästra. Der östliche Teil, in dem sich rund um einen großen Peristylhof Ställe und landwirtschaftliche Gebäude befanden, liegen zu Zeit noch unter der Erde verborgen.

Das Atrium mit seinem schwarz-weißen Mosaikboden und dem Impluvium stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und ist der älteste Teil der Villa. Es war mit Fresken im dritten Stil geschmückt und von mehreren Räumen umgeben, darunter eine Reihe von Schlafzimmern (cubiculum) und Ruheräumen (diaeta), ein Tablinium im Norden und ein großes Triklinium im Südwesten.

Westlich davon wurden in der Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. ein weiterer Gebäudeteil angebaut. Hier befand sich das große Triklinium mit dem Ariadne-Fresko und kleinere Zimmer und Ruheräume, von denen einer mit einem interessanten „Kachelmuster“ mit fliegenden Figuren, Amoretten, Vögeln und Blumen geschmückt war. Außerdem entstanden südlich davon ein Badebereich mit Caldarium, Tepidarium, Laconicum, Praefurnium und ein Dienstbotenbereich mit Küche.

Eine weitere Erweiterung Richtung Westen entstand in der Zeit von Kaiser Nero, in deren Zentrum sich ein mit vielen Fenstern versehenes Sommertriklinium befand mit Blick auf die Bucht von Neapel. In flavischer Zeit um 70 n. Chr. wurde dann ganz im Westen eine mindestens 80 x 100 Meter große Palaestra angebaut, die von einer Kolonnade umgeben war und als öffentlicher Garten diente.

Der sogenannte „Zweite Komplex“ der durch eine schmale Gasse von der Villa Arianna getrennt war, gehört zu einer kleineren Villa, von der heute rund 1000 Quadratmeter ausgegraben sind. Nördlich und westlich eines großen Peristyls mit Portikussäulen und einem Fischteich lagen Ruheräume und ein großes Triklinium mit Blick auf das Meer. Im Süden befanden sich ein Badebereich mit Caldarium, Frigidarium und Laconicum und eine Küche, die bisher aber noch nicht ausgegraben sind. Der westliche Teil der Villa ist noch am besten erhalten, vor allem die beiden großen Wohnräume (oecus), die im dritten Stil mit Fabeltieren und kleinen Vignetten auf schwarzen und roten Tafeln geschmückt waren.

Sowohl in der Villa Arianna als auch im Zweiten Komplex wurden während der ersten Ausgrabungen in der Bourbonenzeit Teile der schwarz-weißen Bodenmosaiken und der Fresken abgebaut und in Museen verbracht. Ein großer Teil davon ist heute im MANN in Neapel zu sehen.

Die Villa Arianna ist täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Villa Arianna, Strada Varano 1, 80053 Castellammare di Stabia

Link: pompeiisites.org/en/stabiae-en-2/villa-arianna

Villa San Marco

Der riesige Komplex der Villa San Marco bestand aus einer Atriumvilla, die später zu einer Luxusresidenz mit großem Garten und eigenem Thermalbereich erweitert wurde und vermutlich Narcissus, einem freigelassenen Sklaven von Kaiser Claudius gehörte.

Auf dem Varano-Hügel rund 50 Meter oberhalb des heutigen Ortes Castellammare di Stabia brachten Mitte des 18. Jahrhunderts begonnene, aber erst in den 1950er Jahren systematisch durchgeführte Ausgrabungen mehrere große Sommerresidenzen zutage, von denen die Villa San Marco mit etwa 11.000 Quadratmetern Fläche (davon sind bisher rund 6000 Quadratmeter ausgegraben) die bislang größte in der Region ist. Sie wurde benannt nach einer Kapelle des Hl. Markus, die Mitte des 18. Jahrhunderts an dieser Stelle errichtet wurde.

Stabiae wurde etwa im 8. Jahrhundert v. Chr. an einer strategisch günstigen Stelle gegründet. Nach der Zerstörung durch Sulla 89 v. Chr. wurde der Ort wieder aufgebaut und zu einem Luxusresort der römischen Elite. Hier wurden mondäne Sommervillen und Residenzen neben einem Dorf (pagus) mit Läden, Thermalbädern und Landgütern errichtet. Stabiae wurde jedoch 79 n. Chr. wie Pompeii und Herculaneum durch den Ausbruch des Vesuvs unter 3 Meter dicken Ascheschichten begraben.

Eine erste, kleinere Atriumvilla entstand hier in der Zeit von Kaiser Augustus. Der ursprüngliche Haupteingang lag im Norden und führte in einen Innenhof mit Säulengang, an den ein Tablinium und danach das großzügige Atrium angrenzten, das in seiner Mitte ein großes Impluvium besaß mit einem von 4 Säulen getragenen und nach oben hin offenen Dach. Rund um das Atrium lagen eine Reihe von Wohn- und Schlafräumen, ein kleiner Raum mit Hausaltar (lararium), ein Wirtschaftsbereich mit großer Küche und ein Nebeneingang, der heute den Hauptzugang zur Villa bildet.

In der Zeit von Kaiser Claudius wurde die Villa dann von ihrem neuen Besitzer, vermutlich Narcissus, einen freigelassenen Sklaven des Kaisers, im Südwesten durch einen etwa 20 x 30 Meter großen, von Platanen beschatteten Peristylgarten mit dreiseitigem Säulenportikus ergänzt. Die Portikuswände sind mit Bäumen und Medaillons mit Architekturszenen bemalt, in der Mitte lag ein Schwimmbecken und zu beiden Seiten prächtig dekorierte Ruheräume (diaeta). Am östlichen Ende befanden sich 2 Nymphäen und am Westende mehrere Wohnräume und ein großes Wohnzimmer (oecus), von dem aus man einen herrlichen Panoramablick über den Golf von Neapel hatte. Ein zweites, wohl bis zu 145 Meter langes und bisher nur teilweise ausgegrabenes Peristyl schloss sich im Südwesten an.

In das Dreieck zwischen der Atriumvilla und dem Garten wurde im 45°-Winkel ein weiterer Gebäudeteil mit einem Badebereich (balneum) eingepasst. Über ein weiteres viersäuliges Atrium mit kleinem zentralem Schwimmbecken und Fresken mit Ringern, Faustkämpfern und Amoretten gelangte man in die Baderäume, die aus einem großen Umkleideraum (apodyterium), dem Laubad (tepidarium), Kaltbad (frigidarium) mit Kaltwasserbecken, und einem Sportbereich (palaestra) bestanden und sich um das zentrale Warmbad (caldarium) gruppierten, in dem man im Boden noch die runde Halterung für den bronzenen Wasserkessel sehen kann, der den Raum beheizte.

Die Villa San Marco ist recht gut erhalten und besticht vor allem durch die große Anzahl prächtiger und aufwendiger Fresken und Mosaiken, von denen noch eine große Anzahl vor Ort zu sehen sind, aber auch durch die Größe der Anlage. Sie ist täglich geöffnet und der Eintritt ist frei.

Lage: Villa San Marco, Via Antiquarium di S. Marco, 80053 Castellammare di Stabia

Link: pompeiisites.org/en/stabiae-en-2/villa-san-marco

Villa Poppaea in Oplontis

Die prächtig und opulent ausgestattete Villa Poppaea in Oplontis, eine der luxuriösesten Villen aus der Römerzeit, soll einst Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero gehört haben. Die Bausubstanz und die farbenprächtigen Fresken der Villa sind heute noch in einem außergewöhnlich guten Zustand.

Das antike Oplontis, nur 5 Kilometer westlich von Pompeii im heutigen Torre Annunziata gelegen, war in der Antike ein blühender Küstenort mit Vorstadtvillen, Thermalbädern, Landgütern und Ferienresidenzen wohlhabender Römer, darunter unter anderem die Villa Poppaea und die Villa von Lucius Crassus Tertius, die auf einer ursprünglich 14 Meter hohen Klippe mit Panoramablick auf das Meer lagen und durch einen langen Kryptoportikus miteinander verbunden waren.

Die Villa Poppaea (auch als „Villa A“ bezeichnet) war eine villa otium, ein luxuriöses Feriendomizil, und eine der spektakulärsten und extravagantesten Vorstadtvillen am Golf von Neapel. Sie besaß sogar einen Privathafen und war mit unzähligen und außergewöhnlich gut erhaltenen Fresken im 2. bis 4. Stil dekoriert – laut UNESCO „die am besten erhaltenen Wandmalereien aus der Römerzeit“. Neben architektonischen Illusionen und mythologischen Szenen zeigen sie detailgetreue Stillleben, filigrane Obstkörbe, Pflanzen, Vögel, Theatermasken und sogar einen farbenprächtigen Pfau.

Mehrere hier aufgefundene Objekte deuten darauf hin, dass das Anwesen einst Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero, gehörte. Man fand z.B. eine Amphore mit der Aufschrift Secundo Poppaeae, die auf einen freigelassenen Sklaven der Poppaea hinweist, einen mit L. Arriani (A)mphionis gestempelten Krug aus der Ziegelei ihrer Familie und eine Statue, die die Kaisergattin selbst darstellen soll.

Beim Erdbeben von 62 n. Chr. wurde die Villa schwer beschädigt, war danach zum Teil unbewohnt und wurde zum Zeitpunkt des Ausbruchs wohl gerade restauriert, denn in einigen Räumen fehlten Teile der Dekoration und man fand bei den Ausgrabungen noch Werkzeuge und Baumaterial.

Der ursprüngliche Eingang befand sich im Süden des Anwesens und führte in das im 2. Stil dekorierte toskanische Atrium mit einem großen Impluvium. Dies war der älteste Teil der Villa und wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. erbaut. Neben dem Atrium lagen ein Wohn- und Schlafzimmer, ein Triklinium und ein großer Saal mit eleganten Fresken im Trompe-l’œil-Stil und Fenstern mit Blick auf das Meer und einen heute unter der modernen Bebauung gelegenen südlichen Garten.

Vom Atrium gelangte man im Norden über eine Halle und einen kleinen Garten in das Tablinum, das sich zu einem repräsentativen Garten öffnete. Dieser war mit Statuen geschmückt und mit üppiger Vegetation aus Olivenbäumen, Buchsbaumhecken, Zitronenbäumen, Platanen, Zypressen, Rosen, Efeu und Oleander bepflanzt und ist heute in seinem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt.

Nordwestlich des Atriums lag die mit einem großen gemauerten Herd ausgestattete Küche, hinter der in der Kaiserzeit (frühes 1. Jahrhundert n. Chr.) ein Badekomplex (balneum) angefügt wurde. Die rund um ein Brunnenperistyl gelegenen Baderäume (frigidarium, tepidarium und caldarium) wurden später in Wohnräume umgewandelt.

Östlich des Atriums befand sich ein Raum mit einem Götterschrein (lararium) und dahinter ein von einem Säulengang umgebener Innenhof (peristylium) mit niedriger Brüstungsmauer (pluteus), einem Brunnen und einer schattenspendenden Kastanie, und um den sich Gesinde-, Wirtschaftsräume und eine große Latrine gruppierten. Ein Laubengang im Süden des Peristyls führte in einen mit Säulen umgebenen privaten Garten (viridarium) mit Blick aufs Meer, der zur Erholung und Spaziergängen (ambulatio) einlud.

Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Villa im Osten durch einen Gästebereich erweitert, in den man über einen langen, zweistöckigen Gang nördlich des Viridariums gelangte. Hier lagen entlang des 17 x 61 Meter großen Schwimmbeckens (natatio), das mit Statuen umsäumt war, mehrere Wohn-, Esszimmer und Gästeappartements (hospitalia), die durch mit Pflanzenmotiven bemalte und nach oben offene „Gartenzimmer“ getrennt wurden.

Die Villa Poppaea, die unter einer etwa 6 Meter dicken Ascheschicht begraben war, wurde bereits im 16. Jahrhundert entdeckt und um 1839 teilweise freigelegt. Erst ab 1964 begann man mit den offiziellen Ausgrabungen, bei denen bisher gut die Hälfte des Anwesens freigelegt wurde und die seit 1980 der Öffentlichkeit zugänglich sind. Da die im Süden und Westen gelegenen Teile der Villa fast komplett überbaut wurden, sind diese leider unwiederbringlich zerstört und die genaue Größe der Villa nicht mehr ermittelbar. Die heute freigelegte Fläche ist aber mit über 10.000 Quadratmetern riesig: allein die bebaute Fläche von rund 3000 Quadratmetern zählt über 90 Räume, von denen bisher etwa 40 rekonstruiert werden konnten.

Bei den Ausgrabungen wurde schon von Anfang an Wert darauf gelegt, die Fresken vor der Witterung zu schützen. Zudem untersucht und archiviert das amerikanische Oplontis Project aus Dallas/Texas die Ausgrabungen der Villa Poppaea seit 2006 und die der Villa B seit 2012 und versucht dabei die Räume anhand von Freskenfragmenten digital zu rekonstruieren und mit Hilfe von 3D-Simulationen zu visualisieren.

Die nur 250 Meter entfernt liegende Villa von Lucius Crassus Tertius („Villa B“), die 1974 beim Bau einer Schule entdeckt wurde, war dagegen eine überwiegend gewerblich genutzte villa rustica. Sie bestand aus einem Lagerhaus (horreum), in dem Wein, Olivenöl und andere landwirtschaftliche Produkte gelagert und verarbeitet wurden, und über dem in der oberen Etage Wohnräume lagen. Sie stammt aus dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. und ist damit deutlich älter als die Villa Poppaea. Bei den Ausgrabungen wurden neben Hunderten von Amphoren die Skelette von 54 Menschen gefunden, die eine große Menge an Münzen und Schmuck („Gold von Oplontis“) bei sich trugen. Anhand eines gefundenen Siegelrings konnte auch der Besitzer der Villa, Lucius Crassus Tertius, ermittelt werden.

Obwohl die Villa Poppaea seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata” gehört, ist sie im Gegensatz zu den Ausgrabungen von Pompeii nur wenig besucht und noch nicht überlaufen, so dass man kann sich hier in Ruhe umschauen kann.

Der Eingang zur Villa Poppaea, die täglich außer dienstags geöffnet ist, befindet sich im Nordwesten des Geländes an der Via Sepolcri. Der Eintrittspreis reduziert sich z.B. mit der campania artecard oder einem Kombiticket (zusammen mit Pompeji und Herculaneum). Die Villa B ist derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Lage: Scavi archeologici di Oplonti, Via Sepolcri, 80058 Torre Annunziata

Links: pompeiisites.org/en/oplontis; www.oplontisproject.org

Villa Regina & Antiquarium in Boscoreale

An den Hängen des Vesuvs wurden bisher insgesamt etwa 30 Landgüter gefunden, in denen meist Wein, Oliven und Getreide angebaut wurde. Eine dieser Landvillen, die Villa Regina, liegt in Boscoreale, nicht weit von den Ausgrabungen von Pompeji entfernt.

Die Villa Regina stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und wurde im Laufe der Jahre mehrfach erweitert. Die Landvilla (villa rustica), die heute etwa 8 Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus liegt, wurde zwischen 1977 und 1980 ausgegraben. Dabei kamen unter anderem karbonisierte Reste von Bäumen, der Eingangstüren und eines Schweins ans Licht, von denen bei den Ausgrabungen Gipsabdrücke angefertigt wurden und die hier heute zu sehen sind. Weitere Funde belegen, dass hier vor allem Wein hergestellt wurde.

Das Gebäude besteht aus mehreren Räumen, die sich um einen zentralen Innenhof gruppieren. Vom Haupteingang im Westen, neben dem sich auf der linken Seite ein Lagerraum und rechts ein Schlafraum befanden, gelangte man direkt in den an 3 Seiten mit Säulen umgebenen Innenhof.

Im nördlichen Bereich des Gebäudes befand sich die Kelter (torcularium) mit Bottichen zum Stampfen der Trauben und einer Weinpresse. Der so gewonnene Traubensaft wurde zunächst in einem großen Bottich gesammelt, bevor er in die insgesamt 18 Tongefäße (dolia) abgefüllt wurde, in denen der Traubensaft zu Wein vergoren wurde. Diese waren in einem Bereich des Innenhofs eingelassen und konnten insgesamt bis zu 10.000 Liter Wein fassen.

Östlich der Kelter befand sich die Küche mit einem gemauerten Herd und einem Ofen. Neben dem Kücheneingang war in die Wand ein Lararium im Tempelstil mit dem Marmorkopf des Weingottes Bacchus eingelassen. Im östlichen Teil gab es ein kleines Speisezimmer (triclinium) mit Fresken im 4. Pompejanischen Stil und eine Scheune mit angeschlossener Tenne. Im Südwesten lagen Schlafräume und eine Zisterne und im Obergeschoss die Quartiere der Bediensteten.

Direkt neben der Villa Regina zeigt das Antiquarium seit 1991 in der Ausstellung „Mensch und Umwelt im Gebiet des Vesuvs“ die Funde aus den Villen von Boscoreale. In Raum 1 befinden sich archäologische Funde, die die Nutzung des Vesuvgebiets unter folgenden Aspekten dokumentieren: „Das Meer und die Küste“, „Die Ebene“, „Die Berghänge“, „Der Berg“, „Urbane Grünflächen“, „Ackerbau und Viehzucht“, „Die Heilkunde“, „Die Kosmetik“, „Die religiöse Welt“ und „Textil- und Färbetechniken“. Raum 2 zeigt die Funde aus der Villa Regina und den weiteren Villen von Boscoreale, wie der Villa von Publius Fannius Synistor, der Villa Pisanella, der Villa von Numerius Popidius Florus oder der Villa von Marcus Livius Marcellus.

Die Villen von Boscoreale wurden ab Ende des 19. Jahrhunderts von Privatpersonen (meist den Grundbesitzern) ausgegraben, oft ohne jegliche wissenschaftliche Expertise. Dabei suchten diese vorwiegend nach Fresken, Mosaiken und Schätzen und schütteten die Ausgrabungen anschließend meist wieder zu. Einige der Funde sind im Antiquarium zu sehen, die schönsten und wertvollsten jedoch sind in unzähligen Sammlungen auf der ganzen Welt verteilt. So wird beispielsweise der „Schatz von Boscoreale“ aus der Villa Pisanella heute im Louvre aufbewahrt, während die Wandfresken aus der Villa von Publius Fannius Synistor nun im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt sind.

Die Villa Regina ist nur von außen zu besichtigen, das Antiquarium jedoch täglich gegen Eintrittsgebühr. Mit der campania artecard oder diversen Kombitickets (z.B. mit Pompeji, Herculaneum, Oplontis und Stabia) reduziert sich der Eintrittspreis.

Lage: Antiquarium e Scavi di Boscoreale, Viale Villa Regina 1, 80041 Boscoreale

Link: pompeiisites.org/en/boscoreale

Zentralthermen von Pompeji

Die Bauarbeiten an den Zentralthermen waren zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs noch in vollem Gange und die Dekorationen der Räume waren noch nicht vollständig fertiggestellt. Es befanden sich sogar noch die Reste der ursprünglichen Häuser im Bereich der Palästra.

Die Zentralthermen wurden nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. errichtet, wofür die Häuser einer etwa 4000 Quadratmeter großen Insula abgerissen wurden. Sie sollten die modernsten und großzügigsten Thermen der Stadt werden, waren zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs aber noch nicht vollständig fertiggestellt. Es fehlten noch Marmorböden, Wandverkleidungen, die Heizöfen sowie das Außenbecken, und auch die Reste der Vorgängerbebauung im Bereich der Palästra waren noch nicht vollständig beseitigt.

Der Haupteingang lag an der Via di Nola im Norden. Weitere Eingänge im Westen an der Via Stabiana und im Süden am Vicolo del Centenario boten Zugang zur Palästra. Die beiden Hintereingänge am Vicolo di Tesmo im Osten führten in den Servicebereich mit der Heizungsanlage und in den hinteren Garten mit Peristyl. An den Außenseiten zur Via Stabiana und der Via Nola war eine Reihe von Läden untergebracht.

Vom Haupteingang an der Via di Nola, an dem sich eine Pförtnerloge und ein Raum für die Deponierung von Wertsachen befand, erreichte dann zunächst die große Palästra, in der ein großes Schwimmbecken (natatio) gebaut werden sollte und an deren Südende sich Umkleideräume für die Sportler, eine Latrine und der Nebeneingang zum Vicolo del Centenario befanden.

Den Badebereich betrat man von der Nordostecke der Palästra aus, wo man zunächst den Umkleideraum (apodyterium) erreichte, der von mehreren kleinen, vielleicht zur Massage genutzten Räumen flankiert wurde, und von dem ein Durchgang in den hinteren Gartenbereich führte.

Die Baderäume waren südlich der Umkleiden im Reihentypus hintereinander angeordnet: zunächst gelangte man ins Kaltbad (frigidarium), in dem es eine große Kaltbadewanne gab, dann ins Laubad (tepidarium) mit einem daran angeschlossenen Schwitzbad (laconicum) und zum Schluss ins Warmbad (caldarium). Die drei Hauptbaderäume waren zur Nordseite mit jeweils 3 großen Fenstern versehen, das Caldarium zusätzlich mit 5 kleineren Fenstern zur Südseite und das Laconium besaß 3 kleine Fenster in der gewölbten Decke, so dass in alle Räume ausreichend Licht gelangen konnte.

Da es in den Zentralthermen keine eigenen Bereiche für Männer und Frauen gab, nimmt man an, dass Männer und Frauen jeweils zu unterschiedlichen Tageszeiten Zugang hatten.

Die Zentralthermen wurden in 3 Phasen ausgegraben: estmalig 1917, dann 1836 und schließlich zwischen 1877 und 1878 . Nach der Restaurierung sind sie seit 2019 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Lage: Terme Centrali, Regio IX/Insula 4.18, Via Stabiana/Ecke Via di Nola, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/central-baths

Haus des Marcus Lucretius an der Via Stabiana

Die Fresken im Haus des Weinhändlers Marcus Lucretius sind schöne Beispiele des Malstils, der kurz vor dem Vulkanausbruch in Mode war. Viele der Fresken wurden ins Archäologische Nationalmuseum in Neapel (MANN) gebracht, um sie besser vor dem Verfall zu schützen.

Das L-förmige Haus besitzt sowohl einen Eingang an der Via Stabiana als auch am Vicolo del Centenario. Es entstand in römischer Zeit aus der Verbindung zweier eigenständiger samnitischer Häuser, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden. Dabei diente das Haus an der Via Stabiana als Wohnhaus und der kleinere Teil im hinteren Bereich als Wirtschaftstrakt.

Das Haus befand sich nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. noch im Wiederaufbau, so dass die Dekorationen erst wenige Jahre vor dem Vulkanausbruch entstanden sind. Die Fresken im 4. Pompejanischen Stil besitzen eine bemerkenswerte Qualität und wurden daher teilweise entfernt und zu ihrem Schutz ins Museo Archeologico Nazionale di Napoli (MANN) gebracht.

Ursprünglich wurde das Haus auch „Haus der Musikerinnen“ genannt nach einem Gemälde im Eingangskorridor. Der Hausname wurde geändert, als man später den Namen des Besitzers, des Weinhändlers Marcus Lucretius, auf einem Gemälde in einem der Räume nördlich des Gartens fand.

Der Eingang an der Via Stabiana führte über einen großzügigen Korridor in ein großes Atrium mit zentralem Impluvium und einem Lararium. Daran schlossen sich auf beiden Seiten Wohn- und Schlafräume an, die vorwiegend mit mythologischen Szenen dekoriert waren. Im Norden lag der Küchenbereich und im Süden ein großer Speiseraum (triclinium), der ein Fenster zum Garten besaß und dessen Wände mit (inzwischen ins MANN verbrachten) großen, außergewöhnlich schönen Mitteltafeln mit mythologischen Szenen dekoriert waren.

Dem Eingang gegenüber lag ein Tablinum mit schönem Bodenmosaik, dessen großes Fenster sich auf den dahinterliegenden hübschen Garten (viridarium) öffnete. Dieser gehörte wohl ursprünglich zum zweiten Gebäude, denn er liegt auf einer etwa 50 cm höheren Ebene des Geländes.

Der Garten bildet den Mittelpunkt und die Verbindung der Räume des gesamten Gebäudekomplexes und besitzt eine schöne Brunnennische aus Marmor mit eingelegten farbigen Steinchen, in der eine Silenus-Statue stand. Von dort floss das Wasser über Stufen in ein rundes Becken mit Springbrunnen, das mit Marmorstatuen umgeben war.

Links vom Tablinum und dem Garten führte eine Treppe in den höhergelegenen Hausbereich und in weitere Räume, unter anderen auch in den Raum, in dem an der Wand der Name des Besitzers auf einer Schreibrolle zu lesen ist. Der hinter dem Garten gelegene Wirtschaftsbereich, der neben Wohn- und Schlafräumen über ein weiteres Atrium, ein Tablinum und ein Triklinium verfügte, ist heute leider in keinem guten Zustand mehr.

Das Haus des Marcus Lucretius wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegraben und zwischen 2002 und 2005 restauriert. Es ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa di Marco Lucrezio sulla via Stabiana, Regio IX/Insula 3.5 und 24, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-marcus-lucretius-in-via-stabiana

Laden und Bäckerei an der Via Stabiana

An der gesamten vorderen Front der nahe der Stabia-Thermen gelegenen Insula reihten sich Gaststuben, Bars, Imbissstände, Bäckereien und Ladengeschäfte aneinander. Hier bekam man Allerlei zu Essen und zu Trinken und Produkte für den täglichen Bedarf.

Die Bäckerei, die einen Hintereingang zum Vicolo di Balbo besaß, hatte einen Laden an der Via Stabiana. An der zur Straße gelegenen Ladentheke wurde das Brot aus der Bäckerei, aber auch Getreide oder Mehl verkauft, das in mehreren Tongefäßen an der seitlichen Wand des Ladens aufbewahrt wurde.

Hinter dem Laden lag der Innenhof der Bäckerei mit 2 Mühlsteinen, die noch in Teilen erhalten sind. Dahinter befand sich der Stall für die Esel, die die Mühlsteine bewegten. In der Backstube befanden sich die Tröge zum Teigkneten und der Backofen, die ebenfalls noch gut erhalten sind.

Die Bäckerei ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Panificio, Regio IX/Insula 1.3 und 33, Via Stabiana/Ecke Vicolo di Balbo, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Haus der 4 Gottheiten

Der Besitzer dieser Werkstatt ließ am Hauseingang neben der Muttergottheit Kybele auch Abbildungen der Götter Venus, Apollo-Sol, Jupiter, Merkur und Diana-Luna anbringen, die den wichtigsten Wochentagen zugeordnet waren.

Das Haus der 4 Gottheiten, das auch „Haus der Venus und der 4 Götter“ genannt wird, war vermutlich eine Filzmacherwerkstatt (coactiliarii oder quactiliari).

Die Fassade des Hauses ist – neben der üblichen Inschriften mit Wahlpropaganda – mit Fresken von Göttern geschmückt, die u.a. den Wochentagen zugeordnet werden können. Sie zeigen auf der rechten Seite des Eingangs eine Prozession zu Ehren der Muttergottheit Kybele mit einem in einer Nische eingefügten Dionysus-Kopf und auf der linken Seite Venus, die Göttin der Liebe. Im oberen Teil der Fassade sind von links nach rechts Apollo-Sol, Jupiter, Merkur und Diana-Luna dargestellt, die als Personifikation der glückverheißenden Wochentage galten.

  • Mit seinem Strahlenkranz und der Peitsche verkörpert der Sonnengott Sol (auch Sol invictus) den Sonntag (dies solis). Er wurde auch oft mit Apollo, dem Gott des Lichtes, gleichgesetzt.
  • Die Mondgöttin Luna wird mit einer Mondsichel über dem Kopf dargestellt und ihr Wochentag ist der Montag (dies lunae). Neben Luna wird aber auch oft Diana, die Göttin der Jagd, als Mondgöttin verehrt.
  • Der Hermesstab und der geflügelte Hut sind die Insignien des Götterboten Mercurius (Merkur), der für den Mittwoch (dies mercurii) steht.
  • Der hier mit Bart und Szepter dargestellte Göttervater Iuppiter (Jupiter) hat seinen Wochentag am Donnerstag (dies lovis).
  • Die Liebesgöttin Venus, die einen Myrtenzweig in der Hand hält, war von geflügelten Amoretten umgeben und wurde am Freitag (dies veneris) verehrt. Sie war auch die Stadtgöttin von Pompeji.

Der Kriegsgott Mars, dessen Wochentag der Dienstag (dies martis) war, und der Erntegott Saturn, der für den Samstag (dies saturni) stand, fehlen auf dieser Fassade.

Vom Haus der 4 Gottheiten ist bisher nur die Fassade ausgegraben.

Lage: Taberna delle quattro divinità, Regio IX/Insula 7.1, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Thermopolium der Asellina

Die Taverne der Asellina war eine der größten der Stadt und lag zentral an der Hauptstraße. Bei den Ausgrabungen fand man die Einrichtung noch fast komplett vor, sogar der Kupferkessel, das Geschirr und die 22 Weinamphoren aus dem Vorrat war noch fast komplett heil geblieben.

Das Thermopolium der Asellina ist eines von über 80 dieser Art in Pompeii. Da die wenigsten Bewohner der Stadt in ihrem Zuhause eine Küche besaßen, konnte man an fast jeder Ecke etwas zu Essen oder zu Trinken bekommen. In den Thermopolien wurden meist einfache Suppen oder Eintöpfe serviert, die man im Stehen aß, aber auch gefüllte Fladenbrote und warme Getränke.

Die etwa 10 Meter lange Fassade mit 3 Zugängen ist über und über mit Wahlpropaganda bedeckt, auf denen die Wirtsfrau Asellina und ihre „Mädchen“ (die Asiatin Zmyrina bzw. Ismurna, die Pompejanerin Cuculla, die Jüdin Maria und die Griechin Aegle) mehrere Kandidaten für die anstehenden Wahlen unterstützten: sie empfahlen hier beispielsweise Caius Iulius Polybius oder Lucius Ceius Secundus zu Duumviren zu wählen oder Caius Lollius Fuscus, Cuspius Pansa und Cnaeus Helvius Sabinus zu Aedilen.

Hinter dem linken Eingang lag eine gemauerte und mit Marmorplatten bedeckte L-förmige Theke mit 4 Tongefäßen, in denen sich die Gerichte befanden. Am Ende der Theke war ein gemauerter Ofen angebaut mit Bronzekessel zum Erhitzen von Wasser oder Getränken. Im Bereich hinter der Theke befand sich ein Lager mit Weinamphoren und eine Treppe, die zu den Zimmern im Obergeschoss führte, wo die Schankmädchen wohl auch Liebesdienste anboten.

Der mittlere Eingang, der noch nicht ausgegraben wurde, führte in ein Wohnhaus und am rechten Eingang gab es eine Bottega. Das leider heute nicht mehr vorhandene Fresko einer Amphore und einer Kanne an der seitlichen Wand kündigten an, was hier ausgeschenkt wurde.

Bei den Ausgrabungen zwischen 1911 und 1912 wurde eine große Menge an Geschirr gefunden wie Teller, Krügen Tassen und Kelche aus Ton, Glas und Bronze, in denen die Speisen und Getränke serviert wurden.

In den Thekenraum des Thermopoliums kann man heute durch eine Glasscheibe hineinschauen.

Lage: Thermopolium di Aselina, Regio IX/Insula 11.2-4, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/thermopolium-of-asellina

Haus des Sittenpredigers

Für das Haus des Moralisten wurden zwei kleinere Häuser zu einem kombinierten Wohn- und Geschäftshaus zusammengelegt. Es ist eines der wenigen Häuser in der Region III, das vollständig ausgegraben wurde und ist für seine moralisierenden Inschriften im Sommertriklinium bekannt.

Das knapp 700 Quadratmeter große Wohnhaus, das direkt an der Via dell’Abbondanza lag, gehörte laut mehrerer Wahlplakate an der Fassade den miteinander verwandten Weinhändlern Marcus Epidius Hymenaeus, Caius Arrius Crescens, Titus Arrius Polites und Marcus Arrius Polites und wurde zum Zeitpunkt des Ausbruchs noch teilweise renoviert.

Das Haus bestand ursprünglich aus 2 eigenständigen Gebäuden, die in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zusammengelegt wurden. Dabei wurde der Eingang des rechten Hauses zugemauert und daneben ein neuer Haupteingang für beide Häuser geschaffen. Die Fresken in den Gebäuden sind vorwiegend im 3. Pompejanischen Stil gestaltet mit großen von Säulen und Girlanden begrenzten Feldern, auf denen die Figuren und Stilleben regelrecht „schweben“.

Im rechten Gebäude befanden sich Lager- und Geschäftsräume, in denen noch Weinamphoren gefunden wurden, ein Küchenbereich mit Latrine und im hinteren Teil ein großer Garten mit einer Marmorstatue der Isis und einem etwa 25 Quadratmeter großen Sommertriklinium.

Das Sommertriklinium besaß einen Tisch und 3 gemauerte Liegen und war mit schwarzen und roten Tafeln, Girlanden und Vignetten mit Vögeln, Obst und Beeren dekoriert. Moralisierende Inschriften an den Wänden, die dem Haus seinen Namen gaben, zählen Verhaltensregeln bei festlichen Anlässen auf, wie z.B. „Wasser soll die Füße abwaschen und der Diener möge sie abtrocknen; ein Laken bedecke das Polster und hüte Dich, unsere Tischtücher zu benutzen!“ – „Lüsterne Mienen und begehrliche Blicke wende von der Frau eines anderen ab, züchtig sei Dir die Rede.“ – „Vermeide Zank und hasserfüllte Streitereien, oder lenke deine Schritte in dein Haus zurück.“

Das linke, kleinere Gebäude diente als Wohngebäude und behielt seinen ursprünglichen Zugang. Über den Eingangskorridor gelangte man in ein Atrium, das kein Impluvium, sondern nur ein Wasserbecken (labrum) besaß. Daneben lag ein kleiner Innenhof mit Säulen an 2 Seiten, über den man sowohl in den rechten Gebäudetrakt gelangte als auch in einen Wohnraum (oecus), in dem noch einige der auf schwarzen Tafeln schwebenden Figuren und Medaillons erhalten sind.

Vom Atrium gelangte man auch zum hinteren Bereich des Wohnhauses mit einem kleinen Garten, an den ein Speisezimmer (triclinium) anschloss, und in einen Wohnraum (oecus), die beide eher einfach gestaltete Fresken mit geometrischen Mustern in kleinen Vignetten aufweisen.

Das zwischen 1916 und 1917 ausgegrabene Haus wurde bei einer Bombardierung im 2. Weltkrieg stark beschädigt und wird momentan restauriert. Es ist daher vorerst geschlossen.

Lage: Casa del Moralista, Regio III/Insula 4.3, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-moralist

Kleines Theater von Pompeji

Das Kleine Theater wurde als Odeon für Theater- und Gesangsaufführungen genutzt und stammt aus den ersten Jahren nach der Kolonialisierung von Pompeii. Es war deutlich kleiner als das benachbarte Große Theater, war aber der besseren Akustik wegen mit einem Dach versehen.

Das kleine Theater oder Odeion, das als Aufführungsort von Theaterspielen, Pantomimen und Musikdarbietungen genutzt wurde, wurde etwa 79 v. Chr. von den Magistraten Marcus Porcius und Caius Quinctius Valgus errichtet, die auch das Amphitheater erbauten. Da das Theater für eine verbesserte Akustik mit einem Dach versehen war, wurde es von den Römern auch theatrum tectum (überdachtes Theater) genannt.

Der Durchmesser der Cavea betrug etwa 22 Meter, der des Orchesters etwa 7 Meter. Die Bühne nahm mit etwa 26 Metern die gesamte Breite des Theatergebäudes ein. Die äußeren Sitzreihen bilden keinen kompletten Halbkreis und sind verkürzt, um eine quadratische Grundfläche zu erhalten und das Theater mit einem pyramidenförmigen Dach versehen zu können. Die Kapazität wird auf etwa 800 bis 1000 Zuschauer geschätzt.

Auch im Kleinen Theater waren die Sitzreihen in Ränge aufgeteilt, allerdings gab es nur den aus 4 Reihen bestehenden unteren Rang (ima cavea), auf dem die Sessel der Ehrengäste aufgestellt werden konnten, und den in 5 Sektionen (cunei) aufgeteilten mittleren Rang (media cavea). An beiden Seiten der Bühne befanden sich Logen für die Ehrengäste, die über separate Treppen erreicht werden konnten, an deren Geländer jeweils ein kniender Atlant (telamon) und eine geflügelte Löwentatze angebracht waren.

Die Bühnenwand des Theaters (scaenae frons) besaß 3 Durchgänge und 2 Seiteneingänge und war ebenso wie das Orchester mit farbigen Marmorplatten verziert. Dahinter lagen Räume, in denen sich die Garderobe der Schauspieler befand.

Der Eingang zu den oberen Sitzreihen des Theaters führte über den gleichen langen Korridor, über den man auch zum Großen Theater gelangte. Die unteren Reihen, die Logen und die Bühne verfügten über mehrere Eingänge an der Via Stabiana und dem Viala delle Ginestre.

Das Kleine Theater ist deutlich besser erhalten als das benachbarte Große Theater und es ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Teatro Piccolo, Regio VIII/Insula 7.17-19, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/small-theatre-odeon

Großes Theater von Pompeji

Das innerhalb eines regelrechten Theaterkomplexes gelegene Große Theater nutzt den natürlichen Verlauf des Geländes. Es wurde während der Regierungszeit von Kaiser Augustus vergrößert und konnte somit bis zu 5000 Zuschauer fassen.

Der erste Theaterbau stammt aus der Zeit zwischen 200 und 150 v. Chr. und wurde um 80 v. Chr. nach der Eroberung durch Sulla umgebaut. Er lag direkt neben dem aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammenden Dorischen Tempel, der Athene (Minerva) und Herakles (Herkules) geweiht war. Der Zuschauerraum wurde dabei in einen natürlichen Hang mit 18 Metern Gefälle eingebettet.

In augustäischer Zeit wurde der Zuschauerraum vergrößert und unterhalb der mittleren und oberen Ränge ein Gang eingebaut, um die oberen Sitzreihen erreichen zu können. Sowohl der Name des Architekten dieser Umbauphase, Marcus Artorius Primus (ein freigelassener Sklave), als auch des für den Bau verantwortlichen Duumviren Marcus Holonicus Rufus und dessen Bruder Marcus Holonicus Celer sind in Inschriften überliefert.

Die Bühne (pulpitum) war ursprünglich etwa 25 x 4,5 Meter groß und der Zuschauerraum (cavea) hatte einen Durchmesser von 49 Metern. Nach der Erweiterung maß die Cavea nun 60 Meter und die Bühne gut 33 x 7 Meter, so dass das Theater nun Platz für bis zu 5000 Zuschauer bot.

Der Zuschauerraum war halbrund und in 5 Sektoren unterteilt. Die untersten Sitzreihen (ima cavea) mit 4 Reihen waren für die Honoratioren vorgesehen, der mittlere Rang (media cavea) mit 20 Reihen, in denen die Sitze durch Linien abgetrennt und mit Nummern versehen waren, war für die Bürger der Stadt bestimmt, während der obere Rang (summa cavea) aus nur 4 Sitzreihen bestand und für die unteren Schichten vorgesehen war. Mit Sonnensegeln, die an Pfosten im oberen Rand angebracht wurden, konnte der Zuschauerraum nach Bedarf beschattet werden.

Ein langer Korridor, der mit unzähligen Graffiti bemalt ist, führte hinter dem Kleinen Theater (Odeon) von der Via Stabiana zum östlichen Zugang und eine parallel dazu laufende Rampe zu den oberen Rängen. Weitere Zugänge lagen im Norden zwischen Isis-Tempel und Samnitischer Palästra und am Forum Triangulare, wo sich auch ein Wassertank für parfümiertes Wasser und die Latrinen befanden.

Der hinter der Bühne gelegene Bereich (postscaenium) ging im Süden in einen aus 74 Säulen gebildeten Quadriporticus über, der ursprünglich als Erweiterung des Theaters diente, später jedoch abgetrennt und in eine Gladiatorenkaserne umgewandelt wurde.

Die Schäden, die durch das Erdbeben von 62 n. Chr. verursacht wurden, hatte man zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs bereits größtenteils ausgebessert. Das Theater wurde bereits ab 1764 freigelegt und ist somit eines der ersten Gebäude, die in Pompeji ausgegraben wurde. Zwischen 1973 und 2010 wurden die fehlenden Sitzreihen ergänzt, so dass der Zuschauerraum heute wieder komplett ist und das Theater so in den Sommermonaten wieder bespielt werden kann.

Das Große Theater ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Teatro Grande, Regio VIII/Insula 7.20-21 Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/large-theatre

Basilika von Pompeji

Die Basilika von Pompeji ist eine der ältesten ihrer Art aus der römischen Antike und der Mittelpunkt des täglichen Lebens. Sie lag direkt zwischen dem Forum und dem Tempel der Stadtpatronin Venus.

Die bereits in vorrömischer Zeit zwischen 123 und 120 v. Chr. begonnene und um 78 v. Chr. vollendete Basilika war über 1500 Quadratmeter groß und erstreckte sich auf einer Fläche von 24 x 65 Metern. Die Basilika war das Zentrum der Rechtsprechung, aber auch der Mittelpunkt des Wirtschaftslebens von Pompeii.

Der über 4 Stufen erreichbare Haupteingang lag am Forum und besaß eine Fassade aus 4 Tuffsteinsäulen, zwischen denen 5 Eingangsprotale lagen. Zwei weitere Eingänge befanden sich jeweils in der Mitte der Nord- und der Südseite. Eine vor der Basilika aufgefundene Inschrift nennt den Quästor V. Popidius als Stifter des Eingangsporticus.

Im Inneren wurde das zweistöckige Hauptschiff an 4 Seiten von insgesamt 28 Säulen umgeben, die aus Ziegeln gemauert und etwa 11 Meter hoch waren, während die beiden Seitenschiffe nur einstöckig waren und an den Außenwänden Halbsäulen besaßen. Die Wände dazwischen waren mit Stuck verziert, der Marmor imitieren sollte. Das obere Stockwerk des Hauptschiffs besaß eine Galerie mit großen Fensteröffnungen, so dass ausreichend Licht ins Innere gelangte.

An der Schmalseite im Westen ist das etwa 2 Meter höher gelegene Podest für das Tribunal (suggestum), das mit 6 Säulen vom Hauptraum abgetrennt war und ein Obergeschoß besaß, noch heute fast vollständig erhalten.

Die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. waren zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs noch nicht wieder behoben und man hatte zunächst nur die Trümmer beseitigt.

Die Basilika wurde bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ausgegraben und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks jederzeit zugänglich.

Lage: Basilica, Regio VIII/Insula 1.1-2, Via Marina, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/basilica

Forum von Pompeji

Das Bürgerforum war der zentrale Ort des öffentlichen und privaten Lebens in einer römischen Stadt. Hier waren die wichtigsten öffentlichen Gebäude versammelt und bildeten so das religiöse, wirtschaftliche und politische Zentrum von Pompeii.

Das Forum wurde bereits in der Frühzeit von Pompeii im 7. Jhdt. v. Chr. errichtet und lag an der Kreuzung der wichtigsten Straßen. Obwohl das Forum nach der Ausweitung des Stadtgebiets an den südwestlichen Rand gedrängt wurde, blieb es weiterhin das Zentrum der Stadt. In samnitischer Zeit und in der Kaiserzeit wurde der Platz teilweise erheblich umgestaltet und auch später kamen noch weitere Gebäude hinzu. Die auf 3 Seiten umlaufende, zweistöckige und doppelreihige Säulenkolonnade stammt aus der Zeit zwischen dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., während das Travertinpflaster in der römischen Kaiserzeit gelegt wurde. Das Forum wurde ab 1808 bis 1823 ausgegraben.

Rund um den etwa 38 x 157 Meter großen Platz befinden sich im Süden 3 Verwaltungsgebäude. An der Westseite schließen die Basilika und der Tempel des Apollo an, an der Nordwestecke die Mensa Ponderaria und die Getreidespeicher (horrea). Im Norden lag der von Ehrenbögen flankierte Jupitertempel und dahinter die Forumsthermen und der Tempel der Fortuna Augusta. Die Markthallen (macellum) befanden sich an der Nordostecke und an der Ostseite die Tempel der Lares Publici, der Tempel des Vespasian, das Gebäude der Eumachia und das Comitium. Auf dem Platz standen auf Sockeln mehrere Reiterstatuen, die heute leider nicht mehr erhalten sind. Die moderne Bronzestatue eines Zentaurs am südlichen Ende des Forums wurde 1994 von Igor Motiraj geschaffen.

Gebäude der Stadtverwaltung: Die 3 Verwaltungsgebäude (Amtsgebäude der Aedilen, Curia und Amtsgebäude der Duumviren) wurden durch das Erdbeben 62 n. Chr. stark beschädigt und waren, bis auf das Amt der Duumviren, noch nicht vollständig wiederaufgebaut.

Tempel des Apollo: Der erste Apollo-Tempel wurde hier bereits im späten 7. Jahrhundert v. Chr. errichtet, während der heute sichtbare etwa 55 x 34 Meter große Tempel aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammt. Er wurde mehrfach umgebaut und nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. restauriert.

Mensa Ponderaria: Die hier im Eichamt aufbewahrten Standardgewichte und -maße sollten sicherstellen, dass Händler ihren Kunden die richtigen Mengen verkauften.

Horrea: Hier wurden die öffentlichen Vorräte gelagert, vorwiegend Getreide und Öl, aber auch andere haltbare Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Kräuter. Heute werden in den Horrea die archäologischen Funde von Pompeii gelagert.

Tempel des Jupiter: Der Tempel, der der kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva gewidmet ist, steht auf einem etwa 17 x 37 Meter großen und 3 Meter hohen Podium und stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Der Pronaos besteht aus 6 Säulen an der Vorderfront und je 4 an den Seiten. Die Statuen der 3 Götter befanden sich auf Sockeln im hinteren Teil der Cella. An den Seiten des Jupitertempels befanden sich mehrere Ehrenbögen verdienter Feldherren.

Macellum: Hier befand sich der Lebensmittelmarkt der Stadt, der in der Zeit des Kaisers Augustus erneuert wurde. Die Eingänge lagen am Forum, am Vicolo degli Augustali und am Vicolo del Balcone Pensile. Sowohl an den Außenseiten der Markthallen als auch unter den Kolonnaden, die rund um den etwa 27 x 37 Meter großen Innenhof lagen, gab es eine Reihe von Ladengeschäften, während in der von 12 Säulen getragenen Rotunde im Zentrum Fische verkauft wurden.

Tempel der Lares Publici: Der Tempel ist das jüngste Bauwerk am Forum und wurde vermutlich unmittelbar nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. erbaut. Der etwa 18 x 21 Meter große Tempel war den öffentlichen Laren gewidmet, möglicherweise wurde hier aber auch der vergöttlichte Kaiser Augustus verehrt.

Tempel des Vespasian: Der ursprünglich Kaiser Augustus gewidmete Tempel wurde nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. erneuert und war noch nicht wieder ganz fertiggestellt. Er war dem Genius des amtierenden Kaisers gewidmet. Zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs wurde hier vermutlich noch Kaiser Vespasian geehrt, da dessen Sohn, Kaiser Titus, erst seit wenigen Monaten im Amt war.

Gebäude der Eumachia: Das von Eumachia, einer Priesterin der Venus und Inhaberin eines Wollgeschäfts, zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. gestiftete Gebäude diente möglicherweise der Lagerung und dem Verkauf von Wolle und Stoffen.

Comitium: Das ohne Dach erbaute Versammlungsgebäude, in dem die Wähler die Duumviren bestimmten, wurde erst kurz vor 79 n. Chr. umgestaltet und der ursprünglich nur mit Säulenreihen vom Forum getrennte Bereich bis auf 2 Eingänge komplett geschlossen.

Lage: Foro Civile di Pompei, Regio VII/Insula 8, Kreuzung Via dell’Abbondanza mit der Via della Scuole, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/forum

Haus der antiken Jagd

Das Haus der antiken Jagd hat im Laufe der Zeit viele Namen erhalten. Es wird auch als „Haus der Jagd“, „Haus des wilden Ebers“ oder „Haus von Daedalus und Pasiphae“ bezeichnet, denn die hier aufgefundenen Fresken zeigen viele Szenen aus der Jagd oder aus der Mythologie.

Das Gebäude aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. besitzt den typischen Grundriss eines Atriumhauses, in das man über einen Eingangskorridor in ein zentrales Atrium gelangte. Dahinter lag ein Empfangszimmer (tablinum), das Zugang zum dahinterliegendem Peristylgarten bot. An den Seiten lagen Schlafzimmer (cubiculum) und ein Korridor, der zum Küchenbereich und zur Latrine führte. Das Anwesen war üppig mit Fresken im 4. Pompejanischen Stil dekoriert, die erst kurz vor dem Vulkanausbruch angebracht wurden, um die die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. zu beseitigen.

Die meisten Räume im vorderen Bereich haben einen Großteil ihrer Dekoration verloren, nur ein Raum mit gewölbter Decke, der sich rechts vom Eingang befindet, weist noch gut erhaltene Fresken auf mit mythologischen Szenen auf weißen Mitteltafeln und Medaillons mit Göttern, die von architektonischen Elementen in roter Farbe eingerahmt werden. Im Speisezimmer (triklinium) in der südwestlichen Ecke des Atriums, das ein Fenster mit Blick in den Peristylgarten besitzt, sind heute leider nur noch wenige Reste der Dekoration übriggeblieben.

Die Fresken im hinteren Hausbereich sind heute teilweise noch recht gut erhalten. Die Wände im Tablinum zeigen im Sockelbereich Nillandschaften und Jagdszenen und oben blaue Teppiche mit mythologischen Szenen und geflügelten Figuren. Die ursprünglich an der Ostwand angebrachten Tafelbilder von Daedalus, der Pasiphae die hölzerne Kuh präsentiert, und von Theseus, dem Ariadne am Eingang des Labyrinths ein Wollknäuel reicht, sind heute im MANN zu sehen.

Der relativ kleine Peristylgarten im hinteren Bereich besitzt an 2 Seiten Säulenreihen, die beiden anderen Seiten sind mit Fresken bemalt. In der Mitte des Gartens befindet sich ein rundes Wasserbecken. Das Fresko an der Südwand des Peristyls zeigt die namensgebende Jagdszene mit einem wilden Eber, der von einem Jäger und einem Hund angegriffenen wird, einem Löwen und Leoparden, die einen Bullen angreifen und mehreren Bären. Leider ist dieses Fresko heute bereits stark verwittert und nur noch schwer zu erkennen.

In der mittleren Exedra im hinteren Bereich des Anwesens sind mythologische Szenen abgebildet. Sie zeigen an der Ostwand Apollo mit seiner goldenen Leier und an der Nordwand den Jäger Aktaeon, der die Göttin Diana beim Baden überrascht. Die ursprünglich an der Südwand gemalte Szene mit dem Zyklopen Polyphem, der die Nymphe Galatea küsst, ist heute im MANN zu sehen.

Ein kleiner Korridor neben der Exedra führt zum Hintereingang des Hauses. Über eine danebenliegende Treppe gelangte man ins Obergeschoss.

Das Haus der Antiken Jagd wurde schon sehr früh ausgegraben, nämlich im Jahr 1823 und dann nochmal 1833/34, ist aber momentan nicht zugänglich.

Lage: Casa della Caccia Antica, Regio VII/Insula 4.48, Via della Fortuna/Ecke Vicolo Storto, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-ancient-hunt

Haus des verwundeten Bären

Auch das Haus des verwundeten Bären verdankt seinen Namen einem Mosaik, das hier gefunden wurde. Es ist eines der farbenprächtigsten und üppig ausgestatteten Häuser Pompejis und zeugt noch heute vom einstigen Wohlstand seiner Besitzer.

Das Haus, das etwa in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. sein heutiges Aussehen bekam, wurde vermutlich erst in später Zeit in einer Baulücke errichtet, so dass viele der Räume unregelmäßige Grundrisse besitzen.

Gleich im Eingangskorridor fällt am Boden ein aufwendig gestaltetes Mosaik eines von einem Speer verwundeten Bären auf, der den Besucher mit HAVE (Sei gegrüßt!) empfing und der dem Haus seinen heutigen Namen gab.

Das kleine Atrium mit dem Impluvium in der Mitte besaß einen heute noch gut erhaltenen Mosaikboden mit geometrischem Muster aus schwarzen und weißen Steinchen. Links vom Eingang lagen zwei große Räume, von denen einer zur Straße hin offen war und die Taberna Hedones beherbergte, in der man – laut Inschrift – für nur 1 Ass etwas zu trinken bekam, für 2 Asse besseren Wein und für 4 Asse sogar Falerner trinken konnte.

Dem Eingang gegenüber befand sich ein kleines Tablinum und dahinter ein Garten mit einer üppig gestalteten Brunnennische, die mit farbigen Steinchen und Muscheln dekoriert ist. Sie zeigen in der Nische eine in einer Muschel liegende Venus, den Meeresgott Neptun, inmitten eines Fischschwarms und seitlich geflügelte Figuren und Amor-Köpfe. Das Wasser floss aus einer kleinen Öffnung im Brunnen in das darunterliegende halbrunde Becken. Die dahinterliegende Wand war mit einem Fresko gestaltet, das einen Garten mit Pflanzen und Vögeln und im oberen Bereich ein Wildschwein und einen Hund bzw. Wolf zeigt.

Das an der südöstlichen Seite des Atriums gelegene große Triklinium war mit mythologischen Szenen im 4. Pompejanischen Stil und einem aufwändigem Mosaikboden ausgestattet. Ein weiteres Triklinium befand sich rechts neben dem Tablinum und besaß ein großes Fenster zum Tablinum hin. Bei den weiteren Räumen an der Ost- und Westseite des Atriums handelte es sich wohl um Schlafräume (cubiculum).

Das Haus des verwundeten Bären wurde 2016 umfangreich restauriert und ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet

Lage: Casa dell’Orso Ferito, Regio VII/Insula 2.45, Vicolo degli Augustali, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-wounded-bear

Haus des Marcus Caesius Blandus

Das Haus des Marcus Caesius Blandus besaß sogar einen eigenen kleinen Badebereich, was sich nur die wohlhabenden Bewohner von Pompeii leisten konnten. Auch die Wandmalereien und Bodenmosaike zeugen von einigem Wohlstand des Besitzers.

Das relativ große Haus, das bereits in samnitischer Zeit errichtet wurde, besaß einen typisch tuskischen Grundriss mit Atrium, Tablinum und Peristylgarten. Es wurde etwa Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. grundlegend renoviert und dabei hinter dem Küchenbereich ein kleiner Badebereich mit Caldarium und Tepidarium eingefügt. Die Gemälde und Mosaikböden, von denen heute nur noch wenige Teile erhalten sind, wurden dabei größtenteils im 2. Pompejanischen Stil gestaltet.

Nach einem Medaillon an der Westwand des Atriums mit einem Paar, das zunächst als Darstellung von Mars und Venus gedeutet wird, wird das Anwesen manchmal auch als „Haus von Mars und Venus“ bezeichnet. Wahrscheinlich ist hier aber der Hausherr Marcus Caesius Blandus mit seiner Frau abgebildet. Dieser könnte ein Mitglied der Prätorianergarde gewesen sein, der sich nach seiner Dienstzeit hier in Pompeii niederließ.

Im Eingangsbereich befindet sich ein schönes monochromes Mosaik mit Delphinen, Dreizack, Seemonster und einem Schiffsruder, das man auch gut von außen betrachten kann.

Das Haus des M. Caesius Blandi wurde zwischen 1848 und 1862 ausgegraben, ist aber momentan nur von außen zu besichtigen.

Lage: Domus M. Caesi Blandi, Regio VII/1.40 (Nebeneingang bei 43), Vicolo degli Augustali, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Lupanar von Pompeji

Das Lupanar in der Nähe der Stabia-Thermen war eines von wohl mehr als 30 Bordellen der Stadt. Vermutlich war es das einzige Bordell von Pompeii, das nur zu diesem Zweck errichtet wurde, denn viele Prostituierte gingen ihrem Geschäft in den Hinterzimmern oder oberen Stockwerken von Gaststätten, in Privathäusern oder in dunklen Gassen nach.

In der römischen Gesellschaft war Prostitution allgegenwärtig und die Preise auch für die unteren Gesellschaftsschichten erschwinglich. Man konnte schon für 2 Asse, dem Preis von 1 Laib Brot, die Dienste einer Prostituierten (lupa) in Anspruch nehmen, wobei es natürlich auch Edelprostituierte und Kurtisanen (delicata, formosa) für gehobenere Ansprüche und mit deutlich höheren Honoraren gab.

Die meisten Prostituierten waren jedoch Schankmädchen, die im Hinterzimmer der Caupona einer „Nebentätigkeit“ nachgingen, Sklavinnen, die von ihrer Herrschaft für gewisse Dienste in einem Hinterzimmer des Hauses angeboten wurden, oder auch mittellose Mädchen, die sich in einem Nebenzimmer in den Thermen oder gleich auf der Straße verkauften.

Das nahe der Stabia-Thermen und des Forums gelegene Lupanar war eines der wenigen Häuser, das ausschließlich als Bordell gebaut wurde. Es besaß 5 kleine Räume und eine Latrine im Erdgeschoss und weitere 5 größere Räume im Obergeschoss. In den Zimmern gab es gemauerte Betten mit Kopfteil, auf das Matratzen gelegt wurden. Über den (abschließbaren) Türen befanden sich Malereien mit erotischen Szenen, die wohl als Katalog der angebotenen Praktiken dienten. Viele der Sklavenmädchen und -jungen, die von einem Bordellbesitzer (leno) gekauft wurden, hatten griechische oder orientalische Namen.

In den Verputz der Wände, der nur wenige Jahre vor dem Vesuvausbruch erneuert wurde, gibt es eine Vielzahl von recht freizügigen Graffitis, die hier sowohl von den Kunden als auch von den Prostituierten eingeritzt wurden. Phalli, die im Straßenpflaster oder an Hauswänden angebracht waren, wiesen den Kunden den Weg zum Bordell.

Das Lupanar ist in einem bemerkenswert guten Zustand und ist eines der beliebtesten Ziele der Ausgrabungen von Pompeji. Es ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet. Da nur eine geringe Anzahl von Personen gleichzeitig Zutritt haben und damit sich die Besuchermassen nicht allzu stark stauen, befindet sich heutzutage der Eingang an der Via del Lupanare, während der Ausgang am Vicolo del Balcone Pensile liegt.

Lage: Lupanare Grande, Regio VII/Insula 12.18-20, Via del Lupanare, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/lupanar

Haus des Siricus

Das ursprünglich aus 2 eigenständigen Häusern bestehende Anwesen , das direkt an die Stabia-Thermen anschließt, wurde zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs gerade renoviert, um die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. auszubessern.

Die beiden ursprünglichen separaten Atriumhäuser, von denen das eine an der Via Stabiana und das andere an der Via del Lupanare lag, wurden wohl im 1. Jahrhundert v. Chr. zu einem großen Anwesen zusammengelegt, indem man einen Durchgang zwischen den beiden Peristylgärten schuf.

Ein Bronzesiegel und Inschriften, die hier bei den Ausgrabungen gefunden wurden, weisen auf die letzten Besitzer hin, Publius Vedius Siricus und Vedius Numianus, die wohlhabende Kaufleute und auch politisch aktiv waren.

Der Westflügel mit dem Eingang zur Via del Lupanare diente als Geschäftshaus. Vom Eingang, in dessen Boden die Worte SALVE LUCRUM im wahrsten Sinne des Wortes den Gewinn willkommen hießen, gelangte man über einen langen Korridor in das Atrium mit Marmorimpluvium, einem Springbrunnen und einem Marmortisch. An der rechten Seite des Korridors lag ein Geschäftsraum, auf der linken vermutlich ein Lagerraum und gegenüber dem Eingang der Empfangsraum (tablinum). Sowohl in der im Norden an das Atrium anschließenden Exedra als auch im kleineren Speisezimmer (triclinium) daneben wurden wohl Gäste empfangen. Die Wände beider Räume sind mit Dekorationen im 4. Pompejanischen Stil (um 41 n. Chr.) geschmückt und zeigen mythologische Szenen aus dem Trojanischen Krieg. Sie sind heute teilweise im MANN in Neapel zu sehen.

Zwischen der Exedra und dem Triklinium führte ein Durchgang zum Küchenbereich und zu einer kleinen Bäckerei mit Bruchstücken von Mühlsteinen und einem Ofen. Über einen weiteren Korridor neben dem Tablinum gelangte man in den Peristylgarten, der an 2 Seiten mit Säulenreihen versehen ist und in dessen Mitte ein von einer Pergola beschattetes Sommertriklinium lag. Von hier aus gelangte man über 3 Stufen in den Ostflügel des Gebäudekomplexes.

Der Ostteil des Anwesens, der ursprünglich als eigenes Anwesen gedeutet und auch „Haus des russischen Fürsten“ genannt wurde, war deutlich kleiner und diente vermutlich als Wohnhaus. Hier gelangte man über den Eingangskorridor an der Via Stabiana zunächst in ein Atrium mit Marmorbecken. Vom Atrium, von dem mehrere kleine Räume abgingen, gelangte man direkt in einen großen Peristylgarten, an den ein Speisezimmer (triclinium), ein Wohnraum (oecus) und ein Schlafraum (cubiculum) anschlossen. Ein Tablinum gab es in diesem Teil des Hauses nicht.

Bei den Ausgrabungen, die zwischen 1851 und 1873 stattfanden, wurden im Vicolo degli Scheletri, in der Nähe des Anwesens, mehrere Meter oberhalb des ursprünglichen Bodenniveaus einige Skelette von Personen gefunden, die offenbar erst später in der pyroklastischen Wolke ums Leben gekommen waren. Die Gipsabgüsse eines Mannes, einer Frau und zwei jüngeren Frauen, die heute im Triklinium ausgestellt sind, waren die ersten Abgüsse, die man in Pompeji anfertigte.

Das Haus des Siricus ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa di Sirico, Regio VII/Insula 1.47 und 1.25, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-sirico

Stabia-Thermen

Die Stabia-Thermen wurden bereits in oskischer Zeit errichtet und sind wohl die ältesten und noch am besten erhaltenen Badeanlagen aus der Antike. Sie besaßen getrennte Bereiche für Männer und Frauen und waren reich mit Fresken und Stuckverzierungen geschmückt.

Der erste öffentliche Thermenbau in Pompeji stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. und ist somit die älteste bekannte Therme überhaupt. Sie erfuhr im Laufe der Jahrhunderte mindestens 7 Bauphasen und erhielt etwa um 80 v. Chr. ihr heutiges Aussehen. In der letzten Bauphase wurden vorwiegend die Schäden des Erdbebens von 62 n. Chr. ausgebessert.

Die etwa 3.500 Quadratmeter großen Thermen wurden als asymmetrisch gebaute Doppelanlage im Reihentypus mit getrennten Bereichen für Männer und Frauen errichtet. Sie besaßen insgesamt 7 Eingange an der Via dell’Abbondanza, der Via Stabiana und dem Vicolo del Lupanare, an denen sich auch eine ganze Reihe von Läden, Shops und Imbissbuden befanden.

Vom Haupteingang an der Via dell’Abbondanza gelangte man zunächst in einen auf drei Seiten von Säulenreihen umgebenen Innenhof, der als Sportplatz (palaestra) diente. Links lagen ein 8 x 13 Meter großes und 1,50 Meter tiefes Schwimmbecken (natatio), ein Massageraum (destrictarium), Umkleiden und zwei kleinere Pools zum Säubern vor dem Bad.

Die eigentlichen Baderäume, die komplett nach Geschlechtern getrennt waren, lagen im östlichen Flügel. Der deutlich größere Teil im Südosten war der Bereich für die Männer. Von den Umkleideräumen (apodyterium) und dem Vestibül, deren Tonnendecken mit farbigem Stuck, Rosetten und Figuren verziert war, gelangte man zu den verschiedenen Baderäumen, in denen man noch gut die Hypokausten und die ursprünglich mit Marmor verkleideten Wannen erkennen kann. Der links neben dem Eingang gelegene Kaltbaderaum (frigidarium) mit rundem Becken und 4 halbrunden Nischen war mit Gartenszenen bemalt und besaß eine Kuppel mit Lichtöffnung. Laut einer Stiftungsinschrift war der Raum ursprünglich ein Schwitzbad (laconicum). Daneben lag das Laubad (tepidarium) mit einer kleineren Wanne und dahinter das große Warmbad (calidarium) mit einer großen Warmbadewanne und einem Kaltwasserbecken (labrum) in der Apsis.

Der nordöstliche Flügel war den Frauen vorbehalten. Er besaß ursprünglich keine Verbindung zur Palästra und hatte zwei eigene Eingänge an der Via Stabiana und dem Vicolo del Lupanare. Das noch recht gut erhaltene Apodyterium der Frauenbäder besaß einen Boden aus Rhomben-Mosaiken und eine mit Stuck verzierte Decke. Entlang der Wände gab es Bänke, über denen man die Kleidung in Nischen verstauen konnte. Da es im Frauenbereich kein Frigidarium gab, hatte man in der Westecke des Umkleidebereichs ein Kaltwasserbecken eingerichtet. Vom Apodyterium gelangte man über das Tepidarium ins Caldarium mit einer noch gut erhaltenen Warmbadewanne aus Marmor und einem flachen Labrum. Die Wände waren rot bemalt und wie die Tonnendecke mit Stuckdekorationen geschmückt.

Zwischen den beiden Badebereichen lag das Präfurnium mit den Feuerstellen und 3 zylindrischen Wasserkesseln. Im nördlichen Bereich der Thermen gab es einige private Baderäume, die Räume des Verwalters und eine große Latrine.

In den Stabia-Thermen, die zwischen 1853 und 1858 und 1865 ausgegraben wurden, sind momentan nur die Männerthermen für Besucher geöffnet.

Lage: Terme Stabiane, Regio VII/Insula 1.8 (Nebeneingänge bei 14-17 und 48-51), Via dell’Abbondanza/Ecke Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/stabian-baths

Wasserkastell am Vesuv-Tor (Castellum Aquae)

Das Wasser aus dem Serino-Aquädukt versorgte ganz Kampanien und wurde in Pompeii in diesen zentralen Wasserverteiler geleitet, der sich am höchsten Punkt der Stadt befand. Durch ein ausgeklügeltes System konnten einzelne Verteilerrohre verschlossen werden, so dass bei Wasserknappheit nur noch die öffentlichen Brunnen versorgt wurden.

Das Wasserkastell (castellum aquae) am Vesuv-Tor, dem mit 42 Höhenmetern höchsten Punkt der Stadt, stammt aus augusteischer Zeit und wurde aus Ziegeln errichtet. Der quaderförmige Zweckbau mit seiner schlichten Bogenfassade diente als Hauptverteiler für die gesamte Wasserversorgung der Stadt, hatte eine Fläche von 1,2 x 1,5 Metern und war 6 Meter hoch. Sein rundes Verteilerbecken hatte einen Durchmesser von etwa 5,70 Metern und war 4,30 Meter tief.

Während der Samnitenzeit im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde Pompeii über etwa 30 Meter tiefe Grundwasserbrunnen oder das von den Hausdächern in Zisternen aufgefangene Regenwasser versorgt. Erst durch die um 35 v. Chr. unter Kaiser Augustus errichtete Aqua Augusta konnte der wachsende Wasserbedarf von Pompeii und der gesamten Region gedeckt werden.

Diese etwa 96 km lange Wasserleitung begann an der auf 376 Metern Höhe gelegenen Quelle Fons Augustus aus Serino in den Bergen bei Avellino und endete an der Piscina Mirabilis von Misenum. In einer eckigen Wasserinne floss das Wasser größtenteils unterirdisch, aber auch durch Tunnel oder über Aquädukte entlang der Nordhänge des Vesuvs in einem weitverzweigten, rund 145 km langen Leitungsnetz nach Westen. Sie versorgte dabei unter anderem die Städte Nola, Pompeii, Acerra, Celenna, Herculaneum, Neapolis, Puteoli, Cumae, Baiae, Misenum und die Insel Nisida.

Das in Pompeii ankommende Wasser der Aqua Augusta wurde zunächst in ein Wasserbassin aus Metall geleitet, wo es durch mehrere Rechen lief, um Blätter oder Sand herauszufiltern. Danach floss es weiter in das Verteilerbecken, in dem das Wasser gestaut und über 3 Verteilerrohre weitergeleitet wurde, die jeweils separat geöffnet oder geschlossen werden konnten. Diese waren auf unterschiedlichen Höhen angesetzt, so dass bei Wasserknappheit zunächst die oberste Leitung trockenfiel, über die verschiedene Privathaushalte angeschlossen waren. Das mittlere Rohr führte zu öffentlichen Bauten (z.B. den Thermen), während das unterste Rohr die öffentlichen Brunnen versorgte, die dadurch immer „Vorrang“ hatten. Lief das Becken bei starken Regenfällen über, wurde der Überschuss über außenliegende Rohre (fistulae aquariae) auf die gepflasterten Straßen geleitet und trug so zur Straßenreinigung bei. Weitere 14 Unterverteiler, die meist an Straßenkreuzungen lagen, verteilten das Wasser über Ton- oder Bleileitungen in alle Regionen der Stadt.

Das 1902 ausgegrabene Wasserkastell und ein großer Teil der Wasserleitungen der Aqua Augusta wurden beim Erdbeben von 62 n. Chr. stark beschädigt und waren zur Zeit des Vesuvausbruchs vermutlich nicht in Betrieb, so dass die Bewohner auf Grundwasserbrunnen und das über die Dächer gesammelte Regenwasser ausweichen mussten.

Das Wasserkastell ist nur von außen zu besichtigen, ein Fenster erlaubt aber einen Blick ins Innere.

Lage: Castellum Aquae, Regio VI, Am Ende der Via del Vesuvio bzw. des Vicolo dei Vetti an der Porta Vesivio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/castellum-aquae

Haus des Prinzen von Neapel

Der Name des Hauses hat nichts mit der römischen Antike zu tun. Vielmehr wurde es nach dem Prinzen Louis Joseph von Neapel und der Prinzessin Laura von Neapel benannt, die 1898 an der feierlichen Ausgrabung einiger Räume des Hauses teilnahmen.

Das Haus des Prinzen von Neapel bestand ursprünglich aus zwei kleineren Häusern aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die man Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu einem großen zusammenlegte. Es wurde zwischen 1896 und 1898 ausgegraben und besitzt einige schöne Fresken, die filigran und geschmackvoll gehalten sind. Das Haus gehörte wahrscheinlich einer Familie der unteren Mittelschicht, vielleicht einer Handwerker- oder Händlerfamilie.

Vom Eingangskorridor gelangte man in das mit einfachen roten und weißen Zonen bemalte Atrium mit einem Wasserbecken und einem Marmortisch (cartibulum), dessen Beine mit geflügelten Löwen verziert wurden. Seitlich neben dem Eingang lagen ein Raum mit einer Treppe ins Obergeschoss und ein Schlafzimmer (cubiculum), das ebenfalls schlicht dekoriert war.

Am anderen Ende des Atriums befand sich auf der rechten Seite eine Küche mit Herdstelle und Latrine und einem dahinterliegenden kleinen Lagerraum. Auf der linken Seite erweiterte sich das Atrium zu einem offenen Raum, der vermutlich als Empfangsraum (tablinum) genutzt wurde und mit kleinen Jagdszenen und Meerestieren auf weißem Grund geschmückt war. Dahinter lag ein Schlafzimmer (cubiculum) mit Fresken von Schwänen, Ziegen und einem Pfau, einer gewölbten Decke und einem Fenster zum Garten.

Durch eine Tür im Atrium gelangte man in die zweiten Haushälfte und zunächst in einen Umgang (ambulatorium), der mit kleinen Fresken von Vögeln und Früchten auf weißen Feldern geschmückt war. Eine Säulenreihe und eine niedrige Mauer grenzten den Umgang vom Garten ab. An der Westwand des Gartens befand sich ein wie ein Tempel geformter und bunt bemalter Götterschrein (lararium) mit 4 Stucksäulen und einer kleinen Nische im unteren Bereich.

Am Südende des Umgangs befand sich eine Exedra, die als Sommertriklinium diente und mit in einen fein gezeichneten Rahmen eingefassten und fast lebensgroßen Fresken geschmückt war. Diese zeigten einen nackten Bacchus mit einem Panther und eine ebenfalls nackte Venus, die gerade ihr nasses Haar auswringt. Sie waren umgeben von Tieren wie Schwänen, Antilopen, Ziegen, Greifen, kleinen Landschaftsszenen und Szenen mit Amoretten.

Im Osten des Umgangs schlossen sich zwei Räume an. Während der nördliche Raum, in dem sich eine Treppe ins Obergeschoss und der Nebeneingang des Hauses befand, nur wenig dekoriert war, waren die Wände des Wohnraums (oecus) im Süden reich geschmückt. Im Zentrum der mit Architekturelementen aufgeteilten Wände waren jeweils mythologische Szenen zu sehen, während daneben schwebende Figuren, Vögel, Hirsche und Blumengirlanden gemalt waren.

Das Haus des Prinzen von Neapel ist zur Zeit vorübergehend geschlossen und nicht zu besichtigen.

Lage: Casa del Principe di Napoli, Regio VI/Insula 15.8, Vicolo dei Vetti, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-prince-of-naples

Haus der Vettier

Das Haus der Vettier gehörte zwei freigelassenen Brüdern, die durch Handel zu einigem Wohlstand gekommen waren. In den meisten Räumen sind heute noch die ursprünglichen Fresken zu sehen, die zu den besterhaltenen von Pompeji zählen.

Mit einer Fläche von über 1150 Quadratmetern ist dieser Komplex das größte Gebäude der ganz im Norden gelegenen Insula. Bei diesem Atriumhaus fällt der verhältnismäßig große Peristylgarten ins Auge, der einen großen Teil des Gebäudekomplexes einnimmt.

Bei den Ausgrabungen zwischen 1894 und 1995 wurden in einer Geldtruhe im Atrium Bronzesiegel gefunden mit den Namen Aulus Vettius Restitutus und Aulus Vettius Conviva. Daher geht man davon aus, dass diesen Brüdern, vermutlich Freigelassene, die durch Handel zu großem Reichtum gelangten, das Haus gehörte.

Vom Haupteingang im Osten des Hauses gelangte man über ein Vestibül in ein tuskisches Atrium mit marmorverkleidetem Wasserbecken und üppigen Wanddekorationen. Hier schlossen sich mehrere Wohn- und Schlafzimmer an, während ein Korridor im Süden zu einer Treppe ins Obergeschoss, den Ställen, der Latrine und zum Nebeneingang (posticum) führte.

An das Atrium war nicht, wie sonst üblich, ein Tablinum angeschlossen, es öffnete sich im Westen stattdessen direkt zum großen Peristylgarten (viridarium), der an vier Seiten von Säulen umgeben und mit Springbrunnen, Tischen und Statuen geschmückt war. An der Ostseite des Peristyls lagen zwei Wohnzimmer (oecus), die zwei Zimmer im Norden dienten als Speisezimmer (triclinium), während sich an der Nordostecke der Zugang zu einem weiteren kleinen Peristyl und zu weiteren Schlafzimmern befand – vielleicht lag hier der Bereich für die Frauen des Hauses (gynaecaeum).

Nördlich des Atriums gab es einen Wirtschaftstrakt mit einem zweiten kleinen Atrium mit einem schönen Lararium im Tempelstil an der Westwand, das den Genius des pater familia, zwei Laren und eine Schlange zeigt. Vom Nebenatrium gelangte man zu weiteren kleinen Zimmern und in die Küche mit einer gemauerten Herdstelle. Das hinter der Küche gelegene Zimmer, das mit erotischen Gemälden geschmückt ist, diente eventuell als Privatbordell. Vielleicht bot die Sklavin Eutychis hier für 2 Asse ihre Dienste als Prostituierte an, wie ein Graffiti an der Wand des Vestibüls vermuten lässt.

Im Haus der Vettier sind noch einige besonders gut erhaltene Fresken im 4. Pompejanischen Stil zu bewundern. Das Fresko des Fruchtbarkeitsgottes Priapus im Vestibül – erkennbar an seinem übergroßen Phallus – sollte den Besitzern Überfluss und Fruchtbarkeit bringen. Die an das Atrium anschließenden Schlafzimmer zeigen mythologische Szenen und Friese mit Meerestieren und Fischen. Die Wohnzimmer an der Ostseite des Peristyls sind mit großen zentralen Freskenfeldern geschmückt, auf denen mythologische Szenen zu sehen sind. Das große Triklinium im Norden des Peristyls war mit schwarz-roten Feldern dekoriert mit den vier Jahreszeiten, Opferszenen und Zierelementen. Es wird oft auch „Amorettenzimmer“ genannt, denn ein umlaufender Fries zeigt Amoretten und Psychen bei den verschiedensten Tätigkeiten: beim Bogenschießen, beim Binden von Blumen, bei der Herstellung von Parfüm und von Goldschmiedearbeiten, bei der Arbeit in einer Färberei und in einer Bäckerei sowie bei der Weinlese und der Weinherstellung.

Das Haus der Vettier ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa dei Vettii, Regio VI/Insula 15.1, Vicolo dei Vettii, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-vettii

Thermopolium der Fortunata

Die nur wenige Schritte vom Forum entfernt liegende Gaststätte der Fortunata war sicher gut besucht, denn sie befindet sich an der Gabelung der Straße Richtung Herculaneum.

Das Thermopolium, das direkt an der Straßengabelung von Via Consolare und dem Vicolo di Modesto liegt, besteht aus dem Hauptraum und zwei kleinen angrenzenden Räumen. Eine Treppe führte ins Obergeschoss, in der vermutlich die Wirtin wohnte.

Bei der Eigentümerin handelte es sich vermutlich um eine Frau namens Fortunata, was aus der ursprünglich links neben dem Eingang aufgemalten Wahlempfehlung Marcellum Fortunata cupit (Fortunata empfiehlt Marcellus) hervorgeht.

In dieser Bar, eine von rund 80 dieser Art in Pompeii, wurden vermutlich warme Getränke verkauft, denn in die L-förmige Theke, die mit bunten Marmorplatten verkleidet war, sind mehrere Gefäße und eine Feuerstelle eingelassen, in der die Getränke erhitzt und warmgehalten werden konnten.

Vor dem Thermopolium befindet sich ein öffentlicher Wasserbrunnen, dessen Wasserauslass einen Raubvogel mit einem eben geschlagen Hasen zeigt, den er in den Fängen hält.

Das Thermopolium der Fortunata ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Panificio, Regio VI/Insula 3.20, Vicolo di Modesto/Ecke Via Consolare, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Bäckerei und Wohnhaus an der Via Consulare

Bei den Ausgrabungen in Pompeji wurden bisher gut 30 Bäckereien gefunden, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren. In dieser nahe des Forums gelegenen Bäckerei sind 3 Mühlsteine und auch der Backofen noch gut erhalten.

Brot war eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Stadt. Daher gab es an fast jeder Ecke in Pompeji eine Bäckerei (pistrinum), in der das von den Bauern der Umgebung gelieferte Getreide zu Mehl vermahlen, der Teig geknetet und verschiedene Sorten Brot gebacken wurde. Dieses wurde dann entweder in einem angrenzenden Laden oder von fliegenden Verkäufern in den Straßen der Stadt verkauft.

In der Bäckerei an der Via Consulare, die strategisch günstig an der Verbindungsstraße zwischen dem Forum und dem Herculaneum-Tor lag, diente der Vorraum vermutlich als Verkaufsraum. Der dahinterliegende Raum könnte ein Lagerraum oder ein Stall für die Esel gewesen sein. Im Obergeschoss der Bäckerei wohnte wohl der Besitzer der Bäckerei.

Die 3 noch gut erhaltenen Getreidemühlen (mola asinaria) bestanden aus einem feststehenden, glockenförmigen Mühlstein (meta) und einem einer Sanduhr ähnelnden beweglichen Teil (catillus). Durch diesen war ein Holzbalken gesteckt, der von im Kreis laufenden Eseln, Pferden oder Ochsen angetrieben wurde.

Der Backofen, neben dem sich eine Bank mit zwei Vertiefungen befand, war in die Wand eingemauert und ist in einem fast perfekten Erhaltungszustand. Über dem Ofen befand sich ursprünglich eine Plakette mit dem Relief eines Phallus und der Inschrift hic habitat felicitas (Das Glück wohnt hier). Diese ist nun im MANN in Neapel zu sehen.

Der hinter dem Ofen gelegene Raum war vielleicht ein Zubereitungsraum (panificium), in dem der Teig geknetet und die Brote geformt wurden.

Die Bäckerei ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks frei zugänglich.

Lage: Panificio, Regio VI/Insula 6.17, Vicolo di Modesto/Ecke Via delle Terme, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Haus des großen Brunnens

Der große, mit bunten Glasmosaiksteinchen, Muschelschalen und Marmor verzierte Brunnen im Garten gab dem Haus seinen heutigen Namen. Leider ist heute von den ursprünglich üppigen Dekorationen des Hauses nur noch wenig erhalten.

Das Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. errichtete Gebäude im samnitischen Stil wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut, so dass nur noch die Außenfassade aus Tuffstein aus dieser Zeit stammt.

Ein breiter Eingangskorridor führte in ein großes Atrium, in dessen Mitte sich ein mit Marmor verkleidetes Wasserbecken (impluvium) mit einer darunterliegenden Zisterne befindet. An der Straßenseite und an der Nordseite des Atriums lagen mehrere Räume, von deren Dekoration heute nur noch sehr wenig erhalten ist.

An der Südwand des Atriums sind noch 3 Türen zu erkennen, die in ein zweites Atrium führten und zugemauert wurden, als dieser Teil des Hauses in späteren Jahren abgeteilt und in die angrenzende Wäscherei (fullonica) integriert wurde. Ein Gang am Ende des Atriums führte zu einer Treppe ins Obergeschoss und in den Küchenbereich.

Das gegenüber dem Eingang liegende Empfangszimmer (tablinum) war zum Atrium hin offen und besaß an der hinteren Wand eine breite Tür, über die man in einen Portikus mit 3 Säulen gelangte. Dieser bot Zugang zu einem Speiseraum (triclinium), in den Küchenbereich und in einen kleinen Garten (viridarium).

Der große Brunnen an der hinteren Gartenwand, der dem Haus seinen Namen gab, wurde nur wenige Jahre vor dem Untergang der Stadt errichtet. Er bestand aus einer mit Glasmosaiken eines Flussgottes, von Pflanzen und Vögeln geschmückten Nische, über der sich ein tempelförmiger Giebel erhob. Aus einem schmalen Wasserauslass im Zentrum plätscherte das Wasser über eine kleine Treppe in ein darunterliegendes Wasserbecken, in dem auf einem Podest die Statuette eines Amors mit einem Delphin stand. Die marmornen Theatermasken zu beiden Seiten der Nische dienten als Lampenhalter. Die Wände des Gartens waren ursprünglich mit Gartenszenen bemalt, von denen heute so gut wie nichts mehr vorhanden ist.

Bei den ersten Ausgrabungen im Jahr 1826/27 waren einige der Wanddekorationen noch gut erhalten, wie Zeichnungen aus dieser Zeit belegen. Allerdings verfielen diese im Laufe der Jahre durch den Einfluss der Witterung, so dass bei den systematischen Ausgrabungen im Jahr 1943 viele der Fresken bereits unwiederbringlich zerstört waren.

Das Haus des großen Brunnens ist momentan geschlossen, der Brunnen ist aber durch das Eingangsgitter gut zu erkennen.

Lage: Casa della Fontana Grande, Regio VI/Insula 8.22, Via di Mercurio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-large-fountain

Haus des tragischen Poeten

Das im traditionellen Atriumstil errichtete Haus, in dem sich mit der Darstellung eines Wachhundes und der Inschrift cave canem eines der bekanntesten und meistkopierten Mosaike der Antike befindet, gehört zu den eher kleineren Wohnhäusern, war aber mit einer Reihe von außergewöhnlichen Fresken und Mosaiken dekoriert.

Nur wenige Schritte von den Forumsthermen entfernt liegt das Haus des Tragischen Poeten, das Mitte der 1820er Jahre ausgegraben wurde und teilweise noch bis zum 2. Stockwerk erhalten ist.

Rechts und links des Eingangs befanden sich große Räume, die als Läden dienten. Über einen langen Eingangskorridor (fauces), in dem sich das berühmte Mosaik eines angeketteten Hundes mit aufgerichteten Ohren, gefletschten Zähnen und der Inschrift cave canem (Vorsicht vor dem Hund) befindet, gelangte man in das Atriumhaus, das in seiner heutigen Form aus dem Ende des 1. Jahrhundert v. Chr. stammt, wohl aber bereits in samnitischer Zeit errichtet wurde.

Das Atrium mit seinem schön gestalteten Marmorwasserbecken (impluvium) war mit Szenen aus der Illias dekoriert, von denen die meisten heute im MANN in Neapel ausgestellt sind. Auf beiden Seiten lagen Wohnräume und Schlafzimmer und gegenüber dem Eingang ein großes Empfangszimmer (tablinum).

Im Tablinum befand sich unter anderem ein Fresko, das ursprünglich fälschlicherweise als Darstellung eines Dichters interpretiert wurde, der seine Verse rezitiert. Heute geht man davon aus, dass es die Übergabe des Orakelspruchs an Admetus und seine Frau Alcestis zeigt. Das zentrale Mosaik im Boden stellte einen Schauspieler dar, der sich auf seinen Auftritt vorbereitet. Beide Werke wurden während der Ausgrabungen entfernt und befinden sich heute im MANN.

Hinter dem Tablinum lag der Peristylgarten, der an drei Seiten von Säulengängen umgeben war. Die Wände waren mit Fresken geschmückt und an der Rückwand befand sich ein tempelartiger Götterschrein (lararium). Vom Peristyl gelangt man zu weiteren Schlafzimmern (cubiculum), einer Küche mit gemauertem Herd, der Latrine und dem großen Speisezimmer (triclinium). Dieses besaß Fresken mit mythologischen Szenen im 4. Pompejanischen Stil. Neben den personifizierten Jahreszeiten auf gelbem Grund ist vor Ort noch ein Mittelbild zu sehen, das Ariadne zeigt, wie sie gerade von Theseus verlassen wird.

Das Haus des Tragischen Poeten ist nur samstags geöffnet Der Zugang (der ursprüngliche Hintereingang des Hauses) befindet sich am Vicolo della Fullonica.

Lage: Casa del Poeta Tragico, Regio VI/Insula 8.3 und 8.5, Via delle Terme/Ecke Vicolo della Fullonica, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-tragic-poet

Haus des schwarzen Ankers

Der Besitzer des Hauses hatte wohl mit dem Seehandel oder Schiffsbau zu tun, denn er ließ sich den Eingangsbereich mit einem Bodenmosaik eines stilisierten Ankers verschönern. Dieser war aber auch gleichzeitig Symbol für Sicherheit und Frieden, das sich die Bewohner des Hauses wünschten.

Für dieses große Haus, dessen Besitzer Melisseus offenbar Schiffsbauer oder Reeder war, wurden etwa Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. zwei samnitische Häuser zusammengelegt, die sich auf unterschiedlichen Geländeebenen befanden. Dabei entstand ein L-förmiger Grundriss, der für Pompeji vor allem durch seinen tiefer gelegenen Gartenbereich einzigartig ist.

Anhand der bei den Ausgrabungen in den Jahren 1826 bis 1829 entdeckten Fresken, die aus verschiedenen Epochen und unterschiedlichen Stilrichtungen stammen, konnten man nachweisen, dass das Haus im Laufe der Jahre mehrere Umbau- und Renovierungsphasen durchlief und einige Räume auch noch nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. ausgebessert und erneuert wurden.

Der Gebäudeteil im Nordwesten war wie ein traditionelles Atriumhaus angelegt, bei dem sich mehrere Wohnräume und Schlafzimmer um ein Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium), gruppieren, während gegenüber dem Eingang ein Empfangsraum (tablinum) lag.

Der hintere Hausbereich ist dagegen sehr ungewöhnlich geschnitten: hinter dem Tablinum führte eine Terrasse an der Nordseite zu zwei Wohnzimmern (oecus) und einem Speiseraum (triclinium), im Süden jedoch zu einem auf tieferem Niveau liegenden Garten (viridarium). Von den auf der oberen Ebene gelegenen, nach Süden hin offenen Räumen, die sicher Repräsentationszwecken dienten, hatte man so einen spektakulären Blick auf den „versunkener Garten“ und die Nymphäen an dessen Südende.

Über eine rechts neben dem Tablinum liegende Treppe erreichte man den Gartenbereich, der auf drei Seiten von einem überdachten Korridor (cryptoporticus) umgeben war. Der westliche Korridor besaß bogenförmige Türöffnungen und Fenster, die Blicke in den Garten ermöglichten. Am südlichen Korridor befanden sich zwei Brunnennischen und in deren Mitte ein als kleiner Tempel gestaltetes Venus-Heiligtum (sacellum).

Viele der Fresken und Mosaike wurden leider während der Ausgrabungen entfernt und in Museen oder Privatsammlungen gebracht, so dass man heute vor Ort meist nur noch Reste der Bemalung und der Böden sehen kann.

Das Haus des schwarzen Ankers ist nur montags geöffnet.

Lage: Casa dell’Ancora, Regio VI/Insula 10.7, Via di Mercurio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-anchor

Haus des Fauns

Das größte Privathaus von Pompeii nimmt einen gesamten Wohnblock ein und besitzt zudem einige der schönsten Mosaike der Ausgrabung. Die kleine Bronzestatue eines tanzenden Fauns im Atrium gab dem Haus seinen heutigen Namen.

Das prachtvolle Doppelatriumhaus entstand in samnitischer Zeit Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. durch die Zusammenlegung mehrerer älterer Wohnhäuser und ist architektonisch ungewöhnlich, denn es besitzt neben zwei Atrien, zwei Peristylgärten und vier Triklinien sogar ein eigenes Privatbad.

Es ist mit einer Fläche von fast 2950 Quadratmetern das größte Privathaus der Stadt und gehörte einer reichen Familie, möglicherweise der Gens Satrii. Diese ließ sich das Haus so einiges kosten, denn es war mit einigen der schönsten in Pompeji gefundenen Bodenmosaike, dekorativen Wandmalereien und geometrisch angeordneten Peristylgärten ausgestattet. Es und wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und mit neuen Malereien und Mosaiken ergänzt.

Die beiden Haupteingänge liegen im Süden an der heutigen Via della Fortuna, wo sich zur Straße hin einige Ladengeschäfte befinden. Der linke Eingang, vor dem im Boden das Wort HAVE (Sei gegrüßt!) eingelegt ist, führt dabei in das größere, tuskische Atrium mit Marmorwasserbecken (impluvium). Daran grenzen mehrere Schlafzimmer (cubiculum), zwei Speiseräume (triclinium) und weitere Zimmer (oecus) an, während gegenüber dem Eingang ein Empfangszimmer (tablinum) liegt.

Der rechte Eingang führt in das zweite Atrium, über dessen zentralem Wasserbecken sich ein Tetrastyl erhebt und das ebenfalls von mehreren Zimmern umgeben ist. Dieser Teil des Hauses, vermutlich der Wirtschaftsbereich, war über einen Durchgang mit dem anderen Atrium verbunden, ein Korridor im Norden führte zum hinteren Bereich des Hauses. Hier lagen links das kleinere, mit 28 Stucksäulen umgebene Peristyl und rechts Wirtschaftsräume, die Küche und das mit Tepidarium und Caldarium ausgestattete Privatbad. Nördlich davon lagen Schlaf- und Wohnräume und eine Exedra mit dem berühmten „Alexander-Mosaik“, die von zwei Sommer-Speisezimmern flankiert wurde.

Der nördliche Teil des Hauses wird fast vollständig vom zweiten Peristylgarten eingenommen mit einem aus 44 Säulen bestehenden Säulengang. Am nördlichsten Ende des Anwesens, wo es auch einen Hinterausgang gab, befinden sich weitere kleine Räume für die Sklaven.

Zu den beeindruckendsten Dekorationen gehört sicher das „Alexander-Mosaik“. Dieses stellt die Schlacht bei Issos im Jahr 333 v. Chr. dar, in der der Makedone Alexander der Große den Perserkönig Dareios III. besiegt. Das etwa 5,8 x 3,10 cm große Bodenmosaik aus der Zeit zwischen 150 und 100 v. Chr. bestand aus etwa 1 Million Mosaiksteinchen und wurde 1831 bei den Ausgrabungen gefunden. Vor Ort befindet sich heute eine originalgetreue Kopie, das Original kann heute im MANN in Neapel besichtigt werden. Die Bronzestatue eines tanzenden Fauns bzw. Satyrs, eventuell eine Anspielung auf den Namen der Besitzerfamilie Satrii, im linken Atrium gab dem Haus seinen Namen. Sie steht heute als Kopie im Impluvium, während das Original ins MANN nach Neapel gebracht wurde.

Das Haus des Fauns ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa del Fauno, Regio VI/Insula 12.1-8, Via della Fortuna, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-faun

Haus der Wissenschaftler

In diesem nicht weit von den Zentralthermen entfernten Atriumhaus befindet sich im Peristylgarten ein noch gut erhaltener Mosaikbrunnen und ein weiterer ungewöhnlich kleiner Brunnen im Atrium des Hauses.

Von diesem Haus und seinem Besitzer weiß man bisher noch recht wenig, daher wird es auch oft als Casa della Fontana di Musaico (Haus des Mosaikbrunnens) bezeichnet. Da man an der Wand im Atrium ein amouröses Graffiti gefunden hat, könnte das Haus auch ein Bordell gewesen sein und wird daher auch manchmal als Casa del Lupanare Grande (Haus des großen Bordells) bezeichnet.

Vom Eingang am Vicolo dei Vettii gelangte man in das Atrium mit kleinem Wasserbecken und einem aus rosa Marmor bestehenden Tisch (cartibulum), unter dem sich ein für Pompeji bisher einzigartiger, nur 50 cm hoher Mosaikbrunnen befand.

Auf der linken Seite des Atriums lagen mehrere Schlafräume, auf der rechten unter anderem eine Küche. Dem Eingang gegenüber lag das Empfangszimmer (tablinum) und ein Peristylgarten, an den sich ein Speisezimmer (triclinium), eine Exedra und mehrere andere Zimmer anschlossen.

Besonders hübsch ist der schöne, heute noch recht gut erhaltene Mosaikbrunnen, der im hinteren Bereich des Peristylgartens zu finden ist. Der Brunnen war an den Seiten mit Pflanzen, Blumen und Vögeln bemalt, die Vorderseite und das Innere mit von Muscheln umrahmten Mosaikfeldern belegt, die Vögel und Meerestiere auf blauem Grund zeigen. Davor befand sich ein flaches Wasserbecken mit einem marmornen Springbrunnen.

Das Haus der Wissenschaftler ist momentan leider nicht für Besucher geöffnet, den Mosaikbrunnen und das Atrium kann man jedoch vom Eingang aus gut erkennen.

Lage: Casa degli Scienziati, Regio VI/Insula 14.43, Vicolo dei Vettii, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Haus des Sommertrikliniums

Das Freiluft-Triklinium dieses Hauses, das sich inmitten von Weinstöcken befand und mit dekorativen Malereien und zwei hübschen Brunnen ausgestattet war, gab diesem Haus seinen heutigen Namen. Es könnte sich hier um einen Ort gehandelt haben, an dem sich die reichen Bürger von Pompeii zu Gelagen und Gesellschaftsspielen trafen.

Der größte Teil des Anwesens bestand aus einem Garten, in dem sich inmitten eines Weinbergs ein offenes, von einer Pergola beschattetes Sommer-Triklinium befand. Neben den gemauerten Speiseliegen gab es hier zwei Brunnen mit halbrunden Nischen, die mit Muscheln, bunten Glassteinen und Fresken mit Pflanzen und Tieren dekoriert waren.

Das Haus selbst ist eher klein und schmal und hatte zwei miteinander verbundene Gebäudeteile. Hinter dem eher unscheinbaren Eingang, über dem sich ein Balkon zur Straße hin befand, lagen im vorderen Teil 4 Räume und ein kleiner Gartenhof (viridarium) entlang eines Korridors. Dieser ging am Ende in ein Peristyl über, das an zwei Seiten mit einem Portikusgang und in einer Ecke mit einem Hausaltar versehen war. Vor hier hatte man Zugang zum zweiten Gebäudeteil mit weiteren 3 Räumen und in den Garten.

Man geht – auch wegen der Nähe zum Amphitheater und zur Palästra – davon aus, dass es sich hier um ein öffentliches Triklinium einer Taverne oder Caupona handelte. Sie diente als Treffpunkt des sozialen und gesellschaftlichen Lebens, hier entspannte man sich oder vertrieb sich die Zeit während der Spielpausen in der Arena.

Das Haus des Sommertrikliniums ist momentan leider nicht für Besucher geöffnet.

Lage: Casa del Triclinio all’ aperto, Regio II/Insula 9.5, Via di Nocera, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-triclinium-outdoors-or-summer

Haus des Octavius Quartio

Das nahezu quadratische Haus macht eher den Eindruck einer Landvilla, denn das relativ kleine Atriumhaus öffnet sich Richtung Süden zu einem großen, schönen Garten mit langem, schmalem Wasserbecken, das von einer Pergola mit Weinranken beschattet wird.

Das elegante Wohnhaus aus samnitischer Zeit, das sich ursprünglich über die gesamte Nordseite der Insula erstreckte, wurde nach dem Erdbeben 62 n. Chr. umgebaut und in zwei einzelne Atriumhäuser aufgeteilt. Der Garten gehörte jedoch weiterhin zum westlichen Wohnhaus. An der zur Straße gewandten Seite wurden außerdem zwei Garküchen (caupona) eingerichtet.

Auf einer Inschrift wurde der Name Loreius Tiburtinus erwähnt, so dass das Haus zunächst unter diesem Namen bekannt war. Der tatsächliche Besitzer konnte aber später anhand eines hier gefundenen Siegelrings als Decimus Octavius Quartio identifiziert werden. Er gehörte dem Orden der Augustalen an, war aber offenbar ein Anhänger des Isiskultes bzw. hatte zumindest eine Vorliebe für Ägypten. Das lange Wasserbecken im Garten, das dem Canopenkanal im Nildelta nachempfunden ist, die Wandmalereien und die Marmorstatuen im Garten geben davon Zeugnis.

Im Atrium befand sich ein mit Pflanzen umsäumtes Impluvium, während an den beiden Seiten mehrere Wohn- und Schlafräume und eine Küche lagen, die heute in keinem sonderlich guten Zustand sind. Südlich war ein Peristylgarten angelegt, von dem man u.a. in einen ägyptisch dekorierten Oecus gelangte, der ursprünglich für ein Isisheiligtum gehalten wurde, und einen Empfangs- oder Speiseraum mit noch gut erhaltenen Fresken mit Szenen aus dem Trojanischen Krieg.

Im Süden befindet sich eine Terrasse mit Säulengang und einem etwa 15 Meter langen Wasserkanal (euripus), der mit Statuen im griechischen und ägyptischen Stil gesäumt war. Am östlichen Ende des Beckens lag das Sommer-Biklinium mit einer Aedikula und Fresken, die auf der rechten Seite den Selbstmord von Pryamus und Thisbe zeigen und links den in sein eigenes Spiegelbild verliebten Halbgott Narziss.  An den Fresken der westlichen Wand ist der Held Actaeon dargestellt, der die Göttin Diana beim Baden überrascht und danach, in einen Hirsch verwandelt, von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird.

Vor dem Wasserbecken liegt ein Tetrastyl-Pavillion und darunter eine höhlenartige Nische mit Marmorbrunnen und mythologischen Fresken. Hier beginnt im 90-Grad-Winkel zum oberen Euripus ein auf einer etwas tiefer gelegenen Ebene liegender weiterer Wasserkanal, der sich etwa 50 Meter bis zum Ende des Gartens erstreckt. Er ist dabei von mehreren Becken mit Wasserspielen und Springbrunnen unterbrochen und war von einer mit Wein berankten Pergola beschattet.

Das Haus wurde bereits 1918 bis 1921 in Teilen ausgegraben und nochmals 1933 bis 1935. Der heutige Zugang liegt im Süden am ehemaligen Eingang in den Garten und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Casa di Ottavio Quartione, Regio II/Insula 2.2, Via di Castricio, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-octavius-quartio

Haus der Julia Felix

Die Villa lag in der Nähe des Amphitheaters und war eine Mischung aus einem repräsentativen Wohnhaus, einer Landvilla und einem Mietshaus. Der große Peristylgarten mit Wasserkanal und Wasserspielen gehört wohl zu den schönsten Lustgärten der Stadt.

Die Villa der Julia Felix, das größte Anwesen von Pompeii, nahm etwa ein Drittel eines knapp 5800 Quadratmeter großen Grundstücks ein, das Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. aus ursprünglich zwei Wohnblocks zu einem großen zusammengelegt wurde. Das Atriumhaus mit 75 Räumen besaß eine private Badeanlage mit großem Außenschwimmbecken, außerdem einen Nutzgarten und einen großen Park, so dass die Villa eher als städtischer Gutshof (praedium urbanum) anzusehen ist.

Wie eine Inschrift auf der Fassade am Eingang zu den Bädern verrät, vermietete Julia Felix, die Besitzerin des eleganten Anwesens und Tochter des Spurius, die Ladengeschäfte und die Wohnungen im Obergeschoss ihrer Villa und öffnete ihre Badeanlage auch für Besucher. Vielleicht eine Folge des Erdbebens von 62 n. Chr., bei dem viele Bewohner von Pompeii ihre Unterkunft verloren hatten.

Die 4 Bereiche des Anwesens besitzen jeweils eigene Eingänge. An der Via dell’Abbondanza im Norden lag der Zugang zum Atriumhaus und der Zugang zu den Bädern. Außerdem gab es hier auch mehrere Ladengeschäfte und ein Thermopolium. Im Osten am Vicolo dell’Anfiteatro gelangte man in den Garten und die Ställe. Den Gemüsegarten konnte man im Süden an der Via di Castricio betreten und an der Vicolo di Guilia Felice im Westen lagen die Nebeneingänge zum südlichen Atriumhaus.

Die ungewöhnlich schmale Villa war etwa 65 Meter lang und nur 10 Meter breit. Dabei lagen die Räume wie Perlen an den langen, mit Säulen versehenen Wandelgangs (ambulatorium) gereiht, während sich an den Enden des Ganges jeweils ein Atrium befand. Im Zentrum der Zimmerflucht lag ein Sommertriklinium mit Liegesofas und Wänden aus Marmor und Wasserkaskaden und Nischen in der hinteren Wand. Der Raum öffnete sich nach vorne komplett zum Säulengang und gegenüber lag der große Garten mit langem, schmalem Wasserbecken (euripos), das von Skulpturen gesäumt war.

An das südliche Atrium schlossen sich ein Empfangszimmer (tablinum), ein kleines Speisezimmer mit 2 Liegen (biclinium), eine Küche und weitere Zimmer an. Die Räume der Villa waren üppig mit Fresken im 4. pompejanischen Stil geschmückt, d.h. mit farbigen Feldern in Rot, Gelb oder Blau, in deren Mitte sich Landschaftsbilder, Stillleben oder Figuren befanden.

Neben dem Eingang der Villa lag die Heizung (praefurnium) der Bäder, daneben ein Laden und danach der von einem Giebel gekrönte Zugang zum Badekomplex. Über den offenen Hof gelangte man in die Umkleide (apodyterium), die gleichzeitig als Kaltbad (frigidarium) fungierte und ein kleines Kaltwasserbecken besaß, und in das Laubad (tepidarium). Danach besuchte man entweder das Schwitzbad (laconium) oder das Warmbad (caldarium). Im Osten gelange man in den Garten mit dem etwa 8,5 x 4,5 Meter großen Schwimmbecken (natatio) und den Latrinen.

Neben den Bädern lag zudem ein Thermopolium mit direktem Zugang zu den Bädern und einem angeschlossenen Speiseraum. Auf dem restlichen Gelände befanden sich ein großer Obst- und Gemüsegarten und mehrere Nebengebäude, die vermutlich als Stallungen dienten.

Das Haus der Julia Felix wurde Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt, von 1933 bis 1934 ausgegraben und zwischen 1951 bis 1952 restauriert. Es gehörte zu den ersten Gebäuden von Pompeii, die ausgegraben wurden und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Praedia di Giulia Felice, Regio II/Insula 4.1-12, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/praedia-of-giulia-felice

Große Palästra von Pompeji

Die Palästra stammt aus augustäischer Zeit und ermöglichte den jungen Männern der Stadt, sich körperlich aber auch geistig zu ertüchtigen und sich in Wettkämpfen und sportlichen Aktivitäten zu messen. Mit einer Fläche von etwa 1,5 Hektar nimmt sie von allen Bauten in Pompeii die größte Fläche ein.

Die Große Palästra wurde Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Augustus direkt neben dem Amphitheater gebaut. Dieser hatte verfügt, dass sich die jungen Männer der Stadt in Vereinen (collegia iuvenum) organisieren mussten, um sich körperlich und moralisch zu ertüchtigen.

Hinter einer etwa 4 Meter hohen, mit Zinnen gekrönten Mauer, die insgesamt 10 Eingänge besaß, lag ein etwa 107 x 141 Meter großer Platz, in dem sportliche Aktivitäten wie Ringen, Ballspiele und Wettkämpfe stattfanden. Das Gelände war an 3 Seiten von Kolonnaden mit insgesamt 118 Säulen umgeben. Eine doppelte Reihe mit Platanen, deren Wurzelstöcke bei den Ausgrabungen lokalisiert werden konnten, spendete zusätzlichen Schatten.

In der Mitte des Geländes befand sich ein 22 x 35 Meter großes Schwimmbecken (natatio) und im Süden waren verschiedene Räume und eine große Latrine angebaut, die sowohl von der Palästra aus als auch von außen zugänglich war und ihr Wasser vom Überlauf des Schwimmbeckens bezog. Im Westen, wo sich an der Via di Nocera der Haupteingang befand, gab es einen Altar für den Kaiserkult und Siegerehrungen.

Die Wände in den Kolonnaden waren mit Malereien im 3. pompejanischen Stil bemalt, von denen heute nicht mehr viel übriggeblieben ist. Die Außenwände der Palästra wurden in der Antike gerne genutzt, um Wahlaufrufe oder Graffiti anzubringen.

Die Palästra wurde durch das Erdbeben 62 n. Chr. stark beschädigt und befand sich zur Zeit des Vesuvausbruchs noch im Wiederaufbau. Das Gebäude wurde 1814 entdeckt und zwischen 1935 und 1939 ausgegraben. Dabei fand man mehrere Opfer, die in den Kolonnaden der Palästra und im Latrinengebäude vergeblich Schutz vor den Vulkanmassen gesucht hatten.

In den Kolonnaden ist heute die Dauerausstellung VENUSTAS untergebracht, die Fresken aus dem Triclinium der Villa Romana in Murecine (etwa 600 Meter südlich an der antiken Mündung des Sarno ins Meer gelegen) zeigt. Die Palästra ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Palestra Grande, Regio II/Insula 7, Piazzale Anfiteatro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/large-palaestra

Amphitheater von Pompeji

Das Amphitheater von Pompeii ist das älteste bisher bekannte der römischen Welt und fasste mehr Besucher als die Stadt Einwohner hatte. Im Jahr 59 n. Chr. war es Schauplatz einer Massenschlägerei zwischen Pompejanern und Einwohner der Nachbarstadt Nocera, was den römischen Senat daraufhin veranlasste, das Amphitheater zur Strafe für 10 Jahre zu schließen.

Das Amphitheater von Pompeii wurde laut einer Inschrift 75 bis 70 v. Chr., also nur wenige Jahre nachdem Pompeii römische Kolonie wurde, von den beiden Duumviren Caius Quinctius Valgus und Marcus Portius zusammen mit dem Odeion erbaut und bot Platz für 12.000 bis 20.000 Zuschauer, die das Spektakel in der Arena auf den 3 Rängen (ima, media und summa cavea) verfolgen konnten. Die ovale Arena war etwa 34 x 67 Meter groß, während die Außenmaße etwa 103 x 135 Meter betrugen.

Es handelt sich um das älteste, bisher bekannte Amphitheater (damals noch spectacula genannt) seiner Art und wurde rund 150 Jahre vor dem Amphitheater in Rom erbaut. Nach Beschädigungen durch das Erdbeben 62 n. Chr., wurde es laut einer Inschrift von C. Cuspius Pansa und seinem gleichnamigen Sohn wieder instandgesetzt.

Da es hier in der Nordostecke der Stadt keine natürliche Senke gab, wurden die Arena und die unteren Ränge etwa 6 Meter in den Boden vertieft. Mit dem Aushub schüttete man dann die oberen Ränge auf und stützte diese anschließend mit einer Umfassungsmauer mit Blendarkaden ab.

Die 4 Außentreppen führten zu den oberen Rängen, die unteren erreichte man durch 2 Eingänge in den Arkaden und einen unterirdischen Korridor. Die Gladiatoren jedoch zogen durch das Tor an der Nordwestseite (porta triumphalis) in die Arena ein, während die Toten und Besiegten durch das Tor an der Südwestseite, das heute den Zugang in das Innere bildet, abtransportiert wurden (porta libitinensis). Wegen der direkt angrenzenden Stadtmauer hatte dieser Zugang einen 90°-Knick. Über einen schmalen Gang an der Westseite wurden wilde Tiere direkt in die Arena gebracht.

Die Ränge waren jeweils in Sektoren (cunei) aufgeteilt und der unterste Rang von der Arena mit einer 2,50 Meter hohen Brüstung getrennt, die mit Kampfszenen bemalt war. Hier waren sowohl Gladiatoren mit ihrer typischen Ausrüstung als auch kämpfende Tiere zu sehen. Eine große Loge für die Magistraten der Stadt befand sich direkt gegenüber dem westlichen Zugang.

In den ersten Jahren bestanden die Sitzplätze des Theaters noch aus Holz, wurden dann aber schon bald aus Stein errichtet. Während der Kaiserzeit wurde ein 4. Rang aus Holz (summa cavea in ligneis) auf die oberste Reihe aufgesetzt. Eine an Holzmasten abgespannte Segeltuchmarkise (vela) schützte die Besucher vor der Sonne oder vor Regen.

Das Amphitheater wurde bereits Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und zwischen 1813 und 1814 vollständig ausgegraben. Die Außenfassade und die Arena sind noch gut erhalten, die Sitzreihen allerdings sind in keinem sonderlich guten Zustand. Das Amphitheater ist jederzeit frei zugänglich und beherbergt in den unterirdischen Gängen seit 2017 eine Gladiatorenausstellung.

Lage: Anfiteatro di Pompei, Regio II/Insula 6, Piazzale Anfiteatro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/amphitheater

Haus des Menander

Das zu den größten Anwesen der Stadt zählende Haus gehörte einer äußerst wohlhabenden Familie, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit Kaiser Nero verwandt war. Es war rund um einen großen Peristylhof in mehrere Bereiche aufgeteilt und hatte sogar ein privates Bad.

Das gut 1800 Quadratmeter große Haus mit über 80 Räumen nahm den Großteil eines Wohnblocks ein, der nicht weit vom Theaterbezirk entfernt lag. Der Fund eines Siegelringes deutet darauf hin, dass das Haus Quintus Poppaeus Sabinus gehörte, einem Ädilen und Verwandten von Poppea Sabina, der zweiten Frau von Kaiser Nero. Das Haus erhielt seinen heutigen Namen von einem Fresko im Peristyl, das den griechischen Dramatiker Menander darstellt.

Das Haus wurde im Laufe der Zeit immer wieder modernisiert und umgebaut und auch zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs waren Renovierungsarbeiten im Gange. Der größte Teil der Fresken stammt aus spät-pompejanischer Zeit, es finden sich aber auch noch Reste früherer Dekorationen.

Der älteste, im Norden gelegene Teil des um 250 v. Chr. erbauten, typisch samnitischen Hauses gruppiert sich um ein zentrales Atrium mit Marmorwasserbecken. Auf den Wänden im 4. pompejanischen Stil sind im oberen Bereich Architekturszenen dargestellt, in den roten Feldern in der Mitte Medaillons mit Theatermasken und im unteren Segment Vögel.

Mehrere Wohn- und Schlafräume, ein Empfangsraum (tablinum) und ein Speiseraum (triclinium), verteilen sich rund um das Atrium. In einer Ecke befindet sich ein Götterschrein (lararium) in Form eines Tempelchens, daneben führt eine Treppe ins Obergeschoss. Ein Nebenflügel (ala) zeigt gut erhaltene Szenen aus dem Trojanischen Krieg. Auf dem Bodenmosaik eines Wohnzimmers (oecus) sind Pygmäen in einem Boot auf dem Nil zu sehen und an den Wänden mythologische Motive.

Etwa während der Regierungszeit von Kaiser Augustus wurden einige Nachbargebäude abgerissen, um das Wohnhaus Richtung Süden zu erweitern. Den zentralen Bereich des Hauses bildete nun der Peristylhof, der an 4 Seiten von einem Portikus mit 23 Säulen umgeben war und alle Bereiche des Hauses miteinander verband. In seiner Mitte lag innerhalb einer mit Pflanzen und Tieren bemalten Brüstung (pluteus) ein Garten mit einem gemauerten Wasserbecken mit Springbrunnen.

Die Nischen und Exedren an der westlichen Rückwand des Peristyls zeigen unterschiedliche Themen: eine Nische dient als Altar für die Hausgötter, in einer weiteren, halbrunden Exedra ist Venus in einem Tempel abgebildet. Die nächste Nische zeigt neben Theatermasken ein Gemälde des Dichters Menander mit einer Papyrusrolle und eines von Euripides, während auf der Wandmalerei einer weiteren Exedra der Held Actaeon die Göttin Diana im Bad überrascht.

Westlich des Peristyls gelangte man direkt das Atrium des Badetraktes, das mit einem kleinen, mosaikverzierten Impluvium mit Säulen ausgestattet war. Von hier ging man weiter ins Laubad (tepidarium), das auch als Umkleide (apodyterium) diente, und danach ins von einer gewölbten Stuckdecke überspannte Warmbad (caldarium). Dieses besaß einen schön gestalteten Mosaikboden mit nubischen Schwimmern und maritimen Motiven und hatte mit Amoretten und Figuren bemalte Wände. Außerdem stand in der halbrunden Apsis wohl ein Labrum und in der Nische eine Wanne.

Die Küche, an die ein Lagerraum und eine Latrine anschlossen, erreichte man über einen langen Gang nördlich des Badebereichs. Zwischen Küchen- und Badebereich gab es einen Garten, unter dem der Heizraum (praefurnium) für die Bäder und mehrere Lagerräume lagen. Hier fanden Archäologen eine Holzkiste mit Schmuck, Münzen und etwa 115 Silberobjekten, die bei feierlichen Banketten genutzt wurden. Dabei handelte es sich größtenteils um Servierschalen, Teller, Weinbecher und Silberlöffel mit einem Gesamtgewicht von über 20 Kilogramm, die heute im Nationalmuseum (MANN) in Neapel zu sehen sind.

Östlich des Peristyls befand sich ein weiteres großes Triklinium, hinter dem der Wirtschaftstrakt lag. Hier waren die Wohnung des Verwalters (prokurator), die Sklavenquartiere, Ställe (scuderia) und mehrere Lagerräume für Olivenöl und Wein, die auch über die Nebeneingänge zugänglich waren.

Das Haus des Menander (auch Haus des Silberschatzes genannt) wurde zwischen 1926 und 1932 ausgegraben und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks für Besucher geöffnet.

Lage: Casa del Menandro, Regio I/Insula 10.4, Vicolo del Menandro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-menander

Haus der Ceii

Das kleine Atriumhaus war der Wohnsitz der Familie der Ceii, einer der alteingesessenen Familien von Pompeii, die hier bereits seit samnitischer Zeit politische Ämter besetzte. Die Fresken einer Jagdszene im Garten und von Landschaften mit ägyptischem Bezug gehören zu den eindrucksvollsten und schönsten von Pompeii.

Das Atriumhaus aus der späten samnitischen Zeit (2. Jahrhundert v. Chr.) gehört mit knap 280 Quadratmetern Fläche zu den kleineren, aber nicht minder prunkvollen Patrizierhäusern der Stadt und wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Den Namen des letzten Besitzers, der Magistrat Lucius Ceius Secundus, fand man auf einer Wahlinschrift an der Fassade des Hauses.

Die nach außen hin eher schnörkellose und strenge Fassade steht im Gegensatz zu dem, was einen dahinter erwartet, denn das Innere des Hauses ist mit dekorativen Bodenmosaiken und aufwendigen Wandmalereien geschmückt, die heute noch erstaunlich gut erhalten sind.

Über den Eingangskorridor gelangte man direkt in das große Atrium mit dem zentralen Wasserbecken (impluvium) und einem von 4 Säulen gestützten offenen Dach (compluvium). Rechts und links vom Eingang befanden sich eine Küche mit Latrine und ein Schlafzimmer, an der linken Seite des Atriums führten Treppen ins Obergeschoss.

Dem Eingang gegenüber lagen ein Empfangszimmer (tablinum) und ein Speisezimmer (triclinium), zwischen denen ein Korridor in den hinteren Bereich des Hauses führte. Hier gab es, von einem Wandelgang (ambulatorium) aus zugänglich, weitere Schlaf- und Wohnzimmer und einen großen Garten (viridarium).

Die Räume des Hauses sind größtenteils im 3. pompejanischen Stil dekoriert, wobei die Wände im unteren Bereich aus roten und schwarzen Feldern bestehen, die mit kleinen Vignetten und mythologischen Szenen geschmückt sind. Im oberen Bereich der Fresken findet man meist Architekturmotive auf weißem Grund.

Die aufwendigsten und schönsten Fresken haben sich jedoch im Garten erhalten: hier ist an der hinteren Wand eine antike Jagdszene dargestellt, in der Hirsche, Widder und ein Stier von Raubkatzen, Wölfen und einem wilden Eber gehetzt werden. An den Seitenwänden befinden sich neben exotischen Pflanzen und Tieren unter anderem Darstellungen von ägyptischen Landschaften mit Krokodilen, Nilpferden und Pygmäen.

Das Haus der Ceii (manchmal auch als „Haus von L. Ceius Secundus und Fabia Prima“, „Haus der Jagd“ oder „Haus der großen ägyptischen Landschaft“ bezeichnet) wurde um 1913 ausgegraben und ist derzeit nicht für Besucher geöffnet.

Lage: Casa dei Ceii, Regio I/Insula 6.15, Vicolo del Menandro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-ceii

Stephanus-Fullonica

Die Wäscherei des Stephanus war ursprünglich ein großes Wohnhaus, das zu einer Großwäscherei umgebaut wurde. Hier wurden die Wäschestücke in vergorenem Urin eingeweicht, dann gestampft, gewaschen und getrocknet oder neu gewebte Stoffe entfettet – trotz des wohl unvermeidlichen Gestanks ein offenbar recht einträgliches Geschäft.

Die zentral gelegene Großwäscherei, die noch außergewöhnlich gut erhalten ist, wurde in den späten Jahren von Pompeii in einem ehemaligen Wohnhaus eingerichtet und ab 1912 ausgegraben. Auf den Namen des Besitzers, Stephanus, weist eine Inschrift mit Wahlempfehlungen auf der Fassade hin.

In der Stephanus-Fullonica sorgten die Tuchwalker (fullones) nicht nur für saubere Togen und Tuniken der Bewohner und entfernten das Wollfett aus neu gewebten Stoffen, sondern kümmerten sich nebenbei auch für die Entsorgung des Urins von Mensch und Tier. Dies scheint ein äußerst einträgliches Geschäft gewesen zu sein: Kaiser Vespasian führte sogar eine „Latrinensteuer“ ein, um getreu dem Motto „Geld stinkt nicht“ (pecunia non olet) seine leeren Staatskassen aufzufüllen.

Der Urin wurde dazu in Amphoren gesammelt, die an vielen Häuserecken aufgestellt waren. Nach der Vergärung wurde die Wäsche in großen Steinwannen zunächst in der ammoniakhaltigen Flüssigkeit eingeweicht und danach mit bloßen Füßen gestampft. Nach dem Spülen mit sauberem Wasser wurde sie dann in einer Presse geglättet oder auf der Terrasse zum Trocknen aufgehängt.

Neben dem Eingangsbereich, in dem man bei den Ausgrabungen die Reste einer Spindelpresse (torcular) zum Glätten von Stoffen fand, lag das Büro, in dem man seine Wäsche abgab und wieder abholte. Die Wände dieses Raums sind im unteren Bereich mit kleinen Figuren auf roten Paneelen geschmückt, im oberen Bereich sind Vögel und Architekturmotive auf weißem Grund zu sehen.

Im anschließenden großen Atrium wurde das Impluvium durch eine große Waschwanne ersetzt, die wie auch die Wände mit Vogelmotiven auf rotem Grund verziert war. Hier wurden empfindlichere oder nur wenig verschmutzte Stücke gewaschen.

Neben dem Atrium lagen ein ehemaliges Wohnzimmer (oecus), dessen Wände ebenfalls mit Fresken bemalt waren. Im Süden lagen ein Nebenraum und ein Empfangsraum (tablinum). Hier wurden die Stoffe gebürstet, gebleicht, gefärbt oder ausgebessert.

Ein Korridor führte in den hinteren Bereich des Hauses in einen Peristylhof mit Garten, der Zugang zu den restlichen Räumen des Hauses bot. Hier lag das ehemalige Speisezimmer (triclinium) und am hinteren Ende die eigentlichen Reinigungsbereiche. Hier gab es 5 kleinere, ovale Becken, in denen die Wäsche von Sklaven mit bloßen Füßen gestampft wurde, und 3 große, miteinander verbundene Becken (lacunae), in denen die Stoffe anschließend saubergespült und im Garten aufgehängt wurden. In einem Nebenraum lagerten Amphoren mit Urin und Reinigungsmitteln, es gab außerdem eine Küche und eine Latrine.

Die noch sehr gut erhaltene Stephanus-Fullonica ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Fullonica di Stephanus, Regio I/Insula 6.7, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/fullery-of-stephanus

Haus des Paquius Proculus

Das eher schmal und unregelmäßig geformte Haus des Paquius Proculus war früher einmal deutlich größer. Es ist in einen Bereich um das Atrium und in einen Peristylbereich aufgeteilt und ist wegen seiner aufwendigen und gut erhaltenen Bodenmosaike besonders sehenswert.

Das samnitische Haus direkt an der Via dell’Abbondanza, der Hauptstraße von Pompeii, stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und schloss ursprünglich wohl auch das benachbarte „Haus des Fabius Amandus“ mit ein. Es erstreckt sich über eine Fläche von gut 750 Quadratmetern und besteht aus 44 Zimmern auf 3 Ebenen (Keller, Erdgeschoss, Obergeschoss), einem Atrium und einem Peristyl.

Die Wahlinschrift an der Hausfassade gibt vermutlich den Namen des Besitzers an: Publius Paquius Proculus. Doch auch Caius Cuspius Pansa kommt als möglicher Besitzer in Betracht, denn in dieser Inschrift wird auch dessen Name erwähnt.

Von der Hauptstraße gelangt man über einen Eingangskorridor und ein Vestibül in ein zentrales Atrium, das diesen Teil des Gebäudes beherrscht. Zu beiden Seiten dieses Korridors liegen zwei Schlafzimmer (cubiculum), die mit Fresken im 1. und 4. Stil geschmückt sind, während man am anderen Ende des Atriums in das Besucherzimmer (tablinum) mit deutlich einfacher gestalteten Böden und Wänden gelangt, neben dem eine Treppe ins obere Stockwerk führt.

Der Mosaikboden des Eingangskorridors und des Atriums, der zu den besterhaltenen und größten von ganz Pompeii gehört, ist vollständig mit kleinen schwarz-weißen Mosaiksteinchen (tessera) ausgelegt, in denen farbige Akzente gesetzt sind. Das Mosaik im Korridor zeigt neben verschiedenen Waffen einen vor einer geöffneten Türe angeketteten Hund, der symbolisch den Eingang bewachen soll. Im Atrium, in dessen Mitte sich ein Marmorwasserbecken befindet, gibt es Felder mit Tiermotiven, Fabelwesen und Menschenköpfen, die von dekorativen Bordüren eingerahmt werden. Die Wände sind mit Tiermotiven und Stilleben auf rotem und gelbem Grund gestaltet.

Hinter dem Tablinum befindet sich ein Wohnzimmer (oecus), das den Übergang in den zweiten Bereich des Hauses bildet. Dieser gruppiert sich rund um einen großen Peristylhof, der rund um einen Garten mit Marmorbecken gebaut ist. Die 4 Säulen im Zentrum des Gartens trugen dabei das Dach einer Pergola, die ein Sommertriklinum beschattete.

An drei Seiten des Peristyls befinden sich weitere Räume, darunter ein weiterer Speisesaal (triclinium) im östlichen Teil, dessen Wände mit Fresken im 4. Stil bemalt sind und ein Bodenmosaik besitzt, das eine Nilszene mit mehreren Pygmäen in einem Boot zeigt. Das Mosaik eines weiteren Raumes zeigt den betrunkenen Silenus, der auf einem störrischen Esel reitet und dem zwei Satyrn zu Hilfe kommen müssen.

Das Haus, das bereits 1911 teilweise und dann nochmal Mitte der 1920er Jahre ausgegraben wurde, ist nur von außen zu besichtigen.

Lage: Casa di Paquius Proculus, Regio I/Insula7.1, Vicolo del Paquius Proculus, 156, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-paquius-proculus

Haus des Fabius Amandius

Das zu den kleineren Anwesen an der Hauptstraße zählende Gebäude stammt aus samnitischer Zeit und war das Wohnhaus des Fabius Amandius. In dem winzigen zur Straße hin gelegenen Raum unter der Treppe war eine Textilwerkstatt oder eine Weberei untergebracht, im Obergeschoss lag eine kleine Wohnung, die einen Balkon zur Straße hin besaß.

Das schmale, langgestreckte Haus mit zwei Stockwerken stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und gehörte wohl ursprünglich zum danebengelegenen Haus des Paquius Proculus, von dem einige Räume abgetrennt und in ein separates Anwesen umgewandelt wurden.

Das Haus konnte von der Via dell‘Abondanza über zwei Eingänge betreten werden. Der rechte Eingang führte in eine kleine Werkstatt eines Webers oder Textilmachers, die im hinteren Bereich halb unter der vom Atrium ins Obergeschoss führenden Treppe lag.

Über den zentralen Eingang gelangte man durch einen Korridor zunächst in das Atrium, das im Verhältnis zu den übrigen Räumen des Wohnhauses recht großzügig geschnittenen war und ein zentrales Wasserbecken mit Springbrunnen (impluvium) besaß. Da es im Haus keinen Platz für ein eigenes Besucherzimmer (tablinum) gab, konnte der Hausherr seine Besitztümer direkt auf dem dahinterstehenden Marmortisch ausstellen. Die Wände des Atriums waren mit roten Feldern und Landschaftsporträts im vierten Stil bemalt.

Vom Atrium aus erreichte man eien großen, zur Hauptstraße hin gelegene Raum, der als Speiseraum (triclinium) diente und ebenfalls mit Malereien im vierten Stil dekoriert war. Die kleine oberhalb der Werkstatt gelegene Treppe im Nordwesten führte ins Obergeschoss, wo eine kleine Wohnung mit Balkon lag.

Im Süden des Hauses lag links ein Schlafzimmer (cubiculum) und rechts ein Garten (viridarium), der auch als Lichthof diente. Hier gab es ein kleines, erhöht liegendes Pflanzbeet mit halbkreisförmigem Wasserbecken und Springbrunnen und die Wände waren mit Pflanzenmotiven verziert. Vom Garten aus erreichte man zwei weitere Räume und eine Küche, während eine weitere Treppe ins Obergeschoss führte.

Das Haus des Fabius Amandius wurde in den 1920er-Jahren ausgegraben und ist momentan nur von außen zu besichtigen.

Lage: Casa di Fabius Amandio, Regio I/Insula 7.3, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-fabius-amandius

Haus und Thermopolium des Vetutius Placidus

Der Besitzer des Hauses, Vetutius Placidus, hatte an der Hauptstraße von Pompeii ein sicher gut gehendes Thermopolium eingerichtet, ein Lokal, in dem Getränke und einfache Gerichte verkauft wurden. Die Marmortheke mit den eingelassenen Speisebehältern und einige der außergewöhnlich schönen Fresken des Hauses sind heute noch gut erhalten.

Der Besitzer dieses rund 250 Quadratmeter großen Wohnhauses, Vetutius Placidus, betrieb im vorderen Bereich seines Hauses ein großes Thermopolium, in der neben Getränken auch kleinere Speisen angeboten wurden. Da es in den Häusern der ärmeren Einwohner der Stadt meist keine Küche gab, nahmen diese ihr Essen in der Regel auswärts ein in einem der rund 80 Speiselokale der Stadt.

In die u-förmige Marmortheke waren insgesamt 11 Tonkrüge (dolia) eingebaut, in denen Lebensmittel aufbewahrt wurden, und eine Herdstelle, in der die Speisen zubereitet wurden. Bei den Ausgrabungen fand man in einem der Krüge 1385 Münzen im Wert von mehr als 580 Sesterzen und mit einem Gesamtgewicht von etwa 3 Kilogramm! Entweder diente dieser Krug als „Kasse“ oder man wollte die Münzen hier bis zum Ende des Vulkanausbruchs sicher verwahren.

An der gegenüber dem Eingang gelegenen Wand kann man ein Lararium bewundern mit einem noch gut erhaltenen Fresko, das in ein aus Stuck geformtes Tempelrelief gemalt wurde. In der Mitte sieht man hier den Genius des Hauses, der über einem Altar ein Opfer darbringt: Daneben stehen zwei Laren und außen sind Bacchus, der Gott des Weins, und Merkur, der Gott des Handels, dargestellt. Unter diesen sind zwei Schlangen und ein weiterer Altar abgebildet.

Hinter dem Thermopolium liegt ein kleiner Raum mit mythologischen Szenen auf roten Tafeln, in dem vermutlich die Besucher ihre Mahlzeiten einnehmen konnten, und ein weiterer Wohnraum (oecus), von dessen Dekoration nur noch die Reste eines farbigen Marmorbodens mit geometrischem Muster (opus sectile) übriggeblieben sind.

Vom Oecus aus erreicht man das Atrium, das mit einem Wasserbecken (impluvium) mit kleinem Marmorpodest ausgestattet war und Zugang zu den weiteren Räumen des Hauses bot: ein Schlafzimmer (cubiculum) mit kleinen rotgeränderten Vogelszenen auf weißen Tafeln im dritten Stil, ein Empfangszimmer (tablinum), das sich über die gesamte Breite zum Atrium hin öffnet und von dem nur noch wenig der Fresken erhalten sind, und ein schmaler Gang (fauces), der zum Nebeneingang führt. Ein weiterer Korridor bietet Zugang zum hinteren Teil des Hauses mit einem Portikus, von dem aus man zum mit Fresken mit mythologischen Szenen auf roten Tafeln geschmückten Triklinium und in den Garten (viridarium) im hinteren Bereich des Hauses gelangte. Hier gab es auch ein Sommertriklinium, in dem man im Schatten einer Pergola speisen konnte.

Die meisten Fresken dieses Hauses wurden im dritten Stil gestaltet und stammen aus einer Zeit zwischen ca. 20 v. Chr. bis 50 n. Chr. Das Gebäude wurde 1912 teilweise und 1939 vollständig ausgegraben und ist momentan nur von außen zu besichtigen.

Lage: Casa e Thermopolium di Vetutius Placidus, Regio I/Insula 8.8, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-and-thermopolium-of-vetutius-placidus

Garten der Flüchtenden

Die menschlichen Tragödien, die sich während des Vulkanausbruchs von 79 n. Chr. abgespielt haben, lassen sich im Garten der Flüchtenden nur bruchstückhaft erahnen. Und dennoch zeigen die Gipsabdrücke der 13 hier aufgefundenen Leichen eindrucksvoll, welche dramatischen Qualen die Menschen auf der Flucht Richtung Meer erlitten haben müssen.

Das Anwesen, das sich im eher ländlich geprägten Südteil der Stadt in der Nähe der Porta Nocera befindet, bestand aus zwei Wohnhäusern, an die zur Straße hin eine Caupona, ein Ladengeschäft und eine Werkstatt eingerichtet waren.

Die Insula wurde aber auch landwirtschaftlich genutzt, denn zwischen den Häusern befand sich ein Gemüsegarten und hinter den Häusern war ein Weinberg angelegt, deren landwirtschaftliche Erzeugnisse so gleich direkt im Ladengeschäft oder in der Caupona verkauft werden konnten.

Im Garten, in dem auch heute wieder Wein angebaut wird, sind noch die Reste eines Sommertrikliniums zu sehen, das von einer mit einer von Weinranken bewachsenen Pergola beschattetet wurde.

Besonders interessant ist jedoch die südöstliche Ecke des Gartens, wo sich einst die Sklavenunterkünfte befanden. Hier kann man heute die Gipsabdrücke von 13 Personen betrachten, die auf der Flucht vor den Lavamassen von einer pyroklastischen Wolke erfasst wurden und durch die hohen Temperaturen und den Aschestaub einen wohl schrecklichen Tod fanden.

Unter den Toten befanden sich auch mehrere Kinder, die zusammen mit ihren Eltern aus der Stadt Richtung Meer flohen. Eine Familie bestand wohl aus den Eltern, zwei Kindern und einem Begleiter, der einen Sack auf den Schultern trug. In der anderen Gruppe war ein Mann in Begleitung einer Frau und eines Kindes und trug ebenfalls einen Sack mit den wichtigsten Besitztümern bei sich.

Die Hohlräume, die von den Körpern auf einer etwa 3,5 Meter hohen Bimssteinschicht hinterlassen wurden, wurden bei den Ausgrabungen 1961/1962 kurzerhand mit Gips ausgegossen. So konnte man die Menschen zum Zeitpunkt ihres plötzlichen Todes äußerst detailreich rekonstruieren und diese Methode auch auf Tiere, Möbel und Pflanzenreste anwenden. Die Abdrücke, die alle innerhalb der Insula an verschiedenen Stellen gefunden wurden, wurden anschließend hierher verbracht, wo man sie durch eine gläserne Überdachung geschützt jederzeit betrachten kann.

Der Garten der Geflüchteten ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Orto dei Fuggiaschi, Regio I/Insula 21.6, Vicolo dei Fuggiaschi, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/garden-of-the-fugitives

Archäologischer Park Pompeji

Die Ausgrabungen von Pompeji sind mit inzwischen rund 44 Hektar Ausgrabungsfläche die einzige archäologische Stätte weltweit, in der sämtliche Bestandteile einer römischen Stadt an einem Ort versammelt sind und die so ein vollständiges Bild einer antiken geplanten Ansiedlung zeigt.

Die antike Stadt Pompeii wurde nach mythologischer Überlieferung vom Halbgott Herakles gegründet. Viel wahrscheinlicher wurde sie aber Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. von oskischen Siedlern in der Nähe der Flussmündung des Sarno gegründet, die ursprünglich aus der Nähe des heutigen Nola kamen. Der Name stammt vermutlich aus dem Oskischen und ist vom Zahlwort pompe (= fünf) abgeleitet.

Die Stadt wuchs stetig und stand unter wechselndem Einfluss sowohl der Griechen, Etrusker als auch der Samniten, bis sie sich 290 v. Chr. zwangsweise dem römischen Reich als Bundesgenosse anschließen musste. Während der Samnitenkriege und des Bundesgenossenkrieges stand Pompeii wieder auf Seiten der Gegner Roms, unterlag dann aber im Jahr 80 v. Chr. dem römischen Feldherrn und Diktator Lucius Cornelius Sulla Felix und wurde daraufhin als Colonia Cornelia Veneria Pompeianorum endgültig dem römischen Einflussgebiet einverleibt. In den folgenden Jahrzehnten wurde Pompeii zu einer blühenden Handelsstadt und einem beliebten Sommersitz der römischen Oberschicht, die in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude und prachtvolle Villen errichteten.

Im Oktober 79 n. Chr. lebten in Pompeii etwa 9.000 Menschen auf einer Gesamtfläche von etwa 66 Hektar und an vielen Gebäuden war man gerade noch dabei, die Schäden eines schweren Erdbebens aus dem Jahr 62 n. Chr. auszubessern. Der Wiederaufbau war noch nicht völlig abgeschlossen, als die Eruption des Vulkans die gesamte Stadt unter einer dicken Schicht aus Vulkanasche und Bimsstein begrub, Dächer zum Einsturz brachte und Fluchtwege blockierte, so dass dadurch viele Menschen ums Leben kamen.

In den folgenden 1500 Jahren blieb die Stadt fast unverändert unter den Vulkanmassen verborgen und geriet immer weiter in Vergessenheit. Auch die im 16. Jahrhundert bei Kanalarbeiten entdeckten römischen Artefakte stießen zunächst auf nur mäßiges Interesse. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Stadt auf Betreiben des neapolitanischen Königshauses schrittweise systematisch ausgegraben, vor allem zur Sicherung der schönsten Stücke und Wertgegenstände für das Königshaus. Leider wurden dabei viele Wandmalereien herausgebrochen oder zerstört, landeten im königlichen Museum oder wurden an andere europäische Königshäuser verschenkt.

Erst im Lauf des 19. Jahrhunderts begannen in Pompeji wissenschaftliche Ausgrabungen, mit dem Ziel, die gefundenen Gegenstände und Fresken vor Ort zu rekonstruieren, zu konservieren und die Ausgrabung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Besonders eindrucksvoll sind dabei die damals angefertigten Gipsabgüsse von menschlichen und tierischen Opfern sowie von organischem Material.

Durch fehlende wissenschaftliche Dokumentationen, Vernachlässigung der Konservierung, das Bombardement während des 2. Weltkriegs und ein schweres Erdbeben im Jahr 1980 drohten immer mehr Gebäude in Pompeji zu verfallen oder stürzten sogar bereits ein. Das daraufhin 2014 mit Mitteln der EU ins Leben gerufene Projekt Grande Progetto Pompei konnte inzwischen dazu beitragen, viele gefährdete Gebäude in Pompeji zu stabilisieren und zu konservieren.

So kann man in Pompeji heute neben dem Forum mit seinen repräsentativen öffentlichen Gebäuden und Tempeln auch zwei Theater, ein Amphitheater und eine Reihe öffentlicher Thermen besichtigen. Außerdem gibt es eine große Zahl von prächtig ausgestatteten Wohngebäuden, viele Geschäfte, Tavernen und Bäckereien, Werkstätten und ein noch gut erhaltenes Netz von Straßen, in denen sogar noch die Trittsteine und Reste der Wasserversorgung erhalten sind. Sogar einzelne Graffiti an den Wänden sind noch heute erkennbar.

Seit 1997 gehören die Ausgrabungen von Pompeji zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata”. Zu besseren Orientierung wurde die Ausgrabung in 9 große Regionen und diese wiederum in einzelne Wohnblöcke (insulae) unterteilt und die Eingänge mit Hausnummern versehen.

Die Ausgrabungen sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet, jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos, allerdings sind dann die Besucherzahlen begrenzt. Mit der campania artecard ist der Eintrittspreis reduziert. Der Haupteingang befindet sich an der Porta Marina, weitere Eingänge liegen an der Piazza Esedra und an der Piazza Anfiteatro. An der di Villa dei Misteri befindet sich ein Ausgang, über den man die Ausgrabung aber nur verlassen kann. Am Haupteingang an der Porta Marina kann man außerdem Audioguides ausleihen und geführte Touren buchen.

Lage: Parco Archeologico di Pompei, Via Villa dei Misteri 2, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en

Straßennetz und Stadtbefestigung von Pompeji

Das noch gut erhaltene Straßennetz und die Reste der Stadtmauern und -tore geben auch heute noch einen guten Überblick über die Entwicklung und Planung der Stadt von ihrer Gründung im 6. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zerstörung durch den Vesuvausbruch.

Die Stadtbefestigungen von Pompeii wurden aufgrund der politischen Umstände im Laufe der Geschichte mehrfach verändert oder auch komplett erneuert. Die erste Stadtmauer aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. (während der Herrschaft der Etrusker) umfasste den Siedlungskern rund um das Forum, wurde dann aber bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. und in mehreren weiteren Bauphasen um weitere Siedlungsgebiete erweitert.

Als die Stadt im 2. Jahrhundert v. Chr. (in der spätsamnitischen Zeit) ihre größte Ausdehnung erreichte, wurde die komplette Mauer aus Tuffstein erneuert und im Inneren mit Erdwällen verstärkt. Trotzdem konnte Pompeji der Belagerung durch Sulla im Jahr 89 v. Chr. nicht standhalten. Die etwa 6 bis 7 Meter hohe Mauer blieb zwar erhalten, hatte aber nun eher die Funktion einer Zollmauer. Auf einer Gesamtlänge von rund 3,2 waren nun 8 Torbauten und 13 Türme eingerichtet. Beim Erdbeben von 62 n. Chr. wurde die Mauer teilweise beschädigt und war zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs noch nicht wieder vollständig ausgebessert.

Am Straßennetz kann man noch gut die Entwicklung der Stadt aus einem Siedlungskern rund um das Forum erkennen: hier verlaufen die Straßen noch unregelmäßig und folgen nicht wie bei den späteren Siedlungsphasen einem rechteckigen Planungsraster. Die heutige Via Marina, die später durch die fast 900 Meter lange Via dell’Abbondanza (Straße der Fülle) Richtung Osten verlängert wurde, bildete die von West nach Ost verlaufende Hauptstraße (Decumanus Maximus) und war von vielen Speiselokalen und Läden gesäumt. Der Cardo Maximus verlief über die heutige Via di Mercurio, die in Nord-Südrichtung das Forum durchquert.

Durch die Erweiterung der Stadt wurden mit der Via di Nola im Norden ein weiterer Decumanus und im Osten mit der Via Stabiana und der Via di Nocera weitere Cardi angelegt, die die Verbindung zu den jeweiligen Stadttoren schufen. Die heutige Einteilung der Stadt in 9 Regionen orientiert sich weitestgehend am antiken Straßennetz.

Die großen Straßen, die bis zu 7 Meter breit waren, waren mit großen Basaltsteinen gepflastert und besaßen in regelmäßigen Abständen hohe Trittsteine, auf denen man trockenen Fußes die Straße überqueren konnte. Entlang der Häuser gab es auch oft erhöhte Gehwege für die Fußgänger. Obwohl es deutlich sichtbare Radspuren gibt, wurden die Waren untertags größtenteils von Lastenträgern oder auf Lasttieren transportiert, da in Pompeii Karren wohl nur nachts erlaubt waren.

Die Stadt wurde etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. über ein über ein 26 Kilometer langes Aquädukt aus dem nordöstlich gelegenen Ort Serino versorgt, das im Norden am Vesuv-Tor in ein Wasserkastell mündete. Von dort wurde das Wasser über Bleirohre in der gesamten Stadt verteilt. An den meisten Straßenkreuzungen lagen öffentliche Brunnen. Einige Privathäuser und auch die Thermen waren jedoch direkt an das Wassernetz angeschlossen.

Lage: Decumanus Maximus, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/herculaneum-gate-and-walls

Nekropole am Herculaneum-Tor

An der Richtung Nordwesten aus der Stadt hinausführenden Ausfallstraße lag eine der größten Nekropolen von Pompeii. Bereits in den Anfängen der Ansiedlung bestattete man hier die Toten und errichtete ihnen teilweise monumentale Grabmäler.

Die hinter dem Forum beginnende Via Consulare war eine der wichtigsten Ausfallstraßen und führte durch das Herculaneum-Tor Richtung Herculaneum, Neapel und Capua. Außerhalb des Tores heißt die Straße heute bezeichnenderweise Via della Tombe, da hier in der Antike eine der größten Nekropolen von Pompeii angelegt wurde.

Die meisten der heute sichtbaren Grabmäler am Herculaneum-Tor stammen, wie auch das nach der Eroberung durch Sulla errichtete Tor selbst, aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., allerdings wurde die Nekropole schon seit den Anfängen der Ansiedlung genutzt, denn einige der Gräber stammen noch aus samnitischer Zeit.

Direkt in der Nähe des Tors lagen die Grabmäler von angesehenen Bürgern und wichtigen Persönlichkeiten der Stadt. Besonders auffällig sind dabei zwei Grabmäler mit halbkreisförmigen Sitzreihen (schola). Die Inschrift an einer der Sitzreihen besagt, dass dieses Grabmal vom Stadtrat für die öffentliche Priesterin Mamia errichtet wurde.

An der Abzweigung, die nach Nordwesten in die Vorstadt führte, lagen Läden, Werkstätten oder Ställe und – etwas zurückversetzt – einige Villen, wie beispielsweise die fast 3500 Quadratmeter große „Villa des Diomedes“, die „Villa der Mosaiksäulen“ oder die „Villa von Cicero“, die zu den ersten in Pompei ausgegrabenen Gebäuden gehören.

Die Villa des Diomedes ist für Besucher geöffnet und kann während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks besichtigt werden.

Lage: Necropoli di Porta Ercolano, Suburba, Via delle Tombe (auch Via dei Sepolcri), Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/necropolis-of-the-herculaneum-gate

Villa der Mysterien

Die Fresken in der Villa der Mysterien gehören wohl zu den beeindruckendsten und besterhaltenen Wandmalereien der Ausgrabung von Pompeii. Die mystischen Szenen, denen die Villa ihren heutigen Namen verdankt, zeigen Initiationsriten rund um den Dionysos-Kult.

Die etwa 300 Meter außerhalb der Stadtmauern gelegene Villa wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. als Vorortvilla (villa suburbana) errichtet und im 2. Jahrhundert zu einem Gebäudekomplex umgebaut, der allein im Erdgeschoss über 60 Räume besaß und eine Fläche von gut 1800 Quadratmeter umfasste. Sie diente ihrem Besitzer Istacidius sowohl als Landsitz als auch zum Anbau von Oliven und Wein.

Die Villa wurde 1809 entdeckt und 1909-1910 und 1929-1930 ausgegraben. Man fand hierbei Zerstörungen aus der Zeit des Erdbebens von 62 n. Chr., die noch nicht ganz beseitigt waren – ein Glück für die Archäologen, denn offenbar war man gerade bei der Reparatur und dem Umbau der Villa und hätte dabei sicher auch die einzigartigen Fresken im Triklinium zerstört und durch „modernere“ ersetzt.

Zu beiden Seiten des ursprünglich im Osten gelegenen Eingangs lagen Wirtschafts- und Lagerräume, ein Weinkeller, Sklavenquartiere, eine Küche mit Backöfen, ein Badetrakt (balneum), eine Latrine, ein Lararium sowie eine Kelter (torcularium), in der man bei den Ausgrabungen eine Weinpresse fand. Über einen Durchgang gelangte man in den großen zentralen Peristylhof und weiter in das Atrium im toskanischen Stil, um das sich Wohnräume (oecus), Schlafzimmer (cubiculum), ein Empfangsraum (tablinum) und ein Speisezimmer (triclinium) gruppierten. Im Westen befand sich ein Cryptoportikus und dahinter eine Terrasse mit Garten (viridarium) und Blick auf das Meer. In der im Süden an den Garten anschließenden Kolonnade befindet sich heute der Eingang zur Villa. Im Obergeschoss lagen weitere Räume, die voraussichtlich dem Verwalter (procurator) vorbehalten waren.

Die zwischen 80 und 70 v. Chr. entstandenen Fresken im Triklinium (auch „Saal der Mysterien“ genannt) wurden im für seine Architektur- und Illusionsmalerei bekannten „zweiten Stil“ gestaltet. Sie gehören zu den am besten erhaltenen und beeindruckendsten Fresken Pompeiis, wenn nicht sogar der der römischen Antike. Die insgesamt etwa 17 Meter langen und 3 Meter hohen Fresken, die um den gesamten Raum laufen, zeigen Darstellungen zu den Mysterien und Initiationsriten des griechisch-römischen Dionysos-Kultes (lat. Bacchus) und zeichnen sich durch eine außergewöhnlich lebendige und kunstvolle Gestaltung aus.

Direkt links neben der Tür ist eine sitzende Matrone abgebildet, die die Szenen des Raumes betrachtet. Auf der linken Raumseite zeigen diese die Verlesung eines Rituals der Brautmysterien, eine Schwangere mit einer Opferschale, die Vorbereitung eines rituellen Göttermahles, einen die Lyra spielenden Silenus, einen Faun, der ein Hirschkalb säugt und eine Mänade, die erschrocken einen Mantel über sich zieht.

Auf den Fresken an der Stirnseite des Raumes ist links Silenus in Begleitung von zwei Satyrn mit einer Weinschale und einer Maske in den Händen dargestellt. Daneben liegt Dionysos an seine sitzende Braut Ariadne gelehnt und auf der rechten Seite verhüllen eine Frau und eine geflügelte Gestalt einen Phallus, das Symbol für die Schöpfungskraft der Natur, mit einem Tuch.

Auf der rechten Seite des Raumes ist links die rituelle Geißelung eines über den Knien einer Frau liegenden Mädchens neben tanzenden Bacchantinnen abgebildet. Rechts neben dem Fenster wird eine Frau gerade von einer Sklavin gekämmt, vielleicht als Vorbereitung für ihre Hochzeit.

Auch das angrenzende Cubiculum ist mit Dionysosmotiven im zweiten Stil gestaltet. Die Fresken im Tablinum hingegen wurden erst später im „dritten Stil“ gemalt und zeigen Miniaturen mit ägyptischen Motiven auf schwarzem Grund.

Die Villa der Mysterien ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.

Lage: Villa dei Misteri, Suburba/Villa 24, Am Ende der Via delle Tombe, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/villa-of-the-mysteries

Antiquarium & Bootspavillon

Das Antiquarium, das den Besuchern die schönsten Funde von Herculaneum präsentieren sollte, wurde zwar bereits 1974 fertiggestellt, wurde aber erst nach über 44 Jahren geöffnet. Seit 2018 ist nun endlich die Eröffnungsausstellung „SplendOri“ zu sehen. Im benachbarten Bootspavillon sind die ebenfalls sehenswerten und gut erhaltenen Reste eines römischen Ruderbootes ausgestellt, das vor den Hafenspeichern gefunden wurde.

Mit dem Antiquarium von Herculaneum sollte direkt neben den Ausgrabungen ein archäologisches Museum errichtet werden, in dem die Funde von Herculaneum angemessen präsentiert werden konnten. Dazu wurde bereits 1974 ein modernistisches, V-förmiges Gebäude errichtet, das allerdings aufgrund von Missmanagement und Bürokratie und nach mehrmaligen Umbauten, erst Ende 2018 (!) eröffnet wurde.

Die Eröffnungsausstellung „SplendOri: il lusso negli ornamenti ad ercolano“ („Pracht: Der Luxus in den Ornamenten von Herculaneum“), die ursprünglich nur bis Ende September 2019 geplant war, wurde aufgrund der Corona-Pandemie verlängert und ist zwischenzeitlich dauerhaft geöffnet. Zumindest so lange, bis das als vorübergehende Lösung angesehene Antiquarium von einem geeigneten neuen Museumsbau ersetzt worden ist, der in Planung ist.

Die Ausstellungsstücke stammen alle aus den Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts und zeigen neben Funden, wie z.B. Leuchter, Glaswaren oder Haushaltsgegenständen aus den Häusern auch die Talismane, Schmuckstücke, Ringe und Geldbörsen, die die Menschen auf ihrer Flucht aus ihren Häusern bei sich gehabt hatten.

Im benachbarten Bootspavillon ist seit 2009 das verkohlte, gut 9 Meter lange und über 2 Meter breite Holzboot zu sehen, das Anfang August 1982 direkt am Strand vor den Vorstadtthermen gefunden wurde. Es war für eine Bootsbesatzung mit 3 Ruderern und einem Steuermann ausgelegt. Vor allem am Heck des Bootes ist der Bootsrahmen und seine mit Kupfernägeln befestigte doppelte Beplankung noch gut erhalten. Sogar die Reste von roter Farbe, die Gabel für das Steuerruder und die Dollen für die 3 Ruderpaare sind noch gut zu erkennen. Mit diesem Boot wollten sich Bewohner von Herculaneum wohl über das Meer retten.

Daneben sind Anker, Amphoren, Angelhaken, Bleigewichte, Schwimmer aus Kork, Nadeln zum Knüpfen von Fischernetzen oder Seilreste zu sehen. Auch sonstiges Boots- und Fischereizubehör sind ausgestellt, wie Ruderblätter, ein Bootsbug in Form einer Schlange, Seilwinden, eine Tritonmuschel zum Signalgeben und ein Weidenkorb mit einer Schleppleine, an der noch die Angelhaken befestigt waren. Viele dieser Funde wurden in den Vorstadtthermen gefunden, die offenbar zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs noch teilweise als Lager für Schiffsausrüstung genutzt wurde.

Der Bootspavillon ist nur vormittags geöffnet.

Lage: Antiquarium, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Bootshäuser

Es war eine regelrechte Sensation, als im Frühjahr 1980 bei den Ausgrabungen in den ehemaligen Bootshäusern von Herculaneum etwa 340 noch gut erhaltene menschliche Skelette gefunden wurden. Durch deren wissenschaftliche Untersuchung konnten neue Erkenntnisse über den Ablauf des Vesuvausbruchs im Jahre 79 n. Chr. gewonnen werden.

Die 12 Gewölberäume, die sich in der Antike unterhalb der Terrasse des Vorstadtbezirks befanden, wurden als Bootshäuser und Hafenspeicher genutzt und lagen einst direkt an der Küstenlinie. Durch die vom Vesuvausbruch ausgeworfenen Lavamassen wurde die Meeresküste jedoch so weit verschoben, dass sie heute gut 450 Meter weiter westlich liegt.

Nachdem der Ausbruch des Vesuvs auch Herculaneum bedrohte, flüchteten sich viele Bewohner der Stadt in die vermeintlich sicheren Bootshäuser. Die meisten von ihnen waren dabei Frauen und Kinder, die sich häufig im hinteren Bereich dicht aneinanderdrängten, um dem Stein- und Ascheregen zu entkommen. Viele der Geflüchteten hatten ihre wertvollsten Habseligkeiten, wie Schmuck und Münzen, bei sich. Doch auch die vermeintlich schützenden Steinmauern konnten ihren Tod nicht verhindern: bei Temperaturen wie in einem Backofen und im dichten Gedränge erstickten die Menschen vermutlich qualvoll.

Doch auch die Menschen, die versuchten den giftigen Gasen über das Meer zu entkommen, wurde der Ascheregen zum Verhängnis: ein Soldat und ein Ruderer kamen offenbar noch am Strand ums Leben. Ihr etwa 9 Meter langes und noch gut erhaltenes Boot wurde 1982 zusammen mit ihren sterblichen Überresten entdeckt. Das Skelett des Soldaten trug dabei noch mehrere persönliche Gegenstände wie den Soldatengürtel (cingulum militare), Kurzschwert (gladius) und Dolch (pugio), eine Tasche mit Hammer und Meißel und eine Geldbörse.

In 6 der Bootsschuppen sind die Harzabgüsse der Skelette seit 2011 wieder an ihrem Originalort zu sehen und vermitteln so ein grauenvolles, aber dennoch eindrückliches Bild der schrecklichen Ereignisse in der Antike.

Lage: Fornici, Suburba, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Vorstadtbezirk (Suburbanum)

Der Vorstadtbezirk von Herculaneum bestand aus einem öffentlichen Platz zu Ehren des Senators M. Nonius Balbus, den Vorstadtthermen und einem Sakralbezirk mit mehreren Tempeln. Über eine schmale Treppe erreichte man die Bootshäuser und Hafenlager am Strand.

Vom Cardo V führte eine Rampe hinunter zur Terrasse des M. Nonius Balbus, von der aus man zu den Vorstadtthermen und zum Sakralbezirk gelangte und unter der sich die Bootshäuser befanden. Auf dem etwa 15 x 25 Meter großen Platz wurde 32 v. Chr. vom Stadtrat ein Grabaltar zu Ehren des Senators und Prokonsuls Marcus Nonius Balbus aufgestellt, der ein großer Wohltäter der Stadt war und ihr mehrere öffentliche Gebäude gestiftet hatte. Er war auch ein Vertrauter von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus. Die vor dem Altar aufgestellte, teilweise restaurierte Statue, die Balbus in Rüstung zeigt, wurde von seinem freigelassenen Sklaven M. Nonius Volusianus errichtet.

Die Vorstadtthermen (thermae suburbanae) wurden vermutlich nur wenige Jahre vor dem Ausbruch des Vesuvs von Balbus gestiftet, der sich bei der Gelegenheit auch gleich einen Privateingang von seinem Privathaus, dem Haus des Telephos-Reliefs, zu den Thermen bauen ließ. Das quadratische Gebäude, dessen Eingang an der Balbus-Terrasse liegt, ist heute noch außergewöhnlich gut erhalten.

Vom Eingangsportal mit Halbsäulen und einem Tympanon erreichte man über eine Treppe das Vestibül, in dem vier Säulen mit Bögen ein Wasserbecken (impluvium) umgaben. In dessen Mitte befand sich eine Apollobüste und ein rundes Becken (labrum) in das Wasser sprudelte. Über das offene Dach gelangte Licht in den Raum Licht.

Das Vestibül bot Zugang zu den verschiedenen Räumen: das Personal konnte von hier in den Heizungsraum (praefurnium) und einen Servicekorridor gelangen, der Badegast erreichte über das Vestibül einen Warte- oder Ruheraum mit großen Fenstern und Blick auf die Bucht von Neapel. Weiter ging es in einen Umkleideraum (apodyterium), der auch als Kaltbaderaum (frigidarium) diente und eine große Kaltwasserwanne besaß. Im Westen schloss das Laubad (tepidarium) an, dessen Wände mit Kriegern und Amoretten aus Stuck geschmückt waren. Von dort gelangte man rechts in ein Warmbad (caldarium) mit Warmwasserbecken und einer Apsis mit einem Labrum und links in ein weiteres Caldarium mit großem Schwimmbecken, das über eine Vorrichtung im Boden, ähnlich einem Samowar, beheizt wurde. In einem runden Raum gab es ein kleines Dampfbad (laconium).

In den Sakralbezirk (area sacra) gelangte man an der Westseite der Balbus-Terrasse über einen Durchgang. Auf dem ebenfalls über den Bootshäusern gelegenen Areal lagen neben Lager- und Serviceräumen ein Venustempel und ein Tempel der 4 Gottheiten. Der Venustempel wurde durch das Erdbeben 62 n. Chr. stark beschädigt und sein Wiederaufbau offenbar von Vibidia Saturnina und ihrem Sohn A. Furius Saturninus finanziert. Ein paar Treppenstufen führen zum Pronaos und der heute rekonstruierten Cella. Auch der Tempel der 4 Gottheiten, der den Göttern Vulcanus, Neptun, Merkur und Minerva geweiht war, wurde durch das Erdbeben stark beschädigt und wieder aufgebaut. Die Reliefs der 4 Gottheiten, die aus der Zeit von Kaiser Augustus stammen und heute als Repliken wieder an ihren ursprünglichen Stellen an der Cellawand aufgestellt wurden, sind im Original im Archäologischen Museum in Neapel (MANN) zu sehen.

Lage: Terrazza di M. Nonio Balbo/Terme Suburbane/Area Sacra, Suburba, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Telephos-Reliefs

Das Haus des Telephos-Reliefs gehörte einem der wichtigsten Männer der Stadt, der sich hier ein riesiges Anwesen mit Panoramablick auf den Hafen und eigenem Zugang zu den angrenzenden Vorstadtthermen errichtet hatte.

Mit einer Fläche von mindestens 1800 Quadratmetern ist das Haus des Telephos-Reliefs das zweitgrößte Anwesen von Herculaneum und bildete ursprünglich mit dem benachbarten Haus der Edelsteine einen Komplex, der fast die gesamte Insula umfasste. Es wurde in der Regierungszeit von Kaiser Augustus zwischen 27 v. Chr. und 14 n. Chr. erbaut und gehörte vermutlich dem Prokonsul Marcus Nonius Balbus, der der Stadt auch die angrenzenden Vorstadtthermen (thermae suburbanae) gestiftet hatte.

Das 3stöckige Haus am Cardo V besaß einen unregelmäßigen Grundriss und war auf mehreren Ebenen angelegt. An der Nordseite lagen Gewerberäume, ein kleiner Garten und der Stallbereich, der einen eigenen Eingang besaß, breit genug für Karren und Lasttiere. Vom südlich davon gelegenen Haupteingang betrat man den Wohnbereich, der sich um ein Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium) gruppierte. Die Wände waren mit roten und gelben Fresken dekoriert und auf beiden Seiten trugen rot gestrichene Säulen das Dach. Dazwischen hingen Marmorscheiben (oscilla), die mit dionysischen Motiven geschmückt waren und im Wild hin- und herschwangen, um böse Geister abzuhalten.

Das Telephos-Relief, das dem Haus seinen heutigen Namen gab, wurde in einem Wohnraum des Hauses gefunden. Eine Kopie des aus dem 1. Jahrhundert nach Chr. stammenden und nach einem griechischen Original gefertigten Marmorreliefs schmückt heute die Wand des Atriums. Es stellt auf der linken Seite den trojanischen Helden Achilles vor dem Orakel von Delphi dar und auf der anderen Seite seine Begegnung mit Telephos, der als Sohn des Herkules (des legendären Gründers von Herculaneum) für die Stadt eine besondere Bedeutung hatte.

Der gegenüber dem Eingang gelegene Empfangsraum (tablinum) war mit einem schwarz-weißem Mosaikboden und gelb-roten Wandputz dekoriert. Ein Fenster gab den Blick auf den dahinter auf einer tiefergelegenen Ebene liegenden großen Peristylgarten frei. Dieser war auf allen vier Seiten von einer Säulenhalle umgeben und besaß im Zentrum ein rechteckiges Becken (piscina). Zur Meeresseite hin lagen drei reich verzierte Räume und über einen Durchgang an der Südecke des Peristyls gelangte man direkt in die Vorstadtthermen und zu einem ursprünglich vierstöckigen weiteren Gebäudeteil. Von diesem turmartigen Bau mit seiner noch gut erhalten Fassade und Räumen, die mit mehrfarbigen Marmorböden und -wänden reich ausgestattet waren, hatte man sicher einen spektakulären Blick zum Meer.

Lage: Casa del Rilievo di Telefo, Insula Orientalis I.2-3, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Palästra von Herculaneum

Der größte Teil der Palästra von Herculaneum liegt noch immer unter der dahinter hoch aufragenden vulkanischen Ascheschicht begraben. Dennoch kann man sich heute die einstige Größe und Wirkung des für Ringkämpfe und sportliche Veranstaltungen genutzten öffentlichen Platzes noch gut vorstellen.

Der gesamte Palästra-Komplex, der bisher nur teilweise ausgegraben ist, nahm mit einer Fläche von etwa 75 x 100 Metern fast die gesamte Insula Orientalis II ein, wobei allein der offene Bereich etwa 75 x 48 Meter groß war. Es handelte sich hier um einen öffentlichen Platz, der der Körperertüchtigung, aber auch der geistigen Erziehung diente und während der Regierungszeit von Kaiser Augustus errichtet wurde.

Man konnte in die Palästra über zwei Eingänge gelangen: Der Haupteingang, der mit zwei Säulen flankiert war, lag am Cardo V und führte über einen großen viereckigen Vorhof (der zunächst fälschlicherweise als Tempel der Mater Deum gedeutet wurde) zur Westecke der Palästra. Den zweiten Eingang an der Nordecke erreichte man über einen am Decumanus Maximus gelegenen öffentlichen Hallenraum (aula) und einen kurzen Durchgang.

Im Zentrum des Platzes – heute noch unter den Lavamassen begraben – lag ein gut 1 Meter tiefes, kreuzförmiges Wasserbecken, in dem man möglicherweise schwimmen konnte. Auf dem Brunnen in der Mitte befand sich die Bronzestatue einer sogenannten „Lernäischen Hydra“, eine sich um die Äste eines Baumes windende Schlange, aus deren 5 Köpfen das Wasser sprudelte. Eine Kopie dieser Statue kann man zusammen mit den Resten eines Mosaikbodens an der ursprünglichen Stelle (über einen kurzen in das vulkanische Material gehauenen Tunnel erreichbar) bewundern, das Original steht heute im Antiquarium.

Der Platz war auf 3 Seiten mit einem Portikus umgeben, während die vierte Seite im Nordosten aus einer zweigeschossigen überdachten Säulenhalle (cryptoporticus) bestand, vor dem ein weiteres Wasserbecken – vielleicht ein Fischbecken – lag. In der Mitte der nördlichen Längsseite befand sich ein Raum mit Apsis und einem Marmortischchen, der für religiöse Zeremonien oder zur Präsentation von Preisen genutzt wurde. Die Wände der Portiken waren mit Fresken dekoriert, die im 18. Jahrhundert entfernt wurden und daher heute nicht mehr vor Ort zu sehen sind. Einige davon sind jedoch in Neapel im Archäologischen Museum (MANN) zu bewundern.

Die etwa 30 Meter hohe Wand, die sich über dem bisher noch nicht freigelegten Bereich der Palästra auftürmt, verdeutlicht eindrucksvoll, wie die vulkanische Ascheschicht des Vesuvausbruchs das Gelände bis auf das heutige Straßenniveau aufgeschüttet hat.

Lage: Palestra, Insula Orientalis II.4, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Bäckerei des Sextus Patulcius Felix

Die Bäckerei des Sextus Patulcius Felix ist die größere der beiden bisher in Herculaneum gefundenen Bäckereien. Hier findet man noch die Reste der Mahlsteine und einen noch fast komplett erhaltenen Backofen.

In diesem Bereich des Cardo V lagen vor allem Läden und Werkstätten, aber auch die beiden einzigen bisher in Herculaneum ausgegrabenen Bäckereien (pistinum). Die größere dieser beiden Betriebe gehörte dem Sextus Patulcius Felix, wie ein im Obergeschoss aufgefundener Siegelring belegt.

Im Hauptraum der Bäckerei stehen noch die Reste von zwei Getreidemühlen (mola asinaria), die vermutlich von Maultieren oder Eseln, eventuell aber auch von Sklaven betrieben wurden. Sie waren typisch für die Gegend um Pompeji und bestanden aus einem kegelförmigen Bodenstein (meta), auf dem ein mit einer Hebelstange ausgestatteter und wie eine Sanduhr geformter Einfülltrichter (catullus) saß. Dieser wurde mithilfe der Stangen im Kreis gedreht und vermahlte dabei das oben eingefüllte Getreide zu Mehl. Bei den Ausgrabungen fand man hier noch zahlreiche karbonisierte Getreidekörner. Der hintere Bereich des Mühlenraums diente vermutlich als Stall für die Tiere.

Die Backstube befand sich im links vom Eingang gelegenen Gebäudeteil. Hier stand ein gemauerter Backofen, der heute noch sehr gut erhalten ist. Dahinter gab es eine Stube, in der vermutlich der Teig geknetet wurde. Hier wurden auch 25 Rundbleche aus Bronze gefunden, auf die die fertig geformten Brotfladen (placenta) gelegt wurden, um anschließend gebacken zu werden. Am Eingang zu diesem Raum, aber auch auf dem Ofen und in der Teigstube waren mehrere Phalli angebracht, die dafür sorgen sollen, dass die Backerzeugnisse nicht durch Hexerei verdorben werden konnten.

Da man in der Bäckerei keine Ladentheke gefunden hatte und auch der Platz begrenzt war, geht man davon aus, dass das Brot hier nur gebacken wurde, vermutlich aber in einem eigenen Laden verkauft wurde. Für die Bäckerfamilie jedoch gab es im oberen Teil des Hauses eine Wohnung.

Der links der Bäckerei gelegene Weinladen (taberna vinaria) könnte laut einer Aufschrift auf einer hier gefundenen Weinamphore dem M. Livius Alcimus gehört haben.  Hier sind noch die karbonisierten Reste des Gestells zu sehen, auf dem die Amphoren gelagert wurden. In einer muschelförmigen Nische auf der linken Seite befand sich ein mit Stuck verziertes Lararium, über dem Fresken von Bacchus, Merkur und Herkules angebracht waren.

Lage: Pistrinum di Sextus Patulcius Felix, Insula Orientalis II.8, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Tavernenviertel am Cardo V

Die Kreuzung von Cardo V und Decumanus Inferiore war wohl das Tavernenviertel von Herculaneum, denn es gab hier mit der Großen Taverne, der Vasaria-Taverne und der Priapus-Taverne gleich 3 Läden, in denen man Essen und Getränke erhalten konnte.

Die Bewohner römischer Städte nahmen ihr Mittagessen meistens außer Haus ein, da sie in ihren Wohnungen oft keine Kochmöglichkeiten hatten. Daher gab es in den Städten eine große Anzahl an Weinschänken (taberna vinaria), Garküchen (thermopolium), Gastwirtschaften (caupona) und Imbisslokalen (popina), in denen man sich für wenig Geld verpflegen konnte.

In den Lokalen bekam man neben Wein meist schlichte Speisen, wie z.B. Eintöpfe mit Gemüse und Hülsenfrüchten, einfache Fleischgerichte, Würste oder Schinken und Gemüsegerichte, aber auch kalte Speisen wie z.B. Käsecreme (moretum), Oliven, eingelegtes Gemüse, Feigen, Nüsse und Brot. Als Getränk wurde dazu meist mit Wasser verdünnter Tresterwein (lora), Essigwasser (posca) oder Gewürzwein (vinum conditum) serviert.

Die Lokale waren üblicherweise zur Straße hin offen und besaßen einen gemauerten Tresen mit darin eingelassenen großen Tongefäßen (dolia), die die angebotenen Waren enthielten. Die warmen Gerichte wurden auf einer danebengelegenen gemauerten Herdstelle zubereitet. Stammgäste konnten an einfachen Tischen im hinteren Bereich des Lokals Platz nehmen, vor manchen Lokalen gab es auch gemauerte Bänke, die meisten Besucher aßen ihr Essen aber im Stehen oder nahmen es einfach für unterwegs mit.

Die Große Taverne war sowohl zum Decumanus Inferiore als auch zum Cardo V hin offen und gehörte sicher dem Hauseigentümer, denn sie besaß im hinteren Teil einen direkten Zugang zum Wohnhaus. In den u-förmigen, mit Marmor verkleideten Tresen waren 8 Tongefäße (dolia) eingelassen, auf einem treppenförmigen Regal war Platz für Serviergefäße und Becher. Unter dem Graffito eines Schiffs in einem der Hinterzimmer befindet sich ein frauenfeindlicher griechischer Sinnspruch, der übersetzt lautet: Diogenes, der Zyniker, erblickte eine Frau, die von einem Fluss weggerissen wurde, und rief: „Lass ein Unheil von einem anderen beseitigt werden“.

An der Außenseite des gleichen Wohnhauses, aber ohne direkten Zugang zu diesem, lag die Vasaria-Taverne. Sie bestand aus einem einzigen Raum und war wohl eher eine Weinhandlung oder ein Verkaufsladen für Amphoren (taberna vasaria). Auf einem auf halber Höhe eingezogenen hölzernen Zwischenboden (pergola) befand sich ein Wohnraum. An den seitlichen Wänden waren Regale eingelassen und an der Rückwand lagen hinter einer Trennwand eine Latrine und ein Lagerraum.

Die am Cardo V gelegene Priapus-Taverne verdankt ihren Namen einem Fresko mit dem Fruchtbarkeitsgott Priapus, das hinter dem Tresen angebracht war und den bösen Blick abwehren sollte. In einem halb in den Boden eingegrabenen Tongefäß im Verkaufsraum wurden bei den Ausgrabungen noch Walnüsse gefunden und neben dem Tresen gab es eine kleine in den Boden eingelassene Vorratsgrube. Auf den Sitzbänken des kleinen Hinterzimmers konnte man seine Speisen verzehren. Ein Durchgang verband das Lokal mit dem Wohnhaus des Besitzers.

Weitere Tavernen findet man beispielsweise auch am Decumanus Maximus neben dem Sitz der Augustalen und an der Ecke Decumanus Maximus/Cardo IV.

Lage: Grande Taberna, Taberna Vasaria & Taberna di Priapo, Insula IV.14-17, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus der Hirsche

Ein Stempel in einem verkohlten Brotlaib, der bei den Ausgrabungen im Haus der Hirsche gefunden wurde, gibt Aufschluss über den möglichen Besitzer dieses ausgesprochen luxuriös eingerichteten Hauses, das in bester Lage direkt am Meer lag.

Das Haus der Hirsche, das bisher größte in Herculaneum ausgegrabene Privathaus, nimmt mit knapp 1200 Quadratmetern Fläche ein gutes Viertel der Insula IV ein. Es wurde während der Regierung von Kaiser Claudius oder von Kaiser Nero Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut, d.h. nur wenige Jahrzehnte vor dem Vesuvausbruch, und besaß mehr als 15 Räume, die größtenteils mit exquisiten Mosaikböden und aufwendigen Wandmalereien geschmückt waren.

Der Besitzer gehörte wohl dem Stadtrat an und muss ein sehr reicher Mann gewesen sein. Wir kennen sogar seinen Namen: Quintus Granius Verus, denn ein hier gefundener, karbonisierter Brotlaib war mit „Eigentum des Celer, Sklave des Q. Granius Verus“ gestempelt. Celer war wohl der erst kürzlich freigelassene Koch des Hausherrn, der sich voller Stolz auf dem Brotlaib verewigt hatte.

Vom Eingang am Cardo V. gelangte man über einen Korridor in das überdachte Atrium, von dem eine Treppe zu einer Galerie im Obergeschoss und zu den Gesinderäumen führte. Über einen langen Korridor erreichte man die restlichen Räume des Hauses, die sich um den großen, opulent bemalten Speisesaal (triclinium) im Zentrum gruppierten und aus einem Empfangsraum (tablinum), einer Küche, Lagerräumen, einem kleinen Privatbad und mehreren Schlafräumen (cubiculum) bestanden.

Mehrere Durchgänge öffneten sich vom Wohnbereich in den südlich gelegenen zentralen Garten. Der mittlere Durchgang am Triklinium war dabei mit einem großen Portal versehen, auf dessen Giebel ein Mosaik den Meeresgott Oceanus und auf Seepferchen reitende Amoretten darstellte.

Der riesige Peristylgarten, der zu den schönsten in Herculaneum gehört, war auf allen 4 Seiten mit einem überdachten Portikus (cryptoporticus) umgeben, der einen mit schwarz-weißen belegten Mosaikboden besaß. Fenster erlaubten den Blick in den Garten und die Wände waren mit 60 kleinen und außergewöhnlich detailreich gestalteten Tafeln dekoriert, auf denen Szenen mit Amoretten oder Stilleben dargestellt waren. Die meisten wurden jedoch im 18. Jahrhundert entfernt und man findet heute viele davon im Nationalmuseum in Neapel (MANN).

An der Südseite des Gartens, gegenüber dem Triklinium, lag ein von zwei kleinen Räumen flankiertes Sommertriklinium (oecus cyzicenus), ein großer Raum mit bis zum Boden reichenden Fenstern, die den Gästen einen herrlichen Blick auf den Garten ermöglichten, aber auch auf die zum Meer hin gelegene Panoramaterrasse mit überdachtem Pavillon und zwei kleineren Ruheräumen (diaeta). Einige der exquisiten Marmorskulpturen, darunter eine Jagdszene mit Hirschen und Hunden, denen das Haus seinen Namen verdankt, wurden im Garten als Kopie wieder aufgestellt. Auch einen runden Marmortisch mit Beinen in Form von Raubkatzen, einen Satyr mit Weinschlauch und einen Herkules, beide offensichtlich im stark angetrunkenen Zustand, kann man heute im Garten bewundern.

Lage: Casa dei Cervi, Insula IV.21, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Mosaik-Atriums

Dieses großzügige Haus scheint einem reichen Bürger gehört zu haben, denn es besaß große, mit Fresken und Mosaiken prächtig ausgestattete Räume, einen einzigartigen dreischiffigen Empfangsraum, einen von einem Säulengang umgebenen Garten mit geradezu üppigen Maßen und eine Loggia mit Blick aufs Meer.

Da Haus des Mosaik-Atriums nimmt mit einer Fläche von ca. 1150 Quadratmetern etwa ein Viertel der direkt am Meer gelegenen Insula IV ein. Der Eingang liegt am Cardo IV und führt über einen mit Fresken bemalten Korridor in ein großes Atrium mit kleinem Marmorbecken (impluvium). Die Böden des Korridors und des Atriums sind mit einem besonders schönen und fast komplett erhaltenen schwarz-weißen Mosaik mit geometrischen Motiven und Schachbrettmuster belegt, denen das Haus seinen heutigen Namen verdankt. Die starken Verwerfungen im Boden stammen entweder vom Erdbeben 62 n. Chr. oder sind auch erst durch die Lavamassen des Vesuvausbruchs entstanden.

Rechts neben dem Eingangskorridor liegt eine Küche, die sowohl über den Korridor als auch über das Atrium erreichbar ist. Ein weiterer Wirtschaftsraum mit Treppe ins Obergeschoss schließt sich links ans Atrium an.

Gegenüber dem Eingang befindet sich ein sehr interessanter Raum. Dieser war wohl zunächst ein Empfangsraum (tablinum) und wurde später in einen prächtigen und für die Gegend untypischen Repräsentationsraum im ägyptischen Stil (oecus aegyptius) umgewandelt. Er ist – ähnlich einer Basilika – in drei Schiffe unterteilt, wobei die beiden Seitenschiffe durch eckige Säulen abgeteilt wurden. Das sich über zwei Stockwerke erstreckende Mittelschiff besitzt im Obergeschoss mehrere Obergadenfenster, die den Raum beleuchten. Die Bemalung der hinteren Wand wirkt fast wie eine Fortführung der Säulenoptik der Seitenschiffe.

Rechts vom Atrium öffnen sich eine Tür und ein Panoramafenster zum großen Peristylgarten. Dieser besaß einen Portikus mit großen Fensteröffnungen, die den Blick auf einen Garten mit Wasserbecken und Springbrunnen lenkten. Über diesen Portikus, und nicht wie sonst üblich vom Atrium aus, gelangte man in die restlichen Räume. An der Längsseite lagen mehrere Schlafzimmer (cubicula) mit roten Wänden. In deren Mitte befindet sich eine zentrale Exedra mit gut erhaltenen blau-roten mythologischen Szenen (z.B. „Bestrafung der Dirke“, „Actaeon überrascht Diana im Bad“), kleinen Medaillons mit Götterbildnissen und einem farbigen Boden mit Marmorintarsien.

Im südlichen Teil des Peristyls kann man rechts eine noch als Abdruck in der Wand erkennbare Treppe ins Obergeschoss erkennen. Darunter befand sich die Latrine und eine Tür, die zum Nebeneingang (posticum) des Hauses führte. Weitere Durchgänge führten in einen Korridor und zu den eigentlichen Wohnräumen. Durch den mittleren Portikus gelangte man in den großen Speisesaal (triclinium) und weiter zu einer großen Terrasse mit zwei Ruheräumen und herrlichem Blick auf das Meer.

In dieser Villa wurden bei den Ausgrabungen neben mehreren karbonisierten Möbeln auch Reste hölzerner Fensterrahmen und Haushaltsgegenstände gefunden.

Lage: Casa dell’Atrio a Mosaico, Insula IV.1-2, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Alkovens

Das Haus des Alkovens besteht aus einer fast verwirrend großen Anzahl von Räumen, Höfen und Korridoren, die erst später zu einem neuen Wohnhaus verbunden wurden. Dadurch besitzt das Haus gleich mehrere Speisezimmer und auch mehrere Höfe, über die man die Räume erreichen kann.

Das Haus, das am Cardo IV liegt, bestand ursprünglich aus 2 einzelnen Gebäuden, die später zu einem größeren Komplex zusammengefügt wurden, indem man einen Durchgang zwischen den beiden Vorhöfen schuf.

Es gibt 2 direkt nebeneinanderliegende Hauseingänge, von denen einer direkt über eine Treppe ins Obergeschoss führt. Über den anderen Eingang erreicht man durch einen Korridor, von dem zu beiden Seiten 2 kleine Wirtschaftsräume abgehen, den Vorhof des ersten Gebäudeteils. Diese ist durch dekorative Säulen zweigeteilt und besitzt mit roten architektonischen Fresken bemalte Wände. An den Seiten des Hofes befand sich neben einem Schlafraum (cubiculum) auch eine Küche mit Latrine.

Geradeaus schließt ein weiterer überdachter Hof an, in dem man noch Reste eines eckigen Wasserbeckens sehen kann. Hier liegen die Eingänge zu einem Schlafzimmer (cubiculum) und zu einem Wohnzimmer (oecus), das mit Fresken auf blauem Grund bemalt ist. An einer Wand erkennt man dabei auf einem Tableau die kretische Königstochter Ariadne, die der Held Theseus der Legende nach auf der Insel Naxos zurückgelassenen hatte. Ein Durchfang führt zu den weiteren Räumen und einem großen Speisesaal (triclinium) im hinteren Bereich des Hauses.

Auf der rechten Seite des ersten Vorhofes führen zwei Stufen in den Vorhof des benachbarten Gebäudeteils hinunter. Hier erreicht man 2 Räume, ein kleinerer Speiseraum (biclinum) mit Resten der 2 Holzliegen und ein weiterer Raum, in dem noch ein Marmortisch vorhanden ist. Beide Räume waren mit schönen Fresken mit Architekturmotiven auf rotem Grund versehen und besaßen kleine, vergitterte Fenster.

An den Hof schloss sich ein zusätzlicher großer Speisesaal (triclinium) mit Resten eines mehrfarbigen Bodens mit Marmorintarsien (opus sectile) an. Ein langer Gang mit hübschem schwarz-weißem Mosaikboden führt weiter zu den hinteren Räumen, von denen einer einen halbkreisförmigen Alkoven mit Fenster besitzt, der dem Haus seinen Namen gab. Die Räume in diesem Teil des Hauses sind mit roten Architekturansichten auf weißem Grund dekoriert.

Lage: Casa dell’Alcova, Insula IV.4, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Craticium-Haus & Haus der Bronzeherme

Das Craticium-Haus und das Haus der Bronzeherme liegen nebeneinander am Cardo IV und gehören zu den kleineren Anwesen dieser Insula. Sie sind aber auch typische Beispiele eines Wohnhauses in Herculaneum.

Das Craticium-Haus erhielt seinen Namen von der hier angewandten Bauweise. Denn bei diesem Haus wurden nur die tragenden Wände aus Ziegeln und Steinblocken gemauert, der Rest bestand aus Fachwerk (opus craticium), d.h. aus einer mit einer Mischung aus Schutt und Beton aufgefüllten und zusätzlich verputzten hölzernen Rahmenkonstruktion. Dies ermöglichte niedrigere Baukosten und war durch die dünneren Wände auch sehr platzsparend. Allerdings äußerte sich der römische Baumeister Vitruv über diese Technik kritisch und bezeichnete sie als leicht brennbar und auch nicht sonderlich langlebig. Dennoch gab es gerade in Herculaneum mehrere Häuser in dieser Bauweise.

Das ursprünglich als Atriumhaus errichtete Gebäude wurde später in ein Mietwohnhaus mit 3 bis 4 Appartements aufgeteilt und besaß 3 Eingänge. Der mittlere Eingang führte in die untere Wohnung mit mehreren um den zentralen Innenhof herumgruppierten Räumen. Diese erstreckten sich bis zum hinteren Teil des Hauses, wo es eine Treppe zu einer weiteren Wohnung im Obergeschoss gab. Der linke Eingang gehörte zu einem mit der Erdgeschosswohnung verbundenen Laden mit Hinterzimmer. Über eine Treppe an der rechten Hausseite gelangte man zur Wohnung im ersten Stock, zu der auch der von gemauerten Säulen getragene Balkon zur Straße gehörte.

Bei den Ausgrabungen fand man hier einige interessante Gegenstände, unter anderem eine hölzerne Seilwinde, mit der das Wasser aus der unterirdischen Zisterne des Impluviums geschöpft werden konnte. Außerdem fand man Reste von Mobiliar, unter anderem zwei Betten und einen Schrank, in dem sich mehrere Götterstatuetten aus Bronze, Gewichte und Glasgegenstände befanden.

Das Haus der Bronzeherme war ein kleines, längliches Wohnhaus im für die Gegend typischen tuskanischen Baustil, dessen Räume sich um ein großes Atrium gruppierten. Zu beiden Seiten des Eingangskorridors lagen 2 kleine Schlafzimmer (cubiculum), in die man über das Atrium gelangte. Hier gab es ein zentrales Wasserbecken (impluvium), in dem über die Öffnung im Dach (compluvium) fallende Regenwasser aufgefangen wurde. Der Boden im Atrium bestand aus Terrakottaschutt (opus signinium) und die Wände waren mit roten und schwarzen Paneelen dekoriert.

Das Empfangszimmer (tablinum), das dem Eingang gegenüber lag und ähnlich wie das Atrium dekoriert war, besaß eine gewölbte Decke und ein Fenster zum dahinterliegenden und mit Gartenszenen ausgemalten Lichthof. Auf der linken Seite führt ein Korridor in ein Speisezimmer (triclinium) mit hellblauen Resten einer maritimen Landschaft an einer Wand. Auch der Korridor war beidseits mit Landschaftsszenen bemalt, von denen eine mit Heiligtum und Bäumen noch vor Ort zu sehen ist (die andere befindet sich im MANN in Neapel). Auf der rechten Seite lag ein Raum mit Brunnenbecken und einer Treppe zu den Wohnräumen der Familie im oberen Stockwerk.

Der auf einer viereckigen Pfeilerbasis angebrachte bronzene Porträtkopf (Herme), dessen Replik heute vor dem Tablinum steht, wurde bei den Ausgrabungen im Obergeschoss des Hauses gefunden. Sie stellt vermutlich den Hausherren dar und gab dem Haus seinen Namen.

Lage: Casa a Graticcio e Casa dell’Erma di Bronzo, Insula III.13-16, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus mit Holztrennwand & Laden des Lanarius

Beim Haus mit Holztrennwand war der öffentliche vom privaten Bereich mit einer faltbaren Holztrennwand abgeteilt, die durch den Vesuvausbruch karbonisiert wurde. Im Laden eines Tuchhändlers in den Seitenräumen des Anwesens ist eine ebenfalls karbonisierte Holzspindelpresse zu bewundern.

Das Haus an der Kreuzung von Decumanus Inferiore und Cardo IV wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. umgebaut. Es ist bis zum 3. Stockwerk erhalten und besitzt eine noch fast intakte Fassade, an der im 3. Stock ein Balkon angebracht war. Das Eingangsportal, das zu beiden Seiten gemauerte Sitzbänke besaß, schließt oben mit einem schönen Gesims ab.

Beim Blick durch den Eingangskorridor ins Atrium fällt das noch gut erhaltene Wasserbecken (impluvium) mit der zentralen Brunnensäule auf. Davor steht ein eleganter Marmortisch (cartibulum) mit Löwenkopfverzierungen, auf dem der Hausherr wertvolle Objekte ausstellen konnte. Der Boden des Atriums und des Impluviums bestehen aus rotem Terrazzo (opus signinum) mit weißen Mosaikintarsien, die Wände sind mit farbigen Paneelen und architektonischen Motiven bemalt.

Eine noch gut erhaltene Holztrennwand, die noch immer an ihrer ursprünglichen Stelle steht, trennt das Atrium vom dahinterliegenden Empfangsraum (tablinum) ab. Auch die Messinggriffe und die Halterungen für Öllampen an der Trennwand sind noch gut erhalten. Die Wände des Tablinums waren ebenfalls reich bemalt und der Boden mit einem hübschen Mosaik mit schwarzem Schmuckrand ausgelegt.

Direkt neben dem Eingangskorridor und auf der linken Seite des Atriums liegen kleine Wohnräume und Schlafzimmer (cubiculum). In einem davon sind die Überreste eines dort gefundenen Bettes zu sehen. Auf der rechten Seite führte ein Durchgang mit Stufen zu mehreren Werkstätten am Decumanus Inferiore.

Am Ende des Atriums schließt auf der linken Seite ein großes Speisezimmer (oecus) an, dessen Wände mit schwarzen Paneelen auf hellrotem Grund und einem darüberliegenden Fries mit Architekturmotiven geschmückt ist. Der anthrazitfarbene Boden ist mit weißen Steinchen verziert.

Sowohl vom Empfangszimmer als auch vom Speisezimmer gibt es einen Durchgang zum dahinterliegenden Peristyl, das an 3 Seiten von Säulen umgeben war, die einen Garten umschlossen. Das Peristyl bot Zugang zu mehreren Schlafzimmern, Privaträumen und einem Speiseraum (triclinium), während sich im hinteren Teil des Hauses Werkstätten, Läden und der Hintereingang des Hauses befanden, der zum Cardo III führte.

In einem dieser Läden hatte ein Tuchhändler (lanarius) seine Werkstatt. Hier sind die karbonisierten und bisher einzigen erhaltenen Reste einer Holzspindelpresse (torcular oder pressorium) zu sehen, die zum Plätten von Stoffen verwendet wurde. Über dem Laden lagen die beiden Wohräume des Händlers, die er über eine Holztreppe im hinteren Teil des Ladens erreichen konnte.

Lage: Casa del Tramezzo di Legno & Bottega del Lanarius, Insula III.10-11, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Samnitisches Haus

Das Samnitische Haus war ursprünglich deutlich größer als es sich heute präsentiert. Es wurde in späteren Jahren, vielleicht aus Kostengründen, in mehrere Gebäudeteile aufgeteilt, sodass das Atrium im Vergleich zu den restlichen Räumen heute sehr groß und überdimensioniert erscheint.

Das aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammende Haus an der Kreuzung zwischen Decumanus Inferiore und Cardo IV ist das bisher älteste Gebäude, das in Herculaneum ausgegraben wurde. Es war ursprünglich deutlich größer und nahm wohl den gesamten südwestlichen Teil der Insula ein. Es wurde im 1. Jahrhundert n. Chr., möglicherweise nach dem Erdbeben 62 n. Chr., in mehrere Einzelanwesen aufgeteilt und deutlich verkleinert.

Der Eingangskorridor hinter dem imposanten Portal führt direkt in das große Atrium, von dem auch das Obergeschoss noch gut erhalten ist. Es wurde im griechischen Stil erbaut und mit Landschaften und Architekturmotiven bemalt. Der Fußboden besteht aus Terrazzo (opus signinum) mit eingelegten kleinen Mosaiksteinchen und in der Mitte des Raumes befindet sich ein Marmorwasserbecken (impluvium). Das Obergeschoss des Atriums besitzt ein großes offenes Oberlicht (compluvium) mit hundeköpfigen Terrakotta-Wasserspeiern und ist rundum mit einer (Schein-)Loggia aus ionischen Säulen geschmückt, das nur an der Gebäuderückseite offen ist. Die anderen Seiten wurden wohl im Zuge der Abtrennung von den restlichen Gebäudeteilen zugemauert.

Rechts vom Eingang liegt ein kleines Schlafzimmer (cubiculum) mit grünen Fresken mit Architekturmotiven und einer Darstellung der „Entführung der Europa“, während links ein größeres Wohnzimmer (oecus) liegt, dessen Dekoration weitgehend verlorengegangen ist. Daneben befindet sich ein weiteres Schlafzimmer und ein Raum mit einer Treppe, die zu den Dienstbotenbereichen und ins Obergeschoss führte.

Im hinteren Bereich des Hauses liegt links ein weiteres Wohnzimmer mit blauen Paneelen im mittleren Bereich und einer Bemalung mit Architekturmotiven auf weißem Grund im oberen Bereich. Ein Fenster öffnete sich zum angrenzenden großen Empfangsraum (tablinum), in dem der Hausherr seine Klienten empfing. Der Boden ist hier mit einem schönen schwarz-weißen Muster in Rosettenform geschmückt, die Wände waren mit Motiven auf rotem Grund bemalt.

Über einen separaten Eingang, der sich links neben dem Eingangsportal befindet, erreichte man das Obergeschoss des Hauses, das vermutlich vermietet wurde und deutlich weniger üppig dekoriert war als das Untergeschoss.

Lage: Casa Sannitica, Insula V.1, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Neptun- und Amphitrite-Haus

Das Haus ist sicher eines der schönsten Gebäude von Herculaneum. Das bunte Neptun-Amphitrite-Mosaik und das Nymphäum im Sommertriklinum gehören zu den imposantesten Kunstwerken der Ausgrabung. Auch die dem Haus angeschlossene Imbissbude sollte man gesehen haben, denn ihre Einrichtung ist noch fast vollständig erhalten.

Das Haus, das vermutlich einem reichen Kaufmann gehörte und aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt, war mit schönen Marmorreliefs, Mosaiken und Bronzestatuen aufwendig dekoriert. Der Besitzer dieses Hauses besaß vermutlich auch die neben dem Eingang eingerichtete Imbissbude.

Das Gebäude hatte einen für die damalige Zeit typischen Grundriss: Vom Haupteingang am Cardo IV führte ein Korridor (fauces) in ein großes Atrium mit einem marmorverkleideten Wasserbecken (impluvium), das Zugang zu den verschiedenen Räumen bot. Direkt am Eingang lag die Küche mit Latrine, auf der rechten Seite befanden sich 2 Räume und der hintere Zugang zum Ladengeschäft. Außerdem gab es hier einen Hausaltar (lararium), von dem 2 der bemalten Marmorplatten gefunden wurden. Eine davon trug noch die Unterschrift des Künstlers, Alexander von Athen.

Am hinteren Ende des Atriums schloss sich ein kleines Empfangszimmer (tablinum) an mit einer Fensteröffnung zum Sommertriklinum, das auch als Garten diente. Im hinteren Hausbereich lag ein weiteres, großes Triklinium mit Mosaikboden und Fresken mit architektonischen Motiven, die leider nicht mehr allzu gut erhalten sind. Die privaten Räume des Besitzers befanden sich im Obergeschoss, das über eine Treppe im hinteren Bereich des Ladens erreichbar war.

Das Sommertriklinum ist sicher der imposanteste Raum des gesamten Gebäudes, denn es ist vollständig mit Marmor ausgekleidet, mit atemberaubenden Mosaiken aus Glasguss, Muscheln und Permutteinlagen verziert und besitzt mit Gartenszenen bemalte Wände. Neben dem mit Theatermasken und einem Silenuskopf dekorieren Nymphäum, dessen Mosaike Blumen- und Jagdszenen zeigen, gibt es hier auch ein Mosaik mit Amphitrite und Neptun, das dem Haus seinen Namen gab. Hier sind die Meeresgottheit Amphitrite (lat.: Salacia), eine Tochter des Titanen Okeanos (lat.: Oceanus), zusammen mit ihrem Gemahl Neptun (griech.: Poseidon) abgebildet. Der Meeresgott ist gut an seinem Dreizack und dem wilden Bart erkennbar.

In der Mitte der 3 gemauerten Klinen befindet sich eine mit Efeublättern und Beeren verzierte Säule, auf der vielleicht einst eine Brunnenschale stand. Der Boden war mit weißem Marmor gepflastert.

Der rechts des Eingangs gelegene Laden, ein Schanklokal (caupona), in der man warmes Essen und Wein erhielt, gehörte ebenfalls zum Haus. Die karbonisierten hölzernen Weinregale mit den Aussparungen für die Amphoren, die hintere Trennwand und die Balustrade des Balkons sind Reste der ursprünglichen Ladenausstattung. In den großen, in die Theke eingelassenen Behältern (doli) wurden sogar noch Reste von Saubohnen und Kichererbsen aus der Antike gefunden.

Lage: Casa e Bottega di Nettuno e Anfitrite, Insula V.6-7, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus mit schönem Hof

Der Innenhof dieses Hauses besitzt eine für die damalige Zeit unübliche Bauweise, denn er wird beherrscht durch eine große Treppe, die Zugang zu den oberen Räumen bietet. Der mit wunderschönen Mosaiken und Stuckornamenten verzierte Hof gab dem Haus seinen heutigen Namen.

Das aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. stammende Haus war ursprünglich Teil des dahinter anschließenden Hauses und wurde später eventuell als Sitz eines Priesterkollegs umgebaut. Der für diese Zeit recht ungewöhnliche Grundriss hatte statt eines Atriums, das sonst üblicherweise den Zugang zu allen Räumen ermöglichte, einen Innenhof mit einer Treppe, die zu den oberen Räumen führte.

Der Eingang liegt am Cardo IV, der dort einen überdachten Portikus besaß. Von hier aus gelangte man direkt in einen großen, länglichen Raum, der als Vorraum diente und mit rot-weißen Fresken mit geometrischen Mustern geschmückt war. An der westlichen Seite schloss sich ein Gang an, der zu mehreren kleinen Zimmern (cubiculae) führte, an der östlichen lag hinter einem niedrigen Türsturz eine kleine Küche.

Geradeaus führte ein Durchgang in den etwas erhöht liegenden Innenhof mit der gemauerten Treppe, die an der hinteren Wandseite hinauf zu den 4 Zimmern im oberen Stockwerk führte und dort an 2 Wänden eine Brüstung besaß. Hier gab es auch einen Balkon, der auf die Straße blickte. Die Wände und das Treppenhaus waren mit rot-weißen geometrischen Fresken bemalt, im Dach befand sich eine Öffnung. Da es hier kein Wasserbecken (impluvium) gab, das das Regenwasser auffangen konnte, war der Boden leicht geneigt und es gab Abflussöffnungen im Boden.

An den Innenhof schlossen sich auf der einen Seite ein kleiner Wohnraum (oecus) an, auf der anderen lag ein großes Empfangs- oder Speisezimmer (tablinum/triclinium), das mit einem schwarz-weißen Mosaikboden mit geometrischen Mustern ausgelegt und mit Fresken auf rotem und gelbem Grund bemalt war. Die an den Wänden angebrachten Reliefs wurden im Cardo V gefunden und stellen links den Sonnenaufgang (Aurora) und rechts den Sonnenuntergang (Tramonto) jeweils in einem von Pferden gezogenen Wagen dar.

Lage: Casa del Bel Cortile, Insula V.8, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Schwarzen Saals & Cucuma-Laden

Die Lage am Decumanus Maximus, die Größe und die luxuriöse Ausstattung des Wohnhauses deuten auf einen wohlhabenden Besitzer hin. Das Gebäude verdankt seinen heutigen Namen einem Raum, der komplett mit schwarzen Fresken ausgemalt war. In den zum Decumanus Maximus gelegenen Läden gab es neben einer Weinschänke auch eine Schmiedewerkstatt und ein Thermopolium.

Der im südöstlichen Teil des Wohnblocks gelegene Gebäudekomplex nimmt fast ein Viertel der Insula ein. Sein monumentaler Haupteingang liegt am Decumanus Maximus und zeigt noch Reste des hölzernen Türsturzes und eines Balkons. Bei den Ausgrabungen wurden Wachstafeln mit dem Namen des möglichen Besitzers, L. Venidius Ennychus, gefunden. Dieser war laut diesen Aufzeichnungen ein wohlhabender Freigelassener, der sich um ein öffentliches Amt bewerben wollte.

Der Eingangskorridor (fauces) öffnet sich zu einem großen Atriumhof mit marmorverkleidetem Wasserbecken, an den sich zu beiden Seiten mehrere, schlecht erhaltene Räume anschließen (u.a. eine später eingebaute Küche). Dem Eingang gegenüber liegt der mit gut 7,5 x 5 Metern Größe sehr großzügige Empfangsraum (tablinum) mit Resten von Bemalung. Seitlich davon befinden sich zwei Wohnräume (oecus) und ein Korridor, der zum Peristylgarten und zum hinteren Teil des Hauses führt. Der Garten war an allen 4 Seiten mit einem überdachten Säulengang umgeben, dessen Boden mit einem hübschen geometrischen Mosaik aus schwarzen und weißen Steinchen ausgelegt ist.

Auf der rechten Seite des Peristyls liegt der größte Raum des Hauses, ein Wohnraum (oecus), dem das Haus seinen heutigen Namen verdankt. Er war mit architektonischen Motiven (Säulen, Türen, Vorhänge) bemalt, die große schwarze Tafeln einfassten, auch die Decke besaß ein schwarzes, geometrisches Muster. Ein kleines Fenster an der Westseite gab dem Raum das sicher notwendige Licht. Auch der daneben liegende Schlafraum (cubiculum) mitsamt seinem Vorzimmer besitzt schwarzgründige Fresken, die mit Kandelabern, Vasen und Girlanden umgeben sind.

Im hinteren Teil des Hauses befinden sich weitere Wohn- und Ruheräume (diaeta), deren Wände mit roten Motiven auf weißem Grund bemalt waren. Außerdem gibt es hier einen hübschen kleinen Lichthof mit gemauertem Lararium. Über den Hinterausgang gelangte man auf den Cardo IV, eine Treppe im Vestibül führte in die oberen Stockwerke und es gab hier eine weitere große Küche.

Am Haupteingang am Decumanus Maximus waren in Räumen, die ursprünglich Teil des Wohnhauses waren und später davon abgetrennt wurden, mehrere Läden eingerichtet. Links lag die Werkstatt eines Schmieds (plumbarius), auf der rechten Seite eine Schänke (caupona) und ein weiterer Laden. Rechts schließen ein weiteres Ladengeschäft und ein Thermopolium an, dessen Räume wohl ursprünglich zum (momentan nicht öffentlich zugänglichen) „Haus des tuskanischen Säulengangs“ gehörten und einst Schlafräume waren, was man an den Wandgemälden noch erkennen kann.

Die Caupona besitzt noch gut erhaltene, gemalte Ladenschilder, die im oberen Teil einen bärtigen Mann mit Toga und umkränztem Haupt darstellen, der eine Trankopferschale und einen Stab hält. Die Aufschrift AD SANCVM deutet auf den Gott Semo Sancus hin, auf den man bei Geschäften Eide schwor, der aber auch für die Gastfreundschaft stand. Darunter war der Text AD CVCVMAS zu lesen zusammen mit 4 verschiedenfarbigen Krügen (cucuma) und den Preisen für die jeweilige Weinsorte. Darunter wird in roter Schrift eine Veranstaltung im Nachbarort Nola angekündigt. Erstaunlich ist dabei, dass sich hier auch der Schreiber verewigt hat: SCR(I)PTOR APRILIS A CAPVA.

Priesterkolleg der Augustalen

Der Kultraum im Priesterkolleg der Augustalen war einst mit herrlichen Fresken geschmückt. Einige Reste davon sind noch gut erhalten und zeigen mythologische Szenen aus dem Leben des Halbgottes Herkules.

Der Priesterkolleg der Augustalen, eines Ordens von freigelassenen Männern, die den Kaiserkult vollzogen, befand sich südlich des Forums von Herculaneum. Es wurde in der zweiten Hälfte der Regierungszeit von Kaiser Augustus und noch bereits zu seinen Lebzeiten gegründet.

Die bei Ausgrabungen aufgefundene Widmungsinschrift nennt die Brüder Aulus Lucius Proculus und Aulus Lucius Iulianus als Stifter und erwähnt ein am Tag der Einweihung abgehaltenes Bankett für die Decuriones und die Augustales. Auf einem Graffiti an einer Wand wurde das Gebäude als Curia Augustiana bezeichnet, so dass man es heute eindeutig seiner einstigen Funktion zuordnen kann.

Der Haupteingang, neben dem sich rechts ein Eichamt (pondera) mit Maßen und Gewichten und links ein Versammlungsort oder eine Schola befanden, lag am Decumanus Maximus. Von hier führte ein langer Korridor in den zentralen Raum des Gebäudes. Ein weiterer Nebeneingang lag am Cardo III.

Der quadratische Hauptraum besitzt in der Mitte 4 Säulen, die ein flaches Dach stützten, das über Oberlichter Licht in den Raum hineinließ. Die durch den Vulkanausbruch karbonisierten Originalbalken des Daches sind noch heute gut zu erkennen. Der Boden war mit farbigen Marmorintarsien (opus spicatum) ausgelegt, von denen noch Reste vorhanden sind.

Dem Eingang gegenüber befand sich der Kultraum (sacellum), dessen prachtvolle Fresken neben architektonischen Elementen, wie Fenster und Türen, auch Triumphwagen und Theatermasken zeigen, die heute noch recht gut erhalten sind.

Die Fresken auf der linken Seite zeigen den Halbgott Herkules, der begleitet von seinem göttlichen Vater Jupiter (in Form eines Regenbogens), dessen Gattin Juno und seiner Halbschwester Minerva (erkennbar an ihrem Helm) in den Olymp aufgenommen wird. Auf der rechten Seite ist Herkules (mit Löwenfell) mit dem Flussgott Achelous und der ätolischen Königstochter Deianira dargestellt. Da Achelous die Deianira entführt hatte und gegen ihren Willen heiraten wollte, forderte ihn Herkules zu einem Ringkampf heraus und erhielt als Siegespreis die Hand der schönen Prinzessin.

An der Stirnseite des Sacellums stand auf einem Sockel vermutlich eine Statue oder Büste des Kaisers Augustus, über die ein Lorbeerkranz gemalt war.

Am Nebeneingang rechts vom Sacellum lag ein Raum für einen Pförtner oder Priester, der beim Ausbruch des Vesuvs wohl nicht mehr rechtzeitig fliehen konnte. Dessen Skelett, mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett liegend, ist noch heute in einer Glasvitrine zu sehen.

Lage: Sede degli Augustali, Insula VI.21, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus der zwei Atrien

Die beiden Atrien, die sich in diesem schmalen Haus befinden, besaßen jeweils ein zentrales Wasserbecken und dienten als Lichthof für die Räume des oberen Stockwerks. Bei den Ausgrabungen wurden hier noch gut erhaltene, karbonisierte Holzmöbel gefunden.

Das langgestreckte, schmale Haus, das sich vom Cardo III aus fast bis zum Cardo IV erstreckt, wurde in eine Gebäudelücke neben den Zentralthermen gesetzt und besaß 2 hintereinanderliegende Atrien.

Neben dem Eingang, über dem eine Gorgonenmaske aus Terrakotta den bösen Blick abhalten sollte, lagen 2 kleine Fenster mit noch heute vorhandenem Eisengitter und der Eingang zu einem Ladengeschäft. Durch den Eingangskorridor (fauces) erreichte man zunächst das erste Atrium mit einem eckigen Wasserbecken (impluvium), das von einem von 4 Säulen getragenen Dach (tetratstil) überspannt war.

Vom ersten Atrium aus erreichte man rechts des Eingangs die Küche, in der neben der L-förmigen Kochstelle auch eine Latrine eingebaut war. An der linken Seite des Atriums lag der Hintereingang zum Laden, der später zugemauert worden war. Direkt gegenüber dem Eingang befindet sich ein Empfangsraum (tablinum), dessen Wände mit Vasen und Delphinen auf roten und weißen Feldern bemalt waren und ein kleines Fenster zum danebengelegenen kleinen Wohnraum (diaeta) besaß.

Das zweite, als Gartenhof gestaltete Atrium lag direkt hinter dem Tablium. Es war mit einem weiteren von einer Brüstung umgebenen Wasserbecken ausgestattet und hatte an einer Ecke eine schön dekorierte säulenförmige Brunneneinfassung (puteal). An der rechten Wand waren zwei Nischen eingelassen, die als Hausaltar (lararium) dienten. Der Raum auf der linken Seite des Atriums ist ein kleiner Speiseraum (oecus), der im unteren Bereich mit roten und gelben Paneelen und mythologischen Tieren, im oberen Bereich mit Architekturansichten auf weißem Grund bemalt war.

Im hintersten Bereich des Hauses lag der repräsentative Speisesaal (triclinium), dessen rot bemalte Wände mit kleinen, viereckigen Paneelen geschmückt waren, darunter ein Stilleben mit Birnen und zwei übereinanderliegenden Fischen.

Bei den Ausgrabungen wurden in diesem Haus mehrere karbonisierte Einrichtungsgegenstände aus Holz gefunden, u.a. ein Tisch mit Intarsienplatte und eine Kiste mit Wachstafeln, die wohl der letzten Besitzerin des Hauses, Herennia Tertia, gehörten.

Lage: Casa dei Due Atri, Insula VI.29, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Zentralthermen von Herculaneum (Thermae Centrali)

Die Zentralthermen lagen in der Nähe des Forums und waren in einen Männer- und einen Frauentrakt unterteilt, die jeweils eigene Eingänge besaßen. Von den mit Stuck, Fresken und Fußbodenmosaiken mit maritimen Motiven verzierten Räumen sind vor allem die der Frauenthermen noch gut erhalten.

Die Zentralthermen wurden während der frühen Regierungszeit von Kaiser Augustus (30–10 v. Chr.) erbaut. Die heute noch in Resten sichtbaren Dekorationen stammen aber aus der Zeit von Kaiser Claudius oder Kaiser Nero. Die auf einer Fläche von etwa 2300 Quadratmetern im Reihentypus erbauten Thermen bestanden aus getrennten Bereichen für Männer und für Frauen, wobei die Räume der Frauenthermen insgesamt etwas kleiner als die des Männertrakts waren.

Die Palaestra und die Läden an der Westseite der Thermen wurde bereits zwischen 1860 und 1875 ausgegraben, die restlichen Bereiche wurden erst 1931/32 vollständig freigelegt. Die Frauenthermen sind heute noch etwas besser erhalten als der Männertrakt.

Die Räume gruppierten sich um den zentralen Übungshof (palaestra), der an 3 Seiten von einem Säulenportikus umgeben war. Der der Haupteingang zu den Männerthermen lag am Cardo III, wo sich auch ein Pförtnerraum und die Latrinen befanden, die vom Abwasser des Frigidariums gespült wurden. Der Korridor öffnete sich geradeaus zur Palästra, an deren gegenüberliegenden Seite sich der zweite Eingang zum Cardo IV, ein Massageraum und Läden befanden.

Vom Eingangskorridor aus erreichte man den Umkleideraum (apodyterium), der ein stuckverziertes Tonnengewölbe besaß. Die Ablagefächer, in denen die Kleidung aufbewahrt wurde, sind noch gut erhalten, auch die ringsum laufenden Sitzbänke und das Marmorbecken (labrum) in einer Apsis.

Vom Apodyterium aus ging man auf der linken Seite weiter zum Kaltbad (frigidarium), das aus einem runden Kaltwassertauchbecken mit 4 Sitznischen bestand und von einer mit Meerestieren bemalten Gewölbedecke mit Oberlicht überspannt war.

Die auf der rechten Seite des Apodyteriums gelegene Tür führte zum Laubad (tepidarium), dessen Boden mit einem schwarz-weißen Mosaik ausgelegt war. Es zeigt den Meeresgott Triton, der einen Obstkorb trägt und von Delphinen umgeben ist. Unter dem Boden lagen Hypokausten, die heute teilweise eingesackt sind, an den Wänden gab es ebenfalls Ablagen für Kleider und Badeutensilien.

Das Tepidarium bildete den Übergang zum Heißbad (caldarium) mit einem großen, rechteckigen Heißwasserbecken. In einer muschelförmigen Apsis auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Sockel, auf dem ein Kaltwasserlabrum stand.

Am Cardo IV, wo sich auch der Zugang zu den Servicebereichen, den Heizanlagen (praefurnium) und der Wasserversorgung lag, befand sich der Eingang zu den Frauenthermen. Hier gelangte man über einen Warteraum zunächst ins Apodyterium, das an den Wänden Ablagen für Kleidung und Badeutensilien besaß und dessen Boden mit einem weiteren Tritonmotiv geschmückt ist. Hier hält der Meeresgott jedoch ein Ruder in der Hand und ist mit Delphinen, Tintenfischen und einem Amor dargestellt. Das anschließende Tepidarium besitzt einen Mosaikboden mit Mäandermuster, während es im Caldarium ein rechteckiges Becken und ein Labrum gab. Ein Frigidarium gab es in den Frauenthermen jedoch nicht.

Bei den Ausgrabungen wurden im Apodyterium des Männerbereichs die Skelette eines Mannes und einer Frau gefunden, die vielleicht zum Personal gehörten. Offenbar wurden sie von den Schlammmassen des Vesuvausbruchs begraben, als sie unter dem robusten Gewölbe des Raumes Schutz suchten.

Lage: Terme Centrali, Insula VI.1-10, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Skeletts

Während der ersten Ausgrabungen in Herculaneum ging man noch davon aus, dass die Stadt von den Bewohnern noch rechtzeitig verlassen werden konnte. Das erste in der Stadt gefundene Skelett, das diese These widerlegte, wurde jedoch in den Jahren 1830/31 bei der Freilegung im Obergeschoss dieses Gebäudes entdeckt, was dem „Haus des Skeletts“ seinen heutigen Namen gab.

Das Gebäude besaß einst 2 Stockwerke, von denen heute nur noch das Erdgeschoss erhalten ist. Der untere Teil des Hauses wurde 1927 freigelegt. Dabei fand man heraus, dass dieser Gebäudekomplex wohl ursprünglich aus 3 schmalen Einzelhäusern bestand, die später zu einem größeren Haus zusammengefasst wurden und danach etwa ein Viertel des gesamten Wohnblocks einnahmen.

Der Haupteingang befand sich am Cardo III. Über einen kleinen Gang erreichte man das große überdachte Atrium des mittleren Gebäudeteils, das ohne das sonst übliche Wasserbecken angelegt worden war. An dessen Ende, gegenüber des Haupteingangs, befand sich ein repräsentatives Empfangszimmer (tablinum), in dem der Hausherr seine Klienten empfing.

Links des Eingangs schlossen neben einer kleinen Halle ein weiterer repräsentativer Raum und ein herrlich ausgestatteter Raum mit gemauertem Speisebereich (biclinium) und Nymphäum an. Dieses besaß 2 rechteckige Wasserbecken und eine mit Lavasteinen verkleidete Rückwand mit apsisförmiger Nische. Vom darüberliegenden wunderschönen Fries aus ursprünglich 7 Mosaikfeldern sind noch die 3 äußeren im Original zu sehen. Die mittleren 3 sind, wie auch das Motiv in der Apsis, Rekonstruktionen und können im Original im Archäologischen Museum in Neapel besichtigt werden.

Ein Durchgang führt vom Atrium in den hinteren Bereich des Mittelgebäudes, wo der große Speisesaal (triclinium) lag. Dieser ist mit in Orange und Rot gehaltenen Fresken mit Landschaften und Architekturansichten geschmückt und besitzt mit Marmorintarsien ausgelegte Böden und eine halbrunde Apsis. Über eine Fensteröffnung zum Tablinium erhielt der Raum ausreichend Licht. Im angrenzenden Innenhof befindet sich in einer mit Gartenmotiven bemalten Wand eine Nische mit einem mosaikverzierten Hausaltar (lararium), darüber ist ein Relief mit einem geflügelten Cupido angebracht.

Der rechts des Eingangs gelegene Gebäudeteil besitzt im hinteren Teil mehrere Schlafzimmer (cubiculae), im vorderen Teil lagen wohl eher Wirtschaftsräume und vielleicht auch eine Küche.

Lage: Casa dello Scheletro, Insula III.3, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus der Herberge

Der heute als Haus der Herberge bekannte Gebäudekomplex ist das einzige bisher bekannte Gebäude in Herculaneum, das über eine private Thermenanlage verfügte. Wegen seiner besonders reizvollen Lage mit herrlichem Blick auf das Meer geht man heute davon aus, dass es sich hier wohl eher um ein großzügiges und prächtig ausgestattetes Privathaus handelte.

Das Haus der Herberge stammt aus der Zeit von Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Das Gebäude nimmt etwa 2 Drittel des zwischen dem Cardo III und IV liegenden Wohnblocks (insula) ein und grenzt im Süden direkt an den Strand. Aufgrund seiner Größe (2450 Quadratmeter) und der privaten Badebereiche vermutete man ursprünglich, dass hier eine Herberge lag.

Der Haupteingang zum Haus befand sich am Cardo IV und führte zunächst in ein Atrium, von dem aus zu beiden Seiten ineinander verschachtelte Räume abzweigten. Geradeaus erreichte man das Peristyl, in dem sich ein versunkener Garten befand. Bei den Ausgrabungen fand man hier einen verkohlten Rest eines Birnbaums, daher hat man den Garten auch heute wieder mit Birnbäumen bepflanzt.

Der Westflügel des Peristyls und die angrenzenden Räume waren mit einem schwarz-weißen Fußbodenmosaik geschmückt und die Pfeiler der Säulen reizvoll mit abwechselnd rötlichen und sandfarbenen Steinen gemauert.

Südlich des Peristyls schließen mehrere Räume an, hinter denen eine Panoramaterrasse lag, von der aus man sicher einen herrlichen Meerblick genießen konnte. An der gegenüberliegenden Peristylsite lagen zum Cardo III hin ein Ladengeschäft und am Cardo IV ein ursprünglich separater Gebäudetrakt mit 6 Räumen. Dieser Teil wurde eventuell nach dem Erdbeben 62 n. Chr. in Geschäfte oder Werkstätten umgebaut.

Von der Ostseite des Atriums gelangte man in die privaten Thermen, die zu den ältesten Gebäudeteilen des Hauses gehören. Sie sind die bisher einzigen in Herculaneum aufgefundenen privaten Bäder und waren mit Fresken im späten „zweiten Stil“ bemalt und mit schwarz-weißen Mosaikfußböden geschmückt, die noch teilweise erhalten sind.

Das Bad war im Reihentypus angelegt: vom Umkleideraum (apodyterium) gelangte man in das Laubad (tepidarium) und anschließend ins Heißbad (caldarium), in dem sich ein großes Tauchbecken und in der gegenüberliegenden Apsis ein Waschbecken (labrum) befand. Hier sind das Bodenmosaik mit Delphinen und die Hypokausten noch gut zu erkennen.

Lage: Casa dell’Albergo, Insula III.1, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Argus-Haus

Das Wandgemälde, das diesem Haus seinen Namen gab, stellte den hundertäugigen Riesen Argos dar, der die Nymphe Io bewachte. Es wurde in einem Empfangsraum des Argus-Hauses gefunden, ist aber heute nicht mehr vor Ort zu sehen.

Der ursprüngliche Eingang zu diesem Haus befand sich an der im bisher noch nicht ausgegrabenen Nordteil des Hauses am Cardo II. Heute betritt man das Haus entweder durch einen Nebeneingang (posticum) am Cardo III oder durch einen kleinen Durchgang vom Haus des Aristides.

Im Zentrum des Hauses befindet sich ein großes Peristyl, das auf 3 Seiten von schönen Säulenkolonnaden umgeben ist und einst sicher prächtig ausgesehen haben muss. Der zentrale Raum im Nordosten diente als Speisesaal (triclinium), die danebenliegende Exedra war mit Fresken geschmückt, in denen Tafeln auf rotem Grund mythologische und architektonische Szenen und geometrische Motive zeigen.

Eines der Wandgemälde der Exedra, das diesem Haus seinen heutigen Namen gab, stellte den hundertäugigen Riesen Argos (lat.: Argus) dar, der die Nymphe Io auf Geheiß der Göttermutter Hera bewachte. Io war die Geliebte ihres Gatten Zeus, der so daran gehindert werden sollte, sich seiner Geliebten zu nähern. Leider ist dieses Gemälde inzwischen verlorengegangen.

Über der Exedra ist der 2. Stock noch gut erhalten. Hier fand man bei den Ausgrabungen in einem Raum, der wohl als Speisekammer diente, sogar Reste von Mehl, zum Backen vorbereitete Brotlaibe und Gefäße mit Oliven, Mandeln und Früchten.

Bisher ist von diesem Haus nur ein Teil freigelegt. Ein Durchgang im Norden, der bei den als Zugang zu den Ausgrabungen in der Villa dei Papyri genutzt wurde, führte wohl zu weiteren Räumen und einem weiteren Peristyl, von dem bisher nur die erste Säule ausgegraben ist.

Lage: Casa d’Argo, Insula II.2, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Haus des Aristides

Die Marmorstatue, die in diesem Haus gefunden wurde und ihm seinen Namen gab, wurde zunächst fälschlich als Statue des Aristeides von Athen identifiziert. Zwischenzeitlich weiß man allerdings, dass es sich hier um Aischines handelt, der als einer der größten Redner Athens galt.

Das Haus des Aristides, das direkt an der ursprünglichen Meeresküste lag und auf dieser Seite mit dicken Mauern befestigt ist, ist bisher noch nicht komplett ausgegraben. Auch befand sich der Haupteingang eigentlich an der Nordseite, vermutlich am bisher noch nicht ausgegrabenen Cardo II.

Hinter dem heutigen Zugang am Cardo III befindet sich ein kleines Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium). Von diesem führen 4 Türen zu den restlichen Räumen, deren Funktion aber heute nicht mehr eindeutig zu bestimmen ist. Im Untergeschoss des Gebäudes befanden sich Lagerräume, deren Fensterbögen in der Ufermauer noch gut zu erkennen sind.

Das Gebäude wurde teilweise durch die Ausgrabungen an der Villa dei Papyri in Mitleidenschaft gezogen, da von hier ein Tunnel zur Villa gegraben wurde. Auch der rechts neben dem Eingang gelegene Durchbruch zum Haus des Argus entstand erst während der Ausgrabungen der Neuzeit.

Die im Haus aufgefundene Statue, die zunächst als Aristeides (ein griechischer Politiker aus Athen, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte), gedeutet wurde, war wahrscheinlich eine Büste von Aischines, einem Redner und Staatsmann, der im 4. Jahrhundert v. Chr. in Athen lebte. Die Statue ist heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel (MANN) zu sehen.

Lage: Casa di Aristide, Insula II.1, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Straßennetz von Herculaneum

Die für griechische und römische Städte typischen, schachbrettartig angelegten Straßen waren in Herculaneum eher schmal und weisen nur wenige Spuren von Karrenrädern auf. Vor allem die zum Meer führenden Ost-West-Straßen waren für den Verkehr vermutlich auch außerdem zu abschüssig.

Herculaneum wurde planmäßig angelegt und besaß die für planmäßig angelegte antike Staädte typische schachbrettartige Aufteilung in Wohnblöcke (insulae). In den Ausgrabungen wurden von den vermutlich ursprünglich 3 Nord-Süd-Straßen (decumani) bisher erst die mittlere (decumanus maximus) und die westliche (decumanus inferior) freigelegt. Im rechten Winkel dazu verliefen in Ost-West-Richtung 5 Querstraßen (cardo), die etwa halb so breit wie der Decumanus Maximus waren. Von den ursprünglich 5 kann man heute noch durch 3 der Querstraßen (Cardo III, IV und V) spazieren.

Die Straßen waren mit Lavasteinen gepflastert und wiesen kaum Karrenspuren auf, vermutlich weil sie für den Verkehr zu eng und zu abschüssig waren. Sie waren jedoch größtenteils mit Gehwegen gesäumt, so dass man nicht durch den Unrat waten musste. Außerdem waren sie teilweise mit überdachten Säulenreihen gesäumt, die vor Sonne und Regen schützen sollten.

An einigen Straßenkreuzungen befanden sich öffentliche Brunnen zur Wasserversorgung – einer davon ist an der Kreuzung von Decumanus Maximus und Cardo IV noch besonders gut erhalten. Am Decumanus Maximus steht zudem noch ein prächtiger Quadrifrontalbogen.

Lage: Decumano Massimo, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Archäologiepark Herculaneum

Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. erreichte Herculaneum erst in den frühen Morgenstunden des zweiten Tages mit einer pyroklastischen Wolke. Deren enorme Hitze vernichtete binnen kurzer Zeit alles Leben. Anders als in Pompeii wurden dabei die Häuser nur wenig beschädigt und kamen, fast 2000 Jahre später, unter der dicken Ascheschicht fast unversehrt wieder zum Vorschein.

Glaubt man dem griechischen Geschichtsschreiber Dionysios von Halikarnassos wurde Herculaneum vom griechischen Halbgott Herakles (röm.: Herkules) gegründet. Vermutlich wurde der Ort aber etwa im 4. Jahrhundert v. Chr. als planmäßig angelegte griechische Kolonie erbaut und gehörte zum Herrschaftsgebiet des italischen Volksstamms der Samniten. Nach dem Bundesgenossenkrieg 89 v. Chr. wurde diese zusammen mit Pompeii und Stabiae Teil des römischen Herrschaftsgebiets und erhielt das römische Stadtrecht (municipium).

Herculaneum war kein Handels- oder Hafenort, sondern vielmehr eine beliebte Sommerfrische römischer Bürger, die ihre Villen meist im südlichen Viertel mit Blick auf den Golf von Neapel erbauten und oft luxuriöser ausstatteten als die Privathäuser in Pompeii. Zur Zeit des Ausbruchs lebten hier etwa 4000 bis 5000 Menschen auf einer Fläche von nur ca. 15-20 ha.

Vom ersten Ausbruch des Vesuvs am 24. Oktober blieb Herculaneum zunächst verschont, da der größte Teil des Asche- und Bimssteinregens zunächst vor allem über Pompeii niederging. Die auf den Zusammenbruch der Eruptionssäule folgende pyroklastische Wolke erreichte Herculaneum jedoch in den frühen Morgenstunden des 25. Oktobers. Sie brachte eine enorme Hitze mit sich, die alles organische Material verkohlte. Wer bisher noch nicht geflohen war, hatte keine Chance mehr zu entkommen. Die Gebäude jedoch blieben so gut wie unversehrt und wurden erst später unter einer bis zu 30 Meter dicken Schicht aus Asche und pyroklastischem Material begraben, die alles bis heute mehr oder weniger luftdicht konservierte.

Im Laufe der Zeit ging das Wissen über die Lage von Herculaneum verloren, so dass es fast vollständig überbaut wurde. Erst 1709 stieß man zufällig auf erste Reste, die ab 1738 zunächst in Stollentechnik und ab 1828 auch als Freiluftgrabungen freigelegt wurden. Allerdings wurden viele der besonders schönen Fresken aus den Wänden gebrochen und verschwanden in den Sammlungen der Bourbonenkönige. Heute ist die Südwestecke mit rund 4,5 ha (etwa ¼ der ursprünglichen Stadt) ausgegraben, der Rest liegt, wie beispielsweise die Villa dei Papiri, noch unter dem modernen Ercolano verborgen bzw. ist nur zum Teil freigelegt.

Obwohl Herculaneum seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata” gehört, drohte die Substanz, ähnlich wie in Pompeii, aus Geldmangel zu verfallen. Dank eines 2001 ins Leben gerufenen, halb privaten, halb staatlichen Erhaltungsprogramms konnten inzwischen große Teile davon gerettet und konserviert werden.

Die gefundenen Gebäude sind architektonisch vielfältiger als die in Pompeii. Wegen der dicken Ascheschicht (etwa 4 Mal so dick wie die in Pompeii) sind noch viele Mauern, Holzbalken und Gegenstände erhalten, die zwar durch die hohen Temperaturen verkohlt wurden, aber weder durch Witterungseinflüsse (Luft) noch durch Plünderungen zerstört wurden oder verlorengingen. Sogar organisches Material wie Brote, Obst und andere Lebensmittel blieben erhalten und auch die erst 1982 in den Bootshäusern entdeckten etwa 340 menschlichen Skelette sind noch gut erhalten.

Warum sich so viele Menschen in den Bootshäusern zusammengedrängt hatten, ist für die Forscher noch rätselhaft, da zwischen dem Ausbruch des Vesuvs und der ersten pyroklastischen Wolke genug Zeit zur Flucht geblieben wäre. Vielleicht warteten sie ja auch auf Rettung über das Meer, denn in Misenum war zu dieser Zeit unter dem Befehl von Gaius Plinius Secundus Maior (Plinius der Ältere) eine über 6000 Mann starke Militärflotte stationiert. Oder es handelte sich um Kranke, Alte oder Sklaven, die die Stadt nicht mehr rechtzeitig verlassen konnten.

Herculaneum ist täglich gegen Eintritt geöffnet (reduzierter Eintritt z.B. mit der campania artecard). Um sich besser zurechtzufinden, ist der am Eingang erhältliche Geländeplan sinnvoll, man kann aber auch Audioguides ausleihen.

Lage: Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano

Link: ercolano.beniculturali.it

Vesuv (Vesuvius)

Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr., der neben Pompeii und Herculaneum auch Stabiae, Oplontis und Boscoreale zerstörte, wurde von Plinius dem Jüngeren so akribisch beschrieben, dass heutige Wissenschaftler die damaligen Ereignisse sehr genau rekonstruieren können.

In der Antike galt der Vesuv, dessen vulkanische Aktivität bereits vor mindestens 400.000 Jahren begann, als erloschen, denn der letzte große Ausbruch fand um 800 v. Chr. statt. Daher wurde das schwere Erdbeben im Jahr 62 n.Chr., das dem verheerenden Ausbruch von 79 n. Chr. voranging, nicht als Vorbote einer möglichen Eruption eingeordnet. Die Bevölkerung brachte die vulkanische Aktivität in der Region oft mit der Unterwelt oder dem Feuergott Vulcanus in Verbindung, obwohl manche Gelehrte versuchten, für Erdbeben und Vulkanausbrüche auch rationale Erklärungen zu finden.

Noch während man in Pompeii die Schäden des Erdbebens reparierte, brach der verheerende Ausbruch des Vesuvs im Herbst 79 n. Chr. (es wird zwar oft noch das Datum 24. August angegeben, vermutlich war es aber der 24. Oktober) über die Region herein. Der genaue Verlauf des Ausbruchs wurde von Plinius dem Jüngeren, der sich zu dieser Zeit in Misenum befand, detailliert beschrieben. In seinem zwar erst viele Jahre später verfassten Brief an den römischen Senator und Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus schilderte er den Vulkanausbruch so exakt, dass heutige Wissenschaftlern daraus die folgende Chronologie rekonstruieren konnten:

  • 5. Februar 62 n. Chr: ein Erdbeben erschüttert die Gegend und richtet erhebliche Schäden an, die in den Folgejahren repariert werden.
  • 24. Oktober 79 n. Chr, 5–10 Uhr: kleine Eruptionen mit Ascheregen am Osthang des Vesuvs
  • 24. Oktober 79 n. Chr, ca. 13 Uhr: Beginn des Ausbruchs. Der Druck des heißen Magmas sprengt den Verschlusspfropfen des Kraters mitsamt der Bergspitze weg; eine 15 km hohe Eruptionssäule entsteht; Asche und Bimsstein regnen auf Pompeii, das Meer zieht sich plötzlich zurück.
  • 24. Oktober 79 n. Chr, abends: Dächer in Pompeii stürzen unter dem Gewicht der niederprasselnden Bimssteine ein, die immer größer und schwerer werden.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 1–2 Uhr: die 20–30 km hohe Eruptionssäule kollabiert und wird zu einer heißen Glutlawine aus Gasen und kleinen Steinchen (pyroklastische Wolke). Diese rast über Herculaneum, Oplontis und Boscoreale hinweg und zerstört dabei alles Leben. Über Pompeii regnen immer noch Steine.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 6:30 Uhr: eine erste pyroklastische Wolke erreicht Pompeii, wo die Menschen ihre zerstörten Häuser verlassen, richtet aber nur wenig Schaden an.
  • 25. Oktober 79 n. Chr, 7–8 Uhr: zwei weitere, diesmal tödliche pyroklastische Wolken erreichen Pompei, begraben die Stadt unter sich und töten alles Leben. In Herculaneum beträgt die Ascheschicht nun bis zu 20 Meter.
  • 25. Oktober 79, vormittags: eine letzte Glutlawine zerstört in Pompeii die restlichen Häuser. Auch in Misenum regnet Asche nieder. Plinius der Ältere findet am Strand von Stabiae den Tod.
  • In den folgenden Tagen bricht der Vesuv immer wieder aus und verschüttet ein Gebiet von rund 15 km rund um den Vesuv. In den etwa 18 Stunden seiner Eruption kamen etwa 5000 Menschen ums Leben. Kaiser Titus leitet nach dem Ausbruch umfangreiche Hilfsmaßnahmen ein.

Bis zum heutigen Tage ist der Vesuv ein aktiver Vulkan, wenngleich er auch durchaus längere Ruhephasen hatte. Nach mehreren größeren Ausbrüchen in der Antike und im Mittelalter, zuletzt im Jahr 1139, galt er als erloschen, bis am 16./17. Dezember 1631 ein in seinem Ausmaß dem Untergang von Pompeii ähnlich starker Ausbruch den Gipfel des Berges wegsprengte. Nach mehreren größeren Eruptionen in den Jahren 1794 oder 1872, verlor der Vesuv im April 1906 bei einem weiteren großen Ausbruch ganze 200 Meter an Höhe. Im Frühjahr 1944 brach der Vesuv zum bisher letzten Mal aus.

Der Vesuv ist momentan 1281 Meter hoch und sein Krater hat einen Umfang von etwa 1500 m. Er gilt wegen seiner dichten Besiedelung als gefährlichster Vulkan der Welt, denn er liegt nur wenige Kilometer von Neapels Stadtgrenzen entfernt und die Häuser ziehen sich bis zu einer Höhe von 700 Metern die Hänge hinauf. Etwa 600.000 Menschen leben noch heute in der etwa 200 km² großen „Roten Zone“, die eigentlich als unbewohnbar klassifiziert ist. Sollte der Vesuv ausbrechen, müssten binnen kürzester Zeit bis zu 2 Millionen Menschen evakuiert werden.

Doch nicht nur der Vesuv, sondern auch die Inseln Ischia und Procida vor der Küste Neapels sind aktive Vulkane. Und die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) bei Pozzuoli werden sogar als Supervulkan eingestuft. Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs des Vesuvs ist extrem hoch, daher ist die Region heute die am besten seismologisch beobachtete Vulkanzone der Welt.

Die Gegend rund um den Vesuv ist heute ein knapp 8500 ha großer Nationalpark mit mehreren Schutzreservaten und einem Netz von Wanderwegen. Sie wird wegen der fruchtbaren Böden intensiv landwirtschaftlich genutzt und ist für ihre Weine und den Gemüseanbau (z.B. San Marzano-Tomaten) bekannt.

Das Besucherzentrum des Vesuvs liegt etwas unterhalb der Nordseite des Gipfels und ist z.B. mit öffentlichen Bussen (EAV) von Pompei oder Ercolano aus erreichbar. Von dort aus kann man (gegen Eintrittsgebühr) in etwa 15 Minuten den Kraterrand erklimmen und diesen etwa zu Hälfte umwandern.

Lage: Vesuvio, Sentiero del Gran Cono, 80044 Ottaviano

Link: www.parconazionaledelvesuvio.it/en

Gäubodenmuseum Straubing (Sorviodurum)

Der Gesichtshelm, der den Eingang des Gäubodenmuseums in Straubing ziert, war Teil eines in der Nähe von Straubing entdeckten Schatzfundes mit römischen Paraderüstungen, Beinschienen und Rossstirnen, der zu den umfangreichsten Entdeckungen dieser Art zählt.

In Straubing, dem römischen Sorviodurum, wurde bereits zwischen 41 und 54 n. Chr. unter Kaiser Claudius ein erster Militärstützpunkt errichtet. Unter Kaiser Vespasian entstand zwischen 69 und 79 östlich davon ein erstes Holzkastell (das sog. „Westkastell“) für etwa 500 Mann Besatzung und ein Kriegshafen für die Donauflotte. Im späten 1. Jahrhundert n. Chr. wurde mit dem Bau des ersten Ostkastells begonnen, in dem eine rund 1000köpfige Einheit von syrischen Bogenschützen stationiert war. Aufgrund mehrfacher Germanenüberfälle ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurden beide Kastelle neu befestigt und in Stein ausgebaut. Dennoch wurde das Westkastell während der Markomannenkriege zwischen 166 und 180 n. Chr. komplett zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Erst gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. gelange Sorviodurum wieder zu neuer Blüte, wurde allerdings gegen Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. nach der erneuten Verwüstung durch Germanen von den römischen Truppen verlassen und durch Truppen germanischer Föderaten ersetzt.

Das Straubinger Gäubodenmuseum, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurde, besitzt neben einer Ausstellung zur Vor- und Frühgeschichte, der bajuwarischen und mittelalterlichen Geschichte Straubings auch eine große Römische Abteilung, in deren Zentrum der „Römische Schatzfund von Straubing“ steht. Der 1950 in der römischen Villa Rustica am Alburger Hochweg entdeckte Römerschatz wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. vermutlich von germanischen Plünderern wegen seines Metallwertes vergraben. In dem umgestülpten Kupferkessel fanden sich neben Bein- und Knieschutzblechen römischer Soldaten auch Kopfschutzplatten für Pferde, Hufschuhe, Waffen, Werkzeuge und mehrere Götterstatuetten aus Bronze. Besonders beeindruckend sind aber die außergewöhnlich gut erhaltenen Gesichts- und Hinterkopfhelme mit teilweise orientalischer Anmutung, die zu den bisher größten bekannten Funden dieser Art zählen.

Südlich der Kastelle lag das Lagerdorf (vicus), von dem man bisher Reste von Streifenhäusern, Metall- und Holzwerkstätten, einer Therme und römische Gräberfelder ausgegraben hat.

Die Überreste der beiden römischen Kastelle in Straubing sind seit 2021 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes “Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westlicher Abschnitt)”. Der erste Abschnitts eines Römerparks wurde 2008 auf dem Gelände des ehemaligen Ostkastells und des südlichen Vicus eröffnet und soll nach und nach für die Besucher visualisiert werden. Das Museum ist täglich außer montags gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet und bietet immer wieder Sonderausstellungen zu römischen Themen.

Lage: Gäubodenmuseum Straubing, Fraunhoferstraße 23, 94315 Straubing

Link: www.gaeubodenmuseum.de

Pompejanum in Aschaffenburg

Obwohl das Pompejanum, das in Aschaffenburg am Hochufer des Mains thront, nicht aus der römischen Antike stammt, gibt es einen geradezu authentischen Eindruck einer prachtvoll ausgestatteten römischen Villa.

Im Auftrag des Königs Ludwig I. von Bayern wurde das Pompejanum vom bayrischen Haus- und Hofarchitekten Friedrich von Gärtner zwischen 1840 und 1848 erbaut. Es ist nach dem Vorbild der Casa dei Dioscuri in Pompeji gestaltet und genau wie dieses üppig mit Fresken, Stuck und Marmorböden ausgestattet. Zur damaligen Zeit waren die Ausgrabungen von Pompeji schwer in Mode und der von der griechischen und römischen Antike begeisterte König wollte mit dieser römischen Villa Kunstinteressierten das Studium der römischen Antike ermöglichen.

Am Ufer des Mains mit Blick über den Main und zum Schloss Johannisburg, das im 17./18. Jahrhundert Zweitresidenz der Mainzer Kurerzbischöfe war, fand sich dann ein idealer Standort für dieses Projekt. Nachdem das Pompejanum im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und ab 1960 restauriert wurde, ist es seit 1994 wieder der Öffentlichkeit zugänglich.

Die von außen zwar ungewöhnlich, aber dennoch schlich wirkende Villa wurde um einen Innenhof mit Wasserbecken (atrium) und einen weiteren, im hinteren Teil der Villa liegenden, begrünten Innenhof (viridarium) herumgebaut. Hier gibt es Empfangs-, Schlaf-, Gästezimmer, eine Küche, 2 Speisezimmer, Räume für Bedienstete und sogar eine Latrine. Im Obergeschoss befinden sich dann die Schlaf- und Wohnräume für die Besitzerfamilie.

Am meisten beeindrucken jedoch die Innenräume, die nach antiken Vorbildern prächtig ausgemalt, mit aufwendig gelegten Marmorfußböden ausgelegt und mit Bronzestatuen, Marmorbüsten und Gebrauchsgegenständen ausgestattet wurden.

Die im Pompejanum ausgestellten antiken Kunstwerke und Ausstellungsstücke sind größtenteils Leihgaben aus den Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek in München. Es finden in Zusammenarbeit mit diesem Museum jährlich wechselnde Sonderausstellungen zu archäologischen Themen statt.

Das Pompejanum ist von April bis Mitte Oktober täglich außer montags geöffnet. Es wird von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen verwaltet und kostet Eintritt. Eine Kombikarte gewährt Zutritt für das Pompejanum und das in Sichtweite liegende Schloss Johannisburg.

Lage: Pompejanum, Pompejanumstraße 5, 63739 Aschaffenburg

Link: www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/as_pom.htm

Archäologische Ausgrabung von Nora

Das antike Nora besaß eine perfekte Lage auf einer Landzunge, die im Nordosten, Westen und Südosten jeweils ein natürliches und geschütztes Hafenbecken besaß. Obwohl einige Teile der Stadt heute unter Wasser liegen, sind noch einige imposante Reste aus der römischen Kaiserzeit zu entdecken.

Der Legende nach wurde die Stadt zwischen dem 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. von Norax von Tartessos gegründet. Dieser stammte aus dem Südwesten der iberischen Halbinsel und war ein Enkel des Königs Geryon. Wahrscheinlicher jedoch war Nora eine auf den Resten einer Nuraghensiedlung errichtete phönizische Handelsniederlassung, denn die Lage mit den 3 geschützten Naturhäfen war für den Handel im Mittelmeer ideal. Die Siedlung, die etwa dort lag, wo sich heute die Reste des römischen Forums befinden, entwickelte sich schon bald zur größten Stadt auf der Insel.

Nach dem 1. Punischen Krieg um 240 v. Chr. wurde Nora von den Römern erobert und anschließend fast komplett neu gebaut. Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. entstand ein Villenviertel mit großen Wohnhäusern (domus) und ein Tempelbezirk. Um 50 v. Chr. wurden das Forum, der Tempel und das Theater gebaut. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde die rund 8000 Einwohner zählende Stadt zum municipium erhoben und erlebte während der römischen Kaiserzeit im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. als bedeutendes Handelszentrum im Mittelmeer die größte Blütezeit.

Mitte des 5. Jahrhunderts eroberten die Vandalen Sizilien, worauf der langsame Niedergang der Stadt begann. Auch aufgrund von wiederholten Überfällen sarazenischer Piraten und des Anstiegs des Meeresspiegels wurde die Stadt spätestens ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. aufgegeben und die Einwohner zogen sich komplett ins Landesinnere zurück.

Bei einer Sturmflut im 19. Jahrhundert kam die antike Stadt wieder zum Vorschein und wurde ab ca. 1950 ausgegraben. Dabei kamen jedoch nur noch wenige phönizische Reste zum Vorschein, die meisten heutigen Relikte stammen aus der frühen römischen Kaiserzeit (1. und 2. Jahrhundert n. Chr.).

Der Rundgang führt heute zunächst von der Levante-Therme (Terme di Levante) am nordöstlichen Hafen zum auf einer Anhöhe gelegenen Tanit-Tempel, von dem aus man sich einen guten Überblick über das Gelände verschaffen kann. Südlich davon liegt ein Wohnviertel mit typisch punischer Bauweise, das wegen seiner verwinkelten Häuser und Gassen oft auch als „Kasbah“ bezeichnet wird.

Eine gepflasterte Straße verläuft entlang des Marktviertels zum Westhafen, wo eine halb vom Meer überspülte Christliche Basilika liegt. Von der südlich gelegenen See-Thermen (Terme a mare) sind noch der Grundriss und einige Gewölbereste zu erkennen. Weiter geht es über das Haus mit dem viersäuligen Atrium (Casa dell’Atrio Tetrastilo) zum punisch-römischen Äskulaptempel im Süden.

Auf dem Rückweg entlang des Südosthafens kommt man an den Zentralthermen, dem noch gut erhaltenen römischen Theater, dem Forum und dem römischen Tempel (Tempio romano) vorbei. Auf der östlichen Landzunge erhob sich einst die Akropolis – heute steht hier der Sarazenenturm (Torre del Coltellazzo), der im frühen Mittelalter zum Schutz vor Piratenüberfällen erbaut wurde.

Die Ausgrabungen können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden und sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link:

nora.beniculturali.unipd.it; www.sardegnaturismo.it/en/explore/ancient-city-nora

Römischer Tempel von Nora

Zwischen dem Theater und dem Forum liegt ein Tempel, der möglicherweise mit dem Kaiserkult verbunden war. Er ist neben dem Äskulaptempel der am besten erhaltene Tempel der Ausgrabung von Nora.

Auf den Resten früherer Gebäude wurde um 230 n. Chr. am Fuße des niedrigen Tanithügels ein Tempel errichtet, von dem heute nicht mehr bekannt ist, wem er geweiht war. Man vermutet aber, dass er für den Kaiserkult bestimmt war.

Der Sakralbereich des Tempels war mit einer Mauer (peribolos) umfriedet, die direkt an der Verbindungsstraße zwischen Theater und Forum lag und dort einen Portikuseingang besaß. Dahinter lag ein Vorhof, von dem aus man über wenige Stufen und eine sechssäulige Vorhalle (pronaos) zum auf einem niedrigen Podest stehenden Sakralraum (cella) gelangte. An dessen Rückseite befand sich ein kleinerer Raum, das Allerheiligste (penetrale), mit dem das Abbild der Gottheit. An der Westseite der Cella lagen 3 Räume, die wahrscheinlich für die Priester bestimmt waren und in denen Kultgegenstände gelagert wurden.

Bei den Ausgrabungen Mitte des 20. Jahrhunderts konnte man den größten Teil des Grundrisses rekonstruieren. Obwohl der Tempel der heute noch am besten erhaltene der Ausgrabung ist, sind außer einer Säule der Vorhalle, Teilen des Mosaikbodens des Sakralraums und einigen Sockeln der an den Seitenwänden angebrachten Halbsäulen nur noch wenige Gebäudereste vorhanden. In einem der Nebenräume fand man Silbermünzen aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. und Votivgaben, wie beispielsweise eine Terrakottamaske.

Lage: Tempio Romano, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-religiosi/tempio-romano

Römisches Theater von Nora

Das kleine Theater von Nora, das einzige bisher entdeckte römische Theater Sardiniens, ist noch sehr gut erhalten. Daher wird es auch heute noch vor allem im Sommer für Aufführungen genutzt.

In unmittelbarer Nähe des Forums liegt das Theater von Nora. Es ist das einzige bisher bekannte römische Theater auf Sardinien und hat die Zeit relativ gut überstanden.

Ein erstes Theater an dieser Stelle wurde ursprünglich um 50 v. Chr. in den Hang des Tanit-Hügels hineingebaut. Die heute sichtbaren Strukturen stammen aus dem Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr., als das Theater während der Regierungszeit von Kaiser Trajan oder Kaiser Hadrian repariert und umgebaut wurde.

Das rund 1000 bis 1200 Besucher fassende Theater besitzt einen nur gut 13 Meter großen Orchesterraum (orchestra), der mit violettem Marmor gepflastert und mit einem mehrfarbigen Mosaik umrandet ist. Der Durchmesser der heute noch erhaltenen unteren Zuschauerränge (ima cavea) mit 11 Sitzreihen misst knapp 40 Meter.

Über die beiden seitlichen Eingänge, von denen noch die restaurierten Tonnengewölbe zu sehen sind, betraten die Zuschauer die unteren Ränge. Den oberen Teil der Ränge (summa cavea), der heute nicht mehr vorhanden ist, erreichte man über weitere Eingänge auf der Rückseite des Theaters.

Interessant ist die Unterkonstruktion der Bühne: unter der wohl größtenteils aus Holz bestehenden Bühne befanden sich Tongefäße, die als Resonanzkörper dienten und den Ton verstärken sollten. Die monumentale Bühnenwand (scaenae frons) sind heute nicht mehr erhalten.

Das Theater wird heute regelmäßig für Veranstaltungen genutzt (z.B. das Festival „La Notte dei Poeti“ im Juli/August) und wird dafür mit mobilen Sitzreihen bestuhlt.

Lage: Teatro Romano di Nora, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-pubblici/teatro

Haus mit dem viersäuligen Atrium

Die prächtige Villa, die in der Nähe der Küste lag, gehörte sicher einem wohlhabenderen Bürger von Nora. Die zentral um einen Innenhof gruppierten Räume bestanden aus privaten und repräsentativen Räumen und waren mit aufwendigen mehrfarbigen Bodenmosaiken geschmückt.

In der Nähe der See-Thermen befand sich ein Villenviertel mit mehreren imposanten Villen, von denen das Haus mit dem Tetrastyl-Atrium am besten erhalten ist. Den auffallenden Resten von 4 Säulen, die einen Innenhofs (atrium) umgeben, verdankt das Haus auch seinen Namen. Allerdings standen diese Säulen ursprünglich wahrscheinlich nicht an der heutigen Stelle, sondern gehörten zu einer Säulenhalle im Eingansbereich des Hauses.

Das Haus wurde während der römischen Kaiserzeit zwischen Ende des 2. und Anfang des 3. Jahrhunderts auf den Resten älterer Gebäude erbaut und war besonders prächtig mit aufwendigen, mehrfarbig gestalteten Bodenmosaiken ausgestattet. Es gehörte daher sicher einem der reicheren und bedeutenderen Bewohner von Nora.

Der Eingang zum Haus lag sich an der Ostseite, wo sich ein Säulenportikus befand. Ein kleiner Korridor führte in den zentralen Innenhof (atrium) mit einem flachen Wasserbecken (impluvium). Von hier aus gelangte man in die übrigen Räume des Hauses, die als Privaträume aber auch zu repräsentativen Zwecken dienten.

Der südwestlich des Atriums gelegene Raum, bei es sich um ein Schlafzimmer (cubiculum) gehandelt haben könnte, war mit einem besonders aufwendig gestalteten, mehrfarbigen Bodenmosaik gepflastert, das in seinem Mittelfeld eine halbnackte Nereide oder Venus zeigt, die auf einem Delfin reitet.

Der Raum mit der halbrunden Apsis, der ebenfalls mit einem geometrischen Mosaik geschmückt war, war wahrscheinlich ein repräsentativer Raum, auch die benachbarten Räume im Südwesten der Villa, die ebenfalls mit Mosaiken ausgelegt waren, waren wohl eher öffentliche Räume.

Im Norden befanden sich Dienst- und Wirtschaftsräume und ein Laden, dessen Zugang an der nördlich gelegenen Gasse lag.

Das Gebäude wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und bis mindestens Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Bei den Ausgrabungen Mitte des 20. Jahrhunderts kamen einige der ursprünglichen Bodenmosaike zum Vorschein, die heute noch gut erhalten sind.

Lage: Casa dell’Atrio Tetrastilo, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-privati/casa-dellatrio-tetrastilo

Zentralthermen von Nora

Die Zentralthermen lagen direkt im Zentrum der Stadt und wurden während der Blütezeit der Stadt anstelle eines Wohnviertels neu erbaut. Einige der schwarzweißen Bodenmosaike mit ihren geometrischen Mustern sind noch gut erhalten.

Während der republikanischen Zeit befand sich hier im Zentrum der Stadt ein Wohnviertel, das Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. für den Neubau einer Therme komplett abgerissen wurde. Offenbar reichten die 3 anderen Thermen, die Kleinen Thermen (Piccole Terme), die See-Thermen (Terme di Mare) und die Levante-Thermen (Terme di Levante) für die Bedürfnisse und Größe der Stadt nicht mehr aus.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. fanden hier nochmal umfangreiche Renovierungen statt und die Thermen waren sicherlich noch bis zum Verfall der Stadt in Betrieb.

Die Ausgrabungen ab Mitte des 20. Jahrhunderts brachten ein recht verschachtelten, etwa 25 x 40 Meter großen Gebäudekomplex ans Licht. Der ursprüngliche Eingang befand sich im Süden, wo sich die Straße zu einem kleinen Platz erweiterte. Ein kleiner Umkleideraum (apodyterium) lag an der Südostseite, von dem aus man in den zentral gelegenen Kaltbaderaum (frigidarium) mit einem großen Becken gelangte. Daran schloss sich im Südwesten das Laubad (tepidarium), ein mit einer Apsis versehenes Warmbad (caldarium) und ein weiteres Laubad an, von dem man wieder zurück ins Kaltbad gelangte. Der ungewöhnlich lange neue Zugangskorridor im Nordosten wurde im Zuge der Umbauarbeiten im 5. Jahrhundert n. Chr. errichtet.

Heute kann man die teilweise noch gut erhaltenen geometrischen Bodenmosaike des Umkleideraums und des Kaltbads und die Reste der Heizanlagen noch gut erkennen.

Lage: Terme Centrali, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-pubblici/terme-centrali

See-Thermen

Heute ist ein Teil der See-Thermen im Meer versunken, aber die Funktion der einzelnen Räume ist immer noch erkennbar. Die einstige Größe des Gebäudes ist anhand der gewaltigen Reste von eingestürzten Gewölbedecken ganz gut zu erahnen.

Mit einer Größe von etwa knapp 60 x 40 Metern waren die See-Thermen die größte der insgesamt 4 Thermen von Nora und auch die noch am besten erhaltenen. Sie wurden etwa Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. direkt an zwei der wichtigsten Straßen der Stadt errichtet und gegen Ende des 4. oder Beginn des 5. Jahrhunderts umfangreich renoviert, wobei sie vermutlich für militärische Zwecke umgebaut wurden.

Die Thermen waren bis etwa Ende des 7. Jahrhunderts in Betrieb, fielen dann aber einem Brand zum Opfer, der auch den endgültigen Niedergang der Stadt besiegelte und bei dem das Deckengewölbe einstürzte. Einige dieser gewaltigen Mauerreste liegen noch heute an Ort und Stelle. Später wurde dann noch die südwestliche Gebäudeecke vom Meer weggespült.

Bei den Ausgrabungen Mitte des 20. Jahrhunderts konnte der Grundriss recht gut rekonstruiert und die einzelnen Räume ihrer einstigen Funktion zugeordnet werden: Die Außenfassade der Thermen war zu den Straßen hin mit einem Säulenportikus abgegrenzt und der Eingang lag im Nordosten. Von dort aus betrat man zunächst ein Atrium, von dem aus man in den Umkleideraum (apodyterium) gelangte. Danach ging man weiter in den zentral gelegenen großen Kaltbaderaum (frigidarium) mit 2 Becken, an das sich im Westen ein rechteckiges Laubad (tepidarium), ein elliptischer vermutlich etwas wärmerer Zwischenraum und ein mit einer Apsis und einer Wanne ausgestattetes Warmbad (caldarium) anschloss. Im Süden lagen mehrere fast spiegelbildlich angeordnete Räume und im Südosten eine Latrine.

Die Reste des Mauerwerks, die großen Wasserbecken und teilweise mehrere Meter hoch erhaltenen Wände geben einen guten Eindruck von der Ausdehnung der Anlage und der Anordnung der einzelnen Räume, die mit Sicherheit prächtig mit Marmor und Mosaiken ausgestattet waren.

Lage: Terme di Mare, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-pubblici/terme-a-mare

Tanit-Tempel

Der im Zentrum der Ausgrabungen gelegene Tanit-Hügel ist ein guter Aussichtspunkt, von dem aus man sich einen guten Überblick über das Ausgrabungsgelände verschaffen kann.

Es sind heute nur kaum mehr als Grundmauern vorhanden, so dass man über die Funktion des Gebäudes nur spekulieren kann. Vieles deutet darauf hin, dass es sich hier um einen Tanit-Tempel handelte, andere Deutungen sehen hier einen Wachturm oder Militärstützpunkt.

Bei den Ausgrabungen ab 1901 fand man hier einen 56 cm hohen pyramidenförmigen Göttersteins (Betyl), der als Darstellung der punischen Fruchtbarkeitsgöttin Tanit gedeutet wurde. Auf einem etwa 10 x 11 Meter großen Sockel befand sich ein Gebäude oder ein Freilichtaltar, dessen Aussehen heute nicht mehr zu rekonstruieren ist. Man glaubt, dass der Kultkomplex aus der Zeit zwischen dem Ende des 6. und dem 5. Jahrhundert v. Chr. stammt.

Der Tempel ist heute in keinem guten Zustand, aber die Aussicht vom Hügel gibt einen guten Überblick über das gesamte Ausgrabungsgelände.

Lage: Tempio di Tanit, Area Archeologica di Nora, Capo di Pula, Viale Nora, 09010 Pula

Link: nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edifici-religiosi/cosiddetto-tempio-di-tanit

Römisches Amphitheater Cagliari

Das römische Amphitheater konnte etwa ein Drittel der Bevölkerung des antiken Caralis aufnehmen. Die Zuschauerränge und die Arena wurden für seinen Bau direkt in den Hang des Buon Cammino-Hügels hineingehauen und nur noch die Südfassade mit Kalksteinblöcken ergänzt.

Das Amphitheater, das in der frühen römischen Kaiserzeit zwischen dem späten 1. und dem frühen 2. Jhdt. n. Chr. entstand, wurde für die Unterhaltung des Volkes errichtet. Hier wurden unter anderem Gladiatorenkämpfe (munera) und Tierhatzen (venationes) ausgetragen, sie dienten aber auch zur Vollstreckung von Todesurteilen und es fanden Theateraufführungen statt.

Das mit 8.000 bis 10.000 Zuschauern etwa ein Drittel der Bevölkerung von Caralis fassende Stadion war insgesamt etwa 92 x 79 Meter groß, die Arena maß dabei etwa 46 x 31 Meter. Der aus 3 Rängen mit insgesamt ca. 20 Sitzreihen bestehende Zuschauerraum (cavea) wurde dabei ebenso wie die unterirdischen Räume direkt in den Felsen hineingehauen. Nur an der Südseite wurde eine etwa 20 Meter hohe Fassade aus Kalksteinblöcken errichtet.

Das Gebäude wurde etwa bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. genutzt und diente danach als Steinbruch, wobei sowohl die bereits behauenen Steine in anderen Gebäuden weiterverwendet als auch neue Steine aus dem Felsen gebrochen wurden. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts endete der Raubbau mit dem Kauf des Geländes durch die Stadt, die danach erste Ausgrabungen durchführte. Zwischen 1937 und 1938 fanden dann systematische archäologische Ausgrabungen und Restaurationen statt.

Heute ist noch ein großer Teil der Sitzreihen erhalten, auch die Arena ist noch gut erkennbar. Daher wird das Amphitheater auch gelegentlich für Konzerte genutzt. Der Eingang zum Gelände befindet sich gegenüber dem Centro Solidarietà Giovanni Paolo II im Westen des Geländes.

Das Amphitheater ist am Montag, Freitag und Sonntag gegen Eintritt geöffnet und es gibt geführte Touren. Man bekommt aber auch von außen einen guten Überblick über das Gelände.

Lage: Anfiteatro Romano di Cagliari, Via Sant’Ignazio da Laconi, 09123 Cagliari

Link: www.sardegnacultura.it/j/v/253?s=20026&v=2&c=2653&c1=2624&visb=&t=1

Archäologisches Nationalmuseum Cagliari

Das Archäologische Nationalmuseum in Cagliari beherbergt neben einzigartigen Funden aus der Nuraghenzeit und der phönizisch-punischen Zeit auch prähistorische, römische und spätantike Funde.

Zusammen mit mehreren weiteren Museen befindet sich das Archäologische Nationalmuseum von Cagliari seit 1993 in der sogenannten „Citadella dei Musei“, der ehemaligen Zitadelle der Stadt.

Auf 4 Stockwerken sind hier die bedeutendsten archäologischen Funde der Insel ausgestellt., von der prä-nuraghischen Zeit ab etwa 6.000 v. Chr. über die Nuraghen-Zeit (1.800 v. Chr. bis 6. Jahrhundert v. Chr.), die phönizisch-punische Zeit (8. Jahrhundert v. Chr. bis 238 v. Chr.) und die römische Epoche (238 v. Chr. bis 455 n. Chr.) bis hin zur Zeit der Vandalenherrschaft (455 n. Chr. bis 534 n Chr.), der byzantinischen Zeit (534 n. Chr. bis 832 n. Chr.) und dem frühen Mittelalter.

Vom Erdgeschoss aus begibt man sich auf einen chronologischen Rundgang durch die Geschichte Sardiniens und der Stadt Cagliari. Viele der Ausstellungsstücke stammen dabei aus den großen nuragischen Zentren, aber auch aus den römischen Ausgrabungen von Nora oder des antiken Tharros.

Zu den bedeutendsten Funden gehören dabei die große Sammlung nuragischer Bronzestatuetten und die gut 2 m großen „Giganten vom Mont’e Prama“, Statuen aus Sandstein, die z.B. Krieger mit Schilden und Bogenschützen darstellen. Die „Stele von Nora“, auf der der Name der Insel das erste Mal überhaupt im phönizisch-punischem Alphabet als „Shrdn“ niedergeschrieben wurde, stammt vermutlich aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. und ist bisher das älteste schriftliche Dokument des Abendlands, wenngleich ihr Text bisher noch nicht eindeutig übersetzt werden konnte.

Aus der phönizischen und punischen Zeit sind einige aufwendig gestaltete Halsketten mit bärtigen Köpfen oder Masken aus Keramik zu sehen, während aus der Römerzeit vor allem Statuen, Weihesteine, Schmuck und Keramik zu finden sind, aber auch Teile der Bodenmosaike aus Nora.

Das Museum ist täglich außer dienstags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Cagliari (MAN), Piazza Arsenale 1, 09124 Cagliari

Link: museoarcheocagliari.beniculturali.it/en

Horrea Epagathiana et Epaphroditiana

Da die über dem Eingangsportal eingemeißelte Inschrift noch komplett vorhanden ist, sind dies die einzigen Lagerhäuser von Ostia, von dem man heute noch die Namen der Besitzer kennt: Epagathus und Epaphroditus. Bei ihnen könnte es sich um Freigelassene handeln, die ursprünglich aus Griechenland stammten.

Das Lagerhaus (horrea) des Epagathus und des Epaphroditus wurden zwischen 145 und 150 n. Chr. aus Ziegeln erbaut und war mindestens 3 Stockwerke hoch. Der Zugang befand sich an der Westseite des Gebäudes in der Mitte einer Ladenzeile.

Vom Eingangsportal, das mit Säulen und einem Giebel versehen war und eine Inschrift mit den Namen der beiden offenbar griechischstämmigen Besitzer trug, betrat man den Innenhof mit umlaufendem Arkadengang, hinter dem im Erdgeschoss insgesamt 16 Räume lagen. Über die beiden innenliegenden Treppen konnte man die Räume in den oberen Stockwerken erreichen.

Der Hof besaß ein schwarzweißes Bodenmosaik mit Mäandermuster, das an der Eingangsseite im Westen einen Panther mit seiner Beute zeigte, während an der gegenüberliegenden Seite vor dem größten Raum ein Tiger im Sprung zu sehen war. Zu beiden Seiten dieses Raums, der vermutlich das Hauptbüro war, lagen Nischen, in denen vielleicht Götterstatuetten von Fortuna und Venus standen.

Die beiden Eingangstüren und auch die Treppenaufgänge konnten mit hölzernen Balken und Vorhängeschlössern verriegelt werden, so dass man annimmt, dass in diesem Lagerhaus wertvolle Güter gelagert wurden.

Lage: Horrea Epagathiana et Epaphrodithiana, Regio I, Insula VII, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/8/8-3.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-central-area-and-the-official-complexes/horrea-epagathiana-et-epaphrodithiana

Therme des Buticosus

Ihren Namen verdankt die Thermenanlage dem Mosaik eines unbekleideten Mannes mit Eimer und Schabeisen, der als Epictetus Buticosus bezeichnet wird. Er könnte der Aufseher der Badeanlage oder ein Bademeister gewesen sein.

Die Thermenanlage wurde in der Zeit von Kaiser Trajan um 110 n. Chr. errichtet und in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. nochmals umgebaut, wobei u.a. Türen zugemauert und Heizungsrohre verlegt wurden.

Der Haupteingang befand sich im Osten hinter einem Portikus, wo auch mehrere Geschäfte oder Essensstände lagen. Von hier aus gelangte man über einen Korridor zum zentralen Umkleideraum und dann entweder in die beheizten Bereiche oder über einen mit Pflanzenmotiven bemalten Korridor zu weiteren Räumen, deren Funktion allerdings nicht eindeutig zuordenbar ist.

Die im westlichen Bereich liegenden 4 großen Räume waren beheizt und zudem mit schwarz-weißen Mosaiken ausgelegt. Der größte dieser Räume, vielleicht ein Laubad (tepidarium) oder ein Raum, in dem Massagen oder Schönheitspflege angeboten wurde, gab den Thermen ihren heutigen Namen. Hier ist das Mosaik eines nackten Mannes zu sehen, der einen Eimer und ein Schabeisen (strigilis) trägt und mit Epictetus Buticosus bezeichnet ist. Er könnte entweder der Verwalter und Aufseher der Badeanlage oder ein Masseur bzw. Bademeister gewesen sein.

Von hier aus gelangte man über einen weiteren großen, beheizten Raum in das Warmbad (caldarium), das mit 2 Warmwasserbecken ausgestattet und mit Marmor verkleidet war. Hier befindet sich ebenfalls ein schönes Mosaik, das den Meeresgott Triton und eine Nereide zeigt, die von einer Seekuh, Delfinen und Hippocampen umgeben sind. Beim daran anschließenden viertelkreisförmigen Raum könnte es sich um ein Schwitzbad (sudatorium) gehandelt haben.

Der Kaltbaderaum (frigidarium) mit dem großen Kaltwasserbecken lag vermutlich im Norden der Anlage. Die Thermen wurden über ein Wasserrad (noria) versorgt, das sich in einem Raum zwischen den Thermen und dem benachbarten Tempel befand.

Es handelte sich hier um eine kleine und wahrscheinlich privat betriebene Thermenanlage, die vielleicht von einer Gilde errichtet wurde. Sie könnte aber auch zum benachbarten Tetrastylos-Tempel gehört haben, der den Göttern Hygea und Asklepios, den Gottheiten der Gesundheit, geweiht waren, und war vielleicht eine Art Kurbad.

Lage: Terme del Bagnino Buticosus, Regio I, Insula XIV, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/14/14-8.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-central-area-and-the-official-complexes/terme-di-buticoso

Haus von Amor und Psyche

Das Wohnhaus mit dem überdimensional wirkenden Nymphäum und den üppig mit Marmor verkleideten Wänden und Böden wurde nach der hier aufgefundenen Statue von Amor und Psyche benannt. Es gehörte sicher einem bedeutenden Einwohner von Ostia, vielleicht einem hochrangiger Priester des nahegelegenen Herkules-Tempels.

Ursprünglich wurde hier im ersten Drittel des 2. Jahrhundert n. Chr. ein mehrgeschossiges Mietshaus (insula) errichtet mit Läden (tabernae), die sich um einen Innenhof gruppierten. Dieses später offenbar teilweise verfallene Gebäude wurde dann im späten 4. Jahrhundert im Inneren fast komplett neu geschnitten und zu einem zweistöckigen Wohnhaus umgebaut. Es wurde 1938 ausgegraben und anschließend restauriert. Weitere Restaurationen fanden dann um 1953 und 1987 statt.

Der Eingang zum Haus befand sich in der Südwestecke des Komplexes. An ein Vestibül schloss sich ein Mittelgang mit farbigen Bodenmosaiken an, an dessen westlicher Seite 3 Zimmer (cubicula) lagen. Im mittleren dieser Räume, dessen Boden mit farbigen Marmorintarsien (opus sectile) und dessen Wände mit Marmor verkleidet waren, wurde bei den Ausgrabungen eine Statue von Amor und Psyche gefunden, der das Haus heute seinen Namen verdankt. Die beiden anderen Räume waren mit schwarz-weißen Bodenmosaiken und bemalten Wänden etwas weniger aufwendig ausgestattet und dienten daher vermutlich als Schlafzimmer.

Am Ende des Mittelgangs betrat man über eine Stufe einen großen Empfangsraum, der mit Marmorverkleidungen an den Wänden und farbigem Bodenmosaik in opus sectile ebenfalls aufwendig ausgestattet war.

An der östlichen Seite des Mittelgangs befand sich eine Säulenreihe, die Zugang in einen kleinen unbedachten Garten (viridarium) gewährte. An der gegenüberliegenden Seite lag ein schon fast monumental wirkendes Nymphäum, bei dem das Wasser aus den 5 Nischen über kleine Stufen und Wasserspeier in den unteren Bereich floss. Das Abwasser des Nymphäums wurde weiter in die südlich gelegene Latrine geleitet, die über einen südlich des Mittelgangs gelegenen kleinen Korridor erreicht werden konnte.

Von den Marmorverkleidungen an Böden und Wänden und auch von den Bodenmosaiken sind heute noch einige Teile relativ gut erhalten. Die im mittleren Raum aufgestellte Statue von Amor und Psyche ist allerdings ein Abguss, deren Original sich im Museum des Archäologischen Parks von Ostia befindet.

Lage: Domus di Amore e Psiche, Regio I, Insula XIV, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/14/14-5.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/domus-di-amore-e-psiche

Haus der Wagenlenker & Dreischiffiges Heiligtum

Aufgrund ihrer teilweise noch gut erhaltenen Gebäudereste, Wandmalereien und Bodenmosaike gehören das Haus der Wagenlenker, die dahinterliegenden Thermen der 7 Weisen, das Haus der Serapis und das danebenliegende Dreischiffige Heiligtum zu den interessantesten Gebäuden im Westen von Ostia.

Das Haus der Wagenlenker (Caseggiato degli Aurighi), die Thermen der 7 Weisen (Terme dei Sette Sapienti) und das Haus der Serapis (Caseggiato del Serapide) waren direkt miteinander verbunden und bildeten einen kompletten Wohnblock (insula). Dieser wurde in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in der Regierungszeit von Kaiser Antoninus Pius errichtet, während das Dreischiffige Heiligtum (Sacello delle tre Navate) erst etwas später direkt an die Ostseite des Komplexes angebaut wurde.

Das Haus der Wagenlenker liegt an der Cardo dei Aurighi und besaß einen doppelten Portikus zur Straße hin. Das 3- oder 4-stöckige Gebäude lag um einen zentralen Innenhof und war in zahlreiche Wohnungen unterteilt. Im Erdgeschoss gab es mehrere Säle, die gewerblichen Zwecken dienten.

Die Fresken, denen das Haus seinen heutigen Namen verdankt, wurden erst im späten 3. Jahrhundert n. Chr. in einem der Korridore angebracht und zeigen Wagenlenker (auriga oder bigarius), die auf ihren von 2 Pferden gezogenen zweirädrigen Streitwägen (biga) stehen und in den Händen einen Palmzweig und die Siegeskrone halten.

Der separate Gebäudeteil an der Ostseite mit mehreren kleineren Räumen und einer Gemeinschaftslatrine war vermutlich ein Hotel. Hier sind noch recht gut erhaltene kleine Wandmalereien mit Landschaften, Tieren, Stilleben oder mythologischen Szenen zu bewundern.

Das Dreischiffige Heiligtum wurde etwa Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. östlich an das Haus der Wagenlenker angebaut. Es bestand, ähnlich wie ein Mithräum, aus einem Mittelschiff mit zwei Säulenreihen und 2 Seitenschiffen. Diese Architektur gab dem Heiligtum seinen heutigen Namen. In den Wandmalereien und Fußbodenmosaiken fehlen aber sämtliche Hinweise auf den Mithraskult, sie deuten eher auf einen Dionysoskult hin.

An der Stirnseite des Hauptschiffs befindet sich eine Apsis mit gelbem und rotem Schachbrettmuster, in der sich eine Statue befand. Die Wände und die Mosaikböden waren mit Darstellungen von Opferszenen, Kultgegenständen und Tieren geschmückt. Ein Wasserbecken, das mit Marmor verkleidet war befand sich in der Mitte des Mittelschiffs und vor dem Eingang zum Heiligtum lag eine Küche, in der vielleicht der Kultwein erhitzt werden konnte.

Lage: Caseggiato degli Aurighi e Sacello delle tre Navate, Regio III, Insula X und II, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio3/10/10-1.htm; www.ostia-antica.org/regio3/10/10-1a.htm; www.ostia-antica.org/regio3/2/2-12.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/caseggiato-degli-aurighi

Haus der Musen & Case a Giardino

Das mit Wandmalereien und Bodenmosaiken reich ausgestattete Haus der Musen, ist Teil der Case a Giardino, einem riesigen Gebäudekomplex im Westen der Stadt. In den luxuriösen Erdgeschossappartements der bis zu 4-stöckigen Häuser lebten eher betuchtere Familien.

Nicht weit entfernt vom Zentrum Ostias, aber nahe der Porta Marina und der Küste, lagen die sogenannten Gartenhäuser (Case a Giardino), ein riesiger, rund 1,5 Hektar großer Gebäudekomplex, in dem sich mehrere, meist größere Wohneinheiten befanden. Er wurde in hadrianischer Zeit zwischen 123 und 125 n. Chr. errichtet und sind ein gutes Beispiel für ein geplantes Wohnviertel, das wohl eher von der oberen Mittelschicht bewohnt wurde. Die Gartenhäuser wurden bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. genutzt, in späterer Zeit aber teilweise zu Läden oder Werkstätten umgebaut. Sie wurden zwischen 1938 und 1942 ausgegraben.

Der Komplex mit Eingang an der Via delle Volte Dipinte bestand aus einem gut 120 x 120 Meter großen Gebäuderechteck, das sich um einen großen Garten mit 6 überdachten Brunnen gruppierte. Im Zentrum lagen 2 weitere, parallel angeordnete Häuserblocks mit jeweils 2 großen Wohnhäusern.

Im Parterre der 3- bis 4-geschossigen Gebäude lagen meist Luxusappartements für reiche Familien, die Wohn- und Repräsentationsräume mit farbigen Wandmalereien und aufwendigen Schwarz-Weiß-Mosaiken besaßen. Die oberen Geschosse mit kleineren, vermieteten Wohnungen waren über Außentreppen zu erreichen, während zu den Straßen hin teilweise Läden und Gewerberäume lagen. Insgesamt schätzt man, dass in den Gartenhäusern wohl bis zu 1200 Personen lebten.

Das wohl luxuriöseste Gebäude war das Haus der Musen (Domus delle Muse) an der Nordostecke, das als einziges über einen eigenen Innenhof verfügte. Das bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzte Haus besitzt heute noch erstaunlich gut erhaltene Wandmalereien, aufwendige schwarzweiße Bodenmosaike und auch die Mauern des Erdgeschosses sind noch weitestgehend erhalten.

Der Eingang befand sich im Osten an der Via delle Volte Dipinte, wo auch 2 separat liegende Geschäfte und ein weiterer Raum untergebracht waren, der sowohl einen Eingang zur Straße als auch einen Zugang zum Wohnhaus hatte und mit Perseus– und Andromeda-Motiven bemalt war.

Über das Vestibül gelangte man den Innenhof mit Portikus aber auch in die direkt im Norden angrenzende Küche, den einzigen Raum des Hauses ohne Fußbodenmosaik. Eine Treppe neben dem Eingang führte ins Obergeschoß zu den vermieteten Wohnungen.

Im Norden lagen Privaträume, unter anderem ein Wohnzimmer, dessen Wände mit Darstellungen des Gottes Apollo und den 9 Musen Urania, Kalliope, Klio, Thalia, Euterpe, Melpomene, Terpsichore, Erato und Polyhymnia aufwendig bemalt waren und denen das Haus seinen heutigen Namen verdankt. Ein weiteres Zimmer mit Dionysos-Motiven auf weißem Grund war wohl ein Schafzimmer.

Der gegenüber dem Eingang im Westen gelegene große Bankettsaal (triclinium) stellte auf seiner Wandbemalung ein Haus mit geöffneten Fensterläden, Holzbalkonen und Blick auf Landschaften dar. Im Süden lag der größte Raum des Gebäudes, ein Repräsentationsraum (tablinum) mit gelb, rot und schwarz bemalten Wänden ohne weitere Verzierung.

Zum Gartenhauskomplex gehören weitere interessante Gebäude: z.B. das südlich des Hauses der Musen gelegene Haus der Gelben Wände (Casa delle Pareti Gialle), das mit kleinen in gelben Feldern liegenden Landschaftsgemälden an den Wänden geschmückt war, oder an der Südostecke das Haus der Dioskuren (Domus dei Dioscuri) mit einem Mosaik der Dioskuren Castor und Pollux. Auch das Haus der Priesterinnen (Casa delle Ierodule) an der Südwestecke besitzt noch heute sehenswerte und gut erhaltene Wand- und Deckenmalereien.

Lage: Domus delle Muse e Case a Giardino, Regio III, Insula IX, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio3/9/9.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/case-a-giardino; www.ostia-antica.org/regio3/9/9-22.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-residential-districts-of-the-upper-middle-class/insula-delle-muse

Lampenbrunnen

Der Lampenbrunnen verdankt seinen Namen seinem wie eine Öllampe geformten Brunnenauslauf und ist einer der schönsten öffentlichen Brunnen von Ostia. Er steht nur wenige Schritte von der Schola del Traiano entfernt direkt am Decumanus Maximus.

Vor einem Wohnblock mit Läden, die sich hinter einem etwa 120 Meter langen Portikus im westlichen Teil des Decumanus Maximus befinden, liegt der äußerst filigran wirkende „Lampenbrunnen“. Er ersetzte einen älteren Brunnen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und wurde vermutlich im ersten Drittel des 2. Jahrhunderts n. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian neu gestaltet. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde er dann nochmals mit Marmor ausgekleidet und aufwendig verziert.

Das rechteckige Becken, das mit wasserundurchlässigem Putz (opus signinum) ausgekleidet war, besaß in der Mitte eine Säule, auf der 7 wie Öllämpchen geformte Wasserspeier angebracht waren, aus denen das Wasser in das Becken sprudelte. Der Rand des Brunnens war mit einem filigranen Gitter aus Marmor verziert, über dem sich ein von 4 geriffelten Säulen getragenes Dach erhob.

In den Läden dieses Gebäudeblocks wurden bei den Ausgrabungen die Reste mehrerer Theken und Wasserbecken gefunden, die darauf schließen lassen, dass sich in diesem Bereich des Decumanus mehrere Garküchen befunden haben, in denen sich die Bewohner der umliegenden Wohnhäuser versorgen konnten.

Lage: Fontana con Lucerna, Regio IV, Insula VII, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio4/7/7-1.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-market-district/fontana-con-lucerna

Schola del Traiano

Die genaue Funktion des großen Gebäudekomplexes mit dem markanten Wasserbecken ist bislang noch nicht völlig geklärt. Der Fund einer Statue von Kaiser Trajan, die dem Gebäude seinen heutigen Namen gab, lässt jedoch vermuten, dass es sich hier um ein öffentliches Gebäude handelte, vermutlich um den Hauptsitz einer Gilde.

Ursprünglich lagen auf dem Gelände zwei Wohnhäuser, das sogenannte Haus der Ochsenköpfe (Domus dei Bucrani) aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und ein Peristylhaus aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., von denen noch Gebäude- und Mosaikreste im Innenhof zu sehen sind. Sie wurden bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurden.

Darüber wurde dann, vermutlich Mitte des 2. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Antoninus Pius, ein großer Gebäudekomplex errichtet, der im Norden zum Decumanus Maximus hin einen monumentalen Haupteingang mit einer 12 Meter breiten Säulenreihe besaß. Dahinter lagen eine halbrunde Exedra mit Brunnennischen und daran anschließend ein Vestibül, das Zugang zu mehreren teils beheizten Räumen gab.

Der in der Mitte des Komplexes gelegene große Hof besaß Säulenreihen an allen 4 Seiten und im Zentrum ein längliches Becken mit vielen halbrunden Nischen. Dahinter wurde im 4. Jahrhundert n. Chr. ein weiterer Gebäudekomplex ergänzt, der aus einem 8 x 10 Meter großem Bankettsaal (triclinium) und öffentlichen Räumen bestand, die mit Wandmalereien und schwarzweißen Mosaikböden ausgestattet waren.

In einem der Seitenräume des vorderen Gebäudekomplexes befand sich eine Trajan-Statue, die dem Gebäude seinen heutigen Namen gab. Es wurden außerdem ein Minervakopf, eine Venusstatuette und eine Statue von Ringern gefunden. Daher geht man davon aus, dass es sich hier nicht um ein privates Haus, sondern um das Hauptquartier einer Zunft oder Gilde handelte. Die Nähe zu einem auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenen Tempel deutet auf die Zunft der Schiffszimmerer (fabri navales) hin, eine Inschrift erwähnt die Schiffsleute von Ostia (navicularii ostienses). Auch der Sitz des öffentlichen Verwalters für die Getreideversorgung (procurator annonae) scheint eine plausible Erklärung für die Funktion des Gebäudes zu sein.

Das Gelände wurde zwischen 1938 und 1939 ausgegraben und gehört zu einem der größten Gebäudekomplexe von Ostia.

Lage: Schola del Traiano, Regio IV, Insula V, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio4/5/5-15.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-market-district/schola-del-traiano

Macellum & Geschäfte der Fischhändler

Direkt an einer der wichtigsten Kreuzungen Ostias lag der größte Markt der Stadt, auf dem unter anderem Fleisch und Fisch angeboten wurden. Das vor dem Geschäft angebrachte Mosaik zeigte dabei an, was es dort zu kaufen gab. Besonders gut erhalten ist dabei das Geschäft eines Fischhändlers mit einem schönen Mosaik.

Der Hauptmarkt von Ostia (macellum), in dem vor allem Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Gemüse angeboten wurden, lag sehr zentral an einer der wichtigsten Kreuzungen der Stadt. Er wurde in seiner heutigen Form etwa Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. anstelle eines aus spätrepublikanischer Zeit stammenden Wohnhauses errichtet. Am Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde der Markt vermutlich aufgegeben und stattdessen im nordöstlichen Portikus eine Glaswerkstatt mit 2 Brennöfen eingerichtet.

Der Marktbereich bestand aus einem etwa 28 x 22 Meter großen, gepflasterten Hof, an dessen Nord- und Südseite sich mehrere Räume und Ladengeschäfte anschlossen. Der Haupteingang lag dabei im Norden, am Decumanus Maximus, ein Nebeneingang im Osten an der Via del Pomeria. In der Mitte des Hofes befand sich ein gemauertes Becken mit einem auf einem Delfin reitenden Knaben, an der Westseite gab es hinter einer Säulenreihe ein Podium mit einem Nymphäum. Im großen Raum im Süden wurden möglicherweise standardisierte Maße und Gewichte (pondera) aufbewahrt.

In den zu beiden Seiten des Haupteingangs gelegenen Portiken lagen mehrere Geschäfte (tabernae). Aufgrund der aufgefundenen Einrichtungsgegenstände, wie einer Verkaufstheke und einem Fischbecken, und der noch erstaunlich gut erhaltenen Bodenmosaike kann man davon ausgehen, dass in 2 dieser Geschäften Fisch verkauft wurde. Ein besonders schönes Mosaik mit der Inschrift inbide calco te („Neider, ich zertrete dich“) zeigt dabei einen Delfin, der einen Oktopus frisst.

Das Macellum wurde 1938 ausgegraben und anschließend restauriert.

Lage: Taberne dei Pescivendoli, Regio IV, Insula V, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio4/5/5-1.htm; www.ostia-antica.org/regio4/5/5-2.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-market-district/cd-macellum-e-tabernae-dei-pescivendoli

Forum & Kapitol von Ostia

An der Kreuzung der beiden Hauptstraßen von Ostia, dem Decumanus Maximus und dem Cardo Maximus, liegen das Forum und das Kapitol, die in republikanischer Zeit errichtet wurden. Die Anordnung der heute sichtbaren Gebäude stammt aus hadrianischer Zeit.

Das Forum entstand ab der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. an der Stelle, wo sich ursprünglich das Kastell (castrum) von Ostia befand. Rund um das Forum, an der Kreuzung von Decumanus Maximus und Cardo Maximus, lagen die wichtigsten politischen, wirtschaftlichen, religiösen und gesellschaftlichen Gebäude der Stadt, zu denen der Kapitolstempel, der Tempel von Roma und Augustus, die Curia, die Basilika, die Forumsthermen und der Runde Tempel gehörten.

Forum (foro): Der zentrale Platz Ostias erhielt unter Kaiser Hadrian im 2. Jahrhundert n. Chr. sein heutiges Erscheinungsbild. Er war von einem Portikus umgeben, über den man die angrenzenden Gebäude erreichen konnte. Der Decumanus Maximus verlief von Ost nach West direkt durch das Forum, während der Cardo Maximus im Norden durch den Kapitolstempel und im Süden durch den Tempel von Roma und Augustus unterbrochen war. In der Mitte des Platzes standen Statuen, unter anderem eine von Ancus Marcius, dem 4. König von Rom, der Ostia erbaut haben soll.

Kapitol (capitolium): Der größte und wichtigste Tempel von Ostia lag im Norden des Forums und war der kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva geweiht. Der 35 x 15,5 m große und 20 Meter hohe Tempel wurde von Kaiser Hadrian um 120 n. Chr. über einem älteren republikanischen Tempel errichtet und stand auf einem Podium, zu dem eine breite Treppe mit 21 Stufen führte. Vor dem Tempel lag ein Marmoraltar mit einem Waffenfries. Die Säulenvorhalle (pronaos) des Tempels hatte 6 Säulen an der Vorderseite und je 2 an den Seiten und war mit einem Marmorfries mit Girlanden und Ochsenköpfen geschmückt. Im Tempelraum (cella) gab es an den Seitenwänden Nischen für Statuen und im hinteren Bereich Räume für die Statuen der 3 Gottheiten. Der Tempel war komplett mit Marmor verkleidet und die Böden mit Marmorintarsien ausgelegt. Unter dem Tempel lag ein Raum für den Stadtschatz (aerarium publicum). Heute sind neben der etwa 17 Meter hohen Wand der Cella noch die Treppe, Teile der Säulen der Vorhalle und Reste des Marmoraltars vorhanden.

Tempel von Roma und Augustus: Am Südende des Forumsplatzes lag dieser dem Kaiserkult und der Göttin Roma geweihte Tempel. Er gehört zu den frühesten Gebäuden des Forums und wurde Anfang des 1. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Tiberius, dem Nachfolger von Kaiser Augustus, erbaut. Der auf einer Plattform errichtete Tempel besaß eine Vorhalle mit 6 Säulen an der Vorderseite und je 2 an der Seite, war etwa 16 Meter hoch und damit das nur geringfügig kleinere Gegenstück zum auf der anderen Seite des Forums gelegenen Kapitolstempel. Vom Tempel sind außer den Grundmauern nur noch wenige Reste vorhanden, wie z.B. das Marmorfries vom hinteren Giebel und die Statue der fliegenden Siegesgöttin Victoria, die ursprünglich auf dem Dach des Gebäudes angebracht war.

Curia: Das Versammlungsgebäude für den Stadtrat (ordo decurionum) wurde während der Regierungszeit von Kaiser Domitian oder Kaiser Trajan, d.h. zwischen dem späten 1. und dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet und lag gegenüber der Basilika an der Nordwestseite des Forums. Zum Decumanus Maximus hin lag ein Vorbau mit 6 Säulen, hinter denen sich ein Vestibül befand. Da der daran anschließende Versammlungsraum mit 11,5 x 12 Metern relativ klein ist, könnte es sich hier auch um ein Augusteum gehandelt haben, ein Heiligtum für die dem Kaiserkult huldigenden Seviri Augustales, obwohl die Lage direkt am Forum eher für die Verwendung als Curia spricht. Durch die seitlich gelegenen und oben offenen Korridore fiel Licht in das Gebäude, dessen Wände und Böden mit mehrfarbigem Marmor geschmückt waren.

Basilika: Die der Rechtsprechung und Geschäften dienende Basilika an der Südostecke des Forums wurde zeitgleich mit der Curia zwischen dem späten 1. und dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Man gelangte entweder vom Decumanus Maximus über einen monumentalen Eingang an der Nordseite oder vom Forum durch einen Doppelportikus an der Ostseite ins Gebäude. Diese bestand aus einer großen Halle, die sich über 3 Stockwerke erstreckte und ein von Säulenreihen getragenes Dach besaß. An der Rückseite lag ein Podium für die Richter, die Böden und Säulen waren mit Marmor verkleidet. An einer Balustrade des Obergeschosses wurden im 2. Jahrhundert n. Chr. Reliefs mit Motiven aus der Stadtgeschichte Roms angebracht, auf denen u.a. Romulus und Remus mit der Wölfin, die Gänse des Kapitols, der Raub der Sabinerinnen und der Bau der Aurelianischen Mauer dargestellt sind.

Forums-Thermen (Thermae Gavi Maximi): Nahe der Ostseite des Forums lagen die mit einer Fläche von etwa 3200 qm größten und aufwendigsten öffentlichen Bäder der Stadt. Sie wurden während der Regierungszeit von Kaiser Antoninus Pius um 160 n. Chr. von Marcus Gavius Maximus, dem Präfekten der Prätorianergarde, erbaut und waren bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. in Betrieb. Sie wurden im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut bzw. renoviert und erhielten dabei den Monumentaleingang an der Nordwestecke. Die im Reihentypus hintereinander angeordneten Räume bestanden aus 2 Teilbereichen, mit den unbeheizten und spiegelbildlich angeordneten Räumen an der Nordseite und dem beheizten und mit großen Fenstern ausgestatteten Bereich im Süden. Vom Eingang aus gelangte man über eine Vorhalle in die Umkleideräume (apodyterium) und anschließend in den zentralen Kaltbaderaum (frigidarium) mit seinen 2 großen Kaltwasserbecken. Danach folgte der beheizte Bereich mit einem achteckigen Raum zum Sonnenbaden (heliocaminus), dem ovalen Schwitzbad (sudatorium bzw. laconium), 2 Laubaderäumen (tepidarium) und dem Heißbad (caldarium) mit 3 Wasserbecken. Die bis zu etwa 15 Meter hohen Räume besaßen Kreuzgewölbe, die Böden und Wände waren aufwendig mit Marmor dekoriert und in Nischen standen Statuen, u.a. von den Göttern der Gesundheit, Hygieia und Asclepius. Die Öfen (praefurnium) und eine Zisterne mit einem 10 Meter großen Wasserschöpfrad lagen östlich des Heißbades. Südlich des Komplexes gab es einen großen von einem Portikus umgebenen Sportbereich (palaestra) mit einer 20-sitzigen Latrine und 2 kleinen Tempeln.

Runder Tempel: Der Anfang bis Mitte des 3. Jahrhundert von Kaiser Severus Alexander oder Kaiser Gordian III. errichtete und dem Kaiserkult dienende Tempel lag westlich der Basilika und war vom Decumanus Maximus aus zugänglich. Vom etwa 41 x 35 Meter großen Platz mit seitlichen Nischen für Statuen führt im Süden eine breite Treppe auf eine knapp 4 Meter hohe Plattform. Hinter einer Vorhalle mit 10 Säulen lag der mit einer Kuppel (ähnlich der im Pantheon in Rom) gekrönte Rundtempel mit 18 Metern Innendurchmesser. In den Nischen des heute leider nicht mehr sehr gut erhalten Tempels standen überlebensgroße Statuen von Severus Alexander, Gordianus III. und von anderen Kaisern.

Die meisten Gebäude am Forum wurden zwischen 1802 und 1806 ausgegraben. Auch heute noch bekommt man einen guten Eindruck davon, wie das Forum in der Antike gewirkt haben muss.

Lage: Forum e Capitolium, Regio I, Forum und Insula XI, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/forum/forum.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-central-area-and-the-official-complexes/the-central-area-and-the-official-complexes

Haus der Diana & Thermopolium

Das Haus der Diana ist ein typisches Beispiel für eine römische Insula: im Erdgeschoß lagen zur Straße hin Ladengeschäfte und im hinteren Bereich gruppierten sich repräsentative Räume rund um einen Innenhof. Im 1. Obergeschoß befanden sich größere Mietwohnungen und je weiter oben die Bewohner lebten, desto mehr nahm der Komfort ab und die Enge zu.

In unmittelbarer Nähe zum Großen Lagerhaus (Grandi Horrea) und einem großen Mühlenbetrieb in der Straße der Diana befinden sich das Haus der Diana und ein Thermopolium.

Das heute noch erstaunlich gut erhaltene Haus der Diana stammt aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., d.h. aus der Zeit von Kaiser Hadrian oder Kaiser Antoninius Pius, und besaß mindestens 2 bis 3 Obergeschosse. Es wurde in mindestens 4 Bauphasen bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. immer wieder umgebaut und den Erfordernissen angepasst.

Der Gebäudekomplex wurde Anfang des 20. Jahrhunderts und nochmals zwischen 1994 und 1997 ausgegraben. Hierbei kamen die noch fast vollständig erhaltene Fassade mitsamt den Balkonbrüstungen des 2. Obergeschosses und auch die gut erhaltenen Wände und Decken des Erdgeschosses und einiger Innentreppen zum Vorschein. Zudem waren an der Südostecke und an der Via dei Balconi noch die Bürgersteige größtenteils vorhanden.

Im Erdgeschoss befand sich ein Domus, in dem vielleicht Beamte untergebracht waren. Im 1. OG lagen Mietwohnungen, Gästezimmer und, den Funden zufolge, der Sitz einer Gilde. Neben dem Eingang und an der Westseite des Gebäudes lagen mehrere Ladengeschäfte (tabernae).

Vom Eingang führte ein Korridor in den etwa 8,5 x 5,5 Meter großen zentralen Innenhof mit einem Marmorbecken mit mehreren Nischen, das aus der Zeit um 150 n. Chr. stammte. In diesem Hof fand man auch ein Dianarelief, das dem Haus seinen Namen verlieh. Dahinter lag der mit einem schwarz-weißen Mosaik ausgelegte Hauptraum, der als Triklinium diente. Die Wände und Decken waren zumindest im Erdgeschoss üppig bemalt und sind heute noch teilweise in Resten vorhanden. Die Funktion einiger Räume ist noch erkennbar, so findet man beispielsweise eine Latrine, 2 zu Mithräen umgewandelte Räume und einen in der letzten Bauphase zu einem Stall umfunktionierten Raum.

Das Thermopolium liegt in einem Gebäudekomplex auf der anderen Straßenseite und wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. eingerichtet. Hier kann man in den 3 Räumen noch eine große L-förmige Theke, Regale, einen Ofen und Vorratsgefäße erkennen. Wie man an den Wandmalereien von Lebensmitten erkennen kann, z.B. Oliven, Karotten und ein gefülltes Glas, wurde hier Wein ausgeschenkt und man konnte kleine Speisen erhalten. Im Hinterhof mit hübschem Marmorbecken konnten sich die Gäste aufhalten und auf Sitzbänken verweilen. Eine Treppe führte in einen Keller, in dem vielleicht Vorräte lagerten.

Lage: Caseggiato di Diana e Thermopolium di Via di Diana, Regio I, Insula III und II, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio1/3/3-3.htm; www.ostia-antica.org/regio1/2/2-5.htm

Mithräum der Schlangen

Die Schlange war eines der wichtigsten Symbole des Mithraskultes, der in der römischen Antike vor allem bei Legionären weit verbreitet war. Für dieses Mithräum wurde ein Wandgemälde mit Schlangen aus einem vorhandenen Hausaltar übernommen und in das Mithräum integriert.

Das „Mithräum der Schlangen“ stammt aus der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. und liegt im Zentrum eines Komplexes aus Läden und Geschäften. In seinem Inneren sind noch einige gut erhaltene Wandmalereien mit Schlangenmotiven erhalten.

Diese Fresken sind vermutlich älteren Ursprungs und gehörten wohl zunächst zu einem Hausaltar (lararium). Sie stellen zwei Schlangen dar: eine männliche mit Hahnenkamm und Bart an der Südwand und an der Ostwand eine weibliche Schlange neben einem Ortsgeist (genius loci). Dieser wurde mit verhülltem Kopf und einem Füllhorn dargestellt, das für Fülle und Wohlstand steht – eine gängige Darstellung auf Hausaltären.

Bei der Umwandlung des Raums in ein Mithrasheiligtum wurden diese Malereien einfach übernommen, denn die Schlange war auch im Mithraskult eines der zentralen Symbole, die zu einer der Weihestufen auf dem Weg zu den höchsten Mysterien gehörte.

Der etwa 5 Meter breite und 12 Meter lange Kultraum besaß an beiden Seiten Podien, auf denen die Gläubigen saßen. An der Stirnseite lag der Altar, über dem sich vermutlich die für ein Mithräum typische „Stiertötungsszene“ befand, links davon waren die Schlangen abgebildet.

Außer den Schlangendarstellung sind heute leider keine weiteren Reste der Bemalung oder Ausgestaltung des Kultraumes mehr vorhanden.

Lage: Mitreo dei Serpenti, Regio V, Insula VI, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio5/6/6-6.htm

Nekropole an der Porta Romana

Wie in allen römischen Städten üblich, lagen auch in Ostia die Nekropolen außerhalb der Stadtmauern. Die rund 60 Gräber entlang der nach Rom führenden Hauptstraße zeigen ein ungewöhnlich breites Spektrum unterschiedlichster in römischer Zeit üblicher Gräbertypen.

An der südlichen Seite der nach Rohm führenden Hauptstraße und – gemäß römischer Sitte – außerhalb der Stadtmauern, lag eine der Nekropolen von Ostia. Hier wurden bisher rund 60 Gräber entdeckt, die zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. angelegt wurden. Neben prominenten Persönlichkeiten der Stadt wurden hier auch einfache Bürger Ostias, Beamte oder Freigelassene bestattet.

Bei gut der Hälfte der Gräber handelt es sich um Brandbestattungen aus der Zeit zwischen dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr., bei denen die Urnen (ollae) meist ohne besondere Kennzeichnung oder Inschriften direkt in die Erde oder in Gruben eingebettet wurden.

Erst in spätrepublikanischer Zeit, etwa um 80 v. Chr. bis etwa Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr., ging man dazu über, pompöse und repräsentative Grabmäler zu errichten, die die Bedeutung des Verstorbenen und seiner Familie darstellen sollten und oft bereits zu Lebzeiten gebaut wurden. Zur Straße hin erhoben sich daher meist mehrstöckige Rund- oder Altargräber, während die Urnen der Verstorbenen eher schlicht an der Rückseite des Grabmals begraben waren.

In der frühen Kaiserzeit kamen für kurze Zeit einfache rechteckige und über eine Leiter zugängliche Umfassungsgräber in Mode, in denen die Urnen versenkt wurden. Sie hatten eine Inschriftentafel an der Frontseite und waren vor allem bei Freigelassenen beliebt.

Noch während der Regierung von Kaiser Augustus wurden die Urnen dann in sogenannten Kolumbarien aufbewahrt. Diese bestanden meist aus einer Hauptgrabkammer, einem eigenen Verbrennungsplatz (ustrinum) und einem Vorraum mit Wandnischen, in die die Urnen gestellt wurden. Sie hatten eher soziale als repräsentative Bedeutung und gehörten oft einer Familie, die dort regelmäßige Totenmahle feierte, es gab allerdings auch Begräbniskassen, die solche Gemeinschaftskolumbarien finanzierten.

Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurde die Körperbestattung üblich und die Toten wurden in Sarkophagen aus Marmor oder Terrakotta oder in unterirdischen Grabkammern beigesetzt.

Neben den Gräbern gab es in der Nekropole noch weitere Gebäude, in denen beispielsweise die Bestatter wohnten, aber auch Geschäfte, in denen man Zubehör für die Beerdigungsrituale bekam. Außerdem lagen hier auch Ställe und Unterkünfte (hospitium) für Reisende.

Die teilweise noch recht gut erhaltenen unterschiedlichsten Grabbauten in Ostia und die damit verbundenen Totenrituale und Bestattungsformen spiegeln heute noch gut die politische und gesellschaftliche Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte wider.

Lage: Necropoli Ostiense, Viale degli Scavi, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/dict/prnec/prnec.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-via-ostiensis-necropolis/the-via-ostiensis-necropolis

Theater & Platz der Korporationen

Das Theater von Ostia ist noch erstaunlich gut erhalten und wird auch heute noch für Aufführungen und Konzerte genutzt. Es bildet mit dem dahinterliegenden Platz der Korporationen, der ein Treffpunkt von Händlern und Schiffseignern war, eine Einheit.

Das Theater von Ostia lag direkt am Decumanus im Zentrum des Handelsviertels. Eine Inschrift belegt, dass das Theater Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. unter Kaiser Augustus von dessen Schwiegersohn Agrippa erbaut wurde. Das aus Backstein errichtete Theater besaß einen Orchesterraum von 23,5 Metern Breite und im Zuschauerbereich (cavea) mit etwa 65 Metern Durchmesser fanden etwa 2.500 bis 3.000 Besucher Platz.

Eine weitere Inschrift erwähnt eine Erweiterung im Jahr 196 n. Chr. während der Regierungszeit von Kaiser Septimius Severus, allerdings wurde der Umbau offenbar bereits vor 192 n. Chr. unter Kaiser Commodus begonnen, wie Ziegelstempel belegen. Dabei wurden die Zuschauerränge auf 88 Meter Durchmesser vergrößert, so dass nun bis zu 4.000 Besucher die Aufführungen verfolgen konnten. Auch im späten 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Theater erneut umgebaut und renoviert.

Die zum Decumanus hin ausgerichtete Fassade des Theaters war 3 Stockwerke hoch und bestand aus einem halbkreisförmigen Portikus, hinter dem 16 Geschäfte und die zu den oberen beiden Rängen des Zuschauerraumes führenden Treppenaufgänge lagen. Die unteren Zuschauerränge und das Orchester erreichte man über den zentralen Haupteingang oder einen der beiden Seiteneingänge.

Das Theater war mit Marmor verkleidet, die Gewölbedecken mit Stuckreliefs oder Malereien dekoriert und die Zuschauerränge konnten mit Sonnensegeln beschattet werden. Die Marmorbrüstung, die den Zuschauer- vom Orchesterbereich trennte, wurde in einer späteren Bauphase ergänzt. Der Sockel der mit Marmor verkleideten Bühne (scaena) besaß Nischen für Statuen und war mit den noch heute vorhandenen Theatermasken aus Stein geschmückt.

Hinter der Bühnenrückwand entstand gleichzeitig mit dem augusteischen Theater der etwa 110 × 80 Meter große Platz der Korporationen, der ursprünglich wohl als öffentlicher Garten diente und im 1. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Claudius mit einer Säulenreihe vom Theater abgegrenzt wurde. Der Doppelportikus mit den insgesamt rund 70 Läden (stationes) wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. angefügt und zu einer Art Handelsforum umgewandelt. Hier waren die Büros von Handelsgilden (collegia oder corpora), Schiffseignern (navicularii), Kaufleuten (negotiantes), aber auch von Schiffsausrüstern oder ausländischen Händlern zu finden.

Vor den Geschäften waren Mosaike in den Boden eingelassen, die – ähnlich wie Zunftzeichen im Mittelalter – anhand ihrer Inschriften und bildlichen Darstellungen von Schiffen, Leuchttürmen, Delfinen, Amphoren oder Getreidemaßen Auskunft gaben über die Art der hier getätigten Geschäfte.

Ein Ceres-Tempel (für die römische Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit) wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. in der Platzmitte errichtet und zeigt die Bedeutung des Platzes für die Getreideversorgung Roms.

Die Reste des Theaters wurden Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt, Anfang des 20. Jahrhunderts endgültig ausgegraben und anschließend restauriert. Heute sind die unteren beiden Zuschauerränge wieder fast vollständig rekonstruiert, so dass das Theater immer noch regelmäßig für Aufführungen und Konzerte genutzt wird.

Lage: Teatro di Ostia e Piazzale delle Corporazioni, Regio II, Insula VII, Ostia Antica, 00119 Roma

Links: www.ostia-antica.org/regio2/7/7-2.htm; www.ostia-antica.org/regio2/7/7-4.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-area-of-the-theatre/theatre; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-area-of-the-theatre/piazzale-delle-corporazioni

Neptun-Thermen

Den schwarz-weißen Mosaiken, die den Meeresgott Neptun inmitten zahlreicher Meeresgeschöpfe zeigen, verdanken den Thermen ihren heutigen Namen. Sie gehörten zu den größten und aufwendigsten Thermen von Ostia. Für ihren Bau soll Kaiser Hadrian die unglaubliche Summe von 2 Millionen Sesterzen bereitgestellt haben.

Nicht weit vom Theater von Ostia entfernt lag mit den Neptun-Thermen eines der größten der fast eineinhalb Dutzend öffentlichen Bäder von Ostia. Wie eine Inschrift besagt, wurden sie von Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius (besser bekannt als Kaiser Antoninus Pius), dem Adoptivsohn und Nachfolger von Kaiser Hadrian, im Jahr 138 oder 139 n. Chr. eingeweiht.

Dabei soll Hadrian allein 2 Millionen Sesterzen für den Bau gestiftet und Antoninus Pius zusätzliche Mittel und den Marmor beigesteuert haben. Eine unglaubliche Summe, für die man in der Antike etwa 1000 Sklaven hätte kaufen können! Heutige Forschungen bezweifeln allerdings, dass die heute in den Vatikanischen Museen aufbewahrte Inschrift tatsächlich in den Neptun-Thermen gefunden wurde und gehen davon aus, dass sie vielmehr zu den Marine-Thermen gehört.

Die Thermen ersetzten einen älteren Bäderkomplex an der gleichen Stelle und waren etwa 67 x 67 Meter groß. Sie bestanden aus mehreren hintereinander angeordneten Räumen, die man vom Decumanus aus an der Südostecke des Komplexes betrat.

Über eine Vorhalle, die mit einem Mosaik von Amphitrite, Neptuns Frau, geschmückt ist, erreichte man den größten Raum, der vielleicht als Umkleideraum gedient haben könnte und in dem sich das namensgebende Mosaik befindet. Der Meeresgott Neptun ist dabei auf einem Streitwagen dargestellt, der von fischschwänzigen Pferden (hippokampi) gezogen wird und von einer großen Zahl von Meeresungeheuern, Nereiden, Delfinen und Tritonen umringt ist.

Daran schlossen sich nacheinander das Kaltbad (frigidarium) mit 2 Kaltwasserbecken und einem Mosaik von Scylla, die beiden Laubäder (tepidarium) und das mit 2 Warmwasserbecken ausgestattete Warmbad (caldarium) an. Dahinter lag ein weiteres Warmbad, das aber später anderweitig genutzt wurde. Die westlich der Baderäume befindliche große Palästra war an 3 Seiten von einem Portikus umgeben, an den sich mehrere Räume, Läden und eine Latrine anschlossen.

Die Neptunmosaike lassen sich von einer erhöht liegenden Plattform aus gut überblicken.

Lage: Terme di Nettuno, Regio II, Insula IV, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio2/4/4-2.htm

Cisiarii-Thermen

Die Lage in unmittelbarer Nähe zur Porta Romana, dem Stadttor an der Straße nach Rom, und die mit Kutschen und Maultieren ausgestalteten Mosaike weisen darauf hin, dass diese Therme wohl hauptsächlich von Fuhrleuten besucht wurde.

Gleich direkt hinter der Porta Romana liegen die Thermen der Fuhrleute (cisiarius), die in der Zeit Hadrians Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und im 3. Jahrhundert n. Chr. nochmals umfangreich umgebaut wurden.

Ihren heutigen Namen verdanken die Thermen dem in schwarz-weiß gehaltene Mosaik im Kaltbaderaum (frigidarium). Es zeigt im Zentrum eine Stadtmauer mit Stadttoren und 4 von Atlanten getragenen Türmen und vermutlich die Stadt Ostia darstellen sollten. In den Bereichen zwischen den Türmen gibt es Abbildungen von zweirädrigen offenen Kutschen (cisium), die von jeweils 2 Maultieren gezogen werden. Zusätzlich wurden einige Maultiere mitsamt ihrem Namen verewigt, die wohl auf ihre Eigenschaften hindeuteten: Pudes (bescheiden), Podagrosus (lahm), Barosus (zierlich) oder Potiscus (beschwipst). Weitere Teile des Mosaiks stellen mit Meeresgeschöpfen und Schwimmern beliebte Thermen-Motive dar.

Der Standort in der Nähe des Haupttors spricht dafür, dass die Thermen tatsächlich gerne von Kutschern aufgesucht wurden. Denn da Karren tagsüber in der Stadt verboten waren, mussten diese wohl in der Nähe des Stadttors abgestellt werden. Die Kutscher, die meist nur gemietet waren und als eine Art Taxidienst fungierten, hatten so Zeit für ein Bad, bis sie wieder mit neuen Gästen oder Fracht Richtung Rom aufbrechen mussten.

In den weiteren Räumen der Thermen sind Mosaike zu finden, die z.B. wilde Tiere auf der Jagd, Athleten oder Meeresnymphen zeigen. Die Räume waren außerdem mit aufwändigen Stuckdekorationen geschmückt und es gab Imbißstände und Ladengeschäfte. Die Reste eines auf einem Fuß ruhenden runden Beckens (labrum), deuten darauf hin, dass es sich hier um einen beheizten Raum handelte, eventuell um eine Sauna (laconium).

Die Cisiarii-Thermen erreicht man vom Decumanus aus über die republikanischen Magazine (Magazzino di Epoca Repubblicana), an deren hinteren Bereich sie angebaut sind.

Lage: Terme dei Cisiarii, Regio II, Insula II, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio2/2/2-3.htm

Archäologischer Park von Ostia

In Ostia wurde nicht nur ein Flottenstützpunkt eingerichtet, der die Mündung des Tiber kontrollierte, hier landeten auch die Getreideimporte aus Ägypten und Nordafrika und wurden von hier aus verteilt – nach der römischen Maxime „Brot und Spiele“ (panem et circensis) eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Zufriedenheit des Volkes.

In Ostia, knapp 25 km südwestlich von Rom an der Mündung (ostium) des Tiber, lag der Haupthafen von Rom. Er war strategisch und wirtschaftlich ungemein wichtig, denn hier landeten nicht nur die Luxusprodukte und Sklaven für die römische Oberschicht, hier kamen auch die riesigen Transportschiffe mit Getreide aus Ägypten und Nordafrika an.

Auch das für die Getreideverteilung und Festsetzung des Getreidepreises zuständige Getreideamt (cura annonae) war in Ostia angesiedelt, und neben riesigen Lagerhäusern (horrea) für Getreide, Wein, Olivenöl und andere Waren gab es unzählige Geschäfte, Garküchen, Weinschenken, Bäckereien, Thermen und auch Bordelle. Die Einwohner von Ostia wohnten entweder in Stadthäusern (domus) oder in Miethäusern (insulae), die bis zu 4 Stockwerke hoch waren.

Der Legende nach wurde die Hafenstadt Roms 620 v. Chr. von Ancus Marcius, dem 4. König Roms, gegründet. Höchstwahrscheinlich jedoch wurde hier erst in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. eine befestigte Siedlung (castrum) als Flottenstützpunkt zur Kontrolle der Flussmündung gegründet. In republikanischer Zeit entwickelte sich Ostia zum Haupthafen von Rom und Handelszentrum (emporium), das mit einer Stadtmauer befestigt wurde. Während der Kaiserzeit hatte Ostia schätzungsweise 50.000 Einwohner und es wurden in dieser Zeit viele öffentliche Gebäude vergrößert oder neu errichtet, wie z.B. das Forum, das Theater, öffentliche Thermen und riesige Lagerhäuser.

Da der Hafen von Ostia zunehmend versandet, verlagerte sich ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. die wirtschaftliche Infrastruktur in den von Kaiser Claudius und Trajan nördlich von Ostia angelegten Portus Ostiensis Augusti. Ostia entwickelte sich nun zum Wohnort reicher Römer und Senatoren, bevor es nach dem Zerfall des Römischen Reichs weitgehend aufgegeben wurde. Der Tiber verlief damals noch entlang der gesamten Nordseite der Stadt und auch die Küste lag näher als heute.

Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Ostia erste Ausgrabungen, die bis 1942 eine Fläche von etwa 34 Hektar erreichten. Heute ist Ostia nach Pompeji die zweitgrößte archäologische Ausgrabung der Welt, auch wenn mit rund 50 Hektar bisher erst etwa 2/3 der antiken Stadt freigelegt wurde. Im Jahr 2020 wurde dem Archäologischen Park von Ostia Antica das Europäische Kulturerbe-Siegel verliehen.

Ostia Antica erreicht man von Rom aus am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln: mit der Metro Linea B bis zur Station Piramide, dann weiter mit dem Zug Roma-Lido bis zur Station Ostia Antica. Auch vom Flughafen Fiumicino, Terminal 2, gibt es eine Busverbindung nach Ostia Lido (an der Station Lido Centro umsteigen in den Zug Roma-Lido und dann bis zur Station Ostia Antica).

Der Archäologische Park von Ostia ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos. Für den Besuch sollte man mindestens einen halben Tag einplanen und dabei auch das Museum mit den Funden aus den Ausgrabungen von Ostia besuchen.

Lage: Parco Archeologico di Ostia Antica, Viala degli Scavi, 00119 Roma

Links: www.ostiaantica.beniculturali.it; www.ostia-antica.org/dict.htm

Decumanus Maximus von Ostia

Von der Porta Romana im Osten bis zur Porta Marina verläuft der Decumanus Maximus von Ostia fast schnurgerade und parallel zum antiken Flussverlauf gut 1 km durch die gesamte Stadt, bevor er am ursprünglichen Westtor des Kastells einen kleinen Knick Richtung Süden macht.

Der Decumanus Maximus ist auch heute noch die Hauptstraße von Ostia und bildete in der Antike die direkte Verbindung nach Rom. Er verläuft von der Porta Romana im Nordosten der Stadt schnurgerade bis zum „Bivio del Castrum“ (Kreuzung des Kastells), wo sich ursprünglich das Westtor des Kastells befand. Erst danach knickt die Hauptstraße leicht nach Südwesten ab und verläuft weiter zur Porta Marina, dem Marinetor, und von dort aus zur Meeresküste. Sie war gesäumt von schattenspendenden Portiken, in denen sich Läden, Geschäfte und Garküchen befanden.

Der Knick des Decumanus hängt mit der Stadtentwicklung zusammen: Mit dem zunehmenden Wachstum von Ostia integrierte man auch die Siedlungsteile westlich des Kastells in die neu gebaute Stadtmauer, wobei der Verlauf der bereits bestehenden Straßen im Stadtplan beibehalten wurde. Auch die Richtung Nordwesten zur Tibermündung verlaufende heutige Via Gherardo zeigt noch deutlich den Verlauf der alten Kastellmauern. Die heutige Via della Foce bildete in der Antike die Verbindung zu den im Westen liegenden Quartieren am Flusshafen.

Der Decumanus trennte die Stadt zudem in mehrere Stadtteile mit unterschiedlichen Funktionen. Im Bereich zwischen dem Decumanus und dem Tiber im Norden und zwischen der Porta Romana im Osten und dem Großen Speicher im Westen befanden sich wichtige kommerzielle und öffentliche Gebäude der Stadt. Neben mehreren großen Speichergebäuden lagen hier unter anderem der „Platz der Korporationen“, Handelsbüros, Ladengeschäfte, die Kaserne der Vigilen, mehrere öffentliche Thermen, aber auch das Theater der Stadt.

An der Kreuzung des Decumanus mit der zweiten Hauptstraße, dem Cardo Maximus, und etwa 100 Meter vor dem ehemaligen Westtor des Kastells lag hingegen das politische, wirtschaftliche und religiöse Zentrum der Stadt. Hier befanden sich rund um das Forum die wichtigsten Gebäude wie das Kapitol, die Curia, die Basilika, der Markt, die Forums-Thermen und eine Vielzahl an Läden, Geschäften, Bäckereien und Garküchen.

Unterhalb des Decumanus im Südosten der Stadt lagen vor allem große Wohnhäuser (domus), in denen die wichtigsten Familien der Stadt residierten. Hier ließen sich aber auch Handwerker mit ihren Werkstätten, Bäckereien oder Färbereien nieder.

Der Decumanus war mit Basaltblöcken gepflastert, weist heute aber nur wenige Spurrillen auf, so dass man davon ausgehen kann, dass die Waren innerhalb der Stadt hauptsächlich von Trägern und Packtieren transportiert wurden.

Lage: Decumano Massimo, Viale degli Scavi, Regio II, Ostia Antica, 00119 Roma

Link: www.ostia-antica.org/regio2/pr/decumanus.htm

Römische Häuser Fondo CAL

In Aquileia wurden mehrere römische Villen aus der Zeit zwischen der frühen Kaiserzeit und der Spätantike entdeckt. Die Ausgrabungen auf dem ehemaligen Gelände einer Arbeitergenossenschaft brachten dabei mehrere aufwendige Bodenmosaike zutage.

Zwischen der frühen Kaiserzeit (1. Jahrhundert n. Chr.) und dem 4./5. Jahrhundert n. Chr. entstand in einem außerhalb der republikanischen Stadtmauern liegenden Gebiet ein Wohnquartier aus mindestens 6 nebeneinanderliegenden Häusern, das in mehreren Bauphasen umgebaut, renoviert und zusammengelegt wurden.

Als man die Reste der römischen Häuser entdeckte, gehörte das Gelände noch der Cooperativa Aquileiese Lavoratori (CAL), der Arbeitergenossenschaft von Aquileia. In den 1950er Jahren kaufte der italienische Staat das Areal, um die Funde wissenschaftlich auszugraben und anschließend der Bevölkerung zugänglich zu machen.

An der nördlichen Seite des Ausgrabungsgeländes (heute mit einem Schutzbau überdacht) liegen die Reste eines großen Saales mit Apsis aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., an das im Osten ein Säulenatrium anschloss. Der Boden des Saales war mit einem herrlichen Mosaik geschmückt und zeigt neben Fischen, Delfinen und Pfauen im zentralen Mosaikfeld das Motiv des „Guten Hirten“. Daher wurde der Raum lange Zeit als frühchristliches Oratorium gedeutet, viel wahrscheinlicher jedoch handelte es sich hierbei um den Empfangssaal der Villa eines wohlhabenden Bürgers.

Das sogenannte „Östliche Domus“, das südlich des Oratoriums des Guten Hirten liegt, besteht aus mehreren Gebäudeteilen, die sich um einen Hof mit Kolonnaden gruppieren. Beim etwas abseits an der Südwestecke liegenden Gebäude mit halbrunder Apsis könnte es sich um ein Badegebäude gehandelt haben.

Westlich davon liegt ein weiterer Gebäudekomplex, das „Westliche Domus“ mit seinem zentralen Peristylhof, um den sich mehrere Zimmer gruppieren, die mit schwarz-weißen Mosaiken aus augustäischer Zeit geschmückt sind.

Weitere Ausgrabungen von römischen Häusern befinden sich beispielsweise im Ausgrabungsgelände des „Fondo Cossar“, das sich zwischen dem Binnenhafen und der Basilika befindet.

Die Ausgrabungen des Fondo CAL sind täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Fondo CAL – Oratori Cristiani, Via Giulia Augusta, 33051 Aquileia

Link: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/fondo-cal

Binnenhafen (Porto Fluviale) von Aquileia

In Aquileia gab es in der Antike neben dem direkt im Stadtgebiet gelegenen Binnenhafen auch einen außerhalb der Stadt gelegenen Seehafen, was die Stadt zum zentralen Warenumschlagplatz an der Adria machte. Noch heute sind anhand der Ausgrabungen die gewaltigen Ausmaße des antiken Binnenhafens gut zu erkennen.

In der Antike verliefen die Flüsse Natisone und Torre östlich von Aquileia gemeinsam in einem rund 50 Meter breiten Flussbett, das auf einer Länge von etwa 10 Kilometern auch für größere Schiffe schiffbar war. Man nimmt daher an, dass wegen dieser günstigen Lage der Fluss schon kurz nach der Gründung Aquileias Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. kanalisiert und zum Hafen umbaut wurde, der sowohl militärisch aber auch für den Handel genutzt wurde. Außerhalb der Stadt, in der Lagune der heutigen Stadt Grado, wurde zudem ein Seehafen angelegt, der das Tor zum Mittelmeer darstellte.

Im 1. Jahrhundert wurden die Hafenanlagen dann in Stein umgebaut und auch später mehrfach renoviert und erweitert. Wegen drohender Belagerungen der Stadt im Jahr im 3. und im 4. Jahrhundert n. Chr. wurden die Kais und Landungsanlagen dann zusätzlich befestigt und in die Verteidigungsanlagen der Stadt integriert.

Während der Jahrhunderte war der Hafen von Aquileia einer der wichtigsten Umschlagplätze für Waren aller Art, die entweder aus dem Norden oder über das Mittelmeer importiert wurden oder in den Werkstätten oder im Hinterland der Stadt produziert wurden. Erst als der Hafen mehr und mehr verlandete, nahm seine Bedeutung immer weiter ab und er geriet in Vergessenheit.

Erste Reste des antiken Hafens wurden zwar bereits um 1800 gefunden, aber erst bei Ausgrabungen zwischen 1926 und 1931 kamen monumentale Reste von Kais, Werften und Lagerhäusern zum Vorschein, die größtenteils aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. stammen und zu den heute besterhaltenen römischen Hafenanlagen zählen.

Die entlang des Flusses verlaufende Mole besaß sowohl einen oberen als auch einen 2 Meter tiefer liegenden unteren Landungssteg, an denen unterschiedlich große Schiffe anlegen konnten. Aber auch das Anlegen bei Ebbe, Flut oder Hochwasser wurde so erleichtert. Man kann neben den etwa 400 Meter langen Strukturen der westlichen Kais heute noch Lagerhäuser (horrea), Rampen und die Straßen erkennen, die den Hafen mit den Märkten der Stadt verbanden. Sogar die in regelmäßigen Abständen angebrachten Steinquader mit Lochbohrung, an denen die Schiffe vertäut wurden, sind noch vorhanden. Mehrere Brücken verbanden das östliche und westliche Ufer des Hafens.

Die von schattenspendenden Zypressen gesäumte Via Sacra wurde 1934 als Verbindungsweg zwischen dem Hafengelände, den Ausgrabungsgelände des Fondo Cossar und der Basilika angelegt. Sie wurde aus dem Aushub der Ausgrabungen aufgeschüttet und verläuft heute direkt auf dem ehemaligen Flussverlauf.

Die Hafenanlagen sind täglich bei freiem Eintritt geöffnet.

Lage: Porto Fluviale, Via Gemina, 33051 Aquileia

Link: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/binnenhafen

Mausoleum Candia

Das monumentale Grabmal stand ursprünglich nicht an diesem Platz und hat in der Antike sicher nicht ganz so ausgesehen, wie es sich heute darstellt. Es ist vielmehr eine idealtypische Rekonstruktion, die in der Mitte der 1950er Jahre aus Fragmenten eines römischen Grabmals geschaffen wurde.

Ende des 19. Jahrhunderts fand man einige Kilometer außerhalb von Aquileia die Fragmente eines römischen Grabmals, das in die Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. datiert werden kann. Diese Reste wurden 1955 nach den Vorstellungen von Architekten der damaligen Zeit neu zusammengesetzt und in großen Teilen mit modernen Materialien ergänzt. Dabei entstand keine originalgetreue Rekonstruktion, sondern eher eine Neuinterpretation nach den damaligen Vorstellungen der Architekten. Finanziert wurde dieses Projekt laut einer Inschrift auf dem Sockel von der Familie Candia aus Mailand, was dem Denkmal seinen heutigen Namen gab.

Das etwa 17 Meter hohe Grabmonument besteht aus einem Sockel, der von 2 Löwen flankiert ist. Darüber erhebt sich eine Ädikula, ein runder tempelartiger Bau mit 6 Säulen, in dem die (kopflose) Statue des Verstorbenen zu sehen ist. Auf der Spitze des Giebels ist ein Pinienzapfen zu erkennen.

Am Sockel sind noch Reste von Girlanden, Theatermasken, ein Triton und ein Stierkopf zu sehen, die eine symbolische Verbindung zum Tod und den Totenriten besitzen.

Das Monument ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Mausoleum Candia, Via Giulia Augusta/Ecke Via XXIV Maggio, 33051 Aquileia

Forum von Aquileia & Decumanus von Aratria Galla

Die Größe des Forums von Aquileia mit der heute teilweise restaurierten Säulenreihe ist heute aufgrund seiner Größe beeindruckend – auch wenn die Hauptstraße den römischen Hauptplatz heute in zwei Teile schneidet.

In Aquileia wurde bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. ein erstes Forum errichtet, das in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu einem 141 x 55 Meter großen und mit Marmor gepflasterten Platz umgebaut wurde. Dieser war auf mindestens 3 Seiten von mit Säulen gestützten Arkaden umgeben. Die Säulenreihen an der Westseite waren dabei mit Köpfen der Medusa geschmückt, während die an der Ostseite mit den Widderkopf des Jupiter Ammon trugen. Diese waren Symbole für Okzident und Orient und sollten zeigen, dass fast die gesamte damals bekannte Welt zum römischen Herrschaftsgebiet gehörte.

An der schmalen Südseite des Forums schloss sich die etwa 77 x 30 Meter große Basilika an, die als Gerichtsgebäude diente. An den Ost- und Westseiten lagen Geschäfte und Läden. Von den Gebäuden an der Nordseite befand sich neben einem kreisförmigen Versammlungsgebäude (comitium) wahrscheinlich auch das Ratsgebäude (curia) und ein Markt (macellum).

Im Süden des Forums verlief der Decumanus, eine zentrale Straße, die das Forum mit dem östlich gelegenen Flusshafen verband. Eine Inschrift belegt, dass diese Straße in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. von einer reichen Bürgersfrau namens Aratria Galla gestiftet wurde. Der Decumanus wurde in den 1970er Jahren entdeckt und ist heute auf einer Strecke von etwa 100 Metern freigelegt.

Die heute auf dem Forum sichtbare Rekonstruktion einiger Säulen des östlichen Portikus wurde in den 1930er Jahren durchgeführt, außerdem finden sich einige Reste von Säulenbasen und Kapitellen auf dem Gelände. Leider wird das Forum heute von der Regionalstraße 352 der Länge nach in zwei Teile geschnitten.

Das Forum und der Decumanus sind täglich geöffnet bei freiem Eintritt.

Lage: Foro Romano, Via Giulia Augusta, 33051 Aquileia

Link: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/forum-romanum

Basilika von Aquileia

Etwa einen halben Meter unterhalb des heutigen Bodenniveaus der Basilika Santa Maria Assunta wurden Ende des 19. Jahrhunderts die mit einer Fläche von etwa 760 qm wohl größten und bedeutendsten Mosaike aus dem frühen Christentum entdeckt und freigelegt.

Der ursprüngliche Bau der frühchristlichen, patriarchalischen Basilika von Aquilea wurde von Theodorus, dem Bischof von Aquileia, wahrscheinlich sogar bereits kurz vor dem Toleranzedikt von Kaiser Konstantin I. (313 n. Chr.) begonnen und bestand ursprünglich aus 3 großen rechteckigen Sälen, die mit Bodenmosaiken geschmückt waren. Die Nordhalle diente dabei wohl zur Feier der Messen, während in der parallel dazu liegenden Südhalle (katechumeneion) die Taufschüler ihre Unterweisungen erhielten. Im quer dazwischen liegenden Saal (consignatorium) fanden dagegen die Firmungen statt, mit der die Gläubigen die in die christliche Gemeinde aufgenommen wurden.

Bereits Mitte des 4. Jahrhunderts wurde der Komplex zu einer dreischiffigen Basilika vergrößert und im 5. Jahrhundert eine achteckige Taufkapelle angebaut. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts baute Patriarch Poppo die Basilika dann im romanischen Stil um und fügte einen 73 Meter hohen Glockenturm (Campanile) an. Nach einem Erdbeben im 14. Jahrhundert wurde das Dach im gotischen Stil rekonstruiert.

Die sogenannten „Theodorischen Mosaiken“ aus dem allerersten Kirchenbau wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und anschließend freigelegt. Sie befinden sich etwa einen halben Meter unterhalb des Bodenniveaus, was man noch gut an den Säulenbasen in der Basilika erkennen kann. Die etwas älteren Fußbodenmosaike in der Nordhalle zeigen dabei vor allem geometrische Formen, Tier- und Pflanzendarstellungen, während die Mosaike der Südhalle reichhaltiger gestaltet sind und auch Szenen mit Menschen darstellen. Während einige der Mosaike eindeutige christliche Bezüge haben (z.B. ein Hirte mit zwei Lämmern oder die Jonaslegende aus der Bibel), sind andere schwerer zu deuten und besitzen keine eindeutig christliche Symbolik.

Unter der Kirche liegen die „Krypta der Fresken“ (Cripta degli Affreschi) mit byzantinischen Fresken aus dem 12. Jahrhundert und die „Krypta der Ausgrabungen“ (Cripta degli Scavi), die Bodenmosaike aus vier verschiedenen Epochen besitzt. Westlich des Kirchenschiffs liegt die sogenannte „Heidenkirche“ (Chiesa dei Pagani), die die Basilika mit dem achteckigen Baptisterium verbindet. Nördlich der Basilika schließt sich die Bischofsresidenz (Palazzo Episcopale) an.

Seit 1998 gehört die Basilika von Aquileia zum UNESCO-Weltkulturerbe „Archäologische Stätte und patriarchalische Basilika von Aquileia”. Sie ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (am Sonntag jedoch nur nachmittags).

Lage: Basilica di Santa Maria Assunta, Piazza Capitolo 1, 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/die-basilika-von-aquileia; www.turismofvg.it/religi%C3%B6se-denkm%C3%A4ler/basilika-und-glockenturm-von-aquileia

Archäologisches Nationalmuseum Aquileia

Die neoklassizistische Villa mit dem von Arkadengängen gesäumten Innenhof bildet einen ansprechenden Rahmen für die außergewöhnlich schönen Stücke des Archäologischen Nationalmuseums von Aquileia.

Das Museum, das bereits 1882 gegründet wurde und eine der wichtigsten Sammlungen römischer Funde Norditaliens beherbergt, wurde 2018 umgestaltet und modernisiert. Ein Großteil der hier gezeigten Stücke stammt dabei aus Ausgrabungen in Aquileia.

In den 3 Etagen der neoklassizistischen Villa Cassis Faraone werden Fundstücke aus einer Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert n. Chr. ausgestellt. Im Erdgeschoss befindet sich dabei eine Sammlung von Statuen, Portraitbüsten, Grabstelen, Reliefs und Inschriften, die einen guten Überblick über den Handel, die Wirtschaft und das tägliche Leben in Aquileia geben.

In den beiden oberen Stockwerken werden Gegenstände aus Keramik, Glas, Bernstein, Bronze, Münzen und Schmuck gezeigt. Diese sind dabei thematisch geordnet: von den Privaträumen eines Domus über Aquileia als Tor zum Mittelmeer bis hin zur Produktion von Waren.

In den Arkaden des großzügigen Gartens, der an den von Säulenhallen (peristyl) umgebenen Innenhof einer römischen Villa erinnert, befindet sich ein umfangreiches Lapidarium mit Mosaiken, Grabdenkmälern, Urnen, Inschriften und architektonischen Elementen. Auf einigen der Grabdenkmäler sind Schiffe oder Amphoren zu sehen, die auf die Funktion Aquileias als Handelsmetropole hinweisen.

Die Mosaiksammlung besteht aus einigen außergewöhnlich schönen Werken, die z.B. mythologische Szenen, Meerestiere oder auch Gladiatorenporträts darstellen. Besonders sehenswert ist dabei das aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammende sogenannte Schleifenmosaik (mosaico del fiocco): ein Bodenmosaik aus einem Wohnhaus in Aquileia, das Weinranken und Efeuzweige zeigt, die mit verschlungenen Bändern und einer Schleife verbunden sind.

Das Museum ist täglich außer Montag gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museo Archeologico Nazionale di Aquileia, Via Roma 1, 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de/sehenswuerdigkeiten/archaeologisches-nationalmuseum; www.turismofvg.it/rnode/11392

Aquileia

Aquileia gehört zu den wichtigsten archäologischen Ausgrabungsstätten Italiens. Hier kann man heute auf einem Rundgang durch die Stadt sowohl ihre strategische und wirtschaftliche Funktion während der Römerzeit aber auch die frühchristliche Bedeutung als Bischofssitz anschaulich erfahren.

Aquileia war ursprünglich eine keltische Siedlung, in der im Jahr 181 v. Chr. zunächst rund 3000 Kriegsveteranen aus den römisch-gallischen Kriegen angesiedelt wurden. Der in der Provinz Gallia Cisalpina gelegene und zunächst rein militärische Außenposten besaß durch seine Lage im Süden der Pannonischen Tiefebene eine große strategische Bedeutung, u.a. während des Gallischen Krieges unter Julius Cäsar, während der Eroberung des Ostalpenraumes unter Kaiser Augustus und während der Markomannenkriege unter Kaiser Marc Aurel.

Die Lage am Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen (Via Postumia, Via Annia, Via Iulia Augusta und Via Gemina), die Rom mit den nördlichen und östlichen Provinzen verbanden, machte Aquileia schon bald auch zu einem bedeutenden Handelszentrum, das 90 v. Chr. als municipium römisches Bürgerrecht erhielt und später unter Kaiser Augustus zur römischen Bürgerkolonie (colonia) erhoben wurde. Die Stadt entwickelte sich zu einer der größten Städte im Römischen Reich und hatte am Ende der Kaiserzeit zwischen 70.000 und 100.000 Einwohner, zu denen nicht nur Römer gehörten, sondern auch Griechen, Ägypter, Syrer, Juden oder Kelten.

Der christlichen Überlieferung nach kam der Evangelist Markus persönlich nach Aquileia, um den noch jungen Glauben zu verkünden und hier den ersten Bischof einzusetzen. Ein Bischof von Aquileia wurde jedoch erst in der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. namentlich erwähnt. Das Patriarchat von Aquileia bestand allerdings von da an durchgehend bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts.

In Aquileia wurde neben Bernstein aus dem Ostseeraum und Eisen aus dem Noricum auch Holz, Leder, Getreide, Olivenöl und Wein gehandelt, über die Adria kamen Marmor, Edelsteine, aber auch Sklaven aus dem südlichen Mittelmeerraum auf die Märkte und es entstanden Betriebe für Glas, Eisenprodukte oder Amphoren. Durch die Kanalisierung des Flusses Natissa (Natiso) entstanden in Aquileia zwei Häfen (Ost- und Westhafen) mit Schiffswerften, in denen zahlreiche Schiffe gebaut wurden, und mit Lagerhäusern für Handelswaren.

Heute kann man die wechselvolle Geschichte der Stadt in den Ausgrabungen am Forum, dem Binnenhafen, in römischen Wohnhäusern (domus) und einer Nekropole erleben, aber auch in der frühchristlichen Basilika mit ihren herrlichen Fußbodenmosaiken, im Archäologischen Nationalmuseum und dem Frühchristlichen Museum. Seit 1998 gehört Aquileia daher zum UNESCO-Weltkulturerbe “Archäologische Stätte und patriarchalische Basilika von Aquileia”.

Lage: PromoTurismo FVG, Via Giulia Augusta 11 (gegenüber des Busbahnhofs), 33051 Aquileia

Links: www.fondazioneaquileia.it/de; www.turismofvg.it/arch%C3%A4ologische-st%C3%A4tten/ausgrabungsgel%C3%A4nde-von-aquileia

Archäologisches Nationalmuseum Cividale

Das Archäologische Museum von Cividale ist über den Resten eines spätantiken Gebäudes erbaut und zeigt neben römischen und frühbyzantinischen Fundstücken vor allem eine bedeutende Sammlung an Exponaten aus der langobardischen Zeit der Stadt.

Das Archäologische Museum von Cividale wurde bereits 1817 gegründet und ist seit 1990 im Palazzo Pretorio (auch Palazzo dei Provveditori Veneti genannt) untergebracht. Das im 16. Jahrhundert erbaute venezianische Verwaltungsgebäude wurde dabei über einem Gebäude errichtet, dessen Überreste – ein spätrömischer Mosaikboden mit geometrischem Muster – heute noch im Untergeschoss des Museums zu sehen sind.

Das Museum zeigt in erster Linie eine umfangreiche Sammlung langobardischer Fundstücke, aber auch archäologische Funde aus der römischen, frühbyzantinischen und karolingischen Zeit von Cividale. Im Lapidarium des Erdgeschosses sind in 3 Sälen römische Inschriften, Fragmente von Heiligtümern, aber auch Reste von Mosaiken aus römischen Patrizierhäusern zu sehen. Im Obergeschoss werden in einem der Räume Bronzefunde aus dem Forum von Zuglio (Iulium Carnicum) gezeigt, während der restliche Teil des Museums sich vor allem den Funden aus der Langobardenzeit widmet.

Das Museum ist täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Das Kombiticket enthält neben dem Eintritt zum Nationalmuseum auch den Zugang zum Christlichen Museum mit der Domschatzkammer und zum Langobardentempel im Kloster Santa Maria in Valle.

Lage: Museo Archeologico Nazionale Cividale, Piazza del Duomo 13, 33043 Cividale del Friuli

Link: www.cividale.com/de/museo_archeologico_nazionale

Cividale del Friuli (Forum Iulii)

Der Name der von Julius Caesar um 53 n. Chr. gegründeten Militär- und Handelsstadt Forum Iulii bedeutet übersetzt „Marktplatz der Julier“. Seine verkürzte Form „Friuli“ findet sich heute in der italienischen Bezeichnung für die gesamte Region.

Anstelle einer ursprünglich keltischen Siedlung, die in strategisch wichtiger Lage über dem Tal des heute Natisone genannten Flusses lag, errichtete Gaius Julius Caesar im Jahr 53 v. Chr. ein Militärlager, das sich schnell zu einer wichtigen Handelsstadt entwickelte und den Namen Forum Iulii, Marktplatz der Julier, erhielt.

Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches geriet Forum Iulii zunächst in den Besitz des Ostgotenreiches und wurde später Teil des Byzantinischen Reiches. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts machten dann die aus Germanien stammenden Langobarden den Ort zur Hauptstadt ihres Reiches.

Es gibt in Cividale heute kaum noch architektonische Reste der römischen Vergangenheit zu sehen, ihr Gründer Gaius Julius Caesar steht aber heute noch an prominenter Stelle auf der Piazza Comunale und erinnert an die römische Vergangenheit von Cividale. Die bronzene Kopie einer Marmorstatue aus der Trajanzeit wurde hier im Jahr 1935 von Benito Mussolini aufgestellt. Im Inneren des Rathauses sind noch Reste eines römischen Domus aus dem 1.-2. Jahrhundert n. Chr. zu sehen.

Neben der Römischen Geschichte ist Cividale heute vor allem wegen seiner langobardischen Vergangenheit bekannt. Der mit filigranem Stuck und aufwendigen Fresken dekorierte Langobardentempel (Tempietto Longobardo), der sich im Benediktiner-Konvent Santa Maria in Valle befindet, gehört seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Die Langobarden in Italien, Orte der Macht“. Und das Wahrzeichen der Stadt, die „Teufelsbrücke“ (Ponte del Diavolo), spannt sich seit dem 15. Jahrhundert über den Fluss Natisone.

Lage: Piazza Comunale, Largo Boiani 7, 33043 Cividale del Friuli

Link: www.cividale.com/de/turismo

Archäologisches Museum Udine

Der größte Teil der im Archäologischen Museum von Udine ausgestellten Stücke stammt aus privaten Sammlungen, die dem Museum zwischen Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts von friaulanischen Adeligen, Forschern und Klerikern geschenkt wurden.

Udine, das unter dem römischen Namen Utina gegründet wurde, besaß in römischer Zeit nur wenig Bedeutung und man findet hier heute auch keinerlei römische Überreste mehr. Udine besitzt jedoch ein interessantes Archäologisches Museum, das sich seit 2013 im Ostflügel des Schlosses befindet.

Die 6 Räume des Museums zeigen Funde und Sammlerobjekte, die dem Museum von verschiedenen friaulanischen Adeligen und Gelehrten geschenkt wurden, wobei diese vor allem Wert auf seltene und ästhetische Funde legten und weniger auf die rein wissenschaftliche Dokumentation.

Ein großer Teil der Sammlung stammt von den Grafen di Toppo, die Ausgrabungen in den Gräberfeldern von Aquileia durchführten und dabei eine große Anzahl an Balsambehältern aus Glas und Terrakotta und eine große Sammlung von Öllampen zutage förderten. Der Sammler Augusto De Brandis vermachte dem Museum zahlreiche Funde aus der Magna Graecia, die er auf seinen vielen Reisen durch Italien zusammengetragen hatte. Darunter befinden sich allein 400 Terrakottaobjekte und mehrere Tausend griechische und römische Münzen.

Es gibt zudem Fundstücke aus der Frühgeschichte und aus römischer und langobardischer Zeit, die von verschiedenen Adeligen, Wissenschaftlern und Klerikern gestiftet wurden, darunter eine Serapisbüste aus Alabaster und eine bronzene Mänade. Ein Fußbodenmosaik, das aus dem Fondo Ritter in Aquileia stammt, bildet das Zentrum eines Ausstellungsraumes, während sich in den Arkaden des Schlosses ein Lapidarium mit römischen Grabstelen, Inschriften und Skulpturen befindet .

Die Ausstellungen im Schlossmuseum sind täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Am ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenlos.

Lage: Museo Archeologico di Udine, Piazzale Patria del Friuli 1, 33100 Udine

Link: www.civicimuseiudine.it/de/staedtischen-museen/schloss-museen/archaeologisches-museum

Römisches Amphitheater Lecce

Halb verborgen unter Lecces zentralem Platz, der Piazza Sant’Oronzo, liegt das noch gut erhaltene römische Amphitheater, in dem in der Antike Gladiatorenkämpfe stattfanden. Es war eines der größeren römischen Amphitheater und wird auch heute noch als Freilichtbühne genutzt.

Das noch gut erhaltene römische Amphitheater von Lecce stammt in seiner heutigen Form aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und bot etwa 20.000 bis 25.000 Zuschauern Platz, etwa halb so vielen wie im Colosseum in Rom. Doch bereits in augustäischer Zeit gab es hier einen etwa 95 x 75 Meter großen Vorgängerbau mit einer etwa 53 x 34 Meter großen elliptische Arena. Laut einer Inschrift wurde dieses unter Kaiser Trajan renoviert und auf eine Größe von 82 x 102 Meter erweitert.

Das Amphitheater wurde aus dem typisch gelblichen Lecce-Kalksandstein (Pietra Leccese) errichtet und war zusätzlich mit weißem und farbigem Marmor verziert. An den Wänden waren Reliefs von mit Bären, Hirschen, Löwen und Stieren kämpfenden Gladiatoren angebracht, die nahelegen, dass hier in der Antike hauptsächlich Gladiatoren- und Tierkämpfe stattfanden.

Das einzige heute noch erhaltene römische Amphitheater Apuliens wurde um 1900 unter dem Fundament eines Bankgebäudes entdeckt und bis in die 1940er Jahre teilweise ausgegraben. Heute sind etwa 1/3 seiner ursprünglichen Größe sichtbar, der Rest befindet sich noch unter den umliegenden Gebäuden. Man kann noch gut die ehemals zweistöckige Tribüne erkennen, von der die Stufen des unteren Teils, die Zugänge (vomitorium) zu den Sitzreihen und das westliche Zugangstor zur Arena fast vollständig erhalten sind.

Die direkt neben dem Amphitheater Säule auf der Piazza Sant’Oronzo mit dem Schutzheiligen von Lecce, stammt aus Brindisi und war angeblich eine der zwei Säulen, die das Ende der Via Appia Antica in Brindisi (Brindisium) markierten.

Auch heute noch wird das Amphitheater als Freilichtbühne für Kunst- und Kulturevents genutzt. In der Weihnachtszeit wird in der Arena eine wunderschön gestaltete Krippe aufgebaut. Der Innenraum des Amphitheaters ist nur während Veranstaltungen zugänglich, das Amphitheater kann aber von außen bequem und vor allem kostenlos besichtigt werden.

Lage: Anfiteatro romano, Via XXV Luglio 51/Piazza Sant’Oronzo, 73100 Lecce

Römisches Theater Lecce

Etwas versteckt hinter dem Museo Storico Citta’ di Lecce und mitten zwischen barocken Palastbauten liegt das kleine römische Theater von Lecce, das auch heute noch für Musikveranstaltungen genutzt wird.

Das in einen natürlichen Hang hineingebaute halbrunde Theater hatte ursprünglich einen Gesamtdurchmesser von gut 75 Metern, von denen heute noch ca. 40 Meter erhalten sind. Die vor der Bühne gelegene orchestra hat etwa 20 Meter Durchmesser.

Das Theater stammt vermutlich aus der Regierungszeit von Kaiser Augustus im 1. Jahrhundert v. Chr. und wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Trajan oder Kaiser Hadrian renoviert. Es bot rund 5.000 Zuschauern Platz, die hier Aufführungen von Komödien und Tragödien, aber wohl auch religiöse Theaterspiele zu Ehren der Götter besuchen konnten.

Das komplett zwischen barocken Palästen umgebene Theater wurde um 1930 zufällig entdeckt und ausgegraben. Vom Zuschauerraum (cavea) sind von den ursprünglich vermutlich 20 Reihen heute noch 12 vorhanden. Zusätzlich gab es noch 3 weitere vor der Brüstung (balteus) direkt in der Orchestra gelegene Sitzreihen, auf denen wohl Ehrengäste Platz nehmen konnten. Die etwa 30 Meter breite Bühne (pulpitum) schloss geradlinig daran an.

In den Innenraum des Theaters gelangt man heute über das angrenzende Museum (Museo del teatro romano, Via Degli Ammirati 5) gegen Eintrittsgebühr. Man kann das Theater aber auch gut kostenlos von der Via del Teatro aus durch einen Zaun besichtigen. Im Museum, das täglich außer sonntags geöffnet ist, werden seit 2003 die im Theater aufgefundenen Marmorstatuen und weitere Funde ausgestellt.

Lage: Teatro Romano di Lecce, Via Del Teatro Romano, 73100 Lecce

Griechisches Theater

Das Griechische Theater, das sich im nördlichen Bereich der Villa befindet, wurde in einen natürlichen Hang hineingebaut und war eines von vermutlich mehreren Theatern der Hadriansvilla.

Das sogenannte Griechische Theater besaß eine halbkreisförmige Zuschauertribüne (cavea), die in einen Hang hinein gebaut wurde und wohl für etwa 2.900 bis 3.600 Zuschauer ausgelegt war. Wahrscheinlich befand sich am oberen Ende der Zuschauerränge, gegenüber der Bühne, eine Kaiserloge (pulvinar). Es ist nicht bekannt, ob das Theater ein reines Privattheater für den Kaiser, seine Familie und Gäste gewesen ist oder allen zugänglich war.

Obwohl es als Griechisches Theater bezeichnet wird, war es von der Bauform her eine Mischung aus einem klassisch griechischen und einem römischen Theater.

Heute sind nur noch wenige Reste des Theaters erhalten: man erkennt noch die Form der Zuschauertribüne und ein paar der Sitzreihen, die sich um das halbrunde Orchester (orchestrum) erhoben. Außerdem erkennt man noch Teile der Bühne (pulpitum) und des dahinter liegenden Bühnengebäudes (scaenae frons) und deren Unterkonstruktion.

Lage: Teatro Greco, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Tempel der Venus und Nymphäum

Das etwas abseits gelegene Nymphäum mit dem Venustempel bot einen schönen Blick auf die Berge und den Ort Tibur im Osten und könnte ein Ort gewesen sein, an dem im Sommer Bankette stattfanden.

Oberhalb eines Kryptoportikus und eines Schwimmbads (natatio), die noch aus der republikanischen Villa stammten, wurde zwischen 125 und 133 n. Chr. eine Terrasse errichtet, auf der ein Venustempel und ein Nymphäum lagen. Sie bestanden aus einem halbkreisförmigen Portikus, der zwei kleine Apsiden besaß. In dessen Mitte erhob sich ein Rundtempel (tholos) mit dorischen Säulen.

In der Cella des Tempels befand sich eine Venusstatue, die der Cnidischen Aphrodite von Praxiteles glich. Die Räume in den Apsiden waren mit Marmorböden in opus sectile-Technik ausgestattet und mit Statuen geschmückt.

Anfang des 18. Jahrhunderts ließ der damalige Eigentümer des Geländes, Conte Giuseppe Ferdi, hier ein Casino erbauen, in dem er Statuen und Büsten, die vermutlich aus diesem Teil der Villa stammten, ausstellte. Leider wurde beim Bau des Casinos die nördliche der beiden Apsiden des Tempels zerstört.

Die 4 Säulen des Rundtempels mit einem Teil des Gebälks wurden in den 1950er Jahren wieder aufgerichtet und auch die Kopie der Venusstatue aufgestellt. Ihr Original befindet sich im Museumsgebäude des Antiquariums.

Lage: Ninfeo Fede/Tempio di Venere, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Gästehaus (Hospitalia)

Im Gästehaus der Hadriansvilla kann man wunderschöne Bodenmosaike mit floralen Motiven bewundern, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind.

Das zwischen 118 und 125 n. Chr. errichtete Gästehaus diente voraussichtlich als Unterkunft für Gäste oder auch für hochrangige Bedienstete.

Das ehemals zweistöckige Gebäude besaß auf jeder Etage 2 Reihen mit jeweils 5 Schlafzimmern (cubicula), in die man über einen großen Korridor gelangte. Am Südende des Gebäudes befand sich außerdem ein großer Raum, der vielleicht als Speiseraum diente, und an der Nordwestecke lag eine Gemeinschaftslatrine für 15 Personen. Die heute nicht mehr erhaltene 2. Etage besaß vermutlich den gleichen Grundriss wie die 1. Etage.

Die Hospitalia gehört zu den Gebäuden in der Hadriansvilla, die noch außergewöhnlich gut erhalten sind. Vor allem die mit herrlichen Schwarz-Weiß-Mosaiken mit geometrischen und floralen Motiven geschmückten Böden sind noch sehr gut erhalten. Man kann sogar noch erkennen, dass jeder Raum wohl über 3 in den Alkoven platzierte Betten verfügte, denn der von den Betten verdeckte Bereich des Bodens war deutlich einfacher ausgestaltet als der sichtbare Bereich in der Mitte der Räume. Die Wände waren mit Fresken geschmückt, die mythologische Szenen darstellten.

Lage: Hospitalia, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Gebäude mit Dorischen Pfeilern

Dieses an eine Basilika erinnernde Gebäude besaß einen Hauptraum mit Arkadengang, der von dorischen Säulen getragen wurde und dem Gebäude so seinen heutigen Namen gab. Hierbei könnte es sich um einen Audienzsaal oder ein Gerichtsgebäude gehandelt haben.

Das direkt an den Kaiserpalast anschließende Gebäude stammt aus der ersten Bauphase zwischen 118 und 125 n. Chr. und könnte aufgrund seiner Ausstattung und der Nähe zum Kaiserpalast und der Piazza d‘Oro ein Audienzsaal oder ein Gerichtsgebäude gewesen sein.

Dieses Gebäude verfügte im südwestlichen Bereich über einem offenen Säulenhof mit einer leicht geschwungenen Apsis, in deren Wand wohl Nischen für Statuen lagen. Im Innenhof selbst könnte ein Garten angelegt gewesen sein. Daran anschließend lag ein Gebäudeteil mit einer Reihe von 5 Räumen, über die man in ein rechteckiges Gebäude gelangte, das einen breiten Arkadengang mit Tonnengewölbe und dorischen Säulen besaß und von der Bauart an eine Basilika erinnert. Der Innenhof dieses großen Raumes war mit rhombenförmigem Marmorfußboden in opus sectile-Technik belegt und hatte vermutlich ein Dach – obwohl dies nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden kann.

Im Jahr 1966 wurde bei der Restaurierung des Gebäudes in einer Ecke des großen Saals ein Teil der dorischen Säulen wieder aufgerichtet. Hier kann man auch noch das Tonnengewölbe des Arkadengangs erkennen.

Lage: Edificio con Pilastri Dorici, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Kaiserpalast (Palazzo Imperiale)

Dieser Teil der Hadriansvilla gehört zu den frühesten Bauten des Villenkomplexes. Hierfür wurde eine Villa aus republikanischer Zeit, die ursprünglich Hadrians Ehefrau gehörte, zu einem repräsentativen Kaiserpalast umgebaut.

Der zwischen dem Hof der Bibliotheken und der Piazza d‘Oro liegende Gebäudekomplex diente als Kaiserpalast vorrangig repräsentativen Zwecken. Er gehört zu den Gebäudeteilen, die bereits in der ersten Bauphase zwischen 118 und 125 n. Chr. errichtet wurden. Dabei wurde eine ursprünglich aus republikanischer Zeit stammende Villa, die Hadrians Ehefrau Vibia Sabina mit in die Ehe gebracht hatte, in den Neubau des Kaiserpalastes integriert und nach und nach in einen repräsentativen Gebäudekomplex umgewandelt.

Man betrat den Kaiserpalast im Nordwesten über den Bibliothekshof über das Eingangsperistyl, an den sich auf der linken Seite repräsentative (Geschäfts-)Räume anschlossen, die aufwendig mit polychromen Marmorböden in opus sectile-Technik (Marmorintarsien) ausgestattet waren. Auf der rechten Seite befanden sich die Privaträume des Kaisers, in denen sich auch sein Schlafzimmer und eine private Ein-Mann-Latrine befanden.

Zu den restlichen Räumen, die sich rund um die insgesamt 5 Peristylhöfe des Komplexes gruppierten, gehörten neben Büros, Schlafzimmern (cubicula) und Räumen für das Personal auch eine Bibliothek, ein Nymphäum mit halbkreisförmigen Wassertreppen und ein Cryptoporticus mit Mosaikgewölbe, der zu einem Sommer-Triclinium (triclinio estivo) gehörte.

Viele Räume waren teilweise mit sehr aufwendigen Bodenmosaiken und Fresken geschmückt, zu denen beispielsweise ein in opus vermiculatum-Technik gefertigtes Kentauren-Mosaik aus einem der Speisesäle (triclinium) und weitere Mosaike mit idyllischen Landschaften gehören, die heute in den Vatikanischen Museen und in der Antikensammlung in Berlin ausgestellt sind.

Heute gibt es im Kaiserpalast nur noch wenige Reste der einst prachtvollen Wand- oder Bodenmosaike, da das meiste vor allem im 18. Jahrhundert entfernt wurde, um in Sammlungen von Kardinälen oder Adelsfamilien zu landen.

Lage: Palazzo Imperiale, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Wachkaserne (Praetorium)

Mit Sicherheit war dieses mehrstöckige Gebäude eine Unterkunft für eine große Anzahl an Personen, denn vor allem in den unteren Etagen gab es viele kleine Räume, in denen entweder Prätorianer oder auch Dienstboten untergebracht gewesen sein könnten. Das Obergeschoß war deutlich repräsentativer und könnte daher eine Gästeunterkunft gewesen sein.

Das zwischen 125 und 133 n. Chr. errichtete mehrstöckige Gebäude, das direkt an die Großen Thermen anschloss, besaß in den unteren Etagen eine Reihe von einfach ausgestatteten Zimmern, die ursprünglich als Unterkunft der Prätorianergarde, d.h. der Leibgarde des Kaisers interpretiert wurden. Heute ist man aber davon überzeugt, dass es sich hier wohl vielmehr um Dienstbotenunterkünfte und Lagerräume handelte.

Das Obergeschoss mit Blick auf einen großen Garten war komfortabler und wie ein Pavillon ausgestattet. Böden und Wände waren mit mehrfarbigem Marmor gestaltet und die zentrale Halle besaß eine umlaufende Säulenhalle. Dieser Bereich des Gebäudes diente daher vermutlich als Gästeunterkunft.

Lage: Pretorio, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Serapis-Heiligtum (Serapeum)

Die am Südende der Canopen liegende riesige Grotte wurde ursprünglich als Heiligtum der Serapis interpretiert, diente aber wohl im Sommer als Speisesaal für abendliche Bankette und hinterließ bei den Gästen von Kaiser Hadrian sicher einen überwältigenden Eindruck.

An der Südseite der Canopen liegt das Serapeum, eine künstliche Grotte, die man nach ersten Ausgrabungen ursprünglich für ein Serapis-Heiligtum hielt. Mit ziemlicher Sicherheit war die halbrunde Plattform mit dahinter liegendem Nymphäum aber eher ein Sommerspeisesaal (cenatio), eine überwölbte Halle für abendliche oder nächtliche Bankette in den warmen Monaten.

Vom zentralen halbrunden Speisesofa (stibadium) des Speisesaals, der von einer Halbkuppel mit knapp 17 Metern Durchmesser überwölbt war, hatte man einen herrlichen Blick auf die Canopen, in denen sich das Licht der Fackeln spiegelte. Wasserkaskaden und Fontänen ergossen sich in ein rechteckiges Becken und linderten die sommerliche Hitze. In den Nischen des dahinter liegenden Nymphäums waren abwechselnd Wasserspiele und Statuen untergebracht, Wände, Gewölbe und Böden waren mit Marmor und Mosaiken geschmückt.

Im hinteren Teil der Grotte und seitlich davon lagen weitere Räume zur Versorgung der Gäste, es gab auch eine Küche und zwei kleine Latrinen. Über ein im hinteren Teil liegendes Aquädukt wurde das Wasser herangeführt.

Der Speisesaal mit seiner Halbkuppel und den dahinterliegenden Nischen ist noch so gut erhalten, dass man sich seiner Wirkung auch heute noch nur schwer entziehen kann.

Lage: Serapeo, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Canopen (Canopus)

Der wohl beeindruckendste Teil der Hadriansvilla ist der Nachbau des Canopus in Ägypten, der von Kolonnaden und Skulpturen gesäumt war und an dessen Ende sich ein spektakulärer Speisesaal befand.

Die zwischen 125 und 133 n. Chr. errichteten Canopen sind die Nachbildung eines im Nildelta zwischen der Stadt Canopus und Alexandria gelegenen Kanals. Kaiser Hadrian, der eine Vorliebe für ägyptische und griechische Kunst und Kultur hegte, ließ diesen innerhalb eines etwa 160 Meter langen terrassierten Gartens seiner Kaiserresidenz in Tibur nachbauen.

Der Canopus bestand aus einem schmalen Wasserbecken (euripus) mit einer Fläche von ca. 120 x 18 Metern. Es war ringsum von mehreren Kolonnaden und Pergolen umgeben, zwischen deren Säulen Kopien griechischer Statuen standen. Am südlichen Ende befand sich eine Grotte mit einem prächtigen Speisesaal mit Triclinium, von dem aus man einen herrlichen Blick auf das Wasser hatte.

Die heute rekonstruierten Kolonnaden an der Nordseite geben einen Eindruck, wie sich der Kanal in der Antike den Besuchern einst präsentiert haben könnte. Die beiden Statuen am nördlichen Scheitelpunkt stellen Hermes und den Krieger Theseus dar. Sie werden von zwei verwundeten Amazonen flankiert, die Nachbildungen von Statuen aus dem Tempel der Artemis in Ephesus sind. Neben einer der Amazonen ist die Statue eines Nilkrokodils zu finden, aus dessen Maul wohl Wasser in das Becken sprudelte.

Die westliche lange Seite des Wasserbeckens sind von 6 weiteren griechischen Statuen gesäumt: Nachbildungen von 4 Frauengestalten (Karyatiden), die am Erechtheion auf der Akropolis in Athen die Dachbalken tragen, und 2 Statuen von Silenos, einem Begleiter des Weingottes Dionysos, deren Originale das Dionysostheater in Athen schmückten.

Bei Ausgrabungen im 18. und Mitte des 20. Jahrhunderts wurde eine Vielzahl weiterer ägyptischer und griechischer, aber auch römischer Statuen entdeckt, z.B. Personifikationen des Nil und des Tibers oder Statuengruppen mit dem Meeresungeheuer Scylla, aber auch Porträts von Julius Caesar und von Hadrian, die aber nicht mehr vor Ort zu sehen sind.

Lage: Canopo, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Große Thermen

Im Gegensatz zu den sogenannten Kleinen Thermen waren die Großen Thermen öffentliche Bäder und für die Allgemeinheit zugänglich. Die meisten der Räume waren dabei doppelt vorhanden, vielleicht um verschiedene soziale Schichten oder Männer und Frauen voneinander zu trennen.

Direkt südlich der nur dem Kaiserhof vorbehaltenen Kleinen Thermen wurden die sogenannten Großen Thermen errichtet, die sowohl von den Bewohnern als auch von den Besuchern der Kaiserresidenz genutzt werden konnten. Die in den Räumen verwendeten Bodenmosaike waren meist mit einfacheren, geometrischen Schwarz-Weiß-Mustern versehen, was auch dafür spricht, dass sie wohl für die Allgemeinheit gedacht waren.

Die Großen Thermen wurden bereits in der ersten Bauphase ab 118 n. Chr. errichtet und hatten eine Fläche von ca. 70 x 80 Metern. Direkt beim Eingang im Osten befand sich ein großer Sportplatz (palestea) und die große Vorhalle, von der aus sich die Besucherströme teilten und sich jeweils doppelt vorhandene Räume in der üblichen Badeabfolge anschlossen.

Zunächst begab man sich in die Umkleideräume (apodyterium) und anschließend in eines der beiden Kaltbäder (frigidarium), die mit Kaltwasserbecken ausgestattet waren. Vom größeren dieser Kaltbäder, das im Zentrum der Thermen lag, sind heute noch ein Teil der Kuppel und einige Säulen vorhanden. Der hinter dem großen Frigidarium liegende Rundbau war möglicherweise ein Dampfbad (sudatorium), was man an der noch gut erhaltenen Kuppel mit dem Loch in der Mitte (oculus) erkennen kann. Die Laubäder (tepidarium) und Warmbäder (caldarium) schlossen jeweils an die Kaltbäder an und es gab eine Reihe weiterer Räume, in denen wohl Massagen und weitere Behandlungen angeboten wurden und natürlich gab es auch Latrinen.

Vermutlich war der Badebereich mit den größeren und besser ausgestatteten Räumen für höherrangige Beamte und Bedienstete und die kleineren für die niederen Schichten vorgesehen, es könnte sich aber auch um die Trennung nach Geschlechtern gehandelt haben.

Lage: Grandi Terme, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Kleine Thermen

Aufgrund ihrer reichen Ausstattung und ihrer spektakulären architektonischen Besonderheiten handelte es sich bei den Kleinen Thermen sicher um die privaten Bäder des Kaisers.

Die direkt an den Kaiserpalast anschließenden Thermen waren möglicherweise für die kaiserliche Familie, hochrangige Besucher und Angehörige des Kaiserhofes gedacht und wurden zwischen 121 und 125 n. Chr. errichtet. Sie waren deutlich aufwendiger ausgestattet als die danebenliegenden Großen Thermen, in denen z.B. höherrangiges Personal und Beamte baden konnten, und besaßen eine fast labyrinthartige Anordnung der Räume.

Die Thermen konnten im Norden direkt vom Kaiserpalast aus betreten werden. Der südliche Zugang war für Besucher gedacht. In den verschachtelt angeordneten Räumen lagen die für römische Bäder typischen Räume wie Umkleideräume (apodyterium), Sportplatz (palaestra), Heißbad (caldarium), Schwitzbad (sudatorium), Laubad (tepidarium) und das Kaltbad (frigidarium) mit den beiden in Apsiden gelegenen Wasserbecken.

Am auffälligsten und ungewöhnlichsten ist der zentrale achteckige Raum, der abwechselnd gerade und gebogene Wände besaß und vermutlich als Tepidarium diente. Seine Kuppel hatte ca. 10 m Durchmesser und besaß eine zentrale Öffnung (oculus) in der Mitte, durch die der Dampf abziehen konnte.

Von einigen Räume sind die Wände und große Teile der Decke noch fast komplett erhalten, stellenweise finden sich sogar noch Reste des aus mehrfarbigem Marmorintarsien (opus sectile) gelegten kostbar ausgestatteten Bodens.

Lage: Piccole Terme, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Gebäude mit Fischteich (Winterpalast)

In diesem Gebäudekomplex, der mit kostbaren Materialien dekoriert und mit einer Heizung ausgestattet war, lagen die Privaträume des Kaisers. Von hier aus konnte er sowohl die repräsentativen Teile der Villa als auch die Bäder und die Freizeiteinrichtungen der Canopen schnell erreichen.

Der östliche Teil der Kaiserresidenz, der wegen seines großen Beckens meist nur als „Gebäude mit Fischteich“ oder „Gebäude mit Peristylpool“ bezeichnet wird, schloss sich an das Gartenstadium an.

Dieser Gebäudekomplex bestand aus mehreren Räumen, die auf mehreren Ebenen lagen und beheizbar waren. Die geräumigen Räume, zu denen auch das Schlafzimmer des Kaisers gehörte, waren reich dekoriert und es gab sogar private „Ein-Mann“-Latrinen. In den oberen Stockwerken lagen große Räume, von denen aus man einen schönen Blick über die Landschaft hatte.

Im an das Gartenstadion angrenzenden Gebäudeteil gab es repräsentative Räume wie z.B. einen großem Empfangs- bzw. Speisesaal, am anderen Ende des Palastes lag ein großer Teich (natatio) mit einer Seitenlänge von 28 Metern, in dem man im Sommer vielleicht baden konnte und um den ein Säulengang Schatten spendete. Die rings um den Pool eingelassenen 24 Nischen waren einst mit Statuen geschmückt.

An einigen Stellen kann man noch Reste der bis an die Decke reichenden Marmorverkleidung der Wände erkennen.

Beim nordöstlich gelegenen und noch gut erhaltenen Nebengebäude nahm man ursprünglich an, dass es sich um die Wachstube der Feuerwehr handelte. Neuere Erkenntnisse deuten aber eher auf eine Dienstbotenunterkunft oder ein Lagerhaus hin.

Lage: Edificio con Peschiera, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Gebäude mit Drei Exedren

Das Gebäude mit quadratischem Innenhof und drei halbrunden Exedren diente vermutlich als Sommertriklinium. Es gehörte zu einem Gebäudekomplex, der als Privatresidenz des Kaisers und seiner Familie galt.

Das direkt südlich an den Großen Portikus angrenzende Gebäude war wohl der Eingangsbereich zur Privatresidenz des Kaisers. Im Norden liegt eine rechteckige Atriumshalle mit einem Brunnen (impluvium), von der aus man den quadratischen Innenhof mit Säulengang betrat. Hiervon gingen an 3 Seiten Räume mit halbrunden Exedren ab, in denen Gärten mit Springbrunnen, halbkreisförmigen Säulenhallen und auf Sockeln stehenden Statuen lagen.

Von der östlichen Exedra aus betrat man einen Gebäudeteil mit mehreren beheizbaren Räumen, in denen vermutlich ein Speisesaal (cenatio) untergebracht war. Ein daran anschließender Durchgang führte in das sogenannte „Gartenstadion“, ein teilweise überdachtes Peristyl, das in 3 Bereiche mit Gärten, Kolonnaden und Wasserbecken aufgeteilt war und von dem aus man im Westen in die Privatgemächer des Kaisers und das „Gebäude mit Fischteich“ bzw. Winterpalast gelangte. Nördlich davon lagen die Heliocaminus-Therme und das Maritime Theater.

Von diesem Gebäude sind zwar nur noch die Grundrisse der Exedren, Teile der Säulenhallen und der Wasserbecken vorhanden, aber dennoch kann man sich noch gut vorstellen, wie die großzügige Eingangshalle auf die Besucher gewirkt haben muss.

Lage: Edificio con Tre Esedre, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Antinous-Heiligtum (Antinoeion)

Das Antinous-Heiligtum wurde erst um 1998 entdeckt und ausgegraben. Im Heiligtum, das mit Gebäuden im ägyptisch-hellenistischen Stil errichtet und mit Wassergräben und Palmen ausgestattet war, wurde Antinous, der jugendliche Geliebte von Kaiser Hadrian, nach seinem frühen Tod wie ein Gott verehrt.

Der aus Bithynien in Kleinasien stammende Jüngling Antinoos (lat.: Antinous) war der Günstling bzw. Geliebte von Kaiser Hadrian. Er ertrank 130 n. Chr. vor dessen Augen in den Fluten des Nils. Ob es sich dabei um einen Unfall handelte oder ob sich Antinous freiwillig für seinen Mentor opferte oder sogar Selbstmord beging, ist auch in antiken Berichten umstritten.

Hadrian war über den frühen Tod des Jünglings (er wurde nur zwischen 15 und 20 Jahre alt) so betrübt, dass er kurze Zeit später in der Nähe seines Sterbeortes die Stadt Antinopolis gründete. Es entstand zudem vor allem im Osten des Römischen Reichs ein Antinous-Kult mit zahlreichen Tempeln, in denen er als Gottheit verehrt und in Statuen meist als Osiris-Antinoos (Osiroantinous) oder Dionysos-Antinoos dargestellt wurde. Auch in seiner Villa in Tibur ließ Hadrian um 134 n. Chr. ein Antinous-Heiligtum (Antinoeion) errichten und dort auch vermutlich seine Überreste aufbewahren.

Obwohl man an dieser Stelle bereits im 18. Jahrhundert mehrere Antinoos-Statuen fand, wurde das eigentliche Heiligtum erst im Jahr 1998 entdeckt und ausgegraben. Hierbei kam ein etwa 63 x 23 Meter großer Platz zum Vorschein mit zwei sich gegenüberstehenden Tempeln, einem an der südlichen Schmalseite gelegenen Nymphäum und einem Obelisken im Zentrum. Im Westen lag eine halbkreisförmige Exedra mit Säulenhalle, hinter der das eigentliche Grab des Antinoos lag.

Die Grundrisse des Platzes, der beiden Tempel und der Exedra sind heute noch gut zu erkennen. Der Antinoos-Obelisk wurde bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. entfernt, im 16. Jahrhundert wiederentdeckt und steht seitdem auf dem Pincio-Hügel in Rom. Die 1740 hier ausgegrabene Statue des Osiris-Antinous befindet sich in den Vatikanischen Museen, viele weitere Antinous-Statuen sind in Museen in ganz Europa zu finden.

Lage: Antinoeion, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Hadriansvilla (Villa Adriana)

Die Sommerresidenz von Kaiser Hadrian ist mehr als eine private Landvilla – sie ist vielmehr eine Palaststadt und sollte wohl vor allem repräsentieren. Der Kaiser ließ in seiner Residenz, deren Gestaltung und Planung er persönlich überwachte, viele Bauten nach griechischen und ägyptischen Vorbildern errichten.

Im antiken Ort Tibur ließ Kaiser Hadrian zwischen etwa 117 und 138 n. Chr. eine republikanische Landvilla, ein Erbe seiner Ehefrau Vibia Sabina, zu einer Sommerresidenz und seinem späteren Altersruhesitz umbauen. In 3 Bauphasen ließ er auf einer Fläche von ca. 120 Hektar den größten jemals von einem römischen Kaiser errichteten Landsitz erbauen und überwachte dabei den Bau persönlich.

Es entstand so eine regelrechte Palaststadt mit prachtvoll ausgestatteten Privaträumen für den Kaiser und seine Familie und repräsentativen Verwaltungs- und Gästebereichen, in der bis zu 20.000 Menschen lebten, davon rund 5.000 Sklaven. In der „Unterwelt“ der Villa befanden sich außerdem ein über 4 km langes Straßennetz und zudem Heizungen und hydraulische Anlagen. Allein 4 Aquädukte sorgten für die Versorgung mit Wasser.

Viele Gebäude waren dabei antiken Vorbildern nachempfunden, die Hadrian auf seinen Reisen in die griechischen und ägyptischen Provinzen beeindruckt hatten. Auffallend ist auch seine Vorliebe für Kuppeln und Rundbauten, die man z.B. in den insgesamt 4 Thermengebäuden der Villa, im Maritimen Theater oder im Serapeum finden kann.

Nach dem Tod des Kaisers wurde die Villa noch bis 3. Jahrhundert bewohnt, danach verfiel sie jedoch und wurde als Steinbruch genutzt. Viele Statuen und Gebäudeteile ließ Kardinal Ippolito II. d’Este im 16. Jahrhundert für den Bau seiner Villa d’Este abtransportieren und spätere Ausgrabungen „bereicherten“ Sammlungen von Adeligen in ganz Europa. Erst ab etwa 1870 setzte der Übergang in den Besitz des italienischen Königshauses weiteren Plünderungen ein Ende.

Heute sind etwa 30 Gebäude auf einer Fläche von ca. 40 Hektar zu besichtigen. Von einigen Gebäuden lässt sich der ursprüngliche Zweck nicht immer eindeutig herleiten. Manche der heute gebräuchlichen Bezeichnungen sind zudem irreführend und inzwischen widerlegt – was zusammen mit den verwinkelten und ineinander übergehenden Gebäudeteilen oft verwirrend erscheint.

Man kann jedoch anhand der Techniken beim Mauerwerk und der verwendeten Materialien bei Wänden und Böden gut auf die ehemalige Funktion schließen: je bunter und aufwendiger die Ausstattung, desto „kaiserlicher“ waren die Räume. Auch wenn z.B. auch Gästeunterkünfte mit aufwendigen, teppichartigen Mosaikböden ausgestattet waren, besaßen diese allerdings „nur“ schwarz-weiße Mosaike. Funktionale Räume für Bedienstete oder Wachen waren völlig schmucklos. Auch die Größe von Latrinen ist aufschlussreich: in den Privaträumen des Kaisers gab es private „Ein-Mann“-Latrinen, während ansonsten mehrsitzige Gemeinschaftslatrinen üblich waren.

Für den Rundgang in der Villa Hadriana sollte man mindestens 2, besser 3 Stunden einplanen. Hierbei kann man folgende Stationen besuchen:

  • Großer Portikus oder Poikile (Pecile) **
  • Saal der Philosophen (Sala dei Filosofi) *
  • Maritimes Theater oder Inselpavillon (Teatro Marittimo) **
  • Hof der Bibliotheken (Cortile delle Biblioteche)
  • Gästehaus (Hospitalia) *
  • Heliocaminus-Therme (Terme con Heliocaminus)
  • Kaserne der Feuerwache (Caserma dei Vigili)
  • Gebäude mit dorischen Pfeilern (Edificio con Pilastri Dorici) *
  • Goldener Platz (Piazza d’Oro) *
  • Gebäude mit Fischteich (Edificio con Peschiera) *
  • Kleine Therme (Piccole Terme) **
  • Große Therme (Grandi Terme) **
  • Wachkaserne (Pretorio)
  • Canopen (Canopo) **
  • Serapis-Tempel (Seapeo) **
  • Antiquarium **
  • Roccabruna-Turm (Torre di Rocca Bruna)
  • Kleiner Palast (Accademia)
  • Vestibül (Vestibolo)
  • Gebäude mit 3 Exedren (Edificio con Tre Esedre) **
  • Gartenstadion bzw. Nymphäum (Ninfeo/Stadio)
  • Antinoos-Heiligtum (Antinoeion)
  • Hundert Kammern (Cento Camerelle)
  • Tempel der Venus (Tempio di Venere)
  • Griechisches Theater (Teatro Greco)

Wer nur die wichtigsten Stationen besuchen möchte (gekennzeichnet mit **), benötigst mindestens 30 bis 45 Minuten Zeit, der etwas längere Rundgang (gekennzeichnet mit *), der z.B.  auch Teile des Kaiserpalastes einschließt, dauert ca. 60 bis 90 Minuten. Leider sind durch den teilweise schlechten Erhaltungszustand oft einzelne Gebäude wegen Renovierung oder Einsturzgefahr gesperrt.

Die Hadriansvilla gehört seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe und ist von etwa April bis September täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet (am 1. Sonntag eines Monats ist der Eintritt kostenlos). Es werden auch Führungen in verschiedenen Sprachen angeboten. Im Besucherzentrum am Ticketoffice befindet sich auch ein Modell der Villa, mit dessen Hilfe man sich einen guten Überblick über die Gesamtanlage verschaffen kann.

Von Rom aus ist Tivoli gut mit dem Bus oder Zug zu erreichen und ist zusammen mit der ebenfalls in Tivoli gelegenen Villa d’Este ein schöner Ganztagesausflug von Rom.

Lage: Villa Adriana, Largo Marguerite Yourcenar 1, 00010 Tivoli

Links: www.levillae.com/de/die-staetten/villa-adriana; www.visittivoli.eu/le-ville/villa-adriana&lang=EN

Großer Portikus (Poikile)

Direkt hinter dem Zugangstor in der nördlichen Begrenzungsmauer erstreckt sich in Ost-West-Richtung eine künstlich angelegte Empfangsterrasse mit großen Wasserbecken und Säulengang (portikus), den man in der Antike gerne zum Lustwandeln nach dem Essen nutzte.

Die originale „Stoà Poikìle“ (griech.: „bemalte Säulenhalle“), die als Vorlage für diesen Portikus diente, war eine im 5. Jahrhundert v. Chr. erbaute monumentale Säulenhalle an der antiken Agora von Athen. Die hier angebrachten und von den bekannten griechischen Künstlern Micon und Polygnotos gestalteten Wandgemälde zeigten Darstellungen aus der griechischen Geschichte und Mythologie.

Kaiser Hadrian ließ sich von diesem berühmten Gebäude inspirieren und zwischen 125 und 133 n. Chr. in seiner Villa originalgetreu nachbilden. Man betrat den Großen Portikus (griech.: poikile), der hinter einer 9 Meter hohe Mauer lag, durch einen monumentalen Eingang mit doppelter Säulenreihe. Dahinter öffnete sich eine an allen 4 Seiten von Säulenumgängen umgebene Fläche von 232 x 97 Metern, in deren Mitte sich ein 106 x 26 m großer (Fisch-)Teich befand. An den Schmalseiten des Teiches lagen kleine Rundpavillons.

Der Poikile war sowohl als Empfangsterrasse für Gäste gedacht, aber auch als Wandelgang, in dem man nach dem Essen einen von den römischen Ärzten empfohlenen Spaziergang (ambulatio) machen konnte und dabei sowohl vor Sonne und Regen als auch von neugierigen Blicken geschützt war.

Auf der West- und Südseite befanden sich in den Stützmauern der Terrasse die „Hundert Kammern“, ein etwa 15 Meter hoher Unterbau, in dem auf 4 Etagen kleine fensterlose Zimmer mit Quartieren für ca. 1500 Personen (Wachen, Dienstboten oder Sklaven) lagen. Zudem waren hier auch Lagerräume und Latrinen untergebracht.

Heute ist vom Poikile nur noch die imposante nördliche Außenmauer und der riesige Teich zu erkennen. Die Säulen des Portikus sind allerdings mit Sträuchern markiert, so dass man sich die Monumentalität der Anlage noch gut vorstellen kann. Von den „Hundert Kammern“ sind an der Südseite der Terrasse noch gut die Öffnungen der Treppenaufgänge zu erkennen.

Lage: Pecile, Villa Adriana, 00010 Tivoli

Capo di Bove

Die Ausgrabungen am Capo di Bove brachten vor wenigen Jahren einen erstaunlich gut erhaltenen privaten Thermenkomplex zum Vorschein, der zum ausgedehnten Landgut des Herodes Atticus und seiner Frau Annia Regilla gehörte.

Zwischen dem 3. und 4. Meilenstein an der Via Appia befand sich im 2. Jahrhundert n. Chr. das „Pagus Triopius“, ein Landgut, das dem reichen Athener Herodes Atticus und seiner römischen Frau Annia Regilla gehörte. Zur großen Villenanlage gehörten neben einem großen Privatbad auch ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen, auf denen Wein, Oliven, Getreide und Obst angebaut und Vieh gezüchtet wurde.

Im Mittelalter wurde die inzwischen zum päpstlichen Besitz gehörende Gegend wegen des in der Nähe gelegenen Grabmals der Cecilia Metella mit seinem markanten Ochsenkopffries auch „Capo di Bove“ genannt.

2002 wurde das Anwesen mit einer Fläche von 8.600 qm vom italienischen Staat erworben. Die Ausgrabungen im ehemaligen Weinberg brachten dabei eine private Thermenanlage aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zum Vorschein, die bis ins 4. Jahrhundert genutzt wurde.

In den in einem wunderschönen Garten gelegenen Ausgrabungen kann man auf einer Fläche von ca. 1400 qm neben dem Heißbad (caldarium), Laubad (tepidarium) und Kaltbad (frigidarium) auch Zisternen und Wasserleitungen finden. Viele der aufwendigen Mosaike und mehrfarbigen Marmorböden der Thermenanlage sind noch gut erhalten.

Das Capo di Bove ist seit 2008 täglich geöffnet und ist kostenlos zu besichtigen. In einem Gebäude ist ein Besucherzentrum untergebracht, in dem in einer Ausstellung u.a. interessante Videorekonstruktionen der Gebäude an der Via Appia gezeigt werden.

Lage: Complesso Capo di Bove, Via Appia Antica 222, 00178 Roma

Link: www.parcoarcheologicoappiaantica.it/luoghi/complesso-di-capo-di-bove

Grabmal der Cecilia Metella

Das Grabmal der Cecilia Metella gehört zu den auffälligsten Grabmälern an der Via Appia. Es ist sogar im Hintergrund des berühmten Gemäldes „Goethe in der Campagna“ von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein zu erkennen, auf dem der Dichter in Reisemantel und Schlapphut gekleidet auf antiken Steintrümmern ruht.

Cecilia Metella war die Tochter des Konsuls Quintus Caecilius Metellus Creticus und Schwiegertochter des Marcus Licinius Crassus, der zusammen mit Caesar und Pompeius das erste Triumvirat bildete und mit dessen gleichnamigem Sohn sie verheiratet war. Sie gehörte daher den damals einflussreichsten römischen Familien an.

Erbaut wurde das Grabmal wohl zwischen 30 und 20 v. Chr. von ihrem Sohn, der ebenfalls Marcus Licinius Crassus hieß. Laut Inschrift über dem Eingang widmete er das Grabmal seiner Mutter, stellte aber auch die Bedeutung seiner Familie in den Focus.

Der mit Travertin verkleidete zylindrische Rundbau des Grabmals erhob sich auf einem 8 Meter hohen quadratischen Sockel. Die Rotunde hatte einen Durchmesser von knapp 30 Metern, war etwa 11 Meter hoch und wurde mit einer konischen Kuppel abgeschlossen. Der Eingang befand sich im Süden und bot Zugang zur zentralen Cella, unter der sich die Grabkammer mit der Asche der Cecilia Metella befand.

Am oberen Rand befand sich ein dekorativer Fries, das aus in der Antike beliebten Ochsenköpfen (bucrania), Blumen- und Obstgirlanden bestand, aber auch eine Relieftafel mit Szenen aus dem Gallischen Krieg. Dem Ochsenkopffries verdankte die gesamte Gegend dann im Mittelalter ihren Namen „Capo di Bove“.

Der Rundbau wurde im 11. Jahrhundert in eine befestigte Siedlung der Grafen von Tusculum integriert, die auf beiden Seiten der Via Appia lag und so den strategisch wichtigen südlichen Stadtzugang kontrollierte. Um 1300 wurde das Mausoleum von der Familie Caetani zu einem zinnenbekrönten Turm umgewandelt.

Das Grabmal der Cecilia Metella ist täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist im Rahmen des Eintritts der Caracalla-Thermen kostenlos. Im Innenhof befinden sich Marmorfragmente und diverse Fundstücke, die an der Via Appia gefunen wurden.

Lage: Mausoleo di Cecilia Metella e Castrum Caetani, Via Appia Antica 161, 00178 Roma

Link: www.parcoarcheologicoappiaantica.it/luoghi/mausoleo-di-cecilia-metella-e-castrum-caetani

Maxentiusvilla

Kaiser Maxentius, einer der Kaiser der römischen Tetrarchie, ließ direkt an der Via Appia neben einem großen Palastkomplex ein Mausoleum für seinen Sohn Valerius Romulus und außerdem einen Circus errichten, der heute zu den am besten erhaltenen und größten Zirkusanlagen in der Gegend von Rom zählt.

Der riesige Komplex, den Kaiser Maxentius zwischen 306 und 312 n. Chr. als Mitkaiser während der Zeit der römischen Tetrarchie erbauen ließ, liegt knapp 2 römische Meilen von Rom entfernt auf einem kleinen Hügel direkt an der Via Appia. Ursprünglich lag hier wohl eine Landvilla (villa rustica) aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die der Kaiser für seinen neuen Palastkomplex, bestehend aus einem Palast, einem Circus und einem Mausoleum, umbauen ließ.

Das Mausoleum, ein zylindrischer Rundtempel, der sich innerhalb eines quadratischen Portikushofs befand, war ursprünglich als zweistöckiges Gebäude geplant, wurde allerdings nie ganz fertiggestellt. Der Pronaos, über den man das Mausoleum betreten konnte, lag im Südwesten und wurde im 19. Jahrhundert durch einen rechteckigen landwirtschaftlichen Anbau verdeckt, in dem sich Pferdeställe befanden.

Kaiser Maxentius ließ das Mausoleum ursprünglich als Grabanlage für sich und seine Familie errichten. Im Inneren befinden sich mehrere Nischen, die Platz für die Asche weiterer Mitglieder seiner Dynastie boten. Allerdings wurde hier nur sein 309 n. Chr. mit 14 Jahren früh verstorbener Sohn und geplanter Nachfolger Valerius Romulus bestattet.

Der Circus mit einer Länge von gut 500 Metern und einer Breite von etwa 70 Metern war für etwa 10.000 bis 18.000 Besucher ausgelegt. Auf der knapp 300 Meter langen Spina befand sich ein Obelisk, der 1650 von Bernini auf den 4-Flüsse-Brunnen an der Piazza Navona versetzt wurde. An der Westseite befanden sich zwischen zwei Türmen die Startboxen (carceres) und gegenüber der Haupteingang, die porta triumphalis. Eine Kaiserloge (pulvinar) lag an der Nordseite. Der Circus wurde vermutlich kurz nach dem Tod des Kaisersohns eröffnet und die Eröffnungsspiele gleichzeitig als Begräbnisspiele zu dessen Ehren begangen. Ob im Circus jemals weitere Wettkämpfe ausgetragen wurden, ist nicht belegt.

Vom Palast des Maxentius, der nördlich von Mausoleum und Circus lag, sind nur noch wenige Reste, wie z.B. die halbrunde Mauer des Audienzsaals, erhalten. Über einen überdachten Portikus, der zwischen der Villa und der Kaisertribüne verlief, konnte der Kaiser den Circus direkt von seiner Villa aus erreichen.

Erste Ausgrabungen auf dem Gelände begannen bereits um 1825, die Restaurierung erfolgte aber erst seit den 1960er Jahren. Seit 2014 ist das restaurierte Gelände, das von der Soprintendenza Archeologica di Roma verwaltet wird, täglich außer montags kostenlos zu besichtigen.

Lage: Villa e Circo di Massenzio & Mausoleo di Romolo, Via Appia Antica 153, 00179 Roma

Link: www.villadimassenzio.it/en

Via Appia Antica

Die Via Appia führte von Rom bis nach Brindisi (Brundisium), der wichtigsten Hafenstadt für den Handel mit dem Orient und war gut 500 Kilometer lang. Auch heute noch sind Teile der originalen Pflasterung und Reste römischer Grabmäler und Katakomben entlang der Straße erhalten.

Die Via Appia wurde bereits im Jahr 312 v. Chr. durch den Censor Appius Claudius Caecus errichtet, dem sie auch ihren Namen verdankt. Zunächst war die wichtigste Handelsroute Roms nur rund 200 km lang und führte bis nach Capua bei Neapel. Ab ca. 190 v. Chr. wurde sie dann bis ins gut 500 km entfernte Brindisi (Brundisium) verlängert, das als Haupthandelsplatz für Waren und Sklaven aus dem Orient galt. Nach dem Zerfall des Römischen Reichs diente die Straße dann bis ins Mittelalter als Pilgerweg.

Die Via Appia wurde im Jahr 73 v. Chr. zum Schauplatz des legendären Spartacus-Aufstands, als der Thraker Spartacus, nachdem er mit weiteren 78 Gladiatoren aus der Gladiatorenschule in Capua geflohen war, mit einem Heer von rund 200 000 Sklaven und Besitzlosen auf der Via Appia Richtung Rom zog. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurden die etwa 6000 Überlebenden zur Abschreckung entlang der Via Appia gekreuzigt.

Der Legende nach erschien auch Jesus dem Heiligen Petrus auf dessen Flucht im Jahr 68 n. Chr. auf der Via Appia. Auf die Frage „Herr, wohin gehst du?“ (lat.: Domine quo vadis?) antwortete Jesus, er sei gekommen, um sich noch einmal kreuzigen zu lassen. Petrus kehrte daraufhin um, wurde wenig später verhaftet und bald darauf gekreuzigt. An der Stelle dieser Begegnung, steht heute die kleine Kirche Santa Maria in Palmis, die auch als Kirche Domine Quo Vadis? bekannt ist.

Ihren Anfang nahm die antike Via Appia bereits an der Porta Capena, einem Stadttor der Severianischen Mauer, das nicht weit entfernt von den späteren Caracalla-Thermen lag. Von dort aus verlief sie auf der heutigen Via di San Sebastiano weiter Richtung Süden, wo sie durch die Porta Appia an der Aurelianischen Mauer führte. Ab hier heißt die Straße auch heute wieder Via Appia Antica und verläuft weiter nach Süden, wo sie nach etwa 800 Metern an der Kirche Domine Quo Vadis? einen leichten Knick Richtung Südosten macht.

Einige Meter südlich des Mausoleums der Cecilia Metella beginnt der schönste und ursprünglichste Abschnitt der Via Appia, auf dem noch die antike aus Basaltsteinen errichtete Kopfsteinpflasterung zu sehen ist. Ab hier ist die Straße auch für den Autoverkehr gesperrt. Wer will, kann jedoch auf dem noch gut 8 km langen Weg weiterwandern, bevor der Weg kurz nach dem Flughafen Ciampino nur noch als Trampelpfad erkennbar ist.

Die Strecke zwischen der Aurelianischen Mauer und dem Flughafen ist gesäumt von einigen sehenswerten Grabmälern, Katakomben und Kirchen. Zwischen der Aurelianischen Mauer und der Villa dei Quinitli gibt es Busverbindungen, die teilweise über die parallel verlaufende Via Appia Nuova verlaufen. Die Via Appia Antica ist frei zugänglich, von schattenspendenden Pinien gesäumt und es gibt immer wieder Brunnen mit Trinkwasser, jedoch nur wenige Möglichkeiten der Einkehr.

Lage: Via Appia Antica, 00178 Roma

Link: www.parcoappiaantica.it/smart-info-ita-eng

Aurelianische Mauer & Museo delle Mura

Die von Kaiser Aurelian errichtete und nach ihn benannte Stadtmauer ist heute noch zu einem Großteil erhalten. Auch viele der ursprünglichen Stadttore, an denen die römischen Ausfallstraßen begannen, werden noch heute genutzt. Im Museum delle Mura, das in einem dieser Stadttore untergebracht ist, erfährt man mehr über die Geschichte der Mauer.

Wegen der ab Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. verstärkt auftretenden Angriffe germanischer Stämme, die der Hauptstadt des Imperiums immer näher kamen, ließ Kaiser Aurelian um 271 n. Chr. eine neue Stadtmauer errichten. Diese umfasste nun auch die bereits weit über die aus Roms Königszeit stammende Severianische Mauer hinausgereichenden Stadtteile, wie z.B. das auf der anderen Seite des Tibers liegende Transtiberim, das Marsfeld (Campus Martius), den Esquilin-Hügel und den antiken Flusshafen (Emporium).

Mit ihrer Länge von gut 19 Kilometern, einer Höhe von 6 Metern etwa 3,5 Metern Dicke, 18 großen Toren und 383 Wachtürmen bildete die Aurelianische Mauer bis ins 20. Jahrhundert hinein die Stadtgrenze Roms. In den Bau wurden auch Teile des Aquädukts der Aqua Claudia, das Amphitheatrum Castrense im Osten, das Lager der Prätorianergarde (castra praetoria) im Nordosten und sogar große Grabmäler, wie z.B. die Grabpyramide des Gaius Cestius Epulo mit einbezogen.

An den Ausfallstraßen in die Provinz wurden Stadttore errichtet, die im Laufe der Zeit jedoch immer wieder erneuert, umgebaut oder auch wieder verschlossen wurden. Zu den wichtigsten gehörten (am Tiber im Norden beginnend und weiter im Uhrzeigersinn) folgende Stadttore:

  • Porta Flaminia (heute Porta del Popolo):
    hier begann die nach Norden zur Adria bei Rimini (Ariminum) führende Via Flaminia;
  • Porta Pinciana (oder Porta Salaria Vetus):
    Anfang der alten Salzstraße (Via Salaria), die an die Adriaküste bei Martinsicuro (Castrum Truentinum) führte;
  • Porta Salaria:
    Beginn der über den Apennin ebenfalls an die Adria verlaufenden Salzstraße Via Salaria Nova;
  • Porta Nomentana:
    Startpunkt der über Mentana (Nomentum) führenden Via Nomentana (das Tor wurde in der Renaissance zugemauert und durch die daneben errichtete Porta Pia ersetzt);
  • Porta Praetoriana:
    ursprünglich eines der Tore des Kastells der Prätoriandergarde, das in die Mauer integriert wurde;
  • Porta Tiburtina (heute Porta San Lorenzo):
    von hier gelangte man über die Via Tiburtina nach Tivoli (Tibur);
  • Porta Praenestina-Labicana (heute Porta Maggiore):
    Ausgangspunkt der Via Praenestina nach Palestrina (Praeneste) und der Via Labicana nach Labicum in den Albaner Bergen;
  • Porta Asinaria:
    Anfang der Via Asinaria, die die Via Latina, die Via Appia und die Via Ardeatina verband (das Tor wurde in der Renaissance durch die Porta San Giovanni ersetzt);
  • Porta Metronia (auch Porta Metrovia oder Porta Metropi):
    Beginn der Richtung Via Latina führenden Via Metropi;
  • Porta Latina:
    hier begann die nach Santa Maria Capua Vetere (Capua) in Kampanien führende Via Latina;
  • Porta Appia (heute Porta San Sebastiano):
    Start der nach Brindisi (Brundisium) führenden Via Appia Antica, in dem sich heute das Museo delle Mura befindet;
  • Porta Ardeatina:
    Anfang der Via Ardeatina, auf der man in die Stadt Ardea an der tyrrhenischen Küste gelangte;
  • Porta Ostiensis (heute Porta San Paolo):
    von hier aus führte die Via Ostiense nach Ostia;
  • Porta Portuensis:
    der auf der westlichen Tiberseite gelegene Beginn der Via Portuensis, die zum Hafen Portus Romae im Mündungsgebiet des Tiber führte;
  • Porta Aurelia:
    ebenfalls auf der Tiberwestseite gelegen und Anfang der nach Pisa (Pisae) führenden Via Aurelia (im 17. Jahrhundert abgerissen und durch die Porta San Pancrazio ersetzt);
  • Porta Septimiana:
    Beginn der Via Triumphalis, die entlang des westlichen Tiberufers zum vatikanischen Hügel verlief;
  • Porta Cornelia:
    Anfang der über die Ponte Elio zum Mausoleum von Hadrian (heute Engelsburg) und zum Vatikanhügel führenden Via Cornelia.

Die Aurelianische Mauer wurde nicht nur während der Zeit des Römischen Reiches, sondern bis ins 20. Jahrhundert hinein als Stadtmauer genutzt und ist daher heute noch eine der längsten, fast vollständig erhaltenen Stadtmauern.

Das im Jahr 1990 in der Porta San Sebastiano eröffnete Museo delle Mura, das zu den Städtischen Museen MIC (Musei in Comune Roma) gehört, gibt einen Überblick über den Bau und die Funktion der Aurelianischen Mauern. Von der oberen Terrasse aus hat man einen schönen Blick über Rom und die Campagna. Außerdem bietet das Museum Zugang in den inneren Laufgang eines ca. 350 Meter langen und noch gut erhaltenen Mauerabschnitts. Das Museum ist täglich außer Montag geöffnet, der Eintritt ist kostenlos.

Lage: Museo delle Mura, Via di Porta San Sebastiano 18, 00179 Roma

Link: www.museodellemuraroma.it/en

Drususbogen

Mit Nero Claudius Drusus, der mit seinem älteren Bruder und späteren Kaiser Tiberius gegen die Germanenstämme jenseits des Rheins kämpfte, hat dieser Bogen vermutlich gar nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich hier eher um die Reste eines Aquädukts, das nur wenige Meter neben der Aurelianischen Mauer verlief.

Der aus dem Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. stammende Bogen war ursprünglich Teil des Antoninischen Aquädukts, der Aqua Antoniana, die von der Aqua Marcia abzweigte und die Caracalla-Thermen mit Wasser versorgte. Diese Wasserleitung verlief teilweise nur wenige Meter von der Aurelianischen Mauer entfernt und lag parallel zu dieser.

Von den 3 Bögen, die die Via Appia in der Antike überspannten, ist heute nur noch der mittlere übriggeblieben, der gut 7 Meter hoch, etwa 10 Meter breit und etwa 5,5 Meter tief ist. Durch die außen angebrachten Säulen, die ein dreieckiges Tymphanon tragen, und die Marmorverkleidung wirkt der Bogen jedoch mehr wie ein Triumphbogen, so dass er von frühen Forschern als „Drususbogen“ interpretiert wurde.

Dieser Triumphbogen, der laut staatlicher Aufzeichnungen vom Senat zu Ehren des Feldherrn Nero Claudius Drusus, einem Stiefsohn von Kaiser Augustus, an der Via Appia und wohl ganz in der Nähe errichtet worden war, ist auch auf einer Münze abgebildet, die Drusus‘ Sohn, der spätere Kaiser Claudius, prägen ließ. Allerdings konnte man hier bisher keine Überreste davon finden, die diesem Bogen eindeutig zuzuordnen sind.

Unter Kaiser Honorius wurde der Bogen des Aquädukts über zwei Mauern mit der Porta San Sebastiano verbunden, die aber später wieder entfernt wurden. Auch heute noch überspannt der Bogen die Via Appia, nur wenige Meter bevor man das antike Stadtzentrum über die Porta San Sebastiano verlässt.

Lage: Arco di Druso, Via di Porta San Sebastiano 13A, 00179 Roma

Caracalla-Thermen (Thermae Antoninianae)

Die unter den Kaisern Septimius Severus und Caracalla erbauten Thermen sind die zweitgrößten je in Rom errichteten und heute noch außergewöhnlich gut erhalten. Für ihren Bau wählten die im Volk eher unbeliebten Kaiser wohl bewusst ein eher ärmeres Stadtviertel, um den Plebs für sich zu gewinnen.

Zwischen dem Circus Maximus und dem Beginn der Via Appia Antica liegen die Caracalla-Thermen, die von Kaiser Septimius Severus bereits 206 n. Chr. geplant, aber erst von seinem Sohn, Kaiser Caracalla, zwischen 212 n. Chr. und 216 n. Chr. fertiggestellt wurden. Endgültig vollendet wurden sie allerdings erst 235 n.Chr. von ihren Nachfolgern. Sie waren zu dieser Zeit die größten öffentlichen Thermen Roms und wurden erst 306 n. Chr. von den Diokletiansthermen übertroffen. Man trug für ihren Bau sogar einen Teil des Aventinhügels ab und errichtete eigens eine neue Wasserleitung, die Aqua Nova Antoniniana.

Der in einem Park liegende Badekomplex hatte mit von 337 x 328 Metern Fläche gigantische Maße. Das 214 × 110 Meter große Badegebäude im Zentrum besaß bis zu 30 Meter hohe Räume und auf dem Gelände konnten sich gut 1500 Personen gleichzeitig aufhalten. Es kamen bis zu 6000 Besucher pro Tag und neben Garküchen und 2 Bibliotheken gab es hier auch das größte Mithräum Roms und wohl auch Bordelle. In den rund 50 Heizstellen wurden am Tag bis zu 10 Tonnen Holz verfeuert.

Das für eine Kaisertherme typisch symmetrisch angelegte Badegebäude besaß 2 Flügel. Über den Eingangsbereich eines jeden Flügels gelangte man zunächst in den Umkleideraum (apodyterium), an den je ein Sportplatz (palestra) und mehrere Schwitzbäder (laconia) anschlossen. Im darauffolgenden Heißbad (caldarium) mit 7 Heißwasserbecken vereinigten sich die Besucherströme wieder. Die Kuppel dieses Raumes war mit 35 Metern Durchmesser fast so groß wie die des Pantheon und sicher ein beeindruckender Anblick. Danach folgte das kleine Laubad (tepidarium) mit 2 Becken und schließlich ein riesiges, 58 x 24 Meter großes Kaltbad (frigidarium) mit 4 Kaltwasserbecken und Räumen für Massage, Maniküre, Haarentfernung und Friseure im Obergeschoss. Es gab mehrere Dampfschwitzbäder (sudatorium) und ein 50 × 22 Meter großes Hauptbecken (natatio) im Freien.

Alle Räume waren üppig ausgestattet mit Granitsäulen, Böden aus farbigen Marmor-Mosaiken, Wänden mit Glasmosaiken und reichlich Stuck und Fresken. Es gab künstliche Wasserfälle, Bronzespiegel, die das Sonnenlicht reflektierten, und Hunderte von Statuen und Skulpturen. Für einen reibungslosen Badebetrieb befand sich unter den Baderäumen ein Labyrinth von Heizkanälen, Wasserleitungen, Servicetunneln und Lagerräumen.

Die Thermen waren bis zu ihrer Zerstörung durch die Ostgoten 537 n. Chr. durchgehend in Gebrauch, verfielen jedoch danach und dienten als Steinbruch. In der Renaissance riss man dann sogar noch die prachtvollsten Mosaike heraus, um sie z.B. im Petersdom oder im Palazzo Farnese zu verbauen. Auch die Statuen, darunter auch der „Farnesische Stier“ oder der „Farnesische Herkules“, landeten während dieser Zeit in Sammlungen berühmter römischer Familien.

Zwischen 1824 und 1990 fanden hier systematische Ausgrabungen statt, so dass man heute noch einen guten Eindruck über die einstige Pracht erhält. Die Wände sind zum Teil noch bis zu 30 Meter Höhe erhalten und auch viele der Bodenmosaike sind noch vor Ort vorhanden. Trotz der Nähe zum Circus Maximus bleiben die Caracalla-Thermen vom Massentourismus noch größtenteils verschont.

Die Caracalla-Thermen sind täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet, wobei das Mithräum nur zu besonderen Anlässen zu besichtigen ist. Gegen Gebühr kann man auch einen Audioguide oder eine VR-Brille leihen. Vor allem im Sommer finden in den Caracalla-Thermen beliebte Opern- und Konzertaufführungen statt.

Lage: Terme di Caracalla, Viale delle Terme di Caracella 52, 00153 Roma

Links: www.coopculture.it/en/poi/baths-of-caracalla; www.turismoroma.it/de/places/die-caracalla-thermen

Circus Maximus

Schon in altrömischer Zeit wurde im Tal zwischen Palatin und Aventin eine Rennbahn für Wagenrennen angelegt und später zum größten Circusbau der Antike ausgebaut. Zunächst fanden hier Kultspiele zu Ehren von Gottheiten statt, in der Kaiserzeit dauerten diese staatlich finanzierten „Spiele fürs Volk“ bis zu 14 Tage.

Im Murcia-Tal, zwischen Palatin und Aventin, ließ Lucius Tarquinius Priscus, der 5. König Roms, schon im 6. Jahrhundert v. Chr. Wagenrennen abgehalten. Auch das legendäre Rennen, bei dem die Römer am Ende die Frauen der Sabiner raubten, fand angeblich hier statt. Schon bald wurden die Spiele jährlich zu Ehren von Gottheiten abgehalten, an denen neben Wagenrennen auch athletische Wettbewerbe und Tierhatzen veranstaltet wurden.

Ursprünglich war die Rennbahn eine mit Erdwällen umgebene eingeebnete Fläche, die schon bald mit hölzernen Tribünen versehen wurde. Da diese jedoch immer abbrannten oder einstürzten, ließen die Flavier hier gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine steinerne Circusarena errichten, die bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. genutzt wurde. Zudem dauerten die vom Staat finanzierten Festspiele, die aus Wagenrennen (ludi circenses) und Theateraufführungen (ludi scaenici) bestanden, nun bis zu 14 Tage und waren für römische Bürger kostenlos.

Mit seinen Außenmaßen von etwa 140 x 600 Metern wurde der Circus Maximus seinem Namen mehr als gerecht: er war der größte Circus der Antike. Hier fanden rund 150.000 bis 250.000 Zuschauer Platz, wobei der Kaiser in den Zuschauertribünen seine eigene Loge hatte. Unter den Tribünen und rings um den Circus befanden sich neben Ställen für die Pferde auch ein Mithräum, Essensstände, Wettbüros, Latrinen und Bordelle.

Die gut 550 Meter lange und 80 Meter breite Arena war der Länge nach mit einer Trennwand (spina) geteilt, die Wendepfeilern an beiden Enden besaß. Dazwischen befanden sich die Rundenzähler: Gestelle mit 7 hölzernen Eiern (später Marmordelphine), die nach unten gekippt werden konnten. Die Startboxen (carcares), in denen sich die Gespanne zu Rennbeginn aufstellten, lagen an der geraden Schmalseite der Rennbahn.

Die Wagenrennen waren die beliebtesten Veranstaltungen der Circusspiele. An einem Wettkampftag wurden 12 bis 22 Rennen ausgetragen. Dabei traten die von 2 oder 4 Pferden gezogenen Gespanne (biga bzw. quadriga) aus den 4 verschiedenen „Ställen“ (fractiones) gegeneinander an. Es starteten je Rennen bis zu 12 Gespanne, wobei ein Rennen über 7 Runden (curriculae) à ca. 1200 Meter ging und nur gut 8 Minuten dauerte. Fahrer eines Stalls unterstützten sich gegenseitig und versuchten die Gegner größtmöglich zu behindern, um den Sieg für ihre Mannschaft zu erringen.

Die Wagenlenker trugen jeweils Tuniken in der Farbe ihres Stalls, die als die „Blauen“ (veneta), „Grünen“ (prasina), „Weißen“ (albata) und „Roten“ (russata) bezeichnet wurden. Jeder Römer hatte dabei seine Lieblingsmannschaft, es wurden eifrig gewettet und die Wettkämpfe endeten oft in Prügeleien und Straßenkämpfen zwischen den Anhängern der verschiedenen Ställe.

Der Circus Maximus ist heute unter einer dicken Erdschicht begraben und man sieht nur noch wenig von der antiken Bausubstanz. Nur an der gebogenen Schmalseite sind einige Ausgrabungen zu sehen und die Erhebungen am Rand und in der Mitte lassen noch die Tribünen und die Spina erahnen.

Das Gelände des Circus Maximus ist frei zugänglich und wird auch gerne für Großveranstaltungen und Open-Air-Konzerte genutzt. In der 2016 eröffneten Circo Maximo Experience am Südostende des Geländes kann man auf einer ca. 40-minütigen Tour per VR-Brille den Circus Maximus virtuell erleben und die Ausstellung unter den Tribünen besuchen. Vom mittelalterlichen Torre della Moletta, der sich heute auf der Panoramaterrasse erhebt, hat man dabei einen guten Überblick über das Gelände.

Lage: Circo Massimo, Via del Circo Massimo, 00186 Roma

Link: www.circomaximoexperience.it/en

Tiberinsel (Insula Tiberina)

Die Tiberinsel wurde einer Legende nach aufgehäuft, als das römische Volk die enormen Getreidevorräte des abgesetzten letzten König Roms, Lucius Tarquinius Superbus, als Zeichen gegen die Tyrannei in den Tiber warf.

Die 300 Meter lange und 90 Meter breite Insel im Tiber ist wie ein Schiff mit den beiden Brücken im Tiber verankert und ist die einzige Insel auf städtischem Gebiet. Hier lag seit jeher ein wichtiger Übergang über den Tiber und die Insel galt als heilig.

Um die Tiberinsel ranken sich mehrere Legenden. Eine davon besagt, dass im Jahr 509 v. Chr. nach der Vertreibung des letzten Königs von Rom, Lucius Tarquinius Superbus, das wütende römische Volk dessen Getreidevorräte in den Tiber warf, um sich für seine Tyrannei zu rächen. Aus dieser riesigen Aufschüttung entstand dann die Tiberinsel.

Eine weitere Legende aus Ovids „Metamorphosen“ erzählt von einer Seuche im Jahr 291 v. Chr., die viele Opfer forderte. Als man im Heiligtum des Heilgottes Aeskulap in Epidaurus Hilfe erbat, entdeckte man bei der Rückkehr auf dem Schiff eine Schlange, die auf die Tiberinsel verschwand. Dies sah man als ein Zeichen des Gottes, dem man daraufhin auf der Insel einen Tempel errichtete.

In der Kaiserzeit wurde die Insel mit Marmorplatten verkleidet, um die Schiffsform hervorzuheben. Ein Obelisk in der Inselmitte symbolisierte dabei den Schiffsmast. Außerdem „verankerte“ man die Insel mit zwei Brücken, die das Marsfeld mit dem Arbeiterviertel Trans Tiberim (heute Trastevere = jenseits des Tiber) verbanden.

Von Norden gelangt man über die etwa 62 Meter lange Pons Fabricius (heute Ponte Fabricio oder Ponte dei Quattro Capi – Brücke der 4 Köpfe) auf die Tiberinsel. Sie ist die älteste noch erhaltene römische Brücke und wurde im Jahr 62 v. Chr. erbaut. Sie besteht aus zwei Bögen, die jeweils knapp 25 Meter überspannen. Die Inschrift, die Lucius Fabricius als zuständigen Straßenverwalter nennt, ist heute noch erhalten.

Die südlich nach Trastevere führende Pons Cestius (heute Ponte Cestio) wurde im Jahr 46 v. Chr. von Senator Lucius Cestius errichtet. Sie besitzt heute nicht mehr ihr ursprüngliches Erscheinungsbild, da sie im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut wurde – zuletzt im 19. Jahrhundert.

Die südlich der Insel mitten im Tiber stehenden Reste einer weiteren Brücke, der Pons Aemilius (heute Ponte Rotto = zerstörte Brücke) soll sogar noch älter als die beiden anderen sein und aus dem Jahr 179 v. Chr. stammen. Von ihr ist jedoch heute nur noch ein Bogen erhalten.

Die Tiberinsel ist bis heute der Heilung von Kranken gewidmet. Das im Mittelalter gegründete Ordenskrankenhaus der Barmherzigen Brüder ist immer noch in Betrieb. Ein Spaziergang rund um die Tiberinsel ist heute ein beliebter Zeitvertreib – sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen.

Lage: Isola Tiberina, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/tiberinsel

Engelsburg (Mausoleum von Hadrian)

Den wenigsten Besuchern ist bewusst, dass es sich bei der Engelsburg ursprünglich um das Mausoleum von Kaiser Hadrian handelte. Erst später wurde es in eine Burg umgewandelt, die unter anderem mehreren Päpsten als sicherer Zufluchtsort diente.

Die Engelsburg war ursprünglich Teil des 128 n. Chr. begonnenen Mausoleums von Kaiser Hadrian, das 139 n. Chr., im Jahr nach dessen Tod, von seinem Nachfolger Antoninus Pius vollendet wurde. Nach Hadrian wurden hier auch die Asche seiner Frau Sabina, seines Sohnes Lucius Aelius, mehrerer nachfolgender Kaiser (z.B. Antoninus Pius, Lucius Verus, Mark Aurel, Commodus, Septimius Severus) und zuletzt 217 n. Chr. die Urne von Kaiser Caracalla beigesetzt.

Der zylinderförmige Teil des Mausoleums stand auf einem quadratischen Sockel, hatte einen Durchmesser von 64 Meter und war ca. 20 Meter hoch. Im Inneren lag die eigentliche Grabkammer, über der – ähnlich wie beim Mausoleum des Augustus – ein mit Zypressen bepflanzter Erdhügel aufgeschüttet war. Darauf stand ein kleiner Rundtempel mit einer Quadriga, in der Hadrian als Sonnengott dargestellt wurde.

Vermutlich um 403 n. Chr. unter Kaiser Honorius wurde das Mausoleum in die Aurelianische Mauer integriert und in eine Zitadelle umgebaut. Im 10. Jahrhundert wurde die Engelsburg von den Päpsten als Festung, Gefängnis, Schatzkammer und Residenz genutzt. Ende des 13. Jahrhunderts ließ Papst Nikolaus III. die Engelsburg durch einen 700 Meter langen Verbindungsgang (Passetto di Borgo) mit dem außerhalb der Stadtmauern liegenden Vatikan verbinden, um sich bei drohender Gefahr unauffällig in die sichere Fluchtburg zurückziehen zu können.

Den heutigen Namen „Engelsburg“ verdankt sie einer Legende: Während einer Pestepidemie erschien dem damaligen Papst Gregor I. (590–604 n. Chr.) auf dem Mausoleum der Erzengel Michael und verkündete das Ende der Epidemie. Die Bronzestatue des Erzengels, die heute auf der Spitze der Engelsburg thront, stammt aus dem Jahr 1753.

Ab 1870 diente die Engelsburg als Militärgefängnis und Kaserne und ab 1901 als Historisches Museum. Heute ist hier das Nationalmuseum von Castel Sant’Angelo mit militärhistorischen und kunstgeschichtlichen Sammlungen untergebracht.

Das auf der westlichen Tiberseite liegende Mausoleum war durch eine Brücke, die Pons Aelius Hadrianus, mit dem Marsfeld verbunden. Ihr heutiges Aussehen mit den Statuen der Apostel Petrus und Paulus und der von Gian Lorenzo Bernini und seinen Schülern geschaffenen 10 Engelsstatuen stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Das Museum in der Engelsburg ist täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet. Mit dem Roma Pass reduziert sich die Eintrittsgebühr und jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt sogar kostenlos. Da es eine maximal zulässige Besucheranzahl gibt, empfiehlt sich eine Online-Reservierung!

Lage: Castel Sant’Angelo, Lungotevere Castello 50, 00193 Roma

Link: castelsantangelo.com

Ara Pacis

Der Ara Pacis Augustae wurde vom Senat von Rom gestiftet, um die Pax Augusta, die unter Kaiser Augustus errungene Friedenszeit, zu feiern. Sie folgte auf die jahrzehntelange Zeit der Bürgerkriege, die seiner Herrschaft vorangingen.

Der Friedensaltar wurde am 30. Januar 9 v. Chr. durch den römischen Senat eingeweiht und dem inneren Frieden gewidmet, den Kaiser Augustus dem Römischen Reich nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen brachte. Daher wurde er auch Ara Pacis Augustae (Altar des augusteischen Friedens) genannt.

Der aus Marmorblöcken errichtete Altar steht auf einem etwa 11,5 x 10,5 Meter großen Podium. Zu einem der beiden Eingänge führt eine kleine Treppe ins Innere. Hier befindet sich der eigentliche Altar, auf dem Opfer dargebracht wurden.

Die gesamten Umfassungsmauern des Monuments sind mit sehenswerten und noch gut erhaltenen Flachreliefs geschmückt. In einer der Opferprozessionen sind neben dem Kaiser seine Frau Livia, seine Tochter Julia, seine Neffen und Nichten, Adoptivkinder, weitere Verwandte und Freunde zu sehen.

Weitere Reliefs zeigen die wichtigsten Mythen Roms, z.B. die von der Wölfin gesäugten Zwillinge Romulus und Remus zusammen mit ihrem Vater Mars und eine Darstellung von Aeneas, dem Gründer der Juliusch-Claudischen Dynastie, aber auch der Stadtgöttin Roma und der Fruchtbarkeitsgöttin Tellus. Auf den Feldern im unteren Teil des Altars sind zwischen Ranken und Ornamenten über 90 verschiedene Pflanzen und unzählige Tiere zu entdecken.

Da der Altar häufig von Überschwemmungen des Tibers heimgesucht wurde, geriet er im 2. Jahrhundert n. Chr. in Vergessenheit und wurde schließlich überbaut. Im 16. Jahrhundert wurden einige Reliefs gefunden, die man aber nicht zuordnen konnte. Erst 1937, als weitere Reliefs ans Licht kamen, erkannte man deren Herkunft und konnte so den Altar rekonstruieren und etwas weiter nördlich des ursprünglichen Standorts wieder aufbauen.

Zum Schutz vor der Zerstörung durch Umwelteinflüsse ummantelte der Stararchitekt Richard Meier den Ara Pacis 2006 mit einer kubusförmigen Stahl-Glaskonstruktion, in der im Untergeschoss auch Platz für wechselnde Ausstellungen geschaffen wurde. Über die Längsseite der Museumswand zieht sich eine Abschrift der Res Gestae Divi Augusti, ein ursprünglich am Augustusmausoleum auf  Bronzetafeln angebrachter Rechenschaftsbericht des Kaisers Augustus.

Das Museo dell’Ara Pacis gehört zu den Städtischen Museen MIC (Musei in Comune Roma) und ist täglich geöffnet. Mit dem Roma Pass erhält man hier ermäßigten Eintritt.

Lage: Museo dell’Ara Pacis, Lungotevere in Augusta/Ecke Via Tomacelli, 00186 Roma

Links: www.arapacis.it/en; www.turismoroma.it/de/places/ara-pacis

Mausoleum des Augustus

Vom Mausoleum des Augustus sind heute nur noch die runden Basismauern zu sehen. Der in der Antike darüber aufgeschüttete Erdhügel sollte an die berühmten Grabmäler von König Mausolos in Halikarnassos und das Grab Alexander des Großen in Alexandria erinnern, folgte aber auch der Tradition etruskischer Rundgräber.

Das Mausoleum wurde von Octavian (dem späteren Kaiser Augustus) zwischen 28 und 23 v. Chr. errichtet, d.h. bereits kurz nach seinem Sieg über Kleopatra und Marc Anton bei Actium, und sollte nicht nur die sterblichen Überreste des Kaisers selbst, sondern auch die seiner Familie, von engen Freunden und von bedeutenden römischen Persönlichkeiten aufnehmen.

Das im nördlichen Teil des Marsfeldes errichtete Rundgrab hatte einen Durchmesser von insgesamt 87 Metern und war gut 40 Meter hoch. Die zentrale Grabkammer bestand aus einem Betonzylinder, der von mehreren konzentrischen Kreisen umgeben war. Darauf war ein Erdhügel aufgeschüttet, der mit Zypressen bepflanzt und von einer Augustus-Statue gekrönt war. Der 12 Meter hohe äußere Sockel war mit Traventin verkleidet und besaß im Süden einen zentralen Eingang mit einer von einem dreieckigen Giebel gekrönten Säulenhalle. Hier waren auch an zwei Obelisken die Bronzetafeln mit den Heldentaten des vergöttlichten Kaisers (Res Gestae Divi Augusti) angebracht.

Vor der Bestattung des Kaisers im Jahr 14 n. Chr. wurden hier bereits die Aschen von Familienangehörigen und engen Freunden beigesetzt, wie z.B. die seines designierten Nachfolgers und früh verstorbenen Neffen Marcellus (23 v. Chr.), seines Freundes und Schwiegersohns Marcus Vipsanius Agrippa (12 v. Chr.) oder seiner älteren Schwester Octavia (11 v. Chr.). Nach dem Kaiser selbst wurden hier auch seine Ehefrau Livia (29 n. Chr.) und die julisch-claudischen Kaiser Tiberius (37 n. Chr.), Caligula (41 n. Chr.) und Claudius (54 n. Chr.) bestattet. Nur Kaiser Nero, der Selbstmord beging, und Julia, die in Ungnade gefallene einzige Tochter des Kaisers, wurden die Ehre verwehrt, im Familiengrab beigesetzt zu werden.

Nach dem Ende der julisch-claudischen Dynastie wurden hier nur noch wenige Kaiser wie z.B. Nerva (97 n. Chr.) und kurzzeitig auch Vespasian (79 n. Chr.) beigesetzt. Die letzte Bestattung galt 217 n. Chr. Julia Domna, der Ehefrau von Kaiser Septimius Severus.

Nach der Plünderung von Rom im Jahr 410 n. Chr. wurde das Mausoleum schwer beschädigt. Im Mittelalter wurden die Reste als Burg befestigt, später entstand im Inneren der Mauern ein Garten, der im 19. Jahrhundert zu einer Stierkampfarena umgebaut wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde daraus das als Konzertsaal genutzte Auditorium Augusteo, das 1937 von Mussolini rückgebaut wurde, denn er plante ursprünglich, es zu seinem Grabmal zu machen. Dieser Plan wurde jedoch nicht zu Ende gebracht und die Reste des Mausoleums wurden lange Jahre vernachlässigt.

Nach jahrzehntelanger Restauration ist das Mausoleum seit 2021 wieder täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr für Besucher geöffnet. Wegen der Beschränkung auf maximal 10 Besucher/Stunde ist eine Online-Buchung vorab obligatorisch.

Lage: Mausoleo di Augusto, Piazza Augusto Imperatore, 00186 Roma

Link: www.mausoleodiaugusto.it/en

Stadion des Domitian (Piazza Navona)

An der Form der langgestreckten Piazza Navona kann man auch heute noch ihren ursprünglichen Zweck erkennen: hier lag in der Antike ein Stadion für Wettkämpfe. Die meisten Besucher kommen an diesen Platz jedoch vor allem wegen des berühmten Vier-Ströme-Brunnens, der Straßenkünstler und der einzigartigen Atmosphäre.

Julius Caesar ließ 46 v. Chr. auf dem damals noch fast unbebauten Marsfeld ein erstes Stadion errichten, das vor allem für athletische Wettkämpfe genutzt wurde. Unter Kaiser Domitian wurde es im Jahr 85 n. Chr. zum Circus Agonalis (griech.: agón = Wettkampf), ausgebaut, der mit einer Breite von 106 Metern und einer Länge von 275 Metern monumentale Ausmaße besaß und in dem rund 30.000 Personen Platz fanden. Es war das einzige heute bekannte römische Stadion, das aus Stein errichtet wurde und hatte die Form eines langgezogenen Rechtecks mit halbrundem Abschluss an der Nordseite.

Nach einem Feuer Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde das Stadion unter Kaiser Severus Alexander restauriert und bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. auch für Gladiatorenspiele und später auch für Pferderennen genutzt, bevor es endgültig aufgegeben wurde.

Im Laufe der Jahrhunderte ersetzte man die Zuschauerränge dann durch Gebäude, deren Fassaden auch heute noch der ursprünglichen Form des Stadions folgen. Die Arena blieb als Platz erhalten, wurde im Mittelalter für Märkte, Ritterspiele und Volksfeste genutzt und im 17. Jahrhundert im Barockstil umgebaut.

Auf der Piazza befinden sich heute 3 prachtvolle Barockbrunnen. Der mittlere Brunnen, der Vier-Ströme-Brunnen (Fontana dei Quattro Fiumi), wurde zwischen 1648 und 1651 von Gian Lorenzo Bernini geschaffen und stellt die größten Ströme der bekannten Kontinente dar: Donau (Europa), Nil (Afrika), Ganges (Asien) und Rio della Plata (Amerika). Am Nordrand des Platzes liegt der Neptun-Brunnen (Fontana di Nettuno) und im Süden der Mohren-Brunnen (Fontana del Moro). Der Platz ist auch berühmt für seine Straßenkünstler und -maler, die Cafés und Souvenirstände und ist vor allem am Abend beliebter Treffpunkt sowohl für Römer als auch Touristen.

Die Ausgrabungen des antiken Stadions, die sich etwa 4,5 Meter unter dem heutigen Straßenniveau befinden, wurden 1936 entdeckt und sind nach einer längeren Restaurierungszeit in einem kleinen Museum zu besichtigen. Anhand von Fotos, Videos und mithilfe eines Audioguides wird die Geschichte des Sports in der Antike und des Stadions im Laufe der Jahrhunderte erläutert.

Das Museum ist täglich gegen Eintrittsgebühr für Besucher geöffnet. Der Eingang des Museums befindet sich in der Via di Tor Sanguigna 3.

Lage: Piazza Navona, 00186 Roma

Link: stadiodomiziano.com/homepage-de

Pantheon

Das Pantheon ist eines der am besten erhaltenen Gebäude des antiken Rom und beeindruckt durch seine gewaltige Kuppel aus römischem Gussbeton, die auch heute noch als größte freitragende Betonkuppel der Welt gilt.

Ein erster Tempel, der allen Göttern (griech.: pan = alle; theós = Gott) geweiht war, wurde zusammen mit weiteren Gebäuden um 25 v. Chr. vom Konsul Marcus Vipsanius Agrippa, einem engen Freund und späteren Schwiegersohn von Kaiser Augustus, auf dem Marsfeld errichtet. Schon damals bestand er aus einem Rundbau mit vorgebauter Säulenhalle (pronaos), besaß aber vermutlich noch kein Kuppeldach.

Beim großen Brand von Rom 80 n. Chr. wurde der Tempel stark beschädigt und daraufhin von Kaiser Domitian restauriert. Nach einem weiteren Brand im Jahr 110 n. Chr. ließ ihn Kaiser Hadrian zwischen 118 und 125 n. Chr. wieder aufbauen und zusätzlich mit einer Kuppel krönen und gab ihm so die Form, die wir fast 2000 Jahre später immer noch bewundern können.

Das Pantheon wurde bis ins 5. Jahrhundert n Chr. als Tempel genutzt. Anfang des 7. Jahrhunderts wurde er zur Kirche Santa Maria ad Martyres geweiht, in der man die Gebeine von Märtyrern aufbewahrte. Später wurde sie zur Grabeskirche der italienischen Königsfamilie und berühmter Persönlichkeiten. Man findet heute noch in den Nischen die Gräber von König Vittorio Emanuele II., König Umberto I. und dessen Gemahlin Margherita di Savoia, sowie das Grab des Malers Raffael.

Im 17. Jahrhundert ließ Papst Urban VII. vom Architekten Bernini zwei Glockentürme entwerfen und zu beiden Seiten des Giebels anbringen. Diese von der römischen Bevölkerung spöttisch als „Eselsohren“ bezeichneten Türme wurden allerdings 1883 wieder entfernt.

Man betritt das Pantheon heute über eine ca. 33 x 15 Meter große Säulenhalle mit dreieckigem Giebel, auf dem die von Hadrian angebrachte Widmung für Agrippa zu lesen ist. Bei der 6 Meter hohen Bronzetür, durch die man in die Rotunde gelangt, soll es sich noch um die Originaltür aus dem Tempel des Agrippa handeln.

Die zylinderförmige Cella ist beeindruckende 43 Meter hoch und besitzt einen Durchmesser von ebenfalls 43 Metern. Die Wände sind in 8 Zonen eingeteilt, in die jeweils Nischen und Ädikulen eingelassen sind, in denen in der Antike vermutlich Statuen aufgestellt waren und die später in Altäre und Grabnischen umgewandelt wurden.

Darüber wölbt sich die Kuppel aus römischem Gussbeton (opus caementicium), die innen in 5 Reihen à 28 Kassetten untergliedert ist. Die Kassetten dienten nicht nur der Optik, sondern auch der Verringerung des Deckengewichts. Die Öffnung in der Kuppel (opaion bzw. oculus), durch die das Licht (aber auch der Regen) in den Innenraum fällt, hat einen Durchmesser von 9 Metern. Sie bildet zusammen mit dem Eingangsportal die einzige natürliche Lichtquelle und erzeugt im Inneren des Raums faszinierende Lichtspiele.

Der Boden der Rotunde ist aufwendig mit verschiedenfarbigen Marmorintarsien ausgelegt und besitzt in der Mitte 22 geschickt in die Gestaltung des Bodens integrierte Abflusslöcher, in denen das Regenwasser abfließen kann.

Die geometrisch perfekt berechnete und harmonisch gestaltete Kuppel des Pantheon war weltweite Vorlage für eine ganze Reihe von Rotunden, wie z.B. das Panthéon in Paris, das Kapitol in Washington, die Rotunde im Alten Museum in Berlin, die Kirche Santa Marija Assunta in Mosta (Malta) oder auch der Kuppel des Petersdoms in Rom, die ursprünglich größer geplant war, aber dann doch nur mit einem ein paar Metern kleineren Durchmesser ausgeführt werden konnte.

Das Pantheon ist täglich kostenlos geöffnet. Allerdings können sich in der Saison schon mal größere Warteschlangen vor dem Eingang bilden, da die maximale Besucherzahl auf 160 Personen/halbe Stunde begrenzt ist. Am Samstag, Sonntag und an Feiertagen ist der Besuch nur nach voriger Online-Reservierung unter pantheon.cultura.gov.it/en möglich.

Lage: Pantheon, Piazza della Rotonda, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/das-pantheon

Agrippa-Thermen

In der kleinen Gasse, die zwischen der Area Sacra und dem Pantheon liegt, fallen zwischen den Häusern turmartige römische Backsteinmauern auf. Sie sind die Reste eines Rundbaus, der zu einer öffentlichen Thermenanlage gehörte. Marcus Vipsanius Agrippa, der Schwiegersohn von Kaiser Augustus, ließ diese als erstes öffentliches Bad Roms errichten.

Begonnen wurde der Bau der ersten öffentlichen Thermenanlage Roms um 25 v. Chr. von Marcus Vipsanius Agrippa, einem engen Freund und späteren Schwiegersohn von Kaiser Augustus. Er ließ während der Regierungszeit des Kaisers eine ganze Reihe öffentlicher Bauten errichten.

Die Thermen bestanden zunächst nur aus dem sogenannten „lakonischen Schwitzbad“ oder „Gymnasium“, einem mit einer etwa 25 Meter Durchmesser großen Kuppel überdachten Rundbau, der als Heißluftbad (sudatorium) diente. Bis zur Fertigstellung im Jahr 19 v. Chr. wuchs die Thermenanlage rund um diesen Zentralbau auf eine Gesamtfläche von ca. 10000 Quadratmeter an und bestand aus Baderäumen, aber auch aus Ruhe-, Massage- und Sporträumen. Die unterschiedlich heißen Baderäume (frigidarium, tepidarium, caldarium) wurden dabei durch eine eigene Wasserleitung, die Aqua Virgo, mit Wasser versorgt.

Die Agrippa-Thermen lagen zwischen der Area Sacra und dem ebenfalls von Agrippa etwa zeitgleich erbauten Pantheon und waren die ersten öffentlichen Bäder der Stadt, in der es bis dahin nur eine Vielzahl kleiner privater Bäder gab.

Für den Besuch der Therme wurde eine kleine Eintrittsgebühr von 1 Quadrans, dem kleinsten Münzwert in der Antike, verlangt, so dass sich auch ein einfacher Arbeiter den Eintritt leisten konnte. Agrippa vermachte die Thermen testamentarisch den römischen Bürgern, so dass der Besuch nach seinem Tod im Jahr 12 v. Chr. sogar kostenlos wurde.

Nachdem die Agrippa-Thermen beim Brand von Rom im Jahr 80 n. Chr. stark beschädigt wurden, ließ sie Kaiser Domitian wieder aufbauen. Die Thermen wurden dann unter Kaiser Hadrian im 2. Jahrhundert n. Chr. und auch im 4. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Konstans und Kaiser Konstantin II. erweitert und bis ins 5. Jahrhundert als Thermen genutzt, bevor sie 599 in ein Kloster umgebaut wurden. Ab dem 7. Jahrhundert dienten sie dann als Steinbruch und zerfielen. Mitten durch die Rotunde des Zentralbaus wurde im 16. Jahrhundert eine kleine Gasse gebaut und dabei die römischen Mauerreste in die neu entstandenen Häuser integriert.

Heute kann man die nördliche Hälfte der Rotunde noch als etwa 10 Meter hohe Reste zwischen den Häuserfassaden der Via dell’Arco della Ciambella erkennen.

Lage: Terme di Agrippa (Arco della Ciambella), Via dell’Arco della Ciambella 8, 00186 Roma

Domus Romane

Die römischen Wohnhäuser, die sich unter dem Palazzo Valentino befinden, gehörten sicher einst einflussreichen römischen Familien. Hier wurden neben den beiden Patrizierhäusern auch ein privates Bad und ein Gebäude gefunden, bei dem es sich um den Trajanstempel des in unmittelbarer Umgebung liegenden Trajansforums handeln könnte.

Nur wenige Meter vom Trajansforum entfernt und 7 Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus wurden 2005 unter dem Keller des im 16. Jahrhundert erbauten Palazzo Valentini, dem Sitz der Provinzverwaltung Roms, die Überreste zweier römischer Patrizierhäuser und einer Badeanlage entdeckt.

Die Gebäude der rund 2.000 qm großen Ausgrabung stammen aus dem 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. und wurden bis ins 6. Jahrhundert genutzt, als – vermutlich nach einem Erdbeben – Teile der Gebäude einstürzten und durch ein anschließendes Feuer weiter zerstört wurden.

Die archäologischen Überreste wurden in ein Museum umgewandelt, das 2010 eröffnet wurde und die Ausgrabungen anschaulich und eindrucksvoll mit Videos und Grafiken aufbereitet. Im Rahmen einer rund 90-minütigen mulitimedialen Führung mit Licht- und Toneffekten bewegt man sich zum Teil auf wie ein Fenster in die Vergangenheit wirkenden Glasböden direkt über den archäologischen Ausgrabungen. Mit Hilfe von Computeranimation und virtuellen Rekonstruktionen werden dabei die einst prächtigen Fresken, Wanddekorationen, Marmorböden, Bodenmosaike, Säulen und Möbel auf die archäologischen Überreste projiziert und lassen die antiken Räume in lebendiger Weise wieder auferstehen.

Neben dem Badegebäude mit verschieden temperierten Baderäumen und einem Wasserbecken gelangt man in die Wohnhäuser mit Schlafzimmern, einem monumentalen Treppenhaus, einer Bibliothek, Küchen und einem Peristyl. Sogar und auch Reste einer römischen Straße sind zu sehen. Am Ende der Führung liegen die Überreste eines großen, vermutlich öffentlichen oder sakralen Gebäudes mit massiven Säulen und Gewölbedecken, das eventuell der Trajanstempel gewesen sein könnte. Hier erwartet einen die virtuelle Rekonstruktion des Trajansforums mit der Basilica Ulpia, den Bibliotheken und der Trajanssäule, die man durch ein kleines Fenster auch real und aus nächster Nähe ansehen kann.

Das Museum ist täglich außer dienstags geöffnet. In der nicht ganz billigen Eintrittsgebühr ist eine Führung (englisch oder italienisch) enthalten, die sich unbedingt lohnt. Am besten online vorab reservieren, denn die Besucheranzahl pro Führung ist auf kleine Gruppen gegrenzt! Der Eingang zum Museum liegt am Trajansforum an der Piazza Foro Traiano 85. Fotos oder Videos im Inneren des Museums sind leider nicht erlaubt.

Lage: Le Domus Romane di Palazzo Valentini, Via IV Novembre, 119a, 00187 Roma

Link: www.palazzovalentini.it/domus-romane/index-en.html

Theater des Balbus (Crypta Balbi)

Sowohl dem Namen seines Erbauers, Lucius Cornelius Balbus Minor, als auch dem hinter dem Bühnengebäude des Theaters gelegene Innenhof, der an 3 Seiten mit einer Wandelhalle (Kryptoportikus) begrenzt war, verdankt der Komplex seinen heutigen Namen „Crypta Balbi“.

Das kleinste der drei auf dem Marsfeld erbauten Theater wurde von Lucius Cornelius Balbus Minor finanziert, einem in Gades (dem heutigen Cadiz) geborenen Phönizier, der erst mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts an die Stadt im Jahr 70 v. Chr. zu einem römischen Bürger wurde.

Er legte eine steile Karriere als Feldherr und Politiker hin und wurde 43 v. Chr. Quästor in seiner Heimatprovinz Hispania Ulterior. In den Jahren 21/20 v. Chr. wurde er zum Proconsul der Provinz Africa ernannt, wo er einen erfolgreichen Krieg gegen die Garamanten führte, für den er 19 v. Chr. mit reicher Beute und einem Triumphzug belohnt wurde.

Seinen so gewonnenen Einfluss und Reichtum nutzte er unter anderem für den 13 v. Chr. fertiggestellten Neubau eines luxuriösen, aus Stein errichteten Theaters. Auf dem Marsfeld zwischen dem älteren Theater des Pompejus und dem etwa zur gleichen Zeit erbauten Theater des Marcellus gelegen, schloss es sich direkt an die Area Sacra am Largo di Torre Argentina an und bot bis zu 12.000 Personen Platz.

Nach einem Brand im Jahr 80 n. Chr. wurde das Theater stark beschädigt, wurde aber von Kaiser Domitian wieder aufgebaut und, trotz wiederholter Beschädigungen durch Feuer, Erdbeben oder Hochwasserkatastrophen, bis Anfang des 6. Jahrhunderts als Theater genutzt. Danach diente es zunächst als Friedhof, Müllhalde, Glaswerkstatt und Kalkbrennerei und in nachrömischer Zeit als Kloster und Festungsbau, bevor es zuletzt zu eleganten Stadtresidenzen umgebaut wurde.

Der Komplex wurde bereits im 16. Jahrhundert entdeckt, aber erst ab 1981 ausgegraben. Hierbei kamen Reste des halbkreisförmigen Zuschauerraums (cavea) mit einem Durchmesser von etwa 95 Metern zum Vorschein. An diese schloss sich das Bühnengebäude (scaena) und ein an 3 Seiten mit einer Wandelhalle (Kryptoportikus) begrenzter Innenhof mit einer großen Exedra an.

Im Jahr 2000 wurde die Crypta Balbi als Teil des Museo Nazionale Romano, des römischen Nationalmuseums, eröffnet. Die immer noch andauernden Ausgrabungen im Untergeschoss zeigen den nördlichen Teil des Kryptoportikus, den Porticus Minucia Frumentaria, in dem kostenlos Getreide verteilt wurde, und die Exedra mit einer später eingebauten Latrine. Aus der Zeit als antikes Wohnviertel stammen die Reste einer Bäckerei, eines Mithräums, einer Färberei und von Kalkbrennereien und vom Kloster aus dem 11. bis 14. Jahrhunderts Reste eines Balneums. Das Museum im Erdgeschoss und Obergeschoss zeigt die Funde aus dem Theaterkomplex, die seine über zwei Jahrtausende reichende Geschichte anschaulich dokumentieren.

Die Crypta Balbi ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es gibt ein Kombiticket, mit dem man auch die anderen 3 Teile des Museo Nazionale Romano besuchen kann. Eine Vorabreservierung (am besten online) ist obligatorisch!

Lage: Crypta Balbi, Via delle Botteghe Oscure 31, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/museo-nazionale-romano-r%C3%B6misches-nationalmuseum-%E2%80%93-crypta-balbi

Area Sacra

Der heute vom Verkehr umtoste Largo di Torre Argentina lag einst auf dem Marsfeld, also außerhalb des Stadtbezirks. In vorrepublikanischer Zeit lag hier neben Viehweiden und dem Übungsareal des Militärs auch ein großer Tempelbezirk, in dem vor allem frührömische Götter verehrt wurden.

Nach dem Abriss eines Stadtviertels wurde in den späten 1920er Jahren ein umfangreicher archäologischer Tempelkomplex aus der republikanischen Zeit entdeckt und anschließend ausgegraben. Hierbei kamen 4 Tempel zum Vorschein, allerdings konnte man bisher noch nicht genau bestimmen, welchen Gottheiten sie geweiht waren, daher wurden sie (von Norden nach Süden) zunächst nur mit den Buchstaben A bis D bezeichnet.

Vom ältesten Tempel C ist nicht viel mehr als sein rechteckiger Grundriss, ein paar Säulenbasen und die Eingangstreppe erkennbar. Er stammt aus dem Ende des 4. oder Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. und könnte der sabinischen Erntegöttin Feronia geweiht gewesen sein.

Der im Norden des Platzes liegende kleinere Tempel A, von dem noch 2 Säulenreihen und 2 Apsiden erkennbar sind, stammt aus der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. und war möglicherweise ein Tempel der Quell- und Wassergöttin Iuturna.

Im Süden des Platzes, teilweise unter der Straße und daher nur schwer erkennbar, liegt Tempel D, der Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. gebaut wurde und wohl den Lares Permarini (Schutzgeister der Seefahrer) oder den Aedes Nymphae geweiht war.

Tempel B, der letzte auf diesem Areal und auf einem etwa 1,4 Meter höheren Niveau gelegen, war ein Rundtempel und wurde erst nach einem verheerenden Brand im Jahr 111 v. Chr. errichtet. Er ist der Fortuna Huiusce Diei, der Glücksgöttin des heutigen Tages, gewidmet.

In der Antike gehörte der Tempelbezirk zum Marsfeld (campus martius), das dem Militär zu Übungszwecken diente und das zwischen dem Kapitolshügel und dem Tiber lag.

Direkt an das Tempelareal angrenzend ließ Pompeius im Jahr 55 n. Chr. das erste Steintheater Roms erbauen, an das sich ein, ebenfalls in Teilen noch erkennbarer Portikuskomplex mit Gärten, Tempeln und der Curia Pompeia anschloss, in dem der Senat gelegentlich tagte. Hier soll Julius Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. dem tödlichen Attentat der Verschwörer um Brutus und Cassius zum Opfer gefallen sein.

Heute ist der Tempelbereich vor allem auch für seine große Katzenkolonie bekannt, die von Freiwilligen versorgt wird. Im Ausgrabungsgelände finden momentan noch Restaurierungsarbeiten statt und es ist daher derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, soll aber schon bald wieder eröffnet werden. In der Zwischenzeit kann es aber auch gut von außen besichtigt werden.

Lage: Area Sacra, Largo di Torre Argentina, 00186 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/largo-di-torre-argentina

Trajanssäule (Columna Traiana)

Die rund 35 Meter hohe Trajanssäule ist für die Altertumsforschung ein wahrer Glücksfall: sie erzählt in Tausenden von Bildern nicht nur von den militärischen Erfolgen während der beiden Dakerfeldzüge von Kaiser Trajan, sie gibt auch einen guten Überblick über Architektur und Bauweise römischer Kastelle und Brücken und die militärische Ausrüstung der Legionen Roms.

Die heute noch fast im Originalzustand erhaltene Trajanssäule misst vom Sockel bis zur Säulenspitze rund 35 Meter und wurde, laut Inschrift auf dem Piedestal, vom Senat und Volk von Rom aufgestellt „um zu zeigen, wie hoch der Hügel und das Gelände war, das für diese umfangreichen Baumaßnahmen entfernt wurde“. Sie stand zwischen den beiden Bibliotheksteilen des Trajansforum und war bei ihrer Einweihung 113 n. Chr. das letzte der dort aufgestellten Bauwerke.

Die Säule beeindruckt vor allem durch ihr etwa 60-75 cm hohes, 200 Meter langes und in 23 Windungen spiralförmig um die Säule laufende Fries, das aus in den Stein gemeißelten Reliefs mit insgesamt über 2500 Personen in 155 Szenen besteht. Die Säule wurde durch eine vergoldete Statue des Kaisers gekrönt, in ihrem Sockel wurde im Jahr 117 n. Chr. die Urne mit der Asche von Trajan beigesetzt. Im Inneren lag eine Wendeltreppe mit 185 Stufen, über die man bis auf die Plattform hinaufgelangte, von wo aus sich ein guter Blick über das Forum bot.

Die vermutlich einst farblich gestaltete Säule zu Ehren des Kaisers ist ein wahres Manifest seiner Triumphe. Auf ihr wurden seine Siege und Erfolge während der Dakerfeldzüge der Jahre 101/102 und 105/106 n. Chr. verewigt, mit denen er die Donaugrenze des römischen Reiches für viele Jahrzehnte sichern und dem römischen Reich die neue römische Provinz Dacia einverleiben konnte.

In diesem wie ein aus Bildern bestehenden Kriegstagebuch sind viele Schlüsselszenen der Feldzüge erkennbar: die Schlacht bei Tapae, der Bau der Donaubrücke nahe des heutigen rumänischen Dobreta, die Eroberung der dakischen Hauptstadt Sarmizegetusa Regia, der Selbstmord des Daker-Königs Decebalus angesichts der verlorenen Schlacht und der Abtransport der dakischen Gefangenen nach Rom. Dazwischen sind Kampfszenen mit römischen Bogenschützen und Panzerreitern, niedergebrannte Dörfer, Opferrituale und Siegesfeiern, aber auch die dakische Flora und Fauna und römische Soldaten bei der Ernte dargestellt. Der Kaiser selbst ist fast 60 Mal zu sehen.

Die Reliefs wurden von der Luftverschmutzung bereits stark in Mitleidenschaft gezogen und weisen bereits deutliche Verwitterungsspuren auf. Glücklicherweise gibt es von der Säule heute zahlreiche und noch deutlich besser erhaltene Gipsabgüsse aus dem 19. Jahrhundert, die heute im Museo della Cività Romana, aber auch in verschiedenen internationalen Ausstellungen zu sehen sind. Die heute auf der Spitze thronende Figur stellt den Apostel Petrus dar und stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Die Trajanssäule ist Teil der Area archeologica dei Fori Imperiali und kann täglich gegen Eintrittsgebühr besichtigt werden (Kombiticket mit Palatin und Forum Romanum). Da allerdings die Wendeltreppe im Inneren nicht für Besucher zugänglich ist, kann man die Säule auch genauso gut von außerhalb des Ausgrabungsgeländes besichtigen.

Lage: Colonna Traiana, Piazza Foro Traiano, 00187 Roma

Link: www.turismoroma.it/de/places/die-trajanss%C3%A4ule

Blick auf die Szenen der Trajanssäule

Kaiserforen

Die sprunghaft anwachsende Bevölkerung Roms erforderte zusätzliche Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude, so dass Julius Caesar das alte Forum Romanum nach griechischem Vorbild erweitern ließ. Die Kaiser Augustus, Domitian, Nerva und Trajan fügten in den folgenden Jahrzehnten jeweils eigene Foren hinzu, die so ein eigenes Stadtviertel bildeten.

Nachdem das alte Forum Romanum für die wachsenden Bedürfnisse Roms zu klein geworden und auch nicht mehr repräsentativ und vornehm genug war, plante Julius Caesar im Jahr 54 v. Chr eine nördlich gelegene, etwa 75 x 170 Meter große Erweiterung, für die er dafür sogar ein Wohngebiet abreißen und die Curia verlegen ließ. Das nach seiner Familie benannte Caesarforum (Forum Iulium), das zudem perfekt ihn selbst und die römische Aristokratie inszenierte, wurde 46 v. Chr. eingeweiht.

Der etwa 50 x 160 Meter große Forumsplatz mit einem Reiterstandbild des Diktators war an drei Seiten von doppelten Portiken mit Ladengeschäften (tabernae) und Verwaltungsräumen begrenzt. Am Nordwestende lag der auch heute noch in Resten sichtbare Tempel der Venus Genetrix, Mutter Roms und gleichzeitig mythische Urmutter der Familie der Iulier. Im südwestlichen Teil befand sich die Basilica Argentaria, in der z.B. Geldgeschäfte getätigt wurden.

Sein Nachfolger, Kaiser Augustus, vollendete das noch nicht ganz fertiggestellte Caesarforum und fügte zusätzlich nordöstlich das nach ihm benannte Augustusforum (Forum Augusti) an. Das 118 x 125 Meter große Areal stieß im Osten an die Subura, von der es durch eine etwa 33 Meter hohe Brandschutzmauer abgegrenzt war. Diese bildete gleichzeitig die Rückwand des prächtigen Tempels des Mars Ultor, der 2 n. Chr. eingeweiht wurde. Die an den beiden Längsseiten liegenden halbrunden Exedren waren mit Statuen der wichtigsten römischen Helden und Götter versehen, auf dem Vorplatz stand eine Augustus-Quadriga.

Das bereits unter Kaiser Domitian begonnene, aber erst ab 97 n. Chr. von Kaiser Nerva eingeweihte Nervaforum (Forum Nervae) füllte eine nur etwa 45 Meter schmale Lücke zwischen Forum Romanum, Caesarforum, Augustusforum und dem von Kaiser Vespasian errichteten Templum Pacis. Daher wurde es auch Forum Transitorium (Durchgangsforum) genannt. An der zur Subura liegenden Schmalseite befand sich ein Tempel für Minerva, an den Längsseiten des Forums wurden aus Platzgründen keine Arkaden, sondern nur direkt vor die Seitenwand gesetzte Säulen mit einem aufwendigen Fries errichtet.

Das von Kaiser Trajan 107 begonnene und 112 n. Chr. eingeweihte Trajansforum (Forum Traiani) ist mit 185 x 300 Metern Fläche nicht nur das größte, sondern auch das prächtigste Kaiserforum. Um Platz für die Trajansmärkte zu schaffen, wurde sogar ein Teil des Quirinalhügels abgetragen. In dem mehrstöckigen, halbrunden Gebäudekomplex, eine Art antikes „Einkaufszentrum“, waren rund 150 Läden, Lagerräume und Schreibstuben untergebracht. An den Forumsplatz schloss sich im Norden die fünfschiffige Basilica Ulpia mit ihrer aus zwei Gebäudeteilen bestehenden Bibliothek an, in deren Mitte die Trajanssäule stand. Den Abschluss bildete der vollständig unter der heutigen Bebauung liegende Trajanstempel, der dem Kaiser nach dessen Tod 117 n. Chr. geweiht wurde.

Das Gebiet der Kaiserforen wuchs im Laufe der Zeit zu einem eigenen Stadtviertel und erstreckte sich in seiner größten Ausdehnung vom Kapitol bis zum Quirinal. Die Via dei Fori Imperiali, die heute das ursprünglich zusammenhängende Forumsgebiet durchschneidet, ließ Benito Mussolini 1932/33 als Prachtstraße erbauen, ohne Rücksicht auf inzwischen unwiderbringlich zerstörte römische Relikte.

Die Kaiserforen sind täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet, man kann sie aber auch gut von außen überblicken. Der Eingang zu den Ausgrabungen befindet sich an der Trajanssäule. Es gibt z. B. auch ein Kombiticket zusammen mit Forum Romanum und Palatin, das man am besten vorab online reserviert. In den restaurierten Trajansmärkten befindet sich heute das Museo dei Fori Imperiali, das sich der Geschichte und der Architektur der Kaiserforen widmet und das täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet ist.

Lage: Area archeologica dei Fori Imperiali, Via dei Fori Imperiali, 00187 Roma

Link: www.mercatiditraiano.it/en

Kapitol (Capitolium)

Auf dem steil abfallenden Kapitolshügel lagen die wichtigsten Tempel, hier befand sich aber auch mit einer militärischen Befestigungsanlage die letzte Rückzugsmöglichkeit der Römer. Vom südöstlich steil abfallenden Hang, dem Tarpejischen Felsen, wurden verurteilte Verbrecher in den Tod gestürzt.

Der Kapitolshügel mit seinen zwei Erhebungen (Capitolium und Arx) war zwar nicht der größte und höchste, aber einer der steilsten Hügel Roms und daher gut zu verteidigen.

Auf dem Capitolium lagen bereits seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. die wichtigsten Tempel der Stadt, u.a. der Tempel der Kapitolinischen Trias für Jupiter Capitolinus, Minerva und Iuno, dessen Reste heute im Garten des Palazzo dei Conservatori zu finden sind, und der Tempel der altrömischen Göttinnen Fides (Treue) und Ops (Ernte und Fruchtbarkeit). Hier endeten alle Triumphzüge mit einem Götteropfer. Vom südöstlich steil abfallenden Hang des Capitolium, dem Tarpejischen Felsen, wurden verurteilte Verbrecher in den Tod gestürzt.

Neben dem Tempel der Juno Moneta aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. (heute unter der Kirche Santa Maria in Aracoeli) gab es auf dem Arx auch bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. eine militärische Festung als letzte Rückzugs- und Verteidigungsmöglichkeit der Bewohner und eine Münzstätte. Hier lebten auch die legendären Kapitolinischen Gänse, die die Eroberung Roms durch die Kelten im Jahr 387 v. Chr. mit ihrem lauten Gezeter gerade noch verhindern konnten. Zudem beobachteten die Auguren vom Auguraculum aus den Flug der Vögel zur Deutung des Götterwillens.

Auf der dazwischenliegenden Senke (asylum), die im Osten vom römischen Staatsarchiv (tabularium) und dem Forum begrenzt wurde, lag mit dem Tempel des Veiovis ein dem jugendlichen Jupiter geweihter Tempel aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.

Im 16. Jahrhundert wurde die Senke im Auftrag von Papst Paul III. aufgefüllt und bildet seitdem die Piazza del Campidoglio, die zusammen mit den 3 angrenzenden Gebäuden (Palazzo Nuovo, Palazzo dei Conservatori und Palazzo dei Senatori), von Michelangelo entworfen wurde.

Heute befinden sich im Palazzo Nuovo und dem Palazzo dei Conservatori die Kapitolinischen Museen, während im zum Forum gelegenen Palazzo dei Senatori die Stadtverwaltung und der Amtssitz des Bürgermeisters von Rom untergebracht sind. Er wurde auf den Grundmauern des Tabularium errichtet.

An der nördlichen Ecke des Senatorenpalastes befindet sich auf einer Säule die sogenannte Kapitolinische Wölfin und direkt auf der Platzmitte eine Kopie der Reiterstatue Marc Aurels, dessen restauriertes Original aus der Antike heute in den Kapitolinischen Museen zu bewundern ist.

Das Kapitol ist entweder über eine Treppe vom Kapitol aus zu erreichen oder – viel bequemer – über die flach ansteigende Cordonata-Treppe. Wer Zeit hat, sollte unbedingt die Kapitolinischen Museen besuchen, die täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet sind.

Lage: Campidoglio, Piazza del Campidoglio, 00186 Roma

Link: www.museicapitolini.org/en/sede/campidoglio_antico

Mamertinischer Kerker (Carcer Tullianum)

Der mamertinische Kerker wurde schon in frührömischer Zeit als Staatsgefängnis genutzt und ist wohl die älteste Todeszelle der Welt. Für die meisten der hier Eingekerkerten bedeutete es das sichere Todesurteil, denn sie wurden entweder gleich vor Ort oder öffentlich im Circus hingerichtet.

Am Fuß des Kapitols und in unmittelbarer Nähe zum Comitium und den Gerichten wurde wohl bereits im 7. oder 8. Jahrhundert v. Chr. eine Gefängniskammer in den Felsen geschlagen. Der darunterliegende Kerker wurde laut Legende im. 6. Jahrhundert v. Chr. unter der Herrschaft von Servius Tullius, dem 6. König von Rom, errichtet und nach ihm benannt.

Nach einer Verurteilung oder der öffentlichen Zurschaustellung in einem Triumphzug wurden die Gefangenen vom oberen Kerker (carcer) durch ein Loch in den unteren Kerker, das Tullianum, hinabgelassen. Wer hier eingesperrrt war, kam in den seltensten Fällen wieder auf freien Fuß, denn eine Inhaftierung mit späterer Freilassung war im römischen Strafrecht nicht üblich. Meist wurden die Gefangenen im Tullianum gefoltert und direkt vor Ort erdrosselt oder geköpft – wenn sie nicht im Colosseum oder Circus öffentlich hingerichtet wurden. Das Tullianum war praktischerweise mit der Cloaca Maxima verbunden, in die die Verbrecher nach ihrer Hinrichtung gleich „entsorgt“ werden konnten.

Der heute sichtbare untere Teil der Fassade stammt aus der frühen Kaiserzeit, während der sie laut einer Inschrift von den Konsuln Rufinus und Nerva erneuert wurde. Der Kerker wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt. Der Name Carcer Mamertinus entstand erst in nachrömischer Zeit und bezieht sich möglicherweise auf einen in der Nähe befindlichen Tempel des Mars.

Zu den prominentesten Insassen des Kerkers gehören der numidische Usurpator Jugurtha, der Gallierfürst Vercingetorix, einige Mitglieder der Catilina-Verschwörung und die Apostel Petrus und Paulus. Letztere sollen während ihrer Inhaftierung mehrere Mitgefangene zum Christentum bekehrt und in einer wundersam entsprungenen Quelle getauft haben.

Der Ort der Einkerkerung der Apostel wurde angeblich bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. in die Kirche San Pietro in Carcere umgewandelt und im 16. Jahrhundert darüber die heute noch genutzte Kirche San Guiseppe dei Falegnami (Hl. Josepf der Zimmermann) erbaut. Am Peter-und-Paul-Altar im Mamertinum ist ein auf dem Kopf stehendes Kreuz angebracht, das an den Kreuzigungstod des Hl. Petrus erinnern soll. An der Säule daneben waren die Apostel während ihrer Inhaftierung angeblich angekettet.

Der Mamertinische Kerker befindet sich außerhalb des Forums und kann täglich gegen Eintrittsgebühr besucht werden. Seit der Restaurierung im Jahr 2016 befindet sich im Kerker auch ein kleines Museum. Im Ticketpreis ist ein Audioguide inbegriffen.

Lage: Carcer Tullianum Museo, Clivo Argentario 1, 00186 Roma (der Zugang befindet sich auf der Treppe der Clivo Argentario)

Hütte des Romulus (Casa Romuli)

Auf dem Palatin passen die von Archäologen gefundenen Reste einer Hütte aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. gut mit der mythologischen Überlieferung zusammen, nach der Romulus, der erste König Roms, hier auf dem Palatin das erste Gebäude seiner neu gegründeten Stadt errichtet haben soll.

Die Reste von Gebäuden auf dem Palatin-Hügel lassen sich bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. datieren, was die legendäre Gründung Roms im Jahr 753 v. Chr. auch durch den archäologischen Befund stützt. Sie liegen in der Nähe des Magna Mater-Tempels an der Südwestseite des Palatin oberhalb des Forum Boarium und wurden 1946 entdeckt und ausgegraben.

Es wurden hierbei 3 ovale, in den Hügel gehauene Fundamentreste von Strohhütten aus archaischer Zeit gefunden, von denen die größte rund 4,90 x 3,60 Meter misst. Sie bestanden aus einem einzigen Raum mit Wänden aus mit Lehm verputztem Flechtwerk und waren mit einem Strohdach gedeckt. Man kann noch gut die Löcher der Pfosten erkennen, die das Dach und den Türsturz trugen, und den rund um das Haus gegrabenen Abflusskanal für das Regenwasser.

Die Ursprünge der Stadt waren den Römern heilig, daher wurden diese Hütten im Laufe der Jahrhunderte, trotz wiederholter Zerstörung durch Brände, immer wieder originalgetreu aufgebaut und ausgebessert und blieben bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. erhalten. Um seine Abstammung von Romulus zu unterstreichen, ließ Kaiser Augustus um 30 v. Chr. direkt neben der Hütte des Romulus jeweils für sich und seine Ehefrau Livia ein Wohnhaus errichten, die mit erlesenen Fresken dekoriert waren. Einige Räume dieser beiden Wohnhäuser kann man eingeschränkt besichtigen.

Bei einer im Jahr 2007 etwa 50 Meter südwestlich gefundenen Grotte könnte es sich um das sogenannte Lupercal handeln, in dem die legendäre Wölfin die auf dem Tiber ausgesetzten Zwillinge Romulus und Remus gesäugt haben soll. Die mit Mosaiken, Bimsstein und Muschelschalen geschmückten Höhle liegt etwa 16 Meter unterhalb der Oberfläche im Abhang des Palatin. Unter Kaiser Augustus wurde sie in ein Heiligtum verwandelt, in dem der Romulus bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. hinein verehrt wurde. Es könnte sich hier aber ebenso um ein Nymphäum der Domus Aurea von Kaiser Nero gehandelt haben.

Die Reste der Romulus-Hütten kann man heute unter einem Schutzdach besichtigen. Sie sind zwar optisch nicht sehr spektakulär, aber natürlich archäologisch bedeutend. Der Eintritt zur Hütte des Romulus ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, sie ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich.

Lage: Capanna di Romolo, Via di San Teodoro, Monte Palatino, 00186 Roma

Palatinisches Stadion

Die Form des palatinischen Stadions legt nahe, dass es sich hier um eine Arena für Wagenrennen gehandelt haben könnte, allerdings war es vermutlich eher eine Art versunkener Garten, in dem Kaiser Domitian und seine Familie flanieren konnten.

Das etwa 160 x 48 Meter große Stadion schloss den Flavischen Palast Richtung Osten ab und wurde als letzter Teil des um 92 n. Chr. erbaut. Es war von einer zweistöckigen Säulenhalle (porticus) umgeben und war nur dem Kaiser, seinen wichtigsten Beratern und seiner Familie zugänglich.

Wegen seiner langgestreckten Form wird das Stadion auch oft als „Hippodrom“ bezeichnet, auch wenn es für eine Pferderennbahn vermutlich zu klein gewesen sein wird und höchstens als private Reitschule genutzt werden konnte. Vermutlich diente es aber eher als Garten und Freizeitgelände, in dem man zwischen Blumenbeeten und Kunstwerken flanieren konnte. Dafür spricht, dass hier eine große Menge an Statuen gefunden wurde, die heute im Palatin-Museum ausgestellt sind.

An der Ostseite des Stadions befand sich eine halbrunde Kaiserloge, die dem Kaiser und seiner Familie nicht nur als Aussichtstribüne sondern auch als Sommertriclinium gedient haben könnte. Die ovale Einfriedung an der südlichen Seite des Stadions stammt aus spätantiker Zeit.

Unter Kaiser Septimius Severus wurde die Flavische Kaiserresidenz im Südosten um die Domus Severiana und die Arcate Severiane sul Palatino erweitert.

Der Eintritt zum Stadion ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, es ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich.

Lage: Stadio Palatino, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/palatine-stadium

Kaiserpalast (Domus Augustana)

Kaiser Domitian ließ sich direkt neben den Flavischen Palast seine Privatresidenz errichten, die aus mehreren luxuriös eingerichteten Gebäudeteilen bestand und mit mehreren Säulengängen, Gärten und Wasserbecken ausgestattet war.

Die Domus Augustana lag auf dem Palatin und schloss sich direkt östlich an den Flavischen Palast an, zu dessen Komplex sie gehörte. Sie diente Kaiser Domitian als private Residenz und bestand aus zwei Gebäudeteilen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden.

Der Eingang in den Palast befand sich im Norden und lag direkt neben dem Eingang in den Flavischen Palast. Die nördliche Gebäudehälfte, die eher repräsentative Funktion hatte, lag auf gleicher Ebene wie der Flavische Palast und wurde vermutlich zeitgleich erbaut. Hier lagen die Räume rund um zwei Peristyle, die von Säulengängen umgeben waren. In der Mitte des zentralen Peristyls lag ein Wasserbecken mit einem kleinen Heiligtum. Im südlichen Bereich der oberen Ebene gab es einen großen halbrunden Saal, an den Wohn-, Schlaf- und Baderäume angrenzten.

Die südliche Gebäudehälfte, die etwas später als der Nordteil erbaut wurde und dem Kaiser und seiner Familie vorbehalten war, lag 12 Meter tiefer und gruppierte sich um eine große, ungewöhnlich geformte Brunnenanlage, die inmitten eines üppigen Gartens und einer Säulenhalle lag. Sie wurde im Süden von einer halbrunden Exedra abgeschlossen, von der aus man einen Blick auf den Circus Maximus hatte.

Der Eintritt zur Domus Augustana ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, es ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich. Der tiefer gelegene Gebäudebereich ist momentan nicht zugänglich und kann nur von der oberen Ebene aus betrachtet werden.

Lage: Domus Augustana, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Flavischer Palast (Domus Flavia)

Der Flavische Palast wurde von Kaiser Domitian errichtet und erstreckte sich fast über das gesamte Zentrum des Palatin. Er verfügte sowohl über öffentliche Repräsentationsräume als auch über einen privaten Flügel für den Kaiser (die Domus Augustana) und ein Stadion.

Bereits Kaiser Augustus ließ auf dem Palatin seine Privatresidenz erbauen und auch seine Nachfolger, wie Tiberius oder Nero, bauten auf dem Palatin ihre Residenzen.

Um 92 n. Chr. ließ Kaiser ​​Domitian auf dem Palatin-Hügel eine gigantische Kaiserresidenz erbauen. Sie wurde über älteren republikanischen Gebäuden errichtet, die zugeschüttet wurden, um eine ebene Fläche zu erhalten und dienten den römischen Kaisern bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. als kaiserliche Residenz.

Der westliche Teil des Gebäudekomplexes diente dabei repräsentativen Zwecken, der östliche Teil bildete als Domus Augustana die Privatresidenz des Kaisers, an die sich das palatinische Stadion anschloss. Die Räume waren reich mit Mosaikböden und Wandfresken dekoriert und luxuriös eingerichtet.

Die öffentlichen Repräsentationsräume des Kaiserpalastes lagen rund um einen großen Innenhof (peristyl) mit einem Wasserbecken mit einem achteckigen labyrinthartigen Brunnen. An der Nordseite des Peristyls befand sich der rund 30 x 39 Meter große Thronsaal (aula regia), in dem der Kaiser Audienz hielt.

Westlich davon lag ein dreischiffiger Raum, der vermutlich als Sitzungssaal oder Basilika diente und unter dem man einen mit Isisfresken ausgeschmückten Raum (aula isiaca) ausgegraben hat. Unter dem östlich des Peristyls gelegenen Raum, in dem möglicherweise die Prätorianergarde untergebracht war, fand man Stuckdekorationen eines republikanischen Hauses mit Darstellungen von Greifen.

An der Südseite des Peristyls lag eine große Halle mit Apsis, die als Speisesaal (triclinum) diente und als cenatio iovis (Speiseraum des Jupiter) bezeichnet wurde. Sie war mit einer Heißluftheizung versehen und mit einem mehrfarbigen Marmorboden ausgelegt. Über große Fenster konnte man auf zwei symmetrisch neben dem Speisesaal liegende ovale Wasserspiele blicken, von denen eines heute noch gut erhalten ist. In weiteren Räumen an der Südseite des Speisesaals befanden sich vermutlich Bibliotheken.

Der Eintritt zum Flavischen Palast ist nur mit dem Ticket für das Forum möglich, ist aber während der Öffnungszeiten des Forums frei zugänglich.

Lage: Domus Flavia, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Museum am Palatin

Ein erstes Palatin-Museum wurde bereits in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Palatin-Hügel eingerichtet, das Gebäude musste aber 1882 den umfangreichen Ausgrabungen weichen, die zwischen Forum Romanum und Palatin durchgeführt wurden.

Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1930 und bietet auf 2 Stockwerken faszinierende Einblicke in die Besiedelungsgeschichte des Palatin, die bis auf die Altsteinzeit zurückgeführt werden kann.

Die Ausstellungsstücke im Erdgeschoss zeichnen die Besiedelung des Palatinhügels über die Jahrhunderte nach. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Zeit zwischen der Gründung Roms im 8. Jahrhundert v. Chr. und der spätrömischen Zeit um 400 n. Chr. Neben Grabfunden und Architekturresten zeigen vor allem die Modelle und Rekonstruktionen der Hütten und Gebäude anschaulich die verschiedenen Siedlungsphasen auf dem Palatin.

Im Obergeschoss befinden sich einige herausragende Mosaike und Wandmalereien, die auf dem Palatin ausgegraben wurden. Sie stammen beispielsweise aus Neros Domus Transitoria aber auch aus dem Haus des Augustus und dem Haus der Livia. Zudem gibt es eine große Sammlung von Marmorbüsten, die römische Kaiser und Götter zeigen und die bei Ausgrabungen auf dem Palatin gefunden wurden.

Nur ein Teil der archäologischen Funde des Palatin-Hügels sind im heutigen Palatin-Museum ausgestellt – die übrigen Funde befinden sich im Museo delle Terme, das in den ehemaligen Diokletiansthermen untergebracht ist.

Das Museum ist täglich geöffnet, der Eintritt ins Museum ist im Ticket für das Forum enthalten. Das Palatin-Museum ist Teil des Museo Nationale Romano, das aus dem Palazzo Massimo, dem Palazzo Altemps, dem Museo delle Terme, der Crypta Balbi und dem Palatin-Museum besteht.

Lage: Museo Palatino, Via di San Bonaventura, Monte Palatino, 00186 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/museums/the-museo-palatino

Saturntempel

Der Saturntempel gehört zu den ältesten Bauwerken auf dem Forum und wurde bereits in der Gründungszeit Roms errichtet – die Legende behauptet sogar, dass der Halbgott Hercules persönlich den Altar des Saturn geweiht habe.

Die Quellen datieren den Bau des ersten Saturntempels noch in die römische Königszeit, jedoch ist es wahrscheinlicher, dass der Tempel zwar vom letzten römischen König Lucius Tarquinius Superbus geplant, aber erst nach seiner Vertreibung zwischen 497 und 501 v. Chr., d.h. in frührepublikanischer Zeit, erbaut wurde. Er wurde vermutlich im 2. Jahrhundert v. Chr. umgebaut, sein ursprüngliches Erscheinungsbild blieb über die Jahrhunderte hinweg aber weitestgehend beibehalten.

Erst im Laufe weitreichender Bautätigkeiten auf dem Forum im Jahr 42 v. Chr. plante der Konsul Munatius Plancus auch einen Neubau des Saturntempels, der 32 v. Chr. fertiggestellt wurde. Auf einem Podium erhob sich der Tempel mit einer Gesamthöhe von gut 28 Metern und einem Vorbau mit 6 Säulen an der Front und je 1 seitlichen Säule, deren Optik durch jeweils 10 weitere, an die Cella angefügte Halbsäulen an der Seitenwand des Tempels weitergeführt wurde.

Nach einem Brand, vermutlich im frühen 4. Jahrhundert n. Chr., wurde der Tempel wieder aufgebaut und wurde bis in die Spätantike hinein genutzt. Heute sind vom Tempel nur noch die 8 Säulen des Vorbaus mit einem Teil des Giebels und das Podium erhalten, die jedoch einen guten Eindruck von der einstigen Größe des Tempels geben.

Saturn war der Gott des Reichtums, des Ackerbaus und der Freiheit, daher war im Saturntempel neben dem Staatsarchiv, in dem wichtige Dokumente, Geburtsregister und Gesetze aufbewahrt wurden, auch der römische Staatsschatz (aerarium) aufbewahrt. Unter der Haupttreppe des Tempels wurden zudem öffentliche Dokumente und Gesetze angebracht und an der Ostwand des Podiums täglich die öffentlichen Bekanntmachungen (acta diurna) angeschlagen.

Am jährlichen Saturnalien-Fest am 17. Dezember feierte das römische Volk die Tempelweihe. Nach dem Opferritual vor dem Tempel wurde die Saturn-Statue von ihren Fußfesseln befreit, die sie sonst den Rest des Jahres trug. Daran schlossen sich eine mehrtägige Festzeit an mit Trink- und Festgelagen und man tauschte Geschenke aus, wohl eine Art Mischung aus unserem heutigen Weihnachten und der Karnevalszeit. Die streng hierarchische Gesellschaftsordnung wurde dabei teilweise auf den Kopf gestellt und Sklaven genossen ungewohnte Freiheiten: sie durften sich als Herren verkleiden, wurden sogar mitunter von ihrer eigentlichen Herrschaft bedient und durften ihnen einmal ungestraft ihre Meinung sagen.

Der Saturntempel ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Saturno, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südwestlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo westlich der Basilica Iulia)

Rostra

Schon in republikanischer Zeit wurde es zur Tradition, die Schiffsschnäbel erbeuteter Schiffe als Zeichen der Macht an die Rednertribüne des zentralen römischen Versammlungsplatzes anzubringen. Von der Bezeichnung „rostrum“ (= lat. Rüssel, Schnabel) erhielt die Tribüne ihren Namen „Rostra“.

In der republikanischen Zeit versammelten sich die römischen Bürger auf einem zentralen öffentlichen Platz, dem comitium, ein kreisrundes Atrium, das südlich der Curia lag. Hier fanden Wahlen statt und es wurden Gesetze verabschiedet. An der Südseite des Comitiums lagen Rednertribünen, an die erstmals 338 v. Chr. Rammsporne von erbeuteten Schiffen als Trophäen angebracht wurden. Diese Schiffsschnäbel (rostrum) gaben der Tribüne fortan ihren Namen.

Nachdem das Comitium im Laufe der Jahrhunderte zu klein wurde, um alle römischen Bürger aufzunehmen, wurden die Rostra mehrfach umgebaut. So wurde beispielsweise während der Kaiserzeit von Augustus eine südwestlich gelegene neue Tribüne gebaut, die Richtung Forum ausgerichtet war (rostra augusti). Der fast 24 Meter breite rechteckige Vorbau des Podiums, auf dem 5 Säulenmonumente standen, ist heute noch gut zu erkennen.

Im späten 3. bis frühen 4. Jahrhundert wurden auf d er gegenüberliegenden Seite des Forums mit den rostra diocletiani eine weitere Rednertribüne gebaut, von der heute aber fast nichts mehr sichtbar ist.

Die Rostra sind Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: I Rostri, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im westlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Septimius-Severus-Bogen und dem Saturntempel)

Umbilicus Urbis

Der Legende nach wurde der Umbilicus Urbis, der „Nabel der Stadt“ von Romulus bei der Gründung der Stadt errichtet. Er ließ hierbei auf dem Forum eine Grube ausheben, in die jeder neue Bürger eine Handvoll seiner Heimaterde und die ersten Früchte des Jahres als Opfer darbrachte.

Die heute direkt an die Rostra angrenzenden und eher unscheinbaren zylindrischen Ziegelreste des Umbilicus Urbis stammen wohl bereits aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., d.h. aus republikanischer Zeit. Kaiser Septimius Severus ließ den Umbilicus jedoch 203 n. Chr. beim Bau seines danebenliegenden Triumphbogens neu gestalten.

Der kleine Tempel mit ca. 4,5 Metern Durchmesser war ursprünglich mit Marmor verkleidet und symbolisierte den Mittelpunkt der römischen Welt – sowohl in geografischer als auch in übertragener Form. Er stand über dem mundus, einem unterirdischen Bauwerk, das als Tor zur Unterwelt galt und an dem den Göttern der Unterwelt mehrmals im Jahr rituelle Opfer dargebracht wurden.

Nur wenige Schritte davon entfernt stand zudem eine goldene Säule, das milliarium aureum, von der aus die Entfernungen aller römischen Straßen gemessen wurden.

Der Umibilicus Urbis ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Umbilicius Urbis, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im westlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen der Rostra und dem Septimius-Severus-Bogen)

Septimius-Severus-Bogen

Der heute noch fast vollständig erhaltene Triumphbogen feiert den Sieg des Kaisers Septimius Severus gegen die Parther. Die Widmungsinschrift ehrte ursprünglich auch seine beiden an den Feldzügen beteiligten Söhne Caracalla und Geta. Nachdem Caracalla jedoch seinen Bruder ermorden ließ, wurden auf dem Bauwerk sämtliche Hinweise auf Geta ausgelöscht.

Septimius Severus war der erste vom afrikanischen Kontinent stammende Kaiser Roms. Er wurde nach der Ermordung von Kaiser Pertinax 193 n. Chr. von den pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen und konnte sich im Vierkaiserjahr letztendlich auch militärisch gegen seine Konkurrenten durchsetzen. In den Jahren 195 und 197/198 n. Chr. führte Septimius Severus zwei Feldzüge gegen das Reich der Parther im Osten und richtete die neuen Provinzen Mesopotamia und Osrhoene ein.

Der 203 n. Chr. erbaute Triumphbogen wurde zu Ehren von Septimius Severus und seinen Söhnen Marcus Aurelius Severus Antoninus (Caracalla) und Publius Septimius Geta errichtet. Er besteht aus drei Torbögen, die von 4 korinthischen Säulen flankiert und mit Marmor verkleidet sind. Mit seiner Größe von gut 23 x 11 Metern und einer Höhe von knapp 21 Metern beherrscht er als einer der größten antiken Triumphbögen den westlichen Teil des Forums.

Auf dem Bogen sind die militärischen Erfolge des Kaisers dargestellt. Über den beiden kleineren Bögen wird in einem Fries sein Triumphzug durch Rom nach dem Sieg über die Parther dargestellt. An den Sockeln sind parthische Kriegsgefangene abgebildet, die von römischen Soldaten abgeführt werden. Auf der Attika stand ursprünglich eine von 6 Pferden gezogene Quadriga mit Statuen von Septimius Severus, Caracalla und Geta.

Nach dem Tod von Septimius Severus 211 n. Chr. traten seine Söhne und Mitregenten gemeinsam seine Nachfolge an, Caracalla ließ allerdings seinen Bruder Geta noch im gleichen Jahr ermorden und verhängte über ihn die damnatio memoriae, indem er sämtliche Bilder und Inschriften, die sich auf Geta bezogen, auf dem Bogen entfernen ließ. Die Tilgung des Namens auf der Inschrift ist auch heute noch gut zu erkennen.

Da der Triumphbogen im Mittelalter Teil der Festungsanlagen Roms wurde, ist er heute noch relativ gut erhalten.

Der Septimius-Severus-Bogen ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Arco di Settimio Severo, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im westlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Saturntempel und der Curia Iulia)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/archus-of-septimius-severus

Curia Iulia

Die Curia, die in republikanischer Zeit als Sitz des römischen Senats das Zentrum der wichtigsten politischen Entscheidungen war, ist eines der repräsentativen Gebäude Roms, das sogar bis in die römische Königszeit zurückzuführen ist. Ihr heutiges gut erhaltenes Aussehen verdankt sie ihrer Umwandlung in eine Kirche in nachrömischer Zeit.

Ein erster Bau des Senatsgebäudes (Curia Hostilia) entstand bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. und soll von Tullus Hostilius, dem dritten König Roms, errichtet worden sein. Dieser Bau wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert, umgebaut und restauriert.

Unter dem Diktator Lucius Cornelius Sulla wurde um 80 v. Chr. die Anzahl der Senatsmitglieder verdoppelt, was eine Vergrößerung des Senatsgebäudes notwendig machte. Die nach Sullas Familiennamen benannte Curia Cornelia wurde allerdings 52 v. Chr. während der Unruhen des Bürgerkriegs von Anhängern des Publius Clodius Pulcher angezündet und brannte dabei völlig ab.

Der Nachfolgerbau wurde bereits um 45 v. Chr. während der Diktatur von Gaius Iulius Caesar zu klein für die nunmehr abermals vergrößerte Zahl der Senatsmitglieder, so dass eine neue Curia geplant wurde. Diese Curia Iulia wurde 29 v. Chr. unter Kaiser Augustus fertiggestellt, lag zum Standort der bisherigen Curia leicht Richtung Osten versetzt und schloss direkt an das ebenfalls neu errichtete Caesarforum an.

Die Curia Iulia wurde 94 n. Chr. von Kaiser Domitian restauriert, 283 n. Chr. durch einen Brand zerstört und daraufhin von Kaiser Diokletian in fast identischem Aussehen wieder aufgebaut. Der heute erhaltene Bau mit einer Fläche von etwa 28 x 25 und einer Höhe von ca. 30 Metern entspricht weitestgehend dieser Curia Diocletiani.

Bei der Umwidmung der Curia in die Basilika Sant’Adriano al Foro im 7. Jahrhundert wurde am Äußeren des Gebäudes nur wenig verändert. So ist sie auch heute noch so gut wie komplett erhalten und gibt einen guten Eindruck vom Aussehen der Forumsgebäude in der Antike.

Entgegen einigen Behauptungen wurde Iulius Caesar übrigens nicht an diesem Ort niedergestochen. Zum Zeitpunkt des Mordes an den Iden des März 44 v. Chr. tagte der Senat in der Curia Pompeia, die sich auf dem Marsfeld westlich des Kapitolshügels befand.

Die Curia Iulia ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Curia Iulia, Parco archeologico del Colosseo, 4, 00186 Roma (im nordwestlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Septimius-Severus-Bogen und der Basilica Emilia)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/curia-iulia

Basilica Iulia

Gerichtsverhandlungen scheinen in der römischen Antike mitunter langwierig und langweilig gewesen zu sein, wie die in die Treppenstufen eingeritzten Spielbretter aus antiker Zeit bezeugen. Hier konnte man sich die Zeit während der oft mehrere Tage andauernden Verhandlungen vertreiben.

Die nach seiner Familie (gens) benannte Basilica Iulia wurde von Gaius Iulius Caesar neben weiteren Umbaumaßnahmen auf dem Forum aus Beutegeldern der Gallischen Kriege finanziert. Sie wurde 54 v. Chr. begonnen, 46 v. Chr. im noch unfertigen Zustand eingeweiht und ersetzte einen kleineren Vorgängerbau, die Basilica Sempronia, die um 169 v. Chr. vom Censor Tiberius Sempronius Gracchus erbaut wurde.

Unter Kaiser Augustus wurde die Basilica endgültig fertiggestellt, brannte jedoch bald darauf im Jahr 12 oder 9 v. Chr. bei einem Forumsbrand ab und musste anschließend neu errichtet werden. Nach einem weiteren Brand 283 n. Chr. und der teilweisen Zerstörung ließ Kaiser Diokletian die Basilica erneut aufbauen, behielt aber ihr äußeres Erscheinungsbild bei.

Die Basilica war ein Repräsentationsbau, ein Ort des Handels, aber auch der Gerichtsbarkeit. Hier befand sich der Sitz des Centumviralgerichts, ein etwa hundertköpfiges Geschworenengericht, das in öffentlichen Verhandlungen bei römischen Zivilprozessen zu Gericht saß und vor allem für Fälle des Familien- und Erbrechts zuständig war.

Der fünfschiffige Hallenbau der Basilica Iulia war die größte Basilica auf dem Forum und hatte eine Größe von 51 x 107 Metern. Das Mittelschiff war 3 Stockwerke hoch, die Seitenschiffe besaßen 2 Stockwerke. Der Sitz des obersten Richters befand sich auf einem erhöhten Podium an der Ostseite.

Vom Gebäude sind heute nur noch die Reste der Säulenstümpfe, Treppenstufen und einige wenige Bogendurchgänge im westlichen Bereich erhalten, da die Gebäudereste im Mittelalter als Steinbruch und Baumaterial genutzt wurden.

Die Basilica Iulia ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Basilica Iulia, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südwestlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Saturntempel und dem Tempel der Dioskuren)

Juturnaquelle

Um die Quelle der Iuturna, einer Quellnymphe, die über Quellen, Teiche und Flüsse wachte, ranken sich viele Legenden. Sicher ist, dass hier bereits in republikanischer Zeit ein Heiligtum errichtet wurde, dessen Wasser als heilkräftig galt.

Die Juturnaquelle (lacus iuturnae) wurde bereits in republikanischer Zeit zu Ehren der Quellnymphe Iuturna errichtet. Ihr als heilkräftig geltende Wasser entsprang direkt auf dem Forum Romanum und wurde für rituelle Handlungen und Opfer genutzt.

Die Quellnymphe und Halbgöttin Iuturna bekam von Iupiter die Aufsicht über Quellen, Teiche und Flüsse verliehen. Als Gefährtin des zweiköpfigen Gottes Janus ist sie zudem die Mutter des Gottes Fontus, des Gottes der Quellen und Brunnen. Jedes Jahr am 11. Januar wurden zu ihren Ehren die Juturnalien veranstaltet, ein Fest zur Verehrung des Wassers.

Einer Legende nach tränkten die Dioskuren-Zwillinge Castor und Pollux bereits um 500 v. Chr., nach der Schlacht gegen die Latiner am See Regilius, in der Juturnaquelle ihre Pferde. Daher errichtete man auch direkt daneben einen Tempel zu Ehren der Dioskuren.

Vermutlich im Jahr 117 v. Chr. ließ die Familie der Cecilii Metelli die Quelle einfassen. Die im Becken der Juturna-Quelle gefundenen Reste von Marmorstatuen aus dieser Zeit stellten die Dioskuren mit ihren Pferden dar und sind heute im Tempel des Romulus zu sehen. Das heute sichtbare quadratische Becken der Quellfassung stammt aus der Zeit von Kaiser Trajan.

Das hinter der Quelle liegende Tempelchen ist die Ädikula der Juturna, in dem sich auch eine Statue des Heilgottes Äskulap befand. Es wurde unter Kaiser Konstantin in den heutigen Zustand umgebaut.

Die Juturnaquelle ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Fonte di Giuturna, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen dem Dioskurentempel und dem Haus der Vestalinnen)

Tempel der Vesta und Haus der Vestalinnen

Die Vestalinnen waren die angesehensten Frauen Roms: sie hüteten das Tag und Nacht brennende Heilige Feuer, ein Symbol für das „Lebenslicht“ Roms. Das Verlöschen der Flamme war ein unheilvolles Omen, für das die diensthabende Vestalin schwer bestraft wurde.

Der Überlieferung nach begründete der zweite König von Rom, Numa Pompilius, um ca. 700 v. Chr. den Vesta-Kult. Er bestimmte, dass seine Töchter das Herdfeuer in seinem Haus nie verlöschen lassen durften. Daraus entwickelte sich der Kult zu Ehren der Göttin Vesta, in deren Tempel in einer Kohlenpfanne das Heilige Feuer brannte, das von anfangs 6, in späterer Zeit 7 jungfräulichen Priesterinnen (virgo vestalis) bewacht wurde.

Die Vestalinnen stammten aus dem Patrizierstand und mussten mindestens 30 Jahre lang ihren Dienst versehen. Ließen sie das Feuer ausgehen, wurden sie dafür ausgepeitscht. Auch wenn eine Vestalin ihre Jungfräulichkeit verlor, wurde sie dafür bestraft und lebendig begraben. Die Priesterinnen besaßen jedoch einen hohen gesellschaftlichen Status (vergleichbar dem eines Mannes), wurden von Liktoren begleitet und saßen im Circus auf Ehrenplätzen.

Durch das offene Feuer war der Vesta-Tempel besonders feuergefährdet und brannte im Laufe der Zeit mehrmals ab. Er wurde auch 64 n. Chr. beim großen Brand von Rom zerstört und von Kaiser Nero als Rundtempel wieder aufgebaut. Sein heutiges Aussehen stammt aus dem Jahr 191 n. Chr. als Julia Domna, Ehefrau von Kaiser Septimius Severus, den erneut durch Brand beschädigten Tempel nach diesem Vorbild neu errichten ließ. Er wurde bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.

Das Podium mit 20 korinthischen Säulen bestand aus mit Marmor verkleidetem Gussbeton und hatte einen Durchmesser von ca. 15 Metern. Das Dach war oben offen, damit der Rauch des Heiligen Feuers abziehen konnte. In einer unter dem Tempel liegenden Schatzkammer wurde das Palladium aufbewahrt, ein Götterbild der Minerva, das der Sage nach von Aeneas aus Troja hierher gebracht worden war.

Direkt neben dem Tempel lebten die Priesterinnen im Haus der Vestalinnen (atrium vestae). Die etwa 50 mit Heizungen und Bädern luxuriös ausgestatteten Gemeinschafts- und Privaträume lagen dabei auf 3 Etagen rund um einen schönen Innenhof mit 3 Wasserbecken und Statuen von ehemaligen ranghohen Vestalinnen.

Als die Priesterschaft der Vestalinnen mit der Einführung des Christentums als Staatsreligion im späten 4. Jahrhundert endete, diente das Haus der Vestalinnen kaiserlichen Beamten als Residenz.

Der Tempel der Vesta wurde 1930 partiell rekonstruiert. Dabei konnten 3 der Säulen, ein Teil der Cella und Teile des Podiums wiederhergestellt werden. Den Innenhof des Hauses der Vestalinnen kann man heute leider nur von außen betrachten.

Der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Vesta e Casa delle Vestali, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im südlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen der Regia und dem Palatin)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/temple-of-vesta-and-vestal-house-atrium-vestae

Tempel des Antoninus Pius und der Faustina

Der Tempel, den Kaiser Antonius Pius für seine verstorbene Ehefrau Faustina errichten ließ, verdankt seinen guten Erhaltungszustand dem Umstand, dass er in eine Kirche umgewandelt wurde. Die tiefen Kerben in den heute noch aufrecht stehenden Säulen des Vorbaus stammen vom vergeblichen Versuch, sie für den Bau der Kirche niederzureißen.

Dieser Tempel wurde von Kaiser Antonius Pius im Jahre 141 n. Chr. als Kultbau für seine verstorbene und vergöttlichte Ehefrau Faustina Maior errichtet. Die ursprüngliche Widmungsinschrift auf dem Architrav lautete: „Der vergöttlichten Faustina, auf Beschluss des Senats“. Nach dem Tod von Antonius Pius wurde darüber noch die Zeile „Dem vergöttlichten Antoninus“ eingefügt.

Da der Tempel im 5. Jahrhundert n. Chr. in eine christliche Kirche umgewandelt, aber nicht zerstört wurde, gehört er heute zu den am besten erhaltenen römischen Tempeln aus der Antike. Seit dem 11. Jahrhundert ist der Name der Kirche als Chiesa di San Lorenzo in Miranda überliefert. Sie wurde 1602 im heute sichtbaren Barockstil umgebaut.

Der Eingangsbereich des auf einem 46 x 21 Meter großen Podium errichteten Tempels mit den 17 Meter hohen korinthischen Säulen ist noch komplett erhalten. Über diesen lag ursprünglich ein dreieckiger Giebel (tympanon), der jedoch beim Bau der Kirche abgetragen wurde. Die Wände der Cella sind ebenfalls noch größtenteils erhalten, auch wenn die Marmorverkleidung im Mittelalter abmontiert und anderweitig verbaut wurde. Die Säulen jedoch widerstanden dem Versuch, sie abzureißen. Von der sitzenden Statue der Faustina, die auf dem Podium vor dem Eingang zur Cella steht, ist noch der untere Teil erhalten.

Der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin). Nördlich des Tempels befindet sich an der Via della Salaro Vecchia der zweite Eingang zum Forum Romanum.

Lage: Tempio di Antonino e Faustina, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im nördlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen Basilica Emilia und dem Tempel des Romulus)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/temple-of-antoninus-and-faustina

Tempel des Romulus

Wann und von wem der Rundtempel tatsächlich erbaut worden ist, ist auch unter Archäologen umstritten. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass der Tempel Romulus, dem Gründer Roms, gewidmet war. Die lange vertretene Theorie, dass er von Kaiser Maxentius für seinen verstorbenen Sohn Valerius Romulus errichtet wurde, ist vermutlich falsch.

Der heute als Tempel des Romulus bezeichnete Rundtempel lässt vermuten, dass er einst für Romulus, den Gründer Roms, errichtet wurde, was aber ziemlich unwahrscheinlich ist. Ein anderer Mythos besagt, dass Romulus diesen Tempel für Iuppiter Stator an der Stelle erbaute, an der dieser den Römern in der Schlacht gegen die Sabiner zur Hilfe gekommen war. Eine weitere Theorie schreibt den Bau Kaiser Maxentius zu, der den Tempel 309 n. Chr. seinem verstorbenen Sohn Valerius Romulus gewidmet haben soll. Eine heute nicht mehr vorhandene Inschrift erwähnte aber auch Kaiser Konstantin I., dem der Senat diesen Tempel nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke neu gewidmet haben soll.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich hier um einen Tempel für die penates publici handelte, die Schutzgötter der öffentlichen Vorräte, deren Statuen in den beiden ursprünglich angebauten Seitenräumen aufgestellt gewesen waren.

Der Tempel liegt zwischen der Maxentius-Basilika und dem Tempel des Antoninus Pius und der Faustina. Heute ist nur noch ein mit einer Kuppel bedeckter runder Backsteinbau sichtbar, der ursprünglich mit Marmor verkleidetet gewesen ist. Von den beiden separat zugänglichen Seitenräumen mit Apsiden sind heute nur noch Ruinen vorhanden. Die Bronzetür jedoch, die heute das Eingangsportal verschließt und von zwei Porphyrsäulen flankiert wird, ist noch das aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. erhalten gebliebene Original.

Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde die Kirche Santi Cosma e Damiano an den Rundtempel angebaut, der nun als Eingangsbereich der Kirche diente. Die Wandgemälde im Inneren der Rotunde imitieren Vorhänge und stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. In einer Nische thront auf einem Gemälde Christus zwischen Maria Magdalena und Maria Salome. Das Gemälde über einem Grabmonument neben dem Eingang zeigt Maria mit dem Christuskind, die zwischen Heiligen aus dem Hause Medici abgebildet ist, und stammt ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert. Eine kleine Ausstellung im Innenbereich zeigt Artefakte, die auf dem Forum Romanum und dem Palatin gefunden wurden.

Der Tempel des Romulus ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Romolo, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im nördlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo zwischen der Basilica di Massenzio und dem Tempel des Antoninus Pius und der Faustina)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/the-temple-of-romulus

Titusbogen

Anlässlich der Vergöttlichung von Kaiser Titus ließ dessen jüngerer Bruder und Nachfolger Domitian den Titusbogen auf dem Forum errichten, der an dessen größten Triumph erinnert: die Niederschlagung eines Judäeraufstandes und die Eroberung Jerusalems.

Im Jahre 81 n. Chr. ließ Kaiser Domitian seinen kurz zuvor verstorbenen älteren Bruder, Kaiser Titus, zum Gott erklären und errichtete ihm zu diesem Anlass einen Triumphbogen. Gleichzeitig sollte dies der Legitimation seiner Regentschaft dienen, die er so auf vergöttlichte Vorfahren zurückführen konnte.

Der direkt an der Via Sacra errichtete Bogen ist der älteste Triumphbogen auf dem Forum. Er besteht aus 1 Bogen und ist etwa 15,4 Meter hoch, 13,5 Meter breit und 4,75 Meter tief.

Auf dem Bogen wurden mit der Niederschlagung des Judäeraufstands und der Eroberung Jerusalems 70 n. Chr. die wichtigsten militärischen Erfolge von Titus geehrt, an denen er während der Herrschaft seines Vaters, Kaiser Vespasian, als militärischer Oberbefehlshaber wesentlich beteiligt war. Unter anderem ließ er dabei den Tempel zerstören und wertvolle jüdische Tempelschätze rauben, die er nach Rom bringen ließ.

An der Innenwand des Bogendurchgangs zeigt ein Relief den Abtransport des Tempelschatzes und der goldenen Menora (siebenarmiger Leuchter), ein weiteres Relief stellt den Triumphzug dar, bei dem kein Sklave sondern die Siegesgöttin Victoria einen Siegeskranz über das Haupt des Triumphators Titus hält. Von den Reliefs an den Außenseiten ist heute kaum mehr etwas erkennbar. In der Mitte der Kassettendecke des Gewölbes ist der vergöttlichte Titus dargestellt, der von einem Adler in den Himmel getragen wird. Auf der Oberseite des Bogens waren vermutlich Statuen oder eine Quadriga angebracht.

Die Ostseite des Bogens ist mit einer Stiftungsinschrift versehen, die den Anlass des Baus, nämlich die Vergöttlichung des Titus, eindeutig belegt: „Der Senat und das römische Volk für den vergöttlichten Titus Vespasianus Augustus, Sohn des vergöttlichten Vespasian“. Die Inschrift auf der Westseite stammt aus dem Jahr 1821 und wurde von Papst Pius VII. angebracht, der die Anbauten aus dem Mittelalter, als der Bogen Teil einer Festung und des Klosters Santa Maria Nova wurde, entfernen ließ und ihm so wieder das Aussehen aus der Antike zurückgab.

Der Titusbogen diente als Vorlage für den 1836 fertiggestellten Arc de Triomphe de l’Étoile, den Kaiser Napoleon Bonaparte in Paris errichten ließ.

Direkt am Titusbogen liegt der südöstliche Zugang zum Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Arco di Tito, Piazza di Santa Maria Nova, 00186 Roma (am östlichen Ende des Parco archeologico del Colosseo)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/arch-of-titus

Tempel der Venus und Roma

Unter Kaiser Hadrian wurde für die Göttinnen Venus und Roma der bis dahin größte römische Tempel auf dem Forum errichtet. Roma galt als Personifizierung der Stadt Rom und Venus als Stammmutter des römischen Volkes (Venus genetrix), auf die sogar Julius Caesar seinen Stammbaum zurückführte.

Der Doppeltempel der Venus und Roma auf dem Forum wurde nach den Plänen von Kaiser Hadrian um 121 n. Chr. begonnen und 135 n. Chr. eingeweiht. Endgültig fertiggestellt wurde er aber erst 141 n. Chr. unter Kaiser Antonius Pius. Er war den die Stadt und den Staat Rom symbolisierenden Göttinnen Venus und Roma geweiht und war mit einer Größe von 100 x 140 Metern seinerzeit der größte Tempel Roms.

Nach einem Brand Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. ließ Kaiser Maxentius um 307 n. Chr. die beiden Tempel mit neuem Grundriss wiedererrichten. Die durch eine Apsis erweiterten Cellae der beiden Tempel, in denen sich jeweils eine Statue von Roma und Venus befanden, lagen Rücken an Rücken, wobei Roma nach Westen zum Kapitol und Venus nach Osten zum Kolosseum schaute.

Venus war nicht nur die Liebesgöttin, sondern der Legende nach auch die Mutter des Stadtgründers Aeneas, der nach der Schlacht um Troja in Latium eine Stadt gründete, die als Mutterstadt Roms galt und aus der die ältesten Geschlechter Roms, wie z.B. das der Julier, hervorgingen.

Im 9. Jahrhundert wurde auf den Ruinen des westlichen Tempels, dem Tempel der Roma, das Kloster Santa Maria Nova errichtet, an das im 15. Jahrhundert die Kirche Santa Francesca Romana angebaut wurde.

Vom Tempel der Venus ist heute nur noch die Apsis mit ihrer Kassettenkuppel übriggeblieben, der Tempel der Roma wurde zum Kloster Santa Maria Nova umgebaut.

Der Tempel der Venus und Roma ist Teil des Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket für Kolosseum, Forum Romanum und Palatin).

Lage: Tempio di Venere e Roma, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (im nördlichen Bereich des Parco archeologico del Colosseo nördlich der Via Sacra zwischen der Basilica di Massenzio und dem Colosseum)

Link: parcocolosseo.it/en/marvels/temple-of-venus-and-roma

Via Sacra

Mitten durch das Forum führt die rund 600 Meter lange Via Sacra, die die wichtigsten öffentlichen Gebäude Roms miteinander verbindet. Unter Kaiser Nero wurde sie zu einer Prachtstraße ausgebaut, die das Kapitol mit der Domus Aurea, Neros Privatpalast, verband.

An der Via Sacra, der „Heiligen Straße“, liegen auf der Strecke zwischen dem Kolosseum und dem Jupitertempel die wichtigsten Gebäude des Forums. Sie war die Hauptstraße des Forum Romanum, auf der auch religiöse Prozessionen oder Trauerzüge für verstorbene Kaiser stattfanden. Zudem verliefen die Triumphzüge siegreicher Feldherren und Kaiser vom Marsfeld und am Circus Maximus vorbei über die Via Sacra und endeten am Jupitertempel auf dem Kapitol. An normalen Tagen flanierten hier römische Bürger, Senatoren unterhielten sich über Politik, Händler machten ihre Geschäfte, aber auch zwielichtiges Gesindel und Prostituierte trieben sich auf ihr herum auf der Suche nach ihren „Kunden“.

Der östliche Teil wurde von Kaiser Nero nach dem großen Brand von Rom 64 n. Chr. begradigt und auf etwa 3 Meter Breite ausgebaut. Er ließ sie mit Tuffsteinplatten pflastern und von Kolonnaden säumen. Abwasserkanäle leiteten das Regenwasser in die Cloca Maxima ab, so dass man beim Flanieren nicht in Schlamm und Unrat versank.

An der Via Sacra befinden sich auch heute noch die interessantesten und wichtigsten Gebäude des Forum Romanum. Sie ist Teil des abgezäunten Bereichs des Forum Romanum, ist aber zwischen Konstantinsbogen und Titusbogen noch frei zugänglich. Nur der westliche Teil gehört zum Parco archeologico del Colosseo, der gegen Eintrittsgebühr besucht werden kann (z.B. mit einem 24h-Kombiticket, das Zutritt zum Kolosseum, Forum Romanum und zum Palatin gewährt).

Lage: Via Sacra, Parco archeologico del Colosseo, 00186 Roma (Verbindungsstraße zwischen dem Colosseum und dem Forum Romanum)

Domus Aurea

Die schiere Größe des riesigen Palastkomplexes, den Kaiser Nero für sich errichten ließ, zeigt den Größenwahn, dem der Kaiser verfallen war. Heute ist nur noch ein kleiner Teil davon erhalten, der komplett unterirdisch liegt.

Nach dem großen Brand von Rom im Jahr 64 n. Chr. ließ Kaiser Nero sich eine riesige Residenz errichten, die sich über den Palatin, das Tal des Kolosseums und Teile der umliegenden Hügel erstreckte. Die rund 80 Hektar großen Anlage glich eher einem Landgut und bestand aus mehreren Gebäudeteilen, die in eine Parkanlage mit Weinbergen, Wäldern und einem künstlichen See eingebettet waren. Eine etwa 35 Meter hohe Kolossalstatue Neros befand sich neben der Eingangshalle und gab später dem von Kaiser Vespasian errichteten Kolosseum seinen Namen.

Die Reste der bereits 104 n. Chr. durch ein Feuer zerstören Anlage wurden zugeschüttet und dienten anschließend den Trajansthermen als Fundament. Heute ist von der Anlage nur noch ein kleiner Teil des Gebäudekomplexes mit rund 190 x 300 Metern Größe erhalten.

Bei Ausgrabungen, bei denen das Füllmaterial entfernt wurde, kamen noch gut erhaltene Räume zum Vorschein. Diese müssen einst verschwenderisch mit Marmor, Stuck, Fresken, Edelsteinen und Blattgold verziert gewesen sein. Einer der spektakulärsten Räume ist ein achteckiger Speisesaal (aula ottogonala) mit einer goldenen Kuppel, die dem Palast seinen Namen gab. Von der beweglichen Decke aus konnte man einst Blumen und Parfüm auf die Gäste regnen lassen.

Die Domus Aurea ist nur am Wochenende geöffnet. Der Eingang befindet sich im Park Colle Oppio und ist über die Via Labicana zu erreichen. Im Eintrittspreis ist eine verpflichtende Führung enthalten, bei der auch VR-Effekte genutzt werden. Eine vorherige Reservierung ist ratsam.

Lage: Domus Aurea, Via della Domus Aurea 1, 00184 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/the-domus-aurea

Konstantinsbogen

Der Triumphbogen, den der Senat und das Volk von Rom im Jahre 315 n. Chr. errichten ließen, verherrlicht den Sieg des Kaisers Konstantin I. gegen seinen Kontrahenten Maxentius an der Milvischen Brücke, mit dem gleichzeitig das Ende der Christenverfolgung begann.

Der monumentale Triumphbogen wurde 315 n. Chr. anlässlich des zehnjährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Konstantin I. (Konstantin der Große) vom Senat und dem Volk von Rom errichtet und feierte dessen Sieg in der Schlacht an der Milvischen Brücke, in der er nach dem Zerfall der Tetrarchie am 28. Oktober 312 seinen Rivalen Maxentius besiegte. Dieser Sieg leitete den Aufstieg Konstantins zum alleinigen Herrscher Westroms ein, der 324 n. Chr. in die Herrschaft über das gesamte römische Reich mündete.

Mit seiner gewaltigen Größe von knapp 26 Metern Breite, einer Tiefe von 7 Metern und einer Höhe von 21 Metern ist der der größte der drei Triumphbögen rund um das Colosseum und das Forum Romanum. Er liegt direkt an der via triumphalis, der Straße der Triumphzüge. Diese begannen gewöhnlich am Circus Maximus, bogen hier in die via sacra, die Heilige Straße, ab und folgten dieser durch den Titusbogen zum Forum Romanum.

Über dem mittleren der 3 Bögen des Monuments ist eine Widmungsinschrift angebracht, in dem auf den Sieg über Maxentius hingewiesen wird, der Konstantin durch „göttliche Eingebung“ gewährt worden sei. Der Legende nach hatte Kaiser Konstantin am Vorabend der Schlacht eine Vision, in der ihm Christus den Sieg vorhersagte und das der Kaiser als Anlass für das Ende der Christenverfolgungen nahm. Obwohl auf dem Bogen keinerlei christliche Symbole zu sehen sind, wird diese Inschrift in der christlichen Kirchengeschichte als klarer Hinweis auf dieses Wunder interpretiert.

Der Konstantinsbogen diente als Vorlage für das 1850 eingeweihte Siegestor in München, das König Ludwig I. von seinem Hofarchitekten Friedrich von Gärtner errichten ließ. Der Konstantinsbogen ist zwar mit einem Gitter eingefriedet, ansonsten aber jederzeit frei zugänglich.

Lage: Arco di Costantino, Via di San Gregorio (Piazza del Arco di Constantino), 00186 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/arch-of-constantine-and-meta-sudans

Ludus Magnus

Der Ludus Magnus war die größte der ehemals vier von Kaiser Domitian gegründeten Gladiatorenschulen Roms und lag östlich des Kolosseums in einem Tal zwischen dem Esquilin und dem Caelius-Hügel.

Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) ließ direkt neben dem Kolosseum mehrere Gladiatorenschulen errichten, von denen der Ludus Magnus die größte und wichtigste war. Sie war mit dem Kolosseum durch einen unterirdischen Gang verbunden. Der Bau wurde dann von Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.) vollendet und unter Kaiser Hadrian weiter ausgebaut. Während der Regierungszeit von Kaiser Caracalla wurden Renovierungsmaßnahmen durchgeführt.

Die Gladiatorenschulen waren staatlich finanziert und unterstanden kaiserlichen Beamten (procuratores). Wie wichtig die Gladiatorenkämpfe für die Unterhaltung der römischen Bürger waren, zeigt sich auch dadurch, dass der Leiter der Gladiatorenschule (director ludi) zu den bestbezahlten Beamten der kaiserlichen Bürokratie gehörte.

Der etwa 100 x 100 Meter große Gebäudekomplex des Ludus Magnus war mindestens 2 Stockwerke hoch und bestand aus Unterkünften für die Gladiatoren und Gemeinschafts- und Trainingsräumen. In den etwa 4 x 5 Meter großen Zellen lebten meist 2 Gladiatoren zusammen. Im Innenhof befand sich eine 63 x 42 Meter große, ellipsenförmige Trainingsarena, die mit einer Zuschauertribüne für etwa 3000 Zuschauer versehen war.

Mit dem Ende der Gladiatorenkämpfe im benachbarten Kolosseum um das 5. Jahrhundert n. Chr. wurde auch die Gladiatorenschule aufgegeben und diente danach als Baustofflieferant für neue Gebäude.

Die Reste des Ludus Magnus wurden 1937 entdeckt und sind heute noch zu mehr als der Hälfte unter den umgebenden Straßenzügen verborgen. Man kann aber noch gut Teile der Zuschauertribünen der Übungsarena und die Reste der Gladiatorenunterkünfte erkennen.

Das Gelände des Ludus Magnus kann gegen eine geringe Eintrittsgebühr betreten werden, allerdings kann man die Reste der Gladiatorenschule auch gut von außen betrachten.

Lage: Ludus Magnus, Piazza del Colosseo/Ecke Via Labicana, 00184 Roma

Kolosseum (Amphitheatrum Flavium)

Das Kolosseum ist wohl eine der bekanntesten römischen Ruinen und gleichzeitig das Wahrzeichen von Rom. Seinen Namen verdankt es nicht seinen gewaltigen Ausmaßen, sondern einer ursprünglich neben dem Theater aufgestellten, 35 Meter hohen Kolossalstatue von Kaiser Nero.

Das flavische Amphitheater wurde von Vespasian, dem ersten Kaiser der Flavier-Dynastie, um 72 n. Chr. begonnen. Das Areal, das sich Kaiser Nero nach dem Brand von Rom (64 n. Chr.) für seine Privatgärten angeeignet hatte, wurde von Vespasian mit dem Bau des Amphitheaters demonstrativ wieder dem römischen Volk zurückgegeben. Nach dem Tod Vespasians 79 n. Chr. wurde es von dessen Sohn Titus fertiggestellt und mit 100 Tage  andauernden Einweihungsspielen eingeweiht.

Der ellipsenförmige Bau mit einem Umfang von 527 Metern und einer Größe von 156 x 188 Metern war das größte Amphitheater der römischen Welt und fasste 50.000 bis 60.000 Zuschauer. Die Außenfassade war knapp 49 Meter hoch und ist heute noch zu einem Großteil erhalten. Die unteren 3 Geschosse mit je 80 Arkaden wurden von einem massiver gebauten vierten Stockwerk gekrönt, das von kleineren Fenstern durchbrochen war. Hier waren im Inneren Löcher für die Masten angebracht, an denen Sonnensegel zur Beschattung der Zuschauerränge aufgezogen werden konnten.

Die Sitzreihen waren in 6 Ränge unterteilt. Der unterste Rang, in dem sich auch die Kaiserloge und die Sitzplätze der Vestalinnen befanden, war den Senatoren vorbehalten, die mittleren Ränge den männlichen Bürgern, während der oberste Rang für Frauen, Sklaven und die unteren Schichten vorgesehen waren.

Die Theaterarena, die 54 x 86 Meter groß war, besaß zwei Zugänge: die porta triumphalis im Westen, über die die Gladiatoren in die Arena einzogen, und die porta libitinaria im Osten, durch die die Toten und Verletzten abtransportiert wurden. Hier lag auch der Zugang zu den Katakomben, in denen sich Kerker, Käfige und technische Einrichtungen wie Aufzüge und Rampen befanden, und zusätzlich ein Gang, der direkt zur östlich gelegenen Gladiatorenschule (ludus magnus) führte.

Das Kolosseum, in dem neben Seeschlachten (naumachiae) und Wagenrennen auch Tierhatzen (venationes), Gladiatorenkämpfe (munera) und Gefangenenhinrichtungen (damnatio) veranstaltet wurden, war rund 450 Jahre lang in Betrieb. Die Spiele wurden in der Regel von Mitgliedern des Kaiserhauses ausgerichtet und der Eintritt war für die Bürger Roms kostenlos. Das Prinzip „Brot und Spiele“ (panem et circenses) sollte das Volk bei Laune halten und verhindern, dass es sich gegen die Regierung erhob.

Das Kolosseum ist täglich gegen Eintritt geöffnet. Im 2. Geschoss ist ein Museum untergebracht mit einer Dauerausstellung, die weitere Informationen zur Geschichte des Kolosseums, dem Leben der Gladiatoren und den Erkenntnissen der Ausgrabungen gibt. Mit dem Roma-Pass kann man einen eigenen Zugang (Skip the line) nutzen, mit dem man sich einen großen Teil der oftmals langen Warteschlangen ersparen kann, eine vorherige Reservierung ist allerdings obligatorisch. Es gibt ein Kombiticket, in dem neben dem Kolosseum auch der Eintritt zum Forum Romanum und zum Palatin enthalten ist. Der Zugang zur Arena und den Katakomben ist gegen Aufpreis möglich und es sind zudem auch Audioguides erhältlich.

Lage: Colosseo, Parco archeologico del Colosseo, Piazza del Colosseo 1, 00184 Roma

Link: parcocolosseo.it/en/area/the-colosseum

Blick auf die Tribünen und die Arena des Kolosseums

Römische Käse-Kräuter-Creme

Bei den Kräutern für Moretum kann man gerne variieren und z.B. Petersilie, Dill, Minze, Liebstöckel, Bohnenkraut oder Thymian verwenden. Der Aufstrich passt wunderbar zu panis militaris oder Mostbrötchen, schmeckt aber auch auf Baguette oder Ciabatta.

Zutaten (für 4 Portionen):

  • 500 g Fetakäse (am besten Schafs- oder Ziegenfeta)
  • 1-2 Knoblauchzehen
  • 2-3 Stängel Selleriegrün
  • etwas Dill
  • etwas Koriandergrün
  • 1-2 Ästchen Weinraute
  • Olivenöl
  • Essig
  • Salz, Pfeffer

Den Fetakäse am besten durch ein Sieb streichen und den geschälten Knoblauch durch die Presse dazudrücken.

Die Kräuter fein hacken und zum Feta geben. Mit Olivenöl zu einer geschmeidigen Masse verrühren und diese mit Essig, Salz und Pfeffer pikant abschmecken.

Das Moretum vor dem Servieren mindestens 1 Stunde durchziehen lassen.

Römischer Würzwein

Der Wein kann kalt oder heiß getrunken werden und passt gut als Aperitiv. Mastix, den man beispielsweise in griechischen Feinkostläden erhält, gibt dem Wein ein herbes Aroma.

Zutaten (für ca. 1 Liter):

  • 0,75 l Weiß- oder Rotwein
  • 165 g Honig
  • 1-2 Lorbeerblätter
  • 6-8 schwarze Pfefferkörner
  • 4-6 Korianderkörner
  • 2-3 Ästchen Weinraute
  • 4-5 Mastixperlen

Etwa 150 ml Wein zusammen mit dem Honig aufkochen. Die Lorbeerblätter, grob geschrotete Pfeffer- und Korianderkörner, die Weinraute und den Mastix zugeben und alles zusammen kurz aufkochen lassen. Abkühlen lassen und über Nacht ziehen lassen.

Am nächsten Tag den Weinansatz durch ein Sieb filtern, den restlichen Wein zugeben und alles nochmal etwa 1 Woche an einem kühlen Ort ziehen lassen.

Den Gewürzwein vor dem Servieren aufschütteln und im Sommer kühl, im Winter heiß servieren.

Römerstadt Carnuntum

In Carnuntum erhebt sich heute ein ganzes römisches Stadtviertel aus seinen antiken Grundmauern und präsentiert sich dem Besucher so, wie es im frühen 4. Jahrhundert n. Chr. ausgesehen haben könnte. Man hat den Eindruck, die Bewohner wären nur kurz fortgegangen und würden gleich zurückkehren.

Schon in vorrömischer Zeit bestand an der Kreuzung der Donau mit der Bernsteinstraße eine Keltensiedlung, deren latinisierter Name auf den keltischen Tier- und Fruchtbarkeitsgott Cernunnos („der Gehörnte“) zurückgeführt werden kann.

Um das Jahr 6 n. Chr. errichtete Kaiser Tiberius hier ein befestigtes Winterlager, das unter Kaiser Claudius um 40/50 n. Chr. zu einem stationären Legionslager ausgebaut wurde. Einige Kilometer westlich des Lagers entstand schon bald darauf eine Zivilstadt und Carnuntum stieg zu einem der bedeutendsten Militär- und Verwaltungsstandorte der Donauregion auf.

Zwischen 103 und 107 n. Chr. verlegte Kaiser Trajan den Sitz des Statthalters (legatus Augusti pro praetore) der Provinz Oberpannonien hierher und unter Kaiser Hadrian erhielt die Zivilsiedlung um 124 n. Chr. das Stadtrecht als Municipium Aelium Karnuntium (M.A.K.). Kaiser Marc Aurel hielt sich während der Markomannenfeldzüge zwischen 171 und 173 n. Chr. hier auf und Kaiser Septimius Severus wurde hier 193 n. Chr. von den pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen. Zum Dank dafür erhob er die Stadt 194 n. Chr. zur Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum (C.S.A.A.K.).

Im Jahr 308 n. Chr. fand in Carnuntum unter Leitung von Diokletian die „Kaiserkonferenz“ statt, die die Machtverhältnisse der Tetrarchenzeit neu regeln sollte. Die Auswirkungen dieser Konferenz ermöglichten nicht nur die rasante Ausbreitung des Christentums, sondern bescherten Carnuntum auch einen neuerlichen Bauboom. Nach einem schweren Erdbeben um 350 n. Chr. begann jedoch der langsame Niedergang der Stadt, der 433 n. Chr. mit der Aufgabe der Provinz Pannonia endete.

Während der Zeit der größten Ausdehnung lebten in den Militär- und Zivilbereichen von Carnuntum um die 50.000 Einwohner und etwa 6.500 Soldaten auf einer Fläche von ca. 1.000 Hektar. Die von einer Stadtmauer umgebene Zivilstadt war rund 67 Hektar groß, die Lagerstadt etwa 120 Hektar.

Seit etwa 1870 finden in Carnuntum Ausgrabungen statt. Ein erstes Freilichtmuseum entstand in den 1950er Jahren, der Archäologiepark wurde 1988 eröffnet. Im Rahmen eines Archäologieprojektes wird das Gelände der Zivilstadt seit 2001 nach und nach erforscht und die Gebäude und deren Inneneinrichtung anhand der archäologischen Befunde mit antiken Mitteln und experimenteller Archäologie originalgetreu nachgebaut und weiter ergänzt. Bisher sind von der Gesamtfläche erst ca. 0,5% ausgegraben, dennoch ist das bisherige Ergebnis beeindruckend.

Der Rundgang durch das Römische Stadtviertel beginnt im Eingangsgebäude und führt zunächst durch eine rekonstruierte Gräberstraße, einen Multimediaraum und eine kleine Ausstellung mit Repliken römischer Feldzeichen der in Carnuntum stationierten Einheiten. Ein Modell im Maßstab 1:300, das Carnuntum um das Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. zeigt, gibt einen guten Überblick über die Lage und Ausdehnung der Militär- und Zivilsiedlungen.

Am Kaiserkonferenz-Monument vorbei erreicht man den sogenannten „Spaziergarten“ des römischen Stadtviertels und erhält einen ersten Überblick über das Gelände. Über die Südstraße, die einen Häuserblock (insula) mit privaten Wohngebäuden von einem Viertel mit öffentlichen Gebäuden trennt, betritt man nun das Haus des Ölhändlers (Haus I). Dieses besteht aus einem zur Straße gelegenen Gewerbebereich, einem zentralen Wohnbereich mit mehreren mit Mosaikböden ausgestatteten Wohnräumen und einem Garten mit Nutz- und Zierpflanzen. Seit 2019 ist das Gewerbegebäude mitsamt Inneneinrichtung vollständig rekonstruiert und zeigt das Ladengeschäft eines Ölhändlers.

Das benachbarte Haus des Lucius (Haus II) gehörte dem Tuchhändler Lucius Maticeius Clemens und ist ein typisches Wohnhaus der wohlhabenden römischen Mittelschicht. Dem Wohnhaus war ein Gewerbebereich mit 2 Töpferöfen vorgelagert. Über einen kleinen Hof erreichte man über einen Vorraum den Innenhof, neben dem sich die Küche befand. Daran schlossen sich ein Geschäftsraum und ein mit Fußbodenheizung versehener Wohnraum an und dahinter eine Veranda, die zum Garten führte. Im Obergeschoss befanden sich die Schlaf- und Gesinderäume. Dieses Haus wurde zwischen 2005 und 2006 als erstes Gebäude in Carnuntum komplett rekonstruiert.

In Haus III und Haus V, von denen nur die Grundmauern konserviert wurden, gibt es bisher noch keine Funde, die Aufschluss über ihre mögliche Funktion geben. Sie waren aber sicher ebenfalls Gewerbe- und Wohnhäuser. Das zwischen den beiden Häusern gelegene und 2013 teilrekonstruierte Domus Quarta (Haus IV) war ein aufwendig und luxuriös ausgestattetes Wohnhaus mit einen eigenen kleinen Badebereich (balneum). In den Mosaikbändern des einzigen in situ verbliebenen Fußbodenmosaiks des Stadtviertels waren in der Antike wohl figürliche Darstellungen eingelegt.

Auf der anderen Seite der Südstraße liegt die rund 2000 qm große Villa Urbana, eine Stadtvilla eines wohlhabenden Römers aus der Oberschicht, die bis zum Jahr 2008 etwa zur Hälfte rekonstruiert wurde. Die Repräsentationsräume, die Küche und einige Wohnräume und vor allem der große Hauptsaal mit der steinernen Halbkuppel über der Apsis und den originalgetreu rekonstruierten Wandmalereien sind auch heute noch imposant. Im Wirtschaftshof befand sich die Feuerstelle (praefurnium) für die Fußbodenheizungen und eine Loggia öffnete sich zum Innenhof mit Garten.

Der neben der Villa Urbana gelegene Bau gab den Forschern lange Jahre Rätsel auf. Heute meint man, dass es sich um eine Herberge (mansio) handelt. Dafür spricht die unmittelbare Nähe zur Therme und einer Gaststätte. Aber auch die Funktion als Lazarett (valetudinarium), Lagerhalle (horreum) oder Markthalle (marcellum) wäre plausibel.

Zum wohl beeindruckendsten Gebäude gehört die Römische Therme, die bis 2011 rekonstruiert wurde und heute voll funktionsfähig ist. Mit ihrer Fläche von ca. 1500 Quadratmetern war sie jedoch nur eine der kleineren Stadtteilthermen. Der Eingang lag an der Nordstraße, wo sich auch eine Gaststätte (thermopolium) befand. An der mit 16 „Sitzplätzen“ ausgestatteten Latrine vorbei erreichte man zunächst die Eingangshalle (basilica thermarum), in der sich neben dem Umkleidebereich (apodyterium) auch Ruhebereiche und Massageräume und der Zugang zum Sportgelände (palaestra) befanden. Über den Kaltbadebereich (frigidarium) mit Kaltwasserbecken (piscina) und das Laubad (tepidarium) ging man dann in den Warmbadebereich (caldarium) mit Warmwasserbecken (alveus). In einem der abzweigenden Räume, in denen heute die Reste der originalen Hypokaustenpfeiler zu sehen sind, gab es vielleicht auch ein Heißbad (sudatorium).

Die Nordstraße begrenzt den von der Therme, der Herberge und der Villa Urbana gebildeten Häuserblock nach Norden. Sie war von Säulenhallen (portikus) gesäumt, die als überdachter Gehsteig dienten. Hier wurde das Original-Straßenpflaster verlegt, unter dem die römische Kanalisation auch heute noch funktionsfähig ist.

Die Römerstadt Carnuntum, die seit 2021 auch zum UNESCO-Welterbe „Grenzen des römischen Reiches – Donaulimes“ gehört, ist von Mitte März bis Mitte November täglich gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Römischen Stadtviertel auch für das Amphitheater der Militärstadt und das Museum Carnuntium gültig. An den Wochenenden und nach Vereinbarung werden geführte Themenrundgänge durch das Stadtviertel angeboten.

Rund ums Jahr gibt es in Carnuntum verschiedene Festivals und Veranstaltungen wie z.B. das „Römerfestival Carnuntum“ im September mit römischen Legionären, Reiterei, Gladiatoren und Händlern, oder das „Fest der Spätantike“ im August mit Living-History-Akteuren aus ganz Europa, ein Kinderfest und Aktionstage. In der Villa Urbana werden auch Abende mit römischen Gaumenfreuen veranstaltet.

Lage: Römerstadt Carnuntum, Hauptstraße 1A, 2404 Petronell-Carnuntum

Links: www.carnuntum.at; www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/roemisches-stadtviertel

Museum Auxiliarkastell Petronell-Carnuntum

Im Keller des Kulturhauses von Petronell-Carnuntum befindet sich ein einzigartiges Architekturbauwerk aus römischer Zeit: die Kreuzung eines römischen Hauptabwasserkanals mit einer Trinkwasserleitung, bei der der Abwasserkanal entgegen der römischen Bauvorschriften über die Trinkwasserleitung geführt wurde.

Das Reiterkastell von Carnuntum wurde 1977 bei Bauarbeiten für ein Siedlungsgebiet entdeckt. Es stammt aus der Zeit zwischen 81 und 96 n. Chr. und wurde unter Kaiser Domitian zur Verstärkung des bereits bestehenden Legionslagers errichtet. Es war für eine Reitereinheit von ca. 500 Mann (ala quinquenaria) ausgelegt und war etwa 4 Hektar groß. Es wurde mehrfach umgebaut und bestand bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Bei den Ausgrabungen kamen neben Resten der Mannschaftsbaracken, Stallungen und einem Kastellbad auch eine außergewöhnliche „Wasserkreuzung“ zutage, die mit einem Schutzbau versehen wurde, der nach und nach zu einem Kulturhaus und Museum ausgebaut wurde. Seit 1989 werden hier immer wieder verschiedene Ausstellungen gezeigt, doch erst seit 2008 ist das Museum fertig eingerichtet und konnte danach auch offiziell eröffnet werden.

Die Ausstellung gliedert sich in mehrere Bereiche. Raum 1 zeigt die Ausstellung „Antike Wassertechnik in Carnuntum“ mit Teilstücken von Kanälen, Wasserrohren aus Blei und Ton und Teilen von Brunnen. In Raum 2 befindet sich die Dauerausstellung „Das Reiterlager in Carnuntum“ mit Informationen über die Entdeckung und Ausgrabungen des Reiterkastells und die hier ab 118 n. Chr. stationierte Reitereinheit Ala I Thracum victrix. In einem weiteren Raum im Keller wird mit dem Thema „Gräber und Totenkult im Raum Carnuntum“ der römische Totenkult mithilfe von rekonstruierten Originalgräbern und deren Grabbeigaben erläutert. Im Museumsgarten befindet sich außerdem noch ein Lapidarium mit 12 Grabsteinen, die aus dem Gräberfeld des Kastells stammen.

Das Herzstück des Museums, das sich im Keller des Museums befindet, ist jedoch ein Kuriosum, das den strengen römischen Bauvorschriften absolut zuwiderläuft und bisher auch nirgendwo anders gefunden wurde: in der Ausgrabung im zentralen Raum sieht man einen antiken Abwasserkanal, der sich mit einer Trinkwasserleitung kreuzt. Statt die Abwasserleitung aus Hygienegründen unterhalb der Frischwasserleitung zu verlegen, wurde sie darüber geführt. Offenbar ließ sich das bautechnisch nicht vermeiden, so dass das Bauwerk sicherheitshalber sowohl aus massiven Mauern als auch zusätzlich aus wasserdichtem Beton (opus caementitium) gefertigt war. Ein weiteres interessantes Baudetail in der Wasserkreuzung ist ein Sandfang, in dem das Frischwasser von Schwebstoffen gereinigt werden konnte.

Das Museum Auxiliarkastell, das von ehrenamtlichen Mitgliedern des örtlichen Museumsvereins betrieben wird, ist von Anfang Mai bis Ende Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen oder nach vorheriger Voranmeldung geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind jedoch willkommen.

Lage: Museum Auxiliarkastell Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 78, 2404 Petronell-Carnuntum (im Kulturhaus des Ortes)

Links: www.auxiliarkastell.at; www.facebook.com/Auxiliarkastell

Museum Carnuntinum

Im Laufe der Jahre kamen in Carnuntum so viele interessante Fundstücke zum Vorschein, dass sie im Museum Carnuntium einen eigenen Präsentationsort erhielten. Im Museumsgebäude, das einer römischen Stadtvilla nachempfunden ist, werden die interessantesten und wichtigsten Stücke präsentiert und dabei immer wieder neue Sonderausstellungen konzipiert.

Die große Anzahl der Funde, die in den Ausgrabungen von Carnuntum entdeckt wurden, ließ schon bald den Ruf nach einem angemessenen Unterbringungsort folgen. Mit der Gründung der „Gesellschaft der Freunde Carnuntums“ im Jahr 1885 sollten mehrere private Sammlungen zusammengeführt und hierfür ein eigenes „Schatzhaus“ errichtet werden. Zudem war auch die Erforschung und Ausgrabung des römischen Carnuntum ein wichtiges Ziel der Gesellschaft, in der sich viele Förderer und Mäzene aus dem Adel zusammentaten.

Das Museum wurde in einem eigens hierfür errichteten Gebäude in Bad Deutsch-Altenburg eingerichtet, das schon von außen an eine römische Landvilla erinnert, und 1904 vom österreichischen Kaiser Franz Joseph I. persönlich eröffnet. Nach einer umfassenden Modernisierung und Neugestaltung wurde das zwischenzeitlich größte Römermuseum in Österreich im Jahr 1992 wiedereröffnet.

Im Museum haben sich inzwischen über 2 Millionen Fundstücke aus der Militär- und der Zivilstadt von Carnuntum angesammelt, die in immer wieder wechselnden Sonderausstellungen ausgestellt werden. Hierzu gehören beispielsweise Gegenstände aus dem Soldatenalltag, wie Waffen, römische Helme oder Schilde. Auch Objekte aus dem öffentlichen Leben, wie z.B. Statuen, Reliefs, Mosaike, Fresken Münzen und Schmuckstücke oder Fundstücke aus dem Totenkult und der Glaubenswelt, wie z.B. Götterstatuen, Grabsteine und Graburnen werden präsentiert. Im Erdgeschoss befindet sich zudem der Nachbau einer antiken Mithrasgrotte mit dem Kultbild der Stiertötung durch den Gott Mithras, das aus dem 1894 im Osten der Zivilstadt entdeckten Mithräum stammt.

Die Ausstellung “Der Adler Roms – Carnuntum und die Armee der Caesaren”, die sich dem römischen Militär, dem Alltagsleben, der Glaubenswelt, dem Totenkult der Römer und der Siedlungsgeschichte von Carnuntum als wichtigem Stützpunkt am Donaulimes widmet, läuft noch bis Ende 2021. Highlights sind hier vor allem der komplett mit Helm, Schild und Waffen ausgerüstete römische Reiter und ein militärisches Signalhorn (cornu).

Das Museum Carnuntium ist von Mitte März bis Mitte November täglich geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Museum Carnuntium auch gültig für das Römische Stadtviertel und das Amphitheater der Militärstadt. Neben der Dauerausstellung gibt es wechselnde Sonderausstellungen.

Tipp: Am besten besucht man das Museum am Ende des Tages, denn nach Vorlage des mit den Stempeln aller 3 Museumsstätten im Museums-Pass kann man im Eingangsbereich des Museums selbst eine Erinnerungsmünze prägen.

Lage: Museum Carnuntinum, Badgasse 42 40-46, 2405 Bad Deutsch-Altenburg

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/museum-carnuntinum

Amphitheater Militärstadt Carnuntum

Das Amphitheater war Teil der Militärstadt des Legionslagers Carnuntum und war für militärische Zwecke und zur Unterhaltung der Soldaten bestimmt. In der Lagerstadt selbst gab es neben den Wohngebäuden der Soldatenfamilien, Werkstätten und Händlerhäusern auch den Statthalterpalast, einen Übungsplatz, einen Tempelbezirk und eine Thermenanlage.

Bereits um das Jahr 6 n. Chr. errichtete Kaiser Tiberius in der Gegend von Carnuntum ein befestigtes Winterlager, das zwischen 41 und 54 n. Chr. unter Kaiser Claudius zu einem etwa 3,4 Hektar großen stationären Holz-Erde-Lager ausgebaut wurde, in dem die Legio XV Apollinaris mit ca. 6.000 Mann stationiert war. Ab 70 n. Chr. wurde das Lager dann nach und nach durch Steinbauten ersetzt und auf 17,5 Hektar vergrößert. Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde unter Kaiser Domitian westlich des Lagers ein Auxiliarkastell für eine Reitereinheit von ca. 500 Mann errichtet. Auch die Militärstadt (canabae legionis) und das Amphitheater des Lagers stammen aus dieser Zeit.

Zwischen 103 und 107 n. Chr., nach der Teilung Pannoniens unter Kaiser Trajan, wurde Carnuntum zum Sitz des Statthalters der Provinz Oberpannonien (legatus Augusti pro praetore), dessen Palast sich ebenfalls in der Lagerstadt befand. Ab 114 n. Chr. bis zum Ende der römischen Anwesenheit war die Legio XIIII Gemina hier stationiert und Carnuntum wurde zu einem der wichtigsten Legionsstandorte der nördlichen Provinzen.

In Carnuntum fanden auch weitere wichtige Ereignisse statt, wie z.B. der Aufenthalt des Kaisers Marc Aurel während der Markomannenfeldzüge zwischen 171 und 173 n. Chr. oder 193 n. Chr. die Ausrufung von Septimius Severus zum Kaiser durch die pannonischen Truppen. 308 n. Chr. fand hier der Kaiserkongress statt und in der Spätantike wurde Carnuntum zudem Standort der Donauflotte. Unter Kaiser Valentinian I. lag hier 375 n. Chr. noch ein letztes Mal die zentrale Operationsbasis im Krieg gegen Quaden und Sermaten, bevor ein langsamer Niedergang in der gesamten Region einsetzte und das Lager im Laufe des 5. Jahrhunderts endgültig aufgegeben wurde.

Die Militärstadt (canabae legionis) erstreckte sich an 3 Seiten des Kastells und besaß eine Gesamtfläche von ca. 120 Hektar. Heute ist von den Gebäuden der Lagervorstadt nur noch das Amphitheater sichtbar. Auch vom Legionslager (castra) ist heute oberirdisch nichts mehr vorhanden, nur die Lage der Feldwege lässt noch Teile des Umrisses erkennen. Südwestlich des Lagers befand sich ein Übungs- und Exerziergelände (campus), auch die Lage des Palastes des Provinzstatthalters konnte westlich des Lagers an der Donau lokalisiert werden. Zudem wurden auf Luftbildern Gebäudeumrisse erkannt, die als Therme und Kultbezirke interpretiert werden können.

Das nordwestlich des Legionslagers gelegene Amphitheater wurde um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zunächst als Holzkonstruktion und um 70 n. Chr. als Steinkonstruktion neu errichtet. Die heutige Form mit einem Außenmaß von ca. 97 x 76,6 Metern, einer etwa 71,7 x 44 Meter großen Arena und Zuschauertribünen mit Holzsitzreihen erhielt es in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts. Es bot Platz für ca. 8.000 Personen und wurde zur Unterhaltung der Soldaten mit Gladiatorenspielen (munera) oder Tierhatzen (venationes), aber auch für Kampf- und Reiterübungen oder als Exerzierplatz genutzt.

Am westlichen Hauptzugang lagen Tierkäfige (carcer) und ein Nemesis-Heiligtum (nemeseum) – von hier aus betraten die Gladiatoren und auch die wilden Tiere die Arena. Auf der gegenüberliegenden Seite lag ein weiterer Zugang. An der Südseite gab es eine Ehrenloge (pulpitum), in der vielleicht der Statthalter die Spiele verfolgte, und auf der gegenüberliegenden Seite eine kleinere Loge für nicht ganz so wichtige Würdenträger. In der Mitte der Arena lag ein gemauertes Wasserbecken, dessen Funktion noch unklar ist, das aber vielleicht für die Reinigung und Entwässerung des Kampfplatzes errichtet wurde.

Ein Teil der Sitzreihen wurde heute mithilfe eines Stahlgerüsts rekonstruiert, dessen Außenfassade mit großflächig bedruckten Planen die antike Optik anschaulich visualisiert. Eine interessante Multimedia-Ausstellung „Gladiatoria Carnuntina – Welt der Arena“, die sich im hinteren Bereich des Kassenhäuschens befindet, erzählt anhand von Originalfunden und Spielszenen vom Alltag der Gladiatoren.

Das Amphitheater der Militärstadt ist von Mitte März bis Mitte November täglich geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Amphitheater der Militärstadt auch gültig für das Römische Stadtviertel und das Museum Carnuntium. Es finden in der Arena auch heute noch Veranstaltungen, Gladiatorenkämpfe oder Sommercamps statt.

Lage: Amphitheater Militärstadt, Wiener Straße 52, 2405 Bad Deutsch-Altenburg (direkt an der L167 zwischen Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/amphitheater

Heidentor Carnuntum

Das Heidentor ist heute das wohl bekannteste römische Monument Österreichs und gleichzeitig Wahrzeichen von Carnuntum, dem es in stilisierter Form auch als Logo dient. Es stammt aus der Spätantike und ist vermutlich ein Siegesdenkmal, das zu Ehren des Kaisers Constantius II. errichtet wurde.

Die monumentalen Reste eines Triumphalmonuments (quadrifrons) aus der Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. befinden sich etwa 900 Meter außerhalb der Zivilstadt von Carnuntum an der Richtung Süden führenden Straße nach Sopron (Scarbantia). Hierbei handelt es sich um ein Siegesdenkmal für Kaiser Constantius II., der zwischen 357 und 359 n. Chr. in Pannonien erfolgreiche Feldzüge gegen die Quaden und Sarmanten führte.

Vom würfelförmigen Bau mit den Seitenlängen und einer Höhe von je 14,5 Metern sind heute nur noch 2 Pfeiler mit einem der ehemals 4 Bögen erhalten, die exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. In der Mitte befand sich eine überlebensgroße Statue, die wahrscheinlich den Kaiser Constantius II. darstellte und seine Siege verherrlichen sollte.

Die genaue Funktion des Monuments ist bisher noch nicht ganz geklärt. Vielleicht markierte der Bogen in der Antike einfach nur eine wichtige Straßenkreuzung oder er war Teil einer militärischen Aufmarschzone, in der sich größere Truppenverbände zu Feldzügen sammelten.

Das Monument wurde nach Abzug der Römer als Steinbruch genutzt und erst wieder im 13. Jahrhundert als Grabmal des Riesen Theuto erwähnt. In der Renaissance wurde es als Stadttor oder auch als „heydnisch Thor“ interpretiert – was ihm den heutigen Namen einbrachte.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erste Versuche unternommen, die Bausubstanz zu sichern und ab 1891 fanden erste Grabungen statt. Nach einer aufwendigen Generalsanierung zwischen 1998 und 2001 ist das Heidentor, obwohl nur noch zu etwa einem Drittel erhalten, noch immer ein imposanter Anblick.

Informationstafeln, Visualisierungen und ein Modell des Tors geben dem Besucher vor Ort weitere Informationen und man erhält dabei eine gute Vorstellung vom antiken Aussehen des Denkmals.

Das Heidentor ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Heidentor, Heidentorgasse, 2404 Petronell-Carnuntum (vom Parkplatz des römischen Stadtviertels zu Fuß in ca. 15 Minuten erreichbar, es gibt aber auch einen Parkplatz direkt am Heidentor)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/heidentor

Gladiatorenschule Carnuntum

Die Entdeckung der der Gladiatorenschule (ludus) von Carnuntum war eine kleine Sensation und ihr Grundriss konnte von den Forschern noch gut rekonstruiert werden, da das Gelände während der Jahrhunderte nie besiedelt wurde. Heute vermittelt die rekonstruierte hölzerne Übungsarena ein gutes Bild des einstigen Aussehens.

Bei der 2011 entdeckten Gladiatorenschule handelt es sich um die bisher einzige, von der der genaue Grundriss vollständig ermittelt werden konnte, da hier im Gegensatz zu anderen Standorten im Laufe der Zeit keinerlei spätere Überbauung stattgefunden hatte.

Bei der Erforschung und Auswertung der geophysikalischen Messungen des etwa 12.000 qm großen Gesamtareals konnte festgestellt werden, dass es von der Gladiatorenschule einen direkten Zugang zum Amphitheater gab. Dieser war mit Flankenmauern gesichert, denn Gladiatoren waren meist Sklaven, verurteilte Kriminelle oder Kriegsgefangene und mussten daher auch an einer möglichen Flucht gehindert werden.

Auch das Gebäude selbst, ein um einen Innenhof gebauter, 2.800 Quadratmeter großer Komplex mit 4 Gebäudetrakten, ähnelte eher einem Gefängnis als einer Kaserne und die ca. 5 Quadratmeter großen, zellenartigen Stuben boten den 40 bis 60 Gladiatoren nur wenig Komfort. Dennoch gab es hier auch einen Badetrakt, Gemeinschafts- und Verwaltungsräume, einen Wohntrakt für den Besitzer der Gladiatorenschule (lanista) und sogar eine mit Fußbodenheizung versehene Trainingshalle für die kalte Jahreszeit.

Im Innenhof lagen ein runder Übungsplatz und eine hölzerne Übungsarena in der die Gladiatoren täglich für ihren Einsatz im Amphitheater üben konnten. An das Gebäude schlossen sich im Norden ein ummauertes Hofareal und im Südwesten ein eigener Friedhof für die Gladiatoren an.

Im Jahr 2014 wurde die insgesamt 19 Meter große runde Übungsarena am Originalstandort und originalgetreu in Holzbauweise rekonstruiert. Rund um die Arena mit 14 Metern Durchmesser, in deren Mitte ein Übungspfahl (palus) stand, liegen die beiden Zuschauerreihen, von denen man einen guten Blick auf das Geschehen hat.

Die Arena wird auch heute für Veranstaltungen genutzt, beispielsweise während des Römerfestivals, bei dem man die Übungskämpfe der Gladiatorentruppe Familia Gladiatoria Carnuntina verfolgen kann.

Die Gladiatorenschule ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Gladiatorenschule, Weg zum Amphitheater 1, 2404 Petronell-Carnuntum (wenige Schritte westlich neben dem Amphitheater der Zivilstadt)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/amphitheater

Amphitheater Zivilstadt Carnuntum

Nach der Erhebung zur Stadt Municipium Aelium Karnuntum wurde außerhalb der Stadtmauern auch ein Amphitheater errichtet, das etwa 13.000 Personen Platz bot. Die noch gut erhaltenen Mauern geben einen guten Eindruck von der einstigen Größe der Arena, die auch heute noch zu den größten Stadien Österreichs gehören würde.

Außerhalb der Stadtmauern der Zivilstadt wurde das Amphitheater um 124 n. Chr. unter Kaiser Hadrian errichtet, im Zuge der Erhebung zur Stadt Municipium Aelium Karnuntum. Während seiner Nutzung bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gebäude mehrfach umgebaut. Hier fanden neben Gladiatorenkämpfen auch Tierhatzen und öffentliche Hinrichtungen statt.

Die etwa 52 x 68 m große Arena besitzt eine merkwürdig ungleichmäßige Ellipsenform, die entweder ein Baufehler war oder der baulichen Anpassung an eine bereits vorhandene Senke geschuldet ist. Das gesamte Gebäude hatte eine Größe von etwa 111 x 127 Metern und die 12 Zuschauerreihen, die über einem Steinbau aus einer Holzkonstruktion bestanden, boten Platz für ca. 12.000 bis 13.000 Personen. Sie erhoben sich bis zu einer Höhe von 18 Metern um die Arena und konnten über Treppentürme und Stiegen erreicht werden. An der Ostseite gab es direkt an der Podiumsmauer zusätzliche Logen für Honoratioren und Ehrengäste.

Nach Norden bzw. Süden ausgerichtet lagen die beiden Haupttore, während die Durchgänge im Westen und Osten zu den Tierkäfigen (carceres) führten. Am Nordtor gab es außerdem ein Nemesis-Heiligtum (nemeseum), das vor dem Kampf von den Gladiatoren gerne besucht wurde, um für einen glücklichen Ausgang zu bitten.

Am südlichen Zugangskorridor wurde bei den Ausgrabungen ein sechseckiges Wasserbecken aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. entdeckt, in dem Weihealtäre für Nemesis Diana und Fortuna Karnuntina verbaut wurden. Nach dem Verbot von Gladiatorenspielen Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurde das Amphitheater vermutlich für andere Zwecke genutzt und die Weihealtäre aus dem Nemeseum wurden im nun christlich genutzten Taufbecken (baptisterium) wiederverwertet.

Das Amphitheater der Zivilstadt ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Amphitheater Zivilstadt, Weg zum Amphitheater 1, 2404 Petronell-Carnuntum (vom Parkplatz des römischen Stadtviertels zu Fuß in 5 bis 10 Minuten erreichbar)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/amphitheater

Landesmuseum Burgenland Eisenstadt

Im Landesmuseum Burgenland wird in der Dauerausstellung „LebensBilder, LebensRäume, LebensSpuren“ die kulturelle, geschichtliche und archäologische Vielfalt des Burgenlands dargestellt. Absolutes Highlight sind hierbei die prachtvollen Originalmosaike aus der Kaiservilla Bruckneudorf.

Das Landesmuseum Burgenland ist ein Universalmuseum, das sich der Menschheitsgeschichte der der österreichisch-ungarischen Grenzregion Burgenland über einen Zeitraum von rund 10.000 Jahren widmet.

Der Bereich „LebensBilder“ im Erdgeschoss befasst sich dabei mit dem Burgenland und seiner kunsthandwerklichen und religiösen Tradition wie z.B. dem Blaudruck oder der Bedeutung des Heiligen Martin, des burgenländischen Landespartons.

Der Ausstellungsteil „LebensRäume“ im Obergeschoss beschäftigt sich mit der pannonisch-burgenländischen Musiktradition, den Komponisten Joseph Haydn und Franz Liszt, mit burgenländischen Volksgruppen, der Tier- und Pflanzenwelt und der Geologie des Burgenlands und der Region um den Neusiedler See.

Im Untergeschoss befindet sich unter dem Motto „LebensSpuren“ die zweitgrößte archäologische Sammlung Österreichs. Als zentrales Highlight sind hier die prächtigen Mosaike aus der römischen Kaiservilla von Bruckneudorf zu sehen und es gibt eine umfangreiche Sammlung römischer Grabstelen und Reliefs. Außerdem wird hier die Bedeutung der römischen Bernsteinstraße für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region beleuchtet.

Das Museum ist zwischen Dreikönig und Martini (11. November) täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet (der Eintritt ist mit der Neusiedler See Card oder der Museumskarte Eisenstadt frei). Es werden jährlich wechselnde Sonderausstellungen angeboten, auch zum Thema Römer, wie z.B. im Jahr 2018 „Neue Straßen auf alten Pfaden – Archäologie und Straßenbau im Burgenland“ oder im Jahr 2015 „Merkur, Mars & Co. – Antike Götter im Supermarkt“. Außerdem gibt es Themenführungen für Gruppen oder Workshops.

Lage: Landesmuseum Burgenland, Museumgasse 1, 7000 Eisenstadt

Link: landesmuseum-burgenland.at

Kaiservilla Bruckneudorf

Die Mosaike in der Kaiservilla in Bruckneudorf sind mit etwa 500 qm Fläche der bislang größte gefundene römische Mosaikkomplex Österreichs. Die Originale sind heute im Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt zu sehen, vor Ort wurde die Struktur der Mosaike anhand verschiedenfarbiger Pflasterungen nachgestellt.

Das römische Landgut in Bruckneudorf war nicht weit von Carnuntum entfernt und gehörte sicherlich zum Versorgungsnetzwerk des Legionslagers. Auf dem von einer Mauer umgebenen Hofareal (fundus) mit ca. 12,5 ha Fläche wurde bereits in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Landwirtschaft betrieben.

Die Villa durchlief im Laufe ihres ca. 350 Jahre langen Bestehens mehrere Bauphasen. Ein erstes kleineres Holzgebäude wurde bereits in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Dieses wurde dann in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch einen Fachwerkbau mit Steinfundament ersetzt, bei dem die Räume um einen Innenhof gruppiert waren. An der hier festgelegten Gebäudeausrichtung orientierten sich größtenteils auch die späteren Bauphasen.

Um das Ende des 2. Jahrhunderts wurde das Haupthaus komplett in Stein ausgebaut. An der Südostseite entstanden die beiden 2stöckigen Eckrisaliten, die durch einen Säulengang (portikus) verbunden waren. Die Räume waren teilweise mit Fußboden- und Wandheizungen ausgestattet und mit Mosaiken verschönert.

Etwa Mitte des 4. Jahrhunderts wurde die Villa in eine prachtvolle Palastanlage mit 34 Räumen umgewandelt. Der Innenhof wurde zugunsten von neuen Räumen aufgegeben, die Eckrisaliten mit Apsiden erweitert, im Nordosten wurde ein großer Saal mit halbrunder Apsis (aula) angefügt und insgesamt 11 Räume der Nordostseite erhielten prächtige Mosaike. Die Wände waren ebenfalls mit prachtvollen Fresken bemalt, allerdings sind hiervon nur noch wenige Reste erhalten.

Sicher wurden nicht alle Räume als Wohnräume genutzt, sondern einige wohl auch als Amtsstuben, während die große Aula als Audienzsaal diente. Ob die Villa als Ersatz für den bei einem Erdbeben zerstörten Statthalterpalast von Carnuntum gedient hatte oder um 375 n. Chr. die Familie des Kaisers Valentinian I. beherbergte, ist unter Wissenschaftlern bisher noch umstritten.

Im 5. Jahrhundert wurde die Villa abermals geringfügig umgebaut, bevor sie dann bei einem Brand zumindest teilweise zerstört wurde.

Reste von römischen Gräbern und Grabsteine wurden hier bereits im 19. Jahrhundert gefunden, erste wissenschaftliche Ausgrabungen des Hauptgebäudes fanden 1931 und nochmals zwischen 1949 und 1955 statt. Hierbei kamen neben dem Hauptgebäude und der Umfassungsmauer auch einige Nebengebäude zum Vorschein, wie z.B. ein Getreidespeicher, ein Wirtschaftshof mit Schmiede und Stallungen, das Badegebäude, Gesindewohnhäuser und Torbauten. Von den prachtvollen Mosaiken wurde nur ein kleiner Teil ausgehoben, die restlichen wurden wieder zugeschüttet.

Erst zwischen 1975 und 1977 wurden auch die verbliebenen Mosaike ausgegraben und größtenteils ins Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt gebracht, wo man sie heute besichtigen kann. Von den ursprünglichen 500 qm Mosaikfläche konnten dabei ca. 320 qm restauriert werden. Um noch einen optischen Eindruck der ursprünglichen Mosaike zu erhalten, wurde zumindest ihre Struktur mit verschiedenfarbigen Pflasterungen angedeutet.

Die Gelände der Kaiservilla Bruckneudorf ist jederzeit frei zugänglich. Ein informativer Rundgang mit Schautafeln führt den Besucher durch die einzelnen Räume. Vom aus dem Aushub der Ausgrabungen aufgeschütteten Hügel erhält man einen guten Überblick über die Gesamtanlage.

Lage: Römische Palastanlage, Güterweg Bruckneudorf-Straßheide, Gemeinde Bruckneudorf (Ausfahrt 40/Parndorf der Ostautobahn A 4, dann auf die Bundesstraße 10 Richtung Parndorf und den Schildern folgend nach ca. 250 m links abbiegen)

Link: kaiservillabruckneudorf.com

Römische Villa Aubüheln

Die Villa Rustica von Höflein, die im Hinterland des Donaulimes und in der Nähe von Carnuntum liegt, gehörte wahrscheinlich einem ehemaligen Legionär, der neben landwirtschaftlichen Produkten auch Wein anbaute.

In Höflein weisen noch mehrere archäologische Reste auf die Anwesenheit der Römer im Hinterland des Donaulimes hin. So gab es mehrere römische Landgüter (villa rustica), von denen die Villa von Aubüheln heute wieder sichtbar gemacht wurde. Dieses Landgut wurde in der Spätantike errichtet und bestand etwa ab Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. bis Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. Vermutlich gehörte das Landgut einem Veteranen aus Carnuntum, der hier auf einer Fläche von ca. 300 ha neben Landwirtschaft auch Weinanbau betrieb und so zur Versorgung des Legionslagers von Carnuntum beitrug.

Archäologische Ausgrabungen des 1990 ins Leben gerufenen Archäologieprojekts Höflein legten zwischen 1992 und 1996 das etwa 19,6 x 13,6 m große Haupthaus des Landguts frei, das an der zur Talseite ausgerichteten Südwestseite eine Apsis und einen rechteckigen Vorbau besaß. Das Gebäude war in einen Wohn- und einen Wirtschaftsbereich geteilt, die sich um einen Innenhof gruppierten, in dem sich auch die Heizöffnung (praefurnium) für die Heizung des großen Wohnraumes an der Westseite befand. Der Y-förmige Verlauf der Heizanlage ist in den konservierten Grundmauern noch gut zu erkennen und heute zur besseren Illustration mit rotem Schotter hervorgehoben. Auch der nördliche Wohnraum, der vermutlich ein Schlafraum war, besaß eine T-förmige Fußbodenheizung, die von der Herdstelle der danebenliegenden Küche beheizt wurde.

Auf dem Gutsgelände wurden neben der Ostmauer des Wohnhauses noch Reste einer Schmiede entdeckt. Zu weiteren Nebengebäuden, wie z.B. Scheunen oder Ställen, gibt es bisher aber noch keine näheren Erkenntnisse.

In der Nähe wurde außerdem die Lage von 2 Wachtürmen nachgewiesen und auf dem Gelände der Ortskirche zudem ein Kleinkastell aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert n. Chr. und dem späten 4. Jahrhundert n. Chr., das vermutlich als Benefiziarierstation diente, denn die römische Bernsteinstraße von Carnuntum nach Sopron (Scarbantia) verlief nur wenige hundert Meter entfernt.

Der Grundriss des ca. 3 ha großen Kastells lässt sich heute noch gut anhand der Außenmauern des heutigen Friedhofs und den Resten des Kastellgrabens erkennen. In die Friedhofsmauer und auch in der Kirche sind noch Spolien der römischen Mauern verbaut, zu denen auch ein Relief mit einem Weinstock gehört.

Die als Freilichtmuseum gestaltete Villa Rustica in Aubüheln ist jederzeit frei zugänglich. Weitere Informationen und eine Dauerausstellung über das Archäologieprojekt Höflein findet man in der Limeshalle im Ort, die man nach Vereinbarung mit der Gemeinde besuchen kann.

Lage: Römische Villa Aubüheln-Höflein, Römerstraße 21, 2465 Höflein bei Bruck/Leitha (an der Straße nach Scharndorf)

Ausgrabungen am Michaelerplatz Wien

Die Ausgrabungen am Michaelerplatz sind heute in die Gestaltung des Hofburgvorplatzes integriert und wirken wie ein Fenster in die Vergangenheit. Hier lag während der Römerzeit das Handwerkerviertel der Lagervorstadt.

Die Lagervorstadt (canabae legionis) von Vindobona wurde etwa zeitgleich mit dem Legionslager um 90 n. Chr. erbaut und erstreckte sich halbkreisförmig um das Legionslager herum – etwa innerhalb des Bereichs, der heute von der Ringstraße begrenzt wird. Der älteste Teil lag dabei südwestlich des Lagers am heutigen Michaelerplatz, der östliche Teil wurde erst im 2. Jahrhundert n. Chr. besiedelt.

Direkt am Michaelerplatz lag das Handwerkerviertel der Canabae, hier befand sich zur Römerzeit auch eine wichtige Straßenkreuzung zwischen der entlang der Donau verlaufenden Limesstraße und einer Handelsstraße, die Richtung Süden nach Sopron/Ödenburg (Scarbantia) am Neusiedler See und von dort aus weiter bis nach Aquileia führte.

Auf einer Fläche von rund 94 ha lebten mit den Familien der Soldaten, den Veteranen, Handwerkern und Händlern bis zu 16.000 Menschen in der Canabae. In den größtenteils aus Holz und Fachwerk erbauten Streifenhäusern wurde Eisen und Buntmetall verarbeitet, es gab Beinschnitzer, Töpfereien und Brennöfen, die größtenteils für den Bedarf des Legionslagers produzierten. Zudem gab es Läden, Thermen, Schänken und auch Bordelle. Eine rund 12 römische Meilen (ca. 17,5 km) lange Wasserleitung versorgte die Bevölkerung mit Frischwasser aus dem Wienerwald. Etwa um 260 n. Chr. wurde die Siedlung weitestgehend aufgegeben und die Bevölkerung zog sich nach und nach in das Lagerareal zurück, während das Areal der Canabae u.a. als Gräberfeld genutzt wurde.

Zusätzlich zur Lagervorstadt entstand etwa ab Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine Zivilsiedlung südöstlich des Legionslagers. Sie lag an der Straße nach Carnuntum, deren Verlauf heute noch weitgehend dem der heutigen Rennstraße entspricht. Auf einer in seiner größten Ausdehnung bis zu 40 ha großen Fläche siedelten etwa 15.000 Menschen, es gab Handwerksbetriebe, Gewerbe und Gaststätten, es wurden Ziegel produziert und Waren gehandelt. Die Siedlung erhielt im Laufe ihres Bestehens eine Stadtmauer und wurde vermutlich zwischen 120 und 250 n. Chr. zur Stadt (municipium) erhoben. Bereits in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts begann jedoch eine Abwanderung der Bevölkerung und die Stadt wurde aufgegeben.

Bei den Ausgrabungen auf dem Michaelerplatz zwischen 1990 bis 1991 konnten 4 verschiedene Gebäude identifiziert werden: eine Eisenschmiede, ein Wohnhaus, ein Ehrengrab und ein umfangreicher Gebäudekomplex, in dem man römische Wandmalereien, einen Wasserkanal und ein zur Straße hin ausgerichtetes Ladengeschäft (taberna) gefunden hat.

Heute kann man noch gut einige Reste der Gebäudemauern und Heizkanäle der Hypokausten erkennen, auch ein kleiner Rest einer rankenförmigen Wandbemalung ist noch zu entdecken.

Die Ausgrabungen auf dem Michaelerplatz sind jederzeit frei zugänglich.

Lage: Ausgrabungen Michaelerplatz, Michaelerplatz, 1010 Wien

Link: www.wienmuseum.at/de/standorte/ausgrabungen-michaelerplatz

Römermuseum Wien

Das römische Vindobona bestand neben dem Legionslager aus einem Reiterkastell, einer Lagervorstadt und einer Zivilsiedlung. Das Römermuseum Wien, das im Untergeschoss auch die Reste zweier Tibunenhäuser zeigt, illustriert anschaulich den Alltag der römischen Soldaten und Bürger in Vindobona.

Vindobona war rund 350 Jahre lang Standort eines Legionslagers für ca. 6.000 Soldaten und eines Reiterkastells mit 1.000 Mann Besatzung. In den beiden Lagersiedlungen rund um das Lager lebten zudem bis zu 30.000 Zivilpersonen. Doch auch die strategische Lage an der Donau und an der Kreuzung von wichtigen Handelsstraßen machte Vindobona neben Carnuntum zu einem der bedeutendsten Militär- und Verwaltungszentren der Provinz Pannonia.

Bereits Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. war hier eine Vexillation der Legio XV Apollinaris stationiert. Zwischen 89 und 92 n. Chr. wurde mit dem aus Stein errichteten Bau eines Legionslager begonnen, das sich über eine Fläche von über 20 Hektar erstreckte. Ab 97 n. Chr. war dieses zunächst Stützpunkt der Legio XIII Gemina, die ab 101 n. Chr. von der Legio XIIII Gemina Martia Victrix abgelöst wurde. Ab 114 kam die Legio X Gemina Pia Fidelis, die in Vindobona bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. stationiert war.

Das Alenkastell, das sich im Bereich des heutigen Schottenstifts befand, wurde um 85 n. Chr. errichtet. Er war mit gut 4 ha Fläche für rund 1000 Mann ausgelegt und diente vermutlich dem Schutz der Bauvexillation des Legionslagers. Zu den nachgewiesenen Truppen gehören die Ala I Flavia Domitiana Augusta Britannica milliaria, die hier zwischen 89 und 101 n. Chr. stationiert war, und die bis ca. 114 n. Chr. belegte Ala I Batavorum milliaria pia fidelis.

Nach den Markomannenkriegen und dem folgenden Wiederaufbau erlebte Vindobona ab dem Ende des 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts seine größte Blüte in einer nun weitestgehend befriedeten Region. Als ab Anfang des 4. Jahrhunderts jedoch die Grenzkonflikte erneut ausbrachen, baute man das Legionslager zur Festungsstadt aus und verstärkte die Befestigungen.

Ab Mitte des 4. Jahrhunderts wurde zusätzlich das Hauptquartier der Donauflotte (classis histricae) von Carnuntum nach Vindobona verlegt und brachte der Stadt eine weitere kurze Blüte. Ab Ende des 4. Jahrhunderts, nach einer schrittweisen Reduzierung der Truppenstärke, zog sich die Bevölkerung der Lagerstädte in die Lagermauern zurück und gab die Vorstädte auf. Das vollständige Ende der römischen Militärpräsenz in Vindobona wird um 430 n. Chr. vermutet.

Vor allem vom römischen Legionslager finden sich in der Innenstadt Wiens noch einige Spuren, und auch den Grundriss des Lagers kann man im Straßenverlauf heute noch gut erkennen, z.B. an der Naglergasse/Ecke Heidenschuß, wo die Straße den Verlauf der abgerundeten Lagerecke nachzeichnet. Im Tiefen Graben floss in römischer Zeit der Ottakringer Bach, der die Westmauer des Lagers schützte, und an der Rotenturmstraße verlief die östliche Lagermauer.

Nach Abzug der Römer blieb nur die Lagermauer erhalten, die Innenbebauung des Areals wurde in den folgenden Jahrhunderten komplett neu errichtet, so dass die Lage der römischen Straßen und Gebäude heute nur noch aufgrund der archäologischen Funde rekonstruiert werden kann.

Der bisher wichtigste Fund wurde dabei 1948 am Hohen Markt gemacht, als bei Ausgrabungen Reste von 2 typisch römischen Villen zum Vorschein kamen, die eine Fläche von ca. 3.500 qm einnahmen. Hierbei handelte es sich vermutlich um die Wohnhäuser von Militärtribunen, den nach dem Legionskommandanten und dem Lagerpräfekten höchsten militärischen Befehlshabern der Legion.

Eines der beiden Gebäudekomplexe, das vermutlich dem aus dem Senatorenstand stammenden und ranghöchsten Tribunen (tribunus laticlavus) gehörte, besaß einen säulenumstandenen Innenhof (atrium), um den sich die Wohn- und Wirtschaftsgebäude gruppierten. Es war aufwendig und komfortabel mit Fußboden- und Wandheizung ausgestattet und diente nicht nur als Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude, sondern auch als Wohnhaus für die Familie des Tribunen und seinen gesamten Haushalt. Das zweite Tribunenhaus war etwas einfacher ausgestattet und besaß z.B. nur eine Schlauchheizung.

Seit 1961 sind die Ausgrabungen der bisher größten konservierten Ausgrabungsstätte Wiens in einem Schauraum öffentlich zugänglich. 2008 wurde das Museum erweitert und auf 2 weiteren Stockwerken das Römermuseum eröffnet, in dem man nun auch Funde der Ausgrabungen des Legionslagers aber auch der Lagervorstadt und der Zivilsiedlung besuchen kann. Filme, digitale Rekonstruktionen, Videoguides oder Repliken zum Anfassen machen den Besuch dabei zu einem kurzweiligen Erlebnis für Jung und Alt.

Das Römermuseum ist täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet. Es gibt wechselnde Sonderausstellungen, regelmäßige kostenlose öffentliche Führungen, es können aber auch kostenpflichtige Gruppen- oder Themenführungen gebucht werden.

Lage: Römermuseum Wien, Hoher Markt 3, 1010 Wien

Links: www.wienmuseum.at/de/standorte/roemermuseum; www.roemermuseum.at

Römerrundgang in Zeiselmauer

Zeiselmauer ist mit großer Wahrscheinlichkeit das römische Cannabiaca, das östlichste Kastell am norischen Donaulimes. Die Reste des Burgus, des Fächerturms und des Körnerkastens gehören zu den Lagerbefestigungen des 4. Jahrhunderts und sind wegen ihrer monumentalen und gut erhaltenen Mauerreste in ganz Österreich einzigartig.

Cannabiaca war das letzte Kastell der Provinz Noricum, das am Donaulimes die Grenze sicherte. Das um 80 n. Chr. errichtete Holz-Erde-Kastell war ursprünglich Standort einer nicht näher bekannten rund 500 Mann starken gemischten Auxiliarkohorte aus Reitern und Fußsoldaten (cohors equitata).

Zwischen ca. 122 und etwa 150 n. Chr. wurde das Kastell von der hier stationierten Cohors II Thracum equitata nach und nach in Stein erneuert. Aufgrund der zunehmenden Germanenüberfälle begann ab dem Beginn des 4. Jahrhunderts n. Chr. dann der Umbau zu einer regelrechten Festung mit Fächertürmen in den Lagerecken und Zwischentürmen.

Im Zuge des allmählichen Rückzugs der Römer aus der Donauregion ab etwa 370 n. Chr. wurde der nordwestliche Eckturm zuletzt zu einem Restkastell (burgus) umgebaut, in das sich die auf ca. 50 Mann verringerte Uferwächtermannschaft (ripenses oder limitanei) zurückzog. Zusätzlich wurde das auf der gegenüberliegenden Kastellseite liegende östliche Lagertor verschlossen und festungsartig ausgebaut. Auch die Bevölkerung des Lagerdorfs suchte nun innerhalb des Kastellareals Schutz, so dass Cannabiaca letztendlich zu einer befestigten Siedlung (oppidum) wurde.

Um 460 n. Chr. wurde das Kastell endgültig zerstört und verlassen. Erst für das Ende des 8. Jahrhunderts sind wieder erste Nachweise für eine zunehmende Besiedelung zu finden, der ursprüngliche römische Name ging verloren und der Ort wird 971 erstmals wieder als Zeizinmurus erwähnt.

Das Steinkastell war gut 2 ha groß und besaß ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. 4 Lagertore, 8 hufeisenförmige Zwischentürme und an den Ecken ca. 9 Meter hohe Fächertürme, von denen der nordwestliche um 370 n. Chr. durch einen Burgus ersetzt wurde. Die Zivilsiedlung mit ca. 1000 Einwohnern, die aus Händlern, Handwerkern und Soldatenfamilien bestand, lag südlich und südwestlich des Kastells.

In Zeiselmauer wurden schon im 18. Jahrhundert immer wieder römische Funde gemacht, aber nicht mit den Ruinen im Ort in Verbindung gebracht. Dass es sich hierbei um ein römisches Kastell handelt, wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts klar. Systematische Ausgrabungen fanden in Zeiselmauer erst ab etwa 1910 statt, weitere folgten in den 1970er Jahren. Heute befinden sich in Cannabiaca nach Carnuntum die am besten erhaltenen antiken Gebäude Österreichs.

Ein etwa 500 Meter langer Rundweg verbindet in etwa ½ Stunde die noch sichtbaren römischen Bauten miteinander. Beginn ist am Kirchenplatz, wo unter der Kirche das römische Fahnenheiligtum des Stabsgebäudes (principia) aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. liegt. Über die B14, an der das heute nicht mehr sichtbare Westtor (porta principalis sinistra) lag, erreicht man am Florianiplatz rechts die Augasse und an deren Ende das Restkastell (burgus). Weiter geht es rechts über die Römergasse zum Fächerturm der NO-Ecke und von dort rechts über einen Fußweg zum Körnerkasten. Über den Kirchenplatz führt der Weg nun zur Volksschule mit den Resten der südlichen Lagermauer und eines südlichen Zwischenturms (letzterer ist aber nicht zugänglich). Folgt man der Schulgasse in westlicher Richtung, erreicht man nach ca. 5 Minuten an der Ecke Bahnhofstraße das Gemeindeamt mit dem römischen Schauraum.

Der ausgeschilderte Rundweg mit informativen Schautafeln und anschaulichen Kastellmodellen ist jederzeit frei zugänglich. Das Fahnenheiligtum in der Unterkirche ist nur mit Führung und nach Anmeldung zu besichtigen.

Lage: Startpunkt des Römerrundgangs am Kirchenplatz, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/147-2

Burgus des Kastells Cannabiaca

Mit dem Zerfall des Römischen Reichs ging auch in Cannabiaca ein Rückzug der Truppen aus dem Donaulimesgebiet einher. Das Kastell war mit der reduzierten Truppenstärke nur noch schwer zu verteidigen, so dass für die Resttruppe ein Burgus gebaut wurde.

Um 370 n. Chr. wurde am Donaulimes ein Großteil der Legionen und Truppen abgezogen und die Grenze nur noch von einer fest stationierten „Uferwächter“-Truppe (ripenses/limitanei) bewacht. Im Zuge dessen wandelte sich das Kastell zu einer befestigten Siedlung (oppidum), in die sich die Bevölkerung bei Gefahr zurückziehen konnte, mit einem Burgus für die auf ca. 50 Mann reduzierte Truppe. Dieser wurde dabei anstelle des bisherigen Fächerturms in die Nordwestecke des Kastells eingebaut. Gerade am Donaulimes wurden in dieser Zeit einige Kastelle in ähnlicher Weise umgewandelt, z.B. in Oberranna, Traismauer und Mautern.

Der Burgus, der von den Einheimischen heute noch als „Römermauern“ bezeichnet wird, war mit 20 x 21 Metern Grundfläche nahezu quadratisch und nur vom Inneren des Kastells aus durch einen Torbogen zugänglich. Um einen kleinen Innenhof gruppierten sich im Erdgeschoss Werkstätten, Dienst- und Lagerräume, die an der Außenseite fensterlos waren. Im darüberliegenden Geschoss befanden sich die Mannschaftsquartiere und im 2. Obergeschoss ein umlaufender Wehrgang.

Bei ersten durchgeführten Ausgrabungen im Jahr 1910 ging man zunächst davon aus, die hakenförmigen Fundamente des Innenhofs seien Reste eines Limesturms. Erst während der Ausgrabungen in den 1970er Jahren wurde diese Ansicht revidiert und es wurde klar, dass es sich hier um ein auf dem ursprünglichen Fächerturm des Kastells errichtetes Restkastell handeln musss.

Der Burgus ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Burgus, Augasse 6, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/burgus-kleinkastell

Körnerkasten Zeiselmauer

Das östliche Lagertor wurde etwa zur gleichen Zeit wie der Burgus zu einem Kastentor umgebaut. Im Mittelalter diente er als Zehentscheune, was ihm seinen Namen „Körnerkasten“ einbrachte.

Das massive Torgebäude des Körnerkastens wurde um 370 n. Chr. in der letzten Ausbauphase des Kastells gleichzeitig mit dem Burgus und anstelle des östlichen Lagertors (porta principalis dextra) errichtet. So konnten einerseits die aus Richtung Osten zu erwartenden Feinde rechtzeitig abgewehrt und andererseits die dem Burgus gegenüberliegende Kastellseite besser geschützt werden. Ob der Bau zu dieser Zeit noch als Zugang zum Kastell diente oder ob der Torbogen bereits damals komplett zugemauert wurde, ist noch unklar.

Nach der Römerzeit, als Zeiselmauer im Mittelalter Herrenhof des Bischofs von Passau wurde, blieb das Gebäude erhalten und wurde als Getreidespeicher für den Zehent genutzt. Lange Zeit hielt man den Körnerkasten daher auch für ein Gebäude, das in dieser Zeit erbaut wurde. Erst als klar wurde, dass in Zeiselmauer einst ein römisches Kastell lag und auch dessen Grundriss einzuschätzen war, war klar, dass es sich hier um die Reste des östlichen Lagertors handeln musste.

Das Bodenniveau lag in der Antike etwa 2 Meter tiefer, wie man am ursprünglich etwa 4 Meter hohen Bogen des Kastelltors erkennen kann, von dem heute nur noch der obere Teil zu sehen ist. Der Turm ist noch bis zur Dachkante in original spätrömischer Bausubstanz erhalten, auch die schmalen, schlitzartigen Fenster stammen noch aus römischer Zeit, alle anderen Tür- oder Fensteröffnungen wurden erst in nachrömischer Zeit eingesetzt. Die abgerundeten Ecken des Turms sind typisch für die damalige römische Bauweise und an der Nord- und Südseite kann man noch den Ansatz der Kastellmauern erkennen.

Der Körnerkasten ist das größte erhaltene spätrömische Gebäude Österreichs und auch das einzige bisher bekannte römische Kastentor.

Der Körnerkasten ist nur von außen frei zugänglich.

Lage: Körnerkasten, Passauerplatz, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/koernerkasten-oestliches-lagertor

Römischer Schauraum Zeiselmauer

In der kleinen Ausstellung, die 2015 vom Verein „Freunde von Zeiselmauer“ eingerichtet wurde, sind Funde aus Zeiselmauer aus der Zeit zwischen dem 1. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. ausgestellt.

In der kleinen Ausstellung im Gemeindeamt von Zeiselmauer sind einige der Originalfunde aus Zeiselmauer zu sehen. Zu den interessantesten Objekten gehören z.B. der Weihestein zu Ehren des Kaisers Lucius Verus, der 165 n. Ch. von der im Kastell stationierten Lagertruppe (Cohors II Thracum) gestiftet wurde, und eine Grabstele des römischen Veteranen Aelius Aemilius, der im 2. Jahrhundert n. Chr. von seiner Frau Amuca, einer norischen Einheimischen, aufgestellt worden war.

Außerdem werden Gegenstände aus dem militärischen und zivilen Leben, wie z.B. Gefäße, Glasbecher, Terra-sigillata-Schüsseln, bronzene Wagenbeschläge, Amulette, römische Ziegel und Haushaltsgegenstände gezeigt.

Der Schauraum ist während der Geschäftszeiten der Bäckerei ohne Eintrittsgebühr zugänglich.

Lage: Schauraum im Gemeindeamt Zeiselmauer, Bahnhofstraße 6, 3424 Zeiselmauer-Wolfpassing

Link: www.cannabiaca.com/roemischer-schauraum

Reiterstandbild Marc Aurels in Tulln

Kaiser Marc Aurel verbrachte einige Jahre seiner Regierungszeit am Donaulimes, wo er die Truppen in den beiden Markomannenkriegen zeitweise direkt befehligte. Das Ende der Kriege erlebte er nicht mehr, er starb auf dem zweiten Feldzug. In Tulln wurde 2001 eine Replik des Reiterstandbilds aufgestellt, das in der Antike zu seinen Ehren in Rom stand.

Marc Aurel (geboren 121 als Marcus Annius Catilius Severus) gehörte zu den sogenannten Adoptivkaisern. Er war ein angeheirateter Neffe von Kaiser Antoninus Pius und wurde von ihm als Marcus Aelius Aurelius Verus adoptiert. Nach dem Tod seines Adoptivvaters 161 n. Chr. wurde er dessen Nachfolger und unter dem Kaisernamen Marcus Aurelius Antoninus Pius Augustus römischer Kaiser. Ihm folgte 180 n. Chr. sein leiblicher Sohn Commodus als Kaiser nach.

Kurz nach den Partherkriegen im Osten des Reiches, in denen Marc Aurels Mitkaiser Lucius Verus 166 n. Chr. erfolgreich siegte, wurde die Nordgrenze an der Donau durch die Markomannen bedroht. Daraufhin traf Marc Aurel zusammen mit Lucius Verus persönlich im Krisengebiet ein und inspizierte 168 n. Chr. die hier stationierten Truppen. Immer wieder kehrte er an die Donaugrenze zurück, um die Truppen zu befehligen, zuletzt zum 2. Markomannenkrieg 178 n. Chr., in dessen Verlauf er 180 n. Chr. vermutlich im Legionslager Vindobona starb.

Das 2001 in Tulln errichtete Reiterstandbild an der Donaulände ist ein Abguss eines berühmten Originals, das entweder um 166 n. Chr. anlässlich des Siegs gegen die Parther oder um 170 n. Chr. nach dem 1. Markomannenkrieg geschaffen wurde. Die Statue soll an die Anwesenheit des Kaisers in Noricum während der Markomannenkriege erinnern und ist heute zusammen mit dem Standbild des Augustus eine der berühmtesten römischen Plastiken. Das Original befindet sich heute in den Kapitolinischen Museen in Rom.

Das Standbild ist jederzeit frei zugänglich.

Lage: Reiterstandbild, Donaulände 50c, 3430 Tulln an der Donau

Römermuseum Tulln

Die rund 400jährige römische Geschichte von Comagenis kann man im Stadtmuseum Tulln erleben. Hier wird das militärische und zivile Leben der Römer an der Nordgrenze des Reiches anhand von Originalfunden aus den Ausgrabungen in Tulln, aber auch mit Hilfe von Modellen, Dioramen oder Nachbildungen anschaulich dargestellt.

Das 1928 gegründete Museum wurde im Jahr 2001 neugestaltet. Im Gebäude des ehemaligen Dominikanerinnenklosters wird das römische Leben in mehreren Räumen umfassend und kurzweilig präsentiert.

Die militärische Bedeutung des Kastells Comagenis an der Grenze des Reiches wird mit Hilfe von lebensgroßen Figuren deutlich, die detailgetreu als Legions- oder Auxiliarsoldaten, einheimische Kelten oder Germanen eingekleidet sind. Anhand von Kastellmodellen erhält man einen Überblick über die militärischen Stützpunkte in der Tullner Gegend, Zinnfiguren-Dioramen stellen Szenen aus dem Soldatenalltag nach und neben einem Militärdiplom, Waffen und Ausrüstungsteilen ist auch ein Modell des Kastells zu sehen.

Außerdem widmet sich ein Teil der Ausstellung dem zivilen Leben und zeigt z.B. anhand von Schmuck, Keramik- und Glaswaren, Terra sigillata-Geschirr oder Werkzeugen, wie die Zivilbevölkerung von Comagenis gelebt hat. Götterstatuetten, Grabsteine, Weihealtäre, ein nachgebautes Ziegelplattengrab, aber auch die Grabbeigaben eines Schmieds illustrieren das religiöse Leben in Comagenis und auch die römische Baukunst wird mit Hilfe einer nachgebildeten Giebelfront eines Hauses, einer rekonstruierten Wandmalerei, gestempelten Ziegeln und Werkzeugen für den Bau erläutert.

Zu den interessantesten Funden gehören dabei ein Mythrasrelief aus Marmor, die originale Bauinschrift (tablua ansata) des ersten Steinkastells von Comagenis, ein Münzhort mit mehr als 1700 Münzen, ein Ring mit Christusmonogramm und ein Meilenstein. Vor dem Museum steht eine Statue des Jupiter Dolichenus, einem Soldatengott, der in der Gegend von Kommagene verehrt wurde und mit den in Comagenis stationierten Soldaten hierherkam.

Das Römermuseum, das bereits mehrfach das Österreichische Museumsgütesiegel erhalten hat, ist von etwa Anfang April bis Ende Oktober gegen Eintrittsgebühr von Mittwoch bis Sonntag und feiertags geöffnet (montags und dienstags ist geschlossen). Es können auch Führungen nach Vereinbarung gebucht werden und zu Beginn des Rundgangs kann man sich mit einer kurzen Audio-Dia-Schau in das Thema einstimmen lassen.

Lage: Stadtmuseum Tulln RÖMERMUSEUM, Marc-Aurel-Park 1b, 3430 Tulln an der Donau

Link: www.roemermuseum-tulln.at

Römer- oder Salzturm Tulln

Der Römerturm, der im Laufe der Jahrhunderte zu verschiedenen Zwecken genutzt wurde, ist heute der einzige Turm, der von der westlichen Kastellmauer noch so gut wie komplett erhalten geblieben ist.

Einst war der Römer- oder Salzturm einer der Zwischentürme der Westseite des Kastells, der in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. im Zuge der massiven Verstärkung der Befestigungen des Kastells als Hufeisenturm errichtet wurde.

Bei der Wiederbesiedlung des Kastellareals in karolingischer Zeit wurde der Turm in die Stadtmauer integriert und bis ins 13. Jahrhundert als Schutzbau und zur Sicherung der Schiffslände genutzt. Im 15. Jahrhundert diente er als Zeughaus zur Lagerung von Pulver und Waffen und im frühen 19. Jahrhundert als Salzlager. Daher wird er heute von der Bevölkerung auch als Salzturm bezeichnet.

Der heute noch etwa 10 Meter bzw. 4 Stockwerke hoch bis zur Dachkante vollständig im originalen Zustand erhaltene Turm ist der einzige, der noch heute von der westlichen Kastellmauer erhalten ist und gehört zu den besterhaltenen Bauwerken aus der Römerzeit im Donauraum.

Der Turm wurde in den Jahren 1984 und 2004 restauriert und dabei auch der Eingang auf der Ostseite wiederhergestellt.

Der Turm ist nur von außen zu besichtigen.

Lage: Römerturm, Donaulände 38/Ecke Nibelungengasse, 3430 Tulln an der Donau

Link: www.tulln.at/erleben/stadt-kultur/roemer/die-roemer-in-tulln

Römerkastell Comagenis

Das Ende des 1. Jahrhunderts von einer Spezialeinheit berittener Bogenschützen aus Kommagene gegründete Kastell erhielt von dieser ihren Namen Comagenis bzw. Castra Comagena. Die genaue Größe kann heute nur noch geschätzt werden, denn nach Abzug der Römer wurde von der Donau etwa ein Dritte